Salamanca 2013/14 (Soziologie)
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Salamanca 2013/14 (Soziologie)
Partnerschaftsstipendium Salamanca 2013/14 (Bachelor Soziologie) Ich habe ein knappes Jahr in Spanien gelebt und das ist mein Bericht darüber. Ich weiß, dass er sich vor allem auch an diejenigen richtet, die sich für ein Auslandsjahr in Salamanca interessieren, oder dafür ausgewählt wurden. Trotzdem habe ich mich entschieden, aus einer sehr subjektiven Perspektive zu erzählen und viele persönliche Eindrücke und Bewertungen zu schildern. Ich denke, es ist so angenehmer zu lesen und schließlich handelt es sich um einen Erfahrungsbericht. Der Leser soll selbst vom Konkreten aufs Abstrakte schließen. Es dürfte nicht schwer fallen; und ich mache mich keiner unvorsichtigen Generalisierung schuldig. Vor der Abreise Nachdem ich die endgültige Zusage erhalten hatte, musste ich mich neben der Standartdokumente (Kopie des Personalausweises) in erster Linie um zwei Dinge kümmern: eine Versicherung und die Bestätigung des Platzes im Wohnheim. Ersteres erledigte ich online. Die Universität Salamanca verlangte von mir, wie sie es seit vergangenem Jahr von allen ihren Studenten, egal ob Spanier oder nicht, verlangt, eine “OnCampus-Versicherung” abzuschließen. Das Formular im Netz war knapp und nur kurz nachdem ich die Angaben abgeschickt und die 12 € überwiesen hatte, die die Versicherung kostet und mit denen alles Notwendige abgedeckt ist, erhielt ich die Bestätigung als pdf-File. Einige Zeit später dann, schon in Salamanca angekommen sollte ich entdecken, dass ich aus Versehen eine falsche Datumsangabe gemacht hatte. Auf eine kurze, formlose und in noch sehr unsicherem Spanisch verfasste Mail hin, bekam ich umgehend eine korrigierte Version zugeschickt. Etwas nervös wurde ich einige Wochen vor der Abreise, weil ich bis dahin noch immer nichts vom Wohnheim gehört hatte. Gerade als ich mich verzweifelt an alle Adressen wenden wollte, die ich hatte, bekam ich Anfang August eine kurze Mail mit dem Absender „Colgeio Mayor de Oviedo“, in der ich gebeten wurde, mein Ankunftsdatum anzugeben. Das Vergabeverfahren für die Plätze läuft einfach sehr lange, ich hatte auch glücklicherweise nicht etwa mit der Buchung meines Fluges gewartet. Anreise und Unterkunft Man hatte mir gesagt (und ich hatte in der offiziellen Informationsbroschüre der Universität gelesen), es gäbe zahlreiche Wege, von Deutschland aus nach Salamanca zu gelangen. Dem mag so sein, meine Recherche zeigte mir aber sehr schnell, dass es zumindest nur einen finanziell und logistisch vernünftigen gibt, der nämlich mit dem (möglichst direkten) Flugzeug nach Madrid und von dort mit dem Bus nach Salamanca führt. Inzwischen weiß ich, dass man in Spanien Reisen über die Stadtgrenzen hinaus fast ausschließlich per Fernbus oder über die Mitfahrzentrale “BlaBlaCar” unternimmt. Zum damaligen Zeitpunkt wusste ich es aber noch nicht und nachdem ich das “Bahnland Deutschland” gewohnt war, fuhr ich in Madrid vom Flughafen mit der Metro zum Bahnhof und nahm den Zug, so dass ich mir in beiden Städten - Madrid und Salamanca - den Umweg über den jeweils ziemlich abgelegenen Bahnhof aufhalste. Ich war später dann noch häufiger in Madrid und habe gelernt, dass der Express-Bus von “Avanza” (die ihren Schalter im Foyer des Flughafens haben) direkt nach Salamanca fährt (alle zwei Stunden vom Terminal 1 am Flughafen und alle halbe Stunde vom Madrider Busbahnhof Méndez Álvaro) und dass es, wenngleich möglich, nicht sinnvoll ist, Bustickets vorab zu buchen, sofern man nicht absolut sicher ist, alle Zeiten einhalten zu können. Wohnheim Anders als für alle anderen ausländischen Studenten, die ich in Salamanca kennengelernt habe, war es für mich – trotz meines Umwegs über den Bahnhof – kein Problem, mein Wohnheim zu finden. Ich hatte es vorher im Internet auf der Karte gesucht und Salamanca ist ungemein übersichtlich. Nicht nur den Ort des Wohnheims „Oviedo“ hatte ich vorab festgestellt gehabt, sondern auch, dass es direkt auf meinem Campus (wie in Würzburg gibt es verschiedene, über die Stadt verteilte Campi) liegt. Vor Ort stellte sich heraus, dass es von dort zum FES, „meinem“ Uni-Gebäude, nur 200 Meter Fußweg sind. Ich denke, deshalb wurde mir dieser Platz zugewiesen. Im Oviedo war ich einer von etwa 300 in Einzel- und Doppelzimmern untergebrachten Studenten und rundum versorgt. Es gibt ein Fitnessstudio, einen kleinen Kinosaal, einen Wäsche-, einen Spiele-, einen Computer- und mehrere Aufenthaltsräume. Jedes Zimmer verfügt über ein eigenes Bad und wird an jedem Wochentag geputzt. Viele Spanier nutzen die Gelegenheit, wenn sie ihr Studium beginnen, zuerst in ein solches Wohnheim zu ziehen, wo sie das erste Mal ohne ihre Eltern leben. Mit der breiten Umsorgung und den beschriebenen Annehmlichkeiten fällt die Umstellung leicht. So begeisternd das ist, birgt es doch den Nachteil, dass der Großteil der Bewohner sehr jung ist und man dementsprechend behandelt wird. Nachdem ich aus dem deutschen WG-Leben kam, fühlte ich mich teilweise etwas in meiner Freiheit beschränkt. Nicht so sehr weil „Rennen auf den Gängen“, Alkohol und laute Musik im Wohnheim verboten sind, sondern eher weil das gleiche auch für Besuch nach 12 Uhr gilt und die Gemeinschaftsbereiche – wie auch alle anderen öffentlichen Gebäude in Spanien – videoüberwacht werden. Da dem aber ein luxuriöses Wohnen gegenübersteht, weit jenseits dessen, was man in typischen deutschen Studentenwohnheimen erwarten darf, ist das ein Preis, den zu zahlen mir nicht schwerfiel. Die Mensa, zu der nicht nur Angehörige des Wohnheims, sondern der ganzen Universität Zutritt haben, befindet sich im Keller. Die Verpflegung war im Stipendium enthalten. Das Essen war sehr fett- und zuckerhaltig, fast immer das gleiche und die Zutaten waren oft alles andere als frisch, manchmal sogar ungenießbar. Ich bin Vegetarier, ein Konzept, das den Spaniern dort, und besonders ihren Köchen, als äußerst abwegig erschien, und war deshalb gezwungen, mich fast ausschließlich von Orangen und Beilagen (Salat, Reis, Pommes) zu ernähren. Mir hat das genügt, weil ich persönlich keinen großen Wert auf gutes Essen lege. Wäre mir aber eine ausgewogene und gesunde Ernährung wichtig, hätte ich Probleme bekommen, zumal es weder Kühlschrank, noch Herd oder Ofen auf dem Zimmer gibt, nur eine für alle Bewohner gemeinsam zu nutzende Mikrowelle. Ich habe aber auch gehört, dass die Qualität des Essens sehr stark variieren soll, je nachdem, in welche Mensa man geht. Und trotz der beschriebenen Schwierigkeiten bin ich jedes Mal gerne die Treppen zum Essen hinuntergegangen, da sich der Speißesaal schnell zum sozialen Treffpunkt entwickelte, wo man stundenlang sitzen, sich unterhalten und neue Leute kennenlernen konnte, weil oft Freunde Freunde und die deren Freunde mitbringen. Natürlich, alleine und ohne Hintergrundlärm zu essen wird dadurch allerdings auch unmöglich. Vor den beiden Ferienzeiträumen, also über Weihnachten und in der Semana Santa, erhielt ich Mails, mit der Information, dass in dieser Zeit das Wohnheim schließen würde und ich bitte mitteilen solle, falls ich eine Unterkunft in einem anderen Wohnheim wünsche. In meinem Fall war das nicht nötig, weil ich beide Male verreist bin, ich weiß aber von Freunden, die problemlos einen Platz in einem anderen Wohnheim gefunden haben. Studium Am Tag nach meiner Ankunft suchte ich zuerst das Oficio de Relaciones Internacionales. Nicht erst dort bot sich mir die erste Gelegenheit, mein Spanisch anzuwenden, sondern schon auf dem Weg dahin, denn es ist in einem unscheinbaren Gebäude hinter einer stets verschlossenen Holztüre untergebracht, von der man nicht vermutet, dass hinter ihr eine (halb-)offizielle Anlaufstelle liegen könnte (Für künftige Suchende: direkt gegenüber dem Touristeneingang der Kathedrale). Schließlich doch angekommen, wurde ich von der Betreuerin der Austauschprogramme, Natalia Gonzales, voll Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft empfangen. Ich musste in dem Jahr nicht oft mit ihr sprechen, weil die Administrationsformalia problemlos vor sich hinliefen, hatte aber immer die Gewissheit, mich im Notfall mit allem an sie wenden zu können. Der Ablauf in den ersten Tagen war dann folgender: Natalia schickte mich zu einem Treffen aller Austauschstudenten meiner Fakultät mit der Verbindungslehrerin, María Sánchez, dort bekamen wir noch einmal einen Überblick über das Studium, wurden dann gebeten, unsere Seminare für das Jahr zu wählen (man muss sich gleich eingangs für den kompletten „curso“, also beide Semester festlegen) und die Auswahl am nächsten Tag von ihr absegnen und unterschreiben zu lassen. Daraufhin musste ich alle Dokumente zur Matrikulation ins heillos überlaufene und unterbesetzte Sekretariat bringen, wo ich anderthalb Tage Wartezeit verbrachte, bis man sich um mich kümmern konnte. Damit war aber alles erledigt, ich konnte zurück ins International Office, erhielt dort meinen Studentenausweis und war offiziell Student an der Universidad de Salamanca. Universität In meinen ersten Wochen nahm ich das (fakultative) Angebot eines zweiwöchigen SpanischIntesivkurses an. Er kostete für mich als Austauschstudenten die Hälfte des regulären Preises von 340 Euro (wenn ich mich recht entsinne). Der Kurs war dann letztendlich sehr kurzweilig und hervorragend geeignet, andere ausländische Studenten kennenzulernen, hat mir aber nicht wirklich geholfen mein Spanisch zu verbessern. Obwohl ich mittels eines Einstufungstests in die Gruppe mit dem höchsten Ausgangsniveau gesteckt wurde, fingen wir so ziemlich bei Null an und wer die Auflagen erfüllt, die gestellt werden, um den Studienplatz überhaupt erst zu bekommen, dürfte alles, was einem dort beigebracht wird schon wissen, oder sich zumindest mit einem Blick in ein Grammatikbuch wieder ins Gedächtnis rufen können. In den ersten Tagen, nachdem ich die verschiedenen Einführungs- und Willkommensveranstaltungen besucht hatte, war ich zunächst einmal beeindruckt von der Professionalität und Größe des ganzen „Drumherum“, also vor allem des administrativen Bereichs. Die einzelnen Fakultäten sind sehr gut ausgestattet, sehr eigenständig und sehr aktiv. Sie bieten nicht nur gute Betreuung, in die beispielsweise soziale Netzwerke (Twitter und Facebook) eng und zeitgemäß eingebunden sind, sondern auch eine breite Vielfalt an Zusatzangeboten, wie Gastvorträge, Berufsberatung oder Sportveranstaltungen. Dazu kam, dass ich als Austauschstudent nichts außergewöhnliches war. Schließlich hat Salamanca seinen Ruf als die Erasmus-Stadt schlechthin nicht zufällig und Verwaltung, Dozenten und Kommilitonen sind an Ausländer und die ständig überall ausgesprochene Frage „Und aus welchem Land kommst du?“ völlig gewöhnt. In den regulären Lehrveranstaltungen fand ich mich dann plötzlich in meine Zeit in der Mittelstufe des Gymnasiums zurückgeworfen. Die Lehrsäle sind Klassenräume, die zu duzenden Dozenten eher Lehrer als Wissenschaftler und sie stellen nicht selten Fragen ans Auditorium, die dann nach Handzeichen entweder „richtig“ oder „falsch“ beantwortet werden können. Dazu kommt ein Prüfungssystem, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste. Hausarbeiten und Klausuren mussten wir noch während der Vorlesungszeit schreiben, so dass man viel Arbeit in wenigen Wochen hat, außerhalb derer aber jede Menge freie Zeit. Für uns ausländische Studenten barg das auf jeden Fall den Vorteil, dass wir gezwungen waren, viel auf Spanisch zu schreiben und zu referieren. So habe ich, obwohl ich natürlich anfangs Angst davor hatte, sehr schnell gelernt, auf Spanisch wissenschaftliche Sätze zu formulieren und Texte zu produzieren. Und dazu gehören natürlich auch formelle (Er-)Kenntnisse, etwa darüber, welche Referatsgliederungen oder Zitationsstile, man in anderen Ländern pflegt. Worauf wir dann zu Semesterende geprüft wurden, war im Großteil der Fälle, wie genau wir die Vorträge des Dozenten auswendig gelernt hatten. Meine spanischen Kommilitonen waren darauf eingestellt, ich dafür bin in meinem ersten Seminar ein wenig erschrocken, als der Professor zu seinem ersten fachlichen Monolog anhob und im gleichen Moment überall um mich herum das klappernde Tosen unzähliger in die Tasten ihrer Laptops hämmernder Finger aufbrandete, getrieben von der konzentrierten Anspannung ihrer Besitzer, die zu fürchten schienen auch nur ein Wort des Gesagten zu überhören, nicht mitschreiben und in der Abschlussklausur nicht exakt wiedergeben zu können. Fachspezifisches Im Großen und Ganzen hängt es in Salamanca wohl stark vom jeweiligen Studiengang ab, welche Erfahrungen man bezüglich des Studiums macht. Der Elitetitel, mit dem sich die Universität stolz schmückt gebührt im Prinzip wohl nur den Fächern Medizin und Jura. Ich studiere aber Soziologie und das Verständnis, das man in Spanien von diesem Fach hat, ist doch sehr weit entfernt von dem, das man in Würzburg vermittelt bekommt. Ich fühlte mich zugegebenermaßen beinahe die komplette Zeit intellektuell etwas unterfordert, machte mir aber, um dem vorzubeugen, bald die Eigenschaft der Soziologie zunutze, alles als ihr Objekt behandeln zu können und sah meine soziologischen Studien bald eher im mittels teilnehmender Beobachtung realisierten Vergleich natiosspezifischer Ausprägungen des Bildungssystems verwirklicht, als in den einzelnen Lehrinhalten. Integration, Land und Leute Mein erster und spontanster Eindruck von Salamanca war, dass es eine wunderschöne Stadt ist. Nicht nur, weil überall alte und aufwendig restaurierte Gebäude als Photohintergrund (oder auch Vordergrund) dienen, sondern auch, weil beispielsweise keine Autos durch das Zentrum fahren dürfen, weil die Straßen voll Musik und Menschen sind, weil Kinder bis tief in die Nacht auf öffentlichen Plätzen spielen, weil die Gebäude eines Straßenzugs nicht in unterschiedlichen Baustilen errichtet sind und weil ich das Gefühl mag, wenn man in Sommernächten in den schmalen Gassen plötzlich nicht mehr ganz sicher ist, ob man sich noch im Freien befindet, oder ob die eng an einen heranrückenden Fassaden nicht Wände sind und der tiefblaue Himmel eine ferne Kuppeldecke. Das alles trifft aber nicht nur auf Salamanca zu, sondern auf alle spanischen Städte, die ich kenne. Als ich in den ersten Tagen noch etwas verloren war und Probleme hatte, andere Leute kennenzulernen, stellte es sich für mich als glücklicher Zufall heraus, dass man mich ins Wohnheim Oviedo gesteckt hatte. Denn im Oviedo sind die meisten Lateinamerikaner untergebracht, die mit einem Stipendium der Banco Santander nach Spanien kommen. So sehr ich um die Vorsicht weiß, die bezüglich Urteilen über „kulturelle Eigenheiten“ geboten ist, bin ich versucht, diesen die Tatsache zuzuschreiben, dass mich alle Latinos, die ich kennengelernt habe von Beginn an kameradschaftlich, offenherzig (und sehr extrovertiert) in ihren Kreis aufgenommen haben. So hatten wir nach nur wenigen Tagen einen großen Freundeskreis gebildet, bestehend aus Leuten über zehn verschiedener Nationalitäten. Wenn ich auf diese Erfahrung hin behaupte, in meinem Auslandsstudium „viel über fremde Kulturen erfahren zu haben“, ist das also tatsächlich mehr als ein Gemeinplatz. Und zudem hat mir dieser Freundeskreis enorm schnelle sprachliche Fortschritte beschert, da ich so gezwungen war ausschließlich Spanisch zu sprechen und nicht in die Lage kam, von der mir andere Austauschstudenten berichteten, die sich den Großteil ihrer Zeit im Ausland auf Englisch unterhalten haben. Die so gewonnene Sicherheit im sozialen und sprachlichen Umgang, half mir dann, letztendlich auch Spanier kennenzulernen. Ohne beides wäre das schwer geworden. Einerseits weil überall gilt: „Man spricht Spanisch!“. Denn die Fremdsprachenkenntnis der Spanier, die ich getroffen habe hält sich in sehr engen Grenzen. Andererseits weil nicht alle, aber die meisten Kastilier ihrem Ruf gerecht wurden, die verschlossensten und mürrischsten unter den Spaniern zu sein. Der Höhepunkt der interkulturellen Verständigung kam dann im Juni mit der Fußballweltmeisterschaft, die gemeinsam mit Fußballbegeisterten aus fast allen teilnehmenden Ländern zu sehen, ganz besonders begeisternd war. Das salmantinische Nachtleben ist so ausschweifend, wie es die Legenden behaupten, die mir vor der Abreise zu Ohren gekommen waren. Das Wochenende beginnt inoffiziell am Hauptausgeh-, dem Donnerstag, worauf die Universität inzwischen resigniert reagiert hat, indem viele ihrer Fakultäten Freitags nur noch Informations-, Wahl- oder praktische Kurse stattfinden lassen, die für ausländische Studenten meist nicht von Relevanz sind. Ich musste deshalb aber nie Angst haben, an „höherer“ Kultur unversorgt zu bleiben. Es gibt zahlreiche Museen und Theater und etwa in der Casa de las Conchas, der öffentlichen Bibliothek, ein breit gefächertes Angebot an Lesungen, Ausstellungen, Sprach- und Literaturzirkeln. Dort werden auch immer Deutsch-Muttersprachler gesucht und ich konnte mir ein wenig Taschengeld verdienen, indem ich eine wöchentliche Deutsch-Konversationsrunde geleitet habe. Zu vielen Museen haben Studenten freien oder stark reduzierten Eintritt. So war ich etwa zweimal kostenlos im Prado. Außerdem ist Salamanca durch die zentrale Lage innerhalb der Halbinsel und die Nähe zu Madrid perfekt als Ausgangspunkt für Reisen ins nähere kastilische Umland, sowie ins fernere Portugal, Galizien, Andalusien und Baskenland geeignet. Wenn ich mit Freunden an Wochenenden und in den Ferienwochen ausgezogen bin, um die iberische Halbinsel zu erkunden, haben wir uns online möblierte Apartments gemietet, wo man selbst kochen kann und um einiges preiswerter wohnt als in einem Hotel. Trotz dieser vielen schönen Seiten, zählt dennoch mit zu den auffälligsten Eindrücken, die ich von Spanien als Land erhalten habe, wie sehr sich die Krise bemerkbar macht. Unmengen an Geschäften stehen leer oder sind zum Schließen gezwungen, die Klassenzimmer werden unabhängig von der Außentemperatur vor Mitte November nicht beheizt, man trifft viele Menschen, die trotz abgeschlossenen Studiums (manchmal auch trotz mehrerer abgeschlossener Studiengänge) keine Arbeit finden und wenn man gleichaltrige vorsichtig nach Zukunftserwartungen fragt, stoßt man auf nicht viel mehr als Zynismus. Gesamteindruck Es war ein unvergessliches Jahr für mich, ich habe es sehr genossen und würde mich jederzeit wieder dafür bewerben. Mein Spanisch und mein Horizont haben sich erweitert. Plant man aber einen ausschließlich auf die Karriere ausgerichteten Auslandsaufenthalt voller neuer fachlicher Erkenntnisse, sollte man entweder Spanisch studieren oder sich vielleicht einen anderen Platz (wahrscheinlich in einem anderen Land) suchen.