AOK-Forum – Ausgabe 2-2015
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AOK-Forum – Ausgabe 2-2015
AOK Forum Informationen zur Gesundheitspolitik in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Die Digitalisierung trägt erste Früchte DIGITALE WELT „Kassen sollten proaktiv werden“ Apps & Co. verändern das Gesundheitswesen. Die AOK Nordost nutzt die Möglichkeiten der neuen Medien – im Interesse ihrer Versicherten. M it dem Einzug der digitalen Medien im Gesundheitswesen ergeben sich auch für die Krankenkassen neue Handlungsfelder. Die AOK Nordost will diese Möglichkeiten im Interesse ihrer Versicherten nutzen. Mit Blick auf die teilweise heftig geführte Diskussion über mögliche Risiken der digitalen Anwendungen im Gesundheitswesen plädiert die AOK Nordost derweil für mehr Sachlichkeit. „Wenn über Digitalisierung im Gesundheitswesen gesprochen wird, werden teilweise Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. Für die Gesundheitskasse seien zwei Dinge wesentlich: „Zum einen geht es um technisch und digital unterstützte Ansätze im Bereich der Beim zunehmend wichtigen Thema Digitalisierung sollten die gesetzlichen Krankenkassen nicht abseits stehen, sondern aktiv die Chancen der neuen Technologie für eine effizientere Patientenversorgung nutzen. So lautet die Empfehlung von Professor Dr. Dirk Heckmann (Bild), Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und Internetrecht an der Universität Passau. Die große Herausforderung für die Kassen, so Heckmann im Gespräch mit dem AOK-Forum, bestehe darin, das richtige Maß zwischen der „hellen Seite“ der Digitalisierung und deren „dunkler Seite“ zu finden. Seite 19 WIEDERVEREINIGUNG Gesundheitsversorgung insbesondere chronisch kranker Menschen. Und zum anderen geht es um Präventionsangebote, die dank der digitalen Entwicklungen vor allem technikaffine Menschen motivieren sollen, sich mit dem Thema Gesundheit zu beschäftigen.“ Dabei verfolgt die AOK nur Angebote, die den Anfor- „Vieles hätte man erhalten können“ derungen des Datenschutzes entsprechen. Als gesetzliche Krankenkasse stehe man für Erfahrung und hohe Verantwortung im Umgang mit Sozialdaten von Versicherten. Seiten 10 und 11 Ideen für gesundes Aufwachsen Wie Studien belegen, nehmen gesundheitliche Probleme bei Kindern und Jugendlichen zu; und auch das Wissen junger Menschen über eine gesundheitsbewusste Lebensweise ist teils nur schwach Ausgabe 2 · 2015 ausgeprägt. Der Kinder- und Jugendschutzbericht der Landesregierung M-V 2012 belegt bereits für die unteren Schuljahre, dass etwa zwölf Prozent der Schüler übergewichtig sind, mehr als fünf Prozent adipös. Der „Gesundheitspreis Mecklenburg-Vorpommern 2016“ will hier gegensteuern. Sein Thema „Gesundheit lernen – Gesund leben“. Es winken Preisgelder in Höhe von Seite 9 30.000 Euro. Vor 25 Jahren, am 3. Oktober 1990, wurde der Prozess der deutsch-deutschen Wiedervereinigung vollendet – die Einheit war besiegelt. Im Interview mit dem AOK-Forum blickt Hartmut Reiners (Bild), viele Jahre in Ministerien von Brandenburg und NRW für Gesundheitsreformen zuständig, auf bewegte Monate zurück. Sein Fazit der Gesundheitspolitik von damals: Viele Einrichtungen der DDR hätten nicht abgewickelt, sondern saniert werden können. Seite 14 AOK Nordost Ihr Draht zur Redaktion: Tel.: 0800/265080-22202 [email protected] www.aok-forum.de Inhalt 2 AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Aus den Regionen Vor Ort 4 13 Neues Gesundheitsnetz – Unfallkrankenhaus Marzahn und AOK Nordost schließen IV-Vertrag für die ambulante Betreuung. 5 Praxisbeispiel für außerklinische Beatmung – In einem Modellversuch werden Beatmungs patienten betreut, die ambulant oft nicht optimal versorgt sind. 6 Gesundes Frühstück für Abc-Schützen – Aktion Bio-Brotbox feiert in Brandenburg Jubiläum. Leserumfrage Betriebsräte der KrankenhausPatienten: Zu Besuch bei Michael Wardenga, Sprecher der Berliner Patientenfürsprecher. Live 14 25 Jahre Wiedervereinigung: GKV-Experte Hartmut Reiners blickt im Interview auf bewegte Monate zurück. 15 AOK-Forum live in Berlin: Experten diskutieren Chancen und Risiken EU-weiter Regulierungen des Gesundheitswesens. Selbstverwaltung im Dialog 7 16 8 Gesundheitsnachrichten AOK hilft bei Parkinson – Ein neues Beratungsprogramm der AOK Nordost richtet sich an Betroffene und Angehörige. Schnelle Hilfe im Pflegefall – In Rostock ist das bewährte Programm PfiFf gestartet – jetzt wird es landesweit ausgedehnt. 9 Gesund aufwachsen – Gesundheitspreis Mecklenburg-Vorpommern widmet sich der Gesundheit Kinder und Jugendlicher. Im Fokus 10 Digitale Revolution im Gesundheitswesen – AOK Nordost plädiert für sachliche Diskussion über qualitätsgesicherte Angebote zum Nutzen der Versicherten. Kommentar 12 ngst vor dem groA ßen Wurf – Hannes Heine vom „Tagesspiegel“ befürchtet, Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja drücke sich vor harten Entscheidungen beim anstehenden Krankenhausplan. Schatzkammer voller Ideen – Alexander Schirp zieht Bilanz zu 20 Jahren „Berliner Gesundheitspreis“. 17 Gesetzgebungs kalender – SchwarzRot hat sich für den Rest der Legislatur noch viele Reformen vorgenommen. Medien 18 Bücher und Webseiten – Für Sie gelesen und angeklickt. Im Gespräch 19 Digitalisierung als Chance – Professor Dirk Heckmann, Experte für Sicherheitsrecht und Internet, sieht in der neuen Technik mehr Chancen als Risiken. Aus Nordost 20 Treffen der Olympioniken – Beim traditionellen Sommerfest der AOK Nordost in Potsdam zeigte sich die Gesundheitskasse von ihrer sportlichen Seite. Drei Viertel empfehlen das AOK-Forum weiter Interessante Themenauswahl, regional ausgewogene Berichte, übersichtliche Struktur – so bewertet die überwiegende Mehrheit der Leser das AOK-Forum. Dies ist zumindest das Ergebnis der Umfrage, zu der wir die Leser eingeladen hatten. Der Rücklauf der Befragung zum kostenfreien, gesundheitspolitischen Magazin der AOK Nordost war zwar noch nicht repräsentativ, zeigt aber Trends: Knapp 74 Prozent der Befragten würden das AOK-Forum weiterempfehlen. „Die Hintergrundberichte sind sehr aufschlussreich“, so ein Kommentar. Ein anderer Leser, der das Heft zum ersten Mal erhalten hat, meint: „Für mich ein gutes Heft.“ Für die Forum-Redaktion von besonderem Interesse waren die Fragen nach digitalen Verbreitungswegen und Inhalten im Internet. Hier gehen die Meinungen auseinander: Immerhin jeder Zweite wünscht sich auf der Internetseite www. aok-forum.de weitere Informationen oder thematische Präsentationen zu den Artikeln im gedruckten Heft. Zwei Drittel (68 Prozent) könnten sich vorstellen, die Inhalte zum Beispiel auch als E-MailNewsletter zu beziehen – die meisten davon alle zwei bis drei Monate. Gleichwohl ist ein Drittel der Befragten „eher nicht“ für den digitalen Verbreitungsweg zu begeistern, sondern will eine gedruckte Ausgabe in den Händen halten. Auch wenn bei Leserumfragen wie im Leben oftmals der Spruch „Nicht gemeckert, ist genug gelobt“ gilt, wird das Redaktionsteam die Hinweise zum AOKForum diskutieren und in die Weiterentwicklung des Formats einfließen lassen. Platz für Ihre Meinung! An dieser Stelle halten wir Platz für Ihre Meinungen frei. Zuschriften richten Sie bitte per Mail an: [email protected] Impressum Das „AOK-Forum – Informationen zur Gesundheitspolitik in Berlin, Brandenburg und MecklenburgVorpommern“ wird von der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse mehrmals im Jahr herausgegeben. Redaktionelle Beratung: Jürgen Heese, Ralf Heisig, Monika Klement V.i.S.d.P.: Vorstandsvorsitzender Frank Michalak Druck: Druckerei H. Heenemann Paragraf 13 des Sozialgesetzbuches I verpflichtet Sozialversicherungsträger, wie die gesetzlichen Krankenkassen, die Bevölkerung im Rahmen ihrer Zuständigkeit aufzuklären. Kontakt: AOK Nordost, Pressestelle, Behlertstraße 33a, 14467 Potsdam Telefon: 0800 265080-22202, Telefax: -22926 E-Mail: [email protected] Redaktion: Gabriele Rähse, Leiterin Pressestelle der AOK Nordost (verantw.); Matthias Gabriel, AOK Nordost; Thomas Hommel, KomPart Grafik: Désirée Gensrich, KomPart Verlag: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin Fotos: AOK Nordost (3, 5, 15); privat (12, 20); Unfallkrankenhaus Berlin (4); Christian Lietzmann (6, 20), Jan Kuppert (6), Selbsthilfegruppe Ludwigsfelde, Neurologisches Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen/Parkinson Beelitz-Heilstätten (7), Michael Kirsten (13), Deutscher Bundestag/Katrin Neuhauser (17); IGBAU, CDU/CSU- Bundestagsfraktion/Frank Ossenbrink (20); iStock: Creative-idea (1), blackred, Rawpixel Ltd, Yuri (4); franckreporter (5); Attila Barabas, eatcute, andipantz (8); SolStock, fcafotodigital (9); Grafissimo (14); PeopleImages (15); akindo (17); Mlenny (18) Redaktionsschluss: 2. Oktober 2015 Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion; für unaufgefordert eingesandte Texte und Fotos keine Haftung. Leserbriefe geben die Meinung des Einsenders wieder; Kürzungen sind vorbehalten. Meinung AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 3 Sichere Versorgung von Flüchtlingen ist eine gesellschaftliche Aufgabe I lona ist ein aufgewecktes Mädchen. Zusammen mit Mutter und Bruder ist die Elfjährige nach der Annexion der Krim durch Russland aus ihrer Heimatstadt Odessa geflüchtet. In diesem Frühjahr war sie mit ihrem kleinen Bruder Max zum ersten Mal bei einem Arzt in Deutschland. Mit unserer Russisch sprechenden Kinderärztin im AOK-Centrum für Gesundheit (CfG) in Berlin konnten wir der Familie unbürokratisch helfen und etwa den Impfstatus der Kinder klären. Angesichts der Masernepidemie zu dieser Zeit war das dringend notwendig. Ilona und ihrer Familie konnten wir als Krankenkasse helfen, da sie über eine Aufenthaltserlaubnis verfügen und sich bei uns versichern konnten. Das garantiert ihnen – im Gegensatz zu den in Erstaufnahmelagern und Notunterkünften wartenden Flüchtlingen aus Syrien, Erit rea oder Afghanistan – eine umfassende medizinische Versorgung, die sie mit der Gesundheitskarte in Anspruch nehmen können. Die Syrer, Eritreer und Afghanen dagegen sind bisher auf die Sozialbehörden angewiesen, die ihnen auf langwierigem Weg – und das auch nur im Akutfall – Behandlungsscheine für den Arzt ausstellen. Wichtige Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen wie bei Ilona zählen normalerweise nicht dazu. Die Gesundheitsversorgung der in Deutschland Hilfe suchenden Menschen zu verbessern und zu entbürokratisieren, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zu Recht hatten sich dies Bundesregierung und viele Landesregierungen auf die Fahne geschrieben. Seit dem Flüchtlingsgipfel mit den Ministerpräsidenten ist das Vorhaben von Kanzlerin Merkel, dafür die elektronische Gesundheitskarte (eGK) einzuführen, leider ins Stocken gekommen. Der Bund will zwar die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, die Einführung der eGK bleibt aber den Bundesländern überlassen. Als AOK-Gemeinschaft warnen wir vor einem „Flickenteppich“ aus Einzellösungen. Wir stehen bereit, die gesund- heitliche Versorgung der Asylbewerber durch eine effektive und möglichst verwaltungsarme Lösung zu unterstützen. Dies kann dabei nur mit der elektronischen Gesundheitskarte gelingen und darf nicht durch unterschiedliche Regelungen auf Ebene der Landkreise, kreisfreien Städte oder Bezirke konterkariert werden. Die AOK Nordost steht für landesweite Lösungen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bereit, im Auftrag der Kommunen die Betreuung zu übernehmen. Mit den Fachressorts in Brandenburg und Berlin laufen dazu bereits seit vielen Monaten intensive Gespräche. Dass man regionale Lösungen – auch ohne die jetzt vereinbarten bundeseinheitlichen Regelungen – finden kann, beweisen Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen, wo maßgeblich durch die AOKs die Gesundheitskarte für Asylbewerber eingeführt wurde. Eine von Kritikern befürchtete Kostenexplosion der Sozialbudgets der Länder hat es nicht gegeben. Nach dem Bund-Länder-Gipfel, der vie- le drängende Fragen insbesondere zur finanziellen Entlastung der Kommunen bei der Flüchtlingsbetreuung klären konnte, bleibt die künftige Ausgestaltung der Gesundheitsversorgung für Asylbewerber noch offen. Klar ist, dass wir schnell tragfähige, flächendeckende Lösungen brauchen. Diese Entscheidungen müssen jetzt endlich politisch gewollt und auch getroffen werden. Als gesetzliche Krankenkasse werden wir immer wieder Unterstützung für die Umsetzung anbieten. Bis dahin werden wir – wie viele engagierte Bürger auch – mit unseren Mitteln die Flüchtlinge in den Städten und Gemeinden willkommen heißen und im Einzelfall unterstützen, wo es geht. Sei es etwa in der CfG-Kinderarztpraxis oder indem wir Sportevents organisieren, bei denen Asylbewerber wie beim kürzlichen Inter-Kultur-Cup des FC Internationale im Rahmen des „AOK-Fußballta- Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost ges für Vielfalt und Toleranz“ ein wenig Abwechslung finden. Zudem kooperieren wir seit Kurzem mit der Berliner Initiative „Medizin hilft Flüchtlingen“, die die medizinische Versorgung hunderter Flüchtlinge in mehreren Erstaufnahmestellen mit ehrenamtlich tätigen Ärzten stemmt. Auf politischer Ebene werden wir uns als solidarische Krankenversicherung weiterhin dafür stark machen, dass Mädchen wie Ilona einen sicheren Zufluchtsort in Deutschland finden. Und egal, ob sie ihren Weg nach der beschwerlichen und oftmals gefährlichen Flucht in Deutschland oder einem anderen Land weitergehen: Zu einer angemessenen Betreuung hierzulande gehört eine sichere Gesundheitsversorgung dazu! Ihr Schreiben Sie mir Ihre Meinung: [email protected] Berichte aus Berlin 4 AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Neues Gesundheitsnetz in Marzahn gestartet SPEZIALISIERTE HILFE Wundzentrum eröffnet Vor allem ältere Menschen leiden an chronischen Wunden. Auf vier Millionen wird die Zahl der Betroffenen in Deutschland geschätzt, Tendenz steigend. Im Berliner Centrum für Gesundheit (CfG) hat die AOK Nordost für ihre Versicherten ein Wundzentrum eröffnet, das auf die Behandlung offener Beine spezialisiert ist. Geleitet wird es von Ullrich Katz. Er widmet sich seit über 20 Jahren offenen Beinen, die als häufigstes Krankheitsbild bei nicht abheilenden Wunden gelten. „Die Behandlung und Heilung chronischer Wunden ist immer eine Herausforderung. Denn die Patienten leiden oft an mehreren Grunderkrankungen, was den Heilungsprozess erschwert“, so Katz. Das Wundzentrum bietet ohne lange Wartezeiten eine spezialisierte ambulante Behandlung und arbeitet bei Bedarf mit Ärzten anderer Fachrichtungen im CfG und den Hausärzten eng zusammen. www.cfg-berlin.de Unfallkrankenhaus Berlin und AOK Nordost schließen Integrierten Versorgungs-Vertrag (IV) für die ambulante Betreuung. Fachärztliche Versorgung an nur einem Ort, koordinierte Termine für eine schnelle Behandlung, individuell abgestimmte Therapien, Vermeidung unnötiger Mehrfachuntersuchungen und im Fall der Fälle Anbindung an die Klinik: Die AOK Nordost und das Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) verbessern die ko ordinierte ambulante Versorgung in Marzahn. Dazu hat die Kasse einen IV-Vertrag mit dem ukb geschlossen, das in unmittelbarer Nähe zur Klinik ein Gesundheitszentrum mit Poliklinik betreibt. „Die von uns gesteuerte ambulante und stationäre Behandlung aus einer Hand ist ein Paradebeispiel für die immer wieder geforderte sektorenübergreifende Versorgung“, betont Professor Dr. Axel Ekkernkamp, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des ukb. In enger Abstimmung mit der AOK Nordost werde sichergestellt, „dass die Patienten genau die Therapie erhalten, die sie auch wirklich brauchen“, so Ekkernkamp. Zusammenspiel: ukb-Chef Professor Dr. Axel Ekkernkamp (l.) und Harald Möhlmann (AOK Nordost) präsentieren die Flyer zum neuen ambulanten IV-Vertrag. Eingeschriebene Versicherte werden im Gesundheitszentrum von einem Arzt betreut, der als Lotse die Behandlung abstimmt. Das sorgt für schnelle Termine und eine strukturierte Therapie. Gerade für ältere Patienten ist dies wichtig. So kann etwa eine Abstimmung von Arzneimittelverordnungen und Wirkstoffen erfolgen. Das verringert die Gefahr unerwünschter, gefährlicher Wechselwirkungen. „Um die Versorgung über Sektorengrenzen hinweg zu verbessern, initiieren wir seit über zehn Jahren im Rahmen des Programms ,Mein AOKGesundheitsnetz‘ erfolgreiche Kooperationen. Mit dem Gesundheitszentrum am ukb haben wir ein herausragendes interdisziplinäres Ärzteteam gewinnen können“, so Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost. www.mein-aokgesundheitsnetz.de HÄUSLICHE KRANKENPFLEGE Vergütungen steigen Pflegedienste der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin können seit Juli mit einer höheren Vergütung für Leistungen der Häuslichen Krankenpflege (HKP) rechnen. In der zweiten Jahreshälfte 2015 steigen die von der AOK Nordost gezahlten Vergütungen für die Liga-Pflegedienste um 3,5 Prozent. Die Vergütungsvereinbarung läuft bis zum Jahresende. Im Zuge der Verhandlungen setzt sich die AOK für tarifgerechte Bezahlung der Pflegemitarbeiter sowie zukunftsfähige Strukturen auf dem umkämpften Berliner Pflegemarkt ein. Gelungener Karrierestart bei der AOK 62 junge Menschen haben ihre Karriere bei der AOK Nordost als einem der größten Ausbildungsunternehmen der Region gestartet. In den nächsten drei Jahren werden sie als Sozialversicherungsfachangestellte und Kaufmänner/frauen im Gesundheitswesen sowie für Büromanagement ausgebildet. Highlight: Praktische Kenntnisse können sie im AOK-Junior-Servicecenter in Berlin-Tegel unter Beweis stellen. „Wir freuen uns, im Wettbewerb um junge Fachkräfte auch in diesem Jahr wieder ein Team motivierter junger Frauen und Männer mit unserem Ausbildungsangebot überzeugt zu haben“, sagte AOK- Vorstandsvorsitzender Frank Michalak zur Begrüßung in Berlin. Seit 1991 hat die AOK in Berlin, Brandenburg und M-V mehr als 2.700 junge Menschen ausgebildet. Die Übernahmechancen stehen gut. In den Vorjahren wurden die kompletten Ausbildungsjahrgänge in Vollzeitjobs übernommen. Azubi-Bewerbungen noch bis 31. Oktober 2015 unter www.aok.de/karriere Berichte aus Berlin AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Praxisbeispiel für außerklinische Beatmung In einem AOK-Modellversuch werden Beatmungspatienten betreut, die im ambulanten Bereich oft nicht optimal ärztlich versorgt werden. Beatmungspatienten, die zu Hause betreut werden, unterstützt die AOK Nordost mit einem neuen Projekt. Mit der „Praxis für außerklinische Beatmung“ des AOK-Centrums für Gesundheit (CfG) in Berlin soll in einem Modellversuch die häusliche Versorgung dieser Patienten analysiert und verbessert werden. Einmal im Quartal besucht das CfG-Team die Patienten zu Hause und stimmt sich mit Ärzten, Therapeuten, Pflegediensten und Hilfsmittellieferanten ab. Oft sind es Details wie die geeignete Trachealkanüle, die das Leben verbessern. In mehreren Fällen konnte durch die fachärztliche Beratung geholfen werden, die Patienten von der Beatmung zu entwöhnen. „Wir wollen gewährleisten, dass die Patienten die für sie richtigen Hilfsmittel und die beste Behandlung und Betreuung erhalten“, sagt Dr. Eckehard Frisch, Facharzt für Pneumologie am CfG. „Gemessen an der Schwere und Komplexität ihrer Er- Hausbesuch bei Patientin Antje Mehlei: Pneumologe Dr. Eckehard Frisch (l.) informierte AOK-Pflege-Geschäftsführer Hans-Joachim Fritzen über das Projekt. krankung sind viele Patienten nicht optimal versorgt“, bilanziert AOK-Pflege-Geschäftsführer Hans-Joachim Fritzen. Bisher finde die medizinische Versorgung im Wesentlichen durch Hausärzte und punktuell Fachärzte statt, die über wenig Erfahrung in außerklinischer Beatmung verfügen. Ausgezeichnetes Modellprojekt Die „Praxis für außerklinische Beatmung“ am Berliner AOKCentrum für Gesundheit betreut seit 2014 rund 150 Versicherte. Ziel des zweijährigen Modellversuches ist es, mittels Hausbesuchen eines qualifizierten Pneumologen die Versorgung von tracheotomierten Patienten mit und ohne invasiver Beatmung zu verbessern. Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung wurde das Projekt in Düsseldorf ausgezeichnet. 5 GESUNDHEITSMANAGEMENT KMU-Netzwerk auf Berlin ausgeweitet Der Krankenstand bei den Mitgliedern der AOK Nordost in Berlin ist 2014 im Vergleich zum Vorjahr leicht von 5,1 Prozent auf 5,2 Prozent gestiegen. Das zeigt der Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Durchschnittlich war jeder AOKversicherte Arbeitnehmer in der Hauptstadt 18,7 Tage krank. Der Krankenstand bei Azubis lag in Berlin sogar bei 6,3 Prozent und damit bundesweit an der Spitze (vgl. Bericht auf Seite 18). Um Unternehmen und Firmen konkrete Unterstützung zur Verringerung des Krankenstandes zu geben, ist die AOK Nordost seit Langem im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) aktiv. Insgesamt wurden 2014 branchenübergreifend 188 BGMProjekte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Außerdem unterstützt die AOK Nordost das von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund initiierte Gesundheitskompetenz-Netzwerk für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), das jetzt auch auf Berlin ausgeweitet wurde. In der Region Berlin-Brandenburg besteht das Netzwerk derzeit aus 56 Unternehmen. Die Mitglieder erhalten nicht nur eine Bühne frei für die Junge Selbsthilfe Von Musik bis Theater, von Tanz bis Poetry und Rap: Die Bandbreite bei der zweiten Open-Stage-Veranstaltung der Jungen Selbsthilfe in Berlin war groß. Junge Künstler zeigten, dass es sich sehr gut mit einer besonderen Lebenslage oder Erkrankung umgehen lässt – vor allem, wenn man sich in einer Selbsthilfegruppe stärkt. Das bundesweite Praxisprojekt für Menschen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren wird von der AOK Nordost gefördert. „Die Selbsthilfe ist eine wichtige Säule im Gesundheitswesen geworden“, sagt Werner Mall, Leiter Prävention der Gesundheitskasse. „Chronisch Kranke oder Behinderte brauchen ein enges Netz der Unterstützung. Betroffene, Patienten und ehemalige Patienten übernehmen hier in Ergänzung zu professionellen Therapeuten und Helfern eine wichtige Rolle.“ 2014 bewilligte die AOK für Projekte auf Landes- und Regionalebenen rund 600.000 Euro. Hinzu kamen 56.000 Euro für bundesweite Projekte, sowie rund 560.000 Euro im Rahmen der kassenartübergreifenden Gemeinschaftsförderung. Damit trägt die AOK Nordost unter den Kassen einen hohen Anteil an der Basis- und Projektfinanzierung, insbesondere der Selbsthilfegruppen. www.zusammen-sindwir-viele.de kompetente und individuelle Beratung zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Wichtig ist auch der gegenseitige Austausch der Unternehmen, um von anderen Erfahrungen und Projekten zu profitieren. Zudem können sich Unternehmensvertreter von den AOKExperten zum Gesundheitscoach ausbilden lassen. Diese Möglichkeit haben in diesem Jahr in Berlin-Brandenburg 29 Personen aus 19 Unternehmen wahrgenommen. www.aok-bgf.de/nordost 6 Berichte aus Brandenburg AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Gesundes Frühstück aus der Bio-Brotbox PALLIATIVVERSORGUNG Kassen stärken ambulantes Angebot Die Kassen fördern die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) seit Sommer mit verbesserten Vergütungs- und Rahmenbedingungen. Ziel ist es, die qualitativ gesicherte Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen in der Häuslichkeit sowie im Pflegeheim oder Hospiz zu stärken. Neun Palliative-Care-Teams (PCT) arbeiten in Brandenburg in der SAPV. Zu den multiprofessionellen Teams gehören speziell ausgebildete Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, die rund um die Uhr erreichbar sind und mit Haus- und Fachärzten eng kooperieren. In der Vergütungsstruktur werden längere Fahrwege auf dem Lande sowie der hohe Koordinierungsaufwand der PCT besser berücksichtigt. Neu ist zudem die Finanzierung von Supervisionen. „Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter Erlebnisse und Belastungen aufarbeiten können. Engagierte Palliativmediziner und Palliative-Care-Pflegefachkräfte leisten oft Hilfe über ihre eigenen Grenzen hinaus“, so Harald Möhlmann, AOK-Geschäftsführer Versorgungsmanagement. VERGÜTUNGSABSCHLUSS Pflegekräfte sollen profitieren Pflegekräfte in der Mark können mit Einkommensverbesserungen rechnen. Pflegekassen- und Leistungserbringerverbände im Land verständigten sich auf eine höhere Vergütung für ambulante Pflegeleistungen und hauswirtschaftliche Versorgung: 3,5 Prozent ab dem 1. Juni 2015 und nochmals drei Prozent mehr Vergütung ab dem 1. Januar 2016. Einvernehmen bestand zwischen Kassen und Pflegeverbänden darüber, dass das Mehr an Geld auch den in der Pflege beschäftigten Mitarbeitern zugute kommen muss. Die Pflegekassen wollen das im Rahmen von Stichproben überprüfen. 2006 brachte die AOK die Bio-Brotbox-Idee mit auf den Weg. Heute erhalten alle Erstklässler zum Schulstart eine ausgewogene Pausenmahlzeit. Mit einer Festveranstaltung vor 600 Grundschülern und Lehrern hat die Bio-Brotbox ihr zehnjähriges Jubiläum in Brandenburg zum diesjährigen Schulstart gefeiert. Im Kinderzirkuszelt der AOK Nordost in Brandenburg an der Havel gratulierten die Schirmherren der Aktion, Bildungsminister Günter Baaske und Verbraucherschutzminister Helmuth Markov, der Initiative zu ihrem erfolgreichen Engagement: „Wir möchten uns bei all denen bedanken, die Jahr für Jahr dafür sorgen, diese Idee mit Leben und die Boxen mit Frühstücks-Leckereien zu füllen. Es ist gut, wenn Kinder sich möglichst früh damit beschäftigen, wie wichtig eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist.“ Seit Gründung der Initiative in Brandenburg, die sich für ein gesundes Frühstück aller Schüler einsetzt, gehört Daumen hoch (v.l.n.r.): Gerlinde König (AOK-Vorstand) mit den Ministern Günter Baaske und Dr. Helmuth Markov. die Gesundheitskasse zu den Unterstützern. Neben finanzieller Hilfe haben in diesem Jahr erneut mehr als 100 AOKMitarbeiter und -Azubis ehrenamtlich die gelben Boxen mit Vollkornbrot, Möhren und Müsli gepackt. Unter ihnen war auch die stellvertretende AOK-Vorstandsvorsitzende Gerlinde König. „Als Gesundheitskasse gehört es zu unseren Aufgaben, bereits bei den Kleinen ein Verständnis für gesunde Ernährung und Bewegung zu schaffen, um Erkrankungen wie beispielsweise Übergewicht vorzubeugen“, so König. Verteilt wurden in Branden- burg rund 22.000 Boxen in 540 Grundschulen, weitere 33.500 Boxen wurden in Berlin ausgeliefert. Auch in Mecklenburg-Vorpommern unterstützt die AOK die wachsende Initiative, die in diesem Jahr mehr als 5.500 gesunde Frühstücksrationen etwa in Ludwigslust, Rostock und auf Rügen verteilt hat. Sporttag heißt Flüchtlinge willkommen Beim Familiensporttag in Stahnsdorf, den traditionell der RSV Eintracht und die AOK Nordost organisieren, waren dieses Mal auch Flüchtlingsfamilien aus der Umgebung eingeladen. Gemeinsam mit den Sportlern und Besuchern konnten sie einen Tag mit vielen Angeboten erleben und gleichzeitig erfahren, dass sie willkommen sind. Während auf dem Sportplatz der Fußball mit Teams des RSV Eintracht 1949, von Her- tha BSC, FC Energie Cottbus, 1. FC Union Berlin und 1. FFC Turbine Potsdam beim U15Turnier im Mittelpunkt stand, konnten die Zuschauer auf der Bühne zum ersten Mal „ChillTime“ erleben. Bei der bunten Talkshow mit den Puppen Lilly, Fred und Tino kam der vom Fernsehsender VOX bekannte Moderator Amiaz Habtu mit der Schwimmerin, mehrfachen Paralympics-Siegerin und AOK-Sportbotschafterin Daniela Schulte (Bild) ins Gespräch. Eine weitere Willkommens-Aktion für Flüchtlinge war ein gemeinsames Turnier beim AOK-Fußballtag für Vielfalt und Toleranz Ende September in Berlin. Berichte aus Brandenburg AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 AOK hilft aktiv bei Parkinson Rund 20.000 Versicherte in Nordost haben Parkinson. Die Diagnose trifft Betroffene meist unvorbereitet: Ein Beratungsprogramm hilft weiter. wirbeln durch die Luft, Gymnastikbälle vibrieren im Takt: Mit „Drums Alive“ hat die Parkinsongruppe Ludwigsfelde im Juli ein neues Projekt gestartet, das Patienten helfen soll, motorische Fähigkeiten und Rhythmusgefühl zu trainieren. Das von der Gesundheitskasse geförderte Selbsthilfeangebot ist zugleich ein Baustein des AOK-Beratungsprogramms „Aktiv gegen Parkinson“, das mit dem Neurologischen Fachkrankenhaus für Bewegungsstörungen/ Parkinson in Beelitz-Heilstätten entwickelt wurde (siehe Interview auf dieser Seite). Ziel des Programms ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dazu trägt etwa die mit der Deutschen Parkinson-Hilfe entwickelte „MoveApp“ für Smartphones und Tablets bei. Hier stehen über 20 Anleitungen zu Bewegungstrainings sowie ein umfassendes Bewegungsprotokoll oder eine Medikamenten-Erinnerungsfunktion zur Verfügung. Zudem Trommelstöcke Im Rhythmus: Männer und Frauen der Parkinsongruppe Ludwigsfelde bei Bewegungsübungen im Park. bezuschusst die AOK spezielle Fahrsicherheitstests, damit die Patienten sicher und verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen können. Damit die Selbstständigkeit möglichst lange erhalten bleibt, übernimmt die Kasse in Einzelfällen auch Kosten für eine spezifische Parkinson-Bewegungstherapie. Wichtiger Bestandteil von „Aktiv gegen Parkinson“ ist zudem die Aufklärungsarbeit über die noch recht unbekannte Krankheit. So organisierte die AOK mit Professor Ebersbach kürzlich eine Expertenhotline. Bei Fußballspielen oder Laufwettbewerben klärt die AOK über das Thema auf und wirbt um Spenden für die Parkinson-Hilfe. Mit der von der AOK unterstützten 6. Tulip-Gala fand kürzlich zudem wieder das jährliche BenefizEvent der Parkinson-Hilfe in Blankenfelde-Mahlow statt. www.aok.de/nordost/ parkinson „Krankheit stellt ein gewisses Tabu dar“ Herr Professor Ebersbach, die Ursachen für Parkinson sind kaum bekannt. Wird die Krankheit in der alternden Gesellschaft zunehmen? Ja, die Zunahme ist wegen des demografischen Wandels schon heute zu beobachten. Im Alter von 55 bis 65 Jahren gibt es die meisten Erkrankungen. Wir schätzen die Zahl der Patienten in Deutschland auf rund 250.000. Das ist eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem, denn Parkinson-Patienten brauchen eine spezialisierte neurologische Versorgung. Bei einem Leserforum von Märkischer Allgemeiner und AOK Nordost haben Sie als Experte viele Fragen zu beantworten gehabt. Aufklärung tut also Not? Unbedingt, die Krankheit stellt noch ein gewisses Tabu dar. Teilweise wird die Parkinson-Krankheit mit Alzheimer gleichgesetzt und die geistige Zurechnungsfähigkeit der Betroffenen angezweifelt. Zudem werden bei Parkinson die Abläufe langsamer. Das ist eine etwas ,unmoderne Krankheit‘ in der heutigen Zeit, in der alles auf Tempo und Multitasking ausgerichtet ist. Können die Erkrankten trotzdem ein halbwegs normales Leben führen? Die Diagnose ist ein Schock. Parkinson ist aber eine gut behandelbare Krankheit, bei 7 THEATERWORKSHOP Mit Henrietta auf die Bühne Den ersten Kindertheater-Wettbewerb des bundesweiten Henrietta-Präventionstheaters haben Schüler aus Zossen gewonnen. Die Goetheschule setzte sich mit ihrer Idee für eine neue Szene im aktuellen AOKStück „Henriettas Reise ins Weltall“ unter mehr als 80 Einsendungen durch. Als Preis organisierte das Theater-Ensemble im September in der Zossener Schule einen Workshop, bei dem die Grundschüler ihre Idee mit den Theatermachern entwickelten, um sie am Nachmittag vor Mitschülern und Eltern einmalig aufzuführen. In der neu gestalteten Szene, die auf einem Süßigkeiten-Planeten spielt, wurden kleine und große Zuschauer mit einem häufigen Thema aus dem Alltag konfrontiert: Für viele ist die Tafel Schokolade in schwierigen Situationen ein Seelentröster. Besonders gesunde Ernährung spielt aber für die Gesundheit der Kinder eine wichtige Rolle. „Der Süßigkeiten-Planet machte das Rennen, weil mehr in der Szene steckt als das bloße Klischee, dass Kinder Süßes mögen“, begründete die stellvertretende AOK-Vorstandsvorsitzende Gerlinde König die Jury-Wahl des Gewinner-Beitrages. Professor Dr. Georg Ebersbach, Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses in BeelitzHeilstätten. der es in vielen Fällen wirkungsvolle Medikamente gibt. Es gehört aber auch eine Anpassung des Lebensstils dazu – man sollte aktiv bleiben, Sport treiben und soziale Kontakte pflegen. Mit dem von unserer Fachklinik und AOK entwickelten Beratungsprogramm helfen wir dabei. Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 8 AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Wenn Familien Hilfe im Pflegefall brauchen KADIS-SOFTWARE Pilotprojekt für Diabetiker Zur ergänzenden telemedizinischen Betreuung von Diabetikern haben die KADIS Managementgesellschaft und die AOK Nordost einen integrierten Versorgungsvertrag geschlossen. Das Angebot „Ther@Optimum Diabetes“ richtet sich an Diabetiker mit therapiebedürftiger Stoffwechselsituation. Im Zentrum steht die im Karlsburger Diabetes Forschungsinstitut entwickelte Simulationssoftware „KADIS®“ (KArlsburger DIabetes Management System). Mithilfe der Software sollen auf Basis in der Häuslichkeit der Patienten ermittelter Gesundheitsparameter passgenaue Therapiesimulationen durchgeführt werden. Anhand der Daten kann in Absprache zwischen Arzt und Patient kurzfristig eine Therapieoptimierung erreicht werden. Inwieweit dieser Ansatz wirksam ist, wird nach Ende des zweijährigen Pilotprojekts evaluiert. www.kadis-online.de NEUE LEISTUNG AOK fördert sprechende Medizin Die Einführung der ausführlichen sozialmedizinischen Gesprächsleistung beim Hausarzt vor einem Jahr bewerten Kassenärztliche Vereinigung M-V und AOK Nordost positiv. Weil sich Patienten oft nicht eingestehen würden, nicht alles verstanden zu haben, sei die neue Leistung sinnvoll. Informierte Patienten nehmen Angebote zur Gesundheitsvorsorge besser wahr und setzen Therapien konsequenter um. Während das in der bundesweiten Gebührenordnung etablierte hausärztliche Gespräch nur geführt werden darf, wenn eine Erkrankung bereits festgestellt wurde, helfe die Landesregelung ratsuchenden Menschen bevor sie krank werden. Das bewährte PfiFf-Programm der AOK Nordost ist in Rostock und Greifswald gestartet. Jetzt soll es landesweit ausgeweitet werden. Schlaganfall oder schwerer Sturz: Unerwartet und schnell kann ein Pflegefall eintreten. Mit dem Programm „Pflege in Familien fördern“ (PfiFf) werden ab sofort Familien in M-V unterstützt, die Eltern, Partner, Kinder oder Bekannte zu Hause pflegen. Entsprechende Kooperationen haben die Universitätsmedizin in Rostock sowie in Greifswald mit der AOK Nordost geschlossen. Das von der AOK Nordost entwickelte PfiFf-Programm besteht aus mehreren Modulen mit praktischer Anleitung und theoretischer Wissensvermittlung. Wenn gewünscht, erhalten Angehörige schon im Krankenhaus und nach Entlassung in die Häuslichkeit spezielle Schulungen. Klinik-Entlassungsmanagement, die regionalen Pflegestützpunkte und Pflegedienste arbeiten eng zusammen, um eine stabile Pflegesituation im Alltag herzustellen und stationäre Wiederaufnahmen zu vermeiden. Dazu hat die AOK Pflegefachkräfte im Kli- Zugewandt: Nach dem Start in Rostock interessieren sich bereits auch zahlreiche andere Kliniken für das Pflegeprogramm der AOK. nikum weiterqualifiziert. Die ersten Kurse für Angehörige – mit praktischen Anleitungen am Krankenbett – wurden absolviert. Die Teilnahme ist kostenfrei und unabhängig von der Kassenzugehörigkeit. Nach dem Start soll das Projekt PfiFf, das seit 2014 an 16 Brandenburger und an zwei Berliner Kliniken erfolgreich angeboten wird, schrittweise landesweit angeboten werden. „Etwa sieben von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut. Das Projekt PfiFf unterstützt die Angehörigen und leistet einen wichtigen Beitrag in der häuslichen Pflege“, lobt Sozialministerin Birgit Hesse. „Die Pflege kranker Menschen ist hochkomplex geworden und bedarf spezieller Kenntnisse. Diese geben wir als Experten gern an die Angehörigen weiter“, sagt Annett Laban, Pflegevorstand an der Universitätsmedizin Rostock. www.aok-pfiff.de Flagge steht für mehr Toleranz Anfang Juli haben die Organisatoren des neunten Christopher Street Day (CSD) in Schwerin unter dem Motto „Homophobie raus aus den Köpfen! Wissen schafft Akzeptanz.“ auf die Situation homo-, bi- und transsexueller Menschen in MecklenburgVorpommern aufmerksam gemacht. Die AOK Nordost unterstützte die Veranstaltung in der Landeshauptstadt und hisste vor ihrem dortigen Verwaltungsgebäude die international bekannte Regenbogenfahne, um ein Zeichen für mehr Toleranz zu setzen. „Mit ihrem Engagement will sich die AOK als weltoffenes Unternehmen präsentieren und für ein tolerantes Miteinander in der Gesellschaft werben“, so Frank Ahrend, Landesgeschäftsführer der AOK Nordost in M-V. Auch vor ihren Berliner Gebäuden zeigte die Gesundheitskasse als Mitglied im „Bündnis gegen Homophobie“ Flagge. Zudem engagiert sich die Dreiländerkasse seit vielen Jahren auch in Netzwerken wie „Tolerantes Brandenburg“ gegen Intoleranz und Rassismus. AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern So wachsen Kinder und Jugendliche gesund auf Die Neuauflage des Gesundheitspreises von Ärztekammer und AOK widmet sich dem Thema Übergewicht im Kindes- und Jugendalter. Nach seiner erfolgreichen Premiere im Jahr 2014 schreiben die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und die AOK Nordost erneut den Gesundheitspreis MecklenburgVorpommern aus. Der Innovationswettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, steht dieses Mal unter dem Motto „Gesundheit lernen – Gesund leben“. Gesucht werden Projekte, Modelle und zukunftsweisende Versorgungskonzepte, die sich der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen insbesondere bei Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen verschrieben haben. „Übergewicht mit all seinen Folgen für die Gesundheit ist ein zentrales gesundheitspolitisches Thema in Deutschland. Angesichts der hohen Zahl von gesundheitlichen Defiziten bei Kindern und Jugendlichen sind Ideen und Initiativen zur Gesundheitsförderung bereits im Kindesalter unverzichtbar“, betont Dr. Andreas Crusius, Präsident der Ärzte- Trotz überflüssiger Pfunde in Bewegung bleiben: Der Innovationspreis Mecklenburg-Vorpommern thematisiert die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. kammer Mecklenburg-Vorpommern. AOK-Vorstandsvorsitzender Frank Michalak ergänzt: „Wir wollen mit dem Gesundheitspreis praxiserprobte Ansätze und Lösungen auszeichnen, die helfen, unseren Kindern ein gesundes Heranwachsen zu ermöglichen.“ Für den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Preis können sich beispielswei- se Kindertagesstätten und Schulen, Sportvereine und Jugendzentren sowie Kinderkliniken und RehabilitationsEinrichtungen bewerben. Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember 2015. Eine unabhängige Jury aus Wissenschaft, Praxis und Politik entscheidet über die Vergabe und Aufteilung der Preise, die 2016 überreicht werden. www.aok.de/nordost/ gesundheitspreis 9 ÄRZTENETZ HAFFNET Praxisassistent im Einsatz Der von der AOK Nordost in Mecklenburg-Vorpommern geförderte Ärzteverbund „HaffNet“ erhält weitere praktische Unterstützung. Ein sogenannter Versorgungsassistent in der Hausarztpraxis (VERAH-Care) ist seit Kurzem für das Ärztenetz in der Region Uecker-Randow im Einsatz. Anthony Jyß ist dabei einer von zwei männlichen Kollegen unter den landesweit 106 Praxisassistentinnen. Die Verah-Care-Praxisassistenten sollen die Hausärzte bei der Patientenbetreuung ent-lasten. Sie dürfen im Auftrag des Hausarztes nicht nur delegationsfähige Hilfeleistungen übernehmen, sondern kümmern sich bei den Hausbesuchen auch um das Fall- und Schnittstellenmanagement bei der Versorgung chronisch kranker Menschen. „Durch diese neue Versorgungsform entsteht für unsere Patienten, für die teilnehmenden Ärzte und unsere Partner eine Win-winSituation“, beschreibt Horst-Erich Rapraeger, kaufmännischer Geschäftsführer des HaffNet, die Vorzüge des Modells von AOK Nordost und Kassenärztlicher Vereinigung in MecklenburgVorpommern. Die AOK Nordost fördert seit vielen Jahren Ärztenetze, die eine abgestimmte Patientenversorgung zum Ziel haben. www.mein-aokgesundheitsnetz.de Clevere Ideen für aufgeweckte Kids Das Thema des neuen Gesundheitspreises Mecklenburg-Vorpommern ist ein buchstäblich gewichtiges: Jeder zweite Erwachsene in Mecklenburg-Vorpommern bringt zu viele Pfunde auf die Waage – jeder fünfte ist sogar krankhaft adipös. Damit weist das Land nach SachsenAnhalt bundesweit die zweithöchste Adipositas-Rate auf. Im deutschlandweiten Vergleich sind „nur“ 40 Prozent der Bundesbürger zu dick. Der Trend zum Übergewicht betrifft aber nicht allein Erwachsene. Bereits die Einschulungsuntersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass zwölf Prozent der Schulanfänger übergewichtig sind. Mit den Klassenstufen nimmt ihr Anteil auf nahezu 20 Prozent zu. Oftmals zeichnet sich eine ÜbergewichtsKarriere ab – mit negativen Folgen im Alter: Bluthochdruck, Gelenkprobleme oder Diabetes. Allein die AOK betreut in ihren ChronikerProgrammen knapp 200.000 Diabetiker im Land. Präventionsangebote der AOK im Bereich Ernährung und Bewe- gung setzen daher bereits bei der jungen Zielgruppe an. Spezielle Setting-Projekte in Kitas und Schulen, wie etwa Jolinchen-Kids oder das Henrietta-Präventionstheater, versuchen Gesundheitsbotschaften frühzeitig und altersgemäß zu vermitteln. Auf spielerische Weise wird den Kids gezeigt, dass Obst und Gemüse nicht nur gesund sind, sondern ihre Zubereitung auch Spaß macht. 10 Im Fokus AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Die digitale Revolution erreicht das Gesundheitswesen Die Digitalisierung ist in aller Munde – selbst Philosophen beschäftigen sich mit dem Thema. Die AOK Nordost plädiert für eine sachliche Diskussion über qualitätsgesicherte Angebote zum Nutzen der Versicherten. Kleine Geräte , große Auf regung: Auf der Internatio nalen Funkausstellung im September in Berlin waren Smartwatches und Wearab les eine der meist beachteten Produktgruppen. In der ge sundheitspolitischen Debat te sind sie Anlass für heftige Auseinandersetzungen. Als kürzlich eine deutsche PCZeitschrift berichtete, dass die AOK Nordost als erste gesetzliche Krankenkasse Quantified-Self-Hardware be zuschusst, entfachte sich eine Kontroverse. Von „Apple-Jün gern“, „Big Brother“ und „Da tenmissbrauch“ war die Rede. Aber worum geht es wirk lich? „Wenn über Digitalisie rung im Gesundheitswesen gesprochen wird, werden teil weise Äpfel mit Birnen vergli chen“, sagt Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost. Er plädiert für eine Versachlichung der De batte, in der strikt unterschie den werden müsse: Zum einen geht es um technisch und di gital unterstützte Ansätze im Bereich der Gesundheitsversorgung insbesondere chro nisch kranker Menschen, und zum anderen um Präven tionsangebote, die dank digi taler Entwicklungen vor al lem technikaffine Menschen motivieren sollen, sich mit dem Thema Gesundheit zu befassen. Im Versorgungsbereich wird bereits seit vielen Jahren auf Telemedizin gesetzt. Das für schwer an Herzinsuffizienz erkrankte Patienten entwi ckelte Versorgungsangebot „AOK-Curaplan Herz Plus“ hilft mit Telemonitoring: Die Patienten erfassen zu Hause Parameter wie Herzfrequenz und Gewicht. Mediziner wer ten die digital ans Telemedi zinzentrum übermittelten Werte aus, um im Krisenfall sofort intervenieren zu kön nen. Eine Studie der Universität Greifswald belegt: Die Patienten haben eine höhe re Überlebenswahrschein lichkeit (siehe Titelthema im AOK-Forum 3.2014). Bislang E-Health-Gesetz soll 2016 in Kraft treten Im Juli hat sich der Bundestag in Erster Lesung mit dem EHealth-Gesetz beschäftigt. Im Oktober folgt die Anhörung im Gesundheitsausschuss, bevor das Parlament im November das Gesetz beschließen soll. Ab 2016 soll das Regelwerk in Kraft treten. Aus Sicht der AOK enthält der Gesetzentwurf geeignete Reg elungen zur Beschleunigung von eGK-Anwendungen und zum Ausbau der Telematik-Infrastruktur. Das grundsätzliche Problem der gematik GmbH bleibt aber ungelöst: die Zuständigkeit für die technische Infrastruktur und für die inhaltliche Entwicklung von Anwendungen. Die AOK plädiert dafür, die Bereiche zu trennen. Der AOK-Bundesverband bemängelt zudem, dass zwar zahlreiche Vergütungsanreize für Ärzte und Krankenhäuser vorgesehen seien, dafür aber zu wenig Sanktionsmöglichkeiten, um neue eGK-Anwendungen durchzusetzen. sind dies Insellösungen. Für eine breite Anwendung ist eine leistungsfähige Telematikinfrastruktur in Deutsch land notwendig. Sicherheit und Schutz der Daten sind dabei wesentliche Vorausset zungen – in der Telemedizin, genauso wie bei GesundheitsApps, wie Dr. Bernhard Roh leder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bit kom, betont. „Ein hohes Maß an Datenschutz hat in diesem sensiblen Bereich oberste Pri orität“ (siehe Interview). Dass dies in Zeiten von Daten schutzskandalen gewährleis tet werden kann, bezweifeln Kritiker. Während Praktiker im Gesundheitswesen nut zenbringende Ansätze in der Versorgung wie etwa der Te lemedizin und im Bereich di gitaler Präventionsangebote begrüßen, sehen Philosophen die kleinen Helfer am Hand gelenk als Vorboten eines weitreichenden Wandels der Gesellschaft. Eine Mehrheit der Nutzer lehnt die Weiter gabe von Gesundheitsdaten bisher allerdings ab. Bei einer Im Fokus AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Bitkom-Umfrage in diesem Frühjahr zeigten sich zwei Drittel der Befragten skep tisch, bei einer kürzlichen Erhebung des privaten Kran kenversicherers Continenta le waren es sogar 85 Prozent. Überraschenderweise sind ältere Befragte laut Bitkom offener: Jeder zweite Nutzer ab 65 Jah ren würde Daten weitergeben. Je konkreter und einsichtiger der Nutzen für die Be fragten ist, desto hö her fällt die Akzeptanz aus. Das lässt zumindest ei ne weitere Bitkom-Befragung zur elektronischen Gesund heitskarte (eGK) vermuten, bei der das Gros der Befrag ten wichtige medizinische Infos auf der Karte speichern möchten (siehe Grafik). Geschäftsführer der Gesund heitsforen Leipzig GmbH. Seit vielen Jahren würden ohne Probleme große Daten mengen zwischen Leistungserbringern und Krankenkas sen ausgetauscht. „Wir haben international das beste Daten niveau“, so Nagel. Die gesetzlichen Kran kenkassen tragen als Kör perschaften des öffentlichen Rechts eine hohe Verantwor tung im Umgang mit Sozial daten, unterstreicht AOK-Vor stand Frank Michalak. „Das Solidarprinzip ist Garant da für, dass auch die bei moder nen digitalen Anwendungen erhobenen Gesundheitsdaten nicht für eine einkommensab hängige Beitragsgestaltung genutzt werden.“ Als gesetzliche Kranken kasse könne man innovative Ansätze aber nicht der Indust Was Bundesbürger auf der eGK für den Notfall speichern würden* Blutgruppe 92 % Medikamentenunverträglichkeiten 84 % evtl. Implantate oder Prothesen 76 % 67 % Hinweise zu chronischen Erkrankungen keine Daten 5 % * Repräsentative Befragung von 1.249 Personen ab 14 Jahren zur Fragestellung: „Auf der elektronischen Gesundheitskarte können Daten gespeichert werden, damit Patienten im Notfall schnell behandelt werden können. Welche Daten sollte die Gesundheitskarte Ihrer Meinung nach enthalten?“ Mehrfachnennungen möglich. Quelle: Bitkom Research Diese „smarte“ Nutzung der eGK will auch die Bundesregierung voranbringen. Die CDU-Bundestagsabgeordne te Dr. Katja Leikert sieht das E-Health-Gesetz als ersten Schritt, um Basis-Rahmenbe dingungen dafür zu schaffen. „Es gibt kein Zurück aus dem digitalen Zeitalter“, sagte Lei kert auf dem AOK-Forum live zum Thema Digitalisierung im vergangenen Juni in Ber lin. „Wir müssen die Chan cen nutzen, sonst werden wir von der Wirklichkeit über holt.“ Dass der Datenschutz in Deutschland gut sei, be tonte auf dem von der AOK Nordost organisierten Dis kussionsabend Roland Nagel, Interview „Datenverarbeitung in der Medizin kann Leben retten“ Für Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Verbandes Bitkom, hat Datenschutz in der Digitalisierungdebatte hohe Priorität. Instrumentalisiert werden dürfe das Argument aber nicht. Herr Dr. Rohleder, Fitnesstracker und andere Wearables sind ein heißes Thema, seit die ersten Kassen die Bezuschussung angekündigt haben. Warum entzündet sich an den kleinen Geräten eine so grundlegende Diskussion? Wenn es um neue Technologien geht, gibt es immer mal wieder Diskussionen – leider auch unsachliche. Nüchtern betrachtet bieten Wearables große Chancen. Bewegungsarmut ist eine der Hauptursachen für viele Krankheiten, und Fitnesstracker können auf spielerische Weise zu mehr Bewegung motivieren. Es spornt an zu sehen, wie viele Kilometer man zurückgelegt oder wie viele Kalorien man verbrannt hat. 88 % Medikationsplan rie und der privaten Versiche rungswirtschaft überlassen. „Mit dem Einzug der di gitalen Medien haben sich auch für die Krankenkassen neue Handlungsfelder in der Prävention ergeben“, erläu tert Präventionsexperte Kai Kolpatzik vom AOK-Bundes verband. Die elektronischen Gesundheitsassistenten kön nen durchaus dazu beitragen, „dass Menschen gesünder leben und kompetenter auf diesem Feld werden“, so Kol patzik. Die AOKs haben mitt lerweile nahezu 30 Apps im Portfolio, die entsprechende Wünsche unterschiedlicher Zielgruppen passgenau be dienen. 11 Hersteller und Software-Entwickler setzen auf digitale Gesundheitsprodukte:Wie geht die Entwicklung weiter? Der Markt für Gesundheits-Apps und Wearables wird explosionsartig wachsen. Gleiches gilt für telemedizinische Anwendungen. Insgesamt geht der Trend hin zur individualisierten Medizin, bei der etwa Big Data eine wichtige Rolle spielt. So können Mediziner individuelle Krebstherapien erstellen. Die Digitalisierung wird für die Medizin noch wichtiger als die Entdeckung des Penicillins. Angesichts unzähliger Apps fordert die AOK, dass qualitätsgeprüfte Angebote für Doch angesichts hundert tausender Gesundheits-Apps ist der Markt für Versicherte und Verbraucher schier un übersichtlich. Die AOKs set zen sich deshalb für qualitätsgeprüfte und datenschutz konforme Angebote ein. Ein Versicherte einfacher erkennbar sein müssen. Brauchen wir ein Zertifikat für Gesundheits-Apps? Natürlich sollte auch bei Apps genau hingeschaut werden, welchen Nutzen sie wirklich haben. Ob da ein Zertifikat hilft? Apps werden ja anders als Medikamente nicht über Jahre entwickelt und getestet und dann faktisch eingefroren. Bei Apps ist der Weg von der Idee zum fertigen Produkt manchmal nur wenige Wochen lang. Sie werden permanent weiterentwickelt. Mit einem Zertifikat lässt sich das nicht abbilden. Ich kann mir hier eher Selbstverpflichtungen vorstellen. Wer sie bricht, wird in der digitalen Welt schnell geoutet. Was müssen Industrie und Politik unter anderem beim Thema Datenschutz leisten, damit die Chancen digitaler Angebote im Gesundheitswesen noch besser genutzt werden können? Ein hohes Maß an Datenschutz hat in diesem sensiblen Bereich oberste Priorität. Die Industrie muss dafür die technischen Voraussetzungen schaffen, die Politik die rechtlichen. Dabei gilt: Der Datenschutz darf nicht instrumentalisiert werden, um Innovationen aus dem Gesundheitswesen fernzuhalten. Datenverarbeitung kann in der Medizin heilen helfen und Leben retten. spezieller App-Navigator in Sachen Gesundheit soll Usern künftig geeignete Angebote aufzeigen. Die AOK-Apps im Überblick: www.aok.de/nordost/apps 12 Kommentar AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Angst vor dem großen Wurf Elf Monate vor der Abgeordnetenhauswahl lässt Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja s einen Krankenhausplan beschließen. Echte Strukturveränderungen nimmt der CDU-Politiker nicht vor. Hannes Heine vom „Tagesspiegel“ befürchtet, Czaja drücke sich vor harten Enscheidungen. W enn immer ein Plan verab schiedet wird, hört sich das zunächst gut an: Pläne klin gen nach Weichenstellungen, nach Stück für Stück lösbaren Problemen, nach Zu kunft. Jemand, der gern und glaubhaft Pläne vorträgt, ist der Berliner Gesund heitssenator Mario Czaja. In Kürze stellt auftauchen, dass es überall in der Stadt sofort Ansprechpartner braucht: Um gebrochene Nasen oder grippale Infek te zu behandeln, sollte es also in allen Kiezen umgehend Hilfe geben. Und es gibt Fälle, in denen es nicht darauf an kommt, dass um die Ecke jemand auf einen wartet, sondern dass es gebündel „Beim Krankenhausplan für Berlin hätte mehr rauskommen können.“ Während Czaja bei den Krankenhaus betten also die ungleiche Verteilung bei behält, hält er in der anderen Frage am Gießkannen-Prinzip fest: Die Krebsver sorgung soll stadtweit verteilt bleiben. In fast 30 der rund 50 Krankenhäuser, die der Plan des Senators berücksichtigt, wer den Tumore behandelt. Das hat zur Folge, dass es Häuser gibt, die nur alle paar Wo chen einen Tumorkranken zu sehen be kommen. Ob sich dieser Patient dann auf volle Erfahrung und ausreichend Rou tine verlassen kann, ist fraglich. Beim Kampf gegen Krebs hätte der Senator in einigen Kliniken volle Kompetenz und beste Technik bündeln sollen. Regieren heißt , Einzelinteressen dem Czaja die Details seines Krankenhausplanes vor, anschließend soll der neue Plan im Senat beschlossen werden. Es soll mehr Betten und mehr Perso nal geben. Auf den ersten Blick sehr er freulich. Bei näherer Betrachtung aber hätte mehr bei rauskommen sollen, gera de wenn Pläne tatsächlich Weichen stel len sollen. Denn was Czaja auch beim Krankenhausplan 2016 versucht: Er will sich mit möglichst Wenigen anlegen – und belässt deshalb zu viel beim Alten. Es gibt Beschwerden und Nöte, die fast jeden Berliner mal plagen, die so oft te, hochspezialisierte Kompetenz gibt: Vor allem um Tumorkranken zu hel fen, sind Erfahrung und Spitzentech nik nötig. Doch der Senator ändert in diesen beiden Fragen wenig. Im wohlhabenen Südwes ten, wo es für die oft besser gestellten An wohner schon überdurchschnittlich vie le Arztpraxen gibt, wird es auch künftig überdurchschnittlich viele Klinikbetten geben. Und der ärmere Nordosten, von wo viele Einwohner seit Jahren zu Arztbesu chen in die Innenstadt fahren, bleibt auch mit Klinikbetten schlechter versorgt. Gemeinwohl unterzuordnen: Einigen ih re Pfründe zu nehmen, um sie aus für die Allgemeinheit sinnvollen Gründen an deren zu geben. Vielleicht hat sich Czaja nicht getraut, ein Jahr vor der Abgeordne tenhauswahl noch mal durchzugreifen. Vielleicht wollte der Senator die Kran kenhausplanung vor dem Wahlkampf vom Tisch haben. Vielleicht hat er des halb auch die Krankenhausreform der Bundesregierung nicht abgewartet, die ab 2016 der neue Senat wird umsetzen müssen. Der große Wurf bleibt vorerst jedenfalls aus. Hannes Heine ist Redakteur beim „Tagesspiegel“ aus Berlin. Pressestimmen Die AOK Nordost gewährt ihren Mitgliedern beim Kauf von Wearables einen Zuschuss in Höhe von maximal 50 Euro. Dazu merkt das Online-Portal www.chip.de an: „Klar ist, dass die AOK für professionelle Pulsmesser, Aktivitätstracker und GPS-Uhren einen Zuschuss locker macht, schließlich zielen diese Geräte in erster Linie auf die Fitness ihrer Träger ab.“ Der Tagesspiegel aus Berlin weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die zuständige Aufsichtsbehörde der Gesundheitskasse – das Gesundheitsministerium in Brandenburg – die AOK-Initiative eines Zuschusses beim Kauf etwa einer Apple Watch grundsätzlich unterstützt: Geräte wie Fitnessarmbänder oder Smartwatches sollten dazu motivieren, als Versicherter in die eigene Gesundheitsförderung einbezogen zu werden, wird eine Sprecherin des Ministeriums zitiert. Der Datenschutz sei dabei in jedem Fall sicherzustellen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt zu diesem Thema: „Es ist ein riesiger Markt, der offensichtlich viele Menschen anspricht und begeistert. Laut Umfragen sind die Nutzer von Apps vor allem daran interessiert, ihre Gesundheit und ihre Finanzlage besser in den Griff zu bekommen.“ Daher sei es kein Wunder, dass nun die gesetzlichen Kassen immer stärker auf Angebote setzten, die auch von den Smartphones oder Tablet-PC der Versicherten genutzt werden können. Etwa 1,6 Millionen Versicherte haben Post von der AOK Nordost zum Thema Organspende erhalten. Die Berliner Morgenpost zitiert den Vorstandsvorsitzenden der Gesundheitskasse, Frank Michalak, der dafür wirbt, einen Spenderausweis bei sich zu tragen. Die Entscheidung zur Organspende sei eine persönliche. Aber jeder, der sie zu Lebzeiten kläre, bewahre seine Angehörigen in einer emotional ohnehin schweren Situation davor, diese Entscheidung treffen zu müssen. Vor Ort AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 13 „Wir sind die Betriebsräte der Krankenhaus-Patienten“ Zwei schwere Unfälle erlitt Michael Wardenga in seinen jungen Jahren. In beiden Fällen hätte er gerne mit jemanden gesprochen, der sich für seine Probleme interessiert. Heute tut Michael W ardenga genau das – als Patientenfürsprecher. Es war ein Gefühl der Hilf losigkeit, dem sich Michael Wardenga damals ausgesetzt sah und das ihn vor drei Jah ren zum Patientenfürspre cher werden ließ. Zwei schwe re Unfälle, einer als Kind, einer als junger Mann, hatten ihn für längere Zeit ins Kran kenhaus gebracht. Auch wenn sich Ärzte und Schwestern in tensiv um ihn kümmerten, wenn er etwas wissen wollte, interessierte das niemanden. Michael Wardenga ist ei ner von 76 Patientenfürspre chern in Berlin und seit No vember 2014 deren Sprecher. Haben Patienten oder deren Angehörige Probleme oder Beschwerden, die sie nicht an einen Arzt im Kranken haus richten wollen oder können, ist der Patientenfür sprecher für sie da. „Wir sind „Wir beantworten Fragen, die der Patient dem Arzt nicht stellen will.“ die Betriebsräte der Patien ten im Krankenhaus“, sagt der 63-jährige Wardenga, der jeden Mittwochnachmittag im Wichernkrankenhaus in Berlin-Spandau für die Patien ten da ist. Die Bandbreite der Unter stützung kann von der Ver mittlung eines aufklärenden Gesprächs mit dem Arzt bis hin zur Durchsetzung einer Patientenverfügung reichen. „Die Patienten haben Rechte, doch in der Ausnahmesitua- Hinhören, wenn andere wenig Zeit haben: Patientenfürsprecher Michael Wardenga im Gespräch mit einer Patientin. tion, wenn sie in ein Kran kenhaus kommen, sind diese ihnen und ihren Angehörigen oft nicht bewusst“, sagt War denga. „Wir sind aber nicht die Gegenspieler der Kran kenhäuser“, betont er. „Wir sind Mittler und haben einen mediativen Auftrag.“ Für den Patientenfürspre cher zählt immer die Sicht weise sowohl des Patienten als auch des Krankenhauses. „Denn Patienten haben zwar ihre Rechte, aber deswegen nicht immer recht.“ Auch äußert sich ein Patientenfür sprecher nie zur Diagnose und den damit verbundenen Behandlungen. „Wir beraten, begleiten und unterstützen.“ Auch wenn das Amt des Pa tientenfürsprechers seit 1986 im Landeskrankenhausgesetz verankert ist, für Wardenga wissen noch viel zu wenige davon. Patientenfürsprecher Mehr Transparenz bei der Klinik-Suche Bei der Klinik-Suche hilft ein Beratungsangebot der AOK Nordost, das mehr Transparenz und höhere Patientensicherheit verspricht. Speziell geschulte Mitarbeiter beraten in den AOKServicecentern oder telefonisch über qualitativ gute Kliniken sowie über mögliche ambulante OPs beziehungsweise Therapien. Der behandelnde Arzt wird auf Wunsch eingebunden. Die AOK greift dabei auf das Verfahren der QSR-Daten (Qualitätssicherung mit Routinedaten) zurück, die für die Indikationen Knie- und Hüftendoprothesen, Gallenblasenund Blinddarm-Entfernung und therapeutische Herzkatheter vorliegen. Sie ermöglichen eine Bewertung der OP-Ergebnisse. sind ehrenamtlich tätig. Be sondere Voraussetzungen braucht es nicht. „Ein Manko“, so Wardenga. Hier bedürfe es eines Bewusstseinswandels – insbesondere in der Politik, fordert er. Lediglich in sechs von 16 Bundesländern gibt es der zeit Patientenfürsprecher auf gesetzlicher Grundlage, an sonsten ist lediglich ein Be schwerdemanagement vorge sehen. Doch oft genug sei das nur Feigenblattpolitik, meint Wardenga. „Hier müssen alle für die Bedeutung der Patien tenfürsprecher sensibilisiert werden. Wenn wir stärker in Erscheinung treten, können wir durch unsere kritische Arbeit dazu beitragen, die Qualität in Krankenhäusern zu verbessern.“ www.berlin.de/lb > Patientenbeauftragte > Themen > Patientenfürsprecher 14 Live-Extra AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 „Viele Einrichtungen hätte mannicht abwickeln müssen“ Am 3. Oktober 1990 wurde der Prozess der Wiedervereinigung vollendet – die Deutsche Einheit war besiegelt. Im Interview mit dem AOK-Forum blickt Hartmut Reiners, lange Zeit in Ministerien von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen für Gesundheitsreformen zuständig, zurück. den Kassen gewährten Leistun gen und ermöglichte den Auf bau integrierter Versorgungs formen. Herr Reiners, sie waren Mitglied in der seit 1987 arbeitenden BundestagsEnquete-Kommission „Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung“, die im Frühjahr 1990 ihren Abschlussbericht vorlegte. Kam Ihnen für die Umsetzung die „Wende“ dazwischen? Herausforderungen lagen oft auch in der Region. Gerade Brandenburg und M-V haben früh mit Versorgungsproblemen in der Fläche zu kämpfen gehabt. Wie wichtig ist in Zeiten der Internationalisierung und Digitalisierung die regionale Sicht für Gesundheitspolitik? Die Schlussredaktion des Endberich tes der Enquete-Kommission war am 4. November 1989. Am selben Tag fand auf dem Alexanderplatz die le gendäre Kundgebung statt, auf der das Ende der DDR eingeläutet wur de. Als ich die Fernsehbilder von diesem epochalen Ereignis sah, war mir klar, dass sich für unseren Bericht vorerst kaum jemand in teressieren würde. Er spielte erst drei Jahre später beim Gesund heitsstrukturgesetz eine Rolle. Was war für die Akteure im Gesundheitswesen – unter den Krankenkassen vor allem die AOKs – die größte Herausforderung, die bundesdeutschen Regelungen in Ostdeutschland umzusetzen? Das war der Umbau der ambulanten Ver sorgung von einem Netz von Polikliniken und Ambulatorien in das westdeutsche System der Kassen „Versorgung arztpraxen. Vorschlä findet in der ge, aus Polikliniken selbstverwaltete Ein Region statt.“ richtungen und aus Hartmut Reiners Ambulatorien fach übergreifende Grup penpraxen zu machen, wurden von west deutschen Ärztefunktionäre erfolgreich torpediert. Dabei wurden sie leider auch von Vertretern der Krankenkassen unter stützt. Man griff auf Vorbilder aus dem Westen zurück. Die „sozialistische Staatsmedizin“ hatte komplett abgewirtschaftet? Die Phrasenkeule „sozialistische Staats medizin“ wird von Leuten geschwungen, denen die Sachargumente ausgegangen sind. Die medizinische Versorgung der DDR war mit ihren auf Kooperation aus gerichteten Strukturen moderner orga nisiert als das westdeutsche System der Einzelpraxen und einer strikten Tren nung von ambulanter und stationä rer Versorgung. Die Einrichtungen des DDR-Gesundheitswesens waren zwar 1989 in einem maroden Zustand, aber man hätte sie sanieren und nicht abwi ckeln sollen. Die ser Fehler wirkt bis heute nach, wo wir mühsam versu chen, über Selektivver träge integrierte Versorgungsstrukturen aufzubauen. Das hätte man einfacher haben können. 25 Jahre Wiedervereinigung heißt auch ein Vierteljahrhundert Reformgesetze in der GKV. Was waren Meilensteine? Es gab zwei zentrale Weichenstellungen. Das Gesundheitsstrukturgesetz vom De zember 1992 führte die freie Kassenwahl ein und flankierte den Kassenwettbe werb mit dem Risikostrukturausgleich. Das GKV-Modernisierungsgesetz vom November 2003 machte die evidenzba sierte Medizin zur Grundlage der von Versorgung findet in der Region statt. Das Grundgesetz gibt den Ländern die Verantwortung für die allgemeine Daseinsvorsorge, zu der eine umfassende medizi nische Versorgung fraglos gehört. Deshalb brauchen wir eine Neuge staltung der Zusammenarbeit der Landesregierungen und der Selbst verwaltung in der Bedarfsplanung und der Sicherstellung der Versor gung. Die Länder müssen hier mehr politische Verantwortung übernehmen und insbesondere in ländlichen Regio nen den Umbau kleinerer Krankenhäu ser in regionale Versorgungszentren vorantreiben. AOK-Foren live im Herbst: Ein Blick zurück 1991 nahmen die AOKs in M-V und Brandenburg ihre Arbeit auf: Am 14. Oktober diskutieren darüber in Schwerin (18 Uhr, NH-Hotel, Zum Schulacker 1) die frühere Landessozialministerin Dr. Martina Bunge, Ex-KV-Chef Dr. Wolfgang Eckert, Wolfgang Gagzow (LKG), Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider und der frühere AOKVorstand Friedrich Wilhelm Bluschke. Am 16. November begrüßt die AOK Nordost in Potsdam (18 Uhr, Kutschstall, Am Neuen Markt 9) neben Hartmut Reiners den früheren Sozialminister Günter Baaske, KV-Chef Dr. Hans-Joachim Helming, den ehemaligen LKG-Chef Dr. Dieter Borchmann sowie AOK-Errichtungsbeauftragten Fred Nadolny. Der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe hält ein Grußwort. Live AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Beim Thema Gesundheit rückt Brüssel näher Medizinprodukte, Patientenrechte, Arzneimittel: Über Chancen und Risiken europaweiter Regulierungen des Gesundheitswesens sprachen Experten beim AOK-Forum live in Berlin. Die EU gewinnt an Einfluss. Auch vor dem Gesundheits wesen macht diese Entwick lung nicht Halt. Wie sehr die deutsche Gesundheitspolitik aus Brüssel gelenkt wird, war Thema beim siebten AOKForum live in Berlin. Evert Jan van Lente, ständige Vertre tung des AOK-Bundesverban des in Brüssel, Reinhard Bus se, Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, und Dr. Markus Müschenich, Gründer und Managing Partner von FLY ING HEALTH, betrachteten Chancen und Risiken dieser Entwicklung. „Die Bedeutung von EU-Entscheidungen auf das deutsche Gesundheits wesen nimmt ständig zu“, so van Lente. Beim Thema Medi zinprodukte habe man etwa schon viel für die Patienten sicherheit erreicht, eine Ver pflichtung zur Haftpflicht ge be es bisher aber nicht. Auch bei anderen Themen wie Da tenschutz machten europäi sche Ansätze Sinn. „Medizini sche Versorgung jedoch muss vor Ort funktionieren und kann nicht aus Brüssel gere gelt werden“, so van Lente. Professor Reinhard Busse sieht im zunehmenden Ein fluss der EU große Chancen. So steige der Druck, medizi nische Qualität transpa „Der Druck steigt, Qualität transparent zu machen.“ hinaus. „Die Gesundheitsme dizin ist durch die InternetMedizin global geworden.“ Qualitätsstandards der Pati enten hätten sich ge wandelt. Mittler weile könne nur Professor Reinhard Busse „Versorgung vor Ort kann Brüssel nicht organisieren.“ Evert Jan van Lente „Die Medizin hat sich längst globalisiert.“ Dr. Markus Müschenich renter zu machen. „Deutsch lands Gesundheitssystem ist verglichen mit anderen Län dern längst nicht so gut, wie viele denken.“ Dr. Markus Müschenich lenkte den Blick noch über Europas Grenzen überleben, wer schnell und gut ist. Als Beispiel nannte er Medizin-Apps wie „mysugr“ für Diabetiker oder „klara“ für Hauterkrankungen. Für solche Anwendungen habe der Bundesverband für Inter netmedizin ein Qualitätssie gel entwickelt. 15 AUSZEICHNUNG Audit für Beruf und Familie Die AOK Nordost ist als Arbeitgeber für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgezeichnet worden. Zusammen mit anderen Unternehmen nahm AOK-Personalleiter Carsten von Fintel im Juni das offizielle Zertifikat „audit berufundfamilie“ in Berlin entgegen. Wichtigster Bestandteil der Auszeichnung ist die zwischen der Initiative berufundfamilie gGmbH und der Gesundheitskasse geschlossene Zielvereinbarung, die familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik des Unternehmens nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Der Zertifizierung war ein Auditierungsprozess vorausgegangen, in dem Themenfelder wie flexible Arbeitszeitgestaltung und Gesundheitsförder-Maßnahmen überprüft wurden. Auditierte Unternehmen müssen sich nach drei Jahren diesem Prozess erneut stellen, um das Zertifikat behalten zu können. „Familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind uns ein wichtiges Anliegen, weil zufriedene Mitarbeiter auch gesündere Mitarbeiter sind – und unseren Versicherten einen besseren Service bieten können“, so Thomas Wiese, Geschäftsführer Zentrale Dienste der AOK Nordost. Startschuss für märkische Pflegeoffensive Am „Internationalen Tag der älteren Generation“ am 1. Ok tober hat Sozialministerin Diana Golze die erste Maß nahme der Brandenburger Pflegeoffensive gestartet. In der Potsdamer Staatskanz lei stellte sie das Modellpro jekt „Fachstellen Altern und Pflege im Quartier“ vor. „Wir gestalten die Pflege der Zu kunft, und das ist eine Pflege im Quartier. Dort, wo sich das Leben abspielt“, so Golze. Erstes Ziel soll die Weiter entwicklung pflegerischer Versorgungsstrukturen und der Ausbau niedrigschwel liger Angebote in Kommu nen sein. Die Fachstellen sol len Landkreise, Städte und Gemeinden bei der Planung und Gestaltung lokaler Pfle gestrukturen und altenge rechter Lebensräume unter stützen. Das Projekt wird von Gesundheit Berlin-Bran denburg e.V., Alzheimer-Ge sellschaft Brandenburg e.V. Selbsthilfe Demenz und dem Berliner Institut für Geron tologische Forschung umge setzt. Bis Ende 2016 stehen dafür bis zu 655.000 Euro aus Landesmitteln bereit. Unter stützung kommt auch von den Pflegekassen. „Häusliche Pflege hat im Land einen ho hen Stellenwert. Damit das auch so bleibt, müssen nied rigschwellige Betreuungs angebote ausgebaut werden“, betont AOK-Vorstandsvize Gerlinde König. 16 Selbstverwaltung im Dialog FINANZSITUATION GKV schließt mit Defizit ab Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat die Gesetzliche Krankenversicherung das 1. Halbjahr 2015 mit einem Defizit von 490 Millionen Euro abgeschlossen. Einnahmen von rund 106,09 Milliarden Euro standen Ausgaben von rund 106,58 Milliarden Euro gegenüber. Die AOKGemeinschaft trug zu diesem „Ausgabenüberhang“ mit rund 112 Millionen Euro bei. Je Versicherten wuchsen die Ausgaben im 1. Halbjahr 2015 laut BMG um 3,9 Prozent. Da die Zahl der Versicherten zunahm, lagen die absoluten Leistungsausgaben deshalb Ende Juli bei 4,1 Prozent zum Vergleichszeitraum 2014. Die Entwicklung im Detail: Arzneimittelausgaben plus 4,8 Prozent auf 18,4 Milliarden Euro; Ausgaben für vertragsärztliche Vergütung je Versicherten plus rund 3,9 Prozent; Ausgaben für Krankenhausbehandlung plus 3,3 Prozent auf 36,14 Milliarden Euro. Damit haben die Kliniken rund 1,37 Milliarden Euro mehr erhalten als im 1. Halbjahr 2014. „Die Ausgaben steigen viel schneller als die Einnahmen. Das ist auf Dauer nicht finanzierbar“, so Martin Litsch, Interimsvorstand des AOK-Bundesverbandes. Die Bundesregierung dürfe Reformansätze wie die konsequente Qualitätsorientierung nicht aufweichen. Das Verteilen teurer Wahlgeschenke gebe die Finanzsituation der GKV nicht mehr her. IHK-AUSZEICHNUNG AOK bietet exzellente Ausbildung Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin bescheinigt der AOK Nordost eine „exzellente Ausbildungsqualität“. Ein entsprechendes Zertifikat verlieh die IHK der AOK im September. Ausgezeichnet werden Unternehmen, die sich besonders für Azubis einsetzen. Bewertet werden Kriterien wie angemessene Vergütung und Urlaubszeiten, aber auch „Exzellenz-Kriterien“ wie die Möglichkeit der TeilzeitArbeit für junge Eltern oder regelmäßige Ausbildungsgespräche. Aktuell beschäftigt die AOK Nordost 158 Auszubildende und duale Studenten. AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Eine Schatzkammer voller guter Ideen Vorbildlich und praxistauglich: Der Berliner Gesundheitspreis, der seit nunmehr 20 Jahren verliehen wird, hat sich zu einer Ideenschmiede für innovative Patientenversorgung etabliert, meint Alexander Schirp. Innovative Ideen finden und fördern – treffender ließe sich der Kerngedanke des Berli ner Gesundheitspreises, den AOK Nordost, Berliner Ärzte kammer und AOK-Bundesver band seit nunmehr 20 Jahren gemeinsam verleihen, wohl kaum umschreiben. Und die Bilanz kann sich sehen lassen: Mehr als 800 Be werbungen, rund 60 Preisträ ger und zehn feierliche Preis verleihungen mit reichlich Prominenz aus Politik, Pra xis und Wissenschaft stehen für ein Erfolgsmodell, das im bundesdeutschen Gesund heitswesen einmalig ist. Entscheidender noch als sol che Zahlen freilich ist die Tatsache, dass die ausgezeich neten Projekte das Gesund heitswesen nachhaltig in Schwung gebracht haben. Ganz gleich, ob es nun um das praxisnahe Medizinstudium, den Einsatz von Gesundheits zielen, die Unterstützung pflegender Angehöriger, die Hausarztpraxis der Zukunft oder die Einbindung des Patienten in die Therapie Alexander Schirp, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender AOK Nordost. entscheidung gegangen ist – immer wieder aufs Neue hat der Berliner Gesundheitspreis hervorragende Modelle und Initiativen geehrt, an denen sich andere im Gesundheits wesen ein Beispiel genommen haben. In besonderer Weise ist dies beim Thema Patientensicher heit gelungen. Ohne den Ber liner Gesundheitspreis 2002 zum Thema „Fehlervermei dung und Sicherheitskultur“ wäre es vielleicht für Ärzte und Pflegekräfte noch immer ein großes Tabu, im Team über kritische Ereignisse und Irrtümer offen zu sprechen. Dasselbe gilt für jene Projekte, die im Rahmen der diesjähri gen Jubiläumsausschreibung „Zusammenspiel als Chance“ geehrt worden sind. Prämiert wurden Beispiele für eine gu te, effektive und vorbildliche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Professionen und einzelnen Berufsgrup pen im Krankenhaus. Einen ähnlichen Schwung wie beim Berliner Gesund heitspreis verspreche ich mir vom Gesundheitspreis Mecklenburg-Vorpommern. Dabei handelt es sich um ei nen Innovationswettbewerb der AOK Nordost in Koope ration mit der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, der seit 2014 alle zwei Jahre verliehen wird. Der Preis 2016 widmet sich Projekten zur Ge sundheitsförderung bei Über gewicht und anderen gesund heitlichen Einschränkungen im Kindes- und Jugendalter. Dafür stellen die Initiatoren wieder Preisgelder in Höhe von 30.000 Euro bereit. Studie zu Prostatakrebs geht weiter Jedes Jahr erkranken rund 67.000 Männer an Prostata krebs. Die bösartige Wuche rung der Vorsteherdrüse ist damit die häufigste Krebs form bei Männern. Welche Therapie die aussichtsreichs te für Patienten mit lokal be grenztem Prostatakrebs im frühen Stadium ist, soll die weltweit größte Studie PRE FERE klären. Die Studie, die 2013 startete, wird auch wei ter von der AOK gefördert. Bei PREFERE arbeiten die Deut sche Krebshilfe (DKH), gesetz liche und private Krankenver sicherungen, die Gesellschaft für Urologie, der Berufsver band Deutscher Urologen, die Gesellschaft für Radioonko logie und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe zu sammen. GKV und PKV un terstützen die Langzeitstu die mit 11,5 Millionen Euro, weitere 13,5 Millionen Euro finanziert die Krebshilfe. Et wa 7.600 Patienten werden über einen Zeitraum von 13 Jahren in der Studie nachbe obachtet. PREFERE vergleicht vier Therapieoptionen, die laut Leitlinie bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom in Frage kommen. Gesundheitsnachrichten AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Gesetzgebungskalender mit vielen Einträgen Krankenhaus, Pflege, E-Health, Anti-Korruptionsgesetz, Hospize: Die Reformagenda der Großen Koalition für die zweite Halbzeit dieser Legislaturperiode ist ambitioniert. Mit dem Ende der parlamen tarischen Sommerpause An fang September ist die lau fende Legislaturperiode in die zweite Halbzeit gegan gen. Gleich mehrere Geset zesentwürfe stehen zur Ab stimmung beziehungsweise Beratung in Bundestag und Bundesrat an: Der Entwurf eines Ge setzes zur Reform der Struk turen der Krankenhausversorgung (KHSG) sieht unter anderem Qualitätszu- und -abschläge bei der Vergütung der Kliniken, ferner die Ent wicklung von Qualitätsindi katoren des Gemeinsamen Bundesausschusses für die Klinikplanung der Länder, ei ne Mindestmengenregelung sowie ein 500 Millionen Eu ro schweres Pflegestellen-För derprogramm vor. Kern des geplanten Pflegestärkungsgesetzes II ist ein neuer Pflegebedürftig keitsbegriff, der mit fünf Pfle gegraden anstelle der bisheri gen drei Pflegestufen arbeitet. Körperliche, geistige und psy chische Einschränkungen sollen bei der Pflegebegutach Unter der Glaskuppel des Hohen Hauses: Auf die Gesundheitspolitiker im Deutschen Bundestag kommt in den nächsten Wochen viel Arbeit zu. tung gleichermaßen berück sichtigt werden. Profitieren sollen insbesondere Demenz kranke. Darüber h inaus sieht der Gesetzentwurf einen Be ratungsanspruch für pfle gende Angehörige vor, für den sich seit Langem auch die AOK stark macht. In der politischen Pipeline steckt zudem der Entwurf ei nes Gesetzes für sichere di gitale Kommunikation und Anwendungen im Gesund heitswesen (E-Health-Gesetz) sowie ein Anti-Korruptionsgesetz , das die Einführung der Straftatbestände der Be stechlichkeit und Bestechung im Gesundheitswesen vor sieht. Das Gesetz zur Verbesse rung der Hospiz- und Palliativversorgung schließlich hat zum Ziel, die Versorgung sterbenskranker Menschen weiter zu verbessern. Außer dem ist ein höherer Mindest zuschuss der Krankenkassen an die Hospize geplant. www.aok-bv.de > Politik > Reform aktuell Millionen Spendeausweise verschickt Seit August informiert die AOK Nordost ihre Versicher ten zur Organspende. Zugleich wirbt sie für das Ausfüllen ei nes Organspendeausweises, den sie in hunderttausendfa cher Auflage verschickt. „Die Entscheidung zur Organspen de ist eine sehr persönliche Frage, die sich jeder ernsthaft stellen sollte. Wir wollen die Menschen für das Thema sen sibilisieren und notwendige Informationen geben“, so Frank Michalak, Vorstands vorsitzender der Kasse: Rund 1,6 Millionen AOK-Versicher ten, die älter als 16 Jahre sind, erhalten die Infos – über das Mitgliedermagazin „bleib ge sund“ oder per Brief. Mit der Entscheidungslösung hatte der Gesetzgeber die Kranken kassen 2012 beauftragt, Ver sicherte alle zwei Jahre über das Thema zu informieren. Zudem wirbt die AOK Nordost auch bei vielen anderen Gele genheiten für Organspende – etwa mit Sportpartnern. Dar über hinaus hat die AOK mit Wissenschaftlern eine Ent scheidungshilfe entwickelt. Unter www.aok.de/organspende werden häufig gestellte Fra gen beantwortet. 17 AOK-MITGLIEDER Höchststand seit zehn Jahren Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Gesundheitskasse. Zur Jahresmitte habe die Zahl der AOK-Mitglieder den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht, teile der AOK-Bundesverband mit. Die Juli-Statistik weist einen Stand von 18.519.087 Mitgliedern aus. Das entspricht einem Zuwachs um 143.236 Mitglieder seit Jahresanfang. Die Zahl der Versicherten ist im Juli 2015 auf 24.518.396 gestiegen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) waren im Juli 2015 insgesamt 70.737.516 Menschen in Deutschland gesetzlich krankenversichert. Zum Stichtag gab es 123 Krankenkassen, darunter mehrheitlich Betriebskrankenkassen (98). 44 gesetzliche Kassen sind nach der jüngsten BMG-Statistik bundesweit geöffnet. Die AOK Nordost als einzige Dreiländerkasse unter den Allgemeinen Ortskrankenkas- sen rangiert laut „Dienst für Gesellschaftspolitik“ mit rund 1,72 Millionen Versicherten auf Rang zwölf im Vergleich aller Kassen. AOK-BUNDESVERBAND Kommission sucht neuen Vorstand Im AOK-Bundesverband stehen die Zeichen auf Neuanfang. Aufsichtsrat und Erweiterter Vorstand haben eine Kommission eingesetzt, die einen neuen Geschäftsführenden Vorstand finden soll. Mit der Trennung von den bisherigen Vorständen Jürgen Graalmann und Uwe Deh ist die Führungsspitze derzeit unbesetzt. Kommissarisch haben Frank Michalak (AOK Nordost) und Martin Litsch (AOK Nordwest) aus dem Erweiterten Vorstand die Geschäfte übernommen. Sie zeigten sich zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres ein neuer Geschäftsführender Vorstand gefunden sei. Potenzielle Kandidaten würden innerhalb wie außerhalb des AOK-Systems gesucht. 18 Medien AOK-FAKTENBOXEN Wissen für jedermann Wenn Patienten gut informiert sind, können sie bessere Entscheidungen für ihre Gesundheit treffen oder gut informiert in das Gespräch mit dem Arzt gehen. Erst kürzlich ergab eine große repräsentative Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) jedoch: Die Gesundheitskompetenz bei sechs von zehn Bundesbürgern ist problematisch bis unzureichend. Mit seinen neu entwickelten Faktenboxen setzt der AOK-Bundesverband genau an diesem Punkt an: Komplexe Wissenschaft ist in Gestalt der Faktenboxen so aufbereitet, dass auch Nicht-Fachleute die dort enthaltenen Informationen einfach verstehen. Grafiken und Texte stellen Nutzen, Risiken, Schaden und Nebenwirkungen übersichtlich gegenüber. Impfungen, Nahrungsergänzungsmittel und IGeLeistungen sind ebenso Thema wie Untersuchungen und Medikamente. Als zusätzlicher Service werden AOK-Leistungen erklärt. AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Studie beleuchtet Gesundheit von Azubis Der aktuelle Fehlzeiten-Report des WIdO belegt: Die meisten Lehrlinge fühlen sich gut. Zugleich klagen viele über Kopfweh und Erschöpfung. Ende letzten Jahres waren rund 37.000 Ausbildungsstel len in Deutschland unbesetzt. Umso wichtiger sollte die Ge sundheit der 1,4 Millionen Auszubildenden sein. Wie es darum bestellt ist, zeigt der aktuelle Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Insti tuts der AOK (WIdO), der Uni Bielefeld und der Beuth Hoch schule für Technik Berlin. Laut Report schätzen 84 Prozent der Auszubildenden ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Jedoch berichten rund 50 Prozent der Befragten von körperlichen und fast die Hälfte von psy chischen Beschwerden. Jeder vierte Azubi klagte über häu fige Kopfschmerzen (26 Pro zent) und mehr als jeder Fünf te über Rückenschmerzen und Verspannungen. Zudem leidet über ein Drittel unter Müdigkeit oder Erschöpfung. In neuem Gewand Die AOK hat ihren Krankenhausund ihren Arztnavigator im Internet umfassend überarbeitet. So lassen sich beide Suchmaschinen jetzt bequem mit Smartphone oder Tablet-PC nutzen. Die Suchfunktion wurde verbessert, die Anzeige der Suchergebnisse vereinfacht. Die AOK Nordost veröffentlicht im Arztnavigator außerdem Informationen zur Teilnahme von Ärzten, die an mit der Gesundheitskasse geschlossenen Versorgungsv erträgen teilnehmen. www.aok-gesundheitsnavi.de Ausgebrannt fühlen sich 15 Prozent, über Reizbarkeit kla gen elf, über Schlafstörungen zehn Prozent der Befragten. Ein Viertel treibt wenig Sport. Mehr als jeder Vierte frühstückt nicht. 16 Prozent essen nicht zu Mittag. Mehr mals die Woche verzehren 17 Prozent Fast Food und 57 Pro zent Süßigkeiten. Zudem ge hen mehr als ein Drittel der männlichen und ein Viertel der weiblichen Azubis nach weniger als sieben Stunden Schlaf arbeiten. Etwa jeder Dritte raucht, fast jeder Fünf te trinkt regelmäßig Alkohol. Badura/Ducki/Schröder/Klose/Meyer (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2015 Neue Wege für mehr Gesundheit, Springer Verlag, Berlin. Für Sie gelesen www.aok.de/faktenboxen NAVIGATOREN Deutschlands Azubis: Nicht wenige klagen über gesundheitliche Probleme. KINDERMEDIZIN ONKOLOGIE GESELLSCHAFT Nicht immer gleich an Krankheit denken Jeder Zweite wird an Krebs erkrankt sein Schmerzen nicht einfach ausblenden In seinem Buch warnt der Düsseldorfer Kinderarzt Michael Hauch davor, Kinder bei kleineren Auffälligkeiten sofort als krank abzustempeln und mit Tests und Therapien zu überschütten. Kinderärzte bräuchten viel Erfahrung, um Entwicklungsstufen der Kleinen richtig einschätzen zu können. Der Arzt und Politiker Karl Lauterbach beleuchtet die ungerechte Zweiklassenmedizin bei Krebs, die mangelnde Transparenz bei Behandlungserfolgen und -methoden. Und er zeigt, was passieren muss, damit die Pharmaindustrie ihre Forschung in den Dienst des Patienten statt des Profits stellt. Instrumente, um Menschen von Schmer zen zu befreien, gibt es heute viele. Doch eine schmerzlose Gesellschaft ist nach Ansicht des Mediziners Harro Albrecht gar nicht erstrebenswert, wie der Autor am Beispiel von israelischen Kindern zeigt, die aufgrund eines Gendefekts schmerzfrei sind. Michael Hauch/Regine Hauch: Kindheit ist keine Krankheit. 2015. 320 Seiten. 14,99 Euro. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main. Karl Lauterbach: Die Krebs-Industrie. Wie eine Krankheit Deutschland erobert. 2015. 256 Seiten, 19,95 Euro, Rowohlt Verlag, Reinbek. Harro Albrecht: Schmerz, eine Befreiungsgeschichte. 2015. 608 Seiten, 24,99 Euro, Pattloch Verlag, München. Im Gespräch AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 19 „Beim Thema Digitalisierung müssen Kassen proaktiv werden“ Das digitalisierte Gesundheitswesen ist ein breit diskutiertes Thema. Dirk Heckmann, Experte für Internetrecht, sieht in den neuen technischen Möglichkeiten mehr Chancen als Risiken. Herr Professor Heckmann, alle Welt redet über Digitalisierung. Nennen Sie uns ein positives Beispiel, was man sich unter Digitalisierung im Gesundheitswesen konkret vorstellen kann? Professor Dr. Dirk Heckmann (55) ist Inhaber des – bundesweit einzigen – Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Sicherheitsrecht und Internetrecht an der Universität Passau. Seit 2010 ist Heckmann unter anderem sachverständiges Mitglied im Netzbeirat des CSU-Vorstandes. Dirk Heckmann ist verheiratet und hat zwei Söhne. Sehr einleuchtend ist der digitale Ab gleich verordneter Medikamente durch elektronische Medikationspläne zur Vermeidung gefährlicher Wechselwir kungen. Hier setzt auch das Projekt Arz neimittelinitiative Thüringen-Sachsen – kurz ARMIN genannt – an. Es wurde erst kürzlich als drittbestes E-Health-Projekt 2015 ausgezeichnet. Mit dem E-Health-Gesetz will die Bundesregierung die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen vorantreiben und zugleich Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung verbessern. Klingt ehrgeizig – ist es aber auch realistisch? Das Gesetz ist ein erster Schritt, dem schnell weitere folgen müssen. Heiße Ei sen bleiben ausgespart. So wird das im Standesrecht der Ärzte verankerte Fern behandlungsverbot nicht angerührt, obwohl es vielen sinnvollen telemedizi nischen Verfahren entgegensteht. Wir sind noch weit entfernt von einer sinn vollen elektronischen Patientenakte. Wo steht Deutschland in Sachen digitalisiertes Gesundheitswesen im internationalen Vergleich: Sind wir Primus oder eher versetzungsgefährdet? Eher versetzungsgefährdet. Länder wie die USA oder China, aber auch Schott land sind uns weit voraus bei eHealth und Telemedizin. Weil zum Beispiel am Fernbehandlungsverbot festgehalten wird, werden Geschäftsideen erfolgver sprechender Startups von ausländischen Unternehmen aufgekauft, da diese der zeit in Deutschland keinen Absatzmarkt haben. Warum haben andere Länder die Nase vorn – gibt es weniger Berührungsängste? Zum einen ist die Telematikinfrastruk tur so komplex, dass sich ihr Aufbau schon über zehn Jahre hinzieht, wäh rend in anderen Ländern auf der Grund lage vorhandener IT-Systeme Verfahren und Anwendungen schneller implemen tiert werden. Zum anderen bestehen bei Ärzten und Patienten immer noch diffu se Ängste, mit der notwendigen IT nicht klar zu kommen oder die Datenhoheit zu verlieren. Hier muss noch besser auf geklärt werden. Gutes Stichwort, denn wer über Digitalisierung von Gesundheit redet, darf über Datensicherheit nicht schweigen. Wie sicher sind unsere Gesundheitsdaten? Auch wenn es keine 100-prozentige Si cherheit gibt: Man kann dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis in Bezug auf sen sible Gesundheitsdaten Rechnung tra gen. Sowohl das IT-Sicherheitsgesetz als auch der Entwurf des E-Health-Gesetzes sehen erhöhte Sicherheitsstandards, Zer tifizierungs- und Verschlüsselungsver fahren vor. Wichtig ist natürlich, dass sich alle Akteure im Alltag der Gesund heitsdatenverarbeitung an die strengen Vorgaben halten. Und welche Rolle spielt der Patient in einem digitalisierten Gesundheitswesen? Ist er wirklich Herr seiner Gesundheitsdaten? Auch in einem digitalisierten Gesund heitswesen müssen der Patient und seine Gesundheit im Mittelpunkt ste hen. Damit der Mensch die Datenherr schaft nicht an Maschinen oder ferne IT-Konzerne verliert, müssen transpa rente Geschäftsprozesse mit legitimer Zwecksetzung sowie verständliche Ein willigungsmodi geschaffen werden. Die Patienten selbst dürfen aber auch nicht sorglos Gesundheitsdaten preis geben, wozu manche fragwürdige App verleitet. Die Chancen der Digitalisierung für den Patienten überwiegen also die Risiken? Definitiv ja. Digitale Geschäftsprozes se im Gesundheitswesen helfen, wenn sie intelligent gestaltet sind – Stichwort Smart Health –, Zeit und Kosten zu spa ren. Und mehr als dies: Vernetzte Sys teme, die Online-Einbindung von Ex perten, die permanente Verfügbarkeit von Notfalldaten und vieles mehr kann Leben retten. Welchen Rat haben Sie für die gesetzlichen Krankenkassen parat mit Blick auf den Trend zur Digitalisierung: Mehr Mut zu zeigen, hier aktiv zu werden? Oder mehr Vorsicht wegen möglicher Risiken walten zu lassen? Die Krankenkassen sollen und müssen proaktiv werden. Ihre große Herausfor derung liegt darin, das richtige Maß zu finden zwischen der „hellen“ Seite – also der Förderung der Gesundheitsvorsorge mithilfe digitaler Anreize und smarter Prozesse – und der „dunklen“ Seite – das heißt der Vermeidung unnötiger Daten verarbeitung, von Bevormundung und Vertrauensverlust. So bleiben die Ver sicherungskunden Menschen mit indi viduellen Stärken und Schwächen und werden nicht zum „gläsernen Patienten“. 20 Aus Nordost AOK Forum Ausgabe 2 · 2015 Treffen der Olympioniken Kanuten, Kicker, Schwimmer und viel Prominenz: Beim Sommerfest in Potsdam zeigte sich die AOK von ihrer ausgesprochen sportlichen Seite. Gruppenfoto mit AOK-Maskottchen Jolinchen: Frank Michalak (4.v.l.) begrüßte beim traditionellen Sommerfest der AOK Nordost Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze und weitere Gäste aus Sport und Gesellschaft. Ganz im Zeichen des Sports stand das diesjährige Som merfest der AOK Nordost, zu dem rund 500 Gäste aus Po litik, Wirtschaft und Gesell schaft Anfang Juli an den Tem pliner See in Potsdam kamen. Neben dem Motto „Sportkasse Nr. 1“, das an diesem Abend of fiziell vorgestellt wurde, hieß die Gesundheitskasse ausge wählte Sportler willkommen, die kommendes Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro für Deutschland an den Start gehen. So sprachen die mehrfa che Paralympics-Siegerin im Schwimmen, Daniela Schul te, und die Kanuten Sebasti an Brendel, Kurt Kuschela, arcus Groß sowie Martin M Hollstein über ihre Vorberei tung für Brasilien. Auch die jungen Spielerinnen des Per spektivteams von Turbine Potsdam, das von der AOK Nordost unterstützt wird, wa ren an diesem Abend zu Gast. „Seit Jahren fördern wir in tensiv den Kinder- und Ju gend-, Behinderten- und Brei tensport. Das bleibt auch in Zukunft wichtig, denn nach wie vor ist Bewegungs- und Fitnessmangel bei Kindern und Jugendlichen ein gro ßes Problem“, betonte AOKVorstandsvorsitzender Frank Michalak. „Spitzens portler können hier Vorbilder für eine aktive und gesunde Le bensführung sein. Darum ist die AOK Nordost Partner des Sports in den Ländern vor al lem auch in der Nachwuchs förderung.“ Zu den Gästen zählten neben Boxweltmeisterin Ramona Kühne und Schwimmerin Selina Hocke auch der Innenund Sportminister Mecklen burg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, sowie Brandenburgs Gesundheitsministerin Dia na Golze. Sie lobte die größte regionale Krankenkasse für ihre innovativen, konstruk tiven Ideen für die Menschen in der Region. Golze: „Sie sind ein wichtiger Partner.“ Personalien Neue gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag ist Maria Michalk (65). Die sächsische Abgeordnete, die bislang Obfrau im Gesundheitsausschuss war, übernimmt den Posten von Jens Spahn. Michalk ist seit 2002 Mitglied des Bundestages. Von 1996 bis 2012 war sie Mitglied im CDU-Bundesvorstand. Dr. Georg Engel (55) ist als Beisitzer in den Geschäftsführenden Vorstand der Bundesapothekerkammer gewählt worden. Georg Engel ist seit 2015 Präsident der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern. Er leitet die Apotheke der Universitätsmedizin Greifswald. Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Rita Pawelski ist neue Bundeswahlbeauftragte für die Sozialversicherungswahlen 2017. Stellvertreter ist der frühere Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Klaus Wiesehügel. Die Amtszeit der beiden b eträgt sechs Jahre. Berlinerin mit Kunstpreis geehrt Heike Jeschonnek (Bild) trägt Paraffin und Ölfarbe auf Pa pier. Sie ritzt und zeichnet so Schicht für Schicht Linien, Konturen, Figuren und ganze Landschaften in Wachs. Für ihre reliefartigen Bilder ist die Berliner Künstlerin mit dem diesjährigen Kunstpreis der AOK Nordost ausgezeich net worden. Mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler hatten sich für die vierte Auflage des Wett bewerbs unter dem Motto „Kunst trifft Gesundheit“ be worben. Eine zwölfköpfige Jury aus Kunstsachverstän digen, Künstlern und Ver tretern der AOK hatte unter den Bewerbern 15 Künstler aus Brandenburg, Berlin und M-V ausgewählt, deren Arbei ten seit Anfang des Jahres in wechselnden Ausstellungen in AOK-Servicecentern in Ber lin, Potsdam, Teltow, Rostock, Schwerin und Neubranden burg zu sehen sind. Aus der Gruppe wurde Heike Jeschon nek mit dem AOK-Kunstpreis 2015 ausgezeichnet. Nach Jan Beumelburg, Katharina Que cke und Christiane Bergelt ist die 1964 in Gummersbach geborene Jeschonnek die vier te Trägerin dieser Auszeich nung. www.aok.de/nordost > Kunst trifft Gesundheit