Bin ich krank? - Berner Gesundheit

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Bin ich krank? - Berner Gesundheit
Amokläufer – wer sie sind
Und wie sie fühlen?
Herbert Wyss
Sicherheitsmanagement und Krisenintervention
3. März 2010
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AMOK-Drohungen
Gibt es das bei uns?
3. März 2010
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So sehen sich Amokläufer …
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Zweite Gruppe Amokläufer:
Die Überangepassten
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Amokläufer künden ihren Amok an.
 Direkte Ankündigung:  Indirekte Ankündigung:








Internet
SMS
Natel Film / You Tube
Zeichnung
Agenda / Tagebuch
Aufsatz
E-Mail
Gespräch Peer Gruppe
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 Kleidungsstil
(schwarz oder
paramilitärisch)
 Musik
 Bildersammlung (Wände)
 Waffenaffinität
 Killerspiele (Counter Strike)
 Isolation
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Agendaeinträge eines Amokläufers
Columbine USA
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So zeichnen sich Amokläufer …
3. März 2010
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Gemeinsamkeiten dieser Amokläufer
 Alle haben ihre Gewaltfantasien vorgängig andern
Menschen erzählt; teilweise aufgeschrieben.
 Nicht vorinformiert waren die Eltern und die Opfer.
 Lehrerinnen und Lehrer wurden ebenfalls mehrheitlich
nicht vorinformiert.
 Alle waren von Waffen fasziniert und hatten Zugriff auf
Waffen.
 Alle nahmen Videoaufzeichnungen vor, in denen sie
Ihren Amok „begründen“.
 Alle haben ihren Kleidungsstil verändert.
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Amokläufe werden angekündigt.
Opfer
„Meine Krankheit
Am I insane?
Treibt
To want
to mich.“
end this pain
To want to end my life
By using a sharp knife
Hoffnungsloses
Am I insane
Leidenlife is profane
Thinking
- soll enden.
Knowing
life is useless
Cause my emotions are a mess
Am I insane
Sehnsucht
Thinking
I have nothing to gain
Considering
suicide
nach dem
Cause love
has died
Tod
Am I insane
konkrete
Wanting to spill blood like rain
Beschreibung
Sending
them all to hell
derhumanity
TötungI’ve
/ fell
From
Hass
3. März 2010
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Bin ich krank?
Ich will, dass dieser Schmerz aufhört.
Ich will, dass mein Leben zu Ende geht
mit dem Einsatz eines scharfen Messers.
Ich bin krank.
Ich denke, das Kleben ist eine Qual,
wissend, dass das Leben sinnlos ist,
Meine Gefühle sind ganz durcheinander.
Ich bin krank.
Ich denke, ich habe nichts mehr zu
erwarten.
Erwarte mit Sehnsucht meinen Suizid,
weil die Liebe gestorben ist.
Ich bin krank.
Warten, bis das Blut wie Regen rausläuft,
alles zur Hölle schickend.
Vom Menschlichen bin ich gefallen.
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Und im konkreten Fall…
 Dieses Gedicht wurde von einem Schüler in den USA
seinem Lehrer übergeben.
 Der Lehrer machte sich Sorgen und erkundigte sich,
was man da machen könne.
 Niemand konnte ihm Hilfe anbieten, da unterliess er
weitere Massnahmen.
 Einige Monate später versuchte der Schüler sich das
Leben zu nehmen. Das misslang ihm.
 Danach tötete er zwei erwachsene Menschen in seiner
Schule und bat darum, wegen Mordes zum Tode
verurteilt zu werden.
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Zeichnung in der Schule von E. Harris
(Amok Columbine, USA)
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Zeichen am Tag vor dem Amok
 Sehr oft setzen Amokläufer am Tag vor der Tag noch
ein deutliches Zeichen.
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Text eines Amokläufers
vom Vortag
„Ich habe einen Stuhlbein halb durch gesägt. Und dar hatte ich
Eisklotz unter gelegt. Und ich habe sie [Lehrerin] erst oben mit ein
Seil angebunden. Und das andere Ende bei ihr um Hals
gebunden. Und da kam Frau H. [Klassenlehrerin] rein. Aber das
Eis war noch nicht geschmolzen wo sie rein kam. Da habe ich dan
anderes Seil genommen und habe das selbe gemacht. Und da
kam Frau A. [Lehrerin] rein und sagt das ich es sein lassen soll.
Aber ich habe nicht gehört. Und da habe ich mein Messer
gezoken und da habe ich sie umgebracht. Einen Stunde später
kam Herr P. [Lehrer] rein und sagt wen ich nicht so fort auf hören
den hole ich die Poliezei. Bis er die Poliezei holen kann habe ich
in umgebracht.“
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Risikofaktoren
 Persönlichkeitsauffälligkeiten im Bereich von
Persönlichkeitsstörungen
 Dissoziales Verhalten (Widerstand gegen Normen)
 Aggressives Problemlösen
 Gewaltfantasien
 Grosses Interesse an Gewalt in Medien
 Geringe Frustrationstoleranz
 Rückzugsverhalten bei Schwierigkeiten
 Streben nach Macht
 Schulausschluss
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Erkenntnisse
 Amok ist das Endergebnis eines nachvollziehbaren und oft
erkennbaren Prozesses von Denken und Verhalten.
 Eine forschende, skeptische und neugierige Grundeinstellung ist
für eine erfolgreiche Bedrohungsanalyse von wesentlicher
Bedeutung.
 Die zentrale Frage bei den Ermittlungen und Untersuchungen für
eine Bedrohungsanalyse lautet, ob ein Schüler eine Bedrohung
darstellt und nicht ob er eine Bedrohung ausgesprochen hat.
 Ein fachkundiges, psychologisch ausgebildetes,
Amokinterventionsteam kann eine Amokgefährdung in der
Vorphase diagnostisch erkennen und die notwendigen
Schutzmassnahmen umsetzten.
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Profil eines Amokläufers











Es gibt kein einheitliches Profil, aber…
Private Schwierigkeiten
Verlusterlebnisse
Niederlagen
Gewaltfaszination
Suizidgedanken
Waffenaffinität (Posieren mit Waffen)
Selbstdarstellungen in Videos
PC-Killerspiele (Ego-Shooter, wie Counterstrike)
Musik (z.B. Metal Band)
Besondere Kleidung
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Amokläufe sind geplant.
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Oft sind sogar detaillierte
Ablaufplanungen vorhanden.
Planung aus dem Tagebuch von
E. Harris (Columbine USA)
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Winnenden Tim K.
Internetrecherche über
Amokläufer Ernst
August Wager 1913
Counter Strike
und
Far Cry2
Kinderpsychiatrie Weinsberg
warnte Eltern vor Auswirkungen
von Gewaltvideos
Sammlung von
Bildern des
Terroranschlags 9/11
Therapie
abgebrochen
Kauf 1000 Schuss
Munition – mit Vater
Mobbing auf dem
Schulweg
„Hänseleien“ von Md.
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Massive Schulangst
zittern bei Fragen
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Schwester und Oma
hielten ihn
für manisch-depressiv
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Vertraulicher Umgang mit Drohungen
„Diese Botschaft wurde
am Thuner Schulhaus
entdeckt. Jetzt ist die
Schule zu. (Kapo BE)“
Quelle: Blick-online
18.12.2007
 Was ist das Ziel?
 Werbung für oder Verhinderung von …
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Bei Amokdrohungen ist die Polizei
nie das ideale Mittel.
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Verhalten der Betroffenen
 Bei Auffälligkeiten erste Triage durch Betroffene
z.B. Lehrperson / Schulleitung vornehmen.
(mit Risikomarker)
 Bei Unsicherheit Notfallteam der Herbert Wyss
GmbH hinzuziehen (Einmal zu viel macht nichts!)
 Keine Polizei (ausser eine Gewalttat wird schon
umgesetzt)
 Keine Information an Dritte
 Medienkonzept in zwei Bereichen:
- Amokgefährdung (Notfallintervention)
- Amokvorfall (Massnahmen und Hintergründe)
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Risikomarker 1
 2.1. Verfügt der Jugendliche über eine narzisstische
 2.2
 2.3.
 2.4.
 2.5.
 2.6
 2.7.
Persönlichkeitsstruktur?
Ist seine Frustrationstoleranz abgesenkt?
Erlebt der Jugendliche in der letzten Zeit gehäuft Frustrationen?
Zeigen sich im Verhalten des Jugendlichen plötzliche
Verhaltenssprünge
(Wesensveränderungen in zentralen Verhaltensdispositionen)?
Konsumiert der Jugendliche auffällig oft und intensiv Medien mit
gewalttätigen Inhalten?
Spielt er am PC Killerspiele (Counterstrike; World of Warcraft)?
Toleriert das Umfeld des Jugendlichen ein aggressives Verhalten?
(„Aggressionen gehören zum Menschsein“; „Eine Ohrfeige im
richtigen Moment kann Wunder wirken.“)
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Risikomarker 2
 2.8. Wird der Jugendliche in der Schule ausgegrenzt, isoliert oder





nicht beachtet?
2.9. Belastet den Betroffenen ein Mangel an Nähe zu anderen
Menschen?
2.10.Hat der Jugendliche Zugang zu Waffen?
2.11.Üben Waffen auf den Jugendlichen eine gewisse Faszination
aus?
2.12.Leidet der Betroffene unter Depressionen oder unter einer
allgemein schlechten Grundstimmung
(missgestimmt, wütend, zornig, feindselig, unkalkulierbar)?
2.13.Sind Selbstaggressionen beim Jugendlichen erkennbar?
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Risikomarker 3
 2.14. Fühlt sich der Jugendliche von der Lehrperson und von den




Mitschülerinnen und Mitschülern oft nicht verstanden?
2.15. Wurde der Jugendliche in der Vergangenheit hie und da
Zielscheibe für Spott und Ausgrenzung durch Kameraden,
Nachbarn oder Vorgesetzte?
2.16. Erlebte der Jugendliche in der letzten Zeit Zurückweisungen
durch andere Menschen?
2.17. Ist sein Selbstwertgefühl abgesenkt?
2.18. Hat der Jugendliche schon direkte oder indirekte
Todesdrohungen gegen Dritte ausgesprochen?
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Wie kann man handeln ?
 Sofort bei Gefährdung fachkundige Hilfe beiziehen.
 Amokinterventionsteam sichert folgende Bereiche:
- Notfallpsychologisches Fachwissen zur psychologischen
Abklärung einer Amokgefährdung,
- Einsatzteam von mindestens 2 Personen,
- Unterrichtskompetenz, sofern eine schulische Institution
betroffen ist.
- Koordinationskonzept mit Polizei und stationärer Psychiatrie.
 Präventive Sicherung durch Vor-Orientierung der Polizei
- Bereitschaft erstellen (ohne Präsenz vor Ort)
 Medienkonzept in zwei Bereichen:
- Amokgefährdung (Notfallintervention)
- Amokvorfall (Massnahmen und Hintergründe)
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Rollenklärung
Staatliche Funktionen
System-Funktionen
Eingriff
Krisenmanagement
Sicherung
Medienmanagement
Untersuchung
Notfallpsychologie
Kontrolle der
betroffenen Institution
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Partei-Unterstützung der
betroffenen Institution
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Verhalten der Schule bei Amoklauf
 Gefährdungsmeldung durch Schulleitung
 Polizeialarmierung durch Schulleitung
 Alarmierung via Lautsprecher der Schule entweder mit realer




Kurzinformation oder mit Signalsatz durch Schulleiter
Alle Klassen sollen sich in den Schulzimmern einschliessen.
Information der SchülerInnen durch Lehrpersonen
Natel sofort einsammeln.
Lehrperson telefoniert an Polizei und schildert:
a) Amokalarmierung,
b) Anzahl Schüler, die bei ihr eingeschlossen sind,
c) allenfalls fehlende Schüler,
d) Schulraum, in dem die Gruppe ist,
e) Name und Natelnummer der Lehrperson.
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Kernaussagen !
Amok wird immer zum voraus angekündigt!
Das betroffene System ist überfordert.
Man hat genug Zeit um eine externe
professionelle Unterstützung umzusetzen.
ALLE brauchen
frühzeitig
Schutz.
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Amokgefährdungen treten weit
häufiger auf, als man erwartet!
„Amok“ kennt man in vielen Sprachen
Einsätze der
„Task-Force gegen
Gewalt in der Schule“
bei Amokgefährdungen
2000 - 2010





Ahade idzi be (Neu Guinea)
Benzi mazurazura (Südafrika, Shona)
Beserkergang (Skandinavien)
Cafard (Polinesien)
Colerina (Bolivien, Kolumbien, Peru,
Equador)
 Hwa-byung (Korea)
 Lich‘aa (Ureinwohner Südwesten der
USA)
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Wenn ein Amoklauf am Laufen ist ?
 Amokläufer haben VOR dem Amok mit ihrem Leben




abgeschlossen.
Diskussionen über den Sinn des Lebens sind nicht mehr
effizient.
Mittel der Wahl ist ein rascher und entschlossener Zugriff mit
Schutz durch die Polizei.
Anschliessend:
 psychiatrische Betreuung des Amokläufers
 notfallpsychologische Aufarbeitung mit allen
Opfern (auch mit Erwachsenen)
 wenn unvermeidbar:
Medienorientierung ohne Opfer (Bilder / Interviews)
Bei anonymen Amokdrohungen sollten die Medien nicht
informiert werden.
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Vergessen sie nicht, dass sich in jeder
Amoksituation auch ein grosser
Mediendruck aufbaut.
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Praxisunterstützung
 Auf „www.schulgewalt.ch“
- Risikomarker Amokgefährdung
- Merkblatt Amokläufer-Erkennung
- Handlung bei gewaltgefährdenden Symptomen
Herbert Wyss GmbH
Elsternweg 10, 8500 Frauenfeld
Notfalltelefon
bei Amokgefährdungen
079 / 793 72 25
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