Götterprofil Niör ðr - Sippe

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Götterprofil Niör ðr - Sippe
Sippe-Mannheim Sammelsurium
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Götterprofil
Niörðr
Hervar schreibt:
Die erste Erwähnung der Nerthus ist in der Germania des Cornelius Tacitus aus dem 1. Jh. n.c.Z…
Sie ist in dieser Quelle weiblich. Sprachwissenschaftlich ist ihr Name identisch mit dem des
nordgermanischen Gott Niörðr. Er ist allerdings männlich.
Niörðr - *Nerþuz - Nirðir
Dieses Problem lässt sich mit verschiedenen Ansätzen lösen:
1. Tacitus hat sich geirrt und Nerthus ist auch männlich. Dieser Ansatz ist eher unwahrscheinlich,
da er einen eindeutigen Bezug zur Mutter Erde erwähnt.
2. Es handelt sich um ein Götterpaar mit gleichen Namen (die –us Endung ist nicht
geschlechtsspezifisch). Dafür spricht auch, dass Niörðr oft mit dem Plural Nirðir genannt wird und
mit seiner Schwester verheiratet ist, deren Namen nicht überliefert wurde.
3. Es handelt sich um eine zwittrige Gottheit.
4. Das Geschlecht einer Gottheit kann wechseln. Im indoeuropäischen Bereich gibt es dafür
mehrere Beispiele (die ich aber nicht kenne).
Niörðr:
Charakter
• Er ist ehrlich, freundlich und gutmütig.
• Sein Alter ist nicht bestimmbar.
• Er gebietet über den Meereswind, stillt das Meer und das Feuer.
• Er ist ein Meeres- und Seefahrergott
• Er ist ein Fruchtbarkeitsgott
• Er hat eine Stammvaterfunktion als Herrscher aus alter Zeit (eine Zeit voller Frieden, guter
• Ernten und Fruchtbarkeit. = friðr allgóðr ok allz konar ár).
Verhältnis zu den Menschen, Kult
• Er war eine wichtige Gottheit.
• Er ist Schutzgott der Seefahrer und Fischer.
• Man kann ihn für die sichere Seefahrt anrufen und für die Fischerei (á hann skal heita til sœfara
ok til veiða), um Reichtum (Land und bewegliche Habe) (auðr landa eða lausafjárr) und gute Ernte.
• Er kommt in Formeln meist zusammen mit seinem Sohn Freyr vor: Eidesformel aus dem
Hauksbók: hjalpi mér svá Freyr ok Njörðr ok hinn almáttki áss
• Beim rituellen Gastmahl soll man zuerst auf das Wohl Oðinns und dann auf Niörðr und Freyr
trinken: en síðan Njarðar full ok Freys full til árs ok friðar
• Egill Skalla-Grimsson rief zuerst die Götter allgemein (bønd ok regin) an, dann Oðinn,
anschließend Niörðr und Freyr und zum Schluss den Gott des Landes (landáss).
Vita
• Er ist der reichste der Götter.
• Sein Wohnort heißt Nóatún (= Schiffshof, Schiffsplatz, Schiffsstadt) und liegt am Meer
• Er wurde zum Frieden zwischen Asen und Vanen nach dem Krieg der beiden Göttersippen gegen
Hœnir als Geisel getauscht.
• Aus seiner ersten Ehe mit seiner Schwester entstammen die Kinder Freyr und Freya. Die
Geschwister Ehe wurde bei den Asen nicht geduldet. Seiner zweite Ehe mit Skaði (ihr Name ist
männlich) war nicht glücklich und wurde aufgelöst, da die beiden zu verschieden sind. Skaði durfte
sich als „Wehrgeld“ einen Mann unter den Göttern wählen, allerdings nur anhand der Füße. Sie
wählte den mit den schönsten Füßen (oder der saubersten?) in der Annahme es sei der schöne
Baldr, aber es war der Wasserplanscher Niörðr. Sie konnte als Riesin das Leben an der Küste nicht
ertragen und er nicht das Leben in den Bergen. So lebten sie 3 Monate (nordischer Sommer) an
der Küste und 9 Monate (nordischer Winter) in den Bergen. Die 9 x9 Monate sind angeblich ein
Übersetzungsfehler. Trotzdem scheiterte die Ehe.
• Oðinn hat ihn und seinen Sohn Freyr als Opferpriester (blótgóðar) eingesetzt und sie haben unter
den Asen die Stellung von díar (Priestern, Goden).
• Er wird beim Weltende zu den Vanen zurückkehren.
Sippe, Namen
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• Vane (hann var upp føddr í Vanaheimi)
• Weitere Namen: Vanaguð, Vananiðr, fégjafa guð, hjör-nirdir (= Schwert-Helfer), æski-nirdir (=
Wunsch-Helfer), hregg-nirdir (= Sturm-Helfer), faðir Freys ok Freyju (= Vater von Freyr und Freya)
Ortsnamen:
Norweg. Küste: Nærem, Nerland, Norland, Njarðarlög, Nereim, Nerim, 2 x Nærland, Njæreim,
Nalum, Nærum, Nærö, Nærvík, Nælvik
Norweg. Flüsse: 2 x Norderhov, Nerdrum
Schwed. Küste: Närtuna, Nälstra, 2 x Närlunda, Närby
Schwed. Flüsse: Nalavi, Njärdevi, 3 x Närlunda
Närdingen, Uppland
Norderön, Jemtland
2 x Njarðvik, Island
Nälberga, Söndermanland
Nærå, Fünen
Närdala, Skåne
Quellen:
Grímnismál 16
„Nóatún ero in ellipto, enn þar Niorðr hefir
sér um gorva sali;
manna þengill, inn meinsvani,
hátimbroðom hörgi ræðr.„
„Das elfte Gehöft heißt Noatun, dort hat Njörd,
der Herrscher, seinen Palast gebaut;
dort herrscht, der niemandem Unheil bringt,
im hochgezimmerten Heiligtum.„
(Arthur Häny)
„Noatun ist die elfte: aber da hat Njörd
Sich den Saal erbaut.
Ohne Mein und Makel der Männerfürst
Waltet hohen Hauses.„
(Karl Simrock)
„Noatun heißt der elft, doch Njörd hat dort
Sich die Halle hingesetzt,
der Fürst der Menschen, des Frevels bar,
er waltet hohes Heiligtums.„
(Felix Genzmer)
„Zu Nóatun elftens hat sich Niördr errichtet
Sein ragendes Haus.
Da herrscht er vom Hochsitz, ohne Makel und Missgunst
Als Männergebieter.„
(Wilhelm Jordan)
Locasenna 34
„Þegi þú Niorðr! Þú vart austr heðan
gíls um sendr at goðom;
Hymis meyiar höfðo þic at hlandtrogi
Oc þér í munn migo.„
„Schweig doch, Njörd! Du wurdest einst ostwärts
als Geisel verschickt für die Götter;
Hymirs Mädchen, die nahmen als Nachttopf dich
und haben dir in das Maul gepisst!„
(Arthur Häny)
„Schweig du, Njördr, ostwärts gesendet
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als Geisel bist du den Göttern.
Hymirs Töchter nahmen dich da zum Nachtgeschirre
Und machten dir in den Mund. „
(Karl Simrock)
„Schweig doch, Njörd! Geschickt warst du ostwärts
als geisel fürs Götterreich;
In den Mund machten dir die Mädchen Hymirs
Und nahmen zum Nachttopf dich. „
(Felix Genzmer)
Halte du nur den Mund! Als von Morgen her, Njörd,
du damals den Göttern als Geisel gesandt wardst,
da benutzten dich die Nichten Hymirs als Nachtgeschirr
und machten ihr Wasser dir in den Mund.
(Wilhelm Jordan)
Locasenna 36
„Hættu nú, Niorðr, haf þú á hófi þic!
munca ec því leyna lengr:
við systor þinni gaztu slícan mög,
oc era þó óno verr.„
„Hör auf jetzt, Njörd, benimm dich doch!
Ich will es nicht länger verhehlen:
Mit deiner Schwester hattest du solch einen Sohn –
ist doch nicht schlechter als erwartet.
(Arthur Häny)
„Lass endlich, Niördr, den Übermut,
ich hab es länger nicht Hehl:
Mit der eigenen Schwester den Sohn erzeugtest du,
der eben so arg ist wie du.„
(Karl Simrock)
Hör auf, Njörd! Den Übermut lass!
Heute verhehl ich’s nicht:
Mit deiner Schwester zeugtest du diesen Sohn,
wie es zu erwarten war.
(Felix Genzmer)
„Nimm den Mund nicht so voll und mäßige dich.
Es liegt mir fern, das leugnen zu wollen,
dass du solch’ einen Sohn mit der Schwester gezeugt hast,
der dann ausgeschlagen noch schlimmer als du.
(Wilhelm Jordan)
Vafþrúðnismál 38 + 39
„Segðu þat iþ tíunda, allz þú tíva röc
öll, Vafðrúðnir, vitir,
hvaðan Nioðr um kom með ása sonom;
hofom oc hörgom hann ræðr hunnmörgom,
oc varðað hann ásom alinn.
Í Vanaheimi scópo hann vís regin
oc seldom at gíslingo goðom;
í aldar röc hann mun aptr koma
heim með vísom vönom.„
„Sag mir als zehntes, da ja der Götter Geschick
Du alles weißt, Wafthrudnir:
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Von wo der Njörd zu den Asen kam:
Hat Heiligtümer hundertfach –
Und ward nicht bei den Asen geboren.
Im Wanenheim erschufen ihn die weisen Götter
Und gaben ihm als Geisel den Asen;
Am Ende der Welt kehrt er zurück,
kehrt heim zu den weisen Wanen.„
(Arthur Häny)
„Sag mir zum zehnten, wenn der Götter Zeugung
du, Wafthrudnir, weißt,
wie kam Njörd unter die Asensöhne?
Heiligtümern und Altären Hunderten gebietet er
und ist nicht asischen Ursprungs.
In Wanaheim schufen ihn weise Mächte
und gaben ihn Göttern zur Geisel.
Am Ende der zeiten soll er aber kehren
zu den weisen Wanen. „
(Karl Simrock)
Sage mir zum zehnten, wenn die Zukunft der Götter
du, Wafthrudnir, weißt:
Woher kam Njörd nach Noatun,
da er bei den Asen nicht wuchs?
In Wanenheim schufen ihn weise Rater
als Geisel fürs Götterreich:
Beim Weltende wird er wiederkehren
zu den weisen Wanen. „
(Felix Genzmer)
Erzähle mir zehntens, wenn du Bescheid weißt
vom Geschicke der Götter,
wie unter die Asen bei anderer Abkunft Niördr eintrat
der heiliger Gehege Hunderter waltet.
Ihn zeugten in Wanheim weise Walter
und gaben als Geisel ihn hin zu den Göttern;
Doch heim wird er ziehn am Ende der Zeiten
zu den weisen Wanen.
(Wilhelm Jordan)
Gylfaginning 23
Skáldskaparmál 97, 30, 81, 1
Hákonar saga 14
Skjaldedigtning I, 648 Str. 79
Heimskringla I, 12 – 13 + 22
Ynglingasaga
Vatnsdœla saga 47
*Nerþuz:
Charakter
• Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, Göttin des Wachstums
• Mutter Erde (id est terram matrem, Tacitus)
Verhältnis zu den Menschen, Kult
• Sie wendet sich den menschlichen Geschicken zu.
• Ihr Kult war regional, aber stammesübergreifend.
• Ihr Heiligtum war in einem Heiligen Hain auf einer Meeresinsel, in dem ein durch ein Tuch
verdeckter Wagen steht.
• Ihr Priester erkennt die Ankunft der Göttin (Was war das Zeichen für den Priester? Erwachende
Vegetation, Sonnenstand, Sterne, Mond?) und fährt sie (Was war auf dem Wagen? Eine
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Götterstatue, ein Idol, eine Frau, nichts?) dann auf dem von zwei Kühen gezogenen Wagen (event.
Ein Schiffswagen, der Kultwagenfund in Dejbjerg) umher, immer auf dem gleichen Weg (in
Richtung des Sonnenlaufs?). Menschen folgten dem Wagen der Göttin.
• Wo der Zug ankommt herrscht Freude und Friede und alles Eisen muss verschlossen sein.
• Zurück im heiligen Hain wird Wagen, Tuch und Göttin von Sklaven in einem geheimen See
gewaschen (Welche Bedeutung hatte die Waschung? Lustrationsbad, rituelle Reinigung,
Regenzauber?). Die Sklaven werden dort anschließend ertränkt (Was hat der Tod der Sklaven
bedeutet? Menschenopfer, rituelle Tötung, freiwilliger Tod, Scheintod?).
• Wahrscheinlich war es eine heilige Hochzeit mit nachfolgendem Reinigungsbad.
• Idol auf dem Wagen war wahrscheinlich keine figürliche Götterdarstellung (sondern eher abstrakt
wie z. B. auf der Graburne von Odenburg), Der Archäologische Fund des Kultwagen von Dejberg
wird dem Nerþuskult zu gerechnet.
• Wann wurde ihr Fest gefeiert? Vorfrühling (Februar, Disenopfer), Frühling (März, April,
Sommeranfang), Frühsommer (Mai, Juni, nach der Saat, Maifest)?
Vita
• Auch sie hat einen aquatisch-mariner Zug: die Insel im Meer, der versteckte See, Wesen die vom
Meer kommen werden durch Eisen vertrieben.
• Mutter Erde
Geschlecht, Namen
• der Name bedeutet: Kraft, stark sein, Lebenskraft besitzen
Quellen:
„Dann folgen die Reudigner, Avionen, Anglier, Variner, Eudosen, Suardonen und Nuitonen; ihnen
allen gewähren Flüsse oder Wälder Sicherheit. Im Einzelnen haben sie nichts Bemerkenswertes,
insgesamt aber verehren sie Nerthus, das heißt die Mutter Erde, und glauben, die Göttin nehme teil
am Treiben der Menschen, sie fahre bei den Stämmen umher. Es gibt auf einer Insel des
Weltmeeres einen heiligen Hain, und dort steht ein geweihter Wagen, mit Tüchern bedeckt; einzig
der Priester darf ihn berühren. Er bemerkt das Eintreffen der Göttin im Allerheiligsten; er geleitet
sie in tiefer Ehrfurcht, wenn sie auf ihrem mit Kühen bespannten Wagen dahinfährt. Dann folgen
frohe Tage; festlich geschmückt sind alle Orte, denen die Göttin die Huld ihrer Ankunft und Rast
gewährt. Man zieht nicht in den Krieg, man greift nicht zu den Waffen; verschlossen ist alles Eisen.
Dann kennt, dann liebt man nur Ruhe und Frieden, bis die Göttin, des Umgangs mit den Menschen
müde, vom gleichen Priester ihrem Heiligtum zurückgegeben wird. Dann werden Wagen und
Tücher und, wenn man es glauben will, die Gottheit selbst in einem entlegenen See gewaschen.
Sklaven sind hierbei behilflich, und alsbald verschlingt sie derselbe See. So herrscht denn ein
geheimes Grauen und heiliges Dunkel, was das für ein Wesen sei, das nur Todgeweihte schauen
dürfen.„
Literatur:
VRIES, JAN DE: Altgermanische Religionsgeschichte
SIMEK, RUDOLF: Lexikon der germanischen Mythologie
AMSTADT, JAKOB: Südgermanische Religion seit der Völkerwanderungszeit
HOOPS, :Lexikon der germanischen Altertumskunde
Autor: Hervar
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