ps-welt-01
Transcrição
ps-welt-01
SEITE 12 | PS WELT PS Der härteste NALIST AUTO-JOUR uns i be iv us exkl Seite 4 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, VOL. I, SEPTEMBER 2014 Wir testen, also sind wir Seiten 16–17 S ie interessieren sich nicht für Autos? Dann sind Sie hier genau richtig. Dieses Magazin im Zeitungsformat hat nur ein Thema: Glück. Danach streben wir doch alle. Interessieren Sie sich für Autos? Dann sind Sie hier noch richtiger. Diese 24 Seiten feiern das Glück, das Autos, alte wie neue, schnelle wie langsame, teure wie günstige bereiten können. Mögen andere in Autos vor allem Probleme sehen, ökologische, städteplanerische, gesundheitliche – wir erzählen von Menschen, denen ihr Auto Freude, Spaß, Schweiß, Abenteuer und Erleuchtung beschert. Ob Theologe oder Fotografin, Hollywoodstar oder Dichterfürst: Autoglück kann jeden beseelen. Und wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, melden Sie sich bei mir unter [email protected] ULF POSCHARDT Hollywood-Star Patrick Dempsey über seine drei großen Lieben: die Familie, das Rennen und Porsche Glück Die TAZ empfiehlt: Die drei grünsten Autos für Beifahrer Seite 3 Ein Lowrider aus Köpenick und ein westfälischer Edelmann werden Freunde Seiten 8 – 11 Bestsellerautorin KATJA KESSLER fährt das MachoAuto schlechthin Seite 14 Sie liebt ihren Nissan Micra: Glück braucht keine 300 PS Seite 16 Brauchen Sie ein cooles Statussymbol? Die zehn Neuerscheinungen vom PARISER SALON Seite 23 Warum FRAUEN und AUTOS eine schwierige Beziehung führen Seite 24 Seit langem eine Ikone. Seit kurzem ein 3-Liter-Auto. Das beste Wissen gewinnen wir aus der Formel 1. So machen wir den S 500 PLUG-IN HYBRID zu einem Vorbild der Effizienz. Mit innovativer Hybridtechnologie erobert er bald alle Straßen. Genau wie sein Lehrmeister die Rennstrecken. www.mercedes-benz.de/effizienz PS WELT | SEITE 3 PS VIERECKSFERRARI! Der Blog, mit dem alles begann: ps.welt.de, das digitale Ideenreich benzingetränkter Autoliebe. Seit Anfang 2014 der Versammlungsort von Petrolheads, Speedfreaks, Oldtimer-Fanatikern, Youngtimer-Friseuren und Neuwagen-Anbetern. Gemeinsam mit der zugehörigen Facebook-Seite www.facebook.com/ PSWelt die Anlaufstelle im Netz für AutoAficionados aller Arten. Bitte anschnallen. Dieses Wort müssen Sie sich merken, weil es in diesem Magazin ständig fällt. PETROLHEADS, zu Deutsch: Benzinkopf, ein liebevoll eingesetzter Kosename für Menschen, die Autos und deren Treibstoffe (BENZIN, ADRENALIN, GLÜCK) lieben. BMW 320i (Baujahr 1995, E36, Automatik) Die Ruhe am Ort des Glücks Von WOLFGANG SCHEIDA Für alte Dreier gibt es nur zwei Fahrerkategorien: Prolls und verblendete Liebhaber. Denn fast alles Vernünftige spricht gegen dieses Auto. Das Image („tiefergelegte Türken-Karre“ oder „obsessiver Autobahn-Linksfahrer“) ist eine Katastrophe, der Verbrauch immens (mehr als 12 Liter), und im Fond ist Beinfreiheit ein schlechter Witz. Der Wagen hat fast keine Ausstattung, die Analog-Uhr rattert bedrohlich beim manuellen Umstellen auf Sommer- und Winterzeit. Und die Klimaanlage … na ja, ist eh kühl in Deutschland. Und dennoch. Auch wenn es fast keinen Komfort und kein Presti- ge gibt, von Trennung war nie die Rede. Dieser Wagen springt mit bayerischer Zuverlässigkeit nach einer halben Schlüsselumdrehung an. Und dann dieser Motor: Vor 20 Jahren galt der Reihensechszylinder aus München als der beste der Welt. Diese Poleposition hat er nicht mehr abgegeben. Zumindest als Motor des Herzens nicht – und nicht an der Ampel. Dort treffen sich Prolls und Liebhaber am Ort des DreierGlücks. Die einen lieben die Kraft, drehen im Leerlauf hoch, drücken durch und ziehen davon. Die anderen tun nichts. Sie genießen nur die Lauf-ruhe und fragen sich, ob der Motor noch läuft oder ausgegangen ist. Nein, das ist nie passiert. BÜCHER für Enthusiasten Targa Florio – legendäres Rennen auf Sizilien, von 1955 bis 1977 sogar Teil der Sportwagen-Weltmeisterschaft und Austragungsort spektakulärer Langstreckenrennen. In diesem 400 Seiten starken Bildband werden die großen Jahre des unnachahmlichen Straßenrennens porträtiert, ein Genuss. Verlag Reinhard Klein Kraftstoffverbrauch kombiniert: 2,8 l/100 km; CO₂ -Emissionen kombiniert: 65 g/km. Elektr. Energieverbrauch NEFZ nach ECE-R101: 13,5 kWh/100 km. Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart Ed Heuvink, Targa Florio: 1955 –1973, 99,90 €, ISBN 978-3-927458-66-6 Exklusiv bei uns: Auto-Cartoons von HAUCK & BAUER. Demnächst mehr Coole Autos machen immer Spaß, und der Petrolhead-Nachwuchs möchte schließlich stilecht gefördert werden. Ein Ferrari zum Selbstbauen ist cool, aus LEGO sogar noch cooler, exklusive Modelle nur für tankende Autofahrer sind schon ziemlich EISIG. Nach umfänflichen Tests der PS-Welt-Redaktion ist klar: Der Lego-FXX ist deutlich schneller als der 458 Italia, gefolgt von einem F 40 aus Dänemark. Shell (3 Exklusiv bei SHELL: Tanken und LEGO-Ferrari mitnehmen ) empfiehlt Von ANDREAS RÜTTENAUER 1. TOYOTA PRIUS (siehe unten): Der automobile Hybrid macht die Fahrer glücklich, weil sie ein echtes Auto haben und dennoch voll korrekt unterwegs sind. Glückliche Fahrer fahren besser. Davon Illustration profitiert auch der Beifahrer. RALF NIETMANN/ 2. UPPER ORANGE BMW i3: Freude am Beifahren? Ja, man sitzt ganz gut in der Münchener E-Kutsche. Aber im Winter sinkt die Reichweite der Bat-terie auf unter 70 Kliometer. Gut möglich, dass der Kopilot zum Schieben verdonnert wird. Restrisiko! 3. TESLA ROADSTER: Der Miezenschlepper mit PC-Faktor. Das Auto für ruhiges Rasen. Nachteil: Bei einer Batterieladezeit von bis zu 15 Stunden muss man sich mit dem Fahrer schon sehr gut verstehen, sollte der Saft mal ausgehen. Andreas Rüttenauer, 46, Chefredakteur der „taz“, hatte nie einen Führerschein. Bekenntnisse eines anonymen Ferrari-Fahrers M KÜNFTIG EIN EXKLUSIV NAME AUF IST PS.WELT.DE CASPAR *, ich bin Petroholiker, ich bin verrückt nach Autos. Ich werde bald 50, lebe ein glückliches Leben, habe einen inspirierenden, aufregenden Job. Doch ich kann schönen Autos nicht widerstehen, so wie Colin Farrell schönen Frauen nicht. Dieses Tagebuch meiner Sucht beginne ich in einer Art mobilen Rehab: einem ICE. Neben mir liegen im Bordrestaurant britische Motorzeitschriften und der „Münchner Merkur“, der auf dem Titel verspricht, alle Verkehrskontrollen des Tages zu verraten. Es ist Donnerstag, die Staatsmacht, die ich als Libertär ein wenig verachte, hat einen deutschlandweiten Blitzermarathon angezettelt. Ausgerechnet heute, wo ich ein Auto aus der Werkstatt hole, dessen Fahrzeugschein mir verrät, dass es 325 km/h schnell sein könnte. Ich bin auf dem Weg, meinen dritten Sportwagen nach Hause zu holen. Gefühlt gehört er zu uns, zur Familie, den Kindern, der Frau, den Garagen, die ich wüst in einem Umkreis von einem Kilometer um unser Heim angemietet habe. Ein Ferrari. Einer der elegantesten, die jemals gebaut wurden, wie ich finde. Ein 575 Maranello in Titangrau-Metallic. Aus erster Hand. Es sieht so aus, als hätte der vorige Besitzer, ein Wirtschaftsprüfer, den Zwölfzylinder-Gran-Turismo auf Händen über die Autobahn getragen. Der Zweisitzer kostete weniger als ein Drittel des Neupreises, ich musste zuschlagen, weil Geld auf der Bank nix bringt. Und weil solche Bluechip-Blechskulpturen hervorragende Wertanlagen sind und die Rendite in Spaß ausbezahlt wird und Spaß gesund hält – und meine Kinder den Wahnsinn auch genießen. Jeder Irre sucht gute Gründe für seinen Wahnsinn. Ich bin nicht allein. Die neuen Nummernschilder klappern, als der ICE in den Zielbahnhof in Hamburg einrollt. Meine Bekenntnisse, Licht und Schatten, Aufstieg und Fall des Neo-Ferraristi, lesen Sie künftig jeden Sonntag auf ps.welt.de * Name von der Redaktion geändert » Jeder Irre sucht gute Gründe für « in le al t h ic n in b h Ic . n n si n ah W seinen – Caspar Der Toyota Prius – der Liebling der umweltbewussten Kolleginnen und Kollegen. Toyota SEITE 4 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 Anzeige Fortschrittliche Fahrsicherheitssysteme Eine neue Form der Autonomie DIE KURZEN MOMENTE DES GLÜCKS PETER RUCH Auto-Tester Peter Ruch – Schweizer, Brille, Bart. Bedächtig und gemütlich. Denkste. Unser schnellster Autor gilt nicht umsonst als gnadenloser VollgasTester, und wenn er einlädt, dann kommen die mutigsten Kollegen. Zehn Sportwagen und die Pässe der Schweiz – eine Garantie für große Gefühle Von N G U T E R TAG : Z E H N S P O RT WAG E N, A L P I N E KU RVE N, GLÜCKLICHE MENS C H E N VO M F E I N ST E N : P O RS C H E , F E R RA R I, MCLAREN – DA R F E S N O C H E T WA S M E H R S E I N ? Konventionen neu definieren mit dem ATS Coupe Technologien der Zukunft schon heute erfahren Die Welt verändert sich ständig. Wer sich nicht ebenso weiterentwickelt, verliert. Deswegen gehören immer neue Innovationen im Bereich Technik und Design bei Cadillac einfach dazu PETER RUCH atürlich sind die Strecken-Kenntnisse von Vorteil. Wenn man weiß, dass die Furka gegen oben schon sehr schmal wird, die Kurven sehr eng, dann wird man bei der Wahl der Waffen nicht zum gröbsten Gerät tendieren. Doch die deutschen Kollegen, welche Bergstraßen nicht schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, wundern sich trotzdem über meinen Favoriten. Nicht der Ferrari 458 Speciale ist für mich das richtige Fahrzeug für die knapp 40 Kilometer lange Strecke, auch nicht der Porsche 911 GT3, die Corvette sowieso nicht, der Jaguar ganz sicher nicht: Der Alfa 4C ist es. Der ist zwar auch nicht besonders schmal, aber kurz, extrem wendig, agil, und mit knapp 900 Kilo Kampfgewicht sowieso das, was man am Berg braucht. Beim Hoch, und beim Runter natürlich auch. Und dann. Dann muss des Sängers Höflichkeit schweigen. In der Schweiz spricht man nicht über Geld. Und auch nicht über Geschwindigkeiten. Es sei bloß vermeldet, dass der Alfa Romeo 4C genau das richtige Gerät ist für den Furkapass. Dort, wo 1964 „Goldfinger“ gedreht wurde, mit Gert Fröbe (Goldfinger), Harold Sakata (Oddjob), Sean Connery (James Bond) und Tania Mallet (Tilly Masterson), kann der Italiener alles ausspielen, was ihn trotz nur 240 PS zu einem echten Sportwagen macht. Am Grimsel, wo die Straßen breiter sind, die Kurven weiter, da ist der Pilot dann mit stärkeren Maschinen besser bedient. Aber was macht ihn denn aus, den echten Sportwagen? Gibt es ihn überhaupt noch? Mein Sohn, 10, schaut nur auf die Höchstgeschwindigkeit. Darum sind seine Favoriten mehr so Bugatti, Koenigsegg, Pagani. Ich rede da an eine Wand, wenn ich ihm das von den Kurven zu erklären versuche, warum Rallye interessanter ist als Dragster-Zeugs, dass jeder Depp geradeaus auf den Pinsel treten kann, das gepflegte Umrunden von Biegungen aber den wahren Spaß bringt. Mein Sohn mag auch den Alfa nicht, der macht ihm irgendwie zu wenig her, keine Spoiler (das kann der Porsche 911 GT3 viel besser), nur so normale Türen (das kann der McLaren 650S viel besser), und überhaupt ist er zu klein. Aber eigentlich ist der 10-Jährige mehr am Puls der Zeit als ich, er spürt, dass es mit den Sportwagen immer mehr darniedergeht, dass Cruisen vor den schicken Cafés unterdessen das bevorzugte Geläuf ist für Porsche & Co., dass Protz und Proll mehr zählen als Trockensumpfschmierung und optimaler Grip beim Beschleunigen aus der Kurve. Aber man kann es sich ja unterdessen auch fast nicht mehr erlauben – am Sonntagmorgen um fünf aufstehen, ein paar Pässe fressen, um neun mit Croissants und der Sonntagszeitung unter dem Arm wieder daheim im Kreis der Familie. An jeder Ecke stehen die uniformierten Freunde und Helfer; die in der Mitte des Wagens mit sich kämpfenden Radfahrer schütteln die Fäuste; die Wanderer, die zuerst drei Stunden Auto fahren, bis sie dann zwei Stunden wandern wollen, haben eh kein »Der Ferrari 458 Speciale kennt als Limit nur das Können und den Mut des Piloten« Verständnis, wenn man einmal 10+ km/h fahren mag über den angeschriebenen Limiten. Es gibt überall und für alles Normen, Verbrauch, Lärm, bald gibt es wahrscheinlich auch noch ein Achselschweiß-Limit. Wenn man da die 550 PS des Jaguar F-Type R Coupé auch nur ein ganz klein wenig weckt, der V8 nur so ein bisschen kreischt, ist man eigentlich schon verloren. Die modernen Sportwagen werden immer stärker, immer schneller, auch immer sicherer – aber an ihr Limit kommen sie immer seltener. Wer wissen will, was ein GT3 kann, muss auf die Rennstrecke – oder ins Gefängnis. Wer den Ferrari 458 Speciale auch nur ein bisschen aufdreht, kann seinen Führerschein direkt aus dem Fenster werfen. Sogar ein Subaru WRX STi ist zu schnell, zu laut, zu wild. Die vielleicht größte Fahrfreude bietet der Tesla, das ist ein Gutmenschen-Auto, da lächelt das Publikum auch dann noch, wenn man völlig jenseits unterwegs ist ... Und trotzdem: der so wunderbar enge Sitz des McLaren 650S. Der ein nicht denkbares Maß an Querbeschleunigung mit einem Lächeln einfängt. Das geile Alcantara-Lenkrad des Porsche 911 GT3. Und sein Sound. Und der Wunsch, noch einmal neun Stunden am Stück über die Berge zu fahren. Der herrliche Knall auf die Hinterachse bei der Corvette. Ihr V8-Blubbern, ihr Getöse, wenn man die Zügel schleifen lässt, ihre Ehrlichkeit, Wie der BMW M4 den Anker wirft, wenn man in die Eisen steigt. Der traumhafte Sound des Alfa 4C. Der kontrollierte Drift im Jaguar. Und sein Duft. Die unglaubliche Präzision des Ferrari 458 Speciale, der kein Auto ist, sondern eine Waffe. Der Italiener ist derzeit wohl das schärfste Teil, das man sich für Geld kaufen kann, das Getriebe, das Fahrwerk, der Saug-Motor, ein absolutes Meisterwerk. Das als Limit nur das Können und den Mut des Piloten kennt. Es sind nur kurze Momente des Glücks, der wahren Fahrfreude, die man noch erleben kann. Aber es gibt sie noch. Es muss sie auch weiterhin geben. Die Welt wäre ärmer ohne sie. Wie fortschrittlich der PremiumFahrzeughersteller ist, beweist er nun auch wieder mit dem neuen Cadillac ATS Coupe. Als technologisch hochentwickeltes, fahraktives Auto ist es der nächste logische Schritt in der Weiterentwicklung der Marke. I M AU TO H I M M E L : S C H Ö N, WE N N M A N S O L C H E FA H R Z E U G E G E N I E SS E N DA R F Käufer des Premium-Coupes haben die Wahl zwischen Allrad- oder Heckantrieb und kommen in den Genuss eines Zweiliter-Vierzylinderturbos. Das optionale Magnetic Ride Control System tastet die Fahrbahn im Millisekunden-Takt ab und sorgt jederzeit für die perfekte Dämpfung. Das neue ATS Coupe profitiert von seiner Leichtbaustruktur und dem daraus resultierenden optimalen Leistungsgewicht, das zu den besten im Segment zählt. Es fährt sich nicht nur agiler, sondern spricht auch direkter an. Die ideale Kombination von „Art and Science“ beschreibt die Philosophie der Cadillac Designer. Das ATS Coupe drückt diese mit seinen ausgewogenen Proportionen, der akzentuierten, dynamischen Linienführung und mit den für Cadillac typischen vertikalen LED-Scheinwerfern perfekt aus. Als erster Cadillac trägt es stolz das neue Logo der Marke auf seinem markanten Grill. Der Innenraum besticht durch Liebe zum Detail in der Verarbeitung. Leder trifft auf Echtholz, Aluminium oder Carbon. Ein Coupe, das aus der Masse heraussticht. Zudem sorgen führende Technologien – wie die Cadillac User Experience, kurz CUE – für ein einmaliges Fahrerlebnis. Das CUE System verbindet intuitive Bedienung, volle Konnektivität und Sprachsteuerung, sodass man alles unter Kontrolle hat und die Hände stets am Lenkrad bleiben können. bei hohen Geschwindigkeiten den Abstand zum vorherfahrenden Fahrzeug hält. All das unterstreicht, warum Cadillac eine der führenden Automobilmarken im Premiumsegment ist – damit lassen sich bestehende Konventionen neu definieren. Überhaupt wird Sicherheit im neuen ATS Coupe groß geschrieben. Dafür wurden nicht nur die bewährten Sicherheitsstandards aus der Cadillac ATS Limousine übernommen, sondern diese sogar noch erweitert. Dazu gehören serienmäßig Gurtstraffer, acht Airbags, Brembo®Hochleistungsbremsen aus dem Rennsport und das StabiliTrak ESC System mit ABS. Zudem arbeitet Cadillac bereits an „Super Cruise“. Hinter dem Arbeitstitel verbirgt sich GM’s autonomes Fahrassistenzsystem, das eine neue Art des Fahrkomforts vor allem im alltäglichen Pendlerverkehr, im Stau oder auf langen Fahrten ermöglicht. Schon heute findet man bei Cadillac die Vorreiter dieser aktiven und passiven Sicherheitstechnologie, die aus der Forschung auf die Straße gebracht werden. Im ATS Coupe wird nach der Cadillac „Control and Alert“-Strategie (Kontrolle und Warnung) das Sichtfeld des Fahrers durch bis zu zwei Kameras, acht Ultraschall- und sechs Radarsensoren digital erweitert. Warnungen werden an den Fahrer visuell, akustisch oder durch Vibrationen im optionalen Cadillac Saftey Alert Sitz weitergegeben. Zwei besondere Technologien, die für das ATS Coupe erhältlich sind, sind der automatische Spurhalteassistent, der das Fahrzeug auch ohne Einfluss des Fahrers in der Spur hält, und die adaptive Geschwindigkeitskontrolle, die auch Wichtige Fahrinformationen wie Navigationsanweisungen oder Fahrzeuggeschwindigkeit werden als farbiges Bild auf die Frontscheibe projiziert PS Im September trafen sich auf Einladung des Schweizer Online-Magazins www.radical-mag.com sechs deutsche Auto-Blogger und zehn spannende Autos in der Schweiz. Mit von der Partie waren: Alfa 4C, BMW M4, Corvette C7, Ferrari 458 Speciale, Jaguar F-Type Coupé R, McLaren 650S, Porsche GT3, Volvo V60 Polestar, Subaru WRX STi, Tesla Model S85+. Gefahren wurde über einige Schweizer Alpen-Pässe sowie auf dem Rundkurs in Lingnières. Und abends saß man dann zusammen und plauderte. Nicht nur über Vollgas, Lärm, Kurven, sondern auch über neue Medien. Denn die Idee war auch, dass sich die Blogger untereinander kurzschließen, besser verlinken, kooperieren. Es wurde erstaunlicherweise mehr Kaffee als Bier getrunken. Die Storys findet man unter dem Suchbegriff #radical14 Cadillac ATS Coupe jetzt exklusiv erleben Nutzen Sie die Chance und seien Sie unter den Ersten, die das neue Cadillac ATS Coupe bei exklusiven Veranstaltungen in Berlin, Genf oder New York erleben können. FOTOS Patrick Corminboeuf Tobias Hiel Jetzt registrieren und mehr erfahren auf: www.cadillac.de/experience Cadillac ATS Coupe 2.0T, 1998 cm3, 203 kW / 276 PS. Verbrauch gesamt (l/100 km): 8.3; CO2 (g/km): 193. Energieeffizienz-Kategorie: G. US-Modell abgebildet. Europäisches Angebot kann abweichen. Dies ist ein Angebot von Cadillac Europe, Stelzenstrasse 4, 8152 Glattpark, Schweiz. Mit weltweit zunehmendem Verkehr auf den Autobahnen und in Innenstädten steigen die Anforderungen an Automobilhersteller, neue Lösungen für persönliche Mobilität und das Vermeiden von Unfällen zu entwickeln. Ca. 870 Milliarden US-Dollar an Personen- und Sachschaden pro Jahr entstehen in den USA durch Verkehrsunfälle. Das zeigen Studien der nationalen Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration). Daher plant Cadillac, in ca. zwei Jahren die ersten Fahrzeuge mit intelligenter, vernetzter Technologie auf den Markt zu bringen und greift hier auf die Zukunftsentwicklungen aus den GM Labors zurück, die sich bereits seit über 60 Jahren mit dem autonomen Fahren beschäftigen. Kerntechnologien sind unter anderem ein Spurhalteassistent, der Fahren ohne jeglichen Eingriff des Fahrers am Lenkrad ermöglicht. Darüber hinaus Brems- und Geschwindigkeitsassistenten, die sich in Millisekunden den unterschiedlichsten Verkehrsund Fahrbahnbedingungen anpassen und den Weg des Fahrzeugs entsprechend neu ausrichten. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug (Vehicle to Vehicle). Hier werden zwischen Autos, die aufeinander zu- oder hintereinander her fahren, ausgewählte Fahrzeugdaten ausgetauscht – wie Ort, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung. Der Vorteil für den Fahrer ist, dass er frühzeitig auf potentielle Gefahren und Verkehrssituationen hingewiesen wird und bestehende Fahrsicherheitssysteme wie zum Beispiel existierende Kollisionswarnsysteme noch präziser ausgerichtet werden können. So kann diese Technologie helfen fest zu stellen, dass ein vorrausfahrendes Fahrzeug stark abbremst oder eventuell eine Unfallsituation vorliegt, damit entsprechend reagiert werden kann. Ab 2017 wird es diese Kommunikationstechnologie in von Cadillac ausgewählten Fahrzeugen geben. Der Zweck all dieser neuen Technologien ist es zu helfen, die Anzahl der Unfälle zu reduzieren und den Fahrkomfort für alle Insassen deutlich zu verbessern. SEITE 6 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 Jede STRASSE ist ein TRAUM VALENTINO BALBONI, mittlerweile pensionierter Lamborghini-Held und vielleicht bekanntester Testfahrer der Welt, trinkt einen Espresso mit JOCHEN WAGNER, unheilbarer Petrolhead und Studienleiter für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht an der Evangelischen Akademie Tutzing Von JOCHEN WAGNER JOCHEN WAGNER: Was machst du aktuell? VALENTINO BALBONI: Natürlich Lamborghini. Hauptsächlich Restauration und Beratung für LamborghiniLiebhaber – Prominente und einfache Leute wie mich. Außerdem bin ich bei vielen Events dabei, zum Beispiel mit dem Lamborghini Owners Club. WAGNER: Ein Leben „nach Lamborghini“…? BALBONI: … ist ohne Lamborghini unvorstellbar. Ich war 45 Jahre dabei, das ist mein Leben. Im Herzen immer Lamborghini. WAGNER: Wie viele Jahre warst du Cheftester? BALBONI: Oh, 40 Jahre. WAGNER: Wie hat es angefangen? BALBONI: Der Pfarrer in meinem Heimatort Casumaro, 20 Minuten vom Lamborghini-Werk, hat uns Buben mit nach Sant’Agata genommen. So sah ich erstmals diese tollen Autos. Da war klar: Da will ich hin. Und so habe ich am 24. April 1968 als Lehrling bei Lamborghini begonnen. WAGNER: Zufall oder Vorsehung? BALBONI: Vorsehung, denke ich, ich bin ja katholisch, so viel Glück ist kein Zufall. WAGNER: Und wie wurdest du Tester? BALBONI: Das rein Mechanische war faszinierend, aber mir zu wenig, und so habe ich die Kundenautos oft nach dem Waschen ein wenig trocken gefahren, was natürlich herauskam. Und weil man mir meine Passion, nicht nur zu schrauben, sondern auch zu fahren, nicht austreiben konnte, kam ich mit einem Kollegen zu Bob Wallace, einem früheren Formel-1-Fahrer – er hat uns acht Monate lang zu Testfahrern ausgebildet. WAGNER: Und dein erster Testwagen? BALBONI: Die erste Testfahrt durfte ich Ende September 1973 mit einer Miura machen, dem damaligen Traumauto unter den Sportwagen, ein Zwölfzylinder mit über 300 PS, unglaublich schön wie schnell – die Bremsen kamen kaum mit. WAGNER: Testen, was heißt das für dich? BALBONI: Spüren, was der Lambo macht. Eine leibhafte Sensibilität für das Auto zu haben, Kraft der fünf Sinne des eigenen Körpers mit dem mechanischen Körper zu kommunizieren. Ohne Augen sehen, ohne Ohren hören, mit Händen, Füßen, Rücken, ja, mit dem Popometer fühlen, wie der Motor läuft, das Chassis arbeitet, die Reifen Grip haben, die Bremsen wirken. Besonders, wie sich das Auto in extremen Manövern verhält: Schiebt es über die Front, bricht das Heck aus, fangen die Dämp- fer an zu pumpen? Und wie dosierbar oder giftig sind die Bremsen? Denn geradeaus ist einfach, aber die entfesselten Pferde wieder einfangen, das ist viel schwieriger. WAGNER: Du fährst gern mit Slippern mit dünner Ledersohle … BALBONI: Ja, weil die, anders als die gummierten Formel-1-Schuhe, die feinen Vibrationen nicht wegfiltern. Es gibt eine Klugheit der Gefühle, der feinsten Schwingungen, Töne, Geräusche, Atmosphären, durch die man spürt, ob alles in Ordnung ist. Der Motor lebt ja auch, fühlt sich bei jeder Luftveränderung anders an. WAGNER: Wie lernt man dieses gefühlte Wissen? BALBONI: Indem man viel fährt, sprichwörtlich, aus Er-Fahrung. Wir sind jeden Tag gefahren, bei jedem Wetter. Alle Straßen, klein, groß, kurvig, Autostrada. Alle Asphaltsorten, griffig, glatt, glitschig. Und wir haben ohne Datarecording, bei dem jede Drehzahl, jedes Bremsen oder jede Federbeinbewegung aufgezeichnet wird, getestet. Es war oft sehr schwierig, einen Kompromiss zu finden zwischen dem, was der Ingenieur durchgerechnet hat, und dem, was – quasi unter dem Design – real auf der Straße halbwegs zivil zu beherrschen war. Und wichtig war eben auch der Privatarchiv Jochen Wagner JOCHEN WAGNER Theologen-Philosoph »Das Problem sind nicht die Lambos, sondern die vielen Millionen Nicht-Lambos « VALENTINO BALBONI Testfahrer-Legende »Es gibt eine Klugheit der Gefühle« – Valentino BALBONI Die TOP 51 FILME UND AUTOS gehören einfach zusammen. Hier das Pflichtprogramm Von LUTZ FÜGENER Sound, für die Emotion, die ja aus dieser intensiven Bewegung, der motion, entsteht. WAGNER: Der Tester als Vorkoster, als Mundschenk für den Kunden? BALBONI: So ungefähr; jedenfalls dem Kunden das technisch Mögliche so verantwortbar auf die Räder zu stellen, dass das faszinierende Erleben auch ein Überleben war, denn früher war ja die Motorleistung der Bremsanlage weit voraus. Power senza limit – und die ja schon auch guten Bremsen von deutschen ATE, englischen Girling oder italienischen Brembo, die hechelten halt hinterher. Aber die Bremsen mögen noch so exzellent sein, wenn du zu spät bremst, dann ist es halt zu spät! WAGNER: Ein Auto ist so eigen wie jeder Mensch? BALBONI: Unbedingt, jeder Lambo hat seinen eigenen Charakter. Man muss sich in jeden Wagen hineintasten, sein Potenzial langsam erschließen, bis man zusammenwächst, bis Leib und Motor eine Einheit bilden, eine symbiotische Beziehung eingehen. Das braucht einfach Zeit! WAGNER: Was ist dein Lieblings-Lambo? BALBONI: Die Miura als SV, Super Velocità. Sehr schön, sehr laut, sehr schnell. Die Kombination von Leistung und Design – bis heute stimmig. Die Miura – sie sagen wir in Italien – ist „mein erstes Leben“. Ein herrlicher Zwölfzylinder mit bis zu 380 PS. Heute ein Mythos, kaum bezahlbar, wenn man überhaupt noch einen kriegt. WAGNER: Und der Gallardo zu deinen Ehren? BALBONI: Eine Überraschung zu meinem 40-jährigen Jubiläum 2008/2009. Eine Limited Edizione, ein LP-550-2, ein 550 cavalli starker Gallardo, handgeschaltet mit Sechsgang-Kulisse, nur mit Heckantrieb wie früher die Miura oder der Countach statt des heute computergeregelten Allradantriebs. Eine pure Tanzmaschine zum Driften, Kreiseln, Asphaltsurfen. „Balboni“ als Link zwischen Tradition und Moderne, das war eine große Ehre – und eine Geste an den Gründer von Lamborghini, Ferruccio Lamborghini. WAGNER: Und der Countach? BALBONI: Eine Rakete. Cool, faszinierend, brüllschön, brachial. WAGNER: Wäre er nicht fast dein Unglück geworden? BALBONI: Ja, mit ihm hatte ich den einzigen wirklich ernsthaften Unfall. Ein Lastwagen hat mir, aus einer Nebenstraße kommend, die Vorfahrt genommen, bei 200 Sachen – es gab nur noch den akuten Abflug ins Grüne, statt zu crashen. Der Countach hat sich zigmal überschlagen, brach auseinander, Motor hier, Karosse dort, und fing Feuer. Das war am 11. Mai 1983, zwei Tage vor meinem Geburtstag – mir ist wie durch ein Wunder gar nichts passiert. WAGNER: Good luck? Buona fortuna? BALBONI: Ja, vielleicht auch „grazie il mio Dio“, denn trotz allen Erfahrungskönnens: Ich bin aus dem Totalschaden ja unversehrt herausgekrabbelt. WAGNER: Hast du eine Lehre daraus gezogen? BALBONI: Ja, ich habe viel gelernt: Wie viel Weh ein Auto machen kann, wie viel Kraft es hat, wie leicht sie aktiviert und wie schwer sie im Extremfall kontrolliert werden kann. WAGNER: Mit einem Wort? BALBONI: Rispetto, Respekt, also auch Demut. Und Vorausschau, prevedere, Antizipation – man muss immer mit dem Unvorhergesehenen rechnen. Und natürlich: wie verwundbar, verletzlich wir sind, trotz und inmitten aller Technik, aller Maschinen. WAGNER: Glück? BALBONI: Ja, gesund zu sein, vielleicht neben der Liebe, der Familie, das größte Lebensglück. WAGNER: Und die modernen, die neuen Lamborghini unter dem Dach von Audi? BALBONI: Gallardo, Murciélago, Aventador, Huracán – sie sind natürlich nahezu perfekt, aber Gott sei Dank nicht steril. Beste Materialien, Hightech, Karbon, Magnesium, Titan, Aluminium, Power von 500 bis 700 und mehr PS. Sie sind freilich in der Formensprache extremer, kantiger, aggressiver als die alten, runder, weicher geformten Lambos Miura, Countach, Diablo. WAGNER: Leibbeschleuniger, Amplifyer des Körpers? BALBONI: Ja, aber eher Tanzmaschinen – es geht ja nicht einfach ums Rasen oder Höchstgeschwindigkeit. Oder um Protzen und Posing. Es geht um Passion, um Kommunikation mit dem mechanischen Kunstwerk, um Gebrauch und Genuss. Diese Mixtur aus Speed und Kurven, das ist das Beste, der Rhythmus der Abwechslung. Dieses Spiel mit Kräften, Radien, Auf und Ab, Beschleunigen, Schalten, Verzögern, die Kunst um den Scheitelpunkt. Es ist wie ein Tanz auf der Straße, der Tanz mit dem Stier: „ballare con il toro“. WAGNER: Das Tierische als Teil unserer Natur? BALBONI: Sicher. Und zugleich als Sehnsucht nach Natur: Wir testen am liebsten in den Hügeln zwischen Bologna und Modena, den Collini. In der Via Panaria Bassa etwa haben wir uns früher getroffen, im „Café Diana“ beim Gaetano, und gefachsimpelt, auch die Kollegen von Ferrari haben wir getroffen. Aber zur Konkurrenz gehört immer auch die Anerkennung des anderen. Es herrschte immer Respekt, selbst wenn wir auf der Straße Rivalen waren. Aber Konkurrenz hat immer auch die Anerkennung des anderen dabei. WAGNER: Ein gemeinsam Verbindendes der unterschiedlichen Marken? BALBONI: Die mechanische Passion, ohne Zweifel, eben das mobile Glück. WAGNER: Und Glück im Allgemeinen, diesseits von Lamborghini? BALBONI: Respekt, Gesundheit, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Freundschaft, ja, die amitizia, und Solidarität, Zusammenhalt. Gewiss auch Frieden, schau dir die Welt an! „Comune di pace“ steht auf dem Ortsschild von Sant’Agata kurz vor dem Lamborghini-Werk. Ich würde sagen: l’amore per la vita – die Liebe zum Leben. WAGNER: Die Zukunft? BALBONI: Von Lamborghini? Die ist extrem gut, sicher, stabil wie nie. WAGNER: Und der Passion? BALBONI: Sie ist der Antrieb, der kreative Motor, ohne den es keine PR, kein Merchandising oder Marketing und keinen Profit gibt. Sie wird rar. Zu viele Zwänge, zu viel Show. Die Passion, schrauben, verstehen, auch reparieren können, das mechanische Einmaleins lernt man nur draußen auf der Straße, analog, nicht digital. WAGNER: Und die soziale, ökologische Dimension? BALBONI: Heute kann die Technik mit der Natur weit bessere Kompromisse eingehen, es gibt innovative Materialien, Recycling, Effizienzsteigerung, und wir müssen das tun, lernen, ausweiten – um unserer Kinder willen. Wir scherzen ein wenig: Das Problem sind nicht die Lambos, sondern die vielen Millionen Nicht-Lambos. WAGNER: Gibt es so was wie Angst bei dir? BALBONI: Ja, immer, Angst ist normal – aber sie kann klug machen. Die Technik ist stärker als wir. Einen Lambo kann man reparieren, restaurieren, uns Menschen nicht, jedenfalls kaum. Die Technik darf uns diese Sensibilität für unsere Verletzlichkeit nicht betäuben. Denn auch über einen Lambo kann man leicht die Kontrolle verlieren. Und was im Leben kann man schon – trotz allen technischen Zeugs – wirklich kontrollieren? Es geht also wieder um Respekt, Respekt vor dem Leben und … WAGNER: Und? BALBONI: Dank! WAGNER: Für wie viele heile Kilometer? BALBONI: Gewiss vielmals um die Welt, il giro del mondo. Für eine erfüllende Arbeit, ein Zuhause bei Lamborghini, Freundschaft mit vielen Menschen – wie gesagt: Ich bin katholisch, grazie il mio Signore, Vorsehung, kein Zufall. WAGNER: Das Wichtigste an einem Automobil? BALBONI: Ganz egal welche Marke, wie viele PS – es muss zu einem passen, Freude machen. WAGNER: Kann man ohne Auto glücklich sein? BALBONI: Man kann schon. Ich ohne Lambo nicht. Ein Tag ohne Lamborghini ist ein verlorener Tag. Ein Reiz, lebendig wie am ersten Tag 1968. Schönheit in Bewegung, das ist zeitlos. Diese mecchanica ist mein Leben, ein Geschenk. Hast du nicht einmal gesagt, „alles Göttliche sei schön, leicht und schnell“? WAGNER: Ja, aber das ist von Lessing, im „Laokoon“, über Kunst geht es da. BALBONI: Schade, dass er keinen Lambo erlebt hat, denn Lamborghini ist Kunst, Lebenskunst, mit der schier grenzenlosen Kraft, der Technik, die eigenen Grenzen kennenzulernen, auszuloten und anzunehmen. WAGNER: „Grazie tante, caro Vale.“ Was wünscht man sich zum Schluss? BALBONI: Prego, piacere: Sano, sancto, sabio – was vom Gesunden, Heiligen, Weisen. WAGNER: Ach so, schon den neuen Huracán gefahren? 610 PS. BALBONI: Certo, sicher – ein Traum, un sogno! WAGNER: Hast du noch eine Traumstraße? BALBONI: Jede Straße ist ein Traum. DER NEUE SEAT LEON X-PERIENCE. Wenn Sie den Weg kennen, nehmen Sie einen anderen. TECHNOLOGY TO ENJOY MIT 4DRIVE TECHNOLOGIE AUF ALLEN WEGEN ZU HAUSE. Der neue SEAT Leon X-PERIENCE ist mit der SEAT Allradtechnologie 4Drive, den hochwertigen Sportsitzen in Alcantara®¹ und dem SEAT Drive Profile² der perfekte Begleiter für jedes Abenteuer – und das schon ab 28.750 €³. Lernen Sie ihn jetzt kennen, und vereinbaren Sie eine Probefahrt bei Ihrem SEAT Partner. PS C ’é ta it un rendez-vous! Filme für Petrolheads C’était un rendez-vous, Claude Lelouch, Frankreich, 1976 C’était un rendez-vous: 1976, ein Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, eine Kamera und der Soundtrack eines Ferrari 275 GTB – fertig ist der Kultfilm. Acht Minuten sehr freie Interpretation der Verkehrsvorschriften führten zu Beugehaft für den Regisseur und zu einem echten Highlight für uns. Lutz Fügener ist einer der international renommiertesten Professoren für Transportation Design. 2 Le Mans, Lee H. Katzin, USA, 1970/71 Ein Film von Petrolheads für Petrolheads. Das Team musste sich tatsächlich für das Rennen im Jahr 1970 qualifizieren, um mit dem Kamerawagen mitfahren zu dürfen und schnitt trotz der häufigen Filmrollenwechsel nicht einmal schlecht ab. Drollig die von allen Beteiligten mit halber Kraft gespielte Beziehungsgeschichte, die aus Gründen des Marketings noch an die Geschichte montiert werden musste. 3 4 Claude Lelouch, Frankreich, 1976 The Italian Job, Peter Collinson, GB, 1969 Gemeint ist hier selbstverständlich das Original aus dem Jahr 1969 und nicht die unter bemerkenswerter Talentfreiheit verfassten Nachahmungen. Allein die Eingangssequenz des Originals, die Kamerafahrt auf einem Dolomitenpass im Lamborghini Miura lässt einem das Herz aufgehen. Und dabei ist es noch gar nicht richtig losgegangen. Der Maulwurf und sein rotes Auto, Zdeněk Miler, ČSSR, 1963 Selten ist wahre Liebe zum Automobil und das Glück seines Besitzers so unverstellt und aus voller Brust dargestellt worden wie in dem kurzen Zeichentrickfilm des Zeichners Zdeněk Miler „Der Maulwurf und sein rotes Auto“ aus dem Jahr 1963. Mit Seele gezeichnet, wunderbar. Ralf Nietmann/Upper Orange 5 Musikvideo„stylo“, (Gorillaz, Plastic Beach), Hewelett/Candeland, GB 2010 Eigentlich sollte hier und sicher auch berechtigt „Vanishing Point“ aus dem Jahr 1971 erscheinen, doch das ganze durch diesen Film beeinflusste Genre ist im Musikvideo der Gorillaz für den Titel Stylo (2010) ideal zusammengefasst worden. Mein Platz fünf für das gelungene Musikvideo. Auf dem unglücklichen Sechsten liegt bei mir ebenfalls ein Roadmovie: „Wir können auch anders...“ von Detlev Buck. 4DRIVE TECHNOLOGIE SEAT empfiehlt ALCANTARA®-SPORTSITZE¹ SEAT DRIVE PROFILE² AUCH ÜBER: SEAT.DE SEAT Leon X-PERIENCE Kraftstoffverbrauch: kombiniert 6,6–4,8 l/100 km; CO ²-Emissionen: kombiniert 152–125 g/km; CO ²-Effizienzklassen: C–B. ¹Optional erhältlich ²Nur für 1.8 TSI 132 kW (180 PS) und 2.0 TDI 135 kW (184 PS) erhältlich. ³Unverbindliche Preisempfehlung der SEAT Deutschland GmbH, zzgl. Überführungs- und Zulassungskosten. Abbildungen zeigen Sonderausstattung. SEAT_LeonXPerienceAbPreis_AZ_374x528_WamS_DU140919_ET140928_F39>TZ.indd 1 19.09.14 13:37 SEITE 8 | PS WELT PS WELT | SEITE 9 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 André und der Graf ANDRÉ WEBER Lowrider GRAF OEYNHAUSEN Gentleman-Racer Von PIA FREY ULF POSCHARDT Foto ALEX TREBUS SEITE 10 | PS WELT PS WELT | SEITE 11 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 2 1 Street-Credibility meets Hochadel, Kind der DDR meets Oxford-Absolvent, Whisky Cola meets Weißwein. Und als dieser Junge in Hoodie, Sneakern und Basecap dem Grafen im „Casual Friday“-Jackett im Roten Salon des gräflichen Parks breit berlinernd die Hand schüttelt, fragt man sich, ob es hier nicht aufhören muss – weil es schöner nicht mehr werden kann. André Weber, Mitbegründer des Kultlabels „Sourkrauts“, Liebhaber deutscher Autos und Lowrider. Berlinerisch, klug, selbstironisch, ein Vertreter einer ganz neuen Generation von Deutschen in den Kontrasten. Egal, ob es um Beschleunigung wie bei mir oder um Entschleunigung wie bei André geht. Wenn sein alter Benz und mein ziemlich frischer Renn-Audi nebeneinanderstehen, fehlt zur Typologie des Autowahnsinns eigentlich nur noch der Salzwüstenrenner. PS: Solche Begegnungen sind aber eher selten. GRAF OEYNHAUSEN: Tendenziell ja, es gibt aber Augenblicke, in denen sie zusammentreffen. Da gibt es zum Beispiel Menschen wie den Earl of March, der diese Gruppen beim Goodwood-Festival auf seinem Landsitz zusammenführt. WEBER: Hier in Deutschland fehlt so etwas. Es muss schon jemanden geben, der die Chancen schafft, anderen zu begegnen. Sonst ist man einfach aus praktischen Gründen an sein Umfeld gebunden. PS: Was wäre passiert, wenn Sie sich zufällig an der Tankstelle getroffen hätten? »Deutschland ist ein Autoland. Nur diese Minderheiten, die das nicht wollen und das boykottieren, sind so stark« WEBER: Ich denke, meine Firma hat da in den letzten fünf Jahren in Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen. Inzwischen gibt es Kopien und Nachmacher. Diese ausdifferenzierte Autosubkultur, die in den USA praktisch jede Jugendkultur aufgesaugt und weiterverarbeitet hat, gibt es hierzulande kaum. Aber es entwickelt sich. Und wir machen das schon ganz gut (lacht). Bitter sind hierzulande halt auch die spießigen Fernsehformate, verglichen mit einem Jeremy Clarkson von „Top Gear“. PS: Stimmt, der plädiert auf BBC auch mal dafür, streikende Angehörige des öffentlichen Dienstes vor den Augen ihrer Angehörigen zu erschießen. Wenn das einer in Deutschland sagen würde, wäre er am selben Tag für die Medien gestorben. So ein Humor ist bei uns nicht vorstellbar. GRAF OEYNHAUSEN: Das ist so traurig! Über sich selbst lachen zu können ist eine der schönsten Sachen überhaupt, zusammen mit ein bisschen schwarzem Humor. Das Salz in der Suppe. Hier zeigt man den anderen gleich an und stellt ihn an den Pranger. Auf der anderen Seite tun wir so extrem tolerant. Gott, wie ich dieses Konsens- und Angstklima hasse. PS: Wenn man diese wunderbare Rennstrecke sieht und in die Boxen reinschaut, sieht man Bizzarrini, hinter der nächsten Tür einen Le-Mans-Rennwagen von Audi, eine Box weiter stehen die Donkervoorts. Eine kleine Welt, die fast im Geheimen existiert – kann man das so sagen? GRAF OEYNHAUSEN: Das stimmt. Es ist ja ein Privatgrundstück, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag bewacht. Man kommt eigentlich nur auf Einladung oder als Kunde rein. Das haben wir so gemacht, weil viele Hersteller, die hierherkommen, hohe Exklusivität schätzen. Anders als auf dem Nürburgring, der seine 100.000 Zuschauer am Tag braucht, auf dem es Touristenfahrten gibt und man die Erlkönige von allen Seiten studieren kann – Jan Spychala/Sourkrauts (5) auch wenn sie abgeklebt sind. PS: Bei Ihnen ist das anders? GRAF OEYNHAUSEN: Hier ist es ein kleinerer Kreis, den wir relativ geschlossen halten wollen. Um die Nische zu besetzen, um anders zu sein. Wenn wir aber einen Tag der offenen Tür machen, kommen Zigtausende von Neugierigen. Aber für solche Geschichten die Genehmigungen zu bekommen ist unglaublich schwer. WEBER: Das mit den Genehmigungen ist krass. Ich hab vier Jahre lang Autotreffen mit abgedrehten Autos in Thüringen organisiert. Thüringen, weil es dort mit den Behörden einfacher ist als in Berlin. Wir waren recht erfolgreich, und dieses Jahr haben wir in Berlin eine Party, garniert mit Szenefahrzeugen, gemacht. Die Leute konnten die ganze Nacht feiern, aber bei dem bürokratischen Aufwand vergeht einem die Lust. Man will den Leuten einfach ein bisschen Spaß »Immer mehr leben dieses Phänomen Auto kreativ« – André Weber 3 1. Gewinde Fahrwerk Golf 3 trifft auf Luftfahrwerk Polo. Die Tiefe bestimmt die außergewöhnliche Optik der Fahrzeuge. 2. Fonzi, der „Shopdog“, beim Inspizieren der Sourkrauts Models. 3. Die „Topless Bitch“ – ein 69er Käfer Cabrio, welches speziell durch die außergewöhnliche Farbgebung die Meinungen spaltet. 4. Es ist wichtig, den Verlauf der Kurve immer im Auge zu haben: umgebauter Opel Vectra A und sein Besitzer in Szene gesetzt. 5. Klassischer VW Golf 1 als Gruppe-H-Wide-Body-Umbau speziell für Bergrennen. Auch heute noch regelmäßig auf dem Nürburgring im Einsatz. 5 4 GRAF OEYNHAUSEN: Nein, wir hatten fünf Jahre kalkuliert. Aber man lernt dazu. Man wird verklagt, es wird überall das Haar in der Suppe gesucht, die Wildkatze, die Artenschutz genießt, wird einem über Internetforen über den Zaun geschmissen. Das Verklagen ist ein Volkssport. Man muss sich nur mal ansehen, wie schwierig es hier ist, eine Autobahn zu bauen. Die A 33 zum Beispiel ist seit über 50 Jahren im Planungszustand. Berlin ist in diesem Sinne die ideale deutsche Hauptstadt. Welche Metropole genießt schon den Luxus, einen bestehenden funktionierenden Flughafen wie Tempelhof zuzumachen und einen neuen zu bauen, der wahrscheinlich nie eröffnet »Deutschland wird von Minderheiten regiert, und die Politik lässt sich darauf ein. Das ist völlig paradox« barn in die Kirche gehen, steht das Ding wieder in der Garage, damit es keiner mitkriegt. Das hat man viel, und das ist doch total schade. Schuld ist der Neidfaktor. Wir hätten alle mehr Spaß, wenn wir mehr von diesen Autos auf der Straße rumstehen hätten. PS: Ist es anderswo anders? GRAF OEYNHAUSEN: Ich habe mal in Italien gearbeitet, hatte einen Lancia Delta Integrale und später einen Ford Cosworth. Da standen immer Dutzende Leute um den Ford rum. „Che bella macchina!“ Die Italiener geben für Autos Standing Ovations, auch wenn sie nicht aus Italien kommen. WEBER: Es gibt wenige, die gönnen können. PS: Sie meinen, die kulturelle Valorisierung des Autos wie in Italien, Großbritannien oder den USA wird durch Neid verhindert? WEBER: Den Neid wird man nicht wegkriegen. Da geht es auch um Geld, und der, der weniger verdient als der andere, ist am Ende neidisch. Viele denken einfach, sie seien etwas Schlechteres, wenn sie weniger verdienen. PS: Gibt’s diesen Neid auch in eurer Szene? WEBER: Ja klar. Das fängt schon bei kleinen Erfolgen an. Das gibt es überall. PS: Und bei Ihnen, Graf Oyenhausen? GRAF OEYNHAUSEN: Nein, in der Vintage-Szene freuen sich die Leute mehr. Da ist es viel toleranter. Da gibt es welche, die vielleicht auch gern selber so ein Auto hätten, aber sie sind glücklich, in ihrem Mini Cooper beim Rennen mitzufahren. Ich selbst habe auch solche Einstiegswagen, wie einen Austin 30. Dann gibt – Graf Oeynhausen wird? Ich bin leidenschaftlicher Gärtner, und da ist das wichtigste Werkzeug die Säge. Mit der laufe ich immer rum. Das verstehen viele nicht. Aber um neue Dinge zu entwickeln, braucht man auch konstruktive Zerstörung. PS: Die Verachtung für das Auto, die es gibt und die wächst, ist ein Luxusphänomen. Das muss man sich in einer Volkswirtschaft leisten können, die so stark vom Automobilbau und den Zulieferern abhängt. GRAF OEYNHAUSEN: Annabelle, meine Frau, hat mal ein Kulturfestival gemacht, und Claudia Roth kam vorbei. Da war das Drive Resort hier noch nicht eröffnet. Claudia Roth saß beim Dinner neben mir und sagte: „Ich gehe morgen Ihre Gegner besuchen.“ Sie hat sich überhaupt nicht mit mir darüber unterhalten wollen, was wir hier machen, und darüber, wie viele Jobs wir schaffen. Sie hat dann am nächsten Tag ein großes Foto mit den Gegnern gemacht. Das ist doch mehr als lächerlich. So arm. Auch wenn ich Oppositionspolitiker bin, muss ich mich doch mit den anderen unterhalten. Das ist so schwarzweiß hier. Oder grün-schwarz. WEBER: Was ist denn der Knackpunkt bei der Rennstrecke? Umweltauflagen? GRAF OEYNHAUSEN: Dass es so ein Projekt in Deutschland gibt, widerstrebt den Grünen natürlich extrem. Dann geschah hier in Nordrhein-Westfalen das Weltwunder, dass nach 50 Jahren SPD und Rot-Grün in einer Wahlperiode plötzlich Herr Rüttgers mit Schwarz-Gelb drankam. Da hat sich in Düsseldorf bei unserer Landesregierung ein kleines Fenster aufgetan, durch das ich steigen konnte. Jetzt haben wir wieder Rot-Grün mit dem Umweltminister Johannes Remmel. Einmal im Jahr machen wir bei uns die Windenergietage zum Thema nachhaltige Energie – die wir ja auch hier auf dem Drive Resort nutzen. 1 Unser Umweltminister Remmel kam auf mich zu und kreiste mit dem Finger: „Sind Sie der Mann, der immer im Kreis fährt?“ Ich sagte: „Wenn Sie den Bilster Berg meinen? Ja, dafür bin ich verantwortlich.“ Sein nächster Satz: „Das mögen wir gar nicht.“ Das finde ich so lächerlich. Klar kommt der Strom aus der Steckdose, aber man muss noch ein paar zusätzliche Sachen machen, damit er dahin kommt WEBER: Es geht also nur um die Umweltgeschichte? GRAF OEYNHAUSEN: Im Grunde ja. Dabei merkt aber niemand, dass wir da sehr bewusst sind. Wir hatten auch schon Tage, an denen nur Elektroautos fahren. WEBER: Und der Mehrwert dieser Rennstrecke interessiert keinen? GRAF OEYNHAUSEN: Die 70 Jobs? Nein, von denen redet keiner. PS: Das ist eine religiöse Angelegenheit. Es gibt in Deutschland die Sozialreligion und die Naturreligion. Und obwohl unser Mittelstand einer der innovativsten der Welt ist, problematisiert der Meinungs-Mainstream Fortschritt, Modernisierung und Technik. Privatarchiv von Oeynhausen Sierstorpff (3) PS: Hier begegnen sich zwei Welten. Was Graf Oeynhausen hier aufgebaut hat, ist anders als die Motor-Welt, in der Sie verkehren? ANDRÉ WEBER: Ja, Respekt. Vom Benzin ist es das Gleiche – aber die Möglichkeiten, sich auszutoben, sind völlig andere, als ich sie kenne. PS: Wie verrückt ist das für Sie? WEBER: Superverrückt. Aber wenn ich könnte, würde ich es genauso machen. PS: Graf Oeynhausen, was ist Ihr Eindruck von Andrés Lowrider-Aufzug? GRAF OEYNHAUSEN: Supercool. So eine andere Welt wie dieses Lowrider-Ding ist extrem inspirierend. Der Reiz liegt »Deutschland wird von e Minderheiten regiert, und di Politik lässt sich darauf ein. Das ist völlig paradox« GRAF OEYNHAUSEN: Deutschland wird von Minderheiten regiert, und die Politik lässt sich darauf ein. Das ist völlig paradox. Jeder, der bei uns einen Job haben wollte, musste mit mir zusammen in den Nabu eintreten, in den Naturschutzbund. Wir sind hier im Nachbardorf zur Hauptversammlung gegangen, wo einer unserer Hauptgegner zum Präsidenten gewählt werden sollte. Das konnten wir auf diesem Weg verhindern. Inzwischen ist der Nabu stolz aufs Vorzeigeprojekt Bilster Berg und die Reservate, die wir hier geschaffen haben. 150 Hektar haben wir mit ihm zusammen gestaltet. Da funktioniert es dann. Aber der BUND sitzt ganz woanders, die beauftragen irgendwelche Anwälte und verklagen uns weiter. PS: Man bringt diese Ökologen in die Bredouille, wenn man ihnen klarmacht, dass unsere Zivilisationsgeschichte eine Technikgeschichte ist und dass das Auto längst einen nicht wegzudenkenden soziokulturellen Wert hat. André hat zum Beispiel in seinem fantastischen Blog ein Foto vom Wörthersee geposted, wo ein junger Engländer das Art Car von Jeff Koons nachgebaut hat. Wir reden ja nicht von Fahrzeugen, sondern von historischen Kulturobjekten, von Kunst. WEBER: Ich habe festgestellt, dass viele durch ihr Auto zu Künstlern wurden. Was man ja auch auf meinem Mercedes sehen kann: Diese Ornamente sind alle mit Hand, Pinsel und Farbe gemalt. Das ist mittlerweile eine richtige Kunstrichtung. Langsam entwickelt sich das auch in der deutschen VW- und Audi-Szene. Viele kaufen sich bezahlbare Spiegelreflexkameras und drehen Filme oder machen Fotos und machen abgefahrene Collagen. Immer mehr leben dieses Phänomen Auto kreativ. Picture-Alliance D ass es keinen besseren Weg gibt, dorthin zu pilgern, als mit André aus Berlin in seinem ultratiefgelegten Mercedes 250 CE Automatik zu fahren, ist von dem Moment an klar, in dem André einen Knopf drückt und sich der Boden des Autos hebt. Er macht das andächtig, behutsam. Die Unterseite berührt jetzt so gerade nicht mehr den Asphalt. „Mainstream Fucker“ steht an den Türen. Dieser Strich-Achter ist ein Unikat. André Weber ist 35 Jahre alt, hat in Berlin ein Label geschaffen für Jungs und Mädels, die so sind wie er: autoverliebt, subkulturig, stilsicher, unangepasst, smart und witzig. Sein Label heißt „Sourkrauts“ und ist schon im Namen ein ironisches Spiel mit dem Deutschsein in einer globalen Autokultur, in der Coolness bislang entweder Fremdwort oder ziemlich kleingeschrieben war. Andrés Vorbilder sind eher die Chicanos in Los Angeles mit ihren Hot Rods als die Fuchsschwanz-Legenden aus „Manta Manta“. Aber eigentlich, so gibt er zu, sind es beide! In André Webers Garage stehen sieben „custom cars“, maximal tiefergelegte Autos. Die Abendsonne legt einen Instagram-Filter über den Parkplatz. Aus den Boxen kommt deutscher Hip-Hop, auf dem Rücksitz liegt stilvoll ein alter „Playboy“. Der „Playboy“ hat das gleiche Baujahr wie der Benz 1976. „Das nennt man Details“, schmunzelt André. Er will los. Denn 400 Kilometer weiter westlich, im Spa-Hotel „Gräflicher Park“, wartet der andere Mainstream-Fucker auf ihn: Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff. Inhaber eines Familienunternehmens in siebter Generation mit Spa-Hotel und Kliniken, bekannter als Oldtimer-Sammler, Rennfahrer und, Spitze des kultivierten Autowahnsinns, Initiator und Mitbesitzer einer Rennstrecke: des „Bilster Berg Drive Resorts“. bieten, weil es für die Autonerds kaum etwas gibt. Aber die staatliche Regulierungswut ist einfach zu krass, die Ämter machen einem immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Da hat kaum jemand noch Lust, irgendwas zu organisieren. PS: Wie lange hat das Genehmigungsverfahren für den Bilster Berg gedauert? GRAF OEYNHAUSEN: Acht Jahre. PS: War Ihnen das vorher klar? R.Stoetzel/babiradpicture Mit Autoliebhabern ist es wie mit Fußballfans: Jeder hält vor allem zu seinem Team. Die anderen werden misstrauisch beäugt. Wir wagten ein Experiment. Ein LOWRIDER aus Köpenick und ein EDELMANN aus Westfalen treffen sich an der Rennstrecke. Im westfälischen Bad Driburg gibt es auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots einen Ort, der jedem, der auch nur einen leichten Autoknall hat, heilig vorkommen muss: die private Rennstrecke auf dem Bilster Berg, laut Rennfahrer Hermann Tilke „die geilsten 4,2 Kilometer der Welt“. Es ist eine abenteuerlich enge, kurvige, bergige, idyllische, fordernde Rennstrecke, die es wirklich in sich hat. Die Wege dorthin sind landschaftsplanerisch luxuriös gestaltet, die moderne Architektur des Restaurants und der Rennleitung ist spektakulär. Alles wirkt elegant und funktional wie das Innenleben eines Porsche 911 WEBER: Wenn man jemand anderen mit einem extremen Auto trifft, unterhält man sich auf jeden Fall. GRAF OEYNHAUSEN: Wir würden sofort ins Gespräch kommen. WEBER: Wenn ich jetzt mit ’nem Kia dastehen würde und der andere mit einem Dacia, wäre das wahrscheinlich nicht so. Aber auch wenn sich zwei Handgasaffen treffen, reden die sofort. PS: Handgasaffen? WEBER: So nennen wir Motorradfahrer. Taschenraketen. GRAF OEYNHAUSEN: Manchmal ergeben sich da sehr lustige Gespräche. Ich hatte einen BMW Z8. Einen der allerersten, die ausgeliefert wurden. Ich bin zum Nürburgring gefahren, kurz vorher hielt ich an einer Tankstelle, wo auch ein paar Lowrider, Mopeds und andere lustige Kisten standen. Und ich habe den Tankdeckel nicht gefunden. Sehr peinlich. Ich fummelte, guckte, legte mich unter den Teppich, und alle standen um mich herum und quatschten auf mich ein. Irgendwann musste ich zur Freude aller zur Bedienungsanleitung greifen. Da hatte ich ein gutes Dutzend Petrolheads glücklich gemacht. PS: Und wo war der Tankdeckel? GRAF OEYNHAUSEN: Irgendwo über dem Batteriefach oder so. PS: Deutschland ist in Sachen Autoproduktion Innovationsführer und stilprägend. Dennoch ist der Mainstream-Diskurs über Autos ausschließlich problemfixiert. Es geht um Maut, Staus, vermeintliche Umweltsünden. Begegnen Sie in Ihrem Alltag Menschen, die Ihren Autofetisch nicht verstehen? WEBER: Meine Freunde sind alle selbst infiziert. Aber meine Eltern haben damit nichts am Hut. Dass man so viel Geld in ein Fahrwerk investiert, ist ihnen fremd. PS: Graf Oeynhausen, als Sie das Drive Resort bauten, hieß es in der Presse auch, „dieser Graf“ sei wahnsinnig. Begegnet Ihnen diese Pathologisierung Ihrer Leidenschaft öfter? GRAF OEYNHAUSEN: Sehr oft. Man wird schnell in Schubladen gesteckt, und die Schubladen sind mit Vorurteilen etikettiert. Hier in der Region habe ich zum Glück einen Heimvorteil – auch weil wir uns sehr für die Gegend engagieren. Leider sind die Deutschen nicht nur global führend bei der Autoproduktion, sondern auch beim Produzieren von Neid. Aber wenn man mit alten Wagen an Tankstellen kommt, begegnet einem da häufig eine nostalgische Begeisterung. Ganz anders ist es, wenn ich mit einem getunten Ami-Bus vorfahre. Aber ich liebe Provokationen. Nur die schütteln Vorurteile im Zweifel auch etwas durcheinander. PS: Die Deutschen unter den Autoverrückten gelten weltweit als Pedanten und Originalitätsfetischisten. Sie würden ein Auto nie so umbauen, wie das zum Beispiel in Amerika passiert. Doch da scheint sich etwas zu ändern. 3 WEBER: Ich liebe jedes meiner Autos. Aber ich gehe auch jedem mal fremd. PS: Also kein Monogamer. WEBER: Ich bin für alles offen, für alles begeisterungsfähig. Das muss auch so sein, sonst verliert man den Spaß. Ich glaube, festgefahrene Leute verbittern. PS: Graf Oeynhausen, gibt es bei Ihnen ein Auto, zu dem Sie eine besonders leidenschaftliche Beziehung haben? GRAF OEYNHAUSEN: Ich bin da auch eher polygam. Ich habe auch eine tolle Frau und schaue trotzdem gern anderen Frauen hinterher und lasse mich begeistern. Ich hab diesen alten Renn-E-Type von Jaguar, den ich seit über 20 Jahren fahre und der wie eine zweite Haut für mich ist. Trotzdem fahre ich gerne auch andere – und habe da extrem viel Glück mit Freunden, die mich immer mal wieder bitten, doch mal ihren Bizzarrini oder ihren Ford GT40 zu testen. PS: Übel, was einem die Freunde alles so zumuten. Haben Sie auch den Impuls, sich in Andrés tiefen Strich-Acht zu setzen? GRAF OEYNHAUSEN: Unbedingt! Ich finde das saucool. PS: Mit Ihrem Auto fahren Sie auch seit 20 Jahren Rennen, und es hält? GRAF OEYNHAUSEN: Ja. Vor ein paar Jahren bin ich mal liegen geblieben, beim 24h-Classic auf dem Nürburgring, kurz vor der Auffahrt rauf zum Karussell. Da kam ein Typ, Käpt'n Ahab hieß der, und leitete, der war der Chef der Kurve: „Mensch Jung, komm man rööver. Du jehst ja da drüben immer schon vom Dritten in den Zwoten und lässt die Katze viel länger stehen!“ Ich hatte keine Ahnung, wo ich in welchen Gang schaltete. Das Publikum weiß viel besser, wie ich fahre. Gleichzeitig macht es mir aber auch Spaß, moderne Autos zu fahren. Das ist dann fast, wie im Flugzeug zu sitzen. Wenn ich in die Box komme und das Team mir die Daten ausliest und sagt, in welcher Kurve ich noch vier km/h mehr geben kann, sagen mir mein Kopf und mein Po, dass ich mit den unglaublich schnellen Kurven schon gefühlt am absoluten Limit bin. Aber der enorme Abtrieb über die Flügel und der Diffusor machen es möglich. PS: Man fährt also jenseits der Common-Sense-Physik, die man kennt. GRAF OEYNHAUSEN: Total. Das ist völlig in einer anderen Sphäre. PS: André, fährst du Rennen? WEBER: Eher nicht. Das ist ja auch eine Budgetfrage … GRAF OEYNHAUSEN: Das Tolle bei den alten Autos ist, dass sie einem sofort Rückmeldung geben. Moderne Autos regeln extrem viel elektronisch. Das merke ich schon bei meinem Straßen-Audi und frage mich irgendwann: „Fahre ich jetzt, oder fährt das Auto?“ Für hier oben wollte ich ein Auto mit Geschichte haben, deshalb habe ich den LeMans-Series-Wagen gekauft. Darin haben auch zahlreiche Formel-1-Fahrer und Le-Mans-Gewinner Schweißtropfen gelassen. Autos brauchen Geschichten. PS: Wie schnell merkt man Leuten mit dicken Autos an, ob sie die aus Leidenschaft haben oder als Accessoire? WEBER: Das erkenn ich an der Nasenspitze. Die müssen nur einmal den Mund aufmachen. Leidenschaft kannst du hören. Und wenn jemand einfach ein geiler Typ sein will, hörst du das auch. Man sieht das im Gesicht, wie das jemand sagt: ob er sich profilieren will oder ob er die Emotion fürs Auto hat. GRAF OEYNHAUSEN: Man hört unglaublich schnell, ob es authentisch ist, wirklich gelebt wird oder ob jemand nur Teil der Szene sein will. PS: Um wirklich dabei zu sein, muss man viel Geld lassen, oder? GRAF OEYNHAUSEN: Wenn man eine gute Nase und die 2 »Gott, wie ich dieses Konsen sund Angstklima hasse« 1. Kein Auto, sondern mittlerweile 4 eine zweite Haut: Der Renn-EType des Grafen. 2. Schön, wenn automobile Legenden auch noch Rennen gewinnen. 3. Siege? Hat der Graf eine Menge gesammelt. Satt? Niemals. 4. Das Glück des Tüchtigen: Der Graf nebst Gemahlin und etwas ganz Exklusivem, einem Bizzarrini 5300 GT Strada. 5. Action-Cams – was wären wir ohne sie? Selbst auf des Edelmannes Haupt sind sie mittlerweile ein gern gesehener Gast. Mittel hat, kann man auch Geschäfte machen. Autos sind auch eine gute Anlage. Man muss dabei sehr vorsichtig sein. Es gab mal diesen Hype in den 90ern, der kollabierte, als viele fremdfinanziert in wertvolle Raritäten investierten. Inzwischen ist der Markt von Liquidität überschwemmt. Die Leute wissen gar nicht mehr, wo sie ihr Geld anlegen sollen. Gerade ist in den USA der Ferrari GTO für 38 Millionen Dollar über die Theke gegangen. Vor allem bei historischen Modellen kann man mit dem richtigen Timing und Gespür viel Geld verdienen. Die Asiaten haben das noch gar nicht erkannt, wenn es bei denen so weit ist, werden sie den Markt trockenlegen. PS: Was ist das nächste Auto, das Sie kaufen wollen? GRAF OEYNHAUSEN: Ein Lola MK1. WEBER: Ich habe mir gerade einen Käfer Ovali gekauft. Jetzt bin ich erst mal satt. PS 5 PS: Wie bei Joseph Beuys angedacht: Jeder ist ein Künstler, und Pop-Art muss für alle da sein. WEBER: Das Bewusstsein ist schon da. Deutschland ist ja ein Autoland. Nur diese Minderheiten, die das nicht wollen und das boykottieren, sind so stark. Die Mehrheit ist schon infiziert. GRAF OEYNHAUSEN: Ich glaube, das hängt stark zusammen mit Neid. Man fragt sich, wo sind die ganzen tollen Sportwagen, die jedes Jahr in Deutschland gekauft werden? Die stehen in irgendwelchen Garagen und werden morgens um fünf rausgeholt, sodass es der Nachbar nicht mitkriegt. Dann einmal schnell über die Avus auf den Ring und ein paar Hundert Meter blasen. Aber möglichst vor sieben Uhr, bevor die Nach- Graf Oeynhausen, es aber noch die Passiven, die außerhalb des Grenzzauns stehen, sich akustisch belastet fühlen und fragen: „Was haben wir denn davon?“ Von denen kommt der Neid. Auch hier am Bilster Berg gab es solche, die meinten, sie wollten lärmungestört auf der Terrasse ihre Pension genießen und wir störten sie. Ich sagte ihnen, sie müssten aber auch die bei der Fahne halten, die ihre Pension verdienen – sonst funktioniert das System nicht. PS: Da waren sie böse. GRAF OEYNHAUSEN: Beim Lärmtest waren das Vogelgezwitscher und das Rauschen des Kornfelds dann so laut, dass der Experte mit dem Mikrofon unsere Lärmbelastung beim Einmessen überhaupt nicht aufzeichnen konnte. PS: Kann man ein Auto lieben, André? Kaufmann, OxfordAbsolvent, ehemaliger Unternehmensberater, Lenker der eigenen Unternehmensgruppe, weltgewandter Westfale und Erbauer der Premium-Rennstrecke BILSTER BERG DRIVE RESORT MASERATI SEITE 12 | PS WELT PS WELT | SEITE 13 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 Alamy/Mauritius Images Grazie mille! Eine der schönsten Silhouetten der Nachkriegszeit: der MASERATI Sebring 3500GT (1963) Danke, Maserati. Danke für 100 Jahre Leidenschaft, für die belebende Konkurrenz zu Ferrari, für fantastisches Design und für wirklich seltsame Autonamen (Mistral! Ghibli! Bora!). Merci für die Möglichkeit, auch mit viertürigen Fahrzeugen zügig, elegant und vor allem mit amtlicher Soundkulisse durchs Leben zu fliegen. Grazie für unvergessene italienische Momente – zum Beispiel als Enzo Ferrari meinte, den Staatspräsidenten nicht grüßen zu müssen, weil dieser in einem eurer Wagen saß. Schwamm drüber, heute seid ihr ja vereint. Und schließlich: Danke für 100 Jahre Treue zum Motorsport, wir sagen nur Nuvolari oder Fangio. 1957 3500 GT True-Monaco-Style. Der 3500 GT war eine Zeit lang der Lieblingswagen von Fürsten und – viel wichtiger – Tony Curtis und Dean Martin. Cheers! 1959 5000 GT Basierend auf dem 3500 GT und mit ähnlichem Celebrity-Faktor. Oft auf die Bedürfnisse von Kunden wie Aga Khan, Gianni Agnelli oder Stewart Granger maßgeschneidert. Fein, fein. 1959 Tipo 60 Birdcage Der „Vogelkäfig“ aus einem filigranen und leichten Stahlrohrrahmen dominierte den Rennsport Anfang der 60er-Jahre eindrucksvoll. Wurde sogar in Amerika geliebt. 1963 Quattroporte Das Auto, das die geniale und erfolgreiche Tradition von schnellen und luxuriösen Wagen mit Platz für vier Erwachsene und eine Flasche Champagner begründete. 1969 Maserati (5) Indy Einmal mehr (oder weniger) genügend Raum für vier Erwachsene (besser Ballerinen) und ein Name, der die Siege in Indianapolis zelebrieren sollte, heute aber eher an Harrison Ford erinnert. SEITE 14 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 E L L O V T KRAF Katja Kessler, SILICON WA HNSINN – WIE ICH MA MIT SCHATZI NACH KA LIFORNIEN AUSWANDE L RTE Das Buch, das aktuell Platz 10 in der „Spiege l“-Bestsellerliste erobert hat , schildert, was passiert, wenn eine Frau mit vier kleinen Kindern, einem Mann und sieben Koff ern für ein Jahr nach Kalifornien aus wandert. Und das ist saukomisch , auch für Männer. Marion-von-Schröde rVerlag, 14,99 € KATJA KESSLER schlecht. Ich zieh ja auch nicht immer die gleiche Jeans an. Ich gebe Zwischengas – der Motor heult auf, als würde ich einen bosnischen Schwerlastzug starten. Dann ruckele ich den ersten Gang rein. Und hui! Los geht’s. Nach zwei Minuten Schleichfahrt mit schleifender Kuppelung: nächster Schlagbaum. Donnerwetter. Ist ja hermetisch abgeriegelt der Bau hier. Die Frau hat ordentlich Power Bestseller-Autorin und gerade einen neuen, hinreißend witzigen „Spiegel“-Bestseller geschrieben: „Silicon Wahnsinn“. Grund genug, Katja Kessler zu bitten, sich für uns in eines der Männerautos schlechthin zu setzen und die Muskeln spielen zu lassen … „Tomate, Tomate, Gurke!“, rufe ich erneut. „Sind Sie nicht gerade rausgefahren?“, will die Stimme aus der Gegensprechanlage neugierig wissen. Mir doch egal. Frau kann ja nicht auf alles achten. Schon gar nicht darauf, ob sie im Kreis fährt Von KATJA KESSLER 15.00 Uhr Es ist an der Zeit, dass ich auspacke: Auch ich habe eine Mailbox. Und verwirrte Männer hinterlassen dort manchmal seltsame Messages. „Hier ist der Ulf Poschardt!“ Eine sonore Stimme. „Teste doch mal für uns das nigelnagelneue Corvette Cabrio!“ Klar. Gerne. K AT JA K E SS L E R : »SOLL ICH? SOLL ICH NICHT? WI R K L I C H ? « Als ich zweiundzwanzig war, habe ich mal einen fabrikfrischen Golf im Rückwärtsgang zum Totalschaden befördert. Ich weiß also, wie’s geht. Oder auch nicht. Müsste ich Herrn Poschardt also mal kurz darauf hinzuweisen, dass ich eine PS-Null bin? Auf der anderen Seite: Wollte ich mich nicht schon immer, immer mal auf der Kühlerhaube eines tiefergelegten, röhrenden Achtzylinder-Riesenpimmels rekeln wie ein Hugh-Hefner-Bunny? So fürs Gefühl? Um später meinen Kindern sagen zu können: „Ich war alt und brauchte das Geld! Verzeiht eurer Mutter!“? Ich spüre: letzte Chance. So ein Angebot kommt nie wieder. Und wenn ja, heißt das, was da Räder hat und ich testen soll, Rollator. Ulf Poschardt mag verwirrt sein. Der liebe Gott auf keinen Fall. Diese Mailbox-Aufsprache? Kein Zufall! „Tomate! Tomate! Gurke!“ $! 17.00 Uhr Aufgebocktes Hinterteil, Heckspoiler, Reifen, die nur Felgen sind, das erdölschwarze Chassis durchdefiniert wie ein Wadenmuskel von Usain Bolt: In der Tiefgarage warten 1600 Kilo fleischgewordene Comic-Zeichnung auf mich. Eigentlich fehlt ein Schild: „Ich bin ein Auto, kein Witz!“ Richtig rattenscharf finde ich das sattellederbraune Verdeck und die gelben Bremsbacken. 17.05 Uhr Ich habe ein klitzekleines Problemchen: Ich krieg die Tür meines Muscle-Mobils nicht auf. Die 73.000 Euro Kaufpreis sind offenbar so knapp kalkuliert, dass kein Etat mehr war für Knöpfe oder Griffe. Nun fingere ich schon seit einer Weile in einem Loch herum. Wenn’s nicht so platt wäre, würde ich sagen: Dieses Auto bedient wirklich jeden noch so niederen Männerinstinkt. PLOPP! SPRINGT DIE SCHÜSSEL AUF. 17.10 Uhr „Tomate! Tomate! Gurke!“, rufe ich den Code zum Öffnen des Schlagbaums in die Gegensprechanlage. Ich kann’s gar nicht erwarten, mit 280 Stundenkilometern durch Berlin zu schrubben. Vielleicht werden’s auch 28 Stundenkilometer. Ist abhängig davon, wie die Polizei so drauf ist. Und ob ich und die Siebengangschaltung noch Freunde werden. Man muss das positiv sehen: So ein bisschen Auswahl beim Schalten ist ja nicht 17.15 Endlich draußen. Ich steuere meine Prollvette Richtung Potsdamer Platz. Noch ein bisschen lauter als der Motor sind die krassen Schlürfgeräusche, mit denen sich die Benzinpumpe das Super Plus aus dem 70-Liter-Tank lutscht. Bilde ich mir zumindest ein. Die Sonne lacht in mein Auto – und mit ihr die Passanten. An jeder Ampel: winkende Typen. Selbst Frauen grinsen. Echt. Wer hätt’s gedacht? Fahr Corvette – und die Welt ist dein Freund! Hätte man mich vor einer Stunde gefragt, was ich glaube, wer so ein Ding fährt, hätte ich geantwortet: „Niemand, den ich kennen will! Da schämt sich doch selbst der Lude!“ Und jetzt? Ich fühle mich auf dem direkten Weg zur Vollzeit-Prinzessin. 17.50 Ich habe die Stadtautobahn erreicht. Aktuelle Kennenlernbilanz: 22 hechelnde Brummifahrer, 17 johlende Bauarbeiter. Und nur dreimal den Motor abgewürgt. Ich find, das kann sich sehen lassen. Versuchsweise gebe ich meinem lackglänzenden Riesenspermium jetzt die Zügel frei: 130 km/h. Wow! Ein Gefühl, als würde ich in einem dieser Spielzeugautos sitzen, mit denen ich früher als Kind auf meinem Filzteppich brumm, brumm gemacht habe, und die sich auf Knopfdruck in Raketen verwandeln ließen. 18.10 Also nein! Es gibt einen absenkbaren Navi-Bildschirm, hinter dem sich der USB-Port versteckt, den ich brauche, um mein Handy zu laden. So weit, so gut, so verprokelt geplant. Seit geraumer Zeit nun schon fährt dieser Screen rauf, runter, rauf wie ein wild gewordener Pater Noster, weil er Probleme hat, sich mit dem heraushängenden Ladekabel zu arrangieren. Ich glaube, das ist höhere amerikanische Philosophie: Guck aufs Navi oder telefonier, um nach dem Weg zu fragen. Aber nicht beides gleichzeitig. 18.50 Ich bin vor meiner Haustür. Meine Nachbarn umringen mich und meine Schüssel, die Stimmen gedämpft, als seien wir in einer Kirche: „Was für ein Teil!“ Raunen die Männer. „Porno!“ Findet meine Nachbarin 20.00 Am Schreibtisch K RA F T VO L L E S S PA SS M O B I L I N B E ST E R AMERIKANISCHER T RA D I T I O N. Yeahh! »MÄNNER, wenn ihr in den Sexappeal eurer Liebsten investieren wollt, solltet ihr in Zukunft mal über eine Corvette nachdenken « Katja Kessler: „Die Sonne lacht in mein Auto – und mit ihr die Passanten. An jeder Ampel: winkende Typen. Selbst Frauen grinsen. Echt. Wer hätt’s gedacht? Fahr Corvette – und die Welt ist dein Freund! und Eine der wichtigsten Aufgaben für einen Sportwagenhersteller: Spannung erzeugen. Der neue Cayenne S E-Hybrid. 2 Antriebsarten. Ein Ergebnis: pure Kraftentfaltung. Dank Plug-in-Hybridtechnologie verbindet der neue Cayenne Fahrspaß mit Effizienz. Die rein elektrische Reichweite: bis zu 36 km (NEFZ). Der Kraftstoffverbrauch: durchschnittlich 3,4 l/100 km (NEFZ). MEIN SPRITZTOUR-FAZIT C O RVE T T E Porsche empfiehlt Eigentlich ist die Corvette kein Kerle-Car. Großes Missverständnis. Eigentlich ist das ein geniales Frauen-Auto. Um damit geradeaus ins Nagelstudio zu fahren. Und das Tolle ist: Im Kofferraum ist sogar Platz für die Nagelfeile. Damit sind aber auch schon CHEVROLET die praktischen MögCORVETTE lichkeiten erschöpft. STINGRAY Allerdings muss ich CONVERTIBLE sagen: Ring? Loubou6.2 L , V 8 COUP E 7- GANGtins? Ein Satz neuer HANDSCHALTUNG Siliconbrüste? KW 343/P S 466 HÖCHSTHier meine Botschaft: GESCHWINDIGKEIT 282 KM/H Männer, wenn ihr in 4,2 SEK VON 0 –100 den Sexappeal eurer NORMVERBRAUCH 12.2 LITER AUF 100 KM Liebsten investieren CO 2 - A USSTOSS wollt, solltet ihr in KOMBI NI E RT ( g /km ) 283 Zukunft mal über EURO 5 eine Corvette P RE I S 72.990 € nachdenken. PS Mehr erfahren Sie unter www.porsche.de/cayenne Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,4; CO2-Emissionen 79 g/km; Stromverbrauch kombiniert 20,8 kWh/100 km AZ_Cayenne_PS_Welt_374x528mm_RZ_DU120914.indd 1 18.09.14 16:06 SEITE 16 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 Leises Glück Von GUIDO BELLBERG K önnen Menschen, denen Autos im Allgemeinen am Allerwertesten vorbeifahren, überhaupt glücklich sein? Manchmal schon, wie Julia Hess und ihr Nissan Micra beweisen. Der Wagen ist 17 Jahre alt, hat rund 100.000 Kilometer auf dem Buckel und eine herausragende Eigenschaft: absolute Zuverlässigkeit. Ein Auto, das seine Besitzerin noch nie im Stich gelassen hat, egal, bei welchem Wetter. Einfach großartig, findet Julia. Klar, denn genau so einen automobilen Partner braucht eine Frau, die nicht nur Mutter ist, sondern mit ihrem eigenen Café auch noch Unternehmerin. Der Micra zeigt keinen erkennbaren Rost, bekommt problemlos TÜV und springt auch im Winter ohne Klagen an – ein kluges Investment, das mit 2000 Euro auch noch überschaubar war. Merke: Autoglück muss nicht viel kosten und Zuverlässigkeit kann durchaus die Basis einer glücklichen Beziehung sein. Auch sehr angenehm: Dank geringer Ausmaße ist der Micra ideal zu parken und kleinere Beulen oder Kratzer stören weder Fahrerin noch Wagen. Einfach egal. Eine eher französische Einstellung zum Auto. In der Stadt ist der Wagen sowieso unschlagbar, nur wenn es um längere Autobahnetappen geht, bleibt der Kleine zu Hause und die Limousine des Ehemanns muss her. Denn bei 150 Sachen erinnert der Motorsound des Nissan eher an ein startendes Flugzeug und auf der linken Spur ist dieser Kleinwagen sowieso unerwünscht. Macht nichts. Und das Design? Sympathisch rund mit freundlichem Gesicht. Für Julia ist ihr Auto schön, weil die inneren Werte stimmen, es hat eine tolle Persönlichkeit. Würde sie es gegen einen Neuwagen tauschen? Nein, ein Neuwagen kommt nicht in die Tüte, denn wenn das Leben schon fordernd und chaotisch ist, dann ist ein Wagen, auf den sie ständig aufpassen muss und der nach regelmäßiger Zuwendung verlangt, einfach nicht angesagt. Und übrigens auch kein schnelles Auto, denn damit fährt Julia dann nach eigener Aussage gefühlt einfach immer zu flott. Also ist der Micra wahrscheinlich auch noch das sicherste Auto. Und er freut sich, dass seine Treue erwidert wird. Sieht man doch auch, oder? JULIA HESS Unternehmerin , n e t s e Wir t also sind wir Gibt es das eine Auto, auf das sich schwören lässt? No way, dafür ist das Angebot zu vielfältig, zu verschieden und vor allem zu verlockend. Vielleicht nicht so bei Elektro und Hybrid, manches aus der alternativen Ecke verstört den Autofreund eher. Aber wir beobachten alles, was da fährt. Ungefähr 100 Testwagen erreichen uns pro Jahr, und wir lieben sie fast alle. Ehrlich Von »Testwagen müssen nicht unbedingt gut aussehen. Aber es hilft bei der Beurteilung, wenn sie es tun« STEFAN ANKER Illustrationen RALF NIETMANN OPEL MERIVA Nachahmer hat das Konzept noch nicht gefunden: Sind umgekehrt angeschlagene Türen vielleicht gar nicht so überlegen? Doch, man hat mehr Komfort beim Hantieren hinten. Aber sooo großartig ist es nun auch wieder nicht. Bemerkenswerter: die Qualität im Cockpit, lange Opels Schwäche, jetzt sehr ordentlich. Auch der Diesel: 136 PS, knuffig, 5,6 Liter im Alltag. Gutes Auto, wenn man Vans mag. 23.590 Euro. Designer A hat begonnen, ist dann zur Konkurrenz gegangen, und Designer B hat die Sache zu Ende gebracht. So muss es gewesen sein. Wer sich daran nicht stört, bekommt ein flottes Auto mit gutem 110-PS-Diesel und Mini-Verbrauch (5,1 Liter real). 18.990 Euro. FERRARI F12 Zwölf Zylinder für ein Halleluja und vor allem: 740 PS gegen den Lamborghini. Der Ferrari F12 berlinetta sieht so seriös aus, ist aber in Wahrheit ein hochaggressiSEAT LEON ST ves Monster – und für andeSi, Senor, Seat hat wieder re Autofahrer ein fliegender einen Designer. Vor allem Schatten auf der linken Spur. das wichtigste Modell der spanischen VW-Tochter sieht Wehe, wenn er losgelassen. richtig olé aus: Der sportliche 268.400 Euro. Leon hinterlässt Eindruck MITSUBISHI in der Golfklasse, auch das Kombimodell ST. Wem also OUTLANDER PHEV der Golf Variant zu erwartbar Die Abkürzung wird PeHeff gesprochen, für Plug-in ist, der hat eine Alternative. 125-PS-Benziner, 23.580 Euro. Electric Vehicle. Mauerblümchen Mitsubishi hat CITROËN C3 PICASSO Beachtung verdient, weil der Für die Jüngeren: Picasso war Outlander das erste Plug-inso ziemlich der größte Maler SUV ist. Angenehm, wenn des 20. Jahrhunderts. Mit Au- das dicke Ding elektrisch tos hatte er aber wenig zu tun, durch die Stadt summt. 2,9 gemalt hat er keine. Trotzdem l/100 km im Alltag – wenn man regelmäßig Strom zapft, benennt Citroën seine Vans nach Picasso, der Grund dafür sonst 8,1. Rentiert sich 2023. ist unklar. Wenigstens macht 39.990 Euro. der C3 dem Namen keine PORSCHE MACAN S Schande: Ordentliches Design, guter Innenraum, spar- 50.000 Stück. Das ist die samer 92-PS-Diesel (5,5 Liter Jahreskapazität des Porsche-Werks, in dem der real). 21.110 Euro. Macan gebaut wird. Man muss kein Prophet sein, um NISSAN JUKE Ich bin zwei – Öltanks? Nein, einen baldigen Ausbau vorherzusagen. Viel mehr Menzwei Designs, mindestens. IMPRESSUM Foto ALEX KRAUS PS WELT | SEITE 17 Chefredakteur Jan-Eric Peters Redaktionsleitung Dr. Ulf Poschardt (V.i.S.d.P.) Redaktion Stefan Anker, Guido Bellberg schen wollen Macan fahren, und alle, die das schon getan haben, wissen: kein Wunder. 57.930 Euro. JEEP GRAND CHEROKEE Wer Amerika als Reich des Bösen sieht, drehe eine Runde in diesem Auto. Besänftigt steigt er wieder aus: Kann ein Volk böse sein, das solche Autos hervorbringt? Dekadent ja, vielleicht ignorant beim Öl. Wobei: Der 250-PSDiesel bleibt unter zehn Litern. 53.400 Euro. MERCEDES C 250 Dropping Line – das Wort muss kennen, wer beim Mercedes-Design mitreden will. Die fallende Seitenlinie ist ein historisierendes Statement im modernen Blechkleid der C-Klasse. Mag nicht jeder, reden aber alle drüber. Der Rest des Autos: ein Traum. Innen vielleicht noch nicht auf Audi-Niveau, aber schöner, üppiger, mercediger. Der Zweiliter-Benziner mit 211 PS macht Druck, verbraucht real 7,2 Liter, cooles Downsizing. 40.936 Euro. »Testwagen fahren ist ein Vergnügen. Testwagen zurückgeben kann ein Drama sein« h c s i t i l o p l a m h c n a m d n i s n e g a w »Test eher unkorrekt. Macht nichts« DACIA SANDERO Die Hand greift häufiger ins Leere, wenn man dieses Auto fährt: kein Radio zum Laut-und-leise-Stellen, keine Fensterheber, keine Fernbedienung für die Zentralverriegelung (weil: keine Zentralverriegelung). Nur muffelige 75 PS, vier Räder, drei Pedale – unglaublich. 6890 Euro. Kreativdirektion Mike Meiré Artdirektion Hannes Aechter, Agnes Grüb Bildredaktion Stefan Runne Ralf Nietmann/Upper Orange SEITE 18 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 PS WELT | SEITE 19 RENNEN ist Zen PATRICK DEMPSEY ist Hollywoods Darling, verheiratetes Sexidol und ein begnadeter Rennfahrer. Der Porsche-Virus hat seine Familie infiziert: Seine Jungs turnen im 356er herum, seine Frau fährt einen Targa und er den bösestes Elfer der Renngeschichte. Ein exklusives Gespräch über eklige Staus, weibliche Formen und die Bedeutung des Zen T Von ANNE PHILIPPI Fotos JÜRGEN TAP Texas, Austin. 31 Grad am Morgen. Die Kakerlakenplage an der Rennstrecke bekommt niemand so richtig in den Griff. Tierleichen rechts und links. Die Texaner und die Racing-Fans aus Südamerika, die am liebsten nach Austin kommen, kümmern sich nicht darum. Heute beim „6 Hours of Circuit of the Americas“ geht es um andere Dinge. Um Teams, Autos, Ferrari-Brüllen, Porsche-Sausen oder „Patron Tequilas“ neues Team, das noch niemand so richtig kennt. Außerdem geht es um den Fahrer aus Hollywood, Patrick Dempsey. Er ist hergekommen, um an der Rolex Sports Car GT Series teilzunehmen. Sein Team heißt Dempsey Racing: klassisch moderner Aufzug. Mattsilbernes Logo auf schwarzem Grund. Nichts, was das Wort „fancy“ beschreiben würde. Streng genommen ist Rennfahren nicht Dempseys Beruf. Der Mann aus Malibu ist einer der Hollywood- und Serienstars mit unzerstörbarer weiblicher Fangemeinde. Dempsey spielt Derek Shepherd aka Dr. McDreamy, einen Chefarzt, der übernatürlich charmant und sensibel daherkommt. Fast schon amerikanisches Kulturgut. Dempsey könnte sicher noch hundert Jahre weitermachen und dafür verantwortlich sein, dass sich Französinnen unter seinem Garagentor durchzwängen, wenn er in Le Mans Rennen fährt. Aber Dempseys Leben verändert sich derzeit rasend. Denn seine tägliche Adrenalinlieferung verschafft ihm immer weniger der Aufenthalt vor der Kamera, sondern das Fahren von Rennen. Die Strecke hier in Austin ist nicht so leicht. „Die Fahrer sind von dem schnellen Topografiewechsel beim Start sehr gefordert. Es gibt gleich viele Verbremsungen, man muss gut dastehen“, sagt ein Mechaniker, und wenn Dempsey mit seinem Porsche 911 GT America am Tag vor dem Rennen zum Qualifying antritt, dann hat man einen der konzentriertesten Männer vor sich. Boxenstopp. Raus aus dem Auto, die Rennfahreruniform dieser Tage sieht aus wie die eines Tauchers: Der Helm wirkt größer, wegen all der Verkabelungen, Verbindungen zum Team, während man fährt. Dempsey springt heraus, rennt nach oben, um die Zeiten zu checken. Relaxed wird nicht. Helm runter, schweißnasse Haare, der kleine, graue Strang in Dempseys dunklen Haaren liegt perfekt. Dempsey ist nicht ansprechbar, jetzt nicht. Was wird morgen? Tag des Rennes. Dempsey hat Pech, zwei Reifen platzen, er kann nichts machen, darauf hat er keinen Einfluss. Kein Ruhm, kein Kontostand, keine Hollywoodkarriere nützen jetzt etwas. Niemand kann einen Sieg kaufen. Ein paar Stunden später kommt Dempsey zum Interview und zeigt, wie perfekte Hollywoodmanieren funktionieren. Ob man Kaffee wolle? Ja, gern. Mit Milch und Zucker? Nein, danke. Und immer dem Interviewer in die Augen schauen, nicht wütend sein, egal, was vorher war. Dempsey ist Verhaltensprofi. Wir legen los. Er ist locker. Er weiß, beleidigt sein steht den wenigsten Männern. PS: Herr Dempsey, ich weiß, schlimme Frage. Wie fühlen Sie sich nach dem Rennen? Oder sagen wir es so. Fühlen Sie überhaupt irgendwas? PATRICK DEMPSEY: (Lacht sehr laut) PS: Sie lachen. DEMPSEY: Ja, denn ich bin schon beim nächsten Rennen. Im Kopf. Beim Rennen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Es geht gut aus oder nicht. Das ist das Schöne am Rennsport. Es gibt keine Interpretationsmöglichkeiten, und man muss sich nach dem Ergebnis sofort wieder davon freimachen. Das gilt für ein sehr tolles Ergebnis wie für einen Misserfolg. Das ist die Lektion, und auf die konzentriere ich mich bei jedem Rennen. PS: Ihr Teamkollege Patrick Long sagt, Autorennen seien „intellectual napping”, also ein „intellektuelles Nickerchen”. Das Gehirn ist im vollkommenen Entspannungszustand. DEMPSEY: Hat er das gesagt? Ja, so ist es. Rennen ist Zen: Ein Mann hinter einem Lenkrad begibt sich allein in einen Zustand von Zen. PS: Was ist mit Ihrem Leben als Hollywoodstar und Dr. McDreamy? Das dürfte nicht so zenmäßig sein. DEMPSEY: Ich versuche, beide Welten auszubalancieren. Das ist nicht einfach. Ich arbeite mit dem Sender ABC an neuen Projekten. Aber momentan bin ich sehr glücklich über meine Rennfahrerwelt. Wir testen gerade meinen Porsche und erzielen gute Ergebnisse. »Vor der Kamera und im Auto, beim Rennenfahren, muss man offen sein, verletzbar. Sonst nicht. Einfache Regel.« PS: Aha. Und können Sie aus Ihrer alten Hollywoodwelt in der neuen Rennfahrer-Welt ein paar Dinge benutzen? DEMPSEY: Ja, ich weiß, wie man in der Öffentlichkeit privat bleibt. PS: Nicht immer einfach. Angeblich haben sich in Le Mans Frauen durch die kleinsten Garagenöffnungen gedrängelt, nur um Sie zu sehen ... DEMPSEY: Ich kann das aushalten, weil ich weiß, wann ich mich verschließen muss und wann nicht. Vor der Kamera und im Auto, beim Rennenfahren, muss man offen sein, verletzbar. Sonst nicht. Einfache Regel. PS: Sprechen wir über Ihre Porsche-Obession. Es heißt, Sie haben 1979 ein Poster mit einem Porsche gesehen und empfinden seitdem eine tiefe Liebe für das Auto. DEMPSEY: Es stimmt. Das Auto repräsentierte damals Erfolg, Geschwindigkeit, eine bestimmte Performance. Alles Dinge, über die man als Junge nachzudenken beginnt. Meine Familie kann mich verstehen. Das ist schön. Meine Jungs hopsen in meinem 356er herum, und meine Frau hat neulich einen Porsche Targa gekauft. Sie war kein Autofan. Aber jetzt ist sie vollkommen besessen. PS: Haben Sie Ihrer Frau den Porsche aufgeschwatzt? DEMPSEY: Nein! Wir waren in Deutschland, und sie ist auf der Autobahn gefahren. Und das war es dann. Sie fand die schnelle Fahrerei sexy. Und ich auch. Dempsey wirkt wirkt immer immer konzentriert: konzentriert: »Der »Der Adrenalinpegel Adrenalinpegel darf darf nicht nicht zu zu hoch hoch und und nicht nicht zu zu niedrig niedrig sein. sein. Dempsey Aber er er muss muss bewirken, bewirken, dass dass Sie Sie Ihre Ihre Komfortzone Komfortzone verlassen. verlassen. Sonst Sonst sind sind Sie Sie zu zu lahm« lahm« Aber PS: Sie wollte keinen Prius mehr? Das ultimative L.A.- Auto für Frauen? DEMPSEY: Nein, das wollte sie nie. Gott sei Dank. Jedes Auto passt ja zu einer bestimmten Persönlichkeit. Ihre ist nicht die eines Prius. Und meine war eben immer die eines Porsche. PS: Beschreiben Sie Ihre aktuelle Porsche-Persönlichkeit. DEMPSEY: Oh, jetzt gerade bin ich der 911 GT America. Porsche ist klassische Moderne. Bedenken Sie, Frank Lloyd Wright hat damals den ersten Porsche-Shop gebaut. Es geht immer um Design und um Zukunft, das ist klassische Moderne. Und um Evolution. PS: Derzeit heißt Evolution Elektroautos. Sollten, ja dürfen Elektroautos Rennen fahren, oder ist das ein philosophischer Widerspruch in sich? DEMPSEY: Nein! Derzeit wird ja heftig daran gearbeitet, den Rennsport sauberer zu machen. Es gibt eine Menge neue Ideen dazu. PS: Glauben Sie, in einem Elektroauto haben Sie denselben Adrenalinpegel wie in einem benzingetriebenen Auto? DEMPSEY: Das Auto spielt keine Rolle. Sie müssen nur vorsichtig sein. Der Pegel darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein. Aber er muss bewirken, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Sonst sind Sie zu lahm. PS: Wie halten Sie Ihren Pegel in Schach? DEMPSEY: Meditieren und visualisieren. PS: Klingt nach schöner kalifornischer Psychologie. DEMPSEY: Es ist weniger hippiesk, als die Leute denken. PS: Heute ist Rennenfahren relativ sicher und nicht mehr so riskiofreudig. Heute würde keiner mehr mit einem gebrochenen Fuß fahren, so wie Steve McQueen in Sebring. DEMPSEY: So zu fahren würde mein Team mir nie gestatten. PS: Würden Sie auf Ihr Team hören? DEMPSEY: Käme darauf an. PS: Angeblich steckt hinter dem Rennfahren eine mittelschwere Todessehnsucht. Völliger Unsinn? DEMPSEY: Ich glaube, es ist eher die Gier nach Leben statt nach dem Tod. PS: Aber durch die Möglichkeit von Tod fühlt man sich doch lebendiger. DEMPSEY: Ich glaube, es geht den meisten Leuten so, dass sie überhaupt etwas fühlen wollen. Einige spüren Lebendigkeit in einem Sportwagen. Selbst meine Kinder funktionieren so. Wenn sie den Sound des Porsche Targa hören, berührt das ihre Seele, und sie kommen gut drauf. Ich bin mir sicher, sie haben in diesem Moment eine ähnliche Erfahrung wie ein Rennfah- rer. Meine Söhne lieben jedenfalls die Nähe zur Rennstrecke. Einer von ihnen ist heute in der Box, hat dort seine Legos aufgebaut und die Positionen der Autos studiert. Es ist gut, dass er das sieht. Wir gehen regelmäßig Go-Kart fahren. Das hält unsere Familie zusammen. PS: Übertreiben Sie es manchmal mit Ihrer Rennabhängigkeit? DEMPSEY: Es muss ein Spiel bleiben. Aber ab und zu hat meine Frau keine Lust, noch länger den Auto-Sound zu hören, und dann muss ich die YouTube-Videos mit Porschelärm abschalten. Könnte ich allerdings Stunden machen. Porsche ist eine Lebenshaltung. PS: Und was wäre, wenn Porsche ein Drink wäre? DEMPSEY: Champagner, ganz klar. PS: Also elegant, soft, nicht auf die zwölf. DEMPSEY: Genau. »Beim Rennen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Es geht gut aus oder nicht, das ist das Schöne am Rennsport. Es gibt keine Interpretationsmöglichkeiten.« PS: Und wenn man für einen Porsche eine ideale Ausfahrgegend braucht, dann ... DEMPSEY: ... würde ich durch die ländlichen Gegenden um Stuttgart fahren oder in die Canyons von Malibu. Ich sag Ihnen nicht in welche. Denn ein Cop wird dann auf mich warten. Ich kenne ein paar Jungs von der Highway Patrol, und ich respektiere sie. PS: Lassen sie Sie durch, weil Sie Patrick Dempsey in seinem gut aussehenden Porsche sind? DEMPSEY: Nicht immer. Sie wollen über das Auto reden. PS: Wie kommen Sie mit dem berühmt-berüchtigten Los- Angeles-Verkehr klar? DEMPSEY: Gar nicht. Ich bin extrem ungeduldig. PS: Leiden Sie an sogenannter „road rage”? DEMPSEY: Ich würde sagen, ich leide an kontrollierter Aggression. SEITE 20 | PS WELT PS WELT | SEITE 21 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 ONE Highway oder: ODE an die Straße Von ALBERT OSTERMAIER ALBERT OSTERMAIER, preisgekrönter Dichter und Dramatiker (Ernst-Toller-Preis, Kleist-Preis, Bertolt-Brecht-Preis, Welt-Literaturpreis), feuriger Festivalleiter und sportwagenbegeisterter Torwart (der deutschen Autorennationalmannschaft) über die Straße PS: Können Sie die nach fast zehn Jahren Rennen besser kontrollieren? DEMPSEY: Ja. Ich schaue anders auf die Welt da draußen und weiß mich künstlich in bestimmte Zustände zu versetzen. PS: Reden wir über die Zustände. Haben Sie ein Ritual vor dem Rennen? DEMPSEY: Die Strecke visualisieren. Dann Musik, elektronische Musik, ab und zu deutschen Techno. Ich atme und schaue mich um. Und ich kaue Kaugummi. PS: Ein paar Fotografen haben sich beschwert, dass Sie immer am Kauen sind. DEMPSEY Ja, aber so wird der Mund nicht trocken. PS: Wenn Sie auf dem Lenkrad den „Drink”-Knopf drücken, was kommt dann raus? DEMPSEY: Nur Wasser mit ein paar Elektrolyten. Das bringt mich nach vorn. PS: Fühlen Sie beim Rennen Beklemmung im Wagen? Es ist unfassbar heiß und eng, man hat das Gefühl, als Fahrer müsste man jeden Moment ersticken. DEMPSEY: Nein, ich bin vollkommen okay damit. Ich verschmelze mit dem Auto und werde Teil meines Porsche. PS: Würden Sie sagen, man braucht einen Jockey-Körper, um gut in den Rennwagen zu passen? DEMPSEY: Absolut. Ich laufe wie ein Irrer, mache Core-Training, esse kaum Fleisch, viel Gemüse. Nur wenn Rennwoche- Amtliche Zeitmesser UHREN sind zum Zeitmessen da. Und wo macht das mehr Sinn als in einem schnellen Auto? EINIGE MODELLVORSCHLÄGE: Von CORDULA SCHMITZ nenden sind, gilt das nicht. Dann esse ich alles, was ich finde. Unfassbare Mengen an Kohlehydraten. PS: Es gibt eine US-Studie, die heißt „Peacocks, Porsches, and Thorstein Veblen: conspicuous consumption as a sexual signaling system.” Sie besagt, dass Männer, die Porsche fahren, eine Art Pfau seien und kein Heiratsmaterial. In der letzten Zeit aber sieht man immer mehr Frauen in einem Porsche. Was ist passiert ? DEMPSEY: Die Anziehung eines Porsche ist deshalb so groß, weil er zu gleichen Teilen maskuline und feminine Energie hat. Die Form ist sehr feminin, und seine Kraft ist männlich. Das ist sehr sexy, sehr vital, sehr ausgewogen. PS: Ab welcher Geschwindigkeit wird ein Porsche zu Leben erweckt? DEMPSEY: Wenn Sie ihn starten. Genau dann. Das ist immer mein Gefühl. PS: Wie wichtig ist das Auto in einem Männerleben? DEMPSEY: Es ist wichtig für eine perfekte Flucht aus deinem Leben. Es muss so perfekt sein wie ein Paar perfekte Schuhe. Und es verändert deine Psyche, wenn du in einem guten Auto sitzt. Aber vor allem geht es um das Ausbrechen in Style. Als Junge schaute ich mir die Autos immer genau an, die durch unsere Kleinstadt kamen. Ich dachte mir, wo fahren die hin? Und wo würde ich hinfahren, wenn ich könnte? Ein Auto ist immer etwas Symbolisches. PS Damit den Hollywood-Star niemand verwechselt: Patrick Dempsey von hinten IW AFF C HAU SCH AUDEMARS PIGUET ROYAL OAK OFFSHORE SEN Die men Zusama dem rbeit mit Renn st Team allvon AMG Merc des P eet ist w ronas fruch eiterhin tbar und zeigt s i c h diese in r chen sportliVari a von I nte WC. Bei dieser Uhr aus dem Hause Audemars stehen Sportlichkeit und Robustheit im Vordergrund. Egal aus welch edlem Metall der Zeitmesser gefertigt wird. Diese ist etwas extravaganter mit einem Armband aus Roségold. ROLEX DAYTONA OYSTER 44 MM PLATIN Eine Uhr, gemacht für Rennfahrer. Die Tachymeter-Lünette ist dafür gebaut, die Durchschnittsgeschwindigkeiten pro Stunde zu messen. Paul Newman, der die Uhr berühmt gemacht hat, legte sie angeblich bis zu seinem Tod nicht ab. HUBLOT – MP 05 LAFERRRARI Die Hublot MP 05 Laferrari ist ein echtes Meisterwerk der Technik. Jetzt gibt es die Uhr aus Titanium und mit einem leicht variierten Design in Gelb. Die Batterieleistung: stark. TAG HEUER MONACO V4 TOURBILLON Steve McQueen, Le Mans: Diese beiden Namen sind untrennbar mit diesem Klassiker verbunden. Sollten Politiker überhaupt Auto fahren? Von GUIDO BELLBERG Autoglück und Politik – das reibt bei der Reimung und in der Wahrnehmung. Aber vielleicht sind ja nicht alle unsere Volksvertreter nach endlosen Jahren von Klimaaktivismus, zu viel Sitzen auf der Rückbank eines A8 und allgegenwärtiger politischer Korrektheit so eingefroren, dass sie Angst bekommen, wenn ein Wagen mit mehr als 15 PS vor ihnen steht. Begrüßen wir CARSTEN MÜLLER, CDU-Bundestagsabgeordneter sowie Vorsitzender und Mitbegründer des, Achtung, Parlamentskreis Automobiles Kulturgut im Deutschen Bundestag. Die fleißigen Petrolheads in Kostümen und Anzügen bringen die Young- und Oldtimerszene ins wichtigste deutsche Parlament. Michael Löwa Dempseys Porsche 911 GT America beim Reifenwechsel in der Box. er schaltete seinen herzschlag hoch es raste sein brustkorb vibrierten die innenflächen der handschuhe auf dem schwarzen leder zwei fäuste für den punch er schoss durch den platzregen der gewitterwolken durchlud hagelkörner gegen die windschutzscheibe knallte bis die sonne blitzte und zur gleichen zeit im rückspiegel unterging das schwarz sich zusammenballte zu der kugel in seinem hinterkopf die ihn verfolgte in seinem körper den schläfen das blei das taube bein auf dem gas wenn er fuhr vergas er sich die zeit stand still das licht verlor seine geschwindigkeit in den pupillen ihr abgefahrener gummi roch noch nach den brems spuren seiner beziehungen den vollbremsungen totalschäden er schleuderte durch seine sack gassen riss ihm letzten moment die lenkung um u-turn oder kratzte die kurve immer kam er zurück auf die mitte der strasse ein geisterfahrer die leitplanken scheuklappen geradeaus augen zu und durch die tunnels hinein man sieht die unnachahmlichsten bilder wenn man die lider wie scheinwerfer schliesst auf geblendet die strasse nur in den träumen in der erinnerung in den knien wenn sie nicht loslassen lass los sagte er sich danach in der waschanlage zwischen den kreisenden wolken und bürsten den falschen händen armen stofffingern schäumendes glück für einen handvoll münzen die wärme die hitze das gebläse das wachs über der haut das metall der fön die roten haare wie sie über sein gesicht hinter der scheibe fielen die wellen stürme im spiegel er wollte in seinem mustang ertrinken in einer luftbalse die fische sehen wie sie sich an seine scheiben schmeichelten bunte schwärme oder vorbeischnellten die moränen und tintenfische die ihn in ihr schwarz einhüllten wie der porsche vor ihm den er nie einholte seine stoss stangenlippen denen er hinterher hechelte wie dem glück der nebel kam jetzt immer näher er vertraute ihm blind du wirst auf der strasse enden hat sie ihm gesagt die strasse war endloss ein strich durch die wüste am ende durch sein leben das er in seinem wagen verbracht hatte da er mehr auf den motor gehört hatte als die maschine in der brust seine hand auf dem leeren beifahrersitz es gibt keine wagen heber für die liebe hatte sie ihm geschrieben du kannst sie nicht flicken wie einen reifen und dann einfach weiterfahren in den winter kurz vor las vegas hielt er an einer tankstelle an die blau wie der himmel war jagte die boxen auf volle lautstärke rieb sich mit motoröl gegen die sonne ein spülte die nieren mit kühlwasser frass kolben schluckte benzin bis der tank voll war zog die schuhe aus und ging barfuss auf den sand zu ohne sich umzudrehen als der zigaretten anzünder aus dem armaturenbrett sprang Im Gespräch mit Carsten Müller PS: Was in aller Welt ist ein Kulturgut, und warum sollte ein Auto eines sein? CARSTEN MÜLLER: Alte Fahrzeuge, also auch Baumaschinen oder Lkw, gehören zu unserer Kultur- und Industriegeschichte. Daran erkennt man ja auch gesellschaftliche Zusammenhänge, etwa unser Anspruchsdenken. Zum Beispiel halten es heutzutage die meisten Menschen für ausgeschlossen mit vier Erwachsenen in einem Volkswagen Passat zu verreisen. Vor 50 Jahren wäre das purer Luxus gewesen. PS: Ich bin einmal mit einem Renault R4 nach Portugal gefahren … MÜLLER: … und ich mit einem Simca 1100 Kastenwagen durch Polen und Italien. Gekauft für 120 D-Mark und mit einem Rückkaufrecht der Verkäuferin auf ihre selbst gebauten Lautsprecher aus guatemaltekischen Holzkisten für 80 D-Mark. Wir sind 15.000 Kilometer in vier Monaten gefahren und haben dann die Boxen für 80 D-Mark zurückverkauft und den Wagen für 100 D-Mark zum Schrotti gebracht. Wir hatten einen Heidenspaß. Bis mein Bekannter davon sprach, dass es ein Wunder sei, dass die Kiste so lange durchhält. Wir sind prompt liegen geblieben. Und als wir beide unter der Motorhaube steckten und feststellten, dass die Lichtmaschine einfach abgebrochen war, fuhr uns ein vorbeifahrender Lkw auch noch die Fahrertür ab. PS: Ja, Autoreisen sind manchmal ungeplante Abenteuer. MÜLLER: Genau. Man landet an Stellen, an die man sonst nie gekommen wäre. Wenn etwas mit dem Zug passiert, dann sind da immer noch andere Menschen, beim Auto nicht. PS: Ich erlebe allerdings auch jede Woche Abenteuer im Zug, aber Autos können einfach glücklicher machen. Und könnten es viel öfter, wenn wir mittlerweile nicht so viele Gesetze hätten, die uns alles haarklein vorschreiben, oder? MÜLLER: Ich glaube nicht, dass wir zu viele Gesetze haben. Ich würde mir beim Autofahren aber wünschen, dass die Leute ein bisschen umsichtiger und entspannter sind. In England oder Amerika klappt das ja sogar ohne „rechts vor links“. Derjenige, der als Erster an der Linie ist, der fährt. Sozusagen vertrauensbasiert. Unser Alltagsverkehr funktioniert nach sehr strengen Regeln, die manchmal nerven, aber bei unserer Verkehrsdichte einfach wichtig sind. Schauen Sie doch einmal nach Russland. Dort zu fahren ist einfach die Hölle. Und zeigt sich in abenteuerlichen Zahlen von Verkehrstoten. Absolute Anarchie, da gilt einfach das Recht des Stärkeren. PS: Richtig. Aber ich erinnere mich noch, als die Umweltzonen eingeführt wurden und ich mit einem 944 ohne Kat zu einem Termin nicht durch die Stadt fahren durfte, sondern komplett einmal außen herumfahren musste. Und das, obgleich auf Rhein, Nord-Ostsee-Kanal oder Elbe die Schiffe teilweise mit Schweröl fahren und ständig Flugzeuge starten und landen. Ist der alte Porsche wirklich so schlimm? MÜLLER: Glaube ich nicht, besonders weil der 30 Jahre alte Porsche in den letzten 30 Jahren nur einmal gebaut wurde. Wenn ich ein modernes Auto zusammenbaue, ist das mit enormen Energieaufwendungen und sonstigen umweltbelastenden Vorgängen verbunden. Andererseits sind abgasge- MÜLLER: Ja, aber die werden völlig anders aussehen. Auch das autonome Fahren wird eine spannende Sache. PS: Wo bleibt da die Freiheit, die ja auch zum Glück gehört? MÜLLER: Die Freiheit in der Stadt und auf dem platten Land, das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ist man in Berlin mit dem Auto freier als ohne? Dort haben die Jungen oft gar keinen Führerschein mehr. Aber wenn man in Bad FranR E L L Ü kenhausen oder Thüringen wohnt, M CARSTEN dann brauchst du einfach ein Auto. Abgeordneter Man will ja auch mal woanders hinkommen. PS: Wird man als Automann geboren, oder gab es bei Ihnen eine familiäre Vorgeschichte? MÜLLER: Mein erstes Wort war Auto. Dann kamen Papa und Mama. Überspitzt gesagt, mein Vater unterscheidet Autos am Kennzeichen. Ich dagegen konnte reinigte Fahrzeuge aber eine tolle Sache, es war also schon als kleines Kind Autos an den Scheinwerfern, nicht alles sinnlos. Ich mache ja auch viel Umweltdie für mich immer die Augen waren, erkennen. und Energiepolitik, und so sehr ich „unvernünftige“ PS: Wo Glück ist, ist Neid meist nicht fern. Kann Fahrzeuge liebe, so sehr habe ich einen Heidenspaß man als Politiker zum Beispiel einen Ferrari fahren? daran, möglichst sparsam von A nach B zu kommen. Müller: Ferrari ist nicht die Marke, die mich abholt. PS: Bekommt man vernünftige Energiepolitik und Mir gefallen da immer nur die alten und abseitigen seine Liebe zu Oldtimern unter einen Hut, oder sind Modelle. da die Vorwürfe schon vorprogrammiert? PS: Trotzdem: Die Kanzlerin verdient deutlich weMÜLLER: Erstens wird es mir nicht vorgeworfen, niger als mancher Wirtschaftsführer, mit dem sie an weil ich daraus gar kein Geheimnis mache. Zweitens einem Tisch sitzt. Aber ihr würde man den Ferrari lautet die entscheidende Frage ja: Wie häufig fahre übel nehmen, oder? ich überhaupt? Dann relativiert sich das schnell. MÜLLER: Aber die Kanzlerin hat ja auch ein ziemWenn man andere Dinge dafür vernünftiger macht, lich teures Auto mit all den Panzerungen, das ist ja kann man vieles kompensieren. Am Ende muss so auch einmalig. einfach die Rechnung stimmen. Ich mache zum PS: Ja, aber das ist ein Werkzeug, der Ferrari eben Beispiel selten Fernreisen mit dem Flugzeug, und es nicht. Warum ist es super, wenn Günter Netzer gibt wahrscheinlich wenig Leute, die weniger Strom Ferrari fährt, und Politikern lässt man das nicht verbrauchen. In meiner Berliner Wohnung habe ich durchgehen? die niedrigsten Vorauszahlungen, die überhaupt MÜLLER: Lässt man es denn den Wirtschaftsbosmöglich sind, und der Kühlschrank ist eigentlich sen wirklich durchgehen? Politiker sind doch ganz nicht an. Wenn ich keinen amerikanischen Kombi normale Menschen mit den unterschiedlichsten besitzen würde, würde ich den Kühlschrank trotzInteressen. Meinem Hund ist es ganz egal, ob ich im dem ausmachen. Bundestag bin oder nicht. Neid ist aber menschlich. PS: Eine persönliche Energiebilanz ist ein guter Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich ganz viele Dinge Ansatz, trotzdem: Wie reagieren die Wähler, wenn nicht besitze. Eigentum ist ja auch immer eine geein Abgeordneter einen Amischlitten fährt? wisse Belastung. Aber Neid hilft niemandem weiter MÜLLER: Das interessiert viele einfach gar nicht. und verändert rein gar nichts. Man muss aber natürlich auch niemanden provoziePS: Ihr Arbeitskreis ist offiziell fraktionsübergreiren. Ich würde jetzt nicht mit einem Ami zum Waldfend, aber mein oberflächlicher Eindruck ist, dass kindergarten fahren. sich einige Parteien – etwa die Grünen – doch vorPS: Schade, die Kinder fänden es bestimmt super. nehm zurückhalten. Warum sind amerikanische Kombis toll? MÜLLER: In der Theorie sind alle da, allerdings sind MÜLLER: Sie sind einfach unglaublich geräumig. die Kollegen von den Grünen oder der Linken leider Meiner sieht allerdings sehr eigentümlich aus, das noch etwas zu schwach vertreten, wahrscheinlich ist geschmacklich Grenzgängertum. Aber er entsind sie zu sehr in Anspruch genommen. schleunigt mich und ist gemütlich. Genauso wie PS: Gibt es denn einen Arbeitskreis „Kostenloses mein Hund, der sich auch positiv auf meine FahrweiVolksfahrrad“? se auswirkt. Wenn ich den dabeihabe, fahre ich sehr MÜLLER: Möglich. Aber wir konkurrieren natürlich defensiv, denn der Hund kann sich einfach nicht auch mit vielen anderen wichtigen Themen. Dazu festhalten. kommt, dass überhaupt nicht alle Abgeordneten PS: Hat die Industrie mittlerweile begriffen, welchen über uns Bescheid wissen, daran müssen wir noch Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer darstellen? arbeiten. Das Thema Oldtimer ist natürlich ein MÜLLER: Ja, das hat sie, wenn auch noch nicht Randthema, aber diejenigen, die die Oldtimerszelange. Aber mittlerweile bemühen sich sehr viene bilden, die schätzen uns sehr, und es gibt auch le Hersteller, auch die, bei denen man das nicht noch viele Probleme zu lösen. Zum Beispiel die vermuten würde, wirklich um dieses Thema. Selbst Fahrverbote für historische Lkw am Sonntag – wie Seat oder Skoda sind mittlerweile auf einigen Rallyes soll das gehen? Die fahren ja eh nur dreimal im Jahr vertreten. Bei Hyundai ist es, glaube ich, aber noch und das immer sonntags zu einem Oldtimer-Trefnicht so angekommen (lacht). fen. Und sehr weit kann man in diesen irrsinnigen PS: Wird es in Zukunft überhaupt noch Autos geben? Trommeln ohne Servo sowieso nicht fahren. Oder was ist mit Oldtimern und der Maut? Sollen rote Kennzeichen wirklich erfasst werden? Was passiert dann bei Oldtimer-Probefahrten? Es gibt noch viel zu tun. PS: Packen Sie’s an. »Mein erstes Wort war Auto« »Ich würde mir beim Autofahren aber wünschen, dass die Leute ein bisschen umsichtiger und entspannter sind« PS SEITE 22 | PS WELT PS WELT | SEITE 23 DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 Daimler AG das Ziel ist, bald auf 50.000 zu kommen. Die Frage ist: Wie exklusiv muss ein AMG sein? Wann ist der Bogen überspannt? „Die Produkte müssen den Markenkern verkörpern: Driving performance“, sagt Moers, „dann werden sie auch akzeptiert. Man darf nur keine Mogelpackung auf die Straße bringen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, sei auch eine große Menge Bauchgefühl nötig. „Viel mehr, als die meisten Außenstehenden denken.“ Moers erinnert sich an die AMG-Version der neuen S-Klasse. „Da haben wir ein Jahr vor dem Verkaufsstart die Vorderachse rausgeworfen.“ Das ist eine eher kurzfristige Aktion bei so einem entscheidenden Bauteil, aber es sei eben um das i-Tüpfelchen gegangen, die Perfektion. „Der Kunde soll möglichst jeden Morgen ein Grinsen im Gesicht haben“ Solche Aktionen gehören für den Chef zu dem, was er den „Spirit“ nennt. Zwar ist AMG seit 2005 im Besitz der Daimler AG, seit 1999 schon hielt der Konzern 51 Prozent, doch Moers ist es wichtig, den Geist eines mittelständischen Betriebes zu erhalten. Die abgeschiedene Lage in Affalterbach, etwa eine Autostunde von der Daimler-Zentrale entfernt, hilft dabei – und ab und zu eine Party. Nach der Enthüllung des GT lud Moers AMG-Chef die gesamte Belegschaft ein, mehr als 1200 Mitarbeiter, dazu die Lebenspartner. „Die sitzen ja zu Hause, während ihre Männer und Frauen in Schweden Der AMG GT ist nach dem Transaxle-Prinzip gebaut: Motor vorn, Getriebe hinten sind oder in Papenburg. Wir haben Ingenieure, die sind regelmäßig vier, sechs Wochen am Stück weg. Mir ist wichtig, ob noch etwas getan werden dass das wertgeschätzt wird.“ müsse. Ein anderes Modell Moers weiß trotzdem, dass Menschen, ist aber offensichtlich eine Stufe aufgedie nicht täglich Abrückt, Chef und Mannstimmungsfahrten schaft waren zufrieden. machen, kaum er„Das sind schon Glücksmessen können, was momente“, sagt Moers. er und seine Mann„Aber die gibt es auch schaft da eigentlich im Büro.“ tun. Fährt nicht Auch wenn er als majedes Auto um die nischer Autoentwickler Kurve, wenn man und Abstimmungsfah) (l. am Lenkrad dreht? rer gilt, mache ihm die as Moers AMG-Chef Tobi it m Wozu muss man Beschäftigung mit Marh äc pr es im G ter or ep -R t“ etwas wissen über kenentwicklung und Strael W „PSStefan Anker d i e Ve r m e i d u n g tegie ebenfalls Spaß, sagt der „ZweiphaMoers. Derzeit läuft es sigkeit“ beim Lenken? Warum kann auch ganz gut: Wie beim härtesten Kondie Lagerung von Motor und Getriebe kurrenten, der BMW M GmbH, wachsen im Auto so ein abendfüllendes Thema bei AMG sowohl Modellvielfalt als auch sein? „Wenn das Auto auf der RennstreAbsatzzahlen. Moers hat ein Rekordjahr cke agil und präzise ist“, sagt Moers, 2013 hinter sich, auch weil die AMG„dann hat der Kunde in seinem Alltag Versionen von A-Klasse und CLA neue auch etwas davon. Der Kunde soll jeden Käuferschichten erschlossen haben. Morgen ein Grinsen im Gesicht haben.“ Für 2014 erwartet er eine Steigerung um weitere 25 Prozent. Noch ist AMG aber ein Nischenhersteller, der weltweiVon te Absatz lag 2013 bei gut 32.000 Autos s ist unglaublich, wie lichen für die Fahrzeugentwicklung bis (Kopf an Kopf mit der M GmbH), und Und das am besten schon beim AnlasSTEFAN ANKER schnell der Mann um- zum Vorsitzenden der Geschäftssen des Motors. „Sound ist ein extrem schalten kann. Eben führung seit Ende 2013. Mit Moers’ wichtiges Thema.“ Man könne die Franoch spricht er bei Laufbahn eng verbunden sind die beige stellen, ob das überhaupt geht bei einer Fahrt über die den ersten in Eigenregie entwickelten einem Biturbo, wie er im GT zum EinTeststrecke im nie- AMG-Sportwagen: der Flügeltürer SLS satz kommt. Saugmotoren, also solche dersächsischen Papenburg von He- und eben der GT, der jetzt den SLS abohne Turbolader, sind akustisch oft rausforderungen, Abstimmungen, Ent- löst, ihn aber nicht ersetzen soll. „Wir überzeugender. Nach dem, was man in wicklungen – da ist Tobias Moers ganz haben das sehr genau überlegt. Der GT Papenburg hört, ist AMG auf dem richFirmenchef. Und dann macht er plötz- soll kein Nachfolger für den SLS sein, tigen Weg, wobei der noch mit Tarnlich etwas Unerwartetes. die Autos sollen für sich stehen.“ aufklebern versehene Wagen nicht das Dynamikfläche heißt das hier, ein paar Maß der Dinge sei. Insgesamt zu laut, Hektar Asphalt erstrecken sich um das sagt Moers, und im Leerlauf klinge der Auto, Moers schaut zu seinem Beifahrer V8 zu sehr nach „Fischkutter“. herüber, und ehe man sich versieht, hat Man sieht das schon daran, dass der Der AMG-Chef ist ganz gut darin, er den AMG GT in einen kontrollierten neue Wagen nicht größer, stärker und Dinge zu benennen. Man macht ihm Drift versetzt. Reifen quietschen, Qualm teurer wird als der alte, sondern etwas als Mitarbeiter keine Freude, wenn man steigt auf, es endet in einem Donut, einer kleiner, nicht ganz so stark und – na ja herumeiert. Das kann damit zu tun ha– billiger. Mit rund 130.000 Euro darf Art Pirouette auf Rädern. ben, dass er bei den Testfahrten auf der Wer Tobias Moers trifft, trifft einen, man rechnen für die 462-PS-Version, Nordschleife des Nürburgrings ja auch der ganz offensichtlich sein Hobby zum kein Sonderangebot, doch immerhin nicht lange überlegen kann: EntscheiBeruf gemacht hat. Zwölf bis 14 Stun- rund 60.000 Euro unterm SLS-Einden, lenken, Gas geben. Als Chef sitzt den arbeitet er pro Tag, Familie hat er standspreis. Damit nähert sich erstmals Moers zwar nicht mehr so viel selbst im (zwei kleine Kinder), welchen anderen ein Sportwagen mit Mercedes-Stern der Auto, aber immer noch häufig genug, Zeitvertreib kann er sich da schon erlau- Preisregion des Porsche 911. „Hochum jede der 73 Kurven dort so gut zu ben? „Ab und zu fälle ich einen Baum“, kompetitiv“ sei dieses Segment, sagt kennen, dass er lange überlegen muss, erzählt Moers, der im Schwarzwald Moers, aber ihm ist vor der berühmten welche ihm die liebste ist. Das schnelle, schräge Heck sollen vor allem Porsche-Fahrer häufig sehen aufgewachsen ist und sich als Student Konkurrenz aus Stuttgart-Zuffenhausen Am Ende entscheidet er sich für die mit Waldarbeiten etwas dazuverdient nicht bange, und das mag an der Frage Fuchsröhre, jene berühmte Senke, in die hat. Einen Baum so vorbereiten, dass liegen, die er fast täglich stellt: „Müssen man sich mit gut 250 Sachen stürzt, um er genau in die richtige Richtung kippt, wir noch etwas tun?“ Mensch und Auto für etwa eine SekunDerzeit kümmert sich das 30-köpdas kann er, und das übt er in seinem de einem extremen Druck auszusetzen. eigenen Stück Wald dann und wann. fige AMG-Team in Papenburg um die Die Leitplanke ist so nah, hier sollte Aber sonst: immer nur Autos, genauer – Autos, die in den nächsten zwei Jahren möglichst nichts schiefgehen. „Es macht auf den Markt kommen sollen. Und erst schnelle Autos. Spaß, am Limit zu sein, fahrdynamisch 1994 hat er bei AMG angeheuert und am Morgen habe man bei einem dieser und auch technisch. Es geht mir darum, ist dort kontinuierlich aufgestiegen, Autos sehr deutlich „Ja“ saGrenzen auszuloten, manchvom Projektleiter über den Verantwort- gen müssen auf die Frage, mal auch die persönlichen.“ – Tobias Moers TOBIAS MOERS Anpacken, Machen und Gewinnen Mit Tobias Moers hat Mercedes-Tochter AMG einen manischen Autoentwickler an der Spitze. Man trifft ihn am besten da, wo er in seinem Element ist: auf der Teststrecke. Hier spricht Moers über Glücksgefühle im Job, die Wichtigkeit einer großen Party und die beste Stelle auf der Nordschleife E GRENZEN AUSLOTEN PARIS, PARIS, wir fahren nach PARIS Ach, die Sprache der Franzosen. Sie sagen nicht Messe oder Show – wenn sie Autos zeigen, sagen sie Salon. Am 4. Oktober öffnet der PARISER SALON, und man stellt sich vor, wie die Wagen hereingerollt werden: leise und vornehm. Ja, das wäre schön Zwei Sitze, Stoffdach, Hinterradantrieb – die Japaner haben den Roadster 1989 neu erfunden, der Mazda MX-5 hat sich seitdem 945.000 Mal verkauft. Generation vier holt die Million: kürzer (3,92 m), leichter (1050 kg), 130/160 PS. MAZDA M X-5 DS S KO DA FA B I A SCHARF GESCHNITTENES D E S I G N E RST Ü C K AU S TS C H E C H I E N, M I N D E ST E N S S O M O D E R N WI E D E R VW P O L O, B I L L I G E R S OWI E S O ( A B CA . 1 1 .6 0 0 E U RO) . M I T C O O L E R A P P Z U M E R FA S S E N A L L E R M Ö G L I C H E N FA H R DAT E N. Von STEFAN ANKER LAND ROVER DISCOVERY SPORT Middle Class mag man kaum sagen, Midsize auch nicht. Jaguars XE (4,67 Meter) ist ein edler Meteor im Kosmos aus 3er, A4, C-Klasse. Alu-Leichtbau, neue Architektur für weitere Modelle, neue Motorengeneration – 163-PS-Diesel mit dem besten Normverbrauch seiner Klasse: 3,8 l/100 km. Ab 36.500 Euro. DIVINE Nein, Citroën soll man nicht mehr sagen. Der französische Hersteller macht aus seiner Designlinie DS eine eigene Marke und unterstreicht das mit der Studie Divine (göttlich). Besonderes Kennzeichen des 4,12 Meter langen, viertürigen Coupés: Heck ohne Scheibe, dafür mit seltsamen Schuppen. Nach hinten geguckt wird per Kamera und Monitor. Vorne dafür Laserfernlicht. Interessiert am Land Rover Freelander? Gibt es nicht mehr, heißt jetzt Discovery Sport. Mehr Auto (4,59 statt 4,50 Meter) für mehr Geld. Das Basismodell mit 150-PS-Diesel kostet 34.400 statt 28.200 Euro, ist dafür aber auch edler eingerichtet. Erstes Modell auf der neuen Plattform für alle großen Volvo. Fünf Meter, sieben Sitze. Vierzylinder mit Nur Vierzylinder 190 bis 320 PS. Viel AutonomieHightech. Daimler AG GLÜCKSMOMENTE »Der GT soll kein Nachfolger für den SLS sein, die Autos sollen für sich stehen« PS BMW X6 Umweltfrevler, Angeber-Auto – wenig Gutes ist über den BMW X6 gesagt worden, als er 2008 herauskam. Und dann die seltsame Wortschöpfung SAC – Sports Activity Coupé. Aber gekauft wurde er, 250.000 Mal. Ein guter Grund für eine zweite Generation. Mehr PS (Topmodell 450 statt 407), mehr Platz (Laderaum 580 bis 1525 Liter), mehr Preis: Basis ab 66.150 Euro. Il lu st ra ti o n RALF NIETM ANN RENAULT TWINGO Der Twingo entstammt der Daimler-Renault-Kooperation, mit Motor im Heck wie der Smart. 3,59 Meter lang, vier Türen, vier Sitze, ab 9590 Euro. Zweisitzer-Variante geplant? Nein. Ralf Nietmann/Upper Orange n«« »Unsere schicke Herbstkollektion AUDI TT Manche finden ihn schwer, dabei hat er 50 Kil o abgenommen. Digital -Cockpit, man kann die Anze igen individuell anpasse n. 184 bis 310 PS, ab ca. 31.0 00 Euro. ALFA 4C SPIDER 895 Kilogramm – dieses Rekord-Leichtgewicht wird der Alfa 4C nicht halten können, wenn er mit offenem Dach herauskommt. Aber er soll unter 1000 Kilo bleiben und wäre damit in Sachen Leistungsgewicht immer noch ganz vorn. Denn der rotzig klingende TurboVierzylinder mit nur 1,8 Liter Hubraum spuckt weiterhin 240 PS aus. Das sollte auch offen für 250 km/h reichen. Ein Cabrio-Aufpreis von rund 5000 Euro ist zu erwarten, man muss insgesamt mit mehr als 55.000 Euro rechnen. Viel Auto fürs Geld? Nein. Aber Mittelmotor, Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb – also viel Spaß. SEITE 24 | PS WELT DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014 UNSCHLAGBAR Warum junge Frauen und schöne Autos eine schwierige Beziehung führen Von PAULINA CZIENSKOWSKI Fotos KATE BELLM Ich habe weich geschwungene Formen, links und rechts unterbricht etwas Kantiges den Fluss meiner Silhouette. Ein bisschen weiter abwärts zeichnen sich Streifen ab. Streicht man über meine Oberfläche, spürt man, wie sanft ich mich anfühle, auch wenn ich so kompakt und gestählt wirke. Mein Innenleben? Empfindsam, an manchen Stellen etwas angekratzt. Aber das ist es ja, was mich ausmacht: Ich habe Patina, kann eine Geschichte erzählen. Und, was bin ich? Genau. Eine Frau. Moment, und: ein Auto. Die Silhouette einer Karosserie erinnert oft an die eines weiblichen Körpers. Die Rippen einer Frau könnten die Luftkühlung sein, ihre Schulterknochen die Außenspiegel. Zugegeben, ein etwas fantasievoller Ansatz. Doch beide, auf eine unterschiedliche Art und Weise, sind sexy. Frauen und Autos, das passt oft perfekt. Viele empfinden diese Paarung als Klischee: geile Karren, geile Weiber. Doch fernab von Automessen und Pirelli-Kalendern gibt es Momente, in denen Frauen und Autos gut zueinanderpassen, auch wenn sie in alten Macho-Universen ein kurioses Konkurrenzverhältnis führen. Auf den Fotos von Kate Bellm, die wir auf dieser Seite zeigen, zeigen sich Frauen und schöne Autos als selbstbewusstes Duo wüster sinnlicher Reize. Die Mädchen in Kate Bellms Fotos sind nicht nur der weibliche Schmuck im Porsche des 50-jährigen Bankers, der am Steuer sitzt. In ihrer Vorstellung sind sie selbst die Besitzerinnen, die sich längst vom Klischee des aufregenden Autos als Statussymbol der Männer befreit haben. EIN BEKENNERSCHREIBEN Die Fotos der 27-Jährigen sind Schnappschüsse, kommen fast ohne Inszenierung aus. Es sind vor allem die Autos der 60er- und 70er-Jahre, die sie faszinieren. Der Londoner Modefotografin sind Neuwagen zu klinisch – zu viel Chrom, zu wenig Holz. So glatt und kühl, das steht keiner Frau, sagt sie. Für sie sind Autos Designobjekte mit Sex-Appeal. Andere gehen weiter: Für sie haben Autos ein Geschlecht, und zwar sind sie weiblich. Denn Frauen sind die schöneren Geschöpfe unter den Menschen. Das überrascht nicht: Viele Männer begehren Autos und Frauen gleichermaßen. „Schöne Fraun und Autos [Katzen] pflegen Häufig Freundschaft, wenn sie gleich sind, Weil sie weich sind Und mit Grazie sich bewegen. Unter sich sind sie Vertraute Sie, die sonst unzähmbar wild sind“ Geschoss trifft Geschoss. Auch wenn der Dichter Joachim Ringelnatz eigentlich über Katzen anstatt Autos schrieb, beschreiben diese Zeilen das Verhältnis zwischen Frauen und Autos fast malerisch. Wie zwei beste Freundinnen, Seite an Seite, unterstreichen sie gegenseitig ihre Schönheit. Ihre Beziehung begann zäh und schwierig, es waren Männer, die das Abenteuer Auto als Erste für sich entdeckten. Doch die Zeiten verändern sich. Die Liebe zum Auto ist auch weiblich. Gut für die Straßen. Sie werden noch schöner. PS KATE BELLM: „Wenn mir das Design von dem Auto bei mir um die Ecke gefällt, dann kann es sein, dass ich eine Freundin davor hinstelle für ein Foto. Meine Frauen sind nie bloß ein Accessoire. Nicht das eines Mannes und auch nicht das eines Autos. Zusammen ergeben sie ein perfektes Bild“ Denn Frauen sind die schöneren Geschöpfe unter den Menschen. Das überrascht nicht: Viele Männer begehren Autos und Frauen gleichermaßen „F RAU E N U N D AU TO S F U S I O N I E R E N, E I N D U O, DA S S I N N L I C H E R N I C H T S E I N KÖ N N T E “ »Vermeintlich Unpassendes wird in der Gesamtästhetik vom Motiv passend gemacht« „Schöne Fraun und Autos [Katzen] pflegen Häufig Freundschaft, wenn sie gleich sind, Weil sie weich sind Und mit Grazie sich bewegen. Unter sich sind sie Vertraute Sie, die sonst unzähmbar wild sind“ Beim Tes ten eines AUDI A8: Paulina C zienskow ski