Enthüllungen

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Das Porsche-Museum
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Das Porsche-Museum
Galerie
Enthüllungen
Text
Elmar Brümmer
Fotografie
Matthias Hangst, Porsche
So spektakulär wie die Hülle des neuen PorscheMuseums ist auch der Inhalt der Ausstellung. Klaus
Bischof, der Leiter des Rollenden Museums, stellt
als Appetitanreger zwölf besondere Exponate vor. Erst
hingucken, dann hinkommen.
Die besten Stücke? Es gibt tatsächlich noch Fragen, mit denen
man selbst einen in der Porsche-Fahrzeuggeschichte so bewanderten Menschen wie Klaus Bischof ins Grübeln bringen kann.
Der Leiter des Rollenden Museums erbittet sich Bedenkzeit, bei
mehr als 80 Exponaten in den neuen Räumen und etwa der vierfachen Anzahl auf Lager sei ihm diese auch zugestanden. Das
Ergebnis seiner Best-of-Liste: „Besonders sind sie eigentlich alle.“
Allein schon ob der Besonderheit, dass alle ausgestellten PorscheMuseumsfahrzeuge grundsätzlich auch fahrtüchtig sind – bis auf
wenige technische Ausnahmen wird die Regel eingehalten. So hat
der Stuttgarter Museumsgestalter Professor Hans-Günter Merz die
Fahrzeuge auch im Ausstellungsraum positioniert: ohne Podeste
und Barrieren, damit sie gleich durchstarten können. Klaus Bischof
lässt sich schließlich darauf ein, aus dem Museumsschatz zwölf
Pretiosen vorzustellen, die eine besonders ungewöhnliche oder
bisher weitgehend unbekannte Geschichte erzählen.
Bitte nähertreten: Klaus Bischof stellt seine Favoriten vor – die
beim Fototermin im neuen Museum noch verhüllt waren
356 „America Roadster“
935 Coupé „Baby“
Baujahr: 1953
Motor: 4-Zylinder-Boxer
Hubraum: 1488 cm3
Leistung: 70 PS (51 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 177 km ⁄ h
Baujahr: 1977
Motor: 6-Zylinder-Boxer
Hubraum: 1425 cm3
Leistung: 380 PS (279 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 270 km ⁄ h
So entsteht die innige Beziehung zwischen Porsche und Nordamerika:
Auf Wunsch des Importeurs Max Hoffman wird exklusiv für die USA
ein offenes Auto gebaut,das vor allem Fahrspaß vermitteln soll. Porsche
produziert einen Roadster, der wesentlich leichter ist als die zur selben
Zeit hergestellten Modelle der 356-Serie. Das Idealgewicht von 605
Kilogramm wird durch eine leichte Aluminiumkarosserie mit tief ausgeschnittenen Türen erreicht. Es ist besonders beliebt bei amerikanischen Piloten, die Flugplatzrennen damit fahren.
Das Davidprinzip auf der Rennstrecke: in nur dreimonatiger Entwicklungszeit „nach Feierabend“ wird aus dem erfolgreichen Porsche 935
ein Modell für den Einsatz in der Zwei-Liter-Division der Deutschen
Rennsport-Meisterschaft abgeleitet – um dem Vorwurf zu begegnen,
Porsche könne nur in großen Klassen große Erfolge landen. Der Spitzname leitet sich aus dem verkleinerten Hubraum ab. Durch den Sieg von
Jacky Ickx mit dem Sechszylinder-Turbo auf dem Hockenheimring beweist
Porsche seine Konkurrenzfähigkeit auch in kleineren Kategorien.
908 ⁄ 03 Spyder
928 GTS
Baujahr: 1970
Motor: 8-Zylinder-Boxer
Hubraum: 2997 cm3
Leistung: 350 PS (257 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 275 km ⁄ h
Baujahr: 1995
Motor: 8-Zylinder-V
Hubraum: 5397 cm3
Leistung: 350 PS (257 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 275 km ⁄ h
Frag einen Rennfahrer nach seinem liebsten Spielzeug und er wird den
Porsche 908 ⁄ 03 auf den Wunschzettel schreiben. Mit einem Gewicht
von 545 Kilogramm demonstriert der Spyder die extreme Form des
Leichtbaus, die Karosserie aus schaumverstärktem Kunststoff macht
daran nur ganze zwölf Kilogramm aus.Wegen der besseren Gewichtsverteilung rücken Fahrer und Motor nach vorn.Vom Werksteam wird der
908 ⁄ 03 Spyder nur vier Mal eingesetzt und ist dabei drei Mal siegreich,
wie auf der Premierenfahrt mit Jo Siffert und Brian Redman 1970 bei
der Targa Florio.
Es ist ein Gran-Turismo-Konzept par excellence, das den 928 zum perfekten Reisesportwagen macht. Die letzte Evolutionsstufe der Baureihe vereint breite Kotflügel, Spoiler und ein Leuchtenband am Heck
in der unverwechselbaren Silhouette. Die sportliche Optik entspricht
der Hubraumvergrößerung und unterstreicht die Gene aus dem Motorsport. Die Idee zum 928 entstammt einer Drohung der US-Behörden,
keine Heckmotoren mehr zulassen zu wollen. Daraufhin gibt der damalige Vorstand Ernst Fuhrmann den Anstoß zur Entwicklung eines komfortablen Sportwagens mit Frontmotor.
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961 Coupé
911 Carrera Coupé „Polizei“
924 GTP Le Mans
909 Bergspyder
Baujahr: 1986
Motor: 6-Zylinder-Turbo
Hubraum: 2847 cm3
Leistung: 680 PS (500 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 340 km ⁄ h
Baujahr: 1996
Motor: 6-Zylinder-Boxer
Hubraum: 3600 cm3
Leistung: 285 PS (210 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 275 km ⁄ h
Baujahr: 1981
Motor: 4-Zylinder-Turbo
Hubraum: 2479 cm3
Leistung: 410 PS (301 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 300 km ⁄ h
Baujahr: 1968
Motor: 8-Zylinder-Boxer
Hubraum: 1981 cm3
Leistung: 275 PS (202 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 250 km ⁄ h
Es ist in den frühen Jahren von Porsche ein ungeschriebenes Gesetz:
Alles was in Serie geht, muss vorher den Härtetest im Motorsport bestehen. Der einzige Allrad-Porsche, der jemals in Le Mans an den Start
geht, ist eine Rundstreckenversion des Porsche 959. Der Einsatz des
Bi-Turbo-Rennwagens mit wassergekühlten 4-Ventil-Zylinderköpfen
dient ausschließlich der Erprobung. René Metge und Claude BallotLéna schaffen in der IMSA-GTX-Klasse dennoch einen Sieg und belegen
vom 26.Startplatz aus am Ende den respektablen siebten Gesamtrang.
Porsche und die Polizei – eine besondere Verbindung. Schon der 356
beschleunigte die Amtsgeschäfte. Am 15.Juli 1996 läuft in Zuffenhausen ein ganz spezieller 911 vom Band, der einmillionste Sportwagen,
den Porsche seit 1948 produziert hat. Dieses besondere Fahrzeug wird
von Professor Ferry Porsche und Dr. Wendelin Wiedeking dem Land
Baden-Württemberg übergeben. Das Revier des Elfers der Baureihe
993 wird die Überholspur, wo er bis zu seiner Ausmusterung bei der
Autobahnpolizei zuverlässig Dienst tut.
Er ist von Hand in Weissach gemacht und er soll das weiterentwickelte
Vierzylinder-Konzept im Motorsport erproben. Unter der Tarnbezeichnung 924 GTP verbirgt sich der Prototyp des künftigen Porsche 944.
Die Ingenieure schicken den mit einemTurbomotor ausgerüsteten Rennwagen 1981 ohne Gewinnabsichten nach Le Mans.Trotzdem schaffen
die Tester Walter Röhrl und Jürgen Barth nach 4401 Kilometern (Schnitt
184 km ⁄ h) mit den kürzesten Boxenstoppzeiten einen Klassensieg und
den siebten Rang im Gesamtklassement.
Der Auftrag war kurz und knapp formuliert: alles so leicht wie möglich!
Der 909 mit dünner Kunststoffhaut, seinem Aluminiumrahmen, den
Beryllium-Bremsscheiben und einem Druck-Kugeltank kommt als Versuchsträger zu Hoch-Zeiten der Berg-Europameisterschaft zum Einsatz.
Für diese populäre Art Rennsport wird das Fahrzeuggewicht, das lediglich 384 Kilogramm beträgt, optimal verteilt. Der Mittelmotor rückt
dabei ebenso weiter nach vorn wie der Fahrer. Aus dem eleganten Versuchsträger entsteht der 908 ⁄ 03.
917⁄ 30 Spyder
917 KH Coupé
Studie „Panamericana“
924 Baustufe 1
Baujahr: 1973
Motor: 12-Zylinder
Hubraum: 5374 cm3
Leistung: 1200 PS (882 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 385 km ⁄ h
Baujahr: 1971
Motor: 12-Zylinder
Hubraum: 4907 cm3
Leistung: 600 PS (441 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 360 km ⁄ h
Baujahr: 1989
Motor: 6-Zylinder-Boxer
Hubraum: 3557 cm3
Leistung: 250 PS (184 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 210 km ⁄ h
Baujahr: 1974
Motor: 4-Zylinder-Reihe
Hubraum: 1984 cm3
Leistung: 125 PS (92 kW)
Höchstgeschwindigkeit: 200 km ⁄ h
Ein Rennwagen wie ein Donnerhall, und nicht allein die PS-Zahl macht
Eindruck: 400 Liter fasst der Tank des Spyders, der gern als stärkster
Rennwagen aller Zeiten bezeichnet wird. Der weiterentwickelte Zwölfzylinder beherrscht mit seiner Turboaufladung die Rennstrecken und
schafft mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 355,85 km ⁄ h einen
inoffiziellen Weltrekord. Mit Mark Donohue am Steuer gewinnt Porsche
zwei Mal überlegen die CanAm-Serie. Diese Dominanz ist den Amerikanern aber zu viel: Sie ändern das Reglement, was zum Ausschluss
des 917 führt.
Mit der Kurzheckversion des 917 mit den „Haifischflossen“ stellen Gijs
van Lennep und Helmut Marko 1971 einen Streckenrekord für die
Geschichtsbücher auf: Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von
222,30 km ⁄ h legen sie beim 24-Stunden-Rennen von LeMans 5335,16
Kilometer zurück. Unter den sechs Porsche, die am Start sind, ist das
Siegerauto eigentlich nur Außenseiter. Es handelt sich um ein Experimentalfahrzeug in extremer Leichtbauweise – wovon Magnesium-Gitterrohrrahmen und gelochte Bremsscheiben zeugen. Am Ende haben van
Lennep ⁄ Marko zwei Runden Vorsprung!
Ein Geburtstagsgeschenk mit Folgen: zu seinem 80. Geburtstag bekommt Ferry Porsche eine fahrbereite Studie auf Basis des 911Carrera4
geschenkt. Unter dem wohlklingenden Namen „Panamericana“ wird
das in nur wenigen Monaten entstandene Modell auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung 1989 in Frankfurt präsentiert. Das
Konzept mit der horizontalen Dachstruktur und dem Festdach unter
dem Stoffverdeck beeinflusst stark die weitere Entwicklung des 911
Targa. Und gibt den Anstoß zum Bau eines Roadsters, dem späteren
Porsche Boxster.
Ursprünglich wird der 924 für Volkswagen als Nachfolger des 914 entwickelt. Wegen der Energiekrise Mitte der siebziger Jahre stoppt VW
jedoch das Projekt. Porsche baut den Sportwagen als Einsteigermodell
in Eigenregie und beschreitet dafür ganz neue Wege: Der 924 bekommt
einen wassergekühlten Frontmotor mit vier Zylindern, Getriebe und
Tank befinden sich bei der Transaxle-Bauweise hinten. Schon die erste
Baustufe weist die große gläserne Heckklappe als markantes DesignMerkmal aus. Mehr als 150 000 der von 1976 an im Audi-Werk in
Neckarsulm gefertigten Fahrzeuge werden verkauft.
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