Die heimlichen Champions - FrankfurtRheinMain GmbH
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Die heimlichen Champions - FrankfurtRheinMain GmbH
Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain Digitale Knoten Spitzenplatz im internationalen Datenverkehr Eintracht Frankfurt Clubszene Die angesagtesten Clubs in FRM Community Weltoffen und der Region verbunden Entdeckungen Die Phänomenologie des Wasserhäuschens Rheingau Seoul am Main Die Region hält Hof plus FRM-Pocketguide Restaurants, Ausflüge, Events und mehr SOMMER 2009 Weltmarktführer aus FRM Die heimlichen Champions Frank Schirrmacher „Die Zukunft gehört den Städten“ Campus Westend Das House of Finance // Editorial Liebe Leserinnen und Leser > FrankfurtRheinMain vereinigt die Eigenschaften einer dynamischen Metropole mit denen überschaubarer Städte, Ortschaften oder ländlicher Regionen. Wir sind eine der potentesten Wirt- schaftsregionen Deutschlands, Europas, ja sogar weltweit und zeichnen uns gleichzeitig durch hohe Lebensqualität und Attraktivität aus. Dies liegt nicht etwa nur an Stärken wie Banken- und Finanzzentrum, Drehkreuz für Transport und Verkehr oder Messestandort, sondern spiegelt sich wider in der Dichte von Hochschulen und Universitäten, zeigt sich am Beispiel unterschiedlicher Unternehmen, die sich zu Weltmarktführern entwickelt haben und über ganz FrankfurtRheinMain verteilt sind, und wird belegt durch die Vielfalt der hiesigen Medienlandschaft, der kulturellen Institutionen und der historischen Sehenswürdigkeiten. FrankfurtRheinMain ist gleichzeitig Internationalität, Dynamik und Veränderung und bietet dennoch gewachsene Strukturen und Vertrautheit. FrankfurtRheinMain ist daher mehr als die Summe herausragender Einzel- institutionen. Die Viel- und Kleingliedrigkeit der Region bietet die Annehmlichkeiten kurzer Wege, die Nähe zu oder gar die Verankerung in Naherholungsgebieten und die Möglichkeit, zwischen großstädtischen und ländlichen Freizeitund Kulturangeboten in gut 30 Minuten zu pendeln. Diese Stärken zum Ausdruck zu bringen, sie auch zu hinterfragen und vor allem neuartig zu beleuchten, ist das Anliegen von FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain, das im Auftrag der FrankfurtRheinMain GmbH veröffentlicht wird. Es erzählt die Geschichte der Region aus ungewohnten Blickwinkeln, lässt Altbekanntes in neuem Licht erscheinen und lenkt das Augenmerk auf Details, die Aufmerksamkeit verdienen. FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain bietet mit vielen interessanten Geschichten überraschende Einsichten in unsere Höchste technische Standards, die weltweit überzeugen. Ausgezeichnete Services, die kaum Wünsche offenlassen. Region. Wir freuen uns, sie mit Ihnen zu teilen. Herzlichst Ihre Doch wirklich begeistern wollen wir mit etwas anderem: Fliegen. Alles für diesen Moment. Petra Roth Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main Ausführliche Informationen über Europas führende Airline finden Sie unter lufthansa.com // Inhalt Mobile Aussichten. 12 20 WELTMARKTFÜHRER House of Finance 36 48 KNOTENPUNKTE Rheingau Wo die heimlichen Weltmarktführer aus FrankfurtRheinMain zu Hause sind Warum FrankfurtRheinMain die Schnittstelle im internationalen Datenverkehr der digitalen Welt ist Sebastian Vettel Jessica Schwarz Oliver Reese 12 20 30 34 35 36 40 44 48 56 60 62 66 Champions im Weltmarkt Impressum GIESSEN LIMBURG FRIEDBERG Das House of Finance Interview: Frank Schirrmacher News FRM-Pocketguide Knotenpunkte Seoul am Main Spieler global, Fans lokal BAD HOMBURG BAD SCHWALBACH HOFHEIM Wiesbaden FRANKFURT HANAU OFFENBACH MAINZ ASCHAFFENBURG GROSS-GERAU DARMSTADT Die Region hält Hof Clubbing The Making of Art Wasserhäuschen in FRM Vorschau 4 5 4 FRM 01 I 09 HEPPENHEIM Erbach Gemeinsam mit unseren Partnern schaffen wir die mobilste Arbeitsstätte unserer Zeit. Die Weiterentwicklung der Airport City mit ihren herausragenden Projekten gleicht einem Quantensprung: Mönchhof-Gelände, Gateway Gardens, das Airport Office Center und das AIRRAIL CENTER FRANKFURT mit direktem Flug- und ICE-Anschluss ziehen Büronutzer, Logistikanbieter und Reisende aus der ganzen Welt gleichermaßen an. Was auch immer die Arbeit und das Leben erleichtert – unsere Stadt hat alles, was man braucht. Wann dürfen wir Sie in der Frankfurt Airport City begrüßen? Wieso das Land des Rieslings Weltniveau hat und Genuss in Reinform bietet 03 Editorial: Petra Roth 06 Menschen in FRM Wie auf dem Campus Westend der Universität Frankfurt eine Denkfabrik für die Finanzwelt entsteht Fraport entwickelt die Frankfurt Airport City zu einer faszinierenden Metropole mit besten Verbindungen mitten im Herzen Europas. www.fraport.de Fraport. The Airport Managers. Ichliebe den Spe ed. ich bin immer auf der Jagd nac h der per fekten Run de. Von der Pole-Position an die Bergstraße Zuletzt an Weihnachten reiste Sebastian Vettel zu seinen Eltern nach Heppenheim. Die Region FrankfurtRheinMain bleibt die Heimat des Rennfahrers Aus der Region – auf den Ring Neben Sebastian Vettel kommen auch Timo Glock (Lindenfels/Odenwald, r.) und Nico Rosberg (Wiesbaden, l.) aus FrankfurtRheinMain Sympathieträger in der Formel 1 Der Heppenheimer gilt als fröhlicher und ausgeglichener Charakter, was ihn nicht daran hindert, beharrlich seine Ziele zu verfolgen In Heppenheim drehte er mit dem Kart seine ersten Runden. Heute gilt er als größtes Talent im Formel-1-Rennsport: Sebastian Vettel, schnellster Hesse der Welt 6 6 FRM 01 I 09 1 Der Vergleich mit Rennsport-Legende Michael Schumacher schmeichelt Sebas 4 9 ° 3 8 ' 3 2 . 9 3 " N 0 8 ° 3 8 ' 1 8 . 9 3 " E tian Vettel immer noch. Obwohl er ihn fast jeden Tag in irgendeiner Zeitung lesen kann. Nur wenn es um den Vergleich seiner Heimatstadt Heppenheim mit der Schumacher-Town Kerpen geht, versteht der Formel-1-Pilot keinen Spaß. Auf die Frage, ob Heppenheim das neue Kerpen sei, antwortete der 21-Jährige: „Nein, 2007 Getty Images/Mark Thompson 2009 Getty Images/Paul Gilham, picture-alliance/dpa (2), 2009 Bongarts sebastian Vettel GEODATEN F bei uns ist es auf jeden Fall schöner.“ Darum hat Vettel auch nicht gezögert, den offiziellen Titel „Botschafter der Bergstraße“ anzunehmen. Einen besseren Ver- 1 treter kann sich die Region kaum wünschen. Das pfeilschnelle Rennfahrertalent aus FrankfurtRheinMain ist inzwischen in der ganzen Welt bekannt. Mit traumhafter Sicherheit lenkt Vettel seinen Formel-1-Boliden vom Red-Bull-Team selbst bei Dauerregen über die Rennstrecken. Das beeindruckt auch Niki Lauda: „Der Vettel ist noch lange nicht am Limit, der wird noch besser.“ Für FrankfurtRheinMain könnte es in der Formel 1 kaum besser laufen. Keine Region schickt mehr Rennfahrer auf die Rennstrecken des Formel-1-Zirkus. Sebastian Vettel, Timo Glock und Nico Rosberg - das rasende Hessentrio. www.sebastianvettel.de // Menschen in FRM Dieses Hau s hatte für uns schon Imm er eine Seele und war voll v on Geschicht en. Die eine spielt, die andere nicht Sandra und Jessica Schwarz kennen das alte Haus seit Kindertagen, damals waren sie sicher: Hier spukt’s! JESSICA SCHWARZ Mit 16 geht sie weg aus Michelstadt. Mutig, neugierig, hungrig auf Metropolen- 1 tempo, lässt sie den Odenwald und alles, was sie kennt, zurück, wird Model, 4 9 °3 8 '3 2. 9 3 " N 0 8 °3 8 '1 8 . 9 3 " E 2 4 9 °4 0'4 4 . 3 4 " N 0 9 °0 0'1 7 . 5 0 " E Moderatorin – schließlich: Schauspielerin („Buddenbrooks“, „Romy“). Heute lebt Jessica Schwarz, 32, in Berlin, kommt aber in den Drehpausen, sooft es geht wieder nach Michelstadt. Zum Luftholen – und wegen ihres Zweitjobs: Gast geberin. Mit ihrer Schwester Sandra führt sie seit August 2008 „die träumerei“: F Ein verfallenes Fachwerkhaus von 1623 verwandelten die beiden nach 30 Jahren Leerstand in ein Kleinod von einem Hotel mit nur vier, aber ganz individuell eingerichteten Zimmern. Cool und romantisch. Im Café gibt’s Frühstück bis 15 Uhr. Auch das hat Metropolentempo. Traumhaft. 8 9 FRM 01 I 09 www.die-traeumerei.com 1 2 Die Verwandlungskunst ist ihr Beruf. Auch wenn Jessica Schwarz nach Michelstadt kommt, verwandelt Sie sich: vom Filmstar in eine gute Gastgeberin Joachim Gern/photoselection, Markus Hintzen (2) GEODATEN Der Weg zum Hirn führt über s Herz. Thea ter muss mit s innlichem Erle ben Text e vermitteln. Der Regisseur Oliver Reese arbeitete am Deutschen Theater Berlin oft mit Ulrich Matthes – vielleicht ist auch er bald in Frankfurt zu sehen? Der Autor Für „Goebbels“ montierte Reese Tausende Seiten aus den Tagebüchern von Hitlers Propagandachef zu einer entlarvenden Textcollage GEODATEN Oliver REESE 10 10 FRM 01 I 09 4 9 ° 3 8 ' 3 2 . 9 3 " N 0 8 ° 3 8 ' 1 8 . 9 3 " E 2 4 9 ° 4 0 ' 4 4 . 3 4 " N 0 9° 0 0 ' 1 7. 5 0 " E 3 5 0 ° 0 6' 2 9 . 7 5 " N 0 8 ° 4 0 ' 2 7. 10" E Oliver Reese, die letzten 15 Jahre vor allem am Gorki-Theater und am Deutschen Theater in Berlin. Viele sehen in dem 45-Jährigen die wichtigste Kraft hinter den Erfolgen dieser Häuser. Jetzt inszeniert Reese in Frankfurt einen echten Neustart: Der neue Intendant des Schauspiels hat das Ensemble komplett ausgewechselt und vergrößert, zehn Schauspieler bringt er aus der Hauptstadt mit. 30 Eigenproduktionen setzt Reese in der neuen Saison auf den Spielplan, gleich in den ersten picture-alliance/dpa (2), Freese/drama-berlin.de Er ist der Neue am Schauspielhaus Frankfurt: Intendant Oliver Reese startet mit der Spielzeit 2009 / 2010 auch eine neue Ära am Frankfurter Theater Theatermanager, Dramaturg, Regisseur, Stückeautor. In diesen Rollen brilliert 1 zehn Tagen fünf Erstaufführungen. Alles auf Anfang. Und er startet ganz bewusst F mit der Antike in die Zukunft: „Ödipus/Antigone“ von Sophokles eröffnet am 3 1 2 1. Oktober die Spielzeit am Schauspiel Frankfurt. Regie führt der „Meister der Verknappung“ Michael Thalheimer. Darauf haben die Theaterfans der Region gehofft: dass Reese einen seiner engsten Regiepartner „nach Hause“ holt. Thalheimer ist in Kelkheim (Taunus) und Darmstadt-Dieburg aufgewachsen – und heute einer der umjubeltsten Regiestars der deutsprachigen Bühnen. Die Feuilletons im ganzen Land blicken nach Frankfurt. Spannend. www.schauspielfrankfurt.de // Wirtschaft 1 2 3 4 5 4 9 ° 5 3 ‘ 4 5 . 47 “ N 0 8 ° 3 9 ‘ 1 8 . 7 3 “ E 5 0 ° 0 7 ‘ 3 2 . 9 4 “ N 0 8 ° 4 1‘ 0 9. 5 9 “ E 5 0 ° 0 7 ‘ 5 4 . 7 5“ N 0 8 ° 5 5‘ 3 3 . 0 1“ E 5 0 ° 0 3 ‘ 3 0 . 2 2 “ N 0 8 ° 1 7 ‘ 1 3 . 2 5“ E 5 0 ° 0 4 ‘ 5 9 . 0 6“ N 08°27‘08.40“E Das Darmstädter Pharma- und ChemieUnternehmen liefert 60 Prozent aller Flüssig kristalle für moderne Flachbildschirme und Displays Das 100 Jahre alte Frankfurter PharmaUnternehmen ist Weltmarktführer mit einem Alzheimer-Medikament Das Hanauer Familien unternehmen ist in mehreren Bereichen Weltspitze – und dominiert den Markt für Edelmetallkügelchen in Tintenfedern Röntgenprüfsysteme des Wiesbadener Unternehmens stehen an 85 Prozent der Verkehrsflughäfen weltweit Das Familienunter nehmen aus Hofheim ist weltweit die Nummer 1 bei Schnellschneidern für die grafische Industrie www.merck.de www.merz.de www.heraeus.de www.smithsdetection.com www.polar-mohr.com Champions im Weltmarkt Wussten Sie, dass in den meisten Flachbildschirmen Flüssigkristalle aus Darmstadt stecken? Oder dass an fast jedem Flughafen der Welt ein Röntgengerät aus Wiesbaden steht? Die Geschichte der „heimlichen“ Weltmarktführer aus der Region von Christian sälzer 12 13 FRM 01 I 09 > Veritas, Ixetic, Vitronic, Smiths Heimann. Schon zu Hochenergiesystemen, die ganze Lastwagen oder Container mal gehört, die Namen? Nein? Sie sollten sie sich aber durchleuchten können. merken. Denn dahinter verbergen sich die erstaunlichsten Geschichten aus FrankfurtRheinMain. Nehmen wir Smiths Hei- Ähnliche Erfolgsgeschichten können Ixetic, Veritas und Vi- mann. Walter Heimann, ein Pionier der deutschen Fernseh-Tech- tronic erzählen. Die Bad Homburger Ixetic GmbH ist ein welt- nik, gründet 1946 in Wiesbaden die Heimann GmbH. Als sich in weit führender Hersteller von Hydraulik- und Vakuumpum- den 1970er-Jahren die Flugzeugentführungen mehren, reagiert pen für die Automobilindustrie. Veritas aus Gelnhausen führt Heimann und liefert das erste Röntgengerät zur Kontrolle des den Weltmarkt im Bereich Leitungssysteme für Kraftstoff, Öl Handgepäcks. Später kommen Geräte zur Identifizierung von oder Ladeluft in Fahrzeugen an. Und Vitronic aus Wiesbaden Sprengstoffen und Waffen, Schmuggelwaren und Drogen hinzu. ist der international erfolgreichste Anbieter industrieller Bild- Heute ist das Unternehmen, das seit 2002 zur britischen Smiths verarbeitungssysteme. Das Unternehmen hat zum Beispiel das Group gehört, Weltmarktführer für Röntgenprüfsysteme. An 85 weltgrößte Paketverteilzentrum, das von UPS in Louisville, Prozent der Flughäfen stehen Geräte aus Wiesbaden. Und nicht USA, mit Systemen zur Paketlesung, Volumenvermessung und nur hier. Überall, wo Verbotenes über Grenzen oder in sensi- mit Wiegestationen ausgerüstet und auch die stationären Kon- ble Bereiche transportiert werden könnte, sind Produkte von trolleinrichtungen für die deutsche LKW-Maut geliefert. Denkt Smiths Heimann im Einsatz – an Grenzstationen und Häfen, an man an erfolgreiche Unternehmen aus der Region, kommt man Eingängen von Ministerien und Botschaften. Die Palette reicht schnell auf Deutsche Bank, Deutsche Börse oder Fraport. Dem von Scannern, mit denen Postsendungen überprüft werden, bis ein oder anderen fallen noch Braun (Rasierer) oder Jack Wolf- // Wirtschaft Champions im WELTMARKT Jack Wolfskin, Braun und Glasbau Hahn sind in der Region FrankfurtRheinMain zu Hause, genau wie die Deutsche Bank, die Deutsche Börse oder Fraport. Diese Namen kennen viele in der ganzen Welt … 6 7 8 9 10 11 4 9 °4 8 ‘ 5 4 . 8 8 “ N 08°38‘08.33“E 50°12‘51.89“N 08°37 ‘16.7 3“E 5 0 ° 0 8 ‘ 0 7. 3 2 “ N 0 8 ° 3 5‘ 5 4 . 8 2 “ E 4 9 ° 5 2 ‘ 5 7. 1 9 “ N 0 8 ° 3 8 ‘ 2 9. 2 2 “ E 5 0 ° 0 0 ' 5 1 . 7 7 " N 0 8 ° 14 '39. 2 9"E 5 0 °0 6 ' 2 9 . 1 7 " N 0 8 °47 ' 3 0 . 8 4 " E Das Darmstädter IT-Unternehmen ist der größte unabhängige Anbieter von Infrastruktursoftware für Geschäftsprozesse weltweit Das Bad Homburger Unternehmen mit Niederlassungen in den USA und Japan ist Weltspitze bei Hydraulik- und Vakuumpumpen für die Automobilindustrie Die Frankfurter Division Chassis & Safety des deutschen Reifenherstellers dominiert den Weltmarkt für hydraulische Brems systeme Das Darmstädter Unter nehmen ist einer der Weltmarktführer für Produkte aus den Bereichen Wägen, Dosieren, Sieben und Automatisieren Der Mainzer Glasspezialist ist international Spitze mit Receivern für solarthermische Kraftwerke Das Offenbacher Unternehmen ist führender globaler Zulieferer von Kraftübertragungs elementen für die Automobilindustrie www.softwareag.com www.ixetic.com www.conti-online.com www.schenckprocess.com www.schott.com www.gkndriveline.com . . . es gibt aber auch noch etwa zwei Dutzend Weltmarktführer in der Region, die nur Branchenkennern bekannt sind skin (Outdoor-Kleidung) ein. Aber Ixetic und wie sie alle heißen? gelungen, was keinem Pharmariesen bis heute geglückt ist: Nein, diese Unternehmen kennen allenfalls Spezialisten, weil sie ein Medikament zu entwickeln, das Symptome von Alzheimer sich in Nischen bewegen. Das aber sehr erfolgreich. „Hidden lindert. Memantine heißt der Wirkstoff. Dank ihm gewinnen Champions“, heimliche Gewinner, heißt der Fachbegriff. Etwa Alzheimer-Patienten Fähigkeiten zurück, die verloren schienen zwei Dutzend dieser „Hidden Champions“ gibt es in Frankfurt- – etwa sich selbständig waschen oder anziehen zu können. Das RheinMain. Sie sind relativ klein, stark spezialisiert, hoch inno- Medikament ist ein Renner. Auf dem US-Markt wird es dieses vativ, mehr oder weniger unbekannt, aber weltweit führend in Jahr erstmals die Umsatzhürde von einer Milliarde Dollar neh- ihrem Bereich. men. Merz steht glänzend da. Wachsende Mitarbeiterzahlen, Und sie sind bescheiden. Es dürfte nicht viele Weltmarktführer winn, um in die Zukunft zu investieren“, ergänzt Zügel. Merz geben, deren Firmenzentrale sich ein Gebäude mit einem Dis- Pharmaceuticals hat die Zahl seiner Forscher seit 2004 verdrei- stetig neue Märkte, rasant steigende Umsätze. „Und mehr Ge- 14 15 FRM 01 I 09 counter teilt. Merz ist so ein Fall. Seit genau 100 Jahren hat das facht. Hatte der Memantine-Coup Methode – oder war es auch Pharma-Unternehmen seinen Sitz mitten in Frankfurt. „Wir Glück? Zügel schüttelt den Kopf. „Man kann Erfolg nicht er- leben nicht von Gebäuden“, sagt Dr. Martin Zügel. Das Unter- zwingen, aber man kann festlegen, wo man ihn haben will.“ Der nehmen verweigert sich vielem, was andere glauben, tun zu nächste Verkaufsschlager könnte ein Wirkstoff gegen Tinnitus müssen. Und es macht, worauf andere noch nicht gekommen sein. Er befindet sich bereits im klinischen Test. So weit ist sonst sind. So ist dem mittelständischen Unternehmen 2002 etwas niemand auf der Welt. // Wirtschaft Champions 40 000 000 000 000 000 000 000 im WELTMARKT – also 40 Trilliarden – Flüssigkristall-Moleküle von der Firma Merck stecken in einem LCD-Bildschirm mit einer Bilddiagonale von 2,75 Metern. 12 km/h kann ein Auto fahren – noch immer scannt das Erfassungssystem von Vitronic zuverlässig sein Kennzeichen. 13 14 15 5 0°1 2 ‘59. 82 “N 0 8 °37 ‘2 2. 14“E 5 0 ° 1 1‘4 9 . 2 6“ N 0 9° 1 0 ‘ 5 0 . 7 1“ E 49°52‘36.08“N 0 8 ° 3 8 ‘ 2 3 . 7 6“ E 5 0 ° 0 3‘ 5 4 . 3 5“ N 0 8 ° 1 5 ‘ 2 2 . 2 9 “ E Fresenius Medical Care (FMC) in Bad Homburg ist der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit chronischem Nierenversagen Das Unternehmen aus Gelnhausen beliefert alle namhaften Automobilhersteller mit Leitungssystemen für Kraftstoff, Öl und Ladeluft Das Darmstädter Unter nehmen führt eine Reihe von Produkten, zum Beispiel in der Futtermittelanalytik, die weltweit einzigartig sind Das Wiesbadener Unter nehmen ist weltweit führend in der industriellen Bildverarbeitung – zum Beispiel mit Handkameras zur Identifikation von Schriften und Codes www.fmc-ag.de www.veritas-ag.de www.r-biopharm.com www.vitronic.com Passagiere kann der Flughafenbus COBUS 3000 der Firma Contrac befördern. In einen normalen Stadtbus passen 50. Grad Celsius halten die Sensoren von Heraeus aus, mit denen die Temperatur beim Schmelzen von Stahl gemessen wird. Die heimlichen Champions haben ihre Stärken in den Branchen Automobil, Maschinenbau, Chemie und Pharma Dialyse-Patienten werden weltweit von Fresenius Medical Care betreut. Um 33 Meter verkürzt sich der Bremsweg eines Autos mit Tempo 100 km/h, wenn es mit einem Brems assistenzsystem von Continental ausgestattet ist. Ortswechsel. Im Süden der Region sitzt Merck. Das Pharma- kurz LCDs, am Werk. Und bei den meisten stammen die High- und Chemieunternehmen ist tief in Darmstadt verwurzelt – als tech-Moleküle aus Darmstadt. Dr. Werner Becker, Abteilungs- wichtigster Arbeitgeber, wirtschaftlicher Leuchtturm sowie leiter Technologie in der Liquid-Crystals-Sparte bei Merck: „Mit Förderer von Bildungs-, Kultur- und sozialen Einrichtungen. mehr als 50 Prozent Anteil sind wir weltweit Marktführer bei Das älteste phamazeutisch-chemische Unternehmen der Welt den Flüssigkristallen, bei den TV-Anwendungen ist unser Anteil ist heute noch zu 70 Prozent im Besitz der Familie Merck. Doch noch deutlich höher.“ nur Branchenkenner wissen, was der Global Player mit seinen Meter kann ein Lastwagen hoch sein und noch immer passt er durch das mobile Millimeter Fertigungsgenauigkeit – so lautet der Qualitäts Röntgenprüfsystem HCV CAB 2000 M anspruch der Firma Ixetic, die Pumpen für die Automobil der Firma Smiths Heiman. industrie liefert. 16 17 FRM 01 I 09 rund 33 000 Mitarbeitern in 60 Ländern produziert: Arzneien Die Gründe für den Erfolg: hohe Innovationskraft, eine kluge Pa- und Gesundheitspräparate – vom Klassiker Nasivin bis zu Vita- tentierungsstrategie, eine starke Kundenorientierung, eine stän- min- und Mineraltabletten –, aber auch Medikamente für kom- dige Optimierung der Synthetisierungsprozesse, eine zielgerich- plexe Krankheiten wie Krebs oder Multiple Sklerose. Führend in tete Internationalisierung – und die stetige Weiterentwicklung. der Welt ist Merck aber vor allem mit einer Technologie im Be- So entsteht nur wenige Meter neben der LC-Produktionsanlage in reich Spezialchemikalien, mit den sogenannten Flüssigkristal- Darmstadt gerade ein neues LC-Forschungs- und Entwicklungs- len. Ob Fernseher, Handy, PC oder Fahrkartenautomat — überall zentrum. „Die LC-Technologie ist noch lange nicht ausgereizt. Die sind Flüssigkristalle in den modernen Liquid-Crystals-Displays, neueste Spitzentechnologie heißt PS-VA“, sagt Dr. Werner Becker. // Wirtschaft Champions im WELTMARKT BAD HOMBURG HOFHEIM FRANKFURT HANAU WIESBADEN GELNHAUSEN MAINZ offenbach DARMSTADT Bescheiden, aber innovativ: Die Weltmarktführer aus FrankfurtRheinMain gehen ihren eigenen Weg Die exzellenten Verkehrsverbindungen und die perfekte Infrastruktur fördern den Einstieg ins internationale Geschäft 18 19 FRM 01 I 09 Last Exit: Hanau. In einem Show-Room auf dem Firmengelände immer der Kunde will, das Familienunternehmen mit fünf der Heraeus Holding ist zu sehen, was das Unternehmen kann. Konzernbereichen, über 100 Standorten weltweit und 4700 Pa- Sensoren, die bei 1750 Grad Celsius die chemische Zusammen- tenten entwickelt maßgeschneiderte Produkte und ist sogar in setzung von Stahl analysieren; ein mannshoher Zylinder aus mehreren Bereichen Weltmarktführer. So sitzen Edelmetall- synthetischem Quarzglas, aus dem Glasfaserkabel werden; kügelchen mit Ruthenium-Osmium-L egierungen aus Hanau Elektroden für Herzschrittmacher, deren Beschichtung ei- an der Spitze von 93 Prozent aller Tintenfedern. „Wir sind in nen Tausendstelmillimeter dünn ist; fein gewebte Platinnetze, vielen Nischen aktiv – mit dem Anspruch, in jeder zu den Top Zahnimplantate, UV- und Infrarotstrahler, Spezialfarben Drei zu gehören“, sagt Jörg Wetterau, Technologiekommuni- und haarfeine Golddrähte – auf den ersten Blick ist schwer kator des Unternehmens. Dabei ist Heraeus der wohl Unsicht- zu erkennen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. barste aller „Hidden Champions“ aus FrankfurtRheinMain. Letztlich aber geht es bei Heraeus immer darum, Materialien, Denn das Unternehmen liefert keine Endprodukte, sondern vor allem Edelmetalle, so zu bearbeiten, dass sich ihre Eigen- produziert Komponenten zur Weiterverarbeitung. Wetterau: schaften in die gewünschte Richtung verändern. Platin soll „Es dürfte heute kein Auto auf der Welt geben, in dem nicht robuster, Glas weniger spröde, Licht intensiver werden. Was mindestens ein Teil von Heraeus steckt.“ \\ // Wissenschaft DAs HOUSE OF FINANCE Auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt steht das House of Finance – die neue Denk- fabrik der internationalen Finanzwelt von Martin Orth und michael Hudler (FOTOs) GEODATEN 1 50°07 '30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E F 1 Gute Aussichten: Für die Studentinnen und Studenten auf der Sonnenterrasse sind die zukünftigen Arbeitgeber nicht mehr weit 20 21 FRM 01 I 09 // Wissenschaft Interdisziplinäres Arbeiten Dr. Raphaela Henze und Class President Jaime Caringal beschäftigen sich mit Recht und Finanzen 22 23 FRM 01 I 09 Internationale Zusammenarbeit Die Chinesin Jingjing Chai unterstützt Professor Raimond Maurer bei seinen Forschungen // Wissenschaft Optimale Arbeitsbedigungen: Die Hörsäle sind mit Hightech ausgerüstet, Gruppen arbeitsplätze mit großen Flachbildschirmen > Manchmal zwickt er sich, wenn er morgens ins Büro kommt. Ist das alles wirklich? Oder ist das nur ein Traum, fragt sich Wolfgang König dann. Der Professor für Betriebs- wirtschaftslehre blickt vom vierten Stock auf den neuen Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt. Er sieht den wohl schönsten und modernsten Innenstadtcampus Europas. Das großzügige Areal liegt im Frankfurter Westend direkt neben dem Grüneburgpark mit Blick auf die Skyline. Landmarke und architektonisches Leitmotiv ist der monumentale Poelzig-Bau, einst Sitz des IGFarben-Konzerns. Sein Stil setzt den Maßstab für die neuen Gebäude. Vom Casino bis zum Hörsaalzentrum sind alle Bauten in einer einheitlichen Gesteinsfassade gehalten und bilden so ein Ensemble, das fast an das Getty Center auf den Hügeln über Los Angeles erinnert. Der weitsichtige Universitätspräsident Werner Meißner hatte in den frühen 90er Jahren Interesse bekundet, als es um eine neue Verwendung des Areals ging. Die amerikanischen Streitkräfte hatten das Gelände nach dem Krieg als Europa-Zentrale genutzt. Nach der Wiedervereinigung kündigten sie ihren Rückzug an. Inzwischen ist die erste Ausbaustufe beendet. Sieben von 16 Fachbereichen sind bereits von Bockenheim auf den neuen Campus umgezogen. Im Jahr 2014, zum 100. Geburtstag der Universität, soll der Campus für dann 25 000 Studenten vollendet sein. Das Büro von Professor König liegt im House of Finance. Der markante Solitär auf dem neuen Campus ist nicht nur baulich einzigartig, sondern auch programmatisch. Erstmals wurden 2008 unter einem Dach die finanzbezogenen Lehrstühle der Fachgebiete BWL, VWL und Jura sowie – über ein Verbindungsbüro – Mathematik/Informatik zusammengeführt. „Das ist in dieser Kombination weltweit einmalig“, sagt Wolfgang König, seit 2008 auch geschäftsführender Direktor des House of Finance. „Wir messen uns mit Institutionen wie der Wharton School der University of Pennsylvania, der Stern School der New York University oder der Financial Markets Group der London School of Economics.“ Interdisziplinarität wird großgeschrieben. Das House of Finance will die finanzbezogene Forschung und Spitzenausbildung bündeln. „Die Voraussetzungen sind bestens“, sagt Wolfgang König, „denn an keinem anderen Ort in Deutschland vereint sich so viel Sachverstand zum Thema Finanzen wie in Frankfurt.“ Neben einer intensiven Einbindung in die klassischen Ausbildungsgänge der beiden Fachbereiche Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft – zum Beispiel Bachelor- und Masterprogramme – bieten die Einheiten des House of Finance spezielle Doktorandenprogramme sowie Postgraduierten-Ausbildungsgänge, in denen 350 Studierende eingeschrieben sind. Dabei wähnen sich die Studierenden auf dem Campus einer privaten US-Universität – nicht nur wegen der Ausstattung mit Ledersesseln, Marmor und riesigen LCD-Bildschirmen für die Gruppenarbeit. Zu den Förderern zählt die Crème de la Crème der internationalen Finanzwirtschaft. In den Gremien sitzt das Who’s who des deutschen Finanzwesens von Otmar Issing bis Josef Ackermann. 28 Professoren und 120 wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten derzeit in elf Lehr- und Forschungseinheiten des House of Finance. Tendenz steigend. Weitere Institute befinden sich in Gründung, etwa ein Institut für „Versicherung und Compliance“. Die Wirtschaft hat ein starkes Interesse am House of Finance. Das belegen eindrucksvoll zwei Zahlen: Das House of Finance finanziert sich zu 26 Prozent aus der Grundausstattung des Landes Hessen und zu 74 Prozent aus Drittmitteln. Unter den 28 Lehrstühlen sind zehn Stiftungsprofessuren. 24 25 FRM 01 I 09 Modernes Management Professor Wolfgang König (l.) und Stephan Späthe, einer von zwei Geschäftsführern, leiten das House of Finance // Wissenschaft Arbeitsplatz Universität Auf dem neuen Campus Westend finden Dozenten und Studenten perfekte Bedingungen – auch in den Pausen 26 27 FRM 01 I 09 // Wissenschaft „Die Region FrankfurtRheinMain bräuchte eine USP, eine ,Unique Selling Proposition‘, um die Menschen und Unternehmen an die Region zu binden. Man sollte über eine Sonderwirtschaftszone nachdenken, vergleichbar mit dem Hamburger Freihafen.“ Wolfgang König, Geschäftsführender Direktor des House of Finance Eine von ihnen hat Raimond Maurer, Professor für Investment, Portfolio Management und Alters sicherung am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, inne. Den Lehrstuhl hat der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) auf zehn Jahre gestiftet. Seit vielen Jahren arbeitet Professor Maurer in dem Bereich „Lebenszyklus-Modelle für private Haushalte“. Dabei geht es um die Frage, wie private Haushalte über den gesamten Lebenszyklus sinnvoll investieren und Erspartes ausgeben. Bislang existieren dafür nur Teilmodelle. Die Antworten sind für die Politik ebenso interessant wie für die Produktanbieter. Unterstützt wird Raimond Maurer von der 26-jährigen Chinesin Jingjing Chai. Sie lebt seit sechs Jahren in Deutschland und ist seit Januar 2008 seine wissenschaftliche Mitarbeiterin. Er wurde schon früh durch hervorragende Leistungen auf Jingjing Chai aufmerksam und förderte sie als Studentin durch die Mitarbeit in seinen Forschungsprojekten. Bei ihm schrieb sie auch ihre Diplomarbeit, für die sie im April 2009 mit dem zweiten Platz beim Karriere-Preis der DZ Bank Gruppe ausgezeichnet wurde. Titel der Arbeit: „Analyse von Anspar- und Entnahmestrategien im stochastischen Lebenszyklus-Assetmodell“. Professor Maurer schätzt das kreative Umfeld an dem neuen Haus. „Forschungsprojekte entstehen teilweise im Fahrstuhl“, sagt er. Einen Schwerpunkt auf Lehre, sprich die Ausbildung von Führungskräften aus dem In- und Aus- land, legt das Institute for Law and Finance (ILF). Über tausend Menschen bewerben sich jährlich für den 15 000 Euro teuren Master-Studiengang LL.M. (Finance) in englischer Sprache. Alle Bewerber müssen ein juristisches oder wirtschaftswissenschaftliches Hochschulstudium mit sehr guten Noten nachweisen und perfekt Englisch sprechen. Zum Teil bringen sie schon Berufs erfahrung mit. So wie Jaime Caringal, der 2008 einen der 50 begehrten Plätze und ein Stipendium erhalten hat. Der Student von den Philippinen arbeitete in seiner Heimat bereits für einen Pensionsfonds und will nach dem Abschluss zurück nach Asien – allerdings eher nach Hongkong oder Singapur, denn für seine Qualifikation sei der philippinische Markt zu klein. Raphaela Henze, seit November 2006 Geschäftsführerin der als Public Private Partnership angelegten Stiftung ILF, hört gerne von solchen Absichten. Denn das ILF betreibt aktiv auch die Betreuung der Alumni. Die bislang 280 internationalen Absolventen treffen sich regelmäßig – in Frankfurt, Mailand, London oder in anderen Weltstädten. „Die Alumni können den Studierenden helfen und zum Beispiel Praktika-Plätze besorgen. Sie arbeiten weltweit in Ministerien, Banken, Anwaltskanzleien, Unternehmensberatungen oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften“, sagt die Wissenschaftsmanagerin. Im E-Finance Lab, das gemeinsam von Professor Wolfgang König und Professor Peter Gomber geleitet wird, steht wiederum die Grundlagen- und Anwendungsforschung der Industrialisierung im Finanzdienstleistungswesen im Vordergrund. Mit Blick auf seine Rolle als geschäftsführender Direktor des House of Finance sagt König: „Meine zentrale Aufgabe ist es, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammenzubringen und schrittweise zu einer Einheit zu formen, um Synergieeffekte zu nutzen.“ Erfahrungen damit hat Campus Westend Der modernste Innenstadtcampus Europas versprüht das Flair einer amerikanischen Privat-Universität 28 29 FRM 01 I 09 er als ehemaliger Sprecher eines Sonderforschungsbereiches „Vernetzung als Wettbewerbsfaktor“ bereits gesammelt. Die neue Aufgabe schätzt er aber als ungleich größer ein. „Wir sprechen hier von so einer Art Terrarium, in dem ausprobiert wird, wie die Zusammenarbeit in der Universität der Zukunft und ihre Vernetzung aussehen könnte.“ www.houseoffinance.eu // Interview SCHIRRMACHER ÜBER das potenzial der region Der F.A.Z.-Mitherausgeber im FRM-Gespräch GEODATEN 1 50°07 '30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E Mirko Krizanovic F > Herr Schirrmacher, die Frankfurter Allgemeine bedeutender Verlage und einer der wichtigsten Fi- Zeitung trägt den Namen der Stadt in die Welt. Wel- nanzplätze ist. che Rolle spielt diese „Verortung“ heute noch? Der Name der Zeitung hat sich natürlich von Frankfurt > Ergibt sich aus dem Namen auch eine gewisse Lo- gelöst, trotzdem ist die Verbindung wichtig, weil die yalität gegenüber der Region? Stadt im logistischen und finanziellen Mittelpunkt Die Frankfurter Allgemeine hat die größte gleichmä- des Landes liegt. Ich glaube, dass die Zeitung mit dem ßige Verbreitung in ganz Deutschland und die größte Namen auch die große Tradition der „Frankfurter Auslandsverbreitung. Das unterscheidet sie von ande- Zeitung“ fortsetzt, die für eine liberale, kosmopoli- ren überregionalen Tageszeitungen. Wir haben eine tische Stimme in der Welt stand. Das steckt bis heute starke Loyalität zur Region, zum Flughafen, zur Ban- 30 31 FRM 01 I 09 mit in dem Titel. Uns stört die Assoziation mit der Stadt kenwelt – in dem Sinn, dass sie wichtige Elemente des auch überhaupt nicht, denn es lässt sich nicht bestrei- Landes sind. Auch das Symbolische spielt eine Rolle: ten, dass Frankfurt die Stadt der Buchmesse, die Stadt Frankfurt als Ort der Paulskirche, als frühere freie // Interview Mirko Krizanovic Der Vordenker Reichsstadt, in der der Begriff der Unabhängigkeit sehr Berlin kann man erkennen, wie dramatisch es ist, wenn Verrücktheit, Frankfurt für Finanzmarkt und Flugha- gelingen, Menschen am Abend und am Wochenende zu groß geschrieben wird. Wir müssen unsere Loyalität eine Stadt nicht durch Wirtschaft geerdet wird. All die fen, Hamburg für Medien, Köln für multikulturelle Ge- halten. Das ist nicht so leicht. Deswegen sollte man sich aber – und das versuchen wir zum Beispiel durch unser Künstler, die in den 90er-Jahren nach Berlin-Mitte ka- sellschaft und München für klassische, bürgerliche Kul- auf die Region besinnen und besser kooperieren. großes Korrespondentennetz – allen wichtigen Regi- men, sind jetzt auch zehn Jahre älter. Und es wirkt schon tur. Diese Arbeitsteilung nutzt im Augenblick München onen zuwenden. ein bisschen komisch, wenn Leute noch mit weit über stark für sich. Ich wäre froh, wenn das Rhein-Main-Ge- > Wie nehmen Ihre Gesprächspartner im Ausland die 40 so tun, als seien sie die jungen Avantgardisten. Ich biet da lernen würde, denn wir haben ein stabiles, Region wahr? > Sie sind in Wiesbaden geboren und aufgewachsen. verstehe die Faszination von Berlin sehr gut, aber als starkes Bürgertum. Wie eng ist Ihr Bezug zur Region FrankfurtRhein- Modell für ganz Deutschland taugt die Stadt nicht. Na- Main? türlich ist die Standortfrage aber für bestimmte Berufe > Was sollte die Region sonst noch besser machen? polen der Welt, ähnlich wie Chicago. Das war allerdings Wiesbaden ist für mich eine der schönsten Städte in entscheidend. Wenn Sie wissen wollen, was in der Kul- Woran fehlt es? vor der Krise. Ich merke aber auch, dass es im Ausland Deutschland. Ich mag auch den Rheingau sehr. In Frank- tur geredet und gedacht wird, ist Berlin schon wichtig. Ein großes Problem ist, dass die Region keine eigene Iden- nicht mehr so viele gibt, die wissen, dass Goethe hier Frankfurt halten die Leute für ein Powerhouse, vergleichbar mit den großen, fleißigen, produktiven Metro- tität hat. Ein Frankfurter glaubt doch gar nicht, dass geboren ist. Das zweite große Thema: Frankfurt und die daure aber, dass sich die Durchdringung der Stadt mit > Heißt das, über kurz oder lang zieht es alle Krea- Wiesbaden zur Region gehört, obwohl es nicht mal so Buchmesse. Sie ist ganz wichtig für die Stadt und die At- all den verschiedenen Menschen, die hier am Tag he- tiven in die Hauptstadt? weit entfernt ist wie Kreuzberg von Reinickendorf. Man traktivität der Region. Die Buchmesse schafft einen reinströmen, abends oder am Wochenende nicht hält. In Nein, meine Prognose ist ganz anders. Ich glaube, dass fühlt sich nicht zusammengehörig. Ein Beispiel: Wir ha- symbolischen Mehrwert, den man durch Imagekampa- Berlin käme niemand auf die Idee, am Abend nach Bran- die Rolle einer Region wie der unsrigen in der Zukunft ben Staatstheater in Wiesbaden und Darmstadt und das gnen gar nicht erreichen kann. Es genügt, dass jedes denburg zu fahren. eher wächst, als dass sie schwindet. Auch die Kreativen Schauspiel Frankfurt. Drei Orte mit unglaublichen Res- Jahr alle wichtigen Verleger und Schriftsteller auf der brauchen funktionierende Märkte. Gerade jetzt in der sourcen. Aber wir haben es nie geschafft, sie richtig zu Welt zu irgendjemandem in ihrem Umkreis sagen: > Wie groß ist die Anziehungskraft der Hauptstadt? Finanzkrise sieht man das. Man sieht, welche Galerien bündeln. Es gibt viel Kreativität in der Region, viele The- „Nein, da hab ich keine Zeit, da bin ich in Frankfurt.“ Können die anderen Städte daneben noch beste- in Berlin zumachen und zurückgehen nach Düsseldorf. men, aus denen man mehr machen könnte: Dabei sollte hen? Die demographische Entwicklung Deutschlands wird man nicht auf Geschichte setzen – da wird Berlin immer > Wie wird die Finanzkrise Frankfurt und die Region Auf jeden Fall. Ich bin ein großer Fan von Berlin in dem allgemein zu einer Landflucht führen, fast wie im Mit- im Vorteil sein –, sondern auf die Moderne, auf die Avant- verändern, das alte Gefüge von Geist und Geld? Sinne, dass es ein Laboratorium ist, dass sich dort Ge- telalter: Der Mensch zieht zurück in die festen Stadt- garde, das Experimentelle. Frankfurt und das Rhein- Ich glaube, die Krise wird so massiv, dass wir einen ge- schichte manifestiert. Nur: Berlin ist auch ein Biotop, mauern. Die Zukunft gehört den Städten. Das wird sich Main-Gebiet haben zudem einen unglaublichen Reich- sellschaftlichen Wandel bekommen, nicht nur einen gerade in Mitte, Prenzlauer Berg, Charlottenburg. In nicht auf Berlin konzentrieren. Ich denke, wir bekom- tum an Internationalität. Was Frankfurt in meinen Augen ökonomischen. Im Augenblick ist es ganz schwer zu sa- men einige wenige Großregionen – Mün- aber konkret fehlt, ist die Mitte. Natürlich gab es die Zer- gen, ob die Veränderungen von außen oder von innen chen, furt kann man sehr gut und effizient arbeiten. Ich be- Die demographische Entwicklung wird zu einer Landflucht führen, fast wie im Mittelalter: Der Mensch zieht zurück in die festen Stadtmauern, die Zukunft gehört den Städten. Ich denke, wir bekommen einige wenige Großregionen – Berlin, München, das Rhein-Main-Gebiet, Köln und Hamburg 32 33 Dr. Frank Schirrmacher, 1959 in Wiesbaden geboren, ist einer der einflussreichsten Publizisten Deutschlands. In nur zehn Jahren brachte er es vom Hospitanten zum Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, verantwortlich für das Feuilleton. Er hat ein feines Gespür für die Themen der Zeit – von Biotechnologie bis zur demographischen Entwicklung – und stößt immer wieder weitreichende Diskurse an. Kürzlich wurde er mit dem Börne-Preis ausgezeichnet FRM 01 I 09 Köln, störungen durch den Krieg, aber es ist auch eine Frage des kommen. Ich glaube aber, dass Frankfurt auch die Chan- Hamburg. Dass sich alles auf den nicht Städtebaus und der Art, wie man Städte benutzt. Ich weiß ce hat, der Ort der Regeneration des Finanzsystems zu sich selbst finanzierenden Wasserkopf nicht, ob die Zeil das ist, was man sich als Mitte einer werden, und sich an die Spitze einer solchen Entwick- Berlin konzentriert, halte ich für ausge- Stadt vorstellt. Ich freue mich, wenn das Technische Rat- lung des Umdenkens setzen könnte. Es ist auch möglich, schlossen. Nur: Zurzeit gibt es eine Ar- haus verschwindet, vielleicht entsteht da die Mitte, die dass die Stadt sich überlegen muss, ob sie neben dem beitsteilung zwischen den Städten, die wir suchen. Frankfurt müsste rauskommen aus dieser Flughafen und den Banken nicht noch andere Säulen wir nicht einfach so hinnehmen sollten: sonderbaren Zeitlosigkeit, dieser Raumschiffhaftigkeit. braucht. Das wird ihr nicht schaden. Berlin ist die Planstelle für Kreativität und Das Hauptproblem aber ist: Der Stadt müsste es verstärkt Das Gespräch führte Janet Schayan. das Rhein-Main-Gebiet, \\ // FRM News NEWS Taunus ist top Bildagentur Huber ranking: Zwei kreise in der Spitzengruppe 01 Landkreis München 02 Landkreis Starnberg 03 Landkreis Hochtaunuskreis 04 Landkreis Ebersberg 05 Landkreis Main-Taunus-Kreis 06 Kreisfreie Stadt München 07 Kreisfreie Stadt Erlangen 08 Landkreis ErlangenHöchstadt 09 Landkreis Dachau 10 Landkreis Freising Der Hochtaunuskreis und der Main-Taunus-Kreis zählen beim Wirtschafts- und Wohlstandsniveau zu den Top 5 von 409 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt das Regionalranking 2009, mit dem die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) im April einen umfassenden Regionalvergleich vorgelegt hat. Die Bronzemedaille geht an den Hochtaunuskreis, der zusammen mit den Landkreisen München und Starnberg das Ranking anführt. Der Hochtaunuskreis punktet vor allem mit der höchsten Kauf- und Steuerkraft deutschlandweit. Schwächen macht die Studie bei den öffentlichen Finanzen aus. Auf Platz 5 und damit ebenfalls in der Spitzengruppe liegt der Main-Taunus-Kreis. Ihm attestiert die Studie hohen Wohlstand und kaum Schwächen – außer bei der öffentlichen Verschuldung. Für das aktuelle INSM-Ranking wurden insgesamt 39 ökonomische und strukturelle Indikatoren wie Kaufkraft, Bruttoinlandsprodukt und Ausbildungsplatzdichte Ruether/Deepol ausgewertet. www.insm-regionalranking.de Hohes Niveau und gute Wirtschaft Das Schloss in Bad Homburg (oben), Urige Gastronomie in Hochheim Frankfurt hat Weltniveau Langrock/Zenit/laif Studie: Hohe Lebensqualität Business und Lebensqualität Die Skyline spiegelt sich im Main 01 Toronto 02 Paris 03 London 04 Frankfurt 05Berlin 06 München 07 Tokio 08New York 09 Los Angeles 10 Zürich Frankfurt ist nicht nur ein führendes Finanzzentrum, auch bei Städten mit hoher Lebensqualität ist die Mainmetropole international konkurrenzfähig. Das zeigt der „Wealth Report 2009“ des Immobilienkonzerns Knight Frank und der Citi Private Bank, in dem Frankfurt bei den Städten mit dem höchsten Lebensstandard den vierten Platz belegt – gleich hinter den anderen Weltstädten Paris und London sowie dem Spitzenreiter Toronto und sogar vor den Metropolen New York und Tokio. Im internationalen Vergleich der 40 wichtigsten Städte liegt Frankfurt vor Berlin und München, die die Studie auf den Plätzen 5 und 6 auflistet. Nimmt man weitere Kriterien wie wirtschaftliche Aktivität, politische Macht sowie Wissen und Einfluss hinzu, schneidet Frankfurt ebenfalls beachtlich ab: Platz 15 und damit knapp nach Berlin (13.) zweitbeste deutsche Stadt. 34 35 FRM 01 I 09 www.knightfrank.co.uk Für die After-Work-Logistik! Mit vielen Empfehlungen und Infos // DIGITALE KNOTEN Netzwerke FRM Vernetzt die Welt Web, Wetter, Weltall: Im internationalen Datenverkehr der digitalen Welt ist Frankfurt RheinMain die Schnittstelle von oliver sefrin > Internetverbindungen, Flugverkehrsüberwachung, 1 2 3 Satelliten- kontrolle, Koordination des Bahnverkehrs, Börsenhandel oder Wetterprognosen: FrankfurtRheinMain ist ein zentraler Daten-Hub. Hier laufen unterschiedlichste Datenströme aus Deutschland und der ganzen Welt zusammen, werden wichtige Informationen gebündelt und wieder verteilt – rund um den Globus. Die INTERNET DE-cix RUNDFUNK WETTER erdfunkstelle usingen SX-9 Datenmenge, die durch Glasfaserkabel fließt, Zentrale : FRANKFURT Zentrale : Usingen Zentrale : Offenbach von Hochleistungscomputern errechnet oder BRANCHE : INTERNET BRANCHE : Kommunikation BRANCHE : Meteorologie zu Satelliten übertragen wird, ist gigantisch. INTerNET : www.de-cix.net INTerNET : www.media-broadcast.COM INTerNET : www.dwd.de Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Internet- Gegründet : 1995 Zentrale : Usingen Gegründet : 1952 (2009) knoten DE-CIX (German Commercial Internet Betreiber : DE-CIX Management GmbH Betreiber : Media Broadcast Betreiber : Deutscher WetteRDIENST Exchange), eine Plattform für den Datenaustausch von Providern aus verschiedenen Ländern. Die Region punktet mit ihrer zentralen Lage in Westeuropa und macht Frankfurt zum führenden globalen Manager digitaler Daten verschiedener Wirtschaftsbranchen. Über den 830 000 40 000 DVDS tägliche Datenmenge des de-cix internet-knotens DE-CIX geht täglich ein Datenvolumen, das dem Kilometer ungefähre Entfernung zwischen der Funkstelle und den Satelliten 109 BILLIONEn Rechenschritte pro Sekunde Leistung des SX-9 Rechners entspricht, was mehr als 830000 DVDs speigemessen am Datenverkehr – zusammen mit Amsterdam ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den \\ >>> Usingen ist die größte Erdfunkstelle Europas >>> sie ist für Deutschland der Übergangsknoten vom bundesweiten Glasfasernetz zu Satellitennetzen >>> sie stellt Verbindungen via Satellit in alle Welt her >>> sie ist Drehscheibe für den kontinentalen Austausch von TV- und Radiosignalen, sendet TV-Programme zu Satelliten zum Verteilen an Haushalte etwa, in Europa und Nahost >>> von Usingen gehen Signale für Handy-TV, Internet-TV und digitale Filme für Kinos aus, es werden aber auch Wetterdaten übertragen >>> die Anlage besteht aus fast 100 Satellitenantennen, die größten davon haben einen Durchmesser von 20 Metern und können sogar Australien erreichen >>> Media Broadcast bedient mit der Anlage 805 nationale und 110 internationale Kunden und beschäftigt am Standort Usingen 100 Mitarbeiter. picture-alliance/dpa Titel der Internethauptstadt der Welt. >>> wichtigster Internetknoten Europas, zweitgrößter weltweit >>> wichtigster Knotenpunkt Richtung Osteuropa und Asien >>> dynamische Plattform für den Austausch des Datenverkehrs verschiedener Provider >>> Schnittstelle für mehr als 300 Netze in 40 Ländern >>> Netz, das mehr als 50 Millionen Endkunden verbindet >>> bis zu 100 Gigabyte pro Sekunde gehen durch die gelben Glasfaserkabel >>> aktueller Datenverkehr liegt bei 3900 Terabyte – umgerechnet rund 830000 DVDs >>> prominente Kundenliste mit internationalen Branchengrößen wie Google und Yahoo, BBC Internet Services, Qatar-Telecom, China Telecom oder Telecom Malaysia >>> anhaltend großes Wachstumspotenzial, langfristig sind bis zu 1000 Kunden möglich. 36 37 FRM 01 I 09 >>> der SX-9 des DWD ist der derzeit schnellste Vektorrechner der Welt >>> der im März 2009 in Betrieb genommene Rechner ist 45 Mal schneller als das alte System >>> sein Datenbankserver verwaltet meteorologische Daten, die auf 35 000 DVDs passen >>> die zwei Vektorrechner verfügen über mehr als 7000 Gigabyte Hauptspeicher >>> um die gleiche Leistung zu erreichen, bräuchte ein herkömmlicher PC rund 10 000 Prozessoren >>> der SX-9 errechnet statt nur einer Wettervorhersage viele parallele Vorhersagen >>> mit dem SX-9 kann der DWD Gewitter, starken Regen, Hagel oder heftige Windböen besser vorhersagen >>> der DWD macht jedes Jahr 90 000 Vorhersagen, gibt 20 000 Wetter- und Unwetterwarnungen heraus und stellt rund 200 Millionen Klimadaten für Forschung und Lehre bereit. picture-alliance/dpa chern können. Damit liefert sich Frankfurt – // Netzwerke Börse, Raumfahrt, Flugsicherung: FrankfurtRheinMain nutzen ganz verschiedene Branchen als Daten-Hub 5 FLUGVERKEHR deutsche flugsicherung GEODATEN BRANCHE : Luftfahrt 1 5 0 ° 0 6 ' 4 4 . 9 0 " N 0 8 ° 4 3 ' 0 8 .1 6 " E 4 5 0 °0 6' 5 3 . 6 4 " N 0 8°4 0'4 0 . 8 7 " E INTerNET : www.dfs.de 2 5 0 ° 0 6 ' 0 3 . 7 0 " N 0 8 ° 2 7 ' 5 6 . 4 8 " E 5 4 9 °5 5' 5 3 . 4 6 " N 0 8°4 1 ' 1 0 . 1 1" E Gegründet : 1993 3 5 0 ° 0 2 ' 5 4 . 3 0 " N 0 8 ° 2 1 ' 0 5 . 8 4 " E 6 4 9 ° 5 2 ' 1 5 . 0 0 " N 0 8° 3 7 ' 1 9 . 0 0 " E Zentrale : Langen Betreiber : Deutsche Flugsicherung 3 149 591 2 F1 5 43 6 von der DFS im Jahr 2008 kontrollierte Flüge im deutschen Luftraum >>> die DFS koordiniert täglich bis zu 10000 Flugbewegungen im deutschen Luftraum >>> sie hat 2008 so viele Flüge wie nie zuvor kontrolliert >>> ihre rund 1700 Fluglotsen sorgen mit dafür, dass Flugzeuge sicher starten und landen, auf den festgelegten Routen fliegen und die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände einhalten >>> sie ist in Deutschland an 16 internationalen Flughäfen vertreten. BÖRSE 4 xetra Handelssystem 6 raumfahrt ESOC BRANCHE : Börsenhandel Zentrale : FRANKFURT BRANCHE : RAUMFAHRT INTerNET : deutsche-boerse.de INTerNET : WWW.ESA.INT Gegründet : 1997 Gegründet : 1997 Betreiber : Deutsche Börse Betreiber : ESA (europäische weltraumorganisation) 2,1 Millionen Transaktionen verarbeitet Xetra an handelsintensiven Tagen >>> das von der Deutschen Börse entwickelte Xetra-Handelssystem ist die international führende Plattform für den Börsenhandel >>> die Umsätze betragen rund 10 Milliarden Euro am Tag >>> über Xetra braucht ein Wertpapierauftrag für die Ausführung und Bestätigung im Schnitt nur noch 35 Millisekunden. 38 39 FRM 01 I 09 6500 Zentrale : DARMSTADT Millionen kilometer Strecke, die die vom ESOC überwachte Raumsonde „Rosetta“ im Weltall zurücklegt Woran denken Sie bei Ernst & Young zuerst? Renommierter Wirtschaftsprüfer? Größte Steuerberatungsgesell schaft in Deutschland? Führender Transaktionsberater? Innovativer Risiko und Managementberater? 21 Niederlassungen in Deutsch land? Globales Netzwerk in 140 Länder der Welt? Mehr als 135.000 Kollegen weltweit? Das alles ist richtig, aber längst nicht alles. Lernen Sie uns* von allen Seiten kennen: im Internet unter www.de.ey.com >>> das ESOC ist Europas Tor zum Weltraum >>> das ESOC kontrolliert die Steuerung von Satelitten >>> im ESOC befindet sich die Steuerungszentrale des weltweiten Netzes von Bodenstationen mit Antennen in zahlreichen Ländern >>> das ESOC hat bislang über 50 Satelliten der ESA operationell betreut. * Gemeint sind hiermit die selbstständigen und rechtlich unabhängigen Mitgliedsunternehmen der internationalen Ernst & Young Organisation. In Deutschland ist dies die Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft. // Community seoul AM MAIN Wie die größte koreanische Business-Community in FrankfurtRheinMain lebt und was sie an der Region schätzt > von Martin Orth und michael Hudler (FOTOs) J. P. Choi ist eines der jüngeren Mitglieder der koreanischen Business-Community in Frank- furtRheinMain. Aber der 49-Jährige fühlt sich schon wie zu Hause. „Wenn ein Neuer kommt, wird er innerhalb einer Woche in die Gemeinschaft eingeführt“, sagt der Manager. Über 6000 Koreaner leben in der Region, darunter Ärzte, Anwälte, Friseure und Köche. Sie verfügen über ein enges Netzwerk, treffen sich bei Samstagsschulen, in Religionsgemeinschaften, Vereinen – und natürlich beim Golf. J. P. Choi baut in Eschborn das europäische Headquarter von Nexen Tire, einem stark expandierenden koreanischen Reifenhersteller, auf. „Wir sind in der letzten Dekade um das Fünffache gewachsen und wollen langfristig unter die großen sieben der Welt“, sagt der CEO. FrankfurtRheinMain ist für ihn der ideale Standort, um neue Märkte zwischen Gute Aussichten: Für die Studentinnen und Studenten auf der Sonnenterrasse sind die zukünftigen Arbeitgeber nicht mehr weit London und Wladiwostok zu erschließen. Die Infrastruktur ist perfekt, der Airport das Drehkreuz. Allein drei Direktflüge starten täglich von Frankfurt nach Seoul. Und für einen Automobilzulieferer ist Deutschland ohnehin ein Muss. Fast alle großen koreanischen Konzerne sind in Frankfurt RheinMain mit Deutschland- oder Europa-Zentralen vertreten – von Hyundai und Kia über Samsung bis LG. Hinzu kommen Bankrepräsentanzen, die koreanische Handelskammer für Europa, die nationale Tourismus-Agentur. . . Die Büros konzentrieren sich in Eschborn und im Frankfurter GEODATEN 1 50°07 '30.66"N 0 8 °4 0 ' 0 3 . 5 7 " E F Liebt die deutsche Literatur Jin-Hyun Kwon studiert in Frankfurt Germanistik 40 41 FRM 01 I 09 Schätzt die gute Infrastruktur J. P. Choi, CEO von Nexen Tire, will von FrankfurtRheinMain aus neue Märkte erschließen Schwärmt von Eintracht Frankfurt Dong-Hyun-Hong, Präsident des FC Korea, studiert Sportmanagement // Community Ludger Beerbaum, Meredith Michaels-Beerbaum, Markus Beerbaum, mehrfache Olympiasieger, Weltmeister, Europameister und erfolgreiche Unternehmer. „Das Leben in FrankfurtRheinMain ist sehr angenehm. Meine Familie mag die Nähe zu dem Fluss und zu den Weinbergen.“ J. P. Choi, CEO Nexen Tire European Headquarter Zusammen geht mehr. Mit DZ BANK und Volksbanken Raiffeisenbanken. Setzt auf regionale Spitzenküche Anno Cho, RestaurantChefin, liebt aber auch Grüne Soße Stadtteil Niederrad. Ein Drittel der koreanischen Expats lebt in Frankfurt, die Geschäftsleute bevorzugen die Taunuslagen von Kronberg, Königstein und Bad Homburg. Die erste Generation kam vor gut 30 Jahren nach Deutsch- land. So wie Yun-Hi Lee, 58. Sie arbeitete zunächst als Krankenschwester, ihr Mann als Bergarbeiter. Inzwischen betreibt sie ein florierendes Maklerbüro für neu Ankommende. Ihre Tochter Ji-Hyun, 29, wurde zwar in Korea geboren, wuchs aber in Offenbach auf und begeisterte sich früh für die deutsche Sprache. Heute studiert sie Germanistik an der Goethe-Universität Frankfurt. Die zweite Generation ist in FrankfurtRheinMain längst integriert. Dong-Hyun Hong, genannt „Dee“, 31, ist schon zum zweiten Mal hier. Erst kam er als Vierjähriger mit seiner Familie. Nach der Rückkehr 1987 kehrte er alleine zurück, Das Frankfurter Kimchi oder das Geheimnis der Frankfurter Grünen Soße Koreaner haben Kimchi, ihr Gemüse-Nationalgericht, mit nach FrankfurtRheinMain gebracht. Die Grüne Soße war schon da.Aber nicht immer. Die Spezialität der Region hat Migrationshintergrund: Es kann gut sein, dass es die Römer waren, die das Rezept im Marschgepäck hatten und es selbst im Orient entdeckt hatten. Oder kam sie doch aus Frankreich, die „Sauce verte“? Egal, für die Grüne Soße begeistern sich Alteingesessene und Newcomer und es gibt so viele Rezepte wie Grüne-Soße-Köche. Fest steht, dass sieben Kräuter hineingehören: Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch. Über den Rest wird leidenschaftlich gestritten: Kräuter in den Mixer oder unters Wiegemesser? Saure Sahne und Eigelb, oder geht auch Mayonnaise? Hart gekochte Eier gehören auf jeden Fall dazu, aber kommen sie gleich in die Soße oder isst man sie dazu? Unstrittig ist, dass Pfeffer, Salz und Essig, meist auch Öl mitverrührt werden und dass dazu Kartoffeln schmecken. Verwegene sollen schon mit Basilikum und Dill experimentiert haben. Das kann durchaus eine Soße ergeben, die grün ist. Aber leider keine Grüne Soße. Traditionell werden die Kräuter für die Grüne Soße von Gärtnern im Stadtteil Oberrad angebaut. Hier steht seit 2007 auch das Grüne-Soße-Denkmal. 42 43 FRM 01 I 09 um an der Uni Frankfurt Sportmanagement zu studieren. Vor zwei Jahren gründete er mit Freunden den FC Korea, einen Fußballverein, der in der Kreisliga B spielt. Schon als Kind schwärmte er von Eintracht Frankfurt, dem Verein von Bum-Kun Cha. Anna Cho, 27, wurde gar in Deutschland geboren. Nach einem BWL-Studium in Bad Homburg arbeitet sie nun bei einer Bank. Wenn Sie in Korea sei, sagt Anna, vermisse sie die deutsche Küche – vor allem Brot, Brötchen und Käse. In Deutschland muss sie auf die koreanische Küche nicht Erfolg als Family-Business: Gemeinsam mit den Volksbanken Raiffeisenbanken arbeiten wir höchst erfolgreich im Verbund zusammen. Jeder gibt an seinem Platz sein Bestes und alle gewinnen: unsere Partnerbanken vor Ort, wir und – unsere Kunden. verzichten. Gemeinsam mit ihren Eltern betreibt sie das koreanische Spitzenrestaurant „Kang Nam“. Der Name bezeichnet ein Prominentenviertel in Seoul und bedeutet so viel wie „Südlich des Flusses“. Das passt. Denn das Restaurant liegt südlich des Mains in Niederrad, wo etwa ein Dutzend koreanische Firmen angesiedelt sind. Die koreanische Community geht hier ein und aus - vom Konsul über den Geschäftsmann bis zum Studenten. \\ Zusammen geht mehr. // Spieler global, fans lokal Sport der FuSSball als Wegbereiter einer modernen Gesellschaft > Fußball ist der Tabellenführer der Globalisie- vollständig öffnete, befürchteten viele, dass das unmöglich rung. Er schuf den grenzenlos mobilen Kicker, werde. Doch die Entfremdung blieb aus. Als der 1. FC Köln im der sich unabhängig von Ort, Land, Herkunft, Sprache in ein April 2009 mit elf Ausländern antrat, sagte Trainer Christoph Team fügt. Das Beispiel von Eintracht Frankfurt zeigt den Daum: „Hier gibt es keine Deutschen oder Ausländer, nur Köl- Wandel, den fünfzig Jahre gemacht haben. Das Meisterteam ner.“ Das heißt: Bindung zählt, nicht Herkunft. Kaum noch ein 1959 bestand fast ausschließlich aus Hessen, einziger Aus- Proficlub ist geprägt von Spielern aus der eigenen Stadt oder Re- länder war der Ungar Istvan Sztani. Im Profikader 2009 ste- gion. Dennoch strömen Fans aus diesen Städten und Regionen in hen sechs Hessen und 17 Spieler mit ausländischem Pass. die Stadien, brechen Zuschauerrekorde, um globalisierte Teams Wie bleibt ein Club dabei glaubwürdig für seine Anhänger? im Trikot ihres Clubs zu sehen. Ihnen ist egal, ob der Profi ein Nach dem Bosman-Urteil von 1995, das den Spielermarkt fast echter Frankfurter ist – er muss ein gefühlter Frankfurter sein. von Frank Wiese 2009 MANNSCHAFT Richard KreSS, Horas Dieter Stinka, Gelnhausen Alfred Lutz, Bad Vilbel Alfred Pfaff Frankfurt Rödelheim Hans Weilbächer Hattersheim Eckehard Feigenspan, Nieder-wÖllstadt Dieter Lindner, Frankfurt Hans Eigenbrodt, Frankfurt Hermann Höfer, Frankfurt MANNSCHAFT 1959 Alexander Meier Buchholz Egon Loy Schwabach Istvan SztaNI Ungarn Alexander Krük Remscheid Zlatan Bajramovic Hamburg Benjamin KöhleR Berlin Christoph PreuSS GieSSen Markus Pröll Rheinbach Patrick Ochs Frankfurt/M. Jan Zimmermann OffenbacH Habib Bellaid Frankreich Kreso Ljubicic Hanau Marco Russ Hanau Markus Steinhöfer WeiSSenburg Chris Brasilien Christoph Spycher Schweiz Caio Brasilien Leonard Kweuke Kamerun FRM 01 I 09 Martin Fenin Tschechien Nikola Petkovic Serbien Ümit Korkmaz Österreich Oka Nikolov Erbach Michael Fink Waiblingen 44 45 Globalisierung am Beispiel Eintracht Frankfurt: Faton Toski Kosovo Aleksandar Vasoski Mazedonien In der Meistermannschaft von 1959 stand mit Istvan Sztani nur ein Ausländer. Alle anderen kamen aus der Region. Das Team 09 ist weitgehend globalisiert Nikos Liberopoulos Griechenland Ioannis Amanatidis Griechenland Mehdi Mahdavikia Iran Junichi Inamoto Japan m 50 0k Sport 0k m 551 20 // 10 0 km FANCLUBS DER EINTRACHT Die Verbundenheit eines Spielers mit dem Heimatclub hat als die Gesellschaft multinational geworden ist, spiegelt ein mobi- „Vereinstreue“ eine große, verklärte Tradition: Von Fritz Walter les, multinationales Profiteam die Realität des Fans glaubwür- in Kaiserslautern bis zu Paolo Maldini, der 2009 nach 21 Jahren diger ab, als jede Regionalauswahl es könnte. Die Botschaft: seine Profikarriere beim AC Mailand beendet. Oder die beiden Wo einer ankommt und hineinwächst, ist wichtiger, als wo er Hessen Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein, die 15 Jahre wegging. Gegenwart schlägt Vergangenheit, und nirgendwo ist bei der Eintracht spielten. Aber schon immer gab es auch ganz mehr Gegenwart als im Sport. Stefano und dem Ungarn Puskas etwa, oder Maradona als Halb- Auf den Rängen zeigt sich dabei die schöne Fähigkeit, Menschen gott von Neapel. Am Ball interessiert nicht, ob man den richtigen anderer Herkunft spontan innerlich zu adoptieren. Ein Anthony Pass hat. Nur, ob man den richtigen Pass spielt. Yeboah, ein J. J. Okocha wurden mit afrikanischer Spiellust bleibende Eintracht-Ikonen – und in der kollektiven Wahrnehmung 15 k m 20 km 40 km 60 km 75 km 90 km andere Beispiele: Real Madrids große Zeit mit dem Argentinier di Ein Club wie Eintracht Frankfurt spiegelt die in einem halben echte Frankfurter. So wie es auch Oka Nikolov ist, seit 15 Jahren Jahrhundert veränderte soziale und ökonomische Realität wi- Torwart der Eintracht. Geboren in Erbach, mit mazedonischem der: Deutschland als offenes Land, mit modernisiertem Staats- Pass, ist er der Multikulti-Hesse im Kasten – der Mann, der beide angehörigkeitsrecht und liberaler Einwanderungspolitik – und Seiten des modernen, global-regionalen Fußballs vereinigt. Frankfurt als internationale Stadt wie kaum eine andere in Deutschland. In dem Maße, in dem die Arbeitswelt mobil und www.eintracht.de EFCSPORT Sucuk Silver Lake California (USA) EFC Hakata Washi Nippon Fukuoka-shi (Japan) EFC Adler Hong Kong HongKong (China) „Szintigramm“ der Fußballleidenschaft Im Mittelpunkt der Grafik liegt Frankfurt, die höchste Dichte der Clubs umgibt die Stadt in einem Radius von 15 Kilometern 04 EFC Eintracht Frankfurt Supporters Club 1309 Devonport/Auckland (Neuseeland) FANCLUBS IM AUSLAND Regionale Identifikation am Beispiel Eintracht Frankfurt: Die Fanclubs ballen sich rund um Frankfurt. Selbst in FußballStädten wie Offenbach, Mainz und Wiesbaden sind sie zu finden 46 47 FRM 01 I 09 Einige ganz treue Fans haben sich in den USA, Japan, Hongkong und Neuseeland zusammengeschlossen. Das spiegelt aber längst nicht die Internationalität des Kaders wider // Genuss DIE REGION HÄLT HOF IM RHEINGAU Eine Einladung in das Land des Rieslings Von Oliver Bock (Text) und Markus Hintzen (Fotos) GEODATEN 1 5 0 ° 0 0 ' 0 1 . 4 4"N 0 8 ° 0 0 ' 5 3 . 5 1" E F 1 Johannisberg Auf dem Schloss wurde 1775 die Spätlese entdeckt 48 49 FRM 01 I 09 // Genuss > Es ist eine Laune der Natur – und FrankfurtRheinMain verdankt ihr seinen Ziergar- ten: den Rheingau. 1324 Kilometer fließt der Rhein von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee. Auf ihrem langen Weg von der Schweiz in die Niederlande schlägt die verkehrsreichste Wasserstraße der Welt fast ausschließlich einen nördlichen und nordwestlichen Kurs ein. Auf halbem Weg allerdings, am 50. Breitengrad, nicht weit von der berühmten Bischofsstadt Mainz und ihrem mächtigen Dom entfernt, stellt sich dem zum Meer drängenden Strom das Taunusgebirge mit Gewalt entgegen und zwingt ihn kraft der Härte seines Gesteins zur radikalen Richtungsänderung. Rund 35 Kilometer weicht der Rheinstrom den geologischen Widerständen in südwestlicher Richtung aus, ehe er hinter Rüdesheim endlich in seine bevorzugte Fließrichtung zurückfindet und durch das im Jahr 2002 zum Unesco-Welterbe erhobene Obere Mittelrheintal gen Koblenz zustrebt. Jene 35 Kilometer aber sind es, denen die Weinwelt eines der bedeutendsten Weißweinanbaugebiete der Welt verdankt, den Rheingau. Über Jahrtausende hat der Rhein hier ein Tal mit Hängen in südlicher und südwestlicher Ex- position geformt, die dem Weinbau außergewöhnlich gute Bedingungen geschaffen haben. Es ist die Grundlage einer nationalen Sonderstellung, obwohl der 3100 Hektar große Rheingau, der von Lorch und Lorchhausen im Westen bis nach Hochheim und Wicker im Osten reicht, nur drei Prozent der deutschen Rebfläche ausmacht. Doch seine Bedeutung lässt sich nicht mit Zahlen erfassen. Es ist die außergewöhnliche, ja einzigartige Kombination aus der reizvollen, natürlichen Landschaft eines Flusstals und dem, was Menschenhände über Jahrhunderte geformt und hinterlassen haben, die eine Faszination ohnegleichen ausübt. Ein Tal mit einer langen, aufregenden Geschichte - und mit vielen spannenden Geschichten, die hier zu erzählen wären. Beispielsweise warum im Jahr 1775 die Spätlese auf Schloss Johannisberg entdeckt wurde? Warum der Millennium-Mann Johannes Gutenberg in der kurfürstlichen Burg von Eltville die einzige Ehrung seines Lebens erhielt? Warum in den Hochheimer Weinbergen ein Denkmal für Königin Victoria steht, und warum Schloss Johannisberg noch heute den Zehnten an die Habsburger abführt? Warum Kaiser Karl der Große der Erfinder der Rheingauer Straußwirtschaften ist, und in welcher Schänke Goethe seinen Lieblingswein fand? Wer den Rheingau heute erkundet, stößt an jeder Ecke auf Historie. Und auf Wein. Es ist wenig überraschend, dass die weinkundigen Römer die Reben an den Rhein brachten und die für den Weinbau günstige Lage des Rheintals erkannten. Die Mönche und Nonnen eines Dutzends Rheingauer Klöster forcierten schon seit dem 12. Jahrhundert den gewinnbringenden Weinbau. Das 1136 gegründete Zisterzienserkloster Eberbach, heute ein Kulturdenkmal von europäischem Rang, dessen jahrzehntelange Sanierung gerade auf die Zielgerade einbiegt, prosperierte durch Weinbau und Weinhandel zu einem mittelalterlichen Wirtschaftskonzern. Die fast dreitausend Meter lange Mauer, die ihren 34 Hektar großen Lieblingsweinberg umgibt, verleiht dem „Steinberg“ bis heute eine Sonderstellung im Rheingau, ja in Europa, und macht ihn allenfalls vergleichbar mit dem französischen „Clos de Vougeot“ an der Côte d’Or im Burgund. Der Johannisberg wiederum ist der älteste Rieslingweinberg der Welt und ein Monument des europäischen Weinbaus. 10 Höhepunkte des Rheingaus Das muss man gesehen haben 01Schloss Johannisberg in Johannisberg Wahrzeichen des Rheingaus mit Fernblick; zugleich Sitz eines der besten Weingüter www.schloss-johannisberg.de 06Rheinpromenade in Eltville Schönster Ort mit kurfürstlicher Burg; am Rheinufer flanieren unter Platanen www.eltville.de 02 Kloster Eberbach bei Eltville Eindrucksvolles Kulturdenkmal von europäischem Rang www.klostereberbach.net 07St.-Valentin-Kirche in Kiedrich Kulturelles Kleinod mit berühmter Kirchenorgel www.kiedrich.de 03Schloss Vollrads in Winkel Mittelalterliche Château der Familie Matuschka-Greiffenclau www.schloss-vollrads.com 08 Altstadt in Hochheim Idyllischer Weinort im Main-TaunusKreis mit Königin-Victoria-Denkmal in den Weinbergen www.hochheim.de 04Drosselgasse in Rüdesheim 144 Meter lange Vergnügungsmeile; eine der meistbesuchten deutschen Touristenattraktionen, inklusive Rheinromantik und Live-Musik www.ruedesheim.de 05Niederwald bei Rüdesheim Seilbahn zum Aussichtspunkt; GermaniaDenkmal und romantischer Landschaftspark aus dem 18. Jahrhundert www.ruedesheim.de 50 51 FRM 01 I 09 09 Rheingau Musik Festival International anerkanntes Musikfestival von Juni bis September; mehr als 120 kulturelle und musikalische Angebote der Extraklasse www.rheingau-musik-festival.de 10 Rheingauer Weinfeste In vielen Orten der Region – zwischen Mai und August – beliebte Feste mit kulinarischen Höhepunkten www.rheingau-taunus-info.de Wilhelm Weil Der Winzer leitet eines der berühmtes ten Rieslinggüter // Genuss „Wurzeln zu haben ist für den Menschen wichtig. Diese im Rheingau zu haben ist ein Geschenk.“ Wilhelm Weil, Josef Laufer Der Koch bietet ein außergewöhnliches Rheingauer-RieslingKräuterrahmsüppchen 52 53 FRM 01 I 09 10 Weinrestaurants für GenieSSer 01 Burg Schwarzenstein in Johannisberg Exquisite Sterneküche von Sven Messerschmidt, dazu den schönsten Blick auf das Rheintal www.burg-schwarzenstein.de 02 Kronenschlösschen in Hattenheim „Jeune Restaurateur“ Patrick Kimpel überzeugt seit Jahren mit kreativer, feiner Küche www.kronenschloesschen.de Rheingauer Starwinzer Sven Messerschmidt Der Sterne-Koch zaubert auf Burg Schwarzenstein 06 Adlerwirtschaft in Hattenheim Vorzügliche Regionalküche mit Anspruch in gemütlichem Ambiente www.franzkeller.de 07Rüdesheimer Schloss in Rüdesheim Beste Adresse in der berühmten Drosselgasse mit Rieslingweinen des deutschen Spitzenerzeugers Georg Breuer www.ruedesheimer-schloss.de 03 Schloss Groenesteyn in Kiedrich Geheimtipp für Freunde der gehobenen 08 Gasthaus „Zur Schlupp“ in Walluf regionalen Küche und der besten RieslingEng, heimelig, gemütlich und familiär weine der Region www.gasthauszurschlupp.de www.weinschaenke-schlossgroenesteyn.de 09 Orangerie Schloss Vollrads in Winkel 04Weinhaus Zum Krug in Hattenheim Aristokratisches Tafeln, dazu Weine Regionale Küche mit Pfiff und die eines deutschen Spitzenerzeugers vielleicht beste Weinkarte der Region www.schloss-vollrads.com www.hotel-zum-krug.de 10Gutsschänke Hof Bechtermünz 05Krone Assmannshausen in Eltville in Rüdesheim-Assmannshausen Typische Weinschänke mit Niveau Kleines Rheingauer Grandhotel direkt am und Herz und feinem Riesling und Spät Rheinufer in Assmannshausen burgunder www.hotel-krone.com www.weingut-koegler.de // Genuss Gunter Künstler Der junge Winzer prägt die neue Generation Den Mönchen folgten die Adeligen in die 900 Jahre zum Erzbistum Mainz gehörende Region. Klangvolle Namen wie Schönborn, Kanitz, Langwerth von Simmern, Matuschka-Greiffenclau (Vollrads) oder Metternich (Johannisberg) stehen heute noch auf den Listen der Rheingauer Spitzenerzeuger. Ihre Erfolge und ihr Renommee verdanken sie einer geografisch ungewöhnlich dichten Ansammlung anerkannter Spitzenlagen. Dem Erbacher Marcobrunn beispielsweise, vor dem im April 1788 der spätere amerikanische Präsident Thomas Jefferson andächtig verharrte, oder dem Johannisberg, gegen den Wilhelm Grimm zufolge „aller andere Wein nur eine Art gutartiger Essig ist“, oder gar dem Assmannshäuser, den Bismarck jedem alten Vin du Pape vorzog. Und nicht zuletzt der Gräfenberg. Im Jahre 1900 orderte das Wiener Hofwirtschaftsamt 800 Flaschen 1893er Auslese zum berauschenden Preis von 13 000 Goldmark. Und in „Auerbachs Keller“ in Leipzig kos tet der Johannisberger 1863 nicht weniger als vier Taler die Flasche. Château Margaux war schon für einen Taler zu haben. An diese Zeiten anzuknüpfen, haben sich die Rheingauer Prädikatsweingüter (VDP) unter Füh- rung von Winzer Wilhelm Weil zur Aufgabe gemacht. Weil leitet eines der berühmtesten Rieslinggüter Deutschlands und hat maßgeblichen Anteil an dem, was heute als weltweite Renaissance des Rieslings gefeiert wird. Weil selbst zählt den Riesling vom Rhein und seinen Nebenflüssen neben den roten Tropfen von Bordeaux und den Weiß- und Rotweinen aus Burgund zu den vier großen Kloster Eberbach Das Kloster ist ein Kulturdenkmal von europäischem Rang Weinen der Welt.Der Rheingau war zudem in Deutschland Vorreiter für ein Erstes Gewächs, das an 10 Spitzenerzeuger die Premier-Cru- und Grand-Cru-Traditionen Frankreichs anknüpfen soll. Ein Projekt, das inzwischen deutschlandweit Erfolge zeigt und auch dem trockenen Spitzenriesling den Weg in die besten des Rheingaus 01 Weingut Robert Weil in Kiedrich Renommiertestes Château des Rheingaus, Weine von internationalem Rang www.weingut-robert-weil.com 02 Weingut Franz Künstler in Hochheim/Main Qualitätsfanatiker unter den Rheingauer Spitzen-Winzern www.weingut-kuenstler.de 03 Weingut Peter Jakob Kühn in Oestrich-Winkel Engagierter Biowinzer mit Visionen und Mut zu Experimenten www.weingutpjkuehn.de 04 Weingut August Kesseler in Assmannshausen Rotweinpapst unter den Rheingauer Erzeugern, Pinot Noir vom Allerfeinsten www.august-kesseler.de 05 Georg Breuer in Rüdesheim Spitzen-Riesling aus den besten Lagen des Rüdesheimer Bergs www.georg-breuer.com Restaurants der Welt geebnet hat. Spitzenwinzer wie der Hochheimer Gunter Künstler gehören zu 06Weingut Josef Leitz in Rüdesheim Nicht ohne Grund in den Vereinigten Staaten überaus erfolgreich www.leitz-wein-de den Avantgardisten, ihre Weine zum Besten, was in Deutschland in die Flasche kommt. Der den 07 Weingut Flick, Flörsheim-Wicker Feine, fruchtbetonte Rieslinge aus dem Topweingut in Wicker, der östlichen Pforte in den Rheingau www.flick-wein.de Ausprägung durch eine unbegrenzte Lagerfähigkeit. Riesling tritt in trockenen, halbtrockenen, 08 Weingüter Geheimrat J. Wegeler Erben in Oestrich-Winkel Mit jedem neuen Jahrgang Teil der Weinelite des Rheingaus www.wegeler.de „Glorreichen Rheingau Tage“ mit einer fulminanten Riesling-Gala für 500 Gäste als krönendem 09 Schloss Johannisberg in Geisenheim-Johannisberg Wo die Spätlese geboren ist – ein Monument des deutschen Weinbaus www.schloss-johannisberg.de Küche den neuen Jahrgang vorzustellen. Wein- und Feinschmecker freuen sich im März auf das 10 Weingut Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel Eines der ältesten und immer eines der besten Weingüter der Region www.schlossvollrads.com Hattenheim Köche wie Franz Keller (Adlerwirtschaft), Patrick Kimpel (Kronenschlösschen) und Rheingau wie kein anderes Anbaugebiet prägende Riesling ist eine weltweit einzigartig vielfältige Rebsorte: Sie besticht in jungen Jahren durch Frucht und Säure und überzeugt in ihrer edelsüßen süßen und edelsüßen Varianten auf; er kann leicht und beschwingt sein, aber auch kraftvoll und tiefgründig, und er gefällt als Solist ebenso wie als Essensbegleiter. Diese letztgenannte Rolle zu festigen ist den Rheingauer Winzern seit fast 30 Jahren ein besonderes Anliegen. Sie haben die Abschluss initiiert, bei der Köche und Winzer im November eines jeden Jahres Hand in Hand zusammenarbeiten. Die den Rheingau prägenden Familienbetriebe haben im Frühjahr die Rheingauer Schlemmerwoche etabliert, bei der sie Keller, Höfe und Wohnzimmer öffnen, um zu rustikaler international beachtete Rheingau Gourmet Festival. Für Gourmets ist aber das ganze Jahr Saison, denn der Rheingau ist heute eine Genussregion. Sven Messerschmidt kocht auf der traumhaft gelegenen Burg Schwarzenstein feine, mit einem Michelin-Stern bedachte Kreationen, während in Josef Laufer jr. (Zum Krug) sich einer finessen- und nuancenreichen Küche mit internationalen Einflüssen verschrieben haben, die ihre regionale Verwurzelung aber nicht leugnet, sondern sie geschmackvoll interpretiert und sich am Riesling als Rheingauer Souverän orientiert. Dank einer Laune der Natur. 54 55 FRM 01 I 09 \\ // Szene Rubrik Rubrik 04_ 01_ Rubrik 02_ Darmstadt Centralstation In dem ehemaligen Bahnhof finden neben Clubabenden auch Live-Konzerte und Lesungen statt OFFENBACH Rubrik Rubrik FRANKFURT VELVET Die beliebte After Work Location liegt zwischen Oper und Europäischer Zentralbank Rubrik Rubrik HAFEN 2 Clubabende, Konzerte und Kunstausstellungen sorgen immer wieder für Abwechslung in der Location 05_ FRANKFURT U360 Mitten im Bankenviertel feiern die Szenegänger Nacht für Nacht zu elektronischen Beats 06_ 03_ FRANKFURT 50 GRAD Am Wochenende geht es zu House und Electro richtig heiß zu Fotos: artur, Cocoon Club KINg KAMEHAMEHA Im ehemaligen Kesselhaus einer Brauerei geben Musik und Design den Ton an MAINZ Clubbing DANCING, DRINKING & DINING IN FRM Die Clubs in FrankfurtRheinMain spielen in der Weltliga. Allen voran Sven Väths Cocoon Club. Er ist aber nicht der einzige Von Alexander Handcock 56 57 FRM 01 I 09 > Der Tag geht, Sven Väth kommt. Wie ein Die Begeisterung für elektronische Musik ist groß in Ufo liegt der Cocoon Club im Fechenhei- der Region. Schließlich gilt Frankfurt als die Geburts- mer Industriegebiet. Bereit zum Start. Die internatio- stadt des Techno. 1982 arbeitet ein gewisser Andreas nale Partyszene – von klassisch bis schrill – ist bereit Tomalla in einem Plattenladen unter den Gleisen des zum Boarding. Alle wollen mit dem „Godfather of Tech- Frankfurter Hauptbahnhofes. Er beginnt als Erster, die no“ abheben – wenn er mal in Frankfurt ist. Denn der Schallplatten mit elektronisch produzierter Musik unter meistgebuchte DJ der Welt, bekannt durch seine spek- einem neuen Label zu sortieren. Der Begriff „Techno“ takulären Auftritte in der Frankfurter Flughafen-Disko wird geboren. Nicht nur wegen der historischen Verbin- Dorian Gray und auf der Berliner Love Parade, ist in dung zum wummernden Techno-Sound wird Frankfurt den angesagtesten Clubs von New York, Rio und Tokio in einem Atemzug mit anderen Electro-Hochburgen zu Hause. Manchmal von einem Tag auf den anderen. wie London oder Detroit genannt. Geht es um Bass und Kurz nach Mitternacht ist es so weit. Start in eine andere Beats, spielen die Clubs in FrankfurtRheinMain in der Welt. Feiern bis in den frühen Morgen. Spitzenklasse. Das hat auch das renommierte britische // Szene Rubrik Rubrik 16 15 Rubrik Nikolic, Robertino/artur 08 06 13 12 07 04 14 11 09 05 10 17 03 20 01 09_ Rubrik 02 18 07_ FRANKFURT APARTMENT Mit verschiedenen Stilen vermittelt der Club tatsächlich die Atmo sphäre eines Apartments 19 FRANKFURT MONZA Die wuchtige Sound anlage liefert die Beats für Gäste in Partylaune Worldtour 2009 Im Rhein-Main-Gebiet geboren, in der Welt zu Hause. Stationen seiner Welttournee 2009: 08_ OFFENBACH ROBERT JOHNSON Wenn die Sonne aufgeht, gehen im „Robert“ noch lange nicht die Lichter aus „DJMag“ registriert. In der aktuellen Umfrage zu den Richie Hawtin, DJ Hell, Tiefschwarz oder Ricardo dergrund. Das meist hochkarätige Programm wird oft „weltbesten Clubs“, die das Magazin unter DJs durch- Villalobos. Außerdem begeistert der Club durch die gar nicht angekündigt, sondern höchstens durch einen geführt hat, wurden sowohl der Cocoon Club (11) wie Kombination mit der Lounge „Micro“ und dem Sterne- Musikmix angedeutet. Die Partys sind legendär und auch das Robert Johnson (24) in Offenbach in die Top Restaurant „Silk“. Mario Lohninger serviert puristische mittlerweile auch international bekannt. Bevor man 25 gewählt. Kreationen, die die illustren Gäste im Liegen zu sich nicht vom Club-Balkon aus den Sonnenaufgang über nehmen. Dass etwas Besonderes etwas teurer ist, nimmt dem Main erlebt hat, geht hier kaum einer nach Hause. die Szene in Kauf. Nicht selten enden die Partys erst am Nachmittag. Kon- herausragende Stellung ein. Der 2600 Quadratmeter GEODATEN 01 02 49°52'18.36"N 08°44‘36.51“E 50°06'45.44"N 08°39'9.91"E 03 50°06'44.68"N 08°42'14.28"E 04 50°06'33.88"N 08°40'33.01"E dition ist gefragt. 05 50°06'44.65"N 08°40'39.39"E 06 50°00'14.99"N 08°16'01.71"E 07 50°07'16.38"N 8°45'03.01"E große Mittelpunkt der Frankfurter Clubszene präsen- Der Robert Johnson Club in Offenbach ist anders.Wäh- tiert regelmäßig Top-DJs der Techno-, Electro- und rend das Cocoon viele Club-Touristen und Szene-People P.S.: Im Herbst findet wieder die „Nacht der Clubs“ mit House-Szene. Die Techno-Pioniere Carl Cox und Lau- anzieht, finden sich im „Robert“ fast ausschließlich 20 Locations, 1 x Eintritt und Shuttle-Bussen in Frank- rent Garnier haben ebenso das 120 000 Watt starke Elektro-Fans. Und dieser Sound steht in dem minima- furt statt. Mehr Infos gibt es von August an unter High-End-Soundsystem traktiert wie Paul van Dyk, listisch gestalteten ehemaligen Bootshaus auch im Vor- FRM 01 I 09 10_ SVEN VÄTH 01_Tokio, Japan 02_Singapur, Singapur 03_Athen, Griechenland 04_Belgrad, Serbien 05_ Bukarest, Rumänien 06_Siofok, Ungarn 07_Prag, Tschechien 08_Berlin, Deutschland 09_Frankfurt, Deutschland 10_Rom, Italien 11_Bern, Schweiz 12_Amsterdam, Niederlande 13_Brüssel, Belgien 14_Paris, Frankreich 15_London, Großbritannien 16_Dublin, Irland 17_Ibiza, Spanien 18_Rio de Janeiro, Brasilien 19_Buenos Aires, Argentinien 20_Mexiko City, Mexiko Der Cocoon Club nimmt in FrankfurtRheinMain eine Rubrik Rubrik Rubrik COCOON Bei Sven Väth legt die Crème de la Crème der elektronischen Musikszene auf 58 59 FRANKFURT www.nacht-der-clubs.de 08 50°06'40.93"N 8°44'19.23"E 09 10 50°06'43.42"N 8°42'14.35"E 50°06'39.07"N 8°40'40.81"E // Kunst Ironisch Die Münchener „Chicks on Speed“ rechnen musikalisch mit dem Kunstmarkt ab Jörg Immendorff, Courtesy Galerie Michael Werner Berlin, Köln und New York Courtesy of Greenberg Van Doren Gallery, NY; Chicks On Speed Engagiert Jörg Immendorff forderte 1973 die politische Stellungnahme des Künstlers ein THE MAKING of art Wie entsteht Kunst? Zum Beispiel so: Die Künstlerin weist ihre Galerie an, einen Sammler für ein besonderes Auftragswerk zu finden. Für eine ziemlich hohe Summe hat sie mit ihm Sex und hält diesen Kunstakt auf Video fest. Eine Kopie erhält der Sammler, die übrigen die Künstlerin. Zugegeben, ein zugespitzter, ziemlich wörtlich genommener Extremfall eines „Making of Art“. Die Amerikanerin Andrea Fraser hat ihn 2004 so inszeniert. Kunst und Leidenschaft, Kunst und Konsum, das „Verhältnis“ des Sammlers zum Künstler – in dem Video steckt ein ganzes Themenpanorama rund um die Frage, was die Entstehung von Kunst ausmacht. Mit „The Making of Art“ lädt die Frankfurter Schirn-Kunsthalle bis zum 30. August ein, der Frage nachzugehen, und bietet einen – nicht immer so voyeuristischen – Blick hinter die Kulissen der Kunstwelt. Ein weiteres Ausstellungs-Highlight unter der Ägide von Schirn-Chef Max Hollein, das Kunst in neue Zusammenhänge rückt und frische Blicke zulässt: Die Frankfurter Kuratorin Martina Weinhart will mit Arbeiten von 50 Künstlerinnen und Künstlern vor allem die Mechanismen und Strategien der zeitgenössischen Kunst und ihrer Rezeption zeigen – Künstler zwischen Art-Fair-Hype und Einsamkeit im Atelier. 60 61 FRM 01 I 09 www.schirn-kunsthalle.de Max Hollein Der Chef von Schirn, Städel und Liebieghaus setzt auf Ausstellungen mit breiter Wirkung, die Kunst aus neuen Blickwinkeln zeigen // Entdeckung PHÄNOMENOLOGIE DES WASSERHÄUSCHENS Die Trinkhallen sind eine Frankfurter Eigenart und haben viel mehr zu bieten als Wasser . . . von MICHAEL HERL GEODATEN 1 5 0 ° 0 5 '5 1 . 7 8 " N 0 8 °4 0 '4 4 . 9 6 " E F 62 63 FRM 01 I 09 1 | Denkmalgeschützt Das Wasserhäuschen in der Holbeinstraße in Sachsenhausen liegt idyllisch zwischen Gründerzeitvillen Der Wahl-Frankfurter Michael Herl schrieb für den „Stern“, talkte im Fernsehen in der „Late Lounge“ und betreibt heute das Stalburg-Theater > Sie hatten ihre beste Zeit in jenem serhäuschen genannt. An schier jeder Ecke Frankfurt, das sich so langsam standen sie. Und hatten viel mehr zu bieten schleicht. Das Frankfurt, in dem der Apfelwein als Mineralwasser. Sie waren vollgestopft mit noch nicht „Äppler“ genannt wurde. Wo Kauf- Getränken, Zigaretten, Süßigkeiten, Schnitt- häuser noch „Ammerschläger“ oder „M. Schnei- brot und Gewürzgurken, mit Dosenravio- der“ hießen und nicht „My Zeil“. Wo Joschka li, Kaffee und Waschmittel. Ich kenne eine Fischer noch im Ostpark kickte. Wo ein Menge Menschen, die noch bis vor wenigen Suhrkamp Verlag noch für eine kluge, kri- Jahren um Punkt halb sieben, also genau zum tische und originär Frankfurter politische Ladenschluss, ein plötzlicher Heißhunger auf Denkensart stand, die man sich in Berlin Ölsardinen, Wassermelonen, Chorizos oder Ka- nicht mal nachzumachen traute. Und wo ramellpudding überfiel und die dann so lange die Geschäfte noch züchtig um 18.30 Uhr die Wasserhäuschen abklapperten, bis sie eines schlossen. Allein schon deswegen waren sie mit dem ersehnten Angebot gefunden hatten. in dieser überblickbaren Welt am Main über- Alles teuer, aber alles da. Bis tief in die Nacht. lebenswichtig: die Trinkhallen, auch Was- Drinnen meist nicht sonderlich gesprächige // Entdeckung GEODATEN GEODATEN 1 5 0 ° 0 5 '5 1 . 7 8 " N 0 8 °4 0 '4 4 . 9 6 " E 2 5 0 ° 0 5 '4 6 . 9 3 " N 0 8 °4 5 ' 1 6 . 5 0 " E F Menschen. Davor in der Regel einige Herren Inzwischen haben sich die Wasserhäuschen ge- mit einer Flasche in der Hand, die mit wenigen wandelt. Die Herren mit der Flasche in der Hand 2 5 0 ° 0 5 '4 6 . 9 3 " N 0 8 °4 5 ' 1 6 . 5 0 " E 3 5 0 ° 0 7 ' 0 1 . 5 1" N 0 8 °4 3 ' 3 8 . 8 9 " E nen sie die Nährwerte ihrer Fünfkornbrötchen Vergangenheit? Nein. Es wird auch noch ge- genauso gut wie die Abfahrtszeiten der U-Bahn. kauft, obwohl der Supermarkt nebenan bis zehn Außerdem haben die Wasserhäuschen ihr Reper- Uhr nachts geöffnet hat und obendrein billiger sind weitestgehend verschwunden. Dafür sind sinn des Lebens philosophierten. Sie machten die Menschen hinterm Tresen gesprächiger ge- toire erweitert, manche führen mehr Zeitungen ist. Das beruhigt. Denn nach dem bewährten es Zugereisten, Zartbesaiteten oder Frauen ge worden. Manchmal wird man in regelrechte Be- und Fachmagazine als so mancher Bahnhofski- Motto „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ legentlich schwer, den Bann des Büdchens zu ratungsgespräche verwickelt – oftmals fließend brechen. Hatten sich die Zaghaften allerdings in mehreren Sprachen. Die Sachkenntnis vieler F osk. Andere bieten frische Brötchen. Wieder an- sind die Frankfurter Wasserhäuschen auf dem dere leben von der Lottoannahme. Man hat sich besten Wege, an ihre große Zeit anzuknüpfen. Auch wenn sich das alte Frankfurt so langsam einmal überwunden, so kamen sie in der Regel Büdchenbetreiber ist verblüffend. Von „New spezialisiert. Geblieben ist das Stammsortiment. gerne wieder. Für ein Päckchen Kippen, eine Yorker“ bis „Jagd und Hund“, kein Presseerzeug- Von Dosenravioli bis Binding Export. Alles noch schleicht. Oder vielleicht gerade deswegen. Ir- Flasche Bier – oder einen guten Spruch. nis scheint ihnen unbekannt. Gleichzeitig ken- da. Eigenartigerweise. Eine Reminiszenz an die gendwas muss ja schließlich bleiben. sind sie entstanden, um die Arbeiter mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Nach und nach haben sie sich zu „Nachrichtenzentralen“ ihrer Viertel entwickelt FRM 01 I 09 5 0 ° 0 5 '5 1 . 7 8 " N 0 8 °4 0 '4 4 . 9 6 " E Worten, aber stets treffend über Sinn und Un- 350 Wasserhäuschen gibt es in Frankfurt – Einst 64 65 1 2 | Praktisch Der Kiosk am Stadtkrankenhaus in Offenbach bietet einiges, was Besucher den Patienten mitbringen könnten 3 | Zeitgemäß Die Trinkhalle in der Hanauer Landstraße hat sich zu einem OpenAir-Imbiss gewandelt // Vorschau Ausgabe 02 OKTOBER 2009 picture-alliance/dpa Die Grüne Lunge Auf 190 Kilometern soll die Regionalpark-Route einmal durch die Region führen. 115 Kilometer sind fertig. Eine Erkundung picture-alliance/dpa HOUSE OF LOGISTICS AND MOBILITY FrankfurtRheinMain ist das Drehkreuz für Waren und Dienstleistungen in Deutschland. Das House of Logistics and Mobility soll den Standort stärken. Ein Entwurf Frankfurter Buchmesse/Hirth LITERATUR CLUSTER Mit der Buchmesse verfügt Frankfurt über den Hot Spot der Branche. In der Region bilden Autoren und Verlage ein starkes Cluster. Ein Netzwerk FRM Bestellen Ich möchte FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain kostenlos beziehen: Ausgabe Sommer 2009 (aktuelle Ausgabe) regelmäSSig ab Ausgabe Herbst 2009 Bitte senden Sie FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain in deutscher Spache IMPRESSUM Herausgeber FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain wird herausgegeben von der FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsinitiative e.V./Themenwelt und dem Societäts-Verlag, Frankfurt am Main Redaktionsbeirat Dr. Hartmut Schwesinger (FrankfurtRheinMain GmbH) Annette Schömmel (Wirtschaftsinitiative e.V./Themenwelt) Henner Alms (Wirtschaftsinitiative e.V./Themenwelt) Peter Hintereder (Societäts-Verlag) Verlag Societäts-Verlag Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH Tel. (069) 7501-0 Geschäftsführer: Hans Homrighausen, Burkhard Petzold Mitteilung gemäß § 5, Absatz 2, Hessisches Gesetz über Freiheit und Recht der Presse: Gesellschafter des Unternehmens sind: Fazit-Stiftung, Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH; Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Anschrift von Verlag und Redaktion Frankenallee 71–81 60327 Frankfurt am Main zugleich auch ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten Redaktion Chefredakteur: Peter Hintereder Martin Orth, CvD Janet Schayan Tel. (069) 7501-4352 Fax (069) 7501-4361 Art-Direktion Bruno Boll, Dunja Metz Produktion Stefan Reichart Vertrieb Klaus Hofmann Tel. (069) 7501-4274 Fax (069) 7501-4502 Druck Westdeutsche Verlags- u. Druckerei Gesellschaft mbH Kurhessenstraße 4–6 64546 Mörfelden-Walldorf Tel. (069) 7501-5601 Fax (069) 7501-5602 Name Hinweise FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain erscheint viermal jährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. StraSSe Titelfoto: Michael Hudler PLZ / Ort Printed in Germany Copyright © by Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH 2009 in englischer Sprache an: Firma / Institution Land E-Mail Bestellung per Fax: +49 (0)69 7501 4502 Bestellung per E-Mail: [email protected] Bestellung online: www.fsd.de/frm-magazin 66 FRM 01 I 09 Entdecken Sie unsere Vielfalt als Ihre Inspiration. Das Papier der Zeitschrift ist umweltfreundlich. Es wurde unter Verwendung von chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. consell.de // FrankfurtRheinMain ist ebenso vielseitig wie lebendig: Menschen aus mehr als 180 Ländern haben ihren Anteil an der einzigartigen Atmosphäre und dem Erfolg unserer Region. Zusammen mit einer guten Portion Lokalkolorit prägen sie eine ganz besondere Lebensart: die Lebensart von FrankfurtRheinMain. Was wir mit Vielseitigkeit erreichen? 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