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ps-welt-01
SEITE 12 | PS WELT
PS
Der härteste
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AUTO-JOUR
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Seite 4
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, VOL. I, SEPTEMBER 2014
Wir testen,
also sind wir
Seiten 16–17
S
ie interessieren sich nicht
für Autos? Dann sind Sie
hier genau richtig. Dieses
Magazin im Zeitungsformat
hat nur ein Thema: Glück.
Danach streben wir doch
alle. Interessieren Sie sich
für Autos? Dann sind Sie
hier noch richtiger. Diese 24
Seiten feiern das Glück, das
Autos, alte wie neue, schnelle
wie langsame, teure wie
günstige bereiten können.
Mögen andere in Autos
vor allem Probleme sehen,
ökologische, städteplanerische,
gesundheitliche – wir erzählen
von Menschen, denen ihr
Auto Freude, Spaß, Schweiß,
Abenteuer und Erleuchtung
beschert. Ob Theologe oder
Fotografin, Hollywoodstar
oder Dichterfürst: Autoglück
kann jeden beseelen. Und
wenn Sie Fragen oder
Anregungen haben, melden
Sie sich bei mir unter
[email protected]
ULF POSCHARDT
Hollywood-Star
Patrick
Dempsey
über seine drei
großen Lieben:
die Familie,
das Rennen
und Porsche
Glück
Die TAZ empfiehlt:
Die drei grünsten
Autos für Beifahrer
Seite 3
Ein Lowrider aus
Köpenick und
ein westfälischer
Edelmann werden
Freunde
Seiten 8 – 11
Bestsellerautorin
KATJA KESSLER
fährt das MachoAuto schlechthin
Seite 14
Sie liebt ihren
Nissan Micra:
Glück braucht
keine 300 PS
Seite 16
Brauchen Sie
ein cooles Statussymbol? Die zehn
Neuerscheinungen
vom PARISER SALON
Seite 23
Warum FRAUEN
und AUTOS eine
schwierige
Beziehung führen
Seite 24
Seit langem eine Ikone.
Seit kurzem ein 3-Liter-Auto.
Das beste Wissen gewinnen wir aus der Formel 1. So machen wir den S 500 PLUG-IN HYBRID zu einem Vorbild der
Effizienz. Mit innovativer Hybridtechnologie erobert er bald alle Straßen. Genau wie sein Lehrmeister die Rennstrecken.
www.mercedes-benz.de/effizienz
PS WELT | SEITE 3
PS
VIERECKSFERRARI!
Der Blog, mit dem alles begann: ps.welt.de,
das digitale Ideenreich benzingetränkter
Autoliebe. Seit Anfang 2014 der Versammlungsort von Petrolheads, Speedfreaks, Oldtimer-Fanatikern, Youngtimer-Friseuren und
Neuwagen-Anbetern. Gemeinsam mit der
zugehörigen Facebook-Seite www.facebook.com/
PSWelt die Anlaufstelle im Netz für AutoAficionados aller Arten. Bitte anschnallen.
Dieses Wort müssen Sie sich merken, weil es in diesem Magazin
ständig fällt. PETROLHEADS, zu Deutsch: Benzinkopf, ein
liebevoll eingesetzter Kosename für Menschen, die Autos und
deren Treibstoffe (BENZIN, ADRENALIN, GLÜCK) lieben.
BMW 320i
(Baujahr 1995, E36, Automatik)
Die Ruhe am Ort des Glücks
Von WOLFGANG SCHEIDA
Für alte Dreier gibt es nur zwei
Fahrerkategorien: Prolls und verblendete Liebhaber. Denn fast alles
Vernünftige spricht gegen dieses
Auto. Das Image („tiefergelegte
Türken-Karre“ oder „obsessiver
Autobahn-Linksfahrer“) ist eine
Katastrophe, der Verbrauch immens
(mehr als 12 Liter), und im Fond
ist Beinfreiheit ein schlechter Witz.
Der Wagen hat fast keine Ausstattung, die Analog-Uhr rattert bedrohlich beim manuellen Umstellen
auf Sommer- und Winterzeit. Und
die Klimaanlage … na ja, ist eh kühl
in Deutschland.
Und dennoch. Auch wenn es fast
keinen Komfort und kein Presti-
ge gibt, von Trennung war nie die
Rede. Dieser Wagen springt mit
bayerischer Zuverlässigkeit nach
einer halben Schlüsselumdrehung
an. Und dann dieser Motor: Vor 20
Jahren galt der Reihensechszylinder
aus München als der beste der Welt.
Diese Poleposition hat er nicht
mehr abgegeben. Zumindest als Motor des Herzens nicht – und nicht an
der Ampel. Dort treffen sich Prolls
und Liebhaber am Ort des DreierGlücks. Die einen lieben die Kraft,
drehen im Leerlauf hoch, drücken
durch und ziehen davon. Die anderen tun nichts. Sie genießen nur die
Lauf-ruhe und fragen sich, ob der
Motor noch läuft oder ausgegangen
ist. Nein, das ist nie passiert. BÜCHER für Enthusiasten
Targa Florio – legendäres Rennen auf Sizilien, von 1955 bis
1977 sogar Teil der Sportwagen-Weltmeisterschaft und Austragungsort spektakulärer Langstreckenrennen. In diesem
400 Seiten starken Bildband werden die großen Jahre des
unnachahmlichen Straßenrennens porträtiert, ein Genuss.
Verlag Reinhard Klein
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 2,8 l/100 km; CO₂ -Emissionen kombiniert: 65 g/km. Elektr. Energieverbrauch NEFZ nach ECE-R101: 13,5 kWh/100 km.
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Ed Heuvink, Targa Florio: 1955 –1973,
99,90 €, ISBN 978-3-927458-66-6
Exklusiv bei uns: Auto-Cartoons von HAUCK & BAUER. Demnächst mehr
Coole Autos machen immer Spaß, und der
Petrolhead-Nachwuchs möchte schließlich stilecht
gefördert werden. Ein Ferrari zum Selbstbauen ist
cool, aus LEGO sogar noch cooler, exklusive
Modelle nur für tankende Autofahrer sind
schon ziemlich EISIG. Nach umfänflichen
Tests der PS-Welt-Redaktion ist klar:
Der Lego-FXX
ist deutlich
schneller als
der 458 Italia,
gefolgt von
einem F 40 aus
Dänemark.
Shell (3
Exklusiv
bei SHELL:
Tanken und LEGO-Ferrari mitnehmen
)
empfiehlt
Von ANDREAS RÜTTENAUER
1.
TOYOTA PRIUS (siehe
unten): Der automobile
Hybrid macht die Fahrer glücklich, weil sie ein echtes
Auto haben und dennoch voll
korrekt unterwegs sind. Glückliche Fahrer fahren besser. Davon
Illustration
profitiert auch der Beifahrer. RALF NIETMANN/
2.
UPPER ORANGE
BMW i3: Freude am Beifahren?
Ja, man sitzt ganz gut in
der Münchener E-Kutsche.
Aber im Winter sinkt die Reichweite
der Bat-terie auf unter 70 Kliometer.
Gut möglich, dass der Kopilot zum
Schieben verdonnert wird. Restrisiko!
3.
TESLA ROADSTER: Der Miezenschlepper mit PC-Faktor.
Das Auto für ruhiges Rasen.
Nachteil: Bei einer Batterieladezeit von
bis zu 15 Stunden muss man sich mit
dem Fahrer schon sehr gut verstehen,
sollte der Saft mal ausgehen.
Andreas Rüttenauer, 46, Chefredakteur
der „taz“, hatte nie einen Führerschein.
Bekenntnisse eines
anonymen
Ferrari-Fahrers
M
KÜNFTIG
EIN
EXKLUSIV
NAME
AUF
IST
PS.WELT.DE
CASPAR *,
ich bin Petroholiker, ich bin verrückt nach
Autos. Ich werde bald 50, lebe ein glückliches Leben, habe einen inspirierenden,
aufregenden Job. Doch ich kann schönen
Autos nicht widerstehen, so wie Colin Farrell
schönen Frauen nicht. Dieses Tagebuch
meiner Sucht beginne ich in einer Art mobilen Rehab: einem ICE. Neben mir liegen im
Bordrestaurant britische Motorzeitschriften
und der „Münchner Merkur“, der auf dem
Titel verspricht, alle Verkehrskontrollen des
Tages zu verraten. Es ist Donnerstag, die
Staatsmacht, die ich als Libertär ein wenig
verachte, hat einen deutschlandweiten
Blitzermarathon angezettelt. Ausgerechnet
heute, wo ich ein Auto aus der Werkstatt
hole, dessen Fahrzeugschein mir verrät,
dass es 325 km/h schnell sein könnte. Ich bin
auf dem Weg, meinen dritten Sportwagen
nach Hause zu holen. Gefühlt gehört er zu
uns, zur Familie, den Kindern,
der Frau, den Garagen, die
ich wüst in einem Umkreis von einem Kilometer um unser Heim
angemietet habe.
Ein Ferrari. Einer der
elegantesten, die jemals
gebaut wurden, wie ich
finde. Ein 575 Maranello in
Titangrau-Metallic. Aus erster
Hand. Es sieht so aus, als
hätte der vorige Besitzer,
ein Wirtschaftsprüfer, den
Zwölfzylinder-Gran-Turismo
auf Händen über die
Autobahn getragen.
Der Zweisitzer kostete
weniger als ein Drittel des Neupreises, ich
musste zuschlagen, weil Geld auf der Bank
nix bringt. Und weil solche Bluechip-Blechskulpturen hervorragende Wertanlagen sind
und die Rendite in Spaß ausbezahlt wird
und Spaß gesund hält – und meine Kinder
den Wahnsinn auch genießen. Jeder Irre
sucht gute Gründe für seinen Wahnsinn.
Ich bin nicht allein. Die neuen Nummernschilder klappern, als der ICE in den Zielbahnhof in Hamburg einrollt.
Meine Bekenntnisse,
Licht und Schatten,
Aufstieg und Fall
des Neo-Ferraristi,
lesen Sie künftig
jeden Sonntag
auf ps.welt.de
* Name von der Redaktion geändert
» Jeder Irre sucht gute Gründe für
«
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W
seinen
– Caspar
Der Toyota Prius – der Liebling der umweltbewussten Kolleginnen und Kollegen.
Toyota
SEITE 4 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
Anzeige
Fortschrittliche Fahrsicherheitssysteme
Eine neue Form
der Autonomie
DIE KURZEN
MOMENTE DES
GLÜCKS
PETER RUCH
Auto-Tester
Peter Ruch – Schweizer, Brille, Bart. Bedächtig
und gemütlich. Denkste. Unser schnellster Autor
gilt nicht umsonst als gnadenloser VollgasTester, und wenn er einlädt, dann kommen die
mutigsten Kollegen. Zehn Sportwagen
und die Pässe der Schweiz – eine Garantie
für große Gefühle
Von
N
G U T E R TAG :
Z E H N S P O RT WAG E N,
A L P I N E KU RVE N,
GLÜCKLICHE MENS C H E N
VO M F E I N ST E N :
P O RS C H E , F E R RA R I,
MCLAREN –
DA R F E S N O C H
E T WA S M E H R S E I N ?
Konventionen neu definieren mit dem ATS Coupe
Technologien der Zukunft
schon heute erfahren
Die Welt verändert sich ständig. Wer
sich nicht ebenso weiterentwickelt,
verliert. Deswegen gehören immer neue
Innovationen im Bereich Technik und
Design bei Cadillac einfach dazu
PETER RUCH
atürlich sind die Strecken-Kenntnisse
von Vorteil. Wenn man weiß, dass die
Furka gegen oben schon sehr schmal
wird, die Kurven sehr eng, dann wird
man bei der Wahl der Waffen nicht zum
gröbsten Gerät tendieren. Doch die deutschen Kollegen, welche Bergstraßen nicht
schon mit der Muttermilch aufgesogen haben,
wundern sich trotzdem über meinen Favoriten. Nicht der Ferrari 458 Speciale ist für mich das richtige
Fahrzeug für die knapp 40 Kilometer lange Strecke, auch nicht
der Porsche 911 GT3, die Corvette sowieso nicht, der Jaguar
ganz sicher nicht: Der Alfa 4C ist es. Der ist
zwar auch nicht besonders schmal, aber kurz,
extrem wendig, agil, und mit knapp 900 Kilo
Kampfgewicht sowieso das, was man am Berg
braucht. Beim Hoch, und beim Runter natürlich auch.
Und dann. Dann muss des Sängers Höflichkeit schweigen. In der Schweiz spricht
man nicht über Geld. Und auch nicht über
Geschwindigkeiten. Es sei bloß vermeldet,
dass der Alfa Romeo 4C genau das richtige
Gerät ist für den Furkapass. Dort, wo 1964
„Goldfinger“ gedreht wurde, mit Gert Fröbe
(Goldfinger), Harold Sakata (Oddjob), Sean Connery (James
Bond) und Tania Mallet (Tilly Masterson), kann der Italiener
alles ausspielen, was ihn trotz nur 240 PS zu einem echten
Sportwagen macht. Am Grimsel, wo die Straßen breiter sind,
die Kurven weiter, da ist der Pilot dann mit stärkeren Maschinen besser bedient.
Aber was macht ihn denn aus,
den echten Sportwagen? Gibt es
ihn überhaupt noch? Mein Sohn,
10, schaut nur auf die Höchstgeschwindigkeit. Darum sind seine Favoriten mehr so Bugatti,
Koenigsegg, Pagani. Ich rede da
an eine Wand, wenn ich ihm das
von den Kurven zu erklären versuche, warum Rallye interessanter
ist als Dragster-Zeugs, dass jeder
Depp geradeaus auf den Pinsel
treten kann, das gepflegte Umrunden von Biegungen aber den
wahren Spaß bringt. Mein Sohn mag auch den Alfa nicht, der
macht ihm irgendwie zu wenig her, keine Spoiler (das kann
der Porsche 911 GT3 viel besser), nur so normale Türen (das
kann der McLaren 650S viel besser), und überhaupt ist er zu
klein. Aber eigentlich ist der 10-Jährige mehr am Puls der Zeit
als ich, er spürt, dass es mit den Sportwagen
immer mehr darniedergeht, dass Cruisen
vor den schicken Cafés unterdessen das bevorzugte Geläuf ist für Porsche & Co., dass
Protz und Proll mehr zählen als Trockensumpfschmierung und optimaler Grip beim
Beschleunigen aus der Kurve.
Aber man kann es sich ja unterdessen auch
fast nicht mehr erlauben – am Sonntagmorgen um fünf aufstehen, ein paar Pässe
fressen, um neun mit Croissants und der Sonntagszeitung
unter dem Arm wieder daheim im Kreis der Familie. An jeder
Ecke stehen die uniformierten Freunde und Helfer; die in der
Mitte des Wagens mit sich kämpfenden Radfahrer schütteln
die Fäuste; die Wanderer, die zuerst drei Stunden Auto fahren, bis sie dann zwei Stunden wandern wollen, haben eh kein
»Der Ferrari 458 Speciale kennt als Limit
nur das Können und den Mut des Piloten«
Verständnis, wenn man einmal
10+ km/h fahren mag über den
angeschriebenen Limiten. Es
gibt überall und für alles Normen, Verbrauch, Lärm, bald gibt
es wahrscheinlich auch noch ein
Achselschweiß-Limit. Wenn man
da die 550 PS des Jaguar F-Type
R Coupé auch nur ein ganz klein
wenig weckt, der V8 nur so ein
bisschen kreischt, ist man eigentlich schon verloren. Die modernen Sportwagen werden
immer stärker, immer schneller, auch immer sicherer – aber
an ihr Limit kommen sie immer seltener. Wer wissen will, was
ein GT3 kann, muss auf die Rennstrecke – oder ins Gefängnis.
Wer den Ferrari 458 Speciale auch nur ein bisschen aufdreht,
kann seinen Führerschein direkt aus dem Fenster werfen. Sogar ein Subaru WRX STi ist zu schnell, zu laut, zu wild. Die
vielleicht größte Fahrfreude bietet der Tesla, das ist ein Gutmenschen-Auto, da lächelt das Publikum auch dann noch,
wenn man völlig jenseits unterwegs ist ...
Und trotzdem: der so wunderbar enge Sitz des McLaren
650S. Der ein nicht denkbares Maß an Querbeschleunigung mit
einem Lächeln einfängt. Das geile Alcantara-Lenkrad des Porsche 911 GT3. Und sein Sound. Und der Wunsch, noch einmal
neun Stunden am Stück über die Berge zu fahren. Der herrliche
Knall auf die Hinterachse bei der Corvette. Ihr V8-Blubbern, ihr
Getöse, wenn man die Zügel schleifen lässt, ihre Ehrlichkeit,
Wie der BMW M4 den Anker wirft, wenn man in die Eisen steigt.
Der traumhafte Sound des Alfa 4C. Der kontrollierte Drift im Jaguar. Und sein Duft. Die unglaubliche Präzision des Ferrari 458 Speciale, der kein Auto ist,
sondern eine Waffe. Der Italiener ist derzeit
wohl das schärfste Teil, das man sich für Geld
kaufen kann, das Getriebe, das Fahrwerk, der
Saug-Motor, ein absolutes Meisterwerk. Das
als Limit nur das Können und den Mut des
Piloten kennt.
Es sind nur kurze Momente des Glücks,
der wahren Fahrfreude, die man noch erleben kann. Aber es gibt sie noch. Es muss sie
auch weiterhin geben. Die Welt
wäre ärmer ohne sie.
Wie fortschrittlich der PremiumFahrzeughersteller ist, beweist er nun auch
wieder mit dem neuen Cadillac ATS Coupe. Als
technologisch hochentwickeltes, fahraktives
Auto ist es der nächste logische Schritt in der
Weiterentwicklung der Marke.
I M AU TO H I M M E L :
S C H Ö N, WE N N M A N
S O L C H E FA H R Z E U G E
G E N I E SS E N DA R F
Käufer des Premium-Coupes haben die Wahl
zwischen Allrad- oder Heckantrieb und kommen
in den Genuss eines Zweiliter-Vierzylinderturbos.
Das optionale Magnetic Ride Control System tastet
die Fahrbahn im Millisekunden-Takt ab und sorgt
jederzeit für die perfekte Dämpfung. Das neue
ATS Coupe profitiert von seiner Leichtbaustruktur
und dem daraus resultierenden optimalen
Leistungsgewicht, das zu den besten im Segment
zählt. Es fährt sich nicht nur agiler, sondern spricht
auch direkter an.
Die ideale Kombination von „Art and Science“
beschreibt die Philosophie der Cadillac Designer.
Das ATS Coupe drückt diese mit seinen
ausgewogenen Proportionen, der akzentuierten,
dynamischen Linienführung und mit den für
Cadillac typischen vertikalen LED-Scheinwerfern
perfekt aus. Als erster Cadillac trägt es stolz das
neue Logo der Marke auf seinem markanten Grill.
Der Innenraum besticht durch Liebe zum Detail
in der Verarbeitung. Leder trifft auf Echtholz,
Aluminium oder Carbon. Ein Coupe, das aus der
Masse heraussticht.
Zudem sorgen führende Technologien – wie
die Cadillac User Experience, kurz CUE – für
ein einmaliges Fahrerlebnis. Das CUE System
verbindet intuitive Bedienung, volle Konnektivität
und Sprachsteuerung, sodass man alles unter
Kontrolle hat und die Hände stets am Lenkrad
bleiben können.
bei hohen Geschwindigkeiten den Abstand zum
vorherfahrenden Fahrzeug hält.
All das unterstreicht, warum Cadillac eine der
führenden Automobilmarken im
Premiumsegment ist – damit lassen sich
bestehende Konventionen neu definieren.
Überhaupt wird Sicherheit im neuen ATS Coupe
groß geschrieben. Dafür wurden nicht nur
die bewährten Sicherheitsstandards aus der
Cadillac ATS Limousine übernommen, sondern
diese sogar noch erweitert. Dazu gehören
serienmäßig Gurtstraffer, acht Airbags, Brembo®Hochleistungsbremsen aus dem Rennsport und
das StabiliTrak ESC System mit ABS.
Zudem arbeitet Cadillac bereits an „Super
Cruise“. Hinter dem Arbeitstitel verbirgt sich
GM’s autonomes Fahrassistenzsystem, das
eine neue Art des Fahrkomforts vor allem im
alltäglichen Pendlerverkehr, im Stau oder auf
langen Fahrten ermöglicht. Schon heute findet
man bei Cadillac die Vorreiter dieser aktiven
und passiven Sicherheitstechnologie, die aus der
Forschung auf die Straße gebracht werden. Im
ATS Coupe wird nach der Cadillac „Control and
Alert“-Strategie (Kontrolle und Warnung) das
Sichtfeld des Fahrers durch bis zu zwei Kameras,
acht Ultraschall- und sechs Radarsensoren digital
erweitert. Warnungen werden an den Fahrer
visuell, akustisch oder durch Vibrationen im
optionalen Cadillac Saftey Alert Sitz weitergegeben.
Zwei besondere Technologien, die für das ATS
Coupe erhältlich sind, sind der automatische
Spurhalteassistent, der das Fahrzeug auch ohne
Einfluss des Fahrers in der Spur hält, und die
adaptive Geschwindigkeitskontrolle, die auch
Wichtige Fahrinformationen wie Navigationsanweisungen oder Fahrzeuggeschwindigkeit werden als
farbiges Bild auf die Frontscheibe projiziert
PS
Im September trafen sich auf Einladung des Schweizer
Online-Magazins www.radical-mag.com sechs deutsche
Auto-Blogger und zehn spannende Autos in der Schweiz. Mit
von der Partie waren: Alfa 4C, BMW M4, Corvette C7, Ferrari
458 Speciale, Jaguar F-Type Coupé R, McLaren 650S, Porsche
GT3, Volvo V60 Polestar, Subaru WRX STi, Tesla Model S85+.
Gefahren wurde über einige Schweizer Alpen-Pässe sowie
auf dem Rundkurs in Lingnières. Und abends saß man dann
zusammen und plauderte. Nicht nur über Vollgas, Lärm,
Kurven, sondern auch über neue Medien. Denn die Idee war
auch, dass sich die Blogger untereinander kurzschließen,
besser verlinken, kooperieren. Es wurde erstaunlicherweise
mehr Kaffee als Bier getrunken. Die Storys findet man unter
dem Suchbegriff #radical14
Cadillac ATS Coupe jetzt exklusiv erleben
Nutzen Sie die Chance und seien Sie unter den Ersten, die das neue Cadillac ATS
Coupe bei exklusiven Veranstaltungen in Berlin, Genf oder New York erleben können.
FOTOS
Patrick Corminboeuf
Tobias Hiel
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Cadillac ATS Coupe 2.0T, 1998 cm3, 203 kW / 276 PS. Verbrauch gesamt (l/100 km): 8.3; CO2 (g/km):
193. Energieeffizienz-Kategorie: G. US-Modell abgebildet. Europäisches Angebot kann abweichen.
Dies ist ein Angebot von Cadillac Europe, Stelzenstrasse 4, 8152 Glattpark, Schweiz.
Mit weltweit zunehmendem Verkehr auf den
Autobahnen und in Innenstädten steigen die
Anforderungen an Automobilhersteller, neue
Lösungen für persönliche Mobilität und das
Vermeiden von Unfällen zu entwickeln. Ca.
870 Milliarden US-Dollar an Personen- und
Sachschaden pro Jahr entstehen in den USA
durch Verkehrsunfälle. Das zeigen Studien der
nationalen Verkehrsbehörde NHTSA (National
Highway Traffic Safety Administration).
Daher plant Cadillac, in ca. zwei Jahren die
ersten Fahrzeuge mit intelligenter, vernetzter
Technologie auf den Markt zu bringen und greift
hier auf die Zukunftsentwicklungen aus den
GM Labors zurück, die sich bereits seit über 60
Jahren mit dem autonomen Fahren beschäftigen.
Kerntechnologien sind unter anderem
ein Spurhalteassistent, der Fahren ohne
jeglichen Eingriff des Fahrers am Lenkrad
ermöglicht. Darüber hinaus Brems- und
Geschwindigkeitsassistenten, die sich in
Millisekunden den unterschiedlichsten Verkehrsund Fahrbahnbedingungen anpassen und den
Weg des Fahrzeugs entsprechend neu ausrichten.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die
Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug
(Vehicle to Vehicle). Hier werden zwischen
Autos, die aufeinander zu- oder hintereinander
her fahren, ausgewählte Fahrzeugdaten
ausgetauscht – wie Ort, Geschwindigkeit und
Fahrtrichtung.
Der Vorteil für den Fahrer ist, dass er
frühzeitig auf potentielle Gefahren und
Verkehrssituationen hingewiesen wird und
bestehende Fahrsicherheitssysteme wie zum
Beispiel existierende Kollisionswarnsysteme
noch präziser ausgerichtet werden können.
So kann diese Technologie helfen fest
zu stellen, dass ein vorrausfahrendes
Fahrzeug stark abbremst oder eventuell eine
Unfallsituation vorliegt, damit entsprechend
reagiert werden kann. Ab 2017 wird es diese
Kommunikationstechnologie in von Cadillac
ausgewählten Fahrzeugen geben.
Der Zweck all dieser neuen Technologien ist es
zu helfen, die Anzahl der Unfälle zu reduzieren
und den Fahrkomfort für alle Insassen deutlich
zu verbessern.
SEITE 6 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
Jede STRASSE ist ein TRAUM
VALENTINO BALBONI, mittlerweile pensionierter Lamborghini-Held
und vielleicht bekanntester Testfahrer der Welt, trinkt einen Espresso
mit JOCHEN WAGNER, unheilbarer Petrolhead und Studienleiter
für Theologie und Gesellschaft, Religion, Philosophie und Recht an der
Evangelischen Akademie Tutzing
Von
JOCHEN WAGNER
JOCHEN WAGNER: Was machst du
aktuell?
VALENTINO BALBONI: Natürlich
Lamborghini. Hauptsächlich Restauration und Beratung für LamborghiniLiebhaber – Prominente und einfache
Leute wie mich. Außerdem bin ich bei
vielen Events dabei, zum Beispiel mit
dem Lamborghini Owners Club.
WAGNER: Ein Leben „nach Lamborghini“…?
BALBONI: … ist ohne Lamborghini
unvorstellbar. Ich war 45 Jahre dabei,
das ist mein Leben. Im Herzen immer
Lamborghini.
WAGNER: Wie viele Jahre warst du
Cheftester?
BALBONI: Oh, 40 Jahre.
WAGNER: Wie hat es angefangen?
BALBONI: Der Pfarrer in meinem Heimatort Casumaro, 20 Minuten vom
Lamborghini-Werk, hat uns Buben mit
nach Sant’Agata genommen. So sah
ich erstmals diese tollen Autos. Da war
klar: Da will ich hin. Und so habe ich am
24. April 1968 als Lehrling bei Lamborghini begonnen.
WAGNER: Zufall oder Vorsehung?
BALBONI: Vorsehung, denke ich, ich
bin ja katholisch, so viel Glück ist kein
Zufall.
WAGNER: Und wie wurdest du Tester?
BALBONI: Das rein Mechanische war
faszinierend, aber mir zu wenig, und
so habe ich die Kundenautos oft nach
dem Waschen ein wenig trocken gefahren, was natürlich herauskam. Und
weil man mir meine Passion, nicht nur
zu schrauben, sondern auch zu fahren,
nicht austreiben konnte, kam ich mit
einem Kollegen zu Bob Wallace, einem
früheren Formel-1-Fahrer – er hat uns
acht Monate lang zu Testfahrern ausgebildet.
WAGNER: Und dein erster Testwagen?
BALBONI: Die erste Testfahrt durfte
ich Ende September 1973 mit einer Miura machen, dem damaligen Traumauto
unter den Sportwagen, ein Zwölfzylinder
mit über 300 PS, unglaublich schön wie
schnell – die Bremsen kamen kaum mit.
WAGNER: Testen, was heißt das für
dich?
BALBONI: Spüren, was der Lambo
macht. Eine leibhafte Sensibilität für
das Auto zu haben, Kraft der fünf Sinne
des eigenen Körpers mit dem mechanischen Körper zu kommunizieren. Ohne
Augen sehen, ohne Ohren hören, mit
Händen, Füßen, Rücken, ja, mit dem
Popometer fühlen, wie der Motor läuft,
das Chassis arbeitet, die Reifen Grip
haben, die Bremsen wirken. Besonders,
wie sich das Auto in extremen Manövern verhält: Schiebt es über die Front,
bricht das Heck aus, fangen die Dämp-
fer an zu pumpen? Und wie dosierbar
oder giftig sind die Bremsen? Denn geradeaus ist einfach, aber die entfesselten Pferde wieder einfangen, das ist viel
schwieriger.
WAGNER: Du fährst gern mit Slippern
mit dünner Ledersohle …
BALBONI: Ja, weil die, anders als die
gummierten Formel-1-Schuhe, die feinen Vibrationen nicht wegfiltern. Es
gibt eine Klugheit der Gefühle, der
feinsten Schwingungen, Töne, Geräusche, Atmosphären, durch die man
spürt, ob alles in Ordnung ist. Der Motor lebt ja auch, fühlt sich bei jeder Luftveränderung anders an.
WAGNER: Wie lernt man dieses gefühlte Wissen?
BALBONI: Indem man viel fährt, sprichwörtlich, aus Er-Fahrung. Wir sind jeden Tag gefahren, bei jedem Wetter.
Alle Straßen, klein, groß, kurvig, Autostrada. Alle Asphaltsorten, griffig, glatt,
glitschig. Und wir haben ohne Datarecording, bei dem jede Drehzahl, jedes
Bremsen oder jede Federbeinbewegung
aufgezeichnet wird, getestet. Es war oft
sehr schwierig, einen Kompromiss zu
finden zwischen dem, was der Ingenieur
durchgerechnet hat, und dem, was –
quasi unter dem Design – real auf der
Straße halbwegs zivil zu beherrschen
war. Und wichtig war eben auch der
Privatarchiv Jochen Wagner
JOCHEN WAGNER
Theologen-Philosoph
»Das Problem
sind nicht die
Lambos, sondern
die vielen Millionen
Nicht-Lambos «
VALENTINO BALBONI
Testfahrer-Legende
»Es gibt eine Klugheit der Gefühle«
– Valentino BALBONI
Die TOP
51
FILME UND
AUTOS
gehören einfach
zusammen.
Hier das
Pflichtprogramm
Von
LUTZ FÜGENER
Sound, für die Emotion, die ja aus dieser intensiven Bewegung, der motion,
entsteht.
WAGNER: Der Tester als Vorkoster, als
Mundschenk für den Kunden?
BALBONI: So ungefähr; jedenfalls dem
Kunden das technisch Mögliche so verantwortbar auf die Räder zu stellen,
dass das faszinierende Erleben auch ein
Überleben war, denn früher war ja die
Motorleistung der Bremsanlage weit
voraus. Power senza limit – und die ja
schon auch guten Bremsen von deutschen ATE, englischen Girling oder italienischen Brembo, die hechelten halt
hinterher. Aber die Bremsen mögen
noch so exzellent sein, wenn du zu spät
bremst, dann ist es halt zu spät!
WAGNER: Ein Auto ist so eigen wie jeder Mensch?
BALBONI: Unbedingt, jeder Lambo hat
seinen eigenen Charakter. Man muss
sich in jeden Wagen hineintasten, sein
Potenzial langsam erschließen, bis man
zusammenwächst, bis Leib und Motor
eine Einheit bilden, eine symbiotische
Beziehung eingehen. Das braucht einfach Zeit!
WAGNER: Was ist dein Lieblings-Lambo?
BALBONI: Die Miura als SV, Super Velocità. Sehr schön, sehr laut, sehr schnell.
Die Kombination von Leistung und Design – bis heute stimmig. Die Miura – sie
sagen wir in Italien – ist „mein erstes
Leben“. Ein herrlicher Zwölfzylinder
mit bis zu 380 PS. Heute ein Mythos,
kaum bezahlbar, wenn man überhaupt
noch einen kriegt.
WAGNER: Und der Gallardo zu deinen
Ehren?
BALBONI: Eine Überraschung zu meinem 40-jährigen Jubiläum 2008/2009.
Eine Limited Edizione, ein LP-550-2,
ein 550 cavalli starker Gallardo, handgeschaltet mit Sechsgang-Kulisse, nur mit
Heckantrieb wie früher die Miura oder
der Countach statt des heute computergeregelten Allradantriebs. Eine pure
Tanzmaschine zum Driften, Kreiseln,
Asphaltsurfen. „Balboni“ als Link zwischen Tradition und Moderne, das war
eine große Ehre – und eine Geste an den
Gründer von Lamborghini, Ferruccio
Lamborghini.
WAGNER: Und der Countach?
BALBONI: Eine Rakete. Cool, faszinierend, brüllschön, brachial.
WAGNER: Wäre er nicht fast dein Unglück geworden?
BALBONI: Ja, mit ihm hatte ich den einzigen wirklich ernsthaften Unfall. Ein
Lastwagen hat mir, aus einer Nebenstraße kommend, die Vorfahrt genommen, bei 200 Sachen – es gab nur noch
den akuten Abflug ins Grüne, statt zu
crashen. Der Countach hat sich zigmal
überschlagen, brach auseinander, Motor hier, Karosse dort, und fing Feuer.
Das war am 11. Mai 1983, zwei Tage vor
meinem Geburtstag – mir ist wie durch
ein Wunder gar nichts passiert.
WAGNER: Good luck? Buona fortuna?
BALBONI: Ja, vielleicht auch „grazie il
mio Dio“, denn trotz allen Erfahrungskönnens: Ich bin aus dem Totalschaden
ja unversehrt herausgekrabbelt.
WAGNER: Hast du eine Lehre daraus
gezogen?
BALBONI: Ja, ich habe viel gelernt: Wie
viel Weh ein Auto machen kann, wie viel
Kraft es hat, wie leicht sie aktiviert und
wie schwer sie im Extremfall kontrolliert werden kann.
WAGNER: Mit einem Wort?
BALBONI: Rispetto, Respekt, also auch
Demut. Und Vorausschau, prevedere,
Antizipation – man muss immer mit
dem Unvorhergesehenen rechnen. Und
natürlich: wie verwundbar, verletzlich
wir sind, trotz und inmitten aller Technik, aller Maschinen.
WAGNER: Glück?
BALBONI: Ja, gesund zu sein, vielleicht
neben der Liebe, der Familie, das größte
Lebensglück.
WAGNER: Und die modernen, die neuen Lamborghini unter dem Dach von
Audi?
BALBONI: Gallardo, Murciélago, Aventador, Huracán – sie sind natürlich nahezu perfekt, aber Gott sei Dank nicht
steril. Beste Materialien, Hightech, Karbon, Magnesium, Titan, Aluminium,
Power von 500 bis 700 und mehr PS.
Sie sind freilich in der Formensprache
extremer, kantiger, aggressiver als die
alten, runder, weicher geformten Lambos Miura, Countach, Diablo.
WAGNER: Leibbeschleuniger, Amplifyer des Körpers?
BALBONI: Ja, aber eher Tanzmaschinen – es geht ja nicht einfach ums
Rasen oder Höchstgeschwindigkeit.
Oder um Protzen und Posing. Es geht
um Passion, um Kommunikation mit
dem mechanischen Kunstwerk, um
Gebrauch und Genuss. Diese Mixtur
aus Speed und Kurven, das ist das Beste,
der Rhythmus der Abwechslung. Dieses Spiel mit Kräften, Radien, Auf und
Ab, Beschleunigen, Schalten, Verzögern, die Kunst um den Scheitelpunkt.
Es ist wie ein Tanz auf der Straße, der
Tanz mit dem Stier: „ballare con il
toro“.
WAGNER: Das Tierische als Teil unserer Natur?
BALBONI: Sicher. Und zugleich als
Sehnsucht nach Natur: Wir testen am
liebsten in den Hügeln zwischen Bologna und Modena, den Collini. In der
Via Panaria Bassa etwa haben wir uns
früher getroffen, im „Café Diana“ beim
Gaetano, und gefachsimpelt, auch die
Kollegen von Ferrari haben wir getroffen. Aber zur Konkurrenz gehört immer
auch die Anerkennung des anderen. Es
herrschte immer Respekt, selbst wenn
wir auf der Straße Rivalen waren. Aber
Konkurrenz hat immer auch die Anerkennung des anderen dabei.
WAGNER: Ein gemeinsam Verbindendes der unterschiedlichen Marken?
BALBONI: Die mechanische Passion,
ohne Zweifel, eben das mobile Glück.
WAGNER: Und Glück im Allgemeinen,
diesseits von Lamborghini?
BALBONI: Respekt, Gesundheit, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Freundschaft,
ja, die amitizia, und Solidarität, Zusammenhalt. Gewiss auch Frieden, schau
dir die Welt an! „Comune di pace“ steht
auf dem Ortsschild von Sant’Agata kurz
vor dem Lamborghini-Werk. Ich würde
sagen: l’amore per la vita – die Liebe zum
Leben.
WAGNER: Die Zukunft?
BALBONI: Von Lamborghini? Die ist
extrem gut, sicher, stabil wie nie.
WAGNER: Und der Passion?
BALBONI: Sie ist der Antrieb, der kreative Motor, ohne den es keine PR, kein
Merchandising oder Marketing und
keinen Profit gibt. Sie wird rar. Zu viele Zwänge, zu viel Show. Die Passion,
schrauben, verstehen, auch reparieren
können, das mechanische Einmaleins
lernt man nur draußen auf der Straße,
analog, nicht digital.
WAGNER: Und die soziale, ökologische
Dimension?
BALBONI: Heute kann die Technik mit
der Natur weit bessere Kompromisse
eingehen, es gibt innovative Materialien, Recycling, Effizienzsteigerung, und
wir müssen das tun, lernen, ausweiten –
um unserer Kinder willen. Wir scherzen
ein wenig: Das Problem sind nicht die
Lambos, sondern die vielen Millionen
Nicht-Lambos.
WAGNER: Gibt es so was wie Angst
bei dir?
BALBONI: Ja, immer, Angst ist normal
– aber sie kann klug machen. Die Technik ist stärker als wir. Einen Lambo
kann man reparieren, restaurieren, uns
Menschen nicht, jedenfalls kaum. Die
Technik darf uns diese Sensibilität für
unsere Verletzlichkeit nicht betäuben.
Denn auch über einen Lambo kann man
leicht die Kontrolle verlieren. Und was
im Leben kann man schon – trotz allen
technischen Zeugs – wirklich kontrollieren? Es geht also wieder um Respekt,
Respekt vor dem Leben und …
WAGNER: Und?
BALBONI: Dank!
WAGNER: Für wie viele heile Kilometer?
BALBONI: Gewiss vielmals um die
Welt, il giro del mondo. Für eine erfüllende Arbeit, ein Zuhause bei Lamborghini, Freundschaft mit vielen Menschen
– wie gesagt: Ich bin katholisch, grazie il
mio Signore, Vorsehung, kein Zufall.
WAGNER: Das Wichtigste an einem
Automobil?
BALBONI: Ganz egal welche Marke,
wie viele PS – es muss zu einem passen,
Freude machen.
WAGNER: Kann man ohne Auto glücklich sein?
BALBONI: Man kann schon. Ich ohne
Lambo nicht. Ein Tag ohne Lamborghini ist ein verlorener Tag. Ein Reiz,
lebendig wie am ersten Tag 1968.
Schönheit in Bewegung, das ist zeitlos.
Diese mecchanica ist mein Leben, ein
Geschenk. Hast du nicht einmal gesagt,
„alles Göttliche sei schön, leicht und
schnell“?
WAGNER: Ja, aber das ist von Lessing,
im „Laokoon“, über Kunst geht es da.
BALBONI: Schade, dass er keinen
Lambo erlebt hat, denn Lamborghini
ist Kunst, Lebenskunst, mit der schier
grenzenlosen Kraft, der Technik, die eigenen Grenzen kennenzulernen, auszuloten und anzunehmen.
WAGNER: „Grazie tante, caro Vale.“
Was wünscht man sich zum Schluss?
BALBONI: Prego, piacere: Sano, sancto, sabio
– was vom Gesunden, Heiligen, Weisen.
WAGNER: Ach so, schon den neuen
Huracán gefahren? 610 PS.
BALBONI: Certo, sicher – ein Traum,
un sogno!
WAGNER: Hast du noch eine Traumstraße?
BALBONI: Jede Straße ist ein
Traum.
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PS
C
’é
ta
it
un rendez-vous!
Filme für Petrolheads
C’était un rendez-vous,
Claude Lelouch,
Frankreich, 1976
C’était un rendez-vous: 1976, ein
Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, eine Kamera und der Soundtrack eines Ferrari
275 GTB – fertig ist der Kultfilm. Acht
Minuten sehr freie Interpretation der
Verkehrsvorschriften führten zu Beugehaft für den Regisseur und zu einem
echten Highlight für uns.
Lutz Fügener ist einer der international
renommiertesten Professoren für
Transportation Design.
2
Le Mans, Lee H. Katzin,
USA, 1970/71
Ein Film von Petrolheads
für Petrolheads. Das Team musste
sich tatsächlich für das Rennen im
Jahr 1970 qualifizieren, um mit dem
Kamerawagen mitfahren zu dürfen
und schnitt trotz der häufigen Filmrollenwechsel nicht einmal schlecht ab.
Drollig die von allen Beteiligten mit
halber Kraft gespielte Beziehungsgeschichte, die aus Gründen des Marketings noch an die Geschichte montiert
werden musste.
3
4
Claude Lelouch, Frankreich, 1976
The Italian Job, Peter
Collinson, GB, 1969
Gemeint ist hier selbstverständlich das Original aus dem Jahr 1969
und nicht die unter bemerkenswerter
Talentfreiheit verfassten Nachahmungen. Allein die Eingangssequenz
des Originals, die Kamerafahrt
auf einem Dolomitenpass im
Lamborghini Miura lässt einem das Herz aufgehen.
Und dabei ist es noch
gar nicht richtig
losgegangen.
Der Maulwurf und sein
rotes Auto, Zdeněk Miler, ČSSR, 1963
Selten ist wahre Liebe zum Automobil und das Glück seines Besitzers
so unverstellt und aus voller Brust
dargestellt worden wie in dem kurzen Zeichentrickfilm des Zeichners
Zdeněk Miler „Der Maulwurf und
sein rotes Auto“
aus dem Jahr
1963. Mit Seele
gezeichnet,
wunderbar.
Ralf Nietmann/Upper Orange
5
Musikvideo„stylo“, (Gorillaz, Plastic Beach), Hewelett/Candeland, GB 2010
Eigentlich sollte hier und sicher auch
berechtigt „Vanishing Point“ aus dem
Jahr 1971 erscheinen, doch das ganze
durch diesen Film beeinflusste Genre
ist im Musikvideo der Gorillaz für den
Titel Stylo (2010) ideal zusammengefasst worden. Mein Platz fünf für
das gelungene Musikvideo. Auf dem
unglücklichen Sechsten liegt bei mir
ebenfalls ein Roadmovie: „Wir können
auch anders...“ von Detlev Buck.
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SEITE 8 | PS WELT
PS WELT | SEITE 9
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
André und
der Graf
ANDRÉ WEBER
Lowrider
GRAF OEYNHAUSEN
Gentleman-Racer
Von
PIA FREY
ULF POSCHARDT
Foto
ALEX TREBUS
SEITE 10 | PS WELT
PS WELT | SEITE 11
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
2
1
Street-Credibility meets Hochadel, Kind der
DDR meets Oxford-Absolvent, Whisky Cola
meets Weißwein. Und als dieser Junge in
Hoodie, Sneakern und Basecap dem Grafen
im „Casual Friday“-Jackett im Roten Salon
des gräflichen Parks breit berlinernd die
Hand schüttelt, fragt man sich, ob es hier
nicht aufhören muss – weil es schöner nicht
mehr werden kann.
André Weber,
Mitbegründer des
Kultlabels „Sourkrauts“,
Liebhaber deutscher Autos
und Lowrider. Berlinerisch,
klug, selbstironisch, ein
Vertreter einer ganz neuen
Generation von Deutschen
in den Kontrasten. Egal, ob es um Beschleunigung wie bei mir
oder um Entschleunigung wie bei André geht. Wenn sein alter
Benz und mein ziemlich frischer Renn-Audi nebeneinanderstehen, fehlt zur Typologie des Autowahnsinns eigentlich nur
noch der Salzwüstenrenner.
PS: Solche Begegnungen sind aber eher selten.
GRAF OEYNHAUSEN: Tendenziell ja, es gibt aber Augenblicke, in denen sie zusammentreffen. Da gibt es zum Beispiel Menschen wie den Earl of March, der diese Gruppen
beim Goodwood-Festival auf seinem Landsitz zusammenführt.
WEBER: Hier in Deutschland fehlt so etwas. Es muss schon
jemanden geben, der die Chancen schafft, anderen zu begegnen. Sonst ist man einfach aus praktischen Gründen an sein
Umfeld gebunden.
PS: Was wäre passiert, wenn Sie sich zufällig an der Tankstelle
getroffen hätten?
»Deutschland ist ein Autoland.
Nur diese Minderheiten,
die das nicht wollen und das
boykottieren, sind so stark«
WEBER: Ich denke, meine Firma hat da in den letzten fünf
Jahren in Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen.
Inzwischen gibt es Kopien und Nachmacher. Diese ausdifferenzierte Autosubkultur, die in den USA praktisch jede
Jugendkultur aufgesaugt und weiterverarbeitet hat, gibt es
hierzulande kaum. Aber es entwickelt sich. Und wir machen
das schon ganz gut (lacht). Bitter sind hierzulande halt auch
die spießigen Fernsehformate, verglichen mit einem Jeremy
Clarkson von „Top Gear“.
PS: Stimmt, der plädiert auf BBC auch mal dafür, streikende
Angehörige des öffentlichen Dienstes vor den Augen ihrer
Angehörigen zu erschießen. Wenn das einer in Deutschland
sagen würde, wäre er am selben Tag für die Medien gestorben.
So ein Humor ist bei uns nicht vorstellbar.
GRAF OEYNHAUSEN: Das ist so traurig! Über sich selbst lachen
zu können ist eine der schönsten Sachen überhaupt, zusammen
mit ein bisschen schwarzem Humor. Das Salz in der Suppe. Hier
zeigt man den anderen gleich an und stellt ihn an den Pranger.
Auf der anderen Seite tun wir so extrem
tolerant. Gott, wie ich dieses Konsens- und
Angstklima hasse.
PS: Wenn man diese wunderbare Rennstrecke sieht und in die Boxen reinschaut,
sieht man Bizzarrini, hinter der nächsten
Tür einen Le-Mans-Rennwagen von Audi,
eine Box weiter stehen die Donkervoorts.
Eine kleine Welt, die fast im Geheimen
existiert – kann man das so sagen?
GRAF OEYNHAUSEN: Das stimmt. Es
ist ja ein Privatgrundstück, 365 Tage im
Jahr, 24 Stunden am Tag bewacht. Man
kommt eigentlich nur auf Einladung oder
als Kunde rein. Das haben wir so gemacht,
weil viele Hersteller, die hierherkommen,
hohe Exklusivität schätzen. Anders als
auf dem Nürburgring, der seine 100.000
Zuschauer am Tag braucht, auf dem es
Touristenfahrten gibt und man die Erlkönige von allen Seiten studieren kann –
Jan Spychala/Sourkrauts (5)
auch wenn sie abgeklebt sind.
PS: Bei Ihnen ist das anders?
GRAF OEYNHAUSEN: Hier ist es ein kleinerer Kreis, den wir
relativ geschlossen halten wollen. Um die Nische zu besetzen,
um anders zu sein. Wenn wir aber einen Tag der offenen Tür
machen, kommen Zigtausende von Neugierigen. Aber für solche Geschichten die Genehmigungen zu bekommen ist unglaublich schwer.
WEBER: Das mit den Genehmigungen ist krass. Ich hab vier
Jahre lang Autotreffen mit abgedrehten Autos in Thüringen
organisiert. Thüringen, weil es dort mit den Behörden einfacher ist als in Berlin. Wir waren recht erfolgreich, und dieses
Jahr haben wir in Berlin eine Party, garniert mit Szenefahrzeugen, gemacht. Die Leute konnten die ganze Nacht feiern, aber
bei dem bürokratischen Aufwand vergeht einem die
Lust. Man will den Leuten einfach ein bisschen Spaß
»Immer mehr leben dieses
Phänomen Auto kreativ«
– André Weber
3
1. Gewinde Fahrwerk Golf 3 trifft auf
Luftfahrwerk Polo. Die Tiefe bestimmt die
außergewöhnliche Optik der Fahrzeuge.
2. Fonzi, der „Shopdog“, beim Inspizieren
der Sourkrauts Models. 3. Die „Topless
Bitch“ – ein 69er Käfer Cabrio, welches
speziell durch die außergewöhnliche
Farbgebung die Meinungen spaltet.
4. Es ist wichtig, den Verlauf der Kurve
immer im Auge zu haben: umgebauter
Opel Vectra A und sein Besitzer in Szene
gesetzt. 5. Klassischer VW Golf 1 als
Gruppe-H-Wide-Body-Umbau speziell für
Bergrennen. Auch heute noch regelmäßig
auf dem Nürburgring im Einsatz.
5
4
GRAF OEYNHAUSEN: Nein, wir hatten fünf Jahre kalkuliert.
Aber man lernt dazu. Man wird verklagt, es wird überall das
Haar in der Suppe gesucht, die Wildkatze, die Artenschutz genießt, wird einem über Internetforen über den Zaun geschmissen. Das Verklagen ist ein Volkssport. Man muss sich nur mal
ansehen, wie schwierig es hier ist, eine Autobahn zu bauen. Die
A 33 zum Beispiel ist seit über 50 Jahren im Planungszustand.
Berlin ist in diesem Sinne die ideale deutsche Hauptstadt.
Welche Metropole genießt schon den Luxus, einen bestehenden funktionierenden Flughafen wie Tempelhof zuzumachen
und einen neuen zu bauen, der wahrscheinlich nie eröffnet
»Deutschland wird von
Minderheiten regiert, und die
Politik lässt sich darauf ein.
Das ist völlig paradox«
barn in die Kirche gehen, steht das Ding wieder in der Garage,
damit es keiner mitkriegt. Das hat man viel, und das ist doch
total schade. Schuld ist der Neidfaktor. Wir hätten alle mehr
Spaß, wenn wir mehr von diesen Autos auf der Straße rumstehen hätten.
PS: Ist es anderswo anders?
GRAF OEYNHAUSEN: Ich habe mal in Italien gearbeitet, hatte einen Lancia Delta Integrale und später einen Ford Cosworth. Da standen immer Dutzende Leute um den Ford rum.
„Che bella macchina!“ Die Italiener geben für Autos Standing
Ovations, auch wenn sie nicht aus Italien kommen.
WEBER: Es gibt wenige, die gönnen können.
PS: Sie meinen, die kulturelle Valorisierung des Autos wie in
Italien, Großbritannien oder den USA wird durch Neid verhindert?
WEBER: Den Neid wird man nicht wegkriegen. Da geht es
auch um Geld, und der, der weniger verdient als der andere,
ist am Ende neidisch. Viele denken einfach, sie seien etwas
Schlechteres, wenn sie weniger verdienen.
PS: Gibt’s diesen Neid auch in eurer Szene?
WEBER: Ja klar. Das fängt schon bei kleinen Erfolgen an. Das
gibt es überall.
PS: Und bei Ihnen, Graf Oyenhausen?
GRAF OEYNHAUSEN: Nein, in der Vintage-Szene freuen sich
die Leute mehr. Da ist es viel toleranter. Da gibt es welche, die
vielleicht auch gern selber so ein Auto hätten, aber sie sind glücklich, in ihrem Mini Cooper beim Rennen mitzufahren. Ich selbst
habe auch solche Einstiegswagen, wie einen Austin 30. Dann gibt
– Graf Oeynhausen
wird? Ich bin leidenschaftlicher Gärtner, und
da ist das wichtigste Werkzeug die Säge. Mit
der laufe ich immer rum. Das verstehen viele nicht. Aber um neue Dinge zu entwickeln,
braucht man auch konstruktive Zerstörung.
PS: Die Verachtung für das Auto, die es gibt
und die wächst, ist ein Luxusphänomen. Das
muss man sich in einer Volkswirtschaft leisten
können, die so stark vom Automobilbau und
den Zulieferern abhängt.
GRAF OEYNHAUSEN: Annabelle, meine Frau,
hat mal ein Kulturfestival gemacht, und Claudia Roth kam vorbei. Da war das Drive Resort
hier noch nicht eröffnet. Claudia Roth saß beim
Dinner neben mir und sagte: „Ich gehe morgen
Ihre Gegner besuchen.“ Sie hat sich überhaupt
nicht mit mir darüber unterhalten wollen, was
wir hier machen, und darüber, wie viele Jobs
wir schaffen. Sie hat dann am nächsten Tag ein
großes Foto mit den Gegnern gemacht. Das ist doch mehr als lächerlich. So arm. Auch wenn ich Oppositionspolitiker bin, muss
ich mich doch mit den anderen unterhalten. Das ist so schwarzweiß hier. Oder grün-schwarz.
WEBER: Was ist denn der Knackpunkt bei der Rennstrecke?
Umweltauflagen?
GRAF OEYNHAUSEN: Dass es so ein Projekt in Deutschland
gibt, widerstrebt den Grünen natürlich extrem. Dann geschah
hier in Nordrhein-Westfalen das Weltwunder, dass nach 50
Jahren SPD und Rot-Grün in einer Wahlperiode plötzlich Herr
Rüttgers mit Schwarz-Gelb drankam. Da hat sich in Düsseldorf
bei unserer Landesregierung ein kleines Fenster aufgetan,
durch das ich steigen konnte. Jetzt haben wir wieder Rot-Grün
mit dem Umweltminister Johannes Remmel. Einmal im Jahr
machen wir bei uns die Windenergietage zum Thema nachhaltige Energie – die wir ja auch hier auf dem Drive Resort nutzen.
1
Unser Umweltminister Remmel kam
auf mich zu und kreiste mit dem Finger:
„Sind Sie der Mann,
der immer im Kreis fährt?“
Ich sagte:
„Wenn Sie den Bilster Berg meinen?
Ja, dafür bin ich verantwortlich.“
Sein nächster Satz:
„Das mögen wir gar nicht.“
Das finde ich so lächerlich.
Klar kommt der Strom aus der Steckdose,
aber man muss noch ein paar
zusätzliche Sachen machen,
damit er dahin kommt
WEBER: Es geht also nur um die Umweltgeschichte?
GRAF OEYNHAUSEN: Im Grunde ja. Dabei merkt aber niemand, dass wir da sehr bewusst sind. Wir hatten auch schon
Tage, an denen nur Elektroautos fahren.
WEBER: Und der Mehrwert dieser Rennstrecke interessiert
keinen?
GRAF OEYNHAUSEN: Die 70 Jobs? Nein, von denen redet
keiner.
PS: Das ist eine religiöse Angelegenheit. Es gibt in Deutschland die Sozialreligion und die Naturreligion. Und obwohl
unser Mittelstand einer der innovativsten der Welt ist, problematisiert der Meinungs-Mainstream Fortschritt, Modernisierung und Technik.
Privatarchiv von Oeynhausen Sierstorpff (3)
PS: Hier begegnen sich zwei Welten. Was Graf Oeynhausen
hier aufgebaut hat, ist anders als die Motor-Welt, in der Sie
verkehren?
ANDRÉ WEBER: Ja, Respekt. Vom Benzin ist es das Gleiche
– aber die Möglichkeiten, sich auszutoben, sind völlig andere,
als ich sie kenne.
PS: Wie verrückt ist das für Sie?
WEBER: Superverrückt. Aber wenn ich könnte, würde ich es
genauso machen.
PS: Graf Oeynhausen, was ist Ihr Eindruck von Andrés Lowrider-Aufzug?
GRAF OEYNHAUSEN: Supercool. So eine andere Welt wie
dieses Lowrider-Ding ist extrem inspirierend. Der Reiz liegt
»Deutschland wird von
e
Minderheiten regiert, und di
Politik lässt sich darauf ein.
Das ist völlig paradox«
GRAF OEYNHAUSEN: Deutschland wird von Minderheiten
regiert, und die Politik lässt sich darauf ein. Das ist völlig paradox. Jeder, der bei uns einen Job haben wollte, musste mit
mir zusammen in den Nabu eintreten, in den Naturschutzbund. Wir sind hier im Nachbardorf zur Hauptversammlung
gegangen, wo einer unserer Hauptgegner zum Präsidenten
gewählt werden sollte. Das konnten wir auf diesem Weg verhindern. Inzwischen ist der Nabu stolz aufs Vorzeigeprojekt
Bilster Berg und die Reservate, die wir hier geschaffen haben.
150 Hektar haben wir mit ihm zusammen gestaltet. Da funktioniert es dann. Aber der BUND sitzt ganz woanders, die beauftragen irgendwelche Anwälte und verklagen uns weiter.
PS: Man bringt diese Ökologen in die Bredouille, wenn man
ihnen klarmacht, dass unsere Zivilisationsgeschichte eine
Technikgeschichte ist und dass das Auto längst einen nicht
wegzudenkenden soziokulturellen Wert hat. André hat zum
Beispiel in seinem fantastischen Blog ein Foto vom Wörthersee
geposted, wo ein junger Engländer das Art Car von Jeff Koons
nachgebaut hat. Wir reden ja nicht von Fahrzeugen, sondern
von historischen Kulturobjekten, von Kunst.
WEBER: Ich habe festgestellt, dass viele durch ihr Auto zu
Künstlern wurden. Was man ja auch auf meinem Mercedes
sehen kann: Diese Ornamente sind alle mit Hand, Pinsel und
Farbe gemalt. Das ist mittlerweile eine richtige Kunstrichtung.
Langsam entwickelt sich das auch in der deutschen VW- und
Audi-Szene. Viele kaufen sich bezahlbare Spiegelreflexkameras
und drehen Filme oder machen Fotos und machen abgefahrene
Collagen. Immer mehr leben dieses Phänomen Auto kreativ.
Picture-Alliance
D
ass es keinen besseren Weg gibt,
dorthin zu pilgern, als mit André
aus Berlin in seinem ultratiefgelegten Mercedes 250 CE Automatik zu
fahren, ist von dem Moment an klar,
in dem André einen Knopf drückt
und sich der Boden des Autos hebt.
Er macht das andächtig, behutsam.
Die Unterseite berührt jetzt so gerade nicht mehr den Asphalt. „Mainstream Fucker“ steht an
den Türen. Dieser Strich-Achter ist ein Unikat.
André Weber ist 35 Jahre alt, hat in Berlin ein Label geschaffen für Jungs und Mädels, die so sind wie er: autoverliebt, subkulturig, stilsicher, unangepasst, smart
und witzig. Sein Label heißt „Sourkrauts“ und ist schon im Namen ein
ironisches Spiel mit dem Deutschsein in
einer globalen Autokultur, in der Coolness bislang entweder Fremdwort oder
ziemlich kleingeschrieben war. Andrés
Vorbilder sind eher die Chicanos in
Los Angeles mit ihren Hot Rods als die
Fuchsschwanz-Legenden aus „Manta
Manta“. Aber eigentlich, so gibt er zu,
sind es beide! In André Webers Garage
stehen sieben „custom cars“, maximal
tiefergelegte Autos. Die Abendsonne legt
einen Instagram-Filter über den Parkplatz. Aus den Boxen kommt deutscher
Hip-Hop, auf dem Rücksitz liegt stilvoll
ein alter „Playboy“. Der „Playboy“ hat
das gleiche Baujahr wie der Benz 1976.
„Das nennt man Details“, schmunzelt
André. Er will los.
Denn 400 Kilometer weiter westlich, im Spa-Hotel „Gräflicher Park“, wartet der andere Mainstream-Fucker auf ihn:
Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff. Inhaber eines Familienunternehmens in siebter Generation mit Spa-Hotel und
Kliniken, bekannter als Oldtimer-Sammler, Rennfahrer und,
Spitze des kultivierten Autowahnsinns, Initiator und Mitbesitzer einer Rennstrecke: des „Bilster Berg Drive Resorts“.
bieten, weil es für die Autonerds kaum etwas gibt.
Aber die staatliche Regulierungswut ist einfach zu
krass, die Ämter machen einem immer wieder einen Strich
durch die Rechnung. Da hat kaum jemand noch Lust, irgendwas zu organisieren.
PS: Wie lange hat das Genehmigungsverfahren für den Bilster
Berg gedauert?
GRAF OEYNHAUSEN: Acht Jahre.
PS: War Ihnen das vorher klar?
R.Stoetzel/babiradpicture
Mit Autoliebhabern ist es wie mit Fußballfans: Jeder hält vor
allem zu seinem Team. Die anderen werden misstrauisch
beäugt. Wir wagten ein Experiment. Ein LOWRIDER aus
Köpenick und ein EDELMANN aus Westfalen treffen sich an
der Rennstrecke. Im westfälischen Bad Driburg gibt es auf
dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepots einen Ort,
der jedem, der auch nur einen leichten Autoknall hat, heilig
vorkommen muss: die private Rennstrecke auf dem Bilster
Berg, laut Rennfahrer Hermann Tilke „die geilsten 4,2
Kilometer der Welt“. Es ist eine abenteuerlich enge, kurvige,
bergige, idyllische, fordernde Rennstrecke, die es wirklich
in sich hat. Die Wege dorthin sind landschaftsplanerisch
luxuriös gestaltet, die moderne Architektur des Restaurants
und der Rennleitung ist spektakulär. Alles wirkt elegant und
funktional wie das Innenleben eines Porsche 911
WEBER: Wenn man jemand anderen mit einem extremen
Auto trifft, unterhält man sich auf jeden Fall.
GRAF OEYNHAUSEN: Wir würden sofort ins Gespräch
kommen.
WEBER: Wenn ich jetzt mit ’nem Kia dastehen würde und der
andere mit einem Dacia, wäre das wahrscheinlich nicht so. Aber
auch wenn sich zwei Handgasaffen treffen, reden die sofort.
PS: Handgasaffen?
WEBER: So nennen wir Motorradfahrer. Taschenraketen.
GRAF OEYNHAUSEN: Manchmal ergeben sich da sehr lustige
Gespräche. Ich hatte einen BMW Z8. Einen der allerersten,
die ausgeliefert wurden. Ich bin zum Nürburgring gefahren,
kurz vorher hielt ich an einer Tankstelle, wo auch ein paar
Lowrider, Mopeds und andere lustige Kisten standen. Und ich
habe den Tankdeckel nicht gefunden. Sehr peinlich. Ich fummelte, guckte, legte mich unter den Teppich, und alle standen
um mich herum und quatschten auf mich ein. Irgendwann
musste ich zur Freude aller zur Bedienungsanleitung greifen.
Da hatte ich ein gutes Dutzend Petrolheads glücklich gemacht.
PS: Und wo war der Tankdeckel?
GRAF OEYNHAUSEN: Irgendwo über dem Batteriefach oder so.
PS: Deutschland ist in Sachen Autoproduktion Innovationsführer und stilprägend. Dennoch ist der Mainstream-Diskurs
über Autos ausschließlich problemfixiert. Es geht um Maut,
Staus, vermeintliche Umweltsünden. Begegnen Sie in Ihrem
Alltag Menschen, die Ihren Autofetisch nicht verstehen?
WEBER: Meine Freunde sind alle selbst infiziert. Aber meine
Eltern haben damit nichts am Hut. Dass man so viel Geld in
ein Fahrwerk investiert, ist ihnen fremd.
PS: Graf Oeynhausen, als Sie das Drive Resort bauten, hieß es
in der Presse auch, „dieser Graf“ sei wahnsinnig. Begegnet Ihnen diese Pathologisierung Ihrer Leidenschaft öfter?
GRAF OEYNHAUSEN: Sehr oft. Man wird schnell in Schubladen gesteckt, und die Schubladen sind mit Vorurteilen etikettiert. Hier in der Region habe ich zum Glück einen Heimvorteil – auch weil wir uns sehr für die Gegend engagieren. Leider
sind die Deutschen nicht nur global führend bei der Autoproduktion, sondern auch beim Produzieren von Neid. Aber wenn
man mit alten Wagen an Tankstellen kommt, begegnet einem
da häufig eine nostalgische Begeisterung. Ganz anders ist es,
wenn ich mit einem getunten Ami-Bus vorfahre. Aber ich liebe
Provokationen. Nur die schütteln Vorurteile im Zweifel auch
etwas durcheinander.
PS: Die Deutschen unter den Autoverrückten gelten weltweit
als Pedanten und Originalitätsfetischisten. Sie würden ein
Auto nie so umbauen, wie das zum Beispiel in Amerika passiert.
Doch da scheint sich etwas zu ändern.
3
WEBER: Ich liebe jedes meiner Autos. Aber ich gehe auch jedem mal fremd.
PS: Also kein Monogamer.
WEBER: Ich bin für alles offen, für alles begeisterungsfähig.
Das muss auch so sein, sonst verliert man den Spaß. Ich glaube, festgefahrene Leute verbittern.
PS: Graf Oeynhausen, gibt es bei Ihnen ein Auto, zu dem Sie
eine besonders leidenschaftliche Beziehung haben?
GRAF OEYNHAUSEN: Ich bin da auch eher polygam. Ich habe
auch eine tolle Frau und schaue trotzdem gern anderen Frauen hinterher und lasse mich begeistern. Ich hab diesen alten
Renn-E-Type von Jaguar, den ich seit über 20 Jahren fahre und
der wie eine zweite Haut für mich ist. Trotzdem fahre ich gerne auch andere – und habe da extrem viel Glück mit Freunden,
die mich immer mal wieder bitten, doch mal ihren Bizzarrini
oder ihren Ford GT40 zu testen.
PS: Übel, was einem die Freunde alles so zumuten. Haben Sie
auch den Impuls, sich in Andrés tiefen Strich-Acht zu setzen?
GRAF OEYNHAUSEN: Unbedingt! Ich finde das saucool.
PS: Mit Ihrem Auto fahren Sie auch seit 20 Jahren Rennen,
und es hält?
GRAF OEYNHAUSEN: Ja. Vor ein paar Jahren bin ich mal
liegen geblieben, beim 24h-Classic auf dem Nürburgring,
kurz vor der Auffahrt rauf zum Karussell. Da kam ein Typ,
Käpt'n Ahab hieß der, und leitete, der war der Chef der Kurve: „Mensch Jung, komm man rööver. Du jehst ja da drüben
immer schon vom Dritten in den Zwoten und lässt die Katze
viel länger stehen!“ Ich hatte keine Ahnung, wo ich in welchen Gang schaltete. Das Publikum weiß viel
besser, wie ich fahre. Gleichzeitig macht es mir
aber auch Spaß, moderne Autos zu fahren. Das ist
dann fast, wie im Flugzeug zu sitzen. Wenn ich
in die Box komme und das Team mir die Daten
ausliest und sagt, in welcher Kurve ich noch vier
km/h mehr geben kann, sagen mir mein Kopf und
mein Po, dass ich mit den unglaublich schnellen
Kurven schon gefühlt am absoluten Limit bin.
Aber der enorme Abtrieb über die Flügel und der
Diffusor machen es möglich.
PS: Man fährt also jenseits der Common-Sense-Physik, die man kennt.
GRAF OEYNHAUSEN: Total. Das ist völlig in einer anderen Sphäre.
PS: André, fährst du Rennen?
WEBER: Eher nicht. Das ist ja auch eine Budgetfrage …
GRAF OEYNHAUSEN: Das Tolle bei den alten Autos ist, dass sie einem sofort Rückmeldung geben.
Moderne Autos regeln extrem viel elektronisch.
Das merke ich schon bei meinem Straßen-Audi
und frage mich irgendwann: „Fahre ich jetzt, oder
fährt das Auto?“ Für hier oben wollte ich ein Auto
mit Geschichte haben, deshalb habe ich den LeMans-Series-Wagen gekauft. Darin haben auch
zahlreiche Formel-1-Fahrer und Le-Mans-Gewinner Schweißtropfen gelassen. Autos brauchen Geschichten.
PS: Wie schnell merkt man Leuten mit dicken Autos an, ob sie die aus Leidenschaft haben oder als
Accessoire?
WEBER: Das erkenn ich an der Nasenspitze.
Die müssen nur einmal den Mund aufmachen. Leidenschaft
kannst du hören. Und wenn jemand einfach ein geiler Typ sein
will, hörst du das auch. Man sieht das im Gesicht, wie das jemand sagt: ob er sich profilieren will oder ob er die Emotion
fürs Auto hat.
GRAF OEYNHAUSEN: Man hört unglaublich schnell, ob es
authentisch ist, wirklich gelebt wird oder ob jemand nur Teil
der Szene sein will.
PS: Um wirklich dabei zu sein, muss man viel Geld lassen, oder?
GRAF OEYNHAUSEN: Wenn man eine gute Nase und die
2
»Gott, wie ich dieses Konsen
sund Angstklima hasse«
1. Kein Auto, sondern mittlerweile
4
eine zweite Haut: Der Renn-EType des Grafen. 2. Schön, wenn
automobile Legenden auch noch
Rennen gewinnen. 3. Siege? Hat der
Graf eine Menge gesammelt. Satt?
Niemals. 4. Das Glück des Tüchtigen:
Der Graf nebst Gemahlin und etwas
ganz Exklusivem, einem Bizzarrini
5300 GT Strada. 5. Action-Cams –
was wären wir ohne sie? Selbst
auf des Edelmannes Haupt sind sie
mittlerweile ein gern gesehener Gast.
Mittel hat, kann man auch Geschäfte machen. Autos sind auch
eine gute Anlage. Man muss dabei sehr vorsichtig sein. Es gab
mal diesen Hype in den 90ern, der kollabierte, als viele fremdfinanziert in wertvolle Raritäten investierten. Inzwischen ist
der Markt von Liquidität überschwemmt. Die Leute wissen
gar nicht mehr, wo sie ihr Geld anlegen sollen. Gerade ist in
den USA der Ferrari GTO für 38 Millionen Dollar über die Theke gegangen. Vor allem bei historischen Modellen kann man
mit dem richtigen Timing und Gespür viel Geld verdienen. Die
Asiaten haben das noch gar nicht erkannt, wenn es bei denen
so weit ist, werden sie den Markt trockenlegen.
PS: Was ist das nächste Auto, das Sie kaufen wollen?
GRAF OEYNHAUSEN: Ein Lola MK1.
WEBER: Ich habe mir gerade einen Käfer Ovali gekauft. Jetzt bin ich erst mal satt.
PS
5
PS: Wie bei Joseph Beuys angedacht: Jeder ist ein Künstler,
und Pop-Art muss für alle da sein.
WEBER: Das Bewusstsein ist schon da. Deutschland ist ja ein
Autoland. Nur diese Minderheiten, die das nicht wollen und
das boykottieren, sind so stark. Die Mehrheit ist schon infiziert.
GRAF OEYNHAUSEN: Ich glaube, das hängt stark zusammen
mit Neid. Man fragt sich, wo sind die ganzen tollen Sportwagen, die jedes Jahr in Deutschland gekauft werden? Die stehen in irgendwelchen Garagen und werden morgens um fünf
rausgeholt, sodass es der Nachbar nicht mitkriegt. Dann einmal schnell über die Avus auf den Ring und ein paar Hundert
Meter blasen. Aber möglichst vor sieben Uhr, bevor die Nach-
Graf Oeynhausen,
es aber noch die Passiven, die außerhalb des Grenzzauns stehen,
sich akustisch belastet fühlen und fragen: „Was haben wir denn
davon?“ Von denen kommt der Neid. Auch hier am Bilster Berg
gab es solche, die meinten, sie wollten lärmungestört auf der
Terrasse ihre Pension genießen und wir störten sie. Ich sagte
ihnen, sie müssten aber auch die bei der Fahne halten, die ihre
Pension verdienen – sonst funktioniert das System nicht.
PS: Da waren sie böse.
GRAF OEYNHAUSEN: Beim Lärmtest waren das Vogelgezwitscher und das Rauschen des Kornfelds dann so laut, dass
der Experte mit dem Mikrofon unsere Lärmbelastung beim
Einmessen überhaupt nicht aufzeichnen konnte.
PS: Kann man ein Auto lieben, André?
Kaufmann, OxfordAbsolvent, ehemaliger
Unternehmensberater,
Lenker der eigenen
Unternehmensgruppe,
weltgewandter Westfale und Erbauer der
Premium-Rennstrecke
BILSTER BERG DRIVE RESORT
MASERATI
SEITE 12 | PS WELT
PS WELT | SEITE 13
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
Alamy/Mauritius Images
Grazie mille!
Eine der schönsten Silhouetten der Nachkriegszeit:
der MASERATI Sebring 3500GT (1963)
Danke, Maserati. Danke für 100 Jahre Leidenschaft, für die belebende Konkurrenz zu Ferrari, für fantastisches Design und für wirklich seltsame Autonamen (Mistral! Ghibli! Bora!).
Merci für die Möglichkeit, auch mit viertürigen Fahrzeugen zügig, elegant und vor allem mit
amtlicher Soundkulisse durchs Leben zu fliegen. Grazie für unvergessene italienische Momente – zum Beispiel als Enzo Ferrari meinte, den Staatspräsidenten nicht grüßen zu müssen, weil dieser in einem eurer Wagen saß. Schwamm drüber, heute seid ihr ja vereint. Und
schließlich: Danke für 100 Jahre Treue zum Motorsport, wir sagen nur Nuvolari oder Fangio.
1957
3500 GT
True-Monaco-Style. Der 3500 GT war eine Zeit
lang der Lieblingswagen von Fürsten und –
viel wichtiger – Tony Curtis und Dean Martin.
Cheers!
1959
5000 GT
Basierend auf dem 3500 GT und mit ähnlichem
Celebrity-Faktor. Oft auf die Bedürfnisse
von Kunden wie Aga Khan, Gianni Agnelli oder
Stewart Granger maßgeschneidert. Fein, fein.
1959
Tipo 60 Birdcage
Der „Vogelkäfig“ aus einem filigranen und
leichten Stahlrohrrahmen dominierte den Rennsport Anfang der 60er-Jahre eindrucksvoll.
Wurde sogar in Amerika geliebt.
1963
Quattroporte
Das Auto, das die geniale und erfolgreiche
Tradition von schnellen und luxuriösen Wagen
mit Platz für vier Erwachsene und eine Flasche
Champagner begründete.
1969
Maserati (5)
Indy
Einmal mehr (oder weniger) genügend Raum
für vier Erwachsene (besser Ballerinen) und ein
Name, der die Siege in Indianapolis zelebrieren
sollte, heute aber eher an Harrison Ford erinnert.
SEITE 14 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
E
L
L
O
V
T
KRAF
Katja Kessler, SILICON WA
HNSINN – WIE ICH MA
MIT SCHATZI NACH KA
LIFORNIEN AUSWANDE L
RTE
Das Buch, das
aktuell Platz 10 in der „Spiege
l“-Bestsellerliste erobert hat
,
schildert, was passiert, wenn
eine Frau mit vier kleinen
Kindern,
einem Mann und sieben Koff
ern für
ein Jahr nach Kalifornien aus
wandert. Und das ist saukomisch
,
auch für Männer.
Marion-von-Schröde
rVerlag, 14,99 €
KATJA KESSLER
schlecht. Ich zieh ja auch nicht immer die
gleiche Jeans an. Ich gebe Zwischengas –
der Motor heult auf, als würde ich einen bosnischen
Schwerlastzug starten. Dann ruckele ich den ersten
Gang rein. Und hui! Los geht’s. Nach zwei Minuten
Schleichfahrt mit schleifender Kuppelung: nächster
Schlagbaum. Donnerwetter. Ist ja hermetisch abgeriegelt der Bau hier.
Die Frau hat ordentlich Power Bestseller-Autorin
und gerade einen neuen, hinreißend
witzigen „Spiegel“-Bestseller
geschrieben: „Silicon Wahnsinn“.
Grund genug, Katja Kessler zu
bitten, sich für uns in eines der
Männerautos schlechthin zu setzen
und die Muskeln spielen zu lassen …
„Tomate, Tomate, Gurke!“,
rufe ich erneut.
„Sind Sie nicht gerade rausgefahren?“,
will die Stimme aus der
Gegensprechanlage neugierig wissen.
Mir doch egal.
Frau kann ja nicht auf alles achten.
Schon gar nicht darauf,
ob sie im Kreis fährt
Von
KATJA KESSLER
15.00 Uhr Es ist an der Zeit, dass ich auspacke:
Auch ich habe eine Mailbox. Und verwirrte Männer
hinterlassen dort manchmal seltsame Messages.
„Hier ist der Ulf Poschardt!“
Eine sonore Stimme.
„Teste doch mal für uns das
nigelnagelneue Corvette Cabrio!“
Klar. Gerne.
K AT JA K E SS L E R :
»SOLL ICH?
SOLL ICH NICHT?
WI R K L I C H ? «
Als ich zweiundzwanzig war, habe ich mal einen fabrikfrischen Golf im Rückwärtsgang zum Totalschaden befördert. Ich weiß also, wie’s geht. Oder auch
nicht. Müsste ich Herrn Poschardt also mal kurz darauf hinzuweisen, dass ich eine PS-Null bin?
Auf der anderen Seite: Wollte ich mich nicht
schon immer, immer mal auf der Kühlerhaube eines
tiefergelegten, röhrenden Achtzylinder-Riesenpimmels rekeln wie ein Hugh-Hefner-Bunny? So fürs
Gefühl? Um später meinen Kindern sagen zu können:
„Ich war alt und brauchte das Geld! Verzeiht eurer
Mutter!“?
Ich spüre: letzte Chance. So ein Angebot kommt
nie wieder. Und wenn ja, heißt das, was da Räder hat
und ich testen soll, Rollator.
Ulf Poschardt mag verwirrt sein.
Der liebe Gott auf keinen Fall. Diese
Mailbox-Aufsprache? Kein Zufall!
„Tomate! Tomate!
Gurke!“
$™!
17.00 Uhr Aufgebocktes Hinterteil, Heckspoiler, Reifen, die nur Felgen sind, das erdölschwarze Chassis
durchdefiniert wie ein Wadenmuskel
von Usain Bolt: In der Tiefgarage
warten 1600 Kilo fleischgewordene
Comic-Zeichnung auf mich. Eigentlich fehlt ein Schild: „Ich bin ein
Auto, kein Witz!“
Richtig rattenscharf finde ich das
sattellederbraune Verdeck und die
gelben Bremsbacken.
17.05 Uhr Ich habe ein klitzekleines Problemchen: Ich krieg die Tür
meines Muscle-Mobils nicht auf.
Die 73.000 Euro Kaufpreis sind offenbar so knapp kalkuliert, dass kein
Etat mehr war für Knöpfe oder Griffe. Nun fingere ich schon seit einer
Weile in einem Loch herum. Wenn’s
nicht so platt wäre, würde ich sagen:
Dieses Auto bedient wirklich jeden
noch so niederen Männerinstinkt.
PLOPP!
SPRINGT DIE SCHÜSSEL AUF.
17.10 Uhr „Tomate! Tomate! Gurke!“, rufe ich
den Code zum Öffnen des Schlagbaums in die Gegensprechanlage. Ich kann’s gar nicht erwarten, mit
280 Stundenkilometern durch Berlin zu schrubben.
Vielleicht werden’s auch 28 Stundenkilometer. Ist
abhängig davon, wie die Polizei so drauf ist. Und ob
ich und die Siebengangschaltung noch Freunde werden. Man muss das positiv sehen: So ein
bisschen Auswahl beim Schalten ist ja nicht
17.15 Endlich draußen. Ich steuere meine Prollvette
Richtung Potsdamer Platz. Noch ein bisschen lauter
als der Motor sind die krassen Schlürfgeräusche, mit
denen sich die Benzinpumpe das Super Plus aus dem
70-Liter-Tank lutscht. Bilde ich mir zumindest ein.
Die Sonne lacht in mein Auto – und mit ihr die
Passanten. An jeder Ampel: winkende Typen. Selbst
Frauen grinsen. Echt. Wer hätt’s gedacht? Fahr Corvette – und die Welt ist dein Freund! Hätte man mich
vor einer Stunde gefragt, was ich glaube, wer so ein
Ding fährt, hätte ich geantwortet: „Niemand, den ich
kennen will! Da schämt sich doch selbst der Lude!“
Und jetzt? Ich fühle mich auf dem direkten Weg zur
Vollzeit-Prinzessin.
17.50 Ich habe die Stadtautobahn erreicht. Aktuelle Kennenlernbilanz: 22 hechelnde Brummifahrer,
17 johlende Bauarbeiter. Und nur dreimal den Motor
abgewürgt. Ich find, das kann sich sehen lassen.
Versuchsweise gebe ich meinem lackglänzenden Riesenspermium jetzt die Zügel frei: 130 km/h.
Wow! Ein Gefühl, als würde ich in einem dieser Spielzeugautos sitzen, mit denen ich früher als Kind auf
meinem Filzteppich brumm, brumm gemacht habe,
und die sich auf Knopfdruck in Raketen
verwandeln ließen.
18.10 Also nein! Es gibt einen absenkbaren Navi-Bildschirm, hinter dem sich
der USB-Port versteckt, den ich brauche,
um mein Handy zu laden. So weit, so gut,
so verprokelt geplant. Seit geraumer Zeit
nun schon fährt dieser Screen rauf, runter, rauf wie ein wild gewordener Pater
Noster, weil er Probleme hat, sich mit
dem heraushängenden Ladekabel zu arrangieren. Ich glaube, das ist höhere amerikanische Philosophie: Guck aufs Navi
oder telefonier, um nach dem Weg zu fragen. Aber nicht beides gleichzeitig.
18.50 Ich bin vor meiner Haustür. Meine Nachbarn umringen mich und meine
Schüssel, die Stimmen gedämpft, als seien wir in einer Kirche:
„Was für ein Teil!“
Raunen die Männer.
„Porno!“
Findet meine Nachbarin
20.00 Am Schreibtisch
K RA F T VO L L E S
S PA SS M O B I L I N B E ST E R
AMERIKANISCHER
T RA D I T I O N. Yeahh!
»MÄNNER, wenn ihr in
den Sexappeal eurer Liebsten
investieren wollt, solltet
ihr in Zukunft mal über eine
Corvette nachdenken «
Katja Kessler:
„Die Sonne lacht in mein
Auto – und mit ihr die
Passanten. An jeder Ampel:
winkende Typen. Selbst
Frauen grinsen. Echt.
Wer hätt’s gedacht?
Fahr Corvette – und die
Welt ist dein Freund!
und
Eine der wichtigsten Aufgaben
für einen Sportwagenhersteller:
Spannung erzeugen.
Der neue Cayenne S E-Hybrid.
2 Antriebsarten. Ein Ergebnis: pure Kraftentfaltung. Dank Plug-in-Hybridtechnologie
verbindet der neue Cayenne Fahrspaß mit Effizienz. Die rein elektrische Reichweite:
bis zu 36 km (NEFZ). Der Kraftstoffverbrauch: durchschnittlich 3,4 l/100 km (NEFZ).
MEIN SPRITZTOUR-FAZIT
C O RVE T T E
Porsche empfiehlt
Eigentlich ist die Corvette kein
Kerle-Car. Großes Missverständnis.
Eigentlich ist das ein geniales
Frauen-Auto. Um damit geradeaus
ins Nagelstudio zu fahren. Und
das Tolle ist: Im Kofferraum ist sogar Platz für die Nagelfeile. Damit
sind aber auch schon
CHEVROLET
die praktischen MögCORVETTE
lichkeiten erschöpft.
STINGRAY
Allerdings muss ich
CONVERTIBLE
sagen: Ring? Loubou6.2 L , V 8 COUP E
7- GANGtins? Ein Satz neuer
HANDSCHALTUNG
Siliconbrüste?
KW 343/P S 466
HÖCHSTHier meine Botschaft:
GESCHWINDIGKEIT
282 KM/H
Männer, wenn ihr in
4,2 SEK VON 0 –100
den Sexappeal eurer
NORMVERBRAUCH
12.2 LITER AUF 100 KM
Liebsten investieren
CO 2 - A USSTOSS
wollt, solltet ihr in
KOMBI NI E RT
( g /km ) 283
Zukunft mal über
EURO 5
eine Corvette
P RE I S 72.990 €
nachdenken.
PS
Mehr erfahren Sie unter www.porsche.de/cayenne
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,4; CO2-Emissionen 79 g/km; Stromverbrauch kombiniert 20,8 kWh/100 km
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18.09.14 16:06
SEITE 16 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
Leises Glück
Von
GUIDO BELLBERG
K
önnen Menschen, denen Autos im Allgemeinen
am Allerwertesten vorbeifahren, überhaupt
glücklich sein? Manchmal schon, wie Julia
Hess und ihr Nissan Micra beweisen. Der Wagen ist 17
Jahre alt, hat rund 100.000 Kilometer auf dem Buckel
und eine herausragende Eigenschaft: absolute Zuverlässigkeit. Ein Auto, das seine Besitzerin noch nie
im Stich gelassen hat, egal, bei welchem Wetter.
Einfach großartig, findet Julia. Klar, denn genau so
einen automobilen Partner braucht eine Frau, die nicht
nur Mutter ist, sondern mit ihrem eigenen Café auch
noch Unternehmerin. Der Micra zeigt keinen erkennbaren Rost, bekommt problemlos TÜV und springt
auch im Winter ohne Klagen an – ein kluges Investment, das mit 2000 Euro auch noch überschaubar
war. Merke: Autoglück muss nicht viel kosten und
Zuverlässigkeit kann durchaus die Basis einer glücklichen Beziehung sein.
Auch sehr angenehm: Dank geringer Ausmaße
ist der Micra ideal zu parken und kleinere Beulen oder
Kratzer stören weder Fahrerin noch Wagen. Einfach
egal. Eine eher französische Einstellung zum Auto. In
der Stadt ist der Wagen sowieso unschlagbar, nur wenn
es um längere Autobahnetappen geht, bleibt der Kleine zu Hause und die Limousine des Ehemanns muss
her. Denn bei 150 Sachen erinnert der Motorsound des
Nissan eher an ein startendes Flugzeug und auf der linken Spur ist dieser Kleinwagen sowieso unerwünscht.
Macht nichts.
Und das Design? Sympathisch rund mit freundlichem Gesicht. Für Julia ist ihr Auto schön, weil die inneren Werte stimmen, es hat eine tolle Persönlichkeit.
Würde sie es gegen einen Neuwagen tauschen? Nein,
ein Neuwagen kommt nicht in die Tüte, denn wenn
das Leben schon fordernd und chaotisch ist, dann ist
ein Wagen, auf den sie ständig aufpassen muss und der
nach regelmäßiger Zuwendung verlangt, einfach nicht
angesagt. Und übrigens auch kein schnelles Auto, denn
damit fährt Julia dann nach eigener Aussage gefühlt
einfach immer zu flott. Also ist der Micra wahrscheinlich auch noch das sicherste Auto. Und er freut sich,
dass seine Treue erwidert wird.
Sieht man doch auch, oder?
JULIA HESS
Unternehmerin
,
n
e
t
s
e
Wir t
also sind wir
Gibt es das eine Auto, auf das sich schwören lässt?
No way, dafür ist das Angebot zu vielfältig, zu verschieden und vor allem zu verlockend. Vielleicht nicht
so bei Elektro und Hybrid, manches aus der alternativen Ecke verstört den Autofreund eher. Aber wir beobachten alles, was da fährt. Ungefähr 100 Testwagen
erreichen uns pro Jahr, und wir lieben sie fast alle.
Ehrlich
Von
»Testwagen
müssen nicht
unbedingt
gut aussehen.
Aber es hilft
bei der
Beurteilung,
wenn sie
es tun«
STEFAN ANKER
Illustrationen
RALF NIETMANN
OPEL MERIVA
Nachahmer hat das Konzept
noch nicht gefunden: Sind
umgekehrt angeschlagene
Türen vielleicht gar nicht so
überlegen? Doch, man hat
mehr Komfort beim Hantieren hinten. Aber sooo großartig ist es nun auch wieder
nicht. Bemerkenswerter: die
Qualität im Cockpit, lange
Opels Schwäche, jetzt sehr
ordentlich. Auch der Diesel:
136 PS, knuffig, 5,6 Liter im
Alltag. Gutes Auto, wenn
man Vans mag. 23.590 Euro.
Designer A hat begonnen, ist
dann zur Konkurrenz gegangen, und Designer B hat die
Sache zu Ende gebracht. So
muss es gewesen sein. Wer
sich daran nicht stört, bekommt ein flottes Auto mit
gutem 110-PS-Diesel und Mini-Verbrauch (5,1 Liter real).
18.990 Euro.
FERRARI F12
Zwölf Zylinder für ein Halleluja und vor allem: 740 PS
gegen den Lamborghini. Der
Ferrari F12 berlinetta sieht
so seriös aus, ist aber in
Wahrheit ein hochaggressiSEAT LEON ST
ves Monster – und für andeSi, Senor, Seat hat wieder
re Autofahrer ein fliegender
einen Designer. Vor allem
Schatten auf der linken Spur.
das wichtigste Modell der
spanischen VW-Tochter sieht Wehe, wenn er losgelassen.
richtig olé aus: Der sportliche 268.400 Euro.
Leon hinterlässt Eindruck
MITSUBISHI
in der Golfklasse, auch das
Kombimodell ST. Wem also OUTLANDER PHEV
der Golf Variant zu erwartbar Die Abkürzung wird PeHeff gesprochen, für Plug-in
ist, der hat eine Alternative.
125-PS-Benziner, 23.580 Euro. Electric Vehicle. Mauerblümchen Mitsubishi hat
CITROËN C3 PICASSO Beachtung verdient, weil der
Für die Jüngeren: Picasso war Outlander das erste Plug-inso ziemlich der größte Maler SUV ist. Angenehm, wenn
des 20. Jahrhunderts. Mit Au- das dicke Ding elektrisch
tos hatte er aber wenig zu tun, durch die Stadt summt. 2,9
gemalt hat er keine. Trotzdem l/100 km im Alltag – wenn
man regelmäßig Strom zapft,
benennt Citroën seine Vans
nach Picasso, der Grund dafür sonst 8,1. Rentiert sich 2023.
ist unklar. Wenigstens macht 39.990 Euro.
der C3 dem Namen keine
PORSCHE MACAN S
Schande: Ordentliches Design, guter Innenraum, spar- 50.000 Stück. Das ist die
samer 92-PS-Diesel (5,5 Liter Jahreskapazität des Porsche-Werks, in dem der
real). 21.110 Euro.
Macan gebaut wird. Man
muss kein Prophet sein, um
NISSAN JUKE
Ich bin zwei – Öltanks? Nein, einen baldigen Ausbau vorherzusagen. Viel mehr Menzwei Designs, mindestens.
IMPRESSUM
Foto ALEX KRAUS
PS WELT | SEITE 17
Chefredakteur
Jan-Eric Peters
Redaktionsleitung
Dr. Ulf Poschardt
(V.i.S.d.P.)
Redaktion
Stefan Anker,
Guido Bellberg
schen wollen Macan fahren,
und alle, die das schon getan
haben, wissen: kein Wunder.
57.930 Euro.
JEEP GRAND
CHEROKEE
Wer Amerika als Reich des
Bösen sieht, drehe eine Runde in diesem Auto. Besänftigt
steigt er wieder aus: Kann
ein Volk böse sein, das solche Autos hervorbringt? Dekadent ja, vielleicht ignorant
beim Öl. Wobei: Der 250-PSDiesel bleibt unter zehn
Litern. 53.400 Euro.
MERCEDES C 250
Dropping Line – das Wort
muss kennen, wer beim
Mercedes-Design mitreden
will. Die fallende Seitenlinie
ist ein historisierendes Statement im modernen Blechkleid der C-Klasse. Mag nicht
jeder, reden aber alle drüber.
Der Rest des Autos: ein
Traum. Innen vielleicht noch
nicht auf Audi-Niveau, aber
schöner, üppiger, mercediger. Der Zweiliter-Benziner
mit 211 PS macht Druck, verbraucht real 7,2 Liter, cooles
Downsizing. 40.936 Euro.
»Testwagen fahren
ist ein Vergnügen.
Testwagen
zurückgeben
kann ein
Drama sein«
h
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n
e
g
a
w
»Test
eher unkorrekt. Macht nichts«
DACIA SANDERO
Die Hand greift häufiger
ins Leere, wenn man dieses Auto fährt: kein Radio
zum Laut-und-leise-Stellen,
keine Fensterheber, keine
Fernbedienung für die Zentralverriegelung (weil: keine
Zentralverriegelung). Nur
muffelige 75 PS, vier Räder,
drei Pedale – unglaublich.
6890 Euro.
Kreativdirektion
Mike Meiré
Artdirektion
Hannes Aechter,
Agnes Grüb
Bildredaktion
Stefan Runne
Ralf Nietmann/Upper Orange
SEITE 18 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
PS WELT | SEITE 19
RENNEN
ist Zen
PATRICK DEMPSEY ist Hollywoods Darling,
verheiratetes Sexidol und ein begnadeter Rennfahrer. Der Porsche-Virus hat seine Familie
infiziert: Seine Jungs turnen im 356er herum,
seine Frau fährt einen Targa und er den bösestes Elfer der Renngeschichte. Ein exklusives
Gespräch über eklige Staus, weibliche Formen
und die Bedeutung des Zen
T
Von
ANNE PHILIPPI
Fotos
JÜRGEN TAP
Texas, Austin. 31 Grad am Morgen.
Die Kakerlakenplage an der Rennstrecke bekommt niemand so richtig in
den Griff. Tierleichen rechts und links.
Die Texaner und die Racing-Fans aus
Südamerika, die am liebsten nach Austin
kommen, kümmern sich nicht darum. Heute beim „6 Hours of Circuit of the Americas“ geht es um andere Dinge. Um Teams, Autos, Ferrari-Brüllen, Porsche-Sausen oder „Patron Tequilas“ neues Team, das noch niemand
so richtig kennt. Außerdem geht es um den Fahrer aus Hollywood, Patrick Dempsey. Er ist hergekommen, um an der
Rolex Sports Car GT Series teilzunehmen. Sein Team heißt
Dempsey Racing: klassisch moderner Aufzug. Mattsilbernes
Logo auf schwarzem Grund. Nichts, was das Wort „fancy“ beschreiben würde.
Streng genommen ist Rennfahren nicht Dempseys Beruf. Der
Mann aus Malibu ist einer der Hollywood- und Serienstars mit
unzerstörbarer weiblicher Fangemeinde. Dempsey spielt Derek Shepherd aka Dr. McDreamy, einen Chefarzt, der übernatürlich charmant und sensibel daherkommt. Fast schon amerikanisches Kulturgut. Dempsey könnte sicher noch hundert
Jahre weitermachen und dafür verantwortlich sein, dass sich
Französinnen unter seinem Garagentor durchzwängen, wenn
er in Le Mans Rennen fährt.
Aber Dempseys Leben verändert sich derzeit rasend. Denn
seine tägliche Adrenalinlieferung verschafft ihm immer weniger der Aufenthalt vor der Kamera, sondern das Fahren von
Rennen. Die Strecke hier in Austin ist nicht so leicht. „Die
Fahrer sind von dem schnellen Topografiewechsel beim Start
sehr gefordert. Es gibt gleich viele Verbremsungen, man muss
gut dastehen“, sagt ein Mechaniker, und wenn Dempsey mit
seinem Porsche 911 GT America am Tag vor dem Rennen zum
Qualifying antritt, dann hat man einen der konzentriertesten
Männer vor sich.
Boxenstopp. Raus aus dem Auto, die Rennfahreruniform dieser Tage sieht aus wie die eines Tauchers: Der Helm wirkt größer, wegen all der Verkabelungen, Verbindungen zum Team,
während man fährt. Dempsey springt heraus, rennt nach oben,
um die Zeiten zu checken. Relaxed wird nicht. Helm runter,
schweißnasse Haare, der kleine, graue Strang in Dempseys
dunklen Haaren liegt perfekt. Dempsey ist nicht ansprechbar,
jetzt nicht. Was wird morgen? Tag des Rennes. Dempsey hat
Pech, zwei Reifen platzen, er kann nichts machen, darauf hat
er keinen Einfluss. Kein Ruhm, kein Kontostand, keine Hollywoodkarriere nützen jetzt etwas. Niemand kann einen Sieg
kaufen.
Ein paar Stunden später kommt Dempsey zum Interview und
zeigt, wie perfekte Hollywoodmanieren funktionieren. Ob
man Kaffee wolle? Ja, gern. Mit Milch und Zucker? Nein, danke. Und immer dem Interviewer in die Augen schauen, nicht
wütend sein, egal, was vorher war. Dempsey ist Verhaltensprofi. Wir legen los. Er ist locker. Er weiß, beleidigt sein steht den
wenigsten Männern.
PS: Herr Dempsey, ich weiß, schlimme Frage. Wie fühlen Sie
sich nach dem Rennen? Oder sagen wir es so. Fühlen Sie überhaupt irgendwas?
PATRICK DEMPSEY: (Lacht sehr laut)
PS: Sie lachen.
DEMPSEY: Ja, denn ich bin schon beim nächsten Rennen. Im
Kopf. Beim Rennen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Es geht gut
aus oder nicht. Das ist das Schöne am Rennsport. Es gibt keine
Interpretationsmöglichkeiten, und man muss sich nach dem
Ergebnis sofort wieder davon freimachen. Das gilt für ein sehr
tolles Ergebnis wie für einen Misserfolg. Das ist die Lektion,
und auf die konzentriere ich mich bei jedem Rennen.
PS: Ihr Teamkollege Patrick Long sagt, Autorennen seien „intellectual napping”, also ein „intellektuelles Nickerchen”. Das
Gehirn ist im vollkommenen Entspannungszustand.
DEMPSEY: Hat er das gesagt? Ja, so ist es. Rennen ist Zen: Ein
Mann hinter einem Lenkrad begibt sich allein in einen Zustand von Zen.
PS: Was ist mit Ihrem Leben als Hollywoodstar und Dr. McDreamy? Das dürfte nicht so zenmäßig sein.
DEMPSEY: Ich versuche, beide Welten auszubalancieren. Das
ist nicht einfach. Ich arbeite mit dem Sender ABC an neuen
Projekten. Aber momentan bin ich sehr glücklich über meine
Rennfahrerwelt. Wir testen gerade meinen Porsche und erzielen gute Ergebnisse.
»Vor der Kamera und im Auto,
beim Rennenfahren, muss
man offen sein, verletzbar.
Sonst nicht. Einfache Regel.«
PS: Aha. Und können Sie aus Ihrer alten Hollywoodwelt in der
neuen Rennfahrer-Welt ein paar Dinge benutzen?
DEMPSEY: Ja, ich weiß, wie man in der Öffentlichkeit privat
bleibt.
PS: Nicht immer einfach. Angeblich haben sich in Le Mans
Frauen durch die kleinsten Garagenöffnungen gedrängelt, nur
um Sie zu sehen ...
DEMPSEY: Ich kann das aushalten, weil ich weiß, wann ich
mich verschließen muss und wann nicht. Vor der Kamera und
im Auto, beim Rennenfahren, muss man offen sein, verletzbar.
Sonst nicht. Einfache Regel.
PS: Sprechen wir über Ihre Porsche-Obession. Es heißt, Sie
haben 1979 ein Poster mit einem Porsche gesehen und empfinden seitdem eine tiefe Liebe für das Auto.
DEMPSEY: Es stimmt. Das Auto repräsentierte damals Erfolg,
Geschwindigkeit, eine bestimmte Performance. Alles Dinge,
über die man als Junge nachzudenken beginnt. Meine Familie
kann mich verstehen. Das ist schön. Meine Jungs hopsen in
meinem 356er herum, und meine Frau hat neulich einen Porsche Targa gekauft. Sie war kein Autofan. Aber jetzt ist sie vollkommen besessen.
PS: Haben Sie Ihrer Frau den Porsche aufgeschwatzt?
DEMPSEY: Nein! Wir waren in Deutschland, und sie ist auf
der Autobahn gefahren. Und das war es dann. Sie fand die
schnelle Fahrerei sexy. Und ich auch.
Dempsey wirkt
wirkt immer
immer konzentriert:
konzentriert: »Der
»Der Adrenalinpegel
Adrenalinpegel darf
darf nicht
nicht zu
zu hoch
hoch und
und nicht
nicht zu
zu niedrig
niedrig sein.
sein.
Dempsey
Aber er
er muss
muss bewirken,
bewirken, dass
dass Sie
Sie Ihre
Ihre Komfortzone
Komfortzone verlassen.
verlassen. Sonst
Sonst sind
sind Sie
Sie zu
zu lahm«
lahm«
Aber
PS: Sie wollte keinen Prius mehr? Das ultimative L.A.- Auto
für Frauen?
DEMPSEY: Nein, das wollte sie nie. Gott sei Dank. Jedes Auto
passt ja zu einer bestimmten Persönlichkeit. Ihre ist nicht die
eines Prius. Und meine war eben immer die eines Porsche.
PS: Beschreiben Sie Ihre aktuelle Porsche-Persönlichkeit.
DEMPSEY: Oh, jetzt gerade bin ich der 911 GT America.
Porsche ist klassische Moderne. Bedenken Sie, Frank Lloyd
Wright hat damals den ersten Porsche-Shop gebaut. Es geht
immer um Design und um Zukunft, das ist klassische Moderne. Und um Evolution.
PS: Derzeit heißt Evolution Elektroautos. Sollten, ja dürfen
Elektroautos Rennen fahren, oder ist das ein philosophischer
Widerspruch in sich?
DEMPSEY: Nein! Derzeit wird ja heftig daran gearbeitet, den
Rennsport sauberer zu machen. Es gibt eine Menge neue Ideen
dazu.
PS: Glauben Sie, in einem Elektroauto haben Sie denselben
Adrenalinpegel wie in einem benzingetriebenen Auto?
DEMPSEY: Das Auto spielt keine Rolle. Sie müssen nur vorsichtig sein. Der Pegel darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig
sein. Aber er muss bewirken, dass Sie Ihre Komfortzone verlassen. Sonst sind Sie zu lahm.
PS: Wie halten Sie Ihren Pegel in Schach?
DEMPSEY: Meditieren und visualisieren.
PS: Klingt nach schöner kalifornischer Psychologie.
DEMPSEY: Es ist weniger hippiesk, als die Leute denken.
PS: Heute ist Rennenfahren relativ sicher und nicht mehr so
riskiofreudig. Heute würde keiner mehr mit einem gebrochenen Fuß fahren, so wie Steve McQueen in Sebring.
DEMPSEY: So zu fahren würde mein Team mir nie gestatten.
PS: Würden Sie auf Ihr Team hören?
DEMPSEY: Käme darauf an.
PS: Angeblich steckt hinter dem Rennfahren eine mittelschwere Todessehnsucht. Völliger Unsinn?
DEMPSEY: Ich glaube, es ist eher die Gier nach Leben statt
nach dem Tod.
PS: Aber durch die Möglichkeit von Tod fühlt man sich doch
lebendiger.
DEMPSEY: Ich glaube, es geht den meisten Leuten so, dass sie
überhaupt etwas fühlen wollen. Einige spüren Lebendigkeit
in einem Sportwagen. Selbst meine Kinder funktionieren so.
Wenn sie den Sound des Porsche Targa hören, berührt das ihre
Seele, und sie kommen gut drauf. Ich bin mir sicher, sie haben
in diesem Moment eine ähnliche Erfahrung wie ein Rennfah-
rer. Meine Söhne lieben jedenfalls die Nähe zur Rennstrecke.
Einer von ihnen ist heute in der Box, hat dort seine Legos aufgebaut und die Positionen der Autos studiert. Es ist gut, dass
er das sieht. Wir gehen regelmäßig Go-Kart fahren. Das hält
unsere Familie zusammen.
PS: Übertreiben Sie es manchmal mit Ihrer Rennabhängigkeit?
DEMPSEY: Es muss ein Spiel bleiben. Aber ab und zu hat meine Frau keine Lust, noch länger den Auto-Sound zu hören, und
dann muss ich die YouTube-Videos mit Porschelärm abschalten. Könnte ich allerdings Stunden machen. Porsche ist eine
Lebenshaltung.
PS: Und was wäre, wenn Porsche ein Drink wäre?
DEMPSEY: Champagner, ganz klar.
PS: Also elegant, soft, nicht auf die zwölf.
DEMPSEY: Genau.
»Beim Rennen gibt es
nur zwei Möglichkeiten.
Es geht gut aus oder nicht,
das ist das Schöne
am Rennsport. Es gibt
keine Interpretationsmöglichkeiten.«
PS: Und wenn man für einen Porsche eine ideale Ausfahrgegend braucht, dann ...
DEMPSEY: ... würde ich durch die ländlichen Gegenden um Stuttgart fahren oder in die Canyons von Malibu. Ich sag Ihnen nicht
in welche. Denn ein Cop wird dann auf mich warten. Ich kenne
ein paar Jungs von der Highway Patrol, und ich respektiere sie.
PS: Lassen sie Sie durch, weil Sie Patrick Dempsey in seinem
gut aussehenden Porsche sind?
DEMPSEY: Nicht immer. Sie wollen über das Auto reden.
PS: Wie kommen Sie mit dem berühmt-berüchtigten Los- Angeles-Verkehr klar?
DEMPSEY: Gar nicht. Ich bin extrem ungeduldig.
PS: Leiden Sie an sogenannter „road rage”?
DEMPSEY: Ich würde sagen, ich leide an kontrollierter Aggression.
SEITE 20 | PS WELT
PS WELT | SEITE 21
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
ONE
Highway
oder:
ODE an die Straße
Von
ALBERT OSTERMAIER
ALBERT OSTERMAIER, preisgekrönter
Dichter und Dramatiker (Ernst-Toller-Preis,
Kleist-Preis, Bertolt-Brecht-Preis,
Welt-Literaturpreis), feuriger Festivalleiter
und sportwagenbegeisterter Torwart
(der deutschen Autorennationalmannschaft)
über die Straße
PS: Können Sie die nach fast zehn Jahren Rennen
besser kontrollieren?
DEMPSEY: Ja. Ich schaue anders auf die Welt da draußen und
weiß mich künstlich in bestimmte Zustände zu versetzen.
PS: Reden wir über die Zustände. Haben Sie ein Ritual vor dem
Rennen?
DEMPSEY: Die Strecke visualisieren. Dann Musik, elektronische Musik, ab und zu deutschen Techno. Ich atme und schaue
mich um. Und ich kaue Kaugummi.
PS: Ein paar Fotografen haben sich beschwert, dass Sie immer
am Kauen sind.
DEMPSEY Ja, aber so wird der Mund nicht trocken.
PS: Wenn Sie auf dem Lenkrad den „Drink”-Knopf drücken,
was kommt dann raus?
DEMPSEY: Nur Wasser mit ein paar Elektrolyten. Das bringt
mich nach vorn.
PS: Fühlen Sie beim Rennen Beklemmung im Wagen? Es ist
unfassbar heiß und eng, man hat das Gefühl, als Fahrer müsste
man jeden Moment ersticken.
DEMPSEY: Nein, ich bin vollkommen okay damit. Ich verschmelze mit dem Auto und werde Teil meines Porsche.
PS: Würden Sie sagen, man braucht einen Jockey-Körper, um
gut in den Rennwagen zu passen?
DEMPSEY: Absolut. Ich laufe wie ein Irrer, mache Core-Training, esse kaum Fleisch, viel Gemüse. Nur wenn Rennwoche-
Amtliche
Zeitmesser
UHREN sind
zum Zeitmessen da. Und wo macht
das mehr Sinn als in
einem schnellen Auto?
EINIGE MODELLVORSCHLÄGE:
Von
CORDULA SCHMITZ
nenden sind, gilt das nicht. Dann esse ich alles, was ich finde.
Unfassbare Mengen an Kohlehydraten.
PS: Es gibt eine US-Studie, die heißt „Peacocks, Porsches, and
Thorstein Veblen: conspicuous consumption as a sexual signaling system.” Sie besagt, dass Männer, die Porsche fahren, eine
Art Pfau seien und kein Heiratsmaterial. In der letzten Zeit
aber sieht man immer mehr Frauen in einem Porsche. Was ist
passiert ?
DEMPSEY: Die Anziehung eines Porsche ist deshalb so groß,
weil er zu gleichen Teilen maskuline und feminine Energie hat.
Die Form ist sehr feminin, und seine Kraft ist männlich. Das
ist sehr sexy, sehr vital, sehr ausgewogen.
PS: Ab welcher Geschwindigkeit wird ein Porsche zu Leben
erweckt?
DEMPSEY: Wenn Sie ihn starten. Genau dann. Das ist immer
mein Gefühl.
PS: Wie wichtig ist das Auto in einem Männerleben?
DEMPSEY: Es ist wichtig für eine perfekte Flucht aus deinem
Leben. Es muss so perfekt sein wie ein Paar perfekte Schuhe.
Und es verändert deine Psyche, wenn du in einem guten Auto
sitzt. Aber vor allem geht es um das Ausbrechen in Style. Als
Junge schaute ich mir die Autos immer genau an, die durch
unsere Kleinstadt kamen. Ich dachte mir, wo fahren die hin?
Und wo würde ich hinfahren, wenn ich könnte? Ein
Auto ist immer etwas Symbolisches.
PS
Damit den Hollywood-Star niemand verwechselt:
Patrick Dempsey von hinten
IW
AFF C
HAU
SCH
AUDEMARS PIGUET
ROYAL
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chen sportliVari
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WC.
Bei dieser Uhr aus dem Hause Audemars
stehen Sportlichkeit und Robustheit
im Vordergrund. Egal aus welch edlem
Metall der Zeitmesser gefertigt wird.
Diese ist etwas extravaganter mit einem
Armband aus Roségold.
ROLEX DAYTONA
OYSTER 44 MM
PLATIN
Eine Uhr, gemacht für Rennfahrer. Die Tachymeter-Lünette ist dafür gebaut, die Durchschnittsgeschwindigkeiten pro Stunde zu messen. Paul
Newman, der die Uhr berühmt gemacht hat, legte
sie angeblich bis zu seinem Tod nicht ab.
HUBLOT –
MP 05
LAFERRRARI
Die Hublot MP 05 Laferrari ist ein
echtes Meisterwerk der Technik.
Jetzt gibt es die Uhr aus Titanium und
mit einem leicht variierten Design in
Gelb. Die Batterieleistung: stark.
TAG HEUER
MONACO
V4
TOURBILLON
Steve McQueen, Le Mans:
Diese beiden Namen sind untrennbar
mit diesem Klassiker verbunden.
Sollten Politiker überhaupt
Auto fahren?
Von
GUIDO BELLBERG
Autoglück und Politik – das reibt bei der Reimung und in der Wahrnehmung.
Aber vielleicht sind ja nicht alle unsere Volksvertreter nach endlosen Jahren
von Klimaaktivismus, zu viel Sitzen auf der Rückbank eines A8 und allgegenwärtiger politischer Korrektheit so eingefroren, dass sie Angst bekommen,
wenn ein Wagen mit mehr als 15 PS vor ihnen steht. Begrüßen wir
CARSTEN MÜLLER, CDU-Bundestagsabgeordneter sowie Vorsitzender
und Mitbegründer des, Achtung, Parlamentskreis Automobiles Kulturgut im
Deutschen Bundestag. Die fleißigen Petrolheads in Kostümen und Anzügen
bringen die Young- und Oldtimerszene ins wichtigste deutsche Parlament.
Michael Löwa
Dempseys Porsche 911 GT America
beim Reifenwechsel in der Box.
er schaltete seinen herzschlag
hoch es raste sein brustkorb
vibrierten die innenflächen der
handschuhe auf dem schwarzen
leder zwei fäuste für den
punch er schoss durch den
platzregen der gewitterwolken
durchlud hagelkörner gegen
die windschutzscheibe knallte
bis die sonne blitzte und zur
gleichen zeit im rückspiegel
unterging das schwarz sich
zusammenballte zu der
kugel in seinem hinterkopf
die ihn verfolgte in seinem
körper den schläfen das blei
das taube bein auf dem gas
wenn er fuhr vergas er sich
die zeit stand still das licht
verlor seine geschwindigkeit
in den pupillen ihr abgefahrener
gummi roch noch nach den brems
spuren seiner beziehungen den
vollbremsungen totalschäden
er schleuderte durch seine sack
gassen riss ihm letzten moment
die lenkung um u-turn oder kratzte
die kurve immer kam er zurück
auf die mitte der strasse ein
geisterfahrer die leitplanken
scheuklappen geradeaus augen
zu und durch die tunnels hinein
man sieht die unnachahmlichsten
bilder wenn man die lider wie
scheinwerfer schliesst auf
geblendet die strasse nur in
den träumen in der erinnerung
in den knien wenn sie nicht
loslassen lass los sagte er sich
danach in der waschanlage
zwischen den kreisenden wolken
und bürsten den falschen händen
armen stofffingern schäumendes
glück für einen handvoll münzen
die wärme die hitze das gebläse
das wachs über der haut das metall
der fön die roten haare wie sie über
sein gesicht hinter der scheibe
fielen die wellen stürme im spiegel
er wollte in seinem mustang ertrinken
in einer luftbalse die fische sehen
wie sie sich an seine scheiben
schmeichelten bunte schwärme oder
vorbeischnellten die moränen und
tintenfische die ihn in ihr schwarz
einhüllten wie der porsche vor ihm
den er nie einholte seine stoss
stangenlippen denen er hinterher
hechelte wie dem glück der nebel kam
jetzt immer näher er vertraute ihm
blind du wirst auf der strasse enden
hat sie ihm gesagt die strasse war
endloss ein strich durch die wüste
am ende durch sein leben das er
in seinem wagen verbracht hatte
da er mehr auf den motor gehört
hatte als die maschine in der
brust seine hand auf dem leeren
beifahrersitz es gibt keine wagen
heber für die liebe hatte sie ihm
geschrieben du kannst sie nicht
flicken wie einen reifen und dann
einfach weiterfahren in den winter
kurz vor las vegas hielt er an einer
tankstelle an die blau wie der
himmel war jagte die boxen auf
volle lautstärke rieb sich mit motoröl
gegen die sonne ein spülte die
nieren mit kühlwasser frass kolben
schluckte benzin bis der tank voll
war zog die schuhe aus und ging
barfuss auf den sand zu ohne sich
umzudrehen als der zigaretten
anzünder aus dem armaturenbrett
sprang
Im Gespräch mit Carsten Müller
PS: Was in aller Welt ist ein Kulturgut,
und warum sollte ein Auto eines sein?
CARSTEN MÜLLER: Alte Fahrzeuge, also auch Baumaschinen oder
Lkw, gehören zu unserer Kultur- und
Industriegeschichte. Daran erkennt
man ja auch gesellschaftliche Zusammenhänge, etwa unser Anspruchsdenken. Zum Beispiel halten es
heutzutage die meisten Menschen
für ausgeschlossen mit vier Erwachsenen in einem Volkswagen Passat
zu verreisen. Vor 50 Jahren wäre das
purer Luxus gewesen.
PS: Ich bin einmal mit einem Renault
R4 nach Portugal gefahren …
MÜLLER: … und ich mit einem
Simca 1100 Kastenwagen durch
Polen und Italien. Gekauft
für 120 D-Mark und mit einem
Rückkaufrecht der Verkäuferin auf
ihre selbst gebauten Lautsprecher
aus guatemaltekischen Holzkisten für 80 D-Mark.
Wir sind 15.000 Kilometer in vier Monaten gefahren
und haben dann die Boxen für 80 D-Mark zurückverkauft und den Wagen für 100 D-Mark zum Schrotti
gebracht. Wir hatten einen Heidenspaß. Bis mein
Bekannter davon sprach, dass es ein Wunder sei,
dass die Kiste so lange durchhält. Wir sind prompt
liegen geblieben. Und als wir beide unter der Motorhaube steckten und feststellten, dass die Lichtmaschine einfach abgebrochen war, fuhr uns ein
vorbeifahrender Lkw auch noch die Fahrertür ab.
PS: Ja, Autoreisen sind manchmal ungeplante
Abenteuer.
MÜLLER: Genau. Man landet an Stellen, an die man
sonst nie gekommen wäre. Wenn etwas mit dem
Zug passiert, dann sind da immer noch andere Menschen, beim Auto nicht.
PS: Ich erlebe allerdings auch jede Woche Abenteuer im Zug, aber Autos können einfach glücklicher
machen. Und könnten es viel öfter, wenn wir mittlerweile nicht so viele Gesetze hätten, die uns alles
haarklein vorschreiben, oder?
MÜLLER: Ich glaube nicht, dass wir zu viele Gesetze
haben. Ich würde mir beim Autofahren aber wünschen, dass die Leute ein bisschen umsichtiger und
entspannter sind. In England oder Amerika klappt
das ja sogar ohne „rechts vor links“. Derjenige, der
als Erster an der Linie ist, der fährt. Sozusagen
vertrauensbasiert. Unser Alltagsverkehr funktioniert
nach sehr strengen Regeln, die manchmal nerven,
aber bei unserer Verkehrsdichte einfach wichtig
sind. Schauen Sie doch einmal nach Russland. Dort
zu fahren ist einfach die Hölle. Und zeigt sich in
abenteuerlichen Zahlen von Verkehrstoten. Absolute
Anarchie, da gilt einfach das Recht des Stärkeren.
PS: Richtig. Aber ich erinnere mich noch, als die
Umweltzonen eingeführt wurden und ich mit
einem 944 ohne Kat zu einem Termin nicht durch
die Stadt fahren durfte, sondern komplett einmal
außen herumfahren musste. Und das, obgleich auf
Rhein, Nord-Ostsee-Kanal oder Elbe die Schiffe
teilweise mit Schweröl fahren und ständig Flugzeuge
starten und landen. Ist der alte Porsche wirklich so
schlimm?
MÜLLER: Glaube ich nicht, besonders weil der
30 Jahre alte Porsche in den letzten 30 Jahren nur
einmal gebaut wurde. Wenn ich ein modernes Auto
zusammenbaue, ist das mit enormen Energieaufwendungen und sonstigen umweltbelastenden
Vorgängen verbunden. Andererseits sind abgasge-
MÜLLER: Ja, aber die werden völlig
anders aussehen. Auch das autonome
Fahren wird eine spannende Sache.
PS: Wo bleibt da die Freiheit, die ja
auch zum Glück gehört?
MÜLLER: Die Freiheit in der Stadt
und auf dem platten Land, das sind
zwei völlig unterschiedliche Dinge.
Ist man in Berlin mit dem Auto
freier als ohne? Dort haben die
Jungen oft gar keinen Führerschein
mehr. Aber wenn man in Bad FranR
E
L
L
Ü
kenhausen oder Thüringen wohnt,
M
CARSTEN
dann brauchst du einfach ein Auto.
Abgeordneter
Man will ja auch mal woanders
hinkommen.
PS: Wird man als Automann geboren, oder gab es bei Ihnen eine
familiäre Vorgeschichte?
MÜLLER: Mein erstes Wort war
Auto. Dann kamen Papa und Mama.
Überspitzt gesagt, mein Vater unterscheidet Autos am Kennzeichen. Ich dagegen konnte
reinigte Fahrzeuge aber eine tolle Sache, es war also
schon als kleines Kind Autos an den Scheinwerfern,
nicht alles sinnlos. Ich mache ja auch viel Umweltdie für mich immer die Augen waren, erkennen.
und Energiepolitik, und so sehr ich „unvernünftige“
PS: Wo Glück ist, ist Neid meist nicht fern. Kann
Fahrzeuge liebe, so sehr habe ich einen Heidenspaß
man als Politiker zum Beispiel einen Ferrari fahren?
daran, möglichst sparsam von A nach B zu kommen.
Müller: Ferrari ist nicht die Marke, die mich abholt.
PS: Bekommt man vernünftige Energiepolitik und
Mir gefallen da immer nur die alten und abseitigen
seine Liebe zu Oldtimern unter einen Hut, oder sind
Modelle.
da die Vorwürfe schon vorprogrammiert?
PS: Trotzdem: Die Kanzlerin verdient deutlich weMÜLLER: Erstens wird es mir nicht vorgeworfen,
niger als mancher Wirtschaftsführer, mit dem sie an
weil ich daraus gar kein Geheimnis mache. Zweitens
einem Tisch sitzt. Aber ihr würde man den Ferrari
lautet die entscheidende Frage ja: Wie häufig fahre
übel nehmen, oder?
ich überhaupt? Dann relativiert sich das schnell.
MÜLLER: Aber die Kanzlerin hat ja auch ein ziemWenn man andere Dinge dafür vernünftiger macht,
lich teures Auto mit all den Panzerungen, das ist ja
kann man vieles kompensieren. Am Ende muss
so auch einmalig.
einfach die Rechnung stimmen. Ich mache zum
PS: Ja, aber das ist ein Werkzeug, der Ferrari eben
Beispiel selten Fernreisen mit dem Flugzeug, und es
nicht. Warum ist es super, wenn Günter Netzer
gibt wahrscheinlich wenig Leute, die weniger Strom
Ferrari fährt, und Politikern lässt man das nicht
verbrauchen. In meiner Berliner Wohnung habe ich
durchgehen?
die niedrigsten Vorauszahlungen, die überhaupt
MÜLLER: Lässt man es denn den Wirtschaftsbosmöglich sind, und der Kühlschrank ist eigentlich
sen wirklich durchgehen? Politiker sind doch ganz
nicht an. Wenn ich keinen amerikanischen Kombi
normale Menschen mit den unterschiedlichsten
besitzen würde, würde ich den Kühlschrank trotzInteressen. Meinem Hund ist es ganz egal, ob ich im
dem ausmachen.
Bundestag bin oder nicht. Neid ist aber menschlich.
PS: Eine persönliche Energiebilanz ist ein guter
Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich ganz viele Dinge
Ansatz, trotzdem: Wie reagieren die Wähler, wenn
nicht besitze. Eigentum ist ja auch immer eine geein Abgeordneter einen Amischlitten fährt?
wisse Belastung. Aber Neid hilft niemandem weiter
MÜLLER: Das interessiert viele einfach gar nicht.
und verändert rein gar nichts.
Man muss aber natürlich auch niemanden provoziePS: Ihr Arbeitskreis ist offiziell fraktionsübergreiren. Ich würde jetzt nicht mit einem Ami zum Waldfend, aber mein oberflächlicher Eindruck ist, dass
kindergarten fahren.
sich einige Parteien – etwa die Grünen – doch vorPS: Schade, die Kinder fänden es bestimmt super.
nehm zurückhalten.
Warum sind amerikanische Kombis toll?
MÜLLER: In der Theorie sind alle da, allerdings sind
MÜLLER: Sie sind einfach unglaublich geräumig.
die Kollegen von den Grünen oder der Linken leider
Meiner sieht allerdings sehr eigentümlich aus, das
noch etwas zu schwach vertreten, wahrscheinlich
ist geschmacklich Grenzgängertum. Aber er entsind sie zu sehr in Anspruch genommen.
schleunigt mich und ist gemütlich. Genauso wie
PS: Gibt es denn einen Arbeitskreis „Kostenloses
mein Hund, der sich auch positiv auf meine FahrweiVolksfahrrad“?
se auswirkt. Wenn ich den dabeihabe, fahre ich sehr
MÜLLER: Möglich. Aber wir konkurrieren natürlich
defensiv, denn der Hund kann sich einfach nicht
auch mit vielen anderen wichtigen Themen. Dazu
festhalten.
kommt, dass überhaupt nicht alle Abgeordneten
PS: Hat die Industrie mittlerweile begriffen, welchen
über uns Bescheid wissen, daran müssen wir noch
Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer darstellen?
arbeiten. Das Thema Oldtimer ist natürlich ein
MÜLLER: Ja, das hat sie, wenn auch noch nicht
Randthema, aber diejenigen, die die Oldtimerszelange. Aber mittlerweile bemühen sich sehr viene bilden, die schätzen uns sehr, und es gibt auch
le Hersteller, auch die, bei denen man das nicht
noch viele Probleme zu lösen. Zum Beispiel die
vermuten würde, wirklich um dieses Thema. Selbst
Fahrverbote für historische Lkw am Sonntag – wie
Seat oder Skoda sind mittlerweile auf einigen Rallyes
soll das gehen? Die fahren ja eh nur dreimal im Jahr
vertreten. Bei Hyundai ist es, glaube ich, aber noch
und das immer sonntags zu einem Oldtimer-Trefnicht so angekommen (lacht).
fen. Und sehr weit kann man in diesen irrsinnigen
PS: Wird es in Zukunft überhaupt noch Autos geben?
Trommeln ohne Servo sowieso nicht fahren. Oder
was ist mit Oldtimern und der Maut? Sollen rote
Kennzeichen wirklich erfasst werden? Was passiert
dann bei Oldtimer-Probefahrten? Es gibt noch
viel zu tun.
PS: Packen Sie’s an.
»Mein erstes Wort war Auto«
»Ich würde mir beim Autofahren
aber wünschen, dass die Leute ein bisschen
umsichtiger und entspannter sind«
PS
SEITE 22 | PS WELT
PS WELT | SEITE 23
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
Daimler AG
das Ziel ist, bald auf 50.000 zu kommen.
Die Frage ist: Wie exklusiv muss ein
AMG sein? Wann ist der Bogen überspannt? „Die Produkte müssen den
Markenkern verkörpern: Driving performance“, sagt Moers, „dann werden
sie auch akzeptiert. Man darf nur keine
Mogelpackung auf die Straße bringen.“
Um dieses Ziel zu erreichen, sei auch
eine große Menge Bauchgefühl nötig.
„Viel mehr, als die meisten Außenstehenden denken.“ Moers erinnert sich
an die AMG-Version der neuen S-Klasse. „Da haben wir ein Jahr vor dem
Verkaufsstart die Vorderachse rausgeworfen.“ Das ist eine eher kurzfristige
Aktion bei so einem entscheidenden
Bauteil, aber es sei eben um das i-Tüpfelchen gegangen, die Perfektion.
„Der Kunde soll
möglichst jeden Morgen
ein Grinsen
im Gesicht haben“
Solche Aktionen gehören für den Chef
zu dem, was er den „Spirit“ nennt. Zwar
ist AMG seit 2005 im Besitz der Daimler
AG, seit 1999 schon hielt der Konzern 51
Prozent, doch Moers ist es wichtig, den
Geist eines mittelständischen Betriebes
zu erhalten. Die abgeschiedene Lage
in Affalterbach, etwa eine Autostunde von der Daimler-Zentrale entfernt,
hilft dabei – und ab und zu eine Party.
Nach der Enthüllung des GT lud Moers
AMG-Chef
die gesamte Belegschaft ein, mehr als
1200 Mitarbeiter, dazu die Lebenspartner. „Die sitzen ja zu Hause, während
ihre Männer und Frauen in Schweden
Der AMG GT ist nach dem Transaxle-Prinzip gebaut: Motor vorn, Getriebe hinten
sind oder in Papenburg. Wir haben Ingenieure, die sind regelmäßig vier, sechs
Wochen am Stück weg. Mir ist wichtig,
ob noch etwas getan werden
dass das wertgeschätzt wird.“
müsse. Ein anderes Modell
Moers weiß trotzdem, dass Menschen,
ist aber offensichtlich eine Stufe aufgedie nicht täglich Abrückt, Chef und Mannstimmungsfahrten
schaft waren zufrieden.
machen, kaum er„Das sind schon Glücksmessen können, was
momente“, sagt Moers.
er und seine Mann„Aber die gibt es auch
schaft da eigentlich
im Büro.“
tun. Fährt nicht
Auch wenn er als majedes Auto um die
nischer Autoentwickler
Kurve, wenn man
und Abstimmungsfah)
(l.
am Lenkrad dreht?
rer gilt, mache ihm die
as Moers
AMG-Chef Tobi
it
m
Wozu muss man
Beschäftigung mit Marh
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etwas wissen über
kenentwicklung und Strael
W
„PSStefan Anker
d i e Ve r m e i d u n g
tegie ebenfalls Spaß, sagt
der „ZweiphaMoers. Derzeit läuft es
sigkeit“ beim Lenken? Warum kann
auch ganz gut: Wie beim härtesten Kondie Lagerung von Motor und Getriebe
kurrenten, der BMW M GmbH, wachsen
im Auto so ein abendfüllendes Thema
bei AMG sowohl Modellvielfalt als auch
sein? „Wenn das Auto auf der RennstreAbsatzzahlen. Moers hat ein Rekordjahr
cke agil und präzise ist“, sagt Moers,
2013 hinter sich, auch weil die AMG„dann hat der Kunde in seinem Alltag
Versionen von A-Klasse und CLA neue
auch etwas davon. Der Kunde soll jeden
Käuferschichten erschlossen haben.
Morgen ein Grinsen im Gesicht haben.“
Für 2014 erwartet er eine Steigerung
um weitere 25 Prozent. Noch ist AMG
aber ein Nischenhersteller, der weltweiVon
te Absatz lag 2013 bei gut 32.000 Autos
s ist unglaublich, wie lichen für die Fahrzeugentwicklung bis
(Kopf an Kopf mit der M GmbH), und
Und das am besten schon beim AnlasSTEFAN ANKER
schnell der Mann um- zum Vorsitzenden der Geschäftssen des Motors. „Sound ist ein extrem
schalten kann. Eben führung seit Ende 2013. Mit Moers’
wichtiges Thema.“ Man könne die Franoch spricht er bei Laufbahn eng verbunden sind die beige stellen, ob das überhaupt geht bei
einer Fahrt über die den ersten in Eigenregie entwickelten
einem Biturbo, wie er im GT zum EinTeststrecke im nie- AMG-Sportwagen: der Flügeltürer SLS
satz kommt. Saugmotoren, also solche
dersächsischen Papenburg von He- und eben der GT, der jetzt den SLS abohne Turbolader, sind akustisch oft
rausforderungen, Abstimmungen, Ent- löst, ihn aber nicht ersetzen soll. „Wir
überzeugender. Nach dem, was man in
wicklungen – da ist Tobias Moers ganz haben das sehr genau überlegt. Der GT
Papenburg hört, ist AMG auf dem richFirmenchef. Und dann macht er plötz- soll kein Nachfolger für den SLS sein,
tigen Weg, wobei der noch mit Tarnlich etwas Unerwartetes.
die Autos sollen für sich stehen.“
aufklebern versehene Wagen nicht das
Dynamikfläche heißt das hier, ein paar
Maß der Dinge sei. Insgesamt zu laut,
Hektar Asphalt erstrecken sich um das
sagt Moers, und im Leerlauf klinge der
Auto, Moers schaut zu seinem Beifahrer
V8 zu sehr nach „Fischkutter“.
herüber, und ehe man sich versieht, hat Man sieht das schon daran, dass der
Der AMG-Chef ist ganz gut darin,
er den AMG GT in einen kontrollierten neue Wagen nicht größer, stärker und
Dinge zu benennen. Man macht ihm
Drift versetzt. Reifen quietschen, Qualm teurer wird als der alte, sondern etwas
als Mitarbeiter keine Freude, wenn man
steigt auf, es endet in einem Donut, einer kleiner, nicht ganz so stark und – na ja
herumeiert. Das kann damit zu tun ha– billiger. Mit rund 130.000 Euro darf
Art Pirouette auf Rädern.
ben, dass er bei den Testfahrten auf der
Wer Tobias Moers trifft, trifft einen, man rechnen für die 462-PS-Version,
Nordschleife des Nürburgrings ja auch
der ganz offensichtlich sein Hobby zum kein Sonderangebot, doch immerhin
nicht lange überlegen kann: EntscheiBeruf gemacht hat. Zwölf bis 14 Stun- rund 60.000 Euro unterm SLS-Einden, lenken, Gas geben. Als Chef sitzt
den arbeitet er pro Tag, Familie hat er standspreis. Damit nähert sich erstmals
Moers zwar nicht mehr so viel selbst im
(zwei kleine Kinder), welchen anderen ein Sportwagen mit Mercedes-Stern der
Auto, aber immer noch häufig genug,
Zeitvertreib kann er sich da schon erlau- Preisregion des Porsche 911. „Hochum jede der 73 Kurven dort so gut zu
ben? „Ab und zu fälle ich einen Baum“, kompetitiv“ sei dieses Segment, sagt
kennen, dass er lange überlegen muss,
erzählt Moers, der im Schwarzwald Moers, aber ihm ist vor der berühmten
welche ihm die liebste ist.
Das schnelle, schräge Heck sollen vor allem Porsche-Fahrer häufig sehen
aufgewachsen ist und sich als Student Konkurrenz aus Stuttgart-Zuffenhausen
Am Ende entscheidet er sich für die
mit Waldarbeiten etwas dazuverdient nicht bange, und das mag an der Frage
Fuchsröhre, jene berühmte Senke, in die
hat. Einen Baum so vorbereiten, dass liegen, die er fast täglich stellt: „Müssen
man sich mit gut 250 Sachen stürzt, um
er genau in die richtige Richtung kippt, wir noch etwas tun?“
Mensch und Auto für etwa eine SekunDerzeit kümmert sich das 30-köpdas kann er, und das übt er in seinem
de einem extremen Druck auszusetzen.
eigenen Stück Wald dann und wann. fige AMG-Team in Papenburg um die
Die Leitplanke ist so nah, hier sollte
Aber sonst: immer nur Autos, genauer – Autos, die in den nächsten zwei Jahren
möglichst nichts schiefgehen. „Es macht
auf den Markt kommen sollen. Und erst
schnelle Autos.
Spaß, am Limit zu sein, fahrdynamisch
1994 hat er bei AMG angeheuert und am Morgen habe man bei einem dieser
und auch technisch. Es geht mir darum,
ist dort kontinuierlich aufgestiegen, Autos sehr deutlich „Ja“ saGrenzen auszuloten, manchvom Projektleiter über den Verantwort- gen müssen auf die Frage,
mal auch die persönlichen.“
– Tobias Moers
TOBIAS MOERS
Anpacken, Machen
und Gewinnen
Mit Tobias Moers hat Mercedes-Tochter AMG einen manischen Autoentwickler an der Spitze. Man trifft ihn am besten
da, wo er in seinem Element ist: auf der Teststrecke. Hier
spricht Moers über Glücksgefühle im Job, die Wichtigkeit
einer großen Party und die beste Stelle auf der Nordschleife
E
GRENZEN AUSLOTEN
PARIS, PARIS,
wir fahren
nach PARIS
Ach, die Sprache der Franzosen. Sie
sagen nicht Messe oder Show – wenn
sie Autos zeigen, sagen sie Salon.
Am 4. Oktober öffnet der PARISER
SALON, und man stellt sich vor, wie
die Wagen hereingerollt werden:
leise und vornehm. Ja, das wäre schön
Zwei Sitze, Stoffdach,
Hinterradantrieb – die Japaner
haben den Roadster
1989 neu erfunden,
der Mazda MX-5 hat sich
seitdem 945.000 Mal
verkauft. Generation vier
holt die Million: kürzer
(3,92 m), leichter
(1050 kg), 130/160 PS.
MAZDA M
X-5
DS
S KO DA FA B I A
SCHARF GESCHNITTENES
D E S I G N E RST Ü C K AU S TS C H E C H I E N, M I N D E ST E N S S O
M O D E R N WI E D E R VW P O L O,
B I L L I G E R S OWI E S O ( A B
CA . 1 1 .6 0 0 E U RO) . M I T C O O L E R
A P P Z U M E R FA S S E N A L L E R
M Ö G L I C H E N FA H R DAT E N.
Von
STEFAN ANKER
LAND
ROVER
DISCOVERY
SPORT
Middle Class mag man kaum sagen,
Midsize auch nicht. Jaguars XE (4,67
Meter) ist ein edler Meteor im Kosmos
aus 3er, A4, C-Klasse. Alu-Leichtbau,
neue Architektur für weitere Modelle,
neue Motorengeneration – 163-PS-Diesel mit dem besten Normverbrauch
seiner Klasse: 3,8 l/100 km.
Ab 36.500 Euro.
DIVINE Nein, Citroën soll man nicht mehr sagen. Der französische Hersteller macht aus seiner
Designlinie DS eine eigene Marke und unterstreicht das mit der Studie Divine (göttlich). Besonderes Kennzeichen des 4,12 Meter langen, viertürigen Coupés: Heck ohne Scheibe, dafür mit seltsamen Schuppen. Nach hinten geguckt wird per Kamera und Monitor. Vorne dafür Laserfernlicht.
Interessiert
am Land Rover
Freelander? Gibt es nicht
mehr, heißt jetzt Discovery
Sport. Mehr Auto (4,59 statt
4,50 Meter) für mehr Geld. Das
Basismodell mit 150-PS-Diesel
kostet 34.400 statt 28.200
Euro, ist dafür aber auch
edler eingerichtet.
Erstes Modell auf der
neuen Plattform
für alle großen Volvo.
Fünf Meter, sieben Sitze.
Vierzylinder mit
Nur Vierzylinder
190 bis 320 PS.
Viel AutonomieHightech.
Daimler AG
GLÜCKSMOMENTE
»Der GT soll kein Nachfolger
für den SLS sein,
die Autos sollen für sich stehen«
PS
BMW X6
Umweltfrevler, Angeber-Auto – wenig
Gutes ist über den BMW X6 gesagt
worden, als er 2008 herauskam. Und dann die seltsame Wortschöpfung
SAC – Sports Activity
Coupé. Aber gekauft
wurde er, 250.000
Mal. Ein guter
Grund für eine zweite
Generation. Mehr PS
(Topmodell 450 statt 407), mehr Platz
(Laderaum 580 bis 1525 Liter),
mehr Preis: Basis ab 66.150 Euro.
Il lu st ra ti o n
RALF NIETM
ANN
RENAULT
TWINGO
Der Twingo entstammt der
Daimler-Renault-Kooperation, mit Motor im Heck
wie der Smart. 3,59 Meter
lang, vier Türen, vier Sitze,
ab 9590 Euro. Zweisitzer-Variante geplant? Nein.
Ralf Nietmann/Upper Orange
n««
»Unsere schicke Herbstkollektion
AUDI TT
Manche finden ihn
schwer,
dabei hat er 50 Kil
o abgenommen. Digital
-Cockpit,
man kann die Anze
igen
individuell anpasse
n. 184 bis
310 PS, ab ca. 31.0
00 Euro.
ALFA 4C SPIDER
895 Kilogramm –
dieses Rekord-Leichtgewicht wird der
Alfa 4C nicht halten
können, wenn er
mit offenem Dach herauskommt. Aber er soll
unter 1000 Kilo bleiben
und wäre damit in Sachen
Leistungsgewicht immer
noch ganz vorn. Denn der
rotzig klingende TurboVierzylinder mit nur 1,8
Liter Hubraum spuckt
weiterhin 240 PS aus.
Das sollte auch offen für
250 km/h reichen. Ein
Cabrio-Aufpreis
von rund 5000
Euro ist zu
erwarten, man
muss insgesamt
mit mehr als 55.000
Euro rechnen.
Viel Auto fürs Geld?
Nein. Aber Mittelmotor,
Doppelkupplungsgetriebe,
Hinterradantrieb –
also viel Spaß.
SEITE 24 | PS WELT
DAS AUTOMAGAZIN DER WELT AM SONNTAG, V OL. I, SEPTEMBER 2014
UNSCHLAGBAR
Warum junge Frauen und schöne Autos eine schwierige Beziehung führen
Von
PAULINA CZIENSKOWSKI
Fotos
KATE BELLM
Ich habe weich geschwungene Formen, links und rechts unterbricht
etwas Kantiges den Fluss meiner
Silhouette. Ein bisschen weiter
abwärts zeichnen sich Streifen ab.
Streicht man über meine Oberfläche,
spürt man, wie sanft ich mich anfühle, auch wenn ich so kompakt und
gestählt wirke. Mein Innenleben?
Empfindsam, an manchen Stellen
etwas angekratzt. Aber das ist es ja,
was mich ausmacht: Ich habe Patina,
kann eine Geschichte erzählen.
Und, was bin ich? Genau. Eine
Frau. Moment, und: ein Auto. Die
Silhouette einer Karosserie erinnert
oft an die eines weiblichen Körpers.
Die Rippen einer Frau könnten die
Luftkühlung sein, ihre Schulterknochen die Außenspiegel. Zugegeben,
ein etwas fantasievoller Ansatz. Doch
beide, auf eine unterschiedliche Art
und Weise, sind sexy.
Frauen und Autos, das passt
oft perfekt. Viele empfinden diese
Paarung als Klischee: geile Karren,
geile Weiber. Doch fernab von Automessen und Pirelli-Kalendern gibt
es Momente, in denen Frauen und
Autos gut zueinanderpassen, auch
wenn sie in alten Macho-Universen
ein kurioses Konkurrenzverhältnis führen. Auf den Fotos von Kate
Bellm, die wir auf dieser Seite zeigen,
zeigen sich Frauen und schöne Autos
als selbstbewusstes Duo wüster
sinnlicher Reize. Die Mädchen in
Kate Bellms Fotos sind nicht nur der
weibliche Schmuck im Porsche des
50-jährigen Bankers, der am Steuer
sitzt. In ihrer Vorstellung sind sie
selbst die Besitzerinnen, die sich
längst vom Klischee des aufregenden
Autos als Statussymbol der Männer
befreit haben.
EIN BEKENNERSCHREIBEN
Die Fotos der 27-Jährigen sind
Schnappschüsse, kommen fast ohne
Inszenierung aus. Es sind vor allem
die Autos der 60er- und 70er-Jahre,
die sie faszinieren. Der Londoner
Modefotografin sind Neuwagen zu
klinisch – zu viel Chrom, zu wenig
Holz. So glatt und kühl, das steht
keiner Frau, sagt sie.
Für sie sind Autos Designobjekte
mit Sex-Appeal. Andere gehen weiter:
Für sie haben Autos ein Geschlecht,
und zwar sind sie weiblich. Denn
Frauen sind die schöneren Geschöpfe
unter den Menschen. Das überrascht
nicht: Viele Männer begehren Autos
und Frauen gleichermaßen.
„Schöne Fraun und Autos
[Katzen] pflegen
Häufig Freundschaft,
wenn sie gleich sind,
Weil sie weich sind
Und mit Grazie sich bewegen.
Unter sich sind sie Vertraute
Sie, die sonst unzähmbar wild sind“
Geschoss trifft Geschoss. Auch
wenn der Dichter Joachim Ringelnatz eigentlich über Katzen anstatt
Autos schrieb, beschreiben diese Zeilen das Verhältnis zwischen Frauen
und Autos fast malerisch. Wie zwei
beste Freundinnen, Seite an Seite,
unterstreichen sie gegenseitig ihre
Schönheit. Ihre Beziehung begann
zäh und schwierig, es waren Männer,
die das Abenteuer Auto als Erste für
sich entdeckten. Doch die Zeiten verändern sich. Die Liebe zum Auto ist
auch weiblich. Gut für die Straßen.
Sie werden noch schöner.
PS
KATE BELLM:
„Wenn mir das Design von dem Auto bei mir um die Ecke
gefällt, dann kann es sein, dass ich eine Freundin davor
hinstelle für ein Foto. Meine Frauen sind nie bloß ein
Accessoire. Nicht das eines Mannes und auch nicht das
eines Autos. Zusammen ergeben sie ein perfektes Bild“
Denn Frauen sind die schöneren Geschöpfe
unter den Menschen. Das überrascht
nicht: Viele Männer begehren Autos und
Frauen gleichermaßen
„F RAU E N U N D AU TO S
F U S I O N I E R E N,
E I N D U O, DA S S I N N L I C H E R
N I C H T S E I N KÖ N N T E “
»Vermeintlich Unpassendes
wird in der Gesamtästhetik
vom Motiv passend gemacht«
„Schöne Fraun und
Autos [Katzen] pflegen
Häufig Freundschaft,
wenn sie gleich sind,
Weil sie weich sind
Und mit Grazie sich
bewegen.
Unter sich sind sie
Vertraute
Sie, die sonst
unzähmbar wild sind“
Beim Tes
ten eines
AUDI A8:
Paulina C
zienskow
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