Leistungselektronik Glossar Leistungselektronik
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Leistungselektronik Glossar Leistungselektronik 1 Index Leistungselektronik Feldeffekttransistor MCT, MOS controlled Galliumnitrid thyristor GTO-Thyristor MOSFET, metal oxide HVDC, high voltage direct current semiconductor field effect Hochspannungs-IC transistor IGBT, insulated gate bipolar SCS, silicon controlled switch transistor Siliziumcarbid IGCT, integrated gate commutated SIT, static induction thyristor transistor JFET, junction field-effect SJT, super junction transistor transistor LASCR, light activated silicon Snubberglied controlled rectifier Thyristor Leistungselektronik Impressum Leistungshalbleiter Leistungskondensator 2 Leistungselektronik Feldeffekttransistor FET, field effect transistor Der Feldeffekttransistor (FET) wurde bereits 1947 von den amerikanischen Physikern Bardeen und Shockley entwickelt. Feldeffekttransistoren unterscheiden sich wesentlich von den bipolaren Transistoren. Ihre drei Elektroden heißen Source, Drain und Gate. Die Source ist die Quelle für die Ladungsträger und entspricht dem Emitter eines Transistors, die Drain ist die Abflusselektrode und entspricht dem Kollektor und das Gate ist die Steuerelektrode und entspricht der Basis. Feldeffekttransistoren steuern den Stromfluss zwischen der Source (S) und der Drain (D) mit dem elektrischen Feld, das vom Gate (G) erzeugt wird. Mit diesem Feld kann das Gate zwischen Source und Drain einen leitenden Kanal aufbauen. Dabei kann es sich um einen Noder P-Kanal handeln. Bei Anlegen einer Gatespannung breitet sich das elektrische Feld in Abhängigkeit von der Polarität und der Größe der Steuerspannung in den Kanal aus und beeinflusst die Größe des Aufbau eines MOSFET Kanals und damit den Stromfluss. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Sperrschicht oder Raumladungszone. Bei einer Gate-Spannung von 0 V fließt der maximale Strom, der Kanal ist am breitesten. Bei einem N-Kanal ist die Steuerspannung negativ und verringert mit steigendem Potenzial den Stromfluss, bis kein Strom mehr fließt. Man unterscheidet zwischen Junction-FET 3 Leistungselektronik Feldeffekt-Transistor: Kennlinien, Funktion und Schaltzeichen (JFET), der zwischen dem Gate und dem Source-Drain-Kanal einen sperrenden Übergang hat, und dem Isolated Gate FET (IGFET), der eine isolierende Schicht zwischen Gate und dem Source-Drain-Kanal hat. Da diese in MOS-Technologie gefertigt wird, spricht man in diesem Zusammenhang von MOSFET. Bei dieser Technologie ist das Gate elektrisch über einen Isolator, nämlich eine Metalloxydschicht angeschlossen und hat eine extrem hohe Impedanz. 4 Leistungselektronik Über das Gate fließt also kein Strom, die Steuerung erfolgt leistungslos. Neben diesen Technologien gibt es noch organische Feldeffekttransistoren (OFET), die aus Polymeren bestehen und das ferroelektrisch arbeitende FeFET, das sich für Speicherzellen eignet. Mit dem FinFET und dem MuGFET (Multiple Gate FET) gibt es Varianten mit mehreren Gates, die den Ladungsträgerkanal umschließen, die weniger Energie benötigen, kleiner realisiert werden können und wesentlich kürzere Schaltzeiten haben. Sie eignen sich für Mikroprozessoren und SRAMs. Galliumnitrid GaN, gallium nitride Galliumnitrid (GaN) ist ein Halbleitermaterial, das in der Optoelektronik, bei hochintegrierten Leistungs- und Frequenzbereiche von verschiedenen Halbleitermaterialien optischen Speichermedien, in der Mikrowellentechnik, in Schaltern, der Leistungselektronik und bei Halbleiterlichtquellen eingesetzt wird. Galliumnitrid hat diverse Vorteile gegenüber Galliumarsenid (GaAs) und Silizium. Es zeichnet sich durch gute Hochfrequenzeigenschaften und einen geringen Energieverbrauch aus. Außerdem hat es einen hohen 5 Leistungselektronik Wirkungsgrad in Bezug auf die benötigte Fläche und die Produktionskosten und kann mit wesentlich höheren Spannungen arbeiten. Galliumnitrid hat eine große Bandlücke von 3,4 Elektronenvolt (eV), gegenüber Silizium hat es ein sehr viel höhere Durchbruchspannung und einen geringeren Durchlasswiderstand und kann außerdem bei Frequenzen von mehreren hundert Gigahertz (GHz) eingesetzt werden. Als Verbindungshalbleiter wird Galliumnitrid in blauen, grünen und weißen Leuchtdioden eingesetzt, aber auch in HEMTs (High Electron Mobility Transistor), den leistungsstarken Komponenten der Hochfrequenztechnik. Entsprechende GaN-HEMTs zeichnen sich durch einen hohen Wirkungsgrad von bis zu 70 % und einer hohen Leistungsdichte aus. Sie können in der hochfrequenten Breitbandtechnik und der Mikrowellentechnik wie in WiMAX oder Long Term Evolution (LTE) eingesetzt werden. GTO-Thyristor GTO, gate turn off GTO-Thyristoren (Gate Turn Off) sind Leistungs-Schaltthyristoren. Sie sind wie normale Thyristoren als Vierschicht-Halbleiter aufgebaut, allerdings haben die einzelnen positiv und negativ dotierten Schichten unterschiedliche Dotierungen. GOT-Thyristoren können im Gegensatz zu normalen Thyristoren durch Steuerimpulse ein- und auch ausgeschaltet werden. Während bei konventionellen Thyristoren die Abschaltung durch Strom- und Spannungsumkehr des Hauptstroms erfolgt, können GTO-Thyristoren wie konventionelle Thyristoren mit einem positiven Steuerimpuls am Gate eingeschaltet und durch einen Rückwärts-Steuerimpuls auch ausgeschaltet werden. Der Abschaltstrom ist relativ hoch, weswegen GTO-Thyristoren aus vielen kleineren Thyristoreinheiten bestehen, die parallel geschaltet den GTO-Thyristor bilden. Das führt allerdings dazu, dass bei prozesstechnischen Abweichungen zwischen den einzelnen Thyristor-Einheiten bestimmte Thyristoren bereits 6 Leistungselektronik abgeschaltet sind, während andere den Abschaltstrom von diesen übernehmen müssen. Dies kann zur Überhitzung und Zerstörung von GTOThyristoren führen. Da der Abschaltstrom relativ hoch ist und wie erwähnt zur Zerstörung der GTO-Thyristoren führen kann, ist für die Ansteuerung eine spezielle Steuerelektronik erforderlich. Durch die Abschaltmöglichkeiten wird die Löschung, die bei normalen Thyristoren erfolgt, vermieden. Eingesetzt werden GTO-Thyristoren in der Leistungselektronik, speziell in der IGBT-Technik zur Schaltung von Strömen bis zu 1.000 Ampere. Eine Weiterentwicklung des GTO-Thyristors ist der Integrated Gate Communicated Thyristor (IGCT). Hochspannungs-IC HVIC, high-voltage integrated circuit Aufbau und Schaltzeichen des GTOThyristors High-Voltage Integrated Circuits (HVIC) sind monolithische Hochspannungs-ICs für Spannungen von 500 V und höher. Diese integrierten Schaltungen werden in der Motorsteuerung, in Treiber-Schaltungen, Schaltnetzteilen, Schutzschaltungen, in der Überspannungstechnik, sowie der Audio- und Ultraschalltechnik in industriellen Anwendungen und in der Medizin eingesetzt. Sie werden in verschiedenen SO-Packages hergestellt und können Treiberströme von einigen Ampere schalten. 7 Leistungselektronik IGBT, insulated gate bipolar transistor Aufbau eines IGBTs Insulated Gate Bipolar Transistors (IGBT) sind Leistungshalbleiter, die in der Leistungselektronik, Energie- und HGÜ-Technik eingesetzt werden. Sie wurden 1979 erstmals vorgestellt und haben sich zwischenzeitlich, bedingt durch technologische und verfahrenstechnische Weiterentwicklungen zu elektronischen Hochleistungskomponenten entwickelt. Der Leistungsbereich der IGBTs ist durch den Spannungsbereich zwischen mehreren hundert Volt und mehreren Kilovolt gekennzeichnet, der Strombereich übersteigt einige Kilo-Ampere. Eingesetzt werden sie u.a. als Leistungs-Halbleiterschalter in Motorantrieben, Zugkraftsteuerungen, USV-Systemen und Schaltnetzteilen. 8 Leistungselektronik IGBTs zeichnen sich aus durch geringste Leistungsverluste im Durchlass- und Sperrzustand, sie benötigen nur geringe Ansteuerungsleistungen und haben einen hohen Wirkungsgrad, der maßgeblich von der Schatfrequenz bestimmt wird. IGBTs werden bei Spannungen zwischen 600 V und 6 kV eingesetzt und arbeiten mit Schaltfrequenzen von 2 kHz bis 50 kHz. Damit sie eine möglichst geringe Steuerleistung benötigen, werden technologisch MOSFET-Gates benutzt, was als weiteren Vorteil die hohe Eingangsimpedanz mit sich bringt. IGBTs sind ähnlich aufgebaut wie MOSFETs, es gibt sie als n-Kanal- oder p-Kanal-Version. Der wesentliche Unterschied gegenüber MOSFETs liegt darin, dass die p- und n-Zonen doppelt diffundiert sind und dass für den Kollektor, resp. die Drain, ein p(+)-Substrat-Layer benutzt wird. Da aus der p(+)-Zone Löcher in die n-dotierte Zone driften, ändert sich das Verhalten entsprechend wie bei einem bipolaren Bauteil. Der On/Off-Zustand eines IGBTs wird wie bei einem MOSFET durch die Gatespannung gesteuert. Ist die Gatespannung niedriger als die Emitterspannung, wird der Übergang IGBT-Modul von Semikron zwischen Emitter und Gate gesperrt und es fließt kein Strom durch den IGBT, er ist „Off“. Alle angelegten Spannungen liegen dann an dem entgegengesetzt vorgespannten Übergang zwischen dem Gate und der Drift-Zone. Es fließt lediglich ein geringer Leckstrom. Die Vorwärts-Durchbruchspannung wird durch die Durchbruchspannung dieses Übergangs bestimmt. Dies ist wichtig, da 9 Leistungselektronik die Halbleiter-Leistungskomponenten mit hohen Spannungen und Strömen arbeiten. Die Durchbruchspannung des Übergangs hängt von den Dotierungen beider Zonen ab. Zu den Leistungs-Halbleitern zählen Thyristoren, GTO-Thyristoren, MCT-Thyristoren, IGCTThyristoren, Super Junction Transistors (SJT), LASCR, Silicon Controlled Switches (SCS), Static Induction Transistors (SIT) und Static Induction Thyristors (SITH). Leistungshalbleiter-Komponenten werden in den verschiedensten TO-Packages wie dem TO-3 oder dem TO-220 oder in Modulform geliefert. IGCT, integrated gate commutated thyristor IGCT-Thyristor Integrated Gate Communicated Thyristors (IGCT) sind Schaltkomponenten der Leistungselektronik. Ein IGCT-Thyristor entspricht funktional dem GTO-Thyristor, Gate Turn Off. Es ist ein steuerbarer Leistungsschalter, der über das Gate ein- und ausgeschaltet werden kann. IGCTs zeichnen sich durch eine hohe Dynamik zwischen dem Ein- (On) und Aus-Zustand IGCT-Thyristor für 10 kV, Foto: ABB (Off) aus und unterscheiden sich gegenüber GTO-Thyristoren durch die schnellere Schaltgeschwindigkeit. IGCT-Thyristoren bestehen im Wesentlichen aus zwei elementaren Teilen: der GCT-Thyristorstruktur und der Gate-Einheit, die so nah als möglich am GCT-Teil angebracht ist. Daher auch die Bezeichnung Integrated. Die Integration beider Teile ist notwendig, um störende 10 Leistungselektronik Induktivitäten der Gate-Einheit zu minimieren. Die Vorteile des IGCT-Thyristors liegen in der Steuerbarkeit des Schaltvorgangs, in der relativ hohen Überlastbarkeit und dem niedrigen Durchlasswiderstand im geschalteten Zustand. Eingesetzt werden IGCTs in Leistungstreibern, in Wechselrichtern und Umrichtern und in leistungsstarken Nieder-Frequenzkonvertern. JFET, junction fieldeffect transistor Aufbau und Schaltzeichen des JFET, oben n-dotiert Der Junction Field-Effect Transsitor (JFET) hat einen äußerst einfachen Aufbau und einen hohen Eingangswiderstand, der geringer ist als der des MOSFET. Darin ist auch der Grund zu sehen, warum JFETs nur begrenzt in diskreten Schaltungen eingesetzt werden. Junction-FET s gibt es in zwei Ausführungen als p-Kanal- und nKanal-JFET. Bei der n-KanalAusführung besteht der stromführende Kanal aus ndotiertem Silizium, das von dem pdotierten Gate eingeschlossen wird. Beim JFET wird der pnÜbergang zwischen Gate und n11 Leistungselektronik Kanal negativ vorgespannt und steuert dadurch den Stromfluss zwischen Source und Drain. Bei der p-Kanal-Ausführung sind die Halbleitermaterialien entsprechend umgekehrt. Das pdotierte Silizium wird für den stromführenden Kanal, das n-dotierte für das Gate benutzt. Die Strom-Spannungs-Kennlinien von JFETs entsprechen im Wesentlichen denen von MOSFETs mit der Ausnahme, dass die zulässige Source-Gate-Spannung bei 0 V liegt. Im Schaltbild werden die beiden Ausführungen durch die Richtung des Pfeils zum oder vom Gate kenntlich gemacht. Neben den auf Silizium basierenden JFETs wird zunehmend Siliziumcarbid (SiC) als Halbleitermaterial eingesetzt, da durch die geringere Verlustleistungen Leistungs-JFETs für die Leistungselektronik hergestellt werden können. LASCR, light activated silicon controlled rectifier Light Activated Silicon Controlled Rectifier (LASCR) sind durch Licht aktivierte Thyristoren (SCR), Light Activated SCRs, die auch als Light Triggered Thyristor (LTT) bezeichnet werden. Sobald das auf den Gleichtrichter fallende Licht einen bestimmten Schwellwert überschreitet, lässt der LASCR den Strom in einer Richtung passieren. Vom Aufbau her bestehen LASCRs aus Anode, Kathode und der Steuerelektrode, dem Gate. Funktional bleibt der LASCR solange in seinem leitenden Zustand, wie Licht auf ihn fällt. Sinkt die Helligkeit des einfallenden Lichts unter einen Schwellwert, sperrt der LASCR den Stromfluss. Die höchste Empfindlichkeit haben LASCRs bei offenem Gate. Außerdem können LASCRs mit einem Puls auf das Gate getriggert werden und arbeiten dann vergleichbar konventionellen Thyristoren (SCR). LASCRs werden in lichtgesteuerten Einrichtungen und Dämmerungsschaltern eingesetzt. 12 Leistungselektronik Leistungselektronik Der Begriff Leistungselektronik bezeichnet ein großes Teilgebiet der Elektrotechnik, das sich mit Hilfe von Halbleiterbauelementen mit Steuern, Umformen und Schalten von elektrischer Energie befasst. Die Leistungsbereiche sind in der Leistungselektronik nicht fest definiert, sie reichen aber von einem Spannungsbereich von 5 V bis etwa 400 kV und einem Strombereich von 500 mA bis 6 kA. In der Leistungsübertragung reicht der Bereich der übertragbaren Leistung von weniger als einem Watt bei Spannungsreglern, Relais- oder Ventiltreibern bis zu mehreren Gigawatt bei der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). In der Antriebstechnik spielt die Leistungselektronik eine wichtige Rolle. In vielen Bereichen werden große Antriebe leistungselektronisch gesteuert oder in der Energieerzeugung werden Frequenzumrichter zur direkten Netzeinspeisung eingesetzt. Darüber hinaus ist die Leistungselektronik ein wichtiges Bindeglied zwischen Energieerzeugung und Energieverbrauch und trägt einen Beitrag dazu, den immer teurer werdenden Rohstoff Energie sparsam einzusetzen. Sie hat die Aufgabe, die erzeugte Energie effizient und zuverlässig zum Verbraucher zu bringen. Dazu tragen Stellglieder bei, die die Spannungspegel und -frequenzen möglichst ohne Verluste an die unterschiedlichen Energienetze anpassen. Der Wirkungsgrad dieser Spannungsumformer reduziert die übertragene Energie. Bei Bauelementen der Leistungselektronik handelt es sich um Leistungshalbleiter die Strom und Spannungen schalten. Häufig verwendet werden: Leistungsdioden, Leistungstransistoren sowohl bipolare Transistoren als auch Feldeffekttransistoren (FET), Junction Field-Effect Transistors (JFET), Super Junction Transistors (SJT), Leistungs-MOSFET, GTO-Thyristoren, Integrated Gate Commutated Thyristor (IGCT), eine Weiterentwicklung des GTO-Thyristors zur Verringerung des Schaltungsaufwandes, Insulated Gate Bipolar Transistor (IGBT) und Thyristoren (Diac/Triac). 13 Leistungselektronik Bipolare Transistoren, MOSFETs und SBR-Dioden werden in Schaltnetzteilen und DC/DCWandlern eingesetzt, GTO-Thyristoren und IGCT-Thyristoren in der Stromrichtertechnik. Die Anforderungen an leistungselektronische Bauelemente sind hohe Sperrspannungen, niedrige Schaltverluste und vor allem hohe Schaltströme. Leistungshalbleiter Leistungshalbleiter sind Halbleiter-Bauelemente, die speziell für das Schalten von hohen Strömen und Spannungen entwickelt wurden. Während konventionelle Halbleiter Ströme unter 1 A und Spannungen von bis zu 100 V schalten, sind diese willkürlich gewählten Werte die unteren Grenzwerte für Leistungshalbleiter. Nach oben hin liegen die derzeit realisierbaren technischen Grenzen bei Schaltspannungen von 10 kV und mehr und bei Schaltströmen von mehreren KiloAmpere. Daher Arbeitsbereiche von Leistungshalbleitern 14 Leistungselektronik werden Leistungshalbleiter ausschließlich in der Energie-, Antriebs- und Hochspannungstechnik eingesetzt. Leistungshalbleiter haben sich seit den 50er Jahren parallel zu konventionellen Halbleitern entwickelt und werden primär durch Vielschicht-Halbleiter gebildet. Die Entwicklung hat vom bipolaren Transistor über den MOSFET und den Thyristor hin zu den leistungsstarken Insulated Gate Bipolar Transistors (IGBT), GTO-Thyristoren und IGCT-Thyristoren geführt. Diese Leistungshalbleiter unterscheiden sich in ihren Schaltspannungen und -strömen, und in ihren Schaltleistungen und -frequenzen. Erstere können bei Thyristoren weit über 10 MegaVoltampere (MVA), auch IGBTs erreichen durchaus bis 5 MVA und MOSFETs etwa 20 kVA. Je höher die Schaltleistung, desto geringer ist die Schaltfrequenz. Während diese bei Thyristoren unter 1 kHz liegt, steigt sie bei IGBTs auf ca. 100 kHz und bei MOSFETs auf weit über 100 MHz. Leistungskondensator Leistungskondensatoren sind besonders spannungsfeste Kondensatoren, die in der Hochfrequenz-, Leistungs-, Energie- und HGÜ-Technik eingesetzt werden. Neben der höheren Spannungsfestigkeit zeichnen sich Leistungskondensatoren in aller Regel auch durch hohe Kapazitätswerte aus. Die Bezeichnung Leistungskondensator ist nicht spezifiziert in Bezug auf die genannten Kennwerte, sie ist vielmehr durch die Einsatzgebiete in der Nieder- und Hochspannungstechnik geprägt und wird für Kondensatoren benutzt, deren Blindleistung über 200 Var (VoltageAmpere Reactive) liegt und durchaus mehrere Kilo-Var erreichen kann. Waren frühere Leistungskondensatoren wegen ihrer Selbstheilung Metallpapierkondensatoren, so werden heute thermoplastische Kunststofffolien aus Polyethylenterephthalat (PET), Polycarbonat (PC), Polyethylennaphthalat (PEN) und Polypropylen (PP) benutzt. Sie haben 15 Leistungselektronik eine hohe Durchschlagfestigkeit von ca. 600 V/µm, einen hohen Durchgangswiderstand von 10exp17 und höher, und können in einem großen Temperaturbereich zwischen -50 °C und etwa 100 °C eingesetzt werden. MCT, MOS controlled thyristor Wie der GTO-Thyristor ist auch der MCT-Thyristor (MOS Controlled Thyristor) ein ThyristorSchalter, der aus dem GTO-Thyristor entwickelt wurde. Der GTO-Thyristor benötigt eine umfassendere Steuerelektronik für den relativ hohen Steuerstrom bei der Abschaltung. Diesen Nachteil behebt der MCT-Thyristor, der über MOSFETs an- und abgeschaltet wird. Im EinZustand haben MCTs geringe Verluste und können hohe Ströme schalten. MCT-Thyristoren sind vergleichbar den Silicon Controlled Rectifier (SCR) mit isoliertem Gate, was die Steuerelektronik für die Treiberschaltungen wesentlich vereinfacht. Bedingt durch die MOSFET-Ansteuerung haben sie eine höhere Schaltgeschwindigkeit als SCRs. MOSFET, metal oxide semiconductor field effect transistor Aufbau eines MOSFETs MOSFET beschreibt einen Feldeffekttransistor in MOS-Technologie. Mit der MOS-Technologie können Transistoren hergestellt werden deren Steuerelektrode durch eine Metalloxydschicht vom Basismaterial getrennt ist und den Stromfluss im Basismaterial über elektrische Felder steuert. Bedingt durch die strommäßige Trennung von Basismaterial und 16 Leistungselektronik Steuerelektrode, dem Gate, erfolgt die Steuerung über das elektrische Feld leistungslos. Die Elektroden eines MOSFETs sind die Source als emittierende Elektrode, das Gate als steuernde und die Drain als aufnehmende Elektrode, die dem Kollektor eines Transistors entspricht. Die in den 60er Jahren entwickelten MOSFETs waren aus Silizium resp. Siliziumdioxid, später, Mitte der 80er Jahre, wurde das Gate aus polykristallinem Silizium, Polysilizium, hergestellt. MOSFETs zeichnen sich durch extrem hohe Impedanzen und geringen Leistungsverbrauch aus, was eine geringere Wärmeentwicklung mit sich bringt. Eine Stromaufnahme erfolgt nur im Schaltzustand; im statischen Zustand fließt kein Strom durch die Gatter. Der Durchschaltwiderstand liegt im einstelligen Milli-Ohm-Bereich. Die Schaltzeiten liegen bei etwa 10 ns. Der Vorteil der MOS-Technologie, die es als PMOS-Technologie mit P-Kanal-FETs und als NMOSTechnologie mit N-Kanal-FETs gibt, liegt darüber hinaus in dem großen Versorgungsspannungsbereich, der durchaus mehrere hundert Volt betragen kann. Bedingt durch die hohe Impedanz sind diese Logiken besonders empfindlich gegenüber statischen Aufladungen. Alle Ein- und Ausgänge sollten daher nicht potentialfrei betrieben werden. SCS, silicon controlled switch Der Silicon Controlled Switch (SCS) ist ein Vierschicht-Bauelement, vergleichbar einem Thyristor oder dem GTO-Thyristor. Im Gegensatz zu den genannten hat der SCS-Thyristor zwei steuerbare Gate-Anschlüsse, das Anoden-Gate und das Kathoden-Gate, und wie die konventionellen Thyristoren eine Kathode und eine Anode. Über die beiden Gates kann der SCS-Thyristor ein- und ausgeschaltet werden. 17 Leistungselektronik Liegt zwischen dem Kathoden-Gate und der Kathode eine positive Spannung, schaltet sich der SCS-Thyristor ein, ausgeschaltet wird er wenn die Anode und Kathode auf gleiches Potential gelegt werden. Siliziumcarbid SiC, silicon carbide Siliziumcarbid (SiC) ist ein Halbleitermaterial, das in Leistungshalbleitern eingesetzt wird, besonders in der Leistungselektronik bei hohen Spannungen, Strömen und Temperaturen. Siliziumcarbid hat zwischen Leitungsband und Valenzband eine hohe Bandlücke von 3,1 Elektronenvolt (eV) und erlaubt dadurch hohe Sperrschichttemperaturen und -spannungen. Darüber hinaus ist die Wärmeleitfähigkeit besser als die von Silizium. Siliziumcarbid kann bei Temperaturen bis 300 °C eingesetzt werden. Der optimale Spannungsbereich liegt zwischen 600 V und 2 kV. Darüber hinaus zeichnet sich Siliziumcarbid durch eine hohe kritische Feldstärke aus, die entscheidend ist für die Dicke der Halbleiterschicht und deren Dotierung, damit eine bestimmte Sperrspannung erreicht wird. Im Unterschied zu Silizium kann die SiliziumcarbidSchicht dünner sein, was zu einer wesentlichen Reduzierung des Durchgangswiderstandes im Schaltzustand und damit zur Verringerung der Verlustleistung beiträgt. Eingesetzt wird Siliziumcarbid in Leistungshalbleitern in Feldeffekttransistoren (FET), Junction Field-Effect Transistoren (JFET), Super Junction Transistors (SJT), Schottky-Dioden und IGBTs. Aus Siliziumcarbid können u.a. SJT-Transistoren für Spannungen von über 10 kV, bei Strömen von 10 A und Betriebstemperaturen von bis zu 300 °C hergestellt werden. Durch Siliziumcarbid kann beispielsweise der Wirkungsgrad von Wechselrichtern in Photovoltaikanlagen um über 50 % gesteigert werden. Außerdem kann die Frequenz um den Faktor 4 und höher erhöht und damit die Größe wesentlich verringert werden, zumal die Baugruppe bei wesentlich höheren Temperaturen betrieben werden kann. 18 Leistungselektronik SIT, static induction transistor Der Static Induction Transistor (SIT) ist ein leistungsstarker Transistor. Der SIT hat durch seinen Aufbau eine sehr geringe Gate-Kapazität und einen geringen Gate-Reihenwiderstand und weist nur einen kleinen thermischen Widerstand aufweist. Es ist ein rauscharmer Transistor mit geringen Verzerrungen der als Leistungsverstärker im Audio-Bereich eingesetzt wird. Die Transition-Zeiten liegen unterhalb von einer Mikrosekunde. SJT, super junction transistor SJT-Transistor Super Junction Transistoren (SJT) sind stromgesteuerte Leistungstransistoren für Spannungen bis 10 kV und darüber. Bedingt durch ihre geringe Gate-Kapazität haben SJT-Transistoren extrem kurze Schaltzeiten und eignen sich daher ideal als Leistungsschalter in Schaltnetzteilen, USV-Systemen, Elektromobilen und anderen Anwendungen in denen hohe Ströme geschaltet werden müssen. Super Junction Transistoren sind bipolare Transistoren aus Siliziumcarbid (SiC-BJT). SJTs sind im Normalzustand OFF, sie haben eine revers vorgespannte Safe Operating Area (SOA) und einen geringfügig positiven Temperaturkoeffizienten. Die Stromsteuerung arbeitet mit einem geringen Gate-Strom und die Schaltfrequenz kann weit über 10 MHz betragen. Weitere Features von SJT-Transistoren sind deren Arbeitstemperaturbereich, der bis 300 °C reicht, der geringe Innenwiderstand von wenigen hundert Milli-Ohm und die Schaltzeiten von etwa 10 ns. Sie sind sehr robust und können Kurzschlusszeiten von über 20 µs unbeschadet überstehen. Snubberglied snubber Snubber heißt übersetzt Puffer. Der Snubber-Kondensator ist ein Kondensator, der unerwünschte Schwingungen, Spannungsspitzen, Überspannungen und hochfrequente Störungen dämpft, weswegen er auch zur Funkenlöschung benutzt wird. Snubberglieder sind eine Reihenschaltung aus dem Snubber-Kondensator und einem Widerstand. Als RC-Glied wird 19 Leistungselektronik es als Entstörglied an Schaltkontakten, in der Kfz-Elektronik, in Audio-Verstärkern sowie in Umrichtern mit Thyristoren und IGBTs eingesetzt, vor allem dort, wo induktive Lasten geschaltet werden. Je nach Anforderung kann das Snubberglied auch nur aus einem SnubberKondensator bestehen. Thyristor SCR, silicon controlled rectifier Der Thyristor (SCR), auch Vierschichtdiode, Thyristordiode oder Silicon Controlled Rectifier (SCR) genannt, ist ein Halbleiterbauelement, das als elektronischer Schalter eingesetzt wird. Der Thyristor kennt zwei Zustände: den leitenden und den nichtleitenden, die durch eine Steuerelektrode ausgelöst werden können. Der Thyristor ist ähnlich aufgebaut wie eine Reihenschaltung aus mehreren Dioden, bestehend aus vier Schichten, daher auch die Bezeichnung Vierschichtdiode, mit wechselnder p-n-p-nDotierung. Der Thyristor hat drei Elektroden, neben der Kathode und der Anode noch den Steueranschluss (G). Der Steueranschluss kann n- oder p-gesteuert sein, d.h. er setzt funktional an der Anode (n-gesteuert) oder der Kathode (p-gesteuert) an. Bei dem pgesteuerten Thyristor ist der Steuerimpuls positiv. Dieser Impuls schaltet den Thyristor in den niederohmigen, leitenden Zustand, wodurch der Widerstandswert in den Milliohm-Bereich fällt. Erst wenn der Haltestrom unterschritten wird, werden die Halbleiterstrecken hochohmig und nichtleitend. Der hochohmige Zustand ist dann gegeben, wenn an der Anode eine negative Spannung anliegt. Im niederohmigen Zustand liegt an der Anode eine positive Spannung, die erst bei Überschreiten eines bestimmten Potentials zwischen Anode und Kathode den Thyristor in den leitenden Zustand schaltet. Eingesetzt werden Thyristoren als kontaktlose Schalter und steuerbare Gleichrichter in Schaltnetzteilen, Dimmern und Impulsschaltungen. Die Zündspannung arbeitet mit etwa 3 V, 20 Leistungselektronik die Schaltströme reichen bis über 1.000 A bei Sperrspannungen von 1.000 V. LeistungsThyristoren können Spannungen von weit über 10 kV und Ströme von mehreren Kilo-Ampere (kA) schalten. Es gibt spezielle Thyristor-Schalter, wie die lichtgesteuerten Thyristoren (LTT), die MCTThyristoren, die GTO-Thyristoren, die in der IGBT-Technik eingesetzt werden. Eine Weiterentwicklung der GTO-Thyristoren sind die IGCT-Thyristoren, die sich durch schnellere Ersatzschaltbild, Schaltzeichen und Kennlinien des Thyristors 21 Leistungselektronik Schaltzeiten auszeichnen. Darüber hinaus gibt es mit der Breakover Diode (BOD) eine Thyristorvariante, die für die Ableitung von Strömen eingesetzt wird und bei Ableitströmen in den leitenden Zustand übergeht. 22 Impressum Leistungselektronik Urheber Klaus Lipinski, Dipl.-Ing. Datacom-Buchverlag GmbH 84378 Dietersburg ISBN: 978-3-89238-259-1 Impressum Leistungselektronik E-Book, Copyright 2013 Alle Rechte vorbehalten. Keine Haftung für die angegebenen Informationen. Creative Commons Namensnennung- Keine Kommerzielle Nutzung - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Hinweis — Im Falle einer Verbreitung müssen Sie anderen alle Lizenzbedingungen mitteilen, die für dieses Werk gelten. Das E-Book darf nur dann auf fremde Webseiten gestellt werden, wenn ein Backlink auf www.itwissen.info gesetzt ist. Titelfoto: © Avner Richard - Fotolia.com Layout & Gestaltung: Sebastian Schreiber Produktion: www.media-schmid.de Weitere Informationen unter www.itwissen.info 23