SALOME

Transcrição

SALOME
SALOME
Oper in einem Akt von Richard Strauss
SALOME
Oper in einem Akt von Richard Strauss
Premiere
22. März 2014
SALOME
Oper in einem Akt von Richard Strauss
Herodes
Salome
Jochanaan
Herodias
Narraboth
Page
Erster Jude
Zweiter Jude
Dritter Jude
Vierter Jude
Fünfter Jude
Erster Nazarener
Zweiter Nazarener
Erster Soldat
Zweiter Soldat
Cappadozier
Ein Sklave
Hubert Delamboye
Susanna Pütters
Michael Mrosek
Monica Mascus
Juraj Hollý
Haruna Yamazaki
Dirk Eicher
Junho Lee
Tobias Rathgeber
Sebastian Haake
Jongmin Lim
Christoph Plessers
Ji-Soo Kim
Christiaan Snyman
Evgeny Sevastyanov
Marco Kilian
Michael Hamlett
Staatsorchester Rheinische Philharmonie
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Video
Kostüme
Dramaturgie
Enrico Delamboye
Markus Dietze
Bodo Demelius
Georg Lendorff
Claudia Caséra
Christiane Schiemann
Musikalische Einstudierung
Karsten Huschke
Joseph Bousso
Leslie Suganandarajah
Kristina Ruge
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Choreografische Mitarbeit
Regieassistenz
und Abendspielleitung
Inspizienz
Vorstellungsdirigate
Steffen Fuchs
Inga Schulte
Sandra Folz
Enrico Delamboye
Joseph Bousso
Technische Direktion Achim Groffot • Assistenz Olga Engelmann
Produktions- und Werkstattleitung Johannes Kessler • Bühnenmeister Reinhold Haupt, Erwin Manns • Beleuchtungsmeister Peter
Wilhelm Becker, Horst Krämer • Leiter der Tonabteilung Michael
Werner • Leiter der Kostümabteilung Claus Doubeck • Kostümassistenz Annemie Clevenbergh, Wladimir Trok • Gewandmeister Damen
Maik Stüven • Gewandmeisterinnen Herren Anke Bumiller, Margarete
Slabon • Chefmaskenbildnerin Manuela Adebahr • Abendmaske
Maren Becker, Christine Hege, Elisabeth Klameth, Kristin Kühne, Sylvia
Mohr, Eva Vojtech • Ankleider/innen Güvenc Armitli, Rita Busch, Cornelia
Schumann • Requisite Liana Brodt, Alexandra Klöckner, Lisa-Maria Sanner,
Heike Schmalbach, Elke Wyeisk-Rings • Dramaturgiehospitanz Gerhard
Herfeldt
Dauer der Vorstellung: circa 1 Stunde und 40 Minuten, keine Pause
Uraufführung am 9. Dezember 1905 in Dresden
Premiere am 22. März 2014
Aufführungsrechte: Verlag Fürstner, Mainz
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. Bitte stellen Sie Ihr Mobiltelefon vollständig aus.
Wir bedanken uns beim Freundeskreis Theater Koblenz e.V. für die großzügige
Unterstützung dieser Inszenierung.
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Salome
Synopsis
Ein Fest bei Herodes.
Narraboth ist verliebt in Salome. Er steht mit dem Pagen der Herodias draußen und schwärmt. Der Page warnt ihn vor dieser Verliebtheit und vor Salome; er ahnt Unheil.
Salome verlässt das Fest. Die Blicke des Herodes und das Verhalten der restlichen Gesellschaft haben sie nach draußen getrieben.
Aus einem unterirdischen Gefängnis tönt die Stimme des Propheten Jochanaan. Salome will den Gefangenen sehen. Dem Verbot des Herodes zum Trotz
gibt Narraboth ihrem Drängen und Schmeicheln nach, er lässt Jochanaan
hinaufholen. Salome ist fasziniert von dem Gefangenen, beobachtet ihn und
beginnt, ihn zu begehren. Jochanaan weist sie zurück und wird heftiger gegen
sie, als er erfährt, dass sie die Tochter der Herodias, der Frau des Herodes ist.
Er beschuldigt Herodias der Unzucht – sie war vormals mit dem Bruder des
Herodes verheiratet. Salomes Begehren wird stärker, sie bedrängt Jochanaan. Gekränkt durch Salomes Leidenschaft für den Gefangenen stürzt Narraboth sich in seine Klinge. Jochanaan verflucht Salome und lässt sich wieder
in sein Gefängnis hinabführen.
Herodes kommt mit seinem Gefolge, er sucht nach Salome.
Unter Juden und Nazarenern brechen Diskussionen über die Prophezeiungen
Jochanaans aus. Herodias will den Propheten tot sehen. Herodes jedoch will
den seltsamen Gefangenen nicht hinrichten lassen – er hält ihn für einen
„Mann Gottes“.
Herodes versucht, sich Salome zu nähern. Zunächst entzieht sie sich. Dann
aber schwört Herodes vor allen Anwesenden, Salome jede Bitte zu erfüllen,
wenn sie für ihn tanze. Salome geht darauf ein und tanzt. Anschließend fordert sie, man solle ihr den Kopf des Jochanaan in einer Silberschüssel bringen. Alle Versuche des Herodes, Salome von der Forderung abzubringen,
scheitern, und widerstrebend hält er seinen Eid. Salome, vollkommen entrückt, nimmt den abgetrennten Kopf entgegen. Herodes gibt den Befehl, sie
zu töten.
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Künstlich muss es sein!
Denkmuster des französischen Ästhetizismus
Eine ganze Reihe von Dramen des französischen „Fin de Siècle“ wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts vertont. Das heute berühmteste ist wohl Maurice
Maeterlincks „Pelléas et Melisande“ aus dem Jahr 1889, das Claude Debussy
auskomponierte – die gleichnamige Oper wurde 1902 in Paris uraufgeführt.
Ebenfalls von Maeterlink stammt „Ariane und Blaubart“, das von vornherein
für eine mögliche Vertonung geschrieben wurde – Paul Dukas’ Oper wurde
1907 dem Publikum vorgestellt. In der gleichen Ästhetik hat Oscar Wilde seinen Einakter „Salome“ geschrieben, den Richard Strauss in Musik setzte.
Dieses Werk wurde 1905 von der Dresdner Hofoper herausgebracht.
Salome ist ein biblischer Stoff: Die synoptischen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas berichten vom Tod Johannes des Täufers, der aufgrund eines
Tanzes und der Intrige der Fürstin Herodias enthauptet wurde. Dass die Tänzerin „Salome“ heißt, wird dort nicht berichtet. Der Name taucht aber in den
Berichten des Chronisten Flavius Josephus auf und wird traditionell dieser
Tochter der Heodias zugeordnet.
Wie kommt ein irischer Dichter zu diesem Stoff – und gar noch dazu, ihn nicht
in seiner Muttersprache, sondern in französischer Sprache zu bearbeiten?
Ein Rückgriff ist nötig, weg von der Literatur hin zur bildenden Kunst.
Der französische Maler Gustave Moreau hatte eine Vorliebe für biblische Motive, orientalisches Flair und die alten griechischen Meister. 1871 und 1876
malte er je ein Salome-Bild: das ältere mit einer Salome, die außer schmalen
Tüchern nur Schmuck und Körperbemalung trägt, im Hintergrund Herodes
als Patriarchen. Das jüngere Bild zeigt eine ähnliche Szene, nun aber in einer hohen Halle; die Figuren wirken winzig, die in Gewänder gehüllte Salome
kraftvoller und gebieterischer als der Patriarch, der auf seinem Stuhl geradezu verschwindet unter den Wölbungen der Hallendecke. Verschleierte und unverschleierte Damen sind anwesend, Salome steht im Vordergrund auf einem
mit Blumen belegten roten Teppich, eine weiße Blüte vor ihrem Gesicht.
Dieses Bild machte auf den Autor Joris-Karl Huysmans – ebenfalls ein Franzose – einen solchen Eindruck, dass er ihm ein vollständiges Kapitel seines
Romanes „Gegen den Strich“ widmete. Dort beschrieb er das Bild durch die
Augen seiner Hauptfigur, die besonders die Stimmung der Szene und die
prachtvolle Inszenierung des Augenblickes würdigt.
Huysmans‘ Roman aus dem Jahr 1884 ist ein Schlüsselwerk des französischen Ästhetizismus. Die Kernthesen dieser Stilrichtung besagen: „L’art
pour l’art!“ – Kunst müsse nur sich selbst genügen und keinem Zweck folgen.
Kunst, Künstlichkeit, damit auch die Inszenierung des Daseins entsprängen
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Aber weder Matthäus, noch Markus, noch Lukas
verbreiten sich über den berauschenden Zauber,
über die moralische Versunkenheit der Tänzerin.
Sie bleibt verwischt, geheimnisvoll und verloren
in dem fernen Nebel der Jahrhunderte, unfaßbar
für die realen, alltäglichen Geister, nur den erschütterten und geschärften Gehirnen zugängig,
die durch Nervenkrankheit hellsehend waren;
(…) In dem Werk von Gustav Moreau, in seinem
Entwurfe frei von aller Tradition, sah Herzog Jean
endlich diese übermenschliche und seltsame Salome verkörpert. Sie war nicht allein die Tänzerin, die durch wollüstige Windungen ihrer Hüften
einem geschwächten Greise den Schrei frivoler
Begier entlockt, indem sie sich den Willen eines
Königs durch die Bewegungen ihres Leibes und
das Zittern ihrer Schenkel unterwirft; sie wurde sozusagen die sinnbildliche Gottheit unzerstörbarer Wollust, die Göttin der unsterblichen
Hysterie; jenes einfache Sinnentier, ungeheuer,
gefühllos, unempfindlich, die alles, was sich ihr
nähert, sie berührt und sie sieht, vergiftet.
dem menschlichen Geist, der durch seine Schaffenskraft die „rohe“ Natur
aussteche.
Oscar Wilde kannte diesen Roman und ließ sich von ihm beeinflussen, sowohl
in seiner Haltung als auch in seiner Sprache. Symbolhaftigkeit und Sinneseindrücke sind tragende Elemente seiner Texte. In der „Salome“ werden dem
Mond immer neue Bedeutungen zugewiesen, je nachdem, welche Figur ihn
anschaut und beschreibt. (Die deutsche Übersetzung erhält so gut es eben
geht, dass der Mond im Französischen nicht wie im Deutschen männlich, sondern weiblich ist – „la lune“.) Überhaupt: Es wird geschaut oder bewusst nicht
geschaut. Ebenso wie der Mond wird auch Salome angeschaut. Und obwohl
sie sich den Blicken meist widersetzen will, schaut sie selbst Jochanaan unablässig an – der das seinerseits nicht dulden will.
Farben spielen eine große Rolle, Gegenstände und wie sie arrangiert werden. Salomes Beschreibung von Jochanaans Körper bordet über vor Metaphern und Bildern, die nicht nur den Sehsinn ansprechen, sondern gleichermaßen Tastsinn, Gehör, Geruchssinn und Geschmackssinn. Pracht und der
Überdruss daran bilden Gegensätze, weiterhin auch Stillstand und Bewegung
sowie Ruhe und Nervosität: Entweder geben die Figuren sich ihren Betrachtungen und Empfindungen hin – oder sie agieren wie im Fieber.
Herodes hat seine Welt gestaltet und ist nun der Dekadenz verfallen und nervös in seinem Überdruss geworden. Salome gestaltet ihre Welt. Und wenn zu
dieser kunstvollen Gestaltung zum Künstlichen hin ein abgeschlagener Kopf
„zu meiner eigenen Lust“ notwendig ist, dann sind die Maximen des Ästhetizismus konsequent umgesetzt: Nichts ist so unnatürlich wie ein abgetrennter
Körperteil, der für das Ganze herhalten muss. Der grausame Akt wird zur
Erfüllung des höchsten Ideals; die Perversion dieses Vorgangs fällt nach der
Logik des Ästhetizismus nicht ins Gewicht.
Im Jahr 1892 erschien das französische Original der „Salome“ im Druck. Im
gleichen Jahr wurde Albert Girauds „Pierrot Lunaire“ (1884) in deutscher
Sprache veröffentlicht. Sprache, Mondtrunkenheit und sogar die Figur des
überdrehten Pierrot zeugen von der Zugehörigkeit sowohl Girauds‘ „Pierrot“
als auch Wildes „Salome“ zu diesem Stil und damit von der engen Verwandtschaft beider Werke.
Die „Salome“ wurde 1893 ins Englische übersetzt – ob von Wildes Lebensgefährten Alfred Douglas oder von Wilde selbst, ist unklar. Noch im selben Jahr
hätte der Einakter in London uraufgeführt werden sollen, wurde aber kurz
vor der Premiere verboten: Bibelstoffe dürften nicht im Theater aufgeführt
werden, hieß es; der eigentliche Skandal war wohl die bedrohlich handelnde
weibliche Hauptfigur. Drei weitere Jahre dauerte es, bis die Uraufführung in
Paris stattfinden konnte. Sarah Bernhardt übernahm die Titelrolle.
Joris-Karl Huysmans
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Aus dem Englischen übersetzte Hedwig Lachmann das Stück 1901 ins Deutsche. Ihr Herausgeber bot Richard Strauss ein selbst geschriebenes Libretto für eine Oper an. Strauss fand Gefallen an dem Stoff, kürzte jedoch die
Lachmann-Übersetzung ein und verwendete diese Fassung. Im Jahr 1905 hob
sich der Vorhang für die Oper „Salome“ in Dresden.
Als überzeugter Wagnerianer charakterisierte Strauss die Figuren durch
eigene Motive – vielmehr aber noch durch den gesamten Musiksatz, den er
ihnen zuwies. Seine musikalischen Linien gehen dabei den Empfindungen
der Wilde’schen Sprache nach, die Hedwig Lachmann so geschickt ins Deutsche übertragen hatte: Stillstand für diejenigen, die wie Narraboth oder der
Page mit ihren Blicken irgendwo festhängen, groß schwingende Linien etwa
für Jochanaan oder extreme Sprunghaftigkeit für den nervösen Herodes. Zum
Teil stehen diese musikalischen Stilfarben ebenso unverbunden nebeneinander wie die konträren Symbole des Textes.
1905 war auch das Jahr, in dem Sigmund Freud die bei den Ästhetizisten beschriebenen nervösen Überreiztheiten als Elemente psychischer Neurosen
deutete. Als Quelle nahm er „Abirrungen des Sexualtriebs“ an – und veröffentlichte seine Erkenntnisse in der ersten der „Drei Abhandlungen über
Sexualität“: ein Blick von außen auf diese in sich geschlossenen, sich selbst
genügenden Welten. Oft genug bleibt auch heute noch dieser Blick allein an
Salome hängen.
Christiane Schiemann
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Die seelische Beteiligung bei den Perversionen.
Vielleicht gerade bei den abscheulichsten Perversionen muß man die ausgiebigste psychische Beteiligung zur Umwandlung des Sexualtriebes anerkennen. Es ist hier ein Stück seelischer Arbeit geleistet,
dem man trotz seines greulichen Erfolges den Wert
einer Idealisierung des Triebes nicht absprechen
kann. Die Allgewalt der Liebe zeigt sich vielleicht
nirgends stärker als in diesen ihren Verirrungen. Das
Höchste und das Niedrigste hängen in der Sexualität überall am innigsten aneinander (»vom Himmel
durch die Welt zur Hölle«).
Sigmund Freud, 1905
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Eine Frage des Stils
Form und Inhalt der Musik
Eine „Sinfonie mit Gesang“ – so wird Richard Strauss‘ „Salome“ oft leicht despektierlich genannt. Ganz falsch ist diese Aussage durchaus nicht, scheint
sich die Oper doch immer wieder in einzelne Sätze zu gliedern. Der Einakter
ist sowohl in der Literatur als auch im Musiktheater ein Phänomen, dem um
die Jahrhundertwende vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet wird. Gegenüber
dem weitgespannten Handlungsbogen mehraktiger Werke konzentriert sich
das Bühnengeschehen nun auf eine einzige Situation und deren Ausgang. Gerade diese Fokussierung ist es, die den Einakter so interessant für die überfeinerten Künstler jener Epoche machte. Dennoch kann sich Strauss dem
hergebrachten Schema nicht gänzlich erwehren. So scheint „Salome“ auch
aus drei Akten zu bestehen, die jeweils zwei Szenen umfassen. Statt einer
Ouvertüre stellt Strauss seiner Oper einen Prolog voran, der dem Zuschauer
durch die Gespräche Narraboths mit dem Pagen und der Soldaten mit dem
Cappadozier die Situation am Hofe des Tetrarchen näherbringt. Denn erst mit
dem Erscheinen Salomes auf der Bühne beginnt die eigentliche Oper, setzt
das Bühnengeschehen ein. Trotz der dichten Musik und Fortspinnung der
Handlung unterteilen die Auftritte der Agierenden – für sich agierend, nur
selten auch miteinander – das Geschehen.
„Salome“ sagen. Doch geht er einen entscheidenden Schritt weiter, entfernt
sich vom tonalen Zentrum der Musik, das seit dem Barock unangefochten
die Kompositionen prägt. Mithilfe von Bitonalität, dem Überlagern verschiedener tonaler Zentren, gelingt ihm die Charakterisierung seiner Figuren. Einzig Jochanaan, von Strauss als nur wenig ernst zu nehmende Partie geplant
und dann doch als Gegenpol zum Tetrarchenhof und der Prinzessin konzipiert, erscheint seltsam blass. Seine Musik ist der Konvention verpflichtet.
Der irren Spannung setzt er seine geradlinigen Prophezeiungen entgegen,
die zum Schluss erfüllt werden. Nur wird er selbst es nicht mehr erleben, untergegangen in Salomes Sphäre, einer Sphäre, die jäh vom Wahn des Herodes
überrauscht wird.
Gerhard Herfeldt
Nur an zwei Stellen wird die Situation auf der Bühne musikalisch eingefroren
oder unterbrochen. Es sind die beiden großen Orchesterzwischenspiele, die
das Werk in die drei vermeintlichen Akte untergliedern. Und beide bringen
sie eine Wandlung im Geschehen mit sich. Das erste große Zwischenspiel beendet Salomes Aufeinandertreffen mit Jochanaan und trennt es von der unmittelbar folgenden Ankunft des Tetrarchen, das zweite – der Tanz der sieben
Schleier – bringt die Erfüllung ihres morbiden Plans. Durch die Konzentration
auf lediglich 100 Minuten und den pausenlosen Fortgang, wie ihn ein Einakter
fordert, bleibt die Geschlossenheit dennoch gewahrt.
Doch wie ist sie, diese Musik, die Strauss‘ konservative Zeitgenossen überforderte und der nachfolgenden Komponistengeneration wie ein Stern leuchtete? Sie ist weit entfernt von den Wagner-Klängen der vorangehenden Werke
und gemahnt nur stellenweise an die spätromantischen Opern aus Strauss‘
späterer Schaffensperiode. Sie ist uneinheitlich, schwankt ständig zwischen
einem impressionistischen Flirren und expressionistischen Ausbrüchen. Sie
schwebt andauernd zwischen einem offenen Fortlaufen und geschlossenen
Formen wie beispielsweise der des Juden-Quintetts, zwischen schwärmerisch-romantischem Gestus und schrillen Exzessen des Orchesters. Und
auch von der althergebrachten Harmonik sagt sich Strauss los. „Exotische
Harmonik“, „fremdartige Kadenzen“, wird der Komponist rückblickend über
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„… wirklich östliches Kolorit und glühende Sonne …“
Zur Instrumentierung der Strauss‘schen „Salome“
Als Richard Strauss mit der Komposition seiner „Salome“ begann, dürfte
ihm bewusst gewesen sein, dass er etwas völlig Neues schaffen würde, einen bis dahin unerreichten Klang. Strauss – selbst ein großer Anhänger der
Wagner‘schen Musikdramen und später gern gesehener Dirigent bei den Bayreuther Festspielen – wagte ein Experiment, mit dem er die Stimmung des
„Fin de Siècle“ einzufangen vermochte.
Das Mittel, um diese neuartige Musik zu schaffen, liegt unter anderem im
Orchester: Nicht weniger als 106 Musiker hatte der Komponist für das Werk
veranschlagt, mit vielfach besetzten Bläsern und einem entsprechend vergrößerten Streicherapparat. Hinzu treten zahlreiche Sonderinstrumente. Gleich
nach der aufschwingenden Linie der Solo-Klarinette, die einen unmittelbaren
Einstieg in die Situation auf der Bühne ermöglicht, setzt Strauss beispielsweise ein Harmonium „hinter der Szene“ als akkordisches Begleitinstrument
ein. An späterer Stelle tritt auch eine Orgel zum Instrumentarium hinzu. Es
erscheint wunderlich, dass der Komponist hier zwei Instrumente heranzieht,
die zunächst auf einen liturgischen Kontext hindeuten. Doch bedenkt man
die Zeit, in der Wildes Drama und somit auch die Oper ursprünglich spielt,
so zeigt sich, dass im antiken Rom und auch noch im deutschen Mittelalter
die Orgel zunächst ein höfisches Instrument war, das Zeremonien, Spiele und
Feste untermalte. Ob Strauss hier bewusst die Annäherung an die Antike
suchte, bleibt dahingestellt, setzt er die Orgel doch auch in der Alpensinfonie
als Klangeffekt ein.
Auch bei den Blasinstrumenten liest sich die Partitur wie der Inhalt eines
Kuriositätenkabinetts. Das 19. Jahrhundert war geprägt von der Suche nach
neuen Klangmöglichkeiten und brachte immer wieder neuartige Musikinstrumente hervor. Manche von ihnen, wie beispielsweise der Oktobass, ein
vier Meter hoher Verwandter des Kontrabasses, vermochten sich niemals
durchzusetzen. Andere jedoch traten einen regelrechten Siegeszug in der
Musik an. Hier sei nur das ursprünglich als Militärinstrument gedachte Saxofon genannt. Der Wunsch der romantischen Komponisten betraf auch bereits bekannte Instrumente in ungewohnten Stimmungen und Lagen. Strauss
verwendet zahlreiche dieser Derivate, beispielsweise ein Kontrafagott, dessen Rohr insgesamt sechs Meter lang ist und das dabei etwa so viel wie ein
Fahrrad wiegt, und eine Bassklarinette, die den ungefähren Tonumfang eines
Waldhorns mit dem weichen Klang einer Klarinette kombiniert. Neben diesen Instrumenten kommt auch das Heckelphon zum Einsatz. Angeblich geht
die Entwicklung dieses Instruments auf Strauss‘ Vorbild Richard Wagner zurück. Dieser habe sich eine tiefere Oboe, klanglich dem Alphorn ähnlich, ge-
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wünscht. Erst 1904 gelang es dem Instrumentenbauer Wilhelm Heckel, ein
solches Instrument herzustellen – lediglich ein Jahr vor der Uraufführung der
„Salome“. Das Heckelphon ist etwa doppelt so groß wie eine Oboe und klingt
eine Oktave tiefer als diese. Mit einem kugelförmigen Schalltrichter versehen, erinnert ihr baritonaler Klang an eine Männerstimme. Bis heute wird
das Instrument nur selten eingesetzt – nur wenige Musiker haben sich darauf
spezialisiert.
Die Kunst der Orchestrierung war ein Problem, das Strauss über viele Jahre
hinweg beschäftigte – sowohl vor als auch nach der Entstehung der „Salome“.
Das einflussreichste Idol für den bislang den Wagner‘schen Klang imitierenden
Komponisten war Hector Berlioz, der bereits 1843 eine eigene Instrumentationslehre vorgelegt hatte. Diese studierte Strauss intensiv und veröffentlichte kurz vor der Uraufführung seiner Oper eine überarbeitete Fassung des
Buches. Er setzt die für ihn wertvollen Impulse sogleich um und mischt ähnlich einem Maler Klangfarben, setzt sein Orchester als Effekt ein und scheut
auch nicht davor zurück, den Gesangsstimmen nahezu Unbekanntes abzuverlangen. In der Partitur der „Salome“ finden sich immer wieder lautmalerische
Stellen, mit denen der Komponist einzelne Phänomene nachzuzeichnen versucht. Das Mondlicht etwa, das durchweg die Bühne erhellt, drückt Strauss
durch ein Tremolo der Geigen aus – ein zitternder, zarter Klang, fast silbrig.
Im weiteren Verlauf der Oper fühlt sich Herodes zunehmend vom Wind gepeinigt, den nur er allein wahrzunehmen scheint. Auch hier sind es die Streicher,
die in zunehmender Verdichtung an- und abschwellend den Klang des Windes
nachahmen. Jochanaan und seine christliche Sphäre werden durch Blechbläser dargestellt, die eine sakrale Wirkung entfalten.
Nur selten nutzt Strauss die volle Stärke des Orchesters. Greift er doch einmal
darauf zurück, so ist es stets in den orchestralen Zwischenspielen. Ansonsten
erschafft er einen dichten Orchestersatz, der die Sänger nie zudeckt. Auch
beim Gesang nutzt Strauss verschiedene effektvolle Techniken wie große
Sprünge einzelner Stimmen oder das psalmodierende Singen längerer Passagen auf einem Ton. Es ist die gesprochene Sprache, die nachgebildet wird.
Und wenn die Gesangsstimme nicht mehr ausreicht, um den geforderten Ausdruck zu erbringen, überträgt Strauss ihre Aufgaben ohne zu zögern seinem
Orchester. Beispielsweise vertraut er das aufgewühlte Stöhnen aus Salomes
Brust, als diese auf den Kopf des Jochanaan wartet, dem Solo-Kontrabass an,
der in ungewohnter Lage eine Frau nachahmt. Stets ist es der Ausdruck, sei
er Teil der Handlung oder deren Ausdeutung, dem Strauss‘ Musik verpflichtet
ist. Es ist diese Expressivität, die die Musik des 20. Jahrhunderts prägen wird.
Gerhard Herfeldt
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Urgestalt oder Urgewalt?
Salome als femme fatale
Geprägt von den aufkommenden Diskursen der Sexualtheorie und der
schwül-erotischen Atmosphäre bildet sich in der männerdominierten Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts ein gänzliche neuer Frauentypus
heraus: Es ist eine neue Ausprägung der femme fatale, des Vamps, des verführerischen und selbstbestimmten Wesens, dem die Männer zu Füßen liegen. Wie sehr unterscheidet sich dieses Bild vom Heimchen am Herd oder der
bildungsbürgerlichen Frau im
Bücherclub. Ist es doch ein frü- „Sie ward geschaffen, Unheil anzustiften,
her Ausdruck der einsetzenden
Zu locken, zu verführen, zu vergiften –
Emanzipation – einer EmanziZu morden, ohne dass es einer spürt.“
pation allerdings, die vom Mann
erträumt ist und nur durch ihn
Frank Wedekind, „Erdgeist“, 1895
stattfinden kann. Rasch steigt
die femme fatale zur Ikone auf, wird Objekt der Begierde. Das äußert sich
auch in den Künsten: Der Salome-Stoff wird von der biblischen Legende zur
psychologisch vertieften Erzählung, Frauenfiguren wie Judith beherrschen
die Malerei, Lulu verdreht den Männern auf der Bühne den Kopf. Doch sind
es immer wieder andere Facetten, die aufscheinen. Eins jedoch bleibt immer
gleich: Es ist die Frau, an der der Mann zugrunde geht.
Sowohl Salome als auch Lulu sind Projektionsflächen von sexuellen Gelüsten
und Fantasien. Das geht in Frank Wedekinds Drama soweit, dass seine Protagonistin nicht einmal mehr einen eigenen Namen hat, sondern von ihrem
jeweiligen „Besitzer“ immer wieder umgetauft wird. Die Männer um sie herum begehren sie, wollen entweder über sie herrschen oder sich von ihr beherrschen lassen. Lulu bleibt passiv. Sie ist, wie sie ist und was sie ist. Ohne
ihr Zutun in eine ihr fremde Welt hineingezogen, erfüllt sie die Wünsche der
Männer, gibt jedoch nie vor, eine andere zu sein. Sie ist unschuldig.
Und Salome? Es ist ihr nicht nötig, dass sie sich verstellt. Aber sie ist aktiv.
Sie fordert stets etwas von den Männern, sei es die Liebe des Jochanaan oder
sein Kopf, den der Tetrarch ihr schuldet. Auch sie wird von ihren Instinkten
getrieben. Es sind Zwänge, denen sie unterliegt, zwanghafte Liebe zum einen, zwanghafter Hass zum anderen. Doch im Gegensatz zu Lulu vermag sie
ihren Weg und den ihres Umfeldes selbst zu beschließen: Zu ihrer eigenen
Lust nutzt sie die ihr gegebene Macht. Selbst wenn es letztendlich nur die
Macht über den von lustvollem Begehren verwirrten Herodes ist. Und sie wird
bewusst zur Zerstörerin – „geschaffen, Unheil anzustiften, zu locken, zu verführen, zu vergiften, zu morden …“
Gerhard Herfeldt
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Evgeny Sevastyanov, Susanna Pütters, Juraj Hollý, Michael Hamlett
Susanna Pütters, Evgeny Sevastyanov, Michael Mrosek
Michael Hamlett, Michael Mrosek, Susanna Pütters
Michael Mrosek
Susanna Pütters
Susanna Pütters, Hubert Delamboye
Christiaan Snyman, Evgeny Sevastyanov, Monica Mascus
Susanna Pütters, Hubert Delamboye, Monica Mascus
Hubert Delamboye, Susanna Pütters
Susanna Pütters, Hubert Delamboye
Susanna Pütters
Susanna Pütters, Hubert Delamboye
Haruna Yamazaki, Susanna Pütters. Monica Mascus
Monica Mascus, Evgeny Sevastyanov
Susanna Pütters
Der Sexualtrieb bei den Neurotikern
Aus: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie
Es ist auf diese Weise in Erfahrung gebracht worden, daß die Symptome einen
Ersatz für Strebungen darstellen, die ihre Kraft der Quelle des Sexualtriebes
entnehmen. Im vollen Einklange damit steht, was wir über den Charakter
der hier zum Muster für alle Psychoneurotiker genommenen Hysteriker von
ihrer Erkrankung und über die Anlässe zur Erkrankung wissen. Der hysterische Charakter läßt ein Stück Sexualverdrängung erkennen, welches über
das normale Maß hinausgeht, eine Steigerung der Widerstände gegen den
Sexualtrieb, die uns als Scham, Ekel und Moral bekannt geworden sind, eine
wie instinktive Flucht vor der intellektuellen Beschäftigung mit dem Sexualproblem, welche in ausgeprägten Fällen den Erfolg hat, die volle sexuelle
Unwissenheit noch bis in die Jahre der erlangten Geschlechtsreife zu bewahren. Dieser für die Hysterie wesentliche Charakterzug wird für die grobe Beobachtung nicht selten durch das Vorhandensein des zweiten konstitutionellen Faktors der Hysterie, durch die übermächtige Ausbildung des Sexualtriebes verdeckt, allein die psychologische Analyse weiß ihn jedesmal aufzudecken und die widerspruchsvolle Rätselhaftigkeit der Hysterie durch die
Feststellung des Gegensatzpaares von übergroßem sexuellen Bedürfnis und
zu weit getriebener Sexualablehnung zu lösen. (…)
Eine ganz hervorragende Rolle unter den Symptombildnern der Psychoneurosen spielen die zumeist in Gegensatzpaaren auftretenden Partialtriebe,
die wir als Bringer neuer Sexualziele kennengelernt haben, der Trieb der
Schaulust und der Exhibition und der aktiv und passiv ausgebildete Trieb zur
Grausamkeit. Der Beitrag des letzteren ist zum Verständnis der Leidensnatur
der Symptome unentbehrlich und beherrscht fast regelmäßig ein Stück des
sozialen Verhaltens der Kranken. Vermittels dieser Grausamkeitsverknüpfung der Libido geht auch die Verwandlung von Liebe in Haß, von zärtlichen
in feindselige Regungen vor sich, die für eine große Reihe von neurotischen
Fällen, ja, wie es scheint, für die Paranoia im ganzen charakteristisch ist.
Sigmund Freud, 1905
Susanna Pütters
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historien: onesilos
(Herodot V, 114)
da oben, der schädel am stadttor,
der mit dem ersten licht zu summen beginnt,
mit dem noch immer leicht verdatterten ausdruck, wo sich ein gesicht befand.
dahinter arbeitet es: die feine
schwarmmechanik im kranium,
die goldenen zahnräder der bienen,
die ineinandergreifen. geranien
und tulpen, wilder mohn und gladiolen –
stück für stück kehrt alles in den blinden
korb zurück, bis in den höhlen
die bienenaugen zu rollen beginnen.
den jungen ist es egal,
wie man ihn nannte, bettler oder könig,
sobald sie über sonnenwarme ziegel
nach oben klettern, der honig,
den er sich ausdenkt, an den händen klebt.
der bienentanz, ein epitaph.
er hatte fast ein land, als er noch lebte.
nun lebt in seinem kopf ein ganzer staat.
Der Dandy
Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons
Auf dem schwarzen, hochheiligen Waschtisch
Des schweigenden Dandys von Bergamo.
In tönender, bronzener Schale
Lacht hell die Fontaine, metallischen Klangs.
Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons.
Pierrot mit dem wächsernen Antlitz
Steht sinnend und denkt: wie er heute sich schminkt?
Fort schiebt er das Rot und das Orients Grün
Und bemalt sein Gesicht in erhabenem Stil
Mit einem phantastischen Mondstrahl.
Albert Giraud, 1884
Jan Wagner
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Der Mond
war heut nacht eine Perle,
die wirklich Tränen bedeutet hat.
Kein Wunder bei dieser Föhnlage.
Einmal war es,
als ob das Herz still stehe.
Das Gehirn ist verdunstet.
Kein Gedanke außer an das Herz,
welches still stand.
Falle nicht, Ich!
Mit dir fiele die Welt zusammen,
und Beethoven lebt durch dich!
Paul Klee, 1905
Der Mondfleck
Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes,
So spaziert Pierrot im lauen Abend,
Aufzusuchen Glück und Abenteuer.
Plötzlich - stört ihn was an seinem Anzug,
Er beschaut sich rings und findet richtig –
Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes.
Warte! denkt er: das ist so ein Gipsfleck!
Wischt und wischt, doch – bringt ihn nicht herunter!
Und so geht er, giftgeschwollen, weiter,
Reibt und reibt bis an den frühen Morgen –
Einen weißen Fleck des hellen Mondes.
Albert Giraud, 1884
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SALOME
EINZIGER AKT
NARRABOTH
Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!
PAGE
Sieh‘ die Mondscheibe, wie sie seltsam aussieht.
Wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.
NARRABOTH
Sie ist sehr seltsam. Wie eine kleine Prinzessin,
deren Füße weiße Tauben sind.
Man könnte meinen, sie tanzt.
Er stand auf, er fing an, sich wieder mit
der Schildkröte zu beschäftigen. Sie
rührte sich noch immer nicht, er befühlte
sie, sie war tot. Sie war an eine ruhige
Existenz, an ein demütiges Leben, das sie
unter ihrer ärmlichen Schale zubrachte,
gewöhnt; sie hatte den glänzenden Luxus, den man ihr aufdrang, den goldglänzenden Überzug, mit dem man sie bekleidet hatte, die Edelsteine, mit denen man
ihr den Rücken gepflastert hatte, nicht
vertragen können.
Joris-Karl Huysmans, 1884
PAGE
Wie eine Frau, die tot ist.
Sie gleitet langsam dahin.
ERSTER SOLDAT
Was für ein Aufruhr!
Was sind das für wilde Tiere,
die da heulen?
ZWEITER SOLDAT
Die Juden. Sie sind immer so.
Sie streiten über ihre Religion.
ERSTER SOLDAT
Ich finde es lächerlich,
über solche Dinge zu streiten.
NARRABOTH
Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Abend!
PAGE
Du siehst sie immer an.
Du siehst sie zu viel an.
Es ist gefährlich,
Menschen auf diese Art anzusehn.
Schreckliches kann geschehn.
ZWEITER SOLDAT
Ich weiß nicht.
NARRABOTH
Wie blass die Prinzessin ist.
Niemals habe ich sie so blass gesehn.
Sie ist wie der Schatten
einer weißen Rose
in einem silbernen Spiegel.
PAGE
Du musst sie nicht ansehn.
Du siehst sie zu viel an.
Schreckliches kann geschehn.
STIMME DES JOCHANAAN
Nach mir wird Einer kommen,
der ist stärker als ich.
Ich bin nicht wert, ihm zu lösen
den Riemen an seinen Schuhn.
Wenn er kommt,
werden die verödeten
Stätten frohlocken.
Wenn er kommt,
werden die Augen der Blinden
den Tag sehn.
Wenn er kommt,
die Ohren der Tauben geöffnet.
ZWEITER SOLDAT
Heiß‘ ihn schweigen!
ERSTER SOLDAT
Er ist ein heil‘ger Mann.
ZWEITER SOLDAT
Er sagt immer lächerliche Dinge.
NARRABOTH
Sie ist sehr schön heute Abend.
ERSTER SOLDAT
Er ist sehr sanft.
Jeden Tag,
den ich ihm zu essen gebe,
dankt er mir.
ERSTER SOLDAT
Der Tetrarch sieht finster drein.
EIN CAPPADOZIER
Wer ist es?
ZWEITER SOLDAT
Ja, er sieht finster drein.
ERSTER SOLDAT
Ein Prophet.
ERSTER SOLDAT
Auf wen blickt er?
EIN CAPPADOZIER
Wie ist sein Name?
39
ERSTER SOLDAT
Jochanaan.
EIN CAPPADOZIER
Woher kommt er?
ERSTER SOLDAT
Aus der Wüste.
Eine Schar von Jüngern war dort
immer um ihn.
EIN CAPPADOZIER
Wovon redet er?
ERSTER SOLDAT
Unmöglich ist‘s, zu verstehn,
was er sagt.
EIN CAPPADOZIER
Kann man ihn sehn?
ERSTER SOLDAT
Nein, der Tetrarch hat es verboten.
Da drinnen sitzen Juden
aus Jerusalem,
die einander über ihre
närrischen Gebräuche
in Stücke reißen.
Schweigsame, list‘ge Ägypter
und brutale, ungeschlachte Römer
mit ihrer plumpen Sprache.
O, wie ich diese Römer hasse!
PAGE
Schreckliches wird geschehn.
Warum siehst du sie so an?
SALOME
Wie gut ist‘s, in den Mond zu sehn!
Er ist wie eine silberne Blume,
kühl und keusch.
Ja, wie die Schönheit einer Jungfrau,
die rein geblieben ist.
NARRABOTH
Die Prinzessin erhebt sich!
Sie verlässt die Tafel.
Sie ist sehr erregt.
Sie kommt hierher.
STIMME DES JOCHANAAN
Siehe, der Herr ist gekommen,
des Menschen Sohn ist nahe.
PAGE
Sieh sie nicht an!
ZWEITER SOLDAT
Der Prophet, Prinzessin.
NARRABOTH
Ja, sie kommt auf uns zu.
SALOME
Ach, der Prophet! Der,
vor dem der Tetrarch Angst hat.
PAGE
Ich bitte dich, sieh sie nicht an!
NARRABOTH
Sie ist wie eine verirrte Taube.
SALOME
Ich will nicht bleiben.
Ich kann nicht bleiben.
Warum sieht mich der Tetrarch
fortwährend so an
mit seinen Maulwurfsaugen
unter den zuckenden Lidern?
Es ist seltsam, dass der Mann
meiner Mutter mich so ansieht.
Wie süß ist hier die Luft.
Hier kann ich atmen …
40
SALOME
Wer war das, der hier gerufen hat?
ZWEITER SOLDAT
Wir wissen davon nichts, Prinzessin.
Es war der Prophet Jochanaan,
der hier rief.
NARRABOTH
Beliebt es Euch,
dass ich Eure Sänfte holen lasse,
Prinzessin?
Die Nacht ist schön im Garten.
SALOME
Er sagt schreckliche Dinge
über meine Mutter, nicht wahr?
ZWEITER SOLDAT
Wir verstehen nie, was er sagt,
Prinzessin.
SALOME
Ja,
er sagt schreckliche Dinge über sie.
EIN SKLAVE
Prinzessin,
der Tetrarch ersucht Euch,
wieder zum Fest hinein zu gehn.
SALOME
Ich will nicht hinein gehn.
Ist dieser Prophet ein alter Mann?
NARRABOTH
Prinzessin,
es wäre besser hinein zu gehn.
Gestattet, dass ich Euch führe.
SALOME
Ist dieser Prophet ein alter Mann?
ERSTER SOLDAT
Nein, Prinzessin, er ist ganz jung.
STIMME DES JOCHANAAN
Jauchze nicht, du Land Palästina,
weil der Stab dessen,
der dich schlug,
gebrochen ist.
Denn aus dem Samen der Schlange
wird ein Basilisk kommen,
und seine Brut wird die Vögel
verschlingen.
SALOME
Welch seltsame Stimme!
Ich möchte mit ihm sprechen.
ZWEITER SOLDAT
Prinzessin,
der Tetrarch duldet nicht,
dass irgendwer mit ihm spricht.
Er hat selbst
dem Hohenpriester verboten,
mit ihm zu sprechen.
SALOME
Ich wünsche mit ihm zu sprechen.
ZWEITER SOLDAT
Es ist unmöglich, Prinzessin.
SALOME
Ich will mit ihm sprechen …
Bringt diesen Propheten heraus!
ZWEITER SOLDAT
Wir dürfen nicht, Prinzessin.
SALOME
Wie schwarz es da drunten ist!
Es muss schrecklich sein,
in so einer schwarzen Höhle
zu leben …
Es ist wie eine Gruft …
Habt ihr nicht gehört?
Bringt den Propheten heraus!
Ich möchte ihn sehn!
ERSTER SOLDAT
Prinzessin, wir dürfen nicht tun,
was ihr von uns begehrt.
SALOME
Ah!
PAGE
O, was wird geschehn?
Ich weiß,
es wird Schreckliches geschehn.
SALOME
Du wirst das für mich tun,
Narraboth, nicht wahr?
Ich war dir immer gewogen.
Du wirst das für mich tun.
Ich möchte ihn bloß sehn,
diesen seltsamen Propheten.
Die Leute haben soviel
von ihm gesprochen.
Ich glaube,
der Tetrarch hat Angst vor ihm.
NARRABOTH
Der Tetrarch
hat es ausdrücklich verboten,
dass irgend wer den Deckel
zu diesem Brunnen aufhebt.
SALOME
Du wirst das für mich tun,
Narraboth, und morgen,
41
wenn ich in einer Sänfte
an dem Torweg,
wo die Götzenbilder stehn,
vorbeikomme,
werde ich eine kleine Blume
für dich fallen lassen,
ein kleines grünes Blümchen.
NARRABOTH
Prinzessin,
ich kann nicht, ich kann nicht.
SALOME
Du wirst das für mich tun,
Narraboth.
Du weißt,
dass du das für mich tun wirst.
Und morgen früh werde ich
unter denn Muss‘linschleiern
dir einen Blick zuwerfen, Narraboth,
ich werde dich ansehn, kann sein,
Ich werde dir zulächeln.
Sieh mich an, Narraboth,
sieh mich an.
Ah! Wie gut du weißt,
dass du tun wirst,
um was ich dich bitte.
Wie du es weißt!
Ich weiß, du wirst das tun.
NARRABOTH
Lasst den Propheten herauskommen.
Die Prinzessin Salome
wünscht ihn zu sehn.
SALOME
Ah!
JOCHANAAN
Wo ist er, dessen Sündenbecher
jetzt voll ist?
Wo ist er, der eines Tages
im Angesicht alles Volkes
in einem Silbermantel sterben wird?
Heißt ihn herkommen,
auf dass er die Stimme dessen höre,
der in den Wüsten
und in den Häusern
42
der Könige gekündet hat.
SALOME
Von wem spricht er?
NARRABOTH
Niemand kann es sagen, Prinzessin.
JOCHANAAN
Wo ist sie,
die sich hingab
der Lust ihrer Augen,
die gestanden hat vor buntgemalten
Männerbildern und Gesandte
ins Land der Chaldäer
schickte?
SALOME
Es spricht von meiner Mutter.
NARRABOTH
Nein, nein, Prinzessin.
SALOME
Ja, er spricht von meiner Mutter.
JOCHANAAN
Wo ist sie,
die den Hauptleuten Assyriens
sich gab?
Wo ist sie,
die sich den jungen Männern
der Ägypter gegeben hat,
die in feinen Leinen
und Hyacinthgesteinen prangen,
deren Schilde von Gold sind
und die Leiber wie Riesen?
Geht, heißt sie aufsteh‘n
vom Bett ihrer Greuel,
vom Bett ihrer Blutschande,
auf dass sie die Worte
dessen vernehme,
der dem Herrn die Wege bereitet,
und ihre Missetaten bereue.
Und wenn sie gleich nicht bereut,
heißt sie herkommen,
denn die Geißel
des Herrn ist in seiner Hand.
SALOME
Er ist schrecklich.
Er ist wirklich schrecklich.
NARRABOTH
Bleibt nicht hier, Prinzessin,
ich bitte Euch!
SALOME
Seine Augen sind von allem
das Schrecklichste.
Sie sind wie die schwarzen Höhlen,
wo die Drachen hausen!
Sie sind wie schwarze Seen,
aus denen irres Mondlicht flackert.
Glaubt ihr, dass er noch einmal
sprechen wird?
NARRABOTH
Bleibt nicht hier, Prinzessin,
ich bitte Euch,
bleibt nicht hier!
SALOME
Wie abgezehrt er ist!
Er ist wie ein Bildnis aus Elfenbein.
Gewiss ist er keusch wie der Mond.
Sein Fleisch muss sehr kühl sein,
kühl wie Elfenbein.
Ich möchte ihn näher beseh‘n.
NARRABOTH
Nein, nein, Prinzessin.
SALOME
Ich muss ihn näher beseh‘n.
NARRABOTH
Prinzessin, Prinzessin …
JOCHANAAN
Wer ist dies Weib, das mich ansieht?
Ich will ihre Augen
nicht auf mir haben.
Warum sieht sie mich so an
mit ihren Goldaugen
unter den gleißenden Lidern?
Ich weiß nicht, wer sie ist.
Ich will nicht wissen, wer sie ist.
Heißt sie gehn!
Zu ihr will ich nicht sprechen.
SALOME
Ich bin Salome, die Tochter der Herodias,
Prinzessin von Judäa.
JOCHANAAN
Zurück, Tochter Babylons!
Komm dem Erwählten des Herrn nicht nahe!
Deine Mutter hat die Erde erfüllt mit
dem Wein ihrer Lüste
und das Unmaß ihrer Sünden schreit zu Gott.
SALOME
Sprich mehr, Jochanaan,
deine Stimme ist wie Musik in meinen Ohren.
NARRABOTH
Prinzessin, Prinzessin, Prinzessin.
SALOME
Sprich mehr, sprich mehr, Jochanaan,
und sag‘ mir, was ich tun soll?
JOCHANAAN
Tochter Sodoms, komm mir nicht nahe!
Vielmehr bedecke dein Gesicht mit einem Schleier,
streue Asche auf deinen Kopf,
mach dich auf in die Wüste und suche des Menschen
Sohn!
SALOME
Wer ist das, des Menschen Sohn?
Ist er so schön wie du, Jochanaan?
JOCHANAAN
Weiche von mir! Ich höre die Flügel
des Todesengels im Palaste rauschen …
SALOME
Jochanaan!
NARRABOTH
Prinzessin, ich flehe, geh‘ hinein!
SALOME
Jochanaan!
Ich bin verliebt in deinen Leib,
Jochanaan!
Dein Leib ist weiß wie die Lilien
auf einem Felde
von der Sichel nie berührt.
Dein Leib ist weiß
43
wie der Schnee
auf den Bergen Judäas.
Die Rosen im Garten
von Arabiens Königin
sind nicht so weiß wie dein Leib,
nicht die Rosen
im Garten der Königin,
nicht die Füße der Dämmerung
auf den Blättern,
nicht die Brüste des Mondes
auf dem Meere.
Nichts in der Welt ist so weiß wie
dein Leib.
Lass mich ihn berühren, deinen Leib.
Die langen schwarzen Nächte,
wenn der Mond sich verbirgt,
wenn die Sterne bangen,
sind nicht so schwarz wie dein Haar.
Des Waldes Schweigen ...
Nichts in der Welt
ist so schwarz wie dein Haar.
Lass mich es berühren, dein Haar!
JOCHANAAN
Zurück, Tochter Babylons!
Durch das Weib kam
das Übel in die Welt.
Sprich nicht zu mir.
Ich will dich nicht anhör‘n!
Ich höre nur
auf die Stimme des Herrn,
meines Gottes.
SALOME
Dein Haar ist grässlich!
Es starrt von Staub und Unrat.
Es ist wie eine Dornenkrone auf
deinen Kopf gesetzt.
Es ist wie ein Schlangenknoten gewickelt
um deinen Hals.
Ich liebe dein Haar nicht.
Deinen Mund begehre ich, Jochanaan.
Dein Mund ist wie ein Scharlachband an
einem Turm von Elfenbein.
Er ist wie ein Granatapfel von
einem Silbermesser zerteilt.
Die Granatapfelblüten in den Gärten von Tyrus,
glüh‘nder als Rosen, sind nicht so rot.
Die roten Fanfaren der Trompeten,
die das Nah‘n von Kön‘gen künden und
vor denen der Feind erzittert,
sind nicht so rot wie dein roter Mund.
Dein Mund ist röter als die Füße der Männer
die den Wein stampfen in der Kelter.
Er ist röter als die Füße der Tauben,
die in den Tempeln wohnen.
Dein Mund ist wie ein Korallenzweig in
der Dämm‘rung des Meers,
wie der Purpur in den Gruben von Moab,
der Purpur der Könige ...
nichts in der Welt
ist so rot wie dein Mund.
Lass mich ihn küssen, deinen Mund.
SALOME
Dein Leib ist grauenvoll.
Er ist wie der Leib
eines Aussätzigen.
Er ist wie eine getünchte Wand,
wo Nattern gekrochen sind,
wie eine getünchte Wand,
wo Skorpione ihr Nest gebaut.
Er ist wie ein übertünchtes Grab
voll widerlicher Dinge.
Er ist grässlich,
dein Leib ist grässlich.
In dein Haar bin ich verliebt,
Jochanaan.
Dein Haar ist wie Weintrauben,
wie Büschel schwarzer Trauben,
an den Weinstöcken Edoms.
Dein Haar ist wie die Zedern,
die großen Zedern von Libanon,
die den Löwen und Räubern
Schatten spenden.
44
JOCHANAAN
Zurück, Tochter Sodoms!
Berühre mich nicht!
Entweihe nicht
den Tempel des Herrn,
meines Gottes!
JOCHANAAN
Niemals, Tochter Babylons,
Tochter Sodoms … Niemals!
SALOME
Ich will deinen Mund küssen,
Jochanaan. Ich will deinen Mund küssen.
NARRABOTH
Prinzessin, Prinzessin,
die wie ein Garten von Myrrhen ist,
die die Taube aller Tauben ist,
sieh diesen Mann nicht an.
Sprich nicht solche Worte zu ihm.
Ich kann es nicht ertragen …
SALOME
Ich will deinen Mund küssen,
Jochanaan. Ich will deinen Mund küssen.
Lass mich deinen Mund küssen, Jochanaan.
JOCHANAAN
Wird dir nicht bange,
Tochter der Herodias?
SALOME
Lass mich deinen Mund küssen,
Jochanaan!
JOCHANAAN
Tochter der Unzucht,
es lebt nur einer,
der dich retten kann.
Geh, such‘ ihn. Such‘ ihn!
Er ist in einem Nachen
auf dem See von Galiläa
und redet zu seinen Jüngern.
Knie nieder am Ufer des Sees,
ruf ihn an.
Und rufe ihn beim Namen.
Wenn er zu dir kommt,
und er kommt zu allen, die ihn rufen,
dann bücke dich zu seinen Füßen,
dass er dir deine Sünden vergebe.
SALOME
Lass mich deinen Mund küssen,
Jochanaan.
JOCHANAAN
Sei verflucht,
Tochter der blutschänderischen Mutter.
Sei verflucht.
SALOME
Lass mich deinen Mund küssen,
Jochanaan.
JOCHANAAN
Ich will dich nicht ansehn.
Du bist verflucht, Salome.
Du bist verflucht. Du bist verflucht.
HERODES
Wo ist Salome?
Wo ist die Prinzessin?
Warum kam sie nicht wieder
zum Bankett,
wie ich ihr befohlen hatte?
Ah! Da ist sie!
HERODIAS
Du sollst sie nicht ansehn.
Fortwährend siehst du sie an!
HERODES
Wie der Mond
heute Nacht aussieht!
Ist es nicht ein seltsames Bild?
Es sieht aus
wie ein wahnwitziges Weib,
das überall nach Buhlen sucht …
Wie ein betrunkenes Weib,
das durch Wolken taumelt …
HERODIAS
Nein, der Mond ist wie der Mond,
das ist alles.
Wir wollen hineingehn.
HERODES
Ich will hier bleiben.
Manassah, leg Teppiche hierher!
Zündet Fackeln an!
Ich will noch Wein mit meinen
Gästen trinken.
Ah! Ich bin ausgeglitten.
Ich bin in Blut getreten,
45
das ist ein böses Zeichen.
Warum ist hier Blut?
Und dieser Tote?
Wer ist dieser Tote hier?
Wer ist dieser Tote?
Ich will ihn nicht sehn.
Wir wollen hinein gehn.
ERSTER SOLDAT
Es ist unser Hauptmann, Herr.
HERODIAS
Ich habe dir gesagt,
du sollst sie nicht ansehn.
HERODES
Ich erließ keinen Befehl,
dass er getötet werde.
ERSTER SOLDAT
Er hat sich selbst getötet, Herr.
HERODES
Das scheint mir seltsam.
Der junge Syrier, er war sehr schön.
Ich erinnre mich,
ich sah seine schmachtenden Augen,
wenn er Salome ansah.
Fort mit ihm.
Es ist kalt hier. Es weht ein Wind ….
Weht nicht ein Wind?
HERODIAS
Nein, es weht kein Wind.
HERODES
Ich sage Euch: es weht ein Wind,
und in der Luft hör ich etwas
wie das Rauschen
von mächt‘gen Flügeln.
Hört ihr es nicht?
HERODIAS
Ich höre nichts.
HERODES
Jetzt höre ich es nicht mehr.
Aber ich habe es gehört,
es war das Wehn des Windes.
Es ist vorüber.
Horch! Hört ihr es nicht?
Das Rauschen
von mächt‘gen Flügeln …
HERODIAS
Du bist krank.
46
HERODES
Ich bin nicht krank.
Aber deine Tochter
ist krank zu Tode.
Niemals hab‘ ich sie so blass gesehn.
HERODES
Schenkt mir Wein ein!
Salome, komm, trink Wein mit mir,
einen köstlichen Wein.
Cäsar selbst hat ihn mir geschickt.
Tauche deine kleinen Lippen hinein.
Deine kleinen roten Lippen,
dann will ich den Becher leeren.
aus königlichem Blut.
Dein Vater war Kameltreiber,
dein Vater war ein Dieb
und ein Räuber obendrein.
HERODES
Salome, komm, setz dich zu mir.
Du sollst auf dem Thron
deiner Mutter sitzen.
SALOME
Ich bin nicht müde, Tetrarch.
HERODIAS
Du siehst, wie sie dich achtet.
HERODES
Bringt mir ... was wünsche ich denn?
Ich habe es vergessen.
Ah! Ah! Ich erinnre mich …
SALOME
Ich bin nicht durstig, Tetrarch.
STIMME DES JOCHANAAN
Sieh‘, die Zeit ist gekommen,
der Tag von dem ich sprach, ist da.
HERODES
Hörst du, wie sie mir antwortet,
diese deine Tochter?
HERODIAS
Heiß‘ ihn schweigen!
Dieser Mensch beschimpft mich!
HERODIAS
Sie hat Recht.
Warum starrst du sie immer an?
HERODES
Er hat nichts gegen dich gesagt.
Überdies ist er
ein sehr großer Prophet.
HERODES
Bringt reife Früchte!
Salome, komm. Iss mit mir von
diesen Früchten.
Den Abdruck deiner kleinen
weißen Zähne
in einer Frucht seh‘ ich so gern.
Beiß nur ein wenig ab.
Nur ein wenig von dieser Frucht,
dann will ich essen, was übrig ist.
SALOME
Ich bin nicht hungrig, Tetrarch.
HERODES
Du siehst, wie du diese
deine Tochter erzogen hast!
HERODIAS
Meine Tochter und ich stammen
HERODIAS
Ich glaube nicht an Propheten.
Aber du, du hast Angst vor ihm.
HERODES
Ich habe vor niemandem Angst.
HERODIAS
Ich sage dir, du hast Angst vor ihm.
Warum lieferst du ihn nicht
den Juden aus,
die seit Monaten nach ihm schreien?
ERSTER JUDE
Wahrhaftig, Herr, es wäre besser,
ihn in unsre Hände zu geben!
HERODES
Genug davon!
Ich werde ihn nicht
in eure Hände geben.
Er ist ein heil‘ger Mann.
Er ist ein Mann,
der Gott geschaut hat.
ERSTER JUDE
Das kann nicht sein.
Seit dem Propheten Elias
hat niemand Gott gesehn.
Er war der letzte,
der Gott von Angesicht geschaut.
In unsern Tagen zeigt sich Gott nicht.
Gott verbirgt sich.
Darum ist großes Übel
über das Land gekommen,
großes Übel.
ZWEITER JUDE
In Wahrheit weiß niemand,
ob Elias in der Tat Gott gesehen hat.
Möglicherweise war es nur
der Schatten Gottes, was er sah.
DRITTER JUDE
Gott ist zu keiner Zeit verborgen.
Er zeigt sich zu allen Zeiten
und an allen Orten.
Gott ist im Schlimmen
ebenso wie im Guten.
VIERTER JUDE
Du solltest das nicht sagen,
es ist eine sehr gefährliche Lehre
aus Alexandria.
Und die Griechen sind Heiden.
FÜNFTER JUDE
Niemand kann sagen, wie Gott wirkt.
Seine Wege sind sehr dunkel.
Wir können nur unser Haupt
unter seinen Willen beugen,
denn Gott ist sehr stark.
ERSTER JUDE
Du sagst die Wahrheit.
Fürwahr, Gott ist furchtbar,
aber was diesen Menschen angeht,
der hat Gott nie gesehn.
47
Seit dem Propheten Elias
hat niemand Gott gesehn.
Er war der letzte, usw.
ZWEITER JUDE
In Wahrheit weiß niemand, usw.
Gott ist furchtbar,
er bricht den Starken in Stücke,
den Starken wie den Schwachen,
denn jeder gilt ihm gleich.
Möglicherweise, usw.
DRITTER JUDE
Gott ist zu keiner Zeit
verborgen, usw.
VIERTER JUDE
Du solltest das nicht sagen, usw.
Die Griechen sind Heiden,
Sie sind nicht einmal beschnitten.
Niemand kann sagen, wie Gott wirkt,
denn Gott ist sehr stark.
Er bricht den Starken
wie den Schwachen in Stücke.
Gott ist stark.
FÜNFTER JUDE
Niemand kann sagen,
wie Gott wirkt, usw.
Es kann sein, dass die Dinge,
die wir gut nennen,
sehr schlimm sind,
und die Dinge,
die wir schlimm nennen,
sehr gut sind.
Wir wissen von nichts etwas.
HERODIAS
Heiß‘ sie schweigen,
sie langweilen mich.
HERODES
Doch‘ hab ich davon sprechen hören,
Jochanaan sei
in Wahrheit euer Prophet Elias.
ERSTER JUDE
Dass kann nicht sein.
Seit den Tagen des Propheten Elias
sind mehr als
48
dreihundert Jahre vergangen.
ERSTER NAZARENER
Mir ist sicher, dass er
der Prophet Elias ist.
ERSTER JUDE
Das kann nicht sein, usw.
DIE ANDEREN JUDEN
Keineswegs,
er ist nicht der Prophet Elias.
HERODIAS
Heiß‘ sie schweigen!
STIMME DES JOCHANAAN
Siehe, der Tag ist nahe,
der Tag des Herrn,
und ich höre auf den Bergen
die Schritte dessen,
der sein wird der Erlöser der Welt.
HERODES
Was soll das heißen,
der Erlöser der Welt?
ERSTER NAZARENER
Der Messias ist gekommen.
ERSTER JUDE
Der Messias ist nicht gekommen.
ERSTER NAZARENER
Er ist gekommen,
und allenthalben tut er Wunder.
Bei einer Hochzeit in Galiläa
hat er Wasser in Wein verwandelt.
Er heilte zwei Aussätzige
von Capernaum.
ZWEITER NAZARENER
Durch bloßes Berühren!
ERSTER NAZARENER
Er hat auch Blinde geheilt.
Man hat ihn auf einem Berge
im Gespräch mit Engeln gesehn!
HERODIAS
Oho! Ich glaube nicht an Wunder,
ich habe ihrer zu viele gesehn!
ERSTER NAZARENER
Die Tochter des Jairus
hat er von den Toten erweckt.
HERODIAS
Wahrhaftig,
er ist schändlich!
HERODES
Wie, er erweckt die Toten?
STIMME DES JOCHANAAN
Die Kriegshauptleute
werden sie mit ihren Schwertern
durchbohren,
sie werden sie mit ihren Schilden
zermalmen!
ERSTER und ZWEITER NAZARENER
Jawohl. Er erweckt die Toten.
HERODES
Ich verbiete ihm, das zu tun.
Es wäre schrecklich,
wenn die Toten wiederkämen!
Wo ist der Mann zur Zeit?
ERSTER NAZARENER
Herr, er ist überall,
aber es ist schwer, ihn zu finden.
HERODES
Der Mann muss gefunden werden.
ZWEITER NAZARENER
Er heißt, in Samaria weile er jetzt.
ERSTER NAZARENER
Vor ein paar Tagen verließ
er Samaria,
ich glaube, im Augenblick ist er
in der Nähe von Jerusalem.
HERODES
So hört:
ich verbiete ihm,
die Toten zu erwecken!
Es müsste schrecklich sein,
wenn die Toten wiederkämen!
STIMME DES JOCHANAAN
O, über dieses geile Weib,
die Tochter Babylons.
So spricht der Herr, unser Gott:
HERODIAS
Befiehl ihm, er soll schweigen.
STIMME DES JOCHANAAN
Eine Menge Menschen wird
sich gegen sie sammeln,
und sie werden Steine nehmen
und sie steinigen!
HERODIAS
Er soll schweigen, er soll schweigen!
STIMME DES JOCHANAAN
Es ist so, dass ich alle Verruchtheit
austilgen werde,
dass ich alle Weiber lehren werde,
nicht auf den Wegen ihrer Greuel
zu wandeln!
HERODIAS
Du hörst, was er gegen mich sagt,
du duldest es, dass er die schmähe,
die dein Weib ist?
HERODES
Er hat deinen Namen nicht genannt.
STIMME DES JOCHANAAN
Es kommt ein Tag,
da wird die Sonne
finster werden wie
ein schwarzes Tuch.
Und der Mond
wird werden wie Blut,
und die Sterne des Himmels
werden zur Erde fallen
wie unreife Feigen
vom Feigenbaum.
Es kommt ein Tag, wo die Kön‘ge
der Erde erzittern.
HERODIAS
Ha, ha! Dieser Prophet
schwatzt wie ein Betrunkener …
Aber ich kann den Klang
seiner Stimme nicht ertragen,
ich hasse seine Stimme.
Befiehl ihm, er soll schweigen.
49
HERODES
Tanz für mich, Salome.
SALOME
Du schwörst es, Tetrarch?
HERODIAS
Ich will nicht haben, dass sie tanzt.
HERODES
Ich schwör‘ es, Salome.
SALOME
Ich habe keine Lust zu tanzen,
Tetrarch.
SALOME
Wobei willst du das beschwören,
Tetrarch?
HERODES
Salome, Tochter der Herodias,
tanz für mich!
HERODES
Bei meinem Leben,
bei meiner Krone,
bei meinen Göttern.
SALOME
Ich will nicht tanzen, Tetrarch.
HERODIAS
Du siehst, wie sie dir gehorcht.
STIMME DES JOCHANAAN
Er wird auf seinem Throne sitzen,
er wird gekleidet sein
in Scharlach und Purpur.
Und der Engel des Herrn
wird ihn darnieder schlagen.
Er wird von den Würmern
gefressen werden.
HERODES
Salome, Salome, tanz für mich,
ich bitte dich.
Ich bin traurig heute Nacht,
drum tanz für mich,
Salome, tanz für mich!
Wenn du für mich tanzest,
kannst du von mir begehren
was du willst.
Ich werde es dir geben.
SALOME
Willst du mir wirklich alles geben,
was ich von dir begehre, Tetrarch?
HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter.
HERODES
Alles, alles,
was du von mir begehren wirst;
und wär‘s die
Hälfte meines Königreichs.
50
HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter!
HERODES
O Salome, Salome, tanz für mich!
SALOME
Du hast einen Eid geschworen,
Tetrarch.
HERODES
Ich habe einen Eid geschworen.
HERODIAS
Meine Tochter, tanze nicht.
HERODES
Und wär‘s die Hälfte
meines Königreichs.
Du wirst schön sein als Königin,
unermesslich schön.
Ah! Es ist kalt hier.
Es weht ein eis‘ger Wind,
und ich höre ...
warum höre ich in der Luft
dieses Rauschen von Flügeln?
Ah! Es ist doch so,
als ob ein ungeheurer
schwarzer Vogel über der
Terrasse schwebte?
Warum kann ich ihn nicht sehn,
diesen Vogel?
Dieses Rauschen ist schrecklich.
Es ist ein schneidender Wind.
Aber nein, er ist nicht kalt,
er ist heiß.
Gießt mir Wasser über die Hände,
gebt mir Schnee zu essen,
macht mir den Mantel los.
Schnell, schnell,
macht mir den Mantel los!
Doch nein! Lasst ihn!
Dieser Kranz drückt mich.
Diese Rosen sind wie Feuer.
Ah! Jetzt kann ich atmen.
Jetzt bin ich glücklich.
Willst du für mich tanzen, Salome?
HERODIAS
Ich will nicht haben, dass sie tanze!
SALOME
Ich will für dich tanzen.
STIMME DES JOCHANAAN
Wer ist Der, der von Edom kommt,
wer ist Der, der von Bosra kommt,
dessen Kleid mit Purpur gefärbt ist,
der in der Schönheit seiner
Gewänder leuchtet,
der mächtig
in seiner Größe wandelt,
warum ist dein Kleid mit
Scharlach gefleckt?
HERODIAS
Wir wollen hineingehn.
Die Stimme dieses Menschen
macht mich wahnsinnig.
Ich will nicht haben,
dass meine Tochter tanzt,
während er immer
dazwischen schreit.
Ich will nicht haben, dass sie tanzt,
während du sie
auf solche Art ansiehst.
Mit einem Wort:
Ich will nicht haben, dass sie tanzt.
HERODES
Steh nicht auf, mein Weib,
meine Königin.
Es wird dir nichts helfen,
ich gehe nicht hinein,
bevor sie getanzt hat.
Tanze, Salome, tanz für mich!
HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter!
SALOME
Ich bin bereit, Tetrarch.
HERODES
Ah! Herrlich!
Wundervoll, wundervoll!
Siehst du,
sie hat für mich getanzt,
deine Tochter.
Komm her, Salome, komm her,
du sollst deinen Lohn haben.
Ich will dich königlich belohnen.
Ich will dir alles geben,
was dein Herz begehrt.
Was willst du haben? Sprich!
SALOME
Ich möchte, dass sie mir gleich
in einer Silberschüssel ...
HERODES
In einer Silberschüssel ...
Gewiss doch ...
in einer Silberschüssel.
Sie ist reizend, nicht?
Was ist‘s,
das du in einer Silberschüssel
haben möchtest,
o süße, schöne Salome,
du, die schöner ist
als alle Töchter Judäas?
Was sollen sie dir
in einer Silberschüssel bringen?
Sag es mir!
Was es auch sein mag,
du sollst es erhalten.
Meine Reichtümer gehören dir.
Was ist es,
das du haben möchtest, Salome?
SALOME
Den Kopf des Jochanaan.
51
HERODES
Nein, nein!
HERODIAS
Ah! Das sagst du gut, meine Tochter.
Das sagst du gut!
HERODES
Nein, nein, Salome;
das ist es nicht, was du begehrst!
Hör nicht auf
die Stimme deiner Mutter.
Sie gab dir immer schlechten Rat.
Achte nicht auf sie.
SALOME
Ich achte nicht auf die Stimme
meiner Mutter.
Zu meiner eignen Lust
will ich den Kopf des Jochanaan
in einer Silberschüssel haben.
Du hast einen Eid geschworen,
Herodes.
Du hast einen Eid geschworen,
vergiss das nicht!
HERODES
Ich weiß,
ich habe einen Eid geschworen.
Ich weiß es wohl.
Bei meinen Göttern habe ich geschworen.
Aber ich beschwöre dich, Salome,
verlange etwas andres von mir.
Verlange die Hälfte
meines Königreichs.
Ich will sie dir geben.
Aber verlange nicht von mir,
was deine Lippen verlangten.
SALOME
Ich verlange von dir den Kopf
des Jochanaan.
HERODES
Nein, nein,
ich will ihn dir nicht geben.
SALOME
Du hast einen Eid geschworen,
Herodes.
52
HERODIAS
Ja, du hast einen Eid geschworen.
Alle haben es gehört.
HERODES
Still, Weib,
zu dir spreche ich nicht.
HERODIAS
Meine Tochter hat recht daran getan,
den Kopf des Jochanaan zu verlangen.
Er hat mich mit Schimpf
und Schande bedeckt.
Man kann sehn,
dass sie ihre Mutter liebt.
Gib nicht nach, meine Tochter,
gib nicht nach!
Er hat einen Eid geschworen.
HERODES
Still, spricht nicht zu mir!
Salome, ich beschwöre dich:
Sei nicht trotzig! Sieh,
ich habe dich immer lieb gehabt.
Kann sein,
ich habe dich zu lieb gehabt.
Darum verlange das nicht von mir.
Der Kopf eines Mannes,
der vom Rumpf getrennt ist,
ist ein übler Anblick.
Hör‘, was ich sage!
Ich habe einen Smaragd.
Er ist der schönste Smaragd
der ganzen Welt.
Den willst du haben, nicht wahr?
Verlang‘ ihn von mir,
ich will ihn dir geben,
den schönsten Smaragd.
SALOME
Ich fordre den Kopf des Jochanaan!
HERODES
Du hörst nicht zu,
du hörst nicht zu.
Lass mich zu dir reden, Salome!
SALOME
Den Kopf des Jochanaan.
HERODES
Das sagst du nur, um mich zu quälen,
weil ich dich so angeschaut habe.
Deine Schönheit hat mich verwirrt.
Oh! Oh! Bringt Wein! Mich dürstet!
Salome, Salome,
lass uns wie Freunde
zu einander sein!
Bedenk dich!
Ah! Was wollt ich sagen?
Was war‘s?
Ah! Ich weiß es wieder! ...
Salome,
du kennst meine weißen Pfauen,
meine schönen, weißen Pfauen,
die im Garten zwischen
den Myrten wandeln.
Ich will sie dir alle, alle geben.
In der ganzen Welt lebt kein König,
der solche Pfauen hat.
Ich habe bloß hundert.
Aber alle will ich dir geben.
SALOME
Gib mir den Kopf des Jochanaan!
HERODIAS
Gut gesagt, meine Tochter!
HERODES
Still, Weib!
Du kreischest wie ein Raubvogel.
HERODIAS
Und du, du bist lächerlich
mit deinen Pfauen.
HERODES
Deine Stimme peinigt mich.
Still, sag ich dir!
Salome, bedenk, was du tun willst.
Es kann sein,
dass der Mann von Gott gesandt ist.
Er ist ein heil‘ger Mann.
Der Finger Gottes hat ihn berührt.
Du möchtest nicht,
dass mich ein Unheil trifft, Salome?
Hör jetzt auf mich!
SALOME
Ich will den Kopf des Jochanaan.
HERODES
Ah! Du willst nicht auf mich hören.
Sei ruhig, Salome.
Ich, siehst du, bin ruhig. Höre:
Ich habe an diesem
Ort Juwelen versteckt,
Juwelen, die selbst deine Mutter nie
gesehen hat.
Ich habe ein Halsband mit
vier Reihen Perlen,
Topase,
gelb wie die Augen der Tiger.
Topase, hellrot
wie die Augen der Waldtaube,
und grüne Topase, wie Katzenaugen.
Ich habe Opale, die immer funkeln,
mit einem Feuer, kalt wie Eis.
Ich will sie dir alle geben, alle.
Ich habe Chrysolithe und Berylle,
Chrysoprase und Rubine.
Ich habe Sardonyx
und Hyacinthsteine
und Steine von Chalcedon.
Ich will sie dir alle geben,
alle und noch andre Dinge.
Ich habe einen Kristall,
in den zu schaun keinem
Weibe vergönnt ist.
In einem Perlenmutterkästchen
habe ich drei wunderbare Türkise:
wer sie an seiner Stirne trägt,
kann Dinge sehn,
die nicht wirklich sind.
Es sind unbezahlbare Schätze.
Was begehrst du sonst noch, Salome?
Alles, was du verlangst,
will ich dir geben
nur eines nicht:
Nur nicht das Leben
dieses einen Mannes.
Ich will dir den Mantel
des Hohenpriesters geben.
53
Ich will dir den Vorhang
des Allerheiligsten geben.
SALOME
Gib mir den Kopf den Jochanaan!
HERODES
Man soll ihr geben, was sie verlangt!
Sie ist in Wahrheit ihrer
Mutter Kind.
Wer hat meinen Ring genommen?
Ich hatte einen Ring an meiner
rechten Hand.
Wer hat meinen Wein getrunken?
Es war Wein in meinem Becher.
Er war mit Wein gefüllt.
Es hat ihn jemand ausgetrunken.
Oh! Gewiss wird Unheil
über einen kommen.
HERODIAS
Meine Tochter hat recht getan!
HERODES
Ich bin sicher,
es wird ein Unheil geschehn.
SALOME
Es ist kein Laut zu vernehmen.
Ich höre nichts.
Warum schreit er nicht, der Mann?
Ah! Wenn einer mich zu töten käme,
ich würde schreien,
ich würde mich wehren,
ich würde es nicht dulden!
Schlag zu, schlag zu, Naaman!
Schlag zu, sag‘ ich dir!
Nein, ich höre nichts.
Es ist eine schreckliche Stille!
Ah! Es ist etwas zu Boden gefallen.
Ich hörte etwas fallen.
Es war das Schwert des Henkers.
Er hat Angst, dieser Sklave.
Er hat das Schwert fallen lassen!
Er traut sich nicht, ihn zu töten.
Er ist eine Memme, dieser Sklave.
Schickt Soldaten hin!
Komm hierher,
54
du warst der Freund dieses Toten,
nicht?
Wohlan, ich sage dir:
Es sind noch nicht genug Tote.
Geh zu den Soldaten
und befiehl ihnen,
hinabzusteigen und mir zu holen,
was ich verlange, was der Tetrarch
mir versprochen hat, was mein ist!
Hierher, ihr Soldaten,
geht ihr in die Zisterne hinunter
und holt mir den Kopf des Mannes!
Tetrarch, Tetrarch,
befiehl deinen Soldaten,
dass sie mir den
Kopf des Jochanaan holen!
Ah!
Du wolltest mich nicht deinen Mund
küssen lassen, Jochanaan!
Wohl, ich werde ihn jetzt küssen.
Ich will mit meinen Zähnen
hineinbeißen,
wie man in eine reife Frucht
beißen mag.
Ja, ich will ihn jetzt küssen
deinen Mund, Jochanaan.
Ich hab‘ es gesagt.
Hab‘ ich‘s nicht gesagt?
Ja, ich hab‘ es gesagt.
Ah! Ah! Ich will ihn jetzt küssen …
Aber warum siehst du mich nicht an,
Jochanaan?
Deine Augen,
die so schrecklich waren,
so voller Wut und Verachtung,
sind jetzt geschlossen.
Warum sind sie geschlossen?
Öffne doch die Augen,
so hebe deine Lider, Jochanaan!
Warum siehst du mich nicht an?
Hast du Angst vor mir, Jochanaan,
dass du mich nicht ansehen willst?
Und deine Zunge,
sie spricht kein Wort, Jochanaan,
diese Scharlachnatter,
die ihren Geifer gegen mich spie.
Es ist seltsam, nicht?
Wie kommt es, dass diese rote Natter
sich nicht mehr rührt?
Du sprachst böse Worte gegen mich,
gegen mich, Salome,
die Tochter der Herodias,
Prinzessin von Judäa.
Nun wohl!
Ich lebe noch, aber du bist tot,
und dein Kopf, dein Kopf gehört mir!
Ich kann mit ihm tun, was ich will.
Ich kann ihn den Hunden vorwerfen
und den Vögeln der Luft.
Was die Hunde übrig lassen,
sollen die Vögel der Luft verzehren …
Ah! Ah! Jochanaan, Jochanaan,
du warst schön.
Dein Leib war eine Elfenbeinsäule
auf silbernen Füßen.
Er war ein Garten voller Tauben
in der Silberlilien Glanz.
Nichts in der Welt
war so weiß wie dein Leib.
Nichts in der Welt
war so schwarz wie dein Haar.
In der ganzen Welt
war nichts so rot wie dein Mund.
Deine Stimme
war ein Weirauchgefäß,
und wenn ich dich ansah,
hörte ich geheimnisvolle Musik …
Ah! Warum hast du mich nicht angesehn,
Jochanaan? Du legtest über deine Augen die Binde
eines,
der seinen Gott schauen wollte. Wohl!
Du hast deinen Gott gesehn, Jochanaan,
aber mich, mich, hast du nie gesehn.
Hättest du mich gesehn, du hättest mich geliebt!
Ich dürste nach deiner Schönheit.
Ich hungre nach deinem Leib.
Nicht Wein noch Äpfel
können mein Verlangen stillen …
Was soll ich jetzt tun, Jochanaan?
Nicht die Fluten, noch die großen Wasser
können dieses brünstige Begehren löschen …
Oh! Warum sahst du mich nicht an?
Hättest du mich angesehn,
du hättest mich geliebt.
Ich weiß es wohl, du hättest mich geliebt.
Und das Geheimnis der Liebe ist größer
als das Geheimnis des Todes …
HERODES
Sie ist ein Ungeheuer, deine Tochter.
Ich sage dir, sie ist ein Ungeheuer!
HERODIAS
Meine Tochter hat recht getan.
Ich möchte jetzt hier bleiben.
HERODES
Ah! Da spricht meines Bruders Weib!
Komm, ich will nicht an diesem Orte bleiben.
Komm, sag ich dir! Sicher,
es wird Schreckliches geschehn.
Wir wollen uns im Palast verbergen,
Herodias, ich fange an zu erzittern …
Manassah, Issachar, Ozias, löscht die Fackeln aus.
Verbergt den Mond, verbergt die Sterne!
Es wird Schreckliches geschehn.
SALOME
Ah! Ich habe deinen Mund geküsst,
Jochanaan. Ah! Ich habe ihn geküsst, deinen Mund,
es war ein bitterer Geschmack auf deinen Lippen.
Hat es nach Blut geschmeckt?
Nein! Doch es schmeckte vielleicht nach Liebe …
Sie sagen, dass die Liebe bitter schmecke …
Allein was tut‘s? Was tut‘s?
Ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan.
Ich habe ihn geküsst, deinen Mund.
HERODES
Man töte dieses Weib!
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Biografien der Künstler
Die Darsteller
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Herodes · Hubert Delamboye stammt aus Valkenburg (Niederlande) und studierte Gesang in Maastricht. Während seiner langen Karriere, die eng mit dem
Staatstheater Wiesbaden verbunden ist, sang er an den wichtigen Opernhäusern der Welt, an den Staatsopern in München, Hamburg und Wien sowie in
New York und London. Er arbeitete mit Claudio Abbado, Herbert von Karajan,
Kurt Masur und seinem Sohn Enrico Delamboye. Wichtige Partien waren zunächst Mozartrollen, später Rollen in den Opern Wagners und Puccinis.
Salome · Susanna Pütters studierte in Essen und Düsseldorf Gesang. Zu den
Dirigenten, mit denen sie gearbeitet hat, gehören Stefan Soltesz, Julia Jones,
Marcello Viotti und Hans-Christoph Rademann. Zu ihrem Repertoire zählen 80
Partien, einen Schwerpunkt bilden Mozartrollen. Des Weiteren war sie unter
anderem als Micaela („Carmen“), Tatjana („Eugen Onegin“) und als Agathe
(„Freischütz“) zu sehen. Für ihre Darstellung der Elsa („Lohengrin“) wurde die
Sopranistin von der Zeitschrift Opernwelt als „Sängerin des Jahres“ nominiert.
Jochanaan · Seit der Spielzeit 2009/2010 ist Michael Mrosek am Theater
Koblenz. Der Sänger aus Wilhelmshaven hat Gesang an der Hochschule der
Künste Berlin studiert; sein Konzertexamen machte er 1999. Mroseks erste
Rolle war die des Apollo in Monteverdis „L‘Orfeo“ an der Staatsoper Hannover.
Bis der Sänger nach Koblenz kam, war er Ensemblemitglied am Opernhaus
Zürich. Zu sehen war Mrosek bisher unter anderem in „Drei Schwestern“, in
der Titelpartie in „Don Giovanni“ sowie in der Titelpartie von Verdis „Rigoletto“.
Herodias · Seit dem Jahr 1999 ist Monica Mascus bereits Ensemblemitglied
am Theater Koblenz. Die Sängerin stammt aus Wiesbaden, studiert hat sie bei
Charlotte Lehmann und Ingeborg Most. Mascus ist Stipendiatin des RichardWagner-Verbandes. Erste Engagements hatte die Sängerin unter anderem in
Baden-Baden und Gießen. Am Theater Koblenz war Monica Mascus unter anderem als Ortrud in „Lohengrin“, als Maddalena in „Rigoletto“ und jüngst als
Prinz Orlofsky in „Die Fledermaus“ zu erleben.
Narraboth · An der Musikhochschule und der Academy of Music in Bratislava
(Slowakei) hat Juraj Hollý Gesang studiert. Der Tenor debütierte im Oktober
2010 in der Wiener Kammeroper als Gernando in Haydns Oper „L’isola disabitata“ und war seitdem unter anderem an Opernhäusern, Theatern und Festspielen in Polen, Japan, Singapur, der Slowakei und Deutschland zu hören. Neben
weiteren Auszeichnungen gewann Hollý den ersten Preis beim Internationalen
Antonín-Dvořák-Gesangswettbewerb. Er ist neu im Koblenzer Ensemble.
Page · Geboren in Stuttgart, ist Haruna Yamazaki in Stuttgart, Coburg, Mannheim und Japan aufgewachsen. Sie ist seit dem Jahr 2012 in Koblenz und sang
hier unter anderem Hänsel („Hänsel und Gretel“) und die Gräfin Ceprano in „Rigoletto“. Sie hat sowohl 2009 ihr Gesangsstudium an der „Staatlichen Universität für Bildende Künste und Musik“ in Tokio als auch ihren Master in Gesang in
der Klasse der Professorin Ulrike Sonntag an der Musikhochschule Stuttgart
mit Auszeichnung abgeschlossen.
Erster Jude · Der gebürtige Düsseldorfer Dirk Eicher hat seine Ausbildung bei
Heinz J. Scholz an der Musikhochschule seiner Heimatstadt genossen. Nach
dem Gesangsdiplom führte ihn sein Erstengagement nach Lübeck. Der Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Düsseldorf ist seit 2002 am Theater
Koblenz als erster Chortenor mit Soloverpflichtung engagiert. Dort war er unter anderem als Mime im „Rheingold“, als Wenzel in „Die verkaufte Braut“ und
als Jaruschkin in „Die Nase“ zu erleben.
Zweiter Jude · Seit 2012 ist Junho Lee Solist am Theater Koblenz und sang unter anderem Pedrillo („Entführung aus dem Serail“), den Salesman in „Rake‘s
Progress“ und Wenzel („Die verkaufte Braut“). Seine Ausbildung machte er von
2005 bis 2009 an der Universität Hanyang in Seoul unter Prof. Donghee Jung;
bei Prof. Bernd Riedel an der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ setzte
er sie fort. Eine Weiterbildung absolvierte er an der Musikhochschule Stuttgart
in der Solistenklasse der Opernschule bei Prof. Ulrike Sonntag.
Dritter Jude · Schon in jungen Jahren hat Tobias Rathgeber den Grundstein
für seine Gesangskarriere gelegt. Der gebürtige Frankfurter sang im Windsbacher Knabenchor. Seit Oktober 2008 ist Rathgeber als Tenor im Opernchor
des Theaters Koblenz engagiert. Für sein Gesangsstudium ging Rathgeber
nach Würzburg, Gastverträge hatte er in seiner Laufbahn unter anderem in
Freiburg und Darmstadt. Rathgebers erste Rolle war ein Lehrbube in Wagners
„Meistersinger".
Vierter Jude · Ersten Gesangsunterricht erhielt Sebastian Haake bei Anita
Richartz-Freitag, sein Studium des Operngesangs führte ihn an das Institut für
Musiktheater der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Dort war der Tenor unter anderem in „Das Kind und die Zauberdinge“ und in einer Bearbeitung von
Mozarts „Entführung aus dem Serail“ für Kinder zu hören. 2007 erhielt Haake
ein Stipendium der Hildegard-Zadek-Stiftung, 2009 eines des Richard-WagnerVerbandes Baden-Baden/Pforzheim. Meisterkurse ergänzen seine Ausbildung.
Fünfter Jude · Seit der Spielzeit 2009/2010 ist Jongmin Lim Ensemblemitglied
im Musiktheater. Lim stammt aus Seoul (Südkorea) und studierte zunächst an
der Chung-Ang University in Korea Gesang, ehe er an die Opernschule Stuttgart wechselte. In Koblenz sang er unter anderem die Partien Kecal („Verkaufte
Braut“), König Heinrich („Lohengrin“), Osmin („Die Entführung aus dem Serail“) und Sparafucile („Rigoletto“). Bevor Lim nach Koblenz wechselte, war er
unter anderem Mitglied des Opernstudios Köln und sang an der Oper Köln.
Erster Nazarener · Christoph Plessers kam 2010 nach Koblenz. Der Sänger
stammt aus Meeuwen (Belgien) und schloss seine Gesangsausbildung am
Conservatorium Maastricht (Niederlande) mit Master in Operngesang sowie
Meisterklassen unter anderem bei Hubert Delamboye und Harry Peeters ab. Zu
seinem Repertoire gehören unter anderem Masetto („Don Giovanni“) sowie Des
Rillettes („Les Boulingrin“). In Koblenz war er zuletzt als Papageno („Die Zauberflöte“), als Perón („Evita“) und als Dr. Falke („Die Fledermaus“) zu sehen.
Zweiter Nazarener · Der Tenor Ji-Soo Kim wurde in Südkorea geboren. Er studierte zunächst Gesang in Seoul, anschließend führte er seine Ausbildung an
der Musikhochschule Köln fort. Seit der Spielzeit 2001/2002 ist er am Theater
Koblenz engagiert. Hier sang er zahlreiche Solopartien, so zum Beispiel den
Froh im „Rheingold“, Gaston in „La Traviata“ und Scaramuccio in „Ariadne auf
Naxos“. Außerdem übernahm er Rollen in „Norma“, „Lucia die Lammermoor“,
der „Dreigroschenoper“ und „Abu Hassan“.
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58
Erster Soldat · Christiaan Snyman stammt aus der Nähe von Johannesburg
(Südafrika), sein Gesangsstudium führte ihn nach Pretoria und Kapstadt. 2006
erwarb er sein Operndiplom und schloss eine Ausbildung in Music Performance sowie ein Italienisch-, Deutsch- und Kunststudium an der Universität Südafrika ab. Als freiberuflicher Sänger hatte er Engagements unter anderem am
Opernhaus Kapstadt und an der Oper Windhoek (Namibia). Seit Februar 2009
ist Snyman als Chorbariton am Theater Koblenz engagiert.
Zweiter Soldat · Geboren in Turkmenistan, begann Evgeny Sevastyanov in
Omsk (Russland) 2000 seine Ausbildung zum Ingenieur an der dortigen Technischen Universität. 2004 trat er in die Omsker Musikhochschule ein, an der er
bis 2007 studierte. In der Folge ging Sevastyanov ans Ural-Staatskonservatorium und wurde Solist an der Jekaterinburger Staatsoper. Seine Ausbildung an
der Staatlichen Universität in Omsk beendete der Sänger 2011. Er war Mitglied
des IOS am Opernhaus Zürich, ehe er nach Koblenz kam.
Cappadozier · In Montabaur geboren, absolvierte der Chorsänger Marco Kilian
ab dem Jahr 1987 ein privates Gesangsstudium bei Käthe Kaltbeitzer-Hirsch.
Sein erstes Engagement erhielt er 1990 an der „Kleinen Oper“ Düsseldorf. Am
Theater Koblenz ist er seit 1992 als erster Chorbass mit Soloverpflichtung engagiert. Neben seiner Tätigkeit am Theater ist Kilian auch immer wieder als
Konzert- und Oratoriensänger zu hören. In Koblenz hatte er unter anderem in
„Die Nase“, in „La Navarraise“ und in „Der Freischütz“ Solopartien.
Ein Sklave · Michael Hamlett studierte bei Peter Pears an der Londoner Royal
Academy of Music und absolvierte zahlreiche Meisterklassen, unter anderem
bei Hans Hotter. Der Wagner-Stipendiat sang in wichtigen Konzertsälen wie
der Beethovenhalle Bonn und der Royal Albert Hall sowie an Opernhäusern
im In- und Ausland. Engagements führten ihn nach Kiel, Wuppertal und an die
English National Opera. Seit 1982 ist er Mitglied im Opernchor des Theaters
Koblenz. In dieser Spielzeit inszeniert er die „Savoy Operas“.
Biografien der Künstler
Das Leitungsteam
Musikalische Leitung · Seit 2009 ist Enrico Delamboye Musikdirektor am Theater Koblenz. Der Dirigent und Pianist studierte am Conservatorium Maastricht Klavier und Orchesterdirigieren. 1999 gab
er sein Debüt als Operndirigent bei den Internationalen Maifestspielen am Staatstheater Wiesbaden
mit Brittens „The Rape of Lucretia“. Festengagements hatte Delamboye unter anderem in Wiesbaden, Mainz und Köln. Delamboye lehrt Orchesterdirigieren am Conservatorium Maastricht.
Inszenierung · Markus Dietze, seit der Spielzeit 2009/2010 Intendant des Theaters Koblenz, hat seine
Wurzeln in der Nähe von Stuttgart. Für das Studium der Regie ging er an die Universität und Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seine Ausbildung brachte ihm Assistenzen unter anderem
bei den Bayreuther Festpielen und den Wiener Festwochen ein. Später wurde er Intendant am Theater der Altmark in Stendal.
Bühnenbild · Der Ausstatter Bodo Demelius absolvierte sein Studium zum Bühnen- und Kostümbildner an der Akademie der Bildenden Künste München. Nach einem Erstengagement als Ausstattungsassistent am Theater Ulm war er langjähriger Assistent von Erich Wonder und hatte Lehraufträge
an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seitdem ist er freischaffend tätig. Am Theater Koblenz
war Demelius unter anderem bei „Werther“, „Lohengrin“ und der „Dreigroschenoper“ im Einsatz.
Video · Georg Lendorff ist ein Zürcher Filmregisseur und Videokünstler. Nach einem längeren Aufenthalt in Hong Kong lebte Lendorff in den Jahren 1995 bis 2007 in London. Lendorff studierte Graphic Design an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) und Filmregie am London College of
Communications (LCC). Seit den frühen 90er-Jahren kreiert Georg Lendorff regelmäßig Visuals für
Theater und Oper. In Koblenz arbeitete er zuletzt mit am „Faust“.
Kostüme · Die gebürtige Münchenerin Claudia Caséra studierte Modedesign in ihrer Heimatstadt.
Als freischaffende Kostümbildnerin arbeitete sie mit Regisseuren wie Götz Friedrich und Tankred
Dorst zusammen. Ihre Arbeit führte sie unter anderem an die Theater in Dresden, Magdeburg, Krefeld, Hof und Trier. Am Theater Koblenz entwarf sie die Kostüme für zahlreiche Produktionen, beispielsweise für „Lohengrin“ und „Der Sturm“.
Dramaturgie · Christiane Schiemann studierte in Hildesheim Kulturpädagogik und absolvierte anschließend ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Über zehn Jahre lang arbeitete
sie als Redakteurin und Musikjournalistin für Sender im In- und Ausland. Im Laufe der Zeit kam sie
dem Opernbetrieb immer näher und blieb schließlich ganz beim Theater. Drei Jahre lang war sie
Musikdramaturgin am Theater Chemnitz, zur Saison 2013/14 wechselte sie ans Theater Koblenz.
Vorstellungsdirigate · Der Dirigent Joseph Bousso stammt aus New York und ist seit der Spielzeit
2013/2014 Erster Kapellmeister am Theater Koblenz. In seiner Heimatstadt studierte er Klavier und
Violine, erwarb einen Bachelor of Music in Dirigieren am Curtis Institute of Music in Philadelphia und
einen Master of Music in Dirigieren an der Juilliard School. Bisherige Engagements führten ihn auch
nach Weimar und Freiburg. In Koblenz leitete er „Die verkaufte Braut“ und das Neujahrskonzert.
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Textnachweise
Freud, Sigmund: Auszüge aus „Drei Abhandlungen über Sexualität – I Die sexuellen Abirrungen“,
Frankfurt am Main, 1972
Giraud, Albert: zwei Gedichte aus „Pierrot Lunaire“ (Otto Erich Hartleben, Übers.), Leipzig, 1907
Huysmans, Joris-Karl: Gegen den Strich, Leipzig, o. J.
Klee, Paul: Gedichte, Zürich, 1980
Wagner, Jan: Australien, Berlin Verlag, 2010
Wedekind, Frank: Lulu. Erdgeist. Die Büchse der Pandora, Stuttgart, 1989
Die Texte „Künstlich muss es sein!“, „Eine Frage des Stils“, „… wirklich östliches Kolorit und glühende Sonne …“ und „Urgestalt oder Urgewalt?“ entstanden für dieses Programmheft.
Der Abdruck des Librettos erfolgt mit Genehmigung von SCHOTT MUSIC, Mainz.
Die wiedergegebenen Texte sind teilweise gekürzt und in ihrer ursprünglichen Orthografie belassen.
Bildnachweise
Seite 5: Troudouze, Edouard: „Salome Triumphant“, 1886 (aus Bram Dijkstra, Idols of Perversity,
New York, 1986)
Seite 7: Moreau , Gustave, „Salome tanzt vor Herodes“, 1876
Intendant: Markus Dietze (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Christiane Schiemann, Gerhard Herfeldt
Fotos:
Matthias Baus (von der Orchesterhauptprobe am 18. März 2014)
Grafik:
Katharina Dielenhein
Anzeigen: Druckerei Fuck, Koblenz
Herstellung: Druckerei Fuck, Koblenz
60
108
2013/2014

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