Viermonatiges Praktikum an der University of Alberta, Kanada
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Viermonatiges Praktikum an der University of Alberta, Kanada
Viermonatiges Praktikum an der University of Alberta, Kanada August 2013 Im Oktober 2012 bekam ich eine Email von unserem Studienbüro über ein Praktikumsangebot (UARE) an der University of Alberta in Edmonton in Kanada in verschiedenen Fachbereichen. Für zwei Forschungsthemen der Mikrobiologie und Zellbiologie konnte ich mich besonders begeistern. Daraufhin wurde mir von meinem Studiengangskoordinator zugesagt, dass 16 Wochen Praktikum als 24 ECTS in meinem Master Biologie anerkannt werden würden, was fast dem Umfang eines ganzen Semesters entspricht. Da ich während meines Masterstudiums ins englischsprachige Ausland gehen wollte, startete ich meine Bewerbung ohne lange zu zögern. Die Bewerbung enthielt einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben, das Bachelorzeugnis sowie zwei Referenzschreiben von Professoren oder Betreuern der LMU. Zusätzlich legte ich einen Nachweis über einen Englischkurs an der LMU bei, da ein anderer Englischsprachtest nicht erforderlich war. Alle Unterlagen konnten online hochgeladen werden und die Bewerbung war kostenfrei. Bei Fragen zur Bewerbung konnte man sich direkt an Bola Fakuade ([email protected]) wenden, die im International Center an der University of Alberta arbeitet. Anders als im Internet angekündigt gab es keine weitere Auswahlrunde mit Interview. Ende Dezember erhielt ich eine Zusage für das Programm UARE mit einer Förderung von 5000 CAD und die Kontaktdaten meines Professors, mit dem ich daraufhin Emailkontakt hielt. Mitte Januar bekam ich wichtige Unterlagen, unter anderem den Letter of invitation und den award letter, per Email zugeschickt. Es folgte die Bewerbung für die Work permit und der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung beim DAAD. Dabei bekam man leider wenig Unterstützung vom International Center in Edmonton. Alle Informationen waren sehr allgemein gehalten und erforderten viel Eigenrecherche, wahrscheinlich weil sich die erforderlichen Unterlagen in den einzelnen Ländern stark unterscheiden. Von Deutschland aus musste ich kein Visum beantragen und benötigte nur einen gültigen Reisepass. Zuerst beantragte ich Anfang Februar die Work permit per Post von der kanadischen Botschaft in Wien (zuständig für Deutschland), da die Bearbeitungszeit 8 Wochen dauern könne. Nachdem diese Zeit abgelaufen war, hatte ich immer noch keine Bewilligung der Work permit erhalten, und mein Flug rückte näher. Leider war es sehr schwierig die kanadische Botschaft zu kontaktieren, um Auskunft zum Bearbeitungsstatus der Work permit zu bekommen. Ich fand heraus, dass man in meinem Fall die Arbeitserlaubnis auch direkt bei der Einreise am Flughafen beantragen könne, sodass ich alle Unterlagen nochmal zusammenstellte um darauf vorbereitet zu sein. Am Tag meiner Abreise erhielt ich dann kurz vor Abflug doch eine Email mit der Bewilligung meiner Work permit. Beim Umstieg in Toronto erfolgte die offizielle Einreise nach Kanada und die Ausstellung der Work permit für meinen Reisepass. Ebenso im Februar hatte ich bereits nach einem Zimmer in Edmonton Ausschau gehalten. Die Bewerbung im Wohnheim erschien mir recht aufwändig, zudem sind die Zimmer laut Internetangaben häufig unmöbliert. Darum suchte ich beim Internetportal rentingspaces.ca. Direkt die erste Anfrage war erfolgreich und ich erhielt ein sehr gutes Angebot für nur 350 CAD monatlich für ein Zimmer in einer WG zur Zwischenmiete. Da man als Praktikant kein Studententicket für öffentliche Verkehrsmittel bekommt, ist es gut in der Nähe vom Campus und der Whyte Ave (82nd Avenue) zu wohnen, die für Studenten zum Shoppen und Ausgehen bestens geeignet ist. Während meines Praktikums in Edmonton wollte ich nicht nur meine Englischfähigkeiten verbessern, sondern ebenso ein neues Labor und Arbeitsumfeld kennenlernen. Die Zellbiologie mit Hefezellen interessierte mich sehr, da ich bisher nur in Mikrobiologie mit Bakterien gearbeitet hatte. Neben den fachlichen Kompetenzen wollte ich neue Leute außerhalb meines Arbeitsumfeldes kennenlernen, sowohl Einheimische als auch internationale Studenten aus meinem UARE Programm. In meiner freien Zeit an den Wochenenden und in meinem zweiwöchigen Sommerurlaub wollte ich Kanada kennenlernen und die tolle Landschaft genießen, um danach wieder motiviert nach Deutschland zurückzukommen und meinen Master fortzusetzen. Sowohl ein Englischkurs während meines Bachelorstudiums als auch die Vorlesungen während des Masters in englischer Sprache hatten mich gut auf das Praktikum vorbereitet. Im Laufe meiner Bachelorarbeit und eines Forschungspraktikums hatte ich molekularbiologische Arbeitstechniken gelernt, die auch mit Hefezellen hilfreich sind. Ebenso hatte ich bereits einige Vorlesungen und Seminare im Bereich der Zellbiologie besucht. Die selbstständige Mikroskopie sowie die spezifischen Arbeitstechniken mit Hefezellen waren mir unbekannt. Mein Professor arbeitete anders als in Deutschland selbst im Labor und war daher mein direkter Anleiter und Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Laborarbeit. Das Praktikum erforderte sehr viel eigenständiges Arbeiten und ließ sehr viel Freiraum in der Gestaltung des Arbeitstages. Beides erfordert viel Disziplin und eigene Motivation, sich neue Fragestellungen zu überlegen und zu bearbeiten. Es wurden zwei Seminare in unserem Programm angeboten zum Thema Posterdesign und Posterpräsentation, die für mich jedoch bereits bekannte Informationen enthielten. Etwa nach der Hälfte des Praktikums gab es ein Poster Symposium, bei dem jeder Student die Möglichkeit hatte sein Forschungsprojekt auf einem Poster vorzustellen. Dies war sehr interessant und eine gute Austauschmöglichkeit mit anderen Teilnehmern des Programms. Poster Symposium des UARE Programms an der University of Alberta im Juli 2013 Während meines Praktikums waren nur sehr wenige Personen in unserem Labor beschäftigt, zusätzlich zu mir nur mein Professor, eine Bachelorstudentin und ein Masterstudent. Neben der gemeinsamen Laborarbeit wurden wir von meinem Professor abends zum Pizzaessen eingeladen, machten eine Grillparty mit allen Studenten der Zellbiologie und nahmen gemeinsam an einem Golfturnier teil. Zudem bekam ich immer hilfreiche Tipps zu meinen geplanten Wochenenden in die Rocky Mountains und die Umgebung. Der Laboralltag ließ genug Zeit um an den Wochenenden Ausflüge zu machen. Als Gruppe von 8 Leuten mieteten wir uns meist selbstständig Mietwagen am Flughafen und fuhren über die langen Wochenenden in den Nationalpark nach Jasper oder Banff, oder besuchten das Cowboyfestival Stampede in Calgary. Der deutsche Führerschein ist in Alberta nur 3 Monate gültig, anschließend benötigt man einen internationalen Führerschein, den man sich am besten in Deutschland ausstellen lässt. Übernachten kann man sehr unkompliziert in einem der Hostel für etwa 25 CAD pro Nacht. Das International Center bot ebenso Tages- und Wochenendausflüge in die Umgebung an. Leider wurden diese immer recht kurzfristig bekanntgegeben, dauerten oft nur 2 Tage und waren ziemlich kostspielig, da als Unterkünfte etwas hochwertigere Hotels angeboten wurden. Dagegen war der angebotene Tagesausflug ins Dinosauriermuseum in Drumheller und die Besichtigung der Hoodoos in den Badlands ein voller Erfolg. Zu einheimischen Kanadiern konnte man vor allem über die Arbeit Kontakt knüpfen. Ansonsten ergaben sich vor allem Kontakte zu internationalen Studenten, die man beim Besuch in einem der Wohnheime trifft, beim Salsa Tanzen oder Fußball Schauen in der Kneipe. Blick von Strathcona auf Downtown von Edmonton Im Laufe des Praktikums bietet das International Center ein Willkommenstreffen in einem nahegelegenen Park an oder ein Treffen um gemeinsam das Feuerwerk am Canada Day (1. Juli) anzuschauen. Ansonsten kann man mittwochs abends im Funky Buddha Salsa tanzen oder sich mit Freunden im Emily Murphy Park zum Grillen treffen. Mit der Onecard, die man auch als Praktikant bekommt, kann man für 20 CAD pro Monat im Butterdome auf dem Campus schwimmen gehen oder einfach im River Valley Laufen oder Radfahren. Da man kein Studententicket für die öffentlichen Verkehrsmittel bekommt, kann man sich ein gebrauchtes Fahrrad kaufen, zum Beispiel bei Bicycle Commuters' Society, wobei man im Straßenverkehr als Radfahrer sehr vorsichtig sein muss. Zum Einkaufen eignet sich der no frills, der etwas günstiger erscheint. Ansonsten gibt es aber in fast allen Supermarktketten eine kostenlose Clubkarte, mit der man einige Rabatte bekommt. Das Stipendium in Höhe von 5000 CAD wurde in Form von zwei Schecks vom International Center ausgezahlt. Diese kann man auf einem Konto einzahlen. Die CIBC Bank nahe dem Campus gilt als sehr studentenfreundlich und macht auch Studentenkontos ohne gültige Studentenbescheinigung für die University of Alberta. Ausflug zum Banff National Park am langen Wochenende von Canada Day (1.Juli). Insgesamt sind die Menschen hier in Edmonton unglaublich freundlich und hilfsbereit, egal ob im Supermarkt oder in der Post. Generell haben Fußgänger Vorrang beim Überqueren der Straße, woran man sich als Radfahrer erstmal gewöhnen muss. Auch das Wetter ist sehr sonnig, wobei wir im Juni und Juli oft Gewitter nachmittags hatten. Alle Einwohner hier sagen, dass der Sommer die beste Zeit im Jahr ist, um nach Edmonton zu kommen. Im Winter gibt es hier Temperaturen von bis zu minus 40°C, die sie nur für den tollen Sommer in Kauf nehmen. Insgesamt fällt mir der englische Sprachgebrauch leichter, wobei alle Leute unseren starken deutschen Akzent zu hören scheinen und fragen woher man kommt. Trotzdem es manchmal schwierig war mich selbst immer wieder für die Laborarbeit zu motivieren, habe ich wertvolle Erfahrungen in der Arbeit mit Eukaryoten und der Mikroskopie gesammelt. Die Ausflüge in die Nationalparks waren sehr spannend und die Natur ist wirklich beeindruckend. Da mein Professor nächstes Jahr vermutlich nicht hier in Edmonton ist, ist ein Praktikum in dieser Arbeitsgruppe wahrscheinlich nicht möglich. Aber es gibt zahlreiche Stellen in den verschiedensten Bereichen, nicht nur in der Biologie. Im September 2013 werde ich nach 4 Monaten nach München zurückkehren, um einige Erfahrungen reichen und mit neuer Energie mein Masterstudium zu beenden.