Fakten zur Detox-Kampagne

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Fakten zur Detox-Kampagne
 Die Internationale Detox-­‐Kampagne Hintergrundpapier zur Pressekonferenz „Migros-­‐Mode 600 M giftiger“ vom 20.3.2013 1
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1. Umfangreiche Greenpeace-Studien vom August 2011 und Oktober 2012 zeigten, dass über 2/3 aller
getesteten und weltweit verkauften Markenkleider gefährliche Schadstoffe enthalten, inklusive die
Bekleidung von grossen Modeherstellern und Detailhändelern wie Calvin Klein (88%), Levis (82%), Zara
(70%) und Marks & Spencer (67%). Insgesamt wurden 233 Kleidungsstücke von 37 verschiedenen
Marken getestet, die in 19 verschiedenen Ländern hergestellt und in 29 verschiedenen Ländern verkauft
wurden.
2. Einige dieser Chemikalien sind bekannt dafür, dass sie zu Hormon schädigenden oder sogar Krebs
erregenden Stoffen abgebaut werden, wenn sie auf welche Art auch immer in Gewässer rund um die
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Welt eingeleitet werden . Andere nachgewiesene Giftchemikalien können die Fortpflanzung oder gar
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ungeborenes Leben im Mutterleib schädigen .
3. Der Nachweis dieser giftigen Chemikalien in Kleidern, die Modeketten und Supermärkte in ihren Läden
verkaufen, stellen nur die Spitze des Eisberges dar. Denn die Chemikalienfunde sind lediglich ein
Hinweis dafür, dass diese Chemikalien in der Produktion eingesetzt werden. Die Menge dieser Giftstoffe,
die in den Produktionsländern eingesetzt und per Abflussrohre in Gewässer eingeleitet werden, ist nicht
bekannt. Aber wo z.B. Nonylphenolethoxyate (NPE) verwendet wird, gelangen diese früher oder später
in die Umwelt. Einmal mit dem Brauch-, oder Abwasser in die Kläranlagen oder grad direkt in Flüsse,
Seen oder Meere eingeleitet, baut sich NPE zum noch toxischeren, Hormon gefährlichen Nonylphenol
(NP) um, welches sich dann in der Nahrungskette bis zum Menschen anreichern kann.
4. Wenn Konsumenten zu Hause ihre global produzierten Kleider waschen, werden die in diesen Kleidern
enthaltenen NPE-Mengen ausgewaschen und in der Folge zum gefährlicheren NP abgebaut, welche
sich seinerseits in den heimischen Gewässer anreichern können, in die sie eingeleitet wurden. Dies gilt
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auch für unsere Flüsse und Seen in der Schweiz. Eine Greenpeace-Studie vom März 2012 ergab, dass
schon in einem einzigen Waschgang sehr viel NPEs ausgewaschen werden kann (>80% des
vorhandenen NPE für die Mehrheit der getesteten Kleider). Das ist ein deutlicher Hinweis dafür, dass
früher oder später alle NPE-Rückstände aus dem Textil ausgewaschen werden.
5. In Abwesenheit von klaren EU- oder Schweizer Gesetzgebungen zu Schadstoffen in importierten
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Textilien, wiederum illustriert am Beispiel NPE haben gewisse Firmen eigene Grenzwerte erlassen, zum
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Beispiel 100mg/kg . Nichtsdestotrotz, sogar wenn auch alle Modefirmen und Supermärkte freiwillig
solche Grenzwerte befolgen würden, bedeutete das immer noch, dass z.B. in Spanien alleine (so die
verfügbaren Zahlen) jedes Jahr etwa 100 Tonnen NPE in Import-Textilien eingeführt und in der Folge in
die Gewässer ausgewaschen würden. Ähnlich in Deutschland, wo etwa 90 Tonnen NPE ins Land
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importiert und dann ausgewaschen würden jedes Jahr .
6. Die Realität ist: Es gibt für die Verwendung und Einleitung von Giftstoffen wie NPE oder anderen
Chemikalien mit solchen inhärenten Schadstoffeigenschaften keine aus Umweltsicht “akzeptablen” oder
“sicheren” Schwellenmengen und Grenzwerte. Da auch die besten Kläranlagen nicht in der Lage sind,
NPEs im Wasser effektiv zu behandeln, gelangt das toxischen Umwandlungsprodukte NP auch bei uns
in unsere Flüsse und Seen, wo sie sich in der Nahrungskette anreichern können, zum Beispiel in
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Fischen .
7. Jedes Jahr werden weltweit etwa 80 Milliarden Bekleidungsstücke produziert – jährlich etwas über 11
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Stück pro Person auf unserem Planeten , in Deutschland durchschnittlich 70 Stück pro Jahr.
Weggeworfen werden in Deutschland und UK jedes Jahr 1 Million Tonnen Kleidung. Bei dieser hohen
Produktionsrate kann man sich nur ausmalen, wieviel Wasser belastet wird - nicht nur in den
Produktionsländern wie in China, wo bereits 70% aller Flüsse kontaminiert sind, sondern auch in den
Ländern, wo diese Kleider verkauft und gekauft werden.
8. Während die toxische Verschmutzung rund um die Fabrikationsstätten um einiges schlimmer sein kann,
sind wir alle “fashion victims” (Opfer der Modeindustrie), weil uns die Modeindustrie praktisch zwingt,
Kleider zu kaufen, die mehrheitlich giftig produziert wurden. Damit nicht genug: Weil wir unsere Kleidung
waschen müssen und dabei Giftstoffe auch bei uns in die Gewässer gelangen, machen uns die
Modeketten und Supermärkte zu unfreiwilligen Mittätern im globalen toxischen Wasserkreislauf.
9. Heutzutage findet die Wasserverschmutzung überall statt – vom arktischen Nordpol bis zum
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antarktischen Südpol - und persistente, bio-akkumulierende, toxische Industriegifte, inkl. Textilgifte,
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sind wohl in alle Bereiche unseres Leben eingedrungen . Da wir mehr und mehr mit gefährlichen
Chemikalien hergestellte Güter produzieren, konsumieren und entsorgen, dauert der toxische Kreislauf
ungebremst an und die Verschmutzung unserer wertvollen Wasserressourcen nimmt weiterhin zu.
10. Die Menge gefährlicher Chemikalien, die weltweit ins Wasser eingeleitet wurde, steigt und steigt. In dem
Masse nimmt auch die Exposition von Mensch, Tier und Umwelt zu. Es wird geschätzt, dass jeder
Mensch – Mann, Frau und sogar Kinder- hunderte von industriell hergestellten Chemikalien in ihren
Körpern tragen, darunter Schadstoffe wie hormonschädigendes Nonylphenol (NP), persistente Per- und
Polyfluorierte Verbindungen (PFCs) und fortpflanzungsgefährliche Weichmacher (Phthalate), die in
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grossen Mengen auch in der Textilindustrie verwendet werden .
11. Greenpeace setzt sich mit ihrer Detox-Kampagne weltweit dafür ein, globale Modeketten und
Supermärkte ihre Produkte und Zuliefererketten zu entgiften („Detox“), indem Firmen alle im
Herstellungsprozess noch verwendeten Schadstoffe transparent und vollständig bis spätestens 2020
eliminieren (im Gegensatz zu reduzieren oder end-of-pipe kontrollieren). Für die meisten ChemikalienAnwendungen und Prozesse sind technisch machbare und kostengünstige Lösungen vorhanden.
12. Die internationale Greenpeace-Detoxkampagne hat in den letzten Monaten zahlreiche Firmen dazu
gewinnen können, die immensen Herausforderungen zur Entgiftung der Textilindustrie und ihrer
globalen Zuliefererkette unter dem Detox-Lösungsprozess gemeinsam anzugehen. Die 17
Unternehmen, inklusive führende Textilmarken- und Detailhändler wie Adidas, Benetton, C&A, Esprit, GStar Raw, H&M, Lewis, Li-Ning, Mango, Marks & Spencer, Nike, Puma, Uniqlo, Valentino, Victoria’s
Secret, Zara und die Schweizer Detailhändlerin Coop, decken zusammen US$ 168 Milliarden oder 13%
des globalen Textil-, Bekleidungs- und Schuhwarenmarktes ab.
13. Das ist viel, doch immer noch zu wenig, um die von der Textilindustrie verursachte
Umweltverschmutzung und Gefährdung von Menschen in den Produktions- und Konsumländer zu
stoppen. Seit Juni 2012 bemüht sich Greenpeace intensiv darum, auch mit Migros eine einvernehmliche
Lösung zu finden. Doch der Orange Riese, gemäss Quellen grösster Schweizer Textilverkäufer und
einstmals nach Coop nachhaltigster Detailhändler der Welt, hält es bisher leider nicht für nötig, bei Detox
mitzumachen.
14. Bitte unterstützen Sie uns in unseren Anstrengungen, die Modeindustrie, inklusive Migros, zu entgiften
und damit unser Wasser, unseren Planeten, unsere Kinder und unsere Zukunft vor gefährlichen
Industriegiften zu schützen (@Migros #Detox our #Fashion)
www.greenpeace.org/detox 1 Greenpeace (2011). Dirty Laundry 2: Hung Out to Dry. Unravelling the toxic trail from pipes to products, Greenpeace International,
2011 on http://www.greenpeace.org/international/en/publications/reports/Dirty-Laundry-2/ (accessed 15.3.2013)
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Greenpeace (2012). Toxic Threads: The Big Fashion Stitch-Up. How big brands are making consumers unwitting accomplices in the
toxic water cycle. Greenpeace International, 2012. on http://www.greenpeace.org/international/en/publications/Campaignreports/Toxics-reports/Big-Fashion-Stitch-Up (accessed 26.11.2012)
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Nonylphenol ethoxylates (NPEs) can break down into nonylphenol (NP), certain azo dyes can break down to release carcinogenic
amines.
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Certain phthalates, for example DEHP and BBP.
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Greenpeace (2012). Dirty Laundry: Reloaded How big brands are making consumers unwitting accomplices in the toxic water cycle.
Greenpeace International, 2012. on http://www.greenpeace.org/international/en/publications/Campaign-reports/Toxics-reports/DirtyLaundry-Reloaded (accessed 26.11.2012)
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There are no global regulations on NPEs in textiles that are on sale. Even in places like the EU where the use of NPEs in textile
manufacture is effectively banned, there are currently no regulations on NPE in imported textiles.
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1ppm (part per million) is equal to 1 mg/kg (milligram per kilogram).
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Germany: Based on the 2010 imports of 880,619.4 tonnes of textile products from outside the EU for Germany, a limit of 100 ppm
would permit up to 88.1 tonnes of NPEs within textile products imported each year.; Spain: Based on the 2010 imports of 1,031,996
tonnes of textile products from outside the EU for Spain, a limit of 100 ppm would permit up to 103.2 tonnes of NPEs within textile
products imported each year (for full reference see Greenpeace (2012). Dirty Laundry: Reloaded How big brands are making
consumers unwitting accomplices in the toxic water cycle. Greenpeace International, 2012.).
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Greenpeace (2010). Swimming in Poison: A hazardous chemical cocktail found in Yangtze River Fish". Greenpeace East Asia. 2010.
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Siegle, Lucy (2011). To Die For: is Fashion Wearing out the World? Fourth Estate
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AMAP (2010) Arctic Monitoring and Assessment Programme (AMAP) Assessment 2009: Persistent organic pollutants in the Arctic.
Science of the Total Environment Special Issue. 408: 2851-3051.
SCAR (2009) Persistent Organic Pollutants (POPs) in the Antarctic environment. A Review of Findings. The Scientific Committee on
Antarctic Research (SCAR) Action Group on Environmental Contamination in Antarctica; Authors Fuocoa, R., Capodagliob, G.,
Muscatelloa, B. & Radaelli, B. ISBN 978-0-948277-23-8.
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Kalantzi, O.I., Alcock, R.E., Johnston, P.A., Santillo, D., Stringer, R.L., Thomas, G.O. and Jones, K.C. (2001). The Global Distribution
of PCBs and Organochlorine Pesticides in Butter. Environmental Science & Technology 35(6): 1013-1018.
Santillo, D., Labunska, I., Fairley, M. & Johnston, P. (2003). Consuming Chemicals: Hazardous chemicals in house dusts as indicators
of chemical exposure in the home: Part II : Germany, Spain, Slovakia, Italy and France. Greenpeace Research Laboratories Technical
Note 02/2003, December 2003: 96 pp.
Greenpeace/WWF (2005). A Present for Life. Hazardous chemicals in umbilical cord blood. Greenpeace International/WWF-UK, 2005.
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Greenpeace/WWF (2005). A Present for Life. Hazardous chemicals in umbilical cord blood. Greenpeace International/WWF-UK,
2005.

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