TIME - Social Barter

Transcrição

TIME - Social Barter
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis..........................................................................................................................................1
Einleitung.......................................................................................................................................................2
Ziele von TIME - Social Barter...................................................................................................................3
Maßnahmen zur Umsetzung .....................................................................................................................3
Zielgruppen................................................................................................................................................3
Aus- und Fortbildungskonzept ...................................................................................................................3
Zeitplan ......................................................................................................................................................3
Ausweitung des Systems...........................................................................................................................4
TIME - Träger ............................................................................................................................................4
TIME - Initiator und Konzeptor...................................................................................................................4
TIME - grenzüberschreitende Arbeitsgruppe.............................................................................................4
Übersicht über die drei Module..................................................................................................................5
TIME Nachbarschaftshilfe .............................................................................................................................6
Ausgangssituation - Problembeschreibung ...............................................................................................6
Wie funktioniert die TIME Nachbarschaftshilfe ..........................................................................................6
Ziele der TIME Nachbarschaftshilfe...........................................................................................................6
Die Umsetzung in der Praxis .....................................................................................................................7
Flexibilität der Hilfe ....................................................................................................................................7
Vorbilder und Kooperationspartner............................................................................................................7
TIME Altersvorsorge......................................................................................................................................8
Ausgangssituation - Problembeschreibung ...............................................................................................8
Wie funktioniert die TIME Altersvorsorge ..................................................................................................8
Ziele der TIME Altersvorsorge ...................................................................................................................8
Vorteile und Nutzen ...................................................................................................................................9
Problemfelder in Österreich .....................................................................................................................10
Subsidiäres Prinzip in der Pflege.............................................................................................................10
Vorbilder und Kooperationspartner..........................................................................................................10
TIME Wirtschaftsnetz (Entwurf)...................................................................................................................11
Ausgangssituation - Problembeschreibung .............................................................................................11
Wie soll das TIME Wirtschaftsnetz funktionieren.....................................................................................11
Ziele des TIME Wirtschaftsnetzes ...........................................................................................................12
Vorbilder und Kooperationspartner..........................................................................................................13
Vernetzung der Module ...............................................................................................................................14
Startphase der Altersvorsorge .................................................................................................................15
Kooperation mit bestehenden Tauschringen ...........................................................................................15
Vorarlberger Modell - Kooperation und Unterschiede .............................................................................16
Kopplung und Steuerung der Module..........................................................................................................17
Nachbarschaftshilfe - Altersvorsorge.......................................................................................................17
Nachbarschaftshilfe - Wirtschaftsnetz .....................................................................................................17
Altersvorsorge - Wirtschaftsnetz..............................................................................................................17
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
1
Einleitung
„Von komplementären Währungen spricht man, wenn eine Gruppe von Menschen oder Unternehmen eine
neue Währung als Tauschmittel akzeptieren. Es geht nicht darum die Landeswährung zu ersetzen,
sondern um soziale Funktionen zu ergänzen, die die offizielle Währung nicht unterstützt."
Bernhard Lietaer - internationaler Finanzexperte
Social Barter ist eine neue Bewegung aus dem englischsprachigen Raum und bedeutet „Soziales
Tauschen". Bei dieser Form des Tauschhandels werden Dienstleistungen oder Waren ausgetauscht
ohne daß dafür Geld verwendet wird. Statt dessen werden Gutschriften auf Konten mit virtuellen
Verrechnungseinheiten (sog. komplementären Währungen) verbucht, die wiederum zur Bezahlung von
Dienstleistungen oder Waren berechtigen. Der Schwerpunkt liegt auf sozialen Zwecken (z.B.
Nachbarschaftshilfe) oder der Nachhaltigkeit (z.B. Aufbau regionaler Wirtschaftsnetzwerke).
Der große Vorteil liegt darin, daß sich die Mitglieder gegenseitig „Kredite“ gewähren können. Man spricht
daher auch von gegenseitiger Kreditvergabe (Mutual Credit Systems). Man kann dadurch auch bei uns
Leistungen finanzieren, die mit Euro nicht finanzierbar wären, da entweder das Geld dazu fehlt, oder es
sich um langfristige Investitionen handelt, die aufgrund der Zinsbelastung nicht mit Euro finanziert werden
können. Vor allem soziale oder ökologische Projekte haben eine sehr langfristige Rentabilität und sind
schwer finanzierbar. Auch die Altersvorsorge ist als sehr langfristige Investition zu sehen.
TIME verfolgt eine funktionelle Dreigliederung:
z TIME Nachbarschaftshilfe
z TIME Altersvorsorge
z TIME Wirtschaftsnetz
Das besondere an TIME ist, daß die Abrechnung mit Zeit und nicht mit Euro erfolgt. Für jedes Modul
erhält man ein eigenes Konto. Anstatt Euro werden auf den Konten jedoch Zeitguthaben verbucht. Dies
läuft ganz einfach ab: Wer anderen 1 Stunde hilft, erhält eine Gutschrift von 1 h auf seinem Zeitkonto und
kann damit wieder 1 h Hilfe beziehen. Dabei ist im Privatbereich jede Arbeit gleichwertig.
Dies ist im Wirtschaftsnetz nicht möglich. Dort muss man Euro-Preise in Zeit umrechnen. Eine Stunde
Nachbarschaftshilfe bzw. Altersvorsorge entspricht immer 10 Talenten und diese anfangs 10 Euro.
Dieser Wert steigt jedoch regelmäßig, damit der Wert einer Stunde nicht durch Inflation abnimmt
(Inflationsausgleich). TIME ist also eine „Währung" im eigentlichen Sinn des Wortes: Ihr Wert währt
dauerhaft. Wer heute 100 Stunden anspart, hat auch in 30 Jahren ein Guthaben von 100 Stunden bzw.
Anspruch auf Waren und Leistungen mit konstantem Gegenwert. Damit sind TIME-Guthaben besonders
sicher vor Inflation und Krisen.
TIME will verschiedene Good-Praxis-Modelle aus aller Welt zu einem komplementären Gesamtsystem
kombinieren. Derartige Systeme haben den großen Vorteil, daß sie antizyklisch zur Konjunktur wirken,
d.h. in Zeiten wirtschaftlicher Rezession oder Krisen erhalten sie einen starken Zulauf und helfen der
Wirtschaft wieder auf die Sprünge. In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs nimmt das Interesse an den
komplementären Systemen ab. Diese Systeme stabilisieren die Wirtschaft eines Landes, was sich in
der Schweiz seit 1934 beobachten lässt (WIR-Wirtschaftsring Genossenschaft Schweiz).
Die Dreigliederung von TIME in drei Module mit klar getrennten Konten entspricht auch der gewohnten
Trennung im Geldbereich (Privatkonto = Nachbarschaftshilfe, Sparbuch = Altersvorsorge, Geschäftskonto
= Wirtschaftsnetz). Auf dem langfristig veranlagtem Sparbuch erhalten wir höhere Zinsen (in der TIME
Altersvorsorge eine rechtliche Absicherung). Einnahmen aus wirtschaftlichen Tätigkeiten (Geschäftskonto
bzw. TIME Wirtschaftsnetz) müssen wir versteuern.
Der Unterschied zwischen TIME und Euro ist folgender: Für Euro erhalten wir Zinsen, tragen jedoch
die Risiken der Inflation (wobei die Zinsen des kleinen Sparers die Inflation oft nicht einmal ausgleichen)
und zahlen hohe Zinsen für Kredite. Bei TIME gibt es keine Zinsen für Guthaben, dafür Stabilität und
keinen Wertverlust. Zeitkredite sind ebenfalls völlig zinsfrei. Die Gemeinschaft selbst bestimmt über
Kreditwürdigkeit und -vergabe und welche gemeinschaftlichen Projekte und Investitionen sie mit ihrer
Wirtschaftskraft und „Zeit“ tätigen will.
Um eine klare Trennung zwischen wirtschaftlichen, sozialen und Vorsorgezielen (Wirtschaftsnetz,
Nachbarschaftshilfe und Altersvorsorge) zu erreichen und steuerliche Probleme zu vermeiden, gibt es
Einschränkungen für Überweisungen zwischen den Modulen. Die getrennten Module ermöglichen auch
den Aufbau von Regelmechanismen, um die gezielte Steuerung und die Stabilität des Gesamtsystems
zu gewährleisten. Dazu wird ein Steuerungsgremium vom TIME-Vorstand, den beteiligten Kommunen
und Hilfsorganisationen sowie Vertretern des Wirtschaftsnetzes gebildet.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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TIME sieht sich als Pilotprojekt, das Best-Praxis-Modelle für den oberösterr.-bayrischen Grenzraum entwickeln will, die in einigen Jahren von öffentlicher Seite landesweit eingeführt werden können, wenn sie
sich wie in Japan oder anderen Ländern bewähren.
Ziele von TIME - Social Barter
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Wechselseitiges Kreditsystem auf Zeitbasis einführen („Social Barter“ mit einer Zeitbank).
Zinsfreie Finanzierung langfristiger sozialer, ökologischer und ökonomischer Aufgaben ermöglichen.
Selbstorganisierte Nachbarschaftshilfe im oberösterr.-bayrischen Grenzraum basierend auf dieser
Zeitbank als „Schmiermittel zur Nächstenhilfe" einführen.
z Altersvorsorgesystem im oberösterr.-bayrischen Grenzraum basierend auf dieser Zeitbank zur
Abwicklung von mobiler Haushilfe und Hauspflege einführen.
z Wirtschaftsnetz im oberösterr.-bayrischen Grenzraum basierend auf dieser Zeitbank zur Schaffung
geschlossener regionaler Wirtschaftskreisläufe und zur Stärkung kleiner und mittlerer regionaler
Unternehmen einführen.
Maßnahmen zur Umsetzung
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Entwicklung eines solchen Systems basierend auf dem Modell, das der Talente-Tauschkreis Vorarlberg
mit dem Sozialsprengel Leiblachtal entwickelt hat.
Adaption dieses Systems auf die Rahmenbedingungen im oberösterr.-bayrischen Grenzraum.
Bewerbung dieses Systems bei Sozialhilfeorganisationen, Sozialhilfeverbänden, Bezirken und
Gemeinden im oberösterr.-bayrischen Grenzraum.
Gewinnen von breiten Bevölkerungsgruppen zur Mithilfe in der Nachbarschaftshilfe und der Altersvorsorge („Mobile Haushilfe"), sodaß die Menschen im Alter zu Hause bleiben können, und dadurch
Pflegeheime und Kosten so weit möglich reduziert werden können.
Aufbau eines „subsidiären" Netzes, in dem ein stabiles soziales Netzwerk der Nachbarschaftshilfe in
den Gemeinden den Grundbedarf an sozialer Hilfe selbstorganisiert abdeckt, alle einfachen und
niederschwelligen Hilfsdienste von Laien über Hilfsorganisationen abgewickelt werden und nur die
intensive Pflege von professionellen Pflegern geleistet wird.
Aufbau von Euro-Rücklagen bei den Hilfsorganisationen (Euro-Einnahmen für die Hilfsdienste) und
zweckgebundene Investition in den Aufbau von Kurzzeitpflegestationen.
Lobbying für dieses System in der politischen Landschaft Österreichs und Bayerns zur Schaffung der
juristischen und politischen Rahmenbedingungen.
Einführung im Rahmen des Innbrücke21-Projektes (Lokale Agenda 21 der Europäischen Union).
Aufbau einer geeigneten Struktur für die Weiterentwicklung des Systems.
Zielgruppen
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Sozialhilfeverbände, Sozialvereine und Hilfsorganisationen in OÖ und Bayern.
Bürgerinnen und Bürger, die Interesse an alternativen Finanzierungsinstrumenten haben.
Menschen mit geringem Einkommen oder viel Freizeit, SeniorInnen, Arbeitslose, Hausfrauen,
Jugendliche, Familien, Alleinerziehende.
z Menschen, die Betreuungsdienste in Anspruch nehmen wollen.
z Lokale Agenda-Akteure im oberösterr.-bayrischen Grenzraum.
Aus- und Fortbildungskonzept
Die Mitglieder der Altersvorsorge bieten semi-professionelle Betreuungsdienste über Hilfsorganisationen
an. Dazu müssen sie entsprechend geschult werden, also Fortbildungskurse erhalten. Die Ausbildung
wird entweder von der Hilfsorganisation selbst oder vom Projektträger angeboten. Die Finanzierung erfolgt
teils über die Euro-Einnahmen der Altersvorsorge, teils über die Mitgliedsbeiträge.
Zeitplan
Dieser Konzeptentwurf wird am 12.04.2007 der grenzüberschreitenden Arbeitsgruppe zur Diskussion
vorgelegt, und das Konzept dann den Entscheidungsträgern im SHV Schärding vorgestellt. Am 7.5.2007
wird es den Bürgermeistern des Bezirks Schärding präsentiert. Weiters wird es interessierten Gemeinden
angeboten. Es wird auch an politische Gruppierungen herangetragen. Es wird in der Homepage von
Innbrücke21 zur Information und Diskussion eingestellt. Nach dem 7.5. wird es den Medien vorgestellt.
Eine Vorstellung beim Österr. Sozialminister und beim LH von Oberösterreich wird in Erwägung gezogen.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Ausweitung des Systems
Im Modul „Zeit schenken“ sollen regelmäßig medienwirksame Aktionen für Altersheime, Krankenhäuser,
Umweltprojekte sowie in der Katastrophen- und Erntehilfe etc. gestartet werden.
Im Modul „Zeit tauschen“ sollen spezielle Projekte für unterschiedliche Zielgruppen umgesetzt werden,
für Jugendliche beispielsweise das schon in vielen Gemeinden erprobte YEP-Projekt (Young Engaged
People) oder Lern- und Nachhilfesysteme auf Zeitbasis gekoppelt mit sozialen Diensten.
TIME - Träger
Innbrücke21 (Grenzüberschreitendes Gemeinde- und Regionalentwicklungsprojekt im oberösterr.bayrischen Grenzraum - Lokale Agenda 21 der Europäischen Union),
Mag. Ferdinand Reindl (A-4971 Aurolzmünster, Burgergarten 10, +43 (0)7752/ 83030,
[email protected]): Projektleiter Innbrücke21 - Oberösterreich, Vorsitzender von INGL (Institut für
neuen globalen Lebensstil)
TIME - Initiator und Konzeptor
DI Tobias Plettenbacher (A-4910 Ried i.I., Schönauerweg 6, +43 (0)7752/ 84322, [email protected]):
Landschaftsökologe und Landschaftsplaner, Experte für komplementäre Währungssysteme
TIME - grenzüberschreitende Arbeitsgruppe
Folgende Personen haben sich an den Entwicklung des vorliegenden Konzepts beteiligt:
Oberösterreich
DI Tobias Plettenbacher - Ried im Innkreis
Ferdinand Reindl - Aurolzmünster (Innbrücke21)
Schmid Franz - St. Florian am Inn (Geschäftsstelle Sozialhilfeverband Schärding)
Auzinger Hans-Peter - Schärding (Rotes Kreuz Schärding)
Günter Sichart - Pram (Rieder Tausch-Ring)
Gerlinde Kugler - Antiesenhofen (Buchhalterin i.R.)
Dr. Christine Sperl - Braunau (ATTAC)
Bayern
Peter Siegel - Altötting (Landratsamt Altötting)
Winkler Gerda - Altötting (Bayerisches Rotes Kreuz, Ambulante Soziale Dienst)
Stuka Dieter - Passau (Betriebsseelsorge Passau)
Hans Heilmaier - Schwindegg (Leiter Tauschring Mühldorf)
Hubertus Hauger - Reischach (Tauschring Mühldorf, Religionspädagoge)
Singh Ram - Dorfen (Tauschring Mühldorf)
Liane Laschtuvka-Reyes - Polling (Institut für Gesundheitsbildung, Tauschring Burghausen)
Dr. Andreas Munz - Neukirchen vorm Walde (Berufsschuldirektor i.R.)
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Übersicht über die drei Module
TIME
Nachbarschaftshilfe
Altersvorsorge
Wirtschaftsnetz
Start
Sept. 2007
Sept. 2007
Sept. 2008
Funktion
Ausgleich von
„Geben und Nehmen“
in der Nachbarschaft
langfristiges Ansparen
von Haushilfe/Pflege,
„Hilf jetzt, damit du später
sichere Hilfe erhältst.“
Austausch regionaler Waren
und Leistungen, gegenseitige
Kreditvergabe
Sektor
nicht-professionell
(gemeinnützig)
semi-professionell
(geringfügige Anstellung)
professionell
(Firmen, Selbständige)
Organisation
selbstorganisiert
(Regionalgruppen
und TIME-Verein)
professionell organisiert
(Rotes Kreuz o.a.
Hilfsorganisationen)
professionell betreut
(Barter-Club)
Bezahlung
Stunden
(Zeitscheine)
Hilfsbedürftige mit Euro,
Helfer mit Stunden
„Talente“ (10 T=10 €,
Talente-Gutscheine)
Absicherung
keine Sicherheiten
Euro (Gemeinde
oder Bezirk)
Leistung der Firmen
Anspruch
kein Rechtsanspruch
auf Gegenleistung
Bezug der geleisteten
Stunden im Alter bzw. Euro
bei Wohnsitzwechsel
Gegenleistung
anderer Firmen bzw.
Nachbarschaftshilfe
Steuern/
Abgaben
kein Einkommen,
sozialversicherungsund steuerfrei
geringfügiges Einkommen,
Unfallversicherung,
eventuell Lohnsteuer
volle Umsatz- und
Einkommenssteuer
(wie mit Euro)
Grenzen
nicht regelmäßig,
ohne Gewinnabsicht,
unter 34 h/Monat
geringfügige Anstellung
(unter 34 h/Monat,
unter 2,6 h/Tag)
unbegrenzt
Konto
privates Zeitkonto
Zeit-Sparbuch
Talente-Geschäftskonto
Kontolimit
30 h, auf Anfrage
bis 100 h und mehr
Helfer 0 h,
Hilfsorganisationen
100.000 h und mehr
500 T, auf Antrag bis 10.000 T
und mehr, Gemeinden mittelfristig 100.000 T und mehr
Ziele
regionale Wirtschaft stärken,
Fähigkeiten und BedürfAltersvorsorge, die sich jeder
Kredite an kleine+mittlere
nisse zusammenbringen,
leisten kann, Pflege und
Firmen, Nahversorger, Landungenutzte Potentiale nutTagespflegeheime finanwirtschaft und Grundversorzen, stabile soziale Netze
zieren, künftige Kosten
gung erhalten, Infrastruktur der
aufbauen, Senioren und
abpuffern, solidarische
Gemeinden erhalten, ökoloJugend aktivieren, GeneHaushilfe/Hauspflege mit
gische Projekte und regionale
rationen vereinen, Mütter
vielen Mitgliedern aufbauen
Privatschulen finanzieren
und junge Familien fördern
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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TIME Nachbarschaftshilfe
Ausgangssituation - Problembeschreibung
Viele Menschen haben einen Bedarf nach Hilfe und Unterstützung, sind mit Aufgaben überfordert. Die
soziale Vereinsamung schreitet voran, die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl gehen
verloren, auch in ländlichen Gemeinden. Durch die wachsende Zahl von SeniorInnen wird der Bedarf
nach Haushalts- und Nachbarschaftshilfe stark ansteigen.
Die historische Nachbarschaftshilfe (bei der Hofarbeit, bei Brand etc.) funktioniert kaum mehr. Viele
Hilfsbedürftige trauen sich aber nicht, andere um Hilfe zu bitten. Auf der anderen Seite haben viele
Menschen Zeit und würden sich gerne sinnvoll beschäftigen (Pensionisten, Hausfrauen, Arbeitslose,
Jugendliche). Persönliche Hemmschwellen und die moderne Gesellschaft verhindern jedoch, daß diese
Potentiale aktiviert und diese Bedürfnisse erfüllt werden können.
Wie funktioniert die TIME Nachbarschaftshilfe
TIME will die Nachbarschaftshilfe durch moderne und gerechte Stundenabrechnung wiederbeleben: Jede
geleistete Hilfe wird aufgezeichnet, damit sich Geben und Nehmen zwischen den Mitgliedern die Waage
hält. So können keine Ungleichgewichte entstehen, wie dies früher bisweilen vorkam, wenn sich so
mancher an die Hilfe der Nachbarn „nicht mehr erinnern konnte“…
TIME baut Hemmschwellen ab und bringt hilfesuchende und hilfsbereite Menschen, Angebot und
Nachfrage, Fähigkeiten und Bedürfnisse in der Nachbarschaft zusammen: Eine einsame Pensionistin,
die Hilfe im Haushalt braucht, mit einer Mutter, die eine Leihoma benötigt. Einen jugendlichen Computerfreak mit einem Nachbarn, der Mofas reparieren kann.
Der große Vorteil der Stundenabrechnung ist, daß kein direkter Austausch nötig ist. Der Austausch ist
flexibel und geht sogar über viele Ecken: Die Pensionistin Maria betreut die Kinder von Eva. Eva hilft
ihrem Nachbarn Otto im Haushalt. Otto repariert das Mofa von Peter und Sachen, die bei Maria kaputt
gehen. Peter mäht bei Maria den Rasen und führt ihren Hund spazieren. Und so weiter...
Die Hilfe erfolgt immer auf freiwilliger Basis. Kein Mitglied ist zu einer Hilfeleistung verpflichtet. Das
schöne daran ist: Jede/r kann die Tätigkeiten in die Gemeinschaft einbringen, die er/sie besonders gut
kann oder gerne tut, und dafür Hilfe erhalten bei Aufgaben, mit denen er/sie überfordert ist. Man kann
die Hilfe finden, die man dringend benötigt, ohne Familienmitglieder oder Freunde überstrapazieren zu
müssen. Man braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, sich helfen zu lassen, da sich Geben und
Nehmen ausgleichen. Dabei erkennen viele, welch besonderen Talente sie eigentlich besitzen, wie viele
Dinge sie beherrschen, die andere benötigen. Ältere Menschen entdecken, wie sehr sie noch gebraucht
werden mit all ihren Erfahrungen, und dass sie selbst im hohen Alter noch aktiv sein können.
TIME bietet die Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen, Freunde zu finden und ein stabiles soziales
Netzwerk zu knüpfen. Je größer die Gruppe ist, und je mehr Gemeinschaft und Freundschaften
wachsen, desto größer sind die Chancen, Hilfe in Hülle und Fülle zu erhalten. Auch ohne Gegenleistung.
Wie in einer Großfamilie werden im Laufe der Zeit viele Hilfen nicht mehr verrechnet, so zum Beispiel im
Talente-Tauschkreis Vorarlberg oder NIMM & GIB Memmingen.
Ziele der TIME Nachbarschaftshilfe
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Nachbarschaftshilfe durch Stundenabrechnung im oberösterr.-bayrischen Grenzraum wiederbeleben.
Angebot und Nachfrage von Hilfeleistungen in den Gemeinden zusammenzubringen.
Brachliegende Potentiale (Zeit und Fähigkeiten) nutzen.
Pensionisten, Arbeitslose und Jugendliche aktivieren und die Generationen vereinen.
Auch im Alter aktiv und dadurch länger gesund bleiben.
Anderen helfen und Zeit und Freude schenken.
Sich gegenseitig Gemeinschaft und Sicherheit geben.
Ein stabiles solidarisches selbstorganisiertes Netzwerk knüpfen.
Eigenverantwortung und Eigeninitiative der Menschen fördern.
Vereinsamung und sozialer Ausgrenzung entgegenwirken.
Einfache soziale Hilfsdienste durch gelebte Nachbarschaft abdecken.
Gezielt allein erziehende Mütter und junge Familien fördern.
Notsituationen abfangen und soziale Härtefälle unterstützen.
Den Aufwand reduzieren, der künftig auf die sozialen Hilfsorganisationen zukommt.
Gemeinsam Klimakatastrophen begegnen (Die globale Erwärmung bringt mehr Klimaextreme).
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Die Umsetzung in der Praxis
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Es wird eine Marktzeitung herausgegeben, in der jeder die benötigten und angebotenen Hilfsdienste
angibt. Dies können sein: Haushaltshilfe, Besuchsdienste, Kinderbetreuung, Lernhilfe, Gartenpflege,
Winterdienste, Reparaturarbeiten etc.
Es dürfen sich Menschen jeden Alters beteiligen, damit nach dem Motto „Jung hilft Alt“ und „Alt hilft
Jung“ eine generationenübergreifende Gemeinschaft entstehen kann.
Jedes Mitglied erhält ein Zeitkonto, das dazu dient, die geleisteten Stunden aufzuzeichnen, damit sich
Geben und Nehmen ausgleichen, und niemand die anderen ausnützen kann.
Jede/r darf sein Konto um 30 h überziehen, also zeitweise mehr Hilfe erhalten, als er/sie geben kann.
Der Austausch von Stunden erfolgt einfach über Zeitscheine von 1/2, 1 und 3 Stunden.
Mit diesen Scheinen kann man seine Zeit auch an Nichtmitglieder verschenken.
Wem die Zeitscheine ausgehen, kann auch mit Zeitschecks Guthaben verbuchen.
In Notsituationen (Krankheit, Unfall, Brand, Hochwasser etc.) erhält man besondere Hilfe.
Die Gemeinschaft kann dadurch ihre Mitglieder tragen und Sicherheit geben.
Jede Regionalgruppe hat ein Sozialkonto mit dem sie Zeit verschenken kann (vor allem an Menschen,
die wenig Zeit und Geld haben wie allein erziehende Mütter, junge Familien etc.).
Wer seine Zeit spendet, wird in die Spenderliste aufgenommen und erhält ein Dankeschön.
Jede/r erhält zu Jahresbeginn einen Vorschuss von 8 h in Zeitscheinen.
Wer diese in 1,5 Jahren nicht ausgibt, tritt 50% der ungenutzten Zeit an die Gemeinschaft ab.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 40 € pro Jahr oder 4 € pro Monat.
Im Laufe der Jahre kann man den Beitrag immer mehr in Stunden begleichen.
Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren zahlen keinen Mitgliedsbeitrag, dürfen dafür ihr Konto nicht
überziehen und erhalten keinen Zeitvorschuss (Jugendkonto).
Verschenken und Vererben von Zeitguthaben ist beliebig möglich.
Austausch mit anderen Systemen und Kooperationspartnern ist möglich (siehe unterhalb).
Eine Stillegung der Mitgliedschaft ist möglich, wenn man ein paar Jahre Pause machen will.
Beim Ausstieg aus dem Verein können Guthaben in Zeitscheinen behoben werden.
Zeitschulden müssen in Euro ausgeglichen werden.
Flexibilität der Hilfe
Wie bei der Verwendung von Geld anstatt des direkten Tauschhandels ergeben sich große Vorteile:
Verwandte oder Freunde können Hilfe leisten, auch wenn sie diese Zeit an anderen Orten, zu einem
anderen Zeitpunkt oder durch völlig andere Tätigkeiten aufbringen.
Beispiel 1: Eine allein erziehende Mutter benötigt Kinderbetreuung, kann sich diese aber nicht leisten.
Ihre Eltern leben in Vorarlberg und haben durch Nachbarschaftshilfe viel Zeit angespart. Diese können sie
ihrer Tochter schenken, damit sie sich Kinderbetreuung in ihrer Gemeinde suchen kann. Sie können ihr
also indirekt helfen, mit dem Vorteil, dass ihre Tochter neue soziale Kontakte in der Gemeinde aufbaut.
Beispiel 2: Nach einem Hochwasser brauchen viele Familien Hilfe. Sie haben zum Glück zuvor Stunden
angespart und Freunde schenken ihnen ihre „Zeit“, auch wenn sie selbst gerade nicht helfen können. Die
Regionalgruppe spendet gemeinschaftliche Zeitguthaben vom Sozialkonto. Aus der Gemeinde und den
umliegenden Regionalgruppen helfen viele mit und erhalten für ihre Hilfe wieder Zeitgutschriften. So bekamen die Menschen in Grafenwörth im August 2002 durch die „Gelebte Aktive Bürgergesellschaft“ Hilfe.
Vorbilder und Kooperationspartner
In Großbritannien sind in Kooperation mit Kommunen und sozialen Wohlfahrtsorganisationen über 120
Time-Banks entstanden. In den USA und Kanada haben sich seit 20 Jahren zahlreiche LETS (Local
Exchange and Trading Systems) entwickelt, die es mittlerweile weltweit gibt. Sie werden in Österreich
Tauschkreise (aktuell ca. 60), in Deutschland Tauschringe genannt (aktuell ca. 350).
Hervorzuheben ist die „Gelebte Aktive Bürgergesellschaft“ von Mag. Alfred Riedl, Bürgermeister von
Grafenwörth und Präsident des ÖVP-Gemeindevertreterverbandes, das in enger Kooperation mit dem
AMS, der Arbeitsgemeinschaft NÖ Pflegeheime und mobilen Diensten in 5 Gemeinden Niederösterreichs
tätig ist. Interessant ist auch das Sozialzeitkonto der Gemeine Elixhausen (Salzburg), auf dem Hilfsdienste gutgeschrieben werden. Mit den Stunden erhält man Vergünstigungen bei Angeboten der mobilen
Pflege- und Hilfsdienste, Gutscheine der Gemeinde Elixhausen für örtliche Unternehmen und mehr.
Kooperationspartner von TIME sind der seit 1998 bestehende Talente-Tauschkreis Vorarlberg (1.500
Mitglieder), eines der größten und erfolgreichsten Systeme in Mitteleuropa, das seit 3 Jahren existierende
Generationennetzwerk Österreich, das an KiB Children Care gekoppelt ist (30.000 Mitglieder), sowie
die im Aufbau befindliche Zeitbank München.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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TIME Altersvorsorge
Ausgangssituation - Problembeschreibung
Unsere Altersvorsorge scheint in einer Krise zu stecken, aus der viele einen Ausweg suchen. Es ist eine
starke Überalterung und ein Rückgang der Bevölkerung zu erkennen, die sich zumindest bis 2050
fortsetzen werden. Zugleich ist eine steigende Lebenserwartung der Menschen zu beobachten. Sie liegt
heute schon bei 81 Jahren bei Männern und 85 Jahren bei Frauen. Daraus resultiert ein stark erhöhter
finanzieller Aufwand für die Altersversorgung allgemein, für die Pflegevorsorge im Speziellen.
Die öffentlichen Budgets sind jedoch bereits heute angespannt. Die Sozialausgaben steigen und sind
kaum noch finanzierbar. Zugleich sind aufgrund des sinkenden Anteils der produktiven Bevölkerung
sinkende Einnahmen zu erwarten. Die Kostenschere wird sich also noch weiter und rascher öffnen.
Weiterer Sozialabbau, massive Einsparungen und die Verarmung ganzer Bevölkerungsgruppen sind zu
befürchten. Für die Finanzierungsprobleme hat bisher aber niemand gangbare Lösungen.
Da die Renten nicht mehr sicher sind, werden wir immer mehr aufgefordert, private Rentenversicherungen anzusparen, die sich viele Menschen aber nicht leisten können. Die TIME Nachbarschaftshilfe ist
zum Ansparen großer Zeitguthaben als Altersvorsorge ungeeignet, da man keine Sicherheit hat, diese in
30 Jahren bei den Nachbarn einlösen zu können. Ferner muss jeder in gewissem Rahmen Gegenleistung
erbringen. Pflegebedürftige und Behinderte können dies nicht. Wenn sie genug Geld haben, können sie
aber Hilfe in Euro kaufen. Auch Berufstätige haben meist wenig Zeit, aber Geld, für Hilfe zu bezahlen.
Es herrscht eine schwere Benachteiligung pflegender Angehöriger, denen der Staat die gesamte Verantwortung aufbürdet, dafür aber kaum Unterstützung oder Ausbildung gewährt. Auf der anderen Seite
nimmt die Eigenverantwortung vieler Bürger immer mehr ab und die Erwartungshaltungen an „Papa
Staat“, an die Hilfsorganisationen und das oft überlastete Personal nehmen zu.
Wie funktioniert die TIME Altersvorsorge
Die TIME Altersvorsorge ermöglicht die nachhaltige und langfristige Finanzierung sozialer Dienste auf
Zeitbasis. Sie verlagert den Anstieg der Kosten von Euro hin zu Zeitguthaben und macht dadurch die auf
uns zukommenden Aufgaben finanzierbar. Sie fördert Eigenverantwortung und persönliches Engagement der Bürger, unterstützt sie dabei und belohnt sie dafür.
Die TIME Altersvorsorge kann sich jeder leisten, indem er heute anderen hilft, damit er in Zukunft selbst
Hilfe erhält. Er trägt damit zum Aufbau eines solidarischen Systems zur Sicherung der künftigen
(eigenen) Hauspflege und -betreuung bei. Fast jeder will lieber zu Hause alt werden anstatt im Heim.
So funktioniert’s: Hilfsbedürftige kaufen Stunden mit Euro. Die Helfer erhalten Stunden auf ihrem Zeitsparbuch gutgeschrieben. Damit können sie in Zukunft die Hilfe bezahlen, die sie selbst einmal benötigen
werden. Die Euro werden teilweise als Rücklage zur Sicherstellung der Stunden hinterlegt, der Großteil
wird in den Aufbau sozialer Einrichtungen investiert, kommt also wieder allen zugute.
Folgende Dienste können ausgeübt werden:
z Besuchsdienste (Plaudern, Spazierengehen etc.)
z Haushaltsdienste (Reinigen, Waschen, Kochen etc.)
z Versorgungsdienste (Einkaufen, Medikamente etc.)
z Mobilitätsdienste (Fahrten zu Arztbesuchen etc.)
z einfache Pflegedienste am Menschen (Anziehen, Waschen etc.) - nicht in Österreich (siehe unten)
Die Hilfsbedürftigen müssen sich darauf verlassen können, dass zur richtigen Zeit ein Helfer da ist. Die
Hilfe muss also verläßlich über professionelle Organisationen (Rotes Kreuz, Volkshilfe, Caritas etc.)
abgewickelt werden. Die Helfer arbeiten aus rechtlichen Gründen als geringfügig Angestellte (steuerfrei,
unfallversichert), erhalten dafür auch die nötige Unterstützung und Betreuung (Supervision, Kurse etc.).
Die Sicherstellung der Zeitguthaben und Euro-Rücklagen können nur Körperschaften öffentlichen
Rechts übernehmen, da diese nicht bankrott gehen können. Die TIME Altersvorsorge ist nur möglich, wo
ein Vertrag mit einer Hilfsorganisation und Gemeinde oder Bezirk/Landkreis abgeschlossen wird.
Ziele der TIME Altersvorsorge
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Ein Altersvorsorgesystem auf Zeitbasis im oberösterr.-bayrischen Grenzraum einführen.
Eine Altersvorsorge schaffen, die sich auch Menschen mit geringem Einkommen leisten können.
Die öffentlichen Sozialbudgets und die Budgets der Sozialhilfeeinrichtungen entlasten.
Investitionsrücklagen zum Aufbau sozialer Einrichtungen (Kurzzeitpflegestationen) ansparen.
Ein solidarisches System zur Sicherung unserer zukünftigen Pflege aufbauen - alt werden wir alle.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Eigenverantwortung und persönliches Engagement der Bürger fördern und belohnen.
Aufwertung der pflegenden Angehörigen durch Anrechnung ihrer Leistungen.
Kostenlose Kurse und Betreuung für alle Mitglieder (Helfer und pflegende Angehörige) bereitstellen.
Rüstige Senioren sinnvoll in das soziale System einbinden - für die eigene Bedürftigkeit ansparen.
Aktive und pflegebedürftige Menschen zusammenführen und soziale Kontakte aufbauen.
Kontinuierliche und persönliche Betreuung über die Nachbarschaft aufbauen.
Eine persönliche und auch zeitintensive Betreuung möglich machen.
Auch „unwichtige“ Dienste sollen mit Zeit finanzierbar, anstatt weiter eingespart werden.
Vorteile und Nutzen
Für Gebietskörperschaften
Die Kommunen können den Großteil der Euro-Einnahmen investieren, müssen jedoch auch Rücklagen
bilden (10-30% der Einnahmen). Falls in Zukunft zu wenig Helfer bereit sind, sich mit Zeitgutschriften
bezahlen zu lassen, müssen sie einen Teil der Hilfsstunden mit Euro bezahlen. Auch für den Fall eines
Wohnsitzwechsels müssen Stundenguthaben in Euro ausbezahlt werden. In der Testphase (bis Jänner
2010) dürfen die Rücklagen nicht angegriffen werden, damit man die Stunden notfalls auszahlen kann.
Für Hilfsorganisationen
Diese können viele neue Mitarbeiter für die Haushilfe aus der direkten Nachbarschaft gewinnen. Diese
Helfer kosten nichts abgesehen von Fixkosten und Vermittlungsaufwand, wodurch der künftige Bedarf
finanzierbar wird. Einen Teil der Euro-Rücklagen erhalten auch die Hilfsorganisationen: Diese können sie
ausgeben oder zur Kostendeckung der Dienste zurücklegen, die in Zukunft mit Zeit anstatt mit Euro
bezahlt werden. Mit Einführung des Wirtschaftsnetzes können die Organisationen in Zukunft alle Kosten
(auf freiwilliger Basis auch die Löhne) mit Zeit begleichen.
Für helfende Mitglieder
Die Stunden sind mit Euro abgedeckt und können langfristig gespart werden. Mit jeder Stunde hat man
den abgesicherten Rechtsanspruch auf verlässliche Hilfe im Alter oder als Pflegefall.
Die TIME Altersvorsorge ist völlig inflationssicher (1 Stunde bleibt immer 1 Stunde, wobei 1 Euro in 30
Jahren mindestens 50% seines Wertes verliert). In Zeiten hoher Inflation würden zwar die Euro-Rücklagen
ihren Wert verlieren, sind dann aber überflüssig, da sich dann jeder lieber in Zeit anstatt in Euro bezahlen
lässt. Die Zeitguthaben sind auch sicher vor den wachsenden Risiken an den Kapital- und Aktienmärkten (Platzen von Spekulationsblasen, Zusammenbruch von hoch riskanten Spekulationsfonds,
Börsenkrach etc.). Normale Rentenversicherungen beruhen großteils auf Aktien und Wertpapieren...
Für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige können Mitglieder in der TIME - Altersvorsorge werden. Sie müssen sich nicht bei
der Hilfsorganisation anstellen lassen, erhalten aber kostenlose Unterstützung und Betreuung (Supervision, Kurse etc.). Die von ihnen geleisteten Stunden werden gutgeschrieben, wenn sie 3 € pro Stunde
in die Rücklage der zuständigen Kommune einzahlen (Rabatt von 7 €/h). Dies ist nötig für eine Deckung
der Stundenguthaben von 30%. Wenn der Pflegebedürftige bereits Stunden in der TIME Altersvorsorge
angespart hat, kann mit diesen bezahlt werden, und es sind dafür keine Beiträge fällig.
Für die Allgemeinheit
Der Hauptvorteil des Systems für die Allgemeinheit ist, dass niemand Eurokredite aufnehmen und über
lange Zeiträume Zinsen bezahlen muss. Die Helfer gewähren der Allgemeinheit einen zinsfreien Zeitkredit, da sie die Rückzahlung ihrer Leistungen meist erst in 20-50 Jahren einfordern. Die Zeitschulden
der Hilfsdienste gegenüber den Helfern können riesige Ausmaße annehmen, sind jedoch unproblematisch, da man für Zeit keine Zinsen zahlen muss.
Mit den Euro-Einnahmen können Tagesbetten und Kurzzeitpflegestationen aufgebaut verwendet. Die
„Integrierte Altenpflege Ludesch" (Vorarlberg) hat gezeigt, daß solche Einrichtungen mitentscheidend für
den langfristigen Erfolg der Hauspflege sind, die pflegenden Angehörigen entlastet (z.B. durch "Urlaub
von der Pflege") und die Situation für Pflegende und Pflegebedürftige insgesamt deutlich verbessert.
Altenbetreuung könnte künftig wieder zeitintensiver und persönlicher erfolgen, indem man auch
„unwichtige“ Dienste mit Zeit finanziert, anstatt weiter einzusparen. In Abmachung mit den Kommunen
könnte ein Teil der Euro-Einnahmen genutzt werden, um diese zusätzlichen Stunden abzusichern.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Problemfelder in Österreich
Auch einfache Hilfsdienste am Menschen (Hilfe bei Ankleiden, Essen etc.), für die nur eine sehr geringe
Qualifikation erforderlich ist, sind durch eine Gesetzesänderung (Art. 15a B-VG) ab Juli 2007 österreichweit Berufen mit intensiver Ausbildung vorbehalten. Dieses gutgemeinte Gesetz zur Verbesserung der
Qualität der Pflege macht einen Teil der semi-professionellen Hilfe unter Nachbarn unmöglich. Die
TIME Altersvorsorge muß sich in Österreich vorerst auf Haushaltshilfe und Besuchsdienste beschränken.
Um in Österreich jemandem beim Anziehen helfen zu dürfen, benötigt man eine 2-jährige Ausbildung. Auf
der anderen Seite werden pflegende Angehörige im Stich gelassen, erhalten also kaum Unterstützung
und Ausbildung. „Wenn es soweit ist, SOLLEN, DÜRFEN UND MÜSSEN wir alles können.“ (Originalzitat)
Hier muß noch politische Arbeit geleistet werden, wobei mittelfristig zu erwarten ist, daß einfache
Dienste nicht mehr mit Euro bezahlt werden können und von gezielt ausgebildeten Laien auf Zeitbasis
geleistet werden dürfen. Viele Sozialbudgets sind „angespannt“. Das Credo ist „Sparen, Sparen, Sparen" auf Kosten der Pflegebedürftigen, der Pflegenden und der Hilfsorganisationen. Dass Laien anderen den
Beruf wegnehmen, ist bei dem künftig stark wachsenden Pflegebedarf nicht zu befürchten.
Die bayrischen Mitglieder von TIME sind von dieser Einschränkung nicht betroffen und das Bayrische
Rote Kreuz darf niederschwellige Pflegedienste auch mit Laien auf Zeitbasis abwickeln, kann dadurch
einen wesentlich größeren Bedarf mit Zeit abdecken und größere Euro-Rücklagen bilden.
Subsidiäres Prinzip in der Pflege
Subsidiarität ist ein Grundprinzip vieler Staaten und besagt, daß alle Aufgaben so weit wie möglich auf der
niedrigsten Organisationsstufe eigenständig gelöst werden sollen (Gemeinden, Länder, Bund). Das kleinste Glied soll nicht überfordert und die übergeordnete Ebene unterstützend tätig werden. Dies ist sinnvoll
bezüglich Aufwand und Kosten, Organisation, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
In diesem Sinne könnte man auch die Altenbetreuung künftig subsidiär organisieren:
z nicht-professionell: Die Nachbarschaftshilfe soll selbstorganisiert und eigenverantwortlich jene Aufgaben erfüllen, die keinerlei Ausbildung, Verwaltung und Professionalität benötigt (Haushaltshilfe,
Besuchsdienste, Gartenpflege etc.). Die unterstützen Menschen müssen noch soweit aktiv sein, daß sie
selbst noch einfache Gegenleistungen (z.B. Kinderbetreuung) erbringen können.
z semi-professionell: Damit die Qualität der Betreuung garantiert ist, erfüllen Laien mit einfacher, aber
gezielter Ausbildung einfache Pflegedienste auf Zeitbasis, die sie nicht überfordern. Sie erhalten von
den Hilfsorganisationen die nötigen Kurse und Betreuung. Die unterstützen Menschen erhalten regelmäßige und verläßliche Hilfe, die von den Hilfsorganisationen professionell organisiert wird.
z professionell: Alle intensiven Pflegedienste bleiben Profis mit mehrjähriger Ausbildung vorbehalten.
Mit Einführung des Wirtschaftsnetzes können Berufstätige in Zukunft von den Hilfsorganisationen auf
freiwilliger Basis teilweise auch mit Zeit bezahlt werden.
Vorbilder und Kooperationspartner
In Deutschland gibt es sog. Seniorengenossenschaften, die auf Zeitbasis abrechnen (Riedlingen,
Dietzenbach u.v.m., in Österreich die Raiffeisengenossenschaft Senior Sozial in Pöchlarn). Diese
beschränken die Mitgliedschaft auf Senioren (Durchschnittsalter der Mitglieder 65 Jahre) und beteiligen
weder Kommunen noch Hilfsorganisationen, sodaß sie einen guten Teil der Euro-Einnahmen selbst
verbrauchen und den Rest zu 100% zurücklegen, also nicht investieren können. Die ZeitBank55+ der
SPES-Akademie in Schlierbach stellt eine Kombination aus Seniorengenossenschaft und Tauschkreis
dar, verwendet daher extrem billige Stundensätze und ist bisher nur in Molln tätig.
Das weltgrößte Alterspflegesystem auf Zeitbasis ist mit 3 Millionen Mitgliedern und 300 regionalen
Zeitbanken Fureia Kippu („Pflege-Beziehungs-Ticket“) in Japan, dem Land mit der weltweit größten
Überalterung. Es wurde 1995 mit Unterstützung vom Sozialministerium eingeführt und stellt mittlerweile
eine allgemein genutzte und geschätzte Ergänzung zur Pflege älterer oder behinderter Menschen dar.
(Margrit Kennedy) Mit den Yen-Einnahmen konnten bereits umfangreiche Investitionen getätigt werden.
China startete 2005 ein vergleichbares Modell, das bald größer sein wird als das japanische.
Vorbild und Kooperationspartner von TIME ist der Talente-Tauschkreis Vorarlberg, der seit Ende 2006
ein Pflegeansparmodell nach japanischem Vorbild betreibt. Aufgrund der fortschreitenden Überalterung
verfolgt die Vorarlberger Landesregierung konsequent Hauspflege und mobile Haushilfe und hat einen
Baustop für Pflegeheime verordnet. Der Bedarf an mobiler Hilfe wird in Vorarlberg bis 2020 um geschätzte
280% steigen. Die Landesregierung unterstützt daher nun die landesweite Einführung der Nachbarschaftshilfe und Zeitvorsorge und übernimmt die Kosten der Pflegevereine für Umstellung und Werbung.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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TIME Wirtschaftsnetz (Entwurf)
Ausgangssituation - Problembeschreibung
Trotz der relativ guten Wirtschaftslage in Oberösterreich und Südbayern geraten immer mehr kleine und
mittlere Unternehmen in finanzielle Probleme oder sind bereits überschuldet. Durch den viel zu billigen
Transport, die zu hohe Besteuerung von Arbeit und die aggressive „Liberalisierung“ drängen immer
mehr Billigstprodukte aus aller Welt und Billigarbeit aus anderen EU-Ländern auf unsere Märkte, und
die Produktion wird zusehends industrialisiert bzw. ins Ausland verlagert („Globalisierung“).
Dadurch geraten vor allem mittelständische Unternehmen, Landwirte und Nahversorger immer mehr
unter Druck, müssen den Preiskampf an ihre Angestellten weitergeben, ihre Arbeit intensivieren/industrialisieren oder aufgeben. Dies bewirkt sinkende Löhne und eine steigende Anzahl armer oder armutsgefährdeter berufstätiger Menschen („Working Poor“ - in Österreich bereits über 8% der Berufstätigen).
Die Bürger sehen sich durch sinkende Reallöhne und steigende Mieten gezwungen, Billigstprodukte zu
kaufen, auf Schwarzarbeit und ausländische Anbieter umzusteigen. Damit schädigen wir die regionalen
Unternehmen also unsere Arbeitgeber, zerstören unsere wirtschaftliche Grundlage, gefährden unsere
eigenen Arbeitsplätze und mindern den Wert unserer eigenen Immobilien (indem die Region unattraktiver
wird). Wir sägen also an dem Ast, auf dem wir sitzen.
Geld hat die Tendenz, sich in Zentren und Regionen mit der höchsten Gewinnerwartung zu konzentrieren.
Vor allem ländliche Regionen leiden nicht nur unter der Abwanderung von Menschen, sondern viel mehr
noch unter der Abwanderung von Kapital. Das Abfließen von Kapital bewirkt wieder die Verlagerung von
Firmen und den Verlust von Arbeitsplätzen. Diese Abwärtsspirale ist schwer aufzuhalten.
Die Richtlinien zur Kreditvergabe von „Basel II" wurden für internationale Großbanken und Megakredite
entwickelt, gelten in Deutschland und Österreich absurderweise für regionale Banken und Kleinkredite
und erschweren die Kreditvergabe. Die Regionalbanken müssen vielen klein- und mittelständischen
Betrieben die Kredite verweigern und sie in den Bankrott treiben, auch wenn sie diese seit Jahren
kennen und deren Kreditwürdigkeit außer Frage steht (Thomas Fuchs, Förderungsverein für Primärbanken, Direktor RAIKA Mittleres Unterinntal i.R.). Der hohe Verwaltungsaufwand verursacht höhere Kosten
bei Kleinkrediten. Es werden wesentlich höhere Sicherstellungen gefordert. Von kleinen Kreditnehmern
werden höhere Zinssätze gefordert als von großen Firmen und Konzernen mit guten Bonitäten. Bei
Änderung laufender Kredite werden diese auf „Basel II“ umgestellt, wodurch die Sicherstellungen nicht
mehr ausreichen und viele Kredite zurückgefordert werden.
Wie soll das TIME Wirtschaftsnetz funktionieren
Das TIME Wirtschaftsnetz soll im September 2008 starten und die TIME Nachbarschaftshilfe und die
TIME Altersvorsorge um ein Regiogeld und einen Barter-Ring ergänzen. Dazu wird ein eigener Verein
gegründet, der später in eine Genossenschaft umgewandelt wird.
TIME soll dadurch nicht nur Privatpersonen umfassen, sondern auch Wirtschaftstreibende. Damit wird das
System für die Privatpersonen attraktiver, da sie Teile ihrer Zeitguthaben auch für die Deckung der
Lebenshaltungskosten ausgeben können. Wirtschaftsbetriebe erhalten günstige Kundengewinnung
und Kundenbindung sowie die Möglichkeit der zinsfreien gegenseitigen Kreditvergabe.
Anstatt sich noch mehr auf Export und Import auszurichten, müssen wir wieder vermehrt für die inländischen Märkte produzieren, geschlossene regionale Wirtschaftskreisläufe bilden und eine möglichst
hohe regionale Wertschöpfung anstreben. Die regionalen Betriebe und Arbeitnehmer sollten wieder die
primären Nutznießer der von ihnen geschaffenen Werte sein, und die Region eigene Wertmaßstäbe für
das gemeinsame Wirtschaften festlegen können.
Regiogeld
Ein Werkzeug, diese Ziele zu erreichen, ist sog. Regiogeld, eine Entwicklung der letzten Jahre. In
Deutschland gibt es derzeit ca. 25 solcher regional gültiger Währungen (am bekanntesten der
Chiemgauer), weitere 25 sind im Starten begriffen. In Österreich wurde 2005 in Kooperation mit der
Arbeiterkammer und dem AMS mit einer gewaltigen Fördersumme der Waldviertler eingeführt.
Regiogeld ist ein Gutschein, der von Verbrauchern mit Euro gekauft wird, und unter den Firmen der
Region zirkulieren kann. Beim Rücktausch in Euro ist er mit einer Regionalabgabe belegt, die gemeinnützigen Vereinen der Region zukommt, und wie eine Art „Regionalzoll“ geschlossene Kreisläufe bewirkt.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Die Verbraucher haben 2 Gründe teilzunehmen: Von jedem Euro, den sie umtauschen, erhält ein Verein
ihrer Wahl einen Anteil. Durch ihre Einkäufe fördern sie ihre Region: regionale Produkte, regionale
Firmen und die eigenen Arbeitsplätze. Firmen, die Produkte von außen kaufen, müssen mehr Regiogeld
in Euro rücktauschen, zahlen dadurch mehr Regionalabgabe, die wieder Vereinen zugute kommt.
Die Firmen erhalten ein günstiges, einheitliches Rabattsystem bzw. (Geschenk-)Gutscheine. Sie können
neue Kunden gewinnen und Kunden binden und sich gegenseitig stärken, indem sie ein Netzwerk
bilden. Die Umsätze der beteiligten Firmen erhöhen sich erfahrungsgemäß deutlich. Regiogeld kann
nicht aus der Region abfließen oder zu Spekulation missbraucht werden.
Barter-Ring
Bartern ist eine traditionsreiche Art des Warenaustausches. Ein Barter-Ring für Privatpersonen, kleine
und mittlere Unternehmen bietet viele Vorteile: zusätzliche Geschäfte, Auslastung freier Kapazitäten,
Erschließung neuer Märkte, Zusammenführung von Angebot und Nachfrage (auch ohne Kapital), Alternativen zu den Bankkonditionen, gegenseitige Kreditvergabe. Weltweit gibt es ca. 700 Barter-Ringe, die
ca. 30% aller internationalen Transaktionen abwickeln (ca. 600 Mrd. US$ pro Jahr) - Tendenz steigend.
Die Verrechnungseinheit des TIME Wirtschaftsnetzes ist eine Zeitwährung namens Talente. Wertbasis ist
nicht der Euro, sondern eine Stunde Sozialzeit (Nachbarschaftshilfe, Altersvorsorge). 10 Talente entsprechen immer einer Stunde und anfangs 10 Euro. Der Euro-Wert steigt jedoch regelmäßig, damit der
Wert einer Stunde nicht durch die Euro-Inflation abnimmt (Inflationsausgleich). Talente sind also eine
„Währung" im eigentlichen Sinn des Wortes: Ihr Wert währt dauerhaft. Damit sind Talente-Guthaben
besonders sicher vor Inflation und Krisen. Talente können natürlich nicht in Euro umgetauscht werden. Ihr
Wert ist durch die Wirtschaftsleistung der Mitglieder gedeckt. Der TIME Barter-Ring arbeitet vermehrt mit
Talente-Gutscheinen anstatt Barterschecks, um den Einkauf von Kunden zu vereinfachen und den
Verwaltungsaufwand zu minimieren.
Synergien aus der Kopplung der Systeme
Durch die Kombination der Systeme mit dem sozialen Netz von TIME ergeben sich neue Möglichkeiten:
z Privatpersonen in das Wirtschaftsnetz einbeziehen: Die Mitglieder der TIME Nachbarschaftshilfe
können mit ihren Stundenguthaben Regiogeld beziehen und damit einkaufen, müssen dazu aber
Mitglieder im Wirtschaftsnetz werden und die Einnahmen versteuern.
z Verbraucher in die Nachbarschaftshilfe einbeziehen: Für den Kauf von Regiogeld erhalten Kunden
keinen Rabatt sondern Gutscheine für Nachbarschaftshilfe. Dadurch steigt die Motivation, Regiogeld zu
kaufen, und es werden neue Zielgruppen (Berufstätige) in das soziale Netz von TIME einbezogen.
z Einkaufen in die TIME Altersvorsorge für Firmeninhaber oder Angestellte, die damit RegiogeldÜberschüsse ansparen können ohne selbst in der Altenbetreuung mitarbeiten zu müssen. Die Gebietskörperschaften erhalten weitere Euro-Einnahmen, die sie abzüglich der Rücklagen investieren können.
z Mit anderen Worten: Die Unternehmen im Wirtschaftsnetz belohnen die Mitgliedern der Nachbarschaftshilfe für ihr soziales Engagement (als Ausdruck der sozialen Verantwortung der Unternehmen).
Im Gegenzug erbringen die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe Leistungen für die Unternehmen, indem
sie ihnen und deren Kunden Hilfe gewähren und an ihrer Statt in der Altersvorsorge tätig sind.
z Aufbau eines Regionalfonds aus dem sich die Unternehmen gegenseitig zinsfreie Mischkredite
vergeben können (in Talenten und Euro). Dieser entsteht aus den Eigenrücklagen der Unternehmen
des Wirtschaftsnetzes beim Rücktausch von Regiogeld in Talente sowie aus freiwilligen unverzinsten
Einlagen von Unternehmen oder Privatpersonen (fördernde Mitglieder).
z Kooperation mit einer regionalen Bank: Für die Verwaltung des Regionalfonds und die Vergabe
zinsfreier Euro-Kredite erforderlich.
Ziele des TIME Wirtschaftsnetzes
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Ein gemeinsames Regiogeld im oberösterr.-bayrischen Grenzraum einführen.
Einen Barter-Ring für Privatpersonen und KMU im oberösterr.-bayrischen Grenzraum einführen.
Wertschöpfung in der Region halten (Geldabfluß verhindern).
Regionale Wirtschaftskreisläufe und Kooperationen aufbauen.
Konzerne, Discounter, Supermarktketten und Importwaren zurückdrängen.
Klein- und mittelständische Unternehmen der Region stärken.
Nicht-spekulatives Eigenkapital in der Region schaffen.
Zinsfreie Kredite an regionale Firmen, Bauern und Familien ermöglichen.
Kapital für dringend benötigte oder nachhaltige Investitionen bereitstellen.
Die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Region fördern.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Für Qualität, Nachhaltigkeit und Sicherheit in der Region
z Nahversorger, Landwirte und die Grundversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln erhalten.
z Biologische Landwirtschaft und alternativen Energiequellen fördern.
z Regionale Qualitätsprodukte und arbeitsintensive Wirtschaftsweisen fördern.
z Nachhaltige Produkte und umweltfreundliche Produktionsweisen fördern.
z Transportwege, Energie- und Ressourcenverbrauch minimieren.
Für die Menschen der Region
z Verstärkte Identifikation mit der Region schaffen.
z Persönliche Wirtschaftsbeziehungen schaffen (Ab-Hof-Verkauf etc.).
z Arbeitslosen, Hausfrauen und Pensionisten alternative Arbeitsmodelle anbieten.
z Wenig intensive Neben- und Teilzeitarbeit ermöglichen (v.a. für Mütter).
z Den Leistungs- und Wachstumswahn durchbrechen.
z Langfristig einen Ausgleich zwischen Arm und Reich in der Region herstellen.
z Alternative Privatschulen mit neuen Zielsetzungen fördern.
Für die Kommunen und sozialen Hilfsorganisationen der Region
z Handlungsspielraum der Kommunen und Hilfsorganisationen erhöhen.
z Gemeinden und Hilfsorganisationen mit zusätzlichem Kapital versorgen.
z Kommunale Einrichtungen erhalten (Bäder, Bibliotheken etc.)
z Beispiel Hallenbad: Die Gemeinde gründet einen Verein und überlässt ihm die langfristigen Rechte.
Dieser tritt dem Wirtschaftsnetz bei, erhält einen Zeitkredit (500.000 Talente) und einen zinsfreien EuroKredit (Regionalfonds/Gemeinde). Damit wird das Bad von Firmen des Netzwerks renoviert. Im Gegenzug akzeptiert das Bad die Bezahlung in Talenten und zahlt die zinsfreien Kredite über Jahrzehnte
zurück. Damit haben alle gewonnen: Das Bad wurde für die Menschen der Region erhalten und die
regionale Wirtschaft gefördert - der Kreislauf langfristig geschlossen. In Deutschland wird politisch
daran gearbeitet, daß Gemeinden solchen Systemen direkt beitreten dürfen (bisher ein Pilotprojekt).
Vorbilder und Kooperationspartner
Der Chiemgauer geht auf eine Initiative der Waldorfschule Prien 2003 zurück und ist heute im ganzen
Landkreis Rosenheim und durch Kooperation mit „Region Aktiv" in Teilen des Landkreises Altötting gültig.
2006 waren über 1.000 Verbraucher beteiligt, die ca. 550.000 € in Chiemgauer umtauschten. Da Chiemgauer auch zirkulieren können, erzielten die 500 beteiligten Firmen Umsätze von ca. 1,2 Mio. Chiemgauer
(Euro). Die 90 gemeinnützigen Verein erhielten Zuschüsse von 17.000 € (Regionalbeitrag). Da TIME auch
in Altötting tätig wird, wird eine Kooperation (Akzeptanz der Gutscheine) angestrebt.
In einem Ort Australiens wurden durch ein Regionalgeld nach 8 Jahren alle Supermärkte und Discounter
von den lokalen Händlern verdrängt, da ihre Umsätze zu stark gesunken waren - es geht auch umgekehrt!
Die WIR-Wirtschaftsring Genossenschaft in der Schweiz existiert seit 1934 und hat ca. 70.000 Mitglieder (23% der KMU der Schweiz). Die Bilanzsumme belief sich 2005 auf 3 Mrd. CHF. WIR hat eine Banklizenz und den internationalen Währungscode CHW. Nun werden auch Privatkunden aufgenommen.
In Belgien gibt es seit 10 Jahren RES €URO - Das andere Geld, einen Barter-Ring für lokale Händler mit
Banklizenz. Heute sind ca. 5.000 Händler und 85.000 Verbraucher beteiligt (Jahresumsatz 30 Mio. €).
RES ist zinsfreies elektronisches Geld mit einem Bonussystem für Verbraucher, das nun auch in Form
von Gutscheinen ausgegeben werden soll (Walther Smets).
Die Anhalt Dessau AG kombiniert einen Barter-Ring mit einem Regiogeld (DeMark), einer CityCard und
einem Tauschring. Sie wurde 2004 von 50 Aktionären gegründet und wurde aus der Gemeinschaftsinitiative Equal des EU Sozialfond finanziert. Sie hat bisher 100 Arbeitsplätze geschaffen.
Der Sterntaler ist das Regiogeld von STAR e.V., einem Verein für organisierte Nachbarschaftshilfe mit
Sitz in Ainring im Berchtesgadener Land. 2006 nahmen 700 Verbraucher und 175 Unternehmen teil
(Edeka, Rewe-Nahkauf, Apotheker etc.). Mehrere Betriebe bezahlen bereits ihre Löhne in Sterntalern aus.
Die Unternehmen werden im Schnitt zu ca. 30% von regionalen Betrieben beliefert. Bereits im ersten Jahr
haben 75 Firmen insgesamt ca. 100.000 Sterntaler eingenommen und ca. 300 Neukunden gewonnen.
Der Talente-Tauschkreis Vorarlberg, Kooperationspartner von TIME, gibt seit 2006 den Vorarlberger
Nachhaltigkeitsgutschein im Wert von 10 € (115 Talenten) mit 8 verschiedenen Motiven heraus. Der
Tauschkreis existiert seit 1998 und hat 1.500 Mitglieder, davon ca. 15% Firmen und Vereine sowie 5
Gemeinden. Der Umsatz bisher beläuft sich auf ca. 123.000 h Leistungen (50.000 Transaktionen bzw. 1
Mio. €). Es wird eine wechselseitige Akzeptanz der Talente-Guthaben und Gutscheine erfolgen.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Vernetzung der Module
Warum keine Nachbarschaftshilfe ohne Altersvorsorge?
In der Nachbarschaftshilfe muss jeder in gewissem Rahmen Gegenleistung erbringen. Pflegebedürftige
und Behinderte können dies nicht. Wenn sie genug Geld haben, können sie aber Hilfe in Euro kaufen.
Auch Berufstätige haben meist wenig Zeit, aber Geld, für Hilfe zu bezahlen. Diese Menschen wollen also
Hilfsleistungen kaufen, was die TIME Altersvorsorge möglich macht.
In der Nachbarschaftshilfe gibt es Menschen, die mehr Hilfe leisten als beanspruchen und daher größere
Zeitguthaben aufbauen. Mit der Zeit entsteht aber das Bedürfnis, langfristige und abgesicherte Zeitguthaben anzusparen. Die Nachbarschaftshilfe ist zum Ansparen großer Zeitguthaben als Altersvorsorge ungeeignet, da man keine Sicherheit hat, diese in 30 Jahren bei den Nachbarn einlösen zu können.
Warum keine Nachbarschaftshilfe ohne Wirtschaftsnetz?
Die primären Zielgruppen der Nachbarschaftshilfe sind Menschen mit viel Zeit, aber wenig Geld (Pensionisten, Hausfrauen, Arbeitslose, Jugendliche). Diese haben ein starkes Interesse daran, ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Die Mitglieder müssen die Möglichkeit haben, Bartergeschäfte mit Firmen
betreiben zu können, also Tätigkeiten mit Talenten abzurechnen und mit ihren „Talenten" auch Produkte
des täglichen Bedarfs kaufen zu können. Dazu benötigt es ein Wirtschaftsnetzwerk mit möglichst breitem
und professionellem Angebot - vom Bäcker bis zum Installateur.
Im Talente-Tauschkreis Vorarlberg werden ca. 50% aller Talente-Ausgaben bei Firmen getätigt. Auch
Jugendliche haben ein besonderes Interesse, mit ihren Stunden „coole“ Dinge kaufen zu können, die
gerade angesagt sind. In Vorarlberg ist dieses Wirtschaftsnetzwerk bereits vorhanden, bei uns muß es
mittelfristig entwickelt bzw. von Anfang an ins Konzept einbezogen werden.
Warum keine Altersvorsorge ohne Nachbarschaftshilfe und Wirtschaftsnetz?
Wie Erfahrungen in Japan gezeigt haben, entsteht bei reinen Zeitvorsorgemodellen eine Bedarfs- bzw.
Zeitlücke (Time Lag). Bei Mitglieder, die nach ein paar Jahren mehrere Tausend Stunden angespart
haben, sinkt die Motivation, weitere Stunden zu leisten, da sie diese Guthaben ja erst in 30-40 Jahren
ausgeben können. Was können sie mit den Guthaben bis zur Pension machen?
Es muß daher mittelfristig ein Netzwerk aufgebaut werden, damit die Helfer in der Altersvorsorge die
angesparten Stunden auch zwischenzeitlich ausgeben können, entweder für Hilfeleistungen in der
Nachbarschaft oder durch Einkäufe im Wirtschaftsnetz. Um diese Probleme zu lösen, versucht nun auch
Japan zusätzlich zum Alterspflegesystem ein wirtschaftliches Netzwerk aufzubauen.
Unter dem selben Problem leiden auch die deutschen Seniorengenossenschaften. Doch anstatt dies
erkannt zu haben, haben viele ihr System auf eine reine Euro-Abrechnung umgestellt (so auch der Vorreiter Riedlingen), in dem Trugschluß Zeitguthaben seien ungeeignet zur Altersvorsorge.
Ein weiterer Grund, die regionale Wirtschaft und vor allem die Nahversorger zu stärken, ist, daß nach
Erfahrungen in Vorarlberg eine funktionierende Nahversorgung eine Voraussetzung für „Betreutes
Wohnen“ zu Hause ist. Die mobile Haushilfe und -pflege soll die Selbständigkeit zu Hause bis ins hohe
Alter ermöglichen. Die Senioren müssen also aktiv sein und in ihrem Ort noch selbst einkaufen können.
Warum kein Wirtschaftsnetz ohne Nachbarschaftshilfe?
Wie Erfahrungen aus der Schweiz gezeigt haben (WIR-Ring), ist es nicht ausreichend, wenn nur
Unternehmen teilnehmen. Trotz der ca. 70.000 Mitglieder (23% der KMU der Schweiz), entstehen keine
geschlossenen Kreisläufe - es fehlen die Verbraucher, die wie in der Geldwirtschaft Vermögen ansparen,
und die Unternehmen dadurch Kredite aufnehmen können. Dieses Sparen mussten im WIR-Ring zwangsweise auch Unternehmen übernehmen. Bei diesen sank die Bereitschaft, Geschäfte über den Barter-Ring
abzuwickeln. WIR-Guthaben wurden in Zeitungen angeboten und durch Scheingeschäfte mit bis zu 30%
Verlust verkauft. Daher werden im WIR-Ring nun auch Privatkunden aufgenommen.
RES €URO in Belgien hat dies von Anfang an vermieden und beteiligt neben 5.000 lokale Händlern über
85.000 Verbraucher. Seit ein paar Jahren gibt es auch ein Bonussystem für Verbraucher, mit dem bisher
1,8 Mio. € an Rabatten gewährt wurde (von ca. 30% der Händler genutzt).
Durch Kopplung des sozialen Netzes von TIME mit dem Wirtschaftsnetz können in kurzer Zeit zahllose
Verbraucher als neue und treue Kunden gewonnen werden - ohne daß große Rabatte gewährt oder
aufwändige Werbung betrieben werden müßte.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Warum kein Wirtschaftsnetz ohne Altersvorsorge?
Aus dem oberhalb beschriebenen Problem ergibt sich auch, daß die Sparbereitschaft von kleinen und
mittleren Unternehmen erhöht werden muß. Den Firmeninhabern muß die Möglichkeit geboten werden,
für sich oder ihre Mitarbeiter abgesicherte Guthaben als Altersvorsorge anzusparen, sich also mit
überschüssigem Regiogeld in die TIME Altersvorsorge einkaufen zu können.
Startphase der Altersvorsorge
Die Teilnahme an der Altersvorsorge ist mit wesentlich größeren Hemmschwellen verbunden als die
Teilnahme an der Nachbarschaftshilfe (geringfügige Anstellung, Arbeit mit behinderten oder pflegebedürftigen Menschen). Daher wird es in der Startphase der TIME Altersvorsorge (bis diese in breiteren
Kreisen anerkannt ist) schwierig werden, Mitglieder zu gewinnen.
Die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe lernen jedoch den Umgang mit Zeitsparmodellen, bauen soziale
Kontakte auf und Hemmnisse ab. Mit der Zeit entsteht das Bedürfnis, abgesicherte Stundenguthaben
anzusparen, und die Bereitschaft, regelmäßige und verläßliche Leistungen für andere zu erbringen.
Nachbarn, denen man seit langem geholfen hat, werden älter und bedürftiger, und wollen oder können
irgendwann keine Gegenleistungen mehr erbringen, sondern Hilfe kaufen. Die eingespielten und befreundeten Hilfspartner werden diese Hilfe über die Altersvorsorge weiter betreiben wollen. Daher ist der
Aufbau der Nachbarschaftshilfe als Vorarbeit zum Aufbau der Altersvorsorge zu sehen.
Kooperation mit bestehenden Tauschringen
Auch im oberösterr.-bayrischen Grenzraum gibt es mehrere Tauschringe (Oberösterreich: Tauschkreis
Innviertel, Rieder Tausch-Ring, Bayern: Tauschring Mühldorf am Inn, Tauschring Passau, Inn-SalzachTauschring Burghausen, Deggendorf etc.). In diesen Systemen praktizieren hunderte Menschen seit
Jahren Nachbarschaftshilfe und Bartern mit Zeitguthaben in kleinem Maßstab (meist unter 100 Mitglieder).
Es wäre ein Gewinn für TIME diese Tauschringe als Kooperationspartner zu gewinnen, da hier bereits viel
Öffentlichkeitsarbeit geleistet und soziale Kontakte aufgebaut wurden.
Viele Tauschringe haben aufgrund des zu kleinen Angebots bzw. Größe das Problem, daß sich bei vielen
Mitgliedern große Zeitguthaben und bei anderen große -schulden aufgebaut haben. Daher sind die
einen nicht mehr bereit, weitere Leistungen einzubringen (Guthaben anzusparen). Die anderen wagen
nicht mehr, weitere Leistungen zu konsumieren (Schulden zu machen). Die Folge ist, daß die Anzahl der
Tauschleistungen und Mitglieder stark abnimmt, und der Tauschring aufgibt. Ferner ist bei vielen Systemen der Verwaltungsaufwand mit den Buchungsbelegen viel zu hoch (je kleiner der Kreis, umso größer
der Aufwand pro Person). Viele Initiatoren sind überfordert oder erschöpft. Aus diesen Gründen hat sich in
Deutschland die Anzahl der Tauschringe in den letzten 5 Jahren um rund 1/3 verringert.
TIME kann neue Impulse für Tauschringe bringen. Durch Kooperation mit den entstehenden Regionalgruppen der TIME Nachbarschaftshilfe erweitert sich der Kreis der Mitglieder und das Angebot der Hilfsleistungen. Durch die Beteiligung von großen Hilfsorganisationen (z.B. Rotes Kreuz) und der Unterstützung auf politischer Ebene erhält das System eine starke Aufwertung, wird beworben und erhält
voraussichtlich einen starken Zulauf, der vor allem kleinere Tauschringe beleben kann.
Tauschringe haben meist keine langfristigen Sparkonten und daher Probleme mit der Sparbereitschaft
ihrer Mitglieder. Die Teilnahme an der TIME Altersvorsorge ermöglicht ihnen, abgesicherte Stundenguthaben anzusparen. Ferner dürfen sie für jede Stunde, die sie in der Altersvorsorge leisten auch
eine Stunde ihrer bestehenden Zeitguthaben für die künftige Bezahlung von Haushilfe und -pflege bei
den teilnehmenden Hilfsorganisationen nutzen (siehe Kopplung unterhalb).
TIME strebt eine lockere Kooperation mit bestehenden Tauschringen an. Eine der folgenden
Voraussetzungen muß dafür erfüllt sein (neue Regeln vom Talente-Tauschkreis Vorarlberg):
z Das System muß auf der freien Software Cyclos basieren (Strohalm Foundation Holland) oder
z Das System muß eine Schnittstelle zu Cyclos haben (vollautomatischer Datenaustausch) oder
z Der Tauschring selbst muß alle Daten (gemeinsame Marktzeitung) sowie alle Buchungen (Ein- und
Ausgänge zu ihrem System) selbst im Internet in Cyclos eingeben und warten.
TIME bietet den Tauschringen der Region aber auch die Möglichkeit an, ihr Abrechnungs- und Verwaltungssystem umzustellen, die Stundengutscheine zu übernehmen und damit den eigenen Verwaltungsaufwand zu reduzieren, die Buchungen zwischen den anderen Gruppen deutlich zu vereinfachen
und das gemeinsame Leistungsverzeichnis zu nutzen (Cyclos). Die Tauschringe treten dann entweder
als Regionalgruppe dem TIME Verein bei oder bleiben eigenständige Vereine, die als juristische Personen
TIME beitreten und einen Mitgliedsbeitrag an TIME bezahlen müssen.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Vorarlberger Modell - Kooperation und Unterschiede
Der Talente-Tauschkreis Vorarlberg und TIME sind Kooperationspartner, wobei TIME auf den vieljährigen
Erfahrungen des Talente-Tauschkreis Vorarlberg aufbauen durfte. Beide Systeme laufen unter der freien
Software Cyclos 3.0 der Strohalm Foundation Holland und sind vollständig kompatibel. Es gibt jedoch
gewisse Einschränkungen beim Clearing (die Außenhandelsbilanz beider Systeme darf max. 10% des
Umsatzes betragen, und die Spielregeln der getrennten Module von TIME müssen eingehalten werden).
Die Situation in Vorarlberg und Oberösterreich/Bayern ist jedoch stark unterschiedlich. In Vorarlberg
wurde mobile Haushilfe und -pflege schon vor vielen Jahren auf Gemeindeebene aufgebaut. Pro Gemeinde gibt es 1-2 Mobile Hilfsdienste sowie Hauskrankenpflege-Vereine. Diese erledigen ihre Arbeit
entweder nur mit Laien oder nur mit professionellen Pflegern. In Oberösterreich und Bayern wird mobile
Haushilfe und -pflege vorwiegend von großen Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, Volkshilfe, Caritas,
Hilfswerk etc.) abgewickelt, die viele Tätigkeiten mit ehrenamtlichen Mitarbeitern abdecken.
Die Einführung des Systems muß bei uns also auf Bezirksebene (Sozialhilfeverband) anstatt auf
Gemeindeebene erfolgen. Bei uns muß ferner eine klare Trennung zwischen Ehrenamt und auf Zeitbasis abgerechneten Diensten gefunden werden, damit Ungerechtigkeiten, Unzufriedenheit oder Konflikte
vermieden und das Ehrenamt nicht entwertet wird.
Ferner ist der Talente-Tauschkreis Vorarlberg über viele Jahre gewachsen. Er wurde 1998 als organisierte Nachbarschaftshilfe gestartet, dann traten Firmen, Vereine und Gemeinden bei, und 2006 eine Zeitvorsorge nach japanischem Vorbild eingeführt. Dadurch sind die Säulen nicht voneinander getrennt. Es
gibt also kaum Steuerungsmöglichkeiten. Die in der Nachbarschaftshilfe geleisteten Stunden können zu
100% bei Firmen ausgegeben werden, und die mobilen Dienste zu 100% mit Stunden der Nachbarschaftshilfe oder der Wirtschaftsleistung der Firmen bezahlt werden.
Dies hat folgende Nachteile: Es strömen ständig Talente von den Verbrauchern zu den Firmen (50% der
Talente-Ausgaben erfolgen bei Firmen), aber kaum zurück. Wenn sich die Verbraucher ihre Löhne nicht in
Talenten ausbezahlen lassen, entsteht langfristig kein geschlossener Kreislauf und Ungleichgewichte
(Mangel an Talenten bei den Verbrauchern, Überschuß an Talenten bei den Firmen).
Ferner besteht das Problem, daß für die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe keine echte Motivation oder
kein Zwang besteht, bei der Zeitvorsorge mitzuarbeiten, da sie die mobilen Dienste ohnedies zu 100%
mit Stunden der Nachbarschaftshilfe bezahlen können.
TIME setzt hingegen auf eine klare Dreigliederung in getrennte Module mit getrennten Konten. Dies
bewirkt die Trennung zwischen gemeinnützigen (steuerfreien) und gewinnorientierten (steuerpflichtigen)
Leistungen. Die Hilfsleistungen der Nachbarschaftshilfe werden nur zum Ausgleich von Geben und
Nehmen erfaßt ohne Rechtsanspruch auf Gegenleistung (dies könnte auch über Strichlisten auf Bierdeckeln erfolgen). Für die Leistungen in der Altersvorsorge erwirbt man jedoch einen Anspruch auf
Haushilfe/-pflege, im Wirtschaftsnetz auf Dienstleistungen oder Waren (diese sind als Einkommen zu
betrachten und zu versteuern).
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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Kopplung und Steuerung der Module
Generell wird der Austausch zwischen den einzelnen Modulen auf 50% der jeweiligen Stunden beschränkt. Das Steuerungsgremium kann diese Faktoren bei Bedarf korrigieren, um Ungleichgewichte zu
kompensieren.
Nachbarschaftshilfe - Altersvorsorge
Bei Mitgliedern, die im Laufe der Jahre größere Stundenguthaben in der Altersvorsorge angespart haben,
entsteht teilweise das Bedürfnis, sich selbst direkte Hilfe aus der Nachbarschaft zu holen (weil sie die
Menschen besser kennen oder niemanden finden, der die Hilfe über die Altersvorsorge anbietet). Es muß
also die Möglichkeit geben, die Stunden der Altersvorsorge in der Nachbarschaftshilfe zu verwenden.
Da sich mittelfristig in der Altersvorsorge viel größere Stundenguthaben sammeln als in der Nachbarschaftshilfe, dürfen diese Stunden nicht uneingeschränkt in die Nachbarschaftshilfe drängen und diese mit
Stunden überfluten und kollabieren lassen. Daher dürfen nur max. 50% der Stunden der Altersvorsorge
im Form von Zeitscheinen behoben oder für Gutschriften mit Zeitschecks genutzt werden.
Wenn der Hilfsbedürftige wünscht, mehr Stunden in der Nachbarschaftshilfe auszugeben, wäre dies für
alle Beteiligten von Nutzen (vor allem für die Kommunen, die Euro-Rücklagen gewinnen würden). Daher
kann das Steuerungsgremium entscheiden, ob in Einzelfällen größere Stundenanteile verwendet werden
dürfen (wenn kein Stundenüberschuß in der Nachbarschaftshilfe herrscht).
Da Stunden von der Altersvorsorge in die Nachbarschaftshilfe strömen, müssen auch Stunden zurückfließen können, um einen Ausgleich herzustellen. Das bedeutet, daß Mitglieder der Altersvorsorge Haushilfe und -pflege mit bis zu 50% mit Stunden der Nachbarschaftshilfe bezahlen dürfen. Wobei dies
natürlich nur dann möglich ist, wenn der Helfer auch in Stunden bezahlt wird.
Mit anderen Worten: Die Gebietskörperschaften und Hilfsorganisationen „kaufen“ den Menschen ihre in
der Nachbarschaft geleisteten Stunden ab, damit umgekehrt die Mitarbeiter der Altersvorsorge Nachbarschaftshilfe erhalten, und sie die nicht mehr benötigten Euro-Rücklagen investieren können.
Weitere positive Effekte
Wer Haushilfe und -pflege mit Zeit bezahlen will, muß sich wenigstens geringfügig an der Altersvorsorge
beteiligen. Für jede Stunde, die er in der Altersvorsorge anspart, kann er auch eine Stunde der Nachbarschaftshilfe geltend machen. Das wertet die Stunden der Nachbarschaftshilfe auf und erhöht die
Sparbereitschaft auf den ungesicherten Konten. Dies ist wünschenswert, da erst das Sparen vieler
Mitglieder hohe Zeitkredite anderer - also die Überziehung der Zeitkonten in Notsituationen - ermöglicht.
Dies schafft auch Anreize für bestehende Tauschringe, sich als Kooperationspartner an TIME zu beteiligen und deren Altersvorsorge zu nutzen. Die Mitglieder dürfen dann ihre Zeitguthaben auch in der Altersvorsorge nutzen. Tauschringe haben meist keine langfristigen Sparkonten und daher Probleme mit der
Sparbereitschaft ihrer Mitglieder (siehe dazu auch voriges Kapitel).
Empfehlungen
In den ersten Jahren werden keine Korrekturen an diesen Faktoren nötig sein. Die häufige Bezahlung von
Haushilfe und -pflege mit Stunden der Nachbarschaftshilfe stellt kein Problem dar, da die Summe der
abzusichernden Stunden und der Euro-Rücklagen davon unberührt bleiben, und die Stunden nur „weitergereicht“ werden. Man sollte nur eingreifen, wenn ein deutlicher Stundenmangel bzw. -überschuss in der
Nachbarschaftshilfe herrscht.
Nachbarschaftshilfe - Wirtschaftsnetz
Wird ergänzt.
Altersvorsorge - Wirtschaftsnetz
Wird ergänzt.
TIME - Social Barter (Konzeptentwurf 30.03.07)
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