120 Kurzgedichte - Andreas Fröhlich

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120 Kurzgedichte - Andreas Fröhlich
120 Kurzgedichte
(© Andreas Fröhlich) PS: Ich mag es, Du/Dir/Dich gross zu schreiben. Und Du? Aber-Witz
Zeitlebens sagt Herr Waber
- seitdem ein kleiner Knab’ er zu allem immer „aber“,
nichts andres von sich gab er.
Zum Essen (welch’ Geschlaber!),
auch zum Herdplattenschaber,
sogar zum Kandelaber –
Herr Waber sieht ein „Aber“.
Doch eines Tages hab’ er
gesagt: „Ganz ohne Aber,
wie schön das wäre, aber
das geht halt nicht“, so Waber.
Abnäh
Wenn sie zuenimmt, redt sie zuenehmend vom Abnäh.
Sodass de Wunsch abz’näh au zuenimmt,
bis sie würkli zuenehmend abnimmt.
Leider nimmt dänn de Wunsch abz’näh meischtens wieder ab.
Und sie nimmt wieder zuenehmend zue.
Abstimmung
Ja, über das, was mich erfreut,
darüber wird heut’ abgestimmt;
nur hoff’ ich leis’,
ich sei kein Greis,
bis man auch etwas unternimmt...
Abwarten und Tee trinken?
Stimmt!
Warten - bis das Teewasser kocht.
Warten - bis der Tee gezogen hat.
Warten - bis es weniger heiss ist.
Danach – Tee geniessen!
Und schliesslich warten, ob vielleicht jemand die Tasse abwäscht?
Alleine
Alleine?
Alleine ohne alle?
Alle sind alleine!
Alleine sind deshalb nicht alle,
sondern eigentlich keine.
Arabische Postkarte
Die Karte kommt und ich erbleich’,
von Dir aus Sharm-el-Sheikh;
nun bist Du reich
und bleibst sogleich,
dank Deinem Charme beim Scheich.
Augenblick am Meer
Möwenflügelschläge
Schatten von Fussabdrücken im Sand
Abendsonne, die sich im Meer spiegelt
Steinchen, die bei der Brandung hinunterrieseln
Wind auf der Haut
Salz im Gesicht
Sonnencrèmeneinreiben
Sand aus den Füssen gespült
Duschgeldüfte und perlende Wasserbrause
oranges Frottiertuch
prickelndes Gefühl in warmen Kleidern
und dann: Frisch frisiert der Pasta auf der Piazza entgegen –
Kinder, was für ein Leben…
Birgit
Wenn’s Bier git, rüeft d’ Birgit „igitt!“,
will’s Trinke de Birgit nid liit,
`s isch ihre au wohl
ohni Alkohol,
em Fred, ihrem Fründ gfallt das nit.
Nit sälte git’s deswäge Striit:
„Probier es Bier, Birgit, `s wär Zyt!“,
meint hüfig dr Fred. „Nur mit dirä Red“,
meint sie, „stossisch Du uf Granit“.
„Dodemit“, rüeft är us, „chunnsch nit wyt,
will’s hüt so viel Bier git, Birgit.“
Doch im Grund wär är froh,
trinkti är ebeso
wie d’ Birgit, wenn’s Bier git, nit mit...
Bauernregeln
Leuchtet hell die Kassiopeia,
ist es Zeit für in die Heia.
Schweifen die „H“ durch die Meteobilder,
dann werden die Tage oft wärmer, sprich, milder.
Eines weiss man: Der Bericht
stimmt heut’ wieder – oder nicht.
Wenn die Flur sich in ein sattes Braun mitunter hüllet,
liegt das oftmals daran, dass ein Bauer grade güllet.
Sieht der Lehrer seine Schüler,
wird es draussen wieder kühler.
Bayerischer Politikerausspruch
Wir sprachen noch von Massnahmen,
bis wir das erste Mass nahmen.
Beizengänger
Es bricht der Klaus
in Jubel aus,
weil er fast wie ein Adler fliegt,
bis er dann nach
dem Sturzflug schwach
die Rechnung für die Radler kriegt.
Bildungsurlaub
Lieber Herr Lehrer
Ihre Schüler wissen, was Sie brauchen und ersuchen,
Sie darum, den Bildungsurlaub endlich mal zu buchen und schliesslich werden Sie von der 5a darum gebeten,
diesen, so es möglich ist, schon morgen anzutreten!
Bröisi (=Rösti)
I choche meischtens Bröisi,
das wird Euch wohl ned neu sii,
`s git Riis u Fritt
zu kener Zyt, d’ Ching säge drum, es fröi si.
U wäg däm feine Bröisi
chöi d’ Ching mir nume tröi sii;
so wohne die
mit 40 no hie, ersch’ ohni Bröisi göi si.
Chatten statt tschutten
Heute surft man ohne Brett
pausenlos im Internet,
denn es zählt nicht mehr zu joggen,
sondern gut sich einzuloggen.
Statt dem Grün von der Natur
sieht man nur die Tastatur,
und man sagt seit „www“
manchem Waldlauf meist „ade“.
Tennisspieler stehen stets
nur noch online mehr „am Netz“,
manchmal aber merkt man’s schon:
Denksport gibt nicht Kondition...
Chemikerfamilientreffen
„Zeit wird’s“, meint der Laborant,
„dass man was unternimmt,
bevor die Base sauer wird,
weil die Chemie nicht stimmt.“
Chettereaktion
De Chef het usgrüeft, will i leider d’ Arbet lätz heig gmacht,
klar han i do d’ Frau agsunge, wägem chalte Znacht,
uf das hii het die Gueti mit de Chind am Tisch no keifet,
will sie händ sich d’ Händ mit Wasser gwäsche, doch ned gseifet,
und die sind druf de Hund go gingge, liit drum nur dehei –
drum vilicht, we mir Glück händ, biisst er morn mim Chef is Bei...
Dankeskarten
Liebe Tante
Ich möchte Dir danken
für Deine zwei Franken,
doch wär ein 5-Liber
mir lieber.
*
Ich danke Dir für Deine Socken, so wie jedes Jahr,
doch diesmal ist’s besonders toll – jetzt passen sie sogar!
*
Ich danke Dir für Deinen Biber, schön verpackt und frisch,
nein, diese kleine Kostbarkeit kommt nicht gleich auf den Tisch.
Auch hab ich den vom letzten Jahr gar lange Zeit gespart,
doch im Vergleich zum neuen ist er jetzt schon ziemlich hart...
*
Ich dank Dir herzlich für das Geld,
es hat mich richtig aufgestellt;
jedoch, ist das nicht sonderbar,
ich weiss nicht mehr, wie viel es war!
Wie schnell man so was doch vergisst,
wenn man schon wieder pleite ist...
*
Jawohl, endlich möchte ich Dir jetzt noch danken,
Du schenktest mir da einfach so die 5 Franken,
ersparst mir für heute den Weg auf die Banken,
verzichtest wohl noch meinetwegen auf Anken.
Doch Mama, sie sagte mir heute, man warte,
hat man was geschenkt, auf die dankende Karte,
so tat ich vier Franken dafür investieren
und einen den braucht’ ich, um sie zu frankieren...
Das erste Wort
Nach der Geburt, da spricht der Sohn
nicht „Mama“, sondern „Pokémon“.
Das gesunde Nachtessen
Es schmeckte sehr
der Haferbrei
mit Fencheltee und Quark;
doch unschlagbar
am Ende war
halt der Coupe Dänemark.
Das kürzeste Märchen
Das kürzeste Märchen,
es stammt von einem Pärchen,
er krümmte ihr ein Härchen,
da packte sie ihr Wärchen.
Ja, so vergingen Jährchen,
bis später unter Lärchen
sie wieder wurden Pärchen,
so endet schön das Märchen.
Demut
Das Feuer, das das Herz erweicht,
der Tropfen, der die Glut erreicht,
der Felsen, der das Meer zerreisst –
ist’s das, was bei uns „Demut“ heisst?
Dur und Moll
Ein Durakkord, der sagte einst zum Moll,
was diese trübe Stimmung denn da soll?
Der Mollakkord erwiderte zum Dur:
„Dein freudiges Geplänkel stört ja nur.“
Ja, daraufhin entfernten Moll und Dur
den jeweils andren aus der Partitur,
doch wurde dann der Moll der Trauer voll,
beim Dur die Freude unecht überquoll.
„Ich war wohl, mit Verlaub“, so sprach der Dur
zum Moll „wohl irgendwie ein wenig stur“,
worauf dann zugab ebenfalls der Moll,
das Leben ohne Dur sei nicht so toll.
„Wahrscheinlich will“, so meinte Moll zum Dur,
„dass wir uns gut ergänzen, die Natur“.
So lebten beide glücklich, Dur und Moll –
und fragten nicht mehr ständig, was das soll.
Einbildung
Sehr begabt in Sachen Lyrik
ist man nur bei uns - in Zürik.
Einfach
Der Alltag scheint kompliziert:
Die Steuererklärung ist kompliziert.
Der Abfallkalender ist kompliziert.
Die Bedienungsanleitung des Videorecorders ist kompliziert.
Man möchte manchmal fast sagen:
Alles ist kompliziert.
Aber so einfach ist es dann auch wieder nicht.
Wahrscheinlich sind wir - einfach kompliziert...
Einigkeit
Jede het en andri Meinig,
sowiit sind sich alli einig...
Eintrag ins Absenzenheft
Gestern früh, da hustete vorm Haus der Nachbarsknabe,
nun weiss ich nicht, ob ich genügend Antikörper habe,
man liest’s ja täglich, an der Grippewelle ist was dran –
und käm’ ich heut’ zur Schule, steckten mich nur alle an.
Einträge ins Poesiealbum
Mir fällt grad nix zu schreiben ein,
so lass’ ich es halt bleiben sein.
*
Ich wünsche Dir,
und Paps mit mir,
nur eitel Sonnenschein.
Doch auch genügend Ehrlichkeit,
sollt’ es mal so nicht sein.
Einsamkeit
In einer Zeit der Einsamkeit,
wo Du vergisst Geborgenheit,
schaust Du Dich um,
bewunderst stumm
die da im Streit zu zweit...
Es
Sali Kari.
Jäso de Fritz!
Meinsch es chäm no?
Möglich wär’s – nach geschter.
Wobii ’s es wohrschinli wieder verblost.
Aber wenn’s vo Afang aa so isch, bliibt’s ned lang, Du.
Mues miner Meinig no ned sii, so wie sich’s jetz wieder git.
Jä, säg das ned z’früeh. Au scho isch es uf de Obig no cho, schöner nützti nüt.
Hüt mag’s aber glaub hebe.
Das han i `s letscht Mol au gmeint, aber spöter isch no eis abe. Und denn was für eis.
Denn chäm’s jetz aber gräuer.
Tüsch Di ned, `s cha mängmol schnell zämegheie – weisch jo, wie’s scho gsi isch.
Nänäi, es het jo am Frytig scho abeglehrt, das het’s möge verliide.
Aber’s isch ebe glych z’wenig gsi, `s brüchti no meh – `s müesst no es längers gäh.
Jo, `s hätt eigetlich scho am Morge selle eis do sii.
Stimmt, weis au ned, wo’s bliibt.
Trotzdem glaub i ned, dass`s hütt no chunnt, suscht würd’s jetz anderscht tue.
Hejo, Fritz, wenn’s mag verhebe-n isch au rächt.
Stimmt, mir nämmet’s, wie’s chunnt, Kari.
Genau – was er ächt morn wieder het?
Farbe bekennen
Wenn die Grünen zu blauäugig sind,
beginnen die Roten schwarz zu malen.
Wenn jedoch die Roten schwarz malen,
beginnen die Schwarzen, sich grün zu ärgern.
Wenn aber die Schwarzen sich grün ärgern,
beginnen die Blauen rot zu sehen.
Wenn aber die Blauen rot sehen,
beginnen die Grünen blauäugig zu sein.
Und was dann wieder passiert, wissen wir ja jetzt.
Februar
Der eine bastelt heute schon herum an seiner Larve,
der andre meint „mich ruft der Berg, drum fahr ich hin und carve“.
Und wem der Fasnachtsbrauch zu alt,
die Abfahrt in der Lenk zu kalt,
der wartet auf die Sonne irgendwo in der Algarve.
Ferientipps
Fährt es nicht, Dein Wohnmobil,
wähl ein andres Urlaubsziel.
Wer nicht denkt an Zimmernummern,
muss im Gang am Boden schlummern.
Tut am Berg Dein Fuss Dich mahnen,
schau Dich um nach Gondelbahnen.
Denk’ an Deinen Pass, denn ohne
kommst Du höchstens bis Isone.
Tu’ über den Mann nicht klagen,
schliesslich hilft er Koffern tragen.
Fixierung von Mensch vor Spiegel
Ich wär so gern en Genius,
nur tümmer leider gsehn i us.
Fläsche träge git Durscht
Sini Fläsche, die isch leer,
e neui chauft de Burscht.
Di neui aber, die isch schwär,
bim Träge git es Durscht.
Scho wieder trinkt är d’ Fläsche leer,
und wieder bruucht de Burscht
e wytri Fläsche – wieder schwer,
scho mäldet sich de Durscht.
Wie goht die Gschicht us vo dem Buurscht?
Chunnt är ächt je no hei?
Triibt immer zrugg ihn ächt sin Durscht?
I cha Di tröschte: nei!
Bim 3. Mal het gäg sin Durscht
jetz euse Fründ drum gwunne will plötzlich het är gseh, de Burscht,
uf halbem Wäg en Brunne...
Fernsehen
Das Fernsehen macht,
was das Publikum will,
damit das Publikum macht,
was das Fernsehen will.
Frage des Schwiegervaters in Frankreich
Pourquoi n’ a-t-elle
pas de natel?
Friedliche und Krieger
Müssen Friedliche zu Kriegern werden,
damit Krieger friedlich werden?
Früelig
Sicher isch es schön, de Schnee
wieder uf de Flure z’gseh,
aber and’rersiits, es wär mer
glych, es würd bald äntli wärmer.
Früher oder später
Früher sagte sich der Peter:
„Später wird es besser, später“,
später aber wird ihm klar,
dass früher alles besser war...
Für guten Strom gegen den Strom
Da gab es eine Energieform, das war manchen klar,
die hätte vieles gut gemacht, man nannte sie „solar“,
als Rohstoff stets erneuerbar,
jedoch, weil es so teuer war,
hat niemand sich bis heut’ gefunden, der’s bezahlt in bar...
GA
Ich jette mit de Bea
ned wäg uf Neu-Guinea,
au ned nach Südkorea
und ned nach Eritrea.
Ich luege mit de Bea
de Vierwaldstättersee aa;
was mues me immer meh ha?
Will d’ Bea het drum’s GA.
Galerie
Da schlen’dre ich mit Herr’n und Damen
nun zum letzten Werk im Rahmen,
das, wir sehen’s, klar im Strich,
von einem Meister sicherlich.
An sattem Weiss ein flächig’ Stück,
wirft Fragen auf, nimmt sich zurück
und provoziert auf seine Art,
so murmelt einer in den Bart.
Es käme aus ganz ohne Form,
ruft eine Frau, entbehr’ der Norm,
spiel’ nur mit Schatten und mit Licht,
ich nicke – sehen tu ich’s nicht.
„Ein Frühwerk“, ruft ein Herr in Schale,
viel man wohl dafür bezahle,
„expressiv-abstrakt das Bild“,
so ruft er aus (und fuchtelt wild)!
Derweil man inspiriert sinniert
nun der Kurator reinmarschiert
und sagt: „Ach ja, bedaure sehr,
dass heute dieser Rahmen leer...“
Geburtstagsrede
Heute, Lieschen, schenk’ ich Dir
echtes Porzellan-Geschirr,
frisch getestet jetzt von mir:
Das Geschirr hält auch bei – klirr...
Gedanken des Autofahrers
Ei, war’s früher angenehmer
ohne die Verkehrsteilnehmer.
Gedicht
Ich hatte da Gedicht gedacht,
das hätte wohl Geschicht’ gemacht,
doch alle Wort’
war’n plötzlich fort –
und ich hab lang’ Gesicht gemacht.
Goldküstengespräch
„Säg wele
vo dene
Juwele,
wännd chönntsch wähle,
Adele,
würdsch wele?“
Das frögt sie de Maa
chli z’ früeh näbedraa,
er hett d’ Chöle
drum zele
no söle.
Grenzgänger
„I bi nüechtern“, seisch am Zoll,
„nur min Kofferruum isch voll“.
Heimweh
Ich wollte einst fort
vom städtischen Ort,
St. Gallen hat nicht mehr gefallen,
doch wuchs dann am Meer
die Sehnsucht so sehr
nach Rösti bei Quall’ und Korallen.
Haute-Couture
Die Frau von heut mag Haute-Couture,
Manicure und Pedicure;
nun reicht das Geld halt nicht mehr für
Butter, Brot und Konfitür’.
Herzog
Einem Volk war einer Herzog,
über den man ständig herzog,
dann ward’s still,
so ab April,
weil dann der Herzog näher her zog...
Hilfe für Reiche
Hört Ihr nicht des Armen Klage,
seht nicht des Gequälten Plage,
tut nichts, wenn ich ständig frage:
„Läuft sie, die Alarmanlage?“
Hütt han i wieder nüt
Händ Sie au öppe so Täg, wo sie so zu nüt...
Oder, me meint immer, me chöni dieses und jenes...
Aber im Ändeffekt het me gar ned viel...
Oder sogar gar nüt...
Guet me macht jo denn glych uf en Art...
Nume ned, was me eigetlich het...
Oder fangt das, wo me eigetlich het wele erscht z’spoht...
Es isch mängmol würkli...
Me sött eifach meh...
Klar, me cha jo au ned immer...
Irgendwenn muesch jo schliesslich au mol...
Aber me hätt halt denn glych rächtzytig wieder sölle...
Eh, i säge mir jetz, i wott mi jetz ned z’ lang dra...
Gschider fang’ i jetz mit dem andere...
Als dass i Euch do no so lang...
Oder vilicht händer jo au no anders als do mys...
Aber es hett jetz eifach emol müesse gseit...
Will es git scho so Täg, oder...
Nei, aso würkli...
I ha glaub’ chum en Satz fertig...
Aso, hütt bin i eifach zu gar nüt...
Italien
Bella qui a Varigotti,
c’è il sole, i biscotti,
e la pizza, la focaccia,
e l’ albergo e la spiaggia.
Also wirklich, qui mi piace,
è tranquillo, tutto pace,
qualche volte un canzone,
(aber manchmal auch ganz ohne).
Ehrenwort, le tagliatelle
sono veramente belle,
si comanda qui la pesca,
eher selten in tedesca.
Ja, mi piace qui bagnare,
camminare e comprare,
ma si usa molti soldi
per il Sonnenschirm di Noldi.
Aber sonst, no supplemento,
bella gente, complimento,
gli spaghetti, il prosciutto –
kurz und gut, abbiamo tutto.
Julius
Zur Muetter seit de Julius:
„Gang ich emol im Juli uus,
so chum ich ohni Pulli uus.“
Kafiklatsch
Dä kennt jetz also gar nüt, wenn är au lang scho läbt,
dä trennt sich jetz vo gar nüt, will är a allem chläbt,
nur handkehrum, do findsch ihn süess und nimmsch ihn zue Dir hei,
bisch chum, dass’s Früehstück fertig isch, natürli scho elei.
Er isch zwar hell, doch merksch Du schnell, är müessti Dich ned ha,
will bsuechsch di beschti Fründin, triffsch Du ihn bi ihre-n aa.
En weiche wird är immer sii, wo Dir devoo halt lauft –
ach hätt i doch, ach hätt i doch de feschter Honig gchauft.
Kartengrüsse
Hier ist es schön, hier möcht’ ich bleiben,
drum fass’ ich mich kurz und knapp,
denn die Zeit, um Euch zu schreiben
geht von meinem Urlaub ab.
*
Am Morgen britisches Frühstück,
zum Znüni türkischen Honig,
zum Zmittag chinesische Nudelsuppe und griechischen Salat,
zum Zvieri österreichische Mehlspeise,
zum Znacht italienische Pizza, spanischen Wein und französische Crêpe.
Wirklich, ich sage Euch:
Deutschland ist eine Reise wert!
Kommunikation 2012
Meine Liebe, stark und tief,
drück ich aus in meinem Brief,
danach hauchst Du ein „Amor“
via Handy mir ins Ohr.
Und dass ich Dich nie vergess’,
schreib ich dann per SMS,
worauf Du mir bald schon faxst,
dass Du mich am besten magst.
Ja, wie wär das Leben bitter
ohne Facebook, Flickr, Twitter,
denn man sieht in allen Ländern
das „Beziehungsstatus-Ändern“.
Füg’ Dich überall hinzu,
„Dir gefällt das“, meinst drauf Du,
schliesslich kommt der Dank von mir
durch die kleine Email hier.
Trotzdem wär ich Dir verbunden,
- sicher kannst Du mich verstehen -,
Dich für ein paar nette Stunden
mal in Wirklichkeit zu sehen.
Krankenkassen
Ich bin ja froh und seh’ den Sinn
von unsren Krankenkassen,
nur würd’ ich gern ein bisschen Geld
noch auf den Banken lassen.
Kulturkritik
Die Ouvertüre wunderbar,
Ihr Auftritt bravourös,
die Stimme hell und sonnenklar,
die Haltung graziös.
Ja, Sie sind wirklich mein Idol,
ich bin Ihr grösster Fan.
Auch beim Libretto war mir wohl, sonst war die Oper „gähn“.
Kunst
Was ist Kunst?
Kunst heisst, durch sein Können den anderen was gönnen.
Kunst ist dort, wo andere sind, die vorgeben, sie zu verstehen.
Kunst ist die teuerste Nebensache der Welt.
Kunst ist nicht Marktwert, denn Kaufen ist keine Kunst.
Kunst schaffen, heisst Fragen ans Leben zu stellen (Religion gibt Antworten).
Kunst schaffen, heisst präzise zu sein durch Unpräzision.
Kunst lässt die Phantasie aus dem Käfig.
Kunst ja doch nix ändern.
Was ist Kunst?
Was schreibe ich da auch. Ich weiss doch selbst nicht, was es ist... 
*
Eines Mannes Auge tränt,
weil er vor Bildern herzhaft gähnt,
zu geh’n liegt fern,
weil er sich gern
in hohen Künstlerkreisen wähnt.
Kurtsurlaub
Ich weiss, wurum de Kurt,
wo ständig umejettet, murrt:
Bis d’ Zfriedeheit am Flugplatz isch,
isch halt de Kurt scho furt...
Liebe?
Ja, es prüfe, wer sich bindet,
ob nicht plötzlich Liebe schwindet,
man wen anders netter findet, nicht erst, wenn man Kind entbindet.
Liebeslied
Weißt Du, dass ich Dich mag, Wilhelmine?
Weißt Du, dass ich jeden Tag Dein Lachen brauch’?
Und wenn ich Dir sag’, wie viel, dass ich verdiene,
liebst Du mich, Wilhelmine, vielleicht auch.
Ligurien
Man hört nur das Wogen des Meeres,
so weit weg vom Lärm des Verkehres,
nur manchmal ein Kursschiff, ein schweres,
und sonst nur das Wogen des Meeres.
Man hört nur das Rieseln des Sandes,
das Grillenkonzert dieses Landes,
das Flattern des Sonnenschirmbandes,
und sonst nur das Rieseln des Sandes.
Man hört nur das Rauschen des Windes,
das Lachen, manchmal, eines Kindes,
ein Möwengeschrei, ein geschwindes,
und sonst nur das Rauschen des Windes.
Limericks
Da gab’s eine Dame aus Nendeln,
die tat mit dem Nachbarn gern tändeln,
dann zog der – oje nach Münchenbuchsee,
und das war zu weit, um zu pendeln.
*
Ein Mann sprach, er reise nach Wien,
mit seinem Geld, das er verdien’;
nur schwand halt sein Lohn
schon im Montafon, doch Österreich war’s immerhin...
*
Es wollte ein Wand’rer aus Büren
beizeiten den Rückweg aufspüren
und sah in Eschwege,
dass nicht alle Wege
zwangsläufig nach Büren stets führen...
Massage
Drücken, kneten, Sportmassage,
Dampfbad, Sauna, Lymphdrainage,
Preis genannt,
erneut verspannt,
denn Zahlung brachte mich in Rage.
Mamas Mann
Mama mag mich.
Mama mag Mamas Mann.
Mamas Mann mag Mama.
Mag mich Mamas Mann?
Mama meint, Mamas Mann mag mich.
Meint Mama mehr, Mamas Mann mag mich?
Mag mich Mamas Mann manchmal mehr mässig?
Mitnichten!
Mamas Mann mag mich.
Mich – mit Mama.
Mineralwasser
Manchmal geniesse ich es,
in einem teuren Restaurant
und nur für mich ein
herb-gefälliges, erdig-würziges,
prickelnd-erfrischendes
kühl im Abgang seiendes blumiges
Mineralwasser.
Mittagspoesie
Auf, oh kömmt, die Zeit verrinnt,
der Wettlauf, ach, mit ihr beginnt,
ei, was seid Ihr den nicht schneller,
reicht mir Eure Suppenteller!
Doch bleibt schon die Tat vermisst,
der Löffel, der zum schöpfen ist
gesunken in die Suppe und
verloren auf der Pfanne Grund.
Mitternacht
Wenn sich ein Tag dem Ende neigt,
wenn das Quartier im Dunkeln schweigt,
schleicht er auf leisen Sohlen aus dem Haus.
Wenn alles schläft und keiner liest,
tut er, was doch verboten ist,
stellt heute schon den Kehrichtsack hinaus...
Mobbing
Zuerst ganz top
im Job gejobbt,
danach Laptop
zu früh gestoppt.
Und kurz darauf:
Projekt gefloppt,
und ich gefoppt
und bald gemobbt...
Müssen
Ein jeder Mann, der muss einmal,
so einfach ab und zu,
der Doktor und der Admiral,
der Förster und auch Du.
Der Klassenlehrer, Strassenkehrer,
der Bezirksschulrat,
steh’n, wenn sie aufgestanden sind,
bald vor dem – Postomat.
Muttertag
Man soll nicht nur an Muttertag
sagen, dass man die Mutter mag,
doch dies zu tun höchst sinnvoll ist,
wenn man’s das Jahr hindurch vergisst.
Nach 20 Jahren
Man hat gehofft,
gejubelt oft,
es wachse und es änder’!
Doch bleiben sie
halt irgendwie
die „neuen“ Bundesländer.
Nachtragend
Da geh’n Fritz und Max, die beiden
konnten sich noch nie gut leiden,
haben sich seit Kindertagen
überhaupt nicht mehr vertragen.
Seit der Fritz da Maxens Lego
hatte ungefragt benutzt,
fühlte leider Fritzens Ego
noch bis heut’ sich ausgenutzt.
Ja, so liegen sie nach Jahren
sich noch immer in den Haaren,
ohn’ zu sehen, wie fatal:
Beide sind sie längst schon kahl...
Nasenbär
Es trank einmal ein Nasenbär
vor lauter Durst die Vasen leer,
vor Hunger fiel der Nasenbär
dann über Nachbars Hasen her!
Heut’ scheint der Wald an Hasen leer,
in Zürich gibt’s statt Rasen Teer,
und darum schätzt der Nasenbär
den Eintopf seiner Basen mehr.
Neuigkeit
Das Neuste nur vom Neuen
hätt’ ich gerne noch genannt,
nur ist’s mir jetzt, bei Redaktionsschluss,
leider nicht bekannt.
Norden
In Hof und in Halle und Hagen,
da trägt man von Vorteil Rollkragen,
es braucht auch in Kiel oder Emden
zuweilen gar längere Hemden.
Nach Hamburg und auch nach Hannover
fährt man niemals ohne Pullover.
Man soll auch nach Stralsund und Bremen
gefütterte Jacken mitnehmen.
Doch fährst Du dann wirklich nach Norden,
ist’s vielleicht schon Sommer geworden,
und Du brauchst, ja so ist es leider,
dann schon wieder andere Kleider.
Politiker ohne Gegenrede
Jetzt tritt er ans Rednerpult,
gut gekleidet, gut geschult,
Sätze sprudeln ihm hervor,
anfangs ist man noch ganz Ohr.
Doch ergiesst sich wie ein Regen
immer gleich und stets dagegen
ein Wasserfall an Argumenten
über Steuern, Löhne, Renten.
So plätschert’s fort, und das Int’resse
sinkt, zugunsten uns’rer Presse,
damit, das sei am Rand genannt,
der Tiefschlaf keinen übermannt.
Dann sagt jeder, dann sagt jede,
nach dem Fluss der langen Rede:
„Ja, es geht – und nicht zu knapp –
mit der Politik Bach ab.“
Pösie
Ich zähl’ mich zu den Poeten,
die gut schreipen und gut reten.
Rat des Apothekers
Du musst Dich dazu bequemen,
diese Kapsel einzunehmen,
denn Du wirst, wenn Du das tust,
so gesund wie ich jetzt – hust!
Riich und arm
Gsesch am Strosserand en Arme,
freusch Di a dim Bett, Dim warme?
Gsesch am Strosserand en Riiche,
fühlsch Di schlächt, will D’ tuesch vergliiche?
Referat
Zum diesem Thema da verlor ich ja schon manches Wort,
also fahre ich, ergänzend dazu, eben fort.
Dasselbe findet Ihr im Buch, das habt Ihr ja zum Glück,
und ausserdem – das nächste Mal komm’ ich darauf zurück.
Schleich-Werbung
Beim Rennen und Gehen
erweichen die Knie,
drum beugen Sie vor
und schleichen auch Sie!
Schlussbrief
Du bist „ein junger Mann der Tat“
und wäschst nicht einmal den Salat?
Ach, sei doch bitte ehrlicher
im nächsten Inserat.
Schüttelreime
Die neue Kundennummer,
die nimmt uns nun den Kummer.
*
Hat der Sohn Kohle,
so kauft er Konsole.
*
Die Schläferin aus Wittenbach
wird erst nach langem Bitten wach.
*
Es kam, dass der Herr Schlingensief
bereits beim Schlafliedsingen schlief.
*
Wer trennt der Ente Nabelschnur,
hat sie doch einen Schnabel nur?
*
Im Löwen und im Schwanen fingen
wir bald an mit Fahnenschwingen.
*
Verdient die Polizei genug
für eine Fahrt im Neigezug?
*
Mein finanzielles Manko bat:
„Schau vorne rechts – ein Bankomat!“
*
Die einen sagen: „Ich fahr Bus“,
die andern gehen halt barfuss.
*
Mit Dim neue Schüttelreim
wecksch eim uf und rüttelsch eim.
Schulmorgen von Jugendlichen
Suzuki
Honda
Porsche
Schulbeginn
Pythagoras
Euler
Gauss
Pause
Nokia
Ericsson
Siemens
Pausenende
Goethe
Schiller
Heine
Mittag
Rahel
Conny
Petra
Seemannsgarn nach Pensionierung
Hinaus, alter Seemann, hinaus,
geh noch einmal mit unsrem Hund hinaus...
Selbständigkeit
Die Pfannen der Mutter,
die Kannen der Mutter,
den Schrank der Mutter,
die Bank der Mutter,
den Sessel der Mutter,
den Kessel der Mutter,
die Töpfe der Mutter,
die Knöpfe der Mutter,
die Tücher der Mutter,
die Bücher der Mutter.
Aber sonst freut sich Vera sehr, nun eine eigene Wohnung zu haben.
Sie und er
Er sie vom ersten Tag an.
Sie ihn auch, durchaus.
Aber nicht so wie er sie.
Er sie deshalb weniger.
Sie ihn plötzlich mehr.
Sie ihn sogar viel mehr.
Sodass sie ihn mehr als er sie.
Mit der Zeit er sie aber auch wieder.
Und am Ende schliesslich
wieder beide einander.
Silberzwiebel
Hiermit mache ich plausibel,
wie man isst `ne Silberzwiebel,
ohne dass sie ungewollt
plötzlich von der Gabel rollt.
Zuerst gilt es zu beachten:
Wer versucht, danach zu trachten,
diese Zwiebel aufzuspiessen,
kann nur selten sie geniessen.
Tust Du es hingegen lieben,
Deine Zwiebel sanft zu schieben
auf die Gabel mit dem Messer,
dann gelingt auch das nicht besser.
Willst Du schliesslich sie zerdrücken,
wird selbst das bedingt nur glücken,
denn die Zwiebel, die wird landen
auf dem Boden – kommt abhanden.
Wie Du siehst, wird’s mit der Gabel
und dem Messer meist blamabel,
darum nimm vom Tellerrand
Deine Zwiebel – mit der Hand!
Slang
„Picke“, „pushe“, „pulle“, `s goht nümm’ ohni Anglizisme,
will „durezieh“ und „abeloh“ häsch früener gseit bim Lisme.
Sprinter
Ein Sprinter, der wurde mal Vierter,
seither zeigt er sich motivierter,
und heut’, da gewinnt er,
denkt lässig der Sprinter,
doch weil er dies tut, da verliert er.
Ständerat
Es kam, dass man den Ständerat
um Geist und fleissig’ Hände bat,
worauf schon bald der Ständerat
an seine Pflicht behände trat.
Doch heut fragt man den Ständerat,
wann denn die grosse Wende naht?
„Wohl nie, weil“, meint der Ständerat,
„die Amtszeit bald ein Ende hat“.
Tetrapack
`s bringt nichts, wenn ich aus Schabernack
den Tetrapack von Petra pack’,
weil ich doch ihre Hilfe auch
beim Öffnen dann desselben brauch’.
Tundra und Taiga mit Bündnern
Mol isch’s schön mit andra
dur d’ Tundra
chli z’ wandra,
mol isch’s schön alaiga
in d’ Taiga
go schwaiga.
Mit andra? Alaiga?
Es wird sich scho zaiga!
Und suscht moasch halt hai ga.
Umweltschützer?
Ich verzelle öfters, dass ich d’ Umwält schoni,
dass de Rägewald mir wichtig isch, beton’ i,
dass i jede Abfall trenne
und nur Freilandeier kenne,
nume wohn’ i ungärn ohni Mahagoni...
Und nun?
„Und nun?“ fragt sich der Zeitgemässe,
wenn einmal die Dauerwelle steht,
die Hosen gepflegt
und das Frühstücksgeschirr abgewaschen ist.
„Und nun?“ fragt sich der Zeitgemässe weiter,
wenn einmal die Medizin verabreicht,
der Wetterbericht von heute gelesen
und das Auto im Test durchgekommen ist.
„Und nun?“ fragt sich der Zeitgemässe abermals,
wenn einmal die Hortensien gepflanzt,
die Kugelschreiberminen eingekauft
und die Rechnungen bezahlt sind.
„Und nun?“ fragt sich der Zeitgemässe endlich,
wenn einmal die Flecken entfernt,
die Vorurteile durchschaut
und die Masken abgelegt sind.
Besinnung? – Vielleicht.
Univers
Ein 12 Semester-Studium,
das haut den stärksten „Studi“ um,
ein grosser Traum,
der stand im Raum,
so schulte sich die Trudi um.
In Hollywood stand Trudi drum
vor Kameras mit Woody rum,
doch ab und zu
ein wenig Ruh’,
das wünschte sich die Trudi stumm.
Sie ging – man nahm’s der Trudi krumm –
zurück zu Nachbars Rudi, um
gar viel zu tun,
denn sie war nun
so glücklich in dem Studium.
Unten und oben
Wenn die im „Spunten“ oben
über jene unten toben,
werden die im „Spunten“ unten
auch nicht jene oben loben.
Doch kämen die ein Stück nach unten
von dem Ross im „Spunten“ oben,
wäre wohl im „Spunten“ unten
auch das Anseh’n mehr gehoben.
Urlaub in Friesland
Ein Schweizer ass in Langeoog,
sein Portemonnaie war leer,
so blieben nur der Abwaschtrog
und 104 Telleer…
Ursi
Unwyt vo mir, do wohnt e Dame, die heisst Ursi,
und sid i sie bim Tee ha gseh, da lieb’ i nur sie.
Nur wenn sie en Maa wett ha,
seit mir eimol d’ Ursula,
müess dä Ross mit ihre stäle, müess dä Puur sii!
I bi bereit, viel z’ leischte für mis Ursi,
drum träg’ ich mich in Agronome-Kurs ii;
nach emne Johr fahr i vor
bi ihrem Huus uf em Traktor
und dänke mir: Wie chan e Bürofrau so stur si?
Jetz’ aber wo-n i Vieh ha gkauft, seit mir das Ursi,
es müessi ihre Prinz doch eigetlich ned Puur sii,
will sie wäri ener froh,
imne warm-gheizte Büro,
sie chönn’ bim Golf spiele jo duss’ i de Natur sii...
Vergänglichkeit
Ab und zu, von Zeit zu Zeit,
weckt uns die Vergänglichkeit,
oft im Bus am Morgen schon:
„Nächster Halt ist Endstation.“
Virtuell - nicht immer schnell
Der Max bestellt die Pizza, drückt auf „enter“,
am Computer fühlt er sich intelligenter,
aber dann gibt’s einen Knall,
darauf folgt der Stromausfall
und der Max – in die Pizzeria rennt er.
Vergessen
Nachts habe ich etwas aufgeschrieben,
das ich am anderen Tag vergessen könnte,
weil ich so müde sein könnte,
da ich diese Nacht so lange geschrieben habe…
Verkehrt
Wer kehrt verkehrt, verkehrt verkehrt?
Wer gegen den Verkehr sich wehrt?
Oder verkehr’n, bis Tank sich leert,
Verkehrte im Verkehr verkehrt?
Vor der Wahl
Schade ist man so sozial,
so loyal und liberal
gar zu jedem in dem Saal
oft nur vor der Wiederwahl?
Vorsatz
“Moll, ich issen scho, de Quorn”,
säg ich i de Metzg, „ab morn“…
Wäg
Mi Wäg isch Di Wäg,
u Di Wäg isch mi Wäg,
`s git ei Wäg,
wie-n e Heiwäg,
wie-n e Rückwäg,
wie-n e Glückwäg.
`s heisst zwar ei Wäg
sig kei Wäg,
aber däwäg
wär ja dä Wäg
weder Di Wäg no mi Wäg.
Aber Di Wäg isch mi Wäg
u mi Wäg isch Di Wäg,
`s git ei Wäg,
wie-n e Heiwäg,
wie-n e Rückwäg,
wie-n e Glückwäg…
Wandawand
Was är zue sich nimmt, jo das ghör’ ig.
Wenn i d’ Zähn putz’, weis’ i ned, stör’ ig?
Weis vom Nochber meh,
ohni ihn jemals z’ gseh,
jo, es isch halt so ghörig ringhörig.
Warum ist das Komma krumm?
Als die Satzzeichen noch nicht definiert waren,
kam es, dass ein Punkt oft unpünktlich war.
Der Punkt war aber,
dass jener letzte Punkt
einmal so unpünktlich war,
dass er sehr rennen musste.
Als der springende Punkt
dann endlich beim Text ankam,
war er so ausser Atem,
dass sich alle Kommas vor lachen krümmten.
Der Punkt hingegen verzog sich beschämt
ans Ende des Satzes.
Seither setzt man den Punkt dort und seither sind eben auch die Kommas krumm.
Übrigens - noch ein weiterer Punkt:
Der „Punkt auf dem i“ ist eigentlich ein Punkt zuviel.
Beinhaltet das „i“ denn nicht schon den Punkt,
womit der „Punkt auf dem i“ ein zweiter Punkt wäre?
Aber vielleicht ist das gar nicht der Punkt.
Wie auch immer – Schluss,
jetzt mache ich wirklich mal einen Punkt.
Was ich möchte
Ich möchte mit Dir tanzen,
an einem Meeresstrand,
geborgen in dem Ganzen
und gehen Hand in Hand.
Dem Herzschlag möcht’ ich lauschen,
dem Atem auf der Haut und Worte mit Dir tauschen
der Liebe, sonder Laut.
Will Blütenblätter streuen,
auf Dich und alle Zeit
mich an dem Lachen freuen,
es macht mein Herz so weit.
In Deinem Blick versinken,
ganz langsam und ganz fein,
Momente in mich trinken,
nicht denken, nur noch sein.
Vibrieren und umarmen,
wie Mutter fast und Kind,
geborgen in den Armen,
die warm und zärtlich sind.
Mit meinen blossen Füssen
Die Deinen sanft berühr’n,
und Dich mit langen Küssen
bis in den Himmel führ’n.
Will weinen und will singen,
will jauchzen: „Jipieeh!“
und dann ein Frühstück bringen,
mit Brötchen, Honig, Tee,...
Wenn einer bloss Spass macht
Oft kam es vor, dass mittags erst vors Haus ein kleiner Inder trat,
die Nachbarn sassen beim Salat und wurden zornig in der Tat.
Sie riefen aus: „An Fleiss gebricht’s,
dem faulen Mann, dem Taugenichts“,
anstatt zu schau’n, wie er als Clown am Abend vor die Kinder trat.
Wissenschaftliche Erkenntnis
Endlich ist es nun erwiesen
- man entnimmt es den Tabellen -,
dass die Katzen,
wenn sie schwatzen,
nur in selt’nen Fällen bellen!
Woche
Montagsprobe
Probemontag
Dienstagskrimi
Krimidienstag
Mittwochsjass
Jassmittwoch
Donnerstagsverein Vereinsdonnerstag
Freitagsdisco
Discofreitag
Samstagsshow
Showsamstag
Sonntagsspaziergang
Spaziergangssonntag
Wochenende
Abends 3 x Wodka, Gin,
morgens 3 x Aspirin,
ist das Freiheit, Lebenssinn
wirklich seit ich 18 bin?
Wochenplaner
Morgen muss ich tun,
was ich vorvorvorgestern tun wollte.
Übermorgen muss ich tun,
was ich vorvorgestern nicht mehr schaffte.
Überübermorgen muss ich tun,
was ich vorgestern versäumte.
Überüberübermorgen muss ich tun,
was ich gestern unterliess.
Überüberüberübermorgen muss ich tun,
wofür mir heute,
vor lauter Planen,
keine Zeit mehr bleibt…
Worte des Brieffreundes
Gut’ Brief tut lange weilen,
drum zieh’ ich’s vor zu mailen…
Zahle
Du lass’ nume, isch scho guet.
Was? Nei, sicher ned!
Tue jetz das Portemonnaie weg!
Kari, chunnt überhaupt ned in Frog!
Aber häsch jo letscht Mol scho…
Wänn i säge, i ladi Di ii, dänn lad’ i Di ii!
Du, so muesch mir denn ned verbiicho, i verdiene glaub chli meh als Du.
Blöde Schmarre, wäg däm chline Chäsbrötli!
Läpperet sich dänk zäme!
Meinsch eigetlich i vermögs ned?
Aber Du bruuchsch dänk au meh als ich.
Du gäll! Meinsch würkli i chönn mit mim Gäld ned hushalte? Frächheit!
Hör jetz uf so blöd z’ tue, wott Di jetz eifach ilade, verstande?!
Denn zahl’ i aber’s Getränk!
Heieiei, Rappespalter, chasch eifach nüt anäh!!
Und Du muesch eifach immer’s letschte Wort ha, Rächthaber!!
Also denn halt – danke vielmol!
Isch doch gärn gscheh, Kari!
Zahnputzvers mal anders
Man soll…
…seinen Mund zum essen nutzen,
jeden Tag vor’m Zähne putzen,
denn sonst läge ja nicht Sinn
in dem Zähneputzen drin.
Und noch drei dazu...
Zeit
Wenn wir einmal keine Zeit haben,
um ständig
„wir haben keine Zeit“
zu sagen,
haben wir vielleicht wieder Zeit.
*
Warum wissen wir nicht,
wann es an der Zeit wäre,
die Ärmel hochzukrempeln?
Weil wir erst zur Uhr sehen können,
wenn wir die Ärmel hochkrempeln.
Zivildienst (publiziert im Buch: Zivildienst – ein Zeitzeuge, gsz 2005)
Wer pflegt im Hemd, statt „Tenü grün“
den Schutzwald oberhalb Bergün,
mit einer Gertel, steil am Hang,
bei schönem Sonnenuntergang?
Wer will, anstatt auf sie zu zielen,
mit den Fremden lieber spielen,
basteln noch, mit Scher’ und Leim,
im kantonalen Durchgangsheim?
Ja, wer mag die guten Taten
lieber als die Handgranaten,
robbt nicht gern mit scharfer Klinge
durch das Land der Schmetterlinge?
Wer zieht’s vor, Natur zu schützen,
statt als Schussfeld zu benützen,
würde lieber in den ganzen
Schützengräben Blumen pflanzen?
Wer will lieber während Tagen
Wunden pflegen, statt sie schlagen,
trösten, zuhör’n im Spital
und servier’n ein Mittagsmahl?
Wer sitzt, statt im Bunker-Dunkeln,
lieber dort, wo Sterne funkeln,
auf der Alp, sieht Kühe äsen,
tut nicht kriegen, sondern käsen?
Tja, wen sieht man animieren,
helfen, kochen, musizieren
von St. Gallen bis nach Biel? –
Unsre Dienstler in zivil!
DANKE
Zug
Einst zog es im Zuge nach Zug,
doch keiner rief: „Jetzt ist genug!“
Das Fenster blieb offen,
und man sass betroffen
bis Zug in der Zugluft im Zug...*
*Aus der Zeit, als man im Zug noch Fenster öffnen konnte…

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