Special: Kosmetik

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Special: Kosmetik
März 2007
Special: Kosmetik
Die Kosmetikklassiker
Heute machen sich unzählige Tuben und Flakons über dem Waschbecken den Platz
streitig. Eine solch riesige Auswahl an Kosmetika gab es vor etwa 30 Jahren nicht
– dafür einige wenige Cremes und Wässerchen, die in jedem Badezimmer standen.
Vielfliegerinnen waren nicht gerade
häufig in den Achtzigern, aber das tat
dem Erfolg dieses Fernsehspots keinen Abbruch. Taft von Schwarzkopf
war 1955 das erste Haarspray auf dem
deutschen Markt, lange Zeit galt das
Wort „taften“ als Synonym für das
Einsprühen der Haare. Drei Wetter
Taft hieß das Spray erst ab 1971. Gedacht war der Relaunch eigentlich als
Vereinfachung – ein Spray für alle
Fälle in einer größeren Dose. Heute
aber gibt es wieder etliche Drei-Wetter-Taft-Sprays: für Föhnfrisuren, für
fettiges Haar, für mehr
Volumen ...
W
issen Sie noch, wie sich die
Türglocke anhörte, wenn in
der Fernsehwerbung die Avon-Beraterin klingelte? Richtig, es machte
„ding-dong“. Verrückt, dass man
sich an solche Dinge erinnert. Doch
immerhin waren Werbespots im
Fernsehen damals noch keine ärgerlichen Unterbrechungen, die einen
spannenden Film in Stücke rissen.
Werbung gab es nur zur Vorabendzeit, und da sie so selten war, schaute
man ihr noch aufmerksam zu. AvonBeraterinnen gibt es heute noch, auch
wenn sie in der Fernsehwerbung
nicht mehr vorkommen. Anderes ist
nur noch nostalgische Erinnerung:
Das Gard-Haarstudio zum Beispiel,
das jeden Donnerstagabend zur besten Sendezeit kurz vor halb acht Uhr
lief. Oder die Zahnpasta Strahler 70,
die mit dem Song „Strahlerküsse
schmecken besser“ warb. Zu den
Siebziger- und Achtzigerjahren gehörte natürlich auch das
giftgrüne Apfelshampoo, das
mit seinem mehr als intensiven Duft heute wohl keine
Chance mehr hätte.
Kosmetikklassiker haben vieles
mitgemacht und überlebt: Sortimentsverbreiterungen, Firmenübernahmen, modische Trends, die
Änderungen der Hygienegewohnheiten. So manches hat ihnen zu
schaffen gemacht. Aber im Großen
und Ganzen sind sie sich selbst treu
geblieben. Und wir ihnen auch.
Drei Wetter Taft
„Hamburg, 8.30 Uhr, wieder mal
Regen. Zwischenstopp München, es
ist ziemlich windig. Weiterflug nach
Rom, die Sonne brennt.“ Die elegante
Dame, die an diesen drei Stationen
ins Flugzeug ein- oder eben ausstieg,
hatte trotz der unterschiedlichen
Wetterlagen nie Probleme mit ihrer Frisur – dank Drei Wetter Taft.
Chanel N° 5
Mindestens ebenso
legendär wie das Parfum ist die Antwort
Marilyn Monroes
auf die Frage, was sie
denn nachts im Bett
trage: „Einige Tropfen
Chanel N° 5.“ Diese Worte machten
das Parfum endgültig
zum Mythos – ob man den Duft nun
mag oder nicht. Coco Chanel jedenfalls mochte ihn, denn sie wählte ihn
im Jahr 1921 aus zehn Vorschlägen
aus. Da diese Kreation die fünfte war,
die der Parfumeur Ernest Beaux ihr
vorstellte, erhielt sie den schlichten
Namen Chanel N° 5. Das Parfum war
der erste Duft aus rein synthetischen
Komponenten und leitete damit, wie
so vieles von Coco Chanel, einen
neuen Trend ein.
hat unbestritten einen hohen Wiedererkennungswert: So sieht eben nur
Odol aus. Und so sah es auch schon
aus, als Karl August Lingner im Jahre
1893 das Mundwasser auf den Markt
brachte – in einer Zeit, in der Mundund Zahnhygiene nicht gerade eine
wichtige Rolle spielte. Doch Lingner
war nicht nur Unternehmer, sondern
auch ein eifriger Aufklärer in Sachen
Gesundheit. Was wiederum nicht allein dem Allgemeinwohl diente, sondern auch seinem wirtschaftlichen
Erfolg. „Odol gibt sympathischen
Atem“, versprach die Werbung dann
in den Siebzigern, als das Zähneputzen schon zur täglichen Routine gehörte. Und auf den wollte schließlich
niemand verzichten. Später wurde
Odol zur sogenannten Dachmarke:
Unter dem Namen gibt es nun auch
Zahncremes, Zahnbleichmittel und
anderes mehr. Und natürlich das
Mundwasser in der unverwechselbaren Flasche.
Oil of Olaz
Vielleicht war der geheimnisvolle
Name daran schuld, dass unsere
Mütter gerne diese Feuchtigkeitslo-
Creme 21
17 Jahre lang gab es sie
nicht mehr. Im Jahr
2003 aber tauchte die Creme 21
plötzlich wieder in
den Drogeriemärkten
auf – strahlend orange wie
eh und je. Als Henkel 1970 das Produkt auf den Markt brachte, traf der
Konzern den Nerv der Zeit. Die neue
Creme in den poppigen Kunststofftiegeln stand in jedem Supermarkt
und war auch für junge Menschen
erschwinglich. Und genau die sollte
der Name ansprechen: Erst mit 21
Jahren war man damals volljährig.
Für die Jüngeren war die Creme 21
ein Schritt hin zum Erwachsenendasein, für die Älteren ein Symbol dafür,
dass man sich immer noch jung fühlte. Dass es sie wieder gibt, wenn auch
von einem anderen Hersteller mit
neuer Rezeptur und neuem Duft, ist
irgendwie tröstlich. Denn obwohl die
jungen Leute von damals inzwischen
alle UHUs (Unter Hundert) sind, will
man das ja schließlich nicht wirklich
wahrhaben.
Odol Mundwasser
Schon die Verpackung ist
ein Klassiker und zählt zu
den bedeutendsten Designschöpfungen der Markenartikelindustrie. Die weiße
Keramikflasche mit dem
nach links gebogenen Hals
of Olaz kaufen. Inzwischen nutzen
angeblich auch Männer die leichte
Pflege – als Aftershave.
Fa-Seife
Früher war Werbung meistens auf Seriosität bedacht, manchmal wollte sie
auch lustig sein. Aber sexy? Das gab
es erst, als eine schlanke, langhaarige
Blondine aus den Wellen des Ozeans stieg und für Fa-Seife warb. Die
sollte noch dazu die „wilde Frische
von Limonen“ haben, was auch ganz
verheißungsvoll klang. Selbst das Seifenstück sah anders aus als gewohnt:
grün marmoriert und in leichter
Wellenform. All dies machte Fa zur
erfolgreichsten Seife der Siebzigerjahre. Dabei wollte die Firma Henkel
eigentlich gar nichts von dem neuen
Limonenslogan wissen, den die Werbeagentur sich ausgedacht hatte. Wer
kannte damals schon Limonen? Und
wer sie schon mal gesehen hatte, hielt
sie eher für unreife Zitronen. Saures
Zeug, außerdem galt Zitronenduft als
billig. Doch die Hartnäckigkeit der
Werbeberater, die angeblich sogar
einen Limonentrend in den USA
erfanden, um ihre Idee zu retten,
zahlte sich am Ende aus. Heute gibt es Limonen in jedem
besser sortierten Supermarkt
– und auch in Fa steckt immer
noch Limonenextrakt.
Labello
tion kauften: Oil of Olaz, das klang
nach fernen Ländern, traditionell
überlieferten Rezepturen, ein wenig
nach Tausend-und-einer-Nacht und
Jungbrunnen. Vielleicht war es aber
auch der edle zarte Schimmer der
rosafarbenen, angenehm
leicht duftenden
cremigen Flüssigkeit, die eben
nicht nach weißer
Nivea-Milch aussah. Anfang der
50er-Jahre hatte
sich der Chemiker Graham Wulff
in Südafrika daran
gemacht, eine neue
Gesichtspflege zu
schaffen. Seine Frau
Dinah testete die entstandenen Versuche –
bis sie schließlich ihr
Ja zu Oil of Olaz gab.
So lautet die offizielle
Entstehungsgeschichte des Beauty Fluids, das danach die
Frauenherzen rund um die
Welt eroberte. Erst in Australien eingeführt, folgte
wenige Jahre später der
Verkauf in England, später kamen die USA, Holland und Kanada dazu. Ab
1966 schließlich konnten
auch deutsche Frauen Oil
„Hast du mal einen Lippenpflegestift?“ Sagen Sie ehrlich, wie hört
sich das denn an? Kein Mensch würde sich so ausdrücken. Labello steht
für diese Art der Lippenpflege wie der
Begriff Tempo für Papiertaschentücher. Seit 1909 gibt
es den Labello,
eigentlich sogar
schon ein wenig
länger. Aber bis
sein Erfinder Oscar Troplowitz
den Fettstift in
der
genialen
S chiebehülse
so nannte, wie
er heute noch
heißt, vergingen eben ein
paar
Jahre.
Von Anfang
an war der Labello ein Verkaufsschlager
– ein Wunder, dass es so lange
dauerte, bis ähnliche Produkte auf
den Markt kamen. Auch der Labello
blieb von den modernen Zeiten nicht
ganz verschont. Es gibt den Pflegestift
inzwischen in den verschiedensten
Ausführungen, mal mit Erdbeergeschmack, mal mit Perlglanzschimmer. Aber den Ur-Labello in der blauen Kunststoffhülle, der ist natürlich
auch immer noch zu haben.
Schauma Shampoo
Sich die Haare unter der
Dusche mit flüssigem
Shampoo zu waschen,
ist heute eine Selbstve rst änd l i ch ke it .
Doch vor etwas mehr
als hundert Jahren
sah die Sache noch
anders aus: Wasser
musste auf dem Herd
erhitzt, Seifenflocken
darin aufgelöst werden. Die Prozedur
war umständlich, das Ergebnis mäßig.
Bis Hans Schwarzkopf, ausgebildeter
Chemiker mit einer kleinen Drogerie
in Berlin, 1903 erst das Shampoo-Puder und 1927 dann das flüssige Shampoo auf den Markt brachte – Schauma
heißt es aber erst seit 1949. Lange Zeit
war Schauma Shampoo von Schwarzkopf das Haarwaschmittel schlechthin in Deutschland. Inzwischen ist
die Konkurrenz groß geworden. Das
erfolgreichste Shampoo aller Zeiten
wird Schauma aber bleiben.
Nivea und Florena
Was dem Wessi seine
Nivea, ist dem Ossi
Florena: Noch heute
gibt es die regionalen
Vorlieben für die eine
oder eben die andere
Creme, auch wenn
Nivea-Produzent Beiersdorf die einstige
DDR-Creme längst aufgekauft hat. Doch Florena
durfte weiterleben – sozusagen als
kleine Schwester von Nivea. Schon
rein äußerlich ähneln sich heute die
beiden Cremes: Die eine steckt seit
Ewigkeiten in einer dunkelblauen
Dose, auf der der weiße Schriftzug
Nivea prangt. Die andere hat zwar ihr
Outfit einige Male geändert, ist aber
ebenfalls den Farben Blau und Weiß
seit den 60er-Jahren treu geblieben.
Schließlich war man mit der frischen
Optik deutlich erfolgreicher als mit
dem Anfangslook.
Die Florena Creme feierte im vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag.
Nivea dagegen gibt es schon fast doppelt so lange: 2011 wird die Allzweckcreme mit dem unverwechselbaren
Geruch 100 Jahre alt. Nicht nur in
Deutschland fehlt sie noch heute in
kaum einem Badezimmer. Die Creme
wird immerhin in mehr als 170 Länder der Welt exportiert.
Quelle: Ratgeber Kosmetik
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