Drei Geschwister schaffen die Kälte ab
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Drei Geschwister schaffen die Kälte ab
Reisen 74 7. Februar 2016 | sonntagszeitung.ch Drei Geschwister schaffen die Kälte ab Auf Zypern herrscht bereits T-Shirt-Wetter – ideal für Sportler, Kulturinteressierte und Büsifreunde Natasha (l.), Thanos und Anna, Besitzer der Thanos-Hotels, am Infinity-Pool des Almyra: «Unser Bruder ist der Boss, aber wir könnten ihn jederzeit entlassen» Chris Winteler (Text) und Moritz Hager (Fotos) So dürfte der Tag immer beginnen: geweckt von der Sonne, Laufschuhe anziehen, entlang dem Meer joggen, auf der Terrasse ausgiebig frühstücken, ein Büsi, das einem schnurrend um die nackten Beine streicht. Und das alles mitten im Winter. Das Wetter ist Zyperns grösster Trumpf, sind sich die drei Geschwister Michaelides einig. 20 Grad im Januar, der Himmel wolkenlos. Wir sitzen am Infinity Pool des Hotel Almyra, der scheinbar nahtlos ins Meer übergeht. Die Angaben über die Sonnentage variieren zwischen 320 und 340 pro Jahr – «340 triffts besser», sagt Thanos Michaelides, 50. Wie viele Einheimische schwimmt auch er das ganze Jahr über im Meer. Mit seinen Schwestern Anna Michaelides, 46, und Natasha Peleties, 43, führt er die Thanos-Hotels auf Zypern: Die beiden Fünfstern häuser Almyra (189 Zimmer) und Annabelle (218), direkt an der Meerpromenade von Paphos gelegen, sowie das Luxushotel Anassa (166) am Rande der Akamas-Halbinsel. Gründer des Imperiums war ihr Vater Alekos Michaelides, ein einflussreicher Mann, er war einst Zyperns Aussenminister. Dass die Kinder die Hotels übernehmen würden, war geplant, doch der Tod des Vaters, er starb vor Jahren an Alzheimer, beschleunigte den Generationenwechsel. Seit 1993 wirkt Thanos als Managing Director, Anna ist zuständig für die Gastronomie, Natasha für die Kommunikation. Alle drei haben in den USA studiert, alle haben zwei Kinder und Partner, die nicht ins Hotelbusiness involviert sind. Als Kinder hätten sie sich oft gestritten, und sie würden sich auch heute noch täglich streiten, sagt Natasha, «aber im Grossen sind wir uns einig». Dass die Hotelkette nach Thanos, dem Erstgeborenen, benannt ist, sei typisch auf der Insel. Damit können die Schwestern gut leben, «Thanos ist der Boss», scherzen sie, «aber wir sind in der Überzahl, wir könnten ihn jederzeit entlassen.» Die Frage nach dem Lieblingshotel – Almyra, Annabelle oder Anassa? – können sie nicht beantworten. Das sei, wie wenn man nach dem Lieblingskind gefragt würde, sagt Anna, «jedes Kind ist anders, jedes liebt man für seine eigene Art». Zum Haus von Dionysos oder auf eine geführte Velotour Vor 40 Jahren war das Almyra das erste Luxushotel an Zyperns Westküste. Heute nennt es sich Designhotel und ziehe Familien und Sportler an. Das Annabelle nebenan richte sich an ein gesetzteres Publikum. Und das Anassa sei Rückzugsort für die wohlhabende Kundschaft, exklusiv, teuer, das Doppelzimmer kostet ab 500 Franken die Nacht – aber «kein Blingbling», sondern «understated luxury». Sie wüssten meist nicht, welcher Star bei ihnen logiere, geben sich die Geschwister nonchalant. Jeder, ob berühmt oder nicht, zahle den vollen Preis, betont Natasha, «wir machen keine Unterschiede zwischen den Gästen», ergänzt Thanos. Das zu den «Leading Hotels of the World» gehörende Resort liegt am Rande des Naturschutzreservats der Akamas-Halbinsel. Dem schönsten Ort der Insel, sind sie sich einig, «wir lieben das Meer» sagt Anna, «die Strände dort sind die besten». Die kleinen Buchten erreicht man nur zu Fuss, im Jeep oder mit dem Boot – türkisfarben erstrahlt das Meer im Sonnenlicht, Zypern rühmt sich der besten Wasserqualität im Mittelmeer. Dem Winter entfliehen, einige Tage T-Shirt-Wetter geniessen – in dreieinhalb Flugstunden ist die Sonneninsel erreicht. Es sind vor allem ältere Leute, die in der Nebensaison nach Zypern reisen – und davon profitieren, dass das Doppelzimmer im Almyra oder Annabelle halb so viel kostet wie im Sommer. Ideal ist die kühlere Jahreszeit für Kulturinteressierte: Den archäologischen Park, die Königsgräber, das Haus des Dionysos mit den kostbaren Bodenmosaiken besucht man besser nicht in der brütenden Sommerhitze. 2017 wird Paphos den Titel «Europäische Kulturhauptstadt» tragen. Bereits dieses Jahr werden einheimische Sänger, Designer oder Maler den Thanos-Gästen den kulturellen Reichtum der Insel näherbringen. Besonders Sportler finden in den Wintermonaten perfekte Be- dingungen vor. Im Almyra werden regelmässig Triathlon-Camps unter Leitung von Profis durchgeführt. Natasha, die Sportlerin der Familie, schwärmt vom Velo-Terrain. Die Insel ist bergig, rar bevölkert, auf Nebenstrassen fährt man Stunden, ohne einem Auto zu begegnen. Aber: Im Vergleich zu Mallorca, wo sich die Schweizer mit Vorliebe auf die Saison vorbereiten, fehlt es auf Zypern an Kartenmaterial, die Beschilderungen sind mangelhaft. Man schliesst sich besser einer geführten Velo-Gruppe an, sonst verfährt man sich. Vor allem Engländer fühlen sich auf Zypern wie zu Hause: Die Pubs in Paphos werben mit Fussballspielen aus der Premier League, Fish and Chips gibts überall. Im Almy- Anassa: Das feinste Hotel der Thanos-Gruppe auf der Akamas-Halbinsel Drei zur Auswahl: Arrangements mit Meersicht Anreise: Edelweiss Air fliegt zweimal wöchentlich nach Larnaca und zurück, www.flyedelweiss.com Unterkunft: - Almyra *****, Paphos, DZ mit Meersicht, inkl. Frühstück, ab 170 Fr. www.almyra.com , www.thanos.com - Annabelle*****, Paphos, DZ mit Meersicht, inkl. Frühstück, ab 170 Fr. www.annabelle.com.cy - Anassa, Luxushotel am Rande der Akamas-Halbinsel bei Latchi, Studio Suite, inkl. Frühstück, ab 500 Fr. (das Anassa startet am 14. März in die neue Saison). www.anassa.com Arrangements: z.B. bei Hotelplan, 1 Woche im Almyra, inkl. Flug, DZ mit Frühstück ab 955 Franken pro Person. www.hotelplan.ch Allgemeine Infos: www.visitcyprus.com ra hat Anna ein kerngesundes Synergiefrühstück mit Gemüse, Früchten und Nüssen der Insel eingeführt – die Engländer bleiben nach wie vor bei ihren Bacon and Eggs. Manche Gäste quartieren die Büsi sogar im Zimmer ein Die Touristen sind zurück, Zypern hat die Schuldenkrise überwunden. Natasha, ganz die positive Promoterin, sagt: «2015 war ein sehr gutes Jahr, 2016 wird noch besser.» Anna jedoch gibt zu bedenken, dass die Bevölkerung noch kaum etwas von dieser Entspannung spüre, «die Menschen kämpfen nach wie vor». Überall entlang der Küste stehen Bauruinen, halbfertige Hotelanlagen. Doch die Zeichen stehen gut, bestätigt Prisca Huguenin-dit-Lenoir von Hotelplan, fast alle Hotels seien in den letzten drei Jahren renoviert worden. Sie lobt die Professionalität der Angestellten, die hohe Qualität des Service. Für die am 1. Mai beginnende Sommersaison wird das Angebot massiv ausgebaut, neu wird die Götterinsel auch ab Bern direkt angeflogen. Im Gegensatz zu Griechenland bleibt Zypern verschont vom Flüchtlingselend. Ausserdem, so Natasha, sei Zypern, verglichen mit andern Sonnendestinationen, ein sehr sicherer Ort. Die zypriotische Ferienindustrie wird vom Einbruch des Tourismus in Ägypten und Tunesien sowie der unsicheren Situation in der Türkei profitieren. Doch Billigangebote wie in diesen Ländern wird es auf Zypern nicht geben: «Zypern ist eine eher teure Feriendestination», bestätigt Thanos. «Wir lieben die Schweizer», sagt Natasha ungefragt. Wohl auch, weil die Schweizer Gäste in den Thanos-Hotels mehr Geld ausgeben als jede andere Nation. Im Luxushotel Anassa hätten sie die Rus- sen überholt, die bis vor zwei Jahren die ausgabefreudigste Kundschaft war. Seit die Russen nicht mehr klotzen, sei jedoch der Umsatz der exklusiven Thanos-Hotelboutiquen markant zurückgegangen. Offensichtlich leisten sich die Schweizer in den Ferien kaum eine Miu-Miu-Handtasche oder einen Anzug von Prada. Natasha erkundigt sich nach dem Schnee in der Schweiz, die Skiferien wird sie allerdings in Kitzbühel verbringen, die Schweiz könnten sie sich nicht mehr leisten. Ihre Ferien verbringen die Geschwister vorzugsweise in den Grossstädten dieser Welt, London, Paris, New York oder Hongkong. Alle drei betonen, dass sie keine fünf Sterne brauchen, um glücklich zu sein. Dass die «Energie» eines Hotels und das Personal entscheidend seien. Bei ihren Besuchen in Zürich, so stellt sich heraus, sind sie allerdings nur in Luxushotels abgestiegen, im Baur au Lac, Dolder oder Widder. Wieder streicht einem ein Büsi um die Beine, schaut erwartungsvoll nach oben, miaut, erst leise, dann dringlicher. Kaum eine der vielen Katzen hat intakte Öhrchen, sie sind von Kämpfen zerfetzt, aber die Tiere sind gut genährt, ihr Fell glänzt in der Morgensonne. Ob im Almyra oder Anassa, Katzen sind überall. Plage oder Freude? «Beides», sagen die Geschwister gleichzeitig. Die meisten Gäste würden die Katzen mögen, manche würden ihr Lieblingsbüsi gar eine Woche lang im Zimmer einquartieren – natürlich verstehe die Katze nicht, warum sie bei den nächsten Gästen nicht willkommen ist. Im feinen Anassa werden übrigens alle Katzen kastriert und geimpft – Noblesse oblige. Die Reise wurde unterstützt von Thanos Hotels und Edelweiss Air.