Eine komplette HDR Anleitung

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Eine komplette HDR Anleitung
Eine komplette HDR Anleitung
Wojciech Toman
http://hdrphotographer.blogspot.com/
Übersetzung ins Deutsche: Frank Tegtmeyer; Korrekturlesen: Renate Tegtmeyer
Hinweis: Dieses Dokument ist eine überarbeitete Version meines vor einigen Jahren in meinem Blog
veröffentlichten HDR-Tutoriums. Es vertieft die Darstellung der HDR-Bildverarbeitung und stellt mehr
Beispiele zur Verfügung. Diese Version bezieht sich auf die Verwendung von Photomatix Pro 5.0.
Hinweis 2: Bitte verlinken Sie dieses Tutorium, wenn Sie es mögen, so dass auch andere davon profitieren
können.
Hinweis 3: Bitte besuchen Sie mein Blog, um mehr über HDR-Fotografie zu lernen und meine Fotos
anzusehen: http://hdrphotographer.blogspot.com/
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INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung .............................................................................................................. 3
ÜBER DIESES TUTORIUM ...........................................................................................3
WAS GENAU IST HDR? ..............................................................................................4
HDR FOTOS AUFNEHMEN ..........................................................................................9
HDR SOFTWARE ................................................................................................... 14
PROBLEME DER HDR FOTOGRAFIE ............................................................................. 16
EIN REALISTISCHER ARBEITSABLAUF (WORKFLOW) IN PHOTOMATIX PRO .............................. 21
BELICHTUNGSREIHEN LADEN.................................................................................... 22
EINSTELLUNGEN FÜR DIE VORVERARBEITUNG ............................................................... 24
GEISTERBILD-ENTFERNUNG ..................................................................................... 25
ZUSAMMENGESETZTES HDR FOTO .............................................................................. 32
DER TONE-MAPPING ARBEITSGANG ............................................................................ 34
BEENDEN UND SPEICHERN ....................................................................................... 41
ÄNDERUNGEN, DIE ICH VORNEHME ............................................................................ 44
SCHARZWEIß HDR ................................................................................................... 45
MEHRFACHES TONE-MAPPING .................................................................................... 48
EXPOSURE FUSION – EINE ALTERNATIVE ZU HDR ............................................................. 49
EINFÜHRUNG ...................................................................................................... 49
EXPOSURE FUSION IN PHOTOMATIX PRO...................................................................... 51
ANHANG A: STAPELVERARBEITUNG ............................................................................. 56
AUSWAHL UND VORBEREITUNG DER FOTOS .................................................................. 56
DIE STAPELVERARBEITUNGS-BEDIENOBERFLÄCHE ........................................................... 57
DURCHFÜHRUNG DER STAPELVERARBEITUNG ............................................................... 61
ANHANG B: TIPPS & TRICKS FÜR DIE BEDIENOBERFLÄCHE VON PHOTOMATIX PRO .................. 62
ANHANG C: BEHANDLUNG VON LICHTHÖFEN (HALO) ....................................................... 63
ANHANG D: EINIGE SCHNELLE HDR TIPPS ...................................................................... 68
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Einleitung
ÜBER DIESES TUTORIUM
In diesem Tutorium stelle ich Ihnen die HDR-Fotografie detailliert vor. Dabei werden
folgende Fragen beantwortet:



Was genau ist HDR-Fotografie?
Wie müssen HDR-Fotos aufgenommen werden?
Wie werden HDR-Fotos bearbeitet?
Ich werde typische Probleme behandeln, die bei der HDR-Fotografie auftreten und Wege
zu ihrer Lösung vorstellen. Ich werde ebenso meine Vorstellungen zu einem vernünftigen
Arbeitsablauf (workflow) und zur Bildbearbeitung (post-processing) darlegen, die aus
meinen eigenen Erfahrungen resultieren. Das bedeutet insbesondere, dass ich
hauptsächlich die Herstellung natürlich aussehender HDR-Bilder behandeln werde. Sie
werden ebenfalls eine Auswahl von HDR-Beispielbildern sehen, die Ihnen als
Inspirationsquelle und Motivation während des Lesens dienen sollen.
Im ersten Teil stelle ich einen Teil der Theorie zur HDR-Fotografie dar und zeige Ihnen,
welche Software Sie benutzen können. Ich zeige Ihnen, warum HDR manchmal
notwendig ist und welche Vorteile diese Art des Fotografierens hat. Ebenso zeige ich
Ihnen, wie man ein HDR-Foto aufnehmen muss und welche typischen Probleme bei
dieser Art Fotos vorkommen.
Im zweiten Teil, Ein realistischer Workflow in Photomatix Pro, stelle ich Ihnen die
Bedienoberfläche (interface) von Photomatix Pro 5 vor. Dabei zeige ich Ihnen, wie man
ein HDR-Bild erzeugt, wie man Geisterbilder (ghosts) daraus entfernt und es auf einen
darstellbaren Tonwert-Umfang reduziert (tone-mapping).
In den weiteren Teilen schreibe ich über verschiedene kreative Ansätze und Techniken.
In Schwarzweiß HDR gebe ich einige Tipps für die Erstellung von Schwarzweiß-HDRFotos. Das Kapitel Mehrfaches Tone-Mapping beschreibt, wie man das Tone-Mapping
mehrfach auf ein Bild anwenden kann, um kreative Effekte zu erzeugen und das Kapitel
Exposure Fusion behandelt eine Alternative zu HDR, die ähnlich aussehende Bilder
produziert.
Die weiteren Kapitel liefern weitergehende Informationen, die auch dann interessant
sind, wenn Sie schon eine Weile Erfahrungen mit Photomatix Pro oder der Erstellung von
HDR-Fotos generell haben.
Bitte besuchen Sie auch mein Blog:
http://hdrphotographer.blogspot.com/
Dort können Sie weitere Techniken und Tricks zur HDR-Fotografie lernen und diverse
freie Tools herunterladen, wie z.B. vorgefertigte Einstellungen (presets) für
Photomatix Pro und Lightroom.
Wojciech Toman
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WAS GENAU IST HDR?
Viele Menschen haben eine falsche Vorstellung davon, was HDR-Fotografie eigentlich ist.
HDR, das für High Dynamic Range (großer Dynamik-Bereich von Helligkeit und Kontrast)
steht, ist weder ein Spezialeffekt noch eine Bearbeitungstechnik. Darauf kommen wir
noch zurück.
HDR ist die Realität – das, was wir jeden Tag mit unseren Augen sehen, was aber so nicht
mit den heutigen Geräten und Materialien (Kameras, Computerbildschirme, Fotopapier)
dargestellt werden kann. HDR, das wir in der Fotografie benutzen, ist eine Art Trick der
diese Beschränkungen reduzieren kann. Obwohl ich selber übertriebene HDR-Fotos nicht
unbedingt für schlecht halte (vorausgesetzt, der Bearbeiter wollte genau diesen Effekt
erzielen und ihm fehlen nicht einfach die Kenntnisse und Erfahrung zur Erzeugung
realistischer HDR-Bilder), finde ich, dass es zu viele Bilder gibt, die voll von HDRProblemen wie Halos, Rauschen und Geisterbildern sind. In der Regel ist das darauf
zurückzuführen, dass die Bearbeiter das Konzept der HDR-Fotografie nicht wirklich
verstanden haben. Falls Sie jetzt die genannten Begriffe nicht verstehen, haben Sie noch
etwas Geduld – diese werden später alle erklärt.
HDR-Fotos enthalten viel mehr Helligkeits-Informationen als eine normale JPG- oder
TIFF-Datei. Diese Bilddateien sind Low Dynamic Range, also Bilder mit einem geringen
Helligkeits- und Kontrastbereich – angepasst für die heutigen Möglichkeiten der
Darstellung. Helligkeit ist etwas, das mit Licht zu tun hat, nicht mit Farbe - weder mit der
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Farbtemperatur noch der Farb-Sättigung zu tun. Deswegen ist HDR auch kein
Spezialeffekt. Licht ist überall präsent, es umgibt uns. Licht darzustellen, kann schwerlich
als Spezialeffekt bezeichnet werden.
Zeit für einige Beispiele!
Mit HDR versucht man, folgendes Problem zu lösen: Eine fotografierte Szene kann in der
Realität einen Kontrast von 100.000:1 oder sogar mehr haben. Diese Angabe zeigt uns
den Helligkeitsunterschied zwischen den hellsten (z.B. die Sonne) und dunkelsten Stellen
(z.B. tiefer Schatten eines Baums) in der genannten Szene. Oft ist der Kontrast sogar so
hoch, dass auch unsere Augen nicht in der Lage sind, alle Teile der Szene korrekt
abzubilden. Teile sind dann blendend hell oder Teile so dunkel, dass man dort nichts
mehr erkennen kann. Sie kennen das eventuell, wenn Sie aus einem abgedunkelten
Raum in das helle Sonnenlicht hinaustreten. In den ersten Momenten können Sie nichts
erkennen – erst allmählich kehren die Farben und Formen zurück. Das gleiche gilt
umgekehrt – wenn Sie aus der hellen Sonne kommen und einen sehr dunklen Raum
betreten, können Sie zunächst nichts sehen. Das liegt daran, dass unsere Augen einen
Dynamikbereich von ungefähr 10.000:1 haben – was bedeutet, dass wir nicht zugleich in
extremem Dunkel und in extremer Helligkeit sehen können.
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Ein anderes Beispiel kann ein Wald sein, in dem Licht und Schatten spielen, mit einer
Menge von dunklen Plätzen und Lichtstrahlen, die durch das Blätterdach brechen. Oder
noch ein Beispiel – eine Höhle. Wenn Sie versuchen aus der Höhle heraus die Außenwelt
zu fotografieren, werden Sie immer wählen müssen, ob die Außenwelt richtig belichtet
ist, oder das Innere der Höhle. Die Kamera ist nicht in der Lage, beides richtig
darzustellen – Kameras haben einen noch viel schlechteren Dynamikbereich als unsere
Augen. Und selbst wenn die Kamera in der Lage wäre, ein solches Bild mit Details aus
den hellen und dunklen Bereichen aufzunehmen, gäbe es keinen Monitor auf der Welt,
der dieses Bild wirklichkeitsgetreu darstellen könnte. Mag sein, dass es eines Tages
möglich wird, allerdings noch nicht in absehbarer Zeit. Um zum Dynamikbereich der
Kameras zurückzukommen – meine Canon 5D MK III hat einen Dynamikbereich von etwa
2.000:1... nicht wirklich gut.
Sehen Sie sich die nächste Abbildung an, um besser zu verstehen, was ich meine. Der
linke Teil ist so fotografiert, dass der Himmel gut dargestellt wird. Sie können schöne
Wolken erkennen, aber die Schatten des Waldes sind sehr dunkel, fast schwarz. Ich
könnte sie in der Bildbearbeitung aufhellen, allerdings würden sie dann eine Menge
störendes Rauschen enthalten – viel zu viel Rauschen, um das Bild noch verwenden zu
können. Das Bild auf der rechten Seite dagegen wurde so belichtet, dass Wasser und
Wald gut abgebildet sind, diese sehen jetzt auch gut aus. Der Nachteil ist, dass die
schönen Wolkenformationen überhaupt nicht mehr erkennbar sind.
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Ohne HDR würden wir entweder ein Foto mit schönen Wolken oder ein Foto mit gut
abgebildetem Wasser und Wald erhalten. Ohne HDR ist es unmöglich, eine korrekte
Belichtung für alle Teile des Bildes zu finden.
Das führt zu der Schlussfolgerung, dass HDR ein Trick ist der es uns erlaubt, die
Begrenzungen der heutigen Technik zu umgehen. HDR erzeugt Fotos mit einem viel
größeren Dynamikbereich und bildet diesen dann auf den Bereich ab, der mit den
heutigen Monitoren bzw. verfügbarer Drucktechnik dargestellt werden kann.
Hierbei ist zu beachten, dass es nicht möglich ist, ein echtes HDR-Bild auf einem
typischen Monitor darzustellen, ohne eine spezielle Konvertierung, die sich
tone-mapping nennt. Die Hauptfunktion des tone-mappings ist es, die Helligkeit des
Bildes so zu begrenzen, dass es auf den typischen Computermonitoren korrekt
dargestellt werden kann. Das Ergebnisbild nach dem tone-mapping ist KEIN HDR-Bild
mehr. Das Ergebnis ist ein LDR-Bild (Low Dynamic Range, kleiner Dynamik-Bereich). Das
heißt, ein Bild, das durch tone-mapping entstanden ist, als HDR-Bild zu bezeichnen, ist
eigentlich falsch, auch wenn das allgemein so üblich ist.
Zurück zum tone-mapping: Das tone-mapping wird primär dafür benutzt, die Details
sowohl in den hellen Bildteilen, als auch in den dunklen Bildteilen zu erhalten. Beim
tone-mapping brauchen Sie sich keine Gedanken über Farbkorrekturen (Farbtemperatur,
Sättigung) machen. Grobe Farbverfälschungen sollten Sie natürlich korrigieren.
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Es gibt unzählige Verfahren, wie das tone-mapping ausgeführt werden kann. Alle
Verfahren (auch Operatoren genannt – Englisch: operators) unterteilen sich in zwei
Kategorien:


Lokale Operatoren (local operators) – diese arbeiten nur mit den eng um den
betrachteten Bildpunkt herum liegenden Bildpunkten, das heißt es werden die
Details eines Bildes betrachtet. Das Ergebnis ist, dass das tone-mapping in jedem
Teil des Bildes unter Umständen anders ausgeführt wird, abhängig von den
Eigenschaften der Bildpunkte und ihrer direkten Umgebung. Lokale Operatoren
werden sehr häufig in HDR-Programmen eingesetzt, weil sie optisch sehr
ansprechende Bilder produzieren und kleinste Kontraste sehr gut
herausgearbeitet werden. Dadurch ergibt sich optisch eine große Detailtreue.
Allerdings haben sie auch einige Nachteile. Der größte Nachteil ist, dass die
lokalen Operatoren das Rauschen im Bild verstärken können, da die Software
nicht unterscheiden kann, ob es sich bei kleinen Unterschieden um Rauschen
oder feinste Details handelt. Rauschen wird also ebenso verstärkt wie feine
Details. Das tone-mapping hat hierbei mit den gleichen Problemen zu kämpfen
wie Werkzeuge zur Verbesserung der Bildschärfe. Ein anderes gravierendes
Problem lokaler Operatoren ist die Erzeugung von sogenannten Halo-Artefakten
an Ecken und Kanten, die im Bild zu finden sind. Auf Halos wird später noch
eingegangen.
Globale Operatoren (global operators) – bei diesen Verfahren wird das tonemapping für alle Bildpunkte eines Bildes gleich ausgeführt, abhängig von den
Eigenschaften des gesamten Bildes (z.B. maximale und minimale Helligkeit).
Dadurch sind diese Verfahren sehr schnell – einer der Gründe, warum sie zum
Beispiel in Videospielen häufiger als lokale Operatoren eingesetzt werden. Der
Nachteil der globalen Operatoren ist der Detailverlust beim tone-mapping.
Hierbei gilt: je größer der Dynamikbereich des Ausgangsbildes ist, desto größer
kann der Detail-Verlust sein.
Wie zuvor erwähnt ist der große Vorteil der globalen Operatoren ihre Geschwindigkeit.
Während diese deswegen häufig in Videospielen eingesetzt werden, bevorzugen
Fotografen meistens lokale Operatoren, da diese ansprechendere Bilder generieren und
die Details verbessern.
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HDR FOTOS AUFNEHMEN
Wenn die heutigen Kameras nicht in der Lage sind, den Dynamik-Bereich der realen Welt
aufzunehmen, wie nimmt man dann ein HDR-Foto auf?
Dafür benutzen wir einen einfachen Trick. Anstelle einer einzelnen Aufnahme mit einem
sehr begrenzten Dynamik-Bereich nehmen wir zwei, drei, fünf oder mehr Fotos mit
unterschiedlichen Belichtungen auf (einige dunkler, einige heller als die „korrekte“
Belichtung. In Bedienungsanleitungen wird das als „Belichtungsreihe“ bezeichnet, im
Englischen bezeichnet man dies als „bracketed photos“. Das ist auch der Grund, warum
entsprechende Tasten oder Knöpfe an Kameras unter Umständen mit „BKT“ beschriftet
sind. Diese Fotos der Belichtungsreihe werden dann miteinander kombiniert. Dieser
Vorgang heißt „merge to HDR“. Das Ergebnisbild hat eine (technische) Tiefe von 96 bits
(32 bits pro Farbkanal), es kann also wesentlich mehr Helligkeitswerte darstellen, als
jedes der Ursprungsbilder.
Die notwendige Anzahl der Ursprungsbilder, die erforderlich ist, um eine Szene in ihrem
gesamten Dynamik-Umfang abbilden zu können, variiert je nach Art der Szene. Auf jeden
Fall sollten die Fotos den Gesamtbereich von den hellsten Stellen bis zu den dunkelsten
abdecken. Manchmal reicht es sogar, ein einzelnes Foto zu machen (in Ausnahmefällen).
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Manchmal braucht man drei, manchmal fünf, sieben oder sogar mehr. Die Anzahl hängt
auch davon ab, in welchem Belichtungsabstand (der Unterschied in der Belichtung
zwischen zwei Fotos) die Fotos gemacht werden. Übliche Werte sind 1.0, 1.5 oder auch
2.0 EV (EV ist der Lichtwert, auf Englisch Exposure Value). Im Handbuch Ihrer Kamera ist
das am ehesten unter „Belichtungskorrektur“ zu finden.
Natürlich fragen Sie sich, wann Sie welchen Abstand wählen sollten. Generell liefert ein
Abstand von 1.0 EV die besten Abstufungen der Helligkeitswerte. Allerdings benötigen
Sie dann auch die doppelte Menge an Fotos gegenüber einem Abstand von 2.0 EV. Es
hängt also von den Umständen ab und von der Qualität, die Sie erreichen wollen.
Hier finden Sie eine Tabelle mit typischen Szenen und die dafür notwendige Anzahl von
Fotos bei einem Belichtungsabstand von 2.0 EV:
Szenen-Typ
Landschaft an einem nebligen Tag
Landschaft bei klarem Himmel
Landschaft mit einigen Wolken
Landschaft mit bedecktem Himmel
Sonnen-Auf- oder Untergang
Wald an sonnigen Tagen
Innenaufnahmen ohne Fenster
Innenaufnahmen mit Fenstern
Benötigte Anzahl von Fotos
1 bis 3
3
3 bis 5
3
3 bis 5 (7 in extremen Fällen)
5 oder mehr
3
7 oder mehr
In der Regel benutzt man eine ungerade Anzahl von Bildern, da man damit die gleiche
Zahl von unter- und überbelichteten Bildern erhält, sowie ein „normal“ belichtetes Foto.
Für fünf Fotos ist das im folgenden Bild dargestellt:
(Shadows = Schatten, Properly exposed = Normalbelichtung, Highlights = sehr helle
Stellen)
Wie sie an diesem Bild sehen können benötigen Sie zur Darstellung der Details in den
Schattenbereichen eine Überbelichtung von +2 EV oder auch +4 EV. Um Details in den
extrem hellen Bereichen aufzunehmen, ist es notwendig mit Unterbelichtung zu
arbeiten, in diesem Beispiel mit -2 EV und -4 EV).
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Für sehr viele Szenen ist es ausreichend, mit drei Fotos zu arbeiten:



Ein Foto für die mittleren Helligkeiten („Normalbelichtung“),
Ein Foto für die korrekte Darstellung der Schattenbereiche („Überbelichtung“),
Ein Foto für sehr helle Bereiche, z.B. eine sonnige Terrasse („Unterbelichtung“).
Die größte Anzahl von Fotos in der Belichtungsreihe benötigt man für sehr
kontrastreiche Szenen wie zum Beispiel:



Sonnen-Auf- und Untergänge,
Wälder mit starken Schatten und durchbrechenden Sonnenstrahlen
Innenaufnahmen mit sichtbaren Fenstern oder geöffneten Türen,
Wichtig ist, dass mehr Aufnahmen nicht einfach eine bessere Qualität des Ergebnisses
bedeuten! Dies sind die Gründe dafür:



Je mehr Bilder in der Belichtungsreihe gemacht werden, desto länger braucht
man dafür. Da die Welt nicht stillsteht, kann das zu starken Veränderungen der
Szene während der Aufnahmen führen (z.B. ziehende Wolken, fahrende Autos
oder Schiffe, laufende Menschen) – das wiederum führt zu den weiter oben
genannten Geisterbildern (ghosts).
Es kann sein, dass gar keine sichtbaren Unterschiede zwischen fünf oder fünfzig
Fotos bestehen. Wenn fünf Fotos ausreichen, den Dynamik-Bereich einer Szene
abzubilden, dann bringen 50 Fotos keinerlei Vorteil. In diesem Fall können mehr
Fotos das Ergebnis sogar schlechter machen (zum Beispiel durch Geisterbilder).
Nebenbei erfordern mehr Fotos auch mehr Speicher in Ihrem Rechner und mehr
Zeit, um sie zu verarbeiten. Fünfzig Fotos erfordern eine Menge Speicher,
glauben Sie mir – viele Computer könnten so etwas gar nicht mehr verarbeiten.
Wenn man Fotos ohne ein Stativ macht, wird es sehr schwierig, diese Bilder
korrekt „übereinander“ zu legen, wenn es mehr als drei Fotos werden.
Die richtige Anzahl auszuwählen ist sehr wichtig – wählt man zu wenig Fotos, wird es
sehr viel wahrscheinlicher, dass man im kombinierten Bild Probleme mit Bildrauschen
bekommt. Als Faustregel können Sie sich merken, dass ihr am meisten überbelichtetes
Foto (zur Abbildung der Schatten) die Schatten etwa in der Mitte des Bild-Histogramms
darstellen sollte (das Histogramm kann auf den meisten modernen Kameras zum Bild
eingeblendet werden. Es stellt die Helligkeits- und Farbverteilung des Bildes grafisch dar.
– Anm. d. Übersetzers).
Wie schon erwähnt, werden die einzelnen Fotos der Belichtungsreihe zu einem HDR-Bild
zusammengesetzt, das einen viel größeren Dynamik-Umfang hat als die einzelnen
Ursprungsfotos. In Photomatix Pro und einer Reihe anderer HDR-Programme wird dieser
Schritt einfach durch das Laden der Ursprungsfotos durchgeführt – das Zusammenfügen
der Bilder (HDR merge) ist eine automatische Operation, die nur in Ausnahmefällen
beeinflusst werden kann und sollte.
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Obwohl Belichtungsreihen die besten Ergebnisse liefern, können Photomatix Pro und
andere Programme auch einzelne Fotos bearbeiten. Es ist nicht einmal notwendig, dafür
ein Bild im RAW-Format zu benutzen – 8-bit TIFF, 16-bit TIFF und sogar JPEG-Dateien
können dafür benutzt werden. Der Vorteil bei der Benutzung eines einzelnen Bildes ist,
dass es dem Fotografen ermöglicht, ohne Stativ zu fotografieren und dass aus Prinzip
keine Geisterbilder auftreten können. Natürlich ist das Ergebnis kein wirkliches
HDR-Foto, aber die Ergebnisse sind manchmal wirklich gut. Hier ist ein Beispiel, das in
Lissabon aufgenommen und bei dem das tone-mapping nur mit einer einzigen Datei
durchgeführt wurde:
Ich selber fotografiere meistens mit fünf oder sieben Fotos in einer Belichtungsreihe,
sehr selten mehr. Das ermöglicht es mir, die Funktion Belichtungsreihe (bracketed
photos) zu benutzen, die in meiner Kamera angeboten wird, was die Aufnahmen sehr
erleichtert. Leider können die meisten Canon Kameras nur drei Bilder in einer
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Belichtungsreihe aufnehmen. Für die Besitzer einer Nikon-Kamera sieht es da etwas
besser aus. Obwohl Belichtungsreihen für einen völlig anderen Zweck in die Kameras
eingebaut wurden, nämlich um die Chance für ein richtig belichtetes Foto in schwierigen
Lichtsituationen zu vergrößern, ist diese Funktion hervorragend für HDR-Fotografie
geeignet. Ich benutze ebenfalls den Burst-Modus (mehrere Aufnahmen ganz schnell
hintereinander, auch als Serienaufnahme bezeichnet) mit automatischer Reduktion der
Belichtungszeit für die Folge-Bilder, was ziemlich gut geeignet ist, um auch einmal HDRAufnahmen ohne Stativ zu machen (dieses Thema wird gleich noch ausführlicher
behandelt).
Für eine HDR-Aufnahme bestimme ich zunächst die richtige Belichtung für das mittlere
Foto, also die Belichtung, die ich auch für ein normales Foto benutzen würde. Das ist
besonders in schwierigen Lichtsituationen wichtig, zum Beispiel am Strand oder in
Schnee-Landschaften, da auch bei HDR-Fotos in solchen Fällen eine Belichtungskorrektur
benutzt werden muss. Dann fotografiere ich mit einem Abstand von 1.0 EV (manchmal
1.5 EV). Wie schon erwähnt mache ich meistens fünf oder sieben Aufnahmen, aber bitte
beachten Sie, dass manchmal weniger Aufnahmen besser geeignet sind. Da ich sehr oft
in schwierigen Lichtsituationen fotografiere, benötige ich selbst meistens mehr Bilder.
Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass Sie für HDR-Fotos nicht die Automatik-Funktion Ihrer
Kamera benutzen können. Sie müssen eine der beiden folgenden manuellen
Betriebsarten wählen:


Feste Blende (Aperture Priority, an der Kamera gekennzeichnet mit Av oder A),
Manueller Modus (an der Kamera vermutlich mit M gekennzeichnet).
Warum ist das notwendig? Die Antwort ist eigentlich einfach. Wir wollen jedes Bild mit
einer anderen Belichtung aufnehmen. Dazu haben wir drei Möglichkeiten –
Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert. Wenn die Aufnahmen mit verschiedenen
Blendenwerten gemacht werden, führt das aber zu verschiedenen Schärfebereichen in
den Einzelbildern, da sich mit dem Blendenwert auch die Schärfentiefe (depth
of field / DOF) verändert. Werden diese Bilder dann kombiniert, führt das zu
unbefriedigenden Resultaten. Der Blendenwert muss also fest bleiben. Für den ISO-Wert
gilt das entsprechend – hier würden die Bilder sehr unterschiedliche Anteile von
Rauschen enthalten, was ebenfalls das Ergebnis beeinträchtigt. Eine Änderung des ISOWertes kann also ebenfalls nicht benutzt werden, um verschiedene Belichtungen zu
erreichen.
Was bleibt, ist die Änderung der Belichtungszeit, entweder manuell oder über das
Programm „Feste Blende“.
Anmerkung des Übersetzers: Sie sollten ebenso den Autofokus ausschalten – sonst kann
es passieren, dass bei einzelnen Bildern auf verschiedene Bildstellen fokussiert wird. Das
würde die Belichtungsreihe unbrauchbar machen.
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HDR SOFTWARE
Nun haben wir einen groben Überblick darüber, was HDR-Fotografie ist.
Wir wissen ebenso, dass wir ein Werkzeug benötigen, mit dem wir ein HDR-Bild aus
mehreren Einzelbildern zusammensetzen (merge) und tone-mappen können. Es gibt hier
eine Fülle von Angeboten, aus denen wir wählen können, wobei jedes Programm seine
eigenen Vor- und Nachteile hat, auch die Ergebnisse unterscheiden sich. Aus diesem
Grund haben Fotografen manchmal mehrere verschiedene Programme, die sie
entsprechend der Situation einsetzen. Manche Programme kommen mit bestimmten
Szenen besser klar als andere, versagen aber bei anderen Szenen.
Hier eine kleine Auflistung von populären Programmen:



HDRsoft Photomatix Pro – eines der am häufigsten eingesetzten HDR-Programme
auf dem Markt.
Nik Software HDR Effex Pro – ein Programm der Firma Nik, das als Photoshop
Plugin arbeitet. Es hat die Nik-typische Bedienoberfläche und benutzt ebenso die
U Point-Technologie.
Adobe Photoshop CS5/CS6/CC – seit einigen Jahren hat Photoshop ein
mitgeliefertes HDR Plugin. Obwohl mit CS5 massive Verbesserungen dafür
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
geliefert wurden, wird es immer noch weitgehend als schlechter gegenüber
spezialisierter Software angesehen.
Oloneo.
Ich persönlich benutze für alle meine Fotos Photomatix Pro 5.0 (plus Lightroom, plus
Photoshop, plus Topaz Plugins für letzte Verbesserungen) und das ist auch das
Programm, auf das ich mich in diesem Tutorium beziehe. Die Konzepte und Techniken,
die ich hier vorstelle, können aber ebenso in den meisten anderen Programmen
angewendet werden.
Wenn Sie Photomatix Pro nicht besitzen, können Sie trotzdem alle Schritte dieses
Tutoriums nachvollziehen. Der Hersteller bietet eine freie Testversion des Programms
zum Download auf der HDRsoft website an. Die Testversion funktioniert, solange sie
wollen, es wird allerdings ein Wasserzeichen zu Ihren generierten Bildern hinzugefügt.
Die Firma HDRsoft bietet ebenfalls das Programm Photomatix Essentials an, das ehemals
Photomatix Light hieß. Das Programm ist etwas einfacher für Anfänger benutzbar,
benutzt aber die gleichen Verfahren wie Photomatix Pro.
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PROBLEME DER HDR FOTOGRAFIE
Die HDR Fotografie ist leider berüchtigt für einige Probleme, die in vielen Fotos präsent
sind. Darum nehmen sehr viele Menschen an, dass alle HDR-Fotos diese Probleme
haben. Allerdings sind die Probleme recht leicht zu beheben und dass sie in so vielen
Fotos auftreten, ist auf Fehler der Fotografen zurückzuführen, nicht auf die HDRFotografie an sich.
Ich werde die Probleme hier kurz beschreiben. In den späteren Teilen dieses Tutoriums
werden die Probleme ausführlicher behandelt und auch Wege zu ihrer Behandlung
aufgezeigt.
Rauschen
Was Probleme angeht, so ist Rauschen das allergrößte. Werden lokale tone-mapping
Operatoren benutzt, (zum Beispiel der Details Enhancer in Photomatix Pro) muss man
diesem Problem besondere Beachtung schenken. Da lokale tone-mapping Operatoren
feinste Details im Bild verstärken, gilt dies ebenso für das Bildrauschen da für ein
Programm kein Unterschied zwischen einem kleinen Detail und dem Rauschen besteht.
Um eine Verstärkung des Rauschens zu verhindern, beachten Sie bitte die folgenden
Regeln:


Decken Sie bei der Aufnahme den gesamten Helligkeits-Bereich der Szene ab.
Wenn Ihr Bild in den Schatten-Bereichen genügend Informationen enthält, dann
wird dort kein Rauschen verstärkt. Das heißt, wenn auf Ihrem hellsten Foto
(Überbelichtung) die Details in den Schatten nicht erkennbar sind, werden Sie das
Rauschen aus diesen Bildteilen in Ihr Gesamt-Bild übernehmen (und verstärken).
Benutzen Sie niedrige ISO-Werte, wenn irgendwie möglich. Achtung: Das
heißt nicht, dass Ihre niedrigsten verfügbaren ISO-Werte (manchmal ISO 50
oder ISO 100) nicht mehr Rauschen erzeugen können, als ein Wert von
ISO 200. Machen Sie unter verschiedenen Lichtbedingungen Testaufnahmen,
um den optimalen ISO-Wert für Ihren Kamera-Sensor zu ermitteln. Dieser
kann von Kamera zu Kamera verschieden sein.
Ausrichtungsfehler
Das nächste große Problem sind horizontale und vertikale Bewegungen der Kamera
zwischen den einzelnen Aufnahmen einer Belichtungsreihe. Diese sind problematisch für
das Kombinieren der Einzelbilder, da sich abgebildete Objekte auf den einzelnen Bildern
an verschiedenen Positionen befinden.
Um diese Bewegungen zu minimieren, empfiehlt sich die Verwendung eines stabilen
Stativs und der Einsatz eines Fernauslösers (über Kabel, Infrarot oder auch Funk). Der
Fernauslöser verhindert minimale Veränderungen der Kameraposition durch die
Betätigung des Auslösers. Falls Sie eine Belichtungsreihe mit einer einmaligen Betätigung
des Auslösers erstellen können, spielt das keine Rolle.
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Ich schieße auch viele Fotos aus der Hand (bei 10 mm/16 mm Kleinbild) oder 24 mm und
die Bewegungen sind trotzdem kaum erkennbar.
Anmerkung des Übersetzers: Ausrichtungsfehler haben übrigens nichts mit Geisterbildern
zu tun – Geisterbilder entstehen durch bewegte Objekte in der fotografierten Szene,
während Ausrichtungsfehler durch die Bewegung der Kamera selbst entstehen.
Die HDR-Programme sind innerhalb gewisser Grenzen in der Lage, Ausrichtungsfehler zu
korrigieren.
Übertriebene Farbsättigung
Ein häufiger Fehler ist es, den Sättigungs-Regler in Photomatix Pro auf einen hohen Wert
einzustellen. Das erzeugt Farben, die surreal und übertrieben aussehen – sie schreien
geradezu „HDR!“ und lassen das Foto sehr unrealistisch aussehen. Im Fall des Details
Enhancer benutze ich für die Farbsättigung Werte im Bereich von 40 bis 50 und für die
anderen Mapping-Operatoren oder Methoden benutze ich die Standardwerte.
Zu beachten ist, dass im Fall des Details Enhancer dieser Regler etwas anders
funktioniert als der Sättigungs-Regler z.B. in Lightroom oder Photoshop. Andere
Einstellungen verändern nämlich sein Verhalten z.B. ein niedrigerer Wert für Strength
ermöglicht es, höhere Werte bei der Farbsättigung einzustellen. Andersherum erzwingen
höhere Werte für Strength niedrigere Werte für Saturation, um ein realistisch
aussehendes Bild zu erhalten.
Auch wenn der Regler für die Farbsättigung etwas niedriger eingestellt wird, können
einzelne Farben (speziell Grün und Rot) immer noch unnatürlich übersättigt aussehen.
Die Lösung dafür ist sehr einfach: Sie können die Einstellungen in Finishing Touch in
Photomatix Pro (im Anschluss an das tone-mapping) oder den Sättigungsregler in
Lightroom bzw. Hue/Saturation in Photoshop benutzen, um die Sättigung der
Einzelfarben zu anzupassen.
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Hier sehen Sie ein Beispiel-Foto:
Die Blau-Werte des Himmels und die Rot-Werte der Straßenbahn sehen sehr unnatürlich
aus. In diesem Fall würde ich Farbigkeit (Vibrance) und Sättigung (Saturation) in Lightroom
reduzieren, nachdem ich mein Bild in Photomatix Pro bearbeitet und wieder in Lightroom
importiert habe.
Lichthöfe (Halo-Artefakte)
Lichthöfe sind der verbreitetste Fehler, vor allem bei HDR-Anfängern. Diese entstehen an
Ecken und Kanten im Bild, überall dort wo es Grenzbereiche zwischen stark
unterschiedlichen Helligkeiten gibt. Sehr oft ist dies bei den Übergängen zwischen
Hausdächern und dem Himmel der Fall.
Im Details Enhancer kann der Effekt durch folgende Einstellungen reduziert werden:



Verringern des Strength-Wertes
Lighting Adjustments einstellen auf Natural oder Natural+
Erhöhen des Wertes für Smooth Highlights
Eine Kombination dieser Möglichkeiten, kann die Erzeugung von Lichthöfen noch
weiter verringern. Eine andere Möglichkeit ist,
die „Aufhellen“- oder
„Abdunkeln“-Werkzeuge in Ihrem Bildbearbeitungsprogramm zu benutzen. In
Photoshop, Gimp, Lightroom und Aperture wären das die burn bzw. dodge
Tools.
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Es ist ebenso möglich, Teile der Original-Bilder in Ihr Ergebnisbild einzublenden.
Diese Technik ist im Abschnitt Exposure Fusion ansatzweise beschrieben.
Ab der Version 5.0 stellt Photomatix Pro den Contrast Optimizer als Alternative zum
Details Enhancer zur Verfügung. Meistens werden durch den Contrast Optimizer von
vornherein natürlich aussehende Bilder ohne Lichthöfe erzeugt.
Hier sehen Sie ein Beispiel für Lichthöfe, das in Photomatix Pro mit der Voreinstellung
Surreal erzeugt wurde:
Beachten Sie die Kante der Berg-Formation und den Übergang zum Himmel.
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Geisterbilder
Das letzte hier behandelte Problem sind Geisterbilder. Ähnlich wie die weiter oben
erwähnten Ausrichtungsfehler sind auch sie durch Bewegungen verursacht. Im
Gegensatz zu den Ausrichtungsfehlern bewegt sich aber nicht die Kamera sondern
Elemente des Bildes bewegen sich, wie zum Beispiel Fußgänger, Fahrzeuge, Gras und
Zweige die sich im Wind bewegen, Wasser, das fließt – Bewegung ist überall! Sie können
als Fotograf nicht einfach sagen – He, haltet mal kurz an! Ich will ein HDR-Foto machen!
Im folgenden Foto können Sie einige Geisterbilder sehen: sehen Sie sich besonders den
Lieferwagen im linken Bildteil an und die Person auf der rechten Seite. Diese haben
durch ihre Bewegung während der Aufnahme Geisterbilder erzeugt.
Wie man dieser Situation begegnet beschreibe ich ein wenig später in diesem Tutorium –
Photomatix Pro bietet einige hervorragende Werkzeuge für diesen Zweck an.
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EIN REALISTISCHER ARBEITSABLAUF (WORKFLOW)
IN PHOTOMATIX PRO
An dieser Stelle des Tutoriums sollten Sie mehr oder weniger wissen, was HDR wirklich
ist und was wir zu erreichen versuchen. Dieses Kapitel zeigt Ihnen, wie Sie
Photomatix Pro benutzen, um Belichtungsreihen zu laden, zu einem HDR-Bild zu
verarbeiten und anschließend das tone-mapping durchzuführen.
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BELICHTUNGSREIHEN LADEN
1. Der Startbildschirm von Photomatix Pro. Es enthält ein Workflow Shortcuts Fenster, das Ihnen schnellen Zugriff zu allen wichtigen Funktionen von
Photomatix Pro bietet: vom Laden der Bilder bis zur Stapelverarbeitung für mehrere HDR-Bilder in einem Arbeitsgang.
Nach dem Start von Photomatix Pro ist der erste Arbeitsschritt das Laden der Bilder Ihrer
Belichtungsreihe. Das geht entweder über:
1. Einen Klick auf den „Load Bracketed Photos“-Button – das ist der oberste im
Workflow Shortcuts Fenster,
2. Benutzung der Tastenkombination Strg + L auf Ihrer Tastatur (CMD + L auf Mac),
3. Benutzung des Menü-Punkts File -> Load Bracketed Photos,
4. Ziehen der Bilder mit dem Windows Explorer in das Photomatix Pro Fenster
Wenn Sie Adobe Lightroom besitzen, können Sie ebenso ein Plugin
installieren, das zu Photomatix Pro mitgeliefert wird. Dann können Sie die
Bilder der Belichtungsreihe direkt aus Lightroom exportieren und
anschließend bearbeiten. Dazu wählen Sie einfach die betreffenden Fotos in
Lightroom aus, klicken mit der rechten Maus-Taste darauf und wählen aus
dem Kontextmenü Export To -> Photomatix Pro.
22
Daraufhin öffnet sich der folgende Dialog:
IMG_1339.CR2 bis IMG_1338.CR2 sind die Namen der Fotos (im RAW-Format) aus einer
Belichtungsreihe, die ich fotografiert habe. Ich habe den „Browse“-Button (rechts oben)
benutzt, um die Dateien auszuwählen. Falls Sie irrtümlich ein falsches Foto mit
ausgewählt haben, können Sie es markieren und mit dem „Remove“ Button wieder aus
der Liste entfernen.
Beachten Sie bitte die Checkbox, die mit „Show 32-bit unprocessed image“ beschriftet
ist. Ich setze das Häkchen fast immer. Wenn das Häkchen gesetzt ist, zeigt
Photomatix Pro das „echte“ HDR-Foto bevor das tone-mapping durchgeführt wird. Ein
Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass Sie das HDR-Foto speichern und es mit
verschiedenen Einstellungen immer wieder neu und anders bearbeiten können. Damit
sparen Sie eine Menge Zeit, da schon das Erstellen des HDR-Bildes sehr zeitaufwändig
sein kann – insbesondere wenn Sie lange Belichtungsreihen mit großen RAW-Dateien
und Geisterbildentfernung bearbeiten.
23
EINSTELLUNGEN FÜR DIE VORVERARBEITUNG
Nachdem Sie den „OK“ Button klicken, erscheint der folgende Dialog:
In diesem Schritt können wir einstellen, wie die Fotos der Belichtungsreihe zu einem
HDR-Bild zusammengefügt werden. Der Dialog hat eine Menge Optionen, wie zum
Beispiel Ausrichtung (align), Geisterbild-Entfernung (remove ghosts), und Weiß-Abgleich
(White Balance):

Align source images – Diese Option aktiviert die gegenseitige Ausrichtung der
Ursprungsbilder aneinander für den Fall, dass die Kamera sich zwischen den
Aufnahmen bewegt hat:
o Taken on tripod – Diese Option ist sehr viel schneller, sollte aber nur bei
Fotos eingesetzt werden, die mit einem Stativ und Fernbedienung
aufgenommen wurden.
o Hand-held – Diese Option ist sehr viel langsamer, kann aber auch
größere Abweichungen ausgleichen – vor allem bei Fotos, die ohne
Stativ aufgenommen wurden ist dies notwendig. Ich selber benutze
diese Option auch oft, obwohl ich die Fotos mit Stativ aufgenommen
habe.
o Crop aligned images – Wenn der Haken bei dieser Option gesetzt wird,
kann das HDR-Bild etwas kleiner werden als die Original-Fotos. Falls Bilder
für die Ausrichtung etwas verschoben werden, entstehen Ränder, in
denen nicht von allen Bildern Informationen vorliegen. Diese Ränder
werden dann automatisch abgeschnitten.
24





Show options to remove ghosts – Im Abschnitt über Probleme der HDRFotografie habe ich die Geisterbilder erwähnt – wenn Sie hier das Häkchen
setzen, bietet Ihnen das Programm an, Geisterbilder zu entfernen. Wichtig ist,
dass Sie das Häkchen entfernen sollten, wenn Sie genau wissen, dass Ihr Foto
keine Geisterbilder enthalten kann – die Geisterbild-Entfernung
beeinträchtigt ein wenig die Bildqualität des Ergebnisbildes.
Reduce noise on – Setzen Sie hier ein Häkchen, wird eine Rausch-Reduktion
im Programm aktiviert. Über die Auswahl-Box rechts daneben können Sie
vorgeben, auf welche Ursprungsbilder die Rauschreduktion angewendet
werden soll.
Reduce chromatic aberrations – Jedes Objektiv erzeugt Farb-Verfälschungen –
das ist eine physikalische Tatsache. Die gute Nachricht ist, dass diese
rechnerisch im Bild korrigiert werden können – die Option ermöglicht genau
dieses.
White Balance – Der Weiß-Abgleich – dieser steht nur für Fotos im RAWFormat zur Verfügung.
Color primaries based on – Auswahl des Farbraums für die Verarbeitung (nur
für Fotos im RAW-Format). Sie können hier zwischen sRGB, Adobe RGB und
ProPhoto wählen. Falls Sie mit diesen Begriffen nichts anfangen können,
ändern Sie einfach nichts.
GEISTERBILD-ENTFERNUNG
Falls Sie im vorigen Schritt das Häkchen bei „Show options to remove ghosts“ gesetzt
haben, bekommen Sie das Werkzeug zur Geisterbild-Entfernung angezeigt.
25
In der linken oberen Ecke können Sie den Modus für die Geisterbild-Entfernung
auswählen:


Selective Deghosting (Selektive Geisterbild-Entfernung) – Ein Werkzeug, mit dem
Sie gezielt einzelne Bereiche des Bildes auswählen können, um dort Geisterbilder
entfernen zu lassen.
Automatic Deghosting (Automatische Geisterbild-Entfernung) – Dieses Werkzeug
wurde in Photomatix Pro 5.0 stark verbessert. Sie können jetzt angeben, wie
stark die Geisterbild-Entfernung wirken soll und Sie können ein Foto angeben,
das für die Geisterbild-Entfernung als Basis benutzt wird.
Nach der Auswahl eines der beiden Modi (diese werden gleich genauer beschrieben)
führt Sie ein Klick auf den OK Button zum Dialog für die Entfernung der Geisterbilder
selbst. Beide Modi haben einige gleiche Elemente in der Bedienoberfläche:


Preview image – Dieser Button zeigt Ihnen eine Vorschau der GeisterbildEntfernung und bietet Ihnen die Möglichkeit, das Bild mit und ohne
Geisterbilder zu vergleichen.
Brightness slider – Der Helligkeitsregler ermöglicht es, das Bild heller und
dunkler einzustellen, um die Sichtbarkeit der Geisterbilder nach Bedarf zu
regeln. Sie können den Regler benutzen, ohne dass sich das auf Ihr HDR-Bild
26

auswirkt. Er dient ausschließlich der besseren Bedienbarkeit der GeisterbildEntfernung.
Zoom – Sie können ihr Bild auch vergrößert darstellen, um besser auf einzelne
Details achten zu können. Auch dieser Regler wirkt sich nicht auf Ihr
Ergebnisbild aus, sondern ist nur eine Hilfe während der GeisterbildEntfernung.
27
Selektive Geisterbild-Entfernung
In diesem Modus (Selective Deghosting) wählen Sie in Photomatix Pro die Bereiche aus,
in denen sich Geisterbilder befinden. Dazu ziehen Sie eine Begrenzung um die
betreffenden Bereiche, ähnlich wie das mit dem Lasso-Auswahlwerkzeug in anderen
Bildbearbeitungsprogrammen vorgenommen wird. Die ausgewählten Regionen werden
dann mit einem der Originalbilder ersetzt.
Die Auswahl der Geisterbild-Bereiche können Sie anhand der gestrichelten Linie verfolgen,
die durch das Zeichnen mit der Maus (mit gedrückter linker Maustaste) entsteht:
28
Als nächstes müssen Sie (mit der rechten Maustaste) in den ausgewählten Bereich klicken
und „Mark selection as ghosted area“ auswählen (übersetzt: Markiere den gewählten
Bereich als Geisterbild):
Nachdem Sie den Bereich als Geisterbild markiert haben wird die gestrichelte Markierung zu
einer durchgehenden Linie. Nach einem weiteren Rechtsklick in den gewählten Bereich
bekommen Sie eine Auswahl Ihrer Ursprungsbilder angezeigt, von denen Sie eines
auswählen können, das anstelle des Geisterbildes eingesetzt wird.
29
Über den (dunklen) Button „Preview Deghosting“ auf der linken Seite können Sie sich zu
jeder Zeit ansehen, wie sich Ihre Einstellungen auswirken. Die Voransicht zeigt Ihnen, wie
das Bild nach der Geisterbild-Entfernung aussehen wird.
Ein kleiner Rat an dieser Stelle: Wenn das Häkchen bei „Quick selection mode“ (schneller
Auswahl-Modus) gesetzt ist, brauchen Sie eine ausgewählte Region nicht extra als
Geisterbild-Region bestätigen, nachdem Sie sie ausgewählt haben – sobald Sie die
Maustaste loslassen, ist der Bereich schon als Geisterbild-Bereich markiert.
Haben Sie alle Bereiche ausgewählt, klicken Sie auf den „OK“ Button, um mit dem
nächsten Schritt weiterzumachen.
30
Automatische Geisterbild-Entfernung
Nun zum zweiten Modus – in Englisch: Automatic Deghosting.
Wie weiter oben schon erwähnt, versucht in diesem Modus das Programm automatisch
Geisterbilder zu erkennen und zu beseitigen. Die Bedienoberfläche sieht hier etwas
anders aus:
Der Schieberegler mit der Bezeichnung „Deghosting“ ermöglicht Ihnen, wie stark die
Geisterbild-Entfernung wirken soll. Der Standardwert ist „None“, was auf Deutsch so viel
wie „gar nicht“ heißt. Sobald Sie den Schieberegler weiter nach rechts schieben, werden
Sie feststellen, dass die Geisterbilder immer stärker verschwinden. Das Problem ist, dass
im Bild unter Umständen neue Bildfehler auftauchen, wenn Sie den Regler zu weit nach
rechts bewegen. Das liegt daran, dass Bildbestandteile als Geisterbild erkannt werden
können, die keine sind. Also vermeiden Sie es, den Regler auf Maximum zu stellen, wenn
die Geisterbilder auch schon bei einem kleineren Wert verschwunden sind. In der Regel
sollten Sie die selektive Geisterbild-Entfernung benutzen, sobald Sie feststellen, dass sie
den Regler fast auf Maximum stellen müssen, um die Geisterbilder loszuwerden.
Direkt unter dem „Deghosting“-Schieberegler befindet sich eine Liste all Ihrer
Ursprungsbilder, von denen eins ausgewählt ist. Das ausgewählte Bild dient als Basis-Bild
31
(„Base Photo“) für die Geisterbild-Entfernung. Das heißt, alle Geisterbilder, die gefunden
werden, werden durch Bildbereiche aus diesem Basis-Bild ersetzt.
Um hier das Ergebnis der Geister-Reduzierung zu sehen, müssen Sie das Häkchen bei
„Preview Deghosting“ setzen. Dadurch wird es einfacher, das Gesamtbild durch Vergleich
von vorher und nachher zu beurteilen. Wenn Sie das Bild sehen wollen, wie es vorher
war (mit Geisterbildern) entfernen Sie das Häkchen. Für das Ergebnis nach der
Geisterbild-Entfernung setzen Sie das Häkchen.
ZUSAMMENGESETZTES HDR FOTO
Erinnern Sie sich noch an das Häkchen, das Sie beim Laden Ihrer Belichtungsreihe bei
„Show 32-bit unprocessed image“ setzen konnten? Wenn sie das Häkchen gesetzt haben
zeigt Photomatix Pro an dieser Stelle das Folgende:
Das Foto sieht hier meistens nicht gut aus, da es sehr tiefe Schatten und extrem helle
Bereiche enthält. Aber keine Angst – es ist das echte „HDR Foto“ – Ihr Monitor kann das
nur einfach nicht korrekt darstellen. Sie können aber das Bild mit den Funktionstasten
F11 bzw. F12 dunkler und heller einstellen, um sich alle Bildbereiche korrekt ansehen zu
können. Auf Macintosh Computern sind die Tasten anders belegt. Sie können auch über
den Menüeintrag „View“ die Helligkeit einstellen.
32
Da Sie jetzt ein HDR-Bild haben, können Sie über die Menüeinträge „File -> Save“ Ihre
Arbeit als 32-bit-Bild in den Formaten EXR, HDR oder floating-point TIFF sichern. Falls Sie
schon viel Zeit für das Entfernen der Geisterbilder aufgewendet haben, sollten Sie das
auch unbedingt tun. Ebenso ist es möglich, dass Sie das Bild in anderen Programmen
weiterverarbeiten wollen, die diese Formate unterstützen. Sie können aber auch das Bild
in Photomatix Pro jederzeit wieder laden, um das tone-mapping mit verschiedenen
Einstellungen durchzuführen. Ich mache das oft, um verschiedene Darstellungsvarianten
eines HDR-Bildes zur Verfügung zu haben.
33
DER TONE-MAPPING ARBEITSGANG
Sobald Sie nun auf den Button „Tone Map / Fuse“ klicken, öffnet sich das tone-mapping
Werkzeug. Mit diesem Schritt machen wir unser HDR-Bild auf den derzeitig verfügbaren
Geräten, wie zum Beispiel Computer-Bildschirmen, darstellbar.
Die Bedienoberfläche
Eine Variante der Bedienoberfläche des tone-mapping-Werkzeugs sehen Sie hier:
Hier eine kurze Beschreibung aller Bereiche der Bedienoberfläche (markiert mit roten
Zahlen):
1. Ein Bereich zur Auswahl der Verarbeitungsmethode. Photomatix Pro
bietet einige verschiedene Methoden an:
 Details Enhancer (Detail-Verbesserer) – ein lokaler
tone-mapping Operator der für alle gewünschten Ergebnisse
benutzt werden kann – von realistisch über künstlerisch bis zu
surreal,
34



Contrast Optimizer (Kontrast Optimierer) – ebenso ein lokaler
tone-mapping Operator, der sehr natürlich aussehende Bilder
erzeugt,
Tone Compressor (Tonwert-Kompressor) – ein globaler
tone-mapping Operator,
Exposure Fusion (Belichtungs-Mischung) – eine
Mischung der Originalbilder. Belichtungs-Mischung ist
kein tone-mapping Operator – diese Methode ist auch
keine HDR-Technik. Diese Technik mischt die
Ursprungsbilder, indem jeweils die besten Bildpunkte
der Einzelbilder ausgewählt (nach einer internen
Bewertung) und direkt in das Endergebnis
übernommen werden. Photomatix Pro 4.2 bietet die
folgenden Belichtungsmischungs-Verfahren an:
 Natural (natürlich),
 Real-Estate (Gebäude),
 Intensive (Intensiv),
 2 Images (2 Bilder),
 Auto (Automatik),
 Average (Durchschnitt).
Ich benutze heute meistens „Contrast Optimizer“ oder „Fusion/Real-Estate“ für
Landschaftsfotografie, „Details Enhancer“ oder „Fusion/Real-Estate“ für detaillierte
Innenaufnahmen und „Fusion/Natural“ für Nachtaufnahmen. Für Porträts benutze ich
manchmal auch „Tone Compressor“.
Wieso benutze ich „Tone Compressor“ für Porträts, könnte man fragen? Der Grund ist,
dass der „Details Enhancer“ lokale Details verstärkt, was auch die Haut betrifft. Bei
Porträts möchte man die Haut aber möglichst glatt und rein darstellen. Der „Details
Enhancer“ erzeugt aber durch die Verstärkung lokaler Problemstellen eine
Hautdarstellung, die aussieht, als ob das Model eine Hautkrankheit hat und das wird es
bestimmt nicht mögen. Andererseits ist der „Details Enhancer“ sehr brauchbar, um
Augen eine gewisse Tiefe und Magie zu verleihen. Man muss dafür dann mehrfaches
tone-mapping verwenden, was später noch beschrieben wird.
2. „Settings“ – Regler und Buttons ermöglichen es, das Aussehen des
Bildes anzupassen. Die Anzahl und der Typ der Regler hängen davon
ab, welche Methode Sie für das tone-mapping wählen. Der „Details
Enhancer“ hat die größte Anzahl von Einstellmöglichkeiten.
3. Zusätzliche Einstellmöglichkeiten:
 Der Button „Method Defaults“ (Standardwerte) stellt alle Regler auf einen
sinnvollen Anfangswert für die benutzte tone-mapping-Methode zurück.
Wenn Sie zum Beispiel den „Details Enhancer“ benutzen, wird die
„Default“ (Standard) Voreinstellung (default preset aus dem mit 9
markierten Bereich) eingestellt und im Fall des „Contrast Optimizer“ die
Voreinstellung „Balanced“ (ausgewogen).
35

4.
5.
6.
7.
8.
Die Buttons „Undo“ und „Redo“ ermöglichen es, Ihre letzten Änderungen
rückgängig zu machen bzw. im Fall von „Redo“ auch wiederherzustellen.
Da das Programm sich merkt, was Sie in welcher Reihenfolge ändern,
können Sie auch mehrere Bearbeitungsschritte rückgängig machen.
 Die „Preset“ Combobox (Auswahl-Liste – Preset bedeutet Voreinstellung)
ermöglicht die Auswahl, das Speichern oder das Laden einer
Voreinstellung.
Der „Apply“ Button. Wenn Sie mit der Bearbeitung des Bildes fertig sind,
Klicken Sie bitte hier. Danach können Sie Ihr fertiges Bild speichern.
Hier erhalten Sie kontextbezogene Hilfetexte. Je nachdem, welches
Bedienelement Sie gerade benutzen, wird ein anderer Hilfetext angezeigt (in
Englisch).
Im „Zoom“-Bereich haben Sie Einstellmöglichkeiten für die Vergrößerung
Ihrer Bild-Darstellung zur Verfügung. Die Vergrößerung bezieht sich nur auf
die Darstellung während der Arbeit – die Größe Ihres Bildes wird dadurch
nicht verändert:
 Der „Scaling“-Regler gestattet Ihnen eine schnelle Größenänderung für
die Darstellung – er verändert aber nur die Darstellung Ihres PreviewBildes (Voransicht), so dass hier die Bildqualität eventuell unbefriedigend
ist.
 Die „Magnification“ Buttons (die Lupen mit dem Plus und Minus) ändern
ebenfalls die Größendarstellung, hier wird allerdings die Darstellung
erneut aus dem HDR-Bild berechnet, was langsamer ist. Die Bildqualität ist
aber besser als bei der Nutzung des „Scaling“ Reglers.
 Der „Fit“ Button („passend“) schaltet das Bild mit einem Klick auf eine
Größe, bei der das gesamte Bild innerhalb Ihres Programm-Fensters zu
sehen ist.
 „Preview“ Checkbox – wenn Sie hier das Häkchen entfernen, sehen Sie Ihr
ursprüngliches Bild. Damit können Sie schnell zwischen dem bearbeiteten
Bild und dem Original hin- und her schalten, um den Effekt Ihrer
Bearbeitungen durch Vergleich einschätzen zu können.
„Preview“ Fenster – hier sehen Sie, wie Ihr bearbeitetes Bild aussehen wird.
Die Voransicht (preview) ist schon tone-mapped, es sieht also auf jeden Fall
schon besser aus, als das „rohe“ HDR-Foto, das sie im letzten Arbeitsschritt
gesehen haben.
Das Histogramm für die aktuell angezeigte Voransicht. Im Histogramm
können Sie beurteilen, wie die Helligkeitswerte in Ihrem Bild verteilt sind.
Wenn möglich, sollten Sie am linken und rechten Rand Werte nahe der NullLinie haben, von bewussten Ausnahmen einmal abgesehen.
36
9. Das „Presets“ Fenster (Voreinstellungen). Photomatix Pro bietet eine Menge
von Voreinstellungen an, die in vielen Fällen befriedigende Ergebnisse liefern.
Am oberen Rand sehen Sie die folgenden Einstellmöglichkeiten:
Diese Combobox (Auswahlliste) auf der
linken Seite ermöglicht Ihnen die Filterung
der Voreinstellungen nach Kategorien wie
zum
Beispiel
„Realistic“
(realistisch),
„Artistic“ (künstlerisch) oder „Black & White“
(Schwarzweiß). Durch diese Filterung
bekommen Sie dann nur noch die passenden
Presets für die Kategorie angezeigt, was den
Auswahl-Prozess etwas erleichtert.
Mit diesem Button können Sie zwischen zwei
verschiedenen Darstellungsgrößen für die
Voreinstellungen umschalten.
Dieser Button schaltet zwischen einer
Darstellung in einer oder zwei Spalten für die
Voreinstellungen um. Normalerweise wird
nur eine Spalte angezeigt, aber mit diesem
Button können Sie in die Ansicht mit zwei
Spalten wechseln, um auf einem Blick mehr
Voreinstellungen im Blick zu haben.
Am unteren Ende des Fensters finden Sie zwei sogenannte Tabs:


„Built-In“ (eingebaut) – zeigt alle Voreinstellungen, die vom Hersteller mit
Photomatix Pro ausgeliefert werden.
„My Presets“ (meine Voreinstellungen) – Voreinstellungen, die Sie selbst erstellt
und gespeichert haben oder auch solche, die Sie aus dem Internet
heruntergeladen haben, werden hier angezeigt. Wenn Sie einige
Voreinstellungen haben möchten, versuchen Sie es mit meiner Sammlung: "Free
presets collection". Sie enthält über 100 Voreinstellungen, die für die
verschiedensten Arten von HDR-Fotos benutzt werden können – von Landschaftsbis Architektur-Fotografie.
37
Tone-mapping Einstellungen
Wie schon erwähnt benutze ich sehr häufig „Details Enhancer“ und „Contrast Optimizer“.
Am Anfang dieses Tutoriums schrieb ich, dass ich Photomatix Pro hauptsächlich dazu
benutze, Details in stark ausgeleuchteten Bereichen des Bildes und in den Schatten
herauszustellen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftige ich mich nicht sehr mit Farben, dafür
aber umso mehr mit Licht und Details.
In den nächsten beiden Abschnitten finden Sie Einstellungen, die ich meistens für
„Details Enhancer“ und „Contrast Optimizer“ benutze. Zu jeder der Einstellungen gebe
ich eine kurze Erläuterung.
Details Enhancer


Grundlegende Einstellungen:
o Strength – Hiermit wird die Stärke der Detail- und
Kontrastverstärkung im Bild kontrolliert. Ich benutze meistens
Werte im Bereich von Fünfzig bis Siebzig. In Ausnahmefällen
benutze ich höhere Werte als Siebzig, allerdings reduziere ich in
einem solchen Fall die Einstellungen von anderen Werten. Die
Benutzung sehr hoher Werte kann zu kräftigen Lichthöfen (Halos)
führen.
o Color saturation (Farbsättigung) – Hiermit stellt man die Sättigung
und Kraft der Farben ein. Meistens benutze ich den Wert 46, der
als Standardwert voreingestellt ist.
o Tone compression (Tonwert-Verdichtung) – Hiermit wird der
globale Helligkeitswert eingestellt. Meistens benutze ich den Wert
Null.
o Detail contrast (Kontrast der Details) – Diese Einstellung reguliert,
wie stark lokale Details verstärkt werden. Falls Sie feine Details in
Ihrem Bild darstellen wollen, ist das ein wichtiger Einstell-Wert.
Ich benutze üblicherweise Werte von Fünf bis Zehn, weil ich gern
ein wenig die Details hervorhebe.
o Lighting Adjustments (Beleuchtungs-Einstellung) – Einer der
wichtigsten Einstell-Werte in Photomatix Pro. Er bestimmt das
generelle Aussehen Ihres Bildes: natürlich, oder surreal. Wenn Sie
ein natürliches Aussehen erreichen wollen, sollten Sie das
Häkchen bei „Lighting Effects Mode“ setzen und einen der Buttons
„Natural+“ oder „Natural“ benutzen.
Zusätzliche Einstellungen („More Options“-Bereich):
o Smooth Highlights - Diese Einstellung macht Ihre Lichtpunkte
(Highlights) weicher. Das ist besonders hilfreich, wenn Sie große
Bereiche blauen Himmel in Ihrem Bild haben, der oft starkes Rauschen
aufweist. Sie kann auch benutzt werden, um zu verhindern, dass helle
Lichtpunkte in Ihrem Bild grau werden. Ich benutze Werte von Null bis
Zwanzig.
38

o White Point (Wert für Weiß) – Hier kann der Wert für Weiß gesetzt
werden. Meistens verringere ich diesen ein wenig, ungefähr im
Bereich 0.002% - 0.01%.
o Black Point (Wert für Schwarz) – Hier kann der Wert für Schwarz
gesetzt werden. Meistens ändere ich ihn nicht.
o Gamma – Die Gamma-Korrektur dient normalerweise der Anpassung
der Helligkeitskurven von Auge, Kamera und Monitor. Hier können Sie
die Korrektur dazu benutzen, das Hell-/Dunkel-Verhältnis etwas zu
verschieben, wenn es dem Bild dient. Meistens benutze ich den
Standardwert.
o Temperature (Farbtemperatur) – Die Farbtemperatur des Fotos.
Meistens ändere ich hier nichts, da ich die Farbtemperatur in
nachgelagerten Bearbeitungsschritten anpasse. Falls ich sie doch
benutze, verwende ich Werte zwischen 0.0 und 4.0. Höhere Werte
finde ich zu warm – Werte unter 0.0 benutze ich selbst für Schneeund Eis-Bilder nicht.
Fortgeschrittene Einstellungen (Advanced Options-Bereich):
o Microsmoothing – Hiermit können die Verstärkungen der lokalen
Details „weicher“ gemacht werden. Einer der Effekte ist, dass dadurch
das Rauschen verringert wird, zum Beispiel in Bereichen, die den
Himmel darstellen. Meistens benutze ich den Standardwert 2.0.
Wenn ich sehr viele kleine Details im Bild habe, zum Beispiel Schnee
oder Sand), benutze ich viel kleinere Werte wie 0.5 bis 1.0. Für einige
sehr körnige Bilder verwende ich Werte von 4.0 bis 5.0.
o Saturation Highlights (Sättigung der hellen Bildbereiche) – Regelt die
Sättigung von sehr hellen Bereichen, ohne die der Schatten zu
beeinflussen. Meistens verwende ich den Standardwert, manchmal
positive Werte wie 1.0.
o Saturation Shadows (Sättigung der dunklen Bereiche) – Regelt die
Sättigung der Schatten-Bereiche, ohne die Sättigung der hellen
Bereiche zu beeinflussen. Oft verwende ich den Standardwert,
manchmal negative Werte, wie z.B. -1.0.
o Shadows Smoothness (Schatten-„Weichheit“) – Diese Einstellung
bestimmt, wie stark die Kontrastverstärkungen in den Schatten
wieder reduziert werden. Das ist der einzige Wert, den ich noch nie
verändert habe.
o Shadows Clipping (Schwärzen der Schatten) – Diese Einstellung ist
besonders hilfreich, wenn die Schatten Rauschen enthalten. Dadurch,
dass die Schatten dann auf schwarz geändert werden, verschwindet
auch das Rauschen. Meistens benutze ich den Standardwert Null. Bei
sehr verrauschten Bildern kann es aber auch vorkommen, dass ich den
Wert auf Zwanzig oder mehr erhöhe.
39
Contrast Optimizer
In Photomatix Pro 5.0 ist der „Contrast Optimizer“ meine bevorzugte tone-mapping
Methode geworden. Ich liebe seine natürlich wirkenden und „sauberen“ Ergebnisse.
Außerdem funktionieren die Standard-Einstellungen meistens für mich sehr gut und ich
ändere höchstens die Einstellungen für „White Clip“ und „Black Clip“.




Strength – Stärke der Kontrast- und Detail-Verstärkung
Tone Compression – reguliert den Helligkeitsbereich des Bildes
Lighting Effect – Je weiter Sie diesen Regler nach rechts verschieben, desto
surrealer wird Ihr Bild, da die Schatten dadurch aufgehellt werden.
White Clip – Hier stellen Sie ein, ab welchen Werten helle Bereiche als Weiß
dargestellt werden. Ich benutze den Regler im Zusammenhang mit dem
40




Histogramm und reduziere den Wert so weit, dass möglichst wenig helle
Bereiche „geclippt“ werden.
Black Clip – Reguliert, ab wann dunkle Bereiche als Schwarz dargestellt
werden. Meistens benutze ich einen sehr niedrigen Wert nahe Null. Auf dem
Histogramm ist das Clipping gut als feine senkrechte Linie am linken Rand zu
erkennen.
Midtone – Dieser Regler beeinflusst die Helligkeit der mittleren
Helligkeitswerte im Bild.
Color Saturation –Farbsättigung des Bildes
Color Temperature – Farbtemperatur des Bildes.
BEENDEN UND SPEICHERN
Sind Sie mit Ihren Einstellungen zufrieden, klicken Sie auf den „Apply“ Button – danach
wird das fertige Bild noch einmal angezeigt:
Jetzt können Sie das Bild speichern, indem Sie links den Button „Save Final Image“
benutzen. Alternativ benutzen Sie das Menü „File -> Save As“ oder benutzen die
Tastenkombination Strg + S auf Windows oder CMD + S auf einem Mac. Sie können
41
dabei den Speicherort wählen und den Dateinamen und das Dateiformat vorgeben (jpg
oder tiff).
Aber warten Sie einen Moment – haben Sie das Fenster bemerkt, das mit
„Finishing Touch“ beschriftet ist? Wie schon mehrfach erwähnt, ist das tone-mapping
erst der Anfang Ihres Weges zu einem guten Bild. Während des tone-mappings war es
unser Ziel, die Details in allen Helligkeitsbereichen Ihres Bildes herauszuarbeiten. Jetzt
können wir uns daran machen, Korrekturen an den Farben vorzunehmen oder Kontrast
und Schärfe nachzubearbeiten.
Falls Sie keine Foto-Bearbeitungssoftware besitzen (Warum eigentlich? Es gibt das
hervorragende freie Programm Gimp!), können Sie einige Bearbeitungsschritte auch in
Photomatix Pro vornehmen indem Sie diese Fenster „Finishing Touch“ benutzen. Das
Fenster erscheint normalerweise, sobald Sie den „Apply“ Button drücken. Sie können es
aber auch manuell öffnen, indem Sie den Menüeintrag „Utilities -> Finishing Touch“
benutzen. Schauen wir uns das Fenster genauer an:
Sie können drei Einstellungen vornehmen:

Kontrast (Contrast Tab),
42


Farbsättigung (Color Tab),
Schärfen (Sharpening Tab).
Diese arbeiten ähnlich wie die gleichnamigen Werkzeuge, die Sie aus Lightroom,
Photoshop oder GIMP kennen. Jede Ihrer Änderungen können Sie im Vorschau-Fenster
beurteilen. Wenn Ihnen die Werkzeuge nicht geläufig sind, können Sie etwas
experimentieren.
Im Normalfall reicht es, das Bild ein wenig zu schärfen. Denken Sie bei jeder Änderung
daran: weniger kann mehr sein!
43
ÄNDERUNGEN, DIE ICH VORNEHME
Hier beschreibe ich typische Änderungen, die ich noch NACH der Bearbeitung in
Photomatix Pro vornehme.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Zunächst importiere ich das Bild in Lightroom und nehme dort die folgenden
Anpassungen vor:
Vibrance (Farbigkeit) - Ich reduziere sie oft durch Einstellung auf einen Wert
von -5 bis -20),
Clarity (Klarheit/Definition) – Oft erhöhe ich diesen Wert auf Fünfzehn bis
Fünfzig),
Kontrast - nur ein wenig erhöhen,
Highlights (Helle Bildbereiche) und Shadows (Dunkle Bildbereiche) so weit
anpassen, dass sie wieder ausgeglichen sichtbar sind
Falls nötig passe ich auch die Farbbalance an dieser Stelle an. Besonders
Grüntöne haben oftmals Probleme, korrekt dargestellt zu werden. Manchmal
erzeuge ich auch einfach einen „wärmeren“ Eindruck, zum Beispiel für
Sonnenuntergänge oder –aufgänge.
Export des Bildes und Import in Photoshop... jetzt geht der richtige Spaß
los :) Ja, ich bin ein großer Photoshop-Fan! Ich ziehe es vor, meine Bilder in
diesem Programm zu bearbeiten und nicht in Lightroom:
a. Ich beginne damit, das Rauschen mit Hilfe des Plugins Topaz Denoise 5
zu reduzieren. Ich starte normalerweise mit einer Voreinstellung, die
das Rauschen komplett beseitigt und schalte dann auf eine
Voreinstellung, die etwas weniger stark wirkt. Dort nehme ich dann
notwendige Anpassungen vor. Manchmal verwende ich verschiedene
Rauschfilter für verschiedene Teile des Bildes.
b. Danach erhöhe ich die Klarheit des Bildes mit Hilfe von Topaz Clarity.
c. Danach beginne ich mit Helligkeitsmasken zu spielen, um Kontrast und
Farben meines Fotos zu verbessern. Dieser Schritt erfordert bei mir
die meiste Zeit in der Bildbearbeitung. Manchmal dauert es nur
Minuten, oft aber Stunden oder sogar Tage. Anmerkung des
Übersetzers: Helligkeitsmasken stehen Ihnen auch in Gimp zur
Verfügung. Sie sind ein EXTREM leistungsfähiges Werkzeug zur
Bildbearbeitung. Es lohnt sich, den Aufwand zu Ihrer Beherrschung zu
investieren!
d. Abschließend schärfe ich das Bild. Meistens verwende ich dazu den
„High-pass Filter“, da das Ergebnis mich sehr zufriedenstellt. Da ich oft
Himmel auf meinen Fotos habe, setze ich das Schärfen selektiv ein.
Manchmal verwende ich dazu eine Ebenenmaske, auf der ich einen
sehr weichen Pinsel einsetze. Oft generiere ich die Maske aber auch
automatisch, indem ich Kanten im Bild finden lasse und schärfe dann
nur diese.
Schlussendlich speichere ich mein Bild im JPEG-Format mit maximaler
Qualität.
44
SCHARZWEIß HDR
Zurzeit werden schwarzweiße HDR Fotos immer populärer. Auf den nächsten Seiten
sehen Sie einige Beispiele, die von mir stammen:
45
Es gibt zwei Möglichkeiten, solche Bilder zu erzeugen:


Stellen Sie die Sättigung in Photomatix Pro beim „Details Enhancer“ auf Null
ein (über den „Saturation“ Regler) oder auf den minimalen Wert (-10) in den
anderen tone-mapping Methoden. Beim „Details Enhancer“ müssen Sie
ebenfalls
die
beiden
Regler
für
„Saturation Highlights“
und
„Saturation Shadows“ auf Null einstellen.
Konvertieren Sie das endgültige HDR-Foto zu einem Schwarzweiß-Bild in
Photoshop, Gimp, Lightroom, Aperture oder beliebigen anderem
Bildbearbeitungsprogramm. Achtung: dort ist oft nicht der Begriff
Schwarzweiß verwendet, sondern Graustufen (grayscale oder greyscale).
Auf beiden Wegen kann man sehr ansprechende Ergebnisse erzielen – ich ziehe
allerdings die Bearbeitung in Photoshop vor. Meistens benutze ich dafür das Plugin
Topaz B&W Effects.
Nach der Umwandlung in ein Schwarzweiß erhöhe ich üblicherweise etwas den Kontrast.
46
47
MEHRFACHES TONE-MAPPING
Nach einer Weile werden Sie auch auf Situationen stoßen, wo Sie verschiedene
Einstellungen für verschiedene Bereiche des Bildes benötigen würden. Egal, welche
Einstellungen Sie vornehmen, einige Bereiche des Bildes sehen mit einer bestimmten
Einstellung gut aus, andere mit einer anderen, zum Beispiel:


Augen und Bekleidung sehen sehr gut aus, wenn Sie den „Details Enhancer“
benutzen, aber Haut und Haare sehen bei Benutzung des „Tone Compressor“
besser aus.
Wasser benötigt oft andere Einstellungen als der Himmel.
Für dieses Problem gibt es eine einfache Lösung. Das HDR-Foto wird einfach mehrfach
mit verschiedenen Einstellungen verarbeitet – zum Beispiel einmal so, dass die Augen
gut aussehen und einmal so, dass die Haare gut aussehen. Dann können die Fotos
ineinander „eingeblendet“ werden, indem man dazu in Photoshop, Gimp oder anderen
Programmen Ebenen-Masken benutzt („layer masks“).
Es gibt sogar Fotografen, die Bildteile zusammenfügen, die mit verschiedenen HDRProgrammen bearbeitet wurden. Andere fügen auf diese Weise Teile der OriginalFotos in das HDR-Bild ein (das mache ich auch gelegentlich). Es gibt also viele
Möglichkeiten.
48
EXPOSURE FUSION – EINE ALTERNATIVE ZU HDR
EINFÜHRUNG
Vor langer Zeit, als noch niemand von HDR gehört hatte, konnten Fotografen trotzdem
den Dynamikbereich ihrer Fotos vergrößern. Was sie taten - und viele Fotografen immer
noch tun - ist, mehrere Fotos in Photoshop zu öffnen und diese über Ebenen-Masken
ineinander einzublenden. Dabei entscheidet man jeweils, welchen Bildteil man von
welchem Ursprungsfoto verwendet. Auf diese Weise kann man die hellen Bildbereiche
von einem unterbelichteten Foto einblenden und die Details in den Schatten-Bereichen
aus einem überbelichteten Foto übernehmen.
Obwohl diese Technik schon sehr alt ist, wurde sie in jüngster Zeit sehr populär und wird
heutzutage meistens als „manual blending“ (manuelles Einblenden) oder XDR – das steht
für „extended dynamic range“ (erweiterter Dynamikbereich) – bezeichnet.
„Exposure Fusion“ basiert auf dieser alten Technik, ist aber ein weitgehend
automatisierter Prozess. Anstatt das Einblenden manuell auszuführen, können Sie es
direkt in Photomatix Pro durchführen. Was dabei passiert, ist dass zu jedem Bildpunkt
(Pixel) von allen Fotos die besten Werte ausgesucht und in das Endergebnis
übernommen werden. Ob ein Bildpunkt als gut oder schlecht angesehen wird, hängt
49
dabei von vielen Faktoren ab, zum Beispiel Farbsättigung, gute Belichtung dieses
Punktes, wenig Rauschen usw. „Exposure fusion“ kann auch Bildpunkte von mehreren
Ursprungsbildern verwenden und aus diesen einen Mittelwert oder einen anderen
geeigneten Wert berechnen. Die Methode kann ebenso die Farbsättigung verändern und
noch vieles mehr. Die Möglichkeiten sind nahezu endlos.
Leider wird diese Methode nicht von vielen HDR-Programmen angeboten. Photomatix
(beide Versionen - Pro und Essentials) und Enfuse sind die bekanntesten Programme, die
diese Methode mitliefern. Wie schon vorher, beziehe ich mich hier auf Photomatix.
Bevor wir uns in die Details von Exposure Fusion vertiefen, hier eine kleine Liste der
Vorteile dieser Methode:




Exposure Fusion reduziert unter Umständen das Rauschen – im Gegensatz zu
lokalen tone-mapping Operatoren, die das Rauschen verstärken. Dadurch
eignet sich diese Methode besonders für Nachtaufnahmen und generell
Aufnahmen mit langer Belichtungszeit, wo das Rauschen ein Problem sein
kann.
Die Bilder sehen sehr natürlich aus. Besonders Architektur-Fotos,
Nachtaufnahmen und Aufnahmen im Nebel profitieren davon.
Die Bilder enthalten keine Lichthöfe (Halo).
Die Technik ist einfacher zu handhaben, weil es weniger Parameter gibt, die
man einstellen kann. Sie erscheint eventuell auch als intuitiver, da viele
Fotografen schon mit der Einblend-Technik vertraut sind.
Natürlich gibt es auch Nachteile:


Im Vergleich zu tone-mapped Fotos haben die Bilder weniger lokalen
Kontrast. Dieser Nachteil kann aber normalerweise durch Nachbearbeitung in
Bildbearbeitungsprogrammen ausgeglichen werden.
Der Speicherverbrauch während der Bearbeitung ist sehr groß. Er wächst mit
der Anzahl der Ursprungsfotos und mit deren Farbtiefe.
Wie Sie aus den Vor- und Nachteilen entnehmen können, haben Bilder, die mit
Exposure Fusion erzeugt werden keine der typischen HDR-Probleme – Rauschen,
Lichthöfe und unnatürliches Aussehen. Klingt hervorragend, oder? Aus den genannten
Gründen wurde diese Technik bei den Architektur-Fotografen so beliebt. Und ich setze
die Technik ebenfalls aus den genannten Gründen bei den meisten meiner Nacht-Fotos
ein.
50
EXPOSURE FUSION IN PHOTOMATIX PRO
Der Arbeitsablauf für Fusion-Bilder in Photomatix Pro unterscheidet sich kaum vom
Ablauf beim tone-mapping. Der Hauptunterschied liegt in Schritt eins:
1. Benutzen Sie ein gutes RAW Konvertierungsprogramm, um Bilder in
das JPEG- TIFF-Format umzuwandeln, bevor Sie sie in Photomatix Pro
laden. Auf diese Art erhalten Sie die beste Qualität. Der Grund dafür
ist, dass der in Photomatix Pro eingebaute Konvertierer recht simpel
ist – obwohl seine Qualität für tone-mapping ausreicht, erzielt er im
Zusammenhang mit Exposure Fusion nicht so gute Ergebnisse. Aus
diesem Grund wandle ich meine RAW-Bilder in Lightroom um und
exportiere sie dann mit dem Photomatix-Plugin (das Plugin ist im
Lieferumfang von Photomatix enthalten).
2. Sie beginnen, indem Sie die gewünschten Bilder in Lightroom
selektieren. Nach einem Rechts-Klick auf die selektierten Bilder
wählen Sie Export -> Photomatix Pro.
3. Danach setzen Sie die Optionen für die Vorverarbeitung in
Photomatix Pro. Ich benutze die folgenden Einstellungen – wenn Sie
sie vorgenommen haben, klicken Sie auf den Export Button:
Für das gezeigte Beispiel habe ich die Fotos mit einem Stativ
aufgenommen (sieben Aufnahmen mit einem Abstand von 1 EV).
Auch bei Aufnahmen mit einem Stativ kann es zu kleinen horizontalen
oder vertikalen Verschiebungen kommen, deswegen setze ich das
Häkchen bei „Align images“. Außerdem sind mir einige Leute durch
51
das Bild gelaufen, also setze ich ebenfalls das Häkchen für
„Show options to remove ghosts“ (ich überspringe die GeisterbildEntfernung hier – genauere Informationen finden Sie im Abschnitt
Geisterbild-Entfernung).
4. Im Vorschau-Modus schalten Sie die Bearbeitungsmethode
(„Process“) auf „Exposure Fusion“:
5. Direkt unter „Process“ finden Sie die Auswahl-Box für die Methode. Wählen
Sie hier eine der folgenden Einstellungen:
 „Fusion/Natural“ (und auch „Fusion/Real-Estate“) liefern die am
natürlichsten aussehenden Ergebnisse (deswegen der Name „Natural“). In
diesem Tutorium werde ich mich auf diese Methode konzentrieren.
 „Fusion/Real-Estate“ funktioniert am besten für Innenaufnahmen. Nach
meiner Erfahrung ist sie aber auch sehr gut für Landschaftsaufnahmen
geeignet, wenn Sie sehr natürlich wirkende Bilder erzielen möchten.
 „Fusion/Intensive“ – Wie der Name sagt, werden hier intensivere
Ergebnisse erzielt (mehr Farbigkeit, mehr Kontrast).
 „Fusion/Auto“ – Das ist sozusagen der „Autopilot“. Hier haben Sie
keinerlei Möglichkeiten, manuell etwas zu beeinflussen.
52

„Fusion/Average“ – Hier wird der Mittelwert zwischen allen
Ursprungsfotos gebildet. Wie bei „Fusion/Auto“ haben Sie keinerlei
Möglichkeit, den Prozess zu beeinflussen.
 „Fusion/2 images“ – Hier können Sie genau zwei Ihrer Ursprungsfotos
auswählen. Der Fusion-Prozess wird dann nur auf diese beiden
angewendet.
6. Ändern der Parameter. Hier die Ansicht für „Fusion/Natural“, so wie sie für
das Beispielbild (weiter vorn) eingestellt wurden:

„Strength“ – Dieser Regler bestimmt die Verstärkung von lokalen
Kontrasten. Normalerweise lasse ich ihn auf 0.0 stehen oder verschiebe
53
ihn nach links (negative Werte), um natürlicher aussehende Fotos zu
erzielen.
 „Brightness“ – Helligkeit des Ergebnisbildes. Verschieben Sie den Regler
nach rechts, um Ihr Bild heller zu machen oder nach links, um es
abzudunkeln.
 „Shadows Contrast“ – Dieser Regler hellt die Schatten auf. Ich stelle ihn
üblicherweise auf den Maximalwert 10.0 ein, da ich auf diese Weise mehr
Details in den Schatten sichtbar machen kann.
 „Local contrast“ – Dieser Regler erhöht die Schärfe und die lokalen
Kontraste von Details des Bildes. Ich erwähnte bereits, dass
Exposure Fusion schlechtere lokale Kontraste produziert, als
tone-mapping – mit diesem Regler können sie das etwas korrigieren. Ich
versuche, den Regler mit Werten von 0.0 bis maximal 3.0 einzustellen.
Höhere Werte produzieren Ergebnisse, die „gemalt“ oder anderweitig
unecht aussehen. Ein Wert von 2.0 funktioniert normalerweise am
besten.
 „White clip“ – Der Regler begrenzt die hellen Bildbereiche. Hiermit kann
man schon Bildbereiche als Weiß darstellen lassen, die eigentlich noch
nicht ganz weiß wären. Normalerweise verändere ich diesen Wert nicht.
 „Black clip“ – Hier werden die Schatten so begrenzt, dass dunkle Bereiche
schon als schwarz dargestellt werden. Normalerweise verändere ich
diesen Regler nicht.
 „Midtone“ – Hier wird die Helligkeit der Mitteltöne im Bild eingestellt. Ich
verschiebe ihn abhängig vom Bildinhalt immer nach rechts (heller). Wie
weit, hängt vom konkreten Bild ab.
 „Color saturation (Farbsättigung) – Hier können Sie die Farbsättigung
verringern oder erhöhen. Normalerweise lasse ich den Regler auf Null
stehen, da ich die Farben später in Photoshop oder Lightroom behandle.
7. Drücken Sie den „Apply“ Button und speichern Sie Ihr Bild.
8. An diesem Punkt könnte das Foto wie folgt aussehen:
54
Es sieht zwar natürlich aus, allerdings fehlt etwas Kontrast und die Farbigkeit lässt auch
zu wünschen übrig. Das gilt vor allem dann, wenn man es mit HDR-Bildern vergleicht, die
über tone-mapping erzeugt wurden.
Typischerweise öffne ich dieses Foto dann in Lightroom oder Photoshop und nehme dort
einige Veränderungen vor. Meistens verstärke ich den Kontrast und die Farbsättigung
und schärfe das Bild. Danach erhält man ein Bild, wie es am Anfang dieses Kapitels
gezeigt wurde.
55
ANHANG A: STAPELVERARBEITUNG
Jetzt haben Sie eine Vorstellung davon, wie man HDR-Fotos bearbeitet und was dabei zu
beachten ist. Wie Sie sehen konnten, ist dies unter Umständen ein zeitraubender
Prozess. Was aber, wenn Sie einige hundert oder sogar einige tausend HDR-Fotos
bearbeiten müssen? Diese Zahlen sind nicht ungewöhnlich, wenn Sie gezielt auf eine
Foto-Tour gehen.
Jedes dieser Bilder in Photomatix Pro zu öffnen, die Einstellungen vorzunehmen, die
Bilder zu speichern und danach noch Feinbearbeitung vorzunehmen klingt nach einer
lang andauernden und langweiligen Angelegenheit. Es ist ebenso schwierig, das beste
Foto auszuwählen. Wenn Sie mit „normalen“ Fotos arbeiten (keine Belichtungsreihen),
können Sie sie auf einfache Weise vergleichen und ein oder mehrere Fotos auswählen,
die Sie dann „veredeln“. Wie aber vergleicht man Fotos, wenn jedes aus drei, fünf oder
sieben Einzelfotos besteht? Sollte man die unterbelichteten Fotos, die normalen oder
vielleicht alle miteinander vergleichen? Das würde den Auswahlprozess extrem
verkomplizieren.
Ein ähnliches Problem entsteht bei HDR-Zeitraffer-Aufnahmen, die eine Menge Arbeit für
die Verarbeitung erfordern würden.
Zum Glück ist die Lösung dieser Probleme sehr einfach – benutzen Sie die
Stapelverarbeitungs-Funktion („batch processing“). Die Stapelverarbeitung ermöglicht es
Ihnen, ähnliche Fotos alle auf einmal zu verarbeiten. Dabei werden bei allen Fotos die
gleichen Einstellungen angewendet. Die Stapelverarbeitung ist in Photomatix Pro
eingebaut und wie Sie sehen werden, ist sie sehr leistungsfähig.
AUSWAHL UND VORBEREITUNG DER FOTOS
Wie oben erwähnt werden alle Fotos bei einem Durchlauf mit den gleichen Einstellungen
verarbeitet. Zunächst müssen Sie die Fotos für die Stapelverarbeitung auswählen. Ich
versuche dabei nur Fotos auszuwählen, die in ihren Eigenschaften (Helligkeit, Farben
usw.) sehr ähnlich sind. Meistens lege ich alle ausgewählten Bilder in einem speziellen
Ordner in Lightroom oder in einem speziellen Ordner im Dateisystem ab.
Dann benutze ich eine Belichtungsreihe (ein HDR-Foto) um die notwendigen
Einstellungen in Photomatix Pro vorzunehmen. Diese Einstellungen speichere ich als
neue Voreinstellung („Preset“) mit einem Namen, an den ich mich gut erinnern kann
(z.B. „Batch“). Diesen Namen benutze ich dann innerhalb der Stapelverarbeitung. Die
Stapelverarbeitung holt sich dann die notwendigen Einstellungen für die Verarbeitung
aus der gespeicherten Voreinstellungs-Datei.
Nach dem Speichern der Voreinstellungen schließe ich den Vorschau-Modus mit dem XButton, da ich ja das Foto nicht einzeln verarbeiten will.
56
DIE STAPELVERARBEITUNGS-BEDIENOBERFLÄCHE
Nun
öffne
ich
die
Stapelverarbeitung
über
die
Menü-Einträge
Automate -> Batch Processing (Automatisierung, Stapelverarbeitung) Sie können auch
die Tastenkombination Strg+B unter Windows oder CMD+B auf einem Mac benutzen.
Das folgende Fenster erscheint – es sieht eventuell erst einmal sehr komplex aus, ist es
aber nicht wirklich:
Hier die Beschreibung der Elemente der Bedienoberfläche:
1. Diese Fläche enthält Bedienelemente, die die Verarbeitungsmethode
festlegen. Sie können entweder Voreinstellungen benutzen (eingebaute oder
eigene) indem Sie „Preset“ markieren und die Voreinstellung aus der
danebenliegenden Liste auswählen. Oder Sie benutzen spezielle
Einstellungen, die Sie über den „Set“-Button erzeugen können, nachdem Sie
„Custom settings or multiple presets“ ausgewählt haben. Nach dem Klick auf
den „Set“-Button können Sie auch mehrere Voreinstellungen auswählen.
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2. In diesem Bereich geben Sie vor, wie die Vorverarbeitung der HDR-Fotos
abläuft. Die meisten dieser Einstellungen korrespondieren mit denen, die im
Abschnitt Einstellungen für die Vorverarbeitung erläutert sind. Diese werde
ich hier nicht erneut behandeln.
 „Create intermediary 32-bit HDR file“ weist Photomatix Pro an, eine
32-bit-HDR-Datei auf der Festplatte anzulegen, die später in
Photomatix oder einem anderen Programm weiterverarbeitet werden
kann. „Skip HDR processing“ verhindert alle nachfolgenden
Operationen, nachdem die HDR-Datei erzeugt wurde.
 Der „More Preprocessing Options“ Button öffnet ein zusätzliches
Fenster, in dem Einstellungen wie Stärke der Rauschunterdrückung,
Stärke der Geisterbild-Entfernung oder Weißabgleich vorgenommen
werden können.
3. Hier können Sie auswählen, wie viele Fotos jeweils zu einer Belichtungsreihe
gehören. Wenn Sie jeweils drei Fotos gemacht haben, stellen Sie die Drei ein.
Wenn fünf, dann die Fünf. Was aber wenn Sie Belichtungsreihen mit
verschiedener Anzahl von Einzelbildern gemacht haben? Auch das wird in der
Stapelverarbeitung unterstützt. Klicken Sie auf den „Advanced“-Button und
wählen Sie „Automatically detect number of bracketed frames“.
4. Dieser Bereich dient der Auswahl der zu verarbeitenden Dateien. Wenn Sie
einen kompletten Ordner mit Bildern bearbeiten möchten, wählen Sie
„Selection by folder“ und klicken dann auf den „Select folder“-Button.
Anschließend wählen Sie den richtigen Ordner aus. Wenn Sie jedoch nur
bestimmte
Dateien
bearbeiten
möchten,
wählen
Sie
„Selection by individual files“ und klicken dann auf den „Select files“-Button.
In dem sich danach öffnenden Fenster wählen Sie die Dateien aus, die Sie
verarbeiten möchten.
Der Bereich enthält ebenso eine Liste von Dateien. Wenn Sie auf einen der
Dateinamen klicken, wird rechts daneben eine kleine Voransicht des Fotos
angezeigt. Sie haben ebenso die Möglichkeit, einzelne Dateien aus der Liste
zu entfernen. Hierzu markieren Sie die entsprechenden Dateien und
benutzen den Button „Remove file“. Ebenfalls können Sie die Dateien nach
Dateityp filtern („Filter by“ Auswahl-Liste).
Wenn Sie ebenfalls die Fotos in Unterordnern verarbeiten wollen, setzen Sie
das Häkchen bei „Process subfolders“ – anderenfalls werden diese
Unterordner nicht berücksichtigt.
5. Im rechten oberen Abschnitt finden Sie drei Buttons:
 „Run“ – Damit wird die Stapelverarbeitung gestartet.
 „Close“ – das Fenster für die Stapelverarbeitung wird geschlossen.
 „Stop“ – Hiermit wird eine laufende Stapelverarbeitung abgebrochen.
Der Button ist erst dann sichtbar, wenn der „Run“-Button gedrückt
wurde.
6. Hier finden Sie einen großen Text-Anzeigebereich, der die Meldungen des
Programms während der Stapelverarbeitung aufnimmt. Die meisten
58
Meldungen zeigen, was das Programm gerade macht, aber auch
Fehlermeldungen erscheinen hier. Fehlermeldungen entstehen, wenn
Photomatix ein Bild aus irgendeinem Grund nicht verarbeiten kann (zum
Beispiel weil keine Belichtungsreihe zu finden ist).
7. Im rechten unteren Bereich geben Sie an, wo und wie die Ergebnisse der
Stapelverarbeitung abgelegt werden. Zuerst müssen Sie das AusgabeVerzeichnis angeben:
 „Created in Source Folder“ – Dies ist die Standard-Einstellung.
Photomatix Pro
wird
einen
neuen
Ordner
in
Ihrem
Ursprungsverzeichnis anlegen und dort die Ergebnisse ablegen. Der
neue Ordner hat dann einen Namen in der Form
PhotomatixResultsXX, wobei XX durch eine Zahl ersetzt wird. Falls
zum Beispiel schon der Ordner PhotomatixResults01 existiert, wird
Photomatix die Ergebnisse im Ordner PhotomatixResults02 ablegen.
 „Customized location“ – Wählen Sie diese Option, wenn Sie einen
Ordner Ihrer Wahl benutzen möchten.
Bei „Save processed image as“ können Sie angeben, in welchem Format die
Ergebnisbilder gespeichert werden. Zur Verfügung stehen JPEG, 8-bit-TIFF und
16-bit-TIFF. Im Fall von JPEG können Sie die Qualität der Ausgabe über „JPEG quality“
beeinflussen. Der Wert ist von Null bis Einhundert einstellbar. In der Regel sollten Sie 100
wählen, falls Sie die Bilder noch in einem anderen Programm weiter verarbeiten wollen.
Falls Sie „Create intermediary 32-bit HDR files“ angekreuzt haben, können Sie bei
„Save intermediary 32-bit HDR file as“ auch für die reinen HDR-Dateien ein Datei-Format
angeben. Sie können zwischen „Radiance (RGBE)“ und „Open EXR“ wählen.
Der letzte Button in diesem Bereich ist „Naming & Output Options“. Ein Klick hierauf
öffnet ein weiteres Fenster:
59
Im Bereich „Naming“ können Sie ein Namens-Schema wählen und bestimmen, welches
Suffix an die Dateien angehängt wird. Ich benutze zum Beispiel das Suffix "_HDR". Ein
Suffix macht es einfacher, die bearbeiteten Dateien auch am Namen zu erkennen.
Der Bereich „Resizing“ ermöglicht es, die Ausgabedateien auf eine Maximalgröße
einzuschränken, auch wenn die Originalfotos größer sind. Wenn Sie den Haken bei
„Resize“ setzen, und eine Maximalgröße für die Höhe und/oder Breite angeben (in
Bildpunkten/pixels) werden die Ausgabe-Bilder entsprechend verkleinert. Bitte beachten
sie, dass kleine Bilder nicht vergrößert werden, auch wenn Sie hier größere Werte
angeben.
Der Bereich „Finishing“ ermöglicht Ihnen Kontrast- („Add Contrast“) oder SchärfeNachbearbeitungen nach dem tone-mapping (Schärfen = „Sharpen with“). Diese
Einstellungen kennen Sie schon aus der manuellen Bearbeitung (vor dem Speichern).
60
DURCHFÜHRUNG DER STAPELVERARBEITUNG
Dieser Schritt dauert unter Umständen etwas länger, ist aber sehr einfach:
1. Nehmen Sie die gewünschten Einstellungen vor.
2. Klicken Sie auf den „Run“-Button.
3. Warten Sie – oder gehen Sie eventuell Mittag essen, falls Sie tausende Fotos
verarbeiten. Dieser Schritt benötigt einige Zeit.
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ANHANG B: TIPPS & TRICKS FÜR DIE
BEDIENOBERFLÄCHE VON PHOTOMATIX PRO
Für tone-mapping oder Fusion-Einstellungen gilt:






Ein Doppelklick auf einen Einstell-Regler setzt ihn auf seinen Standardwert
zurück.
Sie können bei Einstellreglern auch auf die Zahl daneben klicken – hier
können Sie direkt Werte eingeben. Das ist besonders hilfreich, wenn Sie
genau wissen, welchen Wert Sie brauchen.
Die Benutzung des Mausrades im Einstellungs-Fenster scrollt dieses
horizontal.
Wenn Sie „Strg“ drücken solange der Mauszeiger sich über einem
Einstellregler befindet, können Sie den Wert mit dem Mausrad verändern.
Das ist sehr hilfreich, wenn Sie nur sehr kleine Änderungen vornehmen
wollen – diese Methode verlangsamt die Bewegung des Einstellreglers und
macht damit präzise Einstellungen möglich.
Wenn sich der Mauszeiger im Voreinstellungen-Fenster befindet scrollt
das Mausrad das Fenster horizontal oder vertikal (je nach FensterOrientierung).
Wenn eine Voreinstellung markiert ist (erkennbar am weißen Rand um
das Miniaturbild) können Sie mit den Pfeiltasten zu den benachbarten
Voreinstellungen navigieren.
Für die Bild-Darstellung gilt (Vorschau-Bild und finales Resultat):


Das Mausrad scrollt das Bild horizontal (falls eine horizontale
Bildlaufleiste sichtbar ist). Befindet sich der Mauszeiger über einer
Bildlaufleiste, können Sie diese mit dem Mausrad bewegen.
Mit dem Mauszeiger über dem Bild können Sie bei gedrückter
„Strg“-Taste die Vergrößerung des Bildes einstellen.
Sonstiges:


Es gibt eine Menge von Tastenkürzeln, die Sie benutzen können, zum Beispiel
Strg+O, um eine Datei zu öffnen oder Strg+L, um eine Belichtungsreihe zu
laden. Sehen Sie sich die Menü-Einträge an – dort sind die Tastenkürzel für
die Funktionen vermerkt.
Sie können die Orientierung (horizontal/vertikal) für das VoreinstellungenFenster in den Einstellungen („Preferences“) ändern. Benutzen Sie die MenüKombination
„Preferences“ – „General Tab“ -> „Orientation of Preset Thumbnails“.
Ich benutze immer die vertikale Anzeige.
62
ANHANG C: BEHANDLUNG VON LICHTHÖFEN (HALO)
Lichthöfe sind ein Alptraum der HDR-Fotografie. Sie entstehen an der Grenze von Flächen
mit sehr unterschiedlicher Helligkeit und können jedes noch so gute Foto ruinieren. Sie
können die beste Bild-Komposition, tolle Farben und super Licht haben – wenn Sie Lichthöfe
in Ihrem Bild haben wird es nicht als gut angesehen werden, sondern als Stümperei.
Auch wenn Sie allen meinen Ratschlägen gefolgt sind und niedrige Werte für den „Strength“Regler benutzt haben, werden Ihre Bilder immer noch einige hässliche Lichthöfe enthalten.
Sie entstehen besonders in Szenen mit Sonnenauf- oder –untergängen und nach dem Einsatz
einiger Bild-Filter in Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen (wie z.B. Topaz
oder sogar die Kurvenanpassung).
Was Sie in einem solchen Fall brauchen ist Photoshop (Anm. d. Übersetzers: oder ein
anderes leistungsfähiges Bildbearbeitungsprogramm, wie z.B. Gimp). Zunächst öffnen Sie
Ihr Bild, das die Lichthöfe enthält:
In Originalgröße sieht es gar nicht so schlecht aus, aber wenn Sie es verkleinern und sich
das Gesamtbild ansehen (Strg+MINUS), erkennen Sie die Lichthöfe sehr gut.
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Wie Sie sehen, sind die hellen Bereiche im Himmel viel zu stark betont und ebenso sind
die dunkleren Stellen zu dunkel. Also ist es am einfachsten, dies über die
Kurvenanpassung zu korrigieren.
Stellen Sie zunächst sicher, dass Sie eine Auswahl erstellen, die nur den Himmel enthält,
damit sich die folgende Operation nicht auf den Rest des Bildes auswirkt. Dann fügen Sie
die Kurven-Korrektur zu Ihren benutzten Werkzeugen hinzu.
Für dieses Bild habe ich die folgende Einstellung benutzt:
Beachten Sie, dass ich die Schatten etwas aufgehellt habe und die hellen Bereiche etwas
abgedunkelt. Dadurch sieht das Bild wie folgt aus:
64
Es ist zwar etwas besser, aber immer noch weit davon entfernt, gut zu sein.
Was wir jetzt machen, ist manuell das Werkzeug Abdunkeln/Aufhellen („Dodge & Burn“)
auf den Himmel anzuwenden, um die zu dunklen und zu hellen Stellen loszuwerden.
Keine Angst, das Werkzeug ist äußerst einfach einzusetzen, obwohl es sehr leistungsfähig
ist. Allerdings gebe ich zu, dass man sich an seinen Einsatz erst einmal gewöhnen muss.
Sie können die Werkzeuge aus der Photoshop Werkzeugliste benutzen, sie haben
allerdings einen entscheidenden Nachteil für unseren Zweck: beide sind destruktive
Werkzeuge, sie verändern das Ursprungsbild. Ich bevorzuge es, das Ursprungsbild
unverändert zu lassen, also mache ich Folgendes:
1. Ich erzeuge eine neue Ebene. In der erscheinenden Dialogbox ändere ich den
Ebenenmodus auf „Soft Light“ und setze das Häkchen, um die Ebene mit
neutralem Grau zu füllen.
2. Ok drücken, um die neue Ebene anzulegen.
3. Die neue Ebene wird ausgewählt. Ich wähle einen weichen Pinsel und setze
den Fluss („Flow“ = Stärke des Farbflusses) auf zwei bis drei Prozent.
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4. Jetzt male ich mit weißer Farbe (auf der neuen Ebene!) über die zu dunklen
Regionen des Himmels und mit Schwarz über die zu hellen Bereiche. Mit
Weiß kann man die Bildstellen aufhellen und mit Schwarz abdunkeln. Also
helle ich die dunklen Stellen mit Weiß auf und dunkle die hellen Stellen mit
Schwarz ab.
5. Beim Malen sollte man ab und zu das Gesamtbild betrachten, da man dort
die Lichthöfe leichter sehen kann, als in der Vergrößerung.
Hier das Endergebnis:
Obwohl es noch lange nicht perfekt ist, sieht es doch schon erheblich besser aus :)
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Damit Sie genau sehen können, was ich gemalt habe, hier der Inhalt der neu erzeugten
Ebene. Beachten Sie bitte wieder, dass ich die hellen Stellen des Himmels mit Schwarz
übermalt habe und die dunklen mit Weiß.
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ANHANG D: EINIGE SCHNELLE HDR TIPPS
1. Stellen Sie sicher, dass Ihr hellstes Foto die Schatten in mittlerer Helligkeit
darstellt, um die Verstärkung des Rauschens im Endergebnis zu vermindern.
2. Wenn Ihr Bild sehr helle Lichtquellen enthält (zum Beispiel Lampen),
benutzen Sie ein wenig „White Clip“. Damit erhalten Sie den Leuchteffekt der
Lampen im Bild.
3. Wenn Sie HDR-Panoramabilder erzeugen, ist es besser zunächst die
Panoramabilder für die einzelnen Belichtungen zu erzeugen (also alle
0 EV-Bilder zu einem Panorama-Bild, alle +2 EV-Bilder zu einem anderen
Panoramabild usw.). Die erzeugten Panoramabilder werden dann danach zu
einem HDR-Bild zusammengeführt und mit tone-mapping bearbeitet. Damit
vermeiden Sie Störstellen im endgültigen Panoramabild.
4. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre bezüglich HDR und tonemapping war, dass dies erst der Anfang der Bearbeitung eines Bildes ist, nicht
der Abschluss. Viele Menschen würden Ihre Bilder in Photomatix laden, sie
verarbeiten und die Ergebnisse im Internet teilen. Ein gutes HDR-Foto zu
erzeugen kostet aber weit mehr Aufwand und beginnt mit dem tone-mapping
erst.
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