Verdummt uns die Technik?

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Verdummt uns die Technik?
Verdummt uns die Technik?
16.04.11
Das meiste was es an Technik gibt, soll den Menschen
Erleichterung schaffen, Erleichterung bei der Arbeit, diese
Erleichterung durch Maschinen kostete bereits unzählige
Arbeitsplätze.
Hatten Kinder früher noch genügend Zeit, um sich auch einmal
ein Spiel selbst auszudenken, oder man einmal die Woche zum
Familienspieleabend aufrief, werden sie heute durch Game Boys
& Co. ruhig gestellt, pardon: beschäftigt. Kein Wunder wenn
der Nachwuchs immer dicker und runder wird, und vor allem das
Selberdenken verlernt. Gut, hier natürlich nur wieder für die
Erwachsenen, die jetzt ungestört sich die nächste Sendung im
TV anschauen können. Oder sich aber mit ihren Kids zusammen
vor der Playstation den ultimativen, gesteuerten und
vorgekauten Kick geben. Spaß macht das auf jeden Fall…nur…wo
bleibt der Sinn solcher Beschäftigungen? Ganz einfach: Hier
wird systematisch das Denken lahmgelegt, denn „denken“ tut das
vorgefertigte Spiel. Und auch wenn die Technik und die
Grafiken noch so gelungen sind, noch so real erscheinen, es
bleibt: eine Scheinwelt.
Und genauso kommen auch die Nachrichten bei uns an. Wie ein
Gameboy-Spiel. Man sieht die Bilder, die ebenso real sind wie
in einem Spiel, und so wird langsam aber sicher das Empfinden
zwischen der Realität und des Spiels verwischt, denn die
Übergänge sind nur allzu fließend, sie fallen überhaupt nicht
mehr auf. Solche Parallelen werden allerdings nicht gezogen,
weil die Menschen den Zusammenhang hier gar nicht erkennen
wollen, für sie ist das eine ein Spiel, das andere ist
Fernsehen, das Nächste die Realität. Und so verharren sie in
dem Irrglauben, dass eine vom anderen unterscheiden zu können.
Real ist nur das, was man auch selbst erfährt und erlebt. Man
mag zwar geschockt sein über die vielen schlimmen
Katastrophen, welche sich auf der Welt abspielen, richtig
verarbeiten kann man diese jedoch nicht, denn man ist als
Nichtbetroffener viel zu weit weg vom Geschehen, genau wie bei
einem Gameboyspiel. Oh doch, man kann natürlich helfen und
zwar, indem man das Portemonnaie öffnet und spendet.
Und genauso entwickelt sich das Denken, dass man ja sowieso
nichts machen kann, außer sich ablenken oder die Geldbörse
öffnen, um sich sein Gewissen zu erleichtern, wie schön, wenn
man noch eines hat.
Viele Erwachsene, die keinen Sinn in dieser Technik sehen,
befinden sich nicht selten in einem Zwiespalt. Die Kinder
sehen die neueste Technik bei anderen Kindern, oder kennen sie
aus der Werbung. Gerade hier schließt sich der Kreislauf, aus
dem wir fast nicht mehr herauskommen. Soll man seinen Kindern
etwas vorenthalten, von was man selbst nicht begeistert ist
und die Kinder so zu Außenseitern werden lassen, oder beißt
man sich auf die Zähne und schenkt seinem Sprößling doch den
heiß ersehnten Gameboy, die Playstation, wie sie da alle
heißen, die super tollen Neuentwicklungen?
Und hier wiederum hat das Ablenkungsmanöver bereits volle
Arbeit geleistet. Denn diese Technik der Spiele zielt als
erstes mal auf unsere Kinder ab. Früh übt sich, wer später
nicht mehr selbstständig denken soll. Kinder und Jugendliche
werden bereits in ihren frühesten Jahren geradezu darauf
ausgerichtet, sich an dem Konsum zu beteiligen. Es ist der
Gruppenzwang, der sie leitet. „Mama, der hat das aber auch…“
soll heißen: „Mama, ich will das auch, sonst kann ich nicht
mitreden…“ oder
Ausschluss.
nicht
mit
spielen,
beides
bedeutet:
Unser heiß geliebtes Fernsehen spielt hier
keine kleine
untergeordnete Rolle, sondern hat zu dieser Entwicklung
beigetragen. Wie fing das doch gleich noch einmal an…? Erst
gab es Schwarz-Weiß-Fernseher und nur drei Programme. In
dieser Zeit sah man noch viele Kinder draußen spielen, wo sind
sie eigentlich heute…? Dann kamen die Farbfernseher, danach
musste es noch größer sein, noch flacher, eine noch bessere
Bildqualität (und immer teurer nicht zu vergessen!), und neben
dem Genuss beinhaltet es auch viel Ablenkung bis hin zur
totalen Verdummung. Nicht alles, was im Fernsehen gezeigt
wird, ist schlecht, bitte nicht falsch verstehen, aber in
Kinderkanälen sollte Werbung verboten werden, aber genau hier
findet sich alle paar Minuten auf den meisten Kanälen die
herrlichste, vielversprechende Werbung wieder, die unseren
Kindern nur eines suggerieren soll: kaufen, kaufen, kaufen.
Die „Spaß“-Technik vollzieht sich in einem derart rasanten
Tempo, dass man kaum mehr mit dem Atmen mitkommt, wie schnell
sich alles ändert und verbessert. Mag sein, dass das ein oder
andere wirklich einer Verbesserung entspricht, was wieder im
Auge des Betrachters liegen mag,
hier bleibt jedoch die
Frage: Was hat sich denn verbessert? Dass man morgens ein
neues Gerät kauft, welches am Abend schon wieder veraltet ist,
mehr ist es doch nicht. Geldmacherei mit solch unnützen Dingen
wie Actionspielen und Zeit totschlagen der besonders
gefährlichen Art. Gefährlich auch in dem Sinne, dass manche
Menschen sich schon nicht mehr lösen können, weil sie in
diesen Spielen die Realität, ihre Wahrnehmung der Realität,
welche die Wahrheit ist, nicht mehr zurechtfinden, und nur
noch diesen Weg zur Flucht hier raus sehen, indem sie sich in
eine Scheinwelt flüchten. Nicht alle können hier Maß halten,
denn zu schnell sind die Neuentwicklungen morgen bereits
veraltet. Und dies erzeugt wiederum den Druck, alles haben zu
müssen, up-to-date sein zu müssen. Besonders bei jungen
Menschen, die unter dem „Gruppenzwang“ stehen.
Das andere Gesicht dieser sprühenden und technologisierten
bunten Bilderwelt ist der Müllberg, der sich anhäuft. Richtig
entsorgt werden muss diese Technik auch noch, nur die
Wenigsten tun es, und selbst wenn man es ordentlich entsorgt,
finden sich die Müllberge von Elektroschrott wieder in fernen
Ländern. Und nicht nur dort machen sie krank.
Erschreckend in diesem Zusammenhang ist das offensichtliche
Desinteresse der Bevölkerung. Die schnellebige Zeit bringt es
auch mit sich, dass vorgestern die Medien überschwappten mit
Berichten über den Golf von Mexiko (zur Erinnerung: Hier gab
es eine Ölkatastrophe, wie sie in der Geschichte
seinesgleichen sucht) man gestern nur über die
Naturkatastrophen in Japan und die eventuelle Kernschmelze an
beschädigten AKWs berichtete, widmen wir uns heute schon
wieder dem nächsten Kick. Oder wird Ihnen nicht auch schon die
Diskussion um die AKWs langweilig?
Jetzt wo die
Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz doch
ganz klare Ergebnisse erzielten? Nur seltsam, dass sich viele
Bürger über diesen Wahlausgang wundern – dies ist jedoch ein
anderes Thema und steht hier nur am Rande der Diskussion…oder
doch nicht?
Immer auf der Lauer nach der nächsten Katastrophenmeldung,
nach der nächsten Ablenkung, denn so wurden wir „erzogen“, bis
man sich wieder in seine Welt zurückzieht, der „bösen“ Welt
den Rücken zuwendet, sie nur noch interessant findet, wenn
eine vermeldete Tragödie wieder die Sendeplätze zum Platzen
bringt, um auf Gamboy & Co. seine Wahrhaftigkeit, nämlich
seine eigentliche vermeidliche Machtlosigkeit zu ersticken.
Lasst das mal die Anderen machen, und schon ist man eine
Aufgabe los. So einfach ist das….sich aber dann bitte nicht
wundern, wenn sich nichts ändert, denn wir tragen alle dazu
bei, dass es schlechter wird.
Die Ablenkung und das Abgeben der eigenen Verantwortung
funktioniert auch bestens zu Hause vor dem Fernseher. Man
knipst den Fernseher an, um ganz nah zu sein, man knipst ihn
wieder aus, wenn es zu viel wird, man knipst das technische
Spiel oder den Fernseher, an um sich abzulenken, um nicht mehr
darüber nachdenken zu müssen, dass die schlimmen Berichte im
Grunde nur eines in sich bergen: Die Welt zu vernichten; dass
ein jeder von uns selbst ein Teil dieser Welt ist, geht dabei
verloren. Denn wäre sich die Menschheit darüber bewusst, dass
jeder Einzelne es in seinen Händen mitträgt, die Welt
friedvoller und gerechter zu gestalten,
würde unsere Welt
anders aussehen. So aber wird über die Bildermedien genau das
erzeugt, was erzeugt werden soll: die komplette Lahmlegung des
eigenen Denkens.
Warum muss man denn alles haben? Um damit zu prahlen, was man
sich alles tolles „leisten“ kann, doch nicht weil man es
benötigt. Dort steht der Highfidelity Superfernseher, Kino für
zuhause und nebenan lebt eine Familie, die ab dem 20igsten
nicht mehr weiß, wie sich noch bis zum Monatsende sich
ernähren soll…. Der Vergleich hinkt? Nein, er hinkt nicht,
denn es ist Realität…und nach mir die Sintflut…
Man muss sich nicht mehr darüber wundern, dass unsere Jugend
zum Teil nicht mehr fähig ist, ganze Sätze zu bilden, sprechen
sie doch lieber in der SMS-Form. So stehen sie mit ihren
teuren Superhandys an der Bushaltestelle sich gegenüber und
schreiben sich SMS. In verkürzter Form mit ganz vielen
Abkürzungen. Ähnlich beim Gameboyspielen, auch hier wird man
keine Unterhaltung zu hören bekommen, außer vielleicht den
Satz: Reich mir mal bitte die Cola…oder besser noch die „hipe“
Kurzform: Gib mal Cola. Fragt man seinen Sprößling, was er
denn bei seinem Freund so gemacht hat, kommt nicht selten die
Antwort „Playstation gespielt“. „Aha.“ Zu mehr Kommunikation
reicht es dann auch nicht mehr.
Greift man die Supertechnik Handy an, bekommt man nicht selten
zu hören, dass man dann besser in Kontakt mit seinen Kindern
bleiben kann. Kontakt oder Kontrolle sollte man sich hier
einmal hinterfragen, denn es gab einst Zeiten, da waren die
Kinder stundenlang lang außer Haus bei ihren Freunden und
kamen später mit rosig eingefärbten Wangen wieder nach hause
und hatten viel zu erzählen, ohne dass die Eltern wussten, wo
sie sich in diesen Stunden aufhielten. Aber unsere Welt ist
heute so gefährlich, was da alles passieren kann! Ja, das ist
leider richtig, nur ein Handy wird hier ebenso wenig
verhindern können, wie eine aufgestellte Kamera an Bahnhöfen…
Woher kommt eigentlich dieses unbändige Gefühl nach Sicherheit
und Kontrolle? Wäre Vertrauen nicht eher angebracht, als
ständig durch Kontrollmechanismen Misstrauen und Angst zu
säen? Welche wiederum dafür sorgt, dass man diese Technik
„benötigt“?
Ebenso unsinnig ist hier das Argument, dass es auch virtuelle
Spiele gibt, die lehrreich sind. Ja, auch diese mag es geben,
aber es gibt auch wundervolle Brettspiele, wo man
zusammensitzt, und hier ist der sprachliche Austausch auch
gewollt, denn hier „darf“ man in ganzen Sätzen sprechen und
Spaß haben.
Vielen Dank für Ihr Interesse
Ihre
Petra Hanse