Patriotinnen_PM _2

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Patriotinnen_PM _2
Deutschlandpremiere von „Patriotinnen“ über Russland als Heimat
Regisseurin Irina Roerig: „Wer das Russland von heute kennen will, muss Zwetajewa kennen.“
Am 21. August um 20 Uhr findet im Babylon die Deutschlandpremiere von
„Patriotinnen“ statt, dem musikalischen Dokumentarfilm von Irina Roerig über die
russische Poetin mit Kultstatus Marina Zwetajewa (1892-1941), über Russland und das
Gefühl der Heimat. Im Anschluss an den Film gibt es ein Live-Konzert mit der
Filmprotagonistin und Sängerin Elena Frolowa. Iris Berben, die im Film Marina
Zwetajewa ihre Stimme leiht, ist Premierengast.
Wie unterschiedlich Russland als Heimat verstanden werden kann, zeigt der Film, der das
Leben dreier Frauen und der drei politischen Systeme Zarismus, Sozialismus und
Neokapitalismus miteinander verwebt:
Im Zentrum steht MARINA ZWETAJEWA, die russische Virginia Woolf. Vor 100 Jahren,
als russische Künstler europaweit die Moderne entscheidend mitprägten, war sie ein
ausgesprochener Freigeist und betrieb mit Lust den Tabubruch. Aus ihren Leidenschaften
machte sie Gedichte und berührende Prosatexte. Zwetajewa lebte u.a. in Berlin, Prag und
Paris und nahm sich nach ihrer Rückkehr in die Sowjetunion in bitterer Armut während
des Kriegs und unter stalinistischen Repressalien gegen ihren Mann und ihre Tochter
1941 das Leben. IRIS BERBEN leiht im Film Zwetajewa ihre Stimme und interpretiert
beeindruckend ihre Briefe und Tagebücher.
Zwetajewa: „Ich hasse mein Jahrhundert, weil es ein Jahrhundert der organisierten
Massen ist.“
„In mir sind viele Seelen, aber meine eigentliche Seele ist deutsch. Frankreich ist mir zu
leicht, Russland zu schwer. Deutschland entspricht mir.“
Die Sängerin und Bardin ELENA FROLOWA ist 1969 in Riga geboren und dort
aufgewachsen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der
Unabhängigkeitserklärung Lettlands ging sie nach Moskau mit einer fast märchenhaften
Vorstellung von Russland. Zwetajewa ist für sie der wichtigste künstlerische
Bezugspunkt, über 60 Gedichte von ihr hat sie vertont. Für sie ist das eine Rückkehr zu
ihren Wurzeln, damit verleiht Frolowa ihrem Heimatgefühl und ihrer Spiritualität
leidenschaftlichen Ausdruck. Zugleich will sie Zwetajewa ihre verlorene Stimme
zurückgeben. Frolowas Musikstil ist mit dem französischen Chanson oder dem
portugiesischen Fado vergleichbar.
Frolowa: „Um in unserem Land Dichter zu werden, muss man erst sterben.“
„Zwetajewa bedeutet für viele mehr als Dichtung. Er bedeutet neues Leben.“
Elena Frolowa ist Teil einer Gegenbewegung zur sozialistischen Idee, welche von ihrer
Mutter MAJA FROLOWA (Jahrgang 1937) verkörpert wird. Letztere misstraut zutiefst
der neuen Frömmigkeit in ihrem Land, die für sie gleichbedeutend mit Egoismus und
Individualismus ist: „Jetzt im Kapitalismus: Jeder denkt nur an sich selbst, rennt in die
Kirche, um für sein Wohl zu beten, - und nur für das Seine!"
Neun Jahre Arbeit hat die Regisseurin IRINA ROERIG in ihren Film investiert, der
zugleich auch Dokument ist ihrer Nähe und Liebe zu Russland, das sie nach dem
Untergang der Sowjetunion zum ersten Mal kennenlernte: „Als Kind aus dem Westen
machte ich im Osten die Entdeckung wunderbarer Menschen. Bewusst habe ich damals
eine Gegenrichtung zum allgemeinen Drang nach Westen eingeschlagen“.
Und: „Ich ahnte anfangs nur, dass diese Musik ein verschwundenes Russland sucht, das
selbst viele Russen nicht mehr kennen: Das ‚Silbernen Zeitalter‘ – in Russland ein
stehender Begriff für die Epoche vor der Revolution 1917 – hatte durch seine Künstler die
europäische Moderne entscheidend geprägt. Seine Vertreter verstummten langsam in
Emigration, Gulag und durch Repression. In Zwetajewas Leben verdichtet sich die
Tragödie einer ganzen Epoche.“
Die Premiere findet statt im Rahmen des wöchentlichen Filmsalons „Die Russen
kommen“: http://www.babylonberlin.de/dierussenkommen.htm
Pressekontakt: Barbara Löblein, 030/278 919 19, [email protected]

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