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EINS DAS MAGAZIN DER BG KLINIKEN EINS DAS MAGAZIN DER BG KLINIKEN INWIEFERN WIRD DIE FUSION UNSEREN BERUFSALLTAG VERÄNDERN ? Hendrik Schmitt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie WIRD DAS GEWINNSTREBEN, DAS BEI ANDEREN KONZERNEN VORHERRSCHT, AUCH BEIM KLINIKVERBUND EINE ROLLE SPIELEN ? Susann Czekay-Stohldreier, Beauftragte für betriebliches Gesundheitsmanagement WERDEN DURCH DIE FUSION STELLEN ABGEBAUT ? Dr. Hans-Werner Kranz, ltd. Oberarzt, Ambulanz, Reha-Plan-Sprechstunde WIE VIEL ZENTRALISATION GIBT ES DURCH DIE KONZERNBILDUNG AUF DEN FÜHRUNGSEBENEN ? Silvia Badstöber, Sekretärin Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie DÜRFEN WIR IN ZUKUNFT NOCH EIGENSTÄNDIG AUSWÄHLEN UND EINKAUFEN ? Christian Peezat, Ulrike Ahrens, Küchenleitung GIBT ES ZUKÜNFTIG EINEN FACHBEZOGENEN WISSENSAUSTAUSCH ZWISCHEN DEN STANDORTEN ? Ina Oslislo, Radiologieassistentin GIBT ES ÄNDERUNGEN FÜR UNS MITARBEITER ? Florian Wurm, Berufsfachschüler Krankenpflege BESTEHT DURCH DIE FUSION DIE MÖGLICHKEIT, EINEN EINBLICK IN NDERE STANDORTE ZU BEKOMMEN ? A Sandra Kühne, physikalische Therapie 10 EINS 2016 INHALT 12 Die Erfolgsgeschichte f ortschreiben 14 Leuchttürme für Akut- und Reha-Medizin 16 Ein gemeinsames Ziel 20 Klare Strukturen 22 Selbstverwaltung als O rganisationsprinzip 24 Standorte 26 Fragen und Antworten 30 Umfrage 32 Im Operationssaal zählt jede Minute 34 Die Güte sichtbar machen 38 Die digitale Uhr läuft 40 Neurotraumatologisches Screening 42 Umfrage 44 Mehr Datenfutter für G ehroboter EINS 2016 11 46 Die Suche nach dem besten Weg 48 Umfrage 50 Sichtbare Zusammenarbeit 52 Beste Bedingungen für die klügsten Köpfe 54 Weit mehr als Yoga und Obstsalat 56 Lernen von den Besten 60 Neue Wege in der I nvestitionsplanung 64 Gebündelte Stärken 66 Impressum 12 EINS 2016 Grußwort DIE ERFOLGSGESCHICHTE FORTSCHREIBEN Die gesetzliche Unfallversicherung und mit ihr die berufsgenos senschaftlichen Akut- und Rehakliniken blicken auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurück. Was an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert aus einem Mangel an medizinischer Versorgung von Arbeitnehmern in Industrieregionen seinen Anfang nahm, spielt heute eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung der Versicherten. EINS 2016 13 Von links nach rechts: Jürgen Waßmann, Dr. Rainhardt Freiherr von Leoprechting, Klaus Peter Röskes und Hans-Peter Kern DIE BG KLINIKEN HABEN BEWIESEN, DASS SIE SICH AUS EIGENER KRAFT FIT FÜR DIE ZUKUNFT MACHEN KÖNNEN. Durch den Zusammenschluss der BG Kliniken ist am 1. Januar 2016 ein integriertes Gesundheitsunternehmen ans Netz gegangen, das seinesgleichen sucht: die BG Kliniken verfügen nicht nur über den höchsten Case-Mix-Index und die höchste Investitionsquote aller Krankenhäuser, sondern gehören mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz gleichzeitig auch zu den größten Klinikgruppen in Deutschland. Doch der deutsche Gesundheitsmarkt befindet sich im Wandel: Fachkräfte wandern ab, Patientenzahlen steigen, Kliniken schließen, Spezialisierungen nehmen zu. Dies stellt auch die medizinischen Versorgungseinrichtungen der gesetzlichen Unfallversicherung vor die große Herausforderung, in den kommenden Jahren eine gleichbleibend hohe Behandlungsqualität sicherzustellen. Die BG Kliniken und die gewerblichen Berufsgenossenschaften sowie die Unfallkassen als ihre Träger haben diese Zeichen der Zeit erkannt. Und sie haben gehandelt. Dass dabei aus Wunsch nun Wirklichkeit wird, verdanken sie vor allem dem großen Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den einzelnen Standorten und dem Ehrenamt der gesetzlichen Unfallversicherung. In zahlreichen Konferenzen, Sitzungen, Meetings und Gesprächen haben die Entscheidungsgremien der Selbst verwaltung und Experten aller Fachebenen und Leistungs bereiche das Fundament für ein Gesundheitsunternehmen geschaffen, das nichts weniger als eine unangefochtene Spitzenposition in der Akutversorgung und Rehabilitation von Unfallopfern und Patienten mit Berufskrankheiten im gesamten Bundesgebiet beanspruchen wird. Mit anderen Worten: Die BG Kliniken haben bewiesen, dass sie sich aus eigener Kraft fit für die Zukunft machen können. Dennoch liegt weiterhin viel Arbeit vor uns. Die rechtlichen Grundlagen sind zwar geschaffen; jetzt geht es aber darum, das neue Unternehmen auch mit Leben zu füllen und aktiv zu gestalten – und die Chancen zu nutzen, die sich aus der neuen Organisationsstruktur ergeben. Systematischer Wissensaustausch zwischen den Stand orten, noch bessere Arbeitsbedingungen für alle Berufsgruppen und vor allem der gemeinschaftliche Einsatz für mehr I nnovation und Flexibilität in der Versorgung unserer Versicherten sind dabei nur einige Beispiele für das enorme Entwicklungspotenzial dieser bislang komplexesten Krankenhausfusion der Bundesrepublik. Auch diese besondere Aufgabe liegt vor allem in den Händen der Fachkräfte vor Ort. Und genau deshalb kann man mehr als zuversichtlich sein, dass nach dem formalen nun auch der inhaltliche Zusammenschluss der BG Kliniken gelingt und die Erfolgsgeschichte der gesetzlichen Unfallversicherung damit fortgeschrieben wird. Jürgen Waßmann Dr. Rainhardt Freiherr Vorsitzender des von Leoprechting Hauptausschusses Vorsitzender des Hauptausschusses Klaus Peter Röskes Hans-Peter Kern Vorsitzender der Vorsitzender der GesellschafterversammlungGesellschafterversammlung 14 EINS 2016 Interview LEUCHTTÜRME FÜR AKUT- UND REHA-MEDIZIN Herr Nieper, Sie sind Geschäftsführer der neuen Dachgesellschaft der BG Kliniken. Was hat den Ausschlag für die Fusion gegeben? Der Zusammenschluss der BG Kliniken ist letztlich Teil eines großen Reformprozesses innerhalb der gesamten gesetzlichen Unfallversicherung, mit dem ihre Träger auf gesellschaft lichen Wandel, die veränderten Ansprüche und Bedürfnisse der Versicherten reagieren. Wir als BG Kliniken begegnen damit gleichzeitig auch den Bedingungen eines Wettbewerbsumfeldes, in dem wir uns flexibel bewegen und unternehmerisch noch besser behaupten wollen. Warum macht gesellschaftlicher Wandel Reformen in der medizinischen Rehabilitation notwendig? Die gesetzliche Unfallversicherung und die BG Kliniken haben ihre gemeinsamen Ursprünge im Zeitalter der Industrialisierung. Heute leben wir in einer Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft. In den über 100 Jahren dazwischen ist einiges geschehen. Erwerbstätigkeit wird mittlerweile von ganz anderen Einflussfaktoren geprägt. Das wirkt sich natürlich auf die typischen Merkmale von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten aus. Gleichzeitig altert unsere Gesellschaft, die Krankheitsbilder der Menschen ändern sich. Darauf müssen und wollen die BG Kliniken als Innovationstreiber der Gesundheitsversorgung reagieren. Welche Position im deutschen Klinikmarkt strebt das Gesamtunternehmen BG Kliniken denn an? Die BG Kliniken wollen die dauerhafte Führungsposition in der Akutversorgung und Rehabilitation von Unfallopfern und Menschen mit Berufskrankheiten. Unsere bisherigen Strukturen wurden diesem Anspruch immer weniger gerecht, waren nicht mehr zeitgemäß. Und damit ist nicht gemeint, dass die BG Kliniken sich nun der Gewinnmaximierung verschreiben wollen. Im Gegenteil: wir sind diesen Schritt gegangen, gerade weil wir unsere traditionellen Werte der Gemeinnützigkeit, Daseinsfürsorge, Mitbestimmung und der gesellschaftlichen Teilhabe so hoch schätzen und aufrecht erhalten wollen. Das klingt, als hätten die BG Kliniken einen gesellschaft lichen Auftrag. Unser Auftrag ist der Auftrag der gesetzlichen Unfallversi cherung, die BG Kliniken sind ihre medizinischen Leistungserbringer. Die 76 Millionen Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung stellen also potenzielle Patientinnen und Patienten dar. Selbstverständlich besitzen wir damit eine gesellschaftliche Verantwortung. Aber das gilt letztlich für jede andere Klinik oder Klinikgruppe, die im Krankenhausplan steht und eine Grundversorgung sicherstellt. Öffentliche und private Krankenhausträger sind dabei nur den Geboten des Sozialgesetzbuchs V unterworfen. Unser gesetzlicher Versorgungsauftrag nach dem Sozialgesetzbuch VII lautet da gegen, die Gesundheit der Patienten „mit allen geeigneten Mitteln“ wiederherzustellen. Das verpflichtet natürlich noch einmal besonders und wird überwacht von einer einmaligen Führungsstruktur: dem Ehrenamt aus Versicherten- und Arbeitgebervertretern. Was ändert sich durch die Einbindung in einen bundesweiten Konzern für die Kliniken vor Ort? Jede BG Klinik ist seit 1. Januar 2016 Teil eines einheitlichen Unternehmens und trägt damit zur Verwirklichung einer Gesamtstrategie bei. Gleichzeitig besitzt jede Klinik individuelle Stärken und Kompetenzen, die über viele Jahre gereift und gewachsen sind. Das müssen wir nun strukturell zusammenbringen. Und davon sind vor allem die Verwaltungsbe reiche und Leitungsebenen betroffen. Im operativen Geschäft, in der täglichen Arbeit vor Ort ändert sich erst einmal wenig – unsere Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Physiotherapeu- EINS 2016 15 ten gehören bereits zu den Besten ihres Fachs. Perspektivisch wollen wir uns aber natürlich auch hier in den Strukturen und Prozessen der medizinischen Leistungen weiter verbessern. Wie weit und in welchen Bereichen sind die BG Kliniken denn schon zusammengewachsen? Die gemeinsame Projektarbeit der Standorte ist teilweise bereits vor einigen Jahren angelaufen, als mit Gründung unseres Vorgängervereins die Idee eines gemeinsamen Klinikverbundes erstmals konkrete Formen annahm. Und vieles davon wurde bereits sehr erfolgreich auf den Weg gebracht. Insbesondere im Personal- und Kommunikationsbereich haben wir schon jetzt Standards erreicht, die einem Vergleich mit anderen Klinikgruppen standhalten, wenn nicht sogar mehr. In den Kernbereichen wie Medizin, Infrastruktur, Finanzen aber brauchten wir erst die nötigen Rechtsgrundlagen, um eine Zukunftsstrategie für die BG Kliniken entwickeln zu können. Und die liegen jetzt endlich vor. Welche Rolle spielen und spielten die einzelnen Ressorts bei der Fusion? Die Arbeitsgruppen in der Geschäftsstelle und an den Stand orten haben das Gesamtvorhaben von Beginn an maßgeblich mitgestaltet. Ein so komplexer Prozess wie die Entwicklung einer Holdingstruktur für 13 unabhängige Wirtschaftsunternehmen und deren Töchter wirkt von außen sehr undurchsichtig. Da ist es natürlich eine große Hilfe, auf die Sacharbeit der Ressorts verweisen zu können, um die großen Entwicklungspotenziale des neuen Unternehmens zu belegen und aus abstrakten Vorstellungen konkrete Erfahrungen zu machen. Durch Gemeinschaftsprojekte wie das Karriereportal der BG Kliniken oder die vereinheitlichten Webauftritte wurde der Konzern schon erlebbar, als viele noch gar nicht daran geglaubt haben. Das hat der Fusion enormen Rückenwind gegeben, viele Zweifler überzeugt und die BG Kliniken damit letztlich auch ins Ziel gebracht. Die Ressorts und ihre Arbeitsgruppen sind unsere Entwicklungslabore für neue Ideen, sie bilden die Schnittstelle zwischen operativem Tagesgeschäft der Kliniken und ihrer strategischen Ausrichtung als Gesamtunternehmen. Und was kommt als Nächstes? Es gibt immer noch sehr, sehr viel zu tun. Zunächst muss die Arbeitsfähigkeit des neuen Unternehmens hergestellt werden: die Entscheidungsgremien treten erstmals zusammen, erste Zentraleinheiten wie die gemeinsame Vergabestelle und Rechtsabteilung werden aufgebaut. Weiterhin ist auch die Bestandsaufnahme noch nicht abgeschlossen: Anfang 2016 ist erstmals ein einheitliches übergreifendes Informationssystem zur Unterstützung der Führungskräfte von Dachgesellschaft und BG Kliniken gestartet worden. Dieses sogenannte „Steuerungs- und Informa tionssystem für Management, Beteiligungen und Ausschüsse“ soll künftig auf Konzernebene und in der Kommunikation mit jeder Einrichtung durch einheitliche Berichte einen strukturierten Austausch zu wichtigen Kennzahlen und Informationen ermöglichen. Und dann sind da natürlich noch aktuelle Themen wie Bauprojekte, die Beschaffung von Medizintechnik, das Patientendatenmanagement oder das neue Vergütungssystem. Ihre Vision bitte: Wo stehen die BG Kliniken im Jahr 2020? Ganz vorne natürlich. Aber im Ernst: das hängt davon ab, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen gemeinsam hinbringen wollen. Das Herz der BG Kliniken sind die Fachkräfte vor Ort. Die Erfolgsgeschichte der BG Kliniken wird nicht am Schreibtisch fortgeschrieben, sondern an Patientenbetten, an Reha-Geräten, in Operationssälen. Und dort gibt es Dinge, die können BG Kliniken gut und es gibt Dinge, die können BG Kliniken am besten. Diese müssen die BG Kliniken jetzt weiter in Einklang bringen mit den Anforderungen ihrer Träger und dem Anspruch, dauerhaft Leucht türme für Akut- und Reha-Medizin in Deutschland zu sein. 16 EINS 2016 Historie EIN GEMEINSAMES ZIEL 1884 1890 Unter der Kanzlerschaft von Otto von Bismarck wird die gesetzliche Unfallversicherung im Rahmen der Sozialgesetze eingeführt Die „Bergbau-Berufsgenossen schaftlichen Krankenanstalten Bergmannsheil“ in Bochum sind das erste Unfallklinikum der Welt EINS 2016 17 Der Zusammenschluss der BG Kliniken in einem Konzern kommt nicht aus dem Nichts. Ein roter Faden zieht sich durch die 125-jährige Geschichte der Kliniken. Ihre gesamte Entwicklung ist getragen von der festen Überzeugung, dass Patienten mit arbeitsbedingten Verletzungen und Erkrankungen die beste Behandlung benötigen, wenn ihre Arbeitsfähigkeit möglichst vollständig wiederhergestellt werden soll. Dieser Grundsatz gilt schon zur Gründung des ersten Unfallklinikums der Welt in Bochum und setzt sich bei jeder weiteren medi zinischen Versorgungseinrichtung der gesetzlichen Unfallversicherung nahtlos fort. Dass die Stärken der verschiedenen BG Kliniken jetzt in einem Gesamtunternehmen zusammengefasst sind, erscheint im Spiegel der Geschichte daher als logische Folge. 1884 Im Rahmen von Bismarcks Sozialgesetzen entsteht die Unfallversicherung. Das Unfallversicherungsgesetz verpflichtet Unternehmen, Berufsgenossenschaften zu gründen. Sie finanzieren sich aus Beiträgen der Unternehmen und stellen diese von den Risiken für Arbeitsunfälle ihrer Arbeitnehmer frei. Dieses Prinzip gilt bis heute. 1890 Das erste Unfallklinikum der Welt eröffnet in Bochum unter dem Namen „Bergbau-Berufsgenossenschaftliche Krankenanstalten Bergmannsheil“. Die Knappschafts-Berufsge nossenschaft reagiert damit auf die hohen Unfallzahlen im Ruhrbergbau. 1894 In Halle eröffnet das Hospital Bergmannstrost mit 132 Betten. 1926 Die Unfallbehandlungsstelle Bremen geht in Betrieb. 1894 Mit 132 Betten eröffnet das Hospital Bergmannstrost in Halle 18 EINS 2016 1953 Das „Hermann-Schramm-Haus – Berufsgenossen schaftliches Unfallkrankenhaus mit Sonderstation“ eröffnet in Murnau. 1956 Eröffnung der Unfallbehandlungsstelle Berlin 1957 Die Berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken in Duisburg und Tübingen gehen in Betrieb. 1959 Das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus Hamburg eröffnet mit 240 Betten. 1962 Das Berufsgenossenschaftliche Unfallklinikum Frankfurt am Main nimmt den Betrieb auf. 1963 In Bad Reichenhall wird die BG Klinik für Berufs krankheiten eröffnet. 1968 Die BG Unfallklinik Ludwigshafen startet mit der Patientenversorgung. 1958 1985 Die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher Kliniken (VBGK) gründet sich. 1992 Neun Berufsgenossenschaften und eine Unfallkasse schließen sich zum Trägerverein für die Berufsgenossenschaftliche Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein zusammen. 1997 Das Unfallkrankenhaus Berlin eröffnet in gemeinsamer Trägerschaft des Landes Berlin und gewerblicher Berufs genossenschaften. 16.9.2010 Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und BG Kliniken gründen den „Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (KUV)“. Er löst die VBGK ab. 5.6.2014 Die Mitgliederversammlungen von KUV und DGUV beschließen, dass die Akut- und Rehakliniken der gesetz 1993 Richtfest am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Hamburg – ein Jahr später ist die Eröffnung Mit einem feierlichen Akt wird der Grundstein für das Unfall krankenhaus Berlin gelegt, das im Jahr 1997 eröffnet EINS 2016 19 lichen Unfallversicherung zukünftig als ein Unternehmen betrieben werden. 27.11.2014 Die Mitgliederversammlungen von DGUV und KUV legen den Zeitplan für den Zusammenschluss der BG Kliniken in der Rechtsform gemeinnütziger GmbHs fest. 11.6.2015 Die BG Kliniken und ihre Träger gründen die Dachgesellschaft „BG Kliniken – Klinikverbund der gesetz lichen Unfallversicherung gGmbH“. 1.1.2016 Die Fusion der BG Kliniken ist abgeschlossen. 2016 Die BG Kliniken sind ein K linikverbund 20 EINS 2016 KLARE STRUKTUREN Geschäftsführung Stabsstelle Unternehmens kommunikation und Marketing Stabsstelle Strategie und Koordination Ressort Kunden und Markt Ressort Medizin Stabsstelle Klinikangelegenheiten Stabsstelle Interne Revision Ressort Personal und Recht Ressort Infrastruktur Ressort Finanzen und Controlling Informationstechnologie Einkauf und Logistik Investitionen und Bau EINS 2016 21 Die Dachgesellschaft der BG Kliniken Eine Geschäftsführung, fünf Ressorts, vier Stabsbereiche – das ist die Grundstruktur des „BG Kliniken – Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH“ mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen versteht sich als Konzern der individuellen Stärken und dezentralen Strukturen. Deshalb lebt die Dachgesellschaft vom intensiven Austausch mit den Standorten. Die Dachgesellschaft der BG Kliniken wird von Reinhard Nieper geleitet. Nieper führt die laufenden Geschäfte, berichtet an den Hauptausschuss und die Gesellschafterversammlung und vertritt das Gesamtunternehmen nach außen. Dabei unterstützen ihn vier Stabsbereiche für Unternehmenskommunikation und Marketing, Strategie und Koordination, Klinikangelegenheiten und interne Revision. Die zentralen Geschäftsfelder der BG Kliniken sind in fünf Ressorts gegliedert: Kunden und Markt, Medizin, Personal und Recht, Infrastruktur mit den Teilbereichen IT, Einkauf und Logistik sowie Investitionen und Bau, sowie Finanzen und Controlling. Diese Ressorts übernehmen zentrale Leistungen für die Kliniken und treiben die Entwicklung des Gesamtunternehmens voran. Dazu pflegt jedes Ressort und jeder Bereich vielfältige Formen der Zusammenarbeit mit den Experten vor Ort in den Kliniken. Ob Arbeitsgruppen, Jours fixes, Videokonferenzen oder gemeinsame Fortbildungen — der Wissenstransfer und Informationsaustausch mit den Standorten ist die starke Basis, auf der das Konzerndach aufbaut. Für Kernbereiche wie das Ressort Medizin wurden zusätzlich Expertengremien wie der Medizinische Beirat der Ärztlichen Direktoren institutionalisiert, der wiederum durch Arbeitsgruppen für die verschiedenen medizinischen Leistungsbereiche unterstützt wird. Aber auch zu sehr speziellen Themen gibt es regelmäßig zusammentretende Expertengremien. So treffen sich etwa die Verantwortlichen für betriebliches Gesundheitsmanagement zweimal pro Jahr und die Facility-Manager der BG Kliniken kommen regelmäßig zu Workshops und Klausurtagungen mit den Experten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zusammen. Auch der enge Austausch zwischen der Dachgesellschaft und den Akutkliniken, Kliniken für Berufserkrankungen und Unfallbehandlungsstellen ist gewährleistet. Viermal im Jahr finden in Berlin die sogenannten Klinikwochen statt. Dort werden zentrale Anliegen der einzelnen Einrichtungen besprochen und bei Bedarf in die jeweiligen Entscheidungsgremien eingebracht. So sind die Interessen der Kliniken jederzeit auf höchster Konzernebene vertreten. 22 EINS 2016 SELBSTVERWALTUNG ALS ORGANISATIONSPRINZIP Fachausschüsse Gesellschafterversammlung Hauptausschuss Regionalausschüsse Dachgesellschaft EINS 2016 23 Auch als Konzern halten die BG Kliniken am Prinzip der Selbstverwaltung fest. Das spiegelt sich in sämtlichen Entscheidungsgremien des Unternehmens. Die gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland ist seit jeher nach dem Prinzip der Selbstverwaltung paritätisch organisiert. Und das gilt natürlich auch für ihre medizinischen Versorgungseinrichtungen und deren Gremien. Als höchstes Entscheidungsgremium der BG Kliniken ist die Gesellschafterversammlung daher zu gleichen Teilen mit Arbeitgeber- und Versichertenvertretern besetzt, die von den gewerblichen Berufsgenossenschaften und neun Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand benannt werden. BG Kliniken Auch der Hauptausschuss besteht zu gleichen Teilen aus Arbeitgeberund Versichertenvertretern der Gesellschafter. Er überwacht und berät die Geschäftsführung des „BG Kliniken – Klinikv erbundes der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH“. Ferner wirkt er maßgeblich an der strategischen Planung mit und legt der Gesellschafterversammlung Beschlussvorschläge vor. Dem Hauptausschuss sind fünf Fachausschüsse für die Geschäftsbereiche Kunden und Markt, Medizin, Personal und Recht, Infrastruktur sowie Finanzen und Controlling zur Seite gestellt. Die Fachausschüsse unterstützen den Hauptausschuss in spezifischen Fragen, die mehrere Einrichtungen oder das Gesamtunternehmen betreffen. Die vier Regionalausschüsse wiederum dienen dem systema tischen Austausch zwischen den Kliniken und beraten die Fachausschüsse und den Hauptausschuss bei standortspezifischen Fragen. So ist der Regionalausschuss Nord zuständig für die Akutkliniken in Berlin, Halle und Hamburg und die Unfallbehandlungsstellen. Der Regionalausschuss Süd fasst die Klinikstandorte Ludwigshafen, Murnau und Tübingen zusammen. Die BG Kliniken in Bochum, Duisburg und Frankfurt sind im Regionalausschuss West organisiert, und der vierte Ausschuss repräsentiert die beiden BG Kliniken für Berufskrankheiten in Bad Reichenhall und Falkenstein. 24 EINS 2016 STANDORTE BG Klinikum Hamburg Gründung: 1959 Beschäftigte: 2.174 Betten: 735 Fälle: 39.992 BG Ambulanz Bremen Gründung: 1926 Beschäftigte: 86 Fälle: 14.000 BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum Gründung: 1890 Beschäftigte: 2.122 Betten: 652 Fälle: 88.357 BG Klinikum Duisburg Gründung: 1957 Beschäftigte: 706 Betten: 337 Fälle: 53.344 BG Unfallklinik Frankfurt am Main Gründung: 1962 Beschäftigte: 800 Betten: 360 Fälle: 82.770 BG Klinik Ludwigshafen Gründung: 1968 Beschäftigte: 1.139 Betten: 528 Fälle: 81.119 BG Klinik Tübingen Gründung: 1957 Beschäftigte: 944 Betten: 336 Fälle: 55.463 EINS 2016 25 BG Unfallbehandlungsstelle Berlin Gründung: 1956 Beschäftigte: 48 Fälle: 9.721 Unfallkrankenhaus Berlin Gründung: 1997 Beschäftigte: 1.600 Betten: 550 Fälle: 98.785 BG Klinikum Bergmannstrost Halle Gründung: 1894 Beschäftigte: 1.300 Betten: 574 Fälle: 47.000 BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein Gründung: 1992 Beschäftigte: 86 Betten: 130 Fälle: 1.371 BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall Gründung: 1963 Beschäftigte: 97 Betten: 138 Fälle: 1.736 BG Unfallklinik Murnau Gründung: 1953 Beschäftigte: 2.048 Betten: 527 Fälle: 45.034 26 EINS 2016 FRAGEN UND ANTWORTEN WEM GEHÖRT DER KLINIKVERBUND? Träger der Dachgesellschaft „BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH“ sowie ihrer Tochterunternehmen sind die gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen. Die Anteilsverhältnisse stellen sich nach der Kapitalerhöhung zum 1.1.2016 wie folgt dar: 5,5 % BGN 0,1 % Unfallkassen* 5,6 % BGW 6,6 % BG Verkehr 19,8 % BGHM 9,6 % BG ETEM 18,5 % BG Bau 10,0 % BGHW 11,3 % BG RCI *UK Baden-Württemberg, UK Sachsen-A nhalt, UK Sachsen, KUV Bayern, UK Hessen, UK Nord, GUVV Oldenburg, UK Bremen, UK Saarland. 13,0 % VBG EINS 2016 27 DIE BG KLINIKEN VERSTEHEN SICH ALS KONZERN DER INDIVIDUELLEN STÄRKEN. WERDEN DIE ALLEIN STELLUNGSMERKMALE DER EINZELNEN KLINIKEN VERSCHWINDEN? Nein. Die BG Kliniken verstehen sich als Konzern der individuellen Stärken. Jeder Standort wird seine Alleinstellungsmerkmale behalten und im regionalen Wettbewerb weiter ausbauen. Durch die Fusion wird dies sogar unterstützt, da die Sichtbarkeit der BG Kliniken in der deutschen Krankenhauslandschaft zusätzlich erhöht wird. IST DAS PRINZIP DER SELBSTVERWALTUNG AUCH IN DER NEUEN STRUKTUR SICHERGESTELLT? Ja. Im Klinikverbund entscheiden die Berufsgenossenschaften und die am Verbund beteiligten Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand im Rahmen von Gesellschafterversammlungen über Grundsatzangelegenheiten. Die Gesellschafterversammlungen der einzelnen Standorte und der Dachgesellschaft sind dabei jeweils paritätisch mit Versicherten- und Arbeitgebervertretern besetzt. Im Gegensatz zur bisherigen Struktur ist die Beteiligung der Selbstverwaltung an richtungsweisenden Unternehmensentscheidungen direkter und verbindlicher. WERDEN FORT- UND WEITERBILDUNGSMASSNAHMEN KÜNFTIG AUCH HAUSÜBERGREIFEND DURCHGEFÜHRT? Im Personalbereich gibt es eine intensive Kooperation der Standorte. Das zeigt sich zum Beispiel am gemeinsamen Karriereportal (siehe Seite 50) und das gilt auch für die Personalentwicklung. In einigen Bereichen finden konzernweite Fortbildungen bereits statt, zum Beispiel für Personalsachbearbeiter. Auch an Konzepten zur Qualifizierung von Führungskräften im Konzern wird gearbeitet. 28 EINS 2016 WELCHEN EINFLUSS HAT DIE KONZERNGRÜNDUNG AUF DIE ENTSCHEIDUNGSWEGE IM KLINIKVERBUND? Im Vergleich zum bisherigen losen Zusammenschluss der Kliniken können Entscheidungen jetzt besser umgesetzt werden. Durch wesentlich kürzere Entscheidungswege kommt es zu weniger Informations- und Zeitverlusten. Das spart Management- und Umsetzungsressourcen, steigert die Rechtssicherheit und erhöht perspektivisch auch die Motivation der Mitarbeiter. WAS BRINGT DIE KONZERNBILDUNG FÜR DIE QUALITÄT IN DEN KLINIKEN? Auch wer gut ist, kann noch besser werden. Getreu diesem Motto wird davon ausgegangen, dass die Konzernbildung Vorteile für die Qualität der Behandlung in den BG Kliniken bringt. Gute Voraussetzungen dafür sind die verbundweite Einführung höchster Standards und das Bündeln des bereits vorhandenen Know-hows. Gezieltes Wissensmanagement und die Förderung des Wissenstransfers zwischen den Standorten werden die Prozess- und Patientensicherheit steigern und die Qualität der Versorgung verbessern. GEZIELTES WISSENSMANAGEMENT UND DIE FÖRDERUNG DES WISSENS TRANSFERS ZWISCHEN DEN STANDORTEN WERDEN DIE QUALITÄT DER VERSORGUNG VERBESSERN. EINS 2016 29 WERDEN DURCH DIE FUSION STELLEN ABGEBAUT? Nein. Ein Stellenabbau ist nicht Ziel der Fusion. Im Gegenteil: In einzelnen Bereichen ist vorgesehen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kliniken zusätzliche Aufgaben für den Gesamtkonzern übernehmen. Die Umwandlung in die Rechtsform einer gGmbH hat auch keine Auswirkungen auf die Arbeitsverträge. WIE KANN DIE FUSION AUCH IM BEREICH DER MEDIZINISCHEN VERSORGUNG UND FORSCHUNG SYNERGIEN BRINGEN? In der medizinischen Versorgung gibt es verschiedene Pilotprojekte an einzelnen Standorten. Wenn diese Projekte erfolgreich laufen, können sie im Konzern auch an anderen Standorten zukünftig wesentlich schneller umgesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist das Traumanetzwerk Hamburg (siehe Seite 38). In der medizinischen Forschung arbeiten bereits jetzt verschiedene Standorte zusammen. Gemeinsam greifen sie auf einen deutschlandweit einzigartigen Erfahrungsschatz in der Versorgung von Patienten nach Arbeitsunfällen und mit Berufserkrankungen zurück. DIE STANDORTE GREIFEN AUF EINEN EINZIGARTIGEN ERFAHRUNGSSCHATZ ZURÜCK. AUCH WER GUT IST, KANN NOCH BESSER WERDEN. 30 EINS 2016 UMFRAGE SUSANNE WAGNER-DOBBERTIN, PHYSIOTHERAPEUTIN Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Fachbereiche, zum Beispiel mit den Ärzten bei Fragen über den OP-Verlauf und das weitere Behandlungsprozedere. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Zurzeit habe ich keine Änderungswünsche. Mein Berufsalltag läuft optimal. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Ich habe die BG Klinik in meinen 29 Jahren hier als loyalen, zuverlässigen Arbeitgeber schätzen gelernt, der weitestgehend auf meine Bedürfnisse eingegangen ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Ein besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? In meinem langjährigen Berufsleben gibt es viele ergreifende Erlebnisse. Am schönsten ist es, wenn ich dazu beitragen kann, dass die Patienten ihre Selbstständigkeit wiedererlangen. Die strahlenden Gesichter sind der schönste Dank. INGO FOECKS, KRANKENPFLEGER, BEREICHSLEITUNG IM QUERSCHNITT ZENTRUM Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Den Freiraum, die Entscheidungsfreiheit und das Vertrauen meines Arbeitgebers. Ich habe in meiner Position Kontakt zu Patienten und Angehörigen, und zu fast allen Berufsgruppen. Das macht meine tägliche Arbeit sehr abwechslungsreich. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Sie bietet mir einen sicheren Arbeitsplatz bei guter Bezahlung und unter Berücksichtigung der Work-Life-Balance. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Ich hoffe, dass ich mich im Unternehmen noch weiterentwickeln kann. Im Alter möchte ich eine Position haben, die ich bis zur Rente mit 67 ausüben kann. Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? Wenn ein querschnittgelähmter Mensch, der bei Aufnahme nahezu unselbstständig war, wider Erwarten gehend entlassen wird, ist das etwas Besonderes. Es zeigt, was für einen guten Job wir hier machen. EINS 2016 31 DR. ISABELLA KLÖPFER-KRÄMER, BIOMECHANIK, GANGLABOR Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? An meiner Tätigkeit gefällt mir vor allem die Kombination aus Forschung und Arbeit mit den Patienten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten und Physiotherapeuten. Ich schätze die sehr netten Kollegen im Team und in der Klinik. AN MEINER TÄTIGKEIT GEFÄLLT MIR DIE KOMBINATION AUS FORSCHUNG UND A RBEIT MIT DEN PATIENTEN. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf noch mehr Spaß macht? Ich bin mit meinem Arbeitgeber sehr zufrieden, auch die Möglichkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren, sind an unserem Institut schon sehr gut. Manchmal wäre aber zum Beispiel eine flexible Regelung in Sachen Homeoffice ganz hilfreich. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die Möglichkeit, Forschung mit dem klinischen Alltag zu verzahnen und die großzügigen Räumlichkeiten und Gerätschaften, die uns dafür zur Verfügung gestellt werden. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Dass sich der Einsatz der markerbasierten Gang- und Bewegungsanalyse auf weitere medizinische Fachgebiete in der Klinik ausweitet und sich dort auch etabliert. DR. NIKOLAUS FÖRSTER, UNFALLCHIRURG Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Die täglich neuen Herausforderungen – außerdem das positive Feedback klinisch, radiologisch und durch die Patienten nach einer raschen operativen Versorgung und Wiederherstellung. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Unfallchirurgie ist ein großes Fach mit täglich wechselnden Anforderungen. Da ist oft Organisationsvermögen und schnelles Handeln gefragt. Großer Änderungen bedarf es derzeit nicht. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die hervorragende Ausbildung und gute Teamarbeit, der Zusammenhalt auch außerhalb des beruflichen Lebens und das Arbeitsklima. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Ich möchte meine Fähigkeiten weiterentwickeln, und gern auch leitende Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? Die lachenden Augen von Patienten nach einer gelungenen Operation sind täglich eine gute Motivation. Medizinmanagement IM OPERATIONSSAAL ZÄHLT JEDE MINUTE Operationssäle sind das pulsierende Herz jeder Klinik. Als knappe und teure Ressource müssen sie entsprechend effizient genutzt werden. In den BG Kliniken tragen dafür OP-Manager Sorge. OP-Manager stellen sicher, dass auch unter steigendem Kostendruck möglichst viel Zeit im Operationssaal für die medizinische Leistung am Patienten zur Verfügung steht. Der offene Austausch unter Kollegen hilft ihnen dabei seit vielen Jahren. Denn lange bevor eine Fusion der BG Kliniken überhaupt ins Gespräch kam, standen die OP-Manager der verschiedenen Kliniken bereits miteinander in Verbindung. Initiiert hat den Austausch Dr. Uwe Hoppe, Anästhesist in der BG Klinik Ludwigshafen. Großer Überzeugungskraft bedurfte es dafür nicht. „Nach kurzer Zeit waren alle dabei“, erinnert sich der Mediziner. Aus gutem Grund: „In unserem Berufsfeld ist man eher Einzelgänger und braucht Anregungen von außen.“ Relativ junges Berufsfeld In diesem noch relativ jungen Berufsfeld können Kollegen viel voneinander lernen. Daher brachte Uwe Hoppe bereits 2009 die neun OP-Manager der Unfallkliniken an einen Tisch. Hoppe war einer der ersten, der im Jahr 2003 innerhalb der Klinikgruppe die Aufgabe des OP-Managers und damit die Aufsicht über die zwölf OP-Säle in seiner Klinik übernahm. Seit 2007 fokussiert er sich ganz auf diese Tätigkeit. Mittlerweile kümmern sich in jeder BG Klinik OP-Manager um die komplexen Abläufe in und um die Operationssäle. Sie koordinieren Patienten, Personal, Material und Belegungspläne, erheben Kennzahlen, sorgen für eine effiziente Nutzung der Infrastruktur und behalten Kosten und Qualität im Blick. Zwei Mal im Jahr treffen sich die Kollegen aus den BG Kliniken bundesweit zum Erfahrungsaustausch und Benchmarking unter Leitung von Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, dem Ärztlichen Direktor der BG Klinik Ludwigshafen. Reihum lädt jede Klinik einmal ein. Ihr OP-Management steht dann auch im Fokus des jeweiligen Treffens. Im Vorfeld des Treffens besuchen zwei Kollegen die Gastgeberklinik, um ein Audit durchzuführen. Sie nehmen Kennzahlen und Abläufe rund um den OP unter die Lupe. Ihre Einsichten stellen sie bei dem Treffen EINS 2016 33 vor. Darauf aufbauend diskutiert die Runde Anregungen und Verbesserungspotenziale. „Wir profitieren alle sehr von diesem Austausch“, betont Hoppe. Damit Patienten pünktlich sind Wenn in einer Klinik beispielsweise immer wieder Patienten nicht zur vereinbarten Minute für den Eingriff bereit sind, obwohl bereits das gesamte OP-Team wartet, belastet das nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Budget. Eine Minute im OP-Saal kostet rund 40 Euro. „Wir tauschen uns dann darüber aus, was für einen pünktlichen Transport des Patienten aus seinem Zimmer in den OP-Saal nötig ist“, so Hoppe. Erklärtes Ziel ist es, die Vorreiterstellung der BG Kliniken zu sichern und ihr gerecht zu werden. „Wir sind auch im Hinblick auf die Krankenhaushygiene ganz vorne“, sagt der Anästhesist. Nur in den Häusern des Klinikverbundes seien der aseptische und der septische Teil der Operationssäle baulich voneinander getrennt. Das erleichtere den Umgang mit sogenannten Problemkeimen enorm. Diesem wichtigen Thema widmeten die OP-Manager ein eigenes Treffen. Bei einer anderen Zusammenkunft tauschten die Kollegen wiederum Tipps und Kniffe für die Arbeit mit dem elektronischen OP-Plan aus, den derzeit sechs von neun Kliniken verwenden. Mut und Vertrauen Sich gegenseitig in die Karten blicken zu lassen, erfordere Mut und Vertrauen, bekennt Uwe Hoppe und lobt die offene Zusammenarbeit der Gruppe. „Wir alle wissen, dass wir nicht zusammensitzen, um uns zu kontrollieren und zu reglementieren, sondern um voneinander zu lernen.“ Fehler und gute Beispiele dienen dazu gleichermaßen. Das nächste Treffen der OP-Manager ist bereits in Planung. Thema wird dann die Ablaufsteuerung im OP sein. Und auch wenn die Kollegen bereits die zweite Runde durch die Kliniken eingeläutet haben, die Themen gehen ihnen nicht aus. Da ist Hoppe sicher: „Wir arbeiten in einem schnelllebigen Bereich.“ AUSGEZEICHNETE UNFALLFORSCHUNG Herausragende Forschungsarbeiten über die Akutmedizin und Rehabilitation bei Berufskrankheiten und -unfällen würdigen die BG Kliniken mit dem Herbert-Lauterbach-Preis. Der Wissenschaftspreis wird seit 2013 jährlich vergeben und ist mit 15.000 Euro dotiert. Er soll die Forschung zu solchen T hemen fördern, die die medizinische Versorgung von Versicherten der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen voranbringen. Weitere Informationen: www.bg-kliniken.de Qualitätsmanagement DIE GÜTE SICHTBAR MACHEN EINS 2016 35 Das Qualitätsmanagement rückt näher zusammen. Ziel ist ein klinikübergreifendes System, an dem alle BG Kliniken zusam menarbeiten. Gegenseitig helfen sie sich, die Patientenversorgung weiter zu verbessern. Kennzahlen, die auf unterschiedlichem Wege erhoben wurden, ähneln dem berüchtigten Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Als Beispiel nennt die Duisburger QM-Verantwortliche die Weiterempfehlungsrate von Patienten: An dieser wichtigen Kennzahl lässt sich ablesen, ob die Patienten die Klinik ihren Freunden und Familienangehörigen empfehlen würden und wie zufrieden sie mit ihrem Klinikaufenthalt waren. Die nackte Zahl gibt indes nicht preis, auf welchem Weg sie erhoben wurde: In einigen BG Kliniken füllt jeder Patient und Rehabilitand bei der Entlassung einen Fragebogen aus. Andere Häuser wählen jährlich 100 Patienten für eine Befragung aus. Beide Methoden sind zulässig, doch sie bringen den klinikübergreifenden Vergleich zum Hinken. Ziel ist ein einheitliches QM-System Behandlungsergebnisse, Abläufe und Patientenzufriedenheit werden im heutigen Klinikalltag genauso selbstverständlich gemessen wie Blutdruck oder Insulinspiegel. Dafür trägt das interne Qualitätsmanagement (QM) Sorge. Noch wenden die Verantwortlichen in den einzelnen BG Kliniken für die Erhebung unterschiedliche Instrumente an. Ein einheitliches QM-System soll die Arbeit der Häuser künftig vergleichbarer machen. Es wird derzeit von den QM-Beauftragten in gegen seitigen Audits auf seine Praxistauglichkeit geprüft. „Wir bringen gemeinsam auf den Weg, dass wir alle mit den gleichen Instrumenten und Indikatoren arbeiten“, sagt Michaela Kindlein, Leiterin Qualitätsmanagement am BG Klinikum Duisburg. Sie bringt das Projekt auf den Punkt: „Erst die Standardisierung ermöglicht den Vergleich.“ Denn Qualitätsmanagement bedeutet, voneinander und miteinander zu lernen. Das gilt auch für die Instrumente des QM selbst. Wie sinnvoll und effizient sind bestimmte Analysen und Benchmarking-Instrumente? Werden sie den Bereichen gerecht, die sie unter die Lupe nehmen? Und schließlich: Wie kann ein QM-System aussehen, das innerhalb des Klinikverbundes Qualität möglichst einheitlich plant, lenkt, sichert und verbessert? Um diese Fragen zu beantworten, treffen sich seit März 2013 die neun QM-Manager der Akutkliniken mit wei teren Experten regelmäßig in einer Arbeitsgruppe. Der Vorteil einer möglichst weitgehenden Anpassung der QM-Instrumente liegt auf der Hand: Abgestimmte Indikatoren und Kennzahlen erleichtern den Austausch unter den SIMULIERTER NOTFALL Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen. Das gilt nicht nur für die Präzision des Chirurgen bei einer Operation, sondern auch für die Abläufe im Team bei der Notfallversorgung. Dazu gibt es Simulat ionstrainings. Doch während Simulationsmedizin zur Einübung chirurgischer Fertigkeiten bereits weit verbreitet ist, führte das Simulationstraining für Versorgungsteams bislang noch ein Schattendasein. Nicht so im Zentrum für Notfalltraining am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb): Dort üben interprofes sionelle Teams aus Ärzten und Pflegepersonal gemeinsam. In simulierten Situationen der Notfall versorgung lernen sie, Abläufe und Kommunikation zu optimieren. Die Simulation hilft dabei, S ituationen richtig einzuschätzen. Das Trainingszentrum kann auch extreme Szenarien simulieren, die im realen Leben zwar selten vorkommen, aber deshalb auch besonders herausfordernd sind. Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des ukb, beobachtet zudem einen positiven Nebeneffekt der Teamtrainings. Demnach sind Mitarbeiter nach der Teilnahme an den S imulationsübungen besser motiviert und zufriedener mit ihrer Arbeit. 36 EINS 2016 Verantwortlichen, bündeln Ressourcen und ermöglichen die homogene Außendarstellung im Verbund. Denn Qualitätsmanagement dient nicht nur der stetigen internen Verbesserung. „Es hat die Aufgabe, die Güte unserer Kliniken sichtbar zu machen“, sagt Ulrike Hey, Leiterin der entsprechenden Stabsstelle im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. Als ersten Schritt haben die Experten ein gemeinsames QM-Konzept entwickelt. „Eine Arbeitsgrundlage, auf der wir aufbauen“, nennt es Barbara Besserer. Sie ist verantwortlich für das Qualitätsmanagement an der BG Unfallklinik Frankfurt am Main. Das Konzept umfasst sechs Kategorien: Behandlungsstandards bilden den Rahmen für die Qualitätskontrolle, Instrumente wie Befragungen dienen zur Überprüfung, Aktions pläne geben Hinweise für mögliche Verbesserungspotenziale. Jeder soll sich wiederfinden Die Umsetzung obliegt den einzelnen Kliniken und soll ihren Bedürfnissen entsprechen. So haben es die Beauftragten formuliert. Schließlich unterscheiden sich die Anforderungen der Unfallbehandlungsstellen von jenen der Klinik für Berufskrankheiten und der Akutkliniken. Letztendlich solle sich jedes Haus des Verbundes in dem Konzept wiederfinden und es als wichtige Handreichung betrachten, betont Besserer. Die Beteiligten wissen, dass sich eingespielte QMInstrumente und Prozesse nicht über Nacht verändern lassen. Doch der Dialog ist in vollem Gange. „Er ist viel intensiver als noch vor einigen Jahren“, stellt die Bochumer QM-Beauftragte Ulrike Hey fest. Für das gemeinsame QM-System haben sich die Experten bereits auf 16 konkrete Qualitätskennzahlen geeinigt. Weitere sollen folgen. Sie beziehen sich auf Bereiche wie Wirtschaftlichkeit, Fehlervermeidung oder Patientenund Mitarbeiterorientierung. In Bochum auf die Probe gestellt Qualitätsmanagement gleicht einem Puzzlespiel: Jedes Teil ist wichtig. Am Ende sollen sich die Einzelkomponenten zu dem Bild einer erfolgreichen, effizient arbeitenden Klinik mit höchster Versorgungsqualität fügen, die Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen schätzen. Fehlende oder falsche Puzzlestücke dämpfen den Gesamteindruck. Audits finden die fehlenden Puzzleteile. Sie legen Schwachstellen offen, die von den Beteiligten selbst in der Hektik der Alltags als unvermeidbar oder Routine wahrgenommen werden. Vor seiner konzernweiten Einführung wird das QM-System deshalb mithilfe von Probeaudits auf seine Umsetzbarkeit geprüft. Als Erstes besuchten dazu die QM-Beauftragten der BG Kliniken in Frankfurt und Duisburg ihre Kollegin Ulrike Hey in Bochum. Einen Tag lang nahm das Trio mithilfe der gemeinsam erarbeiteten Audit-Checkliste die QM-Instrumente im Bergmannsheil unter die Lupe: Wie werden Kennzahlen umgesetzt? Wie dokumentiert die Klinik die Zufriedenheit ihrer Patienten und Mitarbeiter? Auf welchem Weg werden Wirtschaftlichkeitskriterien festgesetzt und dokumentiert? Welche Standards existieren für Führung und Verantwortlichkeit? „Wirklich hilfreich“ sei das Testaudit mit den Kolleginnen gewesen, resümiert Gastgeberin Ulrike Hey den Tag. Auch Barbara Besserer weiß: „Der externe Blick auf Abläufe ist sehr hilfreich.“ Ein gutes Audit sei keine Kontrolle oder Aufsicht, sondern ein konstruktiver Dialog, von dem alle Seiten profitieren, sagt sie. Es soll allen Beteiligten neue Anregungen und Verbesserungspotenziale bieten. 2016 werden die gegenseitigen Audits auch mit anderen BG Kliniken fortgeführt und die Checkliste wird weiter ver feinert. „Wir stehen noch am Anfang“, sagt die Bochumerin Ulrike Hey. Doch das große Ziel ist in Sicht: vergleichbare Kennzahlen für den ganzen Verbund. WIR BRINGEN GEMEINSAM AUF DEN WEG, DASS WIR ALLE MIT DEN GLEICHEN INSTRUMENTEN UND INDIKATOREN ARBEITEN. Michaela Kindlein, Leiterin Qualitätsmanagement am BG Klinikum Duisburg EINS 2016 37 NEUES FORSCHUNGSINSTITUT Die BG Klinik Ludwigshafen hat ein neues Forschungsinstitut gegründet. Das „Andreas Wentzensen Forschungsinstitut“ soll ein Zeichen für den herausragenden Stellenwert der Forschung an der BG Klinik Ludwigshafen setzen und die Bedeutung der Kooperation mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg unterstreichen. Der Forschungsbereich an der Ludwigshafener Klinik wurde 2011 komplett kernsaniert und modernisiert. Wissenschaftler und Studierende finden dort unter anderem ein S1/S2-Labor. Außerdem bietet das Institut die Möglichkeit, mit Röntgenstrahlen zu forschen und die Laborbildgebung zu nutzen. Neben der medizinischen Grundlagenforschung steht vor allem die Weiterentwicklung medizinischer Behandlungsmethoden im Fokus. KEIMABTÖTENDE IMPLANTATE Bakterielle Infektionen im Krankenhaus können die größten Heilungserfolge zunichtemachen. Deshalb sucht die Forschung nach antibakteriellen Oberflächen. Gleich zwei Ansätze erforscht das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum in Kooperation mit den Materialwissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum. Die Forschungsteams unter Leitung von Prof. Dr. Manfred Köller optimieren zum einen antibakterielle Implantatoberflächen aus Titan. Nach dem Vorbild von Zikadenflügeln haben sie Titanoberflächen mit einem Muster aus winzigen Säulen geschaffen, in das Keime „einsinken“. Dabei entstehen mechanische Spannungen, die dazu führen, dass der Keim abstirbt. Der antibakterielle Effekt auf gramnegative Escherichia-Coli-Bakterien (E. Coli) ist nachgewiesen. Jetzt werden die Materialien weiterentwickelt, um auch grampositive Keime zu bekämpfen. Zudem arbeiten die Forscher an der Optimierung von antibakteriellen Silberbeschichtungen. Telemedizin/E-Health DIE DIGITALE UHR LÄUFT Bei der Versorgung Schwerverletzter zählt jede Minute – am BG Klinikum Hamburg startet deshalb ein Pilotprojekt der BG Kliniken, das den Austausch von Röntgenbildern und Befunden wesentlich beschleunigen soll. Oberarzt Dr. Philipp Inden hat Dienst in der Abteilung für Unfallchirurgie, als sein Handy klingelt. Es ist das sogenannte „Traumahandy“, das jeder diensthabende Unfallchirurg bei sich tragen muss. Über das Telefon fragen andere Kliniken an, ob die hoch spezialisierte Unfallklinik schwerverletzte Patienten aufnehmen kann. Im Traumanetzwerk Hamburg hat das BG Klinikum Hamburg (BGKH) mit seiner überdurchschnitt lichen technischen und personellen Ausstattung den Status eines überregionalen Traumazentrums, das Patienten auf höchstem Level versorgt. Damit ist es – so wie die anderen Akutkliniken der gesetzlichen Unfallversicherung in ihren Regionen – in und um die Hansestadt an der Elbe einer der ersten Ansprechpartner, wenn es um die Versorgung schwerverletzter Unfallopfer, vor allem mit Polytraumen oder Schädel-Hirn-Verletzungen, geht. Kurze Wege sind wichtig Die Nummer des „Traumahandys“ ist allen Beteiligten im Traumanetzwerk bekannt. Auf diese Weise landen Anfragen direkt bei einem verantwortlichen Arzt, der sofort alle notwendigen Vorbereitungen in die Wege leiten kann. So bleiben die Kommunikationswege kurz. „Keiner muss erst lange in der Klinik herumtelefonieren“, sagt Inden. Diesmal ist eine Klinik am Telefon, die einen Mann mit Kopfverletzungen auf der Intensivstation aufgenommen hat. Die Erstversorgung ist erfolgt, der Patient ist so weit stabil, dass er zur weiteren Behandlung in das BG Klinikum Hamburg verlegt werden könnte. Inden gibt grünes Licht. Der Patient wird nach Hamburg gebracht – im Gepäck dabei: die bisherigen Befunde und CT-Bilder, auf CD gebrannt. Bis die Ärzte diese Unterlagen sehen können, vergeht kostbare Zeit. Wenn die Bilder und Befunde gemeinsam mit dem Patienten ankommen, müssen sie noch in das KlinikEDV-System eingelesen werden. Erst nach der Sichtung und Auswertung können die Ärzte Operationen sinnvoll vorbe reiten und nötige Behandlungen einleiten. Patientenzuordnung erfolgt automatisch Um keine wertvolle Zeit zu verschenken, startet das BGKH nun ein einmaliges Telekommunikations-Pilotprojekt. Das Ziel: Bilddaten und Dokumente sollen nicht nur über sichere Leitungen direkt an andere Kliniken verschickt werden können. Zu- EINS 2016 39 sätzlich soll die elektronische Post dann auch noch automatisch eingelesen und dem richtigen Patienten zugeordnet werden. So können die Ärzte bereits mit der Auswertung der Unterlagen beginnen, während der Patient noch zu ihnen unterwegs ist. Eine nötige Operation kann dann möglicherweise früher erfolgen. Gerade bei Schädel-Hirn- und Rückenmarksverletzungen ist das wichtig. Denn je schneller der Eingriff erfolgt, desto größer sind die Chancen auf Genesung. „Bei einwandfreiem Funktionieren des Systems ist vor allem eine Zeitersparnis zu erwarten, die insbesondere akut mehrfachverletzten Patienten zugutekommt“, sagt Dr. Philipp Inden. „Je schneller die Bildinformationen vorliegen, desto besser und schneller lässt sich die Behandlung des Patienten organisieren. Das hilft vor allem den Patienten, indirekt aber auch den behandelnden Ärzten.“ Die Zeiten, als Röntgen bilder mit dem Taxi von einer Klinik zur anderen gefahren wurden, gehören dann der Vergangenheit an. Start erfolgt im April Nach einer gründlichen Probephase mit testweisem Datenaustausch zwischen der Hamburger BG Klinik und dem Westküstenklinikum Heide, startet das Telekooperationsprojekt ab April 2016 mit echten Patientendaten in der Unfallversorgung. Für die Vernetzung wird die Telekommunikationsplattform TKmed genutzt. Sie ermöglicht eine verschlüsselte Übertragung von Bildern und Dokumenten. Aufbauend darauf haben die Hamburger ein System entworfen, das den Austausch von Röntgenbildern und Dokumenten erlaubt – und zwar unabhängig davon, welches K rankenhausinformationssystem (KIS) und welches Bildablagesystem (PACS) auf beiden Seiten benutzt wird. Beim BG Klinikum Hamburg wird es bald keine Rolle mehr spielen, welche EDVSysteme ihre Kooperationskliniken verwenden. „Es ist absolut egal, welcher Hersteller auf der anderen Seite steht“, sagt Olga Heidebrecht, stellvertretende Verwaltungsdirektorin und EDV-Referatsleiterin der BG Klinik. Denn TKmed sorgt dafür, dass Bilder und Befunde in das jeweilige KIS und PACS einlaufen und dazu noch automatisch – und nicht mehr durch Klinikangestellte – dem Patienten zugeordnet werden. „Das geht viel schneller“, so Olga Heidebrecht. Ärzte haben Zugriff am Arbeitsplatz Einen weiteren Fortschritt wird das TKmed-Projekt aber auch deshalb bringen, weil künftig Ärzte direkt von ihrem Arbeitsplatz aus Zugriff auf das System haben werden. Das heißt: Bilder, Laborberichte, OP-Berichte und weitere Patientenunterlagen können über eine Maske zusammengestellt und über einen gesicherten Weg direkt an andere Kliniken verschickt werden. Bisher musste dafür extra ein Auftrag an die Radiologie geschrieben werden. Umgekehrt ist es natürlich auch möglich, direkt am eigenen Schreibtisch Dokumente zu lesen und Röntgenaufnahmen zu betrachten. „Das ist relativ einmalig“, sagt Eckhard Oesterhoff, Bereichsleiter IT in der Dachgesellschaft der BG Kliniken. „Darauf sind wir schon stolz. Denn es ist für Arzt und Patient wichtig, dass die Diagnostik direkt vom Arbeitsplatz des Arztes aus g eschieht, weil es Zeit und Wege spart.“ Traumanetzwerk soll profitieren Zunächst soll das Telekooperationsprojekt in der Heilver fahrenssteuerung im Rahmen der Unfallversicherung zum Einsatz kommen. Dazu sollen im Laufe des Jahres 2016 die benachbarten SAV- und VAV-Kliniken und niedergelassenen D-Ärzte angeschlossen werden. „Vor allem die Niedergelassenen können uns dann bei einer Verlegung alles vorab schicken, was sie gemacht haben“, sagt Olga Heidebrecht. Das betrachtet auch Dr. Philipp Inden als vorteilhaft: „Mit dem TKmedSystem könnten idealerweise die vorhandenen Bilddaten schon vor Ankunft des Patienten beurteilt werden und entsprechende Zusatzuntersuchungen oder notwendige Opera tionen vorbereitet werden“, sagt er. In einem zweiten Schritt, so Heidebrecht, werde dann auch das Traumanetzwerk Hamburg für die Versorgung von Schwerverletzten außerhalb des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens auf TKmed zugreifen können. „Wir werden das gerne unterstützen“, kündigt die IT-Expertin an. Wenn sich das Pilotprojekt in Hamburg bewährt, soll es auch in anderen BG Kliniken umgesetzt werden. „Unser strategisches Ziel ist es, den Kontakt zwischen den BG Kliniken und anderen Krankenhäusern zu verbessern“, sagt Eckhard Oesterhoff. Das gelte auch im Rahmen der Traumanetzwerke. „Da sehen wir große Möglichkeiten, wie wir als Kliniken unsere Position in den Regionen stärken können, wenn wir schnell und unter Einhaltung aller Regeln des Datenschutzes behandlungsrelevante Informationen austauschen“, so Oesterhoff. Perspektivisch könnte TKmed auch für den Austausch von Patientendaten zwischen den BG Kliniken genutzt werden. Für den Alltag in den Kliniken ist jedoch der Datenaustausch mit Vor-, Mit- und Nachbehandlern zunächst wichtiger als der mit entfernten Schwesterkliniken. 40 EINS 2016 Forschung im Verbund NEUROTRAUMATOLOGISCHES SCREENING Nicht nur in der Versorgung, auch in der medizinischen Forschung haben die BG Kliniken schon vor der Fusion zusammengearbeitet. Gleich fünf Häuser kooperieren in einem Forschungsprojekt von besonderer Bedeutung für die Unfallversicherung. Die Behandlung von Patienten mit schweren neurotraumatologischen Schädigungen nach Schädel-Hirn-Verletzungen stellt hohe Anforderungen an Diagnostik und Therapie in der akutmedizinischen und der Reha-Versorgung. Oft sind bei diesen Patienten dauerhafte Beeinträchtigungen zu erwarten. Doch wovon hängt es ab, wie die Genesung nach einem SchädelHirn-Trauma verläuft? Lassen sich Risikofaktoren bestimmen? Ist es möglich, aufgrund bestimmter Merkmale Vorhersagen für den weiteren Verlauf zu treffen und kann man anhand dieser Merkmale vielleicht sogar steuernd eingreifen? Diese Fragen untersuchen gleich fünf der Akutkliniken gemeinsam in einem Forschungsprojekt mit umfassender Förderung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Zusammenarbeit ausdrücklich erwünscht Die DGUV begrüßt diese Zusammenarbeit ausdrücklich. „Multizentrische Studien unter Beteiligung mehrerer BG Kliniken sind in der DGUV gern gesehen. Meist fallen dabei bereits Hürden für die praktische Umsetzung der Forschungsergebnisse auf. Die Umsetzung lässt sich leichter realisieren, als wenn die Ergebnisse nur an einer Klinik gewonnen und dann den anderen vorgestellt werden“, sagt Dr. Ute Polak, Leiterin des Referats Heilbehandlung/Gesundheitswesen der DGUV. Die DGUV hat 2015 Qualitätsstandards für das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren Schädel-Hirn-verletzter Patienten veröffentlicht. In diesem Rahmen wurden auch Behandlungsstandards für die verschiedenen neurologischen Phasen definiert und grundlegende Ein- und Ausgangskriterien für die jeweiligen Phasen festgelegt. Nicht berücksichtigt sind dabei derzeit noch bestimmte personen- und umweltbezogene Faktoren, die auf den Heilungsverlauf einwirken und Unterschiede zwischen Behandlungsabläufen und -ergebnissen begründen können. Verschiedene Faktoren im Fokus Ein Beispiel: Für Reha-Patienten mit orthopädischen und kardiologischen Erkrankungen konnte bereits gezeigt werden, dass die Zahl der Ausfalltage vor der Reha und die eigene Erwartung des Patienten an die Wiederherstellung seiner Erwerbsfähigkeit für die Rückkehr an den Arbeitsplatz entscheidend sind. In der Neurotraumatologie ist zu vermuten, dass eher Faktoren wie chronische Schmerzen, psychische Traumatisierung und psychische Komorbiditäten a usschlaggebend für die soziale und berufliche Wiedereingliederung sind. Auch soziodemografische Merkmale, wie etwa Alter, Geschlecht und Bildungsstand, erwerbsbezogene Faktoren, wie die Arbeitsbelastung, und emotionale Aspekte, wie die Heilungserwartungen, beeinflussen den Erfolg des Heilverfahrens von Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata. Diese Faktoren nehmen die fünf BG Kliniken nun in der multizentrischen Studie in Kooperation mit der Würzburger Uniklinik unter die Lupe. Sie überprüfen in der Praxis, anhand welcher Merkmale (Indikatoren) Vorhersagen für einen günstigen oder verzögerten Heilverlauf getroffen werden können. Erforscht wird auch, wie diese Faktoren für die Betreuung und Heilverfahrenssteuerung von Schädel-Hirn-Verletzten im Rahmen des Reha-Managements der gesetzlichen Unfallversicherung praktisch nutzbar gemacht werden können. Verzögerte Heilerfolge vorhersagen „Ziel des Projektes ist es, den Therapieerfolg in den einzelnen Behandlungsphasen messbar zu machen und zu untersuchen, anhand welcher Kriterien sich die Patienten innerhalb einer Behandlungsphase unterscheiden“, sagt Polak. „Die Definition von Vorhersagekriterien für verzögerte Heilverläufe soll es EINS 2016 41 z udem ermöglichen, frühzeitig steuernd in das Heilverfahren einzugreifen“, so Polak weiter. Die prospektive Studie mit einer Laufzeit von vier Jahren wurde 2015 durch die DGUV-Gremien bewilligt. Sie soll knapp 500 Patienten einschließen. Ergebnisse werden im Jahr 2020 erwartet. Beteiligt sind die BG Kliniken in Berlin, Bochum, Halle, Hamburg und Murnau. Bei einem themenverwandten DGUV-geförderten Forschungsprojekt zur Erstellung eines Registers im Bereich der Schädel-Hirn-Traumata kooperieren sogar sieben BG Kliniken. Weitere Forschungskooperationen mit DGUV-Förderung gab es im Verbund der BG Kliniken auch schon vor dem Zusammenschluss. So haben etwa am „Leuchtturmprojekt Hand“ zur Entwicklung einer Klassifikation für Handverletzungen (ICF) alle BG Kliniken mitgewirkt. Ein neues Projekt über Brandverletzungen ist in Vorbereitung. ZIEL DES PROJEKTES IST ES, DEN THERAPIEERFOLG IN DEN EINZELNEN BEHANDLUNGSPHASEN MESSBAR ZU MACHEN. Dr. Ute Polak, Leiterin des Referats Heilbehandlung/Gesundheitswesen der DGUV 42 EINS 2016 UMFRAGE BIRGIT SCHÄFER, PFLEGEKRAFT AUF DER ANDCHIRURGISCHEN UND BRANDVERLETZTENH STATION Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Mir gefällt vor allem, dass ich eigenständig am Patienten arbeiten und dabei jederzeit auf Unterstützung aus unserem Team zurückgreifen kann. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? An manchen Stellen wünsche ich mir mehr Wertschätzung meiner Kompetenz und Erfahrung durch andere Berufsgruppen. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Ich schätze die Arbeit in einem ganz modernen Neubau mit kurzen Wegen. Das erleichtert viele Prozesse. Auch das Material, mit dem ich arbeite, ist optimal und steht stets ausreichend zur Verfügung. Das ist nicht in allen Krankenhäusern der Fall. Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? Gerade gestern hatte ich eine sehr berührende Situation: ein Patient mit kompliziertem Heilungsverlauf, der sehr lange stationär bei uns lag, bedankte sich überraschend bei mir für die gute Behandlung und den freundlichen Ton. CHRISTIAN OLTSCH, SPORTTHERAPEUT Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Das breite Spektrum an Aufgaben, die wir Sporttherapeuten hier mittlerweile übernehmen. Zur normalen Therapie kommen ambulante Reha-Gruppen, die sich immer weiter entwickelnde Arbeitstherapie, die betriebliche Gesundheitsförderung und die Leistungsdiagnostik. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Schwer zu sagen – im Grunde nichts, da ich mir sicher bin, dass sich das Arbeitsspektrum auch in den nächsten Jahren immer weiter ausdehnen und entwickeln wird. Da werden mit Sicherheit noch viele spannende Aufgaben auf uns zukommen. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die sehr gute interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht nur in der eigenen Abteilung, sondern im gesamten Haus. PRIVATDOZENTIN DR. ISABELLA MEHLING, OBERÄRZTIN DER PLASTISCHEN, HAND- UND REKONSTRUKTIVEN CHIRURGIE Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Ich arbeite in einem professionellen Umfeld in einer Klinik mit hoher Reputation. Meine Aufgaben sind sehr interessant und vielfältig. So bin ich sowohl im OP tätig als auch in der Notfallambulanz, betreue Sprechstunden und kann meine wissenschaftlichen Tätigkeiten weiterführen. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Wir haben eine sehr gute Vernetzung und Kommunikation zwischen den Fachabteilungen. Zudem gibt es an unserer BG Klinik eine empathische und professionelle Kita mit flexiblen Öffnungszeiten. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Ich möchte einen Beitrag zur Entwicklung der BGU leisten und damit auch meine persönlichen und fachunabhängigen Kompetenzen steigern. Außerdem möchte ich meine wissenschaftliche Karriere im Sinne der Klinik weiterentwickeln und hierfür die notwendige Unterstützung und Ressourcen erhalten. REGINA HAMESTER, PFLEGEDIENSTLEITUNG Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Täglich neue Herausforderung, Eintönigkeit gibt es nicht. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Der Beruf Gesundheits- und Krankenpflege verdient mehr Anerkennung, öffentlich und in der interdisziplinären Zusammenarbeit. Denn die Pflege bringt eine hohe Fachkompetenz mit. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Stellt sich diese Frage bei mir nach 36 Jahren Betriebszugehörigkeit noch? Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? In meiner beruflichen Laufbahn gab es viele positive Erlebnisse. Wichtig ist und war immer, den Patienten das Gefühl zu geben, dass sie willkommen sind und als Pflegekraft aktiv zu ihrer Genesung beitragen zu können. TÄGLICH NEUE HERAUSFORDERUNG, EINTÖNIGKEIT GIBT ES NICHT. Reha-Medizin MEHR DATENFUTTER FÜR GEHROBOTER Exoskelette sind neueste Technik in der Rehabilitation von Patienten mit Querschnittlähmungen. Doch welche Gehroboter eignen sich für welche Patienten? Diese Frage wollen die Querschnittzentren der BG Kliniken gemeinsam klären. Die Öffentlichkeit knüpft hohe Erwartungen an die recht neue Technik der Exoskelette. Dank der Gehroboter, so die Hoffnung vieler Patienten, würden Gelähmte nicht mehr länger ans Bett oder den Rollstuhl gefesselt sein. Was die innovativen Reha-Trainingsgeräte tatsächlich leisten können, wollen die BG Kliniken genauer erforschen. Dazu sind sie als Klinikgruppe geradezu prädestiniert. Denn im Konzern versammelt sich so viel Erfahrung mit dem Einsatz von Exoskeletten, wie sonst kaum irgendwo in Deutschland. „Die BG Kliniken sind ein Innovationstreiber für die Rehabilita tion von Schwerverletzten in Deutschland“, so Reinhard Nieper, Geschäftsführer der BG Kliniken. „Bei uns kommt schon heute Technologie zum Einsatz, die für viele andere noch nach Zukunftsmusik klingt.“ Exoskelette können bei unvollständig gelähmten Menschen zum Lauftraining eingesetzt werden. Sie werden den Patienten wie künstliche Beingelenke außen an die Beine geschnallt. Sensoren analysieren die Bewegungen des Oberkörpers und die Druckverhältnisse vom Stand- zum Schwungbein. Wird das Gewicht verlagert oder vom Therapeuten ein Knopf gedrückt, löst der Roboter einen Schritt aus. Am Ende dieses Trainings sollen sich die Patienten ohne Hilfe des Skeletts, aber mit Hilfsmitteln auf den eigenen Füßen fortbewegen können. Enormes Expertenwissen Doch neue Technik verlangt auch nach Forschung. Unter der Leitung von Privatdozent Dr. Andreas Badke, Chefarzt der Abteilung für Querschnittgelähmte, technische Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie an der BG Klinik Tübingen, treffen sich daher die Experten aus den Querschnittzentren der BG Kliniken zweimal pro Jahr zum regelmäßigen Erfahrungs austausch. Nicht erst seit der Konzernbildung werden die EINS 2016 45 Chancen und Einsatzgebiete der Exoskelette in dieser Expertengruppe diskutiert und bewertet. Badke dämpft dabei zunächst allzu hohe Erwartungen von Patienten: „Die in den Medien teilweise euphorischen Berichte über einzelne Methoden suggerieren den Betrof fenen fälschlicherweise die Möglichkeit eines einfachen Einsatzes dieser Geräte im Alltag“, stellt er fest. Diese Hoffnung habe sich bislang nicht erfüllt. Es zeige sich jedoch, dass die Exoskelette in der Therapie sehr wirksam eingesetzt werden können. „Die ersten Erfahrungen sind sehr positiv. Insbesondere die Rückmeldungen der Patienten zeigen, dass sowohl hinsichtlich ihrer Mobilität als auch in Bezug auf andere Symptome der Querschnittlähmung wie zum Beispiel die Kreislaufregulationsstörung sehr gute Trainingseffekte berichtet werden“, fasst Badke erste Ergebnisse aus der Forschung zusammen, die die Einführung des Ekso-Gehroboters in Tübingen begleitet. Als Ergänzung zu den bisherigen Therapie verfahren bewertet er die Exoskelette. Seine Prognose: „Mittelfristig wird das Ekso ein Therapiegerät bleiben. Ob es in weiterer Zukunft eine praktische Alltagshilfe für Querschnittgelähmte werden wird, müssen wir abwarten.“ Viel Forschungsbedarf Der Forschungsbedarf ist also enorm. Eine der ersten deutschen Studien zum Thema hat das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum 2014 zum HAL-Exoskelett vorgelegt. Prof. Dr. Thomas A. Schildhauer, Ärztlicher Direktor und Direktor der Chirurgischen Klinik im Bergmannsheil in Bochum bewertet die Studienergebnisse als eindeutig: „Regelmäßiges Training mit HAL-Exoskelettsystemen steigert die Mobilität, intensiviert den Muskelaufbau und fördert das Nervensystem rückenmarkverletzter Patienten“, so Schildhauer. Die Gehroboter unterstützen in einigen BG Kliniken auch die Bewegungstherapie für komplett querschnittgelähmte Patienten. Die Zentren haben dabei positive Begleiteffekte beobachtet: „Zum Beispiel werden länger andauernd Spas tiken reduziert, neuropathische Schmerzen verringert, Darm- und Blasenfunktionen und die Durchblutung verbessert“, berichtet Badke. Transparente Therapie Die Expertengruppe der BG Kliniken will noch mehr Daten zur Effektivität und zum Nutzen der Anwendung von Exoskeletten bei komplett gelähmten Menschen sammeln. Zudem steht nach Badkes Angaben eine vergleichende Analyse der verschiedenen Geräte aus. In einer Stellungnahme der Zen trumsleiter der BG Kliniken zur Behandlung von querschnittgelähmten Patienten mit Exoskeletten zusammengefasst, heißt es: „In der derzeitigen klinischen Anwendung gibt es keine wissenschaftliche medizinische oder rehabilitative Begründung, die die Bevorzugung einzelner Verfahren eindeutig begründen würde.“ Das wollen die Zentrumsleiter ändern. Angesichts des Preises der Exoskelette (sie kosten zwischen 70.000 und 120.000 Euro) und der Emotionen und Erwar tungen, die sie bei querschnittgelähmten Patienten häufig wecken, sei es wichtig, valide Daten zu bekommen, so Badke. Zunächst haben sich die BG Kliniken mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) darauf verständigt, eine möglichst einheitliche Dokumentation einzuführen. So soll die Therapie mit Exoskeletten transparenter werden. Zusätzlich ist geplant, an einheitlichen Therapiestandards zu arbeiten. Eine vergleichende, multizentrische Studie der Querschnittzentren der BG Kliniken zu den Exoskeletten könnte dabei die Frage beantworten, welche dauerhafte Rolle die Gehroboter künftig in der Therapie Querschnittgelähmter spielen werden. Erste Entwürfe für ein Studiendesign wurden bereits diskutiert. DIE BG KLINIKEN SIND EIN INNOVATIONS TREIBER FÜR DIE REHABILITATION VON SCHWERVERLETZTEN IN DEUTSCHLAND. Reinhard Nieper, Geschäftsführer der Dachgesellschaft der BG Kliniken 46 EINS 2016 Behandlungspfade DIE SUCHE NACH DEM BESTEN WEG Wie sieht der optimale Behandlungsablauf eines Patienten in den Strukturen der Unfallversicherung aus? Einheitliche Behandlungs pfade in den BG Kliniken sollen diese Frage beantworten. Die an deren Entwicklung beteiligten Experten kommen aus jenen Bereichen, die die BG Kliniken zu ihren Kernkompetenzen zählen: Schädel-Hirn-Trauma, Rückenmark-, Brand- und Handverletzungen. In klinikübergreifenden Arbeitsgruppen diskutieren sie derzeit, wie ein Patient von der Akutversorgung über die Rehabilitation bis zur Nachsorge die bestmögliche Behandlung innerhalb der speziellen BG-Struktur erhalten kann. Die Ergebnisse sollen Empfehlungen und keine strikten Vorgaben darstellen. „Wir versuchen uns insbesondere hinsichtlich neuer und spezieller Therapieverfahren im Konsens zu bewegen“, sagt Dr. Doris Maier, leitende Ärztin am Zentrum für Rückenmarkverletzte in der BG Unfallklinik Murnau und Mitglied der Arbeitsgruppe ihres Fachgebiets. Sie empfindet den Austausch, der regelmäßig und häufig am Rande von Fach tagungen stattfindet, als sehr fruchtbar. Die Experten für Schädel-Hirn-Verletzungen haben bereits mit den Unfallversicherungsträgern phasenübergreifend eine Struktur für die bestmögliche und lückenlose Behandlung von Patienten festgehalten. Ihr niedergeschriebenes Ziel: „Qualitätsmaßstäbe setzen, die eine bestmögliche Heilung und Wiedereingliederung der Verletzten sicherstellen sollen.“ Bewährtes besser ordnen „Wir erfinden nichts Neues. Die Informationen und Empfehlungen werden nur besser gegliedert und an unseren speziellen Strukturen ausgerichtet“, betont Dr. Beate Schmucker, Bereichsleiterin Medizin in der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Die zu entwickelnden Behandlungsempfehlungen basieren auf Erkenntnissen aus den jeweiligen medizinischen Fachgesellschaften. Sie verknüpfen diese mit den Besonderheiten der BG Kliniken. Nur in diesen werden Patienten nach Arbeits unfällen und mit Berufserkrankungen von der Einlieferung ins Krankenhaus bis zur Wiedereingliederung in den Beruf aus einer Hand betreut. Die Übergänge der Behandlungsphasen gestalten sich fließend und finden alle unter einem Dach statt. So kann zum Beispiel die Rehabilitation bereits während der Akutbehandlung beginnen. „Wir sind in den RehaAbteilungen vermutlich besser ausgestattet als so manche Rehaklinik, auch weil wir früher und intensiver mit der Rehabilitation beginnen und diese bis zum Wiedereinstieg in den Job aus einer Hand anbieten,“, so Dr. Stefan Simmel, Rehabilitationsmediziner an der BG Unfallklinik Murnau. Zudem ist nur ein Kostenträger, nämlich die Unfall versicherung, sowohl für die gesamte Akutbehandlung als auch für die Rehabilitation zuständig. Dieser übergreifende Ansatz hat Auswirkungen auf Behandlungsabläufe und Koordinierungsbedarf zum Beispiel bei der engen Verzahnung von Behandlung und Reintegration in das Berufsleben. Prozesse transparent gestalten Für Doris Maier halten die Behandlungspfade eigentlich nur fest, was die interdisziplinären Behandlungsteams in den BG Kliniken bereits seit Jahren praktizieren. Denn grundlegende Regeln für die Behandlung Querschnittgelähmter waren schon seit Langem in einer „Denkschrift“ auf der Ebene des Klinikverbunds zusammengefasst. „In den Behandlungspfaden werden diese Grundprinzipien im Sinne eines zeitgemäßen Updates modernisiert“, sagt Doris Maier. Beate Schmucker ergänzt: „Das Ziel ist, Prozesse transparent und nachvollziehbar zu gestalten.“ Am Ende soll als Orientierung ein gemeinsam entwickelter Weg stehen. „Es gibt ja keinen Grund, Patienten im Süden Deutschlands anders zu behandeln als im Norden“, so Schmucker. EINS 2016 47 DAS ZIEL IST, PROZESSE TRANSPARENT UND NACHVOLLZIEHBAR ZU GESTALTEN. Dr. Beate Schmucker, Bereichsleiterin Medizin in der Dachgesellschaft der BG Kliniken 48 EINS 2016 UMFRAGE STEFFI VOLKE, SPORTTHERAPEUTIN Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Es macht mir Freude, in einem ausgewogenen Team zu arbeiten, wo jeder seine Erfahrungen und Stärken einbringen kann. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die sehr gute Ausstattung im Rehabilitationszentrum, die eine qualitativ hochwertige Arbeit mit den Patienten ermöglicht. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Mein Wunsch ist es, möglichst lange gesund und fit zu bleiben, um den Beruf als Sporttherapeutin möglichst lange uneingeschränkt ausüben zu können. Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? Es sind die täglichen, kleinen Begegnungen, die meinen Beruf bereichern. Täglich wird mir vor Augen geführt, dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist. DR. HENRY KOHLER, M. A., CHEFARZT REHAZENTRUM UND LEITENDER ARZT ABTEILUNG REHABILITATION UND HEILVERFAHRENSSTEUERUNG Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Für mich ist es eine besonders erfüllende Aufgabe, unsere Patienten nach schweren Arbeitsunfällen auf ihrem Weg zurück ins Berufs- und Sozialleben zu begleiten. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Die Kostenträger sollten den Personalaufwand für die intensive Betreuung der Patienten bei der tätigkeitsorientierten Rehabilitation adäquat berücksichtigen. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Durch die räumliche Verbundenheit und die enge Vernetzung zwischen Akut- und Rehaklinik funktioniert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten hervorragend. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Dass es uns noch besser gelingt, die Wirksamkeit der tätigkeitsorientierten Rehabilitation zu erforschen und in der Folge unser Leistungsangebot weiter zu optimieren. ICH WÜNSCHE MIR, DASS ES UNS NOCH BESSER GELINGT, DIE WIRKSAMKEIT DER TÄTIGKEITS ORIENTIERTEN REHABILITATION ZU ERFORSCHEN. HARRY BELZL, LEITUNG THERAPIEZENTRUM, LEITENDE LEHRKRAFT PT-AKADEMIE Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Den hohen Stellenwert der Therapie bei der Behandlung der Patienten in der Akutphase und Rehabilitation sowie die gegenseitige Wertschätzung aller Berufsgruppen. Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Wichtige Faktoren für hohe Arbeitszufriedenheit sind bereits gegeben. Noch mehr Zeit für die Patienten wird man sich trotzdem immer wünschen. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die Wertschätzung, die den Mitarbeitern entgegengebracht wird, zum Beispiel durch die betriebliche Gesundheitsförderung oder Befragungen wie das BGW-Betriebsbarometer und die daraus strukturiert abgeleiteten Verbesserungsmaßnahmen. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Weiterhin gegenseitige Wertschätzung und kooperatives Führungsverhalten – beides sind wichtige Voraussetzungen um die Herausforderungen eines sich stetig wandelnden Gesundheitswesens erfolgreich mitzugestalten. OLAF NILSSON, SPORTTHERAPEUT Was sollte sich ändern, damit Ihr Beruf Ihnen noch mehr Spaß macht? Oft ist der Arbeitsalltag eng getaktet und gefüllt mit spontanen Zusatzaufgaben. Das ist zuweilen strapaziös. Ich wünsche mir mehr Zeit in der individuellen Arbeit und für den Dialog mit den Patienten. Was gefällt Ihnen an Ihrer BG Klinik besonders? Die Vielseitigkeit der medizinischen und therapeutischen Bandbreite, sowie die moderne und großzügige apparative Ausstattung – heilen und helfen mit allen geeigneten Mitteln eben! Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft? Viele weitere spannende Begegnungen mit Menschen und eine innovative moderne Arbeitsumgebung, die Bewegung zulässt. Ein ganz besonderes Erlebnis aus Ihrem Berufsalltag? Ein ehemaliger Erst-Reha-Patient hat mir (zu Recht) stolz seine paralympische Medaille präsentiert. Ich durfte sogar draufbeißen. Ein unbezahlbarer Moment! AN MEINER ARBEIT SCHÄTZE ICH DIE GEGENSEITIGE WERTSCHÄTZUNG ALLER BERUFSGRUPPEN. Personal SICHTBARE ZUSAMMENARBEIT Seit Mitte 2015 ist das gemeinsame Karriereportal der BG Kliniken online. Das Projekt steht beispielhaft für das Zusammenwachsen der Kliniken zu einem Gesamtunternehmen. EINS 2016 51 DAS KARRIEREPORTAL ZEIGT, DASS ALLE BG KLINIKEN EIN UNTERNEHMEN SIND. Dr. Stefanie Hansen-Heidelk, Bereichsleiterin Personal in der Dachgesellschaft der BG Kliniken Die aktuellen Stellenangebote der BG Kliniken für Ärzte, Pflegekräfte, Physiotherapeuten und andere Gesundheitsfachkräfte, aber auch im Verwaltungsbereich sind jetzt auf der Internetseite karriere.bg-kliniken.de zusammengefasst. Das Portal funktioniert auch auf Smartphones und Tablets. Neben einer einfach zu bedienenden Stellensuche bietet es viele Zusatzinfos zu einzelnen Berufsgruppen, Standorten und die Möglichkeit Tarifverträge herunterzuladen. „Das Karriereportal zeigt, dass alle BG Kliniken ein Unternehmen sind“, sagt Dr. Stefanie Hansen-Heidelk, B ereichsleiterin Personal in der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Sie setzt auf das Online-Recruiting als eines der Hauptinstrumente im Wettbewerb um qualifizierte Fach kräfte und zeigt sich überzeugt: „Mit dem gemeinsamen Kar riereportal stehen jetzt optimale technische und strukturelle Grundlagen bereit, um für unsere Standorte die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihres Fachs zu gewinnen.“ Lernendes System Beispielhaft war nach Hansen-Heidelks Angaben auch die Entwicklung des Karriereportals als Gemeinschaftsprojekt im Konzern. Das bestätigt auch Sven Pannicke, Referent im Stabsbereich Unternehmenskommunikation & Marketing, der in die Entwicklung eingebunden war. „Die Vorbereitungen liefen sehr gut. Das Portal ist von unten gewachsen. Alle Berufsgruppen haben ihre Ideen eingebracht“, sagt Pannicke. Die Arbeitsgruppen Personal und Kommunikation haben aus dieser Ideensammlung die Anforderungen zusammengestellt, die an die Webagentur zur Umsetzung des Projektes gestellt wurden. Die Geschäftsstelle übernahm die Steuerung der Agentur und die Projektleitung. Dabei stand sie in regem Austausch mit den operativen Personaleinheiten der Kliniken. „Das war ein lernendes System mit sehr durchlässiger Kommunikation. Am Ende haben wir ein Produkt geschaffen, das den verschiedenen Anforderungen gerecht wird“, sagt Pannicke. Das war nicht ganz einfach. Denn die Stellenaus- schreibungen werden in den 13 Einrichtungen der BG Kliniken völlig unterschiedlich gehandhabt. Mal ist nur ein PersonalRecruiter zuständig, mal wirken Pflegekräfte und ärztlicher Dienst selbst daran mit. Mehr Bewerbungen Das Portal kommt in den beteiligten Kliniken gut an. „Ich finde die Gestaltung sehr ansprechend. Es ist eine gute Idee, die Ansprechpartner mit Foto zu zeigen“, sagt Sabine Erne, Personalreferentin und stellvertretende Personalleiterin in der BG Klinik Tübingen. Sie stellt auch fest, dass die Ausschreibungen nun einfacher geworden sind. „Früher erstellten wir die Ausschreibungen für die Dachgesellschaft und für unsere eigene Homepage. Das ist jetzt nur noch ein Schritt. Insofern hat sich das Ausschreibungsverfahren deutlich vereinfacht“, sagt Sabine Erne. Doch nicht nur die Kliniken selbst, sondern auch die Bewerber scheinen positiv auf das Portal zu reagieren. Im BG Klinikum Duisburg ist das Karriereportal im Oktober gestartet. „Seitdem erhielten wir auf unsere Anzeigen über 60 Bewerbungen. Bisher war die Resonanz auf unsere Stel lenausschreibungen auf unserer Homepage eher gering“, berichtet Susanne Bester, stellvertretende Personalleiterin des BG Klinikums Duisburg. Sie stellt auch fest, dass sich die Qualität der Bewerbungen verbessert hat. „Positiv zu benennen ist die Übersichtlichkeit der eingehenden Bewerbungen, da schon im Betreff erkennbar ist, um welche Stelle es sich handelt“, sagt Bester. Sie schätzt auch die Funktion der automatischen Eingangsbestätigung: „Sehr praktisch“, meint sie. Auch wenn zunächst alle zufrieden sind, bleibt das Karriereportal ein lernendes System. Es soll künftig noch ausgebaut werden. Dann sollen Mitarbeiter und Bewerber unter anderem besondere Aus- und Weiterbildungsangebote im Pflegebereich einzelner Standorte schon online gesammelt vorfinden. Auch E-Learning-Programme und medizinische Fortbildungsmöglichkeiten im Konzern sollen perspektivisch einfließen. 52 EINS 2016 BESTE BEDINGUNGEN FÜR DIE KLÜGSTEN KÖPFE Wer das beste Personal möchte, muss bestmögliche Arbeitsbedingungen bieten. Die BG Kliniken investieren daher viel in die Nachwuchsgewinnung, Mitarbeiterbindung und -qualifizierung. Jeder Standort hat seine eigenen Stärken. Egal ob Medizin, Pflege, Reha oder Verwaltung – die BG Kliniken setzen auf die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen. Als attraktiver Arbeitgeber in ihrer Region fördert jede Klinik nach Kräften die Aus-, Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten. Dieses Engagement reicht von strukturierten Einarbeitungskonzepten für neue Mitarbeiter, Hospitations- oder On-the-JobProgrammen für Mitarbeiter bis hin zur beruflichen Umorientierung und Wei terentwicklung. Neben besonderen Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Betriebskitas gibt es auch spezielle Qualifizierungswege, wie etwa die duale Pflegeausbildung mit Bachelor abschluss oder Unterstützung bei Studiengängen der Therapiebereiche. Denn die BG Kliniken wissen, dass ihre hervorragenden Fachkräfte ihr wichtigstes Potenzial sind. Sie schätzen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wollen selbst als Arbeit geber geschätzt werden. BG Klinikum Hamburg · Akademisches L ehrkrankenhaus · Berufsfachschule für Pflege · Förderung berufsbegleitender Studiengänge · Fachweiterbildungen Pflege · Innerbetriebliche Fortbildungen · Personal- und Führungs kräfteentwicklung BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum · Krankenpflegeschule · MTA-Schule · Fachweiterbildungen im Bildungszentrum B ergmannsheil · Bachelorstudiengang Pflege BG Klinikum Duisburg · Fachweiterbildungen Pflege · Personal- und Führungskräfteentwicklung · Förderung humanitärer Auslandseinsätze der Mitarbeiter BG Klinik Ludwigshafen · Physiotherapie- und OTA-Ausbildung · Bachelorstudiengänge G esundheitsberufe/BWL · Fachweiterbildungen Pflege · Innerbetriebliche Fort bildungen · Personal- und Führungs kräfteentwicklung BG Klinik Tübingen · OTA- und ATA-Ausbildung · PT-Akademie · Bachelorstudiengänge G esundheitsberufe · Innerbetriebliche Fortbildungen · Personal- und Führungs kräfteentwicklung EINS 2016 53 BG Ambulanz Bremen, BG Unfallbehandlungsstelle Berlin · Berufsgruppenspezifische Einarbeitung · Berufsgruppenspezifische Fort- und Weiterbildung Unfallkrankenhaus Berlin · Pflege-Bachelor · Akademisches L ehrkrankenhaus · Workshops für Führungs kräfte, Beratung und Coaching im Beruf BG Klinikum B ergmannstrost Halle · Akademisches L ehrkrankenhaus · Personal- und Führungskräfteentwicklung · Akademisierte P flegeausbildung · Übergreifendes Fort bildungsprogramm · Förderung berufsbegleitender Studiengänge BG Unfallklinik Frankfurt am Main · Akademisches L ehrkrankenhaus · OTA-Ausbildung · Internes Fort- und Weiter bildungsprogramm · Fachweiterbildungen Pfege · Personal- und Führungs kräfteentwicklung BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein, BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall · Berufsgruppenspezifische Einarbeitung · Berufsgruppenspezifische Fort- und Weiterbildung BG Unfallklinik Murnau · Bildungszentrum für P flegeberufe · Pflege-Bachelor · Fachweiterbildungen Pflege · Innerbetriebliche Fort bildungen Betriebliches Gesundheitsmanagement WEIT MEHR ALS YOGA UND OBSTSALAT Um Patienten professionell zu helfen, bedarf es gesunder und motivierter Mitarbeiter. Ihr Wohl steht im Mittelpunkt eines Konzepts zum Gesundheitsmanagement, das die BG Kliniken derzeit umsetzen. Bei dem Stichwort Gesundheitsmanagement denken viele zunächst an Rückenschulen, Anti-Stress-Seminare und eine Salatbar voller Vitamine in der Kantine. Doch Krankheiten und Fehlzeiten von Mitarbeitern können viele Ursachen haben: Schlecht ausgestattete Arbeitsplätze gehören ebenso dazu wie permanenter Zeitdruck, ein schlechtes Betriebsklima oder die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Also sollten Lösungen sowohl an den Strukturen des Betriebes als auch am Verhalten der einzelnen Mitarbeiter ansetzen. Die Betriebsstrukturen sind in den meisten BG Kliniken bereits so eingerichtet, dass sie ein gesundes Arbeitsumfeld bieten. Viele Häuser fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeit und betriebseigenen oder -nahen Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder. Auch die Arbeitsplätze der Mitarbeiter in den BG Kliniken erfüllen oft schon die höchsten Ansprüche an den Gesundheitsschutz. So finden Pflegekräfte in vielen Kliniken technische Entlastung bei der Lagerung von Patienten, zum Beispiel durch elektrisch verstellbare Betten. Weitere Handlungsempfehlungen, wie sie die Gesundheit ihrer Mitarbeiter strukturiert fördern und erhalten können, haben die BG Kliniken nun gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) entwickelt. Beide Seiten ergänzen sich mit geballter Erfahrung: Die BGW ist als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für über 7,5 Millionen Versicherte im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege zuständig, folglich auch für alle Mitarbeiter der BG Kliniken. Da liegt es nahe, dass sie ihre Kernkompetenz im Bereich Unfallverhütung und Gesundheitsschutz auch in ihren eigenen Kliniken einbringt. „Die Berufsgenossenschaft verfügt über Daten, Analysen und erprobte Präventionsansätze“, erklärt Dr. Stefanie HansenHeidelk, die in der Geschäftsstelle der BG Kliniken den Bereich Personal verantwortet. Die BGW weiß, in welchen Bereichen die höchste Krankenrate auftritt und wodurch sie b edingt ist. Unter Pflegekräften bilden beispielsweise Rückenbeschwerden nach wie vor den häufigsten Grund für Arbeitsausfälle. Aber auch psychische Belastungen führen zunehmend zu Fehlzeiten. EINS 2016 55 DIE ZUSAMMENARBEIT UND DER AUSTAUSCH SIND DURCH DEN ARBEITSKREIS INTENSIVER GEWORDEN. Susann Czekay-Stohldreier, verantwortlich für das Gesundheitsmanagement am BG Klinikum Hamburg Konkrete Lösungen für den Klinikalltag Auf 50 Seiten hat das Team aus BGW- und Klinikexperten seine systematischen Handlungsempfehlungen niedergeschrieben, ergänzt durch Best-Practice-Beispiele aus den einzelnen Häusern. „Wir haben gemeinsam eine Struktur erarbeitet, wie und von wem Gesundheitsmanagement in den Kliniken umgesetzt werden sollte“, sagt Hansen-Heidelk. Dabei geht es um gesetzliche Anforderungen beim Gesundheitsschutz ebenso wie um Prävention, Personalmanagement und soziale Fragen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zuweilen sind auch Investitionen in neuere Hilfsmittel wie bessere Rollstühle und Krankenbetten notwendig, um die Belastungen für das Pflegepersonal zu verringern. Lösungen müssen also bereichsübergreifend gefunden und implementiert werden. Das gilt in jeder BG Klinik, daher kooperieren die Häuser zunehmend. Die Häuser in Halle und Hamburg arbeiten beispielsweise derzeit an einem Konzept, wie sich die psychische Belastung von Mitarbeitern so situationsspezifisch erfassen lässt, dass man daraus konkrete Lösungen erarbeiten kann. „Nur festzustellen, dass Mitarbeiter gestresst sind, reicht dafür nicht“, sagt Susann CzekayStohldreier, verantwortlich für das Gesundheitsmanagement am BG Klinikum Hamburg (BGKH). Geplant ist ein Probelauf in beiden Häusern, danach will man die Ergebnisse und weitere Maßnahmen mit den Kollegen im Verbund diskutieren. Chefs sind wichtige Vorbilder Zwei Mal im Jahr trifft sich Czekay-Stohldreier mit den Ver antwortlichen für das betriebliche Gesundheitsmanagement aus den anderen BG Kliniken zum Erfahrungsaustausch. Zunächst stellt dann die jeweils gastgebende Klinik ihre aktuellen Projekte im Bereich Gesundheitsmanagement vor – Nachahmung erwünscht. „Die Zusammenarbeit und der Austausch sind durch den Arbeitskreis intensiver geworden“, stellt Czekay-Stohldreier fest. Doch bei allen Bemühungen um die Mitarbeitergesundheit, steht eines fest: Die Grundmotivation, in die eigene Gesundheit zu investieren, kann letztlich nur vom Arbeitneh- mer selbst kommen. „Unsere Leitidee ist es, unsere Mitar beiter zu befähigen, selbst zum Erhalt ihrer Gesundheit beitragen zu können“, sagt Czekay-Stohldreier. Wenn das gelingt, hat das betriebliche Gesundheitsmanagement schon viel erreicht. Das BGKH hat bereits im Jahr 2001 einen Steuerungskreis zum Thema betriebliches Gesundheitsmanagement eingerichtet. Mittlerweile gibt es solche Gremien in jeder BG Klinik. Sie werden gebildet aus Vertretern von Unternehmensleitung und Personalabteilung, einem Betriebsrat, einem Betriebsarzt und einer Fachkraft für Arbeitssicherheit. Die Steuerungskreise tragen der Tatsache Rechnung, dass sich das Spektrum des Gesundheitsmanagements auf alle Ebenen der Kliniken erweitert hat. Das bestätigt Jan Richter vom BG Klinikum Bergmannstrost Halle, der Mitglied im konzernweiten Lenkungskreis des Projektes und auch im Arbeitskreis Gesundheit ist: „Gesundheitsmanagement wird mittlerweile in der Leitungsebene sehr ernst genommen“, sagt Richter. Die Geschäftsführer aller BG Kliniken haben bereits Anfang 2014 empfohlen, die ausgearbeiteten Handlungshilfen in den Häusern umzusetzen. Führungskräfteprogramme wirken in vielen Kliniken darauf hin, dass sie diese Empfehlungen auch selbst vorleben. „Chefs sind wichtige Vorbilder im Umgang mit der eigenen Gesundheit“, sagt Jan Richter. Gemeinsam für einen starken Rücken Die größte Herausforderung für das betriebliche Gesundheitsmanagement besteht darin, die sinnvollen Vorschläge und Maßnahmen im anspruchsvollen und eng getakteten Arbeits alltag des Personals umzusetzen. Erfolgreiche Projekte wie eine „Mobile Rückensprechstunde“ weisen dabei den Weg. Deren Testphase in drei Pilotkliniken verlief äußerst erfolgreich: In Ludwigshafen, Tübingen und Halle bot die BGW den Klinikmitarbeitern ein 90-minütiges Kompaktpaket zum Thema Rückenbeschwerden an – von der Untersuchung durch einen Orthopäden über Empfehlungen für einen starken und gesunden Rücken bis zu einem Rückenkolleg für jene Mitarbeiter, deren Tätigkeiten besonders viel Krafteinsatz erfordern. Das Pilotprojekt kam gut an. Deshalb soll die mobile Rückenschule bald in allen BG Kliniken angeboten werden. 56 EINS 2016 LERNEN VON DEN BESTEN BESSERES BERICHTSWESEN Die BG Kliniken können unter einem Dach viel voneinander lernen. Das zeigt sich zum Beispiel im Personalberichts wesen. Seit mehreren Jahren schon tauschen sich die Per sonalcontroller der einzelnen Akutkliniken und Kliniken für Berufskrankheiten aus. Im vergangenen Jahr haben sie gemeinsam die Grundlagen für ein konzernweit einheitliches Personalberichtswesen geschaffen. „Die gesamte Arbeit ist ein Gemeinschaftswerk der Personalcontroller aus allen Kliniken“, sagt Jörg Sasse, Leiter Personalverwaltung am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. „Das zeichnet letztlich den Mehrwert dieses Projektes aus, dass wir das Beste aus allen Häusern zusammengetragen und harmonisiert haben“, sagt Sasse. Doch zunächst musste jedes Haus für sich einige Fragen klären: Welche Strategien und Zielsetzungen verfolge ich mit meinem Personalberichtswesen? Welche Kennzahlen will ich erfassen? Was fange ich mit den gewonnenen Erkenntnissen über Personalkosten, Entwicklung der Vollkräftezahl, Fluktuationsquote und Altersstruktur an? Vorausschauen „Im Personalberichtswesen geht es nicht nur darum, dass man sich vergangene Entwicklungen ansieht und sie analysiert, sondern es ist auch wichtig, daraus Hochrechnungen für die Zukunft zu erstellen. Nur dann kann Personalarbeit proaktiv agieren“, sagt Sasse. Seit das Personalberichtswesen in den einzelnen Häusern überall auf soliden Füßen steht, geht es an die gemeinsame Weiterentwicklung. Viel Zeit haben die Controller darauf verwendet, die Kennzahlen einheitlich zu definieren. Zudem musste g eklärt werden, wie differenziert bestimmte Werte ausgewiesen werden sollen. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob bei der Berechnung der Vollkräftezahl Überstunden einbezogen werden oder nicht. „Wenn wir jetzt von einer Vollkraft reden, dann reden wir wirklich in allen BG Kliniken vom selben Sachverhalt“, sagt Sasse. Analysieren Zeitaufwendig war auch die Umsetzung der neuen Anforderungen an das Personalberichtswesen in der EDV der einzelnen Häuser. Es muss gewährleistet sein, dass die richtigen Werte aus den Abrechnungssystemen erfasst und vor Übermittlung an die Dachgesellschaft anonymisiert werden, sodass keine Rückschlüsse auf einzelne Mitarbeiter möglich sind. Damit wird der Datenschutz gewährleistet. Die Kliniken und Unfallbehandlungsstellen senden auf dieser Basis die Kennzahlen in einem abgestimmten Berichtsdesign an die Dachgesellschaft. Den gesamten Prozess betrachtet Sasse als Riesenschritt in Richtung einer weiteren Professionalisierung der Personalberichterstattung. Er sagt: „Das Expertenwissen der verschiedenen Häuser wurde für alle nutzbar gemacht.“ BG KLINIKEN AUF JOBMESSEN Premiere: Die BG Kliniken wollen sich zukünftig gemeinsam als Konzern auf Personalmessen präsentieren. Nach dem erfolgreichen Start des gemeinsamen Karriereportals (siehe Seite 50) steht nun auch ein einheitlicher Auftritt auf Veranstaltungen zur Mitarbeitergewinnung an. „Wir haben als Arbeitgeber bereits einen sehr guten Ruf“, ist sich Dr. Stefanie Hansen-Heidelk aus dem Ressort Personal und Recht der Dachgesellschaft der BG Kliniken sicher. Dennoch ist es auch für die BG Kliniken teilweise nicht einfach, qualifiziertes Personal für besondere Aufgaben zu finden. TARIFVERTRÄGE IM KONZERN Die Vergütung der Ärzte in den meisten BG Kliniken wird bereits seit einigen Jahren in einem Tarifvertrag mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) geregelt, der für fast alle BG Kliniken gilt. Rückwirkend zum Juli 2015 ist ein neuer Tarifvertrag mit dem MB in Kraft getreten, der den Ärztinnen und Ärzten in den Akutkliniken, den Kliniken für Berufserkrankungen und den Unfallbehandlungsstellen attraktive Gehälter sichert. Er gilt an allen Standorten mit Ausnahme von Berlin und Bad Reichenhall. Attraktive Aufstiegschancen „Der Vergleich mit anderen Klinikgruppen zeigt, dass wir die Spitzenleistungen unserer Mediziner nicht nur mit Spitzen gehältern vergüten, sondern die BG Kliniken durch ideale A ufstiegsbedingungen auch dauerhaft als Arbeitgeber attraktiv machen“, so Reinhard Nieper, Verhandlungsführer der BG Kliniken und Geschäftsführer der Dachgesellschaft. „Im Wettbewerb um das beste Fachpersonal für unsere Patienten verschafft das natürlich einen wichtigen Vorteil“, so Nieper weiter. Für die Mitarbeiter der BG Kliniken in Pflege und Verwaltung kommt – außer in Berlin – der mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di abgeschlossene Tarifvertrag BG Kliniken zum T ragen. Er orientiert sich am Tarifvertrag der Länder. NACHWUCHSFÖRDERUNG Die BG Kliniken planen ein Personalentwicklungsprogramm, unter anderem zur Nachwuchsförderung und Nachfolgeplanung für Schlüsselpositionen. Es soll nicht nur für den Managementnachwuchs gelten, sondern auch für den ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Bereich. „Wir wollen künftig systematisch Nachwuchs- und Führungskräfte selbst fördern und ausbilden“, sagt Dr. Stefanie Hansen-Heidelk aus dem Ressort Personal und Recht der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Weiterentwickelt wird außerdem das bereits seit zwei Jahren eingeführte standardisierte Verfahren zur Auswahl von Geschäftsführern und anderen Führungskräften. Das übliche Vorstellungsgespräch wird dabei ergänzt durch ein Assessment, das möglichst objektiv erfassen soll, wie ein Kandidat zum Stellenanforderungsprofil passt. Hansen-Heidelk ist überzeugt: „Das standardisierte Verfahren objektiviert die Auswahl der Bewerber.“ EIN PDMS FÜR ALLE Bis Ende 2017 wird in allen Einrichtungen des „BG Kliniken – Klinikverbundes der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH“ ein einheitliches Patientendatenmanagementsystem (PDMS) eingeführt. Das System des Unternehmens GE Healthcare ist im BG Klinikum Hamburg bis Ende 2015 unter Beteiligung der anderen Kliniken für die Bedürfnisse der BG Kliniken konfiguriert worden. „So haben wir eine Art Grundkonfiguration, die wir nun an den anderen Kliniken ausrollen“, sagt Eckhard Oesterhoff, Leiter des Bereichs Informationstechnologie. Dabei wird versucht, möglichst einheitlich vorzugehen. Aber: „Einheitlich heißt in der IT nie, dass es genau das Gleiche ist. Es wird immer ein paar Abweichungen geben“, so Oesterhoff. Das PDMS erfüllt zwei Zwecke. Einerseits ist es Teil des Krankenhausinformationssystems (KIS) zur zentralen Verwaltung und Verarbeitung von Patientendaten, wie etwa Aufnahme, Verlegung und Entlassung von Patienten und die Erfassung abrechnungsrelevanter Daten. Andererseits unterstützt es Ärzte und Pflegekräfte im klinischen Alltag bei ihrer patientenbezogenen Basisdokumentation. DOKUMENTENVERWALTUNG AUF INTERNATIONALEM KURS Der „BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH“ will konzernweit ein einheitliches Dokumentenmanagementsystem (DMS) etablieren. Dabei geht er einen in Deutschland relativ neuen Weg: Mit dem Verfahren „IHE – Integrating the Healthcare Enterprise“ werden die Dokumentenverwaltung und der Dokumentenaustausch standardisiert. „Wir versuchen hier wirklich, internationale Standards umzusetzen“, sagt Eckhard Oesterhoff, Bereichsleiter Informationstechnologie (IT) bei der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Die IHE-Standards sind in anderen europäischen Ländern und den USA weit verbreitet. Doch in Deutschland gibt es bislang erst wenige Krankenhausunternehmen, die IHE nutzen. Die BG Kliniken wollen hier eine Vorreiterrolle übernehmen. Das DMS soll nicht nur der Archivierung elektronischer Dokumente dienen, sondern in den Kliniken zugleich als Ausfallsystem für das Klinikinformationssystem (KIS) fungieren. Das bedeutet, dass alle im KIS entstehenden Dokumente in das DMS transferiert werden. „Falls ein KIS dann einmal ausfallen sollte, kann man immer noch über das DMS auf die Dokumente zugreifen“, erläutert Oesterhoff. Die Bedeutung eines solchen Back-up-Systems erklärt er an einem Beispiel: So müssen etwa die Medikamentenverordnungen für einen frisch operierten Patienten jederzeit verfügbar sein. Der Klinikverbund verfolgt mit dem einheitlichen DMS aber ein weiteres Ziel: „Wir wollen auch die Informationsflüsse in den Krankenhäusern verbessern und zwar insbesondere bei den unterschiedlichen Geräten, die wir dort haben“, sagt der IT-Fachmann. Bislang sind viele Medizingeräte nach seiner Schilderung noch Inseln oder Halbinseln im Datenmeer. „Hier wollen wir wirklich eine volle Integration des Datenflusses erreichen, sodass alle relevanten Informationen dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie gebraucht werden“, sagt Oesterhoff. Perspektivisch wird es dabei auch um mobile IT-Lösungen für die Ärzte in den Kliniken gehen. Angestrebt ist, dass der Arzt nicht nur die Infos auf einem Tablet-Computer zur Verfügung hat, sondern über das mobile Gerät auch Aufträge erteilen kann. Doch dabei gibt es viele Datenschutzrichtlinien zu beachten. „Das ist nicht ganz trivial“, sagt Oesterhoff. Zudem hilft letztlich selbst die vollintegrierte IT-Lösung nur wenig, wenn alle Dokumente ausgedruckt werden müssen, damit der Patient sie unterschreiben kann. Also suchen die BG Kliniken auch Möglichkeiten einer datenschutzrechtlich abgesicherten elektronischen Signatur. Dazu sind sie mit der Bundesdruckerei im Gespräch. Oesterhoff: „Hier suchen letztlich alle Kliniken nach Lösungen“. EINS 2016 59 RECHNUNGSWESEN Große Herausforderungen haben die Buchhaltungs- und Finanzabteilungen der einzelnen Akutkliniken, Kliniken für Berufskrankheiten und der Unfallbehandlungsstellen im Rahmen der Konzernbildung zu meistern. Die Einrichtungen mussten sich schon im vergangenen Jahr auf einen gemeinsamen Rahmen für ein konzernweites Rechnungswesen unter dem Dach der Holding verständigen. „Da wurden mit großer Geschwindigkeit sehr weitreichende Leitplanken gebaut“, sagt Marius Manke, Ressortleiter Finanzen und Controlling der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Nur so konnte die Holding rechtzeitig zum Jahreswechsel auch finanztechnisch starten. „Die Grundlagen für ein Konzernrechnungswesen wurden gemeinsam mit den Kliniken erarbeitet“, berichtet Manke. „Dabei haben wir tolle Unterstützung von allen Seiten erhalten. Es hat wirklich Freude gemacht zu sehen, wie die Zusammenarbeit alle diese Ergebnisse ermöglicht hat, auch wenn noch viel Arbeit in der weiteren Umsetzung in der nächsten Zeit auf uns zukommt.“ Zu den bisher erarbeiteten Grundlagen zählen unter anderem ein gemeinsamer Kontenrahmen, Bilanzierungsrichtlinien und Kontierungsrichtlinien. Aber auch die Herstellung der umsatzsteuerlichen Organschaft und die dazugehörigen Abläufe wurden konzernweit geregelt. Zugleich stellen einheitliche Regeln im Rechnungswesen die Grundlage für ein aussagekräftiges Controlling dar. Ohne diese Basis wäre eine zielgerichtete Steuerung nicht möglich. KONZERNWEITES CONTROLLING Anfang 2016 ist erstmals ein einheitliches übergreifendes Informationssystem zur Unterstützung der Führungskräfte von Dachgesellschaft und BG Kliniken gestartet worden. Das intern SIMBA (Steuerungs- und Informationssystem für Management, Beteiligungen und Ausschüsse) genannte Instrument soll künftig auf Konzernebene und in der Kommunikation mit jeder Einrichtung durch einheitliche Berichte einen strukturierten Austausch zu wichtigen Kennzahlen und Informationen ermöglichen. Das System ist dabei so aufgebaut, dass eine differenzierte Darstellung in den strategischen Perspektiven Kunden und Markt, Medizin, Personal und Recht, Infrastruktur sowie Finanzen und Controlling möglich wird. In einer ersten Implementierungsphase wurden alle Akuthäuser einbezogen, die übrigen Einrichtungen sollen nun folgen. Darüber hinaus bietet SIMBA auch jedem einzelnen Haus die Chance, das spezifische Hausberichtswesen innerhalb des Systems abzubilden. „Das erste Jahr wird dabei s icher noch unter dem Motto ‚Anwenden, üben, lernen und stabiler Betrieb’ stehen“, sagt Marius Manke, Ressortleiter Finanzen und Controlling der Dachgesellschaft. Er zeigt sich überzeugt, dass die einzelnen Standorte des Konzerns hier viel voneinander lernen können. Die Kliniken setzen dabei auf große Transparenz und tauschen sich in verschiedenen Arbeitsgruppen innerhalb der Holding aus. Manke erläutert: „SIMBA soll uns auch befähigen, uns im Wettbewerb mit anderen Häusern außerhalb des Verbundes durch ein gemeinsames Lernen aus allen Einrichtungen gegenseitig zu helfen und noch besser zu werden.“ Der Ressortleiter sieht dabei verschiedene vielversprechende Ansätze, zu denen ein Austausch zwischen den BG Kliniken lohnenswert erscheint. Aus technischer Sicht ergänzt Eckhard Oesterhoff, Bereichsleiter IT: „Das Projekt ist für den einheitlichen Austausch im Konzern über alle Ebenen und Bereiche essenziell. Wir h aben es von der technischen Architektur so gestaltet, dass auch die Einrichtungen hier eine zukunftsfähige Plattform erhalten“. Zum Jahreswechsel 2016 wurden zunächst die Module Finanzen, Personal und Leistungen angeschlossen und die technischen sowie organisatorischen Strukturen in und zwischen den Standorten eingerichtet. Nach und nach sollen nun alle Standorte des Konzerns mit ihren Tochtergesellschaften integriert werden. „SIMBA bietet fachlich die Möglichkeit, perspektivisch alle Unternehmensbereiche mit einer ganzheitlichen und zeitnahen Steuerung zu unterstützen“, sagt Manke. Ein solches Instrument ist nach seinem Verständnis in der heutigen Zeit mehr denn je vonnöten. EINS 2016 61 Infrastruktur NEUE WEGE IN DER INVESTITIONSPLANUNG Eine hervorragende Infrastruktur zählt für Krankenhäuser zu den zentralen Erfolgsfaktoren. Ziel des Klinikbaukonzeptes ist es daher, hohe Standards für Baumaßnahmen und die Ausstattung von BG Kliniken zu setzen. Stets auf dem aktuellsten Stand – diesen Anspruch erheben die BG Kliniken ebenso für ihre Medizin wie für ihre bauliche und technische Infrastruktur. Denn technologischer Fortschritt und neue Erkenntnisse aus dem Klinikbau eröffnen immer neue Möglichkeiten, die Versorgung von Patienten nach Arbeitsunfällen oder mit Berufserkrankungen weiter zu optimieren. Dieses Ziel verfolgen die BG Kliniken mit dem Klinikbaukonzept. „Es geht nicht um höher, schneller, weiter, sondern darum, eine bedarfsgerechte Planung für eine Klinikausstattung zur Patientenversorgung mit allen geeigneten Mitteln zu gewährleisten“, sagt Cornelia Iken, Leiterin des Bereichs Investitionen und Bau in der Dachgesellschaft der BG Kliniken. Gemeinsame Bauleitlinien und einheitliche Anforde rungen an die Medizintechnik sind der Weg, den die BG Kliniken zu diesem Ziel eingeschlagen haben. Das Prinzip dahinter bringt Iken auf den Punkt: „so viel Freiheit wie möglich bei gleichzeitig so viel Einheitlichkeit wie nötig.“ Wo es sinnvoll und notwendig erscheint, soll das Klinikbaukonzept Standards für alle Kliniken entwickeln. Diese sollen sicherstellen, dass die baulichen Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherung erfüllt und eingehalten werden. Zugleich will das Konzept aber auch die nötigen Freiräume für standortspezifische Besonderheiten und Bedürfnisse einzelner Fachbereiche garantieren. Dazu werden die Experten der Fachbereiche aus den Kliniken in die Entwicklung des Klinikbaukonzeptes einbezogen. Zentrale Ziele nicht nur für Baumaßnahmen Das Klinikbaukonzept umfasst über den Bereich Bau hinaus auch die größeren medizintechnischen Investitionen der BG Kliniken. Diese fügen sich in eine Strategie ein, die dem Versorgungsauftrag und der besonderen Rolle der BG Kliniken in der Unfallversorgung und der Versorgung von Patienten mit Berufskrankheiten Rechnung trägt. So beteiligen sich alle BG Kliniken am Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) der DGUV, welches umfangreiche Anforderungen an die bau liche und medizintechnische Ausstattung stellt. Hierzu zählt die apparative Ausstattung der Notaufnahme ebenso wie ein Hubschrauberlandeplatz im 24-Stunden-Betrieb in räumlicher Nähe zum Schockraum. Prävention ist eine Hauptaufgabe der gesetzlichen Unfallversicherung – Arbeitsunfälle und Berufserkrankungen müssen daher selbstverständlich auch in ihren eigenen Einrichtungen verhindert werden. Das muss bereits bei Baumaßnahmen beachtet werden und spielt auch bei anderen Investitionen eine zentrale Rolle. Inklusion ist ein weiteres zentrales Stichwort in der Unfallversicherung. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat hierfür bereits die zweite Auflage eines Aktionsplans zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention erarbeitet, in den sich die Kliniken mit ihren Pro jekten einbringen. Die Barrierefreiheit der BG Kliniken ist ein wichtiger Aspekt bei allen Neubaumaßnahmen ebenso wie 62 EINS 2016 NICHT NUR DIE MEDIZIN IN DEN BG KLINIKEN SOLL SPITZE SEIN. AUCH DIE BAULICHE UND TECHNISCHE INFRASTRUKTUR SOLL DIE HOHEN QUALITÄTSANFORDERUNGEN ERFÜLLEN. Cornelia Iken, Leiterin des Bereichs Investitionen und Bau in der Dachgesellschaft der BG Kliniken bei der kritischen Bewertung der bestehenden Einrichtungen. Hier haben die Kliniken Maßnahmenkataloge erarbeitet um die Barrierefreiheit umfänglich sicherzustellen. Grundlage dafür bildeten gemeinsam erarbeitete Standards, die sich an der DIN-Norm zur Barrierefreiheit orientieren. Darüber hinaus werden individuelle Konzepte, insbesondere für die Sicherstellung der Barrierefreiheit für Blinde erarbeitet. Zunehmende Bedeutung gewinnt darüber hinaus der Aspekt der Nachhaltigkeit. Häufig wird diese beschränkt auf reine Fragen der Energieeffizienz. Dabei sind zahlreiche wei tere Aspekte wie etwa die Berücksichtigung von „Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit“, Anforderungen an die „Funktionalität“ sowie die Qualität von Technik, Prozessen und Bauausführung ebenso relevant und müssen sowohl in der Investitionsplanung als auch bei konkreten Baumaßnahmen berücksichtigt werden. Als Orientierungshilfe dient das Bewertungssystem des Umweltministeriums für nachhaltiges Bauen. Ein gemeinsamer Weg für alle Grundsätzlich gilt für die Investitionen in Gebäude und technische Anlagen eine einheitliche Vorgehensweise. „Alle Kliniken sind aufgefordert, Zielplanungen für Investitionen für ihre Standorte zu erstellen und sie regelmäßig zu aktualisieren“, so Cornelia Iken. Jede Klinik hat dazu den Iststand ermittelt, den Verbesserungsbedarf analysiert und künftige Handlungsfelder identifiziert. Die Analyse nimmt dabei nicht allein den baulichen Bereich in den Blick, sondern beginnt bei der Wettbewerbsanalyse und den Zielstellungen im medizinischen Bereich. Das auf den ersten Blick etwas aufwendige Verfahren erweist sich als extrem hilfreich für jede einzelne Klinik, denn die individuelle Zielplanung für Investitionen ermöglicht den Kliniken auch eine interne Standortbestimmung als Teil des Gesamtunternehmens. Die Analysen aus den einzelnen Kliniken fügt die Geschäftsstelle der BG Kliniken zu einer Gesamtzielplanung zusammen und stimmt diese in Bezug auf die Finanzierung eng mit der DGUV ab. Anschließend wird die Gesamtzielplanung mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln abgeglichen, die Dringlichkeit der einzelnen Maßnahmen bewertet und ein Zeitplan konsentiert. Diese Konzepte bilden die Grundlage für die Finanzierungsplanungen des Gemeinschafts- und des Investitionsfonds der DGUV. Diese umfangreichen Vorbereitungen sind in dieser Tiefe noch relativ neu, um bedarfsgerechte Baumaßnahmen zu entwickeln jedoch elementar. Seit 2015 besteht auch der Inves titionsfonds für die Finanzierung von Ersatzinvestitionen. Im ersten Jahr sind aus diesem Fonds vor allem medizinische Großgeräte wie CTs und MRTs finanziert worden, aber auch die Sanierung eines Gebäudes in Halle und zahlreiche technische Anlagen. Auch hier ist die Antragstellung zunächst ein deutlicher Mehraufwand. Doch Iken sagt: „Wir sind zuversichtlich, dass sich hier bald neue Routinen einspielen werden und haben zudem vereinbart, die Verfahren nach einer bestimmten Zeit zu evaluieren.“ Die Dachgesellschaft als Bindeglied Der Bereich Bau übernimmt bei der Beantragung von Mitteln aus dem Gemeinschafts- und Investitionsfonds der DGUV die zentrale Rolle der Beratung der Kliniken einerseits und der EINS 2016 63 Kommunikation in die DGUV andererseits – er fungiert quasi als Scharnier zwischen den Kliniken und der DGUV. In Ikens Abteilung laufen die Fäden zur Investitionsfinanzierung zusammen. Sie bearbeitet nicht nur die Anträge aus den 13 BG Kliniken und Unfallbehandlungsstellen, sondern kennt auch die Schwerpunkte und Prüfkriterien der DGUV. „So sammeln wir hier Wissen, von dem jede Klinik wieder profitieren kann. Da sehen wir uns ganz klar als Berater der Kliniken“, sagt die Bereichsleiterin. Im letzten Jahr haben zum Verfahren der Antragsstellung umfangreiche Schulungen für alle Standorte stattgefunden, da viele Anforderungen konkretisiert wurden mit dem Ziel, die Arbeit für die Kliniken zu erleichtern. Als ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit bei der Investitionsplanung nennt sie den jetzt begonnenen Erweiterungsbau mit 200 Betten in Bad Reichenhall. Die dortige BG Klinik für Berufskrankheiten platzte aus allen Nähten. Weil für die Klinik seit vielen Jahren kein Inves titionsantrag gestellt wurde, unterstützte die Dachgesellschaft mit Beratung zum neuen Antragsverfahren. Eine ähnlich intensive Zusammenarbeit besteht derzeit mit der Unfallbehandlungsstelle in Bremen, die ebenfalls eine Erweiterung ihrer Einrichtung plant. Michael Neumann, Leiter der Betriebsstätte der BG Ambulanz Bremen, berichtet: „Hier wirkte sich schon aus, dass die Einrichtung in Bremen verschmelzungsbedingt ein Teil der Konzernmutter geworden ist. Die Kooperation bei der Erstellung der Gemeinschaftsfonds- und der Zielplanungsunterlagen war demgemäß sehr eng und auf ein koordiniertes Vorgehen in den terminierten Grundsatz- und Zielplanungsgesprächen mit der DGUV ausgerichtet.“ Die Erfahrungen im Umgang mit den Anträgen fließen über verschiedene Wege zurück in die Kliniken. Zum einen trifft sich die Arbeitsgruppe der Facility-Manager/technischen Leiter aus den BG Kliniken bereits seit Jahren zum fachlichen Austausch. „Hier hat sich der Schwerpunkt aber erst mal von operativen und technischen Fragestel lungen zur Thematik der Investitionsfinanzierung und baulicher Zielplanung verschoben“, beschreibt Iken die Entwicklung. Gleichzeitig wollen wir aber auch immer praktische Themen, die für die Kliniken wichtig sind, diskutieren und Handlungsempfehlungen ableiten. So hat in der letzten S itzung ein Berater für Medizintechnik verschiedene Modelle von Hybrid-OPs und die baulichen Anforderungen vorgestellt. Aus zahlreichen positiven Rückmeldungen der Kollegen weiß sie, wie wichtig der Erfahrungsaustausch zwischen den Kliniken ist. Ergebnis dieses Austauschs ist zum Beispiel die Festlegung technischer und baulicher Standards sowie die Identifizierung von Best-PracticeKonzepten, die von allen Kliniken im Alltag genutzt werden können. Doch der Erfahrungsaustausch in Sachen Bau und Investitionen findet nicht nur in der AG der Facility-Manager/ technischen Leiter statt. Auch die AG Klinikbaukonzept, eine gemeinsame Arbeitsgruppe von DGUV und BG Kliniken, dient dem Austausch, der Abstimmung mit den Kliniken zu bestimmten Fachfragen und der Entwicklung von Standards. Geplant sind außerdem Standort-Jours-fixes zum Thema Investitionen und Bau. Das alles dient einem Ziel: „Nicht nur die Medizin in den BG Kliniken soll spitze sein. Auch die bauliche und technische Infrastruktur soll die hohen Qualitätsanforderungen erfüllen“, sagt Iken. Zentraleinheiten GEBÜNDELTE STÄRKEN Gemeinsam sind wir stark. Dieses Motto könnte über der zentralen Rechtsabteilung stehen, die in der Geschäftsstelle der BG Kliniken angesiedelt ist. Schon 2014 wurde der Aufbau einer zentralen Rechtsabteilung angestoßen. Denn viele BG Kliniken haben bislang keine eigene Rechtsabteilung. Zudem stellen sich mit der Gründung des Klinikkonzerns eine Vielzahl konzernrechtlicher Fragen, für die es konzernweiter Lösungen bedarf. Mit dem Aufbau der Abteilung wird künftig eine Unterstützung der Konzerngesellschaften aus einer Hand möglich sein. Zentrale Rechtsabteilung Durch die Zusammenführung der Juristen aus den BG Kliniken in einer Zentraleinheit kann das juristische Know-how g ebündelt und in Kernthemen Tiefenexpertise entwickelt w erden. „Der Einzeljurist in der Klinik musste nun mal notgedrungen universal aufgestellt sein, damit er alle Aufgaben bewältigen kann“, erläutert Ingo Thon, der das Ressort Personal und Recht der Dachgesellschaft leitet. Dieser Einzelkämpfer muss sich im Arbeitsrecht ebenso auskennen wie im Vergaberecht. Das heißt aber auch, dass er kein Spezialist sein kann. Nun lautet die Devise jedoch Tiefenexpertise statt Breitenwissen: „Eine Zentralisierung ist daher auch eine Chance für die Juristen in den Kliniken, sich auf ein bestimmtes Thema zu spe zialisieren und dieses Fachgebiet dann für den Gesamtkonzern zu bearbeiten“, sagt Thon. Bündelung juristischer Kompetenz Die zentrale Rechtsabteilung mit spezialisierten Juristen in der Berliner Geschäftsstelle des Klinikverbundes und den einzelnen Häusern bietet viele Vorteile – für die BG Kliniken ebenso wie für die dort beschäftigten Juristen. Dr. Julia Kirsch, Leiterin der Rechtsabteilung: „Damit steigt zugleich die Qualifikation der juristischen Mitarbeiter in den Kliniken und die Qualität der Rechtsberatung im Gesamtunternehmen.“ EINS 2016 65 Eine zentrale Rechtsabteilung kann einheitliche Rechtsauskünfte erteilen, „idealerweise auch ein bisschen schneller als bisher“, so Kirsch weiter. Sie wird die Dachgesellschaft und die BG Kliniken bei allen standortübergreifenden und standortbezogenen juristischen Angelegenheiten beraten. Auch externe Beratungsleistungen können über eine zentrale Rechtsabteilung strukturierter eingekauft werden, soweit das bei der im Konzern gesammelten Kompetenz dann noch nötig ist. Das verspricht wiederum wirtschaftliche Vorteile, Qualitätssteigerungen und Entlastung in den Häusern: „Man vermeidet Doppelprüfungen für die Mitarbeiter in den einzelnen Bereichen“, sagt Kirsch. Zentrale Vergabestelle Im gleichen Zuge wird die zentrale Vergabestelle aufgebaut. Eingebettet in den Bereich Recht wird auch sie für alle Kliniken tätig werden. Sie ist für die vergaberechtliche Steuerung aller Be schaffungen der BG Kliniken zuständig, die dem EU-Vergaberecht unterliegen. Hierunter fallen Aufträge mit einem Wert oberhalb der sogenannten EU-Schwellenwerte, also die umfangreicheren Beschaffungen. „Die zentrale Vergabestelle organisiert alle Beschaffungsvorgänge im EU-Vergaberecht, die entweder die Muttergesellschaft oder mehr als eine Tochter betreffen“, erläutert Ingo Thon. Die Vergabestelle wird also dann aktiv, wenn für mindestens zwei Kliniken etwas im EU-weiten Vergabeverfahren beschafft werden muss – egal ob Klinikbetten, Wäsche, medizinische Großgeräte oder Dienstleistungen. Darüber hinaus betreut die Vergabestelle in Berlin die Kliniken bei ihren Beschaffungsmaßnahmen. Nur in einer BG Klinik gab es bisher jemanden, der EU-Vergabeverfahren organisieren und betreuen konnte. Die zentrale Vergabestelle übernimmt diesen Service daher für die Kliniken. Hierzu werden Mitarbeiter aus diesem Bereich auch in den Kliniken vor Ort ansässig sein, was neben der Steuerung der klinikübergreifenden Beschaffungen eine ortsnahe vergaberecht liche Betreuung in den Häusern ermöglicht. Neue Marktkraft Zwar gab es auch in der Vergangenheit bereits gemeinsame Beschaffungsprozesse, „doch für die Außenwirkung macht es einen großen Unterschied, ob ein loser Verbund Dinge gemeinsam beschafft oder ein Konzern. Als Konzern treten wir mit einer ganz anderen Marktkraft auf“, sagt Thon. Zur Erleichterung der Abläufe und um die Kliniken bei der Umstellung auf das neue Beschaffungssystem im EU-Vergaberecht zu unterstützen, hat die Vergabestelle jetzt ein Vergabehandbuch entwickelt. Es soll die Verfahren standardisieren und die Organisation erleichtern. ALS KONZERN TRETEN WIR MIT EINER GANZ ANDEREN MARKTKRAFT AUF. Ingo Thon, Leiter des Ressorts Personal und Recht der Dachgesellschaft der BG Kliniken 66 EINS 2016 IMPRESSUM Herausgeber BG Kliniken – Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung gGmbH Leipziger Platz 1 10117 Berlin Koordination und redaktionelle Verantwortung Eike Jeske Konzeption und Gestaltung BÜRO WEISS, Berlin Redaktion Angela Mißlbeck, D r. Petra Krimphove, Julia Frisch Fotografie Alle Fotos Jan Pauls, außer: Seite 12, v. l. n. r.: VBG, BGHW, BG Verkehr; Seite 13: BG ETEM; Seite 15: Wolfgang Bellwinkel; Seite 16, v. l. n. r.: ullstein bild, BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum; Seite 17: BG Klinikum Bergmannstrost Halle; Seite 18, v. l. n. r.: BG Klinikum Hamburg, Unfallkrankenhaus Berlin; Seite 41: Klaus Polkowski; Seite 43, oben: BG Unfallklinik Frankfurt am Main; Seite 44: Klaus Polkowski; Seite 47: Klaus Polkowski; Seite 48, rechts: BG Klinik Ludwigshafen; Seite 49, oben: BG Klinik Tübingen Druck Königsdruck, Berlin