VÖB-Zinsprognose-Spektrum März / April 2014
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VÖB-Zinsprognose-Spektrum März / April 2014
VÖB-Zinsprognose-Spektrum März / April 2014 www.voeb.de www.voeb.de Herausgeber: Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB Lennéstraße 11, 10785 Berlin Postfach 11 02 72, 10832 Berlin Telefon 0 30/81 92-0 Telefax 0 30/81 92-2 22 E-Mail: [email protected] Internet: www.voeb.de Redaktion: Manuel Pauser Stand: 21. 03. 2012 8 Herstellung: DCM · Druck Center Meckenheim März/April 2014 Zinsprognose Vorwort Das Zinsprognose-Spektrum des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) umfasst verschiedene Prognose-Ansätze, die eine breit fundierte Einschätzung der zukünftigen Zinsentwicklung ermöglichen. Prognostiziert wird die langfristige Entwicklung der Rendite öffentlicher Anleihen für einen Zeitraum von zwei und sechs Monaten (Monatsdurchschnittswerte). Die Grundlage der fundamentalen Analyse des VÖB bilden zum einen ein System von Frühi ndikatoren, das die Tendenz der Haupteinflussfaktoren des Rentenmarktes abschätzt, und zum anderen eine Prognose mittels technischer Analysen. Die Zinsprognosen der BayernLB, DekaBank, der HSH Nordbank, der Helaba, der LBBW sowie der NORD/LB verwenden Elemente verschiedener Theorien und sind breit aufgestellt. Sie erscheinen alternierend in dieser Publikation. Das Konzept der einzelnen Prognosemethoden wird in den jeweiligen Kapiteln erlä utert. Die zusammengefassten Ergebnisse sowie eine Kontrolle der Prognosen sind dem Bericht vorangestellt. Als Indikatoren der technischen Analyse des VÖB werden die „Methode de r Gleitenden Durchschnitte", „Moving Average Convergence-Divergence / MACD“ sowie der „Index der Relativen Stärke" herangezogen. Hiermit werden vor allem Aussagen zur kurzfristigen Entwicklung der Renditen generiert. Berlin, im März 2014 Prof. Dr. Liane Buchholz Manuel Pauser I Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Inhaltsverzeichnis Prognoseüberblick und Rückschau 3 Fundamentalanalyse der Zinsentwicklung Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB 11 Zinsprognose der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale 17 Technische Analyse der Zinsentwicklung Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB 24 Anhang Verzeichnis weiterer Publikationen des VÖB 30 1 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose 2 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Prognoseüberblick und Rückschau Zinsentwicklung zwei Monate sechs Monate VÖB-Fundamentalanalyse Helaba VÖB-Technische Analyse – Ausgangswert: Umlaufsrendite Öffentlicher Anleihen*, Tageswert 21. März 2014: 1,59 % PROGNOSEKONTROLLE der vorangegangenen Berichte: (VÖB-Kapitalmarktbericht von September/Oktober 2013 und Januar/Februar 2014) zwei Monate sechs Monate VÖB-Fundamentalanalyse f f DekaBank f – Helaba - f VÖB-Technische Analyse – Bezugswert Umlaufsrendite öffentlicher Anleihen*: zwei Monate: Umlaufsrendite Tageswert vom 21. Januar 2014: 1,77 % sechs Monate: Umlaufsrendite Tageswert vom 23. September 2013: 1,94 % Legende: = Prognose einer Zinserhöhung um mehr als 10 Basispunkte = Prognose einer Seitwärtsbewegung, Betrag der Zinsveränderung kleiner oder gleich 10 Basispunkte = Prognose einer Zinssenkung um mehr als 10 Basispunkte f = Prognose entsprach nicht dem Renditeverlauf = Prognose entsprach dem Renditeverlauf - = keine Prognose, bedingt durch Rotation im Prognoseteam * Quelle: Deutsche Bundesbank: Umlaufsrenditen inländischer Inhaberschuldverschreibungen / Anleihen der öffentlichen Hand / Mittlere RLZ von über 9 bis einschl. 10 Jahren / Tageswerte 3 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose 4 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Entwicklung des Kapitalmarkts seit Veröffentlichung des letzten Berichts Unter dem Eindruck der Krimkrise und den drohenden Sanktionen gegen Russland hat die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in den vergangenen Wochen wieder deutlich nac hgegeben. Sie notierte zuletzt bei 1,58 Prozent (Stand: 21. März 2014). Sie gab damit im Monatsvergleich um 18 Basispunkte nach, im vergangenen Jahr sogar um 35 Basispunkte . 3 .0 1 .5 2 .0 2 .5 Prozent 3 .5 4 .0 4 .5 Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre) Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 2007 Datenreihe: 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Umlaufsrenditen inländische Inhaberschuldv. / Anl. der öffentl. Hand / Mittlere RLZ von über 9 bis einschl. 10 Jahren / Tageswerte / Quelle: Bundesbank Mit der politischen Krise zwischen dem Westen und Russland hat die Unsicherheit unter Anl egern und Investoren wieder zugenommen. Die wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen gegen Russland und möglicher Gegenmaßnahmen gegen die Europäische Union im Nachgang zur Annektierung der Krim durch Russland haben für eine Flucht in sichere Anlagen, darunter Staatsanleihen aus Deutschland und den USA gesorgt. Die Rendite der Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit näherte sich damit erstmals seit Mitte Juli 2013 wieder der Marke von 1,50 Prozent und gab damit die Kursgewinne der vergangenen Monate komplett ab. Unterstützung erhielten die Renditen auf den Rentenmärkten zuletzt durch die US-Notenbank. Deren Chefin Janet Yellen kündigte nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses an, bereits früher als bisher geplant den Leitzins anzuziehen. Der Ausblick auf ein mittelfristig steigendes Zinsniveau hat nicht zuletzt auch Anleger davon überzeugt, langfristige Anlage- 5 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose klassen außerhalb von Staatsanleihen in den Blick zu nehmen. Sicherlich war der Effekt einer sich ändernden US-Notenbankpolitik in den USA größer als in Europa. Nichtsdestotrotz waren auch in Europa Gegenbewegungen zum jüngsten Abwärtstrend zu beobachten. Noch deutlicher war der Einfluss der US-Geldpolitik auf den US-Dollar. Die Erwartung höherer Zinsen sorgte für eine Stärkung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen. Nachdem der Euro in den vergangenen Wochen noch einmal sukzessive an Wert gegenüber dem US-Dollar gewonnen hatte, fiel der Euro-Dollar-Kurs nach Bekanntwerden des neuen Zinsausblicks zwischenzeitlich um 1,5 US-Dollar-Cents. Sowohl die Krimkrise als auch die Pressekonferenz der Fed -Chefin ließen auch die Aktienmärte nicht unbeeindruckt. Auf die politische Krise um die Krim und die Ankündigung steigender Zinsen reagierten die Anleger an den europäischen Aktienmärkten mit Verkäufen, darunter ein Großteil Gewinnmitnahmen. Die Auswirkungen, insbesondere der Krimskrise, waren aufgrund der geographischen Nähe im Euroraum weitaus größer als in den USA: Während der Dow Jones in den vergangenen vier Wochen um 1,24 Prozent zulegt, fiel der DAX im gleichen Zeitraum um 3,25 Prozent und fiel zwischenzeitlich sogar unter die 9.000-Punkte-Marke. Unterstützung für die Finanzmärkte kam im Berichtszeitraum von der Europäischen Zentra lbank (EZB). Sie ließ nach beiden Ratssitzungen den Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent, trotz anhaltend geringer Inflation und rückläufiger Kreditnachfrage. Allerdings waren zusätzliche Maßnahmen, die für eine höhere Kreditvergabe sorgen könnten, im Rat bisher nicht mehrheitsfähig. Insgesamt bremste das niedrige Zinsniveau im Euroraum daher einerseits die Renditeentwicklung am Rentenmarkt und sicherte den Anlegern am Aktienmarkt weiterhin günstige Geldversorgung zu. Die wesentlichen Entwicklungen in Kürze: Die Preisdynamik hat in den ersten zwei Monaten des neuen Jahres noch einmal geringf ügig abgenommen. Mit 0,7 Prozent lag die Inflationsrate im Februar 2014 deutlich unter der Zielmarkte der EZB von „knapp unter 2 Prozent“. Der Abstand zwischen der Wachstumsrate der Geldmenge M3 und dem Richtwert der EZB von 4,5 Prozent hat seit dem letzten Bericht noch einmal zugenommen. Die Veränderungsrate betrug im Dezember 2013 1,0 Prozent und im Januar 2014 1,2 Prozent. Der Euro-Außenwert ist im Berichtszeitraum von 1.3566 auf 1,3795 US-Dollar gestiegen (Stand: 21. März 2014). 6 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Konjunkturelle Lage und ihre Auswirkungen auf den Kapitalmarkt USA In den vergangenen Wochen wurden die Aktien- und Kapitalmärkte maßgeblich von der Krimkrise sowie von konjunkturellen Unsicherheiten in den Schwellenländern, allen voran China, beeinflusst. Hingegen hat sich in Europa die allgemeine wirtschaftliche Lage weiter verbessert und die Winterstürme in den USA weniger deutliche Spuren hinterlassen als zunächst ang enommen. So bremste das Winterwetter zwar den privaten Verbrauch, der nach wie vor eine der wic htigsten Stützen der amerikanischen Wirtschaft ist. Dieser zeigte sich allerdings widerstandsfähiger als erwartet und dürfte sich schnell wieder erholen. Beispielsweise fiel das vom Co nference Board ermittelte Verbrauchvertrauen nur geringfügig auf 78,1 Punkte. Der von der University of Michigan ermittelte Index für die Stimmung unter Verbrauchern fiel um 1,7 Punkte auf 79,9 Punkte. Für den Rückgang waren in erster Linie die Erwartungen für die komme nden sechs Monate verantwortlich, während die aktuelle Lage sogar etwas besser eingeschätzt wurde als noch im Monat zuvor. Etwas deutlicher war das Winterwetter in der Umsatzentwic klung des Einzelhandels zu erkennen. So stiegen die Einzelhandelsumsätze im Februar um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, gaben aber im Dezember um 0,3 Prozent und im Januar sogar um 0,6 Prozent nach. Überrascht hatten die US-Arbeitsmarktzahlen für Februar. Die Zahl der neugeschaffenen Ste llen betrug 175 Tsd. und damit mehr als vom Markt erwartet, während die Zahl der vorausg egangenen Monate um insgesamt 25 Tsd. nach oben revidiert wurden. In der Gesamtbetrachtung stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 42 Tsd., die Zahl der als arbeitslos Gemeldeten um 223 Tsd. Im Ergebnis kletterte die Arbeitslosenquote von 6,6 auf 6,7 Prozent. Positive Signale kamen zuletzt aus der US-Industrie. Die Auftragseingänge für langlebige Güter fielen im Januar zwar um 1,0 Prozent. Ohne die schwankungsanfällige Transportkomp onente stiegen sie aber um 1,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Besonders deutlich wuchs die Nachfrage nach Investitionsgütern, rechnet man den Verteidigungs- und Flugzeugsektor heraus. Damit dürfte einerseits die Investitionstätigkeit der Unternehmen in den USA moderat zugelegt haben und anderseits in den kommenden Monaten die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe der USA weiter zunehmen. Für eine erhöhte Aktivität der US-Industrie sprachen bereits die jüngsten Produktionszahlen. Im Februar legte der Ausstoß um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes lag mit einer Wachstumsrate von 0,8 Prozent sogar de utlich darüber, während die Versorger ihren Ausstoß um 0,2 Prozent verringerten. Insgesamt lag die Industrieproduktion 2,8 Prozent über dem Vorjahresniveau und die Produktion des verarbe itenden Gewerbes 1,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Damit hat die US -Industrie den wetterbedingten Rückgang des Vormonats wieder zum Teil ausgeglichen und zu einem normalen Produktionslevel zurückgefunden. Positive Signale für die Industrie senden zudem die Frühindikatoren. Der von der University of Michigan ermittelte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg um 1,9 auf 7 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose 53,2 Punkte aufgrund der verbesserten Einschätzung der Auftragslage sowie der gestiegenen Lagerkomponente. Während der Teilindex für das Beschäftigungsniveau auf seinem Vorm onatswert verharrte, fiel allerdings die Produktionskomponente unter die Expansionsmarke von 50 Punkten. Grund dürften auch hier die Wetterverhältnisse gewesen sein. Darüber hinaus stieg der Empire State Index, der die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe im Raum New York misst, von 4,5 auf 5,6 Punkte, während das Pendant der Federal Reserve of Philadelphia von -6,3 auf 9,0 Punkte anstieg. In beiden Regionen scheint sich demnach die Einschätzung nach dem Winterwetter im Dezember und Januar wieder aufzuhellen. Die Zahl der Neubauverkäufe in den USA stieg im Januar von annualisiert 427 Tsd. auf 468 Tsd. Einheiten. Dies ist das höchste Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise. Ergänzend hierzu stiegen die Preise für Häuser in den USA im Dezember 2013 um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im November waren sie noch um 0,1 Prozent zurückgegangen. Etwas weniger p ositiv schätzen die von der National Association of Home Builders (NAHB) befragten Wo hnungsbauunternehmen die Lage ein. Der entsprechende Index stieg zwar im März leicht von 46 auf 47 Punkte, blieb aber unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Februar um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Auch ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise legte das Preisniveau um 0,1 Prozent zu. Gleichzeitig fiel aber die Inflationsrate von 1,6 auf 1,1 Prozent, was an einem starken Ene rgiepreisanstieg im vergangenen Jahr lag. Von einer Umkehr des moderaten Inflationstrends kann daher keine Rede sein. Euroland Während sich die US-Wirtschaft seit Dezember durch einen Wintersturm nach dem nächsten kämpfen musste, erlebte der Euroraum eine weitere Verbesserung der Konjunkturaussichten, wozu nicht zuletzt der äußerst milde Winter beitrug. So gab zwar die Industrieproduktion des Euroraums im ersten Monat des neuen Jahres um 0,2 Prozent gegenüber Dezember 2013 nach, stieg aber im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent. Im Dezember lag dieser Wert bei 1,2 Prozent. Für den leichten Rückgang war in erster Linie die Energieproduktion verantwor tlich, die aufgrund des milden Winterwetters um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat nachgab. Im Ländervergleich bremsten vor allem die Industriesektoren von Lettland, Finnland, Frankreich und Niederlande das Produktionswachstum, während die deutsche und italienische Industrie Produktionssteigerungen meldeten. Der Ausstoß der deutschen Industrie wuchs im Januar um 0,8 Prozent gegenüber dem Vo rmonat, nachdem er im Dezember bereits um 0,1 Prozent ausgeweitet wurde. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Produktionszuwachs im Januar sogar 5,0 Prozent. Einziger Wehrmutstropfen war die rückläufige Herstellung von Konsumgütern, während der Ausstoß in allen anderen Gütergruppen ausgeweitet wurde. Überdies profitierte vom milden Wetter in Deutschland das Baugewerbe, deren Produktion um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat zunahm. Insgesamt zeigt sich damit die deutsche Industrie in einer äußerst robusten Verfa ssung. Für eine weitere Zunahme der Dynamik im verarbeitenden Gewerbe sprechen zudem die Au ftragseingangszahlen. So stieg im Januar die Nachfrage um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat, während sie im Dezember noch um 0,2 Prozent zurückgegangen war. Sowohl die I n- 8 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose lands- als auch die Auslandsnachfrage trug zu den höheren Auftragseingängen bei. Ebenso wurden alle Gütergruppe verstärkt nachgefragt, allen voran Verbrauchsgüter, deren Auftragseingangsindex um 8 Prozent zulegte. Damit hat die Basis für weitere Produktionszuwächse in der deutschen Industrie an Breite gewonnen. Für weiteres Wachstum spricht auch der von Markit ermittelte Einkaufsmanageri ndex, der zwar von Januar auf Februar um 1,7 Punkte auf 54,8 Punkte fiel, aber weiterhin über der E xpansionsschwelle von 50 Punkten lag. Ebenso stabil im Expansionsbereich lag der Index für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum. Der entsprechende Index gab von 54,0 auf 53,2 Punkte nach. Die Werte fast aller Euroländer deuteten auf Wachstum, bis auf den französ ischen Teilindex. Dieser konnte jedoch auf 49,7 Punkte zulegen und lag damit nur noch knapp in der Kontraktionszone. Darüber hinaus stieg der Gesamtindex für den Euroraum, der das verarbeitende Gewerbe genauso einschließt wie den Dienstleistungssektor und das Baugewerbe, auf seinen höchsten Stand seit 32 Monaten. Den höchsten Stand erreichte der Gesamtindex für Deutschland, wä hrend der französische Teilindex weiterhin unterhalb der Expansionsschwelle lag. Die Indizes der anderen beteiligten Länder lagen im Expansionsbereich. Damit hat sich die Stimmung saufhellung unter den Unternehmen des Euroraums fortgesetzt. Dies bestätigt auch das von der Europäischen Kommission gemessene Wirtschaftsvertrauen, dessen Index im Februar von 101,0 auf 101,2 Punkte und damit zum zehnten Mal in Folge stieg. Alle Teilkomponenten konnten leicht zulegen, mit Ausnahme des Konsumentenvertra uens. Unter den großen Volkswirtschaften wuchs das Wirtschaftsvertrauen vor allem in Deutschland, Italien und den Niederlanden, während es in Spanien stagnierte und in Fran kreich sank. Die Stimmung unter Verbrauchern in Deutschland verspricht für die kommenden Monate eine Ausweitung des privaten Verbrauchs und damit seines Beitrags zum Wirtschaftswachstum. Der von der GfK errechnete Index für das Konsumklima stieg im März von 8,3 auf 8,5 Punkte. Er erreichte den höchsten Wert seit mehr als sieben Jahren. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland hat sich saisonbereinigt um 14 Tsd. verringert und betrug damit zuletzt 2,914 Mio. Seit Januar 2014 sind das insgesamt 42 Tsd. Arbeitslose weniger. Gleichzeitig nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Januar um 40 Tsd. zu. In absoluter Rechnung stieg die Zahl der Arbeitslosen allerdings um 2 Tsd., so dass die Arbeitslosenquote bei 7,3 Prozent verharrte. Das Preisniveau in Deutschland ist nach ersten Schätzungen im Februar von 1,3 auf 1,2 Pr ozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im Vergleich zum Vormonat stie gen die Preise aber um 0,5 Prozent. Für den Rückgang der Inflationsrate waren in erster Linie Mineralölprodukte verantwortlich. Ohne diese Produktgruppe lag die Inflationsrate bei 1,7 Prozent. Die jährliche Teuerungsrate des Euroraums ist im gleichen Zeitraum von 0,8 auf 0,7 Prozent gesunken. Die monatliche Preissteigerung betrug 0,3 Prozent. Preisniveausenkend wirkten sich auch hier rückläufige Energiepreise aus. Ohne die Energiekomponente lag die Inflation srate bei 1,1 Prozent. Die größten Preissteigerungen gab es im Gaststättengewerbe, bei Tabakprodukten und Elektrizität. 9 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Dezember 2013 Januar 2014 Februar 2014 Verbraucherpreise + 1,4 + 1,3 + 1,2 Großhandelspreise - 1,3 - 1,7 - 1,8 Quelle: Statistisches Bundesamt; jeweils Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in %. Auswirkungen auf den Kapitalmarkt Die stabile konjunkturelle Lage sowohl in den USA als auch im Euroraum und die sich stetig verbessernden Konjunkturaussichten für das laufende Jahr hatten sowohl an den Aktienmärkten als auch an den Rentenmärkten für Unterstützung gesorgt. Allerdings hatten die politischen Diskussionen über die Krim und mögliche Sanktionen gegen Russland die verbesserte konjunkturelle Lage überdeckt und die weiteren Kursentwicklungen dominiert . Gute wirtschaftliche Daten in den USA haben hingegen die Federal Reserve dazu bewogen, einen früheren Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik ins Auge zu fassen. Damit hatte sie nicht nur die Marktteilnehmer überrascht, sondern sorgte umgehend für eine Aufwertung des US Dollar-Außenwertes, einen Renditeanstieg für US-Treasuries und Kursabschlägen an den Börsen. Die moderate wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum, einschließlich der geringen Inflation und der anhaltend rückläufigen Kreditvergabe an Unternehmen hat die EZB no ch einmal darin bestärkt, an ihrem aktuellen Zinsniveau festzuhalten und unter Umständen weitere Maßna hmen zu ergreifen. Damit verhinderte sie größere Renditeanstiege an den europäischen Re ntenmärkten. 10 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Fundamentalanalyse der Zinsentwicklung des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, VÖB Annahmen für die Prognose Ausgehend vom Tageswert vom 21. März 2014 (1,58 Prozent) erwarten wir für die kommenden zwei Monate entsprechend unserer Fundamentalanalyse für die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen einen leichten Renditeanstieg unter der Prämisse, dass sich die politische Lage um die Krim und das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen beruhigt . Angesichts dieses politischen Faktors dürften sich verbesserte konjunkturelle Daten und eine we itere Beruhigung der Staatsschuldenkrise im Euroraum nur geringfügig auswirken. Bis Se ptember 2014 erwarten wir einen weiteren Anstieg. Konjunktur und Zinsniveau Die politisch schwierige Lage auf der Krim sowie rückläufige Konjunk turdaten aus einigen Schwellenländern haben die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und Europa weitestg ehend unbeeindruckt gelassen. Unter der Voraussetzung, dass dies auch weiter anhalten wird, dürften sich die Wachstumstendenzen im Euroraum zunehmend verfestigen. Viele Frühindikatoren sprechen für einen anhaltenden Aufschwung, wobei die Dynamik weiterhin gering bis moderat ausfallen wird. Dies zeigen unter anderem die strukturellen Probleme beispielsweise in Frankreich, die bisher nicht ausreichend angegangen wurden und die Wirtschaf t weiterhin bremsen. In Deutschland hingegen hat die Wirtschaft Fahrt aufgenommen, so dass für das laufende Jahr eine Wachstumsrate zwischen 1,7 und 2,1 Prozent durchaus wahrscheinlich ist. Die Daten aus der Industrie und dem privaten Verbrauch sowie die s tabile Lage am Arbeitsmarkt sprechen dafür. Sollten allerdings in der politischen Auseinandersetzung mit Russland tatsächlich Wirtschaftssanktionen verhängt werden, könnte sich diese Prognose ändern. Die Wirtschaft der USA dürfte sich im weiteren Verlauf d es Frühjahrs von den witterungsbedingten Effekten beispielsweise im Einzelhandel oder der Industrieproduktion erholen. Die Auswirkungen möglicher Wirtschaftssanktionen gegen Russland lassen sich für die USA bi sher genauso wenig einschätzen wie für den Euroraum. Allerdings dürften sie in den USA eine geringere Rolle spielen, allein wegen der geographischen Distanz und der geringeren Abhä ngigkeit beispielsweise von russischem Gas. Wir gehen daher davon aus, dass die US Wirschaft im laufenden Jahr um 2,5 bis 3,0 Prozent wachsen wird. Die Rentenmärkte wurden von den politischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Krimkrise voll erfasst. Solange eine politische Beruhigung der Lage nicht in Sicht ist und Sanktionen weiter drohen, werden die Staatsanleihen für verunsicherte Anleger attraktiv bleiben. Renditeanstiege dürften daher in den nächsten Wochen nur gering ausfallen. Lediglich durch die angedeutete geldpolitische Wende in den USA im nächsten Jahr könnte der Au fwärtsdruck zumindest für Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen steigen. Neben den Staatsanleihen könnte der US-Dollar an Stärke gewinnen und damit der EuroDollar-Kurs sinken. Dies dürfte auch der EZB gefallen, die zunehmend den Wertzuwachs des Euro gegenüber dem Dollar ins Auge gefasst hat. Danach erwarten wir von der EZB keine 11 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose weiteren geldpolitischen Maßnahmen. Ebenso wird die Fed an ihrem zuletzt verkündeten geldpolitischen Kurs festhalten. Erwartete Wechselkursentwicklung Wie erwartet hielt sich der Euro-US-Dollar-Kurs nicht nur stabil über der Marke von 1,30 USDollar, sondern legte auch noch deutlich zu. Nachdem er zwischenzeitlich fast die Schwelle von 1,40 US-Dollar erreichte, fiel er nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve auf 1,38 US-Dollar zurück. Ohne zusätzliche Maßnahmen der EZB zur Förderung der Kreditvergabe im Euroraum oder einen enormen Konjunkturschub in den USA gehen wir von keiner nennenswerten Veränd erung des Euro-US-Dollar-Kurses aus. Zwar könnte der Ausblick auf mittelfristig steigenden Zinsen für eine leichte Abwertung sorgen. Aber da das Gesamtzinsniveau vorläufig unverä ndert bleibt, sollte dieser Effekt nur temporär sei und geringfügig ausfallen. Wir gehen für die nächsten Monate von einem Kurs um 1,35 US-Dollar aus. Euroland-Preisniveau und Geldmengenentwicklung Das Preisniveau im Euroraum ist im Februar dieses Jahres noch einmal leicht gesunken. Die Inflationsrate betrug im Februar 0,7 Prozent nach 0,8 Prozent im Vormonat. Grund waren in erster Linie rückläufige Energiepreise. Aber auch ohne die Energiekomponenten lag die Rate bei 1,1 Prozent. In Deutschland hat die Preisdynamik ebenso abgenommen. Die Inflationsrate sank zuletzt auf 1,1 Prozent, betrug aber ohne Energiepreise 1,7 Prozent. Insgsamt ist das Preisumfeld für die expansive Geldpolitik der EZB günstig, eine Deflation ist bisher nicht in Sicht. Die Wachstumsdynamik der Geldmengen M1 und M3 hat seit dem letzten Bericht erneut abgenommen. Zwar stieg die Wachstumsrate der Geldmenge M1 von Dezember auf Jahr von 5,7 auf 6,2 Prozent, im November lag sie jedoch noch bei 6,5 Prozent. Die Geldmenge M3 wuchs im gleichen Zeitraum um 1,0 und 1,2 Prozent, im November noch um 1,5 Prozent. Die Opportunitätskosten für Bargeldhaltung bzw. kurzfristige Einlagen sind demnach erneut gestiegen. Auch hat sich die Leitzinssenkung der EZB vom November 2013 kaum im Geldmengenwachstum niedergeschlagen. Handlungsbedarf besteht für die EZB aufgrund der jüngsten Geldmengenwachstum im Euroraum 6 Geldmenge M1 Geldmenge M3 0 - 0 .5 0 .0 2 0 .5 4 1 .0 1 .5 Prozent 2 .0 8 2 .5 10 3 .0 3 .5 12 4 .0 HVPI Euroland Q1 Q2 Q3 2007 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 2008 Q3 2009 Q4 Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 2014 Q1 Q2 Q3 Q4 2007 Q1 Q2 Q3 2008 Q4 Q1 Q2 Q3 2009 Q4 Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 2014 12 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Geldmengenentwicklung jedoch nicht, so dass sie weiterhin Unterstützung für ihre bisherige Geldpolitik erhält. Die Entwicklung der Bankbilanzen hat in den vergangenen Wochen einerseits die Geldpolitik aus Liquiditätssicht unterstützt, andererseits hat sie der EZB weiteren Handlungsbedarf sign alisiert. So ging die Kreditvergabe an den privaten Sektor im Dezember um 2,4 Prozent und im Januar um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Darüber hinaus wurden im gleichen Zeitraum 3,0 Prozent bzw. 2,9 Prozent weniger Kredit an nichtfinanzielle Unterne hmen vergeben. Eine übermäßige Liquiditätsversorgung der Wirtschaft durch die Banken ist daher anhand der Bilanzdaten nicht zu erkennen. Vielmehr könnte das anhaltend rückl äufige Kreditgeschäft mit Unternehmen im Euroraum die EZB dazu bewegen, weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Kreditvergabe zu ergreifen. Geldpolitik / Geldmarktzins in den USA und Euroland Seit dem letzten Bericht hat sich im Euroraum geldpolitisch nicht s verändert, obwohl viele der für die Geldpolitik fundamentalen Faktoren, beispielsweise die Inflationsrate oder die Kredi tvergabe, kaum Änderungen aufzeigen. Nach der geringfügig niedrigeren Inflationsrate im Fe bruar und den ausgebliebenen Wirkungen des letzten Zinsschrittes könnte die EZB weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Kreditvergabe an Unternehmen ins Spiel bringen. Zudem könnte ihr der anhaltend hohe Euroaußenwert zunehmend ein Dorn im Auge werden. Zusätzl iche Liquiditätsmaßnahmen halten wir nicht für ausgeschlossen. Die Federal Reserve wird in den kommenden Wochen und Monaten die Rückführung ihrer Ankaufvolumina im Rahmen des Quantitative Easing fortsetzen. Nachdem die Notenbankch efin zudem einen früheren Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik ange kündigt hat, dürften viele Beobachter auf weitere Signale warten. Auf kurze Sicht dürfte sich aber an der bisherigen Notenbankpolitik nichts ändern. 6 Leitzinsentwicklung 1 2 3 4 5 Euroland-Leitzinsen US-Leitzinsen 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 13 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Zinsprognose mit einem Regressionsmodell Aufgrund der sich ändernden Einflüsse auf die Zinsentwicklung überprüft der VÖB die Vorhersagen mit Hilfe mathematischer Verfahren, wie z. B. einer Multiplen Linearen Regression (MLR). Bei der MLR wird versucht, (vorverarbeitete) Werte von Zeitreihen aus der Vergangenheit so mit Faktoren zu multiplizieren und anschließend zu addieren, dass der Wert der Zinskurve (Zielgröße) zum gleichen Zeitpunkt möglichst optimal angenähert wird. Es wird davon ausgegangen, dass folgende Bedingungen erfüllt sind: 1.) Eingesetzt werden lediglich Größen, die einen ökonomisch sinnvollen Zusammenhang zur Zielgröße aufweisen. 2.) Zwei paarweise verschiedene Einflussgrößen dürfen inhaltlich nicht den gleichen wir tschaftlichen oder geldpolitischen Einflüssen unterliegen und diese somit direkt oder ind irekt widerspiegeln. 3.) Die Werte der Zeitreihen sind vor Beginn der Regression (neben weite ren umfangreichen Verarbeitungen) entsprechend ihrem zeitlichen Vorlauf so zu verschieben, dass sie eine maximale Korrelation zur Zielgröße aufweisen. Für die tatsächliche Zielgröße werden, unabhängig vom verwendeten Modell, stets Näh erungswerte berechnet. Dazu greift das VÖB-Modell u. a. auf folgende Einflussgrößen zurück: Geldpolitik und Geldmarkt in USA und Euroland, Zehnjährige US-Treasuries, Preisniveau- und Konjunkturentwicklung sowie die Staatsverschuldung im Euroraum. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Aktienmarktentwicklung. 14 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Fazit Basierend auf den fundamentalen Bestimmungsfaktoren und dem MLR -Modell der Zinsentwicklung rechnen wir für die nächsten zwei Monate mit einer äußerst geringen Aufwärtsbewegung der Rendite gegenüber dem Tageswert der zehnjährigen Bundesanleihe vom 21. März 2014 in Höhe von 1,58 Prozent. Auf sechs Monate erwarten wir einen etwas deutlicheren Anstieg der Rendite. 3 .0 1 .5 2 .0 2 .5 Prozent 3 .5 4 .0 4 .5 Prognose Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 zwei Monate sechs Monate US-Geldpolitik Euroland-Preisniveauentwicklung Euroland-Geldpolitik / Geldmarktzins = zinserhöhender Einfluss / = neutraler Einfluss / = zinssenkender Einfluss Zusammenfassung: Zinsentwicklung Fundamentalanalyse Prognose des VÖB (Richtwert: 2,02 %) zwei Monate sechs Monate (1,70 %) (1,90 %) 15 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose 16 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Zinsprognose der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale Fundamental-markttechnische Analyse Die Helaba verfolgt bei der Prognose der Kapitalmarktzinsen einen mehrdimensionalen A nsatz: Die Bestimmung der mittel- und langfristigen Entwicklung am internationalen Geld- und Kapitalmarkt erfolgt sowohl durch fundamental qualitative Determinantenmodelle als auch mit Hilfe quantitativer Bewertungsmodelle. Hingegen fließen auf kurze Sicht vorwiegend charttechnische und marktpsychologische Faktoren in die Prognose ein. Ziel des fundamental markttechnischen Ansatzes ist neben einer hohen Treffsicherheit insbesondere auch Transp arenz und Konsistenz der Vorhersagen. Für die mittel- bis langfristige Prognose wird ein Determinantenmodell verwendet, das die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen durch fundamentale Bestimmungsfaktoren erklärt. Auf Basis der volkswirtschaftlichen Prognosen der Helaba wird eine qualitative Einschätzung der Renditeentwicklung durchgeführt. Die wesentlichen Determinanten sind: Konjunkturerwartungen Inflationserwartungen Fiskal- und Geldpolitik Internationale Kapitalströme Ergänzt und abgeglichen werden die Ergebnisse durch eine quantitative Analyse, die darauf abzielt, einen fundamentalen Gravitationswert zu ermitteln. Die Gegenüberstellung des „fa iren“ mit dem aktuellen Wert gibt Hinweise, ob der Rentenmarkt über - oder unterbewertet ist. Ausgehend von der Schätzung für den US-Rentenmarkt leiten wir die Prognose für die europäischen Kapitalmarktzinsen ab. Basis unseres Bewertungsansatzes ist ein Regressionsm odell für die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen. Zur Bestimmung des angemessenen Niveaus werden die US-Leitzinsen, die langfristigen Inflationserwartungen sowie ein demographischer Faktor herangezogen. Zur Bestimmung eines realistischen Leitzinsniveaus wird u. a. auf die Taylor-Regel zurückgegriffen. Der europäische Rentenmarkt wird in hohem Maße vom Geschehen am US-Rentenmarkt beeinflusst, so dass für die Ableitung des Renditeniveaus im Euroraum neben der EZB-Geldpolitik insbesondere die Prognose für die 10-jährige USStaatsanleihe Berücksichtigung findet. Die Ermittlung einer Zinsstrukturkurve erfolgt ebenfalls mittels Regressionsgleichungen. Für die Ableitung von Zinsszenarien, die sich über einen längeren Zeitraum von bis zu fünf Jahren erstrecken, verwenden wir ein quantitatives Modell, das als Inputfaktor auf eingängige Größen wie BIP-Wachstums- und Inflationsprognosen zurückgreift. Ziel ist dabei in erster L inie ein hohes Maß an Transparenz – welche konjunkturelle Verlaufsvorstellung steckt dahinter? – sowie Konsistenz – passt das Renditeniveau zu unserem Fundamentalszenario? – bei den Prognosen zu erzielen. 17 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Die Ableitung der kurz- bis mittelfristigen Dynamik am Rentenmarkt erfolgt unter Einbeziehung der technischen Analyse ebenso wie marktpsychologischer Elemente. So erklärt die techn ische Kursanalyse den Renditeverlauf aus der Betrachtung vergangener Verläufe. Zusätzlich werden Indikatoren analysiert, die Aufschluss über das Verhalten der Marktteilnehmer geben, die nicht aus der Kapitalmarkttheorie abgeleitet werden können. Dort wird unterstellt, dass die Marktteilnehmer als „Homo oeconomicus“ rational handeln, so dass eigentlich immer effiziente Märkte ohne hohe Volatilitäten zu beobachten sein müssten. Im Vergleich zu dieser theoret ischen Überlegung lassen sich auf den Finanzmärkten jedoch erhebliche Volatilitäten beobac hten und hohe Spekulationsgewinne realisieren. Ein Teil dieser Entwicklungen lässt sich mittel s psychologischer Überlegungen erklären. Beispiele für irrationales Verhalten auf den Finan zmärkten gibt es viele, so sei nur an die Aktienblase der Jahre 1999/2000 sowie die negative Wachstumsillusion auf den Rentenmärkten im Jahr 2005 erinnert. Dabei kam en gleich mehrere psychologische Phänomene zum Tragen: Das bekannteste ist sicherlich der Herdentrieb. Konjunkturerwartungen Die Schwellenländer laufen bereits seit einiger Zeit nur mit halber Kraft. Die Dynamik der Weltwirtschaft ging zuletzt von den Industrieländern aus. Hierzu beigetragen haben insbesondere die USA und die Eurozone, die die Rezession hinter sich gelassen hat. Die Wachstum saussichten in der Eurozone haben sich spürbar verbessert. Nachdem bereits Frankreich Strukturreformen angekündigt hat, will nun Italien unter Führung des neuen Regierungschefs Matteo Renzi sein Land wettbewerbsfähiger machen. Helaba Wachstumsprognosen, % gg. Vj Bruttoinlandsprodukt 2010 2011 2012 2013 2014p 2015p USA 2,5 1,8 2,8 1,9 2,7 3,0 Deutschland 3,9 3,4 0,9 0,5 2,0 1,7 Frankreich 1,6 2,0 0,0 0,3 1,0 1,3 Italien 1,7 0,6 -2,4 -1,8 0,6 1,0 Spanien -0,2 0,1 -1,6 -1,2 1,0 1,3 Euroland 1,9 1,6 -0,6 -0,4 1,2 1,4 Deutschland: arbeitstäglich bereinigt Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research Sollte es jedoch zu einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine bzw. auch nur zu ei nschneidenden Sanktionen kommen, wird insbesondere das Wachstumsziel für Deutschland von 2 Prozent kaum zu halten sein. Die deutsch-russischen Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahren bemerkenswert vertieft. Deutschland exportierte 2013 rund 36 Mrd. Euro bzw. 3,3 Prozent seiner Ausfuhren nach Russland. Sogar 4,5 Prozent der deutschen Importe kamen von dort. Damit ist die Bundesrepublik auch Russlands wichtigster Handelspartner in der EU. Das östliche Land ist zudem der für Deutschland bedeutendste Lieferant von Energie mit Importanteilen von 39 Prozent bei Erdgas und 35 Prozent bei Rohöl. Eine erhebliche Belastung des deutsch-russischen Handels beispielsweise durch gegenseitige Sanktionen und 18 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose höhere Zölle könnte damit nicht nur die Energieversorgung hierzulande gefährden, sondern auch zu empfindlichen Exporteinbußen führen. Auch könnten sich über einen längeren Zeitraum deutlich höhere Energiepreise wachstumshemmend auswirken. Inflationserwartungen Dass es auf der Bewertungsseite einen gewissen Spielraum für niedrigere Renditen gibt, liegt auch an der insgesamt günstigen Teuerungsentwicklung. Gleichwohl sprechen die jüngsten Daten gegen eine Deflation im Euroraum und damit weiter sinkende Renditen. Die Kernrate ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelkomponenten ist zuletzt zwei Mal in Folge g estiegen und liegt im Februar mit 1,0 Prozent relativ deutlich über der Gesamtrate von 0,7 Prozent. Lassen die positiven Effekte seitens der Energiepreise nach – diese sind im Vorjahresvergleich um über 2 Prozent gefallen – wird auch wieder die Gesamtrate zulegen. Zumal die Zeiten sinkender Löhne in den Krisenländern nahezu vorbei sind. Die Wachstumsaussic hten in der Eurozone haben sich spürbar verbessert. Helaba Inflationsprognosen, % gg. Vj Verbraucherpreise 2010 2011 2012 2013 2014p 2015p USA 1,6 3,1 2,1 1,5 1,5 2,0 Deutschland 1,1 2,1 2,0 1,5 1,7 2,1 Frankreich 1,7 2,3 2,2 1,0 1,4 2,0 Italien 1,6 2,9 3,3 1,3 1,2 1,9 Spanien 2,0 3,1 2,4 1,5 1,1 1,9 Euroland 1,6 2,7 2,5 1,4 1,3 2,0 Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research Makroökonomisch und fundamental ist die Entwicklung an den Rohstoffmärkten zwischen A nfang Februar und Mitte März kaum nachzuvollziehen. Immerhin sind die Konjunktursignale in den G10-Staaten und auch in den Schwellenländern eher enttäuschend ausgefallen. Obwohl sich die Lager mitunter – etwa bei US-Erdgas aufgrund von Extremwetterlagen – zeitweilig etwas reduziert hatten, waren zumeist keine wirklichen Lieferengpässe zu verzeichnen. Alle rdings haben vorübergehende Sonderfaktoren, wie der Russland/Ukraine-Konflikt und Wetterrisiken, die nicht kommerziellen Marktteilnehmer bei diversen Rohstoffen kurzfristig offenbar komplett umgestimmt. Nachdem die Finanzinvestoren zuvor mitunter noch kräftig gegen Ro hstoffe bzw. Gold gewettet hatten, sind sie in den letzten zwei Monaten bei diversen Gattungen massiv „Long“ gegangen. Von den 18 im ThomReuters/JefferiesCRB -Index enthaltenen Kategorien hatten zuletzt 15 aufgrund von Sonderfaktoren spekulativ getriebene Preisbewegungen zu verzeichnen. Die Netto-Long-Positionen von institutionellen Anlegern bei Rohstoffen sind zeitweilig geradezu explodiert. Zweifellos bestehen nach wie vor übergeordnete preisstütze nde Megatrends, wie Klimawandel und veränderte Konsumgewohnheiten in den Schwel lenländern, dennoch spricht das fundamentale Umfeld vorerst nicht für deutlich höhere Rohstoffnotierungen. Vielmehr erwarten wir weiterhin eine nachhaltige Preisberuhigung bei Mineralölpr o- 19 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose dukten. Edelmetalle erscheinen angesichts des nicht mehr so günstig en monetären Umfelds in den USA nach wie vor korrekturanfällig, Industrierohstoffe sind noch auf Bodensuche und volatile Agrarrohstoffe werden wohl wieder zunehmend von El-Nino-Wetterunsicherheiten geprägt. Internationale Kapitalströme Nach Turbulenzen in den Schwellenländern hat die Krise in der Ukraine erneut starke globale Kapitalbewegungen ausgelöst. Der Safe-Haven-Status von Bundesanleihen wurde gefestigt. Internationale Anleger suchen angesichts des in weiten Teilen der Welt schwierigen ökonom ischen Umfelds sowie der angespannten geopolitischen Lage Sicherheit für ihre Depots und akzeptieren hohe Kursaufschläge. Die Anlagebedingungen für konservative Investoren sind so schwierig wie noch nie. Um das Renditeniveau auch nur ansatzweise halten zu können, müssen deutlich höhere Risiken eingegangen werden. Die Investoren weichen u. a. auf Unternehmensanleihen aus, was dazu führt, dass auch diese Wertpapiere mittlerweile teurer geworden sind. Ähnliche Tendenzen sind derzeit an vielen Märkten erkennbar. Während der Anlagenotstand insbesondere für heimische Anleger immer mehr zunimmt, wird in Deutschland infolge weitgehend ausgeglichener öffentlicher Haushalte das Angebot an Staatanleihen relativ knapp gehalten. Gleichzeitig sind die Liquiditätsschleusen durch die Geldpolitik der Notenbanken in den Industrieländern noch immer weit geöffnet, was für zusätzliche Nachfrage sorgt. Euro-Stärke stützt Bundesanleihen Index 135 150 130 145 125 140 135 Euro-Aussenwert 120 130 115 125 110 120 105 115 100 110 Bund-Future (rechte Skala) 95 90 01 02 03 04 05 06 07 08 09 105 10 11 12 13 14 100 Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Geld- und Fiskalpolitik Die Expansion der aggregierten Bilanz der wichtigen Zentralbanken hat sich zuletzt wieder beschleunigt. Unter Führung der japanischen Notenbank wurde die Stagnation zum Jahre swechsel überwunden. Unter dem Einfluss der Turbulenzen in den Schwellenländern und der zum Teil deutlichen Zinsanhebungen zur Stabilisierung der angeschlagenen Währungen in diesen Ländern dürften die Industrieländer per saldo vorerst kein Interesse haben, die Liquid itätsversorgung zu begrenzen. 20 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Zyklische Faktoren werden derzeit nicht nur durch internati onale Kapitalströme überlagert. Auch die EZB versucht mit ihrer „forward guidance“, dem Versprechen auf dauerhaft niedrige Leitzinsen, die Kapitalmarktzinsen zu beeinflussen und so bei längeren Laufzeiten die Kapita lkosten zu drücken. Allerdings ist es fraglich, ob ihr dies nachhaltig gelingt, zumal die Anleger ihre Blicke vor allem in Richtung USA lenken. EZB: Zinssenkungsfantasie nimmt ab % 0.90 0.90 6M-Geldmarktsatz in 12 Monaten (EUR) 0.80 0.80 0.70 0.70 0.60 0.60 0.50 0.50 0.40 0.40 0.30 0.30 6M-FIBOR 0.20 0.20 S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A n: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research US-Kapitalmarkt Die schwächeren, jedoch größtenteils wetterverzerrten Konjunkturdaten aus den USA haben die US-Renditen zu Jahresbeginn gedrückt. Die Gesamtlage spricht jedoch nach wie vor für eine nachhaltige Erholung der US-Wirtschaft. Nach den revidierten Daten legte das reale BIP im Q4 um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal (Jahresrate) zu. Dies war zwar weniger als die rund 4 Prozent im Q3, aber das Winterwetter, der „government shutdown“ im Oktober und der Lagerzyklus erklären den Großteil dieser Verlangsamung. Die widrige Witterung und eine Lagerkorrektur sollten im Q1 den Anstieg des realen BIP drücken. Im Rahmen der jüngsten Sitzung des FOMC wurde ebenfalls der Zielschwellenwert bei der Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent „geschliffen“, nachdem man dieser Marke bereits gefährlich nahe gekommen war. Jetzt wird nur noch eine breite Anzahl von Indikatoren berücksichtigt, also das, was die Notenbanken eigentlich immer standardmäßig bei ihren Entscheidungen machen. Eine „forward guidance“ gibt es gleichwohl immer noch, auch wenn sich die US Notenbank nunmehr dem eher qualitativen Argumentationsstil der EZB annähert. Wie bereits im Fall der Bank of England zeigte sich auch jenseits des Atlantiks, dass längerfristige und verlässliche Zusagen zur Geldpolitik mit quantitativen Zielvorgaben nur schwer unter einen Hut zu bringen sind. Angesichts nur schwer vorhersagbarer Entwicklungen besteht bei einer „forward guidance“ immer ein latentes Risiko, dass die Reputation einer Zentralbank Kratzer bekommt. Das Umfeld für Renten wird ungemütlicher. Ein Anzeichen dafür sind leicht gestiegene Zinsprojektionen der FOMC-Mitglieder. Äußerungen von Fed-Chefin Yellen lassen darauf schließen, dass die Zinswende durchaus bereits im Frühjahr 2015 angepeilt wird, etwa ein 21 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose halbes Jahr nach Ende des Taperings. Damit könnte der Startschuss für eine intensive re Diskussion bezüglich der geldpolitischen Wende gefallen sein. Noch im Januar waren die US Geldmarktsätze im Terminbereich spürbar gesunken, was ebenfalls Ausdruck der schwäch eren Konjunkturdaten war. Jetzt sind sie sprunghaft angestiegen, was sich bisla ng jedoch vergleichsweise moderat auf die Rendite 10-jähriger US-Treasuries ausgewirkt hat. Nimmt die US-Wirtschaft im Frühjahr Fahrt auf, wovon wir ausgehen, so dürften Renten spürbare Kursverluste erleiden. US-Terminmarktzinsen mit Aufwärtspotenzial % 0.90 10-jährige US-Treasuries (rechte Skala) 3.20 0.85 3.00 0.80 2.80 0.75 2.60 0.70 0.65 2.40 6M-Geldmarktsatz (USD) in 12 Monaten 2.20 0.60 2.00 0.55 1.80 0.50 1.60 0.45 A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A 1.40 Quelle: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research 22 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Hauptszenario für die kommenden Monate Positive Impulse für die Weltwirtschaft gehen insbesondere von den USA aus. Die Ko njunkturdynamik in den Emerging Markets fällt dagegen schwächer aus als erwartet . Die Lage in der Ukraine entspannt sich langsam. Geopolitische Unsicherheiten bleiben j edoch bestehen. Rohölpreise und Inflationserwartungen weisen keine großen Sprünge auf. Die US-Notenbank reduziert ihre Anleihekäufe kontinuierlich, so dass vermutlich das Kaufprogramm im vierten Quartal endet. Gute US-Konjunkturdaten befeuern die Diskussionen über eine raschere Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik. Im Zuge der konjunkturellen Erholung im Euroraum hat sich die Zinssenkungsfantasie weitgehend verflüchtigt. Das niedrige Leitzinsniveau dürfte angesichts des schwachen Geldmengen- und Kreditwachstums jedoch noch lange Bestand haben. Helaba Zinsausblick: Eingetrübt Basisszenario (80% Eintrittswahrscheinlichkeit) 2012 2013 2014 Konjunkturerwartungen Inflationserwartungen Geldpolitik Fiskalpolitik US-Kapitalmarkt Internationale Kapitalströme Einfluss auf das Kursniveau 10-jähriger Bunds auf Sicht von 3-6 Monaten: positiv neutral negativ Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research Zusammenfassung: Zinsentwicklung Fundamentalanalytische Prognose der Helaba zwei Monate sechs Monate (1,9 %) (2,10 %) 23 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Technische Analyse der Zinsentwicklung Methode der gleitenden Durchschnitte Die Kurve der gleitenden Durchschnitte auf Basis von 38 Tagen wurde zuletzt von unten durchstoßen. Damit liegt ein schwaches Signal für steigende Renditen vor. Allerdings wurde die 200-Tageslinie zuletzt von oben durchbrochen, was für sinkende Rend iten spricht. Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre) 3 .0 38-Tageslinie 2 .5 1 .5 2 .0 Prozent 200-Tageslinie Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 24 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Relative Strength Index (RSI) RSI-Werte oberhalb von 70 zeigen eine Situation künftig eher sinkender Zinsen an. Werte u nterhalb von 30 sind als Signal für steigende Zinsen zu interpretieren. Vgl. auch Erläuterungen auf den folgenden Seiten. Der RSI-Wert liegt im neutralen Bereich zwischen 30 und 70. Es wird kein Signal generiert. Allerdings bewegt er sich deutlich am oberen Rand. 2 .5 2 .0 1 .5 Prozent 3 .0 Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre) Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 20 30 40 50 60 70 RSI Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 25 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Moving Average Convergence-Divergence (MACD) Der MACD liefert Signale für steigende oder fallende Kurse an den Schnittpunkten der beiden Linien. Schneidet die (schnellere) 12-/26-Tageslinie die langsamere Signallinie von unten nach oben, so liegt ein Signal für steigende Zinsen vor. In anderer Richtung spricht ma n von einem Signal für fallende Renditen. Am aktuellen Rand hat die Tageslinie die Signallinie letztmalig von unten durchbrochen. Somit liegt ein Signal für steigende Zinsen vor. Dies zeigt auch die folgende Abbildung. 2 .5 2 .0 1 .5 Prozent 3 .0 Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre) Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 12-/26-Tageslinie Signallinie - 0 .1 5 Prozent - 0 .0 5 0 .0 5 MACD Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 26 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose 2 .5 2 .0 1 .5 Prozent 3 .0 Umlaufsrenditen der öffentl. Hand (9-10 Jahre) Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 Q4 Q1 Q2 Q3 2013 Q4 Q1 Q2 2014 0 .0 5 MACD-Signaldifferenz 0 .0 1 - 0 .0 3 Prozent bullish bearish Q1 Q2 Q3 2010 Q4 Q1 Q2 Q3 2011 Q4 Q1 Q2 Q3 2012 Fazit der Technischen Analyse Die Analyseinstrumente Moving Average und MACD zeigen die Tendenz zu steigenden Renditen auf. Der RSI bewegt sich im neutralen Bereich. Es wird für den Prognosehorizont von zwei Monaten von steigenden Renditen ausgegangen. Tendenz der Zinsentwicklung Prognose auf Basis der Technischen Analyse zwei Monate sechs Monate – 27 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Methodische Erläuterungen Grundsätzliche Annahmen der Technischen Analyse Unter der Technischen Analyse versteht man das Studium von Marktbewegungen (Kurs, Umsatz sowie Open Interest bei Futures und Optionen) auf der Basis von Charts, um künftige Kurstrends vorherzusagen. Der technische Ansatz basiert auf den folgenden Grundanna hmen (vgl. John Murphy, 2006): 1. Die Marktbewegung diskontiert alles. 2. Kurse bewegen sich in Trends. 3. Die Geschichte wiederholt sich selbst. Daraus folgt, dass neben den zu untersuchenden Kursbewegungen keine weiteren Einflüsse in Betracht gezogen werden müssen! Die Technische Analyse konzentriert sich auf d as Studium von Marktbewegungen und fragt nicht nach den ökonomischen Gründen für das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dies verhilft ihr zu Objektivität und macht sie von Meinungen und Vermutungen weitgehend unabhängig. Methode der gleitenden Durchschnitte (Moving Averages) Das Verfahren der gleitenden Durchschnitte wird zur Glättung einer Zeitreihe eingesetzt. Kur zfristige und möglicherweise eher zufällige Schwankungen sollen gedämpft und ein Trend dadurch sichtbar gemacht werden. Ein gleitender Durchschnitt wird durch die Bildung des arithmetischen Mittels aus einer b estimmten Anzahl von Werten einer Zeitreihe bestimmt. Die Breite des Berechnungszeitraumes des arithmetischen Mittels (der Ordnung des gleitenden Durchschnitts) ist von hoher Bedeutung für die Analyse von Zeitreihen. Meist werden gleitende Durchschnitte über 38 sowie 200 Tagen berechnet. Der so berechnete gleitende Durchschnitt repräsentiert einen Trend, aus dessen Verhalten Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Kurses gezogen werden. Je größer die Ordnung des signalgebenden gleitenden Durchschnitts (z. B. 38 Tage oder 200 Tage) ist, desto zuverlässiger ist in der Regel das angezeigte Signal. Allerdings sinkt mit zunehmender Ordnung auch die Erkennungsgeschwindigkeit, da Entwicklungen am aktuellen Rand stärker nivelliert werden. Relative Stärke Index (RSI) Der RSI misst die "innere" Stärke eines Titels. Er dient der Erkennung unter- bzw. überverkaufter Marktsituationen. Zur Berechnung des RSI werden über mehrere Schritte die Aufwärtsdifferenzen einer Kursentwicklung ins Verhältnis zu deren Abwärtsdifferenzen gesetzt. 28 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Der Wert des RSI variiert zwischen 0 und 100 und weist folgende Eigenschaften auf: Tiefstwerte unterhalb 30 und Höchstwerte oberhalb 70 bilden sich meist früher hera us, als im Kursverlauf des Basistitels. Liegt die Indikatorlinie unter 30, so deutet dies auf einen überverkauften Markt hin. Werte oberhalb von 70 deuten auf einen überkauften Markt hin und werden damit als Verkaufssignal interpretiert. Der RSI besitzt seine Stärken in zyklischen oder Seitwärtsmärkten und ist besonders geeignet, rechtzeitig Ausstiegszeitpunkte zu markieren. Moving Average Convergence-Divergence (MACD) Der MACD (Moving Average Convergence-Divergence) basiert auf insgesamt drei exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitten, die zur Konstruktion zweier Linien benutzt werden. Die Werte der ersten Linie werden über die Differenz zwischen einem auf 12 - und auf einem 26Tage exponentiell geglätteten gleitenden Durchschnitt errechnet. Die zwei te Linie, die man als Signallinie bezeichnet, erhält man als 9-Tage exponentiell geglätteter und gleitender Durchschnitt der Linie 1. Signale für steigende oder fallende Kurse entstehen an den Schnittpunkten beider Linien. Schneidet die (schnellere) Linie 1 die langsamere Signallinie von unten nach oben, so liegt ein Kaufsignal vor. In anderer Richtung spricht man von einem Verkaufssignal. Der MACD liefert in Märkten mit einem starken Aufwärts - oder Abwärtstrend sehr gute Signale. In Seitwärtsphasen erhält man jedoch leicht Fehlsignale. Eine Möglichkeit, Fehleinschätzungen zu vermeiden, ist die Nutzung des sog. MACD-Histogramms. Es stellt nur die Differenz zwischen den Werten beider o. g. Linien dar und bewegt sich daher um eine Null-Linie. Ein Abflachen unter null ist als Kaufsignal zu interpretieren. Umgekehrt verhält es sich beim Ausstieg. Die Abbildungen der aktuellen Prognose enthalten alle drei hier diskutierten Linien jeweils in Verbindung mit der Kursentwicklung. Damit ist ein Vergleich der Charts und eine Aussage zur Güte der Prognosen möglich. Autor: Prof. Dr. Tilo Wendler 29 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands März/April 2014 Zinsprognose Weitere Publikationen des VÖB Sie haben Interesse an weiteren Publikationen des VÖB? Dann schreiben Sie bitte eine E Mail an [email protected]. Nachstehend eine Übersicht der aktuellen VÖB-Publikationen. Weitere Publikationen finden Sie auf unserer Internetseite unter www.voeb.de. Publikationen – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – Aktuelle Übersicht: Neuregulierungen im Bankensektor Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf Banken und Volkswirtschaft Bankgeschäfte mit Kommunen in Europa I – Kommunalfinanzierung in den "alten" EU– Staaten Beherbergungsgewerbe in Deutschland – Leitfaden für Immobiliensachverständige – Betrugsbekämpfung – Leitfaden zur Erstellung der Gefährdungsanalyse zur Verhinderung betrügerischer Handlungen zu Lasten des Instituts nach § 25c KWG – Demografieatlas Deutschland – Auswirkungen des demografischen Wandels auf Wirtschaft, Finanzen und Immobilienmarkt Demographie ist Gegenwart – Förderbanken in der Verantwortung Der Ombudsmann der Öffentlichen Banken – Tätigkeitsbericht 2012 Einführung von Flugzeugpfandbriefen Einlagensicherung EU-Finanzsanktionen Finanzkolloquium IAS 32 – Weiterentwicklung von IAS 32 zwingend erforderlich Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetz Fördern und Finanzen Förderstatistik: Wirtschafts-, Wohnungsbau- und Agrarförderung Gesetz zur Modernisierung des Finanzrechts Gutachten zur Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach IAS 32 – ein Vorschlag zur Modifizierung von IAS 32 Gutachten zur Abgrenzung von Eigen- und Fremdkapital nach IAS 32 (englische Fassung: The Differentiation Between Equity Liability According to IFRS) Interpretationshilfen für die Umsetzung von Basel II – Mindestanforderungen an Kreditrisikominderungstechniken Jahresbericht 2013 Kernregionen Deutschlands im Mittelpunkt – Demografie, Konjunktur & Immobilienmarkt Kommunen auf dem Weg in die Doppik – Öffentliche Banken als Wegbegleiter Kreditwirtschaftlich wichtige Vorhaben der EU (mit CD-ROM) / Oktober 2013 Leitfaden zur Erstellung der Gefährdungsanalyse nach § 25a Absatz 1 Satz 3 Nr. 6 KWG Leitfaden zur Erstellung eines Beurteilungssystems nach § 18 KWG Public Private Partnership: Öffentliche Banken – Partner in einem dynamischen Markt Der Übergang vom nationalen zum europäischen Zahlungsverkehr – Single Euro Payments Area (SEPA) VÖB-ImmobilienAnalyse – Instrument zur Beurteilung des Chance-Risikoprofils von Immobilien VÖB-Förderbankenbroschüre – Struktur der Förderbanken auf Bundes- und Länderebene Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz 30 Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands www.voeb.de Herausgeber: Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB Lennéstraße 11, 10785 Berlin Postfach 11 02 72, 10832 Berlin Telefon 0 30/81 92-0 Telefax 0 30/81 92-2 22 E-Mail: [email protected] Internet: www.voeb.de Redaktion: Manuel Pauser Stand: 21. 03. 2014 8 Herstellung: DCM · Druck Center Meckenheim VÖB-Zinsprognose-Spektrum März / April 2012 www.voeb.de