2013 10 28 SN Geschwister Biberstein im Schönbühl

Transcrição

2013 10 28 SN Geschwister Biberstein im Schönbühl
14Region
Montag, 28. Oktober 2013
Konzert
Sternstunde
mit NeoBarock
RATHAUSLAUBE SCHAFFHAUSEN
Kulturelle Begegnung
Es führen viele Wege nicht nur nach
Rom, sondern auch zur alten Musik.
Derjenige, den das renommierte ­Kölner
Ensemble NeoBarock beschreitet, lässt
zwar die dogmatischen Vorgaben der
authentischen Wiedergabe barocker
Musik keineswegs links liegen. Aber es
folgt (damit ist das «Neo» gemeint) der
ästhetischen Bezugnahme zum heutigen Hörgenuss: Das Musikantische
rückt vor die Phrasierung, das Verspielte und das Liebenswürdige dominieren, und der Gestus bricht aus der
strengen kompositorischen Form aus.
Eine solche Artikulation der Musik
mag vielleicht nicht immer der Dogmatik der historischen Aufführungspraxis
entsprechen, doch hat dies nichts mit
Effekthascherei zu tun. Zweck ist eine
Barockmusik zum Verlieben.
Entsprechend reagierte die Hörerschaft an der ersten der fünf Kulturellen Begegnungen 2013/14 am Sonntagvormittag in der gut besetzten, aber
nicht überfüllten Rathauslaube. Zu erleben war ein sinnliches musikalisches
Feuerwerk ohne einen einzigen Takt
Langeweile. Volker Möller und Maren
Ries auf ihren skodierten (in der
­Stimmung veränderten) Violinen,
Ariane Spiegel auf dem Cello und Nino
Saakadze am mitgebrachten Cembalo,
das dieses Jahr in Italien nach dem
Vorbild des Instrumentenbauers
­François Blanchet hergestellt wurde,
sind glänzende Instrumentalisten. Die
zu einem dramaturgisch einsichtigen
Programm ausgewählten Werke von
Heinrich Ignaz Franz von Biber, Rupert
Ignaz Mayr, Georg Muffat, Johann
­Caspar Kerll, Johann Heinrich Schmelzer, Johann Baal und, in der Zugabe,
von Gottfried Heinrich Stölzel (fast
­alles Meister aus der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, die den italienischen
­Barock importiert und mit eigenem
­Kolorit versehen hatten), erlaubten
dem Ensemble, sich von allen Seiten zu
zeigen, auch von der solistischen:
­Cembalo solo oder Violine mit Basso
continuo. Eines gelang dabei besonders beeindruckend: Das musikantische Dialogisieren mit feinen dynamischen Abstufungen (besonders in
­Bibers Partia IV aus der «Harmonia
­artificioso-ariosa») von der monologischen Melodienseligkeit mit zartem
Echo über das virtuose instrumentale
Duell bis zum kraftvollen Auftrumpfen.
Kurz: Der Saisonauftakt der von der
Stadt zusammen mit dem Musik
­Collegium Schaffhausen organisierten
Kulturellen Begegnungen bildete eine
musikalische Sternstunde.
Martin Edlin
Stars von früher sangen Hits von früher: Der Auftritt der Geschwister Biberstein kam im «Schönbühl» sehr gut an. Bild Simon Brühlmann
Schweizer Schlager fürs Gemüt
Mit Liedern aus früheren
Zeiten haben die Geschwister
Biberstein im «Schönbühl»
frischen Wind und Lebensfreude verbreitet.
von Christoph Merki
Ein Begegnungsort sei das Kompetenzzentrum für Lebensqualität Schönbühl,
bekräftigte Monika Zehnder. Die
Events stünden sodann auch nicht nur
den Bewohnern offen, vielmehr sei
das ganze Quartier willkommen, im
«Schönbühl» Lebensfreude zu tanken.
Dem Ruf der Volksmusik folgten so am
vergangenen Samstag auch etliche
Gäste und liessen sich von den Geschwistern Biberstein in den Räumlichkeiten des «Schönbühls» auf den Wellen des Schweizer Schlagers mittragen.
Ein voller Erfolg. Nicht nur zog Zehnder dieses Fazit, auch die Gesichter der
gut 100 Konzertbesucher liessen keinen Zweifel aufkommen. Gut eine
Stunde liessen die vier Solothurner
Sängerinnen mit einem speziell auf das
Publikum abgestimmten Repertoire die
Sorgen vergessen und die Musik sprechen. «Die Musik ist die Sprache des
Herzens», sprachen sie aus, was eigentlich augenscheinlich war. Dabei kam
vor allem das Potpourri quer durch die
Schweizer Liederwelt an.
Polonaise zum «Buurebüebli»
Vom «Buurebüebli» über «Vo ­Luzern uf Wäggis zue» und «s’Ram­seiers»
bis zum schönen Berner Oberland besangen die Bibersteins in voller Fröhlichkeit die musikalischen Schweizer
Höhepunkte. Ebenso durfte natürlich
die «petite Gilberte de Courgenay»
nicht fehlen. Mit einer kleinen Aufmunterung haben tatsächlich auch viele der
Zuhörer beim Refrain tatkräftig mitgesungen. Sogar eine Polonaise, wenn
auch vielleicht ein wenig zahmer als in
den Festhütten am Oktoberfest, wurde
angerissen. Auch die Nähe zu den Interpretinnen beeindruckte, ­waren diese
doch zu früheren Zeiten bekannte Stars
aus dem Fernsehen. Ein Bewohner
meinte sogar: «Solche Berühmtheiten
haben wir noch nie im Haus gehabt.»
Zuweilen kam fast schon ein wenig
«Musikantenstadl»-Stimmung auf, wie
1993, als die Bibersteins in der Sendung
von Karl Moik zu Gast waren. Ohne Be-
rührungsängste ging ­Margreth durch
die Reihen und flirtete auch mal keck
mit dem Publikum oder liess dieses ins
Mikrofon singen. «Ich habe das Konzert
sehr gut gefunden, habe sie auch schon
im Fernsehen gesehen», freute sich die
97-jährige Helen Leu-Wanner.
«Es hat auch gekracht»
Freude an der Musik und am Singen, dies verbindet die vier Schwestern
schon seit ihrer Kindheit. Das lodernde
Feuer der Volksmusik brennt noch immer und das schon seit 1976, als sie den
Durchbruch bei einem Nachwuchs­
talentwettbewerb schafften. Noch heute
gehören sie zu den bedeutendsten Interpretinnen des volkstümlichen Schlagers
in der Schweiz, singen sie ihre Lieder
doch auch auf Mundart. «Mit dem Gesang kann man auch ältere Menschen
abholen», weiss Ruth, «das sind immer
sehr emotionale Auftritte.» Früher hätten die Festhütten jeweils gebebt, wenn
die Biberstein-Schwestern auf der Bühne
ihre Lieder zum Besten gaben. Zwar sei
es in diesem Rahmen anders, doch der
Funke springe dennoch über. «Je länger
man auf der Bühne ist, umso besser
spürt man auch das Publikum», sind
sich die vier einig, «es ist die ­Leiden-
schaft, die verbindet.» Auch das vielseitige Repertoire mit Liedern aus den verschiedensten Ecken der vergangenen
Zeit sorgte für freudige Gemüter. «Es
waren Lieder wie zu meinen jungen Zeiten», strahlte Klärli Roost, «Vor allem
das Lied der ‹Niederdorfoper› hat mir
sehr gefallen, ich habe die Oper selbst
schon manchmal gesehen, es ist einfach
schöne Musik.» Noch weiter ging Maria
Gasser. Lächelnd meinte sie: «Die haben
mal richtig frischen Wind hereingebracht.» Die nostalgische Note hat auch
sie berührt. Dabei seien doch immer
wieder alte Erinnerungen aufgefrischt
worden, welche mit dem einen oder anderen Lied verknüpft seien. «Das Leben
ist einem bei diesen Liedern nochmals
durch den Kopf gegangen», versuchte
sie zu ­beschreiben, «es hat aber auch
mal ­gekracht, und richtige Stimmung
ist aufgekommen.» Die Erinnerungen
aber behalte sie lieber für sich, die seien
zu persönlich, lächelte sie.
Freuen können sich die Musikliebhaber schon jetzt auf den 9. November,
wenn dann Franziska Kerler und Stephanie Meitzner mit Flöte und Harfe
zum Konzert laden, dann aber wohl
doch nicht ganz so fetzig wie mit den
Geschwistern Biberstein.
Gelungene Premiere mit einer kleinen Zugabe
The Hendersens mit Mono-
zoo im Vorprogramm füllten
am Freitagabend den Club
Cardinal und übertrafen
mit ihrem Auftritt alle
Erwartungen.
von Zepa Morina
Am Freitagabend herrschte ausgelassener, reger Betrieb im Club Cardinal,
schon bevor es mit dem Soloauftritt
von Monozoo losging. Während schon
fleissig überall die leeren Biergläser
abgeräumt wurden, sang sich die sympathische Sängerin in die Herzen ihrer
Zuhörer. Kaum auf der Bühne stehend,
zog sie schon die ganze Aufmerksamkeit auf sich und zauberte mit ihren
Texten jedem ein breites Lächeln ins
Gesicht. Sie sang zum Beispiel davon,
wie sie jungen Männern mit Bart und
Pulli aus dem H & M begegnet ist oder
wie wild Frauen insgeheim darauf sind,
von Männern mit Tiernamen angesprochen zu werden. So verpackte sie gekonnt kurze Anekdoten in harmonische Melodien und kombinierte ihre
Gitarre professionell dazu. Auch gegenwärtige politische Themen sprach sie
auf amüsante Art und Weise, die einen
zum Schmunzeln brachte, an.
Neue Formation, bekannte Gesichter
Nach diesem vielversprechenden
Anfang kamen The Hendersens für
ihren ersten Gig auf die kleine Bühne
im mittlerweile prall gefüllten ­«Cardinal». Die brandneue Schaffhauser Band
mit ihren erfahrenen Mitgliedern überzeugte von Anfang an. Ihre Musik lässt
sich in keine Schublade ­stecken: Von
Indiepop über Rock ’n’ Roll, Garage
und Wodkafolk spannt sich ihr Musikstil. Die unbeschwerten Töne wurmten
sich sofort durchs Ohr in den Kopf und
liessen keinen Stillstand zu. Es ging
nicht lange, und man konnte sich nicht
mehr auf den Stühlen halten. In der
Menschenmenge schlichen sich ein Zucken in den Beinen und ein rhythmisches Wippen mit den Schultern ein,
Gibt auf der Bühne alles: Christian Hunger, Sänger der neuen Schaffhauser Band The
Hendersens, beim Auftritt im «Cardinal».
Bild Simon Brühlmann
während das Lächeln und die Konzentration nicht mehr aus den fünf Gesichtern der Band wichen. Vor allem Andi
Hinz am Schlagzeug und die Leadgitarre, die in fast jedem Song ein gekonntes Solo hinlegte, überzeugten.
Ihre Lieder erzählten voll­blütig und
durchkomponiert zum Beispiel von der
grossen oder der nicht ganz so grossen
Liebe.
Abschluss mit Kleingitarre
Der starke Gesang von Sänger
Christian «Gigi» Hunger zog einen
schnell in seinen Bann. So sorgten The
Hendersens für einen gelungenen,
­gemütlichen Abend und ernteten viel
Applaus von den Zuhörern, sodass
­weder bei Monozoo noch bei ihnen eine
Zugabe ausblieb. Zum krönenden Abschluss packten The Hendersens eine
Ukulele aus und liessen ihren Auftritt
mit einem leichtfüssigen, flippigen
­Cover von Tears for Fears in ihrem
eigenen Stil ausklingen.

Documentos relacionados