konrad oder das kind aus der konservenbüchse

Transcrição

konrad oder das kind aus der konservenbüchse
KONRAD ODER DAS KIND AUS
DER KONSERVENBÜCHSE
Spielzeit 2014/2015
Daheim zu Gast
Begleitmaterial
1
Die Braven bewegen nichts.
-Norbert Blüm-
2
Liebe Theaterbesucherin, lieber Besucher,
liebe Leserin, lieber Leser!
Mit KONRAD ODER DAS KIND AUS DER KONSERVENBÜCHSE gibt es ab dem
13. November (bis Ende Dezember) im Theater der Stadt Aalen wieder eine große
Produktion für's junge Publikum auf der Wi.Z-Bühne.
Und mit dem „jungen Publikum“ ist tatsächlich eine breite Altersgruppe gemeint. Wir
hatten im Vorfeld der Premiere Lehrerinnen und Lehrer aus Grund- und weiter
führenden Schulen in Proben zu Gast, Kinder aus dem Kindergarten, und bis zur
vierten Klasse haben das Stück gesehen, Schülerinnen aus der 7. und 8. Klasse
werden die Aufführungen besuchen.
Die Geschichte von Konrad, der als fertiges „Instantkind“ aus der Fabrik geliefert
wird, von Berti, Egon und Kitti bietet Spannung und Komik, aber eben auch
Anknüpfungspunkte für alle Altersgruppen. Jüngere Kinder werden mitfiebern, ob es
gelingt, dass Konrad bei seiner neuen Familie bleibt, werden sich vielleicht ein
bisschen gruseln, wenn der halbnackte Konrad aus dem Versandkarton steigt und
lachen, wenn Kitti und Konrad die Wände bei Egon neu „gestalten“. Ältere Kinder
und Jugendliche werden sich stärker mit den Fragen „Wer bin ich? Und was wird von
mir erwartet? Wie funktioniert ein (gesellschaftliches) Miteinander?“ beschäftigen.
Erwachsene, gerade auch Eltern, werden über die Momente besonders lachen
können, in denen die gegenseitigen Erwartungen zwischen Groß und Klein (und
vermeintliche erwachsene Vernunft) auf die Spitze getrieben werden.
Um den Besuch der Aufführung vor- und nachzubereiten, haben wir begleitendes
Material zusammengestellt, von der Stückzusammenfassung, über spannende
Interviews bis zu praktischen Spielvorschlägen. Unsere Theaterpädagogik wird
zahlreiche Schulen besuchen und kann bei Fragen gerne beraten. Und natürlich
hoffen wir, dass auch die Aufführung selbst viel Material zum Nachdenken, Reden
und Spielen liefert.
Als nach fünfwöchiger Probenzeit erstmals Kinder in der Probe saßen, war es schön
zu erleben, wie viel (gute!) Energie bei einem gemeinsamen Theatererlebnis
entsteht. In den nächsten Wochen spielen wir viele Vormittagsvorstellungen für
Schulen und dazu auch im Freien Verkauf für die Familien und das ganze junge und
jung gebliebene Publikum in Aalen und Umgebung.
Darauf freuen wir uns!
Herzlich
Winfried Tobias
Regie, Leitung
Kinder- und Jugendtheater
Anne Klöcker
Dramaturgie und
Theaterpädagogik
Ann-Kristin Ebert
Theaterpädagogik
3
4
Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin, lieber Leser!
3
> Zu Stück und Inszenierung
I. Besetzung
6
II. Über Text und Aufführung
7
III. Über die Autorin
7
IV. Die wichtigsten Figuren des Stücks
8
V. Glossar
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> Hintergrundinformationen
I. Remo Largo: „Kinder lernen nur von Kindern“
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II. Auszüge aus dem Interview mit Christine Nöstlinger im KURIER
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>Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung
Vorbereitung
19
Nachbereitung
24
>Impressum
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I. Besetzung
KONRAD ODER DAS KIND AUS DER KONSERVENBÜCHSE
von Christine Nöstlinger
für Menschen ab 6 Jahren
Besetzung:
Konrad, ein siebenjähriger Junge
Daniel Kozian
Berti Bartolotti, Frau in den besten Jahren
Alessandra Ehrlich
Egon, Apotheker in den besten Jahren /
Postbote / Blauer Mann
Arwid Klaws
Kitti, Nachbarsmädchen /
Kundin der Fabrik / Blauer Mann
Ramona Suresh
Blauer Mann
Matthias Kehrle
Fabrikdirektor
Axel Nagel
Inszenierung:
Winfried Tobias
Dramaturgie:
Anne Klöcker
Bühne & Kostüme:
Ismet Ergün
Musik* & Sounds:
Matthias Kehrle & Axel Nagel
Regieassistenz:
Julius Ferstl
Theaterpädagogik:
Ann-Kristin Ebert, Anne Klöcker
Bühne Licht, Ton:
Fred Wahl (Ltg.), Holger Fried,
Martin Obele, Heinz Rieger
Schneiderei:
Andrea Schnarre
Aufführungsrechte:
Verlag für Kindertheater Weitendorf
GmbH, Hamburg
Aufführungsdauer:
ca. 100 Minuten (inkl. einer Pause)
Premiere
13. November 2014, 9.30 Uhr im Wi.Z
*Text und Musik des Liedes „Ich hab' Dich gern“ stammen von Volker Ludwig (Text) und Wolfgang
Böhmer (Musik), die Lieder „Ich und Du“ und „Zusammen sind wir stark“ sind von Winfried Tobias
(Text) und Axel Nagel
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II. Über Text und Aufführung
KONRAD ODER DAS KIND AUS DER KONSERVENBÜCHSE erzählt die
Geschichte eines Jungen, der als fertiges, 7jähriges Instantkind aus der Fabrik aus
Versehen an die falsche Frau geliefert wird, die Malerin und Lebenskünstlerin Berti
Bartolotti. Berti, obwohl eher chaotisch veranlagt, schließt den Musterknaben sofort
ins Herz. Und auch ihr Freund, der seriöse Apotheker Egon, der mit Kindern
eigentlich nichts anfangen kann, begeistert sich schnell für das „Elite-Kind“ Konrad.
Aus der Gegensätzlichkeit der frischgebackenen „Eltern“ entstehen Konflikte. Doch
dann wird die Fehllieferung bemerkt und die Fabrik fordert ihr „Produkt“ zurück. Berti
und Egon raufen sich zusammen und starten zusammen mit dem Nachbarsmädchen
Kitti ein „Umschulungs-programm“: Aus dem „wohlerzogenen“ Musterknaben soll
binnen kürzester Zeit ein unartiger „Rotzbengel“ werden. „Ungewöhnliche Umstände
erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.“
Christine Nöstlingers Kinderbuch aus den 70er-Jahren ist ein „Science-FictionMärchen“. Mit der Fiktion des in der Fabrik produzierten „perfekten Kindes“ (als
Science-Fiction-Stoff) werden gesellschaftliche Diskussionen über Erziehung,
gesellschaftliches Zusammenleben und das Menschenbild generell (Was ist 'gut'?
Was ist 'schlecht'?) auf die Spitze getrieben. Als „Märchen“ erzählt KONRAD zeitlos
von der Erfahrungsreise eines Kindes (und seiner Umgebung), das zu Fremden
gebracht wird – nun müssen alle ihre neue Postion in dem entstehenden „FamilienGeflecht“ bestimmen.
KONRAD AUS DER KONSERVENBÜCHSE ist dabei ein „Familienstück“ im
doppelten Sinne. Zum einen thematisch, weil es vom Zusammenwachsen einer
Familie, vom Liebesbedürfnis der Kinder (und Erwachsenen), vom Streit und der
Konkurrenz der Eltern und von der Lust am Spiel und kindlicher Anarchie erzählt.
Zum anderen in der Art der Aufführung, weil es verspielte, fast zirkushafte Momente
gibt genauso wie Wortwitz und starke Dialoge und weil sich in den unterschiedlichen
Situationen sowohl Eltern wie auch Kinder wieder erkennen können.
Inklusive Happy-End mit Schluss-Song und Botschaft: Zusammen sind wir stark.
III. Über die Autorin
Christine Nöstlinger, 1936 in Wien geboren, wuchs im Arbeitermilieu der Wiener
Vorstadt auf. Sie studierte zunächst Gebrauchsgrafik, bevor sie sich der
Schriftstellerei zuwandte und 1970 ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte, das auf
Anhieb ein Erfolg war. Seitdem sind mehr als hundert Bilder-, Kinder- und
Jugendbücher von ihr erschienen. Für ihr Werk erhielt Christine Nöstlinger, die neben
ihrer Tätigkeit als Kinder- und Jugendbuchautorin auch für Presse, Funk und
Fernsehen arbeitet, u.a. den Internationalen Jugendbuchpreis, die Hans-ChristianAnder- sen-Medaille und den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis.
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IV. Die wichtigsten Figuren des Stücks
Konrad
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Berti Bartolotti
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Kitti
10
Egon
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V. Glossar
In dem Stück kommen manche Wörter vor, die ihr vielleicht nicht kennt. Einige wollen
wir hier erklären:
Konrad ist ein INSTANT-KIND. Was ist das? Erstmal gibt es solche Kinder natürlich
nicht, das hat die Autorin, Frau Nöstlinger, nur erfunden. Das soll ein Kind sein, das
groß und fertig vor einem steht. Es ist nicht im Mutterbauch gewachsen, sondern
wurde in einer Fabrik angefertigt, so wie man es sich bestellt hat.
„Instant“ bedeutet „sofort“; das kennt ihr vielleicht von Pudding oder Tee, den man
aufgießen und sofort trinken kann.
Konrad hat die deutsche STAATSBÜRGERSCHAFT. In seinem Ausweis steht, dass
er ein deutscher Bürger ist. Das heißt, er hat Rechte und Pflichten in diesem Land.
Wenn Konrad in die Fabrik zurück geschickt wird, muss er STERILISIERT werden. In
unserer Geschichte bedeutet das, dass ihn die blauen Männer in die Fabrik zurück
bringen und dort ganz sauber machen. Keimfrei ohne Bakterien und Viren. Auch das
gibt es nicht in echt. Sterilisiert werden nur Gegenstände oder Lebensmittel z.B. mit
heißem Dampf.
Egon will für Konrad die RICHTIGE FÖRDERUNG. Er meint damit, dass er glaubt, er
selbst kann Konrad mit seinem Geld oder Wissen noch besser unterstützen als Frau
Bartolotti.
Egon sagt auch, Konrad sei ein ELITE-KIND, also ein ganz besonderes Kind, das in
den meisten Dingen besser ist, als alle anderen Kinder. Aber stimmt das?
Weil Konrad für ihn so etwas besonders ist, will Egon für ihn UNTERHALT zahlen,
also Frau Bartolotti Geld geben, damit sie Konrad besser versorgen kann. Womit
könnte sie ihn noch besser versorgen?
Was meint Frau Bartolotti mit dem Satz „AUSSERGEWÖHNLICHE UMSTÄNDE
ERFORDERN AUSSERGEWÖHNLICHE MASSNAHMEN“? Könnte es bedeuten,
dass, wenn alles um einen herum verrückte scheint, und man Dinge wieder gerade
biegen will, man dafür auch mal sachen machen kann, die man sonst nie tun würde?
Die blauen Männer begehen HAUSFRIEDENSBRUCH, das heißt, sie stören den
„häuslichen Frieden“ von Frau Bartolotti, indem sie einfach in ihre Wohnung
kommen, ohne dass Frau Bartolotti das will. Das ist verboten.
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Hintergrundinformationen
I. Remo Largo im Frankfurter Rundschau-Interview „Kinder
lernen nur von Kindern“
Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo spricht über isoliert lebende und auf Erfolg
getrimmte Mädchen und Jungen. Und den Druck der auf Eltern und Kindern lastet.
Remo Largo ist Kinderarzt und emeritierter Professor für Kinderheilkunde. Von 1975
bis 2005 leitete der heute 66-jährige Schweizer die Abteilung „Wachstum und
Entwicklung“ an der Uni-Kinderklinik Zürich. In den Züricher Langzeitstudien verfolgte
er die Entwicklung von mehr als 800 Kindern von der Geburt bis ins
Erwachsenenalter. Die Datensammlung gilt weltweit als die größte zu kindlicher
Entwicklung über zwei Generationen. Seine Bücher „Babyjahre“ (1993), „Kinderjahre“
(1999) und „Schülerjahre“ (2008) sind Bestseller.
Herr Largo, die niedrige Geburtenrate wird meist nur mit Blick auf das kollabierende
Rentensystem diskutiert. Wie wirkt sie sich auf die Kinder selbst aus?
Ganz fatal. Weil Kinder andere Kinder brauchen, um sich zu entwickeln. Wir gehen
immer davon aus, dass die Erwachsenen den Kindern etwas beibringen. Das stimmt
aber im Grunde genommen gar nicht. Die Erwachsenen funktionieren zwar als
Vorbilder; aber das Verinnerlichen und Einüben von Fähigkeiten erlernen Kinder mit
anderen Kindern. Studien zeigen, dass Kinder, die in den ersten fünf Lebensjahren
nur in Kleinfamilien aufwachsen, sprachlich und sozial nicht so weit entwickelt sind
wie Kinder, die in einer Gemeinschaft mit anderen Kindern groß werden.
Ist das ein Plädoyer für Krippe und Kindergarten?
Es gibt noch eine kleine Minderheit von Familien, wo es die Eltern schaffen, ihre
Kinder mit anderen Kindern unterschiedlichen Alters zusammenzubringen. Die
meisten sind aber auf Kitas angewiesen. Dabei geht es nicht um die Betreuung des
Kindes, sondern um die Entwicklungsförderung durch andere Kinder und eine
kindergerechte Umgebung. Die Gesellschaft muss investieren und akzeptieren, dass
qualitativ gute Kitas den Staat etwas kosten werden.
Viele Eltern verstehen unter guter Betreuung die bestmögliche Vorbereitung auf eine
akademische Karriere ihrer Kinder.
80 Prozent der Kinder, die geboren werden, sind Wunschkinder; ein Kind zu haben,
ist also eine bewusste Entscheidung. Und damit verbinden viele Eltern eine hohe
Erwartung: Wenn wir denn schon ein Kind haben, dann soll’s auch ein Erfolg werden!
Das Kind wird damit zu einem Produkt. Das Kind kommt aber nicht auf die Welt, um
die Erwartungen von Eltern und Lehrern zu erfüllen, sondern es soll das Wesen
werden, das in ihm angelegt ist.
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Was ist falsch daran, Kinder mit Blick auf spätere Erfolge in der Schule möglichst früh
zu fördern?
Weil es meistens keine kindergerechte Art der Förderung ist. Richtig wäre es, die
Grundfähigkeiten wie Sprache und soziale Kompetenz heranzubilden. Förderung
geschieht nicht, indem Kinder möglichst früh Englisch lernen, sondern indem sie vor
allem mit anderen Kindern zusammen sind in einer Umgebung, in der sie vielseitig
aktiv werden können. Im Alter zwischen zwei und fünf Jahren sollten das etwa drei
Stunden täglich sein. Eine Mutter allein kann die fehlenden Kinder nicht ersetzen,
auch wenn sie noch so toll mit dem Kind spielt und auf es eingeht.
Eltern machen heute offenbar vieles falsch: Entweder werden sie als Rabeneltern
beschimpft, die ihre Kinder vernachlässigen, oder als Helikopter-Eltern, die ihre
Kinder überbehüten. Warum ist der Mittelweg so schwer geworden?
Es fehlen uns nicht nur die anderen Kinder, sondern auch weitere Bezugspersonen,
zum Beispiel Nachbarn. Ich hatte zum Beispiel damals noch einen Schuhmacher
nebenan, den ich heiß geliebt habe. Ich habe als Kind viel in seiner Werkstatt
gesessen und zugeschaut, wie er Schuhe beklopft hat. Die Eltern haben es
heutzutage wirklich nicht leicht. Sie fühlen sich sehr allein. Ihnen fehlen andere
Bezugspersonen, die sie in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Weil diese
Unterstützung fehlt, muss sich die Gesellschaft vermehrt dafür einsetzen.
Hat auch die Schule den Druck auf die wenigen noch existierenden Kinder erhöht?
Die gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen üben einen
enormen Druck auf die Eltern aus. Viele Eltern sind existentiell verunsichert.
Stichworte dazu sind: Finanzkrise, Hartz IV, aufstrebende asiatische Staaten. Die
Eltern haben begreiflicherweise Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Und so geben sie
den Druck an ihre Kinder weiter, insbesondere, was die Schulkarriere anbetrifft.
Eltern wenden in Deutschland eine Milliarde Euro pro Jahr für die Nachhilfe ihrer
Kinder auf. Die Pisa-Studien haben die Bildungspolitiker aufgeschreckt. Mit
Reformen setzen sie die Schulen unter Druck, die den Druck wiederum an die Kinder
weitergeben.
Was läuft da falsch?
Wir müssen unsere Lebenssituation als Individuum und Gesellschaft gründlich
überdenken. Wie sieht die Zukunft aus? Welche Fähigkeiten brauchen die Kinder,
um in einer modernen Gesellschaft bestehen zu können? Von Hand schreiben ist
gut, aber mit einem perfekten Zehn-Finger-System auf der Tastatur des Computers
zu schreiben, ist offensichtlich besser. Weshalb wird das Schreiben am PC den
Kindern nicht beigebracht? Wohl, weil es viele Lehrer selbst nicht beherrschen. Ein
anderer Problembereich: Der hohe Ritalinverbrauch in Deutschland zeigt, dass die
Erwachsenen Kinder – vor allem Jungen – lieber brav und ruhig gestellt statt zappelig
und unaufmerksam haben wollen. Wir sollten uns aber vielmehr fragen: Wie viel
Bewegung brauchen Kinder?
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Schule heißt aber: viel sitzen und lernen.
Ja, und das ausgerechnet in einem Alter, in dem Kinder sich viel bewegen wollen
und sollen. Die kindliche Motorik ist vor allem auf Bewegung im Freien eingestellt.
Vermehrt Zeit in der Natur, im Wald wäre wünschenswert. Aber man muss auch
sagen: In den Schulen tut sich was. Manche schaffen in den ersten drei Schuljahren
die Stühle ab, andere schaffen Stehpulte für Jugendliche an. Studien zeigen ja auch:
Wenn Kinder sich mehr bewegen können, erbringen sie bessere Leistungen. Für ein
Kind kostet es Energie und Aufmerksamkeit, still zu sitzen. Viele Erwachsene meinen
aber immer noch: Weil sie selbst damals durch die Sitzfolter gegangen sind, müssten
ihre Kinder das nun auch erleben.
Weshalb ist eine solche Schule nicht mehr zeitgemäß?
Die Schule hatte während mehr als 100 Jahren einen wichtigen
Disziplinierungsauftrag in der Industriegesellschaft. Heute leben wir jedoch in einer
Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft, also müssen wir uns darauf einrichten:
Kinder lernen dann am besten, wenn sie individuell unterrichtet werden. Wir können
Kindern keinen Einheitsbrei mehr vorsetzen. Auch wenn wir das machen, sind sie
nachher verschiedener denn je. Wir kommen nicht drum herum, Kinder individuell zu
behandeln. Die Verschiedenheit fängt ja schon bei den Babys an, in der Pubertät
schließlich gibt es dann eine riesige Entwicklungsspanne zwischen Gleichaltrigen.
Man kann Kinder nicht über einen Leisten schlagen.
Was müsste sich sonst noch ändern in der Schule?
Sehr vieles. Die Schule, wie sie das Bildungsbürgertum begründet hat, ist ein
Auslaufmodell. Es gibt heute eine Generationenkluft: Die Jüngeren ziehen Knowhow
aus dem Netz, da kommen die Erwachsenen nicht mehr mit. Sie bleiben auf ihre
Altlasten sitzen. Was nützt den Kindern später mehr: fünf Stunden pro Woche Latein
oder Englisch? Und in Mathe könnte man ruhig 30 Prozent des Unterrichtsstoffs
kürzen, das geben sogar Experten zu. Warum nicht diese Zeit dazu verwenden, die
Schüler medienkompetent zu machen? Aber das heißt, wir Erwachsenen müssen
dazulernen, wenn wir die Entwicklung der Kinder nicht behindern wollen.
Interview: Birgitta vom Lehn
Quelle:
http://www.fr-online.de/wissenschaft/kinderarzt-remo-largo-im-fr-interview--kinderlernen-nur-von-kindern-,1472788,4923038.html
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II. Auszüge aus dem Interview mit Christine Nöstlinger im
KURIER über Eltern, Kinder, Frauenhasser und Zigaretten.
Sie ist eine der wichtigsten Autorinnen europäischer Kinderliteratur. Jetzt legt
Christine Nöstlinger ihre Autobiografie vor: „Glück ist was für Augenblicke“.
KURIER: Es gibt in Ihrem Buch eine besonders berührende Szene: Sie
beobachten Ihre Mutter, wie sie rastend an der Straßenecke steht, Krückstock
in der Hand, Einkaufstasche in der anderen, Pelzmütze auf dem Kopf. Auf der
Mütze eine zehn Zentimeter dicke Schneeschicht.
Christine Nöstlinger: Ja, das war auch berührend.
Hört man irgendwann auf, seine Eltern zu vermissen?
Man hört auf, sie zu vermissen aber nicht, an sie zu denken. Das kommt in Wellen.
Und es ist komisch: Erst, wenn beide Eltern tot sind, kommt man sich richtig
erwachsen vor.
Sie hatten viel Glück mit Ihren Eltern?
Ja.
Sie schreiben, Sie seien als Kind tapfer gewesen, großzügig... man liest aber
auch heraus, dass sie manchmal ein ganz schönes Zornbinkel waren.
Meine Mutter erklärte mir immer, ich sei ein wildes, wütendes Kind. Aber gemessen
an dem, wie ich es bei meinen Kindern oder Enkeln erlebt habe, war ich kein sehr
wütendes Kind. Für damalige Verhältnisse halt. Ich kann mich erinnern, dass meine
Mutter keifend auf mich zu kam und ich immer dagegen geredet habe und meine
Großmutter auf gut Hernalserisch sagte: „Bei dem Kind miasst’ ma die Gosch’n extra
derschlagen“.
Das selbstbewusste, aufmüpfige Kind zieht sich ja durch Ihr ganzes Werk.
Ich hoffe es. Man kann ja eigentlich, wenn man erwachsen ist und Kinderbücher
schreibt, immer nur Figuren erfinden, die einem selber als Kind ähnlich sind. Ich bin
zum Beispiel völlig unsportlich. Ich könnte nie ein Kinderbuch schreiben, wo die
Hauptfigur sportlich ist. Das geht nicht, da kann ich mich nicht hineinversetzen. Ich
kann mich hineinversetzen in Kinder, die Wut oder Angst haben, die sich ungerecht
behandelt fühlen, aber nicht in ein sportives Kind. Ich war auch sehr ungeschickt und
ich hätte viele gute Noten hergegeben, wenn ich in Turnen etwas gekonnt hätte. Das
war für mich eine richtige Schmach. Allein dieses Seil! Und dann sagt die Lehrerin
noch „Hoppauf.“
Sie und Ihre Töchter haben den einen oder anderen Zores gehabt mit Lehrern.
Verfolgen Sie aktuelle politische Diskussionen dazu?
Ich hab das reinste Déjà-Vu. Ich komm’ mir vor, wie in den siebziger Jahren. Die
gleiche Debatte, die gleichen Schulversuche, die gleichen konservativen
Gegenstimmen, das gleiche Nicht-Durchsetzen-können. Das hab ich alles vor vierzig
Jahren schon gehört. Damals hätt' ich nicht gedacht, dass ich das 40 Jahre später
wieder höre. Nur hat man damals eben noch gesagt, die SPÖ schafft das nicht, weil
sie dazu eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht. Jetzt ist es eine einfache Mehrheit und
sie schafft es trotzdem nicht.
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Wären Sie gerne heute ein Kind?
Eigentlich nicht. Ich wäre überhaupt nicht gerne Kind.
Zu keiner Zeit?
Nein.
Ist Kindsein heute leichter oder schwerer?
So wie im Ökonomischen die Schere immer mehr zwischen Arm und Reich aufgeht,
so ist das heute in vieler Hinsicht bei den Kindern. Es gibt eine Gruppe von halbwegs
gut verdienenden, gebildeten Eltern. Deren Kindern geht’s hervorragend, die werden
tolerant behandelt und können haben, was sie wollen, aber es wird auch drauf
geschaut, dass sie nicht zu viel davon haben. Aber dann gibt es Kinder, denen es
unheimlich dreckig geht. Viele Sachen haben sie zwar – zwanzig Barbiepuppen aus
China und einen eigenen Fernsehapparat im Zimmer. Aber es schert sich keiner um
sie. Und unser Schulsystem ist auch nicht danach, dass mit denen was passiert. Das
hat es doch früher nicht gegeben, dass zwanzig Prozent der Fünfzehnjährigen nicht
Lesen und Schreiben können! Da muss doch was passiert sein!
Was ist da passiert?
Lesen und Schreiben lernen ist schwerer in einer Bilderwelt. Früher haben doch die
meisten Kinder, auch wenn sie als Erwachsene nicht mehr gelesen haben,
Kinderbücher gehabt. Aber heute? Es gibt andere Unterhaltung.
Was wurde bei Ihnen daheim gelesen?
Meine Mutter hat nix gelesen. Höchstens Schundromane, Hefteln. Da ist sie zur
Nachbarin und hat gefragt: „Hast einen Schund?“ Mein Vater hat so ziemlich alles
gelesen, er mochte Hesse, hat mich auf Tucholsky gebracht.
Haben Sie einen Liebling unter Ihren Büchern?
Ja, aber die, bei denen ich mir gedacht habe, dass sie mir besser gelungen sind,
waren nicht unbedingt die erfolgreichsten. Zum Beispiel „Hugo, das Kind in den
besten Jahren.“ Ein Buch über ein sehr altes Kind, das die Gewerkschaft der alten
Kinder gründet. Ich habe dem alten Kind zwei Männer als Eltern gegeben, Miesmeier
1 und Miesmeier 2, ich habe mich dabei von einer Zeichnung inspirieren lassen.
Daraufhin habe ich dann Dankesbriefe von Schwulenverbänden gekriegt, dass ich
einem Kind gleichgeschlechtliche Eltern gebe. Das war zwar nicht meine Absicht,
aber ich dachte: Na, mir soll’s recht sein.
Auch ein anderes Mal passierte ein Irrtum: ich war in Ägypten eingeladen und wurde
von arabischen Germanistik-Studenten zu einem Buch beglückwünscht: Das
Austauschkind. Eine harmlose, lustige Geschichte. Der Bub in meinem Buch hat eine
Steinesammlung und die transportiert er in einem Tuch – damals waren in Wien bei
den Jugendlichen diese Arafat-Tücher sehr modern. Jetzt gab ich ihm so eines für
seine Steine. Die arabischen Studenten haben das so gedeutet, dass ich damit das
Leid der Palästinenser darstelle. Ich hab’ nicht gewusst, was sich sagen soll.
Sie haben Ihren Kindern nie vorgelesen, Motto: „Selber lesen macht gescheit“.
Ziemlich umstrittene These.
Sie haben trotzdem Lesen gelernt. Und ich habe ihnen Geschichten erzählt. Ich
komme aus einer Erzähler-Familie. Das hat ihnen viel mehr behagt. Meine jüngere
Tochter hat sich sogar aufgeregt, dass die Kinderbücher illustriert sind, sie wollte sich
das selber vorstellen.
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Sie selber haben nur Ihr erstes Buch, die „Feuerrote Friederike“ illustriert. Hat
Sie das gestört? Hätten Sie gerne mehr gemacht?
Nein, ich hatte ja meinen Zipfel vom Erfolg, dass die Leute meinten, ich kann
schreiben.
Hätte dieser Verlag damals die „Feuerrote Friederike“ nicht angenommen,
hätten Sie es wieder probiert?
Nein. Ich war damals in so einem Tief. Ich hatte mich ja nicht zur Hausfrau
entworfen. Es gab damals keine Verhütung und irgendwann war man dann halt
schwanger geworden und dann saß man in der Falle. Ich hab schon neurotische
Dinge entwickelt. Ich habe immer kreisrunde Flecken gehäkelt. Dann hab ich sie
weggeschmissen. Die Zeit der Patchworkdecken war noch nicht angebrochen, sonst
hätt ich meine ganze Wohnung mit Patchwork-Decken auslegen können. Faul war
ich nie. Aber die Sachen im Haushalt hab ich nie gemocht. Nur gekocht, weil dafür
kriegt man sehr viel Lob. Ob ich je Fenster geputzt habe? Ich glaube nicht.
Hätte es diesen Verlag also nicht gegeben..
... ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte. Irgendwas hätt' ich wahrscheinlich getan,
um aus dieser Agonie aufzuwachen. Aber mit dem Schreiben hätt' ich’s nimmer
probiert.
Ihr Leben hat sich später so entwickelt, dass Sie heute schreiben: „Ich war,
alles in allem, mit meinem Leben völlig zufrieden“.
Ja.
Also hat es viele Augenblicke des Glücks gegeben?
Ja, natürlich. Ich gehör nicht zu den Unglücklichen. Ich bin ein heiterer Pessimist.
Gar keine so schlechte Position, weil einen nicht so viel enttäuschen kann.
Quelle:
http://kurier.at/kultur/literatur/christine-noestlinger-ich-bin-eine-heiterepessimistin/27.603.095
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Vorbereitung
Szenenfolge KONRAD ODER DAS KIND AUS DER
KONSERVENBÜCHSE zur Vorbesprechung
Prolog: KITTI spielt mit ihrem Schulranzen Hund. Sie langweilt sich allein. „Wann
passiert denn mal was?“
1. Szene
Die alleinstehende Malerin BERTI BARTOLOTTI startet wie gewohnt gemütlich in
den Tag, als der Postbote wieder einmal Paket bringt, ein besonders großes ist es
diesmal. Was mag darin sein? Eine Dose. Und deren Inhalt ist umwerfend: der
7jähriger Junge Konrad, ein Instant-Fertig-Kind aus der Fabrik. Nach dem ersten
Schreck versorgt Berti ihn mit dem nötigsten, dann legt Konrad sich schlafen und die
frischgebackene „Mama“ zieht los, um Kinderkleider zu besorgen. (> 1. Song: „Ich
und Du/ Hab mir ein Kind bestellt“)
2. Szene
KONRAD und BERTI lernen sich kennen. Der Musterknabe überrascht Berti immer
aufs Neue, sei es beim Aufräumen oder mit der Angst vor „ungehörigen“ Liedern.
Bertis Freund, der Apotheker EGON kommt, um sie zur Oper auszuführen. Von dem
neuen Kind ist er zunächst überhaupt nicht begeistert. Das ändert sich schnell, als er
bemerkt, wie unglaublich „erwachsen“ Konrad schon ist. Der Junge kann ja gleich in
der dritten Klasse einsteigen, mindestens! So ein „Elite-Kind“ wollte Egon eigentlich
schon immer haben und gegen Bertis Widerstand drängt er sich dem freundlichen
Konrad als neuer „Papa“ auf.
3. Szene
BERTI steht mit Schultüte vor der Schule, um Konrad abzuholen, EGON erscheint
und es wird noch einmal klar, wie unterschiedliche Vorstellungen die beiden von
Kindern und Schule haben. Konrad kommt und verblüfft die beiden mit kindlichjugendlichem Jargon, den er den anderen Kindern abgelauscht hat. Außerdem ist
Konrad zur Geburtstagsfeier beim Nachbarsmädchen KITTI eingeladen. Egon findet
das alles schrecklich, aber Berti spricht ein Machtwort und schickt ihn in seine
Apotheke.
4.a Szene
Kindergeburtstag! DIE ANDEREN KINDER mögen KONRAD nicht und das lassen
sie ihn und KITTI, die ihn verteidigt, deutlich spüren. Schließlich bleiben die beiden
allein zurück und trösten sich gegenseitig. (> 2. Song: „Ich hab Dich gern“)
4.b KONRAD kommt zu BERTI nach Hause. Die beiden kuscheln und reden
miteinander als plötzlich EGON auftritt und die Mutter-Kind-Idylle stört. Egon findet
Konrad bei Berti nicht richtig versorgt und hat deshalb beschlossen, selbst dessen
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Erziehung zu übernehmen: „Mein Sohn, bist Du damit einverstanden, dass Du zu mir
ziehst?“ Beide „Eltern“ zerren den weinenden Konrad hin und her, schließlich
entscheidet Konrad, dass er bei Berti bleiben möchte, weil Egon ihm den Umgang
mit Kitti untersagen will.
5. Szene
Wiederum vor der Schule wartet EGON und ist empört, als BERTI dazu kommt, weil
er glaubt, diese gönne ihm die Zweisamkeit mit Konrad nicht. Berti ist aber wegen
eines „blauen Briefes“ gekommen: Die Fabrik meldet sich, weil Konrad nur irrtümlich
an Berti geliefert worden ist. Nun soll er wieder abgeholt und den rechtmäßigen
„Eltern“ (= Käufern) gebracht werden. Berti und Egon sind entsetzt – Was tun wir?!
→ PAUSE
6. Szene
In EGONs Wohnung sitzt dieser mit KONRAD und wartet auf BERTI, die endlich
kommt und den beiden ihren „Wiff-Zack-Bumm-Blitz-Kneißer-Plan“ unterbreitet:
Konrad soll „umgeschult“ werden, aus dem Musterknaben muss ein Rotzbengel
werden, damit die Fabrik ihr „Produkt“ nicht mehr wieder erkennt bzw. nicht mehr
wieder haben will. Weil Berti aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu Egon kommen
wird, soll Kitti bei der Umschulung helfen.
7. Szene
KITTI kommt durch den Lüftungsschacht zu BERTI in deren Wohnung gekrochen, wo
die beiden letzte Einzelheiten für die Umschulung beraten. Da ist aus dem Flur auch
schon EINER DER „BLAUEN MÄNNER“ vom Servicedienst der Fabrik zu hören. Kitti
verschwindet, Berti rüstet sich zum Kampf und tatsächlich gelingt es ihr trickreich,
den Mann in die Flucht zu schlagen.
8. Szene
KITTI und KONRAD bei der Umschulung: Mit einer (Anti-)Moralkeule (luftgefüllt) und
Belohnungsküssen gewöhnt sie ihm das „Gnädige Frau“ ab und das „Trottel“ an. Es
folgt Wände bemalen und Schimpfwörter aufschreiben.
9. Szene
Zweite Attacke der BLAUEN MÄNNER in BERTIs Wohnung. Zwei von ihnen dringen
durch's Fenster ein, zerwühlen alles („Das ist Hausfriedensbruch!“) und finden ein
Schulheft, mit dem sich beweisen lässt, dass Bertis Behauptung, Konrad sei einfach
verschwunden, gelogen ist. Berti überwindet die beiden in einem artistischen
(Zeitlupen-)Kampf, aber nun steht zu befürchten, dass die Fabrik Konrad bald in
seinem Versteck bei Egon aufspüren wird.
20
10. Szene
Finale
EGON will das Training der Kinder für eine Mittagspause unterbrechen, aber KITTI
nutzt die Gelegenheit gleich, um KONRAD die Wände mit Schlagsahne bewerfen zu
lassen. Kitti verschwindet zu Bertis Wohnung und Egon muss die Umschulung
fortsetzen: Konrad soll unanständige Lieder singen und die Fransen von der
Tischdecke abschneiden. Ein Spiel zwischen Egon und Konrad entsteht, das von
BERTI unterbrochen wird: Draußen ist alles von blauen Männern umstellt, nun ist es
Zeit für das Intensivprogramm, das Berti mit Konrad im Hinterzimmer durchführt,
während Egon vorne die Stellung hält. Auftritt des FABRIKDIREKTORS mit der
KUNDIN, die endlich ihr bereits bezahltes Kind in Empfang nehmen möchte. Aber
Konrad kommt nicht wie gerufen, sondern springt mit Gebrüll auf die Bühne,
schockiert mit einem verdrehten Weihnachtslied und donnert zuletzt dem
Fabrikdirektor (klassisch!) die Sahnetorte ins Gesicht. Der Plan geht auf(!): Kundin
und Fabrikdirektor wollen mit diesem Kind nichts zu tun haben und ziehen ab.
Erleichterung! Egon, Konrad und Berti fallen sich in die Arme, dazu kommt Kitti mit
einem letzten Überraschungspaket... (> Schluss-Song „Zusammen sind wir
stark“)
Was ist brav, was ist frech?
In konkreten Situationen des Alltags z.B. Begrüßungen, gemeinsames Essen, in der
Schule, im Bus…..kann in Gruppen oder zu zweit eine Situation nachgespielt
werden. Wenn die Szene erst in der braven Weise gezeigt wird soll sie im Anschluss
als frech gezeigt werden.
Es gibt mehrere Varianten das Spiel zu spielen:
Entweder man redet im Vorfeld über die gemeinsame Vorstellung von den Varianten.
Hat man überhaupt eine gemeinsame Idee von den Möglichkeiten. Wenn ja, wie
kommt das?
Warum gibt es ein Gefühl von „richtig“ und „falsch“?
Man kann auch die Schüler in Gruppen einteilen und eine Situation vorgeben, die sie
selbst dann ohne Erläuterung mit dem braven oder frechen Leben füllen.
Im Anschluss die ähnliche Diskussion, wie es dazu kommt und wozu es wichtig ist,
einen Konsens zu entwickeln.
Die Erwachsenen sagen: Wenn alle Kinder Konrads wären, dann wer das schlimm.
Was ist das richtige Maß an „frech sein“? Womit muss sich dieses „frech sein“
verbinden, um sozial verträglich zu sein?
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Gegensätze ziehen sich an
Erstellt eine Choreographie für das Lied „Ich hab Dich gern“, gestisch und mimisch,
besonders für den zweiten Teil („Ich find' Dich cool, ich find' Dich toll ... ich find' Dich
mies, ich find' Dich süß usw.“)
ICH HAB DICH GERN
Ich weiß nicht, wer du bist
Ich weiß nicht, was du treibst.
Ich weiß nur, dass du ein großes Rätsel für mich bleibst.
Ich weiß nicht was du denkst,
und ob ich dir ganz trau!
Und trotzdem weiß ich eins genau.
Ich hab dich gern
Was für ein komisches Gefühl,
das laut zu sagen!
Ich hab dich gern!
Es ist so einfach!
Dabei kribbelt´s, kribbelt´s mir im Magen!
Vielleicht denkst du,
ich mach nur Spaß
Vielleicht bist du ein kleines Aas!
Doch wenn es dir
so geht wie mir,
dann hat es kein Mensch,
so gut wie wir!
Ich find dich cool!
Ich find dich toll!
Ich find dich ziemlich, äh, wundervoll!
Ich find dich krass!
Ich find dich fies!
Ich find dich blöd!
Ich find dich süß!
Ich find dich doof!
Ich find dich dick!
Ich find dich scharf!
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Ich find dich schick!
Ich hab dich gern
Hast du ein Glück!
Was für ein Glück!
Blinde Kuh verkehrt herum
Es wird ein leichter Parcours aufgebaut, einem Schüler werden die Augen verbunden und
die Klasse spielt „Blinde Kuh“ verkehrt herum. Die Klasse muss den „Blinden“ über Zurufe
und gemeinsame Organisation ohne ihn zu berühren durch den Parcours leiten.
Der Theaterbesuch
Neben den Themen des Stücks geht es bei einem Theaterbesuch auch immer um
das Erlebnis an sich. Was erwartet mich? Wie funktioniert Theater eigentlich? Was
braucht man dazu?
Verteilen Sie vor dem Theaterbesuch Beobachtungsaufträge:
Was passiert vor Beginn der Vorstellung? Was kann ich sehen?
Wie sieht das Bühnenbild aus? Wie wichtig ist es für das Stück und warum?
Was für Kostüme tragen die Schauspieler? Wie unterstützen die Kostüme die
Figuren/ die Rollen?
Wie wird Licht eingesetzt?
Gibt es Toneinspielungen? Livemusik? Wie unterstützt die Musik das Theaterstück?
Bin ich für die Schauspieler anwesend? Was ist der Unterschied zum Kino?
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Nachbereitung
Nach dem Theaterbesuch
Stellen Sie in der Gruppe die Ergebnisse Ihrer Beobachtungsaufträge vor, gerne
auch mit einer kleinen Präsentation!
Und…
Was hat mir an diesem Theaterstück am besten gefallen?
Habe ich noch Fragen?
Wenn ja, welche?
Ich bin Konrad
Die Schüler stehen im Kreis, einer tritt in die Mitte, stellt sich (ganz 'normal') vor und
präsentiert dann (wie Konrad in der Schluss-Szene) einen ungewöhnlichen Gang (→
z.B. Roboter, Superheld etc.), ein Lied, eine Bewegung o.ä.
Was heißt es, ein Konrad oder eine Kitti zu sein?
Wie fühlt sich so ein Fabrikkind in unserer Gesellschaft? Was hat er alles verpasst?
Die Schüler können nachmachen wie er geht und sich bewegt.
Wie spricht er, was macht ihm Angst: Was ist anders an ihm?
Die Kinder können sich frei im Raum als Konrad ausprobieren. Zwei Konrads treffen
aufeinander, was passiert?
Dann im Gegensatz dazu , wie fühlt sich Kitti: Die gleiche Runde mit Kitti, Sprache,
Bewegungen,
Gefühle.
Wie unterscheidet sich die Stimmung im Raum in Bezug auf: Lautstärke,
Körperkontakt,
verbaler Äußerung , Tempo etc.
Die Schüler sollen den Unterschied benennen. Was finden sie besser an dem Einen
oder
an der Anderen. Wann wären die Schüler gerne so wie Kitti, wann wie Konrad?
Was können die beiden voneinander lernen?
(→ Z.B merkt Konrad dass seine Eltern bedrückt sind, hätte Kitti das auch gemerkt?
Kitti verteidigt Konrad bei der Geburtstagsfeier, hätte Konrad das auch getan? Etc.)
Wunschkind
Das „Wunschkind“ soll auf Situationen bezogen auftreten. Wieder suchen sich die
Schüler eine Situation des Alltags, in der sie zeigen: Was ist ein Wunschkind? Aus
der Sicht eines Erwachsenen und aus der Sicht eines Kindes. Unterscheiden sich
diese beiden?
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Das wollte ich Dir schon immer sagen
Die Schüler sollen sich eine Situation ausdenken, in der einer dem anderen in einer
Rolle eine Sache gesteht. Etwas, was ihn Überwindung kostet. (→ Z.B. so wie im
Stück Kitti und Konrad „Ich hab Dich gern.“ oder Kind und Eltern „Ich hab was
geklaut.“ oder Kind und Lehrer „ meine Hausaufgaben macht immer meine große
Schwester.“ Etc.) Wie hat es sich angefühlt?
Ein anderes Spiel zu dieser Überschrift:
Die Kasse stellt sich im Kreis auf, ein SchülerIn stellt sich in die Mitte. Jeder aus der
Runde sagt eine Sache, die er an dem im Kreis stehenden besonders schätzt. Klar
gemacht werden muss vorher, dass jegliche abwertende Bemerkung verboten ist,
Das kann ein sehr heikles, aber auch sehr erfüllendes Spiel sein. Nicht jeder mag
sich, aber dadurch wird dem Kind bewusst, dass es immer etwas gibt, was man am
anderen schätzt, mag oder bewundert.
Alle zerren an mir
Konrad steht zwischen seinen Eltern. Beide wollen ihn für sich allein, tragen ihren
Konflikt über ihn aus. Welches Bild aus der Inszenierung steht dafür? Kennen die
Schüler solche Situationen oder Gefühle auch aus anderen Lebensbereichen? (→
Z.B. hin- und hergerissen sein zwischen Freunden oder Eltern und Freunden…) Die
Kinder können sich zu dritt zusammen tun und die Szene nachspielen wie Frau
Bartolotti und Egon an Konrad zerren. Gibt es noch andere Bilder dafür?
Es kann auch ein Streit vorgespielt werden. Die Schüler bekommen fünf Minuten
Zeit, sich in Kleingruppen auszudenken, wie so etwas aussehen könnte.
Wichtig ist, dass der Konflikt innerhalb der Szene aufgelöst werden muss. Wenn
zwei sich streiten, schlichtet vielleicht ein Dritter etc.
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IMPRESSUM
Theater der Stadt Aalen
Ulmer Str. 130
73431 Aalen
Spielzeit 2014/2015
Künstlerische Leitung
Tonio Kleinknecht, Tina Brüggemann, Winfried Tobias
Redaktion/ Fotos/ Gestaltung
Ann-Kristin Ebert, Anne Klöcker und Winfried Tobias
NICHT ZULETZT
Ihre Meinung ist uns wichtig. Wir freuen uns über Lob und Kritik!
KONTAKT
Anne Klöcker und Winfried Tobias > 07361. 379313 >
[email protected]
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