zeitreise mit gorilla, papagei und diva

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zeitreise mit gorilla, papagei und diva
23.11.2015 00:00 Uhr, Feuilleton
ZEITREISE MIT GORILLA, PAPAGEI UND DIVA
"Sousi & und die Grammophoniker" beleben die Goldenen Zwanziger wieder. Das Publikum im
Fichtelgebirgsmuseum schwelgt in alten Schlagern und Jazz-Standards.
Wunsiedel - Ein "großes Tanzorchester" seien sie einst gewesen; doch Sparsamkeits- und andere
Gründe hätten dazu geführt, dass sie bei ihrem Auftritt am Samstag in Wunsiedel nur noch zu viert
waren: die Sopranistin Nicole
Schömig, die Musiker Werner Küspert (Gitarre/Banjo), Jochen
Rothermel und, last but not least, ihre Diva: Sousi, das Sousaphon. Nichtsdestotrotz wurde es ein
höchst unterhaltsamer Abend mit vielen Schlagern der Zwanziger- und Dreißigerjahre und launigen
Moderationen. Die Zuhörer im sehr gut besuchten Saal des Fichtelgebirgsmuseums jedenfalls
vermissten nichts bei dieser Zeitreise; im Gegenteil, sie waren begeistert und erklatschten sich von den
drei, nein vier Künstlern - alle übrigens aus Franken, Werner Küspert sogar aus Wunsiedel - nach dem
offiziellen Programm noch einige Zugaben. Nonsens-Schlager Nicole Schömig, die dem Publikum
von den Verlusten der "ehemaligen Orchester-Kollegen" erzählt und damit geschickt durchs Programm
führt, entpuppt sich nicht nur als multiinstrumentale Künstlerin; sie verfügt außerdem über eine schöne,
ausdrucksreiche Stimme; kein Wunder als ausgebildete Opernsängerin und Stipendiatin der RichardWagner-Stiftung. Im Quartett mit "Sousi & den Grammophonikern" allerdings heißt es derzeit, den
Gürtel enger schnallen. Aber was soll's: Die Grammophoniker behaupten gleich zum Auftakt mit Peter
Kreuders Filmhit aus dem Jahr 1939 "Ich brauche keine Millionen". Es sind vor allem aber die
sogenannten Nonsens-Schlager aus den Goldenen Zwanzigern, die den Zuhörern auch knapp hundert
Jahre später immer noch großen Spaß bereiten: Titel wie "Kuck doch nicht immer nach dem TangoGeiger hin", "Was machst du mit dem Knie, lieber Hans", "Tante Paula liegt im Bett und isst Tomaten",
"Mein Gorilla hat ne Villa im Zoo", "Ein kleiner Regenwurm", "In Nischni Nowgorod", "Schöner
Gigolo, armer Gigolo" oder "Man müsste Klavierspielen können" lassen die Zuhörer schmunzeln. Wer
sich mit solchen Evergreens beschäftigt, kommt an berühmten Jazz-Standards nicht vorbei. An diesem
Abend in Wunsiedel sind es Welthits wie "Puttin' on the Ritz" aus dem Jahr 1929, "Tea for Two" (1925)
und - als erste Zugabe - "Ain't she sweet" (1927), in denen das Publikum schwelgen kann. Nachdem
der Verbleib der verlorenen Kollegen geklärt wurde, begeben sich "Sousi & die Grammophoniker" nach
der Pause auf eine musikalische Reise: von Paris aus über London in Richtung Südamerika. Unterwegs
greifen sie noch eine berühmte Operettenmelodie auf, das Lied "Und die Musik spielt dazu", das Fred
Raymond 1938 für seine "Saison in Salzburg" komponierte. Die wärmeren Gefilde repräsentieren der
Tango "Roter Mohn", den die "chilenische Nachtigall" Rosita Serano 1938 lasziv interpretiert hatte.
Nach Stationen am Amazonas ("Mein Papagei frisst keine harten Eier") und auf den Fidschi-Inseln
("Ich lass' mir meinen Körper schwarz bepinseln") landen die vier in Ägypten ("In der Bar zum
Krokodil") und schließlich in Israel; hier reißen sie das Publikum vollends mit, mit "Bei mir bistu shein"
(1939) und "Wenn der Rebbe singt". Großer Beifall belohnt das "Tanzorchester", das zahlenmäßig
zwar Einbußen hatte hinnehmen müssen, was Qualität und Unterhaltungswert angeht, die Zuhörer
allerdings vollends zufrieden stellte.
Quelle: www.frankenpost.de Autor: Von Kerstin Starke
Artikel: http://www.frankenpost.de/regional/feuilleton/Zeitreise-mit-Gorilla-Papagei-undDiva;art6787,4487845 Wiederverwertung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung