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TOPICS RISK SOLUTIONS Versicherungslösungen für die Industrie Ausgabe 1/2016 Schwere Maschinen leichter steuern Die Digitalisierung bringt auch dem Bergbausektor mehr Effizienz. U nd neue Risiken. SEITE 4 Reputation Vorsorgen für den Krisenfall Infrastrukturprojekte Neues Analysetool für Investitionen Klimakonferenz Paris Geschäftschancen für Versicherer VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, wenn von den Chancen und Risiken der Digitalisierung die Rede ist, denke ich nicht sofort an den internationalen Bergbausektor. Doch auch hier haben das Internet, die Sensortechnik und die globale Vernetzung längst Einzug gehalten. Es ist klar, dass mit dem digitalen Fortschritt auch die Cybergefahren steigen. Sie bedeuten eine weitere Herausforderung für die Branche und ihre Versicherer. Beide Seiten verbessern seit 2014 gemeinsam über die nichtkommerzielle Mining Insurance Group (Bericht auf Seite 8) nicht nur Schadenbearbeitung und Versicherungsbedingungen, sondern erarbeiten auch neue Versicherungslösungen für die Risiken von heute und morgen. Digitalisierung und Kommunikation gehören hingegen für mich schon lange zusammen. Wir wissen, dass auch Sie immer mehr online lesen, oft auf Ihrem Smartphone oder Tablet. Wir informieren Sie daher künftig im Online-Magazin unserer Website über unsere Versicherungslösungen für die Industrie. Wie bisher erhalten Sie in regelmäßigen Abständen unseren Newsletter. Falls Sie noch nicht dazu angemeldet sind, klicken Sie bitte <hier>. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Mit freundlichen Grüßen Torsten Jeworrek Mitglied des Vorstands von Munich Re und Vorsitzender des Rückversicherungsausschusses NOT IF, BUT HOW Inhalt Bergwerk 4.0 Mit Hilfe interaktiver Displays werden heute viele Produktionsstätten überprüft und gesteuert. Wenn die dahinter liegenden Steuerungssysteme nicht verfügbar sind oder nur eingeschränkt funktionieren, können schwere Umsatzeinbußen die Folge sein. Seite 4 Nachrichten2 Das Reputationsrisiko managen – eine Versicherungslösung kann dabei unterstützen 3 BERGBAU Schwere Maschinen und digitale Prozesse Die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Prozessen birgt neue Risiken. INFRASTRUKTUR Project Risk Rating als Investment-Tool Der Vermögensverwalter von Munich Re, die MEAG, nutzt Project Risk Rating als wichtigen Baustein für Investitionsentscheidungen. KOLUMNE Klimakonferenz in Paris Mit neuen Versicherungslösungen können nun viele Menschen gegen zunehmende Schäden durch Wetterextreme abgesichert werden Impressum 4 14 18 19 Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 1 NACHRICHTEN NATURGEFAHREN 2015 CYBERRISIKEN AUSTRALIEN/NEUSEELAND Ein Jahr des Klimawandels HSB mit neuer Police Das Unerwartete erwarten 2015 war das zweite Rekordjahr in Folge bei der globalen Jahres‑ mitteltemperatur und auch politisch vom Klimawandel geprägt: Der Durchbruch bei der Klimakonferenz in Paris macht Hoffnung, dass der Klimawandel noch auf ein Niveau gebremst werden kann, bei dem die Risiken in den meisten Regionen der Erde beherrschbar bleiben. Die einzigartige Kombideckung HSB Total Cyber™, entwickelt von Hartford Steam Boiler (HSB) stellt jetzt einen noch breiter angelegten Versicherungsschutz gegen Risiken aus dem Bereich der Cyber- und Informationssicherheit zur Verfügung. Die Anzahl von Naturkatastrophen in Australien hat sich seit 1980 nahezu vervierfacht, so das Ergebnis einer Analyse von Munich Re. Prognosen zufolge führt die globale Erwärmung zu einem weiteren Anstieg von Wetterextremen. Um die Folgen dieser Entwicklung zu meistern, sind hohe Erst- und Rückversicherungskapazitäten sowie anspruchsvolle Risikolösungen notwendig. Die Schäden aus Naturkatastrophen fielen 2015 recht niedrig aus. Die natürliche „Klimaschaukel“ El Niño hatte dabei einen prägenden Einfluss auf die Muster der wetter‑ bedingten Ereignisse. Mehr Analyse und eine umfassende Bilanz finden Sie in unserer neuen Ausgabe des Magazins Topics Geo 2015. >> M ehr Informationen unter www.munichre.com/topicsgeo2015 Gewerbliche Kunden können sich damit gegen Haftungsansprüche und sonstige Folgen von Daten‑ pannen, Identitätsdiebstahl, Computerangriffen und Cybererpressung ebenso absichern wie gegen Haftungsrisiken im Zusammenhang mit Netzwerksicherheit und elektronischen Medien – und das mit einer einzigen Police. >> M ehr erfahren Sie hier www.munichre.com/HSB/cyber-risk Treffen Sie uns im Netz! Folgen Sie uns – und verfolgen Sie mit uns die Themen, die die Assekuranz bewegen: in interessanten Artikeln, spannenden Videos oder ganz aktuell durch „live tweets“ von Firmenveranstaltungen oder Branchenereignissen. 2 >> twitter.com/munichre >> facebook.com/munichre >> youtube.com/user/munichrevideo >> linkedin.com/company/munich-re >> xing.com/companies/munichre >> plus.google.com/ 115897201513788995727 Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 In der jüngsten Veröffentlichung „Expect the Unexpected“ befassen sich führende Fachexperten von Munich Re mit der aktuellen Lage und geben einen Ausblick auf künftige Naturgefahren und Risiken in Australien und Neuseeland. >> M ehr Informationen unter www.munichre.com/ausnz/natcat Reputationsschutz: Für den Krisenfall vorsorgen Jüngste Skandale in der Wirtschaft zeigen einmal mehr: Die Reputation eines Unternehmens ist mitentscheidend für den Geschäftserfolg. Aktuelle Ereignisse und eine steigende Anzahl von Skandalen sensibilisieren Unternehmen dafür, dass das finanzielle Verlustpotenzial eines Skandals das von Sach- und selbst von Betriebsunterbrechungsschäden deutlich übertreffen kann. Denn Kunden sind heute dank Internet und den Sozialen Netzwerken Teil einer aufmerksamen, kritischen und machtvollen Community. So gehören Reputationsrisiken aktuell zu den Top 10 der globalen Geschäftsrisiken (Allianz Risk Barometer 2016) und die Nachfrage nach Versicherungsschutz für Reputationsrisiken wächst. Ein versichertes Unternehmen hat eine höhere Chance, die Krise mit einem möglichst geringen finanziellen Schaden zu überstehen. Oftmals verbessert sich bereits bei der Analyse der möglichen Risikoszenarien mit dem Versicherer das Risikomanagement. Im Schadenfall können die über die Versiche‑ rung erhaltenen finanziellen Mittel in die Wieder‑ herstellung der Reputation fließen. Das Unternehmen hat freie Hand bei der Entscheidung, mit welchen Maßnahmen es sein Geschäftsmodell wieder zum Erfolg führt. Auch das Management kann sich über eine Versicherung entlasten, denn es ist verpflichtet, sowohl geeignete Maßnahmen zu treffen, um Reputationsrisiken zu erkennen und Schäden zu vermeiden, als auch für den Fall eines dennoch eintretenden Reputationsschadens vorzusorgen. Neben einem Risikomanagement- und Krisenkommunikationssystems und einem geeigneten Medien-Monitoring sollte das Management also eine Versicherung für Reputationsschäden in Betracht ziehen. Wie wird ein Reputationsschaden beziffert ? Jenseits der vielfältigen Markenbewertungstheorien kann ein Reputationsschaden anhand des Umsatzeinbruchs berechnet werden, der entsteht, wenn die Kunden sich abwenden. Da sich der Umsatzrückgang direkt auf den Cashflow auswirkt und damit auf die finanziellen Möglichkeiten, den Reputations-schaden schnellstmöglich wieder zu beheben, entsteht ein Finanzierungsbedarf für das Unternehmen. Die nicht geplanten Ausgaben und Verluste müssen aus Rückstellungen finanziert werden oder können über eine Versicherung gedeckt sein. Versichert wird in der Regel der entgangene Gewinn zuzüglich einer finanziellen Unterstützung für das Krisenmanagement und die Bemühungen zur Wiederherstellung des Images. Bei unserer Lösung werden der Deckungsumfang und die Deckungsauslöser individuell auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten. Sprechen Sie uns an. >> M ehr Informationen unter www.munichre.de/reputationalrisks UNSERE EXPERTIN: Ulrike Raible Underwriter [email protected] Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 3 BERGBAU Schwermaschinen und Datenbits Auch im Bergbausektor, der vor allem mit schweren Maschinen und der Natur zu kämpfen hat, werden Prozesse und Maschinen zunehmend vernetzt. Günter Becker, Experte für Bergbaurisiken und Chris Storer, Head of Cyber Solutions, sprechen über neue Risiken für diese traditionelle Industrie. Topics: Herr Becker, der Weltmarkt ist aktuell unter großem Druck. Die Umsätze im Bergbau sinken seit fünf Jahren kontinuierlich auf heute etwa 450 Milliarden US-Dollar ... Günter Becker: Tatsächlich hat die Branche bis etwa 2010 geboomt. Doch die Weltwirtschaftskrise wirkte sich direkt auch auf die Rohstoffbranche aus. Besonders China hat in den letzten Jahren entschieden weniger Rohstoffe abgenommen wie zuvor. Über 900 Millionen Tonnen Eisenerz wurden jährlich allein nach China verschifft. In jedem Auto werden Aluminium, Stahl, Kupfer, Zink und Blei verbaut, Batterien enthalten etwa Kobalt und Blei, Smartphones die so genannten seltenen Erden wie Praesodym und Neodym aber auch Tantal. Sinkt der Bedarf an Roh‑ stoffen, fällt auch der Preis am Weltmarkt. Besonders Massengüter wie Eisenerz, Kupfer und Kohle sind in den letzten zwei Jahren stark betroffen. Der Preis für eine Tonne Roh-Eisenerz etwa ist im Wert seit 2011 um mehr als zwei Drittel auf aktuell etwa 45 US-Dollar pro Tonne gefallen. Auch die Börsenwerte der großen Minenbetreiber wie Glencore, BHP Billiton oder Rio Tinto haben in den letzten Jahren stark nachgelassen. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Unternehmen, dass sie noch mehr auf Effizienz und Profitabilität achten müssen. Geschieht das auf Kosten der Sicherheit? Günter Becker: Sicherheitsstandards nähern sich weltweit in den letzten Jahren zwar immer mehr an. Doch betrifft das vor allem den offiziellen Bergbau. Daneben findet der Abbau von Rohstoffen auch illegal statt. In China gibt es derzeit wohl mehr als 5.000 offizielle und inoffizielle Kohlenminen. Niemand hat dort komplette Transparenz. Wir wissen nicht so recht, was dort passiert. Ein Blick in das Innere des chilenischen Bergwerks El Teniente, der größten Kupfermine der Welt. Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 5 BERGBAU Bildschirmarbeit. Auch in einer Kupfermine werden viele Arbeits‑ prozesse „remote“ gesteuert und überwacht. Zwar geben die Unternehmen vor Ort an, sich an internationale Standards zu halten, doch sind auch im letzten Jahr nach offiziellen Angaben immer noch 600 Menschen in Minen ums Leben gekommen, in Jahren zuvor waren es auch schon bis zu 6.000 jährlich. In Soma in der Türkei sind im Mai 2014 über 300 Bergleute nach einer Explosion ums Leben gekommen. Ziel sollte es doch sein, derartige Unfälle mit Todesfolge zu verhindern. Wie sehen Präventionsmaßnahmen aus? Becker: Das größte Risiko in untertägigen Kohlenminen ist eine Schlagwetterexplosion. Methangas, auch Kohlegas genannt, bildet bei einem Luftvolumenanteil zwischen etwa 5 und 15 Prozent ein explosives Gemisch, das mit einer entsprechenden Zündquelle eine verheerende Explosion auslösen kann. 6 Sensoren in den Grubenbauen messen ständig den Gehalt an Methan in der Luft. Sind bereits zwei Prozent überschritten, stellen sich die Maschinen von alleine aus. Dennoch kommt es immer noch zu Gasexplosionen und schlimmen Grubenunglücken mit Todesopfern wie in Soma oder zu hohen Sachschäden und Betriebsunterbrechungsschäden. Mal abgesehen von Unfällen in der Grube. Ein Risiko besteht doch auch darin, sich von einer Lagerstätte viel zu versprechen, dann aber weniger Rohstoffe dort zu finden als erwartet. Becker: Das Ziel der Unternehmen ist immer das Gleiche: Nur so viel Erde wie nötig bewegen, um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Das größte Goldbergbauunternehmen der Welt, Barrick Gold baut jährlich etwa sechs Millionen Unzen Gold ab und das bei einem Anteil von durchschnittlich drei Gramm Gold pro Tonne „Erde“. Liegt der Gehalt Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 unter drei Gramm, bedeutet das eine enorme Einbuße an Rentabilität, da entsprechend mehr „Erde“ bewegt werden muss, um die geplante Goldproduktion zu erreichen. Deshalb ist es auch so wichtig, über Kernbohrungen im potenziellen Abbaugebiet möglichst genau vorhersagen zu können, wie viel Gold sich etwa in einer Lagerstätte befindet. Im so genannten Bre-X-Skandal vor etwa 20 Jahren fand die ExplorationsGesellschaft Bre-X Minerals im „Höffigkeitsgebiet“ Busang in Borneo eine der vermeintlich größten Goldlagerstätten der Welt. Die Gesteinsproben wurden allerdings massiv und systematisch gefälscht. Die versicherungsrelevanten Risiken sind andere. Hier geht es um Sachschäden und daraus resultierende Betriebsunterbrechungen . Können Sie Beispiele nennen? BERGBAU Becker: „Vor der Hacke ist’s duster“, sagen die Bergleute. Man weiß nie was einen im Bergbau erwartet. Aber egal ob es ein Feuer an Maschinen, gerissene Förderbänder oder sonstige Sachschäden sind, die eine Betriebsunterbrechung bewirken. Immer kommt die Frage auf, welche Menge an verkaufsfähigen Rohstoffen in dieser Zeit hätten gewonnen werden können, falls der Betrieb nicht durch den Sachschaden stillgestanden wäre. Hier sind Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Versicherungsnehmer und den Risikoträgern vorprogrammiert. Hier kommt die Mining Insurance Group ins Spiel ... Becker: Es wurde immer offensichtlicher, dass es so nicht weiter gehen konnte. Als in Australien einige Kohleminen einen großen Flutschaden erlitten, stellte sich heraus, dass der Betreiber Versicherungspolicen bei über 20 Versicherern hatte. Die Juristen und Fachexperten stritten sich bis in das Detail, ob „flood“ nun groß oder klein zu schreiben sei, was in der englischen Sprache juristisch gesehen – und damit auch für die Schadenhöhe – einen großen Unterschied ausmacht. Die Schadensabwicklung zog sich über Jahre hin. Denn es war oft nicht ausreichend klar, welche Schäden gedeckt waren. Das erste Ziel hat die Mining Insurance Group bereits erreicht: Die Schadensbearbeitung wurde standardisiert und kann nun schneller abgewickelt werden als vorher. Zudem werden wir voraussichtlich im April 2016 ein Standard-Wording für Policen entwickelt haben, das weltweit für den Bergbau genutzt werden kann. Herr Storer, Bergbauunternehmen sind moderne weltweit tätige Unternehmen, die Milliardenumsätze machen. Sind Cyberrisiken für die Branche schon ein relevantes Thema? Chris Storer: Das sind sie auf jeden Fall. Möglicherweise hat man Cyberrisiken in der Vergangenheit im Bergbausektor nicht für so bedeutsam gehalten wie in anderen Bereichen, etwa im Einzelhandel, dem Gesundheits- oder dem Finanzwesen, wo es um mehr persönliche Daten geht. Doch es geht bei Cyber längst nicht nur um Themen wie den Datenschutz. Aktuell ändert sich gerade die Herangehensweise von Unternehmen sehr grundlegend, wenn es darum geht, Daten und Technologien zu nutzen. Bergbauunternehmen sind sehr komplex, sie setzen in ihren Abläufen sehr viel Technologie ein. Viele operative Prozesse sind digitalisiert, vom automatisierten Produktionsprozess bis zur Kommunikation mit Zulieferern, Dienstleistern und Kunden. Dadurch entstehen neue unvorhergesehene Risikoszenarien mit potenziell großen finanziellen Auswirkungen. Können Sie Beispiele nennen? Becker: Die Frage ist, wie Daten in den Prozessen genutzt werden. In Australien gibt es bereits vollautomatisierte Bergwerke, in denen Schwerlaster, Förderanlagen oder Züge per remote control aus mehr als 2.000 Meilen Entfernung gesteuert werden. Hier sind Bohrgeräte automatisiert, Schwerlaster mit einer Nutzlast von 300 oder mehr Tonnen ebenso ohne Fahrer unterwegs wie die Züge, die von der Mine zum Hafen fahren. Das sind Bergwerke 4.0. Zudem werden Zerkleinerungsmühlen in Bergwerken zunehmend vom Hersteller wie beispielsweise von Siemens und/oder ABB von der Schweiz und Deutschland über das Internet gesteuert und gewartet. Den Minenbetreibern ist sicher auch noch nicht ganz klar, welche Gefahren aus dem Worldwide Web wirklich drohen können. Die größten Laster der Welt sind im Bergbau unterwegs. Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 7 BERGBAU Nämlich? Was macht Munich Re konkret? Becker: Wenn Rohmaterial verschifft wird, bekommt der Empfänger den Anteil etwa des Eisengehaltes in einer Analyse übermittelt. Werden diese manipuliert und beim Empfang am Ziel ist der Eisengehalt zum Beispiel geringer, bedeutet das einen Umsatzverlust. Storer: Um Risiken versichern zu können, muss man sie verstehen. Deshalb arbeiten wir sehr eng mit den Kunden und unseren internen Experten zusammen, etwa den Mining Engineers aus Gunther Beckers Team, um detailliert zu untersuchen, wie das jeweilige Ge‑ schäft funktioniert, was die Schlüsselprozesse sind und wie die kritischen Risikoszenarien aussehen, die es zu versichern gilt. Dann ent‑ wickeln wir eine individuelle Police, deren Deckungsumfang und Entschädigungsgrenzen genau auf die Bedürfnisse des Kunden zuge‑ schnitten sind. Das erfordert eine sehr enge Kooperation zwischen Underwriter, Kunde und IT-Experten. Anderes Beispiel: Was wäre, wenn jemand von Außen die MethangasMessdaten im Bergwerk manipuliert und dort den Wert unter einem Prozent „festlegt“ und die Maschinen trotz eventueller Explosionsgefahr weiterlaufen und bewusst eine Explosion in Kauf genommen würde ... Storer: Das Problem für Risikomanager besteht darin, ein so komplexes Thema ganzheitlich zu erfassen, zumal es viele Stakeholder und ganz unterschiedliche Bereiche des Unternehmens betrifft. Da muss man wissen, welche Szenarien für das Unternehmen besonders kritisch sind, und die tatsächlichen finanziellen Folgen eines Cybervorfalls analysieren. Das kann je nach Unternehmen recht unterschiedlich ausfallen, mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Bilanz und Finanzierungsmöglichkeiten oder auch gegenüber Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen. Bei der Bewertung der Risiken brauchen die Unternehmen Unterstützung. Das Besondere an Cyber ist doch, dass die Gefahr genauso komplex wie individuell ist. Nicht nur jede Branche ist einzeln zu betrachten, selbst die unternehmensspezifischen Risiken sind sehr unterschiedlich. Deshalb ist jedes Unternehmen für sich zu betrachten. Eine Standardherangehensweise funktioniert nicht. Anders ist es, wenn der Zug, der LKW oder die Mahlanlage aufgrund einer Datenmanipulation einfach ausfallen, ohne dass ein Sachschaden verursacht wird. Dann liegt eine sachschadenunabhängige Betriebsunterbrechung vor und der entstehende Umsatzverlust wird von den klassischen Sachpolicen nicht ersetzt. Storer: Die traditionellen Policen wurden zu einer Zeit entwickelt, als die Cyberrisiken noch völlig anders aussahen und für die Unternehmen weniger bedeutend waren. Für derartige Vorfälle waren sie schlichtweg nicht gedacht. Für Unternehmen ist heute wichtig, dass sie ihr individuelles Cyberrisiko gut kennen und sich mit der richtigen Deckung bedarfsgerecht absichern. Nur dann können sie sicher sein, dass ihre Police im Ernstfall auch wirklich greift. Sind Cyberrisiken bereits in den Standardpolicen enthalten? Becker: Umsatzeinbußen infolge von Betriebsausfällen sind aktuell nur versichert, wenn sie durch einen versicherten Sachschaden ausgelöst wurden. Wenn also aufgrund einer Datenstörung ein ferngesteuerter Zug entgleist oder ein Schwerlaster die Böschung hinunterstürzt, wäre der daraus entstehende Umsatz‑ verlust gedeckt. UNSERE EXPERTEN: Günter Becker leitet das Referat für Bergbaurisiken bei Corporate Insurance Partner in München. [email protected] Chris Storer leitet das Referat Cyber Solutions bei Corporate Insurance Partner in München. [email protected] 8 Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 BERGBAU Mit vereinten Kräften Nach einigen sehr komplexen Schäden im Bergbausektor in den Jahren 2007 und 2008 entstand eine branchenübergreifende Initiative zwischen Bergbauunternehmen, Versicherern und anderen Betroffenen, um die Schadenregulierung zu verbessern: die Mining Insurance Group (MIG). Der Bergbau ist mit ganz speziellen Risiken verbunden. Dennoch haben Versicherer, anders als etwa im Fall von Risiken des Öl- und Gassektors, traditionell keinen eigenen Geschäftsbereich dafür vorgesehen. Versicherungspolicen für Bergbaurisiken wurden aus den Policenformularen für „gewöhnliche“ Sachrisiken anderer Branchen abgeleitet, denen man bergbauspezifische Zusätze hinzufügte, die dann mehr – oder weniger – Klarheit brachten. Die Produktentwicklung hat jedoch offensichtlich nicht mit den Bedürfnissen und Gefahren dieser Boombranche Schritt gehalten. Diese Diskrepanz verdeutlichten die Schadenereignisse, die den Bergbausektor 2007 und 2008 trafen, nur zu schmerzlich: Im September 2007 fiel eine Mühle in der Verarbeitungsanlage einer Kupfermine in den Anden aus. Da die Zerkleinerungsanlage ohne Redundanz gefahren wurde, ergab sich wegen der erwarteten Stillstandszeit für die Reparatur und des damit verbundenen Produktionsausfalls ein Schadenpotenzial von Hunderten Millionen US-Dollar. Die Mine gehörte mehreren Eigentümern, die jeweils andere Versicherer hatten. Noch komplizierter wurde es, als einer der Versicherten noch im selben Versicherungszeitraum, nämlich im Januar und Februar 2008, in Australien Überschwemmungsschäden erlitt. Dadurch stieg das Gesamtschadenpotenzial in den Bereich der 1-Milliarde-US-Dollar-Marke. Das Schadenregulierungsverfahren zog sich über längere Zeit hin, und der Schaden mit der größten Komplexität konnte erst im Juni 2012 via Mediation erledigt werden. Es zeigte sich, dass die bei der Schadenbearbeitung und -regulierung eingesetzten Methoden, die auf denen für „gewöhnliche Sach schäden“ beruhten, für komplexe Schäden im Bergbau nicht ausreichten. Sowohl die Versicherungs käufer als auch die Underwriter äußerten Unmut über die Erwartungen und Leistungen der jeweils anderen Seite. Bergbau: ein mit sehr speziellen Risiken behafteter Sektor, die lange nicht adäquat behandelt wurden. Anfang 2012 lud deshalb ein globaler Versicherungsmakler verschiedene Stakeholder aus dem Bereich der Bergbauversicherung ein, über eine weniger umständliche Gestaltung der Schadenverhandlungen nachzudenken. Diese Initiative führte dazu, dass sich Ende Januar 2012 etwa 70 interessierte Versicherungsprofis aus allen Bereichen der Bergbauversicherung in London trafen. Risikomanager, Versicherer und Rückversicherer, Makler, Schadenregulierer, Rechtsanwälte und andere Dienstleister diskutierten dort zwei Tage lang offen und lebhaft darüber, wie ein angemessenes Bergbauversicherungsprodukt aus sehen müsste. Obwohl die Interessen der einzelnen Parteien damals – und auch heute noch – differierten, war man sich doch allseits einig, dass es so nicht weitergehen konnte. Beim allerersten Treffen wurde eine Steuerungsgruppe gebildet, die dann die Organisation gründete, die wir heute als Mining Insurance Group (MIG) kennen – eine Allianz der Stakeholder aus den Bereichen Bergbau und Bergbauversicherung, die es in dieser Form noch nie gegeben hat. Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 9 BERGBAU In den zwei Jahren, die vom Start der Initiative bis zur ersten offiziellen Jahreshauptversammlung des nichtrechtsfähigen Verbands im Februar 2014 vergingen, wurde sehr viel Arbeit in die beiden anfänglichen Ziele gesteckt: die Schadenbearbeitung sowie spe zielle Versicherungsbedingungen für den Bergbau. Die Arbeitsgruppe für Schadenprotokolle stellte vier Grundprinzipien für beste Praxis in der Schaden bearbeitung auf: Die Mining Insurance Group (MIG) Die Hauptmerkmale des Schadenprotokolls sind folgende: Die Mining Insurance Group (MIG) ist eine nicht kommerzielle Unternehmung, die durch ein Komitee von Fachleuten mit umfangreicher Erfahrung auf dem Gebiet der Bergbaurisiken und Bergschäden geleitet wird. Dieses kooperative Forum ermöglicht nicht nur die fortlaufende Verbesserung der Prozesse im Underwriting, im Risikomanagement und in der Schadenbearbeitung, sondern auch einen Meinungs-, Erfahrungs- und Wissensaustausch. Die MIG wurde durch Bergbauunternehmen, Risikomanager, Underwriter, Schadenregulierer, Makler und andere Dienstleister gegründet, die sich mit dem Risikomanagement und versicherungsbezogenen Aktivitäten im Minensektor befassen. >> M ehr Informationen unter www.mininginsurancegroup.com Das MIG-Schadenprotokoll Eines der Hauptanliegen aus der Anfangszeit der MIG-Initiative war die Einführung eines Schaden protokolls. Schadenprotokolle, die in verschiedenen Geschäftsbereichen allgemein in Versicherungs programmen für große und internationale Risiken verwendet werden, regeln im Detail das Verfahren, das die an der Schadenbearbeitung Beteiligten zu befolgen haben. Man vereinbarte, das Protokoll speziell auf Bergbau risiken (egal welcher Größe) zuzuschneiden, um Misstrauen und Kommunikationsmängeln zwischen den Betroffenen, mangelnder Transparenz, Ressourcenverschwendung durch übermäßigen Experten einsatz und langwieriger Schadenregulierung entgegenzuwirken. Aus der MIG-Initiative ging eine von Munich Re geleitete Arbeitsgruppe für Schaden protokolle hervor, der Mitglieder der verschiedenen Stakeholder-Gruppen, auch Versicherungskäufer, angehörten. Insbesondere Corporate Insurance Partner (CIP), der Industriespezialist von Munich Re, trug maßgeblich zur Entwicklung der Versicherungs bedingungen und des Schadenprotokolls bei. 10 Munich Re Topics Risk Solutions 2016 – Effizienz – Transparenz – Fairness – beiderseitige Kooperation – vorab vereinbarter, neutraler Schadengutachter – vereinbarter Schadenmanagementplan – realistische Erledigungsfristen – transparente Kommunikation von Problemen – Streitbeilegungsverfahren zur Vermittlung zwischen den Parteien Neutraler Schadengutachter als wichtigste Neuerung Eine der Hauptverbesserungen des Schadenbearbeitungsprozesses, die durch das MIG-Schadenprotokoll eingeführt wurden, war die Bestellung eines vorab vereinbarten, neutralen Schadengutachters. Dieser ist eine namentlich benannte Einzelperson, die dafür verantwortlich ist, einen effizienten, transparenten und fairen Dialog zwischen den relevanten Betroffenen zu ermöglichen, wobei der gesamte Schaden bearbeitungsprozess einem Projektmanagement ansatz folgt. Der Gutachter kann sich dabei vor allem darauf stützen, dass vereinbarte Muster-Informationsanfragen und Schadenmanagementpläne verwendet werden und die Betroffenen sich bemühen, ihre Aufgaben binnen realistischer Fristen zu erledigen. Eine der beiderseitigen Verpflichtungen der Parteien ist es, die andere Seite gegebenenfalls frühzeitig über signifikante Probleme zu unterrichten, die bei der Schadenbegutachtung auftreten. Dies sollte mit einer detaillierten Mitteilung beginnen, an die sich dann in regelmäßigen Abständen stattfindende Besprechungen anschließen. Sollte der Schadenbearbeitungs prozess nicht wie vorgesehen ablaufen, der Dialog zwischen den Betroffenen ins Stocken geraten oder der Begutachtungsprozess zum Stillstand kommen, so sieht das Schadenprotokoll ein Beilegungsver fahren vor, bei dem sich ein neutraler Dritter bemüht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Daneben stehen alternative Möglichkeiten der Streitbeilegung (zum Beispiel Schiedsverfahren) offen. Findet das Schadenprotokoll Anwendung – sei es als verbindlicher Teil des Versicherungsvertrags oder als beste Praxis –, so ist nicht nur der Aufwand für die Schadenregulierung geringer und das finanzielle Ergebnis für alle Parteien besser, sondern es fördert auch eine nachhaltige Beziehung zwischen den Betroffenen. Angesichts dieser Vorzüge überrascht es nicht, dass das MIG-Schadenprotokoll schon für mehrere Bergbauunternehmen in die Versicherungsprogramme aufgenommen wurde. BERGBAU Die vom Dawson-Fluss überflutete Baralaba Mine im australischen Bundesstaat Queensland. Neben dem Entwurf eines Schadenprotokolls standen auch die speziellen Versicherungsbedingungen für den Bergbau auf der Agenda von MIG. Andrew Weare, Mitglied der Arbeitsgruppe Wording, über die Fortschritte der Initiative: „2012 wurde ich gebeten, an der MIG-Initiative mitzuwirken. Zu Anfang ging ich noch davon aus, dass eine langwierige und schwierige Arbeit vor uns läge. Es war ja auch kaum zu erwarten, dass man in einem Raum voller verschiedener Underwriter, Makler, Versicherungsnehmer, Rechtsanwälte und Gutachter, die jeweils ganz eigene – und entgegengesetzte – Interessen vertreten, leicht zu einem Konsens gelangt. Eines der ersten Treffen fand in den Räumen von Munich Re in München statt. Damals war die WordingGruppe noch recht klein, da sich die meisten Teil‑ nehmer für die Schadenprotokollgruppe entschieden hatten. Dennoch wurde auch in unserer Gruppe lebhaft debattiert: Jeder Teilnehmer hatte eine Liste von Problemen, Empfehlungen und Forderungen, die er unbedingt vorlegen wollte. Trotz der offensichtlich unterschiedlichen Sichtweisen war klar, dass die Mitglieder der Gruppe alle Profis waren, die eines einte: ihre Unzufriedenheit mit den schlecht formulierten Versicherungsbedingungen, die zu Unsicherheit und t euren Streitigkeiten geführt hatten. Dies war der hoffnungsfrohe Beginn einer neuen und einflussreichen Kraft, die sich an die Arbeit machte, die Versicherungsbedingungen zu verbessern. Auf dieses erste Treffen in München folgten viele weitere. Auch die Mitgliederzahl der Wording-Gruppe ist erheblich gestiegen, und die Zusammensetzung hat sich geändert. Als Gruppe haben wir jedoch stets am gemeinsamen Ziel festgehalten, für das wir uns mit zunehmender Entschlossenheit einsetzen: Wordings, die für Klarheit, Transparenz und Gewissheit sorgen – denn das ist das wichtige Anliegen, das Versicherungskäufer und Underwriter eint. Zwei Jahre später, beim jüngsten Treffen in London, konnte ich dann die Früchte unserer Arbeit präsen tieren. Einige Monate zuvor war eine aus vier Underwritern und Maklern bestehende Gruppe eingeladen worden, ein auf der ISR Mark IV Policy basierendes geeignetes Formular vorzulegen. Wir haben uns dann in Klausur begeben und aus den von der größeren Gruppe geleisteten Beiträgen das erste MIG-Formular mit auf den australischen Bergbaumarkt zugeschnittenen Klauseln destilliert. Dieses schlanke Dokument ist mehr als nur ein Meilenstein der Arbeit der MIG: Seine Existenz beweist, dass Personen, die verschiedene und entgegengesetzte Positionen vertreten, ein Forum bilden können, in dem die Probleme der Branche nicht nur heftig debattiert, sondern auch verstanden und letztendlich gelöst werden können.“ Munich Re Topics Risk Solutions 2016 11 BERGBAU Der offene Dialog bewährt sich Die Idee zur MIG ergab sich bei einer ehrlichen und offenen Diskussion über die Probleme der Bergbauver sicherungsbranche, insbesondere bezüglich der Unzufriedenheit einzelner Versicherungskäufer über die Schadenregulierung bei komplexen Großschäden. Als Vermittler zwischen Versicherungskäufern und -verkäufern sowie in diesem Bereich tätigen Dienstleistern hat sich die MIG nicht nur als Forum für einen offenen Dialog über die Probleme dieser Branche bewährt, sondern auch als objektiver Mechanismus für eine alle Stakeholder einbeziehende Lösungsfindung. BHP Billiton setzt zwar größtenteils auf Selbstversicherung, ist jedoch immer noch stolz auf seine Verbindungen zum Versicherungsmarkt. Das Unternehmen hat sich deshalb im Interesse aller von der Bergbauversicherung Betroffenen bewusst dafür entschieden, die Mining Insur ance Group aktiv zu leiten, zu ihr beizutragen und sie zu unterstützen. BHP Billiton leistet der MIG volle Unterstützung und war auch einer der Ersten, die das Schadenprotokoll übernommen haben, das jetzt nicht nur vom Eigenversicherer, sondern auch für Versicherungen der JointVenture-Partner von BHP Billiton für die Schadenbegutachtung verwendet wird. Das Unternehmen befürwortet auch die Einführung von Allgemeinen Versicherungsbedingungen für den Bergbau, die den Versicherungskäufern optional als klare und präzise Deckungsregelung angeboten werden können. BHP Billiton freut sich sehr, dass Munich Re eine Führungsrolle in der MIG übernommen hat, und auch BHP Billiton selbst ist fest entschlossen, die MIG darin zu unterstützen, der Branche zu helfen, „zusammenzuarbeiten, zu lernen und zu schaffen“. Matthew Frost, Vice President, Risk Finance bei BHP Billiton des weltweit größten Rohstoffunter‑ nehmens. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung im internationalen Risikomanagement. Er ist auch Vice Chairman der MIG. UNSERE EXPERTEN: 12 Günter Becker leitet das Referat für Bergbaurisiken bei Corporate Insurance Partner. Er hat als Bergbauingenieur Industrie erfahrung und mehr als 20 Jahre Expertise als Under writer von Bergbaurisiken. Er ist Chairman der MIG. [email protected] Dr. André Knoerchen ist Jurist und leitet das New Risk Solutions Team innerhalb von Corporate Insurance Partner. Zuvor leitete er dort die Schadenabteilung für die Bereiche Energy, Mining, Engineering, Casualty und Special Enterprise Risks. [email protected] Martina Christ ist Legal Consultant bei CIP Claims und spezialisiert auf Schäden aus den Produktlinien Energie, Engineering und Haftpflicht. Seit 2009 hat sie an einigen der größten Versicherungsschäden aus dem Bereich Bergbau mitgearbeitet. [email protected] Andrew Weare arbeitet als In-house Counsel in CIP und berät das Öl- und Gasteam zu Wording-Fragen und anderen Rechtsthemen. Er hat über 20 Jahre Erfahrung in der internationalen Erst- und Rückversicherung. [email protected] Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 Ist Ihr Geschäft geointelligent genug? Optimieren Sie Ihre Risikoprüfung mit NATHAN Risikomanagement von heute verlangt nach detaillierten Informationen über die geografischen Gegebenheiten. Die NATHAN Risk Suite optimiert Ihre Prüfung von Naturgefahren, von vollständigen Portfolios bis hin zu Einzelrisiken auf Adressbasis. Und das weltweit. Erleben Sie NATHAN unverbindlich und kostenlos. 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Ob Standort, Technik, bauliche Umsetzung, Betrieb, Umweltbedingungen oder Naturgefahren. 14 Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 INFRASTRUKTUR Die MEAG ist einer der großen Vermögensverwalter im europäischen Finanzsektor und managt nahezu das gesamte Vermögen von Munich Re und ERGO. Darüber hinaus verwaltet die MEAG das Vermögen von Partnern außerhalb des Konzerns und ist ein mehrfach ausgezeichneter Manager von Kapitalanlagen. Im Rahmen des Investitionsprogramms Infrastruktur der Munich Re (Gruppe) sollen Synergien innerhalb der Gruppe gehoben werden, indem das Know-How aus dem Kerngeschäft von Munich Re bei der Risikobeurteilung einer Investmentopportunität einfließen. Neben Eigenkapitalengagements kommt zusätzlich auch die Vergabe von Fremdkapital hinzu. Dafür ist für die kommenden Jahre gruppenweit ein Investitionsvolumen von bis zu 8 Milliarden Euro geplant. Aufgrund bestehenden Investmentstrategie, diese Projekte langfristig zu halten, müssen diese Investitionsrisiken möglichst gut analysiert und bewertet werden. Die interne Risikoerfahrung von Munich Re gepaart mit externer Zertifizierungs-Expertise und einem strukturierten Bewertungsprozess unterstützt hier eine fundierte Investitionsentscheidung. Neben dieser Unterstützung gewinnen auch wir weiterhin an Erfahrung, können Prozesse optimieren und Inhalte weiterentwickeln.“ Project Risk Rating etablierter Bestandteil der Risikoprüfung Gernot Löschenkohl, Senior Investment Manager im Bereich ALM und verantwortlich für sämtliche Investitionen in Infrastruktur, betont: „Das Project Risk Rating ist ein innovatives Produkt mit viel Potenzial. Munich Re hält für ihr Kerngeschäft einen heterogenen Expertenpool mit viel operativem Know-How bereit. So gelingt es, kurzfristig individuelle Risiken zu beschreiben, Interdependenzen aufzuzeigen sowie deren Auswirkungen projektübergreifend darzustellen. Auf Basis dieser Erkenntnisse sind unsere Kunden in der Lage, eine bessere Investitionsentscheidung zu treffen“. Der vom TÜV Süd und Munich Re entwickelte Rating Service ist ein sehr gutes, ergänzendes Instrument zur Risikobeurteilung und wird der MEAG seit Oktober 2014 zur Verfügung gestellt. „Unser Team ist derzeit gut ausgelastet“, berichtet Projektleiter Franz Vogt. „Das Rating ist zu einem wichtigen Bestandteil der Analyse geworden. MEAG investiert in Infrastruktur Seit 2010 investiert die MEAG in Erneuerbare Energien, seit 2012 auch in Infrastruktur, hier wie dort in Eigenkapital, zur Bedeckung der langfristigen Zahlungsverbindlichkeiten im Kerngeschäft von Munich Re sowie zur Diversifizierung und Rendite‑ optimierung. 2014 hat die MEAG auch ein eigenes Team Infrastruktur Fremdkapital aufgebaut, das von Thomas Bayerl geleitet wird. Das Kapitalmarktsegment Erneuerbare Energien Fremdkapital wird vom gleichen Team systematisch bearbeitet, das auch für die Eigenkapitalanlagen in diesem Segment zuständig ist. Die MEAG profitiert in der Risikobeurteilung der von ihr zu prüfenden Transaktionen von dem Know-how der Versicherungsexperten bei Munich Re sowie von dem hier dargestellten Projekt Risk Rating. Von dem angestrebten Volumen von 8 Milliarden Euro in Infrastruktur/ Erneuerbare Energien sind bislang etwa 2 Milliarden Euro investiert. Der Bereich Asset-Liability-Management (ALM) von Munich Re, der die strategische Allokation vorgibt und die Schnittstelle zum Assetmanager darstellt, sowie die MEAG als Auftraggeber bzw. Kunde geben regelmäßig Rückmeldung. Dieses Feedback fließt wiederum in die Weiterentwicklung des Produkts ein. Spannend ist dabei auch zu erkennen, wie variantenreich sich das interne Know-How der Munich Re darstellt – bei der Bewertung eines Hafens beispielsweise fließen auch die Erfahrungswerte eines „Kapitäns zur See“ ein. Risikospektrum wird ganzheitlich erfasst und für den Nutzer transparent gemacht Bei jedem Infrastrukturprojekt gibt es spezielle Herausforderungen. Ob Standort, Technik, bauliche Umsetzung, Betrieb, Umweltbedingungen oder Naturgefahren: abhängig von vertraglichen Rahmenbedingungen wirken sich diese Aspekte teilweise signifikant auf das Risikoprofil der unterschiedlichen Investitionsmöglichkeiten aus. Hier wird deutlich, wie wichtig eine ganzheitliche Risikoanalyse ist. Das gesamte Spektrum des Ratings ist dabei gefordert. Die transparente Darstellung und Bewertung der vorhandenen Hauptrisiken erleichtert es MEAG zudem, sich rasch eine eigene Meinung zu bilden sowie zu einer abschließenden Einschätzung des Investitionsrisikos zu kommen. >> Mehr Informationen unter www.meag.com Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 15 INFRASTRUKTUR Beispiel für eine Zertifizierung PPP Roadproject PPP Roadproject PPP Roadproject PPP Courthouse LNG Export Facility Hydro Power Plant Sea Lock Container Port Hydro Power Plant + Rating Zertifizierung erteilt Best in class: Sehr geringes Gesamtrisiko bei sehr guten Rahmen bedingungen Sehr gut: Geringes Gesamtrisiko bei sehr guten Rahmen bedingungen Quelle: Munich Re „Die Erkenntnisse durch das Project Risk Rating helfen uns, diverse Aussagen in den von extern zur Verfügung gestellten Unterlagen zu quantifizieren und in Stress-Szenarien umzuwandeln. Dadurch gewinnt die Analyse der Sensitivitäten eines Projekts an Präzision“, erklärt Thomas Bayerl, Head of Infrastructure Debt at MEAG. abgelehnt Gut: Sehr geringes Gesamt risiko bei guten Rahmen bedingungen Akzeptabel: Geringes Gesamtrisiko bei guten Rahmen bedingungen Für die Bewertung eines Projekts werden die sechs Risiko-Container in einem Risiko ranking mit sieben Stufen eingeordnet (Balken). Bei positiver Einstufung wird dem Projekt ein Zertifikat in vier möglichen Graden erteilt. Die Bewertung des Zertifikats wird mit Sternen dargestellt. Expertise sinnvoll eingesetzt Innerhalb des Ratings analysieren und bewerten die Experten von Munich Re und TÜV Süd technische Risiken, die Ausführung, Umweltrisiken und Naturgefahren sowie makro- und mikroökonomische Aspekte. Da Infrastrukturprojekte sehr individuell sind, werden für jedes Projekt aus den beiden Unternehmen die jeweils passenden Experten ausgewählt. Im Gegensatz zu der „Silobewertung“ herkömmlicher Bewertungen zeigt sich vor allem die Kommunikation untereinander als eines der wertvollsten Merkmale des Ratings. Wie werden Investmentobjekte mit Project Risk Rating bewertet? Die Gesamtbewertung der Projekte im Project Risk Rating schafft für Investoren die Möglichkeiten, die Objekte miteinander zu vergleichen und Entscheidungen gemäß des eigenen Risikoappetits zu treffen. 16 Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 UNSERE EXPERTEN: Gernot Löschenkohl Senior Alternative Investment Manager [email protected] Dipl.-Ing. Franz Vogt Bau- und Wirtschaftsingenieur, Projektleiter Project Risk Rating [email protected] PROJEKTRISIKEN Der 360-Grad-Blick auf sechs Risikofelder Ingenieure und Versicherungsexperten analysieren im Project Risk Rating das Risikoportfolio eines Bau- oder Industrieprojekts anhand von sechs sogenannten Risiko-Containern sowie deren jeweiligen Wechselwirkungen. Makroökonomie Technologie Ausführung Ökonomen ermitteln die länderspe zifischen politischen und wirtschaft lichen Risiken. Dabei kommen auch unsere gesammelten sozioempirischen Daten zum Einsatz. Industrieanlagen werden nach dem hohen Standard westlicher Industrienationen durch Ingenieure und Versicherungsexperten geprüft. Risiken im Projektmanagement werden eingehend durch Bauspezialisten analysiert. Naturgefahren Umwelt Mikroökonomie Geowissenschaftler beurteilen das Projekt auf Basis vorliegender Geo-Risiko-Daten auf seine Natur gefahren-Exponierung. Umwelt-Ingenieure bewerten auf Basis westlicher Umweltvorschriften potentielle Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt und die daraus resultierenden Risiken. Business Plan, Marktumfeld und Vertragsrecht werden durch Wirtschaftsexperten geprüft. Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 17 KOLUMNE Klimawandel COP21 – Nutzen wir die neuen Chancen! Prof. Dr. Dr. Peter Höppe, Leiter Geo Risks Research/Corporate Climate Centre von Munich Re [email protected] 2015 war in mehrerlei Hinsicht ein Klimajahr: Es bescherte uns einen neuen globalen Temperaturrekord, der aufgrund des intensiven El Niño sogar jenen des letzten Rekordjahrs 2014 deutlich übertraf. Es war gerade so, als ob damit noch ein gewichtiges Argument für die Klimaverhandlungen geliefert werden sollte. Während des gesamten Jahres baute sich der Spannungsbogen in Richtung des Klimagipfels in Paris auf, mit sehr hochfliegenden Erwartungen. Allen war klar, dass ein Scheitern wie 2009 in Kopenhagen das Ende des Verhandlungsprozesses unter dem Dach der UN bedeuten würde – das galt es zu verhindern. Die G7-Länder hatten im Juni in Elmau ein gutes Fundament gelegt, indem sie ihre Verpflichtungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung sowie zu Unterstützungszahlungen an die Entwicklungsländer bekräftigten. Ein Novum war allerdings die Verständigung auf ein Projekt, das in den nächsten fünf Jahren zusätzlich 400 Millionen Menschen in Entwicklungsländern ermöglichen soll, sich mit Versicherungslösungen gegen die zunehmenden Schäden durch Wetterextreme abzusichern. Diese Initiative hat das deutliche Signal gesendet: Wir nehmen die Probleme der Menschen in den Entwicklungsländern ernst und sind bereit, Verantwortung für die Emissionen zu übernehmen. Diese Geste hat meines Erachtens das Verhandlungsklima, das ja immer unter dem Konflikt zwischen den Verursachern des Klimawandels und jenen Ländern steht, die am meisten darunter zu leiden haben, positiv beeinflusst. 18 Weitere förderliche Faktoren waren die hervorragende Organisation der Konferenz durch die französischen Gastgeber und die ausgezeichnete Verhandlungsführung des fran‑ zösischen Außenministers Laurent Fabius. Nicht zuletzt durch diese positive Stimmungslage, die den guten Willen vieler sonst eher blockierender Länder beflügelte, gelang ein Durchbruch. Ich glaube, das Ergebnis des Klimagipfels ist das bestmögliche, das derzeit erreicht werden konnte. Und man hat sich sogar mit dem Ziel, die globale Erwärmung auf „deutlich unter zwei Grad Celsius“ zu beschränken, ein noch schärferes Limit gesetzt als anfänglich geplant. Einige Risiken des „Paris Agreement“ gibt es jedoch: Die Regierungschefs müssen den Vertrag noch ratifizieren lassen; Sanktionen, wenn die freiwillig ab‑ gegebenen Reduktionsziele nicht eingehalten werden, fehlen; und es besteht die Möglichkeit einer Vertragskündigung. 400 Millionen Menschen können sich nun gegen Schäden durch Wetterextreme absichern. Zudem muss man sich ganz klar darüber sein: Selbst wenn nun alle Versprechungen eingehalten werden und die Reduktionsziele in fünfjährigen Überprüfungsperioden nachgeschärft werden, ist der Klimawandel nicht mehr zu stoppen. Dennoch, Paris war ein Durchbruch: Die Chancen, den Klimawandel in einen für die meisten Länder noch beherrschbaren Rahmen einzubremsen, sind Munich Re Topics Risk Solutions 1/2016 erheblich gestiegen. Die bereits heute bei einer globalen Erwärmung von bisher knapp einem Grad Celsius erkennbaren Auswirkungen werden sich jedoch verschärfen, massivere Anpassungsanstrengungen sind daher erforderlich. Aus unserer Sicht ist außerdem sehr positiv zu werten, dass Versicherungslösungen nun ganz offiziell im Artikel 8 des „Paris Agreement“ als Teil der Anpassungsmöglichkeiten gesehen werden. Als gute und ausbaubare Ansätze werden zum Beispiel die bereits operativen Poollösungen zur Deckung von Schäden durch Extremwetterereignisse in ärmeren Ländern wie die African Risk Capacity (ARC), die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) und die Pacific Catastrophe Risk Assessment and Financing Initiative (PCRAFI) betrachtet. Nun ist es an uns, den Versicherern, die sich neu ergebenden Chancen mit Leben zu füllen. Gerade wir als global agierender Rückversicherer kennen die regional sehr unterschiedlichen Gefährdungslagen und deren Veränderungen sowie die Vulnerabilitäten besser als jeder andere. Das Management der Risiken – auch jener durch den Klimawandel – ist Teil unseres Kerngeschäfts. Nach Paris stehen nun die Türen offen, unsere Expertise einzubringen, um die Resilienz der menschlichen Gesellschaft gegenüber den nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels in relevanter Weise zu erhöhen. Lassen Sie uns diese Chance nutzen! Hinweis Wir sind dann im Netz Mit unserem neuen Fokus auf Online-Kommunikation bieten wir Ihnen unsere Informationen für Industriekunden künftig in einer zeitgemäßeren Form, mit erhöhter Lesbarkeit auf mobilen Geräten. Wir werden verstärkt Formate wie Videos und Infografiken einsetzen und damit unseren Nutzwert für Sie erhöhen. >> S ie erhalten unseren Newsletter wie bisher in regelmäßigen Abständen. Falls Sie ihn noch nicht abonniert haben, melden Sie sich bitte an unter www.munichre.com/trs/de/newsletter. © 2016 Münchener RückversicherungsGesellschaft Königinstraße 107 80802 München Telefon: +49 89 38 91-0 Telefax: +49 89 39 90 56 www.munichre.com Verantwortlich für den Inhalt Group Communications Redaktion Regine Kaiser Group Communications (Anschrift wie oben) Telefon: +49 89 38 91-27 70 Telefax: +49 89 38 91-7 27 70 [email protected] Bildnachweis Titel: REUTERS/Rick Wilking S. 1: Monty Rakusen/Corbis U2: Robert Brembeck S. 2 (1): BEAWIHARTA/Reuters/ Corbis S. 2 (2): John Lamb/13/Ocean/Corbis S. 2 (3): Illustration Christoph Hoppenbrock S. 3: Gettyimages/UpperCut Images S. 4, 6: Morten Andersen/Corbis S. 7: Construction Photography/ Corbis S. 8 unten, 12 unten, 16 unten: Foto Meinen S. 9: Matt Mawson/Corbis S. 11: Daniel/Munoz/Reuters/Corbis S. 12 oben: BHP Biliton S. 14: Gettyimages/Alistair Berg S. 17 oben, links, mitte, rechts: Shutterstock S. 17 unten, links: Reuters Photographer/Reuters S. 17 unten, mitte, rechts: plainpicture S. 18 Illustration: Kevin Sprouls U3: Shutterstock Redaktionsschluss 29. Februar 2016 Anmerkung der Redaktion In Veröffentlichungen von Munich Re verwenden wir in der Regel aus Gründen des L eseflusses die männliche Form von Personenbezeichnungen. Damit sind grundsätzlich – sofern inhaltlich zutreffend – Frauen und Männer gemeint. Druck Kastner & Callwey Jahnstraße 5 85661 Forstinning Corporate Insurance Partner CIP bietet umfassenden Versicherungsschutz für Industrie- und Unternehmens kunden in aller Welt. Hierzu gehören Deckungskonzepte in den Sparten Property, Energy, Engineering, Casualty und Special Enterprise Risks mit spezifischen Lösungen für S onderrisiken. www.munichre.com corporate-insurance-partner @munichre.com Hartford Steam Boiler Weltweit führender Anbieter von Spezialversicherungen und Inspektionen für technische Risiken. Neben technischen Versicherungen gehören Lösungen für Spezialsegmente, technische Dienst leistungen sowie Services im Schadenund Risikomanagement zum Leistungs angebot. www.hsb.com Tel.: +1 800 472-18 66 [email protected] Munich Re Syndicate Munich Re Syndicate Limited is the managing agency for Syndicate 457, one of the largest marine insurance underwriters at Lloyd’s. With a business culture that encourages excellence and innovation, Syndicate 457 is dedicated to delivering solutions that give its clients a competitive edge. www.munichre.com/syndicate457 Tel.: +44 20 78 86 39 00 [email protected] Temple Insurance Company Temple Insurance Company bietet Risikomanagementlösungen für große industrielle und gewerbliche Kunden. Die Technical and Special Risk Department bietet über das kanadische Maklernetz Schadenund Unfallprodukte an. www.templeinsurance.ca Gebührenfrei (Nordamerika): +1 877 364-28 51 Telefon: +1 416 364-28 51 Telefax: +1 416 361-11 63 © 2016 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Königinstraße 107, 80802 München Bestellnummer 302-08881 NOT IF, BUT HOW