Praktikumsbericht Moritz Schönhoff Kalifornien 2010
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Praktikumsbericht Moritz Schönhoff Kalifornien 2010
USA - Kalifornien - Praktikumsbericht Sommer 2009 - Sommer 2010 Name: Beruf: Praktikumsbetrieb: Moritz Schönhoff, Hagen a.T.W. Gärtner Bushnelĺs Landscape Creations Granite Bay (Kalifornien, USA) United Staates of America - Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten! Das Schwarzenegger-Land? Ist alles so wie im Fernsehen? Komme ich mit der Sprache klar? Kann ich mich der Kultur anpassen? Welche Anforderungen erwarten mich? "Bald werde ich es wissen" - das waren meine Gedanken während des Landeanfluges auf Minneapolis am 1.8.2009! Eigeninitiative ist gefragt! Schon lange hatte ich den Wunsch „Amerika“ zu besuchen und dort einige Zeit in meinem erlernten Beruf als Gärtner zu arbeiten. Allgemeine Informationen über das Land gibt es zuhauf - aber konkrete Informationen über die Möglichkeiten eines Gartenbaupraktikums in den USA gibt es wenige. Daher war Eigeninitiative gefragt - viele Telefonate, Internetrecherchen und schriftliche Anfragen schon während meiner Ausbildungzeit in der Baumschule Kruse in Bad Zwischenahn waren erforderlich. Schließlich bin ich auf ein Angebot der Austauschorganiosation "Minnesota Agriculture Student Trainee (MAST)" für Praktikanten aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau gestoßen: Auslandspraktikum in den USA mit einem anschließenden Semester als Gaststudent an der Agraruniversität "University of Minnesota" Zeitraum : August 2009 bis Juli 2010 Mein Entschluss stand fest - der Antrag wurde gestellt! Im Juli erhielt ich die Zusage für eine Arbeitsstelle als Landschaftsgärtner in Kalifornien. Schnell das Visum beantragt und die Sachen gepackt - denn am 1. August sollte ich schon in den USA sein. Sacramento - die Goldgräberstadt Meine erste Station war Minneapolis (Minnesota). Dort wurde ich über den Ablauf des Praktikums, die Visa-Regularien und das Leben in den USA informiert. Mein Praktikumsbetrieb befindet sich in Granite Bay, einer Stadt nördöstlich von Sacramento (Kalifornien) mit vielen wohlhabenden Einwohnern wie z.B. Filmstars, Sportler und Geschäftsleute - so wie man es aus dem Fernsehen kennt. Hier erwarteten mich eine sehr schöne Betriebswohnung - und fünf Monate hohe Temperaturen, viel Arbeit und spannende Freizeiterlebnisse. Die Region um Sacramento durchlebte ich den letzten Jahren das man den „Amerikanischen Traum“ nennt. Viele Menschen zogen in die Region, weil sie dort gute Arbeit fanden. Sie kauften sich ein Haus, ein Auto, und ein Boot. Doch die weltweite Finanzkrise machte auch vor dieser Region nicht halt. Mein Praktikumsbetrieb war von der Finanzkrise auch betroffen - die Mitarbeiterzahl musste innerhalb eines Jahres von 170 auf 50 zurückgefahren werden. Ich traf also zu einem Zeitpunkt ein, in der die wirtschaftliche Gesamtsituation nicht gerade prächtig war. Gartencenter mit Atmosphäre Mein Praktikumsbetrieb ist sehr vielschichtig. Die ersten ersten Wochen arbeitete ich im Gartencenter. Meine Hauptarbeiten waren düngen, schneiden und dekorieren. Es gibt dort alles zu kaufen was man von einem gehobenen Gartencenter erwartet: Sträucher, Hausbäume, Stauden, Heckenpflanzen, Gartenwerkzeuge, Dünger, Gartenmöbel, Dekotöpfe uvm.. Der Verkaufsbereich war sehr gepflegt und professionell aufgebaut. Das optische HightLight bildeten zwei Tropenhäuser mit exotischen Vögeln, die das Gartencenter zu einer kleinen Erlebniswelt machten. Exklusive Gärten Nach wenigen Wochen wechselte ich dann in die Landschaftsbauabteilung mit dem Schwerpunkt Neuanlage exklusiver Privatgärten. Die Arbeitsbedingungen im Landschaftsbau sind schwerer als in Deutschland - an den extrem harter und steiniger Boden sowie die sehr hohen Temperaturen bis zu 40°C musste ich mich erst gewöhnen. Auch kommen im Vergleich zu Deutschland weniger Maschinen und Geräte zum Einsatz, die die körperliche Arbeit erleichtern. So mussten die Pflanzlöcher mit der Spitzhacke in den harten Boden geschlagen werden - einen Erdlochbohrer oder Minibagger habe ich hier vermisst. Das Ergebnis der Mühen konnte sich aber immer sehen lassen - wahre Gartenkunstwerke erstellt nach allen Regeln der Gartenkunst. Die Preise von bis zu von ca. 800 000 Dollar habe die betuchten Kunden dafür aber gerne bezahlt. Grüne Gärten bauchen Wasser Eines ist in Kalifornien sicher - die Sonne scheint von März bis November intensiv und nahezu jeden Tag. Kalifornische Spitzenweine danken es diesen trockenen und heißen Bedingungen. Im Winter dann das andere Extrem - starke Regenfälle von Dezember bis Februar. Will man einen grünen Garten haben, dann geht kein Weg an einem professionellen Be- und Entwässerungssytem vorbei. Das gilt für den Golfplatz bis zum kleinen Hausgarten. Für Einzelpflanzen ist die Tröpfchenbewässerung Standard. Rasenanlagen verfügen über moderne Regnersysteme, bei denen sich die Regner nach getaner Arbeit wieder in den Boden absenken, um einen ungestörten Blick auf das Grün zu ermöglichen. Wasserrechungen von 500$ pro Monat nur für den grünen Garten sind daher keine Seltenheit. Im Winter müssen die hohen Niederschlagsmengen durch ein Abwassersystem abgeführt werden, damit der Boden in dem hügeligen Gelände nicht fortgespült wird. Einen gewissen Erosionsschutz bietet die Abdeckung mit Kieselsteinen oder Rindenmulch. Beton oder Naturstein - wer sieht den Unterschied? Ein weiterer Unterschied zu unseren Gärten ist die reichliche Verwendung von Beton für alle erdenklichen Zwecke. Es wird wenig gepflastert; vielmehr werden fast alle Terrassen und Hofeinfahrten in Natursteinoptik nach Wunsch des Kunden betoniert. Viele augenscheinliche Natursteinarbeiten entpuppten sich erst bei genauem Hinsehen als Imitat aus Beton. Die Wochenenden: Strände, Berge, Metropolen, Las Vegas und Grand Canyon Die Wochenenden waren immer arbeitsfrei. Busse, Flüge und Mietwagen sind günstig. Somit hatte ich Gelegenheit genug, alle Facetten von Kalifornien kennenzulernen: Im Norden eine faszinierdende Berglandschaft wie in unseren Alpen. Endlose weiße Sandstrände im Süden, ein Paradies für Surfer. Die unvorstellbaren Menschenmassen in den Weltstädten Los Angeles und San Franzisco mit allen negativen Begleiterscheinungen für die Umwelt. Gigantische Mammutbäume in den Nationalparks. Las Vegas, das Eldorado der Glücksspieler - aber auch ein Sammellager für viele gescheiterte Existenzen. Das absolute Highlight war ein Abstecher zum Grand Canyon in Arizona. Die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt Kalifornien bildet die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt und ist der Motor der US-Wirtschaft. Das Land zeichnet sich u.a. durch eine hochgradig industrialisierte Landwirtschaft aus mit der Produkton von Baumwolle, Zitrusfrüchten und Nüssen. Die Nüsse werden abgeschüttelt, zusammengekehrt und mit einem riesigen „Staubsauger“ eingesaugt. Aber nichts geht ohne das Lebenselexier Wasser. Durch die fortschreitende Ausweitung der Metropolen und den Bevölkerungszuwachs ist es zu einem kostbaren und knappen Gut in Kalifornien geworden. Fazit Ich habe Kalifornien in seiner schwierigen wirtschaftlichen Lage kennengelernt. Aber auch in dieser Zeit gibt sehr viele Privatleute, die ihren exklusiven Gartentraum verwirklichen wollen - und dabei die Dienstleistungen von Gartenbaufirmen in Anspruch nehmen. Die Gartenbauunternehmen profitieren dabei von folgenden Rahmenbedingungen: Es kann rund um das Jahr gearbeitet werden, da es keinen Winter mit Schnee oder Eis gibt. Zudem sind die Lohnkosten für die meist mexikanischen Arbeiter mit 8$ (ca.5.40€) brutto sehr gering, zumal es kaum Lohnnebenkosten gibt. Vielleicht sind gerade diese niedrigen Lohnkosten der Grund für den relativ geringe Technisierungsgrad in den Baumschulen und den Landschaftsbauunternehmen. Wer ein Praktikum in einem hochtechnisierten und effizient arbeitenden Produktionsbetrieb absolvieren möchte, der wird hier in dieser Beziehung vielleicht enttäuscht sein. Wer jedoch über "Grenzen gehen" will, andere Länder, Menschen und Gepflogenheiten kennenlernen will, andere Gartenkunst erleben will, dem sei ein Auslandspraktikum - egal in welchem Land - anempfohlen. Meine persönliche Halbzeitbilanz: Ich habe in Kalifornien bisher eine schöne Zeit verbracht, beruflich enorm dazugelernt und viel an Lebenserfahrung gewonnen. Das Gastsemester an der Agraruniversität startet in den nächsten Tagen und wird bis Mitte 2010 dauern. Über dieses Studium werde ich danach gesondert berichten. Moritz Schönhoff Februar 2010 [email protected]