Haubenverschönerung – ohne Lack« erschien in ROTOR 4/2008

Transcrição

Haubenverschönerung – ohne Lack« erschien in ROTOR 4/2008
1
ROTOR
4/2008
Der Workshop »Haubenverschönerung – ohne Lack« erschien in ROTOR 4/2008.
ROTOR 4/2008
1
ROTOR, die führende Modellhubschrauber-Fachzeitschrift, erscheint monatlich, hat
einen Umfang von 72 Seiten und kann direkt bestellt werden unter Tel. 07221 9521-19.
Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.rotor-magazin.com
ROTOR-Workshop
Hinweise und Tipps zum fachgerechten Aufbringen von Selbstklebefolien
Hauben-Verschönerung – ohne Lack
Der hier anhand einer Bilderserie dokumentierte Workshop zum Aufbringen von
Selbstklebefolien wurde am Beispiel einer Raptor-Haube und des Dekors »Flower
Power« der Firma HaubenDesign.de gewählt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind selbstverständlich auch übertragbar auf Selbstklebefolien anderer Hersteller, wobei hier in
den meisten Fällen zuvor noch die Konturen entsprechend ausgeschnitten werden
müssen. Um absolute Passgenauigkeit zu gewährleisten, sind grundsätzlich bei
HaubenDesign.de alle Dekore bereits ausgeschnitten (siehe Interview ganz rechts) und
werden montagefertig auf dem Trägerpapier an den Kunden versendet – so, wie es
auch hier auf den Bildern zu sehen ist. – Wir zeigen aus Platzgründen nicht die komplette Fertigstellung einer Haube, wohl aber das generelle Prinzip, das als Verarbeitungsvorschlag gilt und bei ordnungsgemäßem Umsetzen zum faltenfreien Erfolg führt.
01
02
03
Benötigte Utensilien: Neben der Haube und
dem Dekorbogen sollte man einen genügend
großen Behälter für das Spülmittelwasser,
ein weiches Tuch und ein scharfes Scalpell
bzw. Cuttermesser bereit halten.
Zaubertrank: Vor dem Füllen des Behälters
mit normalem Leitungswasser sollte man einige wenige Tropfen Spülmittel zugeben. Es
verhindert später das sofortige Kleben der
Folie, so dass Zeit zum Ausrichten bleibt.
Lösen: Vorsichtig mit frischgewaschenen
Händen (oder Pinzette) den ersten Aufkleber
vom Trägermaterial ziehen. Je nach Länge
des Klebers aufpassen, dass sich dieser beim
Abziehen nicht »kringelt« und verklebt!
06
07
08
Platzieren: Nun setzt man das Dekorteil an
der richtigen Stelle der angefeuchteten Haube
an. Man fixiert es durch kurzes Anstreichen
mit den bloßen Fingern. Keine Panik, wenn die
erste Anprobe daneben liegt: das Korrigieren
ist im nassen Zustand kein Problem!
Ausrichten: Stück für Stück streicht man alle Bereiche mit den Fingern an. Um das Dekorteil dabei nicht unbeabsichtigt auf der
Haube zu verschieben, bietet sich das Fixieren mit dem Daumen an, während die Finger
der anderen Hand weiter andrücken.
Reiben – mit viel Gefühl: Nachdem das Dekorteil optimal platziert wurde, muss das Wasser
unter der Folie ausgestrichen werden. Das
funktioniert am besten mit einem um den Finger gelegtes Geschirrtuch. Immer von der Mitte beginnend nach außen streichen.
11
12
13
Linientreu: Überstehende Folie kann mit einem Scalpell nachgeschnitten werden, sofern Korrekturen notwendig sein sollten. Anhaltspunkte sind die Trennnähte der Haube.
Abfall: Den »überschüssigen« und zuvor in
Schritt 11 angeschnittenen Bereich des Dekors kann man nun einfach abziehen. Rand
anschließend nochmals nachstreichen.
Großflächig: Bei diesem Dekorteil »heftet«
man am besten zuerst oben an der Grundlinie
des darüber liegenden Dekors an und arbeitet
sich nach bekanntem Schema nach unten vor.
2
ROTOR 4/2008
Im nebenstehenden Bild ein
Raptor 50 mit serienmäßiger Kabinenhaube und dem hier im Workshop
verwendeten Dekorbogen von HaubenDesgin.de. Dieser bewusst an die
berühmten Pril-Blümchen angelehnte
Dekorbogen hat die Bezeichnung »Flower Power« und wurde von Jan-Henrik
Kemps anlässlich seines einjährigen
Firmenbestehens (siehe Interview)
entworfen. Ab April, passend zum
»kleinen Jubiläum«, kann man
dieses außergewöhliche Exemplar
in seinem Shop ordern.
Interview mit
Jan-Henrik Kemps von
der Firma HaubenDesign.de
04
05
Badezeit: Nach dem Lösen des Aufklebers
diesen direkt im Spülmittelwasser tränken,
damit er auch vollständig benetzt wird. Man
kann ihn auch problemlos komplett einlegen
bzw. durchziehen.
Planschen: Nun die zuvor gesäuberte Kabinenhaube großzügig mit Spülmitttelwasser an
der Stelle benetzen, an der später der Aufkleber platziert wird. Das Wasser lässt sich am
besten mit den Händen verteilen.
09
10
Problemzonen: Auch bei komplizierteren Konturen gilt immer das gleiche Prinzip: Mit einem
Tuch das Wasser von der Mitte nach außen
streichen. Hier braucht man Geduld, denn anfangs kann es trotz sorgfältigen Reibens immer wieder zur Faltenbildung kommen.
Wärmezufuhr: Um die Folie im Rundungsbereich elastischer zu machen und den Verdunstungsprozess des Wassers zu beschleunigen,
hilft ein nicht zu heiß eingestellter Fön. Nach
dem Abkühlen (wichtig!) wieder mit einem Tuch
nachreiben. Keinesfalls zu heiß anfönen!
14
15
Gravierende Einschnitte: Teildekore, die bereits eingeschnitten sind, sollten im Bereich
der Kanten leicht auf Zug gehalten werden, damit sich die Folie der Form besser anpasst.
Wasserverdränger: Ist das Teildekor sorfältig
ausgerichtet und stimmen die Überlappungen,
geht es auch hier wieder mit einem Lappen
ans bekannte Ausstreichen des Wassers.
ROTOR 4/2008
Die Firma HaubenDesign.de
hat sich auf die Herstellung von
selbstklebenden Foliendekoren
für Heli-Kabinenhauben spezialisiert und feiert im April ihr einjähriges Bestehen. ROTOR hat mit
Firmeninhaber Jan-Henrik Kemps
anlässlich dieses Geburtstags ein
kurzes Gespräch geführt.
ROTOR: Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum einjährigen Firmenbestehen!
Bitte beschreiben Sie uns doch kurz den
Schwerpunkt Ihres Unternehmens und wie
Sie überhaupt auf diese Geschäftsidee gekommen sind.
JAN-HENRIK KEMPS: Vielen Dank für die
Glückwünsche! Der Name ist Programm.
HaubenDesign.de bietet Foliendekore, Dekorsätze und Motive im digitalen Thermotransferdruck für den R/C-Modellbau an.
Aktuell werden ausschließlich auf Hochleistungsfolie bedruckte und bereits fertig ausgeschnittene Foliendekore und Kabinenhaubendesigns für den Helikopter-Bereich angeboten.
Die Idee entstand, als ich selbst auf der Suche nach einer Alternative zum Airbrush
oder zu rein geplotteten Foliendekoren für
meine eigene Kabinenhaube war. Für ein
Airbrush fehlte mir zu der Zeit das nötige
Kleingeld, und Dekore, die in mehrschichtigen Folienfarben übereinander geklebt werden müssen, gefielen mir nicht.
Somit begann eine etwa zweijährige Suche
nach dem – in jeder Hinsicht – richtigen Material. Als ich irgendwann sicher war, das
Richtige gefunden zu haben, war klar, dass
ich diese mühselig gesammelten Informationen unbedingt an alle Modellbaufreunde zu
3
dass ein Foliendekor später auch passgenau
auf dem Modell sitzt und ein eventuell verwendetes Motiv an den Stoßkanten auch
wirklich aneinander passt.
ROTOR: Fertigen Sie vor dem Entwurf
Schablonen der jeweiligen Kabinenhaube
an, um deren Abmessungen, Form und Kurven zu berücksichtigen?
ROTOR führte mit Jan-Henrik Kemps, Inhaber der Firma HaubenDesign.de, ein interessantes Gespräch zum
Thema »Dekorbogen«. – Unten die fertige, mit Dekorbogen beklebte Kabinenhaube des Raptor 50, die gemäß
unserer im Workshop beschriebenen Vorgehensweise
fertiggestellt wurde.
KEMPS: Es gibt sicher tausende Möglichkeiten, wie man ein Dekor erstellen kann …
ich habe mich für die »konventionelle Art«
entschieden und entwerfe erst von Hand
eine Musterschablone direkt am Objekt, die
anschließend am PC digitalisiert wird und
dann so oft nachgearbeitet werden muss, bis
das Musterdekor exakt passt.
ROTOR: Und wenn ein Kunde einen Extrawunsch hat? Fertigen Sie auch Sonderdekore an?
einem erschwinglichen Preis weitergeben
muss.
ROTOR: Handelt es sich bei den Materialien
um Folien, wie man sie auch von den Autobeschriftungen her kennt?
KEMPS: Richtig! Ich nutze Hochleistungsfolien, die z.B. auch im Bereich der PkwWerbung eingesetzt werden. Diese Folien
sind hauchdünn und ermöglichen dadurch
besonders im Flugmodellbau eine sehr gute
Verarbeitung bei extremen Radien sowie eine sehr gute Anpassungsfähigkeit auch über
Sicken und Nieten.
ROTOR: Sind die Folien resistent gegenüber
Methanol-, Benzin- und Kerosin-Treibstoff
oder sollte das Dekor nach dem Auftragen
für die Nicht-Elektro-Piloten vorsichtshalber mit Zweikomponenten-Klarlack versiegelt werden?
KEMPS: Dann sollte er sich unbedingt bei
mir melden, mir seinen Wunsch mitteilen
und zudem ein wenig Zeit mitbringen. Ein
individuelles Dekor kann aus einer kundeneigenen Idee entstanden sein, oder auch aus
meiner Feder stammen. Sollte eins von beiden zutreffen und die Voraussetzungen gegeben sein, fertige ich fast jeden Wunschentwurf in Form und Farbe an. Werfen Sie doch
einfach mal einen Blick in meine KundenGalerie. Diese finden Sie auf HaubenDesign.de unter dem Menüpunkt »Ihre Fotos«
oder auch »Galerie«!
ROTOR: Und was ist zum Druckverfahren
»Thermotransferdruck« zu sagen? Das ist
kein konventioneller Fotodrucker, den Sie
einsetzen, oder?
KEMPS: Richtig, das denken viele Kunden
und sind erstaunt, wenn ich ihnen sage, dass
sie z.B. auf einer blauen Folie die Farbe
Weiß, Silber oder Gold aufgedruckt bekommen können! Kennen Sie einen konventionellen Drucker, der ein echtes Weiß, Silber
oder Gold drucken kann?
KEMPS: Die HaubenDesign-Foliendekore
sind allgemein Sprit-, Witterungs-, UV-,
Seewasser- und Form-beständig und weisen
eine Haltbarkeit bei fachgerechter Verarbeitung von etwa 5 bis 8 Jahre auf. Wie sich die
Folien bei Kerosin-Treibstoff verhalten, ist
mir leider noch nicht bekannt. Aber vielleicht liest ja ein turbinenbegeisterter Pilot
diesen Artikel und hat Lust, zusammen mit
mir einen »Feldversuch« bezüglich Kerosinresistenz zu starten. (lacht)
Alle von mir angebotenen Foliendekore sind
im Thermotransferdruck hergestellt, bei dem
Kunstharzfarben elektronisch mit der Hochleistungsfolie »verschmolzen« werden und
ohne störendes Schutzlaminat auch Sprit-,
Witterungs- und UV-beständig sind oder sogar für jede Autowaschanlage geeignet wären. Dieser Druck ist absolut nicht vergleichbar mit einem herkömmlichen Druckverfahren, bei dem die Farbe durch einen
Tintenstrahl auf die Klebefolie »gespritzt«
wird.
Weiterhin ist es natürlich möglich (wenn
auch nicht nötig), die montierte Folie mit einem Zweikomponenten-Klarlack zu versiegeln.
ROTOR: Muss der Kunde die Dekore mit der
Schere ausschneiden, bevor diese auf die
Haube geklebt werden?
ROTOR: Entwerfen Sie die Dekore selbst?
KEMPS: Jawohl! Alle Muster und Designs
sind fiktiv und werden von mir frei erdacht
und entworfen. Nur so kann ich sicher sein,
4
KEMPS: Natürlich nicht, denn genau das
war unter anderem ein entscheidender Punkt
meiner Vorbereitungen für HaubenDesign.de: Der Kunde soll den bestmöglichen
Komfort geboten bekommen, um eine einfa-
che und saubere Montage selbst durchführen
zu können.
ROTOR: Wenn Sie sich auf den Flugplätzen
umschauen und sich querbeet die einzelnen
Foliendekore auf den Kabinenhauben anschauen: Wo werden gemäß Ihrer Erfahrung
nach die meisten Fehler beim Aufbringen der
Folien gemacht? Bei welchem Arbeitsgang
sollte der Endverbraucher besonders aufpassen?
KEMPS: Ich empfehle meinen Kunden die
Foliendekore mit Hilfe von »Pril-Wasser« zu
montieren. Bei dieser Montage bekommt
man die besten Voraussetzungen, das Dekor
aalglatt und ohne Blasen oder Falten zu montieren, wenn man das Pril-Wasser zwischen
Folie und Untergrund zum Folienrand hin
extrem gut ausstreicht. Am besten mit einem
Geschirrhandtuch um den Zeigefinger gewickelt – immer wieder gut ausstreichen! Mit
dieser Methode kann man letztendlich ein
absolut gelungenes Finish präsentieren.
ROTOR: Für welche Helis bieten Sie derzeit
Folien an?
KEMPS: Aktuell sind rund 50 Foliendekore
für folgende Modelle/Modellvarianten im
Shop erhältlich: T-Rex 450, T-Rex 600, Three
Dee MP, Three Dee NT, Three Dee MPXL,
LOGO 10 3D, EP8, Mini Titan E325, Raptor
30/50 V2, Raptor 50 Titan, Raptor E620
(SE), Raptor E550, Raptor 60/90 und Acrobat SE.
ROTOR: Also ausschließlich Trainer-Kabinenhauben. Könnten Sie sich vorstellen, in
Zukunft auch Dekore für komplette Rumpfhelis anzufertigen? Oder ist das zu aufwendig?
KEMPS: Foliendekore für Scale-Rümpfe
wären für mich eine interessante Sache, das
Ganze hat jedoch einige Tücken und ist vermutlich nur bei wenigen Rümpfen oder an
bestimmten Bereichen der Rümpfe durchzuführen. Da zum Beispiel die Nasen vieler
Rümpfe extreme Radien haben, wird das Bekleben in diesem Bereich unsauber oder sogar unmöglich und kann wie z.B. auch im
Bereich des Rotorkopfs nur durch eine
Lackierung gelöst werden. Je nachdem, welche Radien noch am Rumpf vorhanden sind
(und in welchem Winkel diese geneigt sind),
lässt das Modell unter Umständen gar keine
Beklebung zu.
Das Thema selbst finde ich sehr interessant
und könnte mir auch vorstellen, später darauf einzugehen und Teildekore oder auch
individuelle Anfertigungen anzubieten ...
doch dafür bin ich noch nicht so weit. Gut
Ding braucht Weile.
ROTOR: Vielen Dank für dieses Gespräch,
weiterhin viel Spaß beim Entwerfen neuer
Dekore und viel Erfolg auch beim Verkauf.
Das Gespräch führte
Raimund Zimmermann
ROTOR 4/2008