Volltext - LaserZahnheilkunde
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Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser ANWENDUNG Qu nt i Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser by ht opyrig C All eR ech te vo rbe ha lte n e ss e n z Michael Hopp, Norbert Schlär, Alesandra Perez-Cantó, Reiner Biffar Schlüsselwörter Zusammenfassung Fibrom, Laserexision, Laserchirurgie, 980 nm-Laser, Dioden-Laser Ein bereits länger bestehendes Fibrom in der Wange nahe des Lippenwinkels wurde auf Grund der ständigen Tendenz zur Verletzung beim Kauen unter Infiltrationsanästhesie entfernt. Zum Einsatz kam der Dioden-Laser MDL 15 der Wellenlänge 980 nm. Die Verdachtsdiagnose Fibrom konnte histologisch bestätigt werden. Einleitung Fibrome sind gutartige Bindegewebstumore, gut abgegrenzt, die aus mehr oder weniger gefäßreichem Bindegewebe breitbasig, seltener gestielt, ihrem Ursprungsgewebe aufsitzen. Die Epitheldeckung entspricht dem Ursprungsgewebe, so dass wir in der Mundhöhle nichtverhorntes Plattenepithel, auf der Zunge spezialisiertes Zungenepithel und an der äußeren Haut typisches fünfschichtiges verhorntes Plattenepithel vorliegen haben. Die Bildung von Fibromen in der Mundhöhle ist meist einem unphysiologischen mechanischen Reiz zuzuschreiben. Fibrome gehören zu den zehn häufigsten Neubildungen in der Mundhöhle. Typische Lokalisationen sind die Gingiva, Zunge, Wangenschleimhaut und die Lippen. Fibrome werden unterteilt in: • Irritationsfibrome, wie Lappen- und Reizfibrome und • zellreiche, echte Fibrome. Fibrome wachsen langsam und werden meist beiläufig entdeckt. Bei festen harten Gebilden sprechen wir von Fibroma durum, bei weichen, schwammigen Erscheinungsformen vom Fibroma molle. Differenzialdiagnostisch schwierig ist die Unterscheidung bei der Verkalkung zu anderen Formen der Fibrome. Histologisch stellen sich die Irritationsfibrome zellarm und faserreich mit einer typisch blassrosa Farbe dar. Ihre LaserZahnheilkunde 2005; 2/05: 99–103 Entstehung ist durch reaktive Vorgänge, also sekundär als Zeichen einer fibrösen Hyperplasie auf ständigen (mechanischen) Reiz zu sehen. Zellreiche Fibrome sind selten und kommen überwiegend an der Gingiva und den interdentalen Papillen vor. Sie sind im Gegensatz zu den Reizfibromen echte Neubildungen und bestehen aus dicht aneinander liegenden Fibroblasten mit gelegentlichen Durchsetzungen von Schleim und Kalk. Die Entwicklungstendenz der Fibrome kann degenerativ-regressiv oder progressiv-differenzierend sein. Bei den regressiven Veränderungen fallen die Schleim-, Kalkund Fetteinlagerungen in den Mesenchymzellen auf. Andererseits kann das Fibrom durch seine Herkunft vom Periost Riesenzellen, xanthomatöse und Hämosiderin speichernde Zellen aufweisen. Dann ist eine Differenzierung gegenüber Hämangiomen, Neurofibromen u. a. oft schwierig.1 Klinische Falldarstellung Bei einer 56-jährigen Patientin bestand in der rechten Wange nahe des Lippenwinkels bereits seit Jahren ein Reizfibrom (Abb. 1). Durch die exponierte Lage in Höhe der Okklusionsebene bestand eine permanente Verletzungsgefahr beim Kauen. Der allgemeine Gesundheits99 ANWENDUNG Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser Qu i nt by ht opyrig C All eR ech te vo rbe ha lte n e ss e n z Abb. 1 Ausgangszustand mit Fibrom in der Wange. Abb. 2 Unterspritzen des Fibroms. Abb. 3 Oberflächenanästhesie. zustand der Patientin war gut, das Gebiss konservierend und prothetisch versorgt. Vor Entfernung wurde die Einstichstelle mit Gingicain oberflächig betäubt und das Fibrom danach mit UDS forte (Aventis) unterspritzt (Abb. 2 und 3). Die Entfernung des Fibroms wurde mit einem DiodenLaser MDL 15 (Vision) mit der Wellenlänge λ 980 nm durchgeführt. Die eingestellten Laserleistungen waren 3,0 Watt Leistung im cw-Modus. Gearbeitet wurde mit der 400 μmFaser. Das Fibrom wird an der Basis halbmondförmig umschnitten (Abb. 4) und so die Inzisionslinie festgelegt. Wichtig ist von Beginn der Arbeit mit dem Laser die permanente Absaugung des entstehenden Rauchs, da die Patienten durch den entstehenden Geruch psychogen stark belastet werden. Außerdem ist der mit Mikropartikeln und gasförmigen Brandprodukten belastete Rauch gesundheitsschädlich. Unter Fixierung und leichtem Zug mit einer Pinzette wird das Fibrom jetzt fortschreitend basal von der Unterlage ge- trennt (Abb. 5 bis 7). Dabei ist auf eine genügende Schnitttiefe zu achten, um auch alle basal veränderten Zellen mitzuerfassen, da es sonst zu einem Rezidiv kommt. Nach dem erfolgreichem Absetzen des Fibroms (Abb. 8) stellen sich die Wundränder ungleichmäßig und unsauber dar. Sie werden in einem letzten Schritt mit der Laserfaser geglättet, bei Bedarf der in Abb. 9 sichtbare Gefäßstiel zentral noch einmal gesondert verödet. Durch die Wirkung von Thermik bei der Arbeit mit dem Laser strafft sich der OP-Bereich. Der Wundbereich ist bei richtiger Einstellung des Lasers weitgehend frei von Karbonisationen und das Gewebe noch mit einem dünnen Feuchtigkeitsfilm überzogen, eine gute Voraussetzung für eine schnelle und problemlose Heilung. Durch die gute hämostatische Wirkung tritt auch bei Durchtrennung des zentralen Gefäßstiels keine Blutung auf. Um die thermische Belastung des Gewebes zu reduzieren, ist ein Besprühen mit Wasserspray eine probate Lösung. Das Exzidat wird in gepufferter Formaldehydlösung zur pathohistologischen Begutachtung eingeschickt. 100 LaserZahnheilkunde 2005; 2/05: 99–103 Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser ANWENDUNG Qu i nt Abb. 4 Halbmondförmige Umschneidung. by ht opyrig C All eR ech te vo rbe ha lte n e ss e n z Abb. 5 Beginnende basale Abtrennung. Abb. 6,7 Fortschreitende basale Abtrennung des Fibroms. Abb. 8 Erfolgreiche Entfernung. Abb. 9 Wundbereich nach Glätten. Der offene Wundbereich heilt jetzt sekundär ab. Optional kann der Wundbereich mit einer adhäsiven Paste (Solcoseryl, o. ä.) bestrichen werden (Abb. 10). Eine Unterstützung der Heilung wird damit allerdings nicht erreicht. Ein loses Vernähen kann durchgeführt werden, hat aber aus unserer Sicht bei scharf begrenzten Wundrändern mit straffer Konsistenz des Gewebes keinen wesentlichen Vorteil. Zum Abschluss der Behandlung wird die Patientin über den sich anschließenden Heilungsverlauf und die weißliche Fibrinbedeckung nach spätestens 24 Stunden aufgeklärt. LaserZahnheilkunde 2005; 2/05: 99–103 101 ANWENDUNG Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser Qu i nt vo rbe ha lte n e ss e n z Abb. 10 Bestreichen der Wundfläche mit einer adhäsiven Paste. Abb. 11 Zustand nach drei Tagen. Abb. 12 Zustand nach zwei Wochen. Abb. 13 Zustand nach sechs Wochen. Abb. 14 Histologische Darstellung von typischer vierschichtiger Mukosa ohne pathologische Veränderungen, HE-Färbung, Vergrößerung x 40. Abb. 15 Thermische Veränderungen basal, HE-Färbung, Vergrößerung x 100. 102 by ht opyrig C All eR ech te LaserZahnheilkunde 2005; 2/05: 99–103 Entfernung eines Wangenfibroms mittels Dioden-Laser Schlussfolgerungen Die Entfernung von Fibromen als reaktive Bildung des Bindegewebes ist immer dann angezeigt, wenn diese Neubildungen entweder weiter wachsen oder ein permanentes Verletzungsrisiko besteht. Die Entfernung kann mit verschiedensten Methoden durchgeführt werden. Die Anwendung konventioneller Skalpellchirurgie fordert immer einen Nahtverschluß der Wunde, sichert aber die beste pathohistologische Beurteilung des Exzidats. Der Einsatz des Lasers hat sich inzwischen bewährt. Neben dem für die Chirurgie typischen CO2-Laser sind in dieser Indikation mittlerweile alle Hochleistungslaser, die für die Dentalanwendung vertrieben werden, anwendbar. Von Vorteil ist beim Dioden-Laser die gute Hämostase, da bei großen Fibromen das zuführende Gefäß schon einen erheblichen Durchmesser haben kann. LaserZahnheilkunde 2005; 2/05: 99–103 by ht Die pathohistologische Begutachtung lässt eine fibroepitheliale Hyperplasie polypös abgewandelter plattenepithelialer Schleimhaut mit geringer chronischer Entzündung und Parakeratose als morphologisches Korrelat des diagnostizierten Fibroms (Abb. 14) erkennen. Der Schnittbereich mit dem Laser (Abb. 15) zeigt typische Veränderungen einer Verbrennung, die bei Entnahme des Gewebes mit einem thermisch wirkenden Laser immer auftreten. Sie schränken die Aussagefähigkeit bei der pathohistologischen Begutachtung auf die Frage der vollständigen Entfernung von gesundem Gewebe ein. i Pathologisch-anatomische Begutachtung des Exzidats opyrig All tiefeCEntfernung, verWichtig ist eine entsprechend eR ech zu vermeiden. gleichbar den Papillomen, um ein Rezidiv te vo Fibroms zu Weiterhin ist nach der Ursache der Bildung des rbe haZahnforschen, wie scharfe Kanten, Zahnlücken, defekter lte nt n ersatz etc. Diese Ursachen sind zu entfernen. e ss e n z Wichtig ist ebenfalls die pathohisthologische Sicherung der klinischen Diagnose nach der Entfernung von Gewebe2. Der Zahnarzt ist übrigens verpflichtet jedes Exzidat untersuchen zu lassen. Qu Weiterhin wird vor dem Genuss saurer Speisen oder Obstsäften gewarnt, es kann ein Brennen im Wundbereich auftreten. Nach drei Tagen stellt sich die Wunde reizlos mit der typischen weißlichen Fibrinbedeckung dar (Abb. 11). Eine allgemeine Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Patientin besteht nicht. Das Schmerzempfinden in der Heilungsphase ist eher gering. Die Ausheilung der Wunde erfolgt weiterhin problemfrei. Nach zwei Wochen ist der Wundbereich von den Rändern her schon fast komplett epithelialisiert (Abb. 12), zeigt aber noch eine Gewebseinziehung durch das Herausschneiden des Fibroms. Ein Schmerzempfinden besteht nicht mehr. Nach einer Zeit von sechs Wochen ist der OPBereich vollständig ausgeheilt und nur noch geringfügig erkennbar (Abb. 13). ANWENDUNG Literatur 1. 2. Mittermayer Ch: Oralpathologie – Erkrankungen der Mundregion; Schattauer Stuttgart – New York 1993 Klammt J, Wittstock G: Was muß der Zahnarzt histologisch untersuchen lassen?; MBZ S. 33, 07/08 2001 Autoren und Korresponzenzadressen Michael Hopp1, 4, Norbert Schlär2, Alesandra Perez-Cantó3, Reiner Biffar4 1. Dr. Michael Hopp Zahnarztpraxis am Kranoldplatz Kranoldplatz 5, D-12209 Berlin 2. ZA Norbert Schlär Gemeinschaftspraxis G. Vogl/ N. Schlär/ Dr. J. Klimas Schlossstrasse 125, D-12163 Berlin 3. Dr. med. Alesandra Perez-Cantó Institut für Pathologie Teltowkanalstrasse 2, D-12211 Berlin 4. Prof. Dr. Reiner Biffar Ernst-Moritz-Arndt- Universität Greifswald Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde Direktor: Professor Dr. Reiner Biffar Rotgerberstraße 8, D-17489 Greifswald Removal of a check fibroma with diode laser Key words: Fibroms, laser excision, laser surgery, 980 nm laser, diode laser Summary A longer dated fibrom in the side wall close to the lip angle had to be removed with infiltration anesthesia, due to permanent risks of injury by chewing. The excision was done with a 980 nm diode laser. The diagnosis of a fibrom could be confirmed in the histology. 103