Anwendung von MOSFET-Lastschaltern - All
Transcrição
Anwendung von MOSFET-Lastschaltern - All
BAUELEMENTE Leistungselektronik Anwendung von MOSFET-Lastschaltern ALAN LI, JOHN BENDEL Der Bedarf an immer mehr Funktionen bei Notebooks, Zellulartelefonen und PDAs kollidiert frontal mit der maximalen Betriebszeit zwischen den Aufladungen. Die betroffenen Hersteller müssen immer längere Batterielaufzeiten bieten, obwohl die zahlreichen Funktionen den Strombedarf immer höher treiben. Deren Lösung für dieses Problem ist einfach: Nicht benötigte Applikationen werden abgeschaltet. Thermische Anforderungen: Die Größe der Lastschalter richtet sich nach ihrer Belastbarkeit oder wieviel Leistung sie in einer definierten Umgebung abgeben können. Allgemeine Stromgrafiken sind für eine erste, vorläufige Berechnung zwar ausreichend, aber man sollte das Bauelement unter den tatsächlichen Betriebsbedingungen ausmessen. Der „Schalter“ der Applikation wird als Lastschalter (load switch) bezeichnet, da der Strombedarf einer Anwendung als Last für die Batterie betrachtet wird. Der folgende Anwendungsbericht befaßt sich mit der entsprechenden Verwendung der MOSFET Lastschalter von Fairchild Semiconductor. Diese Lastschalter integrieren einen digitalen n-Kanal FET und einen niederohmigen p-Kanal FET in einem Gehäuse, was geringere Bestückungskosten, höhere Zuverlässigkeit und in zahlreichen Fällen ein einfacheres Layout bedeutet. Die ESD-Festigkeit geht bis 6000 V (patentiert); herkömmliche und vergleichbare Bauelemente bieten dagegen nur 200 bis 300 V. Entwurfsbeispiel: Es wird folgende Betriebstemperatur angenommen: 1) Ta = 70 °C (maximale Platinentemperatur) Die Platinenkante wird mit konstanten 70 °C angenommen. Die Umgebungstemperatur wird dort als ein fester Wert angenommen, wo sich das Bauelement befinden wird. In unserem Fall ist die „Umgebung“ die feste Kante einer FR4-Platine, die sich in einem Gehäuse befindet. 2) RΘCA = 25 °C/Watt (thermischer Widerstand Gehäuse/Umgebung) Der thermische Widerstand zwischen Bauelemente-Gehäuse und Umgebungstemperatur kann gemessen oder berechnet werden. Der thermische Weg ist als gerader, leitender Kupferpfad vom FR4 zur Umgebung zu betrachten. Der thermische Widerstand läßt sich folgendermaßen berechnen: Bild 1: Typische Leistungsverteilung in einem Handgerät Funktionsbeschreibung Die grundsätzliche Leistungsverteilung in einem Mobiltelefon zeigt Bild 1. Die Lastschalter befinden sich in Serie mit der Batterie und der Last, und werden durch die LeistungsMonitorlogik ein- und ausgeschaltet. Das Blockschaltbild eines Lastschalters erläutert Bild 2. Ein P-Kanal MOSFET stellt den Leistungsschalter dar, dessen Gatter mit einem n-Kanal Digital-MOSFET angesteuert wird. Das logische „Hoch“ schaltet den PMOS ein, da sein Gatter durch den Digital-MOSFET auf Masse gezogen wird. Das logische „Tief“ schaltet den Digital-MOSFET und den PMOS ab. Dadurch kann das PMOS-Gatter durch den externen Widerstand passiv auf das Source-Potential gezogen werden. 40 Intrinsic Diode: Es ist wichtig, daß die Ausgangsspannung niedriger als die des Eingangs ist. Eine höhere Ausgangsspannung wird durch die Intrinsic-Diode des p-Kanal MOSFETs begrenzt, was zu signifikanten Strömen führen kann. Das ist mit einer einzelnen Energiequelle nicht weiter tragisch, kann aber mit mehreren Quellen zu einem Problem führen. http://www.elektronik-industrie.de RΘ = Entfernung zur Umgebung Kontaktfläche ⋅ Thermische Leitfähigkeit des Materials Der thermische Weg kann gemessen werden. Dafür benötigt man aber eine Komponente, die in der Position des Bauelementes 1 W Bild 2: Prinzipschaltbild eines Lastschalters 䊳 elektronik industrie 6 – 1999 BAUELEMENTE Leistungselektronik Einschaltstrom: Lastschalter, die in Richtung Kondensatoren mit geringem ESR schalten, können hohe Einschalt-Stromstöße erzeugen, die sich nachhaltig auf die Systemleistung auswirken. Der ESR des Kondensators bestimmt in Kombination mit dem Rds(on) des MOSFETs die Höhe des Stromstoßes. Ein 100 µF Kondensator mit einem ESR von 75 mΩ und ein 80 mΩ Lastschalter verursachen an 5 V rechnerisch einen Stromstoß Bild 3: Darstellung der Einschaltstrom-Begrenzung von 32 A. Diese Stromspitzen belasten die Spannungsquelle, abstrahlt. Die Temperaturdifferenz ist der thererzeugen hohe Spitzenleistungen und vermische Widerstand. Während des Tests darf mindern die Lebensdauer des Systems. keine thermische Abstrahlung erfolgen. Gelöst wird dieses Problem durch ,langsames’ Diese Messung wird normalerweise nur bei Einschalten des PMOS-Bauelementes, Ladung der Wahl des Bauelementes durchgeführt des Kondensators und Verkleinern der Einund soll vorhergehende Berechnungen überschaltspannung des MOSFETs. Zwei einfache prüfen. Schaltungsbedingungen bewerkstelligen das langsamere Einschalten des PMOS (Bild 3). 3) IL = 1,25 A ( maximaler, gleichbleibender Handelt es um einen integrierten Lastschalter, Strom) sollte der Widerstand R2 an Source Q1 eingefügt werden. Im Falle eines hybriden LastDie Umgebungsbedingungen sind nunmehr schalters, sollte R2 zwischen dem Q2-Gatter definiert. Erste Berechnungen und eine und dem Drain von Q1 geschaltet werden. Komponentenauswahl können vorgenomEine dritte Möglichkeit ist die Plazierung des men werden. Kondensators C1 zwischen Gatter und Drain des Q2. (Detaillierte Berechnungshinweise können dem Schrifttum entnommen werden). Wärmeverteilung eines Leistungs-MOSFETs Sobald ein Leistungs-MOSFET mit einem zulässigen Strom betrieben wird, erhöht sich dessen Sperrschichttemperatur. Es ist ist sehr wichtig, die thermischen Grenzwerte zu bestimmen, um sowohl eine ausreichende Funktionsleistung als auch die geforderte Zuverlässigkeit sicherzustellen. Dieser Grenzwert setzt sich aus einer Summe von Temperatursprüngen zusammen, die auf dem Weg von der Sperrschicht zur Betriebsumgebung auftreten. Die Aufrißzeichnung in Bild 4 zeigt das vereinfachte Hitzetransfer-Modell eines Leistungs-MOSFETs, der sich auf einer Platine befindet. Die in der Sperrschicht erzeugte Wärme fließt durch den Die zu dessen Halterung, und von dort aus durch den Leitungsrahmen zum umgebenden Gehäuse, zur Platine und eventuell von dort aus in die Platinen-Umgebung. Aber es gibt weitere, sekundäre Wärmepfade: Einer bildet sich vom Gehäuse zur Umgebungsluft. Der andere bewegt sich vom Drain-Anschluß über die angefügten Source- und Gatterverbindungen zur Platine. Für die folgende Wärmeflußanalyse werden diese sekundären Pfade jedoch als nicht relevant betrachtet. Ein Anstieg der Sperrschichttemperatur ist direkt proportional zur abgegebenen Wärme und dem thermischen Widerstand. Der kon- 4) Tjmax = 150 °C (absolut maximale Sperrschichttemperatur) Diese Maximal-Temperatur darf durch die Sperrschichttemperatur des Lastschalters nie überschritten werden. 5) Trise = Tjmax = 80 °C (maximal zulässige Trise) Der thermische Widerstand zwischen Sperrschicht und Gehäuse (RΘjc) ist für die Gehäuseformen SSOT-6 und SSOT-8 wie folgt: 6) SSOT-6, RΘjc = 60 °C/Watt 7) SSOT-8, RΘjc = 40 °C/Watt Die maximale Leistungsabgabe dieser Gehäuse in der spezifizierten Umgebung ist folgendermaßen: 8) SSOT-6: Pd = Trise/ (RΘjc+RΘca)= 940 mW 9) SSOT-8: Pd = 80/(25 + 40)= 1,23 W Bild 4: Thermische Aspekte eines Leistungs-MOSFETs 42 http://www.elektronik-industrie.de elektronik industrie 6 – 1999 BAUELEMENTE Leistungselektronik stante thermische Widerstand zwischen Sperrschicht und Umgebung, RΘja, wird so definiert: RΘja = (Tj – Ta)/P Tj ist der durchschnittliche Temperaturwert der Sperrschicht; Ta ist der durchschnittliche Temperaturwert der Umgebung, und P steht für die angelegte Leistung, die die Sperrschichttemperatur verändert. RΘja ist die Summe der thermischen Widerstände RΘjc (Sperrschicht/Gehäuse) und RΘja (Gehäuse/Umgebung): RΘja = RΘjc + RΘja Das Gehäuse des Leistungs-MOSFETs wird thermisch als Kontakt zwischen dem DrainAnschluß und dem Sockel definiert. RΘjc wird, unabhängig von der Applikation und Befestigung, vom Hersteller bestimmt und spezifiziert. Anwender können daher anhand dieser Spezifikation Vergleiche hinsichtlich des thermischen Verhaltens bei mehreren Produkten vornehmen. Außerdem sollte man sich auf Roca nicht zu sehr festlegen, da dieser Wert elektronik industrie 6 – 1999 sehr stark von der jeweiligen Applikation abhängig ist. Bevor man die thermischen Daten des Datenblattes übernimmt, sollte man sich immer die Testbedingungen vergegenwärtigen und mit der vorgesehenen Applikation abstimmen. 554 Alan Li und John Bendel sind Mitarbeiter der Fairchild Semiconductor, USA. Übersetzt und bearbeitet von Henning Wriedt, USA-Korrespondent der elektronik industrie. Anmerkungen: Mit einem MOSFET Lastschalter kann man die Bauelementeanzahl und die Kosten eines Systems unproblematisch verringern und die Zuverlässigkeit gleichzeitig erhöhen. Um Anwender im Falle dieser Lastschalter zu unterstützen, bietet Fairchild auf deren Webseite entsprechende SPICE-Modelle an (http://www.fairchildsemi.com). Die Autoren sind im Falle notwendiger Designunterstützung per e-mail erreichbar: [email protected] und [email protected]. Interessenten können per Kennziffer die komplette und sehr informative Applikationsschrift anfordern. http://www.elektronik-industrie.de 43