Lepra - Krankheit der Armut

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Lepra - Krankheit der Armut
Planung_missiothek_2011 Lepra_1a
Lepra - Krankheit der Armut
zum Welt-Lepra-Tag am 30. Jänner 2011
1. Brainstorming (10 min)
Zur Einführung das Wort „Lepra“ auf die Tafel schreiben und ihn später durch
„Krankheit der Armut“ ergänzen. In einem Lehrer-Schüler-Gespräch können folgende Fragen gestellt werden.
Fragen an die Schüler/-innen
• Was wisst ihr über Lepra?
• Hat jemand schon davon gehört oder gelesen?
• Wieso wird Lepra „Krankheit der Armut“ genannt?
• Wann kann ein Mensch als „arm“ bezeichnet werden?
2. Gruppenarbeit (10 min)
Schüler/-innen erarbeiten und vertiefen in Kleingruppen, was Lepra ist. Sie lesen
dazu Texte zur Krankheit und suchen und unterstreichen die Worte zur Beantwortung der Fragen. Die Ergebnisse werden anschließend im Klassenplenum vorgestellt.
Fragen an die Schüler/-innen
• Was bedeutet diese Krankheit für die Patienten?
• Wo liegt die Schwierigkeit oder Problematik?
• Wo liegt die Hoffnung?
•…
3. Bilder (20 min)
Schüler/-innen vertiefen ihr Wissen durch Bilder zur
Darstellung des Krankheitsbildes.
Fragen zu den Bildern
• Welche Eindrücke sind hängengeblieben?
• Deckt sich das Gesehene mit dem schon Gehörten oder der Gruppenarbeit?
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von Susanne Lins
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4. Lehrervortrag zu Missionaren (5 min)
Schüler/-innen hören über Missionare und Helfer in den verschiedenen LepraGebieten, wie Ruth Pfau, Manfred Göbel, Mutter Teresa und P. Luis Gutheinz.
(siehe: http://www.missio.at/unsere-mission/die-dioezesanstellen/missio-vorarlberg/
aussaetzigen-hilfswerk.html)
5. Lehrervortrag zur Aktion „Stifte, die wirken“ (5 min)
Schüler/-innen hören über die Aktion vom Aussätzigen-Hilfswerk-Österreich zur
Früherkennung der Krankheit.
MATERIALIEN
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Tafel, Kreide
Texte 1-4 (Anhang), Blätter, Stifte
Laptop, Beamer, Präsentation
Gel-Stifte
FILMTIPP: „Weltweit im Einsatz gegen
Krankheiten der Armut“
BEZUG ZUM LEHRLPAN
• Ängste und die befreienden
Antworten der Bibel
• Krankheit, Leid, Tod und
Auferstehung
• Menschenwürde - Menschenrechte
• Karitatives Engagement in der Kirche
Geeignet für die 7. Schulstufe
ZIELE
• Schüler/-innen
hören von der Krankheit Lepra, erfahren
von der Problematik,
vom weltweiten Einsatz
der Missionare wie
geholfen werden kann.
missiothek 158/4_2010
Arbeitsblatt_missiothek_2011 Lepra_2a
Lepra - Krankheit der Armut
Text 1
Lepra ist keine „Fäulnis“, wie sie in vielen Filmen oder alten Überlieferungen gern
geschildert wird und führt nicht direkt zu den für diese Krankheit typischen
Verstümmelungen. Die Leprabakterien zerstören die Nerven der infizierten
Menschen, zumeist in den Extremitäten wie Armen und Beinen. Als Folge davon
werden Hände und Füße gefühllos – die Patienten merken nicht, wenn sie sich
verletzt haben und Dreck in die Wunden gelangt. So entstehen gefährliche und
oftmals chronische Entzündungen, die zum Absterben ganzer Gliedmaßen führt.
Eine andere Folge der Nervenlähmung ist, dass Patienten bestimmte Muskeln nicht
mehr bewegen können: Sie können ihre Augenlider nicht mehr schließen, ihre Füße
nicht mehr anheben oder ihre Finger nicht mehr bewegen, die Finger versteifen
dann in gekrümmter Form wie eine Kralle. Dies hat der ausgebildete Orthopäde
und Internist Dr. August Beine schon früh erkannt. Vor mehr als 40 Jahren fing er
an, Leprapatienten zu operieren, so dass diese ihre Hände oder Füße wieder bewegen
konnten.
Die „Krallenhände“ sind ein deutlich sichtbares Stigma, fast jeder Mensch in Indien
weiß um den Hintergrund und genau so oft bekommen Leprapatienten die
Ablehnung ihrer Mitmenschen zu spüren. „Es geht nicht nur um den rein
medizinischen Aspekt, einem kranken Menschen die Funktionalität seiner Hand
wieder zu ermöglichen“, weiß Dr. Beine zu berichten: „Wir nehmen diesen
Menschen das Stigma der Lepra, helfen ihnen, dass sie zukünftig als Menschen
akzeptiert und nach ihren Leistungen beurteilt werden – nicht nach alten
Vorurteilen über ihre längst überwundene Krankheit.“
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missiothek _2011
Arbeitsblatt_missiothek_2011 Lepra_2b
Lepra - Krankheit der Armut
Text 2
Der China Leprosendienst CLS betreut in mehr als 40 Dörfern und Leprosarien rund
5.000 Leprakranke. Sie werden vielfach noch vollständig abgesondert. In weit
entfernten, schwer zugänglichen Hochtälern angesiedelt, fristen sie unter
unvorstellbaren hygienischen Verhältnissen ihr Leben.
Wir erreichen etwa 5.000 von geschätzten 300.000 – 500.000 Leprakranken in
China, die zum größeren Teil bereits durch Medikamente geheilt sind, aber von
Folgen der Leprakrankheit stark gezeichnet sind und deswegen von der Gesellschaft
ausgestoßen werden. In mehr als 20 Lepradörfern dienen katholische Schwestern
und legen für das Christentum grundlegendes Zeugnis ab.
Die Ausgrenzung betrifft nicht nur die Kranken selbst, sondern auch ihre
Angehörigen. Vor allem Kinder werden aus Schulen und sozialem Gefüge gestoßen.
Sie sind gesund und oft hoch begabt, haben jedoch kaum Chancen auf gesellschaftliche Integration. In vier Grundschulen vermitteln wir den Kindern Bildung und
Berufsqualifikationen.
Sie suchen spirituelle Begleitung, das Gebet und das Gespräch. Wir bestärken sie
auch darin, alltägliche Arbeiten wie Essenszubereitung, Hausarbeit oder Übungen
zur körperlichen Rehabilitation zu verrichten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um
ihre Würde und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Wir motivieren Einzelne, Organisationen bis hin zu Regierungsstellen, damit die
Würde und Grundrechte der Leprakranken respektiert werden. In kleinen Schritten
gelingt es, die soziale Stigmatisierung abzubauen und die Lepra-Patienten wieder
ins soziale Gefüge zu integrieren.
Die Lebensfreude dieser Menschen ist gewaltig. Sie freuen sich über jede
Begegnung mit einer Herzenswärme, die einfach ansteckend ist. Jesus weiß warum
ihm die Nächstenliebe an erster Stelle kam: „sie schenkt nicht nur anderen Freude,
sondern auch dem, der sie verschenkt.“
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missiothek _2011
Arbeitsblatt_missiothek_2011 Lepra_2d
Lepra - Krankheit der Armut
Text 3
Die junge Ärztin und Nonne Ruth Pfau war entsetzt, als sie 1960 zum ersten Mal
das Lager der Leprakranken in der pakistanischen Hafenstadt Karachi sah.
Ausgestoßen und zum Sterben verdammt, lagen unzählige ausgehungerte
Menschen auf den Straßen. Überall dreckverkrustete Körper und Gestank. Spuren
von Rattenbissen waren an den gefühllosen Gliedern deutlich zu sehen. Nicht viel
besser sah es in der kleinen Krankenstation aus, eine Hütte ohne Wasser und Strom.
Dr. Ruth Pfau entschloss sich, etwas gegen das Elend zu tun.
„Dieser erste Besuch in der Leprakolonie ist für mein Leben sehr entscheidend
gewesen“, sagt die 79-Jährige. Mehr als 40 Jahre hat sich die kleine, zierliche Frau
für die Leprakranken in Pakistan eingesetzt. Auch mit Spenden aus Österreich
baute sie eine moderne Spezialklinik auf, das Marie –Adelaide -Leprazentrum.
Zusammen mit von ihr ausgebildeten Assistenten schuf sie in Pakistan ein
flächendeckendes Netz von Leprastationen. Von dort aus werden selbst die
entlegensten Dörfer am Hindukusch erreicht, um die Bevölkerung mit
Medikamenten zu versorgen.
Ruth Pfaus besondere Sorge gilt den pakistanischen Frauen. In der Männer-Gesellschaft sind sie rechtlos und werden unterdrückt. Gerade wenn sie an Lepra
erkranken, droht ihnen ein unbarmherziges Schicksal.
Mittlerweile haben es Ruth Pfau und ihre Helfer geschafft, die Lepra in Pakistan in
den Griff zu kriegen. Fast 50.000 Menschen konnten bislang von Lepra geheilt werden. Doch wegen der langen Inkubationszeit, die Jahrzehnte dauern kann,
erkranken jährlich noch 1000 Menschen an Lepra. „Zwei Generationen müssen wir
noch am Ball bleiben, um die Krankheit in Pakistan auszurotten“, schätzt die
Ärztin. Neben der Lepra behandelt sie nun auch vermehrt andere Krankheiten, vor
allem Tuberkulose.
Bereits selber von Krankheit gezeichnet, kann und will sie die Hände nicht in den
Schoß legen. Warum besteht die Ärztin und Ordensschwester darauf, unbedingt bei
der Lepraarbeit am Ball zu bleiben?
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„Ganz einfach, damit man diese Krankheit nicht vergisst. Denn Lepra lässt sich
nicht ausrotten. Das ist total unmöglich. Die Krankheit hat eine Inkubationszeit
von drei bis fünf Jahren und länger. Und wenn keiner mehr über Lepra spricht, und
keiner mehr an Lepra denkt, dann würde die Lepra eben wieder stärker werden. Wir
haben das ja mit allen infektiösen Krankheiten global gesehen: Die Tuberkulose ist
zurück, die Malaria ist zurück, die Schlafkrankheit ist zurück. Und wir haben uns
geschworen: Mit der Lepra passiert das nicht!“
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Arbeitsblatt_missiothek_2011 Lepra_2d
Lepra - Krankheit der Armut
Text 4
Untersuchen. Verbinden. Verarzten. Spritzen. Operieren. Krankenhäuser sollen die
Gesundheit wieder herstellen.
Die vom Aussätzigen-Hilfswerk mit aufgebauten Spitälern der Diözesen im
Bundesstaat Kerala in Indien tun weit mehr als das. Sie sind auch Orte der
Nächstenliebe und der Toleranz. Die Eingangshalle des Lourdes Hospitals ist
bereits voll mit Wartenden. Der Andrang ist groß. Alle Stühle sind besetzt. Müde
Gesichter blicken einem entgegen. Ein typisches Krankenhaus, wie es auch hier in
Österreich stehen könnte. Ungewohnt ist nur der Schalter, auf dem in großen
Lettern das Wort „CASH“ prangt – hier bezahlen die Patienten für die erhaltenen
Leistungen. Moment, hieß es nicht, das von der Erzdiözese Verapoly geführte Spital
sei für die Ärmsten der Armen?
„Wir behandeln jeden der Hilfe braucht. Und jeder zahlt wie er kann“, erklärt Fr.
Francis Thannikkaparambil, Priester und Leiter des Krankenhauses. So bezahlen die
ärmsten Patienten umgerechnet 20 Cent für ein Bett am Tag. Sollte sogar dieser
Betrag zu viel sein, werden die Kosten zur Gänze vom Krankenhaus übernommen.
Zentral ist für Fr. Francis der Grundsatz, jedem dieselbe hochwertige medizinische
Betreuung zukommen zu lassen, unabhängig davon, ob er oder sie diese bezahlen
kann oder nicht.“
Durch die soeben abgeschlossene Renovierung der Operationssäle sind nun sogar
komplizierte Eingriffe an Herz und Gehirn möglich. Unterstützt von modernem
Gerät. Da die Mehrzahl der Patienten jedoch arm ist, können die Kosten für
Behandlungen selten gedeckt werden. Die laufenden Kosten, wie etwa die Gehälter
für die 1.500 Beschäftigten des Spitals, werden von der Diözese selbst finanziert.
Für Um- und Ausbau oder für Anschaffung von neuem Gerät braucht es Hilfe von
außen.
Die erste Unterstützung durch das Aussätzigen-Hilfswerk kam bereits 1965 für den
Bau des Krankenhauses. Nach jahrzehntelanger Hilfe wurden jüngst, zusammen
mit der Vorarlberger Landesregierung, 150.000 Euro für die Renovierung der
OP-Säle bereitgestellt.
Auch die Errichtung des Don Bosco Spitals in der Nachbardiözese Kottapuram
wurde durch Spenden des Aussätzigen-Hilfswerks maßgeblich mitgetragen. 1995
wurde ein bescheidenes Spital für die wirtschaftlich benachteiligten Menschen der
Küstenregion errichtet. Für die Bevölkerung, großteils arme Fischer- und
Handwerkerfamilien, gab es bis dahin kaum eine gesundheitliche Versorgung.
Heute ist das Don Bosco Hospital ein modernes Krankenhaus. Und das kostengünstigste in weitem Umkreis. Täglich werden im Schnitt 320 Patienten behandelt, das
sind 116.000 im Jahr. Auch hier ist Geld keine Vorraussetzung für die Behandlung.
Und auch hier ist die Eingangshalle voll mit Menschen, die Hilfe benötigen. Um
niemand heimschicken zu müssen, sind die Spitäler laufend am Erweitern. Das
Geld dafür ist oft knapp. Trotzdem ist Father Francis optimistisch: „Wir tun hier
Gottes Werk. Ich bete jeden Tag und weiß, dass Gott uns stets hilft.“
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