Ganz privat im Web 2.0

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Ganz privat im Web 2.0
foto: IP Deutschland
Ganz privat im Web 2.0
Wie Kinder und Jugendliche
das Web 2.0 in ihre Lebenswelten integrieren
1 Inhaltsverzeichnis
1
2
3
3.1
3.2
3.3
4
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4
4.1.5
4.1.6
4.2
5
6
Einleitung
Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen
Motive und Kennzeichen der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen
Umfang der Mediennutzung
Medienvergleich
Fazit: Der Nutzen entscheidet
Online-Nutzung von Kindern und Jugendlichen im Detail
Nutzungsmerkmale
Nutzungsfrequenz
Exklusivität der Mediennutzung
Nutzungsdauer
Aktivitäten im Internet
Treiber der Online-Nutzung
Instant-Messaging-Programme
Online-Communities
Videoportale
Fansites
Lieblingswebsites
Merkmale erfolgreicher Kinder- und Jugendwebsites
User Generated Content
Sicher online: Herausforderungen des Web 2.0
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KONTAKT:
Carola Krebs (SUPER RTL)
RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG
Richard-Byrd-Straße 6 | 50829 Köln
Fon: +49 (0) 2 21/91 55-13 36
E-Mail: [email protected]
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foto: pink cherry (photocase.de)
Wie gehen eigentlich Kinder und Jugendliche mit diesen
Veränderungen um? Einerseits sind Kinder und Jugendliche ja diejenigen, die neue Technologien besonders
neugierig und bereitwillig adaptieren, was nicht zuletzt
daran liegt, dass sie aus ihrer Entwicklungsstufe heraus
grundsätzlich daran interessiert sind, Neues zu erfahren.
Andererseits lässt sich aber auch beobachten, dass sich
Kinder und Jugendliche – zumindest in ihrer Freizeit –
nur mit Dingen beschäftigen, die sie wirklich interessieren. Wie nehmen also die jungen Zielgruppen die neuen
Möglichkeiten zu Selbstentfaltung im Web an? Gibt es
überhaupt eine homogene junge Zielgruppe – oder ändern sich die Ansprüche an das Internet im Altersverlauf?
Last, but not least: Was passiert eigentlich mit anderen
Medien, wenn das Internet stärker genutzt wird und – im
Gegensatz zu den klassischen Medien – die Möglichkeit
bietet, eigene Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zu
präsentieren?
1 Einleitung
Seit mehr als drei Jahren ist nun das Phänomen „Web 2.0“
in aller Munde. Für die einen ist die Möglichkeit, als User
selbst Inhalte im Web bereitzustellen, nicht weniger als
eine Revolution. Andere merken an, dass das Internet
eigentlich schon immer auch ein Ort der individuellen Inhalte war – nur mit dem Unterschied, dass eine Äußerung
auf einer privaten Homepage früher eben selten Hunderttausende von Seitenaufrufen zur Folge hatte, während
die gleiche Botschaft in einem der führenden Blogs heute
locker geeignet ist, ein Thema auf die Agenda zu setzen.
Gar nicht zu reden von den Millionen Videoschnipseln auf
YouTube und den anderen Videoportalen. Die Websitebetreiber liefern bestenfalls noch die Themenanstöße und
beschränken sich ansonsten auf Moderation und Bereitstellung der technischen Plattformen. Ob Blogs, Wikis,
Foto- oder Videowebsites – der Wechsel im Verständnis
davon, was Internet ist, und in der Art, wie die User damit umgehen, ist angestoßen. Nie war es so einfach, sich
selbst zu veröffentlichen.
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat SUPER
RTL, als führender Anbieter elektronischer Medien für die
Kinderzielgruppe, im Jahr 2007 zwei Untersuchungen bei
8- bzw. 10- bis 14-jährigen Kindern und Jugendlichen
durchgeführt (siehe auch Abbildung „Methodik“).
Die Methodik
Quantitative Studie (repräsentativ für Internet-Nutzer)
Methode:Repräsentative Face-to-Face
Untersuchung in Deutschland
mittels standardisiertem Fragebogen (teilstrukturierte, persönliche Inter-
views, in Home, Paper & Pencil)
Stichprobe:n = 452 8- bis 14-Jährige, die mindestens mehrmals pro Monat das
Internet nutzen.
In der Auswertung wurde
repräsentativ nach Alter gewichtet
Interviewdauer: ca. 30 Minuten
Feldzeit:
August bis September 2007
Durchführung: iconkids & youth, München
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Die Methodik
Qualitative Studie (Internet-Innovatoren)
Methode:Qualitative Paarinterviews (Face to Face), teilstrukturierter Gesprächsleitfaden
Stichprobe:n = 40 (in 20 Paarinterviews) mit 10- bis 14-Jährigen Kindern
und Jugendlichen (20 Jungen und 20 Mädchen)
Sonstige
Quotenbedingungen:• Besuch der Realschule bzw. des Gymnasiums
• Englischkenntnisse
• Umfangreiche Ausstattung mit Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik
• „Internet-Innovatoren“, d.h. häufige Internet-Nutzung, vorhandener Breitband­
anschluss zu Hause, Kenntnis und Nutzung diverser Web 2.0-Angebote, keine
massiven Beschränkungen der Internet-Nutzung durch die Eltern
Interviewdauer:
pro Paarinterview ca. 75 Minuten
Testorte:
Köln und München
Feldzeit:
April bis Mai 2007
Durchführung: iconkids & youth, München
Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden in PaarInterviews leitfadenorientierte Face-to-Face-Interviews
mit insgesamt 40 Probanden durchgeführt. Die qualitative Studie diente dazu, zunächst einmal möglichst
viele Informationen über die Lebenswelten und Freizeitbeschäftigungen speziell der Internet-affinen Kinder
und Jugendlichen zu sammeln, um dadurch zu erfahren,
welche Rolle das Internet für diese Zielgruppen spielen
kann. Daher wurden für die qualitative Studie gezielt
Kinder und Jugendliche ausgewählt, die über geringe Zugangsbeschränkungen, gute technische Voraussetzungen
und gleichzeitig eine hohe Kompetenz im Umgang mit
elektronischen Medien und Unterhaltungselektronik verfügten.
Denn neue Strategien bei der Nutzung von Medien zeigen sich immer zuerst bei denjenigen, die einerseits problemlos und souverän auf diese zugreifen können und
andererseits ein hohes Interesse am jeweiligen Medium
an den Tag legen. Die „Internet-Innovatoren“ sind diejenigen in ihrer Altersgruppe, über die sich am ehesten Informationen über künftige Nutzungspotenziale gewinnen
lassen. Die Ergebnisse der qualitativen Studie sind daher
nicht repräsentativ für die gesamte Altersgruppe der 10bis 14-jährigen Kinder, wohl aber lassen sich hieraus allgemeingültige Grundmuster der Nutzung erkennen.
Um die im Rahmen der qualitativen Studie gewonnenen
Einsichten zur Online-Nutzung auf eine breitere Basis zu
stellen, wurde im Anschluss eine repräsentative quantitative Studie unter 452 Schülern im Alter von 8 bis 14
Jahren durchgeführt. Diese mussten mehrmals im Monat
das Internet nutzen, der Besitz einer Spielekonsole oder
eines Handys war nicht zwingend Voraussetzung. Die
quantitative Studie erfasste detailliert die Online-Aktivitäten der Zielgruppe.
Im folgenden Kapitel bieten wir Ihnen zunächst einen
Einblick in die Lebenswelt Internet-affiner Kinder und
Jugendlicher. Im Anschluss daran werden wir die Bedeutung der unterschiedlichen Medien- und Unterhaltungsangebote für diese Zielgruppe herausarbeiten und aufzeigen, welche Ansprüche und Bedürfnisse sie erfüllen.
Schließlich werden wir uns detailliert mit der Internetnutzung und den Erwartungen von Kindern und Jugendlichen an Internetangebote auseinandersetzen. Wir werden anhand ausgewählter Sites zeigen, welche Formen
der Interaktivität Kinder und Jugendliche heute im Web
schon nutzen und nach welchen Maßstäben sie interessante Angebote selektieren. Denn nur wer weiß, was Kinder und Jugendliche bewegt, kann sie auch effizient und
wirkungsvoll ansprechen.
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foto: mys (photocase.de)
ein“, Mädchen nehmen in dieser Altersklasse Klavierunterricht oder gehen zum Geräteturnen. Kinder definieren die
Freizeit stets darüber, womit sie sich beschäftigen, und
zählen stolz ihre ganzen Aktivitäten auf. Wenn sich Kinder in diesem Alter mit gleichaltrigen Freunden treffen,
dann stets, um zusammen zu spielen (z. B. mit der Spielekonsole). Selbst die Zeit mit Freunden soll also sinnvoll
ausgefüllt sein. Eine Neigung zum bei den Jugendlichen
beliebten „Herumhängen“ verspürten die jüngeren Befragten nicht.
2 L ebenswelten
von Kindern
und Jugendlichen
Fünf Jahrgänge wurden von uns im Rahmen der qualitativen Studie untersucht. Dabei ist die gewählte Altersgruppe zwischen 10 und 14 Jahren insofern besonders interessant, da sie sowohl das Ende der Kindheit als auch den
Beginn der Jugend umfasst. Ob Erscheinungsbild, Posing
oder die Art, wie sie sich äußerten: Die 10- bis 11-Jährigen wirkten in den Interviews nahezu kindlich, während
sich die 13- bis 14-Jährigen deutlich lässiger und unverkennbar jugendlich gaben. Auch mit einem betont coolen
Kleidungsstil grenzten sich die Älteren deutlich von den
Jüngeren, kindlich Gekleideten ab. Aus diesem Grund ist
es legitim, von zwei Zielgruppen zu sprechen, nämlich von
Kindern und von Jugendlichen, die sich auch in unterschiedlichen Lebenswelten befinden.
Organisierte Freizeit bei den Kindern ...
Diese unterschiedlichen Lebenswelten manifestieren sich
beispielsweise in den Freizeitaktivitäten: Hier nennen die
10- bis 11-jährigen Jungen häufig „Fußball spielen im Ver-
...spontane Freizeitgestaltung bei Jugendlichen
Dagegen stehen Jugendliche dazu, in der Freizeit zu entspannen oder zu relaxen. Sie treffen sich nach der Schule
mit der Clique am Stammplatz, um „rumzuhängen“. Organisierte Freizeit ist ihnen ein Graus; so betonen sie etwa,
dass sie ins Fitnessstudio gehen, weil sie „keine Lust mehr
auf den Sportverein“ haben. Während Kinder die Wochenenden vorwiegend mit ihren Eltern verbringen, ist es für
Jugendliche selbstverständlich, sich auch in dieser Zeit
mit den Freunden zu beschäftigen. Dabei steht keine bestimmte Aktivität im Vordergrund – Hauptsache, man ist
mit der Clique zusammen.
Freunde liefern den Werte- und Normenhorizont
Die besondere Rolle des Freundeskreises zeigt sich bei
den Jugendlichen auch daran, dass dieser ihnen den Werte- und Normenhorizont vermittelt. Für Kinder ist noch
meinungsbildend, was die Eltern sagen; die Freunde sind
letztlich nur Spielkameraden. Ganz anders bei den Jugendlichen: Die Meinung der Eltern rückt in den Hintergrund,
entscheidend ist, was die Peergroup denkt. Während für
Kinder die Familie die emotionale Heimat ist, sind es für
die Jugendlichen die Freunde. Eltern und Familie werden
zwar im Regelfall noch wohlwollend gesehen, stehen aber
nicht mehr im Mittelpunkt des Werte- und Normenuniversums.
Die veränderte Bedeutung von Freundschaften zu Beginn
der Jugend führt zwangsläufig auch zu anderen Ansprüchen an die Kommunikation. Dies schlägt sich unter anderem darin nieder, wie das Internet genutzt wird: Wenn
Kinder das Internet benutzen, rufen sie fertige Seiten auf
oder lesen bzw. beantworten E-Mails. Im Gegensatz zu die-
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ser zeitlich eingegrenzten, strukturierten und zielgerichteten Nutzung der Kinder stehen die Online-Gewohnheiten
der Jugendlichen: Diese schalten nämlich zunächst einmal
den Rechner ein, loggen sich beim von ihnen bevorzugten Instant-Messaging-Dienst ein und bleiben dann den
Nachmittag über im Netz. Denn Kommunikation in Chats
setzt die Bereitschaft voraus, immer wieder (bzw. kontinuierlich) zu reagieren. Der Fokus verändert sich so vom
Abrufen und Verschicken letztlich statischer Inhalte hin
zu einer dynamischen Kommunikation, die die Reaktion
des Gegenübers unmittelbar aufgreift. Der Schritt zum Gestalten eigener Inhalte ist dann nicht mehr weit.
Persönliches statt Starschnitt
Praktisch jedes Kind signalisiert das Ende der Kindheit
auch nach außen – zum Beispiel durch die „Umgestaltung“
seines Zimmers. Zehnjährige Jungen haben Fußballposter
an der Wand, Fanartikel liegen in Regalen. Bei den Mädchen prägen Tierbilder und Starschnitte von Popbands die
Wände. Kuscheltiere und Spielzeug sind überall präsent.
Davon wollen 14-Jährige nichts mehr wissen: Der Platz
in den Regalen, den zuvor die Kuscheltiere bewohnten,
ist nun mit Gegenständen gefüllt, die als Symbol für die
persönliche Identität taugen. Gesammelt wird nicht, was
in der Peergroup cool ist, sondern was die eigene Persönlichkeit ausdrückt und was einem selbst wichtig ist:
Urlaubserinnerungen, Fotos von Freunden und der Familie,
Erinnerungen an besondere Erlebnisse. Der einzige, kleine
Unterschied zwischen Jungen und Mädchen: Jungen achten nicht besonders auf den Gesamteindruck des Raumes,
ihnen kommt es nur darauf an, dass alle Dinge, die ihnen
wichtig sind, einen Platz finden. Mädchen haben dagegen
eher einen Blick fürs Ganze, achten darauf, dass alles zu-
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sammenpasst – und beginnen, ihr Zimmer bewusst in einem bestimmten Stil zu dekorieren. Auch die vorhandene
Unterhaltungselektronik ist ein sicherer Indikator dafür,
ob man das Zimmer eines Kindes oder eines Jugendlichen
betritt: Ist bei den Zehnjährigen nur vereinzelt ein iPod
oder ein anderer MP3-Player zu sehen, gehören diese bei
den Jugendlichen neben Stereoanlagen, Computern und
Radios zur Standardausstattung.
TV-Präferenzen spiegeln die Entwicklung wider
Die Veränderung der Lebenswelten von Kindern auf dem
Weg zu Jugendlichen lässt sich auch am Fernsehkonsum
erkennen. Trotz zunehmender Internetnutzung ist TV in
beiden Altergruppen das am meisten genutzte Medium.
Allerdings unterscheiden sich die gewählten Formate:
Jüngere stehen einerseits auf kindlich orientierte Zeichentrickformate, sehen andererseits aber auch bereits Daily
Soaps und nutzen die Musiksender. Zwar haben die 10- bis
11-Jährigen schon klar den Abschied von der Kindheit vor
Augen, ihre Verhaltensweisen und ihre Lebenswelt sind
aber eindeutig noch kindlich geprägt. Sie schauen allerdings bereits neugierig auf die Verhaltensweisen, Rollen
und Statussymbole der älteren Jugendlichen, weil sie eigentlich keine Kinder mehr und stattdessen lieber „cool“
sein wollen. Jugendliche sind stets auf der Suche nach
Orientierung. Dies schlägt sich auch in den TV-Präferenzen
nieder: Einerseits wählen sie Sendungen, von denen sie
sich in „angesagter“ Art unterhalten fühlen. Andererseits
halten sie aber auch gezielt Ausschau nach Unterhaltungsund Informationsformaten, die ihnen dabei helfen, den
Weg in die eigene Selbstständigkeit zu finden. Die präferierten Unterhaltungsformate der Jugendlichen sind die
Primetime-Serien. Sendungen „für die ganze Familie“ interessieren sie eher weniger.
Kein Wunder, dass sich auch die Senderpräferenzen mit
dem Älterwerden ändern. So wählten die jüngeren Kinder
im Rahmen der quantitativen Studie
SUPER RTL auf Platz 1 der Lieblingssender. Bei den 12- bis 14-Jährigen nehmen dagegen ProSieben (Jungen) bzw.
RTL (Mädchen) diesen Platz ein.
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foto: IP Deutschland
hier die Frequenz, mit der ferngesehen wird, ungefähr in
gleichem Umfang wie bei den Jungen, doch ist die Handy-Nutzung bereits bei den 10- bis 11-jährigen Mädchen
überaus ausgeprägt. Das Handy dient aber nicht nur der
Kommunikation, sondern ist für Mädchen und Jungen gleichermaßen ein wichtiges Statussymbol: Eine große Anzahl
von Features ist wichtig, die allerdings in der Praxis kaum
genutzt werden.
3 Motive und Kennzeichen
der Mediennutzung von
Kindern und Jugendlichen
„Always on“ für Freunde und Bekannte
Mit steigendem Alter übernehmen die Instant Messenger
die Funktion von E-Mails, für Letztere wird immer weniger
Zeit aufgewendet. Bei jugendlichen Jungen und Mädchen
geht der größte Teil der Internet-Nutzung dann auf das
Konto der Instant Messenger, insbesondere MSN und ICQ,
gefolgt vom Schreiben bzw. Beantworten von E-Mails und
dem Downloaden und Hören von Musik. Die in quantitativen Studien dargestellte hohe Internet-Nutzungsdauer Jugendlicher ist also mit Vorsicht zu interpretieren, weil die
Messenger oft im Hintergrund laufen, während man sich
mit anderen Dingen beschäftigt. Der Messenger ist eben
der permanente „heiße Draht“ zu Freunden – kein Wunder,
dass alle Befragten ihn täglich oder fast täglich nutzten.
Detaillierte Informationen zu den Nutzungsarten des Internets finden Sie auch in Kapitel 4.
3.1 Umfang der Mediennutzung
TV bleibt meistgenutztes Medium
Kindheit und Jugend stehen im Zeichen der permanenten
Weiterentwicklung. Dies schlägt sich in allen Bereichen
des täglichen Lebens nieder – auch in der Form, wie häufig
Medien genutzt werden und welche Angebote bevorzugt
werden. So steht bei den jüngeren Befragten unserer qualitativen Studie, die ja Internet-affine Kinder und Jugendliche im Fokus hatte, dennoch Fernsehen an erster Stelle
der medialen Freizeitbeschäftigungen. Es wird von allen
10- bis 11-Jährigen mehrfach pro Woche, wenn nicht sogar täglich genutzt. 12- bis 14-Jährige verzichten dagegen
durchaus auch mal auf TV. Ein Teil der Nutzung verschiebt
sich ins Internet.
Jungen spielen, Mädchen telefonieren
Bei den Jungen steigt die Nutzung von MP3-Playern, Spielekonsolen oder dem eigenen Handy mit zunehmendem Alter an. Ganz anders bei den Mädchen: Zwar verringert sich
3.2 Medienvergleich
Mediennutzung ist für alle befragten 10- bis 14-Jährigen
eine Selbstverständlichkeit, man steht den Medienangeboten offen gegenüber und nutzt sie nach Lust und Laune.
Natürlich kommen den einzelnen Medien unterschiedliche
Funktionen zu. Welche Erwartungen haben Kinder und Jugendliche an Medien – und wie verändern sich ihre Ansprüche mit dem Älterwerden?
Fernsehen: Das unkomplizierte Alltagsmedium
Fernsehen ist das Alltags- und Familienmedium par excellence. Mit Fernsehen wird man groß, es ist ein Teil der Sozialisation. Die emotionale Nähe
lässt sich auch in Zahlen fassen:
Fernsehen ist
Danach gefragt, ob sie TV insgegut, da kommt
samt eher als Freund, Bekannten,
jeden Tag was
Fremden oder gar Feind wahrnehNeues. (M, 11)
men, bezeichneten es 62 Prozent
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der im Rahmen der quantitativen Studie befragten Kinder
als Freund. Zudem bietet TV vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: Anders als z. B. Lesen, das die volle Aufmerksamkeit
erfordert, kann die TV-Nutzung auch parallel zu anderen
Tätigkeiten oder gemeinsam mit Freunden erfolgen. Über
alle Befragten hinweg wird das Fernsehen im Vergleich zu
anderen Kommunikations- oder Freizeitmedien daher am
häufigsten genutzt.
Kindern dient Fernsehen in erster Linie zu Unterhaltungszwecken. Insbesondere die Jüngeren stillen aber auch gerne ihren Wissensdrang im TV. Jüngere Kinder neigen dazu,
für sie relevante TV-Formate in ihre Tagesplanung mit aufzunehmen. Man will nichts verpassen – TV-Formate werden
zu Eck- und Ankerpunkten der Freizeitgestaltung. An der
Schnittstelle zur Jugend wird Fernsehen für Kinder dann
zunehmend auch das Fenster zur „großen Welt“, das Rollenvorbilder und Einblicke in die Welt der Älteren liefert.
Selektive TV-Nutzung in der Jugend
Mit steigendem Alter wird dagegen deutlich selektiver ferngesehen. Jugendliche wählen bewusst aus, welche Formate
sie nutzen wollen. Das mediale Erlebnis an sich tritt in den
Hintergrund, der erwartete Nutzen in den Vordergrund. So
liefern etwa Daily Soaps täglich neuen Gesprächsstoff für
die Peergroup. TV wird vorwiegend als Lean-back-Medium
passiv genutzt und verliert daher während der erlebnisorientierten Phase der Jugend etwas an Bedeutung. Zwar
genießen es Jugendliche, zu relaxen – dennoch möchten
sie beim Medienkonsum alle Fäden in der Hand behalten.
Darum stört sie auch das feste Raster der Sendezeiten,
denn sie sind durch das Internet gewöhnt, das gerade Gewünschte jederzeit zu erhalten.
MP3 kontra Radio
Ein Radio gehört für alle Befragten zum Leben dazu und
war in vielen Kinder- und Jugendzimmern vorhanden. Als
Alternative zum klassischen Empfang hören viele Jugendliche auch Radiosender über das Internet. Mit zunehmendem Alter differenziert sich allerdings der Musikgeschmack
der Jugendlichen immer weiter aus; die daraus resultierenden Ansprüche können Radiosender naturgemäß nur
in begrenztem Umfang erfüllen. So beklagten einige der
Jugendlichen, dass sie „ihre“ Musik nicht mehr im Radio
9
finden würden und nunmehr stattdessen Download-Angebote nutzen. Dementsprechend ist der MP3-Player, vorwiegend in Gestalt des iPods von Apple, mittlerweile ein
fester Bestandteil im Leben von Jugendlichen. Aber auch
immer mehr Kinder besitzen MP3-Player – in der von uns
untersuchten Gruppe der Internet-Innovatoren sogar fast
alle. Die Geräte werden in erster Linie zum täglichen Musikhören unterwegs benutzt, jüngere Kinder verfolgen damit auch gerne Hörspiele. Unter Jugendlichen gewinnt der
MP3-Player zunehmend an Bedeutung als portabler Speicher für Fotos, sie können damit problemlos große Sammlungen an Bildern von Freunden und Bekannten verwalten
und jederzeit vorzeigen. Um Videos zu sehen, benutzten
die von uns Befragten ihre Player jedoch noch nicht. Auch
Podcasts stießen kaum auf Interesse.
Handys sichern Jugendlichen
den Kontakt zur Peergroup
Wohl kein anderes technisches Hilfsmittel hat das Kommunikationsverhalten so grundlegend verändert wie das
Handy. Bei den 10- bis 11-jährigen Kindern steht der Kontakt mit dem Elternhaus im Vordergrund. Der Aktionsradius ist klein, mit Freunden trifft man sich am ehesten zu
Hause. Für die Jugendlichen ist das Handy dagegen ein
unverzichtbarer Alltagsbegleiter: Es ist ideal, um auch unterwegs sein soziales Netz zu pflegen und spontane Absprachen für die Freizeitgestaltung zu treffen.
Freizeit vollkommen flexibel organisieren zu können, ist
für Jugendliche ein wichtiger Schritt in die Selbstständigkeit. Sofern vorhanden, wird die Fotofunktion der Handys
insbesondere von den Mädchen sehr gerne genutzt. MMS
werden allerdings aufgrund der damit verbundenen Kosten nur selten versendet; die Aufnahmen verbleiben auf
dem Handy und werden damit vorgezeigt oder auf den PC
übertragen. Insbesondere die Älteren unter den Befragten
nutzen auch die MP3-Funktionen ihrer Handys. Internet
via Handy ist kein Thema, einerseits aufgrund der vorhandenen Hardware, andererseits fehlt aber auch das Bedürfnis nach einer mobilen Internetnutzung.
Das Internet: Nur ein kleiner Klick mit der Maus,
aber ein großer Schritt für Kinder
Zum ersten Mal saß die Mehrheit der Kinder im Grundschulalter am Rechner, einige wenige auch bereits zuvor.
Wenn Kinder schon vor der Grundschule an den Computer
herangeführt werden, dann liegt
das zumeist an einem besonde- Also, ohne Internet,
ren Engagement ihrer Eltern. das wäre richtig
Denn der Einstieg in die PC-Welt fade! (M, 11)
erfolgt stets über Dritte: Eltern
oder ältere Geschwister zeigen
den Kindern, was man alles mit dem PC machen kann,
und wecken damit das Interesse. Die Kinder haben Spaß
am Ausprobieren und wollen bald mehr kennenlernen. Der
spielerische Umgang mit dem Thema vereinfacht Kindern,
sich schnell die notwendigen Fertigkeiten anzueignen –
Barrieren nehmen Kinder bei der Beschäftigung mit dem
PC kaum wahr. Solange aus Sicht der Eltern die Nutzung im
normalen Umfang bleibt, gibt es praktisch keine Beschränkungen. Sind die Kinder nicht ausgeprägte Technikfreaks,
benutzen sie im Regelfall die älteste Hardware im Haushalt,
das aktuellste Gerät ist der gemeinsame Familien-PC.
Kinder benutzen den PC zunächst nur offline, etwa für
Spiele oder Lernprogramme. Erst nach einiger Zeit erlauben ihre Eltern ihnen dann auch den Zugang zum Internet. Die schrittweise Erschließung des Internets wird von
den Kindern stolz als Zeichen dafür wahrgenommen, dass
sie älter und erfahrener werden; dementsprechend begeistert sammeln sie auch die ersten Online-Erfahrungen. Im
Gegensatz zur allgemeinen PC-Nutzung wird die Zeit, die
Kinder mit dem Internet verbringen dürfen, in dieser Altersgruppe noch stark von den Eltern reglementiert. Eine
Einschränkung oder Kontrolle der Inhalte erfolgt hingegen
kaum. Ab der 5. Klasse wird das Internet dann auch für
die Schule relevant und beispielsweise bei der Erstellung
von Referaten zu Hilfe genommen. Lernprogramme spielen
in diesem Alter allenfalls noch eine untergeordnete Rolle.
Für die Orientierung im Web sorgen die Suchmaschinen,
genau wie bei den Erwachsenen steht Google bei Kindern
an erster Stelle.
Ich hätte gerne ein neues Handy.
Meines hat kein Foto und kein MP3,
aber meine Freunde alle - aber
dafür muss ich sparen. (J, 12)
10
Was nimmt man mit auf die einsame Insel?
Den Fernseher,
dann wird‘s nicht
langweilig.
(M, 10)
Mein Handy, da kann
ich anrufen und
die holen mich ab.
(M, 11)
Das Internet, wegen Lokalisten
und iCQ, da kann ich mit
meinen Freunden chatten.
(M, 14)
Das Internet, da ist alles
drin: Man kann chatten mit
Freunden, erfährt Neuigkeiten, kann Musik hören und
sich unterhalten!
(J, 13)
Das Internet, da hat
man alles zusammen.
(J, 14)
PCs ohne Onlinezugang:
Bei Jugendlichen nicht gefragt
Für Jugendliche ist das Internet ein selbstverständliches
Alltagsmedium. Der Computer wird mit dem Internet
gleichgesetzt, er ist das Synonym für das Chatten via MSN
und ICQ. Jugendliche sehen für Stand-alone-PCs kaum
noch Anwendungsmöglichkeiten, die Vernetzung steht im
Vordergrund. Offline werden allenfalls noch CDs und MP3Dateien abgehört, Computerspiele gespielt (vorwiegend
durch Jungen) oder es wird kreativ mit Fotos gearbeitet
(vorwiegend durch Mädchen). So verwundert es nicht, dass
bei den von uns befragten Jugendlichen der PC an sich auf
kein besonderes Interesse mehr stieß. Er wird lediglich als
Mittel zum Zweck angesehen, um das Internet zu benutzen. Insbesondere bei den Mädchen gewinnt das Internet
mit zunehmendem Alter massiv an Bedeutung.
Die Bandbreite an Informations-, Kommunikations- und
Unterhaltungsmöglichkeiten, die das Internet bietet, fasziniert Kinder wie Jugendliche gleichermaßen. Jugendliche
schätzen insbesondere die Flexibilität: Das Gewünschte ist
immer und jederzeit verfügbar, ganz entsprechend der persönlichen Stimmung.
Die regelmäßige Benutzung einer Spielekonsole war ein
Selektionsmerkmal bei der Auswahl der Probanden für die
qualitative Studie. Wie sich zeigte, blickten alle Befragten
Internet, Handy,
Digicam- da kann
ich bei Langeweile
Fotos machen.
(M, 14)
auf eine gewisse Konsolenbiografie zurück, hatten also
auch schon Erfahrungen mit älteren Geräten gemacht. In
jedem Haushalt fanden wir mindestens eine Konsole vor,
in einigen auch mehrere. Jungen und Mädchen haben hier
unterschiedliche Präferenzen. Die Spielekonsole verliert für
ältere Mädchen an Relevanz – aus ihrer Sicht mangelt es
an passenden Anwendungen für sie. Jungen hingegen benutzen ihre Konsolen deutlich länger und verabreden sich
auch häufiger mit Freunden zum gemeinsamen Spielen.
Doch das Internet übernimmt mit steigendem Alter einen
Teil der Unterhaltungsfunktionen von der Konsole. Wir
fragten die Kinder und Jugendlichen danach, wie sie die
zukünftige Bedeutung der Spielekonsole für sich selbst
einschätzen. Das Ergebnis: Jungen wie Mädchen aller Alterklassen gehen davon aus, dass sie in Zukunft eher seltener zur Konsole greifen und sich dafür ausgiebiger mit
dem Internet beschäftigen werden.
Zeitungen: Kaum Relevanz für Jugendliche
Von allen betrachteten Medien spielt die Tageszeitung
bei unseren Befragten die geringste Rolle und wird auch
kaum genutzt. Sie wird zwar insgesamt wohlwollend betrachtet, aus Sicht der Jugendlichen fehlen aber die für
sie relevanten Inhalte. Am ehesten wird sie noch von den
Jungen für die aktuellen Sportergebnisse aufgeschlagen.
Impulse zum Austausch innerhalb der Peergroup liefert die
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Verzichtbarkeit von Medien und Unterhaltungselektronik
Qualitative Studie (Internet-Innovatoren)
Unbedingt auf die einsame Insel soll mitgenommen werden (Top 5 in der Reihenfolge der Beliebtheit):
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1. Internet:
• jederzeit verfügbar
• erfüllt verschiedenste Kommunikations- und Unterhaltungsbedürfnisse
• Generalist
2. Handy:
• ermöglicht die für Jugendliche „fast überlebenswichtige“ Funktion
der Kommunikation mit der Außenwelt
• schafft den Kontakt zu den Eltern (für Kinder) bzw. zu der Peergroup
(für Jugendliche)
3. Fernsehen:
• ist vor allem für die Jüngsten das „gewohnte“ Medium (persönliche Bindung)
• Ältere vermissen die Möglichkeit zur (inter-)aktiven Nutzung wie beim Internet
• informiert und unterhält
4. Spielekonsole:
• dient vor allem der Unterhaltung und dem Zeitvertreib (Informationsund Kommunikationsfunktion wird vermisst)
• spricht eher die Vorlieben der Jungen im „Hardcore-Gaming“-Alter an
• für Mädchen weniger von Interesse
5. MP3-Player:
• bedient den individuellen Musikgeschmack
• kann zudem auch persönliche Fotos, Videos etc. enthalten
Quelle: Qualitative Online-Studie 2007/iconkids & youth für SUPER RTL
Basis: n=40 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren
Tageszeitung aus Sicht der Befragten nicht. Hier zeigt sich
ganz besonders die nutzenökonomische Strategie der Jugendlichen im Umgang mit Medien: Angebote werden nur
dann genutzt, wenn ein persönlicher, unmittelbarer Nutzen erkennbar ist. Für ihr Leben relevante Informationen
glauben Kinder und Jugendliche am ehesten im Fernsehen
oder im Internet zu finden.
3.3 Fazit: Der Nutzen entscheidet
Über alle betrachteten Jahrgänge und Medien hinweg
zeigt sich: Die Relevanz eines Medienangebots bestimmt
sich ausschließlich durch den persönlichen Nutzen. Kinder
und Jugendliche gehen insgesamt sehr bewusst mit Medien um. Genau darum werden Medien von Kindern und Jugendlichen in den allermeisten Fällen eben nicht genutzt,
weil sie verfügbar sind oder um „Zeit totzuschlagen“, sondern weil sie konkrete Bedürfnisse erfüllen. Dabei können
je nach Entwicklungsstand durchaus unterschiedliche Be-
dürfnisse in den Vordergrund treten und die Medienauswahl bestimmen. Insgesamt scheint aber das Internet für
Jugendliche, die eine gewisse Online-Erfahrung erworben
haben, das Universalmedium zu sein, das die Benefits vieler anderer Medien bietet, ohne dabei über nennenswerte Einschränkungen zu verfügen. Denn insbesondere die
Kommunikation mit Gleichaltrigen ist den Jugendlichen
extrem wichtig. Am besten geeignet hierfür ist aus heutiger Sicht der Jugendlichen das Internet, das quasi nebenbei auch noch den Informations- und
Unterhaltungsbedarf bedient.
12
foto: Juttaschnecke (photocase.de)
werden diese beiden Zielgruppen auch weiterhin getrennt
betrachtet. Ein Blick auf die Nutzungsfrequenz zeigt: Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren sind deutlich
häufiger im Internet als Kinder zwischen 8 und 11 Jahren. Insbesondere der Anteil derjenigen, die das Internet
täglich oder fast täglich nutzen, steigt rapide an: So sind
30 Prozent der 12- bis 14-jährigen Jungen praktisch täglich im Internet (8- bis 11-Jährige: 15 Prozent), bei den
Mädchen steigt der Anteil von 9 Prozent bei den 8- bis
11-Jährigen sogar auf 50 Prozent bei den Jugendlichen.
4.1.2 Exklusivität der Internetnutzung
4 O
nline-Nutzung von
Kindern und Jugendlichen
im Detail
4.1 Nutzungsmerkmale
Für die qualitative Studie, die sich vorwiegend mit den
Lebenswelten und Motiven der Mediennutzung bei Kindern
und Jugendlichen auseinandersetzte, wurden besonders
Internet-affine Kinder und Jugendliche rekrutiert, denn
wer das Internet viel und gerne nutzt, kann besonders
gut Auskunft über Motivationen, Likes und Dislikes geben. Um jedoch eine Vorstellung davon zu erhalten, wie
die Gesamtheit der Kinder und Jugendlichen ihre OnlineZeit verbringt, wurden für die quantitative Studie bewusst
weniger restriktive Quotenbedingungen definiert. Die im
Folgenden präsentierten Ergebnisse sind daher repräsentativ für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis
14 Jahren, die das Internet nutzen.
Je älter die Befragten waren, umso eher übten sie parallel zur Internetnutzung noch andere Beschäftigungen aus.
Dies deckt sich mit den Beobachtungen bei den InternetInnovatoren der qualitativen Studie. So sagen 80 Prozent
der Kinder, dass sie meistens keine andere Nebentätigkeit
ausüben, während sie im Internet sind. Dieser Anteil reduziert sich bei den Jugendlichen auf 71 Prozent (Mädchen)
bzw. 66 Prozent (Jungen). Mädchen telefonieren nebenbei
mit Freunden (57 Prozent der Nennungen), machen Hausaufgaben (46 Prozent) oder sehen fern (39 Prozent). Bei
den Jungen führen Radio- bzw. Musikhören und Telefonieren mit 40 bzw. 39 Prozent die Rangliste der Nebentätigkeiten an, gefolgt vom Fernsehen (34 Prozent).
4.1.3 Nutzungsdauer
Betrachtet man nur die Zeit, die aktiv im Internet verbracht wird, dauern die Sitzungen bei knapp der Hälfte der
Befragten zwischen 31 und 60 Minuten. Dabei surfen Kinder mit durchschnittlich 48 Minuten pro Sitzung deutlich
kürzer als Jugendliche (63 Minuten). Auffällig: Der Anteil
derjenigen, die länger als 90 Minuten pro Sitzung aktiv
surfen, verdreifacht sich nahezu von 6 Prozent bei den
Kindern auf 17 Prozent bei den Jugendlichen.
4.1.4 Aktivitäten im Internet
4.1.1 Nutzungsfrequenz
Wie im Rahmen der qualitativen Studie bereits festgestellt wurde, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen
der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen. Daher
Welchen Aktivitäten gehen die Kinder im Internet eigentlich nach? An erster Stelle wird von Jungen (27 Prozent)
bzw. Mädchen (34 Prozent) der Besuch von speziellen
Websites für Kinder genannt. Ein Fünftel der Jungen gibt
13
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zudem an, gerne alleine im Internet Spiele zu spielen.
Doch schon bei den 8- bis 11-Jährigen steht die Suche
nach Informationen für die Schule an zweiter (Mädchen)
bzw. dritter Stelle (Jungen). Instant Messenger werden
von Kindern kaum genutzt. Im Gegensatz zu den InternetExperten schreibt die Gesamtheit der Internet-erfahrenen
Kinder auch nur selten E-Mails.
manchmal. Musik wird von 16 Prozent aller Befragten oft
und von 42 Prozent zumindest manchmal direkt auf Websites angehört. Dagegen haben Downloads von Musiktiteln
einen deutlich geringeren Stellenwert: Nur 6 Prozent der
Befragten laden oft Musik herunter, weitere 21 Prozent tun
das zumindest manchmal.
Ganz anders bei den Jugendlichen: Immerhin 27 Prozent
der Jungen und 53 Prozent der Mädchen geben an, mindestens einmal pro Woche E-Mails zu versenden. Im Gegensatz zu den Internet-Experten hat der Messenger bei
der Gesamtheit der Jugendlichen allerdings der E-Mail
noch nicht den Rang abgelaufen. Knapp ein Drittel der
Mädchen chattet mindestens einmal pro Woche, doch nur
19 Prozent der Jungen. Chatten scheint also insbesondere
den Kommunikationsbedürfnissen der Mädchen entgegenzukommen. Einen bedeutenden Stellenwert haben auch
Musik- und Videoangebote im Web: Rund ein Fünftel aller
Befragten schaut oft Filme bzw. Videos online im Web,
weitere 41 Prozent nutzen diese Möglichkeit zumindest
4.1.5 Treiber der Online-Nutzung
Anders als vielleicht zu erwarten, surfen Kinder und Jugendliche sehr gezielt im Internet. Sie steuern dabei eine
relativ beschränkte Anzahl von Websites an, auf denen sie
für sich relevante Inhalte erwarten. Das „Treibenlassen“
im Internet spielt in diesen Altersklassen kaum eine Rolle.
Im Folgenden stellen wir einige Kategorien von Web-Angeboten vor, die für einen großen Teil der Internet-Nutzung
in dieser Zielgruppe verantwortlich sind. Dabei wird kein
Anspruch auf Vollständigkeit erhoben – die ausgewählten
Angebote sollen lediglich der Illustration der typischen
Nutzung dienen.
15
Instant-Messaging-Programme
Unter den Internet-Experten waren die allermeisten Jugendlichen Mitglieder von MSN oder ICQ und nutzten diese
Angebote extensiv. Auch zu Hause blieben die Befragten
damit permanent in Kontakt mit ihren Freunden. In der
Gesamtheit der Internet-Nutzer hat allerdings InstantMessaging derzeit noch einen geringeren Stellenwert: So
nutzten 19 Prozent der Jungen und 31 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren mindestens einmal pro
Woche diese Dienste.
Das könnte sich allerdings in nächster Zeit ändern, denn
entscheidend für die generelle Nutzung von Instant Messaging und die Auswahl des jeweiligen Dienstes ist die
Anzahl der Freunde und Bekannten, die darüber erreichbar
sind. Es ist daher zu erwarten, dass mit einer steigenden
Verbreitung die Beliebtheit von Instant Messaging auch
bei den durchschnittlichen Internet-Nutzern ansteigt,
denn sobald ein Großteil des Freundeskreises darüber erreichbar ist, werden andere Kommunikationswege obsolet.
Verbreitung zieht hier also fast zwangsläufig auch Nutzung
nach sich. Die jungen Nutzer erwarten, dass die Messenger
einerseits unkompliziert zu bedienen sind, andererseits
aber auch vielfältige Möglichkeiten zur Individualisierung
ermöglichen. Neben einem zu geringen Funktionsumfang
bemängelten die Befragten so etwa die Anmeldeprozeduren bei ICQ und MSN. Die Technik soll schnell und reibungslos funktionieren, denn sie ist nur Mittel zum Zweck
– anders als etwa bei den Online-Communities, bei denen
von den Nutzern auch für sie relevanter, aufbereiteter Content erwartet wird.
Die Nutzung von Messengern erfolgt nur selten exklusiv:
Während man im Messenger eingeloggt ist und dort Dialoge mit Freunden führt, schaut man sich z. B. parallel
diverse Lieblingswebsites an, hört Musik oder macht Hausaufgaben. Eine Online-Sitzung kann so durchaus mehrere
Stunden andauern, der Messenger bleibt dabei permanent
geöffnet.
Online-Communities
Der wichtigste Grund für die Mitgliedschaft in einer Online-Community ist, sein soziales Netzwerk zu pflegen und
ggf. zu vergrößern. Den jüngeren Nutzern geht es dabei
primär darum, die bestehenden Kontakte aus der realen
Welt auch im Internet fortzuführen. Je älter die Befragten
waren, umso wichtiger war ihnen, auch neue Kontakte über
die Community zu finden. Die
Pflege der Offline-Kontakte
Und da hat einer
stand aber stets im Vorderzu mir gesagt: Was,
grund. Die Mitgliedschaft
du hast kein ICQ?
in einer Online-Community
Bist du von gestern?
hilft einerseits dabei, sich
(J, 13)
mit Gleichgesinnten im
Chat auszutauschen, aber
auch seine Individualität darzustellen. Der Zugang kann
dabei über gemeinsame Interessen, aber auch über regionalen Bezug (wie etwa bei Lokalisten.de) erfolgen. Sowohl
Kinder als auch Jugendliche ziehen in den meisten Fällen
private Chats den öffentlichen vor. Wird ein öffentlicher
Chat genutzt, dann häufig, um sich dort für private Chats
zu verabreden. Um sicher zu sein, dass die gewünschten
Chatpartner dann auch wirklich am PC sitzen, vereinbaren
manche der Befragten auch bereits in der Schule einen
Termin für den nachmittäglichen Chat.
Videoportale
Insbesondere Jungen besuchen gerne die Seiten der Videoportale. Sie suchen dabei tendenziell etwas andere Inhalte als Mädchen: Während diese z. B. bevorzugt nach
Mitschnitten ihrer Lieblingsstars suchen und ansonsten
eher harmlose, unterhaltsame Clips gewählt werden, stehen Jungen eher auf eine rauere Art von Humor. Jungen
fühlen sich auch (und gerade) dann gut unterhalten, wenn
auf Kosten anderer gelacht wird – die von uns befragten
Mädchen konnten solchen Clips eher weniger abgewinnen.
Vor die Wahl gestellt, ob sie lieber kurze Ausschnitte oder
ganze Folgen sehen möchten, bevorzugten die meisten
Befragten den Abruf kompletter Folgen.
Fansites
Praktisch alle Befragten schwärmen für etwas: die Jungen
eher für Fußballvereine, die Mädchen eher für Popbands.
Auch TV-Formate besitzen ein hohes Fanpotenzial – genannt seien hier stellvertretend nur GZSZ oder „Deutschland sucht den Superstar“. Fansites liefern das Material für
die Gespräche mit Freunden und befriedigen die Neugier
an allem, was Lieblingsband oder -verein betrifft.
16
4.1.6 Lieblingswebsites
Auf die ungestützte Frage nach der Lieblingswebsite nannten 23 Prozent der Jungen und 22 Prozent der Mädchen im
Alter zwischen 8 und 11 Jahren spontan TOGGO.de, gefolgt
von der Online-Präsenz des Kinderkanals. Daneben gehören
GEOlino.de und Bravo.de zu den Favoriten der Jüngsten.
Bei den Jugendlichen stehen dagegen die Videoportale
besonders hoch im Kurs, 20 Prozent der Jungen und 24
Prozent der Mädchen stimmten allein für YouTube.com.
Neben YouTube.com schafften es mit MyVideo.de und clipfish.de noch zwei weitere reine Videoportale in die Top
5 der Jugendlichen. Überraschend: Immerhin 12 Prozent
der Stimmen der älteren Jungen konnte Wikipedia auf sich
vereinen. Danach gefragt, was ihnen bei ihrer LieblingsWebsite besonders wichtig ist, nannten Kinder an erster
Stelle die Online-Spiele. Bei den Jugendlichen hingegen
tritt die Spielfunktion fast völlig in den Hintergrund. Wichtig sind Mädchen wie Jungen dagegen Fan-Informationen
über Lieblingsvereine oder -Bands sowie die Möglichkeit,
sich Videos anzusehen. Insbesondere die Mädchen legten
Wert auf eine Chat- bzw. Forenfunktion.
4.2 Merkmale erfolgreicher Kinder- und
Jugendwebsites
Kinder wie auch Jugendliche sind vom Internet fasziniert.
Wird bei den Jüngeren zunächst der Spieltrieb befriedigt,
ist bei den Älteren die Vielfalt an unterhaltenden, informativen und kommunikativen Nutzungsmöglichkeiten der
treibende Faktor dafür, dass das Internet aus Sicht der
Jugendlichen absolut unverzichtbar ist. Das Internet ist
Generalist und ermöglicht zugleich eine hochgradig individualisierte Nutzung. Damit kommt es den Bedürfnissen
der Jugendlichen sehr entgegen.
Doch was sind die gemeinsamen Determinanten der OnlineNutzung? Nach welchen Kriterien entscheidet man sich
für bestimmte Online-Angebote, warum fallen scheinbar
vergleichbare Sites dagegen durch? Um dies zu erfahren,
wurde mit den Kindern und Jugendlichen in den Leitfadeninterviews der qualitativen Studie über ihre konkreten
Erfahrungen, über Likes und Dislikes einzelner Online-Angebote gesprochen. Hierbei ging es nicht um ein Ranking
der einzelnen Angebote, sondern darum, Faktoren aufzu-
decken, die für die Erstellung von Angeboten für junge
Zielgruppen von Bedeutung sind.
Im vorhergehenden Kapitel wurde gezeigt, was Kindern
und Jugendlichen bei ihrer Lieblings-Website besonders
wichtig war. Heißt das nun, dass die „ideale“ Website einfach nur diese Elemente kombinieren muss? Leider nein!
Das wichtigste Ergebnis aus den Leitfadeninterviews mit
den jungen Online-Experten könnte lauten: Wer alles will,
macht nichts richtig. Angebote, die möglichst viele Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen wollen, können zwangsläufig nicht genauso in die Tiefe gehen wie Spezialisten.
Im Internet ist der Spezialist aber immer nur einen Klick
entfernt. So scheint es ratsam, Angebote daraufhin zu untersuchen, welche Kompetenzen die jungen Nutzer dort
erwarten – und unnötigen Ballast über Bord zu werfen.
Websites wurden von den Befragten immer dann besonders
gelobt, wenn die aus Sicht der Nutzer wichtigste Funktion
völlig durchdacht und möglichst einfach zu finden war. Das
setzt natürlich voraus, dass dem Anbieter diese Funktion
auch bewusst ist. Den Jugendlichen erschloss sich etwa
der Sinn einer Website nicht, die begleitend zu einem jugendaffinen TV-Format eingerichtet worden war, aber keine Möglichkeit zum Austausch unter Fans vorsah. Unnötig
erschwert wird die Nutzung auch, wenn den Benutzern bei
einem Messenger statt eines weitgehend frei wählbaren
Usernamens (MSN) eine neunstellige Usernummer (ICQ)
zugeordnet wird. Gerade Jugendliche wollen mehr sein als
eine Nummer und nutzen gerne die Möglichkeiten, ihre
Online-Präsenz auch im Nickname zu individualisieren.
Individualisierung ist generell das wichtigste Bedürfnis
Jugendlicher: sich mit Gleichaltrigen mit ähnlichen Interessen auszutauschen, dabei aber seine ganz persönliche
Sichtweise einbringen zu können. Erfolgreiche jugendaffine Online-Angebote unterstützen dies, indem sie den passenden Rahmen hierfür bieten. Dabei überschneiden sich
die Ansprüche von Mädchen und Jungen nur zum Teil. Zwar
wollen beide Spaß, Unterhaltung und Information – aber
auf unterschiedlichen Wegen!
17
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Kommunikation vereinfachen
Am ehesten noch werden beide Geschlechter von Websites angesprochen, die nicht bestimmte Inhalte, sondern
die Kommunikationsfunktion in den Vordergrund stellen
und den Kontakt mit Freunden und Gleichgesinnten vereinfachen. Ein Beispiel hierfür ist Lokalisten.de als ein
Angebot, das den Kontakt mit Freunden und potenziellen
neuen Kontakten in der Region vereinfacht und so in der
virtuellen Welt hilft, die reale Welt besser zu organisieren. Jungen sind stolz darauf, sich selbst mit möglichst
vielen Kontakten zu präsentieren, Mädchen schätzen die
Möglichkeit, eine eigene Seite nach ihrem Geschmack einzurichten. Die Umsetzung ist verständlich, aber nicht kindisch. Jugendliche, die die Site kannten, fühlten sich dort
ernst genommen.
Entdeckerdrang befriedigen
Kinder und Jugendliche sind immer auf der Suche nach
Neuem – ein Bedürfnis, das etwa die Videoportale optimal erfüllen. Aber auch Fansites oder Online-Communities
leben davon, dass sich der regelmäßige Besuch für den
Nutzer auch lohnt: Anders als bei der Benutzung von Instant-Messaging-Programmen erwarten die Besucher dieser Websites, dass sie einen aktuellen Überblick über die
relevanten Themen bekommen. Dies kann einerseits über
vom Betreiber der Site redaktionell aufbereitete Inhalte
erfolgen, andererseits durch Hinweise auf besonders interessante neue Inhalte, die von den Benutzern der Site
hochgeladen wurden. Hitlisten zeigen, was heute gefragt
ist und morgen vielleicht Gesprächsstoff in der Schule liefert.
Unterstützung bieten
Die Jugend ist die Phase der Selbstfindung. Die Kindheit
ist abgeschlossen, auf dem Weg zum Erwachsenwerden
weiß man aber noch nicht wirklich, was von einem erwartet wird. Einerseits sucht man Gleichgesinnte, andererseits
möchte man mit einer persönlichen Meinung seiner Individualität Ausdruck verleihen. Special-Interest-Portale, wie
etwa elementgirls.de, ermöglichen es, sich unter Gleichaltrigen auszutauschen, die vor den gleichen Herausforderungen stehen. Zu sehen, wie andere mit Problemen umgehen
18
oder wofür sich andere begeistern, hilft bei der eigenen
Einordnung. Wichtig dabei ist, dass man „unter sich“ ist.
So begrüßten etwa die befragten Mädchen, dass sie bei
elementgirls.de nicht auf „pubertierende Jungs“ treffen.
Jugendliche User ernst nehmen
Die heute jugendlichen Internet-Nutzer sind mit dem Internet groß geworden. Sie gehen souverän mit der Angebotsvielfalt um und haben daher ein gutes Gespür dafür,
was eine gute Website ausmacht. Sie sind selbstbewusst
genug, um eine schlechte Menüstruktur, komplizierte Bedienung oder unausgereifte Funktionen zu durchschauen
und Probleme nicht als Zeichen der eigenen Unzulänglichkeit anzusehen. Die Toleranz gegenüber Mängeln ist sehr
gering, wie zahlreiche Detailbewertungen von Websites in
unserer Befragung verrieten. Dabei sind die Ansprüche der
Jugendlichen keineswegs überzogen: Vieles, was von den
Befragten kritisiert wurde, sollte eigentlich unter Usability-Aspekten selbstverständlich sein. Unnötig zu erwähnen, dass Features schnell und reibungslos funktionieren
sollen. Mädchen störten sich übrigens besonders häufig
daran, wenn Websites chaotisch oder unruhig wirkten. Bei
den Jungen liegt die Toleranzgrenze höher, sie nehmen
auch Einschränkungen in Kauf, wenn sie dafür bestimmte
Features gewissermaßen als Gegenleistung erhalten.
Umfeldqualität sichern
Ohne bereits zu viel vom folgenden Kapitel vorwegzunehmen: Jugendliche kommunizieren gerne im Web – aber
sie möchten selbst entscheiden, mit wem. Oft kritisiert
wurden daher offen sichtbare Profile, Massenmails oder
auch scheinbar willkürlich zustande kommende Kontakte.
Erwünscht ist allenfalls noch, im Bekanntenkreis der eigenen Freunde neue Kontakte zu finden. Gleichzeitig sollen
aber alle relevanten Kontakte aus der realen Welt verfügbar sein, weil man ungern in mehreren Portalen aktiv ist
– eine Gratwanderung für die Anbieter. Bei den MessagingPortalen nutzen immerhin 69 Prozent der männlichen und
67 Prozent der weiblichen User die Möglichkeit, sich im
offenen Chat für einen privaten Chat zu verabreden. So
bleibt die potenzielle Erreichbarkeit hoch, ohne Vertrauliches zu breit zu streuen. Erst mit zunehmendem Alter
steigt auch das Interesse daran, in der Online-Welt völlig
neue Kontakte zu knüpfen.
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foto: Juttaschnecke (photocase.de)
Angst vor der Blamage
Diese Zurückhaltung im Bezug auf persönliche Informationen schlägt sich zwangsläufig auch in einem anderen
Verständnis der Möglichkeiten des Web 2.0 nieder, als man
vermuten würde. Kinder und Jugendliche haben im Regelfall kein Interesse daran, Websites kostenlos mit Content
für unbekannte Besucher zu füllen. Sie lieben es, Fotos
von sich oder Freunden im eigenen Freundeskreis auszutauschen, wollen dabei aber sicher sein, dass diese nicht
öffentlich zugänglich sind. Die Befürchtung, zu viel über
sich selbst preisgeben zu können, ist fest verankert.
Jugendliche bemühen sich intensiv darum, eine eigene
Identität zu finden – Blamagen sind dabei nicht hilfreich.
Oft genug lacht man gemeinsam mit Freunden über „peinliche“ Fotos oder Clips von anderen. Daher überwiegt die
Furcht, sich bloßzustellen, bei den meisten Befragten gegenüber der Befriedigung, sich im selbst gedrehten Clip
öffentlich im Netz zu präsentieren.
Mein Leben gehört mir – und meinen Freunden
Ein eigenes Internet-Tagebuch führten nur 10 Prozent der
männlichen Jugendlichen und 11 Prozent der Mädchen. Das
Interesse an fremden Tagebüchern war dagegen deutlich
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Wie in Kapitel 3.2 bereits angedeutet, unterliegen die
Internet-Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen kaum
inhaltlicher Kontrolle; allenfalls die tägliche Nutzungsdauer wird bei den jüngeren Kindern reglementiert. Daraus ist
aber nicht zu schließen, dass die Befragten unbekümmert
mit dem Internet umgehen – im Gegenteil: Zwar werden
bei Online-Communities, bei denen der Zugang zu den eigenen Profilseiten nur persönlich eingeladenen Bekannten
möglich ist, täglich Fotos aktualisiert, das eigene Profil
wird gepflegt oder es werden neue Informationen zu aktuellen Hobbys eingestellt. Bei öffentlich zugänglichen
Seiten verhalten sich die Kinder und Jugendlichen aber
deutlich restriktiver. Hier wird nur genau so viel bekannt
gegeben, wie unbedingt zur Anmeldung notwendig ist.
Es besteht kein Bedürfnis daran, sich generell einer möglichst großen Öffentlichkeit zu präsentieren – vielmehr
soll die Präsenz im Internet ausschließlich dazu dienen,
den Kontakt zu Freunden auf einer zusätzlichen Ebene aufrechtzuerhalten.
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ausgeprägter: Doppelt so viele Jungen (20 Prozent) und
knapp dreimal so viele Mädchen (29 Prozent) stöberten
häufig oder manchmal in fremden Online-Tagebüchern.
Die – oft genug problemlos einzuschränkende – Profilpräsenz in Portalen reichte dem Großteil der Befragten aus.
Das ändert sich bei Jungen auch im Altersverlauf kaum.
Die Möglichkeit, eine eigene Website innerhalb eines Portals zu erstellen, möchten nur 19 Prozent der Jungen im
Alter zwischen 8 und 11 Jahren und 23 Prozent der Jugendlichen nutzen. Deutlich mitteilungsfreudiger sind die
Mädchen: 23 Prozent von ihnen möchten bereits im Alter
zwischen 8 und 11 Jahren eine eigene kleine Präsenz einrichten, dieser Wert schnellt bei den 12- bis 14-Jährigen
sogar auf 39 Prozent hoch.
Insgesamt also schlechte Aussichten für das Web 2.0?
Keineswegs! Denn wer Interesse an einer eigenen kleinen
Präsenz hat, möchte diese gerne möglichst individuell
gestalten: Eine Chatfunktion im eigenen Bereich ist 64
Prozent der Befragten wichtig, 59 Prozent möchten eigene Bilder einstellen können. Immerhin 40 Prozent hätten
gerne die Möglichkeit, eigene Videos hochzuladen.
Technische Ausstattung vorhanden
Um eigenes Material veröffentlichen zu können, müssen
natürlich auch die technischen Voraussetzungen vorhanden sein und die Kinder bzw. Jugendlichen müssen in der
Lage sein, damit umzugehen. Ein Blick auf die Haushaltsausstattung zeigt: vier Fünftel der Befragten haben Zugriff
auf eine Digitalkamera, in knapp der Hälfte der Haushalte
wartet eine Videokamera nur darauf, Szenen aus dem Alltag der Kinder und Jugendlichen aufzunehmen. 31 Prozent der Befragten verfügen über eine Webcam, die sich
natürlich besonders gut dazu eignet, auf einfache Weise
kurze Videoausschnitte zu erstellen. Grundlegende Unterschiede zwischen Haushalten, in denen Mädchen und
solchen, in denen Jungen lebten, gab es dabei übrigens
kaum. Den jüngeren Mädchen stand häufiger eine Webcam
zur Verfügung (33 Prozent vs. 23 Prozent bei den Jungen), dafür hatten Jungen eher Zugriff auf Digitalkameras.
Dass von den Möglichkeiten auch rege Gebrauch gemacht
wird, zeigen die Angaben zur Nutzung dieser Geräte. So
greift knapp ein Fünftel der Befragten, gleich welchen Alters oder Geschlechts, mindestens einmal im Monat zur
Videokamera. Und die Webcam wird von 20 Prozent der
12- bis 14-jährigen Jungen und 27 Prozent der Mädchen
sogar mindestens einmal pro Woche aktiviert! Liebstes
Gerät zum Aufnehmen von Fotos und Videos ist aber das
Handy. Dabei wird nicht nur geknipst und gefilmt, sondern
das Material wird auch kreativ nachbearbeitet. Ein Drittel
der befragten Jugendlichen benutzt regelmäßig die entsprechende Software hierfür.
Keine Scheu vor Technik!
Bei soviel Routine ist es kein Wunder, dass die Befragten
sich ihrer technischen Fähigkeiten im Umgang mit diesen
Geräten durchaus bewusst sind. Danach gefragt, welche
Schulnote man sich selbst für die Kenntnisse geben würde, stuften 63 Prozent der Befragten ihr Wissen über die
Fotofunktion des Handys als gut oder sehr gut ein. Immerhin 27 Prozent zeigen sich souverän im Umgang mit der
Videokamera, und 20 Prozent beherrschen mehr als sicher
den Umgang mit Software zur Bild- und Videobearbeitung.
Fazit: Schon jetzt sind etwa ein Viertel aller Kinder und
Jugendlichen problemlos in der Lage, Material für ihre Uploads zu erstellen. Das Nutzerpotenzial für Web-2.0-Angebote, die sich an Kinder und Jugendliche wenden, ist also
gewaltig. Doch diese Zielgruppen wollen nicht „irgendwo“
publizieren, sondern nur dort, wo sie Freunde und Bekannte treffen und ihre Bilder und Videos vor unerwünschten
Besuchern sicher sind.
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foto: © Bernd Sterz / PIXELIO
6 S icher online:
Herausforderungen
des Web 2.0
Kinder und Jugendliche nutzen gerne und intensiv die
Möglichkeiten des Web 2.0. Das Internet ist dabei ein
willkommenes Mittel, um die Kontakte aus der realen Welt
kontinuierlich zu pflegen. Erst später sind die Jugendlichen daran interessiert, unter kontrollierten Bedingungen
reine Offline-Kontakte zu knüpfen.
Mit dieser Zielsetzung vor Augen nehmen viele die Möglichkeiten des Web 2.0 begeistert auf: Eigene Bilder oder
Videos werden hochgeladen, persönliche Homepages werden innerhalb von Portalen gestaltet, eigene Chats werden
eröffnet – allerdings alles stets innerhalb des „Walled Garden“, den nur gute Freunde betreten dürfen. Ein unreflektierter Umgang mit dem neuen Medium kann den jungen
Internetnutzern also nicht pauschal unterstellt werden.
Ganz gleich, ob es sich bei den von uns befragten Kindern
und Jugendlichen um besonders oder durchschnittlich erfahrene Internet-User handelte: Sie überlegten überwiegend sehr sorgsam, welche Informationen sie über sich
selbst im Internet preisgaben.
Trotz dieser Erkenntnis darf nicht vergessen werden, dass
längst nicht alle Kinder und Jugendlichen die Gefahren
im Internet erkennen und einschätzen können. Deshalb
fordern die zusätzlichen Möglichkeiten im Web 2.0 den Jugendmedienschutz und die Medienpädagogik neu heraus:
Eltern, Erziehende, aber auch Anbieter sollten aufmerksam
beobachten, wie Kinder und Jugendliche damit konfrontiert sind und im Umgang mit den neuen Diensten systematisch fit gemacht werden können. Dabei gilt es stets
zu differenzieren zwischen Anfängern im Netz und bereits
erfahrenen Nutzern sowie zwischen jüngeren und älteren
Kindern.
Eltern gehen bisher sehr blauäugig an den Schutz ihrer
Kinder im Internet heran. Nur sehr wenige Eltern haben
technische Schutzmaßnahmen installiert, den meisten
reicht die Kontrolle durch gelegentliches Hinschauen.
In ungefähr der Hälfte der Fälle gibt es Regeln für den
Internet-Konsum, deren Einhaltung die Eltern mehr oder
weniger strikt kontrollieren.
Die Errungenschaften des Web 2.0 mit der Möglichkeit, eigene Inhalte zu veröffentlichen, verlangen nun nach einer
anderen Herangehensweise. Für den Jugendschutz ergeben
sich daraus verschiedene Herausforderungen. Während bei
den unerfahrenen Nutzern technische Schutzmechanismen
(SUPER RTL engagiert sich z. B. bei www.fragfinn.de) noch
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sehr sinnvoll sein können, geht es bei den erfahrenen
Usern darum, sie im Umgang mit der neuen Technologie
zu schulen und sie zu kritischen Verbrauchern zu erziehen.
Der Jugendschutz wird hier sehr stark durch medienpädagogische Angebote ergänzt. Folgende Bereiche sind
relevant:
• Umgang mit persönlichen Daten:
Die Nutzer sollten ein Bewusstsein dafür entwickeln, was
mit persönlichen Daten im Netz passieren kann und welche Konsequenzen ein zu laxer Umgang mit den eigenen
Daten haben kann. Die Bedeutung der Privatsphäre muss
auch für den Umgang mit dem Internet gelernt werden.
Die Ergebnisse unserer Studien zeigen allerdings, dass viele der Kinder und Jugendlichen intuitiv sehr zurückhaltend
mit der Preisgabe persönlicher Informationen sind.
Medienerziehung kann hierauf aufbauen.
• Umgang mit Werbung:
Kinder und Jugendliche im Netz sollten Werbeformen kennen und lernen, damit umzugehen. Sie sollten auch den
Zusammenhang kennen zwischen der Veröffentlichung ihrer eigenen Daten im Netz und der an sie kommunizierten Werbung. Hierfür setzt sich auch die von SUPER RTL
in Deutschland initiierte Initiative Mediasmart ein (mehr
hierzu unter www.mediasmart.de).
• Kriterien für nutzergenerierte Inhalte:
Wenn ein User eigene Inhalte ins Netz stellt, ist er neben
dem Webseiten-Betreiber auch für diese verantwortlich.
Das bedeutet, dass die Inhalte nicht gegen die Bestimmungen des Jugendschutzes und anderer gesetzlicher
Bestimmungen (z. B. Wettbewerbsrecht, Urheberrecht)
verstoßen dürfen. Hier gilt es, bei den Jugendlichen ein
Bewusstsein für problematische Inhalte zu schaffen, da
sie die Gestaltungsmöglichkeiten des Web 2.0 stark nutzen, die relevanten Gesetze aber kaum kennen werden.
Deshalb gilt es, den jugendlichen Nutzern einfache und
nachvollziehbare Kriterien für die Partizipation am Internet an die Hand zu geben.
Das Internet ist für die Jugendlichen der Generalist unter
den Medien, sie nutzen es souverän für Unterhaltung, Information und insbesondere zur Kommunikation mit ihren
Freunden. Die Kombination aus sicheren Umfeldern und einer adäquaten Medienerziehung sorgt dafür, dass mit den
faszinierenden Möglichkeiten des Web 2.0 kein Verlust an
Privatsphäre einhergeht.
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IMPRESSUM:
Herausgeber: Projektleitung: Grafik:
Text: RTL DISNEY Fernsehen GmbH & Co. KG
Richard-Byrd-Straße 6 | 50829 Köln
Carola Krebs (SUPER RTL)
Barbara Wirtz (SUPER RTL)
Markus Wucherer (SUPER TL)
Carsten Breinker (media relevant)
Durchführung der Studie und Datenanalyse:
iconkids & youth
international research GmbH, München
Zitate aus diesem Studienbericht sind uneingeschränkt zulässig, sofern sie mit der eindeutigen Quellenangabe „Online-Studie 2007, Medienforschung SUPER RTL“ versehen sind.
Urheber: © Mai 2008,
RTL DISNEY
Fernsehen GmbH & Co. KG
Alle Rechte vorbehalten.
Alle Angaben ohne Gewähr.
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