Andrássy Universität Budapest, 2014-15
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Andrássy Universität Budapest, 2014-15
Erfahrungsbericht Name: A n d r e a, S c h u s t e r Studiengang und -fach: Sozialwissenschaftliche Konfliktforschung Austauschjahr: SS 2015 Gastuniversität: Andrássy Universität Budapest Stadt: Budapest Land: Ungarn Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Vorbereitung Nachdem ich aus einer Infomail erfahren hatte, dass die Uni Augsburg eine neue Partneruni in Budapest hat, bewarb ich mich über das Erasmusprogramm des akademischen Auslandsamtes für ein Semester an der Andrássy Universität Budapest (AUB). Nach Erhalt der Zusage, habe ich ein Learning Agreement mit der zuständigen Fachbetreuerin ausgearbeitet und an die AUB geschickt. An der Andrássy Uni kann man alle Kurse sämtlicher Fakultäten (es sind ohnehin nur drei) belegen und in den ersten Wochen bei Nichtgefallen auch wieder abwählen. Es lohnt sich verschiedene Veranstaltungen anzusehen da die Ansprüche oft sehr unterschiedlich sind. Den Zugang zum Onlinesystem der AUB bekommt man bereits vor seiner Ankunft per Mail mitgeteilt und kann sich dort in die Kurse eintragen. Das System kann intuitiv bedient werden. Die Semesterdaten sind auf der Webseite der AUB abrufbar, grob kann man sagen, dass das Sommersemester Anfang Februar beginnt, das Wintersemester Ende August / Anfang September. Somit kann man eigentlich davon ausgehen, dass es keine Überschneidungen der Vorlesungszeiten gibt, doch sollte man den ferienfreien Übergang für eventuelle Hausarbeiten und Prüfungen einplanen. Ankunft Wie auch schon in anderen Erfahrungsberichten beschrieben, ist es zu empfehlen mit der Bahn nach Budapest zu fahren, da es Spartickets für 30 bis 60 Euro gibt. Eine weitere Möglichkeit ist, eine Mitfahrgelegenheit über blablacar zu suchen. Die Fahrtzeit mit dem Auto beträgt etwa 7-8 Stunden. Es gibt auch verschiedene Busunternehmen die von München aus nach Budapest fahren. Die Fahrzeit bei diesen ist aber relativ lang. Egal mit welchem Transportmittel man ankommt, die für Studenten typischen Wohngebiete sind alle sehr gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu errei- chen. Bei einer Taxifahrt auf alle Fälle auf den Taximeter bestehen, egal was der Fahrer erzählt. Wohnungssuche und Unterkunft Im Gegensatz zu anderen Unis in Budapest hilft die AUB nicht bei der Wohnungssuche, aber dank eines Überangebots ist es leicht ein WG Zimmer oder eine Wohnung auf wg-gesucht, bestimmten Gruppen auf Facebook oder auf http://roommatesbudapest.com/ zu finden. Es gibt noch diverse andere Seiten im Internet, hier ist es aber schwierig ohne Kenntnisse des Ungarischen klarzukommen, bzw. mit den potentiellen Vermietern auf Englisch zu kommunizieren. Viele WGs und Wohnungen sind auf erwähnten Seiten überteuert, über Facebook-Gruppen kann man aber auch günstige Angebote finden. Die Budapester raten gewöhnlich vom 8. und 9. Bezirk ab, doch meiner Meinung nach, ist dieser Bezirk gefährlicher dargestellt als er ist. Insbesondere die nördlichen Teile sind ohnehin schon lange der Gentrifizierung zum Opfer gefallen, wie auch der 5., 6. und 7. Bezirk, in denen die meisten Studenten wohnen. Wer günstiger wohnen möchte, kann auch in der Nähe des Keleti oder weiter außerhalb wohnen. Unileben Die Andrássy Uni ist mit weniger als 200 Studenten eine sehr kleine Universität. Sie hat nur drei Fakultäten: • Internationale Beziehungen und Wirtschaftswissenschaften • Mitteleuropäische Studien • Vergleichende Staats- und Rechtswissenschaft. Alle Studiengänge sind Masterstudiengänge, des Weiteren gibt es noch eine Doktorandenschule. Bei meinem Beginn im Sommersemester 2015 gab es nur sehr wenige Erasmusstudenten und deshalb auch keine offizielle Einführungsveranstaltung. In der Bibliothek wurden Führungen angeboten. Hier wurde erklärt, wie man drucken kann und die Bibliothek benutzt. Nach etwa 1-2 Wochen stand ein Treffen der Studentenvertretung mit Stadt- und Kneipenführung an, welche aber letztendlich eine kurze Führung durch die Uni war (die so klein ist, dass man ohnehin in 3 Minuten alles gesehen hat) und in einer einzigen Bar endete. Im Wintersemester soll die Einführungsveranstaltung umfangreicher sein. Zum Ende des Semesters gab es eine kleine Abschiedsfeier für die Erasmusstudenten. Besonders in den ersten Tagen wäre es sicher hilfreich, wenn man mehr Unterstützung hätte. Allein aufgrund der Tatsache, dass wohl der überwiegende Teil der Erasmusstudenten kein Ungarisch spricht, wäre es toll, wenn die Uni Mentoren zur Verfügung stellen würde, da es ansonsten äußerst schwierig sein kann offizielle Dinge (Anmeldung bei der Behörde, Internetanmeldung, Erwerb einer Steuernummer falls man arbeiten möchte etc.) zu bewerkstelligen. Hier ist aber die Größe der Uni von Vorteil, da man schnell mit den anderen Studenten ins Gespräch kommt. Ein weiterer Vorteil der kleinen Uni ist, dass in den Seminaren nie mehr als 20-25 Studenten teilnehmen. Ich habe auch Veranstaltungen besucht, an denen nur drei Teilnehmer eingeschrieben waren. Man kann also von einem intensiveren Kontakt mit den Dozenten ausgehen, die mehr Zeit für Gespräche mit den Studenten haben, als man das von der Uni Augsburg gewohnt ist. Überhaupt läuft einiges entspannter. Die Seminare und Vorlesungen sind zwar viel verschulter als im Master in Augsburg üblich, doch ist auch der Druck an der AUB geringer. Zum einen aufgrund der teilweise mäßigeren Ansprüche, andererseits einfach aufgrund des nicht so hektischen Lebensstils wie in Deutschland. Bewertet werden gewöhnlich die Mitarbeit im Seminar und die Präsentationen die man hält, sowie die mündliche Prüfung am Ende des Semesters. Man schreibt deutlich weniger Hausarbeiten als an der Uni Augsburg. Die Dozenten kommen aus Ungarn, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich persönlich habe mehr über Österreich und die Schweiz gelernt als je zuvor. Interessant fand ich dabei eine andere Perspektive auf (Mittelost-)europa zu bekommen, als sie mir bisher bekannt war. Natürlich ist es auch gerade an der Fakultät Mitteleuropäische Studien Seminare bezüglich ungarischer (und weiterer mitteleuropäischer) Kultur und Geschichte zu belegen. Abends gibt es an der AUB häufig Veranstaltungen organisiert von deutschen, österreichischen und schweizerischen Stiftungen, Botschaften und Kulturvereinen. Zudem werden kostenlose Workshops angeboten. Die Bibliothek ist etwas klein und verfügt über relativ wenige Bücher (die man aber dafür bis zu drei Wochen ausleihen kann). Fernleihe und das Bestellen über Amazon sind teuer. Man kann aber auch die Bibliotheken der anderen Unis in Budapest nutzen. Der Springer Link ist leider beschränkt, aber das kennt man ja als Augsburger Student. Die Zweitbibliothek der AUB, die "Österreich-Bibliothek" führt relativ viel Belletristik und organisiert immer wieder literarische Veranstaltungen. An der kleinen deutschsprachigen Uni kommt, nicht wirklich überraschend, wenig internationales Flair auf. Wer dies sucht, ist an der AUB definitiv falsch. So sind zwar mehr unterschiedliche Nationalitäten in der AUB vertreten als man erst einmal vermutet, doch sind die meisten Studenten Ungarn, Deutsche und Österreicher. Wer am Erasmusleben teilhaben will, sollte sich via Facebook oder WG-Mitbewohnern den Erasmusgruppen der anderen zahlreichen Unis in Budapest wenden. Geld Die meisten Informationen in Bezug auf Bankkonten sind ebenfalls schon in den anderen Erfahrungsberichten aufgelistet. Zu erwähnen ist noch, falls man Euro benötigt, gibt es am Deak Ferenc ter einen Automaten an dem man Euro abheben kann. Mieten sind in Budapest günstiger als z.B. in Augsburg. WG Zimmer kann man ab 200 Euro finden, die meisten Studenten bezahlen aber eher 250 Euro. Einzimmerwohnungen belaufen sich mit allen Nebenkosten (Wasser, Heizung, Strom, Internet) auf ca. 350 Euro. Die Preise hängen wie erwähnt stark vom Bezirk ab, aber auch am Grad der Renovierung ab. Nahrungsmittel und Hygieneartikel sind etwa so teuer wie in Deutschland, manches kosten auch mehr. Am Standrand kann es billiger sein. Zu empfehlen ist die Markthalle am Lehel ter, eine Station hinter dem Nyugati Bahnhof. Hier gibt es neben Obst und Gemüse, die günstigste Milka Schokolade der Innenstadt (soweit ich weiß) und auch Haushaltsgegenstände und Hygieneartikel. Durch die relativ hohen Nahrungsmittelpreise in den Supermärkten macht es oft keinen allzu großen Unterschied Essen zu gehen. Es gibt zahlreiche Restaurants mit Mittagsoder Tagesmenüs für ca. 800 bis 1.400 Forint. Auch hier ist logischerweise die Lage des Restaurants neben der Qualität entscheidend. Die Fahrkarte für den monatlichen Nahverkehr beläuft sich auf etwa 11 Euro für Studenten. Die Karte kann entweder für einen Monat oder für ein Vierteljahr gekauft werden. Im Allgemeinen ist der Transport viel günstiger als in Deutschland und man sollte auf alle Fälle auch aus der Stadt raus fahren. Alltag und Freizeit Über das Nachtleben wurde in den anderen Erasmusberichten zahlreich berichtet. Doch auch am Tag gibt es in Budapest viel zu entdecken. Schon allein ein Spazier- gang durch die Stadt erstaunt immer wieder, dank der schönen Gebäude und den dazugehörigen Hinterhöfen. Zudem ist die Stadt ein Traum für alle Veganer und Vegetarier, da es zahlreiche vegane Restaurants mit erschwinglichen Preisen gibt. Das kulturelle Leben in Budapest ist sehr ausgeprägt und man sollte auf alle Fälle einige Museen, Theater und die Oper besuchen. Für Naturfreunde gibt es neben den Wäldern auf der Budaseite und der Margitszegit noch andere schöne Donauinseln. Das Radfahren, insbesondere außerhalb von Budapest, erfordert aber besonderen Mut. Im Gegensatz zum relativ rücksichtslosen Verkehr geht es in Ungarn etwas gemütlicher zu als in Deutschland, was seine Vor- und Nachteile hat. Ungarn ist nicht gerade bekannt für seinen freundlichen Service und manche organisatorischen Dinge kosten viele Nerven. Dazu kommt, dass die Leute etwas reserviert sind, und man auch hier Zeit und Geduld braucht um an die Menschen ranzukommen. Im Privaten sind die meisten Ungarn dagegen sehr höflich und hilfsbereit. Als großen Nachteil habe ich empfunden, dass ich das Tagesgeschehen nur über die deutschen und englischen Zeitungen verfolgen konnte, die teilweise nicht sonderlich objektiv sind. An der Uni gibt es viele Veranstaltungen mit Simultanübersetzung, dennoch ist man im Verstehen des Landes und seiner Kultur wenn man dessen Sprache nicht spricht eingeschränkt. Weiterhin ist auch das internationale Flair außerhalb der ErasmusBlase limitiert. Bekanntlich zählt Ungarn nicht zu den weltoffensten und EUfreundlichsten Ländern. Antisemitismus und Antiziganismus stehen wie Islamophobie auf der Tagesordnung. Das Menschenbild auf der Straße ist für eine Großstadt nicht sonderlich divers. Die politische Entwicklung in Bezug auf Einwanderung und Minderheitenrechte ist nicht gerade vielversprechend. Während meiner Zeit in Ungarn hat die extrem rechte Partei der rechtsgerichteten Partei die Stimmen abgelaufen. Wer davon aber nichts mitbekommen möchte, kann diese Dinge dank der Sprachunkenntnis auch ausblenden, denn Budapest erscheint im Sommer dank der vielen Touristen dann doch etwas multikulturell und viele Studenten befinden sich ja meist unter anderen (internationalen) Studenten. Dank des guten Nah- und Fernverkehrs habe ich die Wochenenden und andere Freizeiten genutzt mir die Umgebung Budapests und die Nachbarländer Ungarns anzusehen. Jedes Nachbarland ist sicherlich aufgrund seiner Naturschönheiten und kulturellen Eigenschaften eine Reise wert. Fazit Da an der AUB nicht wirklich viel internationales Flair zu spüren ist, empfehle ich ein Studium hier nur, wenn man im Bachelor bereits an einer internationaleren Uni auf einer Fremdsprache studiert hat. Die AUB bietet keinerlei Kurse auf Englisch! Trotzdem hatte ich ein lehrreiches Semester an der Andrássy. Budapest kann ich dagegen uneingeschränkt empfehlen. Nach einem nebligen und düsteren Winter folgte während meines Aufenthalts ein wunderschöner Frühling. Ich werde auf jeden Fall wieder kommen, da ich bei Weitem noch nicht alles gesehen habe was die Stadt zu bieten hat. Das Auslandssemester hat mir geholfen, mit etwas Abstand und entschleunigt wieder klarer mein Studium und meine Ziele betrachten zu können. Für Ungarn hoffe ich, dass es sich politisch wieder in eine andere Richtung bewegt. Schließlich bietet die Europäische Union, nicht zuletzt auch wegen Erasmus großartige Möglichkeiten. Wenn auch an der AUB das europäische Miteinander eingeschränkt ist, hat man in Budapest durch die zahlreichen Unis vermehrt Gelegenheiten Menschen aus anderen Ländern Europas und der Welt kennenzulernen und sich selbst weiterzuentwickeln. Letztendlich liegt es immer an einem selbst was man aus seiner Zeit, egal wo, macht. Budapest bietet auf alle Fälle viele Möglichkeiten.