Wieder ein harter Tag vor Gericht

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Wieder ein harter Tag vor Gericht
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Rems-Murr
C
„Drama, Baby“:
Der Herbst wird
„Trekkie de Luxe“
Rundschlag
Von Jörg Nolle
Reden wir über
Stuttgart 21
Friseure und Kosmetiker zeigen
die Herbst- und Wintermode
E
in Fernsehabend im Oktober 2010:
Ganz Deutschland muss die Mutter
machen, die von der Parkbank aus lange
zugeschaut hat und jetzt sieht, dass sie
doch eingreifen muss. Im Sandkasten
bewerfen sich die Kinder mit Schäufele. Der öffentliche Spielplatz geriet zur
Kampfzone. Kind K. zertrampelt die
vorbereitenden Tunnelarbeiten von S.
Kind S. spritzt mit der Wasserpistole
wild um sich.
Zuerst gibt Claus Kleber vom HeuteJournal den begütigenden Vater. Die
Streithähne: Tanja Gönner, die Verkehrsministerin, links eingeblendet.
Rechts: Matthias von Herrmann, Sprecher der Parkschützer. Kleber, der Beschwichtigende, macht den MediatorenVater-Job nicht schlecht.
Die Schäufele fliegen für einen Moment nicht mehr durchs Studio. Jetzt
geht es darum, wir kennen das ja, wer
zuerst angefangen hat. Nämlich mit
Vorbedingungen stellen, damit man sich
überhaupt irgendwann verbal wieder
die Hand reichen kann. Kleber, der Vater, verlagert klug den Schauplatz des
Konflikts zur Veranschaulichung des
Konfliktpotenzials weit weg. Raus aus
dem unmittelbaren Erfahrungsumfeld
der Kinder. Die Palästinenser und die
Israelis kämen so ja auch nie zusammen,
wenn der eine immer wieder auf dem
Gebiet des anderen rumtrampelt.
E
ine Stunde später, Reinhold Beckmann ist jetzt die gütige Mutter. Die
Streithähne sind nicht mehr eingeblendet, sie sitzen real in der guten ARDStube. Tanja Gönner rechts vom Zuschauer mit dem Bahnvorstand Volker
Kefer. Walter Sittler links, neben ihm
ein neues, wenn auch nicht mehr ganz
frisches Gesicht des Widerstands: die getreue CDU-Wählerin Christine Oberpaur, die jetzt trotzt und nicht mehr
CDU wählen will.
Mutter Beckmann redet wie immer
mit Händen und dem Oberkörper, der
des Nachdrucks wegen bald waagrecht
über dem Moderatorentisch schwebt.
Es wirkt, Sittler will mit Kefer reden,
Gönner mit Oberpaur: Erst mal von
Mensch zu Mensch. Erwachsen will man
sein. Tanja Gönner wird alles tun, damit die Grand Old Lady der feinen
Stuttgarter Gesellschaft wieder ihrer
genetischen Bestimmung nachkommt –
nämlich die CDU zu wählen. Und der
Bahn-Mann wird erfahren, dass Schauspieler mitunter auch den Text aufsagen, den sie sich selbst erarbeitet haben.
D
er schwäbische Michel, der es so lange in der Erziehungsberatungsstelle
Fernsehen ausgehalten hat, durfte seine
Zipfelmütze tiefer ziehen und sich sagen: Vielleicht wird ja doch noch alles
gut. Er kann jetzt für eine Nacht schlafen gehen. Die in Mainz und in Hamburg
sorgen mit ihrem Hochdeutsch dafür,
dass man im Schwäbischen wieder miteinander schwätzt.
Polizei nimmt
Mann nach
Bedrohung fest
Vorbestrafter Gewalttäter
widersetzt sich mit dem Messer
Schorndorf/Urbach.
Eine 46-jährige Frau aus Urbach meldete
der Polizei am Montag gegen 20.50 Uhr,
dass ihr früherer Lebensgefährte sie telefonisch bedroht habe. Die Polizei suchte
die Wohnanschrift des Mannes im
Schorndorfer Hammerschlag auf und erfuhr, dass er das Haus verlassen habe,
um in einem Einkaufsmarkt einzukaufen. Dort konnte er auch tatsächlich angetroffen werden. Von den Polizisten angesprochen, zog er ein Messer und drohte
wiederum. Seine aggressive Haltung untermauerte er durch Beschimpfungen
und Beleidigungen. Unter Einsatz von
sechs Polizeibeamten gelang es, den außer sich geratenen Mann, der zwischenzeitlich ein zweites Messer gezogen hatte,
zur Aufgabe zu bewegen und festzunehmen. Er wurde einem Alkoholtest unterzogen. Das Ergebnis steht noch aus. Danach erfolgte die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus. Anzeigen wegen Bedrohung, Beamtenbeleidigung
und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte werden folgen. Der Festgenommene ist mehrfach vorbestraft und als
gewalttätig bekannt, teilt die Polizei mit.
In Kürze
Waiblingen.
Heute, Mittwoch, gibt der Kreisrat Bernd
Messinger, Mitglied im Sozialausschuss,
in der Zeit von 19 bis 20 Uhr unter der
Telefonnummer 0 71 92-39 58 Auskunft.
Und ist offen für Anregungen.
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Nummer 231 – RMR1
Mittwoch, 6. Oktober 2010
RUNDSCHAU
Weinstadt.
Das Modeteam der Friseur- und Kosmetik-Innung Rems-Murr hat in der Jahnhalle Endersbach die Herbst- und Winterfrisurenmode präsentiert: Andrea KaiserPfeil (links hinten) gestaltet den Bubikopf „Twenty-Something“ zur Abendfrisur um. Oliver Roos (rechts hinten) war für den Kurzhaarschnitt „Trekkie de Luxe“
(vorne Mitte) und die Kurzhaar-Variante „Drama, Baby!“ (vorne rechts) verantwortlich. Harry Grass führte als Moderator durch den Abend. Bild: Habermann
„Drama, Baby!“, „Twenty-Something“,
„Pure Verführung“ oder „Elfengleich“ heißen die Frisuren, die im Herbst und Winter
modische Zeichen auf dem Kopf der Frau
setzen. Die Trends für den Mann lauten
„Trekkie de Luxe“, „Fifties-style“ und
„Rock & Romance“. Das Modeteam der Friseur- und Kosmetikinnung Rems-Murr hat
am Montagabend in der Jahnhalle in Weinstadt-Endersbach die neuesten Frisurenmoden und Make-up-Kreationen präsentiert. Das Winterbacher Modehaus Raithle
zeigte Abendgarderoben, zu denen Andrea
Kaiser-Pfeil (auf unserem Bild links) ihren
Bubikopf „Twenty-Something“ festlich
ausstylte. – Zweimal im Jahr entwirft der
Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks die aktuellen Trends der Saison.
Für Herbst und Winter gab das Modeteam
„Das Spiel mit Gegensätzen“ aus und
„überraschende Verbindung verschiedener
Stilelemente“: „Denn Stilbruch provoziert
Aufmerksamkeit.“ Die Pop-Ikone Lady
Gaga, so die Pressemitteilung, sei die Meisterin des modischen Regelverstoßes. Bei der
Frisur „Twenty-Something“ stand jedoch
eine Hollywood-Ikone der 20er Jahre Pate.
Louise Brooks Bubikopf wurde zum Kult
und Frisurenklassiker. Fast 100 Jahre später „erfährt die kurze Bobvariante durch
moderne Schnitttechniken einen aufregenden Twist“, eben „Twenty-Something“.
Wieder ein harter Tag vor Gericht
Amokprozess Tag sechs / Tim K. stand nicht unter Einfluss von Alkohol oder Drogen / Verlesung Augenzeugenberichte
Von unserem Redaktionsmitglied
Andrea Wüstholz
Winnenden/Stuttgart.
Die Angehörigen der Opfer des
Amoklaufs durchlebten gestern vor
Gericht erneut einen harten Tag.
Rechtsmediziner erläuterten, wie die
Opfer gestorben sind. Der Amokläufer Tim K. stand laut Gutachter bei der
Tat nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Dass er sich selbst erschossen
hat, wurde vor Gericht bestätigt.
Eine Vielzahl der Aussagen von Schülern,
die den Amoklauf unmittelbar miterlebt
und Verletzungen erlitten haben, wurde
gestern außerdem vor Gericht verlesen. Das
Geschehen am 11. März 2009 wurde auf diese Weise noch einmal aufgerollt, und die
Angehörigen sahen sich konfrontiert mit
grausigen Details aus rechtsmedizinischen
Gutachten. So belastend das auch sein muss
- für Angehörige ist es wichtig zu wissen,
wie ihr Kind gestorben ist.
Mehreren Aussagen der Protokolle zufolge hat Tim K. sehr viele Schüsse abgegeben.
Allerdings hat er offenbar nicht zielgerichtet bestimmte Personen oder, wie nach der
Tat erwogen worden war, gezielt Mädchen
erschossen.
Den Eindruck, dass Tim K. Menschen
wahllos erschoss, bestätigte der Rechtsmediziner Prof. Heinz-Dieter Wehner. Er hat
zusammen mit zwei Kollegen während des
Abends und der Nacht nach dem Amoklauf
die Leichen näher untersucht und am Morgen des 11. März Tim K.s Leiche obduziert.
Tim K. starb laut Prof. Wehner an einem
„aufgesetzten Nahschuss“, wie ihn ein
Mensch in Selbstmordabsicht „in typischer
Weise“ ausführt. Tim K. stand laut Wehner
während der Tat nicht unter dem Einfluss
von Alkohol, Betäubungsmitteln oder Medikamenten.
Der Angeklagte Jörg K., Tim K.s Vater,
verfolgte die stundenlangen Berichte und
Verlesungen der Vernehmungsprotokolle
äußerlich vollkommen unbeteiligt. Er sitzt
auf der Anklagebank, weil sein Sohn mit
seiner, des Vaters, Waffe Menschen erschossen hat. Die Waffe lag im Schrank,
war nicht weggesperrt. Am Ende des Prozesses, der auf 27 Verhandlungstage angesetzt ist und voraussichtlich Mitte Januar
zu Ende gehen wird, wird eine Entscheidung fallen. Hat Jörg K. lediglich gegen
Aufbewahrungsvorschriften
verstoßen?
Oder ist ihm fahrlässige Tötung vorzuwerfen?
Es geht auch um die
Frage nach dem Warum
In diesem Prozess geht es offenbar nicht allein darum, diese Frage zu klären. Es geht,
obwohl nicht der Täter selbst auf der Anklagebank sitzt, auch um die Frage nach
dem Warum. Die Erkenntnisse der Rechtsmediziner wurden auch deshalb vor Gericht
eingebracht, weil sie vielleicht Rückschlüsse hätten zulassen können auf den „inneren
Zustand“ des Täters. „Nichts“ könne er
dazu aus rechtsmedizinischer Sicht sagen,
erklärte Prof. Wehner. Er wies lediglich auf
Erkenntnisse der forensischen Psychiatrie
hin, wonach Täter, die in solcher Art und
Weise vorgehen, oftmals „in diesem Moment geistig nicht richtig strukturiert
sind“.
„Mir ist aufgefallen, dass er einen ganz
starren Gesichtsausdruck hatte“, so zitiert
das Vernehmungsprotokoll jene Lehrerin,
die am 11. März 2009 in der damaligen
Klasse 9c gerade mit dem Deutschunterricht begonnen hatte, als Tim K. die Tür öffnete und sofort schoss. Zuerst hätten einige
Schüler noch gelacht, weil sie das alles für
einen Scherz hielten, so steht es auch in Berichten über Zeugenaussagen von Schülern
aus der 9c. Tim K. habe kein Wort gesagt,
nur starr in die Klasse geschaut und geschossen. Einige Schüler kippten Tische um
und versuchten, sich dahinter zu verschanzen. Nach kurzer Zeit drehte sich Tim K.
um und ging. Über Handy verständigten
Schüler die Polizei. Ein paar Jugendliche
aus der 9c hatten den Todesschützen sofort
erkannt. Tim K. war früher selbst Schüler
an der Albertville-Realschule gewesen; ein
paar Mädchen aus der 9c, in der Tim K. zuerst tötete, waren mit seiner Schwester bekannt gewesen. „Ich habe registriert, dass
er gut schießen kann“, hatte die Lehrerin in
der Vernehmung kurz nach dem Amoklauf
ausgesagt.
Eine Weile, nachdem Tim K. das Klassenzimmer verlassen hatte, öffnete offenbar
die Lehrerin die Tür einen Spaltbreit, weil
sie laut Vernehmungsprotokoll nachschauen wollte, ob sie hinauslaufen und Hilfe holen könne. Sie sah in diesem Moment den
Täter erneut. Ob er noch einmal geschossen
hat oder nicht, ist unklar, da es verschiedene Zeugenaussagen gibt. Am Donnerstag
werden weitere Protokolle verlesen, die
Zeugenaussagen von anderen, direkt be-
troffenen Schülern wiedergeben.
Verlesen wurden gestern vor Gericht
auch Krankenakten jener Schüler, die verletzt worden sind. Nicht nur die Verletzungen des Körpers sind darin aufgelistet. Augenzeugen litten und viele von ihnen leiden
auch heute noch unter schweren psychischen Belastungen.
Traumatisiert
t Tim K. hat einen Unbeteiligten ge-
zwungen, ihm in dessen Auto zur
Flucht zu verhelfen. Dieser Mann, der
lange Zeit mit Tim K. im Auto auf Irrfahrt unterwegs war, bevor der Täter in
Wendlingen zwei weitere Menschen
erschoss, wird voraussichtlich am 30.
November vor Gericht aussagen. Sein
Rechtsanwalt will erreichen, dass sein
Mandant, der schwerste Traumatisierungen erlitten habe, als Nebenkläger
wegen fahrlässiger Körperverletzung
auftreten kann. Die Staatsanwaltschaft
lehnt das ab, weil nicht der Täter
selbst, sondern dessen Vater angeklagt ist. Die Strafkammer braucht laut
Vorsitzendem Richter Reiner Skujat
noch etwas Zeit für eine Entscheidung
in diesem Fall. In der Auseinandersetzung geht es auch darum, ob die psychischen Probleme des Mannes auf
rücksichtsloses Verhalten von Medienvertretern zurückzuführen sind.
Prozessauftakt gegen Weinstädter Trainer
Wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung muss sich seit gestern ein 55-Jähriger gerichtlich verantworten
Stuttgart (rot).
Die Tatvorwürfe der Staatsanwaltschaft sind erdrückend: Vergewaltigung
und sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen in mindestens 25 Fällen.
Beim Prozessauftakt stritt der angeklagte Weinstädter Kampfsport-Trainer
alle Vorwürfe ab und manövrierte sich
im Laufe der Verhandlung in eine für den
Richter unglaubwürdige Position.
„Ich möchte Sie, bevor Sie Angaben zur Sache machen, darauf hinweisen, dass ich
Aussagen von Missbrauchsopfern vermeiden möchte und dass ein Geständnis sehr
groß honoriert wird“, so der Vorsitzende
Richter.
Zwischen September 2009 und März 2010
soll der Angeklagte insgesamt 24 sexuelle
Übergriffe auf eine Minderjährige begangen haben. Im Zuge der Berichterstattung
meldete sich eine damals 14-Jährige, die im
Herbst 1998 ebenfalls vom angeklagten
Kampfsport-Trainer sexuell misshandelt
worden sei. Der Angeklagte wies alle gegen
ihn erhobenen Vorwürfe von sich und äußerte sich zunächst zu den jüngsten Tatvor-
würfen. Er habe das Mädchen weder versucht zu küssen noch sittenwidrig angefasst
oder zu sonstigen sexuellen Praktiken gezwungen. Sexuellen Kontakt habe es nicht
gegeben. Zudem habe er das Mädchen persönlich nicht trainiert. Er habe die Bambini
und Jugendlichen trainiert. Die Geschädigte trainierte bereits bei den Erwachsenen
mit, diese Trainingseinheiten wurden von
seinem Sohn gegeben. Er persönlich habe
aufgrund einer Knieverletzung 2009 nichts
mit der Gruppe zu tun gehabt. Ferner unterstellte er dem Mädchen mangelnde Disziplin und Konzentration. „Sie ist nicht wegen dem Sport dagewesen. Sie hat den
Jungs nur schöne Augen gemacht und hat
die Jungs mit Liebesbriefen belästigt“, so
der Angeklagte. Das Mädchen sei seinem
Sohn auch auf Wettkämpfe nachgereist.
Zudem vermutet er hinter den Anschuldigungen eine Art Racheakt, weil er dem
Mädchen drohte, sie aufgrund der von ihr
ausgehenden „Belästigungen“ rauszuwerfen.
Immer wieder bestritt der Angeklagte,
überhaupt näher mit der Geschädigten etwas zu tun gehabt zu haben und widersprach den Aussagen, die er nach seiner
Verhaftung zu Protokoll gab. Viele, ja die
meisten Fragen des Gerichts konnte der 55Jährige lediglich mit dem Satz „Ich kann
mich daran nicht erinnern“ beantworten
und schien auch sonst nicht immer auf der
Höhe des Geschehens. Er verwechselte zeitliche Abfolgen und beantwortete Fragen
dementsprechend falsch. Nachdem sich der
Vorsitzende Richter diese „Verwechslungen“ ein paar Mal gefallen lassen hatte, verlor er schlussendlich die Geduld: „Bei dem,
was ich bisher gehört habe, ist ein Widerspruch da. Ich sage es Ihnen noch einmal:
Wenn Sie uns etwas zu sagen haben, ist jetzt
die Zeit und der Ort dafür.“
Verteidiger weist Mandanten zurecht
„Es sind so viel Wettkämpfe, ich habe das
verwechselt“, so der Beschuldigte. Der
Richter ließ den 55-Jährigen „in aller Offenheit“ wissen, es mache keinen guten Eindruck, dass die detaillierten Schilderungen,
die er bei der Polizei zu Protokoll gegeben
hat, jetzt im Nachhinein vor Gericht Verwechslungen gewesen sein sollen.
Auch der Verteidiger des Angeklagten
haderte mit den Aussagen seines Mandaten.
Selbst auf die Fragen seines Anwalts antwortete der Beschuldigte lückenhaft und
vage. Der Verteidiger machte aus seiner
Enttäuschung keinen Hehl und wies seinen
Mandaten vor den Augen des Gerichts und
der Zuschauer zurecht.
Auch an den Inhalt einer Unterredung
mit seinem Sohn und einem Trainingskollegen konnte sich der 55-Jährige nicht wirklich erinnern. Beide gaben zu Protokoll, den
Trainer aufgesucht zu haben, da sie von
dem Mädchen von den Übergriffen in
Kenntnis gesetzt worden waren. Der Angeklagte betonte, dass sein Sohn zwar mit ihm
gesprochen habe, er aber dachte, es gehe
„um das Problem mit den Liebesbriefen“ –
was er mehrfach wiederholte und somit seinem eigenen Sohn widersprach.
„Das ist ein Kargheitssymptom, ein Lügensymptom. So kommen wir nicht weiter“,
so der Richter, der eine Pause anordnete,
„um den Angeklagten vor sich selbst zu
schützen“. Der Richter riet dem Angeklagten: „Nutzen Sie die Pause zur Beratung.“
Nach der veranschlagten Pause zogen
sich Staatsanwalt und Verteidiger erneut
zu Gesprächen zurück. 15 Minuten später
wurde auch der Angeklagte ins Besprechungszimmer hinzugezogen. Doch dieser
ließ auch die dritte Chance aus, ein Geständnis abzulegen. So musste die Geschädigte in den Zeugenstand, die Öffentlichkeit wurde auf Antrag der Nebenkläger
ausgeschlossen.
Der Prozess geht am heutigen Mittwoch
in die zweite Runde.

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