ERASMUS-Erfahrungsbericht Manchester 2012/2013

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ERASMUS-Erfahrungsbericht Manchester 2012/2013
ERASMUS-Erfahrungsbericht Manchester 2012/2013
Anreise und Unterkunft:
Da Manchester einen eigenen, relativ groβen Flughafen besitzt, ist eine Anreise mit dem
Flugzeug problemlos möglich. Wenn ihr relative frühzeitig bucht, halten sich die Flugkosten
absolut im Rahmen. Ich bin von Frankfurt aus mit Lufthansa geflogen, aber auch von
Stuttgart aus (mit German Wings) lässt sich Manchester direkt erreichen. Dort angekommen
könnt ihr entweder mit dem Zug oder mit dem Bus (Linie 43) bis ins Stadtzentrum fahren.
Prinzipiell gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten eine Unterkunft zu finden: Zum einen
wären da die so genannten Halls; Studentenwohnheime, die gröβtenteils von Erstsemestern
bewohnt werden. Klarer Vorteil dieser Option: Nebenkosten und Internet sind als Festpreis
mit in der Miete enthalten. Ihr müsst euch also nicht jedes mal um die Zahlung von
Rechnungen kümmern und könnt zudem beliebig viel Wasser, Gas und Strom verbrauchen.
Dafür sind die Mieten der Halls generell relativ hoch und nicht mit den meist doch recht
günstigen Studentenwohnheimen Deutschlands vergleichbar. Ich persönlich habe mich für
die Alternative in Form einer privaten Unterkunft entschieden. In England ist es hierbei
üblich, dass sich Studenten nicht in Wohnungen, sondern meist in ganze
(zugegebenermaβen relativ kleine) Häuser einmieten. Darum habe ich mich jedoch erst vor
Ort gekümmert. Von Deutschland aus habe ich lediglich ein Hostel für zweieinhalb Wochen
vor Semesterbeginn gebucht. An dieser Stelle kann ich euch das Hatters Hostel in der Hilton
Street empfehlen: Es liegt direkt in der Stadtmitte, hat saubere Zimmer bzw. Sanitäranlagen
und ist recht günstig. Ein weiterer, groβer Pluspunkt ist, dass ihr bei früherer Abreise (d.h.
wenn ihr ein Zimmer gefunden habt) das Geld für die restlichen Tage erstattet bekommt!
Die Zimmersuche an sich gestaltete sich überraschend unkompliziert. Es gibt zahlreiche
Angebote in den unterschiedlichsten Preisklassen und auf verschiedenen OnlinePlattformen (Gumtree, Manchester Student Homes, etc.). Schon am zweiten Tag nach
meiner Ankunft hatte ich die ersten Hausbesichtigungen per e-Email und Telefon vereinbart
und wenige Tage später konnte ich dann auch schon mein Zimmer beziehen. An dieser
Stelle sollte vielleicht gesagt sein, dass hier die Mieter grundsätzlich kein Mitspracherecht
bei der Auswahl eines potenziellen neuen Mitbewohners haben. Das liegt eigentlich
komplett in den Händen der Vermieter – WG Castings, wie sie in Deutschland oft zelebriert
werden, finden also nicht statt. Ich selbst hatte meine Mitbewohner vor meinem Einzug
zudem überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, da diese zum Zeitpunkt meiner Besichtigung
noch im Urlaub waren. Dafür hatte ich mein Zimmer aber nach meiner Zusage direkt
zugesichert bekommen; diese Erfahrung haben auch meine Kommilitonen gemacht. Die
allgemeine Qualität der Unterkünfte solltet ihr übrigens nicht mit deutschen Standards
vergleichen. Mängel verschiedener Art sind relativ häufig zu entdecken und Gütesiegel
haben eine zweifelhafte Aussagekraft. Ich persönlich finde das alles nicht weiter schlimm,
sehe das als Teil der gemachten Erfahrungen und konnte mich bestens damit arrangieren.
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Also, lasst euch nicht von Kleinigkeiten abschrecken - das gehört, so finde ich zumindest,
irgendwo dazu.
Universität und Studium:
Schon ziemlich lange vor eurem eigentlichen Auslandsaufenthalt werdet ihr mit zahlreichen
Informationen von und zu eurer neuen Universität versorgt. Das Kursangebot ist ziemlich
umfangreich und sollte für jede Interessen etwas Passendes bieten. Generell gibt es ein paar
wichtige Dinge zu beachten: Zum einen dürft ihr pro Semester einen fachfremden Kurs
besuchen und erhaltet so die Chance über den Tellerrand eurer eigentlichen Studienfächer
zu schauen. Wenn ihr Interesse daran habt, die fortgeschrittenen final year Kurse zu
besuchen (egal ob fachfremd oder nicht) braucht ihr zudem die schriftliche Bestätigung des
jeweiligen Dozenten. Meinen Erfahrungen nach sind diese jedoch in der Regel sehr
freundlich und zuvorkommend und nehmen internationale Studenten prinzipiell gerne auf.
Zudem, gibt es zahlreiche Kurse, die speziell auf Austausch – bzw. ERASMUS – Studenten
zugeschnitten sind. Ich persönlich würde euch empfehlen, zumindest einen zu belegen, da
euer Englisch auch von diesen profitieren kann – und wenn ihr unterfordert seid, könnt ihr
ja im zweiten Semester ein anderes Seminar besuchen. Seltsamerweise war es übrigens
extrem schwierig, für englische Literaturkurse zugelassen zu werden. Die genauen Gründe
haben sich mir nicht wirklich erschlossen, vielleicht ist das aber während eures Aufenthalts
schon wieder etwas einfacher. Grundsätzlich werdet ihr mit eurer Stundenplanerstellung
jedoch nicht alleine gelassen, sondern bekommt mehrmals Rückmeldung aus Manchester.
Auβerdem habt ihr während der ersten zwei Wochen immernoch die Möglichkeit, Kurse zu
wechseln und zu tauschen.
Apropos Studienanfang: Die Fresher’s Week solltet ihr unbedingt besuchen. Mit zahlreichen
Infoveranstaltungen, Führungen (sogar eine kommentierte Busrundfahrt durch Manchester)
und Feiern werdet ihr hier bestens auf die vor euch liegende Zeit eingestimmt und könnt
schnell die ersten Kontakte knüpfen. Hier stellen sich auch die zahlreichen Societies vor, die
einen schier unendlichen Bereich von Aktivitäten und Vorlieben abdecken: Hier findet ihr
Gleichgesinnte für wirklich alles - von Fuβball bis Beer-Pong…
Manchester – Stadt und Leben:
Zugegebenrmaβen: Anfangs war ich, wie einige von euch vielleicht auch, etwas skeptisch
gegenüber dem Stadtbild von Manchester. Die alte Leier von der hässlichen Industriestadt
schwirrte zwangsläufig auch in meinem Kopf zeitweise herum. Aber keine Sorge, ich kann
Entwarnung geben! Klar, es gibt mit Sicherheit schönere Städte auf der Welt, aber ein
Schandfleck ist Manchester nun wirklich nicht. Ganz im Gegenteil; hier gibt es richtig schöne
Ecken zu entdecken - beispielsweise das am Kanal gelegene Viertel Castlefield oder das
imposante Rathaus. Auch die krassen Gegensätze von moderner und alter Architektur dicht
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an dicht haben ihren Reiz und finden sich vor allem im Stadtzentrum. Allgemein ist
Manchester ziemlich abwechslungsreich und lädt mit seinen verschiedenen Vierteln
Erkundungstouren ein.
Während des Semesters ist die Stadt voll von Studenten und dementsprechend finden sich
auch enorm viel Unterhaltungsmöglichkeiten: unzählige Pubs, Bars und Clubs sind vor allem
am Wochenende immer gut besucht. Musikalisch ist Manchester bekanntlich kein
unbeschriebenes Blatt und so gibt es viele Möglichkeiten Live-Musik zu erleben (mein Tipp
für Rock – und Metalfreunde: donnerstags im Grand Central). Direkt neben der Uni befindet
sich zudem die Manchester Academy, in der regelmäβig auch international bekannte
Künstler auftreten.
Auch kulinarisch gesehen habt ihr eine breite Auswahl; so kann man beispielsweise auf der
Curry Mile (ihr ahnt es schon) sehr gut indisch Essen gehen. Eine Warnung sollte ich euch
vielleicht doch noch mit auf den Weg geben: Auch wenn es vertraut und irgendwie lustig
klingen mag: Bestellt euch besser keinen “Donner Kebab”; der könnte eure
Geschmacksnerven und Verdauungsorgane nämlich tatsächlich wie ein Blitz treffen.
Und solltet ihr Manchester dennoch einmal den Rücken kehren wollen, dann profitiert
einfach von den vielen schönen Ausflugszielen rundherum wie Liverpool, York oder Peak
District. Mit Bus und Bahn kommt man meist einfach und recht günstig zum Ziel.
Ich könnte wirklich noch lange so weiter schreiben und hoffe, euch etwas für diese
faszinierendenStadt begeistern zu können. Die Zeit hier war und ist wirklich eine einmalige
Erfahrung und ich kann euch nur empfehlen, den gleichen Schritt wie ich zu gehen. Im
Übrigen würde ich euch empfehlen, ein komplettes ERASMUS – Jahr zu verbringen. Die Zeit
im Ausland geht einfach erschreckend schnell vorbei und es braucht einfach eine Weile, um
sich wirklich einzuleben und die Kultur kennenzulernen.
Falls ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr euch selbstverständlich gern bei mir unter
[email protected] melden!
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