Ausgabe 29

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Ausgabe 29
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5. Dezember 2001 – Jahrgang 7
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Ausgabe 29 – kostenlos
An der Uni wird gebaggert
Neue Bauprojekte mit fortschrittlicher Finanzierung sollen die Raumnot an den Fakultäten lindern
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Campus
4
Käufliche
Bewerbung
6
Service
Der Elternsitter
für Sittsame
New York
danach:
Eine
Bamberger Studentin schildert
ihre Eindrücke nach den
Terroranschlägen auf das Word
Trade Center.
Mehr lest ihr in der Reportage
auf Seite 3.
7
Winter
Frankens heiße
Hügel
Kultur
10
Zungenvirtuose
Gernhardt
Kultur
Ein Krächzen
im Forum
11
Von Marietta Eder
„Die Universität Bamberg hat zur Zeit
viele Baustellen“, konstatierte Rektor
Prof. Godehard Ruppert beim Dies academicus Ende November. Innerhalb der
nächsten Jahre plane man die
Realisierung mehrere Bauprojekte, um
die Uni von ihrer Raumnot zu befreien.
Diese Entwicklung wird sich allerdings
nicht schlagartig vollziehen. Eine
Riesen-Baustelle entsteht nicht. Dafür
wird es mehrere kleine Bauvorhaben
geben. Das größte Hindernis für deren
schnelle Umsetzung ist derzeit noch die
Finanzierung. Denn: Hochschulgebäude werden von den Ländern und dem
Bund finanziert. Dies hat zur Folge,
dass die Planungen zwar schon abgeschlossen sind, die entsprechenden
Gelder jedoch erst noch bewilligt werden müssen.
Doch es gibt Wege, dieses Prozedere zu
umgehen. Einen ersten hat die Uni
Bamberg bereits mit dem Bau des
neuen Rechenzentrums beschritten. So
wurde das Gebäude von der beauftragten Baufirma zwischenfinanziert und
geht erst in zwanzig Jahren in das staatliche Eigentum über. Dank dieses einmaligen Projektes konnten die alten
CIP Pools in der Feki schnell zu modernen Seminarräumen umfunktioniert
werden. Zusätzlich wurden im Erdgeschoss neue Büros eingerichtet, was zu
einer ersten Verbesserung der Raumsituation in der Feldkirchenstraße beitrug.
Das nächste Bauprojekt, das die Uni in
Angriff nimmt, ist der Neubau der
Mensa. Im November dieses Jahres
gewann das Stuttgarter Architekturbüro
Hermann und Bosch die Ausschreibung. Nach Meinung der Jury unterbreiteten die Schwaben den besten Vorschlag zur Nutzung des nur 20 Meter
breiten Baugrunds. Die Planungen sehen vor, dass die Mensa vom Hauptgebäude über eine Brücke erreichbar ist
Aktion Maulwurf: Bamberg buddelt sich in eine bessere akademische Zukunft
Montage: ottfried
sagte. Die Verhandlungen über das
zusätzliche Uni-Gebäude seien fast
abgeschlossen. Erst dann könne mit den
erforderlichen Umbaumaßnahmen begonnen werden. Durch die Ausgliederung erhofft sich Herrmann eine zusätzliche Verbesserung der Raumsituation an der Feki.
Ein weiteres neues Gebäude in den
Bauplänen ist die sogenannte „Villa“,
ein Jugendstil-Haus an der Memmelsdorfer Straße, das bisher noch keinen
offiziellen Namen trägt. Laut Vorstellungen der Unileitung soll die „Villa“
für Repräsentationszwecke und diverse
Hochschul-Projekte genutzt werden.
Des weiteren ist die Benediktinerkirche
in der Dominikanerstraße als Aula vor-
gesehen. Auch die Fakultät GGeo, die
bislang über keinen großen Hörsaal
verfügte, wird in Zukunft dieses Gebäude nutzen können. Beim Neubau
der TB 4 läuft derzeit alles planmäßig,
die Arbeiten sind mittlerweile in vollem
Gange. Weitere Pläne der Hochschulleitung sehen die Unterbringung des
Archivs in der Kapellenstraße vor.
Langfristig soll es außerdem einen dritten Uni-Standort geben. Wo dieser entstehen soll, ist bislang aber noch unklar.
Unterdessen haben an der Feki die
Handwerker bereits Einzug gehalten.
Der Teppichboden im dritten Stock
wird durch einen Laminatboden ersetzt.
Immerhin ein Anfang. OTTFRIED
meint: Lasst die Bagger rollen!
und sich über drei Sitzebenen erstreckt.
So ist sie auch für Kulturveranstaltungen nutzbar. Was den Studenten jedoch
weniger schmecken dürfte, ist der Wegfall von weiteren Parkplätzen durch den
Mensa-Neubau. Die bisherigen Stellplätze von Hochschulangehörigen werden auf das Gelände hinter dem Rechenzentrum verlegt und mit einer
Schranke abgetrennt. Baubeginn für
das Mensa-Projekt ist Mitte 2002. Wie
die bisherige Mensa dann genutzt werden soll, steht noch nicht fest.
Auch der Fachbereich Soziale Arbeit
soll aus der Feki ausgegliedert werden.
Ein definitiver Umzugstermin sei
jedoch noch nicht bekannt, wie Kurt
Herrmann, Mitarbeiter des Hauptamtes,
Nachwuchs bei der Informatik
Die Besetzungsverfahren an der neuen Fakultät WiAI sind bereits in vollem Gange
(ip) Die Uni Bamberg hat Zuwachs
bekommen: Am 1. Oktober wurde die
neue Fakultät Wirtschaftsinformatik
und Angewandte Informatik (WiAI) offiziell eingeweiht. WiAI verfügt über
acht Professuren, eine mehr als für die
Gründung einer Fakultät notwendig
wären. Die Professuren sind thematisch
in die drei Teilgebiete Angewandte
Informatik (AI), Informatik sowie Wirtschaftsinformatik (WI) unterteilt.
Drei neue
Teilgebiete
Im Teilgebiet AI gibt es den Lehrstuhl
für AI in den Kultur-, Geschichts- und
Geowissenschaften sowie den Lehrstuhl für Medieninformatik. Unter das
Gebiet Informatik fallen der Lehrstuhl
für Praktische Informatik, die Professur
für Grundlagen der Informatik sowie
die für Praktische Informatik. Der
Lehrstuhl für Industrielle Anwendungssysteme von Professor Otto Ferstl, der
Lehrstuhl für Systementwicklung und
Datenbankanwendung von Professor
Elmar Sinz sowie ein weiterer Lehr-
stuhl für Informationssysteme der Finanzwirtschaft werden unter dem Teilgebiet WI gruppiert.
Bei den meisten Stellen läuft allerdings
erst das Besetzungsverfahren: „Das ist
ein Henne-Ei-Problem. Man muss ja
erst die Stellen haben, bevor man sie
besetzen kann“, erklärt Professor Elmar
Sinz, der auch Gründungsdekan der Fakultät WiAI ist. „Außerdem sind qualifizierte Leute heute schwer zu kriegen.
Und das Besetzungsverfahren ist eine
der wichtigsten Entscheidungen an
einer Hochschule. Wir möchten da keine Fehler machen“. Dennoch ist Sinz
zuversichtlich, bis zum Sommersemester zwei weitere Stellen besetzt zu haben, „mit etwas Glück sogar drei.“ Die
Ruferteilung auf die Professur für
Grundlagen der Informatik, den Lehrstuhl für AI in den Kultur-, Geschichtsund Geowissenschaften sowie den
Lehrstuhl für Medieninformatik erfolgt
laut Sinz nämlich demnächst.
Für die Besetzung des Lehrstuhls für
Praktische Informatik wird zur Zeit
eine Liste erstellt, nachdem das Vorsingen der Bewerber bereits beendet ist.
Der Lehrstuhl für WI, insbesondere
Informationssysteme der Finanzwirtschaft, musste erneut ausgeschrieben
werden, nachdem alle Bewerber auf der
Liste abgesagt hatten. Die Professur für
Praktische Informatik, die bisher Professor Andreas Henrich innehatte, ist
noch nicht ausgeschrieben.
Virtueller Studiengang
mit der Uni Essen
Auch die Auswahl an Studiengängen
hat sich vergrößert: Neben dem Diplomstudiengang WI, der bisher in die
Fakultät SoWi integriert war, und dem
seit einem Jahr existierenden WI mit
Schwerpunkt Medieninformatik, kann
nun auch WI mit Schwerpunkt Informationstechnologie studiert werden,
sowie Medienpädagogik mit Schwerpunkt IT. Neu ist auch der „Virtuelle
Weiterbildungsstudiengang WI“ in Kooperation mit der Uni Essen.
Mit diesen neuen Fächern steigt natürlich die Zahl der Studenten: Die WI
wurde auf 100 Studienplätze pro Semester aufgestockt. Zudem haben dieses Semester 52 Studenten mit dem vir-
tuellen Studiengang begonnen, außerdem 15 mit Medienpädagogik/IT. Letztere studieren allerdings noch mit vorläufiger Prüfungsordnung. Diese wird
aber in etwa einem Monat genehmigt
und bietet damit laut Professor Sinz
„sehr hohe Rechtssicherheit“. Auch die
Fachschaft WiAI ist in Vorbereitung.
Dass die Stellen noch nicht besetzt
sind, bedeutet bisher für die Lehre
„keine unlösbaren Probleme“, so Sinz,
da die Studiengänge in ihren Grundzügen ja bereits existieren.
„Es ist wirklich ein Erfolg für Bamberg,
dass dies mit einer Vorlaufzeit von
einem Jahr erreicht wurde“, meint Sinz.
Die Weiterentwicklung der Fakultät
zeichnet sich bereits ab: Sobald der
Lehrstuhl für Medieninformatik besetzt
ist, soll aus dem bisherigen Schwerpunkt ein eigenständiger Studiengang
werden. „Dann sind unsere Kapazitäten
aber erst einmal erschöpft.“ Mittelfristig ist die Ausdifferenzierung der AI in
den Kulturwissenschaften geplant.
Die Website der neuen Fakultät informiert laufend über die aktuellsten
Entwicklungen:
www.uni-bamberg.de/wiai
PRESSESTELLE.
Trauma Folter
(fra) Im Rahmen der laufenden AntiFolter-Kampagne der Menschenrechtsorganisation amnesty international
veranstaltete die Bamberger Hochschulgruppe Ende November einen
Vortragsabend zum Thema „Leben mit
der Folter“. Der bekannte Sozialarbeiter Jürgen Soyer, Mitarbeiter bei
„Refugio“ München, erzählte von seinen Erfahrungen mit Flüchtlingen, die
in ihren Heimatländern Opfer von Folter wurden und nach ihrer Ankunft in
Deutschland psychologische Betreuung
brauchten. Es war zu erfahren, dass
Folter noch heute in 150 Ländern als
gängiges Repressionsmittel eingesetzt
wird. Soyer berichtete unter anderem
von seiner Arbeit mit Frauen aus Bosnien und aus dem Kosovo, die während
des Bürgerkriegs gezielt Opfer von
Vergewaltigung wurden. Solche Art der
Folter sei ein „Brandmal für den Rest
des Lebens“, meinte der Sozialarbeiter.
Man könne den Opfern in der therapeutischen Betreuung lediglich helfen,
besser mit den Folgen ihrer Erfahrungen umzugehen, denn das seelische Leiden sei für viele oft viel
schlimmer als das körperliche.
Mit Blut helfen
(ms) Der Leo-Club Kellerlöwen
Bamberg – die Lions-Club-Gruppe
an der Uni – veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz am
Donnerstag, 6. Dezember, eine
Blutspendeaktion: Von 10 bis 15
Uhr wird an der Feki zur Ader gelassen. Wer spendet hilft doppelt: einerseits Kranken mit seinem Blut,
und andererseits bekommt der LeoClub für jede Blutspende einen bestimmten Erlös, der Bedürftigen in
Bamberg zugute kommt. Für Snacks
und Erfrischungen ist gesorgt.
„Klick! Mich! An! Jetzt!“
Studis aus ganz Deutschland warten auf Euch – und Eure Meinung
(jg) „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer
ist die Schönste im
ganzen Land?“ Heute
würde die böse Königin zweifellos keinen
Zauberspiegel, sondern
einen Computer mit
Netzanschluss konsultieren – im WWW gibt’s ja mehr als eine Seite, auf der die schönsten Männlein und
Weiblein gekürt werden.
Auch speziell für den
wissenschaftlichen
Nachwuchs gibt es ein
solches Angebot: „Wir
suchen die attraktivsten
Student(inn)en!“ lautet
das
Motto
von
www.UNIlection.de.
Das Prinzip ist relativ
einfach: Mehr oder weniger exhibitionistisch
veranlagte Studentinnen und Studenten melden sich online an und
schicken ein möglichst
vorteilhaftes Foto von
sich an UNIlection.
Diese Bilder werden
dann nach dem ZufallsFoto: Internet
prinzip im Internet prä- Kann Hexagon mit Heidi konkurrieren? Stimmt ab auf UNIlection
sentiert. Mehr oder weniger voyeurischau kann der Surfer sich die jeweils
auf einen verstärkten Andrang männstisch veranlagte Menschen schauen,
drei schönsten Studentinnen oder Stulicher Singles gefasst machen: Nicht
staunen und verteilen Punkte – von eins
denten – wahlweise nach Studienort
nur, dass Deutsch-Studentinnen im
(„Hässlich wie die Nacht.“) bis zehn
oder -fach sortiert – betrachten. Wer
Schnitt die meisten Schönheits-Punkte
(„Uiih! Ich habe mich grade verliebt!“).
mag, kann gleich die fünf allerschönsbekommen: In der Städtewertung lagen
Und nebenbei darf noch geraten werten Studis Deutschlands kennenlernen.
die weiblichen Vertreter unserer Uni
den, welches Fach der- oder diejenige
Wenn man der Statistik von UNIlection
mit durchschnittlich 5,72 Punkten ganz
wohl studiert.
(Stand: 30. November) glauben mag,
vorne. Die attraktivsten Studenten hinAls Ergebnis der virtuellen Fleischbedarf sich die Bamberger Germanistik
gegen findet man in Idstein
Allein unter Deutschen
Britischer Botschafter Sir Paul Lever über Biernationen und Königsimport
(mas) Ungewohnt hoher Besuch an der
Uni: Während sonst nur Minister und
Staatssekretäre aus München vorbeischauen, machte diesmal Polit-Prominenz aus dem Ausland Halt. Der britische Botschafter in Berlin, Sir Paul Lever, folgte einer Einladung des „Centre
for British Studies“ unter der Leitung
von Professorin Christa Jansohn. Titel
seines Vortrags für die Ringvorlesung
aus Anlass des 100. Todestages von Königin Victoria: „Germany and Britain –
how similar, how different?“
Seit Dezember 1997 vertritt Paul Lever
die Interessen der britischen Regierung
in der Bundeshauptstadt. Zeit genug
also, um sich mit den landesüblichen
Eigentümlichkeiten vertraut zu machen. Auch wenn sein Vortrag stark politische Züge trug, kamen immer wieder Details über beide Nationen zum
Vorschein, die für Schmunzeln sorgten.
So werden es die Briten nie verstehen,
warum man hierzulande an einer roten
Fußgängerampel wartet, auch wenn
weit und breit kein Auto zu sehen ist.
Genauso wenig verstehen sie, dass es
ein Ladenschlussgesetz gibt. Weshalb
braucht jeder Bürger einen Personalausweis? Und wieso darf man in
selbstmörderischem Tempo über die
Autobahn rasen? Auf der Insel gibt es
für Urlauber sicherlich ebenso viele
auffällige „unerklärbare Dinge“.
Erstaunlicherweise zählte der geadelte
Diplomat aber weitaus mehr Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Volksgruppen auf: So hat England schon seit
mehreren Jahrhunderten engste Beziehungen zu Deutschland, und einige Monarchen aus dem Hause Hannover übernahmen das Zepter in London. Levers
Urteil dazu: „Wir haben aus Deutschland immer gute Könige importiert.“
Darüber hinaus zählen beide Länder zu
den Bier-Nationen in Europa. In Südeuropa bevorzuge man dagegen Wein und
verschiebe gern alles von heute auf
morgen, in Nordeuropa säßen die Wodka-Liebhaber, die im Winter depressiv
und selbstmordgefährdet seien. Die
bierliebenden Deutschen und Briten
hingegen seien ausgeglichen, tatkräftig
und nicht zu Unrecht wirtschaftliche
Zugpferde in Europa.
Was der Vertreter des Vereinigten Königreichs dagegen tunlichst vermied,
waren schwarz-weiß Bewertungen. Ob
die Briten oder die Deutschen in einer
Sache besser seien oder gehandelt hätten, darüber schwieg er sich aus. Allein
das Verhalten der britischen Presse
Deutschlands gegenüber wolle er kritisieren. Hier würde man noch immer
viel zu sehr den Blick auf die Ereignisse in den beiden Weltkriegen richten.
ComedyLounge
(em) Eine Bühne, ein Mikro und
Personen, die am Mittwoch 5.
Dezember alltägliche oder bizarre
Geschichten erzählen. Unter dem
Motto „Effektive Cocktails &
Lässiger Groove“ werden im
Morph-Club erst die Pointen und
dann die Bässe krachen. Florian
Mayer lüftet Geheimnisse rund um
Weihnachten und Matthias Tretter
erklärt, warum die Geschichte neu
geschrieben werden muss. Holger
Zessner glänzt mit schrägen Humor
und Jan Schmidt organisiert einen
Crashkurs in Sachen Wahlwerbung.
Nach der Show sorgen L’enseble
Elastophonique mit ihrem House
Sound für die passende Morph Club
Atmosphäre. Einlass ist ab 21.30
Uhr, der Eintritt kostet acht Mark.
Verboten
(em) Rechtsradikale Glatzköpfe, die mit
schweren Stiefeln, alten Reichsfahnen
und ihren Sprüchen durch Städte ziehen, sind im Fernsehen kein ungewohntes Bild mehr. Bedroht fühlt man sich
von ihnen meist nicht. Richtig schlimm
wird es jedoch, wenn an einer kleinen
Uni wie unserer vermehrt rechtsextreme Flyer ausliegen. Vor allem in den
Wohnheimbriefkästen finden sich seit
letztem Sommer immer häufiger diese
sogenannten „politischen Schriften“.
Der bayerische Verfassungsschutz
beobachtet mittlerweile einige Organisationen, die potentielle Urheber solcher Flyer sein könnten. Rechtsextremes Material darf nicht mehr in Unigebäuden verteilt werden. Würde eine
solche Gruppe beim Verteilen ihrer
Flugblätter in Wohnheimen oder vor
Mensen erwischt, könnte gegen sie ein
Verfahren wegen Hausfriedensbruch
eröffnet werden. Da die Organisationen
nicht verboten sind, haben sie jedoch
ein Recht auf freie Meinungsäußerung.
OTTFRIED hatte von der Gruppierung
„Deutsches Kolleg“ einen Flyer im
Pestheim gefunden. Obwohl wir sie um
eine Meinungsäußerung gebeten hatten, kam keinerlei Rückmeldung.
Wir finden: Diese Art der politischen
Meinungsäußerung hat nichts an der
Uni zu suchen.
Karriere-Frauen
(em) Habt ihr schon einen klaren
Berufswunsch? Vielleicht Topmanagerin? Oder doch lieber etwas Kreatives?
Häufig haben vor allem Frauen das
Problem, dass sie zwar erfolgreich ein
Studium abgeschlossen haben, ihnen
aber die richtigen Beziehungen fehlen,
um durchstarten zu können. Dieses Problems hat sich auch die Kunigunde
angenommen. In der aktuellen Ausgabe
findet sich eine Auflistung von Frauennetzwerken. Die gibt es für verschiedene Branchen auf nationaler und internationaler Ebene.
Innerhalb der Netzwerke, die mittlerweile gut ausgebaut sind, helfen Frauen
sich gegenseitig, Jobs zu finden. Und
nachdem Frauen angeblich sowieso der
kommunikativere Teil der Weltbevölkerung sind, dürfte der Karriere nichts
mehr im Wege stehen. OTTFRIED hat
für Euch Adressen zusammengetragen.
Mehr Infos gibt es in der Kunigunde.
Deutscher Akademikerinnen-Bund:
[email protected]
Bundesverband der Frauen im freien
Beruf und Management e.V.:
[email protected]
Bücherfrauen e.V.:
www.buecherfrauen.de
International European Women’s
Lobby: [email protected]
IMPRESSUM.
OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung, erscheint zweimal im Semester, jeweils im Juni und im Juli
bzw. im Dezember und im Februar.
Herausgeber und Redaktion verstehen
OTTFRIED als unabhängiges Organ,
das keiner Gruppierung oder Weltanschauung verpflichtet ist. Für namentlich gekennzeichnete Artikel übernimmt der Autor die Verantwortung.
Herausgeberin: Marietta Eder.
V.i.S.d.P.: Marietta Eder.
Anzeigen: Matthias Häber (verantwortlich), Isabel Plocher.
Fotos und Montagen (soweit nicht
anders angegeben): Jörg Grund.
Karikatur: Jan van den Belt.
Layout und Redaktion: Franziska
Baumgärtner (fra), Christina Distler
(cd), Marietta Eder (em), Jörg
Grund (jg), Frank Gundermann (fg),
Matthias Häber (mah), Frank Kossyk
(kos), Andrea Lutz (alu), Steffen
Meyer-Schwarzenberger (sms), Isabel
Plocher (ip), Björn Schimmeyer (bse),
Anja Süssner (ajs), Meike Vögele
(mvö).
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Nora Gomringer (neg), Jason Kossyk
(jay), Thomas Müller (mas), Manuela
Schamburek (ms), Peter Schiffmann
(ps), Ines Thomas (ini).
Redaktionsanschrift: OTTFRIED,
c/o Marietta Eder
Peuntstr. 4,
96050 Bamberg
Tel.: 0951-3039937.
e-mail: [email protected]
OTTFRIED-Briefkästen: Vor der
Mensa in der Austraße und an der
Feki am Fachschaftsbrett SoWi.
Druck: Meister-Druck,
Postfach 1650, 96206 Lichtenfels.
Auflage: 2000 Stück
REPORTAGE.
Zwischen Angst und Alltag
Eine Reportage über den 11. September und die Tage danach in der Stadt, die jetzt erst recht nicht mehr schläft
Von Nora-Eugenie Gomringer
Es ist seltsam, wenn ich daran denke,
was ich meinen Kindern später erzählen
werde: „Ich war zur Zeit des wohl größten Attentats der Weltgeschichte vor
Ort. Und ich war persönlich betroffen.“
Schließlich wurde unser Büro im Leo
Baeck Institut für zwei Tage evakuiert,
wie fast jedes andere in der Stadt.
Nichts kann diese Stadt aus der (Un-)
Ruhe bringen. So schien es jedenfalls.
Bis ich es mit eigenen Augen gesehen
habe:
Es ist der 11. September. Ich bin an der
Ecke 16th Street und Fifth Avenue. Und
ich sehe es: Das erste Flugzeug rast in
den einen Turm des World Trade
Centers, wenige Minuten später schlägt
das zweite in den anderen Turm ein. Im
Moment des ersten Aufpralls setzt der
Herzschlag New Yorks für ein paar
Sekunden aus.
An einigen Orten ist die Ohnmacht, die
diese Bilder auslösen, noch Tage
danach nur schwer erträglich. An anderen geht das Leben absolut normal weiter. Ich gehe noch am gleichen Abend
mit einem Arbeitskollegen in den Park,
um Eistee zu trinken. Dabei vergesse
ich fast, dass die beiden Türme eingestürzt sind und wir nur wenige Stunden
zuvor in einer Schlange von Blutspendern standen.
die noch live berichten und Osama Bin
Laden-Berichte senden. MTV zeigt
„Spirit“-Videos.
Meine Kollegin Jackie, die beim
Einsturz der Gebäude ihre Wohnung für
die nächsten vier Monate verloren hat,
sagt mir, dass sie sich Gerechtigkeit
wünscht.
Sie ist Jüdin. Von vielen meiner
Mitarbeiter habe ich gehört, dass sie
sich als Juden persönlich angegriffen
fühlen. Sie sehen der ganzen Entwicklung mit einem „die Welt wird uns niemals in Frieden leben lassen“ entgegen.
Donald Trump will die größten Türme
der Welt an alter Stelle wieder aufbauen. In dieser Stadt wollen alle irgendetwas. New York – die Stadt der Städte.
Davor. Danach.
Ein Nachtrag vom
30. November 2001
Der Text wurde bereits vier Tage nach
dem Unglück verfasst. Ich habe versucht meine Eindrücke festzuhalten,
bin durch die Straßen Manhattans
gelaufen und habe mir die Veränderungen notiert.
Und die Welt hat sich verändert seit
„September 11“. Ich bin froh, mittlerweile wieder zu Hause zu sein und weg
vom unmittelbaren Schauplatz. Die
Stadt hat sich weitgehend beruhigt. An
Tagen, an denen es Bombendrohungen
gibt, nimmt mein Bruder, der in New
York lebt, statt des Busses durch den
Lincoln Tunnel die Fähre über den
Hudson.
Mein Schlaf ist unruhig, „in meinen
Träumen läutet es Sturm“, wie Mascha
Kaléko gesagt hat.
Downtown Manhattan: Jede Wand hat nach dem Anschlag ihr eigenes Gesicht. Viele Gebäudemauern sind zugehängt
Fotos: neg
mit Bildern von Vermissten, nur unterbrochen von Mitleidsbekundungen
Poster im
schiedener Pro-Amerika-Haltung. Ein„Spirit“. Wer es jetzt versäumt, seine
mich schon 14 Tage später nicht mehr
Fahnenformat
fach so. Unser Mitgefühl für die zuGesinnung kund zu tun, riskiert mitunexakt daran erinnern kann, wie alles
künftigen Opfer in Afghanistan behalter Verluste im Geschäft. Wo kaufe ich?
davor ausgesehen hat. Zuerst berichten
Wie zum Zweck automatisiert kommen
ten wir für uns.
Im Deli an der Ecke, das mir die Fahne
62 von 65 TV-Stationen und sogar
mir alle und alles vor. Jeder trägt eine
Jede freie Wand in der Stadt hat ihr eiins Gesicht wehen lässt, oder beim
MTV über das Unglück. Am zweiten
Zeitung mit sich herum, in jedem
genes Gesicht. Jedes Stück Mauer wird
Bagel-Laden nebenan, wo man es verTag sind es nur noch 38 Stationen.
Geschäft plärrt ein Radio, im Südteil
genutzt für das Plakat eines Vermissten.
säumt hat, neben den Keksen SchleifMTV zeigt „End of the World“-Videos.
der Stadt herrscht Verkehrschaos. Für
Bürgermeister Giuliani ist ein Volkschen in blau-weiß-rot zum Verkauf anAm dritten Tag sind es elf Stationen,
vier Straßenblocks fährt man 20 lange
held. Man sieht ihn täglich mit den
zubieten?
Minuten im Bus, ohne sich zu beklaanderen im Schutt graben (für fünf
Bush, der bis vor kurzem noch belägen. Noch Tage später sind AuslandsgePresseminuten), dann sieht man ihn am
chelt wurde, erhält jetzt die Chance seispräche fast unmöglich. Außerdem hat
nächsten Tag in der Zeitung.
nes Lebens und seiner Amtszeit. Auf
sich der Wind gedreht und beginnt, den
Die anderen Bürgermeisterkandidaten,
einmal ist er nicht mehr der sich ständig
Staub und die Asche über Manhattan
deren Wahl am Unglückstag angesetzt
versprechende Hampelmann, sondern
Island zu verteilen. Viele tragen Mundwar, dann aber abgesagt wurde, lassen
ernst zu nehmen. Kongress und Senat
schutzmasken. Bombendrohungen in
sich ebenfalls sehen. Für sie steht die
stärken ihm den Rücken. Seine Reden
den U-Bahn-Stationen
sind voll von Bibelzitaten,
Grand Central und Penn
wie man es hier schätzt.
Station erschweren eine
Immer das Alte Testament,
Rückkehr in den Alltag.
wo alles nach dem „Auge
Die ersten Toten werden
um Auge“-Schema der Wut
gefunden und identifides Landes in die Hände
ziert. Drei Taxiunternehgespielt wird. Es zu wagen,
men erklären sich bereit,
der „Great Nation under
die Sitze aus ihren WaGod“ mit dem „Vergeben“gen zu entfernen, um
Quatsch von ihrem sonst so
Leichen zu transportieverehrten „Buddy“ Jesus
ren. Noch immer sind
zu kommen, wäre fatal und
Galgenhumor in New York in Anlehnung an eine Kreditkarten-Werbung
nach den Verletzten und
würde als morbide LästeToten der ersten Tage
rung geächtet werden.
keine weiteren Opfer
Die Ultrakonservativen und
gefunden worden. Die
die verqueren Katholiken
Krankenhäuser haben
geben zu bester Sendezeit
Schwierigkeiten, Tauden Schwulen und Lesben,
sende von Blutkonserden in Sünde Lebenden,
ven, die vielleicht nie
Trinkenden und Rauchenverwendet werden, unden im „Moloch New
terzubringen. Wie sich in
York“ offen die Schuld an
den Tagen danach herden gottgeschickten Plaausstellt, besitzt die
gen. Selbst wenn Bush ein
Stadt viel zu viel Blut
absoluter Pazifist wäre, so
und viel zu wenig Fahwären ihm heute die Hände
nen. Deshalb druckt die
gebunden, und Krieg der
Presse Poster im Faheinzig zulässige Schritt.
nenformat. Die AuflaDie USA wollen Krieg. Sie
genzahlen der Zeitungen
fühlen sich, als hätte jeder
sind in den letzten WoMoslem ihnen persönlich
chen die höchsten in der
Haus und Heim niedergeGeschichte der Stadt.
brannt. Sie denken, die
Statt
Regenschirmen
Welt blicke neidisch auf
werden jetzt Fahnen an
ihre großartige Fackel der
Überall in NY zu sehen: Das „Star-Spangled Banner“ auf Halbmast Demokratie. Sie begreifen
den Ecken verkauft.
Die „Stars und Stripes“ flattern mittlerZukunft auf dem Spiel. Für Giuliani,
nicht, wie Menschen, denen sie – nach
weile von jedem Helm, jedem Motorder nicht mehr wiedergewählt werden
ihrer Vorstellung – mit großer Hingabe
rad, jeder Autoantenne, sie kleben in jekann, sein Ruf. Die Zeit wird knapp,
helfen, ihnen so in den Rücken fallen
dem Schaufenster, auf jeder Milchtüte.
die Hoffnungen sinken und alle sind
können. Die „World Police“ ist geIch selbst fotografiere bei einer Demo
darum bemüht, das Gegenteil zu
kränkt, sogar in den Bauch getreten
am Union Square mehrere Leute, die
behaupten. Alle, die sich auch nur halbworden. Das wird teuer.
sich in große Fahnen gehüllt haben.
tags im Süden Manhattans aufhalten,
Und dennoch könnte ich von so vielen
„United We Stand“. Überall. Fast schon
werden Helden genannt. Aus dem ganbewegenden und eindringlichen Gediskriminierend. Mit einem Kollegen
zen Land reisen sie an, um zu helfen
schichten der letzten Tage berichten,
stehe ich in einer Schlange an der Suund um Helden sein zu können – jeder
dass es traurig wäre. Am südlichen Enpermarkt-Kasse. Ein Mann spricht uns
kann sich jetzt ein „Hero“ verdienen.
de der sechsten Avenue blickt man auf
an. Er beglückwünscht uns zu unserer
Überhaupt, es ist Zeit, sich zu bekendie städtische Zahnlücke im Mund von
Nationalität und zu Deutschlands entnen. Zum amerikanischen Volk, zum
Manhattan. Ich muss zugeben, dass ich
CAMPUS.
Scheibchenweise bewerben
Zeit, Geld und Nerven sparen: Die Absolventen-CD soll Firmen und Studenten zusammen bringen
Von Meike Vögele
Sie wollen das völlig professionell aufziehen. Wie’s momentan aussieht,
gelingt ihnen das auch. Dann haben die
Studenten der Fakultäten SoWi und
WiAI, die nach diesem Wintersemester
ihren Abschluss machen, eine kollektive, digitale Bewerbungsmappe, eine sogenannte „Absolventen-CD“.
Klingt gut – und ist mit ordentlich viel
Arbeit verbunden. Aber das dreiköpfige
Redaktions-Gespann ist ganz zuversichtlich und vor allem sehr motiviert
bei der Sache. „Im Januar soll die CD
fertig sein“, meint Julia Pieper, EuWi
im fünften Semester.
Die drei wollen nämlich einiges anders
machen als das bei der bisher vom USC
herausgegebenen Absolventen-CD der
Fall war. „Das war mehr so als
Erinnerung an den Jahrgang gedacht,
zwar mit Lebensläufen von den einzelnen Leuten, aber eben auch mit Fotos
vom Absolventenball und gesponsert
von Firmen, deren Logos dann ebenfalls auf der CD waren“, erzählt Monica
Rüling, die im siebten Semester BWL
studiert und wie Julia in der Fachschaft
SoWi war. Wegen der Fotos kam die
CD dann auch immer recht spät raus,
was jetzt anders wird, da sie explizit als
Bewerbungsersatz gedacht ist und somit fertig sein soll, bevor das Semester
zu Ende ist und die Studenten sich um
das Leben danach kümmern.
Absolventen-CDs bei
Firmen sehr gefragt
Die Vorteile für beide Seiten liegen auf
der Hand: Der Student spart sich das
zeit- und kostenaufwändige Bewerben
über den Postweg, die Unternehmen, an
die die CD für rund 250 Euro verkauft
werden soll, erhalten zahlreiche Bewerbungen auf einmal, aus denen sie nach
bestimmten Kriterien systematisch die
geeigneten Kandidaten herausfiltern
können. So können sie nach Wunschbranche, Wunschabteilung, bevorzugtem Bundesland oder Startzeitpunkt der
Absolventen suchen.
„Absolventen-CDs liegen im Trend und
sind bei den Unternehmen sehr gefragt“, erklärt Julia, die sich für das
Projekt im Internet über die CDs ande-
Mit Schwung in die neue Karriere: Die Absolventen-CD soll es ermöglichen
rer Universitäten informiert hat. Dort ist
man teilweise bereits einen ganzen
Schritt weiter: Es gibt Absolventenbücher, die bis zu 6000 Mark kosten,
oder solche, die der jeweilige Rektor in
Zusammenarbeit mit verschiedenen
Profs erstellt, wie beispielsweise in
Mannheim.
Als sich entsprechende Firmenanfragen
bei den Bamberger Wirtschaftswissenschaften häuften, leitete das Dekanat
sie an die Fachschaft weiter – und die
beschloss zu handeln. Das war gegen
Ende des letzten Sommersemesters. Julia und Monica taten sich mit dem Wirtschaftsinformatiker Peter Schmitt zusammen, erstellten erste „To-do-Lists“
und entwarfen Dokumente und Texte.
Auch Rektor Ruppert und Dekan Professor Wenzel sagten ihre Unterstützung zu.
„Anfangs war das mehr so als kleines
Nebenher-Projekt geplant“, meint Julia
im Rückblick, und Monica stimmt zu:
„Das ist sehr lustig, sich heute unsere
ehemaligen Kalkulationen anzuschauen.“ Mittlerweile hat das Unternehmen
„Absolventen-CD“ nämlich ziemlich
große Ausmaße angenommen: Die drei
arbeiten mit „feki.de“ und dem USC
zusammen und haben mit dem Erstellen
der CDs eine externe Firma beauftragt.
Dann ging es vor allem darum, ein
geeignetes Lebenslauf-Formular zu entwickeln, möglichst ausführlich und mit
viel Platz für unterschiedlichste Informationen wie Praktika, Fremdsprachenkenntnisse, Studienschwerpunkte,
aber auch Hobbies, nach denen die Firmen später über bestimmte Suchfunktionen gezielt fragen können.
Firmen können
gezielt suchen
Und darum, Hilfstexte für die Benutzung zu schreiben oder Standards für
die ebenfalls abzugebenden Bewerbungsfotos festzusetzen, um einen
möglichst einheitlichen Eindruck zu
vermitteln.
Außerdem haben sich die drei einmal
quer durchs Branchenbuch gearbeitet
und rund 500
Firmen angeschrieben, um
sie als Interessenten zu gewinnen. „Natürlich wäre es toll,
wenn etwa die
Hälfte der Unternehmen die
CD kaufen würde. Aber auch
bei 20 Prozent
wären
wir
schon gut dabei“,
erklärt
Monica.
Mit
den Einnahmen
soll der Absolventenball finanziert werden. Die bisherigen Ausgaben
deckt der Förderverein der
Fachschaft SoWi.
Außerdem hoffen die drei, geMontage: ottfried nug Geld für
eine umgeschriebene, durch Fotos und
Texte aufgelockerte Printversion der
CD, eine Art Highschool-Jahrbuch, für
die Absolventen einzunehmen. „Weil
die CD ja auch persönliche Daten und
Noten enthält, können wir die an die
Studenten nicht verkaufen“, meint
Julia, die sich wegen der DatenPreisgabe extra bei der Rechtsabteilung
der Universitätsverwaltung abgesichert
hat. Alle weiteren Einnahmen werden
für die Finanzierung studentischer Projekte an der Uni verwendet.
Seit dem 15. November liegt es nun
also an den zukünftigen Absolventen,
unter www.absolventen-cd.de ihren
Lebenslauf einzugeben. Da der Zugang
über ein persönliches Passwort erfolgt,
kann jeder Absolvent in der Zeitspanne
bis zum 15. Dezember 2001 immer
wieder auf das eigene Dokument zurückgreifen, es ergänzen oder überarbeiten. Dass sich die erhofften rund 100
Studierenden an diesem Projekt beteiligen, daran hat Julia wenig Zweifel:
„Das sind doch BWLer, die wissen, wie
man sich bewerben muss.“
Schläfer-Suche an der Uni
Rektor Ruppert äußert sich zur Rasterfahndung
(jg) Nach den Terroranschlägen in New
York und Washington wurde auch an
der Otto-Friedrich-Universität mittels
Rasterfahndung nach Osama bin Ladens „Schläfern“ gesucht.
„Nicht ohne Bedenken“ habe er die personenbezogenen Daten von Bamberger
Studenten an den Verfassungsschutz
weitergegeben, erläuterte Rektor Prof.
Godehard Ruppert auf Anfrage von
OTTFRIED.
Zu den Kriterien, nach denen die bei
der Uni-Verwaltung gespeicherten Daten aller Bamberger Studenten untersucht worden sind, konnte Ruppert sich
nicht äußern – dies sei Sache des Verfassungsschutzes. Zwar wurden die Daten aller Studenten in die Rasterfahndung einbezogen, eine Übereinstimmung mit den Kriterien der Verfassungsschützer traf nach OTTFRIEDInformationen jedoch nur auf eine
Handvoll Studenten zu. Das muss natürlich nicht bedeuten, dass die Betroffenen potenzielle Terroristen sind. Anders als bei der Rasterfahndung nach
RAF-Terroristen in den 70er Jahren haben die Verfassungsschützer jetzt nicht
viele Informationen über die „Schläfer“
– entsprechend grob ist das angewandte
Raster.
Weil Raster das Problem hätten, dass
auch jemand im „Schüttelsieb“ hängen
bleiben könne, der dort nicht hineingehöre, so Ruppert, habe er auch Bedenken gegen die Rasterfahndung an der
Uni geäußert, während „einige Kollegen von anderen Hochschulen ohne Zögern die Daten herausgerückt“ hätten.
Aber, unabhängig von seiner privaten
Meinung oder seiner politischen Überzeugung, als Amtsträger der Universität
sei er Beamter des Freistaates Bayern
und damit Teil der Exekutive – „ob mir
das schmeckt oder nicht“. Folglich habe er keine andere Möglichkeit gehabt,
als die Daten herauszugeben.
Weiter wies Ruppert im OTTFRIEDGespräch darauf hin, dass ausschließlich Informationen wie Geburtsdaten,
Namen und Adressen weitergegeben
worden seien. Studienbedingte, personenbezogene Informationen, beispielsweise Daten des Prüfungsamtes, seien
nicht übermittelt worden. Die Preisgabe
solcher Informationen sei verfassungsrechtlich nicht mehr gerechtfertigt, es
sei denn, es bestünde ein konkreter
Straftatsverdacht, so Ruppert.
Doch selbst die Weitergabe von Studentendaten, etwa zur Staatsangehörigkeit
,stieß bei einigen Studentenvertretungen
in Deutschland auf Widerstand: „Wir
lassen uns nicht nach unserer Herkunft
oder Religion sortieren!“ verkündete der
„Freie Zusammenschluss von StudentInnenschaften (fzs)“ in einer Resolution
zur Rasterfahndung. Die Übermittlung
persönlicher Daten durch die Hochschulen „gefährde nachhaltig das friedliche Zusammenleben der StudentInnen“,
so die Gruppe in der Resolution. In
Bamberg scheinen die Studenten die
Rasterfahndung unterdessen gelassener
zu sehen: „Bei mir ist keine Protestnote
eingereicht worden“, so Ruppert, und
auch sonst seien ihm keine Reaktionen
in diese Richtung bekannt.
Prüfungsstress
(mas) „Panik ist ein schlechter
Berater“, weiß Juliane Fuchs. Und
das vor allem bei Prüfungen und
Abschlussarbeiten. Jedem Studenten sei das bewusst, und dennoch
käme manch einem dieses Gefühl
sehr bekannt vor. Der Tag der
Entscheidung rückt immer näher,
aber noch sind nicht alle Bücher für
das Examen gelesen, die letzten
Seiten der Magister- oder Diplomarbeit strahlen in schönstem Weiß.
Damit es gar nicht erst so weit
kommt, versucht die ehemalige UniDozentin Juliane Fuchs in ihrem
Vortrag „Prüfungsstress und kein
Ende“ ein paar nützliche Hilfestellungen zu geben. Auch wenn die
Veranstaltung der Katholischen
Hochschulgemeinde vorrangig auf
Geisteswissenschaftler ausgelegt
war. Viele der Tipps sind allgemein
hilfreich, wenn Klausuren und Abschlussarbeiten nahen.
Im Vordergrund steht dabei immer
der bewusste Umgang mit der Zeit.
„Es ist sehr nützlich, sich einen geregelten Tagesablauf anzueignen“,
erklärt Juliane Fuchs. Dadurch
kommt man nicht nur in einen Arbeitsrhythmus, auch die Arbeitsplanung fällt um einiges leichter. So
sollte für jeden Tag ein machbares
„Heute-Programm“ erstellt werden.
Rund sechs Stunden konzentrierte
Arbeit täglich hält die freie Lektorin
für vernünftig. Regelmäßige Pausen
sollten ebenso eingeplant werden
wie genügend Zeit für Freizeitaktivitäten, um entspannen zu können.
Wer seinen Tagesablauf einhält und
sein „Heute-Programm“ schafft,
müsste dazu auch in der Lage sein,
ist sich Fuchs sicher.
Bei der Abfassung von Abschlussarbeiten steckt der Teufel meist im
Detail, und das darf durchaus wörtlich genommen werden. Wer im
OPAC eine nicht enden wollende
Liste an Büchern zu seinem Thema
findet, sollte sich sagen: Weniger ist
meist mehr. „Wer noch diesen und
jenen Aspekt beleuchten will, kann
sich schnell verzetteln“, stellt
Juliane Fuchs fest. Daher: Eher
weniger Spezialliteratur bestellen,
sofern sie nicht direkt zum Themengebiet passt, dafür aber gezielt
und gründlich lesen. Das Zusammenfassen des Gelesenen mit eigenen Stichworten und kritischen
Anmerkungen hilft nicht nur dem
Gedächtnis auf die Sprünge, sondern erleichtert auch die Verknüpfung unterschiedlicher Gedankengänge.
Werden die Bücherberge langsam
kleiner, gilt es, die nächste größere
Hürde zu überspringen: die Angst
vor dem leeren Blatt. Die ließe sich
eigentlich ganz einfach überwinden.
„Es gibt keine vollkommenen Formulierungen“, sagt Juliane Fuchs.
Darum, einfach darauf los schreiben. Denn die meisten Gedanken
kämen sowieso erst beim Verfassen,
so Fuchs. Eine Gliederung vorab ist
trotzdem unabdingbar. Auch hier
gilt: Die ersten Gedanken ruhig
notieren und mit einem Satz die einzelnen Punkte genauer ausführen.
Feilen und ändern lassen sie sich
später immer noch. Das kann natürlich auch bei Klausuren überaus
hilfreich sein.
Und noch ein recht nützlicher, aber
oftmals nicht beachteter Punkt:
Abschlussarbeiten vom Ende her
planen. So wird schnell klar, dass
meist ein Monat für Korrekturarbeiten, Layout und als Pufferzeit
abgeht. Damit bleiben von sechs
Monaten ursprünglicher Bearbeitungszeit nur noch fünf übrig.
CAMPUS.
Entfesselte Hochschule
Prof. Dr. Detlef Müller-Böhling referierte am Dies Academicus
Von Marietta Eder
„Hochschulen müssen autonom werden”, forderte Prof. Dr. Detlef MüllerBöhling am diesjährigen “Dies Academicus”. Sein Vortrag stand unter dem
Grundgedanken der „entfesselten
Hochschule”.
Prof. Dr. Detlef Müller-Böhling vom
Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE) beschäftigt sich seit Längerem
mit der Frage, wie es deutschen
Hochschulen gelingen kann, wieder
wettbewerbsfähig zu werden. Er stellte
dazu sechs wesentliche Forderungen
auf:
Zunächst müsse jeder Einzelne wieder
kreativ werden. Die Korporation, also
die Hochschule, verhindere zusehends
die Kreativität einzelner Wissenschaftler. Nur wenn diese wieder unabhängig vom Staat wären, könne richtige
Forschung betrieben werden. Gleichzeitig benötige die Korporation Anwälte. Diese Rolle müssten Universitätsrat, Rektorat und Dekanat erfüllen.
Die Universitäten stünden im Wettbewerb um Forschungsgelder und Wissenschaftler. Ein Wettbewerb um Studierende sei im Hochschulrahmengesetz aber nicht vorgesehen. Deshalb
forderte der CHE-Referent, dass man
Ungleichheiten zulassen solle. Hochschulen sollten sich einen Spitzenplatz
erarbeiten können, ohne zurückgepfiffen zu werden.
Uni-internes
Auswahlverfahren
Die Vergabe von Studienplätzen über
die ZVS sei überholt. Das Gleiche gelte
für Kapazitätsverordnungen. Beides
müsse abgeschafft werden. Die Universitäten sollten ihre Studierenden selbst
auswählen können.
Dies trage laut Müller-Böhnig auch zur
Profilbildung bei. Dafür sei es auch notwendig, Erfolgspotenziale zu erkennen
und frühzeitig zu handeln. Die Wirtschaft benötige beispielsweise kurzfristig mehr Ingenieure oder IT Spe-
Die Alma Mater, befreit von Ketten des Überkommenen
Montage: ottfried
zialisten. Universitäten dagegen müsder für eigene Projekte zu organisieren.
sten mittel- und langfristig denken.
In diesem Zusammenhang komme man
Deshalb dürfe diese Planung auch nicht
auch an der Einführung von Studienvom Staat ausgehen. Hier seien die
gebühren nicht vorbei.
Hochschulen selbst gefordert. MüllerAbschließend forderte Müller-Böhling
Böhling regte die Bildung eines
eine weitere Internationalisierung des
Länderhochschulrates an, der sich mit
Studiums. Zum einen müsse man die
Strukturmaßnahmen beschäftigen sollKonkurrenz im Ausland im Auge behalte. Die wichtigste Strukturmaßnahme
ten. Zum anderen sollten vermehrt
innerhalb einer Universität müsse die
internationale Studienabschlüsse eingeBesetzung von Lehrstühlen bleiben, da
führt werden. Alle Maßnahmen sollten
sie auf ungefähr 30 Jahre erfolge. Zur
auch in virtuelle Studienangebote umSicherung der Qualität der Wissengesetzt werden, um lebenslanges Lerschaft tragen Rankings bei. Bamberg
nen zu ermöglichen.
etwa bekommt für seine Lehre gute
Aus diesen Kriterien entwickelte er ein
Noten, bei der Ausstattung und den
dreidimensionales Modell. Orientierten
Räumlichkeiten sehe es jedoch schlecht
sich Hochschulen daran, würden sie
aus.
wieder wettbewerbsfähig: Sie müssten
Der Professor kritisierte, dass die Aussich entscheiden, für welche Zielgruppe
gaben für die Hochschulen immer noch
sie welche Veranstaltung anbieten – ob
gleichmäßig verteilt werden und nicht
on campus oder off campus – und ob
leistungsbezogen sind. Er befürwortete
diese zum Erststudium oder zur Weiterdeswegen, dass es Hochschulen mögbildung diene. Der hohe oder niedrige
lich sein soll, selbstverantwortlich GelIT-Einsatz bildete die dritte Dimension.
Texte mit Haut und Haar
Dritter Poetry Slam überzeugte mit Skurrilem und Nachdenklichem
(fg) Der Auftritt beginnt zwanzig
Minuten später als geplant. Wegen des
großen Besucherandrangs. Rund 160
Zuhörer sind an diesem Abend in den
Morphclub gekommen. Zum dritten
Poetry Slam, der von den Studenten
Nora Gomringer und Stefan Kai
Spörlein gemeinsam mit dem Universitätslektor Keith Kennetz Mitte November organisiert wurde. Eine Veranstaltung ganz im Sinne des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Andy Warhol.
Zumindest könnte man das denken.
Denn bereits 1968 hatte Warhol gemeint, dass in der Zukunft jeder für 15
Minuten berühmt sein wird.
Humor. Dann wurde wieder gezogen.
Einer der Namenszettel, den die Teilnehmer vor Beginn oder während des
Poetry Slams in einen schwarzen
Zylinder gelegt hatten.
Im Gegensatz zum ersten Auftritt des
Abends nutzten die folgenden Kandidaten
ihre 15 Minuten
komplett. Skurrile,
unterhaltsame aber
auch nachdenkliche
fernungsmitteln ist diesem wuchernden
Problem also nicht beizukommen. Die
Konsequenz: Superman kann irgendwann nicht mehr normal gehen,
geschweige denn fliegen, da seine
Zehnägel exorbitante Ausmaße erreicht
haben. Und: er verliert seinen Status als
Vorbild für die Jugend. Vor allem dieser
Beitrag sorgte bei den Zuhörern für
spontane Lacher und begeisterten Applaus.
Aber auch die restlichen Darbietungen
der rund dreistündigen Veranstaltung
waren absolut hörenswert. Dementsprechend erfreut zeigten sich
auch die Veranstalter, die
Berühmt sein
ist nicht leicht
Und genau das konnten die rund zwölf
Teilnehmer beim dritten Poetry Slam
jetzt erleben. Berühmt sein für 15
Minuten. Mit selbstverfassten Texten.
Direkt auf der Tanzfläche. Ohne Nebelmaschine, dafür mit Mikrofon und
unter blutroter Scheinwerfer-Beleuchtung. Umgeben von erwartungsvollen
Zuhörern.
Ein Druck, dem nicht alle Kandidaten
ausnahmslos standhielten. Berühmtsein
ist eben nicht leicht. Das zeigte bereits
der erste Vortrag. Statt 15 Minuten
brauchte die erste Teilnehmerin nur
rund vier Minuten. Dann fand sie sich
in ihren Gedicht-Unterlagen nicht mehr
zurecht. Statt ihre lyrischen Texte über
wunderschöne Rosen, die auch stechen
können, zu beenden, verabschiedete sie
sich nach vergeblichem Kramen in
ihren Zetteln mit einem deftigen
„Scheiße“. Das Publikum nahm’s mit
G e schichten
über Flamingos waren dabei ebenso vertreten wie gebrüllte Gedichte
über Affen, die
nun mal die
Aufmerksamkeit
des Publikums wecken.
Genauso wie jene Gedanken, die sich der Bamberger Student
Götz Frittrang zu einem möglichen
Haarproblem des amerikanischen
Actionhelden Superman gemacht hatte.
Da der fliegende Kämpfer für Recht
und Gerechtigkeit nun mal unverwundbar sei, so seine These, unterliegen
auch dessen Haare der Unangreifbarkeit. Mit konventionellen Ent-
sich
beMontage: ottfried
reits
vom
enormen Besucherandrang beeindruckt zeigten.
Insgesamt lässt sich der dritte Poetry
Slam als voller Erfolg mit einer gelungenen Mischung aus Beiträgen bezeichnen. Auf den nächsten Poetry
Slam am Dienstag, den 18. Dezember,
um 20 Uhr im Morphclub darf man
also zu Recht gespannt sein. Dann heißt
es wieder: berühmt für 15 Minuten.
Egal ob mit Lyrik oder Prosa.
Nähere Informationen zum Poetry
Slam gibt es unter der E-Mail-Adresse
[email protected].
Stimmlein, wechsel dich
Uniwahlen am 11. und 12. Dezember
(em) Der Dezember ist nicht immer der
ruhigste Monat des Jahres. Entweder
müssen Hausarbeiten abgegeben werden, oder man versucht mal wieder
ganz kreativ Geschenke zu kaufen. Zu
diesem Stress flattert dann auch noch
ein Wahlzettel von der Uni ins Haus,
denn am 11. und 12. Dezember sind
Uniwahlen. Was und warum dort
eigentlich gewählt wird, und was ihr
davon habt, erklärt euch OTTFRIED.
Der Personal- oder Studentenausweis
genügt vollkommen, um in den Wahllokalen seine Stimme abgeben zu können. Bestimmt werden die studentischen Vertreter für die fünf Fachschaften, den Senat und den Erweiterten Senat. Drei Wahlzettel werden
vorgelegt, auf denen, nach Gremien
getrennt, die Wahlvorschläge aufgeführt sind. Zu beachten ist, dass ihr
nicht panaschieren dürft, also nicht
Kandidaten verschiedener Listen jeweils eine Stimme geben könnt. Kumulieren, also das Verteilen der eigenen
Stimmen auf nur einer Liste, ist erlaubt.
Alle Studenten der Uni wählen gleichermaßen ihre Vertreter im Senat, im
Erweiterten Senat und im Konvent. Im
Gegensatz dazu werden die studentischen Fachbereichsräte und die
Fachschaft nur von den Studenten der
betreffenden Fakultät gewählt.
Und was ist die Aufgabe der Gremien?
Der Fachbereichsrat ist deckungsgleich mit dem Bereich einer Fakultät.
Fachbereichsräte entscheiden zum
Beispiel über die Besetzung von
Lehrstühlen oder die Änderung von
Prüfungsordnungen. Neben den studentischen Vertretern gibt es auch solche
aus dem akademischen Mittelbau und
natürlich Vertreter der Professoren.
Gleichzeitig werden die Mitglieder der
sieben- beziehungsweise achtköpfigen
Fachschaft gewählt.
Die Senatoren beschließen alle Rechtsvorschriften, die an der Uni gelten,
soweit nichts anderes bestimmt wurde.
Unter anderem schlagen sie auch den
Rektor, die Prorektoren, den Kanzler
und dessen Stellvertreter vor und wirken bei Vorschlägen zur Berufung von
Professoren mit. Zwei Studierende
gehören diesem Gremium mit beratender Stimme an.
Der Erweiterte Senat hat die Aufgabe,
die Grundordnung der Universität zu
beschließen. Außerdem entscheidet er
über die Wahl oder Abwahl des Rektors
und der Prorektoren. Hier sind zwei
weitere studentische Abgeordnete vertreten.
Der Konvent als
Studentenparlament
Während die Fachschaft die studentische Vertretung auf Fakultätsebene darstellt, ist der Konvent das „Studentenparlament“ auf Uni-Ebene. Ihm
gehören die gewählten studentischen
Vertreter aus Senat und Erweitertem
Senat an sowie 15 weitere Studentenvertreter. Der Konvent wählt vier
Studenten als „Exekutive“ in den
Sprecherrat. Aufgaben von Konvent
und Sprecherrat sind die „Vertretung
der fachlichen, wirtschaftlichen und
sozialen Belange der Studenten, und
fachbereichsübergreifende Fragen, die
sich aus der Mitarbeit der studentischen
Vertreter in den Kollegialorganen ergeben“. Jetzt gibt es nur noch eines zu
sagen: Auf zur Urne!
Slavistik bleibt in Bamberg
(em) Eine Evaluation der bayerischen Slavistiken hatte ergeben, dass es in
Bayern nur noch drei Vollslavistikzentren geben soll. Neben München und
Regensburg hat Bamberg das Rennen gemacht. Zunächst soll ein bilokales
Zentrum mit der Uni Erlangen-Nürnberg erprobt werden. Die zweite Option ist,
in Bamberg ein Vollslavistikzentrum zu errichten.
Der Wissenschaftsrat des bayerischen Wissenschaftsministeriums hat sich für
Bamberg unter anderem wegen der guten Ausstattung und den guten internationalen Beziehungen entschieden. Die Befragung der Studenten und des
Mittelbaus hatte eine hohe Zufriedenheit ergeben. Die Konkurrenz in Würzburg
und Erlangen-Nürnberg ist außerdem mit jeweils nur zwei Lehrstühlen bestetzt.
Die Bamberger Professoren überlegen nun, einen neuen Studiengang „Kulturraumstudien: Zentral- und Ostraum“ einzuführen.
SPORT.
Die Bamberger (Spring-)Reiter
Schleifen für die Dressur- und Springprüfungen – Beifall und Preise für die Zusatzdisziplinen Knutschen, Baggern und Feiern
Von Ines Thomas
Dass es bei Reitturnieren nicht unbedingt langweilig und steif zugehen
muss, davon hatten sich die Besucher
des diesjährigen Bamberger Studentenreitturniers schnell überzeugt. Dichtgedrängt auf der Tribüne, verfolgten
zahlreiche Studenten, Pferdebesitzer
und Reitsportfans das spannende Geschehen in der Reithalle von Burg
Feuerstein bei Ebermannstadt.
Zwölf Universitätsmannschaften aus
ganz Deutschland waren vom 2. bis
zum 4. November zu Gast bei diesem
Turnier, das von der Akademischen
Reitgruppe der Uni Bamberg ausgerichtet wurde.
Letztendlich hatte das Team aus München die Nase vorn und gewann die
Mannschaftswertung. Die Siegerin der
Einzelwertung Dressur kam von der
Universität Erlangen, und den Sieger
der Springprüfungen hatte die Kölner
Uni an den Start geschickt.
Will man das Prinzip der Studententurniere kurz zusammenfassen, kommt
man auf Sport, Spaß und Party in einem!
Das Besondere an den Studententurnieren ist, dass die Reiter ihre Pferde nicht
selbst mitbringen müssen, da die Pferde
von der gastgebenden Reitgruppe gestellt werden. Es haben also auch gute
Reiter mit kleinem Geldbeutel eine
Chance, ins Finale zukommen. Wichtig
sind gutes Einfühlungsvermögen, Erfahrung und Mut, da die Teilnehmer nur
wenige Minuten Zeit haben, um sich an
ihr neues Pferd zu gewöhnen, bevor es
in die Prüfung geht.
Aber das sind noch längst nicht alle
Anforderungen an einen Studentenreiter:
So ein Turnierwochenende verlangt von
Beim Bamberger Studentenreitturnier zeigte 12 Mannschaften Pferdesport auf hohem Niveau
den Reitern und den zum Feiern und
Anfeuern mitgebrachten Schlachtenbummlern einiges an Durchhaltevermögen. Freitag Abend, meist spät in der
Nacht, treffen die Mannschaften am
Turnierort ein. Der Abend wird traditionell zum Kennenlernen und „Warmtrinken“ genutzt und endet meist in einer langen Partynacht. Übernachtet
wird ganz rustikal mit Schlafsack und
Isomatte in einer Turnhalle. Egal, wie
kurz die Nacht auch war, am nächsten
(ip) Händehoch!
Wenn das nur nicht
schief geht. Wie jedes Wintersemester
herrscht drangvolle
Enge in der Sporthalle der Feki.
Dicht an dicht mühen sich vor allem
Mädels, dem Winterspeck mit Fitnessgymnastik entgegenzuwirken –
bei wenig Platz inklusive versehentlichem Körperkontakt.
Morgen gibt es kein Erbarmen für verkaterte Köpfe. Früh morgens heißt es
Aufstehen und rauf aufs Pferd. Alle
Starter reiten am Samstag eine Dressurprüfung auf dem noch relativ leichten
A-Niveau. Nach dem K.O.-System
kommen nur noch die Reiter mit den
besten Stilnoten in die nächste Runde.
Die ausgeschiedenen Reiter feuern die
anderen lautstark an und wärmen sich
inzwischen mit Glühwein und Lumumba schon mal für die Party am Samstagabend auf. Nach der kurzen Nacht geht
es am Sonntag erst so richtig zur Sache.
Auch hier müssen alle Reiter mit einem
fremden Pferd das erste A-Springen
überstehen. Wieder kommen nur die
besten Reiter in die nächsten schwierigeren Runden.
So kommt es, dass am Sonntag in den
Finalprüfungen von Springen und Dres-
Fotos: ini
sur auf M-Niveau (mittelschwer) nur
noch zwei Reiter gegeneinander antreten müssen.
Davor wartet jedoch noch eine ganz
besondere Disziplin auf die Finalisten.
Sie müssen das „Finalknutschen“ überstehen, bei dem sich die Pärchen küssend
durch die Reithalle wälzen.
Ein Ritual, das
angeblich die
Reiter für das
Finale locker
machen soll.
In Wahrheit ist
es wohl eher zur
Belustigung der Zuschauer gedacht.
Auch für das Knutschen gibt es Stilnoten. Bei der Siegerehrung wird außerdem der „Survival-Cup“ an das ausdau-
erndste Party-Team vergeben. Was man
als Studentenreiter tun muss, um den
„Bagger-Preis“ zu gewinnen, muss
wohl nicht näher erklärt werden.
Bei all dem Spaß sollte man aber die
bemerkenswerten sportlichen Leistungen, die auch beim Bamberger Turnier
wieder von den Reitern gezeigt wurden,
nicht vergessen. Eine so anspruchsvolle
Prüfung wie die L- und M-Runden auf
einem fremden Pferd zu reiten, verlangt
schon einiges an reiterlichem Können.
Die besten Mannschaften einer Saison
qualifizieren sich außerdem für die
Deutschen Hochschulmeisterschaften
der Studentenreiter, die dieses Jahr im
Dezember in Berlin ausgetragen werden. Auf höchstem Niveau gibt es auch
internationale Reitturniere und Weltmeisterschaften, die von Studenten aus
der ganzen Welt bestritten werden.
Einen guten Einblick in solches reiterische Können erlebten auch alle Reiter
und Zuschauer des Bamberger Studententurniers. Einmal mehr gelang die
einmalige Synthese von tollem Sport,
Musik und guter Stimmung. Weil das
Turnier in diesem Jahr in der Reitanlage
auf Burg Feuerstein statt fand, war das
Motto für die erste Dressurprüfung
„Ritterspiele und Burggeschehen“.
Also mussten sich die Mannschaften
„burggerecht“ verkleiden.
Wer Lust bekommen hat, bei so einem
Tunier mal dabei zu sein: Die Bamberger Studentenreiter suchen Nachwuchs für das Turnierteam. Auch ReitAnfänger sind immer herzlich willkommen.
Informationen gibt es bei Ines Tel.:
(0951-30290280) und Barbara Tel.:
(0951- 3090520).
Na dann Hals und Beinbruch!
Von Hunden und Fischen
Yoga: Viele Haustiere, die helfen Energie und Ruhe zu sammeln
(fra) „Mitzubringen sind eine Decke,
eine Iso-Matte, ein kleines Kissen,
dicke Socken und bequeme Kleidung“,
lese ich auf dem Zettel, der an der Tür
zur Umkleide hängt. Darunter kann ich
mir zunächst überhaupt nichts vorstellen. Aber wer hat schon wirkliche eine
Vorstellung von Yoga? Irgendwo habe
ich mal gelesen, dass Madonna angeblich jeden Tag drei Stunden damit verbringt. Ich habe aber eigentlich ein
anderes Bild im Kopf: einen kleinen,
indischen Guru, der stundenlang geduldig im Kopfstand an der Wand lehnt –
vielleicht. Hoffentlich zwingt mich in
meiner ersten Stunde niemand, einen
Kopfstand zu machen.
Ganz bequem
zum Muskelkater
Ein Dienstagabend Anfang November.
Wir treffen uns im Gymnastikraum im
Bootshaus, und statt der gewohnten
Aerobic-Musik breitet sich ein angenehmer Duft aus einer kleinen Öllampe
im Raum aus. Wir setzen uns im
Schneidersitz auf die Iso-Matten und
lernen als erstes, dass man sich vor
Beginn der Stunde begrüßt. Alle legen
die Hände aneinander und machen eine
kleine Verbeugung.
Yoga sei nicht nur Körperübung, sondern auch Meditation, und dazu gehöre
auch eine gesunde Ernährung, erklärt
die Lehrerin. Also dürfen wir uns als
erstes entspannen: Ich liege auf dem
Rücken, die Beine etwa hüftbreit auseinander, die Arme mit den Handrücken
nach unten etwas vom Körper weg
gestreckt, und harre der Dinge, die da
kommen. Wer möchte, darf sich zudekken. Und das soll Sport sein? Ich bin
etwas skeptisch, werde aber bald eines
Besseren belehrt. Es ginge darum, die
Energie am Körper zu behalten, deshalb die Decken.
Nacheinander sollen wir sämtliche
Körperteile anspannen. Erst das rechte
und dann das linke Bein, die
Bauchmuskeln, den Schulterbereich,
dann die Arme und zuletzt das Gesicht.
Die Zunge rausstrecken, wie peinlich.
Aber das sieht ja zum Glück niemand.
Dann dürfen wir noch einen Moment
liegen bleiben, und ich verstehe, was
mit Energie gemeint ist. In meinem
ganzen Körper breitet sich ein wohliges
Kribbeln aus.
Als nächstes lernen wir eine Atemtechnik, die Bauchatmung. Im Yoga
werden alle Körperübungen über den
Atem gesteuert, erzählt uns die
Lehrerin. Körperteile und Muskeln
werden angespannt und wieder entspannt, um sie zu dehnen und geschmeidiger zu machen, und dieser
Wechsel funktioniert über die Atmung.
Obwohl alles sehr langsam vor sich
geht, sind manche Übungen ganz schön
anstrengend. Mit hochrotem Kopf versuche ich eifrig, den Anweisungen
unserer Vorturnerin zu folgen, und das
ist manchmal gar nicht so einfach. Viele
Yoga-Stellungen haben sehr lustige
Namen: In der ersten Stunde lernen wir
den Hund, dessen Gegenübung der
Fisch ist. Und für die Kuh zum Beispiel
sitzt man zunächst mit geradem Rücken
im Schneidersitz auf dem Boden, zieht
das rechte Bein eng an den Aller-
wertesten heran, so dass der Oberschenkel eine gerade Linie bildet, um
dann das linke Bein darüber zu verschränken. So entsteht das Maul einer
Kuh, und die Füße bilden ihre Ohren.
Zur Streckung des Rückens gehören
dann auch noch die Arme über den
Kopf. Und weil man Teile seines
Körpers nie einseitig belasten soll, verrenken wir uns noch ein zweites Mal,
aber diesmal mit dem linken Bein
zuerst.
In der Ruhe
liegt die Kraft
Zwischen den einzelnen Übungen gibt
es immer wieder kurze Entspannungsphasen. „Spürt nach und genießt“, sagt
die Lehrerin. „Spürt, wie die Energie
sich in euren Körpern verteilt.“ Sie hat
recht: Überall kribbelt es, und ich
merke, wie meine Muskeln arbeiten.
Die Körperübungen nehmen viel Zeit in
Anspruch, und dieses Bewusstsein der
Ruhe vermittelt mir ein ganz neues
Körpergefühl.
Die Stunde endet dann so, wie sie angefangen hat. Wir dürfen uns wieder hinlegen und müssen nacheinander noch
einmal alle Körperteile anspannen. „Ihr
spürt, wie euer rechter Fuß ganz schwer
wird. Das rechte Knie und der rechte
Oberschenkel werden müde...“ Autosuggestion, aha. Das soll funktionieren? Ich bin mir nicht sicher. Bis zum
linken Knie komme ich noch mit, und
dann höre ich jemanden leise schnarchen. Bin das etwa ich? Naja, dafür
musste ich keinen Kopfstand machen!
WINTER.
Weckt den Tiger in euch
Wenn starke Männer auf schnellen Kufen durch die Eisarena rasen
Von Andrea Lutz
Wenn die Pinguine über die Panther triumphieren oder die
Moskitos den Haien eine Lektion erteilen, dann wird Eishockey gespielt. Die Ice-Tigers
sind in Nürnberg zu Hause, und
die „Arena“ am Frankenstadion
ist ihr Jagdrevier. Seit Gründung
der Deutschen Eishockey-Liga
(DEL) 1994 ist Nürnberg dabei im
Meisterkonzert der DEL-Clubs.
Wenn die Tiger ins Stadion gleiten, hat
das Fest im Saal längst begonnen, das
Feuerwerk wird gezündet, das kühle
Bier geöffnet und die La-Ola-Wellen
rollen über die Ränge. Und sobald die
muskelbepackten Cracks die Stöcke
schwingen, dann wird auch den
verfrorensten Mädels im
Stadion endlich heiß! Bis
zu 5000 Fans wirbeln ihre blauen Schals durch
die eisige Luft, während
Top-Scorer Vitalij Aab
den Puck in die
gegnerische Hälfte
katapultiert. Der
Stadionsprecher
heizt mit echter
Stim-
Partie. Mit Frederic Chabot steht bei
den Ice-Tigers der offizielle Top-Torhüter der Liga vor dem 1,20m hohen
Kasten.
Die Regeln beim Eishockey
sind zwar nicht für jedermann sofort verständlich. Trotzdem gibt
es einige Fragen,
mit denen man
sich als Laie
im Fanblock
richt i g
ße Mann etz den blauen da abwatscht?“
Verschiedene Formen der Feldverweise
bei Unfairness und Abseits sorgen beim
angetrunkenen Fan zuweilen für Verwirrung, garantieren jedoch Spannung
bis in die letzten Spielminuten. Bis zu
18 Ersatzspieler warten hinter der Bande auf ihren Einsatz. Beim Eishockey
rasen sechs Ferraris pro Team über die
Piste, der Motor der Spieler sind die
Schlachtrufe der Fans, und der Stadionsprecher wird für einige Stunden
zum DJ der Massen.
Ein nicht ganz billiges Zuschauervergnügen für den sport-begeisterten Studenten, aber eine rasante Mixtur aus
Spitzensport, Schweiß und Sound, die
auch wegen der außergewöhnlichen Location auf Eis unvergesslich bleibt.
Die Nürnberger „Arena“ am Zeppelinfeld ist recht gut mit der S-Bahn (Haltestelle Frankenstadion) oder dem Bus zu
erreichen. Auch Parkplätze sind reichlich vorhanden. Karten gibt’s im
Bamberg beim „bvd-Kartenservice“ in der Langen Straße
oder über die Tickethotline
01805/ 781678.
Die billigsten Stehplatztickets gibt es
ab 17 Mark. Nach
oben sind die
Grenzen offen.
Die
Heimspieltermine
(fra/ip/jay) Alle Jahre wieder eine heiße Tasse auf dem Glühweinmarkt,
dachten wir uns und machten uns auf den Weg zum Nürnberger Christkindlesmarkt. Süßer die Glocken nie klingen, und die zwei anerkannten
Weihnachtsexperten schnappten sich das Christkind und stellten sich neben
den O, Tannenbaum. Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all – aber
bitte nicht nach 20 Uhr. Dann ist nämlich stille Nacht an der Glühweinbude.
Oh je, du fröhliche. Von wegen kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frau’n,
kommet den Glühwein zu schaun. Lauwarm ist er, jauchzet und frohlocket
Davon würde nicht mal Rudolph eine rote Nase bekommen. Geschweige
denn der Nikolaus. (Habt ihr eigentlich schon eure Stiefel geputzt?) Noch
rieselt der Schnee nicht einmal leise, aber bald kommt ein Schiff geladen
voller Weihnachtsstimmung. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es
kommt die Zeit der Trunkenheit.
Feuer unter dem Hintern
Das Rezept für einen gemütlichen Winterabend
mungsmucke
weiter ein, und
aus den regulären dreimal 20 Minuten Spielzeit wird
meist ein dreistündiges Fest.
Die Tiger Shawn Anderson, Guy Lehoux und Luciano Borsato haben nicht
nur wohlklingende Namen, die im Fanchor durch die Arena schallen, sie bringen auch entsprechendes Tempo in die
böse
blamieren
kann.
Beispielsweise mit so unqualifizierten
Bemerkungen wie: „He, Achtung – da
hat doch jemand seinen Stock verloren
...das da fei auch keiner ausrutscht!“
oder „Ist denn das erlaubt, dass der wei-
am 9., 11., 16., 21. und 30 Dezember
sowie am 4., 8., 11., 18., 25. und 29.
Januar sind noch nicht ausverkauft.
Steil abfahren in der Heimat
Fränkische Skihaserl kommen auch in der Umgebung auf ihre Kosten
(alu) Dank Wolfgang Ambroß’ Skifahrerhymne dürfte nun wohl auch den unsportlichsten Zeitgenossen klar geworden sein, dass „Skifoarn“ des „leiwandste“ is’, „wos mer si no vorstell’n ko“.
Nun ist Bamberg nicht Zell am See und
der Domberg nicht die Zugspitze, darum lohnt es sich, die Ski aufs Auto zu
schnallen, um sich nach einer nicht einmal einstündigen Autofahrt in einem
der drei fränkischen Skigebiete wiederzufinden: im Frankenwald, im
Fichtelgebirge oder in der Rhön.
strecken sich 300 km gespurte Loipen,
teils ebenfalls beleuchtet, im Fichtelgebirge. Der Ochsenkopf selbst bietet
zwei Hauptabfahrten: Nord- und Südseite können vom Anfänger gepflügt
werden. Der Könner sei darauf hingewiesen, dass gerade der
Nordhang
eine
blaue
Kennzeichnung verdient
hätte.
Während die
Skivergnügen
diesseits der Alpen
In allen drei Gebieten überwiegen
leichte und mittelschwere Hänge, darum stellen sie ein ideales Übungsterrain für Skianfänger und Snowboard-Umschüler, aber auch für
Rodler und Langläufer
dar.
60 Skilifte, 100 gespurte
Loipen, 24 Skischulen
und 16 Rodelbahnen dürften so manchem Bamberger
Flachlandtiroler schon einige wintersportliche Höhepunkte bescheren.
Das wohl bekannteste Skigebiet ist der
„Ochsenkopf“ im Fichtelgebirge. Dort
sind Orte wie Mehlmeisel, Bischofsgrün oder Warmensteinach anzufahren um abzufahren. Und
das kann man im Fichtelgebirge schon ab 30
Mark pro Tagespass.
Fast alle Hänge sind mit Flutlichtanlagen ausgestattet, so dass der sportliche Student bis 22 Uhr im Skikurzurlaub verweilen kann. Außerdem er-
Zusätzlich zeigen zwei Skischulen, geführte Skiwanderungen, eine Rodelbahn, diverse Winterwanderwege sowie
die größte Sprungschanze Nordbayerns, was Bambergs nächstgelegene
Skiregion zu bieten hat. Das Landesleistungszentrum für nordischen Skisport ist hier ansässig, was die Kompetenz in Sachen Skilanglauf illustriert.
Im Frankenwald locken die Skizentren
„Döbraberg“ und „Rund um den Ködel“ sowie der „Rennsteig“. An die 50
Loipen gibt es hier, was die Region vor
allem zum El-Dorado für Langläufer
macht.
Die Rhön (mit der Kreisstadt Bad Neustadt) bietet mit 28 Liften und ebenfalls
rund 300 km Langlaufloipen noch mehr
Wintersportvergnügen. Die Wasserkuppe, der Kreuzberg und der Feuerberg
sind die drei Hügel, die man auf Brettern hinabschwingen kann.
Weitere Informationen zu den Skiregionen können bei untenstehenden
Adressen abgefragt werden. Auch im
Internet sind Infos zu erhalten, beispielsweise unter www.fichtelgebirge.de oder www.frankenwald.de.
Tourist-Information Fichtelgebirge
Gablonzer Straße 11
95686 Fichtelberg
Tel.: 09272/62 55
schneepflügende Begleitung
also die Piste mit einigen Schneebuckeln
bestückt, um die anschließende Abfahrt etwas
spannender für die Profis zu
gestalten, können diese getrost
auf der Ochsenkopf-Hütte ein deftiges
Mittagessen einnehmen.
Tourist-Information Frankenwald
Adolf-Kolping-Straße 1
96317 Kronach
Tel.: 09261/60 150
Tourist-Information Rhön
Spörleinstraße 11
97616 Bad Neustadt
Tel.: 09771/9 41 08
(fra) Die alkoholische Gärung ist die
Gärung des Alkohols, das wissen wir
alle spätestens seit Pfeiffers Erklärung
aus der „Feuerzangenbowle“. Pfeiffer
mit drei Eff, versteht sich.
Traditionsgemäß zeigt die USI den
Film heute abend noch einmal im
Audimax an der Feldkirchenstraße. Ein
schöner
Feuerzangenbowle-Abend
ließe sich allerdings auch gemütlicher
gestalten als in dem dichten Gedränge
an der Uni – am eigenen, knisternden
Kamin oder vor dem eigenen Fernseher
nämlich.
Deshalb hat OTTFRIEDs Leibköchin
für euch in ihren Kochbüchern gestöbert und ein leckeres Rezept aufgetan:
Feuerzangenbowle á la OTTFRIEDA.
Zutaten:
2 Flaschen Rotwein, Saft von 2
Orangen, Saft von 2 Zitronen, 4 Nelken,
2 Zimtstangen, ein Zuckerkegel, Rum
(54% oder mehr).
In einem großen Topf alle Zutaten heiß
werden lassen. Achtung: Nicht kochen
lassen! Eine Feuerzange über den Topf
hängen (ersatzweise ein Sieb mit großen Löchern) und darauf den Zuckerkegel legen. In einer Suppenkelle ein
wenig Rum anzünden und über den
Kegel laufen lassen, bis der Zucker
schmilzt. Nach Geschmack immer wieder nachgießen, damit der Kegel sich
auflöst. OTTFRIEDA übernimmt keine
Verantwortung für eure Kater!
SERVICE.
Zwischen Kirche und Brauerei
Wo man sich und die Eltern in Bamberg gehen lassen kann – Ein Spaziergang durch unser fesselndes Weltkulturerbe
Von Matthias Häber
Bamberg ist unsagbar schön! So schön
wie..., na halt, so sehr, dass man kaum
mit Worten..., eben UNESCO, Weltkulturerbe und so. Abartig schön! Zwei
von zehn Kriterien der Konvention zum
Schutz des Natur- und Kulturerbes hat
das Städtchen bereits erfüllt:
Zum Ersten stellt Bamberg den Austausch von Werten der Menschheit über
einen Zeitraum oder in einer Kulturregion dar. Zum Zweiten ist Bamberg
ein herausragendes Beispiel für einen
bestimmten Typ von Gebäude, Ensemble oder Landschaft.
Noch einen Botero in die Tiefgarage,
diesmal vielleicht einen „Mann mit
Gemüse” – auf den gibt es dann sicherlich Mengenrabatt, zumindest wenn er
so proportioniert ist wie Fernandos
„Frau mit Frucht” – und die Stadt hätte
bereits einen dritten Punkt der Konvention erfüllt: Meisterwerk des schöpferischen Geistes des Menschen.
In einem Flugblatt forderte Oberbürgermeister Herbert Lauer deshalb vor kurzem: „Lassen Sie sich gefangen neh-
Villa neben der Jakobskirche
men von den Qualitäten dieses Stadtraumes und erleben Sie ihn in den
Gassen, am Wasser, in den Gärten, auf
den Plätzen und auf den Wiesen.” Ich
nahm’s mir zu Herzen und schreibe nun
sozusagen aus der Haft. Klar ist hier
manches auch hässlich, bieder und kalt,
besonders jenseits der Gleise; aber das
interessiert keine Touristen, also auch
nicht Herrn und Frau Erzeuger, die den
hoch- oder runterkurbeln. Weiter den
Mühlwörth rauf, das Wasserschloss
Concordia links liegen lassend über die
Obere Mühlbrücke nach Westen in die
Judenstraße. Je nach Interessenlage
kann man hier auf das Böttinger- oder
das „Samshaus” verweisen. Dann den
Unteren Stephansberg rauf bis zur
entsprechenden Kirche, ein Blick durch
das Schlüsselloch des gegenüberliegenden Landhauses – zu schön ist der
dahinter versteckte Hof. Nun am Kräutergärtchen der Kirche zurück zum
Stephansplatz, ab in die Eisgrube,
dem putzig grinsenden Türknauf namens „Apfelweibla“ einen Nasenstüber
geben und an der Hölle vorbei zum
Frauenplatz. Wen es jetzt nach echtem
Tintoretto gelüstet, der gehe in die
Obere Pfarre, andere überqueren den
Unteren Kaulberg und suchen nach
Blick vom Michaelsberg: Abartig schönes Bamberg
Fotos: mah
einem Treppchen direkt gegenüber der
Kirche. Diese runter, nach links in den
frischgebackenen Studiosus besuchen
Namen der Stadt. Man geht also vom
Hinteren Bach und dann den Domkommen, um zu schauen, an welchem
Kranen am Kanal entlang nach Süden,
grund entlang. Die
Ort ihr Lebenswerk sein BAFöG fehlinweg von der nicht
Sutte rauf kann
vestiert. Schön, wenn man da einen
wirklich lächelnden
man die Jakobskirtrefflichen Pfad durch schiefe Gassen,
Kuh des ehemaligen
che
bewundern.
dörfliches AmSchlachthauses. An
Wer nur noch auf
biente und machtder Nonnenbrücke
Stümpfen
läuft,
volle Bauten zu
ist für Bildungsbürnimmt hier besser
schreiten weiß.
ger ein Abstecher
den Bus. Alle andeAußerdem haben
zum Schillerplatz
ren gehen die
Wohnheimzimmer
von Nöten. Man lasMichaelsbergeinen zu geringen
se dort die Eltern die
straße runter und
Sauerstoffvorrat,
Aura früherer Tage
den Michaelsberg
um das Überleben
atmen, als Tausendwieder
hinauf.
dreier Personen
sassa
Hoffmann
Beim Kloster mit
für einen Zeitraum
noch über jene GehPapa ins Brauereivon mehr als zwei
wegsplatten schritt.
museum, während
Stunden zu siAlso zum E.T.A.Muttern den Kräuchern. Also, raus
Hoffmann-Haus,
tergarten an der
an die frische
und dann wieder zuDecke bewundern
Luft! Hier bieten sich auch viel bessere
rück in die Spur, den
darf. Schließlich alMöglichkeiten, sich zum Essen einlaClarissenweg ent- E.T.A. Hoffmanns „Apfelweibla“
le durch die Tumba von Bischof Otto –
den zu lassen.
lang, bis es nicht mehr weiter geht. Dadas hilft gegen Rückenschmerzen –
Beginnen könnte man bei Igor Mitoraj
bei immer rechts halten. So stößt man
raus aus der Kirche und um sie herum.
an der Unteren Brücke, das ist zentral
auf den Hollergraben und biegt bei
Wenn’s nicht mehr weiter geht, kurz die
und bietet die Möglichkeit für einen
nächster Gelegenheit wieder rechts ab.
Aussicht genießen und dann die klökleinen Abstecher zur Universität. SoAm linken Regnitzarm nach Norden,
sterlichen Hänge hinunter bis auf halbe
fern man in der Innenstadt studiert, ist
um die Alte Schleuse von der anderen
Höhe. Nun nach rechts in den wilden,
das für die Inspekteure interessant, zuSeite zu beschauen. Mit etwas Glück
also englischen Teil des Gartens, um
dem trägt die Austraße den kürzesten
sieht man hier Maier die Ziehbrücke
Mit High Speed ins Internet
Uni@Home macht’s bezahlbar: Kluge Studenten sparen die Anschlussgebühr für DSL-Verbindung
(mas) Der CIP-Pool ist voll, in der
Bibliothek ist kein Platz frei. Und der
Internetzugang daheim ist auch nicht
gerade der allerschnellste und deswegen zu teuer für dauerndes Surfen im
World Wide Web. Aber in der Mensa
lag da doch ein Flyer rum. Uni@Home
stand da drauf, rasend schnell durch das
Internet mit DSL (Digital Subscriber
Line). Und der blonde Telekom-Mann
grinst auch jeden Abend aus dem Fernseher und verspricht Highspeed-Downloads, während die Bits und Bytes im
Hintergrund vorbeisausen.
Aber was verbirgt sich hinter
Uni@Home? Die Deutsche Telekom
bietet unter diesem Schlagwort allen
Studenten einen kostengünstigen Zugang mit DSL ins Internet. Kosten-
günstig heißt hier, dass die Universität,
an der man eingeschrieben ist, die einmaligen Anschlussgebühren von rund
100 Mark übernimmt. Gleichzeitig erhält man bei der Anmeldung über die
Uni@Home-Seite der Telekom, www.
uni-home.de, eine Gutschrift von 20
Mark.
Wer sich DSL bei der Telekom holt,
zahlt rund 70 bis 75 Mark Grundgebühr, zusammengesetzt aus dem gewählten ISDN-Tarif und dem DSLZuschlag. Damit hat mit man aber erst
die megaschnelle Leitung. Um die günstigsten Telefongesellschaften beziehungsweise Internet-Provider zu finden, solltet ihr bei www.tarifrechner.de
nachschauen.
Bevor man sich allerdings nun ent-
schließt, seine Kommunikationswege
mit der Außenwelt up-to-date zu bringen, sollte noch die technische Seite betrachtet werden. Wer DSL alleine nutzen möchte, braucht sich nicht viele
Gedanken zu machen. Die benötigte
technische Ausstattung besteht aus einem „Splitter“, der die Telefon- von
den Datensignalen trennt, und einem
DSL-Modem, einer Art Netzwerkkarte,
die den Zugang zum Internet ermöglicht. All dies bekommt man von der
Telefongesellschaft zugesandt, bei der
man die Leitung beantragt hat. Für den
eigenen Computer braucht man nur
noch eine Netzwerk-Karte, die ab 25
Mark im Handel erhältlich ist. Und
dann lassen sich Übertragungsraten von
bis zu 768 Kilobit pro Sekunde erreichen. Zum Vergleich: Mit einer einfachen ISDN-Karte kommt man auf zehn
bis zwölf Kilobit.
Gemeinsames
Surfen in der WG
Für Wohngemeinschaften ist ein solcher Anschluss natürlich noch attraktiver. Das leidige Hin und Her um die
zahlenmäßig knappen Telefonbuchsen
hätte dann ein Ende. Die Kosten können ebenfalls reduziert, weil geteilt,
werden. Aber Vorsicht: An das mitgelieferte DSL-Modem kann zwar ein
Netzwerk mit mehreren Rechnern
angeschlossen werden, allerdings erhält
dann immer nur ein Computer Zugang
zum Internet. Zwar ist die Telefonleitung noch immer frei, aber die anderen Rechner können nicht gleichzeitig
auf einen Ausflug ins World Wide Web.
Wer allen angeschlossenen PCs gleichzeitiges Surfen ermöglichen will,
braucht einen Server, der als Verteilstation dient. Dieser besteht entweder
aus einem Hardware-Router, der ab
rund 350 Mark zu haben ist, oder aus
einem weiteren PC. Ein nicht mehr
ganz aktuelles, aber noch funktionstüchtiges Modell reicht schon aus. Jedoch braucht man hier erst noch die
entsprechende Software, um damit den
Server einzurichten. Besonders einfach
ist es mit den neuen Funktionen von
Windows XP.
Kabel-Leger
sind gefragt
Zu guter Letzt gilt es noch, die entsprechenden Kabel zwischen PC, Router
oder Netzwerk-Switch und Telefonbuchse zu verlegen. Wer einen einzelnen Anschluss betreiben möchte, dürfte
mit den mitgelieferten Kabeln im
Startpaket auskommen. Bei Wohngemeinschaften müssen in aller Regel
weitere hinzugekauft werden. Im
Einzelhandel muss mit 30 bis 35 Mark
pro zehn Meter gerechnet werden. Bei
Fachhändlern oder im Internet lassen
sich bei größeren Mengen sicherlich
günstigere Preise und vor allem auch
individuell zugeschnittene Kabellängen
erstehen.
Weitere Informationen zu Hard- und
Software, Installation und Sonstigem
rund um das Thema DSL finden sich im
Internet unter www.adsl-links.de oder
www.telekom.de/t-dsl.
letztlich in der Aufseßstraße herauszukommen. Am Ottoplatz schnell die
Treppen runter zum Grünhundsbrunnen, dem Kuriosum Bambergs. Zurück
auf die Residenzstraße, kurze Anteilnahme für des Ministers Fenstersturz
An der Alten Schleuse
und auf den Domplatz, einmal
rundherum mit allem Pipapo, und die
Karolinenstraße wieder runter durch
den Japanrummel am Alten Rathaus.
Zwei Stunden müsste das Ereignis dauern, die Vormundschaft sollte begeistert
sein. Wenn nicht, so gibt es immer wieder schnuffelige Gaststuben und Kneipen, auch wenn die fränkische Küche
nicht zum Weltkulturerbe gehört.
Euro in der Uni
(jg) Die D-Mark geht, der Euro
kommt, aber sonst bleibt alles wie
bisher – zumindest beim Studentenwerk. Die Verbraucherschützer warnen schon seit geraumer Zeit vor
versteckten Preis-Erhöhungen im
Zuge der Euro-Umstellung: Wer
nicht mit Vorher-Nachher-Liste und
Taschenrechner zum Einkaufen
geht, wird sich nach dem 1. Januar
2002 nur schwerlich vor versteckte
Verteuerungen schützen können.
Aber zumindest das Studentenwerk
Würzburg, das auch für die Bamberger Universität zuständig ist, will
die Studenten bei der Euro-Einführung nicht übers Ohr hauen:
„Weder eine offene noch eine versteckte Preiserhöhung ist damit verbunden”, sagte Geschäftsführer
Josef Wenzel auf OTTFRIED-Anfrage.
In den Mensen sollen die Preise
weitgehend stabil bleiben. Es werde
sowohl kaufmännisch aufgerundet
als auch abgerundet, um möglichst
glatte 5-Cent-Beträge zu erhalten.
Studis, denen das Studentenwerk
ein Dach über dem Kopf bietet, werden sich wohl Anfang des Jahres auf
eine „kleine Mietveränderung”
gefasst machen müssen. Diese
Mieterhöhung habe aber nichts mit
dem Euro zu tun, sondern beruhe
auf einer Novelle der Berechnungsverordnung,
versicherte
Wenzel.
Die BAFöG-Zahlungen werden ab
dem 1. Januar auf Euro und Cent
genau umgerechnet. Ab 1. Juli sollen glatte Euro-Beträge in die studentische Kasse fließen. Dies geschehe allerdings „durchgängig im
Wege einer glättenden Aufrundung“, teilte das Bundesministerium für Bildung und Forschung
zum Thema mit.
Dass der Studentenwerksbeitrag für
das kommende Sommersemester zu
Gunsten der Studenten abgerundet
wurde, kann jeder nachrechnen, der
den Umrechnungskurs (1 Euro =
1,95583 DM) kennt: Satte zwölf
Pfennig könnt ihr bei der Rückmeldung zum Sommersemester sparen.
So bleibt wohl die größte Gefahr für
Bamberger Studenten, bei der Einführung der neuen Währung auf
schlecht gefälschte Euros hereinzufallen – oder ohne Taschenrechner
einzukaufen.
DOMSCHERGE.
Die neue Kino-Zeit in Bamberg
CineStar-Multiplex-Kino eröffnet auf dem Atrium-Dach – Kinoliebhaber müssen nicht mehr nach Erlangen pilgern
Von Frank Gundermann
Der Auftakt war filmreif. Rund 3000
Besucher drängten sich vor zwei Wochen im Treppenhaus des Atrium-Einkaufzentrums, um den Beginn einer
neuen Film-Ära in Bamberg zu erleben.
Die Eröffnung des CineStar-Multiplexkinos auf dem Dach des Geschäftsgebäudes und das Ende einer langen
Phase des Wartens. Rund vier Jahre waren zwischen Planung und Fertigstellung des 30 Millionen Mark teuren
Kinos vergangen. Vier Jahre, in denen
Bamberger Cineasten für Filmgenuss
im Großen Stil zwangsweise nach Erlangen, Nürnberg oder sogar Würzburg
ausweichen mussten. Damit ist jetzt
Schluss.
extra zurückgespult werden, da er bereits während des Abspielens über eine
Schleife zurück auf den Teller läuft.
Bis zu vier Stunden können somit von
einer Anlage am Stück gezeigt werden.
Bei längeren Vorführungen muss dann
trotz qualitativ hochwertiger Kinotechnik die Filmrolle gewechselt werden. Allerdings dürfte dies bei Hollywood-Produktionen kaum der Fall sein,
da 240 Minuten bereits rund sieben
Kilometern Film entsprechen.
Für die Zukunft wünscht sich Theaterleiter Stefan Lauterbach vor allem eines: „Dass alles reibungslos läuft“. Zusätzlich plant der 31-Jährige, Regisseure und Schauspieler zu Vorführungen und Publikumsgesprächen nach
Bamberg zu holen. Pierce Brosnan wird
allerdings nicht dabei sein. „Schließlich
sind wir hier nicht in Berlin.“ Gespannt
sein darf man aber auf jeden Fall.
Ziel für 2002:
450 000 Besucher
Insgesamt acht Säle hat das neue Multiplex mit seinen 1539 geräumigen Sitzplätzen. Die größte Leinwand in Kino 1
misst dabei 17,8 mal 7,7 Meter, die
kleinste in Saal 8 immerhin noch
respektable 10,5 mal 4,4 Meter. Im
bundesweiten Vergleich ist das Bamberger CineStar somit ein Kino mittlerer Größe. Insgesamt 80 Mitarbeiter,
davon sieben festangestellte, arbeiten
Auf die Plätze, fertig, los: Während es bei der Pressevorführung noch ruhig zuging, kamen zur Eröffnung 3000 Leute
seit 14 Tagen unter der Führung von
Theaterleiter Stefan Lauterbach. Für
in Bamberg meistens erst Wochen oder
einer CD in unterschiedlichen
Geschäftsleiter der Kieft & Kieftdas kommende Jahr hat sich der 31sogar Monate später gezeigt. Das wird
Sprachfassungen abgespielt werden
Gruppe für den Bereich SüddeutschJährige mit seinem Team Großes vorgesich mit dem neuen CineStar-Kino nun
kann. Auch sonst bietet das CineStar
land, sagte, plant das Unternehmen,
nommen. Annähernd 450 000 Besucher
ändern. „Wir setzen auf eine ausgeechten Komfort. Neben Sitzen mit grodemnächst weitere Kinos in Italien, den
wollen die Betreiber
wogene Mischung
ßer Beinfreiheit sowie Kuschelplätzen
Niederlandem und Tschechien zu eröffin den nächsten
von Filmen, die
ohne Armlehne gibt es Klimatisierung
nen. Mit dem Bamberger CineStar
zwölf Monaten ins
dann auch garantiert
in allen Sälen. Die Raumtemperatur
zeigte sich Tanneberg „sehr zufrieden“.
Kino locken. Ob es
mit Bundesstart anliegt somit bei konstanten 22 Grad. Ein
Das Gleiche galt für Mike Rupp, der
wirklich so viele
laufen“, erklärt TheLuxus, auf den man in den restlichen
früher für die Luitpold-Lichtspiele als
werden, bleibt zwar
aterleiter LauterBamberger Kinos gerade im HochChefvorführer tätig war und diesen
fraglich, dennoch
bach. Neben Blocksommer bislang oft schmerzlich verPosten mittlerweile beim Multiplex
gilt
zumindest
bustern wolle man
zichten musste. Zusätzlich gibt es in
innehat.
eines: In Sachen Kiauch ausgefallenere
jedem Kinosaal einen Rollstuhl-Platz.
no haben die BamWerke zeigen.
Von großem Vorteil für die Besucher ist
Cheftechnik für
berger
enormen
Rund 15 verschiesicherlich auch das vielfältige gastronosieben Kilometer Film
Nachholbedarf. Zu
dene Filme werden
mische Angebot im Atrium. Bereits in
provinziell war bisdurchschnittlich pro
der ersten Woche nach Eröffnung des
lang das Angebot,
Im Gegensatz zu seiner früheren ArWoche zu sehen
CineStars verzeichnete das Einkaufsvor allem nachdem
beitsstelle steht Rupp nun allerdings
sein. Darunter auch
zentrum einen enormen Besuchermit der Schließung
modernste Kinotechnik zur Verfügung.
Vorführungen im
andrang. Begeistert vom Ansturm am
der Luitpold-LichtSo gibt es auf der weitläufigen Projekenglischsprachigen
Eröffnungsabend war CineStar-Pressespiele auch noch die Film ab: Chef-Vorführer Mike Rupp Original mit hervortionsebene, dem Herzstück des
sprecherin Irene Bauer. „Das war bisletzte ernst zu nehmende Konkurrenz
CineStars, sogenannte FB-30-D-Vorragender Klangqualität. Möglich macht
lang unser bester Start“. Mit dem Bamzum City-Kinozentrum in der Luitpoldführgeräte, die über eine mehrteilige
dies das „Digital Theatre System“, ein
berger Kino wurde bundesweit das 62.
straße wegfiel. Filme, die in anderen
Telleranlage verfügen. Auf diese Weise
Sechs-Kanal-Sound-System, bei dem
Multiplex der Kieft & Kieft Filmtheater
Kinos mit Bundesstart anliefen, wurden
muss der Film nach der Projektion nicht
der digitale Ton synchron zum Film von
GmbH eröffnet. Wie Kai Tanneberg,
Nun doch kein Abriss
Auch wenn der Zentralsaal bleibt: Studipartys wird es nicht mehr geben
(mas) Von Dieter Thomas Kuhn über
Hans Söllner bis zu Studentenpartys –
der Zentralsaal am ZOB hat in seiner
über 100-jährigen Geschichte schon
einiges mitgemacht. Vor etwas mehr als
einem halben Jahr wurde er dann geschlossen, ein Abriss stand zur Diskussion, um das benachbarte Seniorenwohnheim erweitern zu können. Dieser
Plan ist jetzt vom Tisch. Allerdings
wollte sich Dagmar Fiedler, die Vorsitzende des Evangelischen Vereins, in
dessen Besitz der Zentralsaal ist, gegenüber OTTFRIED nicht zur weiteren
Nutzung äußern.
„Wir stecken momentan in Verhandlungen“, begründete sie ihre schweigsame Haltung. Mit wem der Evangelische
Verein im Moment über den Zentralsaal
verhandelt und in welche Richtung
diese Gespräche führen, dazu wollte
Fiedler nichts sagen. Fest steht nur,
dass der Zentralsaal an der Promenade
wohl auch weiterhin Ort für Veranstaltungen fast aller Art sein wird.
Um das möglich zu machen, müssen
aber aller Voraussicht nach erst einmal
Handwerker und Techniker anrücken.
Das wurde auf der Hauptversammlung
des Vereins vor wenigen Wochen klar,
bei der man sich gegen eine endgültige
Schließung und einen etwaigen Verkauf
zum Ende dieses Jahres aussprach. So
genügt die technische Ausstattung des
Zentralsaals nicht mehr den notwendigen Standards, um größere Veranstal-
tungen oder Konzerte organisieren zu
können. Ebenso fehlt ein behindertengerechter Zugang zum Saal wie auch
zum Gebäude selbst.
Im Frühjahr wurde der traditionsreiche
Versammlungsort erst mal geschlossen.
Über den baulichen Zustand war ebenfalls nichts zu erfahren. Doch hieß es in
den letzten Wochen hin und wieder, der
Saal könnte bei zu lauter Musik aufgrund der starken Schallwellen einstürzen. Das schien allerdings nur ein
Gerücht zu sein, da erst vor kurzem die
bekannte deutsche Rap- und Hip-HopGruppe EINS ZWO, dort auftrat. Fest
steht nur eines: „Studentenpartys wird
es dort nicht mehr geben“, gab Dagmar
Fiedler zu verstehen.
Wirklich preiswert
nur mit 5er-Ticket
Für alle Cineasten, die öfter ins neue
Multiplex gehen, bietet das CineStar
das sogenannte „5-Sterne-Ticket“ für
52,81 Mark (27 Euro) an. Insgesamt
fünf Vorstellungen können damit für
jeweils 10,56 Mark (5,40 Euro) besucht
werden. Gültig ist das Ticket auch am
Wochenende, an dem eine reguläre
Karte 15,06 Mark kostet. Jeden Dienstag, auch vor und an Feiertagen, ist
außerdem Half-Price-Day. Der Eintrittspreis liegt dann pro Film bei 7,53
Mark (3,85 Euro). Ein Logenplatz in
den hinteren Reihen kostet bei diesem
verbilligten Angebot 98 Pfennige mehr.
Geöffnet ist das CineStar täglich ab 11
Uhr. Die Vorführungen beginnen wochentags ab 14 Uhr, am Wochenende
bereits um 11 Uhr. Ein Besuch in Bambergs neuem Filmpalast ist auf jeden
Fall empfehlenswert. Mit komfortablen
Sitzen, großen Leinwänden, digitalem
Sound-System, Kinosälen in den
Grundfarben rot, blau und grün sowie
einem umfangreichen GastronomieAngebot.
Der einzige Wermutstropfen, der bleibt,
sind die relativ hohen Parkgebühren,
die man für einen Stellplatz in der
Atrium-Garage zahlen muss. Weitere
Angebote sowie Informationen zu
aktuellen Filmen gibt es auch im
Internet unter www.cinestar.de.
KULTUR.
11. Gebot: Du sollst nicht lärmen
„Titanic“-Mitbegründer und alter Pressehase Robert Gernhardt spricht in „Gottes-“ und verschiedenen „Dichterzungen“
Von Meike
Vögele
Stimmenimitator Robert Gernhardt
EINS, ZWO
(ps) EINS, ZWO, die Zweite: „Zwei“.
Hip Hop aus deutschen Landen, jenseits von plumpem Gedisse und
Gepose. Nix wirklich für die „hammerharten Kandidaten“.
So etwas haben Dendemann alias
Daniel Ebel und sein Weggefährte DJ
Rabauke alias Thomas Jensen auch gar
nicht nötig. Das haben die Beiden erst
kürzlich – genauer gesagt am 8.
November – bei ihrem kurzen aber heftigen Gastspiel im Bamberger Zentralsaal mehr als bewiesen. Auf Konserve,
in Form ihres sinniger Weise mit
„Zwei“ betitelten Nachfolgers des
Debüts „Gefährliches Halbwissen“,
präsentiert sich das Duo verdammt
relaxt und versiert. DJ Rabaukes Beats
„Eigentlich bräuchte ich Sie gar nicht“,
meint Robert Gernhardt, als er die
Bühne des Hegelsaals in der
Bamberger Konzert- und
Kongresshalle betritt – völlig
autark, wie er betont. Bringt
sein eigenes Wasser mit, hat
was zu lesen dabei. Dann
gibt er aber doch zu, dass er
ganz froh ist um das – noch
dazu recht zahlreiche –
Publikum, schließlich sind
die mitgebrachten Texte für
ihn selbst ja nicht wirklich
neu.
Für die Zuhörer des von der
Buchhandlung Görres veranstalteten Literaturabends
unter dem Titel: „In Zungen
reden. Stimmenimitationen
von Gott bis Jandl“ hingegen ist so manches neu.
Beispielsweise
die
Existenz des elften
Gebotes, das
da lautet:
„Du sollst
nicht lärmen“. So
war
es
Gernhardt
auf dem
Feldberge
v o m
Herrn
ver-
Foto: Tomprodukt
und Loops kommen diesmal noch eine
Spur jazziger und passen umso besser
zum Flow des Dendemann.
Zugegeben, Dendemanns recht näselnde Stimme hat schon so manchen auf
die Palme gebracht. Insofern wär’s vielleicht aus Gründen der Abwechslung
nicht schlecht gewesen, ein paar mehr
Gäste – außer Nico Suave beim „Alten
Lied von und mit Mutter Natur“, Ill
Will und Don Dougie – einzuladen.
Andererseits kriegt „Zwei“ gerade
durch die Konzentration auf den Dialog
von Dendes Stimme und Rabaukes
Sounds nahezu „intimen“ Charakter.
Besonders wenn es um Dendemann als
„Unschuld vom Lande“ geht und erst
recht wenn er in „Vatertag“ über seinen
tollen „Vadder“ berichtet. Unverständlich scheint, warum „Discjockeys“ zur
ersten Single erkoren wurde, denn der
ultimative Renner ist dieser Track wirklich nicht. Umso mehr lohnt es sich, das
komplette Album anzuhören.
kündet worden, weshalb Gottes Stimme
die erste „fremde Zunge“ ist, in der der
Autor an diesem Abend spricht. Und
zwar von reinen und unreinen Instrumenten, von der Bedudelung auf Bahnhöfen, die dem Herrn ein Gräuel sind,
und er schließt mit der eindringlichen
Mahnung: „Ihr sollt die Hunde nicht
bedrücken, auf dass sie jaulen.“
Schnell wird klar, dass Gernhardt unter
„Stimmenimitation“ nicht das Nachahmen einer besonderen klanglichen
Redeweise versteht, sondern vielmehr
die Adaption eines Sprach- oder
Schreibstils in seinen formalen Mitteln
samt dazugehörigem Wortschatz. Mit
dem Beitrag zur Bibel beginnt deshalb
eine Reise durch die Zeitgeschichte,
vor allem unter dem Aspekt literarischer Epochen.
Nach der Gotteszunge spricht er nun in
Dichterzungen, leiht sich hier die
„Terzinen“ von Dante oder dort den
fünfhebigen Jambus der deutschen
Bühne um 1800 – und verpackt in diese
klassischen Formen und den edlen Ton
neue, oft amüsante Inhalte. So auch in
jenem denkwürdigen „Monolog des
Prinzen von Hamburg, dem der Fürst
soeben mitgeteilt hat, er dürfe nicht
mehr wie er wolle.“ Gernhardt erzählt
ein frivoles Schäferinnen-Geschichtchen im Bocaccio-Stil und nimmt ohne
Skrupel Eichendorffs „Zwielicht“ auseinander, um es zum Musterbeispiel des
von ihm selbst erfundenen „Classic
Sandwich“ zusammenzubauen.
Seinen „Chor der alten Stimmen“
beschließt der gebürtige Este im Stile
Wilhelm Buschs: In gereimter Form bedichtet er das so genannte Busenattentat
zweier Studentinnen, die 1969 vor
ihrem damaligen Soziologieprofessor
Theodor W. Adorno ihre Brüste entblößten. Dem Schlingelpaar Max und
Moritz stellt Gernhardt das weibliche
Pendant Pat und Doris gegenüber und
kommt zu dem Schluss, es könne „der
größte Denker nicht in Frieden leben,
wenn Mädchen ihre Hemden heben.“
Frauen können keine
Quadrate zeichnen?
Reihenweise hat Gernhardt Erkenntnisse dieser Art parat und lässt sein
Publikum besonders in dem Moment an
ihnen teilhaben, als er übergeht zu den
von ihm als „über- und unpersönlich“
bezeichneten Zungen. Zu den unpersönlichen gehören beispielsweise Pressestimmen, Gebrauchsanweisungen
und amtliche Texte, und Gernhardt, der
„alte Pressehase“, macht einen kleinen
Abstecher in die Medienlandschaft der
80er Jahre: Er zitiert fiktive Reaktionen
verschiedener Presseorgane auf die als
wissenschaftlich publizierte Aussage
„Frauen können keine Quadrate zeichnen“ – eine Artikel-Idee des von
Gernhardt mitbegründeten Satiremagazins „Titanic“.
Die Zuschauer lernen viel an diesem
Abend. Nicht nur, dass die Redeweise
„auf Sand gebaut“ eine unglückliche
Verdrehung des im Rundfunkjargon üblichen „auf Band gesaut“ ist. Oder wie
die „Queen Victoria Station“ zu ihrem
Namen kam – eine Geschichte aus dem
Kapitel der „überpersönlichen Zungen“, zu denen Märchen, Flüche, Rätsel
und ähnliches gehören. Nein, auch über
Gernhardt selbst, den freiberuflichen
Maler, Zeichner, Karikaturisten und
Schriftsteller, erfährt das Publikum so
manche Kuriosität. Dass er beim Abitur
statt des echten ein selbstgeschriebenes
Trakl-Gedicht – „mit ordentlichem
Hauch von Verfall“ – vorgetragen hat,
ohne aufzufliegen. Dass er 1962 Vorschläge für ein zeitgemäßes Schul-Lesebuch entworfen und elf Jahre lang für
die Welt im Spiegel, „die unabhängige
Zeitschrift für eine sauberere Welt“,
geschrieben hat. Aber es lernt nicht nur,
das Publikum, es lacht vor allem. Und
kehrt mit dem mittlerweile 63-jährigen
Schriftsteller zurück zu den Dichterstimmen, allerdings neuerer Zeit. Hört
sich dessen Weiterführungen von Ernst
Jandls mono-vokalem Parade-Gedicht
„Ottos Mops“ an, in denen von
Gudruns Luchs bis zu Gittis Hirsch
sämtliche Vokale durchdekliniert werden. Und folgt schließlich – nicht
unwillig und vor allem bestens unterhalten – dem versteckten Kaufaufruf
Gernhardts: Der nämlich hatte der
Wochenzeitung Die Zeit zum 3.
Oktober 1990 im Stile Brechts auf die
Frage, was er dem vereinten
Deutschland wünsche, geantwortet:
„...von den Zwängen die spärlichen/
von den Worten die ehrlichen/
von den Wegen die steinigen/
von den Büchern die meinigen.“
Romanze bei Beerdigung
Uwe Timms „Rot“: Roman über Tod und Liebe mit hintergründiger Ironie
(ip) Eigentlich sollte die
Lesung mit Uwe Timm im
Rahmen der „Herbstlese“
in der Buchhandlung
Collibri stattfinden. Aufgrund der großen Nachfrage musste sie in die U5
verlegt werden, doch auch
der Hörsaal platzte aus
allen Nähten. Der Strom
der Besucher, die gekommen waren, den 1940
geborenen freien Schriftsteller zu hören, wollte
nicht abreißen. Timm – er
ist unter anderem der Verfasser von „Rennschwein
Rudi Rüssel“ und „Die
Entdeckung der Currywurst” – nahm die Raumänderung mit Humor:
„Sehr viel Charme hat dieser Raum. Er ist eher für
die Statistiken einer BWLVorlesung geeignet.“ Diese
hintergründige Ironie ist
auch für seinen neuen Roman „Rot“ kennzeichnend.
Die Hauptfigur Thomas Selbst der Hörssal in der U5 war dem Bersten nahe, als Uwe Timm „Rot“ vorstellte
Doch ist „Rot“ weit davon entfernt, ein
gen, hatte Worte wie „Hoffnung“ aus
Linde, wie Timm ein ehemaliger 68er,
gefühlsduseliger Trauerroman zu sein.
seinem Vokabular gestrichen und
ist jetzt Jazzkritiker und BeerdigungsVielmehr führt Timm den Zuhörer von
schrieb an einem Buch über die Farbe
redner und hat eine Affäre mit Iris.
einem Extrem ins andere, auch wäh„Rot“. Mit einem Auszug aus dieser
Iris, „die lacht wie andere weinen“, ist
rend der Beerdigungsrede geht der
Abhandlung, einer fragmentarischen
allerdings mit Ben verheiratet. Ben hat
hintergründige Humor nicht verloren,
Zusammenstellung der Sprichwörter
von dieser Liaison keine Ahnung,
und zwar ohne unpassend oder makaber
und Idiome, in denen Rot vorkommt,
obwohl er von Beruf „Controller“ ist:
zu wirken.
sowie Gedanken über die symbolische
„Ich dachte immer, diese Leute müssten
Bedeutung der Farbe, endete dann auch
mit einem Dauermisstrauen ausgestatdie Lesung.
tet sein“, kommentiert Linde.
68er ohne Hoffnung
Mit Absicht hatte Uwe Timm nicht die
Das heimliche Paar kann sich nur im
plant Anschlag
vollständige Handlung des Romans
Zoo treffen, wo sie sich in einer kleinen
erzählt, sondern sich mit Episoden
Grotte lieben und zwischen SteinDer Roman ist nicht chronologisch aufbegnügt, die einen Eindruck von der
böcken und Antilopen spazieren gehen:
gebaut, sondern episodenhaft, wobei
dichten Atmosphäre gaben, die in dem
„Die Antilopen sind für die Steinböcke
die Affäre mit Iris eine Verbindung zwiRoman herrscht.
das, was die kubanischen Frauen für die
schen den Teilen herstellt. Das andere
Die diesjährige „Herbstlese“ ist fast
deutschen Männer sind.“
Bindeglied ist eine Art Kriminalgevorüber. Am 6. Dezember um 20 Uhr
Iris hat Thomas Linde natürlich auf
schichte, über die Timm allerdings
in der Buchhandlung Collibri liest noch
einer Beerdigung kennen gelernt, wo er
nicht viel verrät, denn „das sollen sie
Professor Heinz Gockel aus seinem
sie mit seiner Rede beeindruckt hat:
selbst lesen.“ Nur so viel: Ein alter
Werk „Grass’ Blechtrommel“. Am 7.
Diese Rede machte auch die Zuhörer
Freund aus der 68er Bewegung hat
Dezember um 20 Uhr trägt Stefan
tatsächlich betroffen, angesichts von
Thomas Linde in seinem Testament als
Kammhuber Gedichte von Wolfgang
Sätzen wie „Der Status des Todes ist
Beerdigungsredner genannt. Dieser alte
Borchert vor; Harry Prucker sorgt mit
paradox. Er verkörpert eben das: Die
Freund, Aschenberger, wollte die
Klavier und Saxophon für die richtige
Anwesenheit der Abwesenheit.“ war es
Siegessäule in Berlin in die Luft sprenAtmosphäre.
im Hörsaal totenstill.
KULTUR.
Big Bryan rockt Bamberg
Bryan Adams im neuen Forum: Die Masse tobt, die Rosen fliegen und er singt bis zu Heiserkeit
Von Christina Distler
„Hello Bamberg, my name is Bryan –
on the drums Mr. Große Kartoffel
Micky Curry and on the lead guitar Mr.
Kleine Kartoffel Keith Scott!“ So locker und gut gelaunt begrüßt der kanadische Rockstar Bryan Adams die tobende Menge im Forum Bamberg. Und
dann entzündet er ein wahres Hitfeuerwerk, das sogar den letzten Kritiker davon überzeugt, dass Bryan auch mit 42
Jahren noch nichts von seiner Begeisterung und Leidenschaft für geradlinige
Rockmusik verloren hat.
Im fast gänzlich ausverkauften Forum
präsentiert der Kanadier seine LiveShow, die unter dem Motto „The Very
Best of Me“ steht und rund um den
Globus schon hunderttausende Fans begeistert hat. Vom ersten Song an ist klar,
dass es ihm dabei nicht um aufwändige
Lichteffekte oder Showeinlagen geht.
Hits von Herzen:
Bryan at his best
Stimme versagt und doch gefeiert: „A Night to Remember“
Vielmehr weiß er sein Publikum durch
die Kraft seiner Stimme, nur von Zeit
zu Zeit unterstützt von Leadgitarrist
Keith Scott, in seinen Bann zu ziehen.
Denn alles, was Bryan Adams jemals
geschrieben hat, kommt „Straight from
the heart“, wie es einer seiner großen
Hits treffend beschreibt.
Mit einem gelungenen Mix aus alten
und neuen Songs stimmt der Rockstar
seine Fans auf einen ersten Höhepunkt
des Konzerts ein: Als er die Anfangsakkorde von „Summer of 69“ erklingen
lässt, ist die Menge am Kochen und
erlebt Bryan at his best. Leger in Jeans
und blaues Hemd gekleidet fegt er über
die Bühne und nutzt alle der im Raum
verteilten Mikrofone aus, um auch
wirklich jeden Einzelnen zum Mitsingen zu bewegen. Der nächste Song
zeigt Bryan Adams wieder von einer
ganz anderen Seite. Fast nachdenklich
lässt er den Titel des Liedes, „It’s only
Love“ noch lange nachklingen.
Nach dem rockigen Superhit „Cuts like
a knife“ erreicht das Konzert seinen
zweiten, absoluten Höhepunkt. Lächelnd befreit sich Bryan Adams von
seiner Gitarre und gibt sie an einen verdutzten Fan weiter, mit den Worten
“Will you please hold that for me?“
Solche kleinen Gesten sind es, die den
Foto: Internet
Superstar so sympathisch machen – er
könnte auch der „nice guy from next
door“ sein. Seine klangvolle und
manchmal etwas rauhe Stimme durchdringt den Saal und garantiert bei
„Please forgive me“ Gänsehautfeeling
total. Die zahlreich angereisten weiblichen Fans honorieren dies mit
Mengen von Rosen und Stofftieren, die
sie auf die Bühne werfen. Bryan sammelt sie auf und deponiert sie sorgfältig
neben den Lautsprecherboxen.
Als der Musiker ankündigt, sich für
einen seiner neueren Hits, „Baby when
you’re gone“ Unterstützung aus dem
Publikum zu holen, ist der Andrang ver-
Was hör’ ich denn da?
Teil 8: New Rock / New Metal – Die frustrierten Crossover-Kinder
durch Limp Bizkit, denen von Korn
(ps) New Metal (auch: „Nu Metal“)
zur Seattle-Welle – die Crossoverhöchstselbst der erste Plattenvertrag
stellt die neueste Schublade dar, die für
Lawine los. Ice-T´s Bodycount („Copvermittelt wurde, angeheizt. Durch eine
das Schränkchen Rock gezimmert
killer“), der Soundtrack zu „Judgement
Prise mehr Pop (und besseres Styling
wurde, und somit nach Grunge den
Night“, Rage Against The Machine und
und Marketing) katapultierte deren
letzten prominenten Neuzugang. Zugeauf europäischer Seite Urban Dance
zweites Album „Significant Other“ die
geben, es gibt da ja auch noch Emo,
Squad und Clawfinger. Zusammen mit
Band um Frontmann und RotkapNew Punk, Stoner Rock und so weiter.
den deutschen Vertretern des Crossover,
penträger Fred Durst 1999 weltweit an
Aber lassen wir allzu große Haarspalden H-Blockxx, Such A Surge und
die Spitze der Charts. Da wurden
tereien an dieser Stelle mal beiseite und
Thumb, missionierten sie das Publikum
Erinnerungen an die Zeit nach der
kommen zu der spannenden Frage, was
von Moshern zu Hüpfern.
Veröffentlichung
von
Nirvana´s
man denn unter New Metal versteht.
Doch was war denn dann das Neue an
„Nevermind“ wach. Alles, was ähnlich
Es geht da um Bands wie Korn, Limp
Korn und Konsorten? Die Antwort ist
geschickt rausgeschrienen WeltBizkit, Linkin Park, Papa Roach,
ganz einfach: Sie waren böser, frustierverdruss mit Pop-Appeal verbinden
Slipknot und allerlei ähnlich wilde
ter und schlechter gelaunt. Genauer
konnte und nicht bei drei auf den
Gesellen. Kurzum also alle, die so ganz
gesagt: Während die Vorgänger entweBäumen war, wurde sofort unter
kernig daherkommen und 1995 bei der
der sehr politisch (BodyVertrag genommen und mächVeröffentlichung des Debütalbums von
tig gepusht.
Korn ganz genau zugehört haben.
So gehörte das Jahr 2000 dann
Als kleine Randbemerkung ist übrischon wieder weniger Limp
gens zu erwähnen, dass Bands wie
Bizkit als den Neulingen
die Deftones oder Tool nichts mit
Papa Roach und deren
New Metal zu tun haben,
Smash-Hit
„Last
sondern schon wieder was
Ressort“. 2001 waren
ganz anderes machen.
dann Crazy Town und
Doch weiter mit New
Linkin Park („One Step
Metal. Wo Korn wächst
Closer“, „In The End“)
muss ja zunächst mal jedie großen Abräumer.
mand gesät haben, und
Auch deutsche Plattendie zugehörige Farm
firmen wurden auf diesen
stand irgendwo im CrossTrend aufmerksam und
over-Land der späten
nahmen Bands, die allerAchtziger und frühen
dings mit Talent in sehr
Neunziger Jahre.
Foto: Internet variierendem Maße gesegDamals kamen einige Die kernigen „Erfinder“ des New Metal: Korn
Musiker auf die Idee, harte
Gitarrenmusik mit Elementen des
HipHop zu verbinden. Eine Pioniertat
ist in dieser Hinsicht der von den TrashMetallern Anthrax und der HipHopCrew Public Enemy gemeinsam aufgenomme Track „Bring The Noise“. Aber
auch die Altrocker Aerosmith (die selbst
damals schon ziemlich alt waren) zeigten mit „Walk This Way“ in
Kollaboration mit Run DMC neue
Wege auf.
Weiter gehören zu den Urvätern des
New Metal natürlich die kürzlich verschiedene Band Faith No More und die
Bad Brains. Anfang der Neunziger
brach dann – zeitlich leicht verzögert
count, Rage Against The Machine) oder
eher spaßorientiert waren, brachten
Korn eine sehr eigene persönliche und
düstere Note ein. Bestes Beispiel hierfür ist die erste Single von Korn:
„Blind“.
Als Konsequenz dieses Erfolgs
schwappten bis heute immer mehr
Bands an die Oberfläche: Einerseits
die, die schon immer einen ähnlichen
Ansatz verfolgten, wie zum Beispiel
Hed (Pe) und die inzwischen zu besinnlichen Rockern gewandelten Incubus,
andererseits solche, die mehr oder minder originell diesen Stil aufgriffen. Der
momentan noch anhaltende Triumphzug dieser Bands wurde vor allem
net waren, unter ihre Fittiche. So haben
sich zwar die Emil Bulls schon seit Jahren wacker durch den Untergrund gekämpft, aber eine Band wie die Hamburger 4Lyn wirkt dann doch schon arg
wie eine gecastete Boyband für depressive Scheidungskinder.
Es bleibt abzuwarten, wie lang sich
Limp Bizkorn, Linkorn Park, Papa
Roachkorn, Slipkorn und all die anderen bösen Buben an der Spitze der
Rockcharts halten können, oder ob sie
nicht doch bald wieder in der Versenkung verschwinden. Dann stündensie wieder allein auf weiter Flur, die
Urväter Korn, deren neues Album im
nächsten Frühjahr erscheint.
ständlicherweise groß. Maria, eine
Schülerin aus Bayreuth, macht schließlich das Rennen. Bryan nimmt sie herzlich in den Arm. Als sie sich beim Publikum schon mal dafür entschuldigt,
dass sie nicht wirklich singen kann,
meint er nur verschmitzt „Don’t worry,
I can’t sing either“. Dass der Star keinerlei Berührungsängste hat, beweist er
auch hier: Neckisch tanzt er mit Maria
und macht seinem Spitznamen „Bryan
the Kid“ alle Ehre.
Noch immer gönnt sich Bryan keine
Pause und begeistert mit älteren Songs
wie „Heaven“ oder „If you wanna be
good you gotta be bad“. Über seinen
Hit „Straight from the heart“ sagt er
selbst: „Ich habe diesen Song geschrieben als ich 18 war, und es ist einer meiner Besten. Natürlich werde ich jetzt
nicht verraten, wann das war, denn auch
ich werde langsam alt.“
Gerade will Bryan „Let’s make a night
to remember“ spielen, als ihm die Stimme versagt und er gerade noch krächzend ansagt, dass er das Konzert kurz
unterbrechen muss. Entgegen aller
Hoffnungen der Fans kann der Superstar das Konzert leider nicht planmäßig
zu Ende bringen. Er wird in die
Uniklinik Erlangen eingeliefert.
Die gemäßigte Reaktion der Fans auf
das frühzeitige Ende der Show macht
deutlich, wie gut es Bryan Adams versteht, jeden in der Halle mitzureißen:
Nur vereinzelt hört man Stimmen des
Protests oder der Enttäuschung, die
Mehrheit schwelgt noch in den Erinnerungen an einen faszinierenden Abend
mit einem sympathischen und trotz
allem stimmlich überzeugenden Bryan
Adams, der „The very best of me“ präsentierte.
Saiten-Fight
(mvö) Die Nacht gehört den flinken
Fingern: Schon zum siebten Mal
treten am 26. Dezember im
Bamberger
Live-Club
acht
Gitarristen gegeneinander an, um
bei der Guitar Fight Night das Publikum mit wilden Soli und musikalischer Fingerfertigkeit von ihrem
Können zu überzeugen. Gefightet
wird in Zweier-Teams, die sich ab
20 Uhr Gitarrenkunst vom Feinsten
um die Ohren hauen. Am am Ende
entscheidet das Publikum.
Smashing
Pumpkins
(ps) Schade, schade, da sind sie nun
endgültig zerplatzt, das heißt aufgelöst,
die Smashing Pumpkins. Nach über
zehn Jahren explosivem Krach, epochalem Bombast und traumhaft schönen
Balladen haben sich die Wege der Kürbisköpfe um Sänger Billy Corgan nach
einer abschließenden Welttournee getrennt. Sic transit gloria mundi.
Und nun, da die Chicagoer Band den
Weg alles Irdischen gegangen ist, und
es dazu wieder kräftig weihnachtet, gibt
es die unvermeidlichen Greatest Hits:
„Rotten Apples“.
An der Songauswahl lässt sich wenig
kritisieren. Alles was drauf sein muss,
ist drauf. Unter anderem „Siva“, „Today“, „Disarm“, „Bullet With Butterfly
Wings“ „Tonight, Tonight“, „Perfect“,
„Try, Try, Try“ und so weiter...
Als Schmankerl gibt’s auf der 80-minütigen CD obendrein die bisher schändlicherweise unveröffentlicht gebliebenen
„Real Love“ und die letzte Single
„Untitled“, die ganz in der Tradition der
frühen Pumpkins daherträllern.
Schnäppchen für
Schnell-Käufer
So wird die Sache auch für all diejenigen lohnenswert, die schon alle Alben
der Band im Schrank stehen haben.
Doch vor allem werden die besonders
Schnellen belohnt! Denn in der limitierten Erstauflage von „Rotten Apples“
gibt’s mit „Judas O.“ den Nachfolger
zur ersten B-Seiten- und RaritätenKollektion „Pisces Iscariot“ dazu, und
das ganz umsonst. Die hauptsächlich
aus „Adore“ bzw. „Machina“-Outtakes,
B-Seiten und -Demos bestehende CD
enthält die letzten Großtaten des genialen Songwriters Billy Corgan. „Judas
O.“ wirkt dabei fast wie ein „richtiges“,
bisher verschollenes Album der Smashing Pumpkins.
Ein nahezu perfekt inszeniertes Wechselspiel von verträumten Kleinoden,
experimentellen Soundspielereien und
episch-krachendem Rockbombast. So
stehen die karg instrumentierten „My
Mistake“ und „Sparrow“ solch imposanten Bollwerken wie „Lucky 13“
oder „Rock On“ gegenüber, und es
bleibt dennoch ein homogener Gesamteindruck: Die Smashing Pumpkins in
Bestform!
KEHRSEITE.
Die Straßen von Nürnberg
Ein nächtlicher Streifzug durch die Kneipenszene der Frankenmetropole
Tapas – die deftige Grundlage vor dem Start in eine lange Nacht zwischen „Unrat!“ und „Ruhestörung“
Von Anja Süssner
Auch ihr habt es satt, um halb zwei zu
Hause zu sein oder in den ewig gleichen Etablissements, die Gäste oft nur
aufgrund ihrer längeren Öffnungszeiten
anziehen, abzuhängen? Dann hier unsere neue Rubrik: „Es fährt ein Zug nach
Nürnberg“. Klar, die mittelfränkische
Provinzmetropole kann es mit den
Größen des deutschen Partykarussels
nicht aufnehmen, aber wer mal wieder
dickere Großstadtluft schnuppern will,
der wird hier fündig. Wir stellen euch in
dieser Ausgabe ein paar Noris-Classics
vor, die ab und zu auch mal mit „fett
Party“ locken.
Beginnen wir nördlich der Nürnberger
Innenstadt. Vom Hauptbahnhof aus die
Straßenbahn 9 Richtung Thon nehmen
und bis zur Endstation fahren, dann
quer über die Straße hinter dem Autohaus rechts (Äußere Bucher Straße).
Im El Coyote trifft man nette Leute jeden Alters, die vor
allem aus einem
Grund da sind:
M ex i k a n i s c h e s
Essen.
Wenn ihr euch
einen
Samstagsausflug ins
Nürnberger
Nachtleben vornehmt, dann
verabredet
euch
am
besten hier.
Die richtige
Grundlage
für
einen
extrem ungesunden Abend findet
man im Coyoten auf
jeden Fall. Im Sommer ist hinter dem
Haus der Biergarten geöffnet (der zwar
direkt, aber geschützt an einer Hauptverkehrsstraße liegt). Wenn alle satt
sind, dann geht es mit der Straßenbahn
4 zurück in die Innenstadt. Beim Plärrer
aussteigen und Richtung Stadtmauer
laufen, durchs Ludwigstor durch – und
ins Treibhaus einbiegen – der botanische Kneipenklassiker Nürnbergs in der
Karl-Grillenberg-Straße. Hier bestellt
ihr nun umgehend einen legendären riesigen Humpen Milchkaffe und einen
Fernet auf das schwere Essen. Im
Sommer sei das Treibhaus auch den
Einkaufswütigen unter euch empfohlen, denn unter großen Schirmen sitzt
es sich nahe Carnaby’s, Saturn Hansa
und Sport Scheck auch ganz nett. Aber
wir sind noch nicht am Ende mit unserem Rundgang. Aus dem Treibhaus
raus, linksherum und die Straße immer
geradeaus. Nach der Pegnitzbrücke
rechts, Richtung Hauptmarkt und plötzlich tauchen links das Unrat! und das
Zentral auf (Augustinerstraße).
Je nachdem, was euch besser gefällt,
biegt ihr hier ein, um einen neuen
Cocktail zu kosten. Das Unrat! bietet
die Steh-Nipp-Guck-Version (Vorsicht
VIP-Gefahr), das Zentral die SitzSchlürf-Talk-Masche. Auf jeden Fall
sollte der gemeine Besucher sich hier
wesentlich stylisher verhalten als an
den zwei ersten Stationen. Das Unrat!
hat übrigens am Wochenende
bis drei Uhr geöffnet
und bietet häufig
Sonderaktionen:
zwar
mit Türsteher,
aber auch
mit Partygarantie. Jaja,
langsam geht es
die Treppen hinauf
ins Nürnberger SocietyLeben. Unbedingt gesehen
haben muss jeder die
Ruhestörung (Tetzelgasse). Die wahrscheinlich abgespackteste Kneipe Nürnbergs zieht wie eh und je die
Studenten, Szenegänger und Kenner der Stadt an. Ein wahres Faszinosum. Hier kann eigentlich jeder Nürnberger Familiengeschichten erzählen:
„Sogar mein Papa hat hier schon seinen
Mittagspausen-Kaffee eingenommen“
oder „Mein Freund hat mich in der
Ecke das erste Mal angesprochen“ oder
Foto: ajs
„Mein Hund hat hier seine Jungen
geworfen.“ Zu früherer Stunde kann
man sich in der Ruhestörung nett unterhalten, zu späterer Stunde steppt hier
der Bär, und mit ihm die überaus wackelig erscheinende Einrichtung. Immer
wieder sind prima Feiern eingeplant,
die der Kneipe ihren Namen gaben.
Wer von dort keinen deftigen Rausch
nach Hause trägt, ist wirklich selber
schuld. Normalerweise ist am Wochenende bis zwei Uhr geöffnet.
Anzügliche Angebote
und Sonntagskaffee
Ihr seid noch fit? Dann gehen wir aus
der Störung raus weiter den Berg rauf,
halten uns aber immer links und biegen
ins Burgviertel ein. Dort fragen wir uns
durch zum Downtown in der Oberen
Schmiedgasse, das am Wochenende bis
drei Uhr geöffnet ist. „Nichts für
Spießer“ steht auf den runden Lampen
über der Treppe, die an orangen Wänden entlang downtown führt. Keine
Angst, es ist kein Puff – ihr könnt
getrost die Treppe nach unten laufen,
niemand wird euch (unten angekommen) anzügliche Dienstleistungen
anbieten, und wenn, dann Glückwunsch. Ihr scheint zu den äußerlich
bevorzugten menschlichen Geschöpfen
zu gehören. Oder es liegt daran, dass
auf den engen 50 Quadratmetern einfach oft zu wenig Platz für die vielen
Besucher und dabei eben Tuchfühlung
garantiert ist. Egal, bei Afri-Cola und
YMCA denkt man an die erste Liebe
der älteren Schwester, wippt wild im
Takt mit den anderen Nacht-Eulen und
findet irgendwann auch das Tigerfell an
den Wänden schön.
Wo kann es jetzt noch hin gehen? Um
drei Uhr ist sogar in der mittelfränkischen Großstadt Zapfenstreich für die
Kneipen. Bleibt uns in der Innenstadt
noch das Mach (Kaiserstraße) um
unseren Rausch auszutanzen. Dann entweder für 99 Mark ins Ibis nahe dem
Hauptbahnhof oder um 5 Uhr 59 mit
der ersten Bahn wieder nach Bamberg.
Wer die Nacht bis neun Uhr bei einer
netten neuen Bekanntschaft verbringen
durfte, sollte auf jeden Fall einen
Sonntagsbrunch im Sachs & Söhne
(Hans-Sachs-Platz) einnehmen. Für 18
Mark schlemmen ohne Ende! Mehr
Infos dazu bekommt ihr unter
www.szene-extra.de.
Unter www.bahn.de und www.vgn.de
findet ihr den Stadtfahrplan.
Ich bin ein Bettnässer
Aus dem Leben eines Linkshänders
(mah) Was man mit 26 Jahren noch so
alles über sich erfährt. Wahrscheinlich
habe ich einen zu festen Schlaf, denn
die Erkenntnis ist mir erst nach einem
anfangs völlig harmlosen Gespräch
über Linkshänder und deren Verfolgung
in Schule und Gesellschaft gekommen.
Mich hat man ja bereits in der ersten
Klasse erwischt und alsbald die Liebe
zum schönen Händchen gelehrt, so dass
ich nur noch beim Zähne putzen,
Schneiden, Blättern, Werfen, Fußball
spielen und, ganz wichtig, dem Nudeln
rühren, in veraltete Verhaltensmuster
verfalle.
Und nun stellt sich heraus: Hirnschaden! Die dominante rechte Hälfte meines kaputten Nervenknotens, der ja
kreuzweise mit seinen Extremitäten
verbunden ist, wird stark unterfordert,
während die andere Seite dem rechten
Händedruck kaum gewachsen ist.
Primäre Auswirkungen sind somit Gedächtnis-, Konzentrations-, Sprach- und
feinmotorische Störungen, legasthenische Probleme und eine gewisse RaumLage-Labilität. Und spätestens bei den
sekundären Symptomen wird’s persönlich: Minderwertigkeitskomplexe, Unsicherheit, Zurückgezogenheit, Überkompensation, Trotzhaltung, Widerspruchsgeist, Imponier- und Provokationsgehabe, Nägelkauen und, ähem,
tja: Bettnässen eben.
Ich bin geliefert. Das weiß ich jetzt.
Und alles nur, damit die Tinte nicht verschmiert. So schnell geht das mit der
Invalidität. Die Rente kann ich mir defi-
Stellungs-Spezialist Siggi
Unsere neue Serie: Das ultimative Fakultätsluder
(fg) Zärtlich gleiten seine
Finger über den Text.
Zeile für Zeile, Wort für
Wort. Die Rede ist
von Siggi (26).
Siggi studiert
Germanistik
mit
Schwerpunkt ältere
Sprachwissenschaft und Mediävistik. Auf diesem Gebiet
ist Siggi ein echter Spezialist und wirklich
scharf drauf. Und vor
allem ist er auf eines sehr
heiß: Seine Lieblingsbeschäftigung sind Stellungen jeder Art. Egal, ob
vorne oder hinten.
Denn Siggi beschäftigt sich am liebsten
mit der deutschen
Syntax, also den Stellungen von Wörtern im
Satz. Deshalb nennen ihn
seine Freunde an der Fakutät Sprach-
Da da da da da dadda dah
Ein spaßiger Ausflug in einen Redaktionsabend
(kos/jg/sms/bse) Für uns’ren „Scanner“ Jogi Grund, ist voll bedröhnt der
Bildschirm rund.
Fährt Franky zu den
Talibanen, raucht er
auch gern mal ‘nen
Afghanen.
Die Meike, schon fast
Römerin, hat außer
Sex nur Dope im
Sinn.
Und unser Freund,
der (sms), der macht
sogar beim Kiffen
Stress.
Auch uns’re Chefin, die Frau Eder,
schwebt nach ‘nem Joint wie eine
Feder.
Dann ist da noch der (bse), dem tut die
Lunge tierisch weh.
nitiv sparen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat mir gerade noch gefehlt. Ich werde höchstwahrscheinlich
von der Sozialhilfe und dem Verkauf
handbemalter Weihnachtsgrußkarten
leben müssen. Vielleicht ab und zu ein
Gastauftritt bei „Vera am Mittag” zum
Thema „Die Schule machte mich
krank“, wo ich mich für 300 Mark über
meine ehemalige Deutschlehrerin ausgiebig ereifern kann. Für das Geld leiste ich mir dann professionelle Hilfe.
Man geht davon aus, dass 60 Prozent
aller Psychotherapiefälle eine linkshändige Vergangenheit haben. Mich wundert das gar nicht mehr. Nicht nur zwölf
Prozent, sondern jeder zweite Deutsche
ist ja eigentlich Linkshänder. Allerdings
wurden bei den meisten die Schaltkreise bereits vor der Einschulung
durch unsere Messer-rechts-Gabellinks-Kultur gekreiselt. Die meisten
wissen also gar nicht, dass sie in
Wirklichkeit „andersrum“ sind.
Ich kenne da so eine, die findet Linkshänder unheimlich attraktiv. Verständlich, denn wie ja Blondheit Fingerzeig
für geistige Kondition sein kann, so ist
das Benutzen der linken Hand alleiniger Fingerzeig oder sogar Garant dafür,
die kulturelle Gehirnwäsche unbeschadet überstanden zu haben. Jeder
Rechtshänder hingegen wurde möglicherweise umerzogen und ist damit ein
potenziell Gestörter.
Vielleicht sollte ich das Mädel mal zum
Essen einladen. Es gibt Nudeln... natürlich linksgerührt!
Doch mit der Franzi ist es schade,
kriegt schnell ‘nen Flash auf Schokolade.
Und unser Küken, die
Christina, raucht ab und
zu ‘ne Büxe Wiener.
Der gute ReportagenFrank raucht das Zeug
sogar Schrank.
Schaut an: der stille
Thomas Müller, der ist
beim Dreh’n ein echter
Knüller.
Bekifft zieht uns’re
„Easy“ Plocher, auch
mal an einem Wasserkocher.
Und unser Rotschopf der Matthias,
sieht nach ‘ner Tüte den Messias.
Da da da da da dadda dah...
Da da da da da dadda dah...
und Literaturwissenschaften nur noch
Syntax-Siggi. Zur Zeit untersucht Siggi
die mittelhochdeutsche Syntax im
Nibelungenlied. Denn Siggi trägt nicht
nur den gleichen Namen wie der Held,
sondern er kommt sogar aus Xanten.
Wie Siegfried. Was für ein Zufall! Als
Ausgleich zu soviel akademischer
Kopfarbeit an der Uni geht Siggi
regelmäßig ins Fitness-Studio. Denn
Siggi will später als muskelbepackter Action-Star arbeiten. Am liebsten natürlich in einer Neuverfilmung des Nibelungenlieds. Und damit
er schon jetzt berühmt wird, hat er
sich bei uns als
SpLit-Fakultätsluder
beworben. Soviel Heldenmut muss
natürlich belohnt werden. Deshalb
veröffentlichen wir hier sein Foto.
Entstanden ist das Bild im Sommer.
Deswegen trägt Siggi auch nur so wenig. Und natürlich will er seine Muckis
zeigen und für seine Fakultät werben.
„Aber das Beste an mir sieht man auf
dem Foto gar nicht,“ sagt Siggi. Natürlich meint er sein Hirn, in dem sämtliche Stellungen gespeichert sind. Syntaxmäßig. Falls auch ihr Lust habt und
unser nächstes Fakultätsluder werden
wollt, schickt einfach eine E-Mail mit
eurem Foto und eurer Selbstbeschreibung an [email protected].