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Technical Bulletin provided by Copyright by Henkel 2003. All rights reserved. Data shown is typical, and should not be construed as limiting or necessarily suitable for design. Actual data may vary from those shown herein. MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ Aufsatz Nr. 35 / Rev. 01 Dr.-Ing. Georg Henkel Dipl.-Ing. Benedikt Henkel The component‘s value is assured by its surface [email protected] www.henkel-epol.com AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 1 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ Einleitung Verdampferanlagen nach Rohrbündelsystem oder ähnlicher Bauweise in der chemischen Industrie, der Nahrungsmittelindustrie wie auch in der Zellstoffindustrie sind prinzipiell Wärmetauscher, deren Funktion es ist, Wärmeenergie von dem das Rohr umgebenden Medium in das im Rohr strömende Medium zu transportieren – oder umgekehrt. Die thermodynamische Aufgabenstellung ist somit grundsätzlich das Phänomen des Wärmedurchgangs durch die Rohrwandung (Wärmeleitung) und die beidseitig vorliegenden Grenzschichten (Wärmekonvektion). Das Rohrmaterial besteht dabei aus nahtlosen oder aber hochwertigen längsgeschweißten Edelstahlrohren der Legierungsqualität 1.4301, 1.4404/1.4435, 1.4571, 1.4539 oder ähnlich, wobei speziell aus der Sicht der Korrosionstechnik zunehmend höherlegierte Legierungswerkstoffe Verwendung finden. T ... Tu ... Ts ... Tu > T s s ... λ ... αu ... .α ... s Q ... Temperatur [K] Temperatur des umgebenden Mediums [K] Temperatur des strömenden Mediums [K] Rohrwandstärke [m] spez. Wärmeleitwert des Rohrmaterials [W/Km] Wärmeübergangszahl an der Rohraußenfläche [W/Km²] Wärmeübergangszahl an der Rohrinnenfläche [W/Km²] transportierte Wärmeenergiemenge pro Zeiteinheit [W] Abb. 1 Wärmedurchgangssituation beim Wärmeenergietransport vom umgebenden Medium zum strömenden Medium _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 2 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Für den Wärmeenergietransport vom umgebenden zum strömenden Medium gilt somit A ⋅ ( Tu - Ts ) Q& = = k ⋅ A ⋅ ( Tu - Ts ) s 1 1 + + (1) αu λ αs Hierbei ist k = k (αu, s, λ, αs) die spez. Wärmedurchgangszahl des Rohrmaterials [W/m2K] A = Rohroberfläche [m2] . Infolge des Transportes des Rohrmediums in Rohrlängsrichtung wird die übertragene Wärmemenge Q laufend abtransportiert, wobei gilt (2) Q& = m& ⋅ c ⋅ ( Ts ausgang - Ts eingang ) (3) m& = w ⋅ AR ⋅ ρ mit . m w AR ρ c Ts ausgang Ts eingang = zeitlicher Massefluß des strömenden Mediums [kg/s] = Geschwindigkeit des strömenden Mediums im Rohr [m/s] = Rohrquerschnitt [m2] = Dichte des strömenden Mediums [kg/m3] = spez. Wärme des strömenden Mediums [J/kgK] = Temperatur des strömenden Mediums beim Rohraustritt [K] = Temperatur des strömenden Mediums beim Rohreintritt [K] Die konstruktive Auslegung des Verdampfers ergibt sich damit im wesentlichen aus der Gleichung (1), dass transportierte Wärmeenergie gleich dem Produkt aus Verdampferoberfläche, Wärmedurchgangszahl und Temperaturdifferenz ist, bzw. aus Gleichung (2), dass diese Wärmemenge vor allem durch die Strömungsgeschwindigkeit durch den Rohrquerschnitt abtransportiert wird. Weiters ist aus den Gleichungen zu erkennen, dass die Leistung des Wärmetauschers neben den spezifischen Größen des Rohrmaterials (z.B. λ) auch von der Wanddicke s der Rohre deutlich beeinflusst wird. Die Wanddicke s wird als ein optimaler Kompromiss zwischen Wärmeleitung (möglichst kleines s) und Druckfestigkeit (möglichst großes s) zu ermitteln sein. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die tatsächlichen Betriebswerte die Richtigkeit der thermodynamischen Grundgleichungen scheinbar in Frage stellen, zumal die im Betrieb tatsächlich transportierte Wärmemenge Q in der Zeiteinheit meist wesentlich kleiner ist, als die theoretisch berechnete Größe und vor allem mit fortschreitender Betriebszeit immer kleiner wird. . _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 3 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Die Folge dieser tendenziellen Erscheinungen sind zunächst Betriebsstörungen in Form von Kapazitätsreduzierungen bzw. zwischenzeitlichem Mehraufwand an Pumpenenergie und schließlich Stillegung der Anlage mit entsprechendem Reinigungsaufwand des Wärmetauschers. Diese Abfolge unbequemer Erfahrungen ist vielen Betreibern von Wärmetauscheranlagen sehr bekannt. Problemdarstellung Die Analyse der Praxiserscheinungen zeigt, dass der bestimmende Faktor für die ungünstige Entwicklung des Wärmeenergietransportes hauptsächlich in der zeitlich zunehmend starken Reduzierung des Wärmedurchgangswertes k zu suchen ist, der die Leistung der Wärmetauscheranlage im wesentlichen bestimmt. Ergänzende praxisrelevante Versuche bestätigen, dass der Wärmedurchgangswert k bei einfach standardisierten Innenoberflächenausführungen der Edelstahlrohre (z.B. kaltgezogen, geglüht und chemisch gebeizt, mechanisch geschliffen, Schweißnaht überarbeitet, etc.) oft schon nach wenigen Betriebsstunden drastisch abfällt. Meist werden dabei – je nach Fließmedium – Reduktionen im Wärmedurchgangswert k bis auf ein Zehntel des Anfangswertes ermittelt, wobei der Anfangswert bei metallisch blanker Oberfläche bestimmt wird. Abb. 2 Verringerung des k-Wertes in Abhängigkeit der Betriebszeit infolge Verkrustung der Rohrinnnoberflächen des Wärmetauscherrohres 1.4404 mit Standardoberfläche (geglüht, gebeizt). k-Wert Abfall nach 50 h Betriebszeit. Abb. 3 Beispiel für Rohrverkrustung Abb. 4 Beispiel für Rohrverkrustung an der Lochplatte; die beiden verkrustungsfreien Rohre sind nach dem ® HENKEL-Verfahren HE110 elektrochemisch polierte Testrohre Als Begründung für diesen Effekt hat man erkannt, dass sich mit fortschreitender Betriebszeit auf der Metalloberfläche an der Rohrinnenseite ein stetig wachsender Belag ausbildet, der aus angelegten, meist kristallisierenden Substanzen des Fließmediums besteht (Verkrustung), und welcher selbstverständlich für die Abnahme des Wärmedurchgangswertes k direkt verantwortlich ist. _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 4 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ In den meisten Fällen zeigt sich die Tendenz, dass (einzelne) Rohre bei weiterer Betriebszeit völlig zuwachsen und andere zumindest deutliche Beläge (Querschnittsverengungen, Wärmeisolationsschichten) erfahren. Während die Verminderung der Wärmedurchgangszahl k und der Rohrquerschnittsfläche AR im Anfangsstadium hinsichtlich der Betriebskontinuität durch erhöhten Energieaufwand (Wärmeangebot bzw. Erhöhung von Tu, Pumpleistung bzw. Erhöhung von w) kompensiert werden kann, bedingt ein überwiegendes Zuwachsen der Rohre einen Anlagenstillstand und einen intensiven Reinigungsaufwand der Rohre. Speziell bei der notwendigen Inspektion nach der Reinigung der Rohre ist dabei häufig nachhaltige Rostkorrosion der Edelstahlrohroberfläche zu erkennen, wobei die Korrosionen durch verschiedene Einflüsse begünstigt typisch unter der belegenden Verkrustung entstanden sind. Weiters erkennt man bei mikroskopischer Prüfung der gereinigten Edelstahloberflächen bei Standardrohren auch verbliebene Verkrustungsrestverunreinigungen, die praktisch als sehr aktive Keimstellen für Neuverkrustungen beim neuerlichen Anlagenbetrieb wirksam werden. Diese Problemstellen treten oft an typischen Defektstellen von Standardrohren auf : - typische Schweißnahtdefekte in längsnahtgeschweißten Rohren wie lokale (scharfe) Einbrände, Poren im Nahtbereich, etc. - typische lokale Oberflächenflitter (Dopplungen) vom Walzband bei längsgeschweißten Rohren bzw. bei kalt gezogenen Rohren - Bereiche typischer Glühfehler und Vorlage entsprechend rauer Fe-Oxidrückstände - Bereiche von mechanischen Beschädigungen durch Kaltziehfehler - mikroskopisch scharfe Oberflächenstrukturen prozesse (mechan. Schleifen, Walzen, etc.) durch mechanische Bearbeitungs- Alle diese Defekte sind bei Standardedelstahlrohren ohne besondere Bestellkriterien typisch und häufig anzutreffen und stellen für die Verwendung als hochwertige Wärmetauscherrohre meist erhebliche Probleme dar, die im Praxisbetrieb die beschriebenen Störfälle verursachen. Aus thermodynamischer Sicht ist eine Schichtbildung in Form einer Verkrustung einfach mit einer Reduzierung des k-Wertes und damit mit einer Reduzierung des Wärmedurchgangswertes Q in Verbindung zu bringen. . _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 5 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ sk ... Schichtdicke der Verkrustung λk ... Wärmeleitwert der Verkrustungsschicht TSk ... gegenüber Ts reduzierte Temperatur des . Qk ... strömenden Mediums . gegenüber Q reduzierte transportierte Wärmemenge pro Zeiteinheit Abb. 5 Veränderte Wärmedurchgangssituation beim Wärmeenergietransport vom umgebenden zum strömenden Medium infolge Verkrustungsschicht sk Im Vergleich zu Gleichung (1) und (2) bzw. (3) zeigt der Schichtaufbau der Verkrustung sk den folgenden Zusammenhang zwischen der Schichtbildung und der Verminderung der Wärmeleistung bzw. der Verminderung des Wirkungsgrades des Wärmetauschers (4) Q& > Q& k = 1 αu wobei vor allem A ⋅ ( Tu - Tsk ) = k k ⋅ A ⋅ ( Tu - Tsk ) 1 s sk + + + λ λk αs . . infolge λk << λ auch kk << k und auch Qk << Q wird, zumal die Schicht sk (mit kleinem λk) praktisch wie eine Isolationsschicht wirkt. Für den Wärmetransport in Rohrlängsrichtung zeigt sich aus Gleichung (2) und (3) (2) Q& = w ⋅ A R ⋅ ρ ⋅ c ( T s ausgang - T s eingang (5) Q& > Q& K = wK ⋅ ARK ⋅ ρ ⋅ c ( Tsk ausgang - Tsk eingang . ) ) . dass für die Leistungskonstanz, also Qk ≈ Q, vor allem infolge der Reduzierung von ARk gegenüber AR und von (Tsk ausgang – Tsk eingang) gegenüber (Ts ausgang – Ts eingang) die Strömungsgeschwindigkeit wk gegenüber w wesentlich gesteigert werden müsste, wodurch vor allem eine deutliche Erhöhung der Pumpenleistung notwendig wird, ohne näher darauf einzugehen, dass hierdurch wiederum wesentliche Kenndaten der Anlage verändert werden, welche der Grundkonzeption der Anlage eindeutig widersprechen würden. _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 6 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Kennzeichnung des Zusammenhanges zwischen der Neigung zur Belagbildung und der Oberflächenbeschaffenheit des Edelstahlrohres, Charakteristik der Belagbildung Es ist bekannt, dass es bei der Berührung zwischen mechanisch bearbeiteten bzw. chemisch gebeizten Edelstahloberflächen und dem fließenden Medium speziell auch bei turbulenter Strömung in der strömungstechnisch beruhigten Grenzschicht grundsätzlich zu sogenannten chemo-physikalischen Reaktionen von Medienpartikeln mit den Berührungsflächen kommt, wodurch sich auf der Edelstahloberfläche punktförmig wachsend eine Belagschicht aufbaut, welche dem Charakter nach eine Zwischen- oder Grenzschicht darstellt, indem sich Partikel bevorzugt verankern und sodann weitere Partikel des Mediums an sich anlagern, wodurch letztlich geschlossene Schichtenbildung entsteht. Der Mechanismus des wachsenden Schichtaufbaues hängt neben den spezifischen Verhältnissen von Medium (Parameter)/ Edelstahloberfläche vor allem auch von zu beeinflussenden Größen der Edelstahloberfläche (Topographie, Morphologie, Energieniveau) ab und kann durch entsprechende Optimierung der Größen Topographie, Morphologie, Energieniveau in erheblichem Umfang beeinflusst und gesteuert werden. Diese Optimierung beginnt bei der richtigen Materialwahl, der exakten Spezifikation der Rohrqualität (Defektminimierung durch Verfahrensangaben und Durchführung von speziellen Prüfverfahren) und der Spezifikation geeigneter Oberflächenbehandlungsverfahren/ Prüfverfahren für die sensible Rohrinnenoberfläche durch fachgerechtes elektrochemisches Polieren nach erprobten Verfahren. Die Untersuchung der durch Schleifen und Polieren mechanisch bearbeiteten oder durch chemisches Beizen nachbehandelten Oberflächen des Standard-Edelstahlrohres hat gezeigt, dass sowohl nach geometrischen als auch nach energetischen Gesichtspunkten relativ ungünstige Verhältnisse vorliegen. Die Topographie der Oberfläche zeigt eine scharfkantige bzw. zerklüftete Gebirgslandschaft, deren Struktur ein Verankern von Fremdteilen grundsätzlich unterstützt. Profilkurve für die Standardoberfläche eines rostbeständigen Stahls. Rautiefe Ra 0,32 µm. Vergrößerung 10.000-fach kaltgezogene/kaltgewalzte Edelstahloberfläche chemisch gebeizt Abb. 6 Oberflächenstrukturen im typischen Rauheitsprofil; gemessen mit Hommel T 1000; lt = 4,8 mm _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 7 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Die morphologische Untersuchung der Metallstruktur zeigt, dass Gefügeänderungen infolge mechanischer Bearbeitung stattgefunden haben, wodurch eine deutliche Verschiebung des Energieniveaus der Oberfläche zu höheren Werten hin entstanden ist, was wiederum eine höhere Affinität zur Fremdstoffanlagerung bewirkt bzw. Keimcharakter für die Kristallisation von Fremdstoffen aus dem strömenden Medium schafft. Die Ergebnisse zeigen, dass die Keimbildung für das Schichtenwachstum des Belages weitgehend in der Eigenschaft der Metalloberfläche begründet liegt bzw. dass der mechanisch geschliffene bzw. kaltgefertigte und gebeizte Zustand der Edelstahloberfläche belegende Schichtenbildung begünstigt. 1 Austenit 2 Austenit und kalt verformter Ferrit 3 kaltverformter Ferrit 4 kaltverformter Ferrit und verformter Austenit 5 verformter Austenit 6 stark verformte Körner mit oxidischen Einschlüssen 7 verschiedene Oxide Abb. 7 Darstellung der nachteiligen Folgen von mechanischer Vorbearbeitung und Beseitigung dieser Nachteile durch elektrochemisches Polieren. (Quelle : J. Wulff; The Metallurgy of Surface Finish; Cambridge / Mass. 1983) Das obige Diagramm zeigt in klarer Weise den Einfluss der mechanischen Oberflächenbearbeitung auf die Tiefe der hierdurch veränderten Schicht. Im Vergleich dazu weist eine nach HENKEL-Verfahren®HE110 elektropolierte Metalloberfläche die ungestörte Struktur des Werkstoffs auf. Sie allein bietet an allen Punkten die unverfälschten Eigenschaften des Grundmaterials und garantiert eine absolute Reinheit. Damit entspricht ein elektropoliertes Werkstück auch den höchsten Forderungen aller Fertigungsbereiche der metallverarbeitenden Industrie. Gestörte Randzonen einer Metalloberfläche können verlässlich nur durch Elektropolieren beseitigt werden. Es ist ein Trugschluss, die Qualität einer Metalloberfläche durch Angabe eines Rautiefenwertes bestimmen zu wollen, denn damit wird lediglich eine quantitative Vergleichsgröße angegeben, die eine echte Vorstellung von der effektiven Oberflächengestalt nicht vermitteln kann. Über die chemische Zusammensetzung über Verunreinigungen in der Oberfläche, über die kristalline Struktur, über Mikrorisse oder über den Spannungszustand der äußersten Schichten sagt dieser Wert ohnehin nichts aus. _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 8 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Verbesserung der Oberflächenverhältnisse durch fachgerechtes elektrochemisches Polieren Versuche in der Richtung, die medienberührten Edelstahloberflächen technologisch durch eine gezielte Behandlung durch elektrochemisches Polieren mit einem Abtrag von ca. 12 – 15 µm zu verbessern, waren ausnahmslos positiv. Die Topographie der Oberflächen (Rauhigkeit Ra, Rz) zeigt sich bei mikroskopischer Betrachtung (V 500 bis 3.000-fach) ideal verrundet und eingeebnet. Die mechanisch beschädigte Materialschicht ist abgetragen, wodurch das Energieniveau der Oberfläche auf ein Minimum reduziert wurde. Die vorher relativ aktive Edelstahloberfläche stellt sich nun völlig passiv dar und zeigt eine wesentlich reduzierte Neigung für die Anhaftung von Fremdsubstanzen (strukturell wie energetisch). Profilkurve für die Standardoberfläche eines Edelstahlrohres 1.4404 chemisch gebeizt Rautiefe Ra = 0,32 µm, Vergrößerung 10.000-fach Aussehen nach 80 Stunden Betriebszeit in einem Eindampfapparat für Zellstoffablauge (typische Belagbildung) Profilkurve für ein nach HENKEL-Verfahren®HE110 elektrochemisch poliertes Edelstahlrohr 1.4404, Abtrag 15 µm, Rautiefe Ra = 0,20 µm, Vergrößerung 10.000-fach Aussehen nach 80 Stunden Betriebszeit Abb. 8 - frei von Verkrustungen Verhaltensunterschied gebeizter und elektrochemisch polierter Edelstahloberflächen im Betrieb _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 9 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Die chromoxidreiche Passivschicht zeigt eine gleichmäßige Dicke von ca. 1,5 – 2 nm; das Chrom-Eisenverhältnis in der Passivschicht zeigt Werte von ca. > 1,5 : 1, wobei die Messtechniken AUGER und ESCA durchwegs gut reproduzierbare Werte zulassen. Die praktischen Ergebnisse mit fachgerecht elektrochemisch polierten und konditionierten Edelstahloberflächen gehen konform mit den aus der Theorie zu erwartenden Auswirkungen. Der Zusammenhang zwischen dem Oberflächenzustand (Energieniveau, Rauhtiefe) und dem zeitlichen Verhalten der Wärmedurchgangszahl k bzw. der Belagbildung ist offensichtlich. Da die Belagkeimbildung vermieden wird, ist auch ein Schichtenaufbau nicht mehr zu erwarten, bzw. in Sonderfällen nur mehr in sehr abgeschwächter Form festzustellen. Die Versuche haben durchwegs gezeigt, dass fachgerecht elektrochemisch polierte Edelstahloberflächen Belagbildungen verhindern oder zumindest stark vermindern und somit wesentliche Produktionskosteneinsparungen erzielen lassen. Ziel: Untersuchung der Veränderung der Wärmeübertragung bei Verkrustung. Einfluss der Rohroberfläche auf die Entstehung von Verkrustungen. Ergebnis: Der Versuchsapparat war ein Eindampfapparat mit Zwangsumwälzung. Strömungsgeschwindigkeiten von 1 bzw. 1,5 m/s. Arbeitslösung ist Schwarzlauge mit 55-64% Feststoffgehalt. Verwendung längsgeschweißter Edelstahlrohre 1.4404, 51 x 1,5 mm. Standardausführung chemisch gebeizt. ® . Sonderausführung elektrochemisch poliert nach HENKEL-Verfahren HE110, Abtrag 13 µm. Nach 60 h: Verkrustungsbeginn bei gebeizten Rohren. Nach 200 h: elektrochemisch polierte Rohre sind noch völlig belagfrei. Der k-Wert ist konstant. Abb. 9 Verhalten des k- (λ) Wertes bei gebeizten und elektrochemisch polierten Rohren nach dem HENKEL-Verfahren®HE110 _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] AUFSATZ Nr. 35 / REV. 01 MODERNE OBERFLÄCHENBEHANDLUNGEN VON HOCHWERTIGEN EDELSTAHLROHREN FÜR DEN WÄRMETAUSCHEREINSATZ SEITE 10 / 10 _________________________________________________________________________________________________________ Schlussbemerkungen Die Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Vielzahl der Betriebsprobleme mit leistungsschwankenden bzw. inkrustierten Wärmetauschern in Verdampfersystemen dadurch gelöst werden können, indem die verwendeten Edelstahlrohre fachgerecht elektrochemisch poliert werden. Allerdings ist es von fundamentaler Bedeutung, dass zur Erzeugung technisch erstklassiger elektrochemisch polierter Rohre eine möglichst fehlerfreie Vorware in Form exakt spezifizierter und geprüfter Edelstahlrohrqualität Verwendung findet. Der Einsatz von Rohrstandardqualitäten nach DIN bzw. ISO ist erfahrungsgemäß eindeutig nicht ausreichend hinsichtlich der allgemeinen Fertigungs- und Prüfkriterien. Deshalb empfiehlt es sich neben der kritischen Auswahl der richtigen Werkstofflegierung, der Rohrfertigungsart (nahtlos/geschweißt) auch für die Rohrherstellung und die Abnahmeprozedur vom Rohrwerk eine Reihe von ergänzenden technischen Kriterien vorzugeben und sodann durch fachgerechtes elektrochemisches Polieren dem Apparatebauer bzw. dem Nutzer hochwertiges, geprüftes und zertifiziertes Rohrhalbzeug zur Verfügung zu stellen, das den Betriebsanforderungen in optimaler Weise entspricht und kostenintensive Betriebsstörfälle weitgehend vermeiden lässt. Umfangreiche praktische Erfahrungen in dieser Richtung haben gezeigt, dass fachgerecht elektrochemisch polierte Edelstahlrohre mit spezifischen Qualitäts- und Prüfkriterien wesentliche Einsparungen im Betriebsalltag erzielen lassen. Für weitere Auskünfte stehen wir Ihnen gern zur Verfügung _________________________________________________________________________________________________________ Dr.-Ing. Georg Henkel / Dipl.-Ing. Benedikt Henkel [email protected] DIENSTLEISTUNGEN UND PRODUKTE IM ÜBERBLICK Behandlungsverfahren von Metalloberflächen Chemisches Beizen, Chemisches Polieren, Elektrochemisches und chemisches Entgraten, Elektrochemisches Polieren, Passivieren, Derougen und professionelles Repassivieren, Färben von Edelstahl, Reinraumbehandlung und Qualitäts-Management. Rougemonitoring HPLG Henkel Passive Layer Guard zur Überprüfung der Passivschicht auf Edelstahloberflächen. HENKEL Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH & Co. KG Stoissmühle 2 A – 3830 Waidhofen / Thaya Tel : + 43 (0) 28 42 / 543 31 - 0* Fax : + 43 (0) 28 42 / 543 31 - 30 [email protected] www.henkel-epol.com Chemikalien und Elektrolyte Herstellung- und Verkauf von Elektrolyten, Passivierlösungen, Beiz- und Reinigungsmitteln. HENKEL Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH u. Co. KG An der Autobahn 12 D – 19306 Neustadt-Glewe Tel : + 49 (0) 387 57 / 66 - 0* Fax : + 49 (0) 387 57 / 66 - 122 [email protected] www.henkel-epol.com Anlagensanierung Vor-Ort Chemische Reinigung, Derougen und Repassivieren, Elektropolieren, Beizen und Passivieren. Komponenten Projekt Engineering Planung und Lieferung von schlüsselfertigen Anlagen. HENKEL Kémiai és Elektrokémiai Felületkezelö Kft H – 9172 Györzámoly, Központi Major Tel : + 36 (0) 96 / 352 - 035 Fax : + 36 (0) 96 / 585 - 035 [email protected] www.henkel-epol.com Rohre, Formteile, Sonderteile, Wärmetauscherrohre/-platten, Ventile, Pumpen, Leiterplatten, Lagerbehälter, Misch- und Ansatzbehälter, Kryostaten, Fermenter, Rührwerke und Einbauten, Reaktoren, Apparate und Anlagensysteme. Werkstoffe Technische Beratung / Schulung Oberflächenbehandlungsspezifikationen, Sonderlegierungen, Werkstoffwahl und Korrosionsschutz. Edelstahl (u.a. 1.4435, 1.4404/ 316L, 1.4539/ 904L, etc.), Nickel und Nickellegierungen (u.a. Alloy 59, Hastelloy®, Inconel®), Duplex, Aluminium, Kupfer, Niob, Titan, Nitinol, Zirkonium, C-Stahl. Die Oberfläche sichert den Wert des Bauteils Anwendungsbereiche Forschung & Entwicklung Gestaltung funktionaler Metalloberflächen, werkstoffspezifische Elektrolyte für die chemische und elektrochemische Oberflächenbehandlung von Metallen, Rouge Forschungsprojekte Pharmaindustrie, Chemische Industrie, Biotechnologie, Halbleiterindustrie, Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, Kosmetikindustrie, Kraftwerke, Kühlanlagen, Wärmetechnik, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, Architektur. Mehr Informationen finden Sie unter www.henkel-epol.com www.derouging.com www.hplg.at © Henkel Beiz- und Elektropoliertechnik GmbH u. Co. KG Rev. 24.09.2009 Bitte kontaktieren Sie uns [email protected]