Programmheft 2016 können Sie sich hier

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15
Unsere Filme
Eröffnungsabend
Mi, 15. Juni 2016
Verwirrte Gefühle in Mannheim bei Nacht
Eröffnungsfilm
19.00 Uhr Festivalkino 1
20.00 Uhr Festivalkino 2
21.30 Uhr Bühnengespräch mit Regie,
Produktion und Darstellern
Sag mir nichts
Der Seitensprung – immer beginnt er mit dem
Wechseln von Blicken und der Aussicht auf
neue Möglichkeiten. Dann folgen die Dramen
aus Lust und Lüge und schließlich das Ende
der alten oder doch der neuen Beziehung.
Hier sitzt sie am Ende in Mannheim einsam
im Café Prag.
Unser Eröffnungsfilm!
mit
Ursina Lardi, Ronald Zehrfeld, Roeland
Wiesnekker, Sarah Hostettler, Lea van Acken
WETTBEWERB // DEUTSCHE PREMIERE
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Festivalkino 1
Mi
15. Juni
19:00 Uhr
Sa 18. Juni
15:00 Uhr
Di
21. Juni
17:00 Uhr
So 03. Juli
22:30 Uhr
Festivalkino 2
Mi
15. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Andreas Kleinert
Der 1962 geborene Filmemacher sammelte zunächst Erfahrung als Regieassistent,
bevor er an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF studierte. 2006 kehrte er
als Professor im Studiengang Film- und Fernsehregie an die Filmuniversität zurück.
Die Parkinsel ist Kleinert bereits sehr vertraut, denn „Sag mir nichts“ (2016) ist bereits
seine vierte Teilnahme am Festival des deutschen Films.
Regie Andreas Kleinert
Buch: Norbert Baumgarten
Länge: 89 Min.
Kamera: Johannes Louis
Schnitt: Gisela Zick
Musik: Daniel Dickmeis
Ton: Andreas Walther, Christoph Oertel, Luigi Rensinghoff
Produzent: Ernst Ludwig Ganzert
Redaktion: Brigitte Dithard (SWR)
Produktion: EIKON Südwest GmbH . Tastr. 41 . 70188 Stuttgart
Tel.:+49 (0)711 248 345 5 . [email protected] . www.eikon-suedwest.de
Es ist eine alltägliche Geschichte. Martin trifft Lena
in der Straßenbahn, auf dem Nachhauseweg von
der Arbeit. Die Blicke der beiden, die sich eben
noch fremd waren, treffen sich und in Sekunden
ist alles klar. Der Sog zueinander ist so groß, dass
sie noch am gleichen Abend miteinander schlafen
werden. Was als derart spontane Affaire beginnt,
hat Folgen. Sie sehen sich wieder, sie täuschen
ihre jeweiligen Partner, aus kleinen Mogeleien und
nebensächlichem Verschweigen werden große
Lügen. Wilder Sex steht gegen tiefes langjähriges
Vertrauen. Und bald steht die Frage im Raum:
Wie soll das eigentlich weiter gehen?
Gedreht wurde dies alles in Mannheim und an
den Ufern von Rhein und Neckar. Aber so wie hier
haben Sie Mannheim auf der Leinwand noch nie
gesehen: Eine flirrende nächtliche Neon-Stadt,
eine Metropole mit verwirrenden Straßenadern, in
denen das Blut der Menschen zu kochen beginnt.
Und die Hotelzimmer sind schwarze Kabinette,
verrucht und samten.
Andreas Kleinerts sensibel inszenierte AmourFou-Geschichte ist kein konventionelles Beziehungsdrama über den Sieg der „wahren Liebe“. Sondern dies ist eine psychologisch triftige
Betrachtung über den Konflikt zwischen der Loyalität langjährig gewachsener Beziehungen und
spontaner, heftiger Leidenschaft, von der man
nicht lassen kann. Zugleich ist dies die Geschichte
davon, wie wenig überlebensfähig die erotische
Leidenschaft ist. Weshalb das wichtigste Bild
dieses Films das Schlussbild ist. Da sitzt sie und
er kommt nicht. (Und nebenbei: es ist das „Café
Prag“!) (RS/MK)
17
Unsere Filme
Eine
Gaunerkomödie
in wunderbar altmodischem Stil
© ARD
Degeto/Hardy Brackmann
Eine Gaunerkomödie in wunderbar altmodischem Stil
Allmen und die Libellen
Dieser Lebenskünstler auf dem Parkett
der gehobenen Gesellschaft wird Sie
beeindrucken. Heino Ferch wird Sie
beeindrucken. Und Martin Suter, der
Romanautor, ist der Chauffeur. Großartiges
Spiel auch mit den Zuschauern, die
stets mit Blick in die Kamera heimlich
eingeweiht werden.
Thomas Berger
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
mit
Heino Ferch, Samuel Finzi, Andrea Osvárt,
Hanns Zischler, Gustav Peter Wöhler
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
Do 30. Juni
19:00 Uhr
So 03. Juli
21:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
28. Juni
16:00 Uhr
Mi
29. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Ein Lebemann ist die vornehm-adlige Variante
des Playboys, der jede Form niederer Instinkte
weit von sich weisen würde. Auch etwa den, Geld
wirklich verdienen zu müssen. Das hat man einfach. Und wenn man es nicht hat, dann tut man
eben so. Das aber auf eine Weise, dass nicht einmal die misstrauische Millionenerbin etwas ahnt.
Als Johann Friedrich von Allmen entsteigt Heino
Ferch dem 78er Cadillac, natürlich mit Privatchauffeur, und zahlen muss er in den Nobelrestaurants
als vermeintlich wohlhabender Gentlemen natürlich auch nie sofort. Man denkt an Gunther Sachs
(hab ihn seelig) oder auch an Filme von Sherlock
Holmes, wenn hier die wunderbare Geschichte
des armen Wohlhabenden erzählt wird, der in absolut jedem Moment das Richtige sagt und tut,
mit buchstäblich allen Wassern gewaschen und
Seit seinem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München ist der
Regisseur und Autor, Jahrgang 1959, vorwiegend für das deutsche Fernsehen tätig.
Neben Komödien wie „Busenfreunde“ (1997) inszeniert er regelmäßig die erfolgreiche
ZDF-Krimireihe „Kommissarin Lucas“. Bereits im vergangenen Jahr begeisterte er das
Publikum mit „Der Verlust“ (2014) auf dem 11. Festival des deutschen Films.
Regie: Thomas Berger
Buch: Martin Rauhaus
Länge: 88 Min.
Kamera: Frank Küpper
Schnitt: Lucas Seeberger, Melina Singer
Musik: Fabian Römer
Ton: Matouš Sýs
Produzent: Benjamin Benedict
Redaktion: Birgit Titze (ARD Degeto)
Produktion: UFA FICTION GmbH . Dianastr. 21 . 14482 Potsdam
Tel.: +49 (0)331 706 020 0 . [email protected] . www.ufa-fiction.de
so clever, dass man sich genüsslich zurücklehnt
und sich an jeder einzelnen Szene dieses Filmes
erfreut. Heino Ferch ist großartig. Aber seinen
Gärtner Carlos, der eigentlich sein Manager ist
und in Wirklichkeit illegal aus Guatemala, den
spielt Samuel Finzi nicht weniger preisverdächtig.
Übrigens ist der Privatchauffeur der Autor Martin
Suter des gleichnamigen Romans und übrigens
hat das Drehbuch unser Preisträger von 2013,
Martin Rauhaus, verfasst. Herausragend ist dieser
erste Teil einer geplanten Fernsehreihe deshalb,
weil das Spiel mit der Glaubwürdigkeit dieses
Herrn von Allmen mit seinen „Opfern“ zugleich ein
Spiel des Films mit seinen Zuschauern ist. Heino
Ferch erzählt uns immer erneut in die Kamera,
was er über sein Leben zu berichten weiß. Ein
Meisterstück intelligenter Unterhaltung. (MK)
Unsere Filme
18
Das merkwürdige Verhalten eines Augenblicks
Auf einmal
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Aslı Özge
Nach einer Party in der Kleinstadt steht der
junge Mann, dessen gesellschaftlicher Platz
durch den Rang der Eltern schon gesichert
schien, plötzlich als Mörder da und ohnmächtig
erlebt er das Ausgrenzen. Vielleicht hat er, der
nie etwas falsch machen wollte, absichtlich mal
endlich etwas falsch gemacht?
Die aus Istanbul stammende Filmemacherin (*1975) lebt seit 15 Jahren in Berlin. In
ihrer Arbeit setzt sie sich immer wieder mit Beziehungsgeschichten und der Rolle von
Gesellschaft, Politik und Familie auseinander. Damit ihre Darsteller sich authentisch
in ihre Rollen einfühlen können, bekommen sie von der Regisseurin keinen Text
vorgelegt, sondern lediglich das Wissen um die Figuren und können so spontan am
Set agieren.
Regie & Buch: Aslı Özge
Länge: 112 Min.
Kamera: Emre Erkmen
Schnitt: Muriel Breton, Aslı Özge
Ton: Lars Ginzel
Produzenten: Fabian Massah, Aslı Özge
Produktion: EEE Productions GmbH . Husemannstr. 7 . 10435 Berlin
Tel.: +49 (0)30 473 739 54 . [email protected] . www.eee-film.com
Verleih: MFA+ FilmDistribution e.K. . Bismarckplatz 9 . 93047 Regensburg
Tel.: +49 (0)941 586 246 2 . [email protected] . www.mfa-film.de
mit
Sebastian Hülk, Julia Jentsch, Hanns Zischler, Luise Heyer
WETTBEWERB //
Es ist ein ganz normaler Abend, an dem sich für
Karsten alles ändert. Eine Party, Musik und Alkohol, eine unbekannte Besucherin namens Anna.
Am nächsten Morgen ist sie tot und es bleiben
Fragen über Fragen: Wie starb sie? Warum holte Karsten nicht sofort Hilfe? Und vor allem: Wer
war diese Anna überhaupt? Warum war sie auf
dieser Party? Die unangenehmsten Fragen stellt
hier nicht die Polizei, sondern Laura, Karstens
Freundin, ebenso seine Eltern, angesehene Geschäftsleute, oder die Kollegen und Freunde. In
der malerisch gelegenen Provinzstadt weiß jeder
sofort über alles Bescheid. Darum ist Karstens
Leben „auf einmal“ ganz anders geworden. „Man
erntet, was man sät“, flüstert ihm doppelsinnig
Lauras beste Freundin Judith zu. Aber hat Karsten
dies alles wirklich gesät? Hat er es verdient?
Der Berliner Filmemacherin Aslı Özge ist ein faszinierender, spannend inszenierter Psychothriller gelungen. Alle sind irgendwie schuldig geworden.
Im Zentrum steht daher nicht die Frage „Wer hat
was getan?“, sondern die Erwartungen der Anderen. Karsten soll einmal in die Fußstapfen der
Eltern treten. Er soll funktionieren. Doch gerade in
der Krise entdeckt er neue Möglichkeiten. Özge
entfaltet ein sehr facettenreiches Fremdgeh- und
Misstrauensdrama auf dem Land, präzise erzählt
sie von unserer Gesellschaft und ihren Methoden,
uns alle funktionieren zu lassen. Eine Geschichte voll überraschender Wendungen mit einem
Shakespeare-Zitat vorweg: „Denn nichts ist Gut
und Böse, das Denken macht es erst dazu.“ (RS)
Festivalkino 1
Fr
17. Juni
22:30 Uhr
Sa 18. Juni
19:00 Uhr
So 26. Juni
13:00 Uhr
Do 30. Juni
22:30 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
19
Unsere Filme
Könnte Bob Dylan ein Musiklehrer sein?
Becks letzter Sommer
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Weil es um Musik geht, ist dieser Film in eine
„A Seite“ und eine „B Seite“ unterteilt – wie
zu Zeiten von Vinyl. Damit ist auch gleich
ein bestimmter Ton angeschlagen, der von
Nostalgie. Denn das digitale Zeitalter kennt nur
eine Fläche. Kann man eigentlich im Internet
ein Bier trinken?
mit
Christian Ulmen, Eugene Boateng, Nahuel Pérez Biscayart,
Friederike Becht, Fabian Hinrichs
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Mo
20. Juni
17:00 Uhr
Mi
29. Juni
17:00 Uhr
Fr
01. Juli
19:00 Uhr
Festivalkino 2
Do
16. Juni
u FSK: ab 12 Jahre
16:00 Uhr
Eigentlich ist Robert Beck, ein Musiklehrer (und
sein Darsteller ein Ex-MTV-Star), täglich frustriert.
Er ist faul, unpünktlich, gleichgültig und bequem.
Gerne benutzt er für den Overheadprojektor
noch einmal die Folie vom letzten Jahr – warum
sich unnötig Arbeit machen? Eigentlich wäre er
viel lieber Musiker, schließlich hat er früher in einer
Punk-Band gespielt. Aber er kompensiert das alles ganz geschickt. Als er entdeckt, dass einer
seiner Schüler, Rauli, an der Gitarre ein echtes
Genie ist, fast so toll wie Bob Dylan, da erkennt
er seine Chance. Er drängt sich Rauli als Manager auf und nutzt alte Kontakte, um die Karriere
seines Schützlings zu ebnen. So kommt es bald
zu einem gemeinsamen Roadtrip nach Istanbul.
Als 2008 Benedict Wells' Roman „Becks letzter
Sommer“ erschien, schwärmte Florian Illies in der
Frieder Wittich
Bereits als Schüler entdeckte Wittich, geboren 1974, seine Leidenschaft für das
Filmemachen. Noch während seines Regie-Studiums an der Münchner Hochschule
für Fernsehen und Film inszenierte er, parallel zu seiner Tätigkeit in der Werbebranche,
seinen ersten Spielfilm „13 Semester“ (2009). Dieser setzt sich mit seiner damaligen
Situation auseinander: Wer bin ich, was will ich in meinem Leben erreichen und wo
will ich hin?
Regie: Frieder Wittich
Buch: Oliver Ziegenbalg, Frieder Wittich, nach dem Roman von Benedikt Wells
Länge: 98 Min.
Kamera: Christian Rein
Schnitt: Marty Schenk
Musik: Tobias Jundt
Ton: Ben Krüger
Produzenten: Jakob Claussen, Ulrike Putz
Produktion: Claussen+Putz Filmproduktion GmbH . Herzog-Wilhelm-Str. 27 . 80331
München . Tel.: +49 (0)89 231 101 0 . [email protected] . www.cp-film.com
Verleih: Wild Bunch Germany Gmbh . Holzstr. 30 . 80469 München
Tel.: +49 (0)89 444 556 644 . [email protected]
www.wildbunch-germany.de
Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ vom „interessantesten
Debüt des Jahres“. Frieder Wittichs Verfilmung
dieses Bestsellers gelingt es unprätentiös und
scheinbar beiläufig, Figuren und nuancenreiche
Atmosphären zu zeichnen. Manchmal zieht das
Tempo an, dann wieder scheint die Zeit fast stehenzubleiben. So ist dieser Film eine glaubwürdige, unterhaltsame Tragikomödie über die
Krise eines Mannes, der seine eigene Sinnsuche
auf jemand anderen projiziert. Es geht darin weniger um die eigentliche Handlung, als um das,
was dahintersteht und die Figuren bewegt. Es
geht um persönliche Authentizität, um Utopien,
die heute fehlen, um die Musik von Bob Dylan,
um Ideale und warum die eigentlich dauernd
verraten werden. (RS)
20
Unsere Filme
Weißes Kaninchen vor Rosa-Rot – Verführung im Internet
Das weiße Kaninchen
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Die Traum- und Wunschwelt eines Mädchens ist
in diesem Film so wichtig wie unsere erwachsene
Welt der kühlen Urteile. Ein Film zum echten
Miterleben der Gefahren des Internet. Ein Film
über den Missbrauch von Sehnsucht und einen
angeblichen Freund der Wahrheit, erstklassig
gespielt von Devid Striesow.
mit
Devid Striesow, Lena Urzendowsky, Louis Hofmann
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
Sa 18. Juni
21:00 Uhr
Mi
29. Juni
21:00 Uhr
Do 30. Juni
21:00 Uhr
Festivalkino 2
So 03. Juli
22:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Er ist ein netter Mann, dieser Lehrer. Einfühlsam
kümmert er sich um die jungen Mädchen, die in
seiner Schule zu Opfern des „Cyber Grooming“
werden, des Anbaggerns bis zur Vergewaltigung
durch pädophile Internet-Kriminelle. Wir steigen
ein in die Welt der Chat-Foren, die neue Traumwelt junger Mädchen mit weißen Kaninchen vor
Rosa-Rot. Und zwar wirklich! Denn Regie und
Drehbuch haben hier erstmals versucht, uns
auch sinnlich in diese Internet-Realität so zu entführen, wie die Jugendlichen entführt und verführt
werden. Sie versuchen nicht über ein Phänomen
zu reden, wie so oft, sondern es zunächst einmal auch sinnlich-filmisch zu sein. Schließlich ist
das eine ästhetische Qualität des Kinos, über die
keine andere Kunst in diesem Maß an Glaubwürdigkeit verfügt. Und um Glaubwürdigkeit geht es bei
Florian Schwarz
Der Koblenzer Filmregisseur und Drehbuchautor, geboren 1974, studierte erst
Kommunikationsdesign, bevor er an die Filmakademie Baden-Württemberg wechselte.
Sein Abschlussfilm im Bereich Szenische Regie „Katze im Sack“ (2004) wurde bereits
auf dem 1. Festival des deutschen Films gebührend gefeiert. Vor zwei Jahren wurde
sein Tatort „Im Schmerz geboren“ (2014) mit dem Medienkulturpreis von Ludwighafen
am Rhein ausgezeichnet.
Regie: Florian Schwarz
Buch: Michael Proehl, Holger Karsten Schmidt
Länge: 88 Min.
Kamera: Philipp Sichler
Schnitt: Florian Drechsler
Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach
Ton: Michael Eiler
Produzenten: Michael Smeaton, Dr. Simone Höller
Redaktion: Claudia Gerlach-Benz (SWR)
Produktion: FFP New Media GmbH . Bonner Str. 323 . 50968 Köln
Tel.: +49 (0)221 569 660 . [email protected] . www.ffpnewmedia.com
diesem Thema. Ein Thriller entwickelt sich hier um
die Schülerin, einen sadistischen Mitschüler, den
gutherzigen Lehrer, der es auf sich nimmt auch
in der Freizeit für die Mädchen da zu sein. „Das
weiße Kaninchen“ ist ein Film über die Gefahren
des Internet, die uns allen noch so wenig klar
sind wie es dereinst die Gefahren der Kernkraft
waren. Aber vor allem ist dieser herausragend
gelungene Film ein seelisches Abenteuer von
Verführung, Täuschung und Wahrheit, großartig
inszeniert von Florian Schwarz und geschrieben
zuerst von Holger Karsten Schmidt, dann von
Michael Proehl. Die Traum- und Wunschwelt des
Mädchens ist diesem Film so wichtig wie unsere
erwachsene Welt der Urteile und Verurteilungen.
Hier können Sie miterleben, was gewöhnlich nur
berichtet wird. (MK)
21
Unsere Filme
Der etwas andere Film zur Flüchtlingskrise
Das Wetter in geschlossenen Räumen
In einem von Panzern umstellten Luxushotel
organisiert diese Dame von Welt Charity-Events
für die Bourgeoisie im Krisengebiet. Maria
Furtwängler als Entwicklungshelferin Dorothea
ist die zynische Alkoholikerin mit politischer
Leidenschaft und ebenso viel jugendlichen
Lovern. Ein Meisterwerk der Ironie.
mit
Maria Furtwängler, Mehmet Sözer, Dorka Gryllus
WETTBEWERB //
Wir präsentieren den Film auch aus
Anlass der Verleihung des Preises
für Schauspielkunst an Maria
Furtwängler. ➔ Siehe Seite 11
Festivalkino 1
Sa
25. Juni
20:00 Uhr
So
26. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Sa
25. Juni
20:00 Uhr
Mo 27. Juni
16:00 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
Isabelle Stever
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Alle warten darauf in diesem arabischen Krisengebiet ihr Hotel wieder verlassen zu können. Nur
Dorothea genießt scheinbar ihr Leben in den
Luxusetagen des Hotels, während sie an einem
Hilfsprojekt arbeitet, das Stipendien für Flüchtlingsmädchen vergibt. Das Geld dafür wirbt sie
ein als Dame von Welt in Charity-Empfängen bei
bestem Wein und Essen. Diplomaten und Superreiche des Nahen Ostens geben sich die Klinke.
Man ist unter sich und kann ja auch mal eine gute
Tat tun. Maria Furtwängler glänzt in dieser Rolle.
Während sie es sich anscheinend gut gehen
lässt, erkennen wir, wie leer ihr inneres Leben ist,
allen Affären mit den ebenfalls zynisch egozentrischen Lovern zum Trotz. Alkohol und Drogen als
Ausdruck einer tiefen Krise des Sinns. Meister-
Nach ihrem Mathematikstudium entschloss Stever (*1963) sich, ihrer Leidenschaft für
das Filmemachen nachzugehen und studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Das geringe Budget ihres Abschlussfilms ließ ihr die inhaltliche Freiheit, nicht regelkonform arbeiten zu müssen. Ihre radikale Einstellung zur Gesellschaft
spiegelt sich auch in ihrem neuesten Werk wider.
Regie & Buch: Isabelle Stever
Länge: 100 Min.
Kamera: Philipp Kaminiak
Schnitt: Oliver Neumann, Isabelle Stever
Musik: Yoyo Röhm
Ton: Klaus Oesterwind
Produzent: Ingmar Trost
Redaktion: Andrea Hanke (WDR), Barbara Buhl (WDR), Cornelia Ackers (BR), Christian
Granderath (NDR), Philine Rosenberg (NDR)
Produktion: Sutor Kolonko Filmproduktion . Mülheimer Freiheit 126 . 51063 Köln
Tel.: +49 (0)221 789 448 40 . [email protected] . www.sutorkolonko.de
Verleih: Movienet Film GmbH . Rosenheimer Str. 52 . 81669 München
Tel.: +49 (0)89 489 530 51 . [email protected] . www.movienetfilm.de
haft versteht es Maria Furtwängler die Zwischentöne in der Existenz der Charity-Lady zu betonen,
einer Frau, die längst nicht mehr vom tieferen
Sinn ihrer Aufgabe überzeugt ist. Ihr Luxusleben
steht in direktem Gegensatz zu der Armut und
der Verzweiflung, die sie zu bewältigen hat. Immer
wieder gerät sie deswegen in Widersprüche
und leidet an ihrer Einsamkeit. Maria Furtwängler
steht als integre, unangepasste und unkorrumpierbare Frau im Zentrum dieser Geschichte, die
sie mit großer Meisterschaft zwischen Macht und
Ohnmacht umsetzt. Eine exzellente Dramaturgie
bestimmt den Film ebenfalls, noch entworfen von
dem großartigen Harun Farocki. Isabelle Stever,
verantwortlich für Buch und Regie, hat ein Meisterwerk vorgelegt. (MK/JS)
22
Unsere Filme
© Börres Weiffenbach
Er siegt, er lächelt und bringt sich um
Dead Man Working
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
In diesem Thriller aus der Welt des
Investmentbankings von Frankfurt am Main ist
jedenfalls mit Sicherheit nicht der Gärtner der
Mörder. Denn wer hier nicht funktioniert, der
wird beseitigt, leise oder laut, aber gründlich.
Ein Film aus der Welt des Jonglierens mit
Millionen, der es in sich hat!
mit
Wolfram Koch, Benjamin Lillie, Jördis Triebel,
Manfred Zapatka, Jenny Schily
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
Di
28. Juni
21:00 Uhr
Mi
29. Juni
15:00 Uhr
Do
30. Juni
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Mo 27. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Zwischen den Hochhäusern der Bankenwelt von
„Mainhattan“ steht er und lächelt. Er hat ihn geschafft, den Deal seines Lebens, in dem es um
ungezählte Millionen ging. Wovon alle BWLStudenten träumen, das ist hier Realität geworden:
als Top-Investmentbanker ist Jochen Walther der
Held des Tages. Alle feiern ihn. Sein Assistent bemerkt nur, dass sein Idol so wenig mitfeiern will.
Und dann springt er vom Dach der Bankzentrale
in die Schluchten zwischen den Hochhäusern von
Frankfurt am Main. Warum das? Warum hat dieser
Jochen Walther (Wolfram Koch) sich das Leben
genommen, das doch so außerordentlich erfolgreich verlief? Der Selbstmord wird zum Skandal,
die „Bank der Deutschen“ steht im Zwielicht,
denn die Witwe denkt gar nicht daran, den Mund
zu halten, im Gegenteil, die Bank sei der Mörder,
Marc Bauder
Der gebürtige Stuttgarter (*1974) studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre, bis
er dann 1999 ins Filmproduktionsgeschäft einstieg. Bereits beim 6. Festival des
deutschen Films wurde sein Spielfilmdebüt „Das System – Alles verstehen heißt alles
verzeihen“ (2011) gezeigt. Mit seinem Dokumentarfilm „Master of the Universe“ war
Bauder 2013 zu Gast beim 62. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg.
Regie: Marc Bauder
Buch: Khyana el Bitar, Dörte Franke
Länge: 90 Min.
Kamera: Börres Weiffenbach
Schnitt: Stefan Blau
Musik: Thomas Kürstner
Ton: Peter Senkel
Produzenten/Redaktion: Liane Jessen (HR), Jörg Himstedt (HR)
Produktion: Hessischer Rundfunk (HR) . Bertramstr. 8 . 60320 Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 155 1 . [email protected] . www.hr-online.de
sagt sie in die Fernsehkameras. Assistent Tom
(Benjamin Lillie) versucht, die Wahrheit zu ergründen. Ein spannender Thriller entwickelt sich
daraus, von dem man schwer sagen kann, ob
er ein Psycho- oder ein Politthriller ist. Der Regisseur Marc Bauder hat sozusagen die Spielfilmvariante seines Dokumentarfilms „Master of the
Universe“ vorgelegt. Hier wie dort geht es um
das, was das moderne Bankensystem mit den
Menschen anrichtet, die es buchstäblich in seinen Büroräumen verheizt. Wer ist also krank?,
fragt Marc Bauder. Ist es der Mensch, der sich
umbringt oder ist es das System, das ihn zerstört? Während Assistent und Witwe noch nach
der Wahrheit suchen und der Vorstand sie mit
jedem Mittel vermeiden will – haben wir schon
verstanden, was ihn ermordet hat. (MK)
23
Unsere Filme
Entwicklungshilfe durch Bankraub – ein Film zum Mitfühlen!
© Erika Hauri
Der Äthiopier
Der Kleinkriminelle und das Leben in
Äthiopien verbinden sich zu einem absolut
rührenden Drama der Menschlichkeit, bei
dem allen coolen Richtern und Staatsanwälten
die Leviten gelesen werden! Bis die
Juristen weinen müssen wie das Publikum.
Hundertprozentig!
Während seines Studiums der Publizistik und der Theaterwissenschaften arbeitete
Trageser (*1969) für Fernseh- und Nachrichtenmagazine, ehe er ab 1994 Regie an
der Hochschule für Fernsehen und Film in München studierte. Seine Filme „Wohin mit
Vater“ (2009) und „Mord in den Dünen“ (2013) wurden bereits auf dem Festival des
deutschen Films gezeigt. Trageser probiert sich in verschiedenen Genres aus.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
Jürgen Vogel, Thomas Thieme, Paula Kalenberg,
Nina Proll, Robert Gwisdek,
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Di
28. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Do
16. Juni
20:00 Uhr
Do
23. Juni
14:00 Uhr
Fr
01. Juli
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Tim Trageser
Da steht einer (Jürgen Vogel) vor Gericht und
sagt so gut wie nichts. In dieser Welt der Beredsamkeit und Argumentationen ist er verloren.
Seine Lebensgeschichte macht es uns klar: eine
einzige Serie der Demütigungen. Fast kann man
sich nicht vorstellen, wie so einer trotzdem groß
wird und sein Leben meistert. Er schafft es ja
auch nicht, wird kriminell, schlägt sich durch,
landet ganz unten in der Gesellschaft. Jetzt war
er ausgebrochen aus dem Gefängnis und hatte
gleich wieder eine Bank überfallen. Der Pflichtverteidiger (Thomas Thieme) geht nicht davon
aus, dass da noch viel zu machen ist. Außerdem spricht der Angeklagte ja kein Wort. Eine
junge, neue Kollegin (Paula Kalenberg) schafft
es doch. Und dann passiert das, was in einem
Gerichtssaal im Alltag natürlich nie passiert: die
Geschichte des Lebens dieses unbedeuten-
Regie: Tim Trageser
Buch: Heinrich Hadding, nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach
Länge: 111 Min.
Kamera: Eckhard Jansen
Schnitt: Gisela Castronari
Musik: Andreas Weidinger
Ton: Oliver Jergis, Olav Gross
Produzenten: Oliver Berben, Dr. Günter Rohrbach
Redaktion: Claudia Grässel (ARD Degeto), Dr. Barbara Buhl (WDR)
Produktion: Moovie GmbH . Lützowufer 12 . 10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 263 984 0 . [email protected] . www.moovie.de
den Kleinkriminellen und hoffnungslosen Falles
wird ausgebreitet, vor unwilligen Ohren und einer gelangweilt mit dem Kugelschreiber auf die
Tischplatte klopfenden Richterin. Der Mensch
erwacht in dieser Erzählung buchstäblich zum
Leben, einem Leben, das sich gewissermaßen
selbst am Schopf aus dem Sumpf gezogen hat,
dort drüben in der Ferne in Äthiopien, wo jetzt
alle auf ihn warten, wo er der Held ist und geliebt
wird wie nie zuvor in seinem Leben. Wenn Sie,
verehrtes Publikum, am Ende dieses Films nicht
ein komplettes Päckchen Taschentücher benötigen, und zwar dringend, dann haben wir etwas
falsch gemacht mit Ihnen all die Jahre. Selbst den
hart gesottenen Festivaldirektor hat es erwischt.
Um mal ein Geheimnis auszuplaudern.
Und dies auch: Jürgen Vogel will zur Premiere
kommen. (MK)
24
Unsere Filme
Die Kunst und die Opfer der Geschichte
Die Kunst des Boris Lurie
Ein Filmessay zu einer Befragung über die
Kunst des Boris Lurie. Pin-Up-Girls dekorieren
den Tod und die Vernichtung. Unmöglich dies!
Aber moralische Empörung braucht immer ein
freies Schussfeld. Und in diesem Fall ging
das damals daneben.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Rudij Bergmann
Mit BERGMANNsART, dem TV-Magazin für die Schönen und Bildende Künste, hat
Regisseur und Produzent Bergmann sich bereits einen Namen gemacht. Seine
berufliche Laufbahn begann er als Journalist für die Stuttgarter Nachrichten, ehe er
zum Fernsehen wechselte. Seitdem realisiert er verschiedene Projekte für den SWR
und Arte, die sich immer seiner großen Leidenschaft, der bildenden und darstellenden
Kunst widmen.
Regie & Buch: Rudij Bergmann
Länge: 55 Min.
Kamera: Simon Schaffrath, Jonas Knüdeler
DRC Kamera: Rudij Bergmann
Schnitt: Stefan Rühberg
Musik und Geräusche: Reissdorf Orchester
Ton: Benjamin Donath, Tim van Velsen
Produzent: Rudij Bergmann
Produktion: BERGMANNsART . Wormser Str. 5 . 68309 Mannheim
Tel.: +49 (0)172 621 466 4 . [email protected]
LICHTBLICKE //
Ein Essayfilm, 55 Minuten – zum Sonderpreis!
// Sonderpreis 8,-€ / 7,- € ermäßigt //
Festivalkino 1
Fr
24. Juni
22:30 Uhr
Fr
01. Juli
22:30 Uhr
Festivalkino 2
Mi
22. Juni
17:00 Uhr
So 26. Juni
15:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Filme, die von Künstlern erzählen und sie porträtieren, sind ein eigenes Genre und eigentlich passen
sie nicht so Recht auf ein Festival der Spielfilme.
Es sei denn, sie sind anders und schaffen es, wie
dieser Film hier, viel mehr zu erzählen als nur Leben und Werk eines Bildenden Künstlers namens
Boris Lurie. Weil es ihnen gelingt, dabei so wenig
klug wie möglich zu sein, also die offenen Fragen
zuzulassen, sogar die eigene Ratlosigkeit. Das
macht dieses Filmessay zu einer Befragung über
die Kunst des Boris Lurie, der man gerne folgt in
allen Varianten der Widersprüchlichkeit. Schließlich wurde Boris Lurie, der „68-er“, dafür bekannt,
dass er den Originalfotografien der KZs der Nazis
buchstäblich nackte Weiber hinzuklebte, Frauenhintern und KZ-Opfer im selben Bild. Das konnte
nicht gutgehen, das musste ein Skandal werden
– und das sollte es ja auch. Wie kann einer die
Nazi-Opfer so verhöhnen? Wie kann man so
wenig Ehrfurcht und Respekt vor den Opfern
haben? Pin-Up-Girls dekorieren den Tod und die
Vernichtung. Unmöglich dies! Aber moralische
Empörung braucht immer ein freies Schussfeld.
Und in diesem Fall ging das daneben. Denn die
eigene Mutter und die eigene Schwester des Juden Boris Lurie wurden im KZ umgebracht. Das
mit der Verhöhnung kann also nicht ganz stimmen. Stimmt auch nicht. Die Macht über Menschen als Macht über die Körper, als Entwürdigung des Selbst – so etwa lautet das Thema der
ästhetischen Arbeiten des Boris Lurie. Die Kunst
als Drahtseilakt, nicht als Dekoration des freundlichen Lebens, sondern als Aufforderung, sich ein
genaues Bild zu machen von der Wahrheit. (MK)
25
Unsere Filme
Lügen, um die Wahrheit heraus zu finden
Alexander Costea
Der aus Rumänien stammende Regisseur, Jahrgang 1982, kam mit drei Jahren nach
Deutschland und wuchs in Bayern auf. Costea ist ein wahrer „Allrounder“: Neben
seinem Studium der Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, fertigte er bereits mehr als 30 Fernsehbeiträge für den Bayerischen Rundfunk an
und arbeitet als Cutter und Kameramann für 3sat und Arte.
Regie & Buch: Alexander Costea
Länge: 93 Min.
Kamera: Thorsten Robert Harms
Schnitt: Frank Müller
Musik: Karaba
Ton: Klaus Mayer
Produzenten: Alexander Krötsch, Felix Kempter
Redaktion: Natalie Lambsdorff (BR)
Produktion: schöne neue filme. A. Krötsch & F. Kempter GbR . Kazmairstr. 19
80339 München . Tel.: +49 (0)89 990 137 08 . [email protected]
www.schoeneneuefilme.de
Ein junger Mann bekommt den Auftrag „undercover“ einen Mörder zur Strecke zu bringen.
Beharrlich und mit viel Geduld macht sich der
heimliche Kriminalbeamte, der natürlich auch
gar nicht aussieht wie einer, an diesen seltsamen Kerl heran, der da einsam in der Gegend
haust, in der dereinst der Mord geschah. Aber
es ist leider nicht sehr wahrscheinlich, dass es
jemals gelingen wird, ihn zu überführen – einfach deshalb, weil es nicht sehr wahrscheinlich
ist, dass er es überhaupt getan hat. Ein 17-jähriges Mädchen war damals verschwunden
und er kannte sie. Oder doch nicht? Tag um
Tag kommt der heimliche Polizist der Aufklärung näher, mit der er beauftragt ist. Aber Tag
für Tag wird es auch schwerer, eine Distanz
zu bewahren, diese berühmte professionelle
Distanz, die Menschen zu Tätern macht und zu
Die Maßnahme
Kann man Mitmenschlichkeit eigentlich auch
vortäuschen? Und heiligt der Zweck die Mittel, weil
es um Mord geht? Lassen Sie sich hineinziehen in
diesen Film der Annäherung zweier Menschen und der
Erforschung der Wahrheit durch eine Lüge.
mit
Max Wagner, Aljoscha Stadelmann, Anna Grisebach
LICHTBLICKE //
Menschen einer anderen Klasse. Hier herrscht
bald Ebenbürtigkeit. Da tut einer nicht nur so
(wie so oft), als sei der Kommissar doch auch
nur ein Mensch (der aber eindeutig ein Kommissar bleibt), er wird tatsächlich zu einem, glaubhaft gespielt von Max Wagner, der wiederum
überzeugend jemanden spielt, der auf keinen
Fall ein Kommissar sein kann. Er „schauspielert“ die Echtheit seiner Annäherung an den
andern, seiner beginnenden Freundschaft. Genau das macht diesen Film besonders. Er fragt:
Kann man Mitmenschlichkeit eigentlich auch
vortäuschen? Und heiligt der Zweck die Mittel?
Man erträgt es kaum. Denn je mehr das Opfer
sich öffnet, desto moralisch fragwürdiger wird
der, der hier angeblich nur seine Pflicht tut. Ein
bemerkenswerter Film! (MK)
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Festivalkino 1
Do
16. Juni
17:00 Uhr
Di
21. Juni
19:00 Uhr
Festivalkino 2
So
19. Juni
16:00 Uhr
Mo 20. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
26
Unsere Filme
Verwirrender Kampf um eine Lebensversicherung
Die vermisste Frau
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Eine Million Euro ist die Ehefrau wert –
wenn sie ums Leben kommt. Kann man da
als liebende Gattin Nein sagen, wenn das
Geld so dringend gebraucht wird? Zum
Leben sozusagen, wenn auch nicht mehr
dem eigenen. Eine tragische Komödie des
Vertrauens mit großartigen Schauspielern!
mit
Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Jörg Hartmann
WETTBEWERB // WELTPREMIERE
Festivalkino 1
Fr
24. Juni
15:00 Uhr
Fr
01. Juli
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Mi
22. Juni
20:00 Uhr
Do 23. Juni
18:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Karen will ihrem hochverschuldeten Mann helfen.
Sie beschließt sich im See zu ertränken, um ihm
die Lebensversicherungssumme von einer Million
zugänglich zu machen. Doch im letzten Moment
macht sie einen Rückzieher und entscheidet
sich dagegen. Was er nicht weiß. Und sie weiß
nicht, dass der geliebte Ehemann Georg schon
ein bisschen vorgesorgt hat, nämlich mit Bruno
und seiner Pistole mit Schalldämpfer. Als Karen
zurück nach Hause will, stehen dort schon Georg
und die Polizei mit ihrem eilig geschriebenen Abschiedsbrief vor der Tür. Sie flieht und gerät dabei
direkt in die Arme des besagten Bruno, der aber
ganz andere Pläne hat, als sie denkt und dann
Horst J. Sczerba
war zunächst mehrere Jahre als praktizierender Arzt tätig. Erste Schritte in der
Filmbranche machte der gebürtige Krefelder (*1947) als Drehbuchautor, bis er dann
mit „Die Schamlosen“ (1994) sein Regiedebüt gab. Im Rahmen des 10. Festival des
deutschen Films 2014 wurden bereits seine Filme „Halt mich fest“ (1999) sowie „Stille
Nächte“ (2014) dem Ludwigshafener Publikum präsentiert.
Regie & Buch: Horst J. Sczerba
Länge: 90 Min.
Kamera: Hagen Bogdanski
Schnitt: Barbara Toennieshen
Musik: Oliver Heuss
Ton: Raoul Grass
Produzentin: Sabine Timmermann
Redaktion: Stefan Kruppa (ARD Degeto)
Produktion: Letterbox Filmproduktion GmbH. Jenfelder Allee 80 . 22039 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 668 848 02 . [email protected] .
www.letterbox-filmproduktion.de
aber auch andere als sein Auftraggeber. Wird er
zum Kumpel und Komplizen oder doch nicht?
Als sie entdecken muss, dass sich Georg längst
eine neue Freundin zugelegt hat, wagt sie sogar
den Spieß umzudrehen. Das Schicksal dreht
und wendet sich wieder und wieder in diesem
intelligenten Thriller, in dem nichts so ist, wie es
zunächst scheint. Aus enttäuschter Liebe wird
Rache. Und zwar in einem ausgetüfftelten Plan,
dessen Wendungen ein bisschen an Hitchcock
erinnern. Schuld und Sühne erschaffen ihre
eigene Welt und alle falschen Spiele lösen sich
auf in einer großen neuen Wahrheit des filmischen Erzählens. (JS/MK)
27
Unsere Filme
Alles täuschend echt! Die Phantasiewelt des Kinos als Modell
Dolores
Michael Rösel
W ir sind in Hollywood und trotzdem in
Südwestdeutschland. W ir sind in den 50er
Jahren und das in Agfa-Color. Aber sind wir
in der Phantasiewelt des Kinos oder in der
eines Modellbauers? Oder ist beides am Ende
dasselbe? Alles täuschend echt wie im Leben?
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
mit
Udo Schenk, Franziska Petri, Mona Petri, Mathias Herrmann
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
So 19. Juni
13:00 Uhr
Festivalkino 2
Do 16. Juni
18:00 Uhr
Fr
17. Juni
22:00 Uhr
Mi
22. Juni
15:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Als Modellbauer ist Georg Letterer von seltener
Präzision und Genauigkeit. Er baut Flugzeuge
und andere Modelle, um damit sich und seinen
behinderten Bruder über Wasser zu halten, was
ihm gerade so gelingt. Eines Tages verändert
sich aber sein Leben ganz grundsätzlich, als
die berühmte Filmdiva Dolores ihn in seinem
Häuschen besucht. Ausgerechnet Dolores, der
Schwarm seiner Nächte, braucht ihn! Er soll ein
Modell ihrer extravaganten deutschen Villa bauen, weil sie sie immer dabei haben will, wenn
sie demnächst zurück nach Hollywood muss.
Georg nimmt seine neue Arbeit so ernst wie all
seine Tätigkeiten als Modellbauer. Alles wird akribisch ausgemessen, einschließlich sämtlicher
Bewohner des Anwesens und immer bis ins
Detail. Täuschend echt wie im Leben soll es sein.
Seit seinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg realisierte der
gebürtige Nürnberger (*1971) verschiedene Image- und Werbefilme. Für den SWR
inszenierte er die gesamte erste Staffel der Serie „Laible und Frisch“ (2009). Im
Anschluss kehrte er als Dozent an die Filmakademie Baden-Württemberg zurück und
realisierte seinen Debüt-Spielfilm „Dolores“ (2016).
Regie: Michael Rösel
Buch: Sebastian Feld, nach einer Graphic Novel von François Schuiten,
Benoît Peeters und Anne Baltus
Länge: 89 Min.
Kamera: Willy Dettmeyer
Schnitt: André Schömitz
Musik: Jörg Lemberg
Ton: Rüdiger Fleck
Produzent: Frieder Scheiffele
Redaktion: Stefanie Groß (SWR)
Produktion: Schwabenlandfilm GmbH . Im Waager 14 . 72581 Dettingen
Tel.: +49 (0)7123 972 623 . [email protected] . www.schwabenlandfilm.de
Darüber vernachlässigt er seinen Bruder, dessen
einziger Halt er immer gewesen ist. Dann macht
er eine märchenhafte Entdeckung! Er entdeckt,
dass seine Arbeit an dem Modell des Hauses ihm
auch Macht über die Wirklichkeit gibt, sogar über
die Schauspielerin Dolores und deren Leben. Die
bisher unerreichbar schöne Schauspielerin kann
plötzlich Teil seines Alltags sein und damit auch
ihre Welt des Glamours, der Filmpointen und der
schönen Gefühle. Dolores wird eine Liebes- und
Lebenspartnerin für den scheuen und verklemmten Modellbauer. Ein Film über die Realitäten des
Lebens und die Macht der Illusion. Ein Film also
auch über die Illusionskunst des Kinos und über
die unbändige, sagen wir mal sicherheitshalber
„Illusion der Kraft der Liebe“. (JS/MK)
29
Unsere Filme
Der letzte Tango! Un Tango más! Original aus Buenos Aires!
Ein letzter Tango
Das Traumpaar des Tango über Jahrzehnte
tanzt ein letztes Mal, tanzte damals und tanzt
heute noch einmal. Sie sind über 80, María
und Juan Carlos, aber so ausdrucksstark und
selbstbewusst, dass man unbedingt wissen
will, wie alles so kam von den 50er Jahren bis
heute. Ein Film zum Weitertanzen für immer.
German Kral
Filmregisseur Kral, geboren 1968, studierte an der Hochschule für Fernsehen und
Film in München. Seine Faszination für das Tangotanzen zeigte sich bereits in seinem
vorherigen Film. Um authentisch arbeiten zu können, erlernte er selbst das Tanzen.
Jedoch ist Kral der Überzeugung, Tanzszenen auf der Leinwand funktionieren nur in
Verbindung mit der richtigen Geschichte, denn die sei immer das Wichtigste.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
María Nieves, Juan Carlos Copes
LICHTBLICKE //
u Spanisch mit deutschen Untertiteln
Festivalkino 1
Di
21. Juni
22:30 Uhr
Mi
22. Juni
21:00 Uhr
Festivalkino 2
Sa 18. Juni
14:00 Uhr
Sa 25. Juni
16:00 Uhr
u FSK: ohne Altersbeschränkung
„Ich hasse diesen Mann“, sagt María, doch ihr
halbes Leben lebte und tanzte sie mit ihm zusammen. Dabei, erzählt sie, habe er sich anfangs „wie
eine Sackkarre“ bewegt... Es beginnt mit einer
Erinnerungsreise zurück in die vibrierenden Tanzkeller der 50er Jahre. Fernsehen und Computer
gab es noch nicht und so vergnügte sich die
Jugend mit Fußball, Kino und eben Tanz. Tango,
heißt es einmal, handle von allem: Ein Tanz voller
Phantasie und Kreativität, der in nur wenigen Minuten ein ganzes Epos erzählen kann, eine große
Geschichte von Liebe oder Hass. Eben davon,
von Liebe und Hass, war auch die Beziehung von
María Nieves und Juan Carlos Copes geprägt.
Heute sind sie 81 und 84 Jahre alt. Einst waren sie
das nationale Traumpaar Argentiniens, eine Art
Fred Astaire und Ginger Rogers des Tango, die
Regie & Buch: German Kral
Länge: 85 Min.
Kamera: Jo Heim, Félix Monti
Schnitt: Ulrike Tortora
Musik: Luis Borda, Sexteto Mayor, Gerd Baumann
Ton: Celeste Palma
Produzenten: Nils Dünker, Dieter Horres, German Kral
Redaktion: Jutta Krug (WDR), Lothar Mattner (WDR)
Produktion: German Kral Filmproduktion . [email protected]
Lailaps Pictures GmbH . Bauerstr. 20 . 80796 München
Tel.: +49 (0)89 540 465 50 . [email protected] . www.lailaps.eu
Verleih: Alpenrepublik GmbH . Ickstattstr. 12 . 80469 München
Tel.: +49 (0)89 309 067 940 . [email protected] . www.alpenrepublik.eu
auch privat in spannungsreicher Harmonie lebten. Sie lieferten reichlich Stoff für Schlagzeilen,
und fanden immer wieder zueinander. Doch mit
fast 70 verließ Juan Carlos die Partnerin María.
In seinem dritten Film über seine zweite Heimat
Argentinien gelingt es German Kral, die beiden
noch einmal über alle persönlichen Abgründe
hinweg miteinander tanzen zu lassen. „Ein letzter Tango“ ist eine herzenswarme, leidenschaftliche, einfach großartige Geschichte, die nebenbei
auch eine ganze Menge über den Tango und die
Kultur Argentiniens erzählt. Ein stilistisch ausgefeilter Tanzfilm, der seine Perspektive immer
wieder wechselt, und so Dokumentarisches mit
einer Liebesgeschichte verbindet. Beides ist
gleichermaßen intensiv. Dies ist ein Film, nach
dem sie weitertanzen wollen! (RS)
30
Unsere Filme
Die Liebe siegt – und Sie müssen weinen!
Eine junge bayerische Bäuerin hat sich
verrannt, finden die Ärzte und lächeln nur.
Die Tochter ist nicht krank. Ist sie doch. Aber
niemand glaubt ihr. Trotzdem schafft sie es.
Und wenn sie Hilfe aus New York holen muss.
Bringen Sie unbedingt Taschentücher mit für
die Schlussszene!
mit
Rosalie Thomass, Romy Butz, Florian Karlheim,
Gisela Schneeberger
WETTBEWERB //
© Jan Düfelsiek
Eine unerhörte Frau
Hans Steinbichler
Ohne Fernsehen aufgewachsen, definierte Steinbichler den so genannten Heimatfilm
neu. Bereits in seiner Schulzeit begann er mit journalistischen und fotografischen
Arbeiten. Später brach er sein Jurastudium ab, um an der Hochschule für Fernsehen
und Film in München zu studieren. Für seinen Film „Die zweite Frau“ (2008), der auch
beim 5. Festival des deutschen Films gezeigt wurde, erhielt er unter anderem den
‚Grimme-Preis’.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Regie: Hans Steinbichler
Buch: Angelika Schwarzhuber, Christian Lex
Länge: 88 Min.
Kamera: Christian Rein
Schnitt: Christian Lonk
Musik: Sebastian Pille
Ton: Eckhard Kuchenbecker
Produzent: Nils Dünker
Redaktion: Daniel Blum (ZDF), Olaf Grunert (Arte)
Produktion: Lailaps Pictures GmbH . Bauerstr. 20 . 80796 München
Tel.: +49 (0)89 540 465 50 . [email protected] . www.lailaps.eu
© Hendrik Heiden
Festivalkino 1
Mo 27. Juni
22:30 Uhr
Mi
29. Juni
19:00 Uhr
Fr
01. Juli
21:00 Uhr
So
03. Juli
15:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Ist sie unerhört, diese Frau? Oder ist sie nur zu
wenig gehört worden? Das Sprachspiel des
Filmtitels beschreibt schon fast den ganzen Film.
Denn diese Bäuerin (Rosalie Thomass) ist nicht
ernst genommen worden von den Ärzten und
hatte trotzdem Recht. Ein Gerichtsfilm, ein Drama,
ein kleines Meisterwerk. Regisseur Hans Steinbichler versteht es, uns tatsächlich in die Welt
dieser Bäuerin zu versetzen, vor allem aber in ihre
große Not. Denn sie erkennt Symptome an ihrer
Tochter, die auf eine gefährliche Krankheit hinweisen, aber niemand glaubt ihr. Das Kind droht zu
erblinden und alle Ärzte, die sie aufsucht, tun es
ab, milde und überheblich lächelnd. Schließlich ist
diese Hanni ja nur eine bayerische Bäuerin und
offenbar hysterisch in eine fixe Idee verrannt, aus
eigenen traumatischen Gründen vermutlich. Und
weil es diese tatsächlich gibt, ist sie endgültig unglaubhaft. Trotzdem hat sie Recht. Alles deutet
darauf hin, dass die Tochter wirklich zunehmend
ihre Sehkraft verliert. Virtuos inszeniert der Routinier Steinbichler diese Bäuerin tatsächlich als
traumabelastet und dennoch glaubhaft, die Ärzte
als sorgsam bemüht und dennoch irrend, die
Vorwürfe der Familie an die Mutter als berechtigt
und trotzdem falsch. Schließlich fällt die Diagnose – und bestätigt alle Befürchtungen. Jetzt ist
es zu spät. Nein, es wäre zu spät, wenn diese
Mutter eben nicht genau die Vehemenz hätte,
die man ihr vorwirft. Denn mit exakt dieser Beharrlichkeit gibt sie den Kampf keineswegs auf.
Sie wird den Ärzten nicht noch einmal glauben.
Sie wird einen Ausweg finden. Und sie findet ihn
wirklich. (MK)
31
Unsere Filme
Murot in der Falle, und immer mit sich selbst
Es lebe der Tod
Murot hat es geschafft! Fast jedenfalls. Denn
beinah wäre er sich endlich losgeworden.
Denn diesen Fall zu lösen, heißt sich
aufzugeben. Ein neuer HR-Tatort mit einer
neuerlich verblüffenden Variante und dem
großartigen Ulrich Tukur.
mit
Ulrich Tukur, Barbara Philipp, Jens Harzer
WETTBEWERB // WELTPREMIERE
Dass Felix Murot alias Ulrich Tukur ein ungewöhnlicher Ermittler ist, wissen wir. Er kämpfte
anstatt mit Gaunern mit einem das eigene Leben
bedrohenden Hirntumor, brachte danach einen
Kumpel aus früheren Tagen zur Strecke als
wär´s ein Film von Tarantino – um schließlich, sich
selbst darstellend, diesem Kommissar Murot auf
die Schliche zu kommen. Man durfte gespannt
sein, ob die Redaktion des HR diese bemerkenswerte Folge etwas „irrsinniger“ Tatorte fortführen
würde. Sie taten es! Diesmal muss Murot sich
einer Herausforderung stellen, die man geläufig
als die letzte große bezeichnet. Ein Serienmörder geht um. Er verkauft dem Kommissar seine
Morde als Heldentaten, an denen eigentlich Murot selber Schuld sei. Wieder hat er ein Opfer in
eine tödliche Falle gelockt. In wenigen Stunden
Sebastian Marka
2005 erhielt Marka, geboren 1978, sein Diplom im Studiengang Film und Medien im
Bereich Kamera an der Filmakademie Baden-Württemberg und arbeitet seitdem als
Regisseur und Cutter für Film und Fernsehen. Bereits im vergangenen Jahr durfte
das Publikum Markas Tatort „Hinter dem Spiegel“ (2014) auf dem 11. Festival des
deutschen Films genießen. Heute lebt und arbeitet der Schweizer in Berlin.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
wird das stark sedierte Mädchen ertrinken, wenn
es Murot nicht gelingt, ihn davon zu überzeugen,
dass er im Grunde auf der Seite des gemütskranken Mörders steht. Wie löst Murot die verzwickte Konstellation auf? Wird er es überhaupt
überleben können? Der Mörder kennt den Kommissar jedenfalls besser als wir: seine Kindheit
und Jugend mit dem traumatischen Selbstmord
des Vaters. Ulrich Tukur läuft zur Höchstform auf.
Aber auch die anderen Protagonisten, allen voran
seine Partnerin Magda – gespielt von der wunderbaren Barbara Phillip – haben persönliche Interessen an dem Fall. Ein komplex-kompliziertes
Spiel um Schuld und Sühne beginnt. Kann Felix
Murot seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge
ziehen, den Mord verhindern und trotzdem der
bleiben, der er ist? (JS/MK)
Regie: Sebastian Marka
Buch: Erol Yesilkaya
Länge: 90 Min.
Kamera: Armin Alker
Schnitt: Stefan Blau
Musik: Thomas Mehlhorn
Ton: Peter Senkel
Produzenten/Redaktion: Jörg Himstedt (HR), Liane Jessen (HR),
Produktion: Hessischer Rundfunk (HR) . Bertramstr. 8 . 60320 Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 155 1 . [email protected] . www.hr-online.de
Festivalkino 1
Di
21. Juni
21:00 Uhr
Mi
22. Juni
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
17. Juni
18:00 Uhr
So 19. Juni
22:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
32
Unsere Filme
Der Fado und die große Liebe
Fado
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Eifersucht – manch große Liebe hat dieses
nicht weniger große Problem. Hier aber wird
die Eifersucht nicht als Krankheit vorgeführt,
sondern so, als sei sie immer dann die
heimliche Wahrheit der Liebe, wenn einer den
anderen in dem Ausmaß besitzen will, indem er
sich selber nicht vertraut. Großartig!
mit
Golo Euler, Luise Heyer
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
Mo 20. Juni
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Do
16. Juni
22:00 Uhr
Sa
18. Juni
20:00 Uhr
So
19. Juni
18:00 Uhr
u FSK: ab 16 Jahre
Lissabon, die Stadt des Fado, der von Melancholie erfüllten portugiesischen Musik, ist der Schauplatz eines Liebesdramas, in dem ein junger Arzt
(Golo Euler) seine frühere Liebe zurückgewinnen
will – mit ganzer Leidenschaft. Das Schlüsselerlebnis ist der Tod einer Patientin beim Notfalldienst im Krankenhaus in Berlin. Sie hatte ihr so
ähnlich gesehen. Kurzerhand fliegt er nach Lissabon, wo diese Doro jetzt lebt und als Architektin
arbeitet. Fabian will in ihrer Nähe sein. Er besorgt
sich eine Wohnung, nimmt einen Sprachkurs und
findet einen Job. Doro ist irritiert und hofft doch
bald, dass ihr Fabian sich tatsächlich gebessert
hat. Fast verliebt sie sich aufs Neue. Doch in
Lissabon lauern die Geister der Vergangenheit.
Denn ihre Liebe hatte ein Problem, das sie auseinander gesprengt hat: seine Eifersucht. Misstrau-
Jonas Rothlaender
wurde 1982 in Lübeck geboren und schloss sein Regiestudium an der Deutschen
Film- und Fernsehakademie Berlin im Jahr 2015 ab. Mit „Fado“ (2016) gibt der
33-Jährige sein Spielfilmdebüt, das bereits im Januar dieses Jahres beim Filmfestival
Max Ophüls Preis in Saarbrücken mit dem ‚Filmpreis der saarländischen Ministerpräsidentin‘ ausgezeichnet wurde. Rothlaender lebt und arbeitet in Berlin.
Regie: Jonas Rothlaender
Buch: Jonas Rothlaender, Sebastian Bleyl
Länge: 101 Min.
Kamera: Alexander Haßkerl
Schnitt: Dietmar Kraus
Ton: Johannes Kaschek
Produzenten: Luis Singer, Dennis Schanz, Ole Lohmann
Produktion: StickUp Filmproduktion GbR. Hohenzollerndamm 17 . 10717 Berlin
Tel.: +49 (0)30 548 421 36 . [email protected] . www.stickup-films.de
Verleih: missingFILMs Acrivulis & Severin GbR . Boxhagener Str. 18 . 10245 Berlin
Tel.: +49 (0)30 283 653 0 . [email protected] . www.missingfilms.de
isch wartet Doro auf die kleinsten Anzeichen der
Wiederkehr seiner Psychose. Auf keinen Fall will
sie wieder zum Opfer werden. Wunderbar lässt
die Darstellerin der Doro, Luise Heyer, diese lauernde Panik auf ihrem Gesicht entstehen. Und
der nicht weniger panische Mann, ebenso großartig gespielt von Golo Euler, verzweifelt an der
düsteren Ahnung seines neuerlichen Scheiterns.
So wird die Stadt Lissabon, vor allem aber das
aufbrausende Meer, zur Metapher dieser angsterfüllten großen Liebe. Das ist meisterlich in Szene gesetzt und fotografiert und macht den Film
zu einer Reise mit dem Stichwort „Schicksal“,
„Fado“ eben – jene von Melancholie getragene
Musik, in der die Menschen von Lissabon seit
jeher die schicksalhafte Bedingtheit des Lebens
mit großer Tiefe besingen. Singen Sie mit! (MK)
33
Unsere Filme
Drei Frauen und die Lebensfreude
Frauen
Jan Růžička
W ir wollten doch! W ir wollten uns
nicht unterkriegen lassen von den
Schicksalsschlägen welcher Art auch immer.
Und diese drei Frauen tun es auch nicht! Statt
zu verzagen, gehen sie wieder rauf auf die
Bühne, zurück ins Licht der Lebensfreude!
mit
Katja Riemann, Nicolette Krebitz, Sophie von Kessel
WETTBEWERB //
Wer so langsam älter wird, der mag manchmal
staunen, wie vernünftig und realistisch man geworden ist im Vergleich zur wilden Jugendzeit.
Als würde der Weg ohnehin immer enger werden,
verkürzen sich die Sprünge, die man macht. Und
wenn dann noch die Nachricht kommt, man sei
lebensgefährlich erkrankt – wie soll da noch der
Leichtsinn der frühen Tage aufleben können? Der
renommierte Drehbuchautor Hardi Sturm schrieb
die Geschichte auf, Regisseur Jan Růžička setzte sie um und drei großartige Schauspielerinnen
verhalfen ihr zum Leben: Nicolette Krebitz, Katja
Riemann und Sophie von Kessel. Die eine ist in
der Ehekrise und ohnehin nicht glücklich trotz
allen beruflichen Erfolges, die andere muss zusehen, wie sich der Mann eine Jüngere nicht nur
Der gebürtige Leipziger (*1959) studierte an der Filmuniversität Babelsberg
KONRAD WOLF und arbeitet seit 1989 als freischaffender Regisseur und Drehbuchautor. Bekannt ist er sowohl für seine Krimi-Inszenierungen, wie „Großstadtrevier“
(2006-2014), als auch für Dramen, wie „Der Mauerschütze“ (2010). „Frauen“ lief
2015 bereits erfolgreich auf dem Filmfest Hamburg.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
sucht, sondern auch gleich schwängert und die
dritte erfährt vom Arzt wie kurz ihr Leben vielleicht
nur noch sein wird. Es wäre also gründlich zum
Verzweifeln, wenn da nicht noch aus alten Tagen
dieses Feuer brennen würde im Innern, das Feuer einer Leidenschaft mit Namen Musikmachen –
nämlich in einer dereinst hoch gefeierten Frauenband. Ja, Sie ahnen mit Recht, was daraus folgt:
ein Revival eben dieser Band. Wie bei jeder guten
Komödie ist das Leben hier ernst genug, um es
energisch zum Lachen zu bringen. Die drei Ladys
beschließen den Ausbruch aus dem Jammertal
und stürmen zurück auf die Bühne. Es gilt, nach
dem Leben zu greifen aller Probleme zum Trotz
und das wirkt ansteckend: Rauf auf die Bühne
des Lebens! Wir wollten doch... (MK)
Regie: Jan Růžička
Buch: Hardi Sturm, nach einer Idee von Iris Kobler und Michael Gärtner
Länge: 88 Min.
Kamera: Gunnar Fuss
Schnitt: Jens Müller
Musik: Verena Marisa Schmidt
Songs: Jan Lehmann
Ton: Andreas Turnwald
Produzent: Brit Possardt
Redaktion: Birgit Titze (ARD Degeto), Sascha Schwingel (ARD Degeto)
Produktion: Calypso Entertainment GmbH . Gocher Str. 19 . 50733 Köln
Tel.: +49 (0)221 337 729 0 . [email protected]
www.calypsoentertainment.de
Festivalkino 1
Do 16. Juni
19:00 Uhr
Sa 18. Juni
23:00 Uhr
So 19. Juni
11:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
17. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
34
Unsere Filme
Was treibt einen Künstler zur Tat?
Fritz Lang
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Ein dunkler Charakter in einem düsteren
Deutschland. Heino Ferch spielt diesen Fritz
Lang großartig geheimnisvoll, verschlossen
und trotzdem sympathisch, einfach meisterlich.
Der Mörder ist nicht immer der Killer, sondern
manchmal vielleicht auch der Regisseur.
Filmgeschichte zum Anfassen.
mit
Heino Ferch, Thomas Thieme, Samuel Finzi,
Johanna Gastdorf
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
So
26. Juni
21:00 Uhr
Mo 27. Juni
19:00 Uhr
Di
15:00 Uhr
28. Juni
Festivalkino 2
Do
Gordian Maugg
23. Juni
u FSK: ab 12 Jahre
22:00 Uhr
Wir sind am Ende der 20er Jahre und Fritz Lang
ist im Begriff, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“
zu drehen. Es hatte den realen Fall des „Vampirs
von Düsseldorf“ gegeben, des Massenmörders
Peter Kürten, und das interessierte Fritz Lang
sehr. Hier ging es nicht nur um einen Serienmord,
die gesellschaftliche Panik und um neue Ermittlungsmethoden, sondern auch um die Frage, warum ein Mensch überhaupt zum Täter wird, wie
es dabei in ihm aussieht und inwiefern er verantwortlich ist für seine Taten. Der heutige Regisseur
Gordian Maugg wiederum fragt, ob es vielleicht
sein könnte, dass der berühmte Fritz Lang, der
wie kein Zweiter Gehetzte und Gejagte, Mörder
und Tyrannen auf die Leinwand brachte, selbst
einmal zum Mörder wurde. Sehr wahrscheinlich
ist das nicht, aber man kann es auch nicht ganz
wurde 1966 in Heidelberg geboren. Bereits seit 1986 ist Maugg als Drehbuchautor,
Regisseur und Produzent tätig. Durch Arbeiten wie sein preisgekröntes Kinospielfilmdebüt „Der olympische Sommer“ (1993) oder „Zeppelin!“ (2005), der beim
1. Festival des deutschen Films vertreten war, verschaffte er sich als wichtiger
filmischer Erzähler deutscher Zeit- und Kulturgeschichte einen Namen. Maugg lebt
in Berlin.
Regie: Gordian Maugg
Buch: Gordian Maugg, Alexander Häusser
Länge: 104 Min.
Kamera: Lutz Reitemeier, Moritz Anton
Schnitt: Florentine Bruck, Olivia Retzer
Musik: Tobias Wagner
Ton: Peter Schumacher
Produzentin: Nicole Ringhut
Redaktion: Sabine Bubeck-Paaz (ZDF/ARTE)
Produktion: Belle Epoque Films GmbH . Sülzgürtel 18 . 50937 Köln
Tel.: +49 (0)221 168 530 09 . [email protected]
www.belle-epoque-films.com
Verleih: W-film Distribution . Gotenring 4 . 50679 Köln
Tel.: +49 (0)221 222 198 0 . [email protected] . www.wfilm.de
ausschließen. Kunstvoll verschachtelt Gordian
Maugg alte Originalaufnahmen mit neu gedrehten Szenen, denn in diesem Metier ist Maugg
ein echter Meister. Und er traut sich zu fragen,
ob Schuldgefühle hier zur Triebfeder größter
Filmkunst geworden sein könnten und welche
Dämonen es waren, von denen sich Fritz Lang
(1890-1976), einer der größten und wohl der vielseitigste aller deutschen Filmregisseure, gejagt
fühlte. Welche Rolle spielt der frühe Tod seiner
ersten Ehefrau, einer Schauspielerin, im weiteren
Leben dieses Leinwandgenies, die ihren Gatten
im Ehebett in flagranti ertappt hatte und kurz darauf durch eine Kugel starb? Erleben Sie Filmgeschichte zum Anfassen und Nachempfinden,
als Bewusstseinsstrom und impressionistischpulsierende Collage. (RS/MK)
35
Unsere Filme
Ganz ohne Weiber geht’s nicht
Happy Hour
Franz Müller
Bier und Whiskey, Hahnenkämpfe und Angelausflüge –
für einen gemeinsamen Männerurlaub fahren die ziemlich
besten Freunde Wolfgang, Nic und H.C. nach Irland.
Aber die Sache wird anstrengender als erwartet, denn
wie Männer so sind, kennen sie sich zwar seit Jahren,
haben aber keine Ahnung voneinander.
mit
Simon Licht, Mehdi Nebbou, Alexander Hörbe
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Fr
24. Juni
19:00 Uhr
Sa 25. Juni
15:00 Uhr
Fr
13:00 Uhr
01. Juli
Festivalkino 2
So 26. Juni
u FSK: ab 6 Jahre
22:00 Uhr
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
„Ich hätt' die Alte einfach vermöbelt!“ Drei
Männer reden in der Kneipe über Frauen. Sie
sind gute Kumpels und helfen ihrem H.C.,
der von seiner Frau betrogen und verlassen
wurde. Er soll auf andere Gedanken kommen.
Glücklicherweise hat Wolfgang ein Ferienhaus
in Irland und das ist genau das richtige Ziel
eines Erholungsurlaubs, „ganz ohne Weiber“.
Schnell ist der Entschluss gefasst, der Billigflug gebucht und es bildet sich eine MännerWG auf Zeit. Die Reise wird zum gruppendynamischen Selbstfindungstrip, denn alle
drei haben natürlich ganz unterschiedliche Erwartungen. Dass sie sich zwar seit vielen Jahren kennen, heißt nicht so viel, wie sie dachten – denn so wie hier haben sie sich noch nie
wirklich erlebt. Ein Männerfilm also. H.C. ist
das Opfer, der Gekränkte Nic ist der, der sich
wurde 1965 in Mosbach im Odenwald geboren und wuchs in Karlsruhe auf. In den
vergangenen 18 Jahren realisierte Müller viele erfolgreiche Kurz- und Spielfilmproduktionen. Häufig führt er nicht nur Regie, sondern schreibt auch die Drehbücher
zu seinen Filmen. Letztes Jahr war Müller bereits mit seiner Komödie „Worst Case
Scenario“ (2014) zu Gast beim 11. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen.
Regie & Buch: Franz Müller
Länge: 90 Min.
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Gesa Jäger
Musik: Cherilyn MacNeil
Ton: Siddho Varza, Constantin Bömers
Produzenten: Sonja Ewers, Steve Hudson
Redaktion: Frank Tönsmann (WDR), Birgit Kämper (ARTE)
Produktion: GRINGO Films GmbH . Neue Maastrichter Str. 12-14 . 50672 Köln
Tel.: +49 (0)221 168 971 62 . [email protected] . www.gringo-films.com
Verleih: RFF – Real Fiction Filmverleih e.K. . Hansaring 98 . 50670 Köln
Tel.: +49 (0)221 952 211 1 . [email protected] . www.realfictionfilme.de
raushält und vielleicht gerade deshalb bei den
Frauen – auch den Lokalschönheiten im Pub
– so gut ankommt. Und Wolfgang, der Hausbesitzer, wäre gern der Chef. Er ist ein Kontrollfreak und geht den beiden Kumpels mit
seinen ständigen Anweisungen ziemlich auf
die Nerven: Nicht mit den Schuhen auf den
Teppich! Holzlöffel nicht in die Spülmaschine! Er hat auch für H.C. natürlich immer die
richtigen Rezepte: „Du darfst Dir nicht alles gefallen lassen. Sag mal nein! Schlag mal
zurück!“ Wenn das so einfach wäre. „Happy
Hour“ wirkt wie eine Versuchsanordnung über
das Männliche an sich, die zu einer Komödie
wird über genau dieses „Männliche an sich“.
Improvisierend dynamisch inszeniert der
Regisseur Franz Müller seine Männer geradezu täuschend echt. (RS/MK)
38
Unsere Filme
Deutschland den Dummen
Heil
Dietrich Brüggemann
Alle reden von den neuen Rechten und
niemand findet sie lustig. W ir auch nicht. Aber
vielleicht wäre das ja gar nicht schlecht: sie
mal einem herzhaften Gelächter auszuliefern.
Das wäre lustig und listig zugleich. In diesem
Sinn wünschen wir gute Unterhaltung!
Der gebürtige Münchner (*1972) ist beliebter Gast auf dem Festival des deutschen
Films. Sowohl 2006 als auch 2010 belohnten ihn die Zuschauer mit dem Publikumspreis
für „Neun Szenen“ und „Renn, wenn du kannst“. Seine zweite Passion ist die Musik.
So war er neben der Regie und dem Drehbuch auch für die Filmmusik von „Heil“
(2015) verantwortlich. Brüggemann lebt heute in Berlin.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
Benno Fürmann, Liv Lisa Fries, Jerry Hoffmann, Anna Brüggemann
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Sa 18. Juni
17:00 Uhr
Mi
22. Juni
22:30 Uhr
So 03. Juli
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
28. Juni
u FSK: ab 12 Jahre
22:00 Uhr
Sebastian ist Bestsellerautor, Demokrat, und er
ist deutsch. Weil er aber auch schwarze Hautfarbe hat, wird er eines Tages bei einer Lesereise
in Ostdeutschland von Neonazis entführt. Dabei
bekommt er einen heftigen Schlag auf den Kopf,
der ungeahnte Wirkungen entfaltet: Weil nur
noch sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert, faselt
Sebastian plötzlich das ganze dumme rechte
Zeug nach, das er von seinen neuen Freunden
zu hören bekommt. Ortsgruppenführer Sven will
ihn als Galionsfigur für seine neue Partei nutzen,
Sebastians alte Freunde versuchen, ihn zu befreien. Regisseur Dietrich Brüggemann entfaltet
ein turbulent-sarkastisches Panorama über ein
Deutschland, in dem es Idioten en masse gibt:
Nazibräute, eine Antifa, die sich in internen Debatten verzettelt, bescheuerte Verfassungs-
Regie & Buch: Dietrich Brüggemann
Länge: 104 Min.
Kamera: Alexander Sass
Schnitt: Vincent Assmann
Musik: Dietrich Brüggemann
Ton: Jacob Ilgner
Produzenten: Michael Lehmann, Katrin Goetter
Redaktion: Cooky Ziesche (RBB), Dagmar Mielke (RBB), Claudia Grässel (ARD Degeto),
Martina Zöllner (SWR), Barbara Häbe (ARTE)
Produktion: REAL FILM Berlin GmbH . Köthener Str. 3 . 10963 Berlin
Tel.: +49 (0)30 319 870 601 0 . [email protected] . www.realfilm-berlin.de
Letterbox-Filmproduktion GmbH . Jenfelder Allee 80 . 22039 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 668 80 . [email protected]
www.letterbox-filmproduktion.de
Verleih: X Verleih AG . Kurfürstenstr. 57 . 10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 269 336 00 . [email protected] . www.x-verleih.de
schützer, doofe Glatzen, die „Wheit Pauer“ an
die Wände sprühen. Andere, nicht weniger
bildungsfern, nennen sich Nipster („Nationaler
Hipster“) und lassen sich mediengeil ständig
in neuen Klamotten fotografieren. Die Bundeswehr spielt Egoshooter und merkt nicht, wenn
Nazis einen Panzer stehlen, um mal wieder in
Polen einzumarschieren. Und die Gesellschaft
erschöpft sich im Talkshow-Geschwafel. Eine
Satire über das Böse? Die Frage ist so alt wie
das Problem selbst. Zumindest in Deutschland
ist sie berechtigt, und die Antwort nicht einfach.
Dietrich Brüggemann, einer der Trickreichsten
unter den deutschen Gegenwartsregisseuren,
fragt aber anders. Welche Bilder machen wir uns
eigentlich von Rechtsradikalen im und durch das
Kino? Ab heute wird zurückgelacht... (RS)
39
Unsere Filme
Sein schwerster Kampf
Herbert
Thomas Stuber
Die wunderbar sensible Geschichte von einem
unsensiblen Mann, dem Boxer Herbert, der nie
gelernt hat, gegen sich selbst zu kämpfen, sich
sein Inneres zu erobern, die Wahrheit seiner
Person. Peter Kurth, ein Genie von einem
Schauspieler, verkörpert diesen Herbert bis
Ihnen die Tränen kommen. Garantiert!
Der Leipziger (*1981) sammelte Anfang der 2000er als Praktikant erste Erfahrungen in
der Filmbranche. Sein Abschlussfilm des Regiestudiums an der Filmakademie BadenWürttemberg „Von Hunden und Pferden“ (2011) gewann den ‚Student Academy
Award’ in Silber für den Besten fremdsprachigen Kurzfilm. Stubers Spielfilmdebüt
„Teenage Angst“ (2008) lief bereits auf dem 4. Festival des deutschen Films.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
Peter Kurth, Lina Wendel, Edin Hasanovic
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
So
26. Juni
19:00 Uhr
Mo
27. Juni
21:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
21. Juni
16:00 Uhr
Do
30. Juni
16:00 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
Früher nannten sie ihn den „Stolz von Leipzig“, im
Ring war er eine Urgewalt. Heute ist vom früheren Ruhm nicht viel übrig geblieben und Herbert
muss als Geldeintreiber und Türsteher jobben.
Nebenbei gibt er, maulfaul und mürrisch, seine
Erfahrung als Boxer an den Nachwuchs weiter.
Eines Tages kommt der Schock: „Die Muskeln
gehen weg“, nuschelt Herbert, „mein ganzer
Körper“. Er erfährt, dass er an ALS erkrankt ist,
jener unheilbaren Nervenkrankheit, an der auch
der weltberühmte Physiker Stephen Hawkins leidet. Da reißt es ihm den Boden unter den Füßen
weg. Eine Diagnose wie ein K.O.-Schlag – dabei
steht ihm der eigentliche Kampf erst noch bevor.
Denn im Kopf ist Herbert total klar. Aber das hilft
nicht viel, im Gegenteil... Thomas Stubers Spielfilm, zu dem er zusammen mit dem Schriftsteller
Regie: Thomas Stuber
Buch: Thomas Stuber, Clemens Meyer, nach einer Vorlage von Paul Salisbury
Länge: 109 Min.
Kamera: Peter Matjasko
Schnitt: Philipp Thomas
Musik: Bert Wrede, Robert Seidel
Ton: Johannes Doberenz
Produzenten: Undine Filter, Thomas Král, Anatol Nitschke
Redaktion: Meike Götz (MDR), Barbara Häbe (ARTE), Jörg Himstedt (HR)
Produktion: Departures Film GmbH . Endersstr. 62 . 04177 Leipzig
Tel.: +49 (0)341 242 595 80 . [email protected] . www.departuresfilm.de
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH . Holzstr. 30 . 80469 München
Tel.: +49 (0)89 444 556 644 . [email protected]
www.wildbunch-germany.de
Clemens Meyer auch das Drehbuch geschrieben
hat, ist nicht allein eine anrührende Milieustudie.
Es ist die sensible Darstellung einer körperlichen
und psychischen Tour de Force, über einen
Mann, der seinem eigenen Verfall zuschaut, und
annehmen muss, dass nichts mehr so ist, wie es
war. Dies ist kein klassischer Boxerfilm, sondern
ein Drama, das ins Herz trifft, ohne viele Worte,
aber mit erstaunlichem Mut zum Gefühl und
einem großen Wissen um die Blessuren und Niederlagen des Lebens. Der mehrfach ausgezeichnete Theater- und Filmschauspieler Peter Kurth
ist eine Wucht als ein Mann, der erst in der persönlichen Katastrophe erkennt, was alles schief
lief in seinem Leben, wie er zum Beispiel seine
Verantwortung als Vater nicht gut erfüllt hat. Kann
er dies wiedergutmachen? (RS)
40
Unsere Filme
Vater und Sohn, ein Dialog im exotischen Land
Herr Lenz reist in den
Frühling
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Holger Lenz macht eine „Heldenreise“ ins
exotische Land. Ein spießiger Deutscher mit
wenig Verständnis für fremde Kulturen versinkt
in deren Besonderheiten, um dann geläutert
wieder aufzutauchen und unverhofft neu über
das Leben nachdenken zu können. Und: Ulrich
Tukur ist Holger Lenz!
Andreas Kleinert
Dieses Jahr ist Kleinert nicht nur mit „Sag mir nichts“ (2016) auf dem 12. Festival des
deutschen Films vertreten, sondern präsentiert gleich noch einen zweiten Film: „Herr
Lenz reist in den Frühling“ (2015). Der gebürtige Ost-Berliner zählt aktuell zu den renommiertesten Regisseuren Deutschlands. So lief z.B. sein Kinofilm „Freischwimmer“
(2007) im Wettbewerb auf der Biennale di Venezia.
Regie: Andreas Kleinert
Buch: Karl-Heinz Käfer
Länge: 89 Min.
Kamera: Johann Feindt
Schnitt: Gisela Zick
Musik: Daniel Dickmeis
Ton: Andreas Walther, Teekayu Kongchayut, Andreas Hintzsch, Luigi Rensinghoff
Produzent: Ernst Ludwig Ganzert
Redaktion: Carolin Haasis (ARD Degeto), Sascha Schwingel (ARD Degeto)
Produktion: EIKON Media GmbH Film- und Fernsehproduktion . Bergmannstr. 102 .
10961 Berlin . Tel.: +49 (0)30 695 372 0 . [email protected] . www.eikon-film.de
mit
Ulrich Tukur, Steffi Kühnert, Simon Jensen, Peter Franke
WETTBEWERB //
Versicherungsvertreter Holger Lenz steht vor den
Scherben seiner Existenz, als ihn die Asche seines schon zur Wendezeit in Thailand abgetauchten Vaters erreicht. Er hat seinen Vater seit dem
Ende der DDR nicht mehr gesehen. Damals ist
der Alte einfach nach Thailand in das „Land des
Lächelns“ entschwunden. Nun kehrt er zurück in
Form einer Urne und dem Vermächtnis an den
Sohn Holger, sein Erbe in Form eines Appartements in Thailand in Besitz zu nehmen. Das
kommt dem erfolglosen Versicherungsvertreter
gerade recht. Von seinem schwulen Sohn hat er
sich entfremdet und im Beruf läuft es auch nicht
gerade erfolgreich. Aber die Reise fällt ihm dennoch schwer, denn Vater und Sohn haben sich
auch damals nicht besonders gut verstanden.
Und jetzt auch noch eine fremde Kultur, auf die
sich der Kleinbürger Lenz ja irgendwie einlassen
muss. Ein Abenteuer der besonderen Art erwartet den spießigen Angestellten aus Deutschland,
bei dem er auch das Verhältnis zu seinem Vater neu überdenken muss. Denn der spricht zu
ihm. Auch seine Lebenskrise findet eine überraschende Lösung. Ulrich Tukur trägt diesen
Film, in dem es um die kühnsten Erwartungen
ebenso geht wie um deren Enttäuschung. Er ist
unser Agent in dieser fremden Welt, die wieder
und wieder erobert werden will. Den Frühling im
Leben des Helden muss man ernst nehmen.
Das Blinzeln in die Sonne und die immer neuen
Erfahrungen gehören dazu. (JS/MK)
Wir präsentieren den Film auch
aus Anlass der Verleihung des
Preises für Schauspielkunst an
Ulrich Tukur. ➔ Siehe Seite 10
Festivalkino 1
So 19. Juni
20:00 Uhr
Fr
15:00 Uhr
01. Juli
Festivalkino 2
So 19. Juni
20:00 Uhr
Di
18:00 Uhr
21. Juni
u FSK: ab 12 Jahre
41
Unsere Filme
Es geht ums Ganze, es geht ums Herz!
Herzblut.
Ein Kluftingerkrimi
Lars Montag
ist ein Regisseur, der Kinofilme, Fernsehfilme sowie Theaterinszenierungen realisiert.
Für den vielbeachteten Tatort „Kassensturz“ (2009) schrieb er neben seiner Regietätigkeit auch zusammen mit Stephan Falk das Drehbuch. 2010 wurde dieses mit
dem ‚ver.di Fernsehpreis’ ausgezeichnet. Mit „Herzblut. Ein Kluftingerkrimi“ (2016)
präsentiert Montag (*1971) bereits seine zweite Verfilmung der Kommissar KluftingerRomanreihe.
Ein Kluftinger ist ein Kluftinger. Er kann nur
aus dem Allgäu kommen. Wo man mit
derem Fortschritt nix am Hut haba will.
Ja, I scho gar netta!
mit
Herbert Knaup, Jockel Tschiersch, Johannes Allmayer,
Bernhard Schütz
LICHTBLICKE // WELTPREMIERE
Festivalkino 1
So 03. Juli
19:00 Uhr
Festivalkino 2
So 26. Juni
16:00 Uhr
Mi
29. Juni
16:00 Uhr
Do 30. Juni
22:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Der Erfolg dieser Fernsehreihe mit dem klobigen
Original aus dem Allgäu verdankt sich zuallererst
der wuchtigen Präsenz des Hauptdarstellers
Herbert Knaup – der natürlich selber auch aus
dem Allgäu stammt. Zweitens aber dem zähen
Lokalkolorit von Altusried im Allgäu, wo die Welt
noch in Ordnung ist, nämlich so bleibt wie sie ist,
dank der trotzigen Art der Verweigerung jeden
Fortschritts. Und drittens der stets etwas merkwürdigen Themenwahl. Hier geht es um das Herz
eines Menschen. Zum einen, weil ein Mörder es
anderen dauernd herausschneidet, zum anderen
aber um das von Kluftinger. Er hat Angst ums
Herz, aber der Hausarzt ist ein Intimfeind, dem
er den Triumph nicht gönnt. In seiner Not bringt
ihn das sogar zum Yoga. Wenn Sie sich jetzt
Kluftinger beim Yoga vorstellen, dann müssen Sie
Regie: Lars Montag
Buch: Alex Buresch, nach dem Roman von Volker Klüpfel und Michael Kobr
Länge: 88 Min.
Kamera: Stefan Ciupek
Schnitt: Marc Schubert
Musik: Dieter Schleip
Ton: Alexander von Zündt
Produzent: Alban Rehnitz
Redaktion: Dr. Stephanie Heckner (BR), Katja Kirchen (ARD Degeto)
Produktion: H&V Entertainment GmbH . Hofmannstr. 25-27 . 81379 München
Tel.: +49 (0)89 649 580 . [email protected]
www.hv-entertainment.com
genauso grinsen, wie es die Kollegen Kluftingers
tun. Diese Serie ist eine schöne Ironie des Allgäuer Alltags. Und die zwei jungen Schriftsteller
namens Volker Klüpfel und Michael Kobr, die die
Romane in Serie schreiben, die wohnen selber
vermutlich eher im städtischen Loft als wirklich
mit der Lederhose in Altusried. Mit Vergnügen
folgen wir diesen „Kluftinger-Krimis“ als Kampf
des Helden gegen die Windmühlenflügel der Moderne. Er kann nur scheitern, scheitert aber nicht.
Das wiederum wird zum Triumph des Menschlichen über die Zeit, die uns stets damit bedroht,
demnächst zum alten Eisen zu gehören. Und sogar herzkrank. Das geht gar nicht! Seien Sie also
ganz beruhigt: am Ende bleibt Kluftinger was er
sowieso ist, nämlich Kluftinger! (MK)
42
Unsere Filme
Ausländer raus! Keine fremden Kühe im eigenen Land!
Holy Cow
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Imam Hasanov
Jeder Mensch ist ein Ausländer, fast überall...
Dieser schöne Satz lässt sich erweitern: ... und
fliegt als Scheiß Ausländer auch überall raus.
Sogar wenn er nur eine Kuh ist wie hier. Pegida
ist überall!
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
WETTBEWERB //
u Azeri mit deutschen Untertiteln
Festivalkino 1
Mi
22. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Do
16. Juni
14:00 Uhr
So
26. Juni
18:00 Uhr
Mo
27. Juni
18:00 Uhr
u FSK: ohne Altersbeschränkung
Ein Bauer hat einen Traum. Er lebt bescheiden
mit Frau und Kind in den Bergen von Aserbaidschan. Aber er wünscht sich eine Kuh aus Europa. Denn die sind fett und fleischig und so schön
schwarz-weiß und sie geben viel mehr Milch.
Sie ahnen die Allegorie. Der Bauer muss sparen
und er muss sich Geld leihen und er trifft nur auf
Mitbewohner, die die Köpfe schütteln. Ja, mehr
noch: sie halten regelrechte Versammlungen
ab gegen ihn, nämlich unter der Devise „Keine
ausländischen Kühe hier bei uns!“ Und damit
hat er ein Problem. Denn ohne die Erlaubnis der
Dorfältesten geht hier gar nichts. So ein fremdländischer Einfluss sei schädlich, sagen die Alten
– und gestikulieren dazu ganz wunderbar vor der
Dorfkneipe. Wie sie sowieso nicht verstehen, wie
stammt aus Aserbaidschan. Nachdem er 2002 sein Studium der Film- und Theaterregie an der staatlichen Universität der Künste und Kultur in Baku abgeschlossen hatte,
inszenierte er mehrere Theaterstücke. „Holy Cow“ (2015) ist sein erster eigenständiger
Dokumentarfilm. Bei seiner filmischen Arbeit ist es Hasanov besonders wichtig, das
ungeschönte, wirkliche Leben mit allen Problemen und Rückschlägen darzustellen.
Regie & Buch: Imam Hasanov
Länge: 76 Min.
Kamera: Sarvar Javadov
Schnitt: Philipp Gromov
Musik: Le Trio Joubran, Fikret Nasirov
Ton: Jalil Mamadov
Produzenten: Veronika Janatková, Stefan Kloos, Andra Popescu
Produktion: Kloos & Co. Medien GmbH . Schlesische Str. 29/30 . 10997 Berlin
Tel.: +49 (0)30 473 729 80 . [email protected] . www.kloosundco.de
Conset Film (Rumänien) . [email protected] . www.cosetfilm.com
FreeArt (Aserbaidschan)
Verleih: Rise and Shine Cinema . Schlesische Str. 29/30 . 10997 Berlin
Tel.: +49 (0)30 473 729 80 . [email protected]
www.riseandshine-berlin.de
solche fetten Kühe überhaupt lebensfähig seien.
Aber der Bauer liebt seine Kuh schon heute und
liebevoll hängt er ein selbst gebasteltes Poster
seiner Kuh ins Schlafzimmer. Und er wird es
schaffen! Stolz wird er die Kuh aus Europa an
der Leine in sein Dorf in den Bergen Kaukasiens
führen – wie ein Triumph der Moderne, vor allem
aber der Zivilcourage. Kaum glauben kann man
die Geschichte und doch erzählt der Regisseur
sie als Wirklichkeit in diesem „Dokumentarfilm“,
der eine deutsch-aserbaidschanisch-rumänische
Koproduktion ist für Arte Deutschland. Jedenfalls ist er der perfekte Film zur Flüchtlingsfrage:
mit Fremdenfeindlichkeit auf das angeblich gelobte Land gesehen. „Scheiß Europa!“ (MK)
43
Unsere Filme
Ein Sommer des Abschieds
Jonathan
Piotr J. Lewandowski
Im Verlauf eines Sommers erlebt Jonathan auf
dem Hof seines Vaters seinen persönlichen
Abschied von der Kindheit und lernt, dass
es neben einem selbstbestimmten Tod auch
ein selbstbestimmtes Leben gibt. Denn
Erwachsenwerden heißt auch, im eigenen
Vater den Menschen zu sehen.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
mit
Jannis Niewöhner, André M. Hennicke, Julia Koschitz,
Thomas Sarbacher, Barbara Auer
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
Do
23. Juni
22:30 Uhr
Festivalkino 2
So
26. Juni
20:00 Uhr
Mo
27. Juni
22.00 Uhr
Di
28. Juni
18:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Auf den 23-jährigen Jonathan prasselt gerade
allerhand ein: Eigentlich will er nichts wie weg
aus der provinziellen Einöde des familiären Bauernhofs. Doch er muss mit seiner Tante Martha
allein den Laden schmeißen. Sein Vater Burghardt
hat Krebs im Endstadium, und Jonathan pflegt
ihn aufopferungsvoll. Sie haben ja auch nur sich,
denn die Mutter ist schon vor Jahren gestorben.
Vater Burghardt ist störrisch, hadert mit seiner
Hinfälligkeit und wünscht sich einen schnellen
Tod in Würde. Sohn Jonathan kann das nicht akzeptierten, er hat ja auch noch so viel zu fragen.
Wie starb die Mutter? Denn ihr Tod ist von seltsamen Geheimnissen umgeben, wie als gäbe es
da eine Art Schweigepakt? Und warum ist das
Verhältnis zwischen seinem Vater und der Tante
nebenan so schlecht?
Als die gut aussehende Sozialarbeiterin Anka als
kam 1975 in Warschau zur Welt. Nach verschiedenen Studien in ganz Europa
entschied sich Lewandowski 2002 für ein Studium an der Filmakademie BadenWürttemberg, das er 2007 abschloss. Für „Jonathan“ (2016) fungierte er nicht nur als
Regisseur, sondern schrieb zudem das Drehbuch, welches den ‚Hessischen Filmpreis’
in der Kategorie Bestes Drehbuch gewann.
Regie & Buch: Piotr J. Lewandowski
Länge: 99 Min.
Kamera: Jeremy Rouse
Schnitt: Dan Olteanu
Musik: Lenny Mockridge
Ton: Petra Gregorzewski
Produzenten: Alexandra Kordes, Meike Kordes
Redaktion: Stefanie Groß (SWR), Barbara Buhl (WDR), Christina Voss-Michalke (WDR),
Lili Kobbe (HR), Georg Steinert (ARTE)
Produktion: Kordes & Kordes Film GmbH . Crellestr. 19/20 . 10827 Berlin
Tel.: +49 (0)30 780 967 80 . [email protected] . www.kordesfilm.de
Verleih: farbfilm verleih GmbH . Boxhagener Str. 106 . 10245 Berlin
Tel.: +49 (0)30 297 729 44 . [email protected] . www.farbfilm-verleih.de
Pflegerin an den Hof kommt, blühen Jonathan
und sein Vater auf. Allmählich scheinen sich die
Verspannungen der beiden zu lösen. Doch als
Burghardts verschollen geglaubter Jugendfreund
Ron überraschend ankommt, um sich von dem
Sterbenden zu verabschieden, tauchen neue
düstere Wolken am Himmel auf. Denn Jonathan
muss erkennen, dass er von seinem Vater eigentlich nichts wusste. Burghardt und Ron waren vor
Jahren ein Männerpaar und dieser Tabubruch
hat die Familie zerstört.
In sonnenerfüllten, goldgelben Bildern erzählt der
Regisseur eine aufwühlende, leidenschaftliche
Geschichte. Vor allem ist „Jonathan“ großartig
gespielt von André Hennicke, Julia Koschitz,
Barbara Auer und dem Newcomer Jannis Niewöhner. (RS)
Unsere Filme
44
Das Glück der frühen Jahre
Junges Licht
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Adolf Winkelmann
Ein wehmütiger Blick in die Kindheit, in den
Farben der 50er Jahre – und sei es auch
noch so verraucht in diesem Ruhrgebiet von
dereinst. Ein Blick, gezeichnet vom Abschied
von der Naivität und der Neugier aufs
Erwachsensein. Ein Blick zurück auf Szenarien,
die sich tief eingeprägt haben im Gedächtnis.
mit
Charly Hübner, Oscar Brose, Peter Lohmeyer,
Stephan Kampwirth, Nina Petri
LICHTBLICKE //
Irgendwann in den frühen 60er Jahren im Ruhrgebiet: Der Krieg liegt lang zurück, die letzten
Trümmer verschwinden und im Hintergrund
dampft aus den Schornsteinen das Wirtschaftswunder bis in den Himmel. Die Röcke der Mädchen werden immer kürzer, der Pfarrer ist gütig,
der Vater malocht unter Tage, und die strenge
Mutter ist oft weg – so könnte das Leben immer
sein für den 12-jährigen Julian, gerade jetzt, wo
die Sommerferien anfangen. Wäre da nicht die
frühreife Nachbarstochter Marusha, die seine
Gedanken gefangen hält. Aber für die interessieren sich auch andere. Außerdem muss Julian
sich um seine kleine Schwester kümmern und
aufpassen, dass er in der Schule nicht sitzenbleibt. Verdammt schwierig, dieses Erwachsenwerden. Es dauert eine Weile bis Julian erkennt:
„Wenn Du Dich für die Freiheit entschieden hast,
kann Dir gar nichts passieren. Nie!“ Die letzten
Wochen der Kindheit, ihr leiser Schrecken und
ihr lauter Trost: Mit „Junges Licht“ unternimmt
der Dortmunder Adolf Winkelmann eine nostalgische, feinfühlige, aber nie zu schlicht verklärende Reise zurück in jene Jahre, als die Männer
noch rauchten, die Currywurst als nahrhaft galt
und die Fußballstadien „Rote Erde“ und „Kampfbahn“ hießen. Ein Film mit Sinn für Romantik,
wie für Zwischentöne. Ralf Rothmann, der 2006
die gleichnamige Romanvorlage über seine eigenen Jugenderlebnisse veröffentlichte, liebt die
Verfilmung: „Winkelmann hat ein eigenständiges
Kunstwerk erschaffen, ein Meisterwerk mit dem
Zeug zum Klassiker!“ (RS)
Geboren 1946 und selbst in Dortmund aufgewachsen, drehen sich viele Werke Winkelmanns um das Ruhrgebiet. So erhielt er neben zahlreichen anderen Auszeichnungen
den ‚Deutschen Filmpreis’ für seinen Fußballfilm „Nordkurve“ (1992) in der Kategorie
Beste Regie und Bester Schnitt. Die Literaturverfilmung „Junges Licht“ (2016) versteht
er als Hommage an die Figur des Bergarbeiters.
Regie: Adolf Winkelmann
Buch: Nils Beckmann, Till Beckmann, Adolf Winkelmann nach dem gleichnamigen
Roman von Ralf Rothmann
Länge: 122 Min.
Kamera: David Slama
Schnitt: Rudi Heinen, Adolf Winkelmann
Musik: Tommy Finke
Ton: Andreas Wölki, William Franck
Produzenten: Michael Smeaton, Christiane Schaefer
Redaktion: Götz Bolten (WDR), Christoph Pellander (WDR),
Andreas Schreitmüller (ARTE)
Produktion: FFP New Media GmbH . Bonner Str. 323 . 50968 Köln
Tel.: +49 (0)221 569 660 . [email protected] . www.ffpnewmedia.com
Winkelmann Filmproduktion GmbH . Disselhoffstr. 14 . 44141 Dortmund
Tel.: +49 (0)231 427 111 7 . [email protected] . www.winkelmann-film.de
Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH . Karl-Tauchnitz-Straße 6 . 04107 Leipzig
Tel.: +49 (0)341 213 391 11 . [email protected] . www.weltkino.de
Festivalkino 1
Sa
25. Juni
13:00 Uhr
Sa
02. Juli
23:00 Uhr
Festivalkino 2
Sa
18. Juni
22:00 Uhr
Di
21. Juni
22:00 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
45
Unsere Filme
Bäuerin mit Reizwäsche im Nebenjob
Königin der Nacht
Die merkwürdige Geschichte einer Bäuerin
aus dem Schwarzwald, die im Nebenjob zum
Escort Service geht, um die Haushaltskasse
aufzubessern. Mit der Reizwäsche unterm
Mantel geht sie abends zur zweiten Arbeitsstelle. Man darf zusehen, aber es gibt auch
innere Werte!
mit
Silke Bodenbender, Peter Schneider, Hary Prinz
WETTBEWERB // WELTPREMIERE
Festivalkino 1
Mi
15. Juni
21:00 Uhr
Fr
17. Juni
21:00 Uhr
Sa
02. Juli
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Sa
25. Juni
18:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Emily Atef
Bekannt wurde Atef (*1973) durch ihren Spielfilm „Das Fremde in mir“ (2008), für
den sie unter anderem beim ‚Studio Hamburg Nachwuchspreis’ als Beste Regie
ausgezeichnet wurde. Ihre Kindheit verbrachte sie in den USA sowie in Frankreich
und arbeitete zeitweise als Schauspielerin in London. 2001 kehrte sie in ihre
Heimatstadt Berlin zurück, um Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie
Berlin zu studieren.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Eine Bauernfamilie im Schwarzwald. Alles ist
biologisch und von höchster Qualität. Doch so
sehr sie auch arbeiten und etwas ausprobieren,
die Finanzen werden immer schlechter und die
Schulden drohen alles zu vernichten. Die Bäuerin
Inge (Silke Bodenbender) entschließt sich, einen
Nebenjob anzunehmen als Kellnerin, und zwar in
einer Erotikbar. Der Mann nimmt es notgedrungen hin und die Kinder wissen es nicht so genau. Die wirtschaftliche Lage bessert sich, aber
es reicht noch nicht. Den Ausweg verspricht ein
anderer, naheliegender Job, nämlich im Escort
Service. Sie würde es ja nur als Job begreifen,
sagt sie, und er nickt vorsichtig. Dann kommt die
Wirklichkeit. In Reizwäsche unterm Mantel fährt
sie zur Arbeit und immer später kommt sie nach
Hause. Der Mann wird zunehmend unruhig. Sie
Regie: Emily Atef
Buch: Katrin Bühlig, Burt Weinshanker
Länge: 89 Min.
Kamera: Jürgen Carle
Schnitt: Barbara Brückner
Musik: Cyril Atef
Ton: Johannes Winkler
Producer: Uwe Franke
Redaktion: Michael Schmidl (SWR)
Produktion: Südwestrundfunk (SWR) . Neckarstr. 230 . 70190 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 929 0 . [email protected] . www.swr.de
scheint es sogar zu mögen, was sie da macht,
jedenfalls lebt sie auf mit dem Lob ihrer neuen
Kunden. Viel psychologische Erklärung für diese
Veränderung im Inneren der Bäuerin gibt der Film
nicht, er beschränkt sich aufs Zusehen, und dies
gelegentlich auch wörtlich. Nur der Bauer fängt
an zu rebellieren. Und sei es nur, weil die anderen im Dorf es irgendwie mitkriegen könnten. Die
Bäuerin wird derweil strahlend immer hübscher,
ganz so, als hätte sie ihr Vergnügen an diesem
Job. Dann schlägt die Realität erneut zu. Denn
es gibt eben nicht nur nette Kunden, es gibt auch
die Gestörten. Vor allem aber gibt es den einen,
der mehr möchte als nur das, für das er bezahlen muss, nämlich die ganze Frau. Damit ist das
Arrangement nicht nur bedroht, es ist zum Scheitern verurteilt. (MK)
46
Unsere Filme
Ein Film über die Heimat, ein Film über das Leben
Landstück
Volker Koepp
Eine kontemplativ-nachdenkliche Reise in die
Uckermark. Ein Film über die Natur des Lebens
als eine Frage des Sich-Einfühlens in Dinge
und Menschen. Erzählt von einem Meister
seines Faches. Ein Film über die Heimat.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Mi
22. Juni
19:00 Uhr
Do 23. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
24. Juni
22:00 Uhr
Fr
01. Juli
14:00 Uhr
u FSK: ohne Altersbeschränkung
Langsam ziehen Wolken vor die Sonne und
verdunkeln die sanft geschwungene Hügellandschaft. Dieses Motiv, mit dem der Film beginnt, ist eine Metapher. Denn die märchenhafte Schönheit der Landschaft, die vor allem in
der Vielfalt der kleinen Einzelheiten besteht, ist
bedroht. Der Film zeigt, dass die dünn besiedelte, wald- und wasserreiche Gegend nordöstlich
von Berlin, keineswegs jene unangetastete Idylle
ist, die die Sonntagsausflügler und eilige Touristen
zu entdecken glauben. Trotz schöner Landschaftsbilder wird hier keine falsche Harmonie
beschworen.
Schon 1976, vor einem halben Leben, hat Volker
Koepp einen Film über die Uckermark gedreht.
Seine Zuneigung stammt aus dieser Zeit. Koepp spürt den Veränderungen der vergangenen
Jahre nach, befragt Nachbarn und Freunde, hinreißende alte Damen, die seit Ewigkeiten hier zu
ist ein aus Stettin, Polen, stammender Dokumentarfilmer und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Mit seinen Arbeiten, wie „Mädchen in Wittstock“ (1975),
hat er eine Chronik der ostdeutschen Zeitgeschichte geschaffen. In weiteren Werken,
wie „In Sarmatien“ (2013), dokumentierte er eindrücklich die Lebensbedingungen in
Osteuropa. Koepp (*1944) wurde mit etlichen Preisen für seine Dokumentararbeiten
ausgezeichnet.
Regie: Volker Koepp
Buch: Volker Koepp, Barbara Frankenstein
Länge: 122 Min.
Kamera: Lotta Kilian
Schnitt: Christoph Krüger
Musik: Ulrike Haage
Ton: Andy Michaelis
Produzenten: Volker Koepp, Rainer Baumert
Redaktion: Rolf Bergmann (RBB)
Produktion: Vineta Film . Elisabethweg 6A . 13187 Berlin
Tel.: +49 (0)30 486 389 66 . [email protected] . www.volker-koepp-film.de
Rundfunk Berlin-Brandenburg . Masurenallee 8-14 . 14057 Berlin
Tel.: +49 (0)30 979 930 . [email protected] . www.rbb-online.de
Verleih: Salzgeber & Co. Medien . Prinzessinnenstr. 29 . 10969 Berlin
Tel.: +49 (0)30 285 290 90 . [email protected] . www.salzgeber.de
Hause sind, und er ergreift Partei. Denn riesige
Tiermastbetriebe und Biogasanlagen zerstören
über Jahrhunderte gewachsene Strukturen,
dazu kommen Windparks und vom Staat geförderte Golfplätze. Der Anbau von Mais und Raps
setzt der Erde zu. Der Humus verschwindet, die
Böden können sich oft kaum noch erholen, zahllose Pflanzen und Tierarten verschwinden. Koepp
hält dagegen und feiert seine Helden des Alltags
– vom Biobauern über den Bienenzüchter bis
zum zugezogenen Alltagsphilosophen. Es sind
seine Sprecher dafür, ein Stück Kulturlandschaft
für die Menschheit zu retten. Die Erkundung
einer Welt zwischen Paradies und Monokultur ist ein Lehrstück über unsere Idee von
Heimat und das, was wirklich zählt im Leben. Ein
poetischer Film, der kritisch ist und trotzdem
glücklich macht. (RS)
47
Unsere Filme
Eine Abenteurerin des Geistes
Lou Andreas-Salomé
Lou Andreas-Salomé sei scharfsinnig wie ein
Adler und mutig wie ein Löwe, schrieb Friedrich
Nietzsche über diese ungewöhnlichste aller
Frauen des 19. Jahrhunderts. Mit diesem Film
ihrer Lebensgeschichte zu folgen, heißt in
den schillerndsten Farben von der Freiheit zu
erzählen, die sie sich nahm.
mit
Katharina Lorenz, Nicole Heesters, Liv Lisa Fries,
Katharina Schüttler
WETTBEWERB //
Festivalkino 1
So
19. Juni
17:00 Uhr
Mo 20. Juni
19:00 Uhr
So
15:00 Uhr
26. Juni
Festivalkino 2
Do
23. Juni
16:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Cordula Kablitz-Post
Die 42-jährige Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin gründete 1995
zusammen mit Edda Baumann-von Broen die Produktionsfirma avanti media,
die ihren Fokus auf TV-Dokumentationen sowie Kunst- und Kulturportraits legt. So
dreht und produziert Kablitz-Post unter anderem das Format „Durch die Nacht mit...“
für ARTE, das 2006 mit dem ‚Adolf-Grimme-Preis’ ausgezeichnet wurde.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Sie war eine Abenteurerin des Geistes. 1861
geboren, wollte schon die junge Lou AndreasSalomé alles wissen, alles machen. Sie war viel
zu intelligent für die meisten ihrer Zeitgenossen.
Gegen den Willen ihrer Mutter beschäftigte sie
sich mit Philosophie, schrieb Gedichte und versuchte, voller Wissenshunger, Eingang in intellektuelle Kreise zu bekommen. Zugleich beschloss
sie, auf körperliche Liebe zu verzichten, denn
sie verstand: Um in der von Männern bestimmten Welt des 19. Jahrhunderts eine Chance zu
haben, um als gleichwertig und selbstbestimmt
akzeptiert, vielleicht gar als Männern ebenbürtig
angesehen zu werden, könnte sie weder Ehefrau,
noch Geliebte sein. Lou ging zum Studieren nach
Rom. Dort lernte sie die Philosophen Paul Rée
und Friedrich Nietzsche kennen. Beide Freunde
Regie: Cordula Kablitz-Post
Buch: Cordula Kablitz-Post, Susanne Hertel
Länge: 113 Min.
Kamera: Matthias Schellenberg
Schnitt: Beatrice Babin
Musik: Judit Varga
Ton: Joe Knauer
Produzenten: Cordula Kablitz-Post, Helge Sasse, Gabriele Kranzelbinder
Produktion: avanti media fiction GmbH . Gneisenaustr. 44-45 . 10961 Berlin
Tempest Film- und Verleih, Akademiestr. 7, 80799 München . KGP Kranzelbinder
Gabriele Production, Seidengasse 15/3/19 . 1070 Wien (Österreich)
Tel.: +49 (0)30 264 613 4 . [email protected] . www.avantimedia.com
Verleih: Wild Bunch Germany GmbH . Knesebeckstr. 59-61 . 10719 Berlin
[email protected] . www.wildbunch-germany.de
waren von dieser klugen Frau fasziniert, beide
machten ihr einen Heiratsantrag, beide wurden
abgelehnt. Doch dann traf sie Rainer Maria Rilke.
Der Dichter umwarb sie mit seinen Texten und
sie verliebte sich Hals über Kopf in diesen so
poetischen Mann. Sie wurde Rilkes Ratgeberin
und Förderin. Endlich ließ sie sich also doch auf
eine Liebesaffäre ein, so frei und ungebunden,
wie sie auch in ihrem Denken war. Und es folgten
weitere Liebschaften. Später lernte sie Sigmund
Freud kennen und entdeckte die Psychoanalyse
für sich. 1933, als die Nazi-Diktatur beginnt, lebt
sie als alte Frau in Göttingen. Ein junger Wissenschaftler besucht sie und veranlasst sie, ihr bewegtes Leben Revue passieren zu lassen. Und
wir sehen die Psychoanalyse einer berühmten
Frau. Sehr beeindruckend! (RS/MK)
48
Unsere Filme
Afrikanischer Frühling mit Musik
Mali Blues
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Lutz Gregor
Ein Film über die vereinende Kraft der Musik –
mit den Stars des „Global Pop“ auf einer
musikalischen Reise ins verstörte Herz Malis.
Ein mitreißendes und gut aufgelegtes RoadMovie quer durch das Land Mali, in prächtigen
Farben über den Kampf der Künstler für die
Freiheit.
Der gebürtige Berliner (*1952), arbeitete anfangs an experimentellen Videos und
Dokumentarfilmen. Als passionierter Tänzer wandte er sich dann Tanzfilmproduktionen
wie „Kontakt Triptychon“ (1992) zu. Sein Spielfilm „Königskinder“ (2001) wurde
2003 beim Festival International du Film Indépendant in Brüssel für seine innovative
Filmsprache prämiert. Gregor lebt und arbeitet in Köln.
Regie & Buch: Lutz Gregor
Länge: 93 Min.
Kamera: Axel Schneppat
Schnitt: Markus CM Schmidt, Michelle Barbin
Ton: Pascal Capitolin
Produzent: Christian Beetz
Redaktion: Tobias Cassau (ZDF/ARTE)
Produktion: Gebrueder Beetz Filmproduktion Köln GmbH & Co. KG . Breite Straße 108
50667 Köln . Tel.: +49 (0)221 280 659 00 . [email protected]
www.gebrueder-beetz.de
Verleih: Real Fiction Filmverleih e.K. . Hansaring 98 . 50670 Köln
Tel.: +49 (0)221 952 111 . [email protected] . www.realfictionfilme.de
WETTBEWERB //
Fatoumata Diawara ist willensstark, selbstbewusst, politisch engagiert, voller Energie. Die Musikerin, die in ihrer Heimat ein Star ist, verkörpert
die junge Generation afrikanischer Frauen, die
wirklich etwas verändern wollen. „Mali Blues“ begleitet Diawara bei ihren Bemühungen, möglichst
viele Musiker des Landes zu vereinen. Über alle
ethnischen und musikalischen Grenzen hinweg
sollen sie gemeinsam beim „Festival au Désert“
in Timbuktu mit einer Stimme auftreten und so
den islamischen Norden des Landes auch musikalisch „zurückerobern“. Denn Musik prägt Malis
kulturelles Selbstverständnis ganz wesentlich mit.
Hier liegen die Wurzeln des Blues und des Jazz.
Doch neuerdings wird sie von radikalen Islamisten
bedroht. Nun finden sich die in ihrer Heimat Mali
überaus populären Musiker zusammen, um die
vielfältigen musikalischen Traditionen ihres Landes zu bewahren, gegen religiöse Zensur zu verteidigen und einen wichtigen Akzent in Sachen
Völkerverständigung zu setzen. Die Musiker gehören unterschiedlichsten ethnischen Bevölkerungsgruppen an, unter denen es vor geraumer
Zeit noch bewaffnete Auseinandersetzungen
gab. Ihre Musik soll dazu dienen, eine Nation zu
einen. Der Dokumentarfilm „Mali Blues“ begibt
sich mit den Stars des „Global Pop“ auf eine
musikalische Reise ins verstörte Herz Malis –
von Bamako im Südwesten bis nach Timbuktu
im Norden des Landes. Die Vielfalt Malis wird
in prächtigen Farben gezeigt, der Kampf der
Künstler für Freiheit, Frieden, Ausdrucksfreiheit
reißt mit. Kann Musik zur Versöhnung beitragen?
(RS)
u Französisch, Bambara,
Tamaschek
mit deutschen Untertiteln
Festivalkino 1
Do 30. Juni
13:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
01. Juli
18:00 Uhr
Sa 02. Juli
18:00 Uhr
So 03. Juli
16:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
49
Unsere Filme
Ein Schrottplatz ist ein Paradies!
Schrotten!
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Max Zähle
Eine verwegene Komödie vom Schrottplatz der
großen Gefühle. Ein wildes schönes Märchen
vom Glück der Geborgenheit. Die Geschichte
eines schnöseligen Versicherungsvertreters,
der ganz vergessen hatte, wo er herkommt –
und hingehört. Nur auf dem Schrottplatz lebt
es sich wirklich!
mit
Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke,
Lars Rudolph, Jan-Gregor Kremp
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Fr
17. Juni
15:00 Uhr
Sa 25. Juni
22:30 Uhr
Festivalkino 2
Mi
15. Juni
22:00 Uhr
Sa 02. Juli
20:00 Uhr
u FSK: ab 6 Jahre
Mirko Talhammer ist Verkäufer einer Versicherungsagentur im vornehmen Hamburg. Ein
Besuch und eine Nachricht erinnern ihn daran,
wo er eigentlich herkommt: vom Schrottplatz
in der norddeutschen Provinz. Dort war er ausgebrochen aus dem Milieu derer, die angeblich
ganz unten sind. Der Tod des Vaters bringt ihn
zurück, und sei es nur des Geldes wegen, das
sich herausschlagen lässt aus dem Erbe. Dort
wartet aber auch der Bruder auf ihn, ihn, den
Schnösel im Anzug, und das mit wenig Sympathie. Hier zählt weder Karriere noch Anzug
noch Auto. Buchstäblich innere Werte sind es,
die bald so viel reicher und menschlicher dastehen als alles, was sonst so viel zählt in unserer
Welt. Denn hier herrscht der Überlebenskampf
und hier bestimmen noch die Taten, und sei es
mit der Faust, über den Alltag. Ist Mirko also ein
Aufgewachsen in Celle, war Zähle (*1977) lange Zeit als freischaffender Cutter, Aufnahmeleiter und Regieassistent tätig. Nach der Realisierung erster eigener Kurzfilme,
verbrachte er für „Raju“ (2010), der weltweit auf Filmfestivals zu sehen war und
über 40 internationale Preise gewann, mehrere Monate im ostindischen Kalkutta. Mit
„Schrotten!“ (2016) präsentiert Zähle seinen ersten Langfilm für das Kino.
Regie: Max Zähle
Buch: Max Zähle, Johanna Pfaff, Oliver Keidel
Länge: 98 Min.
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Schnitt: Sebastian Thümler
Musik: Daniel Hoffknecht, Gary Marlowe
Ton: Maarten van de Voort
Produzenten: Andrea Schütte, Dirk Decker
Redaktion: Sabine Holtgreve (NDR), Jörg Himstedt (HR),
Prof. Dr. Andreas Schreitmüller (ARTE)
Produktion: TamTam Film GmbH . Behringstr. 16a . 22765 Hambug
Tel.: +49 (0)40 325 223 30 . [email protected] . www.tamtamfilm.com
Verleih: Port au Prince Pictures GmbH . Paul-Lincke-Ufer 44a . 10999 Berlin
Tel.: +49 (0)30 319 554 14 . [email protected] . www.port-prince.de
Gefördert von: FFHSH, Nordmedia, DFFF, MEDIA Programm der Europäischen Union
echter Schrotthändler oder nur ein verwöhnter
Versicherungsheini? Nur wenige Stunden bleiben ihm, um das zu beweisen und so zu seinen
Wurzeln zurückzukehren. Er muss seinen Clan
überzeugen, dass er noch der „Schrotti“ von
damals ist und ihnen helfen kann, die 40 Tonnen
Kupfer, die erbeutet werden sollen, für die Familie zu sichern. Dazu muss er sich auf rotwelsches Vokabular und seine Kenntnis vom Zinken
einlassen und in dieser romantischen Komödie
auch ein neues Gespür für seine Heimat auf dem
Schrottplatz entwickeln. Wild und verwegen wie
ein echtes Märchen ist diese Saga vom Schrottplatz der großen Gefühle. Und am Ende triumphieren die Charaktere mit der größten Tiefe.
Lasst uns zurückkehren auf den alten Schrottplatz, von dem wir alle stammen. (JS/MK)
50
Unsere Filme
Warum Bestseller-Autoren immer unglücklich sind
Sex & Crime
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Die Geschichte eines Bestseller-Autors
in der Lebenskrise. Ein Film, in dem Sie
nie wissen, was wirklich ist und was sich
nur der überbordenden Phantasie dieses
Billigschriftstellers verdankt. Weshalb auch
der Film selber mühelos abgleitet in trendig
spritzendes Mainstream-Kino-Blut. Und dann
wieder nicht.
Fr
17. Juni
17:00 Uhr
Fr
24. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
22. Juni
22:00 Uhr
Sa 25. Juni
22:30 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
Regie & Buch: Paul Florian Müller
Länge: 82 Min.
Kamera: Tobias von dem Borne
Schnitt: Sebastian Bonde
Musik: Gary Marlowe, Daniel Hoffknecht
Ton: Constantin Bömers
Produzenten: Jonas Weydemann, Jakob D. Weydemann
Produktion: Weydemann Bros. GmbH . Kottbusser Damm 73 . 10967 Berlin
Tel.: +49 (0)30 679 282 70 . [email protected] . www.weydemannbros.com
Verleih: Camino Filmverleih GmbH. Herdweg 27 . 70174 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 162 211 810 . [email protected] . www.camino-film.com
mit
Wotan Wilke Möhring, Claudia Eisinger, Fabian Busch,
Pheline Roggan
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Mi
Paul Florian Müller
Bereits während seiner Schulzeit sammelte Müller, Jahrgang 1981, als Set-Runner
erste Erfahrungen in der Filmbranche. Ehe er sein Studium an der Deutschen Filmund Fernsehakademie Berlin abschloss, entstanden zahlreiche Kurzfilme, die mit
Auszeichnungen gewürdigt wurden. „Sex & Crime“ (2016) ist sein Langfilmdebüt als
Drehbuchautor und Regisseur.
Sie sind ziemlich beste, aber auch sehr ungleiche
Freunde: Theo, ein verschrobener Schriftsteller
und Valentin, der durchaus windige Versicherungsvertreter. Am Abend in der Bar heult sich
Theo mal wieder aus. Er schreibt zwar Bestseller
am laufenden Band, träumt aber von „großer
Literatur“ und der Anerkennung als Künstler.
Weil das nicht klappt, hasst er sich selbst. Da
trifft er die niedliche Kellnerin Mörli, die ein Fan
seiner Billigromane ist. Valentin ermuntert ihn
zum One-Night-Stand und stellt dafür sogar seine Wohnung zur Verfügung. Was Theo allerdings
nicht weiß: Sein bester Kumpel betrügt ihn schon
lange mit seiner Frau, und außerdem plagen Valentin hohe Schulden. Es ist eine schlichte, aber
vielversprechende Konstellation voller Sprengkraft, und nachdem Regisseur Paul Florian Müller
sie erst einmal etabliert hat, geht es richtig los:
„Sex & Crime“ – das ist ein immer wieder wirkungsvoller Weg für gutes Kino. Und wenn ein
Film sogar so heißt, und schon zu Beginn eine
Pop-Version der berühmten Carmen-Arie aus
Bizets leidenschaftlicher Oper erklingt, hängt ein
Filmemacher die Erwartungen hoch. Sie werden
jederzeit erfüllt. Virtuos und mit großer Souveränität inszeniert, ist Müllers, von ihm auch
geschriebenes Debüt, ein aufregendes Werk,
das auf Bilderzählung und mitreißende Überraschungseffekte setzt. Klassik verschmilzt mit
Pop in diesem an Vorbildern wie Quentin Tarantino geschulten Liebesdrama – das auch eine
wilde Komödie ist, mit Überraschungen, Wortwitz, Running Gags und allem, was dazugehört.
(RS)
51
Unsere Filme
Selbstfindung mit Sprengung im Spreewald
Spiel mit dem Tod –
Spreewaldkrimi
Kunstvoll verwoben und verschlungen – dieser
Spreewald der alten Sagen und Mythen aber
auch der allerneuesten Traumata ist der ideale
Ort fürs Kino. Steigen Sie doch ein ins Boot zu
Christian Redl, dem Kommissar und versuchen
Sie den Mörder zu erkennen. Hoffentlich finden
Sie sich nicht selbst!
Helmut Christian Görlitz
Nach seinem Studium der Psychologie, Philosophie und Literaturwissenschaften verschlug es Görlitz (*1944) ins Filmgeschäft. Die ersten Jahre arbeitete der Filmregisseur
und Drehbuchautor für das Fernsehen, bis er 2008 sein Kinodebüt mit „Fleisch ist
mein Gemüse“ gab. Sein Interesse gilt der menschlichen Psyche, die in seinen Werken
aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Regie: Helmut Christian Görlitz
Buch: Thomas Kirchner
Länge: 90 Min.
Kamera: Andreas Höfer
Schnitt: Marcel Peragine
Musik: Ulrich Reuter
Ton: Christoph Köpf
Produzent: Wolfgang Esser
Redaktion: Pit Rampelt (ZDF)
Produktion: Aspekt Telefilm-Produkion GmbH . Ericusspitze 1 . 20457 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 301 089 12 . [email protected] . www.aspekt-telefilm.de
mit
Christian Redl, Thorsten Merten, Karoline Eichhorn, Golo Euler, Lea van Acken
WETTBEWERB // WELTPREMIERE
Festivalkino 2
Sa
18. Juni
18:00 Uhr
Mo
20. Juni
22:00 Uhr
Do
30. Juni
18:00 Uhr
So
03. Juli
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Die traumatische Atmosphäre der Natur ist das
Erkennungszeichen der Spreewaldkrimis. Man
glaubt kaum, dass es die Gegend wirklich gibt.
Denn in dieser Fernsehreihe des ZDF vermutet
man, das tropfnasse Reich der Märchen und
Sagen sei sorgfältig nachgebaut in irgendeinem
Studiogelände. Es soll und darf hier in keinem
Moment mit rechten Dingen zugehen. In diesem
Fall wird ein Paar in die Luft gesprengt und dafür gibt es gar keinen Grund. Außer einem: dem
entschlossenen Gesichtsausdruck eines offenbar brutalen Mörders dort zwischen dem nassen
Geäst. Kommissar Krüger (Christian Redl) und
sein Assistent Fichte (Thorsten Merten) haben
den Ex-Soldaten Timo (Rick Okon) in Verdacht,
denn der war bis vor kurzem noch in Afghanistan. Tief traumatisiert hat er dort im Schlachtfeld
seinen besten Freund verloren. Jetzt geistert er
buchstäblich durch den Spreewald. Sie suchen
ihn vergeblich und seine Mutter (Karoline Eichhorn) fürchtet, er habe sich umgebracht. Und wir
ahnen, warum sie das fürchtet, denn nicht nur
der Krieg, die Kindheit überhaupt beherrscht hier
als Trauma die Gegenwart. Es wäre nicht einer
jener kunstvoll verwobenen Spreewaldkrimis,
wenn das schon die ganze Wahrheit wäre. Nicht
nur, weil hier wie immer allerlei Mythen psychedelisch durch den Wald geistern, insbesondere
die der alten Sorben. Es ist auch faktisch alles
ganz anders gewesen. Wir laden Sie ein zur
Bootsfahrt durch das psychologische Dickicht
des Spreewalds – mit einem persönlichen Trauma des Kommissars als Zugabe. (MK)
52
Unsere Filme
Vom Spielen mit dem Leben
Treppe aufwärts
Wo die „Treppe aufwärts“ sei, fragt die
Regisseurin und Autorin Mia Maariel Meyer
in diesem bemerkenswerten Debütfilm, der
von einem Vater erzählt und einem Sohn und
dessen Sohn und der Spielsucht, die sie alle zu
vernichten droht.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
Hanno Koffler, Matti Schmidt-Schaller, Patrick Wolff,
Karolina Lodyga, Christian Wolff, Ken Duken
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Fr
17. Juni
19:00 Uhr
Di
21. Juni
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Sa
18. Juni
16:00 Uhr
Mo 20. Juni
16:00 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
Manchmal schlägt das Schicksal gleich in Serie
zu: wie der Vater so der Sohn und dann dessen
Sohn. Als gäbe es kein Entkommen, wenn man
einmal unten angelangt ist in der Gesellschaft,
kämpft Adam (Hanno Koffler) um sein Überleben.
Er ist spielsüchtig, aber er knackt die Automaten
auch. So will er die Schulden seines Vaters tilgen,
und das muss er, sonst geht es ihnen allen an
den Kragen. Im Milieu gibt es keine Gnade. Gegenüber der Freundin täuscht er vor, sein Geld mit
Taxifahren zu verdienen, aber in Wahrheit sind es
die Automaten. War der Vater an der Spielsucht
gescheitert, so versucht der Sohn sich das Geld,
das er mit derselben Sucht verliert, anschließend
bei den Glücksautomaten wieder zurück zu holen. Zugleich muss er sich um den zunehmend
dementen Vater kümmern. Was wird passieren,
Mia Maariel Meyer
Mit „Treppe aufwärts“ (2015) wollte Meyer keinen typischen Plattenbaufilm realisieren,
sondern weit mehr. Die 1981 geborene Filmemacherin setzt sich mit unterschiedlichen
Milieus, Familienstrukturen und deren Absurdität auseinander. Trotz ihres jungen Alters
lehrt sie bereits Regie an der Schauspielfabrik Berlin und anderen Instituten.
Regie & Buch: Mia Maariel Meyer
Länge: 92 Min.
Kamera: Marco Braun
Schnitt: Anne Kliem
Musik: Martin Wanderer
Ton: Adel Gamehdar, Tobias Rüther
Produzenten: Patrick Wolff, Mia Maariel Meyer, Marco Leberling
Produktion: Onni Film GmbH . Proskauer Str. 23 . 10247 Berlin
Tel.: +49 (0)30 257 619 612 . [email protected] . www.treppe-aufwaerts.de
Verleih: missingFILMs Acrivulis & Severin GbR . Boxhagener Str. 18 . 10245 Berlin
Tel.: +49 (0)30 283 653 0 . [email protected] . www.missingfilms.de
wenn dieser Adam obendrein selber zum Vater
wird, weil plötzlich sein 16-jähriger Ben vor der
Tür steht und ihn braucht? Kann er ihn davor
bewahren, ein weiteres Glied der verhängnisvollen Kette zu werden, obwohl dieser schon
mit einem Bein im Verhängnis steht? Und kann
die Liebe dieser Kellnerin ihm dabei helfen? Ist
er überhaupt bereit, sich helfen zu lassen? Wie
soll man das Leben meistern, wenn es unter
solch schlechten Ausgangsbedingungen steht?
Menschliche Ehrlichkeit versucht in diesem Film
ihr Bestes gegen die trostlosen Realitäten. Die
sind äußerlich, vor allem aber bedrohen sie das
Leben aus dem Inneren der Menschen selbst,
hier als Spielsucht, die einen nach dem anderen
in dieser Familie zu vernichten droht. Wo ist die
„Treppe aufwärts“? (MK)
53
Unsere Filme
Kein Kinokünstler arbeitet allein!
Verfluchte Liebe
deutscher Film
Dominik Graf
zählt zu den renommiertesten und produktivsten Filmemachern Deutschlands. Geboren 1952 in München, versteht es Graf besonders, Anspruch und Spannung intelligent
miteinander zu verbinden. 2008 erhielt er auf dem 4. Festival des deutschen Films
für „Das Gelübde“ den ‚Filmkunstpreis’. Im Jahre 2011 war Graf mit seinem Teil der
„Dreileben“-Filmtrilogie auf der Parkinsel zu Besuch.
Johannes F. Sievert
Es ist vielleicht eine unglückliche Liebe,
aber eben doch Liebe, die viele deutsche
Filmemacher mit dem Kino ihres eigenen
Landes verbinden.
mit
vielen Helden des deutschen Films
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Sa 18. Juni
13:00 Uhr
Sa 25. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
21. Juni
14:00 Uhr
So 03. Juli
12:45 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
wurde 1968 in Bielefeld geboren und ist als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor
tätig. 2011 gründete er seine Produktionsfirma Augustin Film KG. Sievert kennt Graf
schon lange, denn bis 2005 studierte er bei ihm Filmregie an der Internationalen
Filmhochschule Köln.
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Der renommierte und ungemein erfinderische
Fernseh- und Kinoautor Dominik Graf hat hier zusammen mit Johannes F. Sievert ein kluges Essay
über den deutschen Film vorgelegt, mit dem
Sie eine spannende Reise in die Vergangenheit
machen. Sie gehen zurück in die heile Welt der
50er Jahre und begreifen, warum „die Oberhausener“ damals mit dem Manifest von 1962 den
Abschied von „Opas Kino“ der Schnulzenfilme
einläuteten und ein neues, ernsthaftes deutsches Kino erst möglich machten. Sie erfahren
aber auch, was dabei vielleicht übersehen wurde oder im Eifer übersprungen: die alten Genrequalitäten des physischen, unmittelbar körperlichen Kinos der Haudegen und fragwürdigen
Gestalten in derben und wilden Aktionen. Sind
sie einer neuen Vergeistigung zum Opfer gefallen? Vielleicht sogar einer gewissen Angst vor
dem Körperlichen, die diesen „Oberhausenern“
Regie & Buch: Dominik Graf, Johannes F. Sievert
Länge: 90 Min.
Kamera: Hendrik A. Kley
Schnitt: Patricia Testor, Claudia Wolscht, Sebastian Bonde
Musik: Florian van Volxem, Sven Rossenbach
Ton: Sergio Campanese
Produzenten: Johannes F. Sievert, Jan Löffler
Produktion: Augustin Film KG . Käthe Niederkirchner Str. 16 . 10407 Berlin
Tel.: +49 (0)30 403 939 88 . [email protected] . www.augustinfilm.de
zu eigen war? Waren sie ein bisschen zu sehr auf
Du und Du mit dem Weltgeist? Ein interessanter
und neuer Gedanke taucht hier auf bei Dominik
Graf, der allerdings als einer, der immer gut zehn
Jahre jünger war als die neuen Regiehelden des
deutschen Films auch ein bisschen „Mord“ an
den „Vätern“ und den „großen Brüdern“ begeht.
Aber offenbar ist die Zeit reif, danach zu fragen,
ob wir es nicht ein bisschen übertrieben haben
mit dem „Anspruchsvollen“ im deutschen Film,
mit den Botschaften, mit der politischen Moral.
Und so schwärmen Dominik Graf und Johannes F. Sievert denn auch von Mario Adorf und
Klaus Kinski, die mit Wucht das Körperliche ins
Kino zurück gebracht hätten und immer wieder
von Klaus Lemke als einer Gegenkraft zu all dem.
Es gibt manche Einwände zu diesen Thesen –
aber selten war es so spannend, sich mit der Geschichte des deutschen Films zu befassen. (MK)
54
Unsere Filme
Ein Schriftsteller im Tableau der Zeit
Vor der Morgenröte
– Stefan Zweig in Amerika
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Stefan Zweig sitzt unter Palmblättern in Südamerikas tropischer Hitze. Er blinzelt in die Sonne
des fremden Kontinents. Man empfängt ihn mit
Respekt hier, diesen berühmten Schriftsteller aus
Europa. Aber er fühlt sich merkwürdig.
mit
Josef Hader, Barbara Sukowa, Aenne Schwarz,
Matthias Brandt, Charly Hübner
WETTBEWERB //
Stefan Zweig (Josef Hader) ist Jude und sein
Land, Österreich, wurde gerade von den Nazis
erobert. Wenn er das überleben wollte, musste er
sich in Sicherheit bringen. Jetzt sitzt er im Taxi in
der Hitze des fremden Landes. Er hat eine Assistentin dabei, der er zugeneigt ist wie einer Geliebten. Er soll auf einem Kongress der Schriftsteller
sprechen, wo er zum Helden der tapferen Emigration erklärt wird, versucht aber lange, sich der
Vereinnahmung zu verweigern. Er mag die Vereinfachungen der Politik nicht und er vermisst seine
Heimat, vermisst die Sprache. Er leidet also, aber
schlägt sich tapfer durch. In vier Tableaus erleben
wir ihn, auch als er seine Frau (Barbara Sukowa)
wieder trifft und alte Freunde, die Glück hatten und
den Nazis entkommen konnten. Andere schafften
das nicht. Deren Schicksal erdrückt ihn geistig.
Er muss die Grausamkeiten nicht erleben, um sie
sich vorstellen zu können. Er wäre nicht Stefan
Zweig, wenn er das nicht könnte. Was passiert
mit der Kunst, wenn die Weltgeschichte sie zutiefst bekämpft? Was wird aus der Kultur, wenn
sie dermaßen stranguliert wird wie zu Zeiten der
Nazis? Und wird Stefan Zweig es schaffen, auch
in der Fremde mental zu überleben?
Maria Schrader ist die Regisseurin dieser feinen,
sensiblen und unglaublich intensiven Arbeit, ja,
die Schauspielerin Maria Schrader versteht es
großartig, ihre Kollegen zu inszenieren. Mehr
noch: sie hat, gemeinsam mit Jan Schomburg,
der selber Regisseur ist und ihr Lebenspartner
(beide waren schon bei uns zu Gast) auch das
Drehbuch zu diesem großartigen Film geschrieben. Ein kleines Meisterwerk! (MK)
Maria Schrader
Bevor die gebürtige Hannoveranerin (*1965) selbst Regie führte, spielte sie zunächst
am Theater und später auch in verschiedenen Filmen. So war sie 2014 in „Vergiss
mein Ich“, der den ‚Filmkunstpreis’ beim 10. Festival des deutschen Films gewinnen
konnte, als Schauspielerin zu sehen. Mit „Liebesleben“ (2007) wagte sie sich an ihre
erste Regiearbeit, die zweifach mit dem ‚Bayerischen Filmpreis’ ausgezeichnet wurde.
Schrader lebt in Berlin.
Regie: Maria Schrader
Buch: Maria Schrader, Jan Schomburg
Länge: 105 Min.
Kamera: Wolfgang Thaler
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
Musik: Tobias Wagner
Ton: Philippe Garnier
Produzenten: Stefan Arndt, Uwe Schott
Redaktion: Dr. Cornelia Ackers (BR), Andrea Hanke (WDR)
Produktion: X Filme Creative Pool GmbH . Kurfürstenstr. 57 . 10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 230 833 11 . [email protected] . www.x-filme.de
Verleih: X Verleih AG . Kurfürstenstr. 57 . 10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 269 336 00 . [email protected] . www.x-verleih.de
Festivalkino 1
Di
28. Juni
19:00 Uhr
So 03. Juli
11:00 Uhr
Festivalkino 2
Mi
29. Juni
18:00 Uhr
Sa 02. Juli
16:00 Uhr
u FSK: ohne Altersbeschränkung
55
Unsere Filme
Eine Komödie zum Ableben
Wer aufgibt ist tot
W ie wäre das, wenn man auch noch dabei zusehen
könnte, wenn man stirbt? Alles mitkriegen würde,
aber trotzdem keine Chance mehr hätte, einzugreifen?
Und das als jemand, der es immer und jederzeit gewöhnt
war, flott und zügig sein Schicksal angeblich selber in der
Hand zu haben? Makaber aber gut!
Stephan Wagner
Während seines Studiums an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien inszenierte Wagner, Jahrgang 1968, Kurzfilme, die auf
zahlreichen Festivals das Publikum begeisterten. Neben seiner Arbeit als
Drehbuchautor ist er auch für Regie, Schnitt und Produktion zuständig.
Für „Dienstreise — Was für eine Nacht“ (2002) und „Der Fall Jakob von
Metzler“ (2012) erhielt er jeweils den ‚Adolf-Grimme-Preis’.
Regie: Stephan Wagner
Buch: Christian Jeltsch
Länge: 89 Min.
Kamera: Thomas Benesch
Schnitt: Susanne Ocklitz
Musik: Ali N. Askin
Ton: Achim Strommenger-Reich
Producer: Till Schmerbeck
Redaktion: Brigitte Dithard (SWR), Stefan Kruppa (ARD Degeto)
Produktion: carte blanche Film GmbH . August-Bebel-Str. 26-53
14482 Potsdam . Tel.: +49 (0) 331 7062 490 . [email protected]
www.carteblanche-film.com
Festivalkino 1
Fr
24. Juni
21:00 Uhr
So
26. Juni
11:00 Uhr
Mo
27. Juni
13:00 Uhr
Festivalkino 2
Do
23. Juni
20:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
In einem Schulbuch meiner Kinder fand ich vor
Jahren eine Kurzgeschichte von einem, der die
letzten Momente eines für ihn tödlichen Autounfalls wie eine endlos nicht enden wollende Geschichte erzählte. Hier ist der Film dazu, allerdings
in einer ironisch-witzigen Variante, schließlich hat
Bjarne Mädel (bekannt als „Tatortreiniger“), das
neue Schauspielgenie am Firmament des deutschen Films, die Hauptrolle übernommen. Er soll
sterben, weil er einmal kurz nicht aufgepasst hat
im Tunnel im Auto und natürlich viel zu schnell
fuhr. So wie er findet, sein Leben sei sowieso viel
zu schnell verlaufen, weshalb er protestiert gegen
die blöde Idee, ihn hier jetzt einfach so sterben
zu lassen. Und wieso hört ihm eigentlich auf einmal keiner mehr richtig zu? Staunend steht er
buchstäblich neben sich und kratzt sich verwundert am Kopf. Das soll es jetzt wirklich gewesen
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
mit
Bjarne Mädel, Katharina Marie Schubert,
Amber Bongard, Friederike Kempter
WETTBEWERB // WELTPREMIERE
sein? Brillant entwickeln Drehbuchautor Christian
Jeltsch und Regisseur Stephan Wagner in den
wiederholten Versuchen ihres Helden, die Sache
irgendwie anders verlaufen zu lassen als mit diesem blöden tödlichen Ausgang, Stück für Stück
das Porträt eines normalen, relativ sinnfreien Lebens dieses Versicherungsvertreters. Als stünde
er vor dem Jüngsten Gericht über die Fahrlässigkeit des verbrachten Lebens, schauen wir dabei
zu, wie dieser Lohmann zunehmend sich seiner
Lage klar wird und schließlich buchstäblich versucht, das Beste daraus zu machen. Und wie
im Märchen darf er es noch einmal versuchen,
es ganz anders machen, denn, getreu dem Titel
des Films, will er auf keinen Fall aufgeben, denn
dann wird er wirklich tot sein.
Makaber aber gut! (MK)
56
Unsere Filme
Die Welt von gestern
Wir sind die Flut
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
Nominiert
für den
Filmkunstpreis
2016
Ebbe und Flut. Kaum zu glauben, dass das einmal
ausbleiben könnte. Dass das Meer wegbleibt, und
nicht mehr wiederkommt. Als ob es schmollen
würde. Doch genau das passiert in diesem
ostdeutschen Küstenstädtchen. Ein nicht nur
für das deutsche Kino ungewöhnlicher ScienceFiction-Thriller.
mit
Maximilian Mauff, Lana Cooper,
Gro Swantje Kohlhof, Roland Koch
WETTBEWERB //
Eine Geisterstadt: heruntergekommene Häuser,
verödete Straßen, und eine beklemmende Ruhe.
Irgendwann, aus völlig unerklärlichen Gründen,
ist im Küstenstädtchen Windholm das Meer
nicht mehr zurückgekommen. Und es ist noch
schlimmer: Mit dem Meer sind auch die Kinder
verschwunden. Die Bundeswehr hat die Gegend
abgeriegelt, die Öffentlichkeit hat den rätselhaften
Vorfall vergessen und abgetan. Nur eine kleine
Gruppe neugieriger Wissenschaftler forscht in der
Angelegenheit im Geheimen weiter. Zu ihnen gehören Jana und Micha, zwei junge Physiker aus
Berlin. Micha hat eine ganz eigene Theorie der
Vorfälle. Als die beiden mit ihren Forschungen von
ihren Vorgesetzten ausgebremst werden, begeben sie sich auf eigene Faust nach Windholm.
Dort kommen sie in eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben ist, in eine Welt von gestern. Es gibt
keine Computer und Mobiltelefone, dafür „Was
ist was?“-Bücher. Beim Versuch das Mysterium
zu lösen, begegnen ihnen die Einheimischen mit
Skepsis und Distanz. Doch schnell finden Jana
und Micha erste Puzzlesteine, die den Weg zur
Aufklärung des Rätsels weisen. Ein Schlüssel
zum Geschehen könnte Hanna sein, die einzige
Jugendliche des Ortes...
„Wir sind die Flut“ handelt von Eskapismus und
dem Verlust der Kindheit. Echtes Kino, bei dem
Hilgers Inszenierung durch das gute Drehbuch
und eine fabelhafte Kamera unterstützt wird. Ein
Film, der Motive des Wissenschaftsthrillers mit
märchenhaften Bildern verbindet, die vom Romantiker Caspar David Friedrich stammen könnten. Oder vom Filmgenie Stanley Kubrick. Ein
Film, bei dem Sie das Staunen wieder lernen...
(RS)
Sebastian Hilger
wurde 1984 im Eifelstädtchen Adenau geboren. Nachdem er 2011 sein Studium der
Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Universität Köln abgeschlossen hatte,
nahm er ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg auf. „Wir sind
die Flut“ (2015), von Kritikern sehr positiv aufgenommen, ist Hilgers Diplomfilm und
gleichzeitig sein Langfilmdebüt.
Regie: Sebastian Hilger
Buch: Nadine Gottmann
Länge: 85 Min.
Kamera: Simon Vu
Schnitt: Linda Bosch
Musik: Leonard Petersen
Ton: Kai Ziarkowski
Produzenten: Anna Wendt, Fabian Winkelmann
Producer: Edgar Derzian, Johannes Jancke, Lasse Scharpen
Redaktion: Verena Veihl (RBB), Cooky Ziesche (RBB)
Produktion: Anna Wendt Filmproduktion GmbH . Meinekestr. 24 . 10716 Berlin
Tel.: +49 (0)30 254 324 22 . [email protected] . www.annawendtfilm.de
Festivalkino 1
Do 30. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
28. Juni
20:00 Uhr
Mi
29. Juni
22:00 Uhr
Fr
01. Juli
22:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
57
Unsere Filme
Priestercoaching vom Feinsten!
Zwei verlorene Schafe
Haben Sie sich auch schon mal gefragt,
was passiert, wenn ein Pfarrer am Sonntag
buchstäblich Angst hat vor die Gemeinde zu
treten und dort frei zu sprechen? Und wer ihm
dann helfen würde? Andrea Sawatzki vielleicht?
Sylke Enders
Nominiert
für den
Publikumspreis
2016
mit
Andrea Sawatzki, Franz Hartwig, Sandra von Ruffin,
Oliver Breite, Steffi Kühnert
LICHTBLICKE //
Festivalkino 1
Sa 02. Juli
11:00 Uhr
Festivalkino 2
Do 30. Juni
20:00 Uhr
Fr
01. Juli
12.00 Uhr
So 03. Juli
18:00 Uhr
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Andrea Sawatzki spielt das, was sie auf großartige Weise sowieso ist: eine Schauspielerin. Hier
allerdings will sie keiner engagieren. Chronisch
pleite sucht sie deshalb einen Job, um zu überleben. Ihr Jugendfreund von früher ist heute seine
Ehrwürden Bischof, dessen Sohn Pfarrer werden
will, aber so überhaupt nicht in der Lage ist, frei
vor einer versammelten Gemeinde zu sprechen.
Rebecca alias Sawatzki kann da helfen, denkt sie,
und sieht ihre Chance. Der Herr Bischof wird bearbeitet und sie kriegt ihren Job: nämlich als der
dringend nötige Coach des Pfarrers (Franz Hartwig). Allerdings ist da nahezu Hopfen und Malz
verloren, was wiederum Rebecca nur noch mehr
anstachelt. Eine Komödie wird daraus – eine Komödie um zwei verlorene Schafe, die ihre Ratlosigkeit und Freude über jeden gelungenen Schritt
einer Besserung so großartig spielen, dass man
Enders, geboren 1965, studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin.
Thematisch fokussiert sie sich auf zwischenmenschliche Auseinandersetzungen,
das Ansehen in der Gesellschaft und die Ängste des Einzelnen. Für ihr Spielfilmdebüt
„Kroko“ (2004) ist sie mit dem ‚Deutschen Filmpreis in Silber’ ausgezeichnet worden
und begeisterte bereits mit „Mondkalb“ (2007) das Publikum auf dem 4. Festival des
deutschen Films.
Regie: Sylke Enders
Buch: Edda Leesch
Länge: 89 Min.
Kamera: Cristian Pirjol
Schnitt: Katharina Schmidt
Ton: Kai Nicolas Theißen
Musik: Bert Wrede
Produzenten: Kirsten Hager, Carmen Stozek
Redaktion: Thorsten Ritsch (ZDF)
Produktion: Hager Moss Film. Rambergstr. 5 . 80799 München
Tel.: +49 (0)89 206 080 0 . [email protected] . www.hager-moss.de
seine Freude hat. 2008 hat die Regisseurin Sylke
Enders eine ‚Besondere Auszeichnung’ hier auf
dem Festival erhalten für ihren damaligen Film
„Mondkalb“ und die Hauptdarstellerin Andrea
Sawatzki unseren ‚Preis für Schauspielkunst’ im
Jahr 2011. Dass beides ganz zu Recht geschah,
zeigt dieser Film ihrer Zusammenarbeit. Und
natürlich kann dem jungen Herrn Pfarrer geholfen werden, wenn auch am besten durch die
Liebe, nein, nicht die seiner Sprachkunstlehrerin,
sondern die der Verkäuferin im Gemüseladen.
Ja, in diesem Film ist alles so wie im wirklichen
Leben, wenn auch etwas netter und etwas leichter und unbedingt auf ein Happy End ausgelegt,
– wobei dies allerdings den Kirchenvätern nicht
unbedingt gefallen wird. (MK)
59
Spezialvorführungen
Sondervorstellung
Premiere des Films zum 150. Jubiläum der BASF
Experiment 150
Co-Creating for a sustainable future
Die Zukunft hält gewaltige Herausforderungen
bereit und unsere Welt wird immer komplexer.
Es wird nicht leicht, wirklich nachhaltige Lösungen
zu finden, doch gleichzeitig ist dies auch eine
große Chance. Das 150. Jubiläum der BASF ist
der Beginn eines Experiments, das die Zukunft
in die Gegenwart holt.
WELTPREMIERE //
Thomas Grube
kam 1971 in Berlin zur Welt und hat als Regisseur und Produzent bereits zahlreiche
preisgekrönte Filme für Kino und Fernsehen realisiert. Grube legt bei seinen Arbeiten
großen Wert auf Authentizität und Menschlichkeit sowie eine starke visuelle Sprache.
Der Film „Rhythm is it!“ (2004), den er zusammen mit Enrique Sánchez Lansch drehte,
gewann den ‚Deutschen Filmpreis’ als Bester Dokumentarfilm.
Regie & Buch: Thomas Grube
Länge: 120 Min.
Kamera: René Dame
Schnitt: Thomas Grube
Musik: Bela Brauckmann
Ton: Hannes Marget
Producer: Kristina Jessen
Executive Producer: Uwe Dierks
Produktion & Verleih: BOOMTOWN MEDIA GmbH&Co.KG . Köthener Str. 5 – 6
10963 Berlin . Tel.: +49 (0)30 814 529 50 . [email protected]
www.boomtownmedia.de
// Spezialvorführungen //
// Eintritt frei ! //
Sie benötigen ein Ticket für 0,- €
an den Festivalkassen!
Festivalkino 1
Mo
27. Juni
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
01. Juli
16:00 Uhr
u FSK: ohne Altersbeschränkung
Die Weltpremiere am 24. Juni findet als
geschlossene Veranstaltung der BASF SE statt.
EXPERIMENT 150 ist ein außergewöhnliches
Abenteuer – einem Kulturwandel gleich. Der weltweit größte Chemiekonzern, 112.000 Mitarbeiter
in mehr als 80 Ländern, setzt sich zum Ziel, sich
allen Teilhabern der Gesellschaft gegenüber zu
öffnen, Freunden wie Kritikern, um auf der Suche nach Antworten auf die drängenden Fragen
von morgen neue Perspektiven einnehmen zu
können. Doch ein Kulturwandel geschieht nicht
über Nacht und die DNA des Unternehmens verändert sich evolutionär. So stellt sich das Experi-
ment auch als Herausforderung dar, z. B. als sich
die Systemfrage stellt: Kann eine Welt wirklich
nachhaltig sein, die auf stetiges Wachstum und
Gewinn setzt, deren Geschäftsmodelle auf einem
ansteigenden Konsum von Produkten basieren,
in Megastädten, die in Zukunft 80% der Weltbevölkerung beherbergen? Im „Creator Space“
in New York, Schanghai, Sao Paulo, Mumbai,
Barcelona und Ludwigshafen ist die Diskussion
eröffnet. Es gibt keinen Weg mehr zurück.
60
Spezialvorführungen
Gruber geht – als Film
Gruber geht
Marie Kreutzer
Was passiert, wenn der gutaussehenderfolgreiche Aufreißer und Porschefahrer in
W ien zum Arzt muss, wohin sonst nur, wie er
sagt, die Luschen und Feiglinge hingehen?
Kann er nach der Diagnose so weiter machen
wie bisher? Er kann. Aber will er es wirklich?
mit
Manuel Rubey, Bernadette Heerwagen,
Doris Schretzmayer, Harald Windisch
ist eine österreichische Filmemacherin und Drehbuchautorin. Nachdem sie bis 2005
Buch und Dramaturgie an der Filmakademie Wien studiert hatte, gewann sie bereits
mit ihrem Langspielfilmdebüt „Die Vaterlosen“ (2011), das auch beim 8. Festival
des deutschen Films mit dabei war, den ‚Großen Diagonale-Preis Spielfilm’. Kreutzer
(*1977) arbeitet schon an ihrem nächsten Projekt, der Komödie „Was hat uns bloß
ruiniert“.
Regie: Marie Kreutzer
Buch: Marie Kreutzer, nach einem Roman von Doris Knecht
Länge: 104 Min.
Kamera: Leena Koppe
Schnitt: Ulrike Kofler
Musik: Florian Blauensteiner, Florian Horwath
Ton: Odo Grötschnig
Produzenten: Helmut Grasser, Constanze Schumann
Produktion: Allegro Film Produktions GesmbH . Krummgasse 1A . 1030 Wien
(Österreich) . Tel.: +43 (0)1 712 503 6 . [email protected] . www.allegrofilm.at
// Spezialvorführungen //
Festivalkino 1
Do 16. Juni
21:00 Uhr
Sa 02. Juli
17:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
17. Juni
16:00 Uhr
Fr
24. Juni
16:00 Uhr
u FSK: ab 16 Jahre
Eine Kolumnistin in Österreich, Doris Knecht,
bekannt für ihre bissigen Kommentare über die
dynamischen Karrieretypen der Stadt Wien, verfasste vor ein paar Jahren ihren ersten Roman,
„Gruber geht“, in dem es einen von diesen Aufreißern und Porschefahrern erwischt, Diagnose
Krebs. Und das, obwohl er findet, Ärzte seien
etwas für Luschen und Feiglinge. Was macht
so einer damit? Alles, Hauptsache, er wird
nicht weich wie die anderen. Wie ein angeschossenes Raubtier zieht er seine Bahnen weiter und nur schwer vermag er sich zu fügen, in
das Krankenhaussystem beispielsweise. Die
österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin des Films, Marie Kreutzer („Die Vaterlosen“),
setzte den Bestseller um und beließ den Helden
(Manuel Rubey) so selbstbezogen eitel wie im Roman, ließ ihn von Bob Dylan schwärmen und im
edlen Porsche durch die Gegend fahren, ein gut
aussehendes Ekel mit verstecktem Hang zum
Besseren, das aber aus unerfindlichen Gründen für viele Frauen attraktiv ist. In diesem Fall
für eine Berlinerin (Bernadette Heerwagen), mit
der er eine Liebesgeschichte beginnt als hätte er jede Zeit der Welt. Das ist schön und es
ist mutig und es freut einen, dabei zuzusehen,
wie der Mann sich auf seine Weise nicht unterkriegen lassen will. Zugleich ist die Geschichte
so angelegt, dass man nur darauf wartet, dass
sein eitles Konzept zusammenbricht. Tut es
auch, zumindest im heimlichen Innern. Denn
dort wird der klassische Wunsch nach einer
Familie, nach Frau mit Kind, immer größer. Das
ist als Klischee kritisiert worden. Ok, aber weiß
jemand einen besseren Sinn des Lebens? (MK)
61
Spezialvorführungen
// Spezialvorführungen //
Vom Geben und Nehmen der Natur
Holz Erde Fleisch
Man kann kein W irt des Waldes sein, ohne
die Bäume zu mögen, kann die Felder nicht
bewirtschaften ohne gerne in die Erde zu
fassen und auf der Alm kein Viehbauer sein,
wenn man die Schafe nicht mag, die man
schlachtet. Also fließt da auch Blut. Es geht
um das Geben und Nehmen, es geht um Vater
und Sohn.
Festivalkino 1
Do
16. Juni
15:00 Uhr
Do
23. Juni
15:00 Uhr
Festivalkino 2
Mo 20. Juni
18:00 Uhr
Mi
18:00 Uhr
22. Juni
u ab 18 Jahre, da keine FSK
Wärme und Ruhe strahlen schon die ersten
Bilder aus, Geborgenheit. Der Erzähler, der sich
aus dem Off nur einmal am Anfang an uns richtet,
entpuppt sich als der Regisseur selbst: Sigmund
Steiner, ein Bauernsohn, erzählt von der Liebe
seines Vaters zum ererbten Boden, die möglicherweise stärker war, als die zu Frau und Kind.
Dies hat Steiner nicht losgelassen. Darum hat
er, ausgehend von seiner eigenen Familiengeschichte, für sein Debüt drei Bauern portraitiert:
Einen Forstwirt, einen Gemüsebauern und einen
Schafzüchter. Wir begleiten sie durch ihr Leben,
ihren Alltag, wir lernen ihre Familien kennen, und
ihre Tiere, Pflanzen und Felder. Sie erzählen dabei von Träumen, von ihrer Arbeit, von Eltern und
Kindern. Dieser Film besticht jederzeit durch seine Umsicht, Ruhe und Konzentration, mit denen
Sigmund Steiner
kam 1978 in der Steiermark zur Welt und arbeitet als freischaffender Filmemacher
in den Bereichen Regie, Kamera und Schnitt. 2003 war er mit seinem Kurzfilm „firn“
europaweit auf renommierten Filmfestivals wie der Diagonale und dem Edinburgh
International Film Festival unterwegs. „Holz Erde Fleisch“ (2016) ist für Steiner eine
Herzensangelegenheit, denn er ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen.
Regie & Buch: Sigmund Steiner
Länge: 72 Min.
Kamera: Michael Schindegger
Schnitt: Sigmund Steiner
Musik: Bernhard Fleischmann
Ton: Pavel Cuzuioc
Produzenten: Flavio Marchetti, Katharina Mückstein, Michael Schindegger, Natalie
Schwager, Sigmund Steiner
Produktion: La Banda Film OG . Sebastian-Kneipp-Gasse 8/3-4 . 1020 Wien
(Österreich) . Tel.: +43 (0)650 301 080 8 . [email protected] . www.labandafilm.at
er die Schwierigkeiten zwischen Generationen erkundet, Traditionen weiterzugeben, anzunehmen
oder abzulehnen. Der Mut dieses klugen Filmes
liegt in seiner Schlichtheit. Es ist ein Film über Väter und Söhne, dessen filmisches Universum eine
kleine Welt im ländlichen Österreich ist. Seine
Größe besteht aber darin, trotzdem das Universale des Menschlichen zum Thema zu haben. Ein
Film voller Zärtlichkeit, der von Leben und Tod,
Herkunft und Zukunft handelt. Hoffnung stößt auf
Skepsis, Verständnis auf Erwartungen. Beinahe
beiläufig stellt Steiner bedeutende Fragen, ohne
sie auszusprechen, die Antworten finden sich in
Blicken, verhaltenen Gesten, offenen Worten. Zugleich ist dies auch ein Feel-Good-Movie. Denn
Holz, Erde, Fleisch – das ist das Gegenteil von
Blut und Boden. (RS)
63
Spezialvorführungen
Sag mir, wo die Blumen sind
Vecchi Pazzi
Gibt es etwas Schwereres als einzusehen, dass
die beste Zeit des Lebens vorbei ist? Wohl kaum.
Weshalb es dringend erforderlich ist, genau
darüber die lautesten W itze zu machen und in der
Seniorenresidenz besonders hoch fliegende Pläne
zu haben. Besonders im italienischen Tessin.
mit
Andrea Jonasson, Luigi Diberti, Lucia Mascino
DEUTSCHE PREMIERE //
Sabine Boss
wurde 1966 in Aarau, Schweiz, geboren. Boss studierte Regie an der Zürcher
Hochschule der Künste. Seit 2000 ist sie als freischaffende Autorin und Regisseurin
für Film, Fernsehen und Theater tätig. Für ihre Literaturverfilmung „Der Goalie bin
ig“ (2014), die auch beim 64. Internationalen Fimfestival Mannheim-Heidelberg lief,
wurde Boss mit dem ‚Schweizer Filmpreis’ ausgezeichnet.
Regie: Sabine Boss
Buch: Bettina Schmid, Uwe Lützen, Sabine Boss
Länge: 89 Min.
Kamera: Michael Saxer
Schnitt: Stefan Kälin
Musik: Lorenz Dangel
Ton: Patrick Storck
Produzentin: Ruth Waldburger
Produktion: VEGA Film AG . Helenastr. 3 . 8034 Zürich (Schweiz)
Tel.: +41 (0)44 384 809 0 . [email protected] . www.vegafilm.com
Verleih: VEGA Distribution AG . Helenastr. 3 . 8034 Zürich (Schweiz)
Tel.: +41 (0)44 384 806 0 . [email protected] . www.vegafilm.com
// Spezialvorführungen //
u Italienisch mit deutschen Untertiteln
Festivalkino 1
Sa 18. Juni
11:00 Uhr
So 19. Juni
22:30 Uhr
Festivalkino 2
Mi
15. Juni
18:00 Uhr
Do 21. Juni
20:00 Uhr
u FSK: ab 12 Jahre
„Ich bin Solistin!“ Vivi Ferrari, einst gefeierte Sängerin, ist empört, als sie eines Tages vom Amateurchor ihrer Tessiner Seniorenresidenz zum
„Mitsingen“ aufgefordert wird. Mitsingen! Und
überhaupt: Die glänzend gealterte, launische
und immer ein bisschen überkandidelte Diva hätte niemals freiwillig die Bühne und ihr Leben in
Mailand aufgegeben. Jetzt hat Vivi den Eindruck,
ihr sei alles genommen worden. Doch dann trifft
sie auf Aldo: Dieser lebensunlustige, neue Nachbar besitzt nämlich ein Tanzlokal, dem spätestens
nach seinem Tod wegen eines Stadion-Neubaus
durch seinen Neffen Silvio der Abriss droht.
Das will und kann Aldo aber aus Liebe zu seiner verstorbenen Frau nicht zulassen. Vivi sieht
ihre Chance: Eine Heirat! So wird sie Alleinerbin,
kann im Lokal ein Varieté eröffnen, wieder auf-
treten und singen. Und Aldos „Erinnerungsort“
bleibt so über Jahre erhalten – eine Win-WinSituation für beide. Gesagt, getan. Doch was zunächst nur als reine Geschäftssache geplant ist,
mischt den Alltag der beiden gehörig auf. Denn
zwar ist Aldo so gar nicht Vivis „Typ“, aber während der turbulenten Vorbereitungen zu ihrem
ersten Auftritt entwickeln sich aus dem täglichen
Katz-und-Maus-Spiel der beiden echte Gefühle.
Mit „Vecchi Pazzi“ ist der Schweizer Regisseurin
Sabine Boss eine so warmherzige wie heitere
Liebesgeschichte gelungen. Sie dreht sich um
eine Frage, die uns alle angeht: Muss man sich
dem Lauf der Zeit beugen? Und was heißt das?
Ein Neuanfang ist immer möglich. Die Show geht
weiter, zumindest noch ein bisschen... (RS)
Spezialvorführungen
64
// Spezialvorführungen //
Eine Serie aus den besten Lagen
Weinberg – Eine Serie
Sie geraten an einen Ort voller Nebel und Krähen, voller
Vorahnungen, getaucht in eine großartige romantische Bilderwelt.
Sie sehen einen Mystery-Thriller aus der vertrauten Mitte
des Lebens, mit viel Ironie und W itz. Mit Recht bereits nominiert
für den ‚Deutschen Fernsehpreis 2016’, erhielt „Weinberg“ 2016
den ‚Grimme-Preis‘.
Eine Weinkönigin liegt tot zwischen den Rebstöcken. Doch kurze
Zeit später ist sie wieder quicklebendig. Darum glaubt auch keiner
dem jungen Mann (Friedrich Mücke), der ihre Leiche gesehen haben
will. Wir Zuschauer sind uns auch nicht sicher, denn wir erfahren,
dass er sich noch nicht einmal an seinen Namen erinnern kann, das
aber niemandem verraten will. Die Polizei wird selbstverständlich
auch nicht gerufen. „Wir regeln die Dinge hier lieber selber“, heißt
es. Im Dorf Kaltenzell trifft dieser Mann ohne Gedächtnis, der sich
beim örtlichen Wirt ein Zimmer besorgt, auf eine Gemeinschaft, in
der offenbar so ziemlich jeder Dreck am Stecken hat, oder sich zumindest recht geheimnisvoll und verschlagen benimmt. Eigentlich
lügen alle in diesem idyllischen Weinstädtchen. Es gibt fundamentalistische Christen, böse Kapitalisten, fatale Frauen und verrückte
Knaben. Der boshaft-grummelige Wirt, der gleichzeitig Bürgermeister
ist, ist mit der viel zu jungen und viel zu hübschen Bedienung Hannah verheiratet. Dass diese Frau unseren Helden gleich in der ersten
Nacht verführt, macht alles auch nicht gerade weniger merkwürdig.
Oder hat er das wieder nur geträumt? Der Vater der Weinkönigin
macht jedenfalls irgendwelche krummen Geschäfte. Und seine
Tochter fleht den Helden an: „Du musst mir helfen! Bitte!!“ Dann ist
da noch die durchtriebene Weingutbesitzerin Regina Donatus (Victoria Trauttmansdorff) und eine Psychologin im Ruhestand („Die flambierte Frau“ Gudrun Landgrebe in einer Traumrolle), die vor allem
sehr neugierig ist. Und der katholische Dorfpriester wurde – dem
Priestermangel sei Dank – frisch aus Vietnam importiert, und kann
nur gebrochen Deutsch. „Zu Tage graben“ statt „zu Grabe tragen“
sagt er in einer Trauerrede. Und genau darum geht es hier: um das
Ausgraben von Geheimnissen, von Schuld und Toten.
So finster hat man das liebliche Tal der Ahr noch nie gesehen.
mit
Antje Traue, Ronald Kukulies, Gudrun Landgrebe,
Arved Birnbaum, Christina
Große, Friedrich Mücke,
Laura Tonke, Jenny Schily,
Victoria Trauttmansdorff
Im vergangenen Jahr präsentierten die beiden Autoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf auf dem Internationalen Filmfestival
Mannheim-Heidelberg mit großem Erfolg ihre Serie „Club der roten
Bänder“, die seitdem zahlreiche Preise gewann. Die beiden Autoren
dieser VOX-Produktion waren auch an der Serie „Weinberg“ beteiligt, die für den Sender TNT Serie produziert wurde. Mit ihr kommt
ein anderer alter Bekannter auf die Parkinsel zurück: Regisseur Till
Franzen, der 2005 bereits beim allerersten „Festival des deutschen
Films“ mit „Die Blaue Grenze“ zu Gast war.
Die Besetzung – Friedrich Mücke, Victoria Trauttmansdorff, Antje
Traue, Jenny Schily, Laura Tonke – ist bis in die Nebenrollen höchst
stimmig, die Szenen mitunter phantastisch bis surreal, jedenfalls von
ungeahnter Intensität.
Die Serie „zeigt, wie gut deutsches Fernsehen sein kann“, lobte die
F.A.Z. In „Weinberg“ kommt der Geist von „Twin Peaks“ endlich bei
uns an, trifft sich mit Hanekes „Weißem Band“ und dem Heimatfilm.
Heraus kommt ein Mystery-Thriller aus der vertrauten Mitte des Lebens, mit viel Ironie aber ohne Albernheit.
Die Serie besteht aus sechs Episoden, die jeweils knapp eine Stunde dauern und sie hat eine Handlung, deren Erzählenden lange offen
gehalten werden. Erst am Schluss fügt sich alles zusammen. Davor
besuchen Sie in dieser mitreißenden Serie einen Ort voller Nebel und
Krähen, voller Vorahnungen, getaucht in eine großartige romantische
Bilderwelt.
„Ihre Erinnerung macht Ihnen Angst. So viel Angst, dass Ihr Bewusstsein die Tür zugeschlagen und fest verriegelt hat“, konstatiert
irgendwann die Psychologin. „Und was bedeutet das?“, fragt der
Held. Nach sechs Folgen voller Spannung und Überraschungen
werden wir es erfahren. (RS)
65
Spezialvorführungen
// Wir präsentieren die Serie
„Weinberg“ in drei Teilen von
je ca. 110 Minuten. //
Jan Martin Scharf
Til Franzen
Mit „Die große Operation“ (2000) machte der 44-jährige Flensburger
seinen Abschluss an der Kunsthochschule für Medien Köln und fand
damit bereits weltweit auf zahlreichen Festivals Beachtung. Sein
ebenfalls hoch gelobtes Spielfilmdebüt „Die blaue Grenze“ (2005)
konnte beim 1. Festival des deutschen Films die Zuschauer
begeistern, die den Film mit dem ‚Publikumspreis’ honorierten.
// Sonderpreise! Einzeleintritt nur 8,- € / 7,-€ ermäßigt!
Alle 3 Tickets nur 16,- € / 15,- € ermäßigt! //
wurde 1974 in Köln geboren und ist als Regisseur und Drehbuchautor tätig. So verfasste er unter anderem
zusammen mit Arne Nolting das Drehbuch der VOX-Serie „Club der roten Bänder“ (2015), die beim 64.
Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg Weltpremiere feierte und anschließend den ‚Deutschen
Fernsehpreis’ sowie den ‚Grimme-Preis’ gewann. Die Miniserie „Weinberg“ (2015) wurde ebenfalls mit dem
‚Grimme-Preis’ ausgezeichnet.
Regie: Till Franzen, Jan Martin Scharf
Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf
Länge: 6 x ca. 54 Min.
Kamera: Timo Moritz
Schnitt: Martin Wolf
Musik: Christopher Colaco, Philipp Schaeper
Ton: Eric Rueff
Produzenten: Philipp Steffens, Gerda Müller, Jan Kromschröder, Anke Greifeneder
Produktion: Bantry Bay Productions GmbH . Hohenzollernring 21-23 . 50672 Köln
Tel.: +49 (0)221 998 850 . [email protected] . www.bantrybay.de
Weinberg I – Folge 1 & 2, 107 Minuten
Zeichen, 52 Min.
Morgennebel liegt über dem Hang. Krähen krächzen. Unweit davon schläft
ein junger Mann mit einer Wunde im Gesicht. Er wacht auf, sieht die Leiche
einer jungen Frau, erschrickt, und erblickt ein paar Meter entfernt einen
Jungen, der schnell vor ihm wegläuft... Später trifft er die von ihm totgeglaubte Weinkönigin im Dorf wieder. Dann verschwindet sie wirklich...
Verhängnis, 55 Min.
Der junge Mann, der sich jetzt Johannes Fuchs nennt, nimmt eigene Ermittlungen auf. Es stellt sich heraus, dass Sophia im Internet ein Doppelleben als „Lady Wet“ geführt hat. Ruinen, Gräber und Kirchen spielen eine
Rolle, und auch der Pfarrer sagt nicht alles was er weiß...
Festivalkino 1
Do
16. Juni
13:00 Uhr
Mo
20. Juni
21:00 Uhr
Mi
22. Juni
13:00 Uhr
u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK
Weinberg II – Folge 3 & 4, 106 Minuten
Dämonen, 53 Min.
Wein, Weib und Gesang – die Weinsaison geht auch ohne Weinkönigin
weiter. In einer Scheune probt eine Punk-Band ihren Song „Fuck You,
Fuckers“. Die Musiker sind sich über den Text noch nicht ganz einig. Ein
bibeltreuer Kaufmann hat ein Verhältnis mit einem Schüler aus dem Ort.
Johannes erfährt mehr über den stummen Jungen und seine ertrunkene
Schwester und irgendwann versucht er alles, um Kontakt zu den Toten
aufzunehmen: Mit Erfolg!
Schmerzen, 53 Min.
Über den Reben liegt ewiger Tau: Es wird gefährlich – für alle. Denn gleich
eine ganze Handvoll Personen scheint ein Mordmotiv zu haben. Trotzdem
konzentrieren sich die Ermittlungen der Polizei und der Verdacht der Dorfbewohner auf den behinderten Adrian. Nur Johannes verfolgt eine andere
Spur...
Festivalkino 1
Do
23. Juni
21:00 Uhr
Festivalkino 2
Fr
24. Juni
14:00 Uhr
Mo 27. Juni
14:00 Uhr
u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK
Weinberg III – Folge 5 & 6, 111 Minuten
Trauma, 55 Min.
Die Therapeutin macht sich Sorgen um Johannes. Adrian kommt in eine
Nervenklinik. Bürgermeister Zepter misstraut seiner Frau und schlägt sie.
Erkenntnis, 56 Min.
Grau ist nicht nur der Grauburger, sondern auch alle Theorie: Rituale, familiäre Fehden und erfolglos unterdrückte Sexualität – in der Praxis ist die
Wahrheit schmerzhaft, archaisch und darf hier nicht verraten werden.
Festivalkino 1
Sa 02. Juli
13:00 Uhr
Festivalkino 2
Di
28. Juni
14:00 Uhr
Do 30. Juni
14:00 Uhr
u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK

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