Groupware / Lotus Notes

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Groupware / Lotus Notes
Seminar zum Thema Groupware / Lotus Notes
Seminararbeit
Thema : Groupware / Lotus Notes
Autor : Andreas Pacek
Matrikelnummer : 601386
WS 1999
Datum: 07.01.2000
Betreuer: Prof. Dr. Jäger
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Seminar zum Thema Groupware / Lotus Notes
Inhaltsverzeichnis
1. Groupware
2. Komponenten der Groupware
3. Lotus Notes 4.0
4. Updates der Version Lotus Notes 5
5. Vergleich (Microsoft Exchange und Lotus Notes)
6. Praxisbeispiel
7. Fazit
8. Quellen
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1. Groupware
Was versteht man unter Groupware ?
Der Begriff "Groupware" ist schwierig zu definieren. Im allgemeinen versteht man
darunter
Software, welche die Zusammenarbeit mehrerer User über Netzwerke koordiniert und
verschiedene Techniken kombiniert.
Sie befasst sich mit der Verwaltung von Informationen und Prozessen.
Was ermöglicht Groupware und warum ist Groupware wichtig ?
Groupware optimiert Prozesse und die Kommunikation in Unternehmen. Sie kann
Prozesse automatisieren und Arbeitsschritte verknüpfen. Sie ersetzt aber nicht die
Organisationsoptimierung. Überflüssige Arbeitsschritte kann Sie nicht eliminieren.
Sie ermöglicht Usern, unabhängig von Ort und Zeit, die gemeinsame Zusammenarbeit.
Sie verwaltet und synchronisiert die Arbeit und gleicht Datenbestände ab.
Dafür stellt die Groupware verschiedene Technologien zur Verfügung.
Groupware besteht aus folgenden Basistechnologien:
- Multimedia-Dokumentenverwaltung
- Workflow
- Email
- Konferenzen
- Terminplanung
2. Komponenten der GW
Im folgenden werden die einzelnen Technologien der Groupware näher erläutert.
2.1 Multimedia-Dokumentenverwaltung
Unter Multimedia-Dokumentenverwaltung versteht man eine Datenbank, die neben
Textdokumenten speziell Multimediadokumente unterstützt.
Sie bietet dabei das Speichern und Bearbeiten verschiedener Datentypen (Text, Bilder,
Grafik, Audio, Video), sowie Indizierung und Suchmechanismen an.
Ihren Ursprung hat die Multimedia-Dokumentenverwaltung in der digitalen
Bild-Verarbeitung. Hier werden Datenbanken benutzt um eine sehr große Anzahl von
Bildern, die früher beispielsweise auf Mikrofilmen gespeichert wurden, zu digitalisieren
und auf Rechnern zu speichern. Das Speichern von Bildern auf Rechnern bietet viele
Vorteile im Vergleich zu den alten Lagermethoden in Aktenschänken oder zum
Speichern auf Mikrofilmen. Über Suchmechanismen können Bilder einfach gefunden
werden. Sie können weiter bearbeitet oder einfach kopiert werden. Außerdem sparen
Sie viel Geld. Bilder in Aktenschränken gingen oft verloren und kosteten viel Geld in der
Archivierung, da für jedes Bild die gleichen Arbeitsschritte manuell durchgeführt werden
mussten. Bei der Multimedia-Dokumentenverwaltung können viele Arbeitsschritte
automatisch durchgeführt werden, wie beispielsweise komprimieren, indizieren und
weitere digitale Verarbeitungsschritte.
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Multimedia-Datenbanken unterscheiden sich stark von SQL-Datenbanken.
SQL-Datenbanken speichern strukturierte Daten in Tabellen.
Für die Verwaltung von unstrukturierten Daten sind Sie ungeeignet.
Groupware-Datenbanken verwalten unstrukturierte Daten und bieten dafür die
passende Technologie an. Das Hauptobjekt in einer Groupware-Datenbank ist ein
Dokument. Die Firma Lotus hat für seine Groupware-Software "Notes" eine eigene
neue, groupware-spezifische Datenbanktechnologie entwickelt.
2.2 Workflow
Eine weitere wichtige Technologie ist der Workflow-Bereich. Hierunter versteht man das
Weiterreichen von Informationen und Jobs von Prozess zu Prozess, mit dem Ziel der
automatischen Bearbeitung.
Die neuen Workflow-Systeme, welche in Groupware-Software enthalten sind, können
einfach Prozesse automatisieren und mit anderen Applikationen verknüpfen (OLE,
Email). Sie bieten Entwurftools zum Erstellen eigener Verarbeitungsprozesse an.
Außerdem stellen Sie Funktionen zur Überwachung des Arbeitsfortschrittes, sowie
Hilfsmittel für die Durchführung von Arbeitsprozessen zur Verfügung.
Arbeitsprozesse und damit Workflows lassen sich codieren. Um den
anwendungs-spezifischen Entwicklungsaufwand zu verringern, können vorgefertigte
Workflow-Modelle benutzt werden.
Es existieren 3 verschiedene Workflow-Modelle:
- Prozessorientierter Workflow
Die Systeme und Arbeitsschritte können hier nach klaren Regeln automatisiert werden.
Hier werden die gleichen Arbeitsschritte immer wieder vollzogen und es gibt wenig oder
keine Änderungen im Prozessablauf.
- Spontaner Workflow
Er wird für kurzlebige und spontane Prozesse benötigt. Beispielsweise kann die
spontane Zusammenarbeit von örtlich getrennten Personen damit gesteuert werden.
- Action-Workflow-Modell
Das Action-Workflow-Modell ist ein Ansatz der Firma Action Technologies. In diesem
Modell besteht jede Workflow-Aktion aus 4 aufeinanderfolgenden Phasen:
- Vorbereitungsphase (Ein Kunde fordert etwas an.)
- Verhandlungsphase (Der Kunde und der Prozess verhandeln über die
Bedingungen für den korrekt erfüllten Auftrag.)
- Durchführungsphase (Hier wird die Arbeit ausgeführt und über die Arbeitsweise
berichtet.)
- Annahmephase (Die Arbeit wird nur abgenommen, wenn der Kunde zufrieden
ist.)
Action Technologies stellt grafische Werkzeuge zur Verfügung, mit denen die Phasen
und automatisch die Skripte erzeugt werden können.
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Der Ansatz von Action Technologies hilft in rekursiver Form die Client/Server-Prozesse
zu erstellen und zu verfeinern.
Workflowprozesse werden durch Routen, Regeln und Rollen beschrieben. Dabei
beschreiben Routen die Pfade, auf denen sich ein Objekt bewegt und die Objekte selbst
werden dabei definiert. Die Objekte können z.B. Dokumente, Formulare oder
Nachrichten sein.
Die Regeln legen fest, welche Daten wohin geschickt werden sollen. Diese Regeln
definieren auch Bedingungen, beispielsweise soll eine eingegangene Email, wenn Sie
vom Mitarbeiter XY stammt, umgehend zum Abteilungsleiter weitergeleitet werden.
Rollen definieren Aufgaben unabhängig von konkreten Personen.
Workflowobjekte können in verschiedene Teile getrennt und zu anderen Zeitpunkten
während des Verarbeitungsflusses wieder zusammengefügt werden. Dazu werden
Splits und Joins benutzt.
Der Workflow-Markt ist stark am wachsen. Neben der steigenden Anzahl an
Workflowanbietern bieten mittlerweile auch grosse Software-Firmen
Workflow-Erweiterungen für Ihre Produkte an (z.B. SAP für R3).
Viele Firmen haben sich auch darauf spezialisiert, Produkte speziell zu Lotus Notes
anzubieten.
1993 wurde eine Workflow-Koalition gebildet, die WfMC (Workflow Management
Coalition) . Das Ziel war die Standardisierung und Entwicklung von Workflow-Software
zu fördern. 1996 hatte die WfMC über 150 Mitglieder, u.a. die wichtigsten
Workflow-Hersteller und führende Systemanbieter (z.b. IBM, Siemens Nixdorf, Fujitsu).
1995 wurde die erste API veröffentlicht, die Workflow-Client-API.
Sie wird von Client/Serverapplikationen für die herstellerübergreifende Nutzung der
Dienste der Workflow-Engine gebraucht.
Die API besteht aus 56 Funktionen, die sich in 4 Teilbereiche gliedern lassen:
- Verbindungsfunktionen (2 Funktionen)
- Funktionen für die Prozess und Statuskontrolle (23 Funktionen)
- Funktionen für die Aktivitätskontrolle (13 Funktionen)
- Administrations und Kontrollfunktionen (18 Funktionen)
2.3 Email
Die Email-Funktionalität gilt als die wichtigste Komponente in der Groupware. Lotus
Notes und Microsoft Exchange bestanden anfangs nur aus der Emailkomponente.
Dabei wird zwischen Email-Frontend und Email-Backend, der Email-Infrastruktur
unterschieden. Früher wurden in den LAN-basierenden Email-Programmen Frontend
und Backend in einen Prozess gepackt und ein Fileserver wurde als Mailspeicher
benutzt.
Lotus Notes benutzt seit der Release 4 die Client/Server-Ausrichtung.
Dabei kann zum Lotus Mailserver sowohl Lotus Notes, als auch Lotus cc:Mail als
Frontend benutzt werden.
Um die Email-Komponente mit anderen Email-Netzwerken zu verknüpfen, können
Gateways oder ein Mail-Bockbone benutzt werden. Dabei haben Gateways
verschiedene Nachteile. Für jedes Email-System, auf welches zugegriffen werden soll,
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wird ein Gateway benötigt. Dadurch ergeben sich schnell Probleme in der Verwaltung
der verschiedenen Gateways. Außerdem können bei Gateways einige Email-Funktionen
nicht benutzt werden. Ein Mail-Backbone ist die bessere Lösung. Es wird dann nur ein
Gateway für das Backbone-Netz benötigt. Es gibt verschiedene Mail-Backbones, z.B.
X.400, Novell Message Handling Service und SMTP (Simple Mail Transfer Protocol).
Als die wichtigsten Backbone-Netze haben sich X.400 und SMTP durchgesetzt.
Beispielsweise unterstützt X.400 BLOB-Transfers (Bilder, Faxe und weitere binäre
Dokumente), Prüfprotokolle für EDI-Transfers, verteilte Verzeichnisse (X.500) und
diverse Sicherheitsstandards (X.509), z.B. Verschlüsselung, Überprüfung von
Passwörtern und digitalen Signaturen. Als Mail-API wird die Common Mail Calls – API
benutzt.
Email-APIS
Es existieren 3 Email-APIS, die VIM, MAPI und die CMC-API. Die Email-API wird von
Applikationen benötigt, die selbst keine Email-Programme sind, aber eine
Mailfunktionalität brauchen. Email dient hier als eine Form der
Client/Server-Middleware.
Die Email-APIS bieten dabei folgende Funktionen:
- Zugriff auf Mailobjekte (z.B.: Header-Felder)
- Authentifizierung und Sicherheitsdienste
- API-Funktionen zur Anmeldung und Authentifizierung
- Service-Provider-Schnittstelle
(Für eigene Backend-Dienste für die Frontend-API)
Im folgenden werden die Eigenschaften der unterschiedlichen Email-APIS erläutert.
Die VIM-API (Vendor Independent Messaging) wird u.a. von IBM, Lotus, Borland und
Novell unterstützt. Die API besteht aus 55 Funktionen, die einfache Mail,
Nachrichtenspeicher und Adressbuchdienste unterstützen. Der Hauptvorteil der
VIM-API liegt in seiner Plattformunabhängigkeit. Als Nachteil ist zu nennen, dass die
VIM-API kein Service-Provider-Interface anbietet.
Die MAPI (Messaging API) ist die Mail-Schnittstelle von Microsoft. Sie wird mittlerweile
von fast jedem Hersteller unterstützt und hat sich mittlerweile als Standard
durchgesetzt. Als Frontend-API fungiert dabei der Windows-Mail-Spooler.
Mail-Service-Provider können die Mail-Aufrufe für den Mail-Spooler auf ihre eigenen
Back-End-Dienste umlenken. Die MAPI enthält 12 Funktionen für E-Mail,
Nachrichtenspeicher und Adressbuchdienste. Die Extended MAPI, die teilweise in
Windows95 integriert ist, enthält über 100 Funktionen. Sie bietet auch 3 verschiedene
Service-Provider-Schnittstellen für Applikationen an. Der Hauptvorteil der MAPI liegt in
seiner schier unbegrenzten Universalität.
Die CMC-API (Common Mail Calls) ist die Schnittstelle des X.400-Protokolls. Da sie aus
einem Kompromiss entstanden ist, bietet die CMC-API lediglich 10 Funktionen und
damit nur die Grundfunktionalität für Email-Funktionen an. Sie ist eine Untermenge der
VIM und MAPI-Funktionen.
Das sich die Microsoft-API als Standard durchgesetzt hat ist einerseits begrüßenswert,
weil so die Programmierung der Zugriffe von Programmen auf die Email-Funktionen
erleichtert wird. Andererseits setzt man sich aber wieder in einem weiteren Bereich
Microsofts Marktmacht und Willkür aus.
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2.4 Terminplanung
Auch die Terminplanung ist eine wichtige Groupwaretechnologie. Zur Terminplanung
gehört das gemeinsame Planen und Führen von Meetings und Terminkalendern übers
Intra- und Internet. Durch das Zusammenspiel von Terminplanung in der Groupware mit
E-Mail und Workflow lässt sich die Groupware hervorragend für viele verschiedene
Bereich einsetzen.
Im folgenden wird ein fiktives Beispiel gezeigt:
Ein Mitarbeiter gibt einen Meetingtermin in den Terminplaner der Groupware-Software
ein. Ein Workflowprozess trägt den Termin automatisch bei allen beteiligten Personen
ein. Der Prozess prüft vorher, ob die beteiligten Personen diesen Termin noch frei
haben. Er erinnert Sie noch einmal per E-Mail und reserviert bei der zuständigen
Abteilung den Sitzungsraum.
Für den Zugriff aus Programmen wurde die Calendaring and Scheduling API (CSA)
spezifiziert.
2.5 Konferenzen
Konferenzen dienen dazu, damit Personen in Echtzeit von verschiedenen Orten an
gemeinsamen Projekten arbeiten können. Als Werkzeuge werden elektronische
Whiteboards, Applicationssharing, Chatfenster oder Videotelefonie zur Verfügung
gestellt.
Mit steigenden Bandbreiten und sinkenden Hardwarekosten findet hier auch immer
mehr die Internet-Telefonie/Videotelefonie Verbreitung.
3. Lotus Notes 4.0
Das Hauptprodukt im Groupwaremarkt ist Lotus Notes. Es ist der Maßstab für alle
anderen Produkte. Deshalb wird hier näher auf die Lotus Notes Software eingegangen.
Alle folgenden Erläuterungen beziehen sich auf die Version 4.
Als weitere wichtige Produkte sind noch Microsoft Exchange, Novell Groupwise XTD
und Netscape Collabre Share zu nennen.
3.1 Multimediadatenbank
Der Notes-Dokumentdatenbank-Server speichert und verwaltet den Zugriff der Clients
auf halbstrukturierte Daten. In dieser Version werden bis zu 1000 parallele
Notes-Clients unterstützt. Das wichtigste Objekt in einer Notesdatenbank ist das
Dokument. Dokumente dienen als Behälter für alle erdenklichen Datentypen. Sie
können Texte, Bilder, Blobs, Video und Sprache speichern. Die Notesdatenbank
organisiert, repliziert und bietet Zugriff auf die Dokumente. Es wird Volltext-Indizierung
und Recherche unterstützt. Die Daten werden automatisch über mehrere Segmente und
physikalische Grenzen hinweg verteilt.
3.2 Datenbankreplikation
Lotus Notes ermöglicht auch die Replikation von Datenbanken. Es existiert aber keine
Master-Datenbank, d.h. alle gleichen Datenbanken sind gleichberechtigte Datenbanken.
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Für die Synchronisierung der einzelnen replizierten Datenbanken wird ein sogenannter
Replikator benutzt. Er ist zuständig für das Hinzufügen, Löschen und Aktualisieren bei
allen replizierten Datenbanken. Lotus Notes verwendet die Replikation um
Informationen an räumlich getrennte Orte zu verteilen, beispielsweise können sich
mobile Anwender problemlos die Firmen-Datenbasis auf Ihren Laptop ziehen, Dateien
bearbeiten und anschließend wieder mit der Firmen-Datenbasis abgleichen. Der
Konsistenzgrad kann individuell eingestellt werden. Notes bietet eine Feld-basierte und
selektive Replikation an.
Es kann beispielsweise angegeben werden, dass nur bestimmte Nachrichten von
bestimmten Personen repliziert werden sollen, oder Nachrichten mit bestimmten
Feldern. Mit der Feld-basierten Replikation werden nur geänderte Felder übertragen
und nicht das komplette Dokument.
Neu erstellte oder geänderte Dokumente, die in einem Replikat vorliegen, werden mit
einem Zeitstempel versehen.
Konsistenzprobleme treten beim gleichzeitigem Zugriff von zwei Anwendern auf das
gleiche Dokument auf. Parallele Änderungen eines Dokumentes können nicht zu einem
neuen exakten Dokument zusammengefügt werden.
3.3 Email-Server
Der Notes-Email-Server verwaltet den Zugriff der Clients auf die Email-Komponente.
Als Backbone-Infrastruktur kann X.400 oder SMTP/MIME genutzt werden. Als
Eigenschaften bietet Lotus Notes optimiertes Routing an. Darunter versteht man die
dynamische Routenanpassung abhängig von den Verbindungskosten. Des weiteren
werden separate Router-Threads unterstützt. Das bedeutet, dass sämtliche
Server-Server-Prozesse mit separaten Threads realisiert werden. Dadurch können
parallel mehrere Datentransfers auf verschiedene Backbone-Routen durchgeführt
werden und große Mail-Nachrichten blockieren keine anderen Server-Prozesse.
Der X.500-Namensraum sowie diverse Email-Gateways und Verzeichnisdiensten (z.B.
X.400, SMTP, Exchange) werden unterstützt.
Für die Signierung benutzt Lotus Notes öffentliche RSA-Schlüssel.
3.4 Verteilte Dienste
Als verteilte Dienste werden elektronische Signaturen, Sicherheits- und
Zugriffskontrolllisten, Datenbankadministrations- und Systemmanagement-Tools sowie
ein X.500 basierter globaler Namensraum unterstützt.
3.5 Applikationswerkzeuge
Lotus Notes bietet u.a. folgende Applikationswerkzeuge an:
- GUI-Formulargenerator
- Werkzeugen und Schablonen für die Erstellung von Datenbanken
- Formelsprache und Scriptsprache, Lotus Script 3.0
- Vorgefertigte, in Lotus Script verfasste Agenten zum Automatisieren von Aufgaben
Lotus Notes Applikationen können auch mit externen Client/Servertools geschrieben
werden (z.b. Delphi, VisualAge). Über die Lotus-Notes-API können auch in der
Programmiersprache C++ Anwendungen geschrieben werden.
Über die API können:
- Datenbanken erzeugt und gelöscht werden
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- Einzelne Felder oder Dokumente gelesen, erstellt und modifiziert werden
- Datenbank-Views erzeugt werden
- Server und die Datenbankreplikation gesteuert werden
- Makros erstellt werden.
- Auf die Email- und Adressbuchfunktionen zugegriffen werden
Alle Client/Server - Kommunikationsformen laufen bei Lotus Notes über einen eigenen
RPC (Remote Procedure Call) ab. Des weiteren werden die Protokolle NetBEUI,
TCP/IP, IPX/SPX und ApllTalk unterstützt. Neben den Email-APIS wird auch die
ODBC-Schnittstelle unterstützt. SQL-Statements können auch in Notes-Abfragen und
umgekehrt umgewandelt werden. Zu jeder Datenbank können Views erstellt werden, die
wie SQL-Views Daten nach Kriterien filtern und darstellen.
3.6 Notes-Clients
Die Lotus Notes Client-Version präsentiert sich mit einer grafischen Oberfläche, in der
farbig dargestellte Registerblätter angezeigt werden. Jedes dieser Registerarbeitsblätter
kann über 100 Datenbanken enthalten. Neu erstellte Datenbanken müssen immer
einem Registerblatt zugewiesen werden
Abb. 1: Screenshoot eines Lotus Notes Clients der Version 4.6
3.7 Lotus Notes im Internet
Seit der Version 4 bietet Lotus Notes Internetunterstützung an. Als erstes wurde der
Email-Client zum Webbrowser erweitert. Des weiteren wurde der Lotus Notes Server
zum Webserver erweitert. Internetseiten können in der Notesdatenbank abgelegt und
auch aus vorhandenen Notesdokumenten und Views generiert werden. Der kombinierte
Lotus Notes und Internet-Server wird Lotus Domino genannt.
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3.8 Lotus NotesView
Mit Lotus NotesView stellt Lotus Notes ein grafische Management-Tool zur Verfügung,
mit der die komplette Notes-Umgebung kontrolliert und gesteuert werden kann. Sowohl
einzelne Server als auch das komplette Backbone-Netz können damit überwacht
werden. Die Mail-Routen und Replikationseinstellungen der Dokumenten und
Datenbanken können angezeigt werden. Es kann Echzeitstatistiken für alle Belange,
wie z.B. Mail-Aufkommen, Routerbelastungen, Replikationsdauer, erstellen. Außerdem
wird das SNMP-Managementprotokoll unterstützt.
4. Updates bei Lotus Notes 5
Die Release 5 bringt die umfassendste Erneuerung des Lotus Produktes. Die
Oberfläche des Clients wurde dabei vollständig überarbeitet. Die
Entwicklungs-umgebung wurde vom Client getrennt und als eigenständiges Produkt, der
Lotus Domino Designer, eingeführt. Der Dominoserver wurde erweitert und bietet nun
auch Schnittstellen zu SAP R/3 und IBM/DB2 an. Die Email- Performance und das NAB
(Namens-und Adressbuch) wurden verbessert. In älteren Versionen bereiteten schon
200 User auf einem Lotus Notes-Server Probleme. 1997 wurden mit einer S/390
(IBM-Mainframe!) bis zu 10.000 User unterstützt. Aktuell werden sowohl auf AIX oder
AS/400- Basis als auch auf Windows NT-Rechnern wesentlich mehr User unterstützt.
Auch das bisherige Namens- und Adressbuch wurde stark verbessert.
Das neues Notes-Directory ersetzt das NAB und kann nun über eine Million Einträge
und je nach Plattform bis zu 64 GByte Daten in Notes-Datenbanken speichern und
verwalten. Des weiteren wurde die Messagingverwaltung und die Programmierbarkeit
deutlich verbessert. Die Programmierschnittstellen wurden erweitert. Über die Domino
Enterprise Connection Services (DECS) und zusätzliche Connectoren kann praktisch
auf alle relevanten Systeme zugegriffen werden. Javabeans, Corba und auf Windows
NT-Basis auch COM werden direkt unterstützt.
Über den Websphere Application Server werden auch Enterprise Javabeans
unterstützt.
5. Vergleich (Microsoft Exchange und Lotus Notes)
Im folgenden wird eine Tabelle gezeigt, welche die Eigenschaften der aktuellen
Versionen von Microsofts Exchange und Lotus Notes/Domino gegenüberstellt.
Produkt
Exchange 5.5
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Notes/Domino 5
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Hersteller
Microsoft
Lotus
Telefon
(089) 317 60
(018 05) 41 23
Internet
www.microsoft.com
www.lotus.com
Preis
ab 4800 Mark
noch nicht bekannt
Betriebssysteme
Windows NT
Windows NT, AS/400,
Unix, OS/390, OS/2
Komponenten
Exchange Server,
Outlook 97
Domino Server, Domino
Designer, Notes Client
POP3/IMAP4
ja/ja
ja/ja
Message
Tracking/SMTP-Routing
ja/ja
ja/ja
LDAP v3
ja
ja
Datenbankgröße
unlimitiert (Enterprise
Edition)
64 GByte (unlimitiert
ohne Support)
nein
ja
Replikation auf Feldebene nein
ja
Chat
Chat-Service
Add-on Sametime
Scripting
ja
ja
COM
ja
ja
Java-Beans
nein
ja
Enterprise Java-Beans
nein
über IBM Websphere
Application Server
Corba
3rd Party, extern
ja
Java
extern
ja
Schnittstellen zu anderen
Plattformen
ADO
DECS
Anwendungserstellung
Skripts, Active Server
Pages, VB, VC++
intern oder extern (IBM
Visual Age for Java)
HTTP-Stack
IIS
integriert oder IIS
X.509
ja
ja
NNTP
ja
ja
Messaging
Groupware
Vordefinierte
Anwendungen
Programmierung
Internet-Standards
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Mobilität
Replikation zu Client
eingeschränkt
ja
Mobiles Directory
nein
ja
Cluster
Windows NT
Enterprise Edition
Notes-Cluster und
Windows NT Enterprise
Edition
SMP
ja
ja
Serverfunktionen
6. Praxisbeispiel
Als Praxisbeispiel wurde der Lotus Domino Server Version 4.6 sowie ein Lotus Notes
Client der Version 4.6 auf einem Rechner mit Windows 95 installiert. Der Testrechner
war ausgestattet mit einem Intel Pentium II 233 Prozessor und 32 MB Arbeitsspeicher.
Als Web-Browser wurde Netscape Communikator 4.6 verwendet.
Der Domino Server wurde auch als Web-Server eingerichtet und als Beispieldatenbank
wurde ein Diskussionsforum genommen. Sie wurde aus einer mitgelieferten
Datenbank-Schablone abgeleitet. Dabei werden die Dokumente aus der Datenbank
dynamisch zu Webseiten aufbereitet und dargestellt. Die Internetseiten werden also
nicht statisch wie normale Internetseiten gespeichert, sondern dynamisch aus den
Notes-Dokumenten generiert. Das bedeutet, dass neue Einträge in die Datenbank direkt
als Webseite aufgerufen werden können.
Mit herkömmlichen Mitteln (statischen HTML-Seiten und CGI-Skripten) lässt sich dies
kaum bewerkstelligen.
Mit Lotus Notes als kombinierter Datenbank- und Webserver bieten sich vielfältige
Möglichkeiten:
- Neue Einträge können über Webbrowser direkt in die Datenbank eingetragen werden
- Es is einfach eine Benutzerverwaltung zu erstellen (Nur angelegte User dürfen
zugreifen, neue Beiträge schreiben und Eigene bearbeiten)
- Indexerstellung mit Suchfunktion wird vom Datenbank-Server gestellt
- Neue Einträge in die Datenbank können z.B. mit Makros verknüpft werden
Im folgendem werden einige Screenshoots mit Erklärungen von Lotus Notes/Domino
gezeigt.
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Abb. 2: Das obige Bild zeigt den Lotus Domino Server, welcher mit einer Dos-Box gestartet wird. Es werden
dabei alle Prozesse und Ereignisse mit Zeit und Datum angezeigt. Die letzten beiden Prozesse die gestartet
werden sind der HTTP Web Server und der Datenbankserver.
Abb. 3: Damit Lotus Domino auch als Webserver fungieren kann, muss in die Datei "notes.ini" in der Zeile
"ServerTasks" "HTTP" dazugeschrieben werden. In die Zeile "ServerTasks" werden alle Prozesse
eingetragen, die beim starten von Lotus Domino aktiviert werden sollen.
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Abb. 4: Hier wird das geöffnete Namens-und Adressbuch (NAB) von Lotus Notes/Domino gezeigt.
Hierüber können alle Einstellungen für die Server- und Benutzerverwaltung vorgenommen werden.
Abb. 5: Hier wurde im NAB der Punkt Server geöffnet. Er enthält alle Einstellungen, welche die Server und
das Internet betreffen. Da bei Lotus Notes standardmäßig der anonyme Zugriff aus dem Internet erlaubt ist,
muss im Unterpunkt "Sicherheit" die Einstellung "Anonyme Notes Verbindungen zulassen" auf "nein"
gestellt werden. Dadurch dürfen nur legimitierte und als Benutzer angelegte User auf die Datenbank
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zugreifen. Soll der Lotus Notes Server im Internet betrieben werden , existiert hier ein Sicherheitsproblem,
wenn diese Standardeinstellung nicht geändert und die Lotus Notes Datenbanken nicht explizit geschützt
werden, da jeder Surfer dann auf die Datenbanken des Servers zugreifen kann.
Abb. 6: Screenshoot des von Lotus Notes dynamisch generierten Diskussionsforums im Browser.
Die Erstellung eines Diskussionsforums mit Benutzerverwaltung und Indizierung ist mit
Lotus Notes/Domino sehr einfach und schnell zu erreichen. Bei einem in einem
Netzwerk vorhandenen Lotus Domino Server kann beispielsweise ein Diskussionsforum
mit Benutzerverwaltung in wenigen Stunden erstellt werden, während die Erstellung mit
HTML und CGI oft über eine Woche dauert.
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7. Fazit
Lotus Notes lässt sich äußerst vielseitig einsetzen. Zu den Vorteilen des Systems gehört
das Automatisieren bestimmter Aufgaben, weiterhin die große Auswahl an Schablonen
und Vorlagen. Nachteilig ist, dass sich die Arbeit mit Lotus Notes zunächst als
gewöhnungsbedürftig herausstellt, und dass es beim Einsatz im Internet zu
Sicherheitsproblemen kommen kann.
8. Quellen
- Orfali, Robert; Harkey, Dan; Edwards, Jerry: "Abenteuer Client/Server."
Addison-Wesley-Longman GmbH. Bonn 1997
- Internet: www.zdenet.de. Artikel: Exchange 5.5 versus Notes 5
- Schröter, Uwe; Fügner, Stephan: "Das Dominoprinzip. Dynamische Generierung
interaktiver HTML-Dokumente mit Lotus Notes/Domino." dpunkt-Verlag. Heidelberg
1998.
- Fochler, Klaus; Perc, Primoz; Ungermann, Jörg: "Electronic Commerce mit Lotus
Domino." Addison-Wesley-Longman GmbH. Bonn 1998.
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