5 - Degewo

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5 - Degewo
stadtleben
DAS MIETERMAGAZIN AUSGABE 4/2008
MARZAHN
Claus Jockisch war
der erste Concierge
in Berlin Seite 10
WEDDING
Kathrin Schade zeigt
versteckte Welten hinter
den Fassaden Seite 24
NEUKÖLLN
Der Triathlon der
degewo machte zum
zweiten Mal Schüler
mobil Seite 28
Wo Nachbarn
sich helfen
ALLTAG MEISTERN Langjährige
Hausgemeinschaften funktionieren
wie Familien. Auch wenn Jung und
Alt zusammenleben, profitieren
davon alle Seite 12
Wir wünschen
guten Appetit!
Tolle Tricks, wie man
Kinder für Obst und
Gemüse begeistern kann
EDITORIAL | INHALT
Bildung bleibt
unser Thema!
W
o lernen Kinder am besten? Gibt
es den idealen Schultyp? Gehört
die Hauptschule abgeschafft? Ist die
Gemeinschaftsschule tatsächlich die
gerechteste Schulform für alle? Viele Eltern, die es sich leisten können, schicken
ihre Kinder in Privatschulen, weil sie den
öffentlichen Schulen nicht mehr zutrauen, ihnen das Rüstzeug für ihr späteres
Berufsleben mitgeben zu können. Heute
wird viel über das Schulwesen diskutiert.
Aber die Debatte führt häufig am Thema
vorbei. Wichtig ist, was in den Schulen
passiert, nicht die Organisationsform.
AM NACHMITTAG GING ES LOS: Wetterfeste Kleidung trugen die Gäste, fantasievolle Kostüme und Masken die Künstler
DAS KONZERT:
Ab 20 Uhr spielte
das Symphonic
Pop Orchestra. Es
kam bei allen Zuschauern gut an
DAS GRÖSSTE MIETERFEST der Stadt war auch ein großer Erfolg.
8.000 Gäste amüsierten sich prächtig bei mitgebrachten Speisen,
Musik, Tanz und spektakulärem Höhlenfeuerwerk.
FANTASTISCHES PROGRAMM: Weiße Gentlemen auf Stelzen, Zauberwesen, Feuer- und andere Künstler ließen die Besucher staunen
RATGEBER WOHNEN Seite 22
Erst Bildung macht Integration
Titel: A. Hauschild/Ostkreuz Fotos: A. Labes (10), M. Lautenschläger (2), P. Castagnola (2), Corbis, C. Bach (2), H.Schlemmer Illustration: KircherBurkhardt Infografik
Impressionen aus
dem Britzer Garten
ZEIT FÜR EINE PAUSE: Manche Gäste
hatten sich ihr Abendmahl im Picknickkorb mitgebracht. Guten Appetit!
INHALT
möglich und erzieht selbst Problemkinder zu verantwortungsbewussten
Bürgern. Der Staat zieht sich zunehmend
aus der Verantwortung zurück. Ihm fehlen Ressourcen, die einem sozialen und
kulturellen Integrationsanspruch genügen können. In den letzten Jahren haben
sich immer mehr Wirtschaftsverbände
und Stiftungen für Bildungsinitiativen
eingesetzt. Auch die degewo übernimmt
soziale Verantwortung und initiierte
2005 den ersten Bildungsverbund im
Brunnenviertel, 2007 folgte ein zweiter
in der Gropiusstadt (siehe stadtleben
3/2008). Mehr als ein Dutzend Schulen
und Bildungseinrichtungen nutzen dieses Netzwerk. Anfang November veranstaltete der Verbund in der Gropiusstadt
eine Bildungsmesse, auf der sich weiterführende Schulen präsentieren konnten.
Wir brauchen Projekte wie diese, die
von engagierten Lehrern und Bildungsträgern ermöglicht werden. Kinder sind
unser aller Zukunft – die degewo wird an
diesem Thema dranbleiben.
Herzliche Grüße, Ihr
TITELTHEMA
SEITE 12
WO GENERATIONEN GEMEINSAM LEBEN Sie helfen sich gegenseitig im Alltag
und leisten einander Gesellschaft. Jung und Alt profitieren davon, wenn sie füreinander da sind. Wir fanden ein paar besonders hilfsbereite Menschen.
AUS DER NACHBARSCHAFT
S. 4
EIN TOLLER BALKON Renate Frenske liebt Pflanzen. Bei ihr
gedeihen Rosen, Obst und Gemüse – nach dem Mondkalender.
TÜR AN TÜR
S. 10
AM EMPFANG Claus Jockisch war der erste Concierge in Berlin. Er hat immer ein offenes Ohr für die Probleme der Mieter.
WOHNEN UND LEBEN
S. 18
GESUND ESSEN Kinder sind selten Fans von Gemüse und Vollkorn. Wir zeigen, wie man sie dennoch dafür begeistern kann.
BERLINER ANSICHTEN
S. 24
WEDDINGER WELTEN Ein Spaziergang durch den Soldiner
Kiez zeigt geheimnisvolle Orte hinter den Fassaden.
IN GUTER GESELLSCHAFT
S. 28
SPORTSGEIST Bewegung und Aktion machen stark, fit und
selbstbewusst. Wir waren beim degewo-Schülertriathlon dabei.
STADTGESCHICHTE
S. 30
BAUDENKMAL Vor zwölf Jahren ließ die degewo die verfallene
Remise in Pankow sanieren. Heute ist sie ein Tempel für Kunst.
FRANK BIELKA
Vorstandsmitglied
der degewo
IMPRESSUM Herausgeber und Verleger degewo Deutsche Gesellschaft zur Förderung des Wohnungsbaues,
Gemeinnützige Aktiengesellschaft, Potsdamer Straße 60, 10785 Berlin Projektleitung Michael Zarth (V.i.S.d.P.),
Erika Kröber, Telefon: (030) 26 485-1502, E-Mail: [email protected] Gestaltung, Redaktion und Litho
KircherBurkhardt GmbH, Oranienburger Straße 66, 10117 Berlin Druck Koelblin Fortuna Druck GmbH & Co. KG.
„stadtleben“ erscheint 4 x im Jahr.
4/2008 stadtleben
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AUS DER NACHBARSCHAFT
RÜCKBAU: Es entstand eine Hügellandschaft mit Kiefern und Gräsern
Marzahn, Ein neues Gesicht für
das Schorfheideviertel
DIE SCHORFHEIDE nach Marzahn holen – das war die gemeinsame Idee von engagierten Bürgern vor Ort, Schulen, Kitas und
Initiativen. Wie die degewo dieses und andere Stadtumbau-OstProjekte umsetzte, interessierte auch Finanzsenator Thilo Sarrazin.
Sein Urteil: Das Geld ist gut angelegt, Marzahn wurde aufgewertet.
Im Frühjahr 2009 wird die degewo den Stadtumbau Ost – er umfasste 4.632 Wohnungen in der Großsiedlung – abschließen.
Weitere Infos zum Stadtumbau unter www.degewo.de oder unter
www.stadtumbau-berlin.de
VERANSTALTUNGEN
MARZAHN Seit zehn Jahren ist sie ein
voller Erfolg: die Weihnachtsgala des
singenden Optikers Thoralf Terl. Unter den
Gästen sind in diesem Jahr der ehemalige
Nachrichtensprecher Klaus Feldmann, die Radsportlegende
Täve Schur und der Schauspieler Peter Bause. Etwa 350 bis 400
Gäste werden zur Jubiläumsgala am 14.12. erwartet. Die degewo
verlost zehn mal zwei Freikarten. Bitte schicken Sie eine E-Mail
mit Namen und Anschrift an [email protected].
DAS SYMPHONIC
POP ORCHESTRA:
Das Konzert war
ein Höhepunkt des
Abends. Zur Freude
der Besucher spielte
sogar das Wetter mit
ES WAR EIN VOLLER ERFOLG – Rund 8.000 Gäste kamen am 29. August in den Britzer Garten zum
größten Mieterfest der Stadt. Sie genossen Akrobaten, Musik, Tanz und das Höhenfeuerwerk.
S
ie liebt diesen Britzer Garten. Die rüstige
Seniorin hat eine Dauerkarte für den Park.
Notburga Kukielka lebt seit 48 Jahren in
ihrer Wohnung in Britz und lässt keine degewoVeranstaltung aus. Dass das diesjährige Mieterfest in ihrem verlängerten Freiluft-Wohnzimmer
stattfindet, gefällt ihr. Sie ist rechtzeitig gekommen und freut sich auf das anstehende Konzert
des Symphonic Pop Orchestra. Als sich am frühen Abend die Sonne durch den wolkenverhangenen Himmel schiebt, strömen unaufhörlich
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Gäste in den Park, gut ausgerüstet mit wetterfester Kleidung, Klappstühlen
und Picknickkorb. Begleitet von weißgewandeten Herren auf Stelzen machen
die Mieterinnen und Mieter Station an fünf im Gelände verteilten Spielorten,
an denen junge Akrobaten, Musiker und Tänzer ihre Künste darbieten, bis die
Gäste schließlich den Festplatz erreichen. Am Grillstand herrscht schon zu
Beginn reger Andrang, der beim Personal einige Überforderung auslöst, doch
die Leute in der Schlange nehmen es gelassen, zu schön, zu weitläufig ist der
Britzer Garten, der seit der BUGA 1985 jährlich von einer Million Menschen
besucht wird. Heute Abend gehört er ganz den Mietern der degewo, es ist das
größte Mieterfest Berlins mit rund 8.000 Gästen. Und die sind aus sämtlichen
Bezirken gekommen. Angela Schick-Plätke und Wolfgang Kemmesies wohnen
Berlin, Immer mehr Energieausweise bei der degewo
in Zehlendorf und sind nach einer langen Fahrt
mit viermal Umsteigen erst gegen 20.30 Uhr eingetroffen. Sie sind begeistert von der entspannten Atmosphäre und der guten Programmmischung, die das Symphonic Pop Orchestra auf
die Bühne bringt.
ENERGIEKOSTEN treiben die
monatlichen Zahlungen in die
Höhe. Beim Einschätzen des
Verbrauchs helfen nun Energieausweise. In den degewoKundenzentren lagen alle
826 Energieausweise für
Wohngebäude bis zum Baujahr 1965 am Stichtag, dem
1. Juli, bereit. Mietinteressenten der degewo können
die Energieausweise dort
einsehen. Lage, Ausstattung
und Miethöhe sind natürlich
immer wichtig für potenzielle
Mieter. Ein geringerer Energieverbrauch aber auch.
Trotz frischer Temperaturen
ist die
Stimmung sehr gut: „Das Programm hat für jeden etwas“, sagt Barbara Eichler aus Marzahn,
die gemeinsam mit ihrer Kollegin Doris Behrendt aus Köpenick das Live-Orchester genießt.
Beide Frauen sind überrascht, wie gepflegt der
Garten ist, das haben sie nicht erwartet. Nach
schmissigen Songs von Kate Bush, Christopher
Cross oder The Queen verabschiedet sich das
Symphonic Pop Orchestra gegen 22.30 Uhr mit
dem Abba-Klassiker „Thank you for the music“.
Dann erleuchtet das atemberaubende Höhenfeuerwerk den Nachthimmel über dem Britzer
Garten – ganz ohne Regen.
Fotos: A. Labes, J. Rötzsch (2)
Britz, Mit Klappstuhl und
Picknick in den Park
Gala: 14.12., 16 Uhr, Freizeitforum, Marzahner Promenade 55, 12679 Berlin.
Karten bei Optiker Terl, Springpfuhlpassage, Helene-Weigel-Platz 13
SONNENENERGIE: Im Weddinger
„Hofgarten“ ein Plus für die Mieter
80 Mitarbeiter wurden geschult,
Infos auch unter www.degewo.de
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AUS DER NACHBARSCHAFT
AUS DER NACHBARSCHAFT
Marzahn, Comics im
Treppenhaus Amanlisweg
Neukölln,
Bio-Brote für
Schulkinder
FARBENFROH und dynamisch sehen die neu gestalteten Wände im Treppenhaus
Amanlisweg 10 aus. Sport
treibende Figuren mögen
manch einen Bewohner dazu
bewegen, Treppen statt Fahrstuhl zu nutzen. Eine sportliche Leistung: Das Haus hat
21 Etagen und insgesamt 320
Stufen! Kaum zu übersehen
sind die großen Etagennummern, die die Comic-Kids in
ihr sportliches Tun einbeziehen. Einige Wohnungen sind
noch zu haben.
DIE BIO-BROTBOX bekommen alle
Erstklässler zur Einschulung. 40 Unternehmen engagieren sich in dem
Projekt – erstmals dabei
ist jetzt die degewo.
SCHEIBE FÜR SCHEIBE: Viele fleißige Helfer
engagieren sich bei einer sonntäglichen Mission
S
onntagmorgen zehn Uhr.
In der Neuköllner Packhalle des Naturkostgroßhändlers „Terra“ herrscht Hochbetrieb. Etwa 600 Freiwillige
haben sich eingefunden, um
zu helfen: Mitarbeiter aus 40
Firmen packen würzige und süße Aufstriche,
Sesamriegel, Käseecken und Mohrrüben in die
Brotzeitbox. Die BSR erscheint in gewohnten
orangefarbenen T-Shirts, USP in kakaobraunen.
Die 30 degewo-Mitarbeiter tragen Hellblau.
Am nächsten Morgen werden die Brotboxen an
50.000 Erstklässler verteilt.
GUT AUF TRAB: Wer täglich die 320
Stufen läuft, bleibt in Form
Vermietung Marzahn,
Mehrower Allee 52,
Telefon 030 26485-2599 oder
[email protected]
TYPISCH JAPANISCH:
Der Trockengarten (Kare
Sansui) steht in tiefer
Beziehung zum Zen
DIE GEWINNERIN: Renate Frenske liebt alle Pflanzen
Köpenick, Der kleine
Dschungel im Kietzer Feld
Einen Tisch weiter engagiert
BROTBOX FÜR BROTBOX: Renate Künast findet immer mehr Unterstützer. In diesem
Jahr packten auch Christoph Beck und Frank Bielka vom degewo-Vorstand mit an
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stadtleben 4/2008
ANGST VOR EINEM KALTEN WINTER? Auch im Winter haben
Parkanlagen ihre Reize! Dank der Kooperation der degewo mit der
Grün Berlin Park und Garten GmbH erhalten die Mieter der degewo
eine Jahreskarte für die Parkanlagen um 25 Prozent ermäßigt. Die
Karte ist ab Kauf gültig. Geben Sie unten stehenden Coupon ab
und denken Sie an die schönen Stunden in den lauschigen Gärten.
NICHT NUR SCHÖN, sondern auch vielfältig ist die
Bepflanzung auf Renate Frenskes sonnenverwöhntem
Südbalkon. Deshalb ist die Wahl schließlich auf sie
gefallen, als es darum ging, den tollsten Balkon des
Wettbewerbs im Kietzer Feld zu bestimmen. Neben
Rosen, Geranien und Lampenputzern widmet sich die
Seniorin der Aufzucht von Obst und Gemüse. Tomaten,
Erdbeeren und Schnittlauch – alles gedeiht ökologisch
korrekt, „der Gesundheit zuliebe“, sagt die Dame, der
man gerne nachsagt, sie habe einen grünen Daumen.
„Ach was“, winkt sie dann ab und verrät: „Ich richte mich
beim Pflanzen und Umtopfen nach dem Mondkalender.
Das ist kein Geheimwissen, es sind alte Bauernregeln.“
Die Jahreskarte gilt für drei Parkanlagen: den Erholungspark Marzahn mit den
Gärten der Welt, den Britzer Garten und den Naturpark Schöneberger Südgelände
Wer sich für eine Wohnung mit Balkon im Kietzer Feld interessiert:
[email protected], Telefon 030 26485-2499
Berlin, Freude aufs Grün
Fotos: N. Maskus (4), P. Castagnola, degewo, Grün Berlin Park
KISTE FÜR KISTE: Mutter und Kind in gemeinsamer Aktion. Beim Organisieren und
Packen der 50.000 Bio-Brotboxen für Erstklässler werden alle Hände gebraucht
sich
Prominenz: Schauspielerin Marion Kracht und
TV-Moderator Dieter Moor werkeln Seite an
Seite mit Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky und der Grünen-Fraktionsvorsitzenden
Renate Künast. Vor sieben Jahren, als Künast
noch Verbraucherschutzministerin war, initiierte sie die Bio-Brotbox-Aktion. Auf den Zusammenhang zwischen Bildung und Ernährung
wollte sie hinweisen. Inzwischen ist die Bio-Brotbox eine Erfolgsgeschichte, dank bürgerschaftlichen Engagements werden jedes Jahr in 15 von
16 Bundesländern Erstklässler mit einem gesunden Pausenbrot versorgt. „Ich bin froh, dass die
Debatte um Kinder und Ernährung inzwischen
so geführt wird“, sagt Künast, die das Thema vor
allem als soziale Frage begreift. Jedes fünfte
Kind kommt ohne Frühstück in die Schule, das
dürfe nicht sein. Zehn Prozent betrage der Anteil von Bioprodukten an Berliner Schulen. „Das
ist zwar gut, aber reicht noch nicht“, sagt die
Grünen-Politikerin.
Marion Kracht, die seit Jahren ausschließlich
in Bioläden einkauft, ist Mutter zweier Söhne.
Der Jüngere wird jetzt eingeschult. „Gesunde
Ernährung steigert die Konzentrationsfähigkeit
der Kinder“, davon ist sie überzeugt. Das Bewusstsein für gesundes Essen könne man lernen.
Die Schüler tragen durch die Bio-Brotbox die
Diskussion um gesundes Essen ins Elternhaus:
Dann kann sich auch dort etwas verändern.
Rabatt-Coupon für Mieter der degewo
Gegen Vorlage dieses ausgefüllten Coupons erhalten Sie ab sofort an den Kassen des
Britzer Gartens und der Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn die Jahreskarte 2009
zum Vorteilspreis von
15,00 Euro (statt 20,00 Euro)
bzw. ermäßigt
7,50 Euro (statt 10,00 Euro)
Name, Vorname
Mietvertragsnummer
Straße, Hausnummer
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AUS DER NACHBARSCHAFT
DAS CAFÉ RIFF: Kontaktschmiede und Rückzugsort für
die Eltern – mit Caffè Latte
und selbst gemachten Waffeln
KURZ NOTIERT
und Wohnungsunternehmen an einem
Strang. Soziale, kulturelle und sportliche
Angebote haben sich angesiedelt. Die
degewo vermietet hier in der Mitte Marzahns modernisierte 1- bis 5-ZimmerWohnungen. vermietung-marzahn@
degewo.de, Mehrower Allee 52,
Telefon 030 26485-2599
IN BERLIN IST IMMER ETWAS LOS Ob neue Ausstellungen, Bürgerinitiativen, sportliche
Aktivitäten oder Sanierungen – hier finden Sie das Wichtigste im Überblick.
Trainieren bei den Profis, den Füchsen
Berlin, können degewo-Mieterkinder am
17. Januar 2009 von 10–12 Uhr im HorstKorber-Sportzentrum in Charlottenburg.
Das Training für maximal 30 Kinder im
Alter von 9 bis 16 Jahren wird von zwei
Füchse-Spielern und einem Trainer begleitet. Anmeldungen bis 15.12. an
[email protected].
Werden auch Sie Lesepate!
Lesen bildet, vermittelt Sprachkompetenz und macht Spaß. Weil diese
Erfahrung vielen Kindern fehlt, wollen
Lesepaten die Neugier auf Bücher we-
cken. Gefördert werden Lesepatenschaften vom Bürgernetzwerk Bildung beim
Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), mit dem jetzt auch die degewo
kooperiert. In einigen degewo-Wohngebieten in Wedding, Neukölln und Marzahn
gibt es bereits Lesepaten. Auch Sie haben
Zeit und Lust zum regelmäßigen Lesen
und Vorlesen? Dann melden Sie sich bitte
beim VBKI: Tel. 726108-56, Fax 726108-30,
[email protected].
Neukölln
Backen, kochen, basteln
Es weihnachtet bald – und am schönsten ist die Vorweihnachtszeit, wenn
es nach selbst gebackenen Plätzchen
duftet, wenn die ersten Christsterne
gefaltet sind und der Gänsebraten im
Ofen vor sich hin brutzelt. Selbstgekochtes schmeckt immer noch am besten.
Das Kundenzentrum Süd lädt auch in
diesem Jahr wieder Kinder und ihre Eltern zu vorweihnachtlichen Aktivitäten
in die Panoramaküche. Auch dieses Mal
werden wieder Profis mit Rat und Tat
zur Seite stehen.
Am 7.12. in der Panoramaküche im Panoramaraum, Joachim-Gottschalk-Weg 1,
Anmeldung unter Tel. 030 26485-2188.
Bewegte Gropiusstadt
GEMEINSAM LESEN: Lesepaten nehmen
sich wöchentlich Zeit für „ihre“ Kinder
ATTRAKTIVE MEILE: Die Marzahner
Promenade lädt ein zum Flanieren
werden sich die Neuköllner in Form
bringen. Ergänzt wird dieser Bewegungsparcours, die „Gropiusmeile“, mit
Fitness-Geräten, unter anderem mit
einem „Twister“ zum Rückentraining
und einer Tai-Chi-Massagemaschine.
Der Parcours verläuft entlang eines
Grünzugs und ist für alle Gropiusstädter
gut zu erreichen. „Eine Bereicherung für
Neukölln“, befand auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der beim
ersten Spatenstich dabei war.
Marzahn
Aktives Stadtzentrum
Die Marzahner Promenade gehört
zu den attraktivsten Wohnlagen im
Stadtteil Marzahn. Nun hat sie den
Wettbewerb „Aktive Stadtzentren“
gewonnen und wird von Bund und
Ländern gefördert. Für das Konzept zogen Bezirk, Gewerbetreibende, Bürger
1. Britzer Garten
2. Natur-Park
3. Gärten der Welt
Eingang Sangerhauser Weg
und Tauernallee:
U6 Alt-Mariendorf/Bus 179
Schöneberger Südgelände
Eingang Priesterweg:
S2/S25 Priesterweg/Bus 170, X76, M76
im Erholungspark Marzahn
Eingang Eisenacher Straße:
S7 Marzahn/Bus 195
U5 Hellersdorf/Bus 195
Eingang Mohriner Allee:
U6 Alt-Mariendorf/Bus 181
Eingang Buckower Damm:
S/U-Bhf. Hermannstraße/
Bus M44
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Schon im nächsten Frühjahr kann es
losgehen: Auf einer sieben Kilometer
langen Lauf- und Walking-Strecke
Wilmersdorf
Neue SOPHIA-Stelle
stadtleben 4/2008
Eingang Blumberger Damm:
(nur an Wochenenden und Feiertagen)
S7 Mehrower Allee/Bus X69
Fotos: G. Baumann, K. Dombrowsky, P. Castagnola, Photodose Illustration: KircherBurkhardt Infografik
Berlin
Handball-Training
für Mieterkinder
Früher waren betagte Menschen in ihren Familien gut aufgehoben. Das funktioniert heute immer seltener. Daher
haben die degewo und die Stadt&Land
neben der SOPHIA-Beratungsstelle in
Marzahn einen neuen Standort in der
Schlangenbader Straße 22 eingerichtet.
Ein unauffälliges Armband mit Funksender begleitet den SOPHIA-Nutzer
sicher durch seinen Alltag zu Hause.
So kann jederzeit per Knopfdruck Hilfe
herbeigeholt werden. Sprechstunde ist
jeden Dienstag von 9–11 Uhr und nach
Vereinbarung, Telefon 030 93020-8716.
Wedding
Job-Mentoren gesucht
Alte Hasen für junge Hüpfer – unter
diesem Motto will ein „Mentorenprogramm für Jugendliche“ jungen
Menschen zwischen 14 und 25 Jahren
zu einem erfolgreichen Einstieg ins
Berufsleben verhelfen. Gesucht werden
erfahrene Profis aus der Wirtschaft, die
den jungen Leuten Vorbild sind und
ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Interessierte Jugendliche müssen sich
für das Projekt bewerben – so werden die
ehrlich Motivierten ausgesucht. Je nach
Berufswunsch wird ihnen ein Mentor
aus jener Branche zur Seite gestellt. Viele
lokale Unternehmen – darunter auch die
degewo – unterstützen das Programm.
Kontakt: Olga Georgi, Telefon 030 44032371,
www.diejugendtrainer.de
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GUTSCHEIN
FÜR EIN FOTOBUCH
Haben Sie beim Mieterfest schöne
Bilder gemacht? Dieser Coupon
wird bei Bestellung über das Internet
durch Eingabe des Codes „augenblick“ bei Fotobüchern angerechnet.
Infos unter www.photodose.de.
Mariendorf,
Toben und lernen
DER INDOORSPIELPLATZ von Artur Jankowski ist anders als
das übliche Angebot: In familiärer Atmosphäre können die
Eltern sich entspannen, während die Kleinen spielen.
D
ie Idee, einen Indoorspielplatz aufzumachen, war aus der Not geboren:
Artur Jankowski suchte einen Ort, an dem er Söhnchen Noah mit anderen
Kindern spielen und toben lassen konnte. „Ich habe nichts gefunden, das
mir gefallen hätte“, sagt der ausgebildete Vermessungsingenieur. „Also habe ich
einen eigenen Spielplatz entwickelt, der uns gefiel.“
Hüpfburg, Kletterturm, Riesenrutsche – was andere Spielplätze haben, gibt es
auch hier. Doch freuen sich die kleinen und großen Besucher über ein paar Eigenheiten, wie das liebevoll geführte Café Riff. Besonders gut wird der hauseigene
Zweite-Hand-Laden für Spiel- und Anziehsachen angenommen. Das ist nicht nur
günstiger, sondern auch gesünder: Gebrauchte Kleidung vermeidet Allergien.
Indoorspielplatz mit Café Riff und Zweite-Hand-Laden, Mariendorfer Damm 429,
12107 Berlin, Telefon 030 81700144, www.cafe-riff.de
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TÜR AN TÜR
Er schenkt jedem
ein Lächeln
CONCIERGE kommt aus dem Französischen
und bedeutet Torhüter oder Pförtner. Immer
öfter bieten Vermieter ihren Kunden diesen
Empfangsservice. Claus Jockisch war der
erste Concierge in Berlin.
[ TEXT ] MICHAELA HARNISCH [FOTOS ] MAX LAUTENSCHLÄGER
A
cht Uhr morgens. Geschäftiges Kommen
und Gehen im Hochhaus am Helene-WeigelPlatz 13 in Berlin-Marzahn. Im Minutentakt
klappt die Eingangstür und genauso oft ertönt ein „Guten Morgen“ hinter dem Tresen
hervor. Claus Jockisch begrüßt jeden und kennt fast alle aus
dem 20-Geschosser. Das sind immerhin 160 Mietparteien.
Weitere 184 wohnen in der anderen Hälfte des Doppelhochhauses. Der 63-Jährige ist mit Leib und Seele Concierge
und damit eine Art Empfangschef, aber auch Anlaufstelle
für kleine und große Wehwehchen. Tropft der Wasserhahn
oder blockiert der Müllschlucker, informiert Jockisch die
Handwerker. Wenn jemand ein Paket erwartet oder in den
Urlaub fährt, kann er auf den Concierge und seine fünf Kollegen zählen. „Dann nehmen wir die Post entgegen oder
auch mal einen Schlüssel“, sagt der Mann mit dem gewinnenden Lächeln.
DIE SEELE DES
HAUSES: Concierge
Claus Jockisch kennt
fast jeden Mieter
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stadtleben 4/2008
ist Anonymität
HOCH HINAUS: Hier
r schätzen den
ete
Mi
ein Fremdwort. Die
lene-Weigel-Platz
He
am
ice
erv
e-S
erg
Conci
Alles, was im Laufe einer Schicht geschieht, wird im
Dienstbuch festgehalten. „Ordnung muss sein.“ Schließlich
gehören zur Arbeit am Tresen und der Video-Kontrolle der
Aufzugsbereiche auch Rundgänge auf vorgeschriebenen Routen.
Claus Jockisch macht diesen Job seit zehn
Jahren. Damit war er 1998 der erste Concierge in Berlin. Als das damals publik wurde,
gaben sich Fernsehsender und Journalisten
die Klinke in die Hand. Jockisch: „Ich war
bekannt wie ein bunter Hund.“ Jetzt sei der
Concierge-Service normal, dennoch wissen
die Mieter ihn zu schätzen. „Für viele ältere
Bewohner bin ich auch die einzige Kontaktperson, leider.“
Wenn Jockisch Feierabend hat, zieht er
sich in seine Wohnung drei Blocks weiter
zurück und widmet sich seiner zweiten
großen Leidenschaft: Kugelschreibern.
20.000 Exemplare hat er bereits gesammelt.
Suchen Sie eine Wohnung am Helene-Weigel-Platz 13/14,
dann gibt es hier Informationen: Vermietung, Mehrower
Allee 52, 12687 Berlin, Telefon 030 26485-2599
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EINE IDEALE NACHBARSCHAFT
MITEINANDER: Menschen brauchen
Unterstützung und Gemeinschaft – ob
beim Einkaufen oder beim Feiern
»Die Geborgenheit ist wichtig,
aufeinander zählen können, nicht
alleine sein. Es darf nicht immer
um Geld gehen.« Hans Kühn, Pensionär
HAUSAKTIV SEIT 1972: Die Hausgemeinschaft um Hans
Kühn hält seit mehr als 30 Jahren zusammen
Eine ideale
Nachbarschaft
WO GENERATIONEN GEMEINSAM LEBEN helfen sie sich gegenseitig. In vielen Hausgemeinschaften übernehmen die Bewohner Funktionen, die früher einmal der Familienverbund garantiert hat.
Doch heute unterstützen sich die Generationen selbstbestimmt und freiwillig.
[ TEXT ] ANJA DILK [ FOTOS] ANNETTE HAUSCHILD,OSTKREUZ
DIE HAUSGEMEINSCHAFT: Seit 1972
halten Hans Kühn
(Mitte) und die anderen
Menschen aus der
Pablo-Neruda-Straße
zusammen
Foto: privat Grafik: KircherBurkhardt Infografik
H
Thieme und Frau Wöhner, Frau Mattersteig und
eute sind sie alle gekommen. Herr Thieme und Frau
Frau Kühn nicken. Deshalb leben sie gerne hier, in
Wöhner, Frau Mattersteig, Frau und Herr Kühn. Nur
der Hausgemeinschaft Pablo-Neruda-Straße 21.
Herr Heske ist verhindert. Der Duft von frischem
Kaffee zieht durch den Raum, Kekse aus Thüringen
liegen in einer Schale auf dem Tisch. Leise tickt die
Angefangen hatte alles vor mehr als 35 JahWohnzimmeruhr. Der Blick aus dem Fenster reicht
ren. 1972 waren die ersten Bewohner in den Neubau
über das satte Grün von Köpenick. Zehn Stockwerke
mit Zentralheizung, Müllschlucker, meist auch Balreckt sich die weiße Wohnanlage in den Berliner Himmel. Vögel singen,
kon gezogen. Wie ein „Sechser im Lotto“ sei so eine
gierig saugen die Balkonblumen die Strahlen der Frühherbstsonne auf.
Wohnung zu DDR-Zeiten gewesen, erinnert sich
Herr Kühn lächelt. „Noch ein wenig Gebäck?“ Zweimal im Jahr kommt die
Kühn. Der Fertigungsleiter im Plastikwerk Berlin
kleine Runde der Hausbewohner zusammen. Was liegt an? Wo muss etwas
verdankte das Glückslos der Großzügigkeit seines
repariert werden, wer im Haus braucht Hilfe und Unterstützung? „HausakBetriebsbosses. Der hatte schon ein erwachsenes
tiv“ nennt sich die Truppe, die für ein gutes Klima, gegenseitige Hilfe und
Kind, die große Dreiraumwohnung konnte er da
soziales Miteinander im Haus sorgt. Ab und an gibt es Ausflugsfahrten und
leicht dem jungen Ehepaar Kühn mit ihren beiden
Hausfeste für die Bewohner, für Geschenke zu runKindern überlassen. „Wir waren
Altersdurchschnitt
den Geburtstagen und Jubiläen werden Spenden
unheimlich happy.“ Die Kühns
im Jahr 2050
gesammelt. Alle zwölf Monate klingeln zwei Hauswaren nicht die einzigen, die
Angaben in Prozent
aktiv-Vertreter bei den Familien persönlich an und
begeistert in das Haus zogen.
fragen: „Gefällt’s euch noch bei uns? Was wünscht
„Die Euphorie der Anfangszeit
33
älter als 60
ihr euch anders?“ Für Hans Kühn ist der soziale
hatte alle gepackt. Das war ein
50
älter als 48
Zusammenhalt ein Lebenselixier. „Das Wichtigste
fruchtbares Feld für ein tolles
ist doch die Geborgenheit, aufeinander zählen zu
Miteinander.“ 30 Wohnungen,
12
jünger als 20
können.“ Kühn nimmt einen Schluck Kaffee. „Es darf
109 Menschen, davon 56 Kinder.
Quelle: Statistisches Bundesamt
schließlich nicht immer nur um Geld gehen.“ Herr
Ein Gleichklang der Bedürfnisse. >
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TITELTHEMA
»Ich war froh, dass Frau Mühnig die
Handwerker hereingelassen hat, mir beim
Terminchaos geholfen hat.« Carolin Ruhle, Auszubildende
Kühn organisierte ein Einweihungsfest in einem nahe
gelegenen Restaurant. Als die fröhlichen Hausgenossen
um Mitternacht vor die Tür gesetzt wurden, feierten sie
in den frisch gestrichenen Kellerfluren weiter. Bis fünf
in der Früh. Kühn: „Dieses Fest legte den Grundstock für
die nächsten Jahrzehnte. Die Chemie hat gestimmt.“
Der 74-Jährige zieht ein dickes Buch mit Fotos aus
dem Regal. Die Hauschronik, jedes Jahr neu verfasst.
Hausfeste, Kegelabende, Ausflüge. Ein Geländer wird
gestrichen, der Hausputz organisiert, die Rabatten
werden neu gestaltet. 19 der 35 Familien von damals
wohnen noch heute im Haus. Nach einer Pause in den
wirbeligen Jahren nach dem Mauerfall hat sich die Gemeinschaft seit 1994 wieder in alter Kraft zusammengefunden. 90 Prozent der Bewohner sind mittlerweile
über 55, zehn Prozent jünger, neun über 80. Die Feste
gehen nicht mehr bis in die Morgenstunden und die
Hilfeleistungen sind mehr geworden. Herr Schulz im
dritten Stock ist gehbehindert, bei Schnee wird er zum
Auto begleitet. Bei den Bewohnern mit Rollator klingeln
immer wieder spontan die Nachbarn: Können wir euch
was vom Supermarkt mitbringen? Zu den Alleinstehenden wird regelmäßig Kontakt gehalten, die Bewohner
haben kleine Zeichen verabredet, ein Zettel an der Tür,
eine umgedrehte Fußmatte kann heißen: Ich bin gerade
mal weg. Damit niemand in der Not hilflos in der Wohnung liegt. Umso besser, wenn nach und nach Jüngere
zuziehen. Initiativen wie die Köpenicker Hausgemeinschaft sind keine Ausnahme mehr. Das Bedürfnis, der
Anonymität der Großstadt mehr menschliches Miteinander entgegenzusetzen, wächst. In der alternden Gesellschaft sind soziale Unterstützungssysteme wichtiger
denn je. Unter Gleichaltrigen und zwischen den Gene-
rationen. „Zwar leben die Generationen meist immer noch für sich“,
sagt der Berliner Soziologe und Buchautor Wolfgang Clemens, Autor
des Standardwerkes „Lebensphase Altern“ (siehe Interview), „aber der
Trend zur gegenseitigen Unterstützung nimmt zu, die Beziehungspflege gewinnt an Bedeutung.“ Bereits das Generationenbarometer 2006
hat gezeigt: Die Beziehungen zwischen den Generationen sind so gut
wie nie zuvor, Beziehungsnetzwerke werden wichtiger. Und der Hamburger Generationenforscher Horst Opaschowski prognostiziert einen
neuen Generationenpakt, der einer „Austauschbörse des Gebens und
Nehmens“ gleicht. Ein Austausch, der gerade in der Wohnkultur der
Städte gedeihen kann.
Für Carolin Ruhle im Wedding ist das selbstverständlich.
Fotos: C. Bach (2)
„Ich bin das vom Dorf gewöhnt“, sagt die 19-Jährige aus dem Fläming,
„wo es geht, der Oma zu helfen, Respekt voreinander zu haben. Nicht
wahr, Frau Mühnig?“ Jutta Mühnig lächelt und nickt. Es ist schön, jetzt
ab und zu so eine nette Besucherin zu haben. Gleich gegenüber auf
dem Gang wohnt die junge Frau, die seit Juli eine Ausbildung zur
Speditionskauffrau in Berlin macht. Und wie nett sie sich vorgestellt
hat, gleich nach dem Einzug. Natürlich hat die 71-Jährige da gern zugestimmt, mal Handwerker reinzulassen, den Elektriker, den Tischler, den Schlosser, den Installateur. „Ach da kamen dauernd welche,
nicht?“, kichert Frau Mühnig. Carolin Ruhle nickt. War sie froh, dass die
freundliche Dame ihr aus dem Terminchaos rausgeholfen hat.
Der Wind fegt über den Vinetaplatz, im Ristorante el Paese legt eine
grau gelockte Dame Passiancen, eine Mittdreißigerin schiebt ihren
Kinderwagen an den Birken der gepflegten Wohnanlage mit den orangefarbenen Balkongeländern vorbei. „Hier gehen wir öfter zusammen
spazieren“, sagt Carolin Ruhle. Ihr brauner Blümchenrock bauscht sich
im Wind. Mühnig erzählt: „Einmal hat mich Frau Ruhle mit in eine orthodoxe Kirche genommen, sie wollte sich das Klavier dort anschauen.“
Dunkle Regenwolken treiben in die Swinemünder Straße, dicke Tropfen klatschen auf den Asphalt. Schnell rein. Das Duo schlüpft ins Haus.
Vorbei an der Batterie der Briefkästen, in den
Aufzug mit Klappsitz. Es sind Kleinigkeiten wie
diese, an denen noch zu merken ist, dass diese
Wohnanlage einst ein Seniorenhaus war. Viele
HILFE IM ALLTAG ZU HAUSE – MIT SOPHIA
Mieter starben, Wohnungen standen leer. Jetzt
rücken Junge nach. 103 Wohnungen hat das
Die meisten Menschen möchten auch im Alter in ihren eigenen vier
Wänden wohnen bleiben – und zwar so lange wie möglich. Die Nachbarn,
Haus insgesamt, 32 davon sind inzwischen von
die vertraute Umgebung, all das wollen sie nicht aufgeben. Vor allem für
Studenten bewohnt. Die kleinen, modernisierältere Menschen ist es daher wichtig, einen vertrauten und zuverlässigen
ten Wohnungen sind ideal auch für Studenten
Ansprechpartner zu haben. Das Programm „Soziale Personenbetreuung –
und Auszubildende. Günstig, schön geschnitten,
Hilfen im Alltag“ – kurz SOPHIA – wurde für solche Menschen entwickelt.
die Waschmaschine im Keller. Nathalie Wacker
war ja erst ein bisschen skeptisch – wie soll das
Die Leistungen von SOPHIA dürfen degewo-Mieter in Anspruch nehmen:
gehen: Junge, die lange schlafen und bis spät feiEs ist rund um die Uhr erreichbar, erinnert an Arzt- und sonstige Termine
ern wollen. Alte, die Ruhe möchten und ein weund nimmt bei Bedarf Kontakt zu Angehörigen auf. Es berät in vielen Fragen
nig eigenbrötlerisch sind. „Aber es klappt“, sagt
rund um Pflege und Medizin. Mit einem elektronischen Sicherheitsarmband
die 25-jährige Musikstudentin, „sogar üben kann
kann jederzeit der Notrufknopf gedrückt werden – Hilfe kommt sofort. Das
ich ohne Probleme.“ Auch sie hat gerade Kontakt
Programm läuft bereits in vielen deutschen Städten mit Erfolg. In Berlin gehört
die degewo zu den Vorreitern. Infos unter www.degewo.de
zu älteren Bewohnern gefunden, mit Frau Reimann plaudert sie gerne am Aufzug, wunderbar, >
14
stadtleben 4/2008
MITEINANDER DER
GENERATIONEN: Die
junge Auszubildende
Carolin Ruhle leistet der
älteren Frau Mühnig gern
Gesellschaft. Man mag sich
ALT UND JUNG IN EINEM HAUS: Auf dem
letzten Sommerfest in der Swinemünder Straße
konnten sich die Bewohner kennenlernen
4/2008 stadtleben
15
EINE IDEALE NACHBARSCHAFT
BEI ANRUF HILFE: Die
ehrenamtliche Mitarbeiterin Helga Sobotta im
Innendienst. Mehr als 80
Senioren lassen sich bis jetzt
von SOPHIA unterstützen.
Es werden mehr
Seit September 2007 arbeitet Helga Sobotta ehrenamtlich bei der SOPHIA GmbH, einer Einrichtung
für „soziale Personenbetreuung“, getragen von den
Wohnungsbaugesellschaften degewo und Stadt & Land.
Zweimal in der Woche macht Sobotta Innendienst.
Dann klingelt sie bei den Damen und Herren an, die
das SOPHIA-Service-Paket gebucht haben, für degewoMieter zum reduzierten Preis. Der Freiwilligendienst
vermittelt Hilfen, unterstützt bei Arztgesprächen, erinnert an Termine, macht Hausbesuche, organisiert Aktionswochen und bietet einen Sicherheitsservice mithilfe
elektronischer Überwachung und automatischem Notruf. Wer das gebucht hat, sendet über ein Funkarmband
Daten an die Computer in der Zentrale, dort werden
Aktivitätslevel und Gesundheitszustand permanent
gecheckt. SOPHIA will alten und behinderten Menschen ermöglichen,
möglichst lange in ihrer Wohnung zu bleiben. Ganz wichtig dabei:
die soziale Unterstützung. Das Konzept hat Helga Sobotta überzeugt.
Schließlich hat sie lange als Vorsteherin der Sozialkommission Marzahn Senioren betreut. Sie weiß, wie schnell es gehen kann, plötzlich
allein zu sein, hilfsbedürftig, unsicher. Sie hat sogar mal in einem
Seniorenwohnheim mit Hospiz gearbeitet. Danach hat sie sich gesagt:
„Nee, Helga, wir müssen versuchen, Senioren so lange wie möglich zu
Hause zu halten.“ Sobotta rückt ihre Brille zurecht. „Das Wichtigste ist,
dass wir uns gegenseitig helfen.“
Hans Kühn kann das nur unterschreiben. Das Gemeinsame, der Zusammenhalt ist für ihn entscheidend im Wohnumfeld. Und das würde
er nie gegen ein anderes tauschen. Er lacht. „Wir wollen alle hier sterben.“ Klingt seltsam, irgendwie. Aber es ist das wohl größte Kompliment, das man einer Hausgemeinschaft machen kann.
Sie verstehen sich immer besser
Wolfgang Clemens, Soziologe und Alternsforscher an der FU Berlin, über das
Zusammenleben von Jung und Alt. Die Distanz zwischen den Generationen hat
abgenommen. Von gegenseitiger Hilfe profitieren beide Seiten.
»Wir müssen versuchen,
viele Senioren solange wie
möglich zu Hause zu halten.«
[ INTERVIEW ] ANJA DILK
Herr Clemens, die Menschen werden
älter, die Familien kleiner. Wie verändert sich dadurch urbanes Wohnen?
Wir beobachten verschiedene Stränge. Jüngere Familien, die noch vor
Jahren ins Umland gegangen sind,
ziehen wieder in die Innenstädte
zurück. Ältere bleiben in der Regel
in den alten Quartieren, es sei denn,
sie wurden infolge von Modernisierungen umgesetzt. Gut betuchte,
jüngere Kreise erobern gleichzeitig
modernisierte Viertel zurück, in Berlin etwa Prenzlauer Berg, Wedding
oder Kreuzberg.
Helga Sobotta, ehrenamtliche Helferin bei SOPHIA
dass sie sofort bereit war, im Urlaub Blumen zu gießen. Wacker: „Ich
Auch Helga Sobotta hat oft mit Menschen zu
habe gleich meinerseits Hilfe angeboten.“
tun, die fast eine Generation älter ist als sie. Menschen
Renate Mühnig wollte anfangs keine Hilfe. „Ich kaufe lieber alleine
Ende 80 zum Beispiel. „Dabei bin ich ja selbst schon Seein – ich brauche Zeit und meinen eigenen Rhythmus.“ Trotzdem ist
niorin“, sagt die 65-Jährige. Sobotta streicht ihre Bluse
die ehemalige Chemieingenieurin froh, eine so nette Freundin gefunglatt und klemmt sich hinter den geräumigen Schreibden zu haben. Für die Spaziergänge, die vielen Gespräche und zur Betisch hoch über den Dächern von Marzahn. Vor dem
ruhigung – eine Herzoperation hat sie gerade hinter sich. Jutta Mühnig
Fenster erstreckt sich ein Wald aus Plattenbauten, blau
öffnet die Balkontür, die Sonnenstrahlen durchfluten die Ein-Zimmerund rot und gelb leuchten die Fassaden, es ist viel geWohnung, gegenüber der Turm der orthodoxen Kirche, dichte Bäume
schehen in den vergangenen Jahren. Sobotta greift zum
mit Vogelkolonien, leuchtende Geranien auf der Balkonbrüstung. ZurTelefon und wirft einen Blick auf die Computermonitozeit züchtet sie Gummibaumableger für Frau Ruhle. Schade nur, dass
re. Rechts sieht sie sich selbst auf dem Screen, für die Visie ihren Enkel nicht mit der braun gelockten, strahlenden Auszubildeoverbindung direkt in die Wohnzimmer. Links kann
denden hat verkuppeln können. Den Stress
sie sich in die Datenbanken einklinken.
Glauben Sie an einen
der jungen Frau kann sie gut verstehen,
Über 80 Senioren sind hier registriert,
Krieg der Generationen?
aufstehen um sechs in der Früh, den prallen
auf einen Blick bekommt Sobotta InforJoballtag. Ruhle genießt ihr umtriebiges,
mationen: Krankheiten, Familienstand,
wissen es nicht
3%
zum Bersten volles Leben, „ich brauche das
Mitbewohner, Hobbys, gebuchte Dienstjetzt“, Mühnig „kennt es noch“ von früher:
leistungen. „Hallo, Frau Müller, wie geht
Ja
30 %
die Kinder zur Krippe bringen, arbeiten,
es Ihnen?“ Frau Müller fährt morgen in
Nein
abholen, Hausarbeit – Frauenalltag in der
Urlaub. Ist sie schon aufgeregt? Hat sie
67 %
DDR. Vielleicht sind es auch solch ähnliche
ihre Tabletten dabei? Ach, renoviert wird
Erfahrungen, die das Verhältnis der beiden
bei ihr auch noch? „Sie wissen, dass Sie
so vertraut machen – was spielt das Alter da
nur anrufen brauchen, ich kann ihnen gerQuelle: TNS-Umfrage
f
2008
für eine Rolle?
ne eine Hilfe zum Reinigen organisieren.“
16
stadtleben 4/2008
Foto: W. Clemens Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Die Generationenforschung hat dafür einen Begriff
gefunden: „Innere Nähe bei äußerer Distanz“. Während früher Alt und Jung in Zwangsgemeinschaften
zusammenlebten, können sie heute selbstbestimmter
entscheiden, wie viel Nähe und Distanz sie möchten.
Gut für das Gelingen eines harmonischen Miteinanders
über die Generationen hinweg.
Gibt es mehr Austausch zwischen den
Generationen, gegenseitige Unterstützung?
In der Regel leben die Generationen für sich. Die Älteren wollen in
den eigenen vier Wänden bleiben,
holen sich lieber Unterstützung von
ambulanten Diensten, als ins Heim
zu gehen. Gleichzeitig entstehen
zunehmend Mehrgenerationenprojekte. Das Bewusstsein, dass wir
uns in einer alternden Gesellschaft
gegenseitig unterstützen müssen,
steigt. Dabei geht es natürlich auch
um Kosteneinsparung. Wenn sich die
Menschen gegenseitig stützen, ist das
billiger für die Gesellschaft und die
Sozialsysteme. Allerdings: Mehrgenerationenwohnen ist immer noch die
Ausnahme.
Was haben Junge und Alte vom
Zusammenwohnen?
Beide Seiten haben sehr viel davon,
sofern sie nicht in ein enges Korsett
geschnürt werden. Die Älteren hüten
Kinder, nehmen Termine wahr, die
Berufstätige ins Schleudern bringen.
Und sie unterstützen die Jüngeren
materiell erheblich. Die Jüngeren revanchieren sich mit infrastruktureller
Hilfe wie einkaufen oder unterstützen Ältere in technischen Angelegenheiten, etwa beim Computer.
Hat sich das Verhältnis der Generationen zueinander geändert?
Zahlreiche Studien der Generationenforschung zeigen, dass das Verhältnis
der Generationen besser geworden
ist. Seit der 68er-Bewegung hat sich
unser Verständnis von Autorität
gelockert. So gibt es weniger Distanz
zwischen den Generationen. Zudem
sind beide Seiten selbstbestimmter.
Wenn Alt und Jung heute in einem
Haus zusammenleben, haben sie in
der Regel getrennte Lebensbereiche.
Also sollten wir die Generationen
enger zusammenbringen als bisher?
Ja, eine urbane Durchmischung ist
sehr wünschenswert. Aber man sollte
keine übertriebenen Erwartungen
haben. Nicht jede Generationenbeziehung ist automatisch gut. Oft sind die
Interessen auch zu unterschiedlich,
um in einem Wohnumfeld verbunden
zu werden.
Schließlich müssen nicht nur die
Wohn-, sondern auch die Freizeitbedürfnisse zusammenpassen.
Wir sollten also den Leuten das
Zusammenwohnen schmackhaft
machen, ihnen vor Augen führen, wie
sie voneinander profitieren können.
Als Angebotsstruktur, ohne Zwang.
Gleichzeitig sollten wir Gelegenheiten zur Begegnung schaffen: Feste
feiern, gemeinsame Grünflächen
schaffen, die alle nutzen können.
Jenseits der Generationengrenze:
Sehen Sie den Trend zu mehr gegenseitiger Hilfe in der Stadt oder sind
das vereinzelte Pflänzchen?
Es gibt funktionierende Nachbarschaften. Auch das Bedürfnis nach
Austausch und mehr Verbindlichkeit
ist da. Allerdings ist die soziale Stadt
in der Breite immer noch nicht gelungen, obwohl die Städtebauplanung
Nachbarschaften schon seit Jahren zu
fördern versucht.
Was könnte dieses Miteinander noch
unterstützen?
Es sollte mehr räumliche Begegnungsmöglichkeiten für die Nachbarschaften geben. Gerade Wohnungsbaugesellschaften tun hier tatsächlich
etwas und fördern so Stabilität und
die Zufriedenheit in den Vierteln. Das
ist eine Chance.
4/2008 stadtleben
17
WOHNEN UND LEBEN
»Wenn ich meinem Sohn eine rohe Möhre in die Hand
drücke, gibt er sie mir wieder zurück.« Christian Sweep, Koch und Vater
S
GUTEN APPETIT:
Kindern schmeckt
buntes Essen besser
als braunes. Liegt es
etwa daran, dass sie
so gerne Nudeln in
Tomatensauce essen?
Gemüse ohne
Gemecker
GESUND ESSEN Kleine Kinder mögen weder Brokkoli noch Vollwertkost. Doch es gibt ein
paar Tricks, wie man gesundes Essen auch Gemüsemuffeln schmackhaft machen kann.
Fotos: Corbis/H. Benser, AWO-Gut Kemlitz
[ TEXT ] HEIKE GLÄSER & KIRSTEN NIEMANN
Beispiel, die „Apfelpiker“ werden vor dem Verzehr
chon wieder Kohlrabi? Ich mag keinen Spinat und die Spiegelin einen Joghurt getunkt und sind beim Nachwuchs
eier nur ohne das Gelbe!“ Besser Ketchup als gar kein Gemüse –
besonders beliebt.
das mögen sich manche Eltern insgeheim sagen und die KinderDas Geschmacksempfinden von Kindern ist anerziehung am Esstisch längst aufgegeben haben. Tatsächlich hat
ders als bei Erwachsenen. Kindern fehlen die Pereine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung herspektive und die Kenntnis der Produkte und ihrer
ausgefunden, dass Klein- und Schulkinder nur die Hälfte der empfohlenen
Zubereitung. Essen findet auf dem Teller statt, ist
Gemüsemenge essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schlägt
Abenteuer und Entdeckungsreise zugleich. Auch
fünf Portionen Obst und Gemüse vor. Doch wie kriegt man die hinein in
viele Erwachsene mögen sich erinnern: Der große
die kleinen Gemüsemuffel?
Bruder aß gerne Fisch, die kleine Schwester mochte
Vor allem muss das Essen für die Kleinen toll aussehen. „Wenn ich
keinen Käse. Früher galt die Devise: Was auf dem
meinem Sohn eine rohe Möhre in die Hand drücke, gibt er sie mir wieder
Teller liegt, wird aufgegessen. Die Zeiten sind zum
zurück“, sagt der alleinerziehende Vater Christian Sweep. „Das Auge isst
Glück vorbei. Zu Hause zu kochen mag zwar etwas
mit“, weiß der 34-jährige Berliner, der als Koch in einem Restaurant arbeiaufwendiger sein, als das Fertiggericht in die Miktet. Kinder mögen kein Durcheinander auf dem Teller: Halten Sie Beilagen,
rowelle zu schieben, es ist aber auch preiswerter.
Fleisch und Gemüse getrennt. Ein schön dekorierter Esstisch, an dem sich
Denn gesunde Ernährung hat nichts mit einem
die Familie regelmäßig zu den Mahlzeiten versammelt, macht Appetit.
hohen Einkommen zu tun.
Auch die Atmosphäre entscheidet, ob übers Essen gemeckert wird. Wenn
er zu Hause kocht, probiert Sweep viel aus,
um seinem 7-jährigen Sohn Abwechslung
zu bieten. Manches schmeckt dem Kleinen,
manches nicht. „Gesunde Ernährung ist
WO KINDER GUT UND MIT SPASS ESSEN
eben auch eine Frage des Geschmacks“, sagt
für Schulklassen, Kindersafaris durchs
Alois S. Eine Tapas-Bar in einfachem,
Sweep, „und über den kann man bekanntBiosphärenreservat.
aber
gemütlichem
Ambiente,
bei
dem
lich nicht streiten.“
NABU-Informationszentrum Blumdie Erwachsenen ebenso auf ihre
berger Mühle, 16278 Angermünde,
Kosten kommen wie der Nachwuchs.
Kindgerechtes Kochen ist spieleTelefon 03331 26040. Nov. bis Ende
Dank der großen Terrasse und
risch: Machen Sie das Gemüse für die KinMärz: Mo.–Fr. nach Anmeldung,
angeschlossenem Spielplatz ist die
deraugen unsichtbar: Tomatensauce isst
Sa.+So. 10–16 Uhr
Tapas-Bar ein idealer Ort für Familien.
fast jedes Kind gerne. Wenn man pürierte
Spezielle Kinderkarte.
Zwiebeln, Zucchini oder Möhren darin verAWO-Gut Kemlitz Das AWO-Gut
Senefelderstr. 18, Prenzlauer Berg,
mengt, fällt das Gemüse gar nicht auf. Dazu
Kemlitz ist eine Ferieneinrichtung der
Telefon 030 44719680, Mo.–Fr.
Arbeiterwohlfahrt für Kinder, Jugend18–2 Uhr, Sa. 13–2 Uhr, So. 10–2 Uhr
servieren Sie dann Reis oder Nudeln. Auch
liche, Familien, Vereine, Gruppen und
Bratlinge und Kartoffelpuffer sind wunderEinzelpersonen. In den Feriencamps
Rudimarie
Hübsch
eingerichtetes
bare Verstecke für Gemüse. Welches Kind
für verschiedene Altersgruppen wird
Café
mit
guter
Kuchenauswahl
–
und
isst schon gerne Linseneintopf? In einem
die richtige Mischung aus Entspanwohl dem schönsten Spielplatz NeuBurger verpackt werden Linsen gar zum
nung, Bewegung und gutem Essen
köllns vor der Nase. Die Eltern können
Lieblingsgericht. TV-Spitzenkoch Ralf Zavermittelt. „Gut drauf“ heißt die spielein Ruhe ihren Kaffee trinken und dem
cherl sieht das ähnlich. Kohlrabi oder Möhrische Aktion der Bundeszentrale für
Nachwuchs beim Tollen zuschauen.
ren sind zwar gesund, schmecken aber Kingesundheitliche Aufklärung.
Weichselstr. 34, Neukölln,
dern erfahrungsgemäß nicht sonderlich. „Im
AWO-Gut Kemlitz/AWO KiJu-Hof
Di.–Fr. 9–19 Uhr, Sa.+So. 10–20 Uhr
Kartoffelpüree versteckt hingegen essen es
Beeskow, Telefon 03341 311968
die Kleinen gerne. Eine bewährte Methode,
Blumberger Mühle Natur pur im NABU-Zentrum: mit 21 Fischteichen auf
um Kinder an gesunde Nahrung langsam heeiner 240 Hektar großen Fläche. Naranzuführen.“ Tiefgefrorenes enthält ebenso
tur- und Umweltausstellungen, zwölf
viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Frisches.
Hektar gestaltete NaturerlebnislandVerweigert Ihr Kind sich dem Obst, versuschaft, begehbares Sumpfschildkröchen Sie es doch einfach mal als Eis: Weiche
tenhabitat und Fischotterschauanlage.
Obstsorten lassen sich gut pürieren und zu
Zudem lockt eine große KinderspielEiswürfeln gefrieren. Lustige Eisformen gibt
landschaft mit Wasserquelle und
es auch im Handel.
Irrgarten. Im hauseigenen Restaurant
Untersuchungen haben gezeigt, dass
werden regional-ökologische Speisen
Schüler bei mundgerecht zubereitetem Obst
geboten. Außerdem: Back- und
oder Gemüse viel lieber mal zugreifen als bei
Räucheraktionen, Themenführungen
einem ganzen Stück. Gestiftelte Äpfel zum
WOHNEN UND LEBEN
WOHNEN UND LEBEN
2
Lebensraum Küche
man auf eine große Speisetafel Wert legt,
und das liegt voll im Trend, hat der ambitionierte Koch die ganze Küche für sich und gegessen
wird im Wohnzimmer. Viel Platz als Arbeits- und
Anrichtefläche und offene Borde für Töpfe. Dazu
ein breiter Herd und die verschiedenen Geräte
unterhalb der Arbeitsplatte. Statt Gas zum Kochen
akzeptiert der Küchenprofi auch die ebenso schnellen und leistungsstarken Induktionskochfelder. Die
Anordnung der Arbeitsstrecken folgt dem Arbeitsablauf – vorbereiten, kochen, anrichten, Abwasch.
Oberflächen aus Edelstahl sind das bei Profis be-
KOCHWELTEN Wie können typische 70er-Jahre-Küchen eingerichtet werden? Wir stellen Ihnen
drei Vorschläge am Beispiel der Swinemünder Straße vor.
[TEXT UND ZEICHNUNGEN] UWE VÖLCKER, ARCHITEKT UND INNENARCHITEKT
D
IN NEUEM GLANZ: Der Hofgarten
ist eine Wohnanlage aus den 70er Jahren
und wird gerade modernisiert. Sie bietet
idealen Raum für junge Familien
Arbeitsraum für den Profi: Wenn
iesmal war ich im „Hofgarten“ in der Swinemünder Straße unterwegs – die Straße ist auf jedem Berliner Stadtplan als etwas Besonderes erkennbar. Das liegt daran, dass sie für den Autoverkehr gesperrt ist. Dadurch liegen die Wohnungen auf beiden Seiten quasi
im Grünen, die Autos bleiben in der Tiefgarage, die derzeit saniert
und neu übergrünt wird. Wegen seiner Citynähe und Wohnqualität wird der „Hofgarten“ im Brunnenviertel wohl bald zu den begehrteren Quartieren Berlins gehören. Den Aufbruch signalisiert auch die neue, auffällige Fassadengestaltung der
degewo-Wohnbauten aus den 70ern mit kräftigen Rot- und Gelbtönen.
Die Küche in der Musterwohnung hat einen zweckmäßigen, wenn auch mit 13
Quadratmetern nicht üppigen Grundrisszuschnitt. Es gibt ein raumbreites Fenster
zur grünen Wohnstraße heraus. Sehr schön ist der Umstand, dass eine Tür einen
möglichen Essplatz mit dem Wohnzimmer verbindet. Das eröffnet verschiedene,
fast unendlich viele Möglichkeiten.
vorzugte Material, weil sie robust und hygienisch sind. Dagegen tritt der
Wohlfühl-Faktor in einer solchen Küche in den Hintergrund. Ein kleiner
Sitzplatz kann trotzdem sein, kochen strengt an.
Das Licht soll hell und tageslichtähnlich sein, schummerige Glühbirnenbeleuchtung mit einem hohen Rotanteil gehört hier nicht hin, eher
Leuchtstoffröhren mit Tageslichtweiß. Warum? Das Fleisch in der Auslage
beim Schlachter wird rötlich angestrahlt, damit es frischer aussieht, als es
ist. So soll die Beleuchtung auch bei Tisch sein, damit alles appetitlich anzusehen ist. In der Küche dagegen muss man
dafür sorgen, dass die Speisen tatsächlich
halten, was sie bei Tisch versprechen
und mindere Qualität muss zu erkennen sein!
PROFI-KÜCHE: Statt
eines Gasherdes nutzen
ambitionierte Köche heute
einen Induktionsherd
DIE GEMÜTLICHE KÜCHE:
Eine Sitzbank schließt den
Kochenden nicht vom Familienleben aus. Die Rückseite der
Küchenecke bietet zusätzlichen
Stauraum
3
nerküche und die muss in erster Linie gut aussehen. So ist sie weniger darauf ausgelegt, dass eine ordentliche Paella bereitet werden kann. Die wird schon halbfertig gekauft oder – besser noch – außerhalb
gegessen. Stattdessen wenden Gelegenheitsköche lieber mehr Zeit für die
Gäste auf und zelebrieren das gemeinsame Essen als „Event“. Eine Küche,
die dafür geeignet sein soll, wird immer aufgeräumt und edel wirken. Ein
Gelegenheitskoch mit Stil würde eher mehr Geld in eine Ausstattung investieren, deren Optik ihm gefällt, als in teure Kochgeräte. Geräte und Teile
der Arbeitsflächen verschwinden hinter Rollläden oder Schiebetüren. Doch
Zweckmäßigkeit ist auch dem Gelegenheitskoch willkommen: In unserem
Fall ist der Herd als Verlängerung des
Esstisches ausgelegt. Der Backofen und
die anderen Einbaugeräte sind nun im
Hochschrank, in guter Sicht- oder Greif-
20
stadtleben 4/2008
dem Käufer suggerieren, der Platz in der Küchenecke würde ausgenutzt.
Die oben erwähnte Variante nutzt jedoch den gesamten Raum aus. In diesem Vorschlag sind zudem zwei Hochschränke beiderseits der Tür geplant.
Auf diese Weise wird der Raum optisch verkürzt. Einseitig angeordnete
Hochschränke würden den Eindruck eines „Schlauches“ entstehen lassen.
Dasselbe gilt für die von mir ungeliebten Hängeschränke.
Foto: J. Rötzsch
1
Mit Sitzecke für die Familie: Viele
Familien schätzen eine gemütliche Ecksitzbank in der Küche. Unter lieben Menschen
rückt man gern zusammen, isst, trinkt, spielt gemeinsam Karten oder Brettspiele. Die Köchin oder
der Koch kann in einer Küche mit Sitzecke am Familienleben teilhaben.
Der Zugewinn der Sitzecke bedeutet natürlich
Verlust an Stauraum, dem mit geeigneten Mitteln
begegnet werden muss. Eine Möglichkeit ist die
U-förmige Küchenstrecke mit hochklappbarer Arbeitsplatte als Durchgang zum Sitzbereich. Der in
den Küchenecken entstehende Hohlraum sollte für
Tischwäsche oder Gläser dienen und von der Sitzecke aus erreichbar sein. Es gibt zwar verschiedene
Varianten von Kücheneckschränken mit Karussells
und anderen abenteuerlichen Konstruktionen, die
Für den Gelegenheitskoch mit Stil: Er mag eine Desig-
höhe, eingebaut und verschwinden hinter einem
Rollladen in Edelstahloptik. Ein abgehängtes Deckenelement über Tisch und Herd fasst die beiden
Bereiche zusammen. Es beinhaltet Halogenstrahler
und dient zugleich als Ablage für schöne Töpfe.
Ein letzter Tipp, der für alle Küchen gilt: Lassen
Sie sich im Küchenstudio keineswegs Plastikleisten
als Verbindung zwischen Küchenwand und Arbeitsfläche aufschwatzen! Es gibt längst schöne Fliesenstreifen, die einfach in den Raum zwischen Schränke und Wand geklebt werden.
DESIGNER-KÜCHE: Sie zeichnet sich durch hochwertige Materialien aus und lässt sich
prima aufräumen – viele Gerätschaften braucht der Gelegenheitskoch gar nicht
4/2008 stadtleben
21
WOHNEN UND LEBEN
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SIE HABEN FRAGEN RUND UMS WOHNEN? Wir wollen Ihnen mit Rat und Tat zur
Seite stehen. Ob zu Themen wie Sicherheit im Haushalt, harmonisches Miteinander,
Grünpflege oder Existenzgründungen: Fragen Sie einfach unsere Experten!
DER DIREKTE DRAHT
Was Sie bei einer Existenzgründung bedenken müssen
Der Weg in die Selbsteinen Überblick über den
ständigkeit kann eine
„Förderdschungel“ zu beerfolgreiche Alternative
kommen. Noch wichtiger
zur Festanstellung sein.
für den Existenzgründer
Wenn Existenzgründer
ist jedoch eine klare Anadie Gewerberäume zu
lyse, wofür Kapital gegünstigen Konditionen
braucht wird. Das betrifft
mieten können wie beisowohl die Sachinvestispielsweise bei der detionen, wie für Baumaßgewo, ist das sehr hilf- Guido Wegner, nahmen, Betriebs- und
Abteilungsleiter
reich. Doch gibt es noch
Geschäftseinrichtungen,
Volksbank
viele weitere Schritte,
als auch die „weichen“,
die gut durchgeplant sein wollen:
laufenden Kosten. Dazu gehören
Was ist das Besondere an Ihrer
Gewerbemiete oder Lohnkosten.
Geschäftsidee? Wie schätzen Sie
All das wird in der Kapitalbedarfsdie Situation in der Branche ein?
planung erfasst. Schließlich darf
Gegen welche Wettbewerber
nie vergessen werden: Das Unmüssen Sie sich durchsetzen?
ternehmen muss immer liquide
Das sind die Fragen, die Sie zubleiben! Manchmal sind Engpäsnächst klären müssen.
se zu überbrücken zwischen einAm Anfang kostet ein Unternehgehenden Geldern und den eigemen – egal wie groß – immer
nen finanziellen Verpflichtungen.
Geld. Daher ein paar Worte zur
All dies sollen Existenzgründer im
Finanzierung.
Rahmen der Liquiditätsplanung
Für die Finanzierung stehen eine
berücksichtigen.
Reihe Fördermöglichkeiten zur
Natürlich will jeder Unternehmer
Auswahl: Neben einem Darlehen
wissen, ob sich seine Geschäftstäder Kreditanstalt für Wiederauftigkeit lohnt – das zeigt eine Renbau (KfW) und der Landesbanken
tabilitätsplanung. Der Erfolg eines
(IBB und ILB) können Zuschüsse
Unternehmens hängt wesentlich
und Zulagen für Investitionen sodavon ab, wie gut die Geschäftswie Zuschüsse aus Arbeitsmarktidee ausgereift ist. Grundsätzlich
programmen und für Beratungsgilt: Je plausibler ein Jungunterleistungen beantragt werden. Für
nehmer sein Geschäftsprinzip der
eine Sicherung der Finanzierung
Bank erklären kann, je mehr Infordurch Haftungsfreistellung gemationen eine Bank über das Vorgenüber der Hausbank stehen
haben hat, desto effizienter kann
regionale Bürgschaftsbanken
sie bei der Umsetzung helfen.
zur Verfügung. So unterstützen
die Kammern und verschiedene
Schreiben Sie uns: Guido WegInstitutionen bei der konzeptiner, Abteilungsleitung Volksonellen Ausarbeitung der Exibank, Fasanenstraße 85, 10623
stenzgründung. Auch unser
Berlin, Telefon 030 3063-1315,
Expertenteam hilft gerne dabei,
Fax 030 3063-2211
22
stadtleben 4/2008
Kerzen schaffen Atmosphäre – aber Vorsicht!
Seien Sie achtsam mit brennenden Kerzen,
vor allem, wenn sie damit Tannengrün und
Adventskränze dekorieren: Getrocknete
Tannenzweige sind der reinste Zunder.
Kerzen sollten stets in einem feuerfesten
Ständer und gerade aufgestellt werden,
sodass sie nicht versehentlich umgestoßen
werden können. Lassen Sie die Kerzen nie
ohne Aufsicht abbrennen! Löschen Sie sie
rechtzeitig, bevor sie ganz heruntergebrannt
sind. Natürlich mag es gemütlich sein, bei
Kerzenschein Geschenke einzupacken,
doch das Hantieren mit Papier vor Flammen
ist nicht zu empfehlen. Genauso wenig
gehören Kerzen in die Nähe von Vorhängen
und anderen leicht entflammbaren Stoffen.
Ein Luftzug genügt – und sie fangen Feuer.
Schlichten statt richten – der Schiedsmann
verhilft zu einer friedlichen Nachbarschaft
Gehölzschnitt muss
sein – für die neuen Triebe
Manche Mieter möchten wissen, wann
und warum die degewo die Gehölze in den
Grünanlagen schneiden lässt. Der Schnitt
gehört in der Tat zu den wichtigsten Gartenpflegearbeiten. Wird er vernachlässigt oder
falsch ausgeführt, verwildern viele Gehölze.
Sie nehmen zu viel Platz ein, unterdrücken
andere Pflanzen oder wirken ungepflegt.
Aus Gründen des Vogelschutzes sind diese
Maßnahmen nicht immer erlaubt: So schneidet man – der Gesetzgeber schreibt es so
vor – nur im Winter und bis zum 28. Februar.
Bei Frühjahrs- und Frühsommerblühern lichtet
man alle 2 bis 4 Jahre aus. Dazu werden die
ältesten und blühfaulen Zweige entfernt, um
Platz für Neutriebe zu schaffen.
Foto: Volksbank Illustration: KircherBurkhardt Infografik
Die degewo unterstützt mit ihrer Gewerbeoffensive
„Start? Klar!“ vor allem Existenzgründer
Als Schiedsmann kann man was
erleben! Gemessen an der Zahl der
Anwohner gibt es jedoch nur wenige
Streitfälle. Die meisten Menschen finden
offenbar bei sich anbahnenden Streitigkeiten das Gespräch und lassen es
gar nicht erst zum Zoff kommen. Aber
leider nicht immer: Ob in der Nachbarschaft, unter Arbeitskollegen, ja selbst
in der Ehe – manchmal wird eben nicht
miteinander geredet, werden Schuldzuweisungen ausgesprochen, wenn nicht
gar Beleidigungen. Oft geht es dann gar
nicht mehr um eine sachliche Auseinandersetzung, sondern ums Rechthaben,
oder die Ursache des Streits liegt viel
tiefer. Da kann es passieren, dass einer
gegenüber dem anderen behauptet, er
hätte seinen Maschendrahtzaun deshalb
so schräg gesetzt, damit bei Regen die
Wassertropfen auf sein Grundstück
fallen. Tatsache! Das sind aber Ausnahmen. Ich habe mich in der Großsiedlung
Marzahn hauptsächlich mit Nachbarschaftslärm auseinanderzusetzen, im
Siedlungsgebiet reicht die Palette vom
Baumüberhang bis zu Grenzstreitigkeiten. Was ist nun das Besondere bei
einer Schlichtungsverhandlung vor einer
Schiedsperson?
Ein Bürger ruft an und bittet mich als
den ehrenamtlichen Schiedsmann um
Hilfe. Ich weise auf das Prozedere hin:
Die Klärung des Falles erfolgt ohne
Öffentlichkeit, auch dürfen sich die
Beteiligten nicht vertreten lassen. Doch
einen Beistand können sie mitbringen.
Ganz wichtig: Die Beteiligten sind nicht
Kläger und Beklagter, sondern gleichberechtigt. Die Kosten werden nach der
Verhandlung bezahlt (20 Euro bei einer
Einigung, 10 Euro bei Erfolglosigkeit).
Meistens wird der Kontakt zu mir durch
die degewo hergestellt. Das macht sich
sehr gut. Von dort bekomme ich nicht
nur die notwendigen Informationen, son-
dern auch Unterstützung. Ich rufe den
Antragsgegner an und frage, wie er die
Ladung zum Termin und den Antrag des
Antragstellers zugestellt haben möchte.
Die Antwort in der Regel: durch mich
persönlich. Die Verhandlung läuft so ab:
Belehrung, Begründung des Antrags
und der Forderungen durch den Antragsteller. Beide Seiten legen ihre Sichtweise dar. Ziel ist immer die Einigung, die
so konkret wie möglich gefasst sein soll.
Ich bringe gern einen „Riegel“ ein: Wer
sich nicht an diese Einigung hält, der hat
an das DRK, das Tierhilfswerk oder eine
andere Organisation 150 Euro zu zahlen.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn zwei aus
meiner Wohnung gehen, nicht freundschaftlich – aber miteinander redend.
Autor: Bodo Lützenberg, Schiedsmann in Marzahn. Informationen zum
Schiedsverfahren und Kontakt zu
Schiedspersonen bei den Bezirksämtern und unter www.berlin.de
4/2008 stadtleben
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BERLINER ANSICHTEN
IDYLLE IM HINTERHOF:
Auf Entdeckungstour mit
Kathrin Schade im Quartier
zwischen Koloniestraße,
Soldiner Straße und Prinzenallee
k an der Panke. Im
GEGENSÄTZLICHES: Erholungspar Weine und Kaffee
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Kam
es
gibt
“
Laden „Kamine & Wein
G
Verborgene Welten
DER SOLDINER KIEZ IM WEDDING wird von immer
mehr jungen Menschen erobert. So zog vor zwei
Jahren die Studentin Kathrin Schade in diesen Stadtteil.
Sie zeigt uns Orte jenseits der Gründerzeitfassaden,
die der Flaneur hier nie vermuten würde.
[ TEXT ] KIRSTEN NIEMANN [FOTOS ] PABLO CASTAGNOLA
24
stadtleben 4/2008
emächlich windet sich die
Panke zwischen Wiesen
und Weiden. Auf der Bank
am Ufer sitzt Kathrin Schade und reckt ihr hübsches,
blasses Gesicht in die warme Herbstsonne. Der grüne
Flecken zwischen Soldiner und Koloniestraße
gehört zu den liebsten Orten der Studentin: Hier
liegt sie im Sommer mit ihrem iPod und einem
Stapel Büchern im Gras und denkt gar nicht daran, dass sie in einem der rauesten Bezirke der
Stadt lebt. Vor zwei Jahren war sie von Bremen
in diese Nachbarschaft gezogen – größer kann der Kontrast kaum sein. Der
Soldiner Kiez im Osten vom Wedding ist ursprünglich ein Arbeiterbezirk,
in dem jedoch heute kaum noch Arbeiter wohnen.
NEUES LEBEN
IN DER ALTEN
FABRIK: Das
Labyrinth
Kindermuseum
ist stadtbekannt
»Ich fand es hier schon immer
schön: Man muss die schönen Orte
in diesem Kiez nur finden wollen.«
Etwa 70 Prozent der Kinder unter 15 Jahren leben dort in
Familien, die Hartz IV beziehen. Die Erhebung für den Berliner Sozialatlas
hält weitere unangenehme Zahlen bereit: Der Soldiner Kiez sei derjenige
mit der geringsten Lebensqualität, heißt es. Ein ständiges Kommen und
Gehen, wobei immer mehr Arbeitslose kommen und immer mehr Familien mit Kindern gehen. Kathrin, die an der Alice Salomon Hochschule in
Hellersdorf „Soziale Arbeit“ studiert, zog in den Stadtteil, weil hier die
Mieten noch vernünftig sind. Hier sind viele Dinge möglich, für die andere
Innenstadtbezirke längst zu eng geworden sind. „Man muss die schönen
Orte nur finden wollen“, sagt Kathrin. Sie bewohnt zusammen mit ihrer
Schwester eine tolle Wohnung mit hohen Räumen in einem sanierten Altbau. Sie fühlt sich gut, wenn sie abends von der Uni nach Hause kommt,
in die Biesentaler Straße, wo sieben Häuser unter Denkmalschutz stehen.
Eine Ecke weiter herrscht das laute Treiben an der Badstraße, durch die
ein Hauch Istanbul weht: Türkische Händler türmen ihr blank poliertes Gemüse vor den Läden. Aus
einem Friseurladen tönt orientalische Musik. Verstohlen werfen wir einen Blick hinein, hier lassen
sich nur Männer pflegen.
Der Wedding ist Menschen aus 70 Nationen zur
Heimat geworden – längst nicht alle sind muslimischen Glaubens. Man sieht sie am Sonntag, wenn sie in
die katholische Stephanuskirche an der Prinzenallee
strömen. Darunter viele Afrikaner, aber auch Menschen aus Südamerika und Osteuropa. Der Gottesdienst „House of Prayer“ wird hier in englischer Sprache gehalten. Im Dezember zur Vorweihnachtszeit
initiiert die Kirche den „Lebendigen Adventskalender“. Nach dem Motto „In 24 Tagen um die Welt“ gibt
es täglich eine Veranstaltung vor einem jeweils anderem kulturellen Hintergrund – von lesen und Plätzchen backen bis zu Tanz, Musik und Gottesdienst.
4/2008 stadtleben
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BERLINER ANSICHTEN
BERLINER ANSICHTEN
PRINZENALLEE:
Hinter den
meisten Fassaden
erwarten den
interessierten
Spaziergänger
große Höfe und
Gärten
EIN BUMMEL DURCH DEN KIEZ
WEDDING Kultur und Bio im Hinterhof, soziale Projekte und ein Gottesdienst in englischer
Sprache für Menschen aus aller Welt – all das macht das Viertel so bunt und liebenswert.
WOHNEN IM
SOLDINER KIEZ
Das Quartier zwischen Soldiner, Osloer und Koloniestraße wird geprägt durch die
zahlreichen Gründerzeithäuser
aus der Zeit um 1900. Es gibt
Raum für unterschiedliche
Wohnansprüche: sanierte und
unsanierte Häuser mit 1- bis
5-Zimmer-Wohnungen für
Singles, Wohngemeinschaften
und Familien. Viele Studenten
entdeckten den Kiez durch die
degewo-Aktion „2 Semester
halbe Miete“. Sie schätzen
die citynahe Lage und das
Leben in der bunt gemischten
Mieterschaft. Im Soldiner Kiez
gibt es zudem viele idyllische
Wohnlagen mit grünen Höfen
und Gärten.
Freie Wohnungen unter
www.degewo.de oder bei
[email protected],
Brunnenstr. 128,
Telefon 030 26485-2399
26
stadtleben 4/2008
sich Plätze, die man nicht zufällig findet. Kathrin
führt uns nach Togo. Das Restaurant „Relais de
Savanne“ mit seinen großen Fenstern zur Prinzenallee birgt ein Geheimnis. Chefin ist Assibi
Wartenberg. Sie kommt ursprünglich aus Togo
und lädt regelmäßig zum Deutsch-Togoischen
Freundeskreis. Dann zieht sie mit ihren Gästen
in einen hundert Jahre alten Ballsaal im Hinterhof. Den Glaskasten – er heißt so wegen seines
gläsernen Eingangsbereichs – kann man für Veranstaltungen mieten. Wenn Assibi kommt, wird
afrikanische Musik gespielt und es riecht nach
Huhn in Erdnusssoße und Bananen.
Eine bunte Welt verbirgt sich auch hinter
der Toreinfahrt der Nummer 58. Jemand hat im
Hof Bänke aufgestellt, einen Basketballkorb und
einen alten Bauwagen, der mit Graffiti verschönert wurde. Spuren alternativer Jugendkultur,
die sich hier Platz geschaffen hat. Einen Hof
weiter wartet die nächste Überraschung: Ein
Bioladen wehrt sich standhaft gegen die Konkurrenz der Billigsupermärkte. „Wir sind wieder da!“ steht auf einer Schiefertafel, darunter die Angebote der
Woche. Drinnen duftet es nach
Kräutern und frischem Brot. „Es
gibt hier immer mehr Studenten,
die Wert auf gesundes Essen le-
»Hier ist immer was los.
Ich mag das bunte Treiben
in unserem Viertel.«
Osloer Str. 17, 13359 Berlin,
Telefon 030 3251-4543, Kontakt Holger
Rasche. www.christiania.de
KAMINE & WEIN
Weil das Ofengeschäft nicht zu jeder
Jahreszeit brummt, verband der
Inhaber Heiko Schmidt seine Affinität
zu schönen Kaminen mit der Liebe
zu gutem Wein. Der Ofengastronom,
der seinen Wein und Kaffee übrigens
Ste
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Panke
Wilhe
lm-Ku
hr-Str
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Provinzstr.
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St. Elisabeth
Kirchhof II
Sold
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tr.
6
Prinzenallee 33, 13359 Berlin,
Telefon 030 49307919, Di.–So. ab 11 Uhr.
www.relais-de-savanne.de
STEPHANUSKIRCHE
Die Kirche bündelt eine ganze Reihe
verschiedener Veranstaltungen.
Jeden Sonntag nach dem normalen
Gottesdienst lädt das Bethaus die
internationale Gemeinde zum House of
Prayer. Ab dem 29. November startet
der Lebendige Adventskalender bis
Weihnachten sein interkulturelles
Programm mit Basar und kulturellen
Veranstaltungen.
4
Osloer Str.
2
llee
RELAIS DE SAVANNE
Ein Stück Afrika im Wedding: bunte
Bilder an weiß getünchten Wänden,
der Duft von Huhn an Erdnusssauce
und anderen Spezialitäten. Das Lokal
ist vielen der 2.500 Afrikanern im Kiez
ein zweites Wohnzimmer geworden.
3
7
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Bies
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Fre
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gen“, sagt Inhaberin Katrin Paul. Mit den
Studenten kam Kultur in den Stadtteil.
Im Jahr 2001 ermöglichte die degewo die
„Kolonie Wedding“: Unvermietete Ladengeschäfte rund um die Koloniestraße
werden zum Selbstkostenpreis an junge Künstler vergeben. Diese nutzen die
Räume als Atelier und laden einmal im
Monat zur Vernissage. „Da ist immer viel
los“, sagt Kathrin, die dort oft zu Gast ist.
Wie eine Kathedrale aus Backstein
ragt das Bewag-Gebäude in die Höhe.
Unten hat der Clown Herr Balzer sein
Atelier. Im ersten Stock arbeiten Fotografen. Weiter oben haben sich Designer
niedergelassen. Holger Rasche war einmal Sozialarbeiter und ist Initiator dieses Projektes. Irgendwann stand dieses
Gebäude leer und Rasche fand, es sei der
richtige Ort für Kunst und Kultur. „Ich
glaube an diesen Stadtteil“, sagt er. Das
tun inzwischen immer mehr Menschen,
die hier gerne leben.
250m
Bio im Hinterhof
Soldiner Str. 21, 13359 Berlin,
Telefon 030 4652780,
offene Kirche jeden Do. 12–16 Uhr
Abissi Wartenberg
Grafik: KircherBurkhardt Infografik
Hinter vielen Fassaden verstecken
CHRISTIANIA E. V.
Wo einst Turbinen standen, arbeiten
heute kreative Unternehmer, unter
anderem aus den Branchen Musik, Design und Fotografie. Im alten Umspannwerk der Bewag bilden die Freiberufler
Netzwerke und werden als kreatives
Potenzial des Bezirks wahrgenommen.
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Pan
ke
Osloer Straße 12, 13359 Berlin,
Telefon 030 8009311-50, Fr.–Sa. 13–18,
So. 11–18 Uhr, in den Ferien.
www.labyrinth-kindermuseum.de
Pankebecken
Str.
GUTE LAUNE IM
WEDDING: Ein Be
bei Herrn Balzer
such im Clownsate
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Prinzenallee 58, 13359 Berlin,
Telefon 030 46065381, Mo.+Fr. 9–18 Uhr,
Mi.+Sa. 10–13 Uhr, Di.+Do. geschlossen
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Wollankstr.
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Drontheimer
LABYRINTH KINDERMUSEUM
Bahn frei für Schauspieler! – so heißt
die aktuelle Ausstellung, die noch bis
Mai 2009 läuft. An zehn Stationen
können die Kleinen spielerisch lernen,
sie schlüpfen in andere Rollen und
verkleiden sich gegenseitig.
SCHÖNE
MÖBEL: In der
Restaurierungswerkstatt Most
werden aus
alten Schränken
Schmuckstücke
BIOLADEN IM HINTERHOF
Immer mehr junge Familien, Studenten
und Bewohner der Nachbarschaft
haben diesen kleinen Laden entdeckt:
Er befindet sich versteckt in einer
ehemaligen Motorradwerkstatt im
zweiten Hinterhof. Die Ware bezieht
die Inhaberin von kleinen Biohöfen aus
dem Berliner Umland.
Kü
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Prinzenallee 58, 13359 Berlin,
Telefon 030 39828234,
geöffnet Mo.–Sa. von 14–21 Uhr
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st
lze
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im Blaumann ausschenkt, zählt zum
Dunstkreis der Kolonie Wedding.
Prin
Kindermuseum Labyrinth
TUPAC AMARU
Das Tupac Amaru gehört zur Künstlerkolonie Wedding und ist Ausstellungsort und Bar zugleich. Ziel der
Veranstalter ist es, die lokale Kultur zu
fördern und internationale Künstler in
den Kiez zu bringen. Hier starten an
jedem letzten Freitag im Monat die
Galerierundgänge.
Prinzenallee 38, 13359 Berlin, geöffnet täglich
ab 18 Uhr. www.kolonie-wedding.de
RESTAURIERUNGSWERKSTATT
Kunden aus allen Berliner Bezirken
schätzen Friedhelm Mosts Geschick
im Umgang mit alten Möbeln. Als
Psychologe und Therapeut bindet er
psychisch Kranke ein in seine Restaurierungsarbeit. Das hilft den Betroffenen dabei, einen neuen Zugang zu
ihrem Alltag zu finden.
Nordbahnstr. 17, 13359 Berlin,
Telefon 030 4428966,
geöffnet Mo.–Fr. 9–17 Uhr
4/2008 stadtleben
27
IN GUTER GESELLSCHAFT
SO GEHT DER
TRIATHLON: Der
Wettkampf beginnt
mit Schwimmen. Nach
einer Zwei-KilometerRadtour laufen die
Schüler 500 Meter
ANFEUERN: Mit Jubel und Applaus aus dem Publikum lassen sich
die jungen Sportler zu Höchstleistungen motivieren
RADFAHREN: Luke radelt als Erster ins Ziel. Sportlehrer Winkler spendet aufmunternde Worte. Livia war das schnellste Mädchen
Mehr Sport für Kinder
KINDER BRAUCHEN BEWEGUNG UND AKTION Das weckt Teamgeist, macht selbstbewusst und
stark. Mitmachen ist kein Luxus: Die degewo veranstaltete zum zweiten Mal einen Schülertriathlon
für mehr als 700 Kinder. Die Aktion „Kids in die Sportklubs“ unterstützt bei Betreuungskosten.
[TEXT] MICHAEL PÖPPL
28
stadtleben 4/2008
Trikots ablegen können, bevor es in die Schwimmhalle geht. Immer dabei
ist Roland Winkler, Sportlehrer der Dritt- und Viertklässler von der LisaTetzner-Grundschule, die in ihren Badesachen am Startbereich stehen und
sich warm hüpfen. „Ihr schafft das alle!“ Seit 1977 ist er Lehrer, seit fünf
Jahren an der Buckower Grundschule im Hasenhegerweg. „Triathlon ist
für die Kinder gut, das sind die drei grundlegenden Ausdauersportarten:
Schwimmen, Radfahren, Laufen.“ Winkler muss es wissen: Er läuft seit 30
Jahren Marathon.
Der 61-Jährige, den man deutlich jünger schätzen würde,
ist mit Leib und Seele Sportlehrer. Doch Schulsport alleine genügt nicht,
sagt er: „Es ist für Kinder ganz wichtig, dass sie auch außerhalb der Schule
körperlich aktiv sind.“ Eine aktuelle Untersuchung über den Gesundheitszustand der Berliner Schüler
bestätigt das. Kinder sollten
sich täglich mindestens eine
Stunde bewegen. Doch nur
ein Drittel aller Schüler treibt
LOGENPLÄTZE: Die ganze
Familie ist dabei – die Sportler
wollen ja angefeuert werden
Fotos: J. Röder/Ostkreuz (3), C. Bach (2)
L
uke Zimmermann kann es kaum erwarten: Der Neunjährige vom Team „Die fantastischen Drei“ steht mit dem Fahrrad
ganz vorn am Wechselbereich. Dort soll
in wenigen Minuten der degewo-Schülertriathlon beginnen. Luke ist einer von knapp 700
Teilnehmern im degewo-Stadion an der Lipschitzallee in Neukölln. Einige Meter weiter fiebert auch
die ebenfalls neunjährige Livia Markwart auf den
Beginn. „Die Wilden Hühner“ heißt ihr Dreierteam.
Das sportliche Programm, das die Schüler und Schülerinnen an diesem Morgen erwartet, ist anspruchsvoll: Die Kinder sollen zuerst 50 Meter schwimmen,
dann 2.000 Meter Rad fahren. Zu
guter Letzt führt der 500-MeterLauf ins Ziel des Stadions, wo
schon die Eltern, Freunde und
Lehrer gespannt warten. Endlich
geht die Absperrung auf, ehrenamtliche Helfer des Triathlons
zeigen den Kids, wo sie ihre Fahrräder abstellen, die Schuhe und
regelmäßig in der Freizeit Sport. Das hat langfristig
nicht nur Auswirkungen auf die körperliche Fitness;
fast ein Viertel der 11- bis 15-Jährigen klagt bereits
über psychosomatische Beschwerden, die zu schweren Erkrankungen führen können. Vor allem Kinder
aus einkommensschwachen Familien, die Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe beziehen und junge Migranten gehen eher selten in die Sportvereine. Die
Hemmschwelle ist oft hoch, meist ist kein Geld da
für Beiträge und Aufnahmegebühren. Dem will die
neue Initiative „Kids in die Sportklubs“ abhelfen. Das
Mitmachen in den Vereinen darf kein Luxus sein,
meint die Sportjugend Berlin. In Zusammenarbeit
mit den Senatsverwaltungen, dem Europäischen
Sozialfonds, der degewo und weiteren Organisationen will sie dafür sorgen, dass die Mitgliedsbeiträge für bedürftige Kinder bezahlt werden, wenn die
Sportvereine im Gegenzug auf Aufnahmegebühren
verzichten.
Vor dem Stadion erklingt die Starthupe, alle Kinder laufen in die Schwimmhalle, wo sie ihre erste
Disziplin absolvieren und einmal die 50-Meter-Bahn
durchqueren. Danach geht es laufend zurück in den
Startbereich. Luke ist der Erste im Wechselbereich,
jetzt heißt es schnell abtrocknen, das blaue Trikot
mit der Startnummer überstreifen und ab aufs Fahrrad. Livia kommt als Dritte aus der Halle, beim Trikotwechsel verheddert sie sich in der Startnummer
und verliert wertvolle Sekunden. Ihre Eltern stehen
auf der anderen Seite der Absperrung und feuern sie
an. „Ohne das Engagement der Eltern wäre es sehr
schwer“, erzählt Lehrer Roland Winkler, der seine
Schüler an der Strecke anspornt. „Im Verein muss man schon auch mal
am Wochenende zu Wettkämpfen fahren, die Kinder abholen oder für die
Verpflegung sorgen.“ Papa Peter Markwart läuft die Radstrecke lang, die
Kamera immer in der Hand, und fotografiert Livias Spurt. Sie holt auf. „Natürlich ist Sport wichtig für Kinder“, sagt er, „er gibt ihnen Selbstvertrauen.“
Seine Frau ergänzt: „Gerade beim Mannschaftssport lernen Kinder in der
Gruppe zusammenzuhalten, das stärkt schon früh ihr Sozialverhalten.“
Inzwischen ist Luke als Erster angekommen, seine Eltern
jubeln mit ihm. Lutz und Daniela Zimmermann sind stolz auf Luke, die
Leichtathletik ist sein Hobby. „Natürlich kostet das Zeit am Wochenende,
wenn Wettkämpfe sind. Aber Luke hat so viel Spaß daran und es ist ein
Ausgleich für ihn neben der Schule“, sagt seine Mutter. Auf Platz drei läuft
Livia durchs Ziel und ärgert sich ein
bisschen, dass sie beim Umziehen zu
Mach
viel Zeit verloren hat. Doch Mama,
KIDS IN DIE KLUBS mit!
Papa und Roland Winkler trösten
Die Aktion will Kindern und
sie, sie war das schnellste Mädchen.
Jugendlichen von 6 bis 18
„Dass die Kinder überhaupt mitJahren, deren Erziehungsbemachen und Spaß dabei haben, das
rechtigte öffentliche Unterstütist das Wichtigste“, sagt Sportlehrer
zungsleistungen empfangen,
Winkler.
den Eintritt in Sportklubs
Er weiß nicht nur, wie man andeermöglichen. Wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann –
re motiviert. Sein persönlicher Trimit dem Berlin-Ticket S – beumph: Er qualifizierte sich in seiner
kommt die Mitgliedsbeiträge
Altersklasse für den Ironman-Wetterlassen. Beteiligen können
bewerb auf Hawaii: 3,8 Kilometer
sich Sportklubs, die einem
Schwimmen im Pazifik, 180 KilomeSportfachverband angehören,
ter Radfahren, 42,2 Kilometer Lauder Mitglied im Landessportfen – das alles bei glühender Hitze.
bund Berlin e. V. ist.
Es wird ein harter Wettkampf, aber
Infos unter www.lsb-berlin.de
Roland Winkler freut sich schon.
4/2008 stadtleben
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STADTGESCHICHTE
UNTERHALTUNG
Berliner
Bühnenhaus
multipliziert
mit
Stadt bei
Berlin
vertraut
Abkürzung:
Sportclub
kriechendes
Reptil
Bau
SchallSportreflexio- Wind am auf der
ereignis
MuseumsGardasee
nen
(kurz)
insel
Beziehung
Berliner Leben
von Frank Norbert Beyer
4
schaumige
Süßspeise
amerikanische
Viehfarm
österreichischer
Komponist
landessprachlich:
Estland
hochbetagt
Ortsteil
im Bezirk
Spandau
unbeugbar
fest
sowieso
5
6
alter
Frauenname
indischer
Bundesstaat
spanisch:
Sonne
Berliner
Kabarettist
(† 1989)
lateinisch:
ich
Pflanzen
mit
Brennhaaren
Berliner
zur
Kinder- u. Einigung
Jugendkommen
theater
Hygieneartikel
Laubbaum,
Rüster
Nebenfluss der
Havel
kenntnisreich
[ TEXT ] KIRSTEN NIEMANN
W
er die Remise in Pankow nicht kennt, der läuft erst einmal an ihr
vorbei. Versteckt liegt sie hinter den großen Mietskasernen der
Jahrhundertwende, welche die Breite Straße säumen. Auch von der
anderen Seite, aus der Pankgrafenstraße kommend, ist sie nur mit Mühe zu
entdecken, hinter den modernen Wohnblöcken, die die degewo in den 90er
Jahren in ihrer Nachbarschaft bauen ließ. Dabei wird die Bezeichnung „Remise“ jedoch täuschen: Das Wort leitet sich aus dem Französischen „remettre“ ab,
was so viel heißt wie „wieder hinstellen“ oder „versorgen“. Demnach ist eine
Remise eigentlich ein Wirtschaftsgebäude. In Berlin ist sie seit dem 19. Jahrhundert ein eigener Bautyp, der sich stets am hinteren Teil eines Mietshausgrundstücks befindet. In der Regel ein ein- bis zweigeschossiges Hofgebäude,
das oft als Schuppen verwendet wurde, als Werkstatt oder Garage.
So könnte auch dieses Gebäude einmal als Marstall, also als Pferdestall, genutzt worden sein. Aus heutiger Sicht mag man sich für dieses Bauwerk eine derart profane Bestimmung
kaum vorstellen. Wie ein kleiner Tempel sieht die Remise aus: ein symmetrischer, klar gegliederter Baukörper mit
flachem Satteldach und Giebel in der
Tradition des Klassizismus. Ein ideales
Gebäude, um Kunst in ihm unterzubringen, fanden schließlich auch der
Bezirk und die degewo, die die Remise
im Jahr 1996 im Zuge der anderen Baumaßnahmen an der Pankgrafenstraße
sanieren ließ. Seitdem stellen hier anerkannte Berliner Künstler aus.
30
stadtleben 4/2008
VOR DER SANIERUNG
Im Jahr 1933 ließ der damalige Besitzer Wohnhaus und Stallungen abreißen. Alleine die Remise blieb erhallten,
verfiel jedoch zunehmend. Bis 1996
wurde das Gebäude als Schmiede
genutzt, das Gelände als Kohlenhof.
degewo-Galerie Remise,
Pankgrafenstr. 1, 13187 Berlin-Pankow,
geöffnet Di.–Fr. von 12–18 Uhr
französisch:
König
Dichter
2
große
Meeresbucht
Raum im
Krankenhaus
in Ordnung
Ausruf
des Erstaunens
europ.
Weltraumagentur
Berliner
Eisbär
1
Berliner
Regierung
Elendsviertel
(Plural)
Berliner
Architekt
(† 1969)
Körperglied
irische
Rebellenarmee
3
Ausstrahlung
Vaterland
1
RM067930
2
3
4
5
6
GEWINNEN SIE EINEN
MONAT MIETFREI*!
Fotos: U. Rau, degewo Grafik: RätselManufaktur GmbH; Sudoku: Rätsel-Witte
Ein Tempelchen
für die Kunst
Über die Entstehungszeit des Gebäudes herrscht
Uneinigkeit. Möglicherweise ist es Teil der
herrschaftlichen Anlage aus einem Wohnhaus
mit Seiten- und Stallgebäuden, die die Pankower Bankiersfamilie Splittgerber Ende des 18.
Jahrhunderts errichten ließ. Damals waren die
Marställe tatsächlich oft repräsentative Bauten.
In dem Fall wäre eine Entstehungszeit um 1780
wahrscheinlich – bereits 1794 ging das Grundstück an den nächsten Besitzer über, den preußischen Kammerherrn de Verdy du Vernois. Der
Eintrag einer Bauakte des Landesdenkmalamtes
aus dem Jahr 1855 legt jedoch eine andere Lesart nahe: Demnach ließ der Kaufmann Eduard
Reissner hier eine Orangerie bauen. Die großen
Fenster an Ost- und Westseite der Remise – die
übrigens später verkleinert wurden – würden
diese Annahme unterstützen.
So oder so erinnert das Gebäude an glanzvollere Zeiten. Doch die Pankower und ihre Gäste
schätzen sich glücklich darüber, dass dieses
Kleinod klassizistischer Architektur heute wieder eine schöne Bestimmung hat: Sie ist eine
Begegnungsstätte für Kunstliebhaber.
niederländischer
Fluss
Fluss
durch
Straßburg
chem.
Zeichen
für Brom
SPUREN SCHÖNER ARCHITEKTUR
Wonnemonat
DER HAUPTGEWINN ist zum Greifen nahe! Lösen Sie einfach das oben
stehende Kreuzworträtsel und fügen Sie die Lösungsbuchstaben in
der richtigen Reihenfolge zusammen.
U
B
Schreiben Sie uns und nennen Sie uns
M O A B I T
O S A K A
O E S E
P A N K OW
das Lösungswort. Bitte vergessen Sie
E
B O OM
I R R E N
dabei nicht, Ihre vollständige Adresse
P
A
T E I G
E
und den Namen zu vermerken. Mit
Z O R R O
D
E D E
etwas Glück wohnen Sie schon bald eiO E D
T O R E
B
R U D E R
E L
T O P
nen Monat lang mietfrei! (* eine Kaltmiete)
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M
G E I G E
degewo
D A H L E M
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Marketing/
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A N G E L R U T E
Unternehmenskommunikation
S T R I C K
I
P
C H I
C
A N N A
Stichwort: Kreuzworträtsel
S C H I N K E L
R E
Potsdamer Straße 60
E N T
K U E S S E N
10785 Berlin
Lösung Heft 03/2008
oder per E-Mail an: [email protected]
Lösungswort: Picknick
Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2008. Der Gewinner wird in der nächsten Ausgabe bekannt gegeben. Im letzten Heft gewonnen hat Horst Friedrich aus Neukölln.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
200804
1 4
5 6 3
1
7 5
4
3
8
3
4 5
5 6
3
8 9
4
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5
2 4 3
1
2 6
3 4 5
7
5
8
6
3
9
2
SUDOKU Das japanische
Zahlenspiel geht ganz einfach:
Das Raster ist mit den Zahlen 1
bis 9 auszufüllen. Das Knifflige
daran: In jeder Zeile, in jeder
Spalte und jedem 3x3-Feld
kommt jede Zahl nur einmal
vor. Viel Spaß – und Geduld!
Lösung Heft 03/2008:
9
2
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1
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