Jahresbericht 2007
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Jahresbericht 2007
Mehr Rücksicht auf Kinder und Jugendliche im Internet jugendschutz.net drängt auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern, löschen oder für Kinder und Jugendliche sperren. Die Jugendministerien haben die länderübergreifende Stelle 1997 gegründet. Sie ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden, um eine einheitliche Aufsicht über Rundfunk und Internet zu gewährleisten. Hinweise auf Jugendschutzverstöße im Internet Problematische Inhalte im Netz können gemeldet werden unter: www.jugendschutz.net/hotline [email protected] Ergebnisse der Recherchen und Kontrollen Wallstraße 11 55122 Mainz Fon: (06131) 32 85 20 Fax: (06131) 32 85 22 [email protected] www.jugendschutz.net November 2006 bis Oktober 2007 Jugendschutz im Internet • Die Zahl der bearbeiteten unzulässigen Fälle steigt kontinuierlich an. • 51 % der unzulässigen • ausländischen Fälle aus den USA Impressum Autorinnen und Autoren: Stefan Glaser, Thomas Günter, Friedemann Schindler, Hanna Wittstadt unter Mitarbeit des Teams von jugendschutz.net verantwortlich: Friedemann Schindler 7.164 Websites auf Jugendschutzverstöße geprüft Von den 1.653 erfassten Verstößen im Ausland jugendschutz.net überprüfte 7.164 Angebote stammte die Hälfte aus den USA (Vorjahr: 43 %). (plus 32 %). Die Zahl der neu erfassten Angebote Insbesondere strafbare rechtsextreme Inhalte (4.079) stieg nur leicht, aber wesentlich mehr fanden sich auf US-amerikanischen Servern. 9 % Altfälle mussten erneut gesichtet werden, weil der Verstöße wurden in den Niederlanden Verstöße nicht beseitigt oder neue unzulässige registriert (v.a. Pornografie), 6 % in Russland Inhalte gefunden wurden. (die Hälfte davon Kinderpornografie). • • 52 % der unzulässigen Angebote pornografisch 9.200 Beschwerden und Anfragen bearbeitet Die Zahl der zu bearbeitenden Hinweise von Der größte Teil der Verstöße betraf das Zugänglich- Nutzerinnen und Nutzern erreichte mit 6.700 machen von Pornografie, 14 % entfielen auf die einen neuen Höchststand (plus 22 %). Auch das Verbreitung rechtsextremer Propaganda. Die Zahl Expertenwissen von jugendschutz.net wurde der Posenangebote ist auf 3 % zurückgegangen – häufiger denn je nachgefragt: 2007 wurden 2.500 ein Erfolg gezielter Kontrollen von jugendschutz.net Anfragen beantwortet (plus 13 %). und konsequenter Aufsichtstätigkeit von KJM und Landesmedienanstalten. • • Suchanfragen aus und dokumentierte dabei 842 70 % der Verstöße schnell beseitigt 1.700 Suchanfragen ausgewertet Das Suchmaschinen-Projekt wertete 1.700 Druck: 2007 konnten mehr als zwei Drittel der Verstöße unzulässige Fundstellen. Druckerei Fortmann in Deutschland bereits im Vorfeld von Aufsichts- • verfahren beseitigt werden. Bei pornografischen Grafische Gestaltung: Inhalten gelang dies in 82 % der Fälle, bei rechts- Designgruppe Fanz und Neumayer extremen Fällen lag die Erfolgsquote sogar bei 93 %. • 65 Chats, Messenger und Communities beobachtet Das Chat-Projekt prüfte die wichtigsten Chats, Messenger und Communities regelmäßig auf 730 unzulässige Beiträge Kontakt- und Konfrontationsrisiken. auf Videoplattformen gefunden • Auf den sechs größten Videoplattformen wurden 730 unzulässige Filme identifiziert, vor allem Exekutions- und Nazivideos. In 90 % der Fälle konnte jugendschutz.net zeitnah eine Löschung 2.100 Kinderangebote gesichtet Das Klick-Tipps-Projekt sichtete 2.100 Kinderangebote und wählte 400 Deeplinks für den wöchentlichen Empfehlungsdienst aus. erreichen. Zahlen im Überblick 27 Web 2.0 – Herausforderung für den Jugendschutz Das Web 2.0 erobert das Internet. Immer mehr 2007 hat jugendschutz.net deshalb einen zusätzlichen User stellen eigene Beiträge in Communities und Schwerpunkt gesetzt. Jugendaffine Communities Videoplattformen online. Insbesondere Kinder und Videoplattformen wurden in den Fokus gerückt und Jugendliche fasziniert dieses Mitmach-Netz, und neue Recherchemethoden für das Web 2.0 das sie selbst mitgestalten und in dem sie neue entwickelt. Erstmals ist jugendschutz.net gezielt Kontakte knüpfen können. gegen die dortigen Verstöße vorgegangen. Für Kinder und Jugendliche birgt das Web 2.0 jugendschutz.net recherchiert, was die Betreiber aber auch vermehrte Risiken. Sie stoßen dort sehr tun können, damit sich Kinder und Jugendliche im schnell und einfach auf unzulässige Inhalte. Web 2.0 sicher bewegen können. jugendschutz.net Pornografische Videoplattformen gehören zu den fordert ein größeres Engagement, bietet Betreibern am höchsten frequentierten Angeboten im Netz. aber auch Unterstützung bei der Umsetzung des Auch Neonazis missbrauchen die neuen Dienste Jugendschutzes an, der im Web 2.0 eine besondere und erreichen dort ein größeres Publikum als über Herausforderung darstellt. klassische Websites. Mit der Etablierung des Web 2.0 wird es zu- Im Web 2.0 erhöht sich auch das Risiko, belästigt nehmend wichtig, dass Kinder und Jugendliche zu werden oder sexuelle Übergriffe zu erleben. die Risiken kennen und auf ihre Sicherheit Wenn Kinder und Jugendliche in sozialen Netz- achten. Neben pädagogischen Handreichungen werken wie SchülerVZ persönliche Daten preisgeben, für Erwachsene hat jugendschutz.net deshalb machen sie sich angreifbar für böswillige begonnen, spezielle Materialien für Kinder und Mitschülerinnen und Mitschüler oder sogar Pädo- Jugendliche zu entwickeln, um ihren kompetenten kriminelle. Umgang mit dem Web 2.0 zu fördern. Inhalt Schwerpunkte der Recherche 2007 . . . . . . . . . . . . 6 Gefährliche Kontakte in Communities und Chats . . . . . . . . . . . . . . . 7 • • • Social Communities: Hetze gegen Mitschüler Chats: Sexuelle Übergriffe an der Tagesordnung Instant Messenger: Unsichere Grundkonfiguration Unzulässige Beiträge in Plattformen und Suchdiensten . . . . . . . . . . 9 • • • Plattformen: Rechtsextreme Propagandavideos Videosuche: Verletzung der Menschenwürde Suchmaschinen: Pornografie in großem Umfang Jugendschutzverstöße auf Websites und in Foren . . . . . . . . . . . . . 11 • • • Pro-Ana-Angebote: Verherrlichung von Magersucht NPD und Kameradschaften: Versteckte Propaganda Computerspiele für Erwachsene: Freie Verfügbarkeit Unausgereifte technische Schutzmaßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 13 • • Jugendschutzfilter: Unbefriedigende Wirksamkeit Handys: Unzureichende Schutzmöglichkeiten Vorgehen bei Verstößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 In Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 • • • Unzulässige Angebote beanstanden Kenntnis über unzulässige Beiträge verschaffen Aufsichtsverfahren über die KJM einleiten Im Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 • • • • • An ausländische Partner-Hotlines weiterleiten Bundeskriminalamt einschalten Host-Provider um Entzug der Plattform bitten Betreiber auf unzulässige Beiträge im Web 2.0 hinweisen Auffindbarkeit in Suchmaschinen reduzieren Kooperationen im In- und Ausland . . . . . . . . . . 18 In Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 • • • • • Chat-Betreiber: erforderliche Mindeststandards Web 2.0-Dienste: pro-aktive Maßnahmen der Betreiber Mobilfunkanbieter: sichere Grundkonfiguration BKA: gegen Kinderpornografie und „Posenangebote“ Klicksafe: Hotlines unter einem gemeinsamen Dach International . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 • • • INHOPE: gegen Kinderpornografie und „harmful content“ INACH: gegen Rassismus und Rechtsextremismus EU: verbesserter technischer Schutz Medienpädagogische Aktivitäten . . . . . . . . . . . 22 Kinder zu geeigneten Angeboten führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 • • Klick-Tipps: gute Kinderseiten empfehlen Ein Netz für Kinder: sicheren Surfraum schaffen Den kompetenten Umgang mit Risiken fördern . . . . . . . . . . . . . . 24 • • • • Entdecke dein Internet: Surf-Tipps für Kinder Chatten ohne Risiko? Lehrmodul und Website entwickelt Handy ohne Risiko? Broschüre veröffentlicht Rassismus im Netz: in den Ausbildungskanon integriert Zahlen im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 • • • 2.883 Verstöße gegen den Jugendschutz neu erfasst 70 % der Verstöße schnell beseitigt 9.200 Beschwerden und Anfragen bearbeitet Schwerpunkte der Recherche 2007 2007 lag ein neuer Rechercheschwerpunkt im Bereich des Web 2.0. jugendschutz.net hat die Konfrontationsrisiken auf Videoplattformen und die Kontaktrisiken in Communities erstmals intensiv überprüft. Im klassischen Web konzentrierte jugendschutz.net seine Recherchen auf Websites und Foren, die Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung beeinträchtigen können. Gleichzeitig war eine Fülle von Beschwerden über Angebote zu bearbeiten, die Pornografie ohne Zugangsschutz präsentieren, Kinder sexuell ausbeuten, Gewalt verherrlichen oder rechtsextreme Botschaften verbreiten. 2007 hat jugendschutz.net den ersten umfassenden Wirksamkeitstest für Jugendschutzfilter durchgeführt. Auch technische Schutzmöglichkeiten im Bereich des Mobilfunks wurden recherchiert. Denn inzwischen hat fast jedes Kind ein Handy, immer mehr Internet-Angebote und deren Risiken sind auch mobil zugänglich. 6 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 Gefährliche Kontakte in Communities und Chats Die Kommunikation über Chats und Instant Messenger ist bei Jugendlichen nach wie vor äußerst beliebt. 2007 ist aber auch die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer, die in Sozialen Netzwerken kommunizieren, exponentiell gestiegen. Einige Social Communities wie das SchülerVZ richten sich explizit an Kinder und Jugendliche. jugendschutz.net überprüft regelmäßig die Risiken auf den wichtigsten Kommunikationsplattformen. • Social Communities: Hetze gegen Mitschüler 2007 wurden vier exemplarische Communities Das Sicherheitsniveau der Social Communities ist (SchülerVZ, Kwick!, MySpace, SecondLife) intensiv insgesamt noch zu niedrig, ihre Betreiber nehmen gesichtet. Dabei fand das Chat-Projekt, das von ihre besondere Verantwortung nicht ausreichend der Landesanstalt für Kommunikation Baden- wahr. Allerdings beginnen soziale Netzwerke, die Württemberg finanziert wird, viele unzulässige von Jugendlichen genutzt werden, auf Kritik Beiträge, die Pornografie, Gewalt und Nazi-Propa- zu reagieren: Der Einsatz geschulter Moderatorinnen ganda verbreiteten oder Magersucht verherrlichten. und Moderatoren wurde verstärkt, erste technische Kinder und Jugendliche geben außerdem zu viele Maßnahmen ergriffen. jugendschutz.net weist persönliche Daten preis, ohne sich möglicher Betreiber regelmäßig auf Verstöße hin, befindet Folgen bewusst zu sein. Bei Kontakten kommt es sich aber auch im Gespräch mit Anbietern und regelmäßig zu Beleidigungen und Belästigungen. deren Selbstkontrolle, um den Jugendschutz zu Häufig hetzen User gegen Mitschülerinnen und verbessern. Mitschüler oder gegen Lehrkräfte (so genanntes Cyberbullying). Schwerpunkte der Recherche 7 • Aktuelle Beurteilungen von Chats und Instant Messengern unter: www.chatten-ohne-risiko.net • Chats: Sexuelle Übergriffe an der Tagesordnung • Instant Messenger: Unsichere Grundkonfiguration Problematische oder gefährliche Kontakte sind Auch in Instant Messengern bleiben sexuelle insbesondere in allgemeinen Chats immer noch Belästigungen an der Tagesordnung. Während der erschreckend häufig: Zu beobachten waren vor Recherchen wurden pornografische, teilweise allem sexuelle Belästigungen und Versuche der tier- und kinderpornografische Darstellungen von Kontaktanbahnung von Erwachsenen zu Kindern. Kommunikationspartnern übersandt. Da die Das Chat-Projekt recherchiert auch Möglichkeiten, wie Betreiber ihre Kommunikationsangebote für Kinder und Jugendliche sicherer gestalten können. Kommunikation hier direkt zwischen zwei Rechnern erfolgt, ist eine Kontrolle durch den Betreiber ungleich schwieriger als auf Chat-Plattformen. Konkrete Vorschläge von jugendschutz.net wurden 2007 recherchierte jugendschutz.net deshalb sichere von einigen Chats bereits aufgegriffen. So setzen Konfigurationsmöglichkeiten für die beliebtesten inzwischen zwei Betreiber die vorgeschlagene Messenger. Zur Verbesserung der Sicherheit sucht SMS-Authentifizierung bei der Anmeldung ein, um das Team die Kommunikation mit den Betreibern, Belästiger dauerhaft aussperren zu können. regt technische Schutzlösungen an (z.B. Alarm- 2007 fand der dritte Teil einer Workshop-Reihe button) und fordert, dass sie ihre Messenger statt, die jugendschutz.net zusammen mit KJM in einer kindersicheren Grundkonfiguration (Kommission für Jugendmedienschutz) und ausliefern. FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter) organisiert hat, um Anbieter für mehr Jugendschutz in Chats zu sensibilisieren und Mindeststandards zu definieren. Erstmals wurde ein förmliches Verfahren gegen einen ChatBetreiber eingeleitet, weil er zumutbare Schutzmaßnahmen nicht ergriffen hatte. 8 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • Exekutionsvideos sind auch über Suchmaschinen auffindbar. Unzulässige Beiträge in Plattformen und Suchdiensten Suchmaschinen kommt im Internet eine Schlüsselfunktion zu, da sie die unüberschaubare Fülle des Angebots erschließen. Ähnlich große Reichweiten erzielen inzwischen aber auch Web 2.0-Plattformen. • Plattformen: Rechtsextreme Propagandavideos • Videosuche: Verletzung der Menschenwürde Videoplattformen werden von Jugendlichen stark Im Zusammenhang mit dem Video der Hinrichtung frequentiert, um Filme anzuschauen, zu kom- von Saddam Hussein untersuchte jugendschutz.net, mentieren oder mit Gleichgesinnten in Kontakt inwieweit solche und andere unzulässige Exe- zu treten. YouTube ist inzwischen nach Google kutionsdarstellungen über Suchmaschinen und das populärste Angebot in Deutschland, täglich Videoplattformen zugänglich gemacht werden. stellen Mitglieder der Community dort hunderttausende neuer Videos online. Tötungsvideos, die die Menschenwürde verletzen, waren vor allem in der Videosuche großer Die Recherchen von jugendschutz.net zeigten, dass Suchdienste zu finden. Die Betreiber wurden um die Plattformen häufig von Rechtsextremen miss- Sperrung gebeten, alleine Yahoo entfernte braucht werden, um neonazistische Propaganda zu 195 Fundstellen. verbreiten. 2007 wurden mehrere hundert rechtsextreme Videos gefunden. Sie enthielten strafbare Musik oder dienten der Mobilisierung und Rekrutierung für regionale Szeneaktivitäten. Einzelne rechtsextreme Videos werden mehrere zehntausend Mal abgerufen. jugendschutz.net weist Betreiber auf unzulässige Beiträge hin, die in der Regel schnell gelöscht werden. Insgesamt können die Plattformen aber noch wesentlich mehr tun, um den Jugendschutz besser zu berücksichtigen. Schwerpunkte der Recherche 9 • Suchmaschinen: Pornografie in großem Umfang jugendschutz.net beschäftigt sich seit seiner jugendschutz.net konzentriert sich auf die Gründung mit der Verbesserung des Jugendschutzes wichtigsten unzulässigen Fundstellen und erprobt in Suchdiensten. Im Rahmen eines vom Bundes- Möglichkeiten, ihnen die Plattform zu entziehen familienministerium finanzierten Projektes bot sich oder zumindest ihre Auffindbarkeit zu erschweren. erstmals die Möglichkeit, unzulässige Fundstellen systematisch zu recherchieren und mögliche Gegenmaßnahmen zu erproben. 2007 wurden dazu insgesamt 15.000 Fundstellen ausgewertet. Die systematische Auswertung von Suchtreffern und das gezielte Vorgehen gegen unzulässige Fundstellen wurde vom HBI (Hans-Bredow-Institut) als sehr erfolgreich bewertet, die Aufnahme Das Risiko, ungewollt mit belastenden Inhalten dieses Arbeitsansatzes in das Standardrepertoire in Suchmaschinen konfrontiert zu werden, hat von jugendschutz.net vorgeschlagen. sich verringert. Waren vor einigen Jahren bereits bei kinderaffinen Suchbegriffen wie „Mädchen“ pornografische Inhalte an erster Stelle zu finden, fehlen diese Fundstellen heute oder werden auf hintere Plätze verwiesen. Mit einschlägigen Suchbegriffen ist Pornografie jedoch weiterhin in großem Umfang zugänglich, wobei unzulässige Fundstellen vor allem in der Bildersuche vorkommen. 10 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • Pro-Ana-Sites verherrlichen Magersucht als Lifestyle. Jugendschutzverstöße auf Websites und in Foren Klassische Web-Angebote spielen für Kinder und Jugendliche weiterhin eine große Rolle. Um die Gefahr der Konfrontation mit problematischen Inhalten zu reduzieren, untersucht jugendschutz.net Angebote auf Verstöße. Zusätzlich werden jugendaffine Angebote zu thematischen Schwerpunkten ganz gezielt überprüft. Die Zahl der Hinweise auf unzulässige Inhalte ist 2007 sehr stark angestiegen. • Pro-Ana-Angebote: Verherrlichung von Magersucht Die meisten Websites und Gesprächsforen zu In 8 von 10 Fällen erreichte jugendschutz.net, Magersucht (80 %) verstoßen gegen den Jugend- dass unzulässige Angebote gesperrt oder gelöscht schutz. Das ist das Ergebnis der Recherchen, wurden. Die übrigen Fälle wurden an die KJM die jugendschutz.net in den Jahren 2006 und 2007 weitergeleitet. Diese bestätigte die Einschätzung, auf 270 Websites durchgeführt hat. Unter dem dass diese Angebote eine Jugendgefährdung beschönigenden Begriff Pro-Ana (Pro-Anorexia) darstellen. werden die Krankheit und ihre Folgen verharmlost und glorifiziert. Pro-Ana-Angebote können Kinder und Jugendliche zum Einstieg in die Magersucht verführen oder sie in einem lebensbedrohlichen Verhalten bestärken. Auch in Web 2.0-Plattformen gibt es immer mehr Beiträge, die Magersucht verherrlichen. Hier sind insbesondere die Betreiber aufgerufen, effektiver gegen solche Inhalte vorzugehen. Schwerpunkte der Recherche 11 • Neonazis rekrutieren Jugendliche mit attraktiv gestalteten Websites. • NPD und Kameradschaften: Versteckte Propaganda • Computerspiele für Erwachsene: Freie Verfügbarkeit Rechtsextreme missbrauchen das Internet massiv jugendschutz.net kontrolliert seit 2005, wie zu Propagandazwecken. Das Rechtsextremismus- Computerspiele über das Internet vermarktet projekt, das von der Bundeszentrale für politische werden. Die Präsentation von Spielen, die für Bildung finanziert wird, beobachtet diese Szene Kinder und Jugendliche ungeeignet sind, hat deshalb seit Jahren intensiv. sich im Internet seitdem kaum verbessert. Das rechtsextreme Gesamtangebot erreichte 2007 mit 1.635 dokumentierten Websites einen Höchststand, vor allem die Zahl der Angebote von NPD und Neonazi-Kameradschaften ist weiter angewachsen (um über 30 %). Der Anteil der unzulässigen Websites ist rückläufig. jugendschutz.net gelang es in vier von fünf Fällen, diesen die Plattform zu entziehen. Der rechtsextreme Bezug ist bei vielen Websites nicht mehr auf den ersten Blick ersichtlich. Viele Betreiber missbrauchen Symbole und Aktionsformen anderer Jugendszenen, integrieren Werbevideos und Musik oder unterbreiten Angebote aus der „klassischen“ Jugendarbeit wie Beratung, Nachhilfe oder Freizeitaktivitäten. Rechtsextremes Gedankengut wird vielfach nebenbei vermittelt. jugendschutz.net wird diese subtilen Beeinflussungsstrategien weiter beobachten und Möglichkeiten ausloten, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken. 12 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 2007 ergab die Recherche, dass Gewaltinhalte weiterhin ohne Zugangsschutz zu finden waren. Alterskennzeichnungen fehlten, waren falsch oder schlecht erkennbar. Kaum ein Angebot benannte einen Jugendschutzbeauftragten. Nur beim Online-Verkauf von Spielen für Erwachsene wird der Jugendschutz inzwischen besser beachtet. Um Anbieter über die gesetzlichen Bestimmungen zu informieren, erarbeitete jugendschutz.net eine Handlungsempfehlung zur gesetzeskonformen Gestaltung des Online-Vertriebs von Computerspielen. Diese Empfehlungen sollen mit den Publishern und deren Verbänden diskutiert werden. Unausgereifte technische Schutzmaßnahmen Anbieter sind zum Einsatz technischer Schutzmaßnahmen verpflichtet, damit Kinder und Jugendliche nicht auf Angebote zugreifen können, die für sie ungeeignet oder unzulässig sind. 2007 hat jugendschutz.net die Wirksamkeit von Filtersystemen sowie mögliche Schutzlösungen im Bereich des mobilen Internets recherchiert. • Jugendschutzfilter: Unbefriedigende Wirksamkeit • Handys: Unzureichende Schutzmöglichkeiten Das Prüflabor der KJM bei jugendschutz.net jugendschutz.net hat 2007 die Schutzmöglich- hat 2007 die Wirksamkeit ausgewählter Jugend- keiten recherchiert, die im Bereich des Mobilfunks schutzfilter getestet. Hierzu wurde mit dem bereits angeboten werden oder wünschenswert Expertenwissen aller Bereiche von jugendschutz.net wären: Bislang sind zu wenige altersdifferenzierte ein Test-Pool aus 1.300 aktuellen Adressen Einstellmöglichkeiten vorhanden, die Ausliefe- zusammengestellt. rung von Handys in einer kindersicheren Grund- Trotz leichter Verbesserungen gegenüber dem konfiguration ist noch nicht absehbar. ersten Test im Jahre 2006 zeigte kein Programm Die Mobilfunkbetreiber haben 2007 allerdings eine zufriedenstellende Wirksamkeit: Sie ließen weitere Schritte unternommen, um den Jugend- weiterhin zu viele ungeeignete Seiten passieren schutz zu verbessern. Im Rahmen des Runden und blockierten zu viel Unbedenkliches. Jugend- Tisches in RLP, bei dem auch jugendschutz.net schutzfilter können die elterliche Aufsicht beim Verbesserungsvorschläge unterbreitete, wurden Surfen daher weiterhin nicht ersetzen. Hilfestellungen für Eltern vereinbart. Bestehende Möglichkeiten zur Optimierung werden noch nicht ausreichend genutzt. Nur zwei Wünschenswerte technische Schutzmaßnahmen werden mit KJM und FSM beraten. von neun getesteten Systemen integrierten die Indizierungsliste der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien), die kostenlos verfügbar ist. Schwerpunkte der Recherche 13 Vorgehen bei Verstößen jugendschutz.net setzt erfolgreich auf die Kommunikation mit Anbietern, um Verstöße direkt und schnell zu beseitigen. Dieses Vorgehen bewertet das Hans-Bredow-Institut in seiner Evaluation des Jugendmedienschutzes als sehr positiv und derzeit alternativlos. Auch bei ausländischen Anbietern erweist sich diese Strategie als sehr effektiv. In Deutschland können zwei Drittel aller unzulässigen Angebote bereits im Vorfeld eines aufwändigen Aufsichtsverfahrens beseitigt werden. Probleme bereiten weiterhin Fälle, in denen die Rechtslage nicht eindeutig ist. Gerade Betreiber riskanter Chatund Web 2.0-Dienste ziehen sich gerne darauf zurück, erst tätig werden zu müssen, wenn ihnen unzulässige Beiträge von jugendschutz.net und anderen gemeldet werden. Viele Angebote, die in Deutschland unzulässig sind, dürfen im Ausland verbreitet werden. Wenn es über Partner oder Provider im Ausland nicht gelingt, diesen Angeboten die Plattform zu entziehen, versucht jugendschutz.net, zumindest ihre Auffindbarkeit zu erschweren. 2007 wurde erstmals systematisch die Indizierung wichtiger Websites im Ausland angeregt, damit sie in deutschen Suchmaschinen nicht mehr gefunden werden. 14 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 In Deutschland Bei Verstößen in Deutschland kontaktiert jugendschutz.net den zuständigen Anbieter und bittet um Beachtung des Jugendschutzes. Erstmals wurden auch Web 2.0- und Chat-Angebote beanstandet, wenn deren Betreiber die nötige Vorsorge vermissen ließen oder unzureichend auf Vorfälle reagierten. Sehen die Verantwortlichen keinen Änderungsbedarf, wird der Fall der KJM zur Entscheidung vorgelegt. • Unzulässige Angebote beanstanden • Kenntnis über unzulässige Beiträge verschaffen Ein Großteil der Aktivitäten von jugendschutz.net jugendschutz.net informiert Betreiber von Chats besteht in der Beanstandung unzulässiger und Web 2.0-Plattformen über Verstöße gegen Web-Angebote. Ansprechpartner ist zunächst der den Jugendschutz. Die Beanstandung einzelner Inhalteanbieter. Wenn er nicht erreichbar ist, Beiträge wird jeweils mit der Aufforderung kontaktiert jugendschutz.net zuständige Host- oder verbunden, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, Service-Provider. So gelang es 2007, mehr als um vergleichbare Inhalte zu löschen oder User zwei Drittel der 1.233 in Deutschland recherchierten dauerhaft zu sperren, welche die Plattform immer Jugendschutzverstöße schnell zu beseitigen. Besonders bewährt haben sich Beanstandungskampagnen in thematisch begrenzten Bereichen wieder zur Verbreitung unzulässiger Inhalte missbrauchen. (z.B. Pro-Ana, Suizid). Obwohl sich die Aktivitäten • nur gegen eine Auswahl unzulässiger Angebote 2007 hat jugendschutz.net in 125 Fällen ein Aufsichtsverfahren über die KJM einleiten richten, erzielen sie Wirkungen über den Einzelfall medienrechtliches Aufsichtsverfahren eingeleitet. hinaus. Damit blieb der Anteil der Weiterleitungen an die KJM mit etwa zehn Prozent konstant. Vorgehen bei Verstößen 15 • Rapidshare sperrte nach Hinweis Musik von Neonazi-Bands. Im Ausland Auch im Ausland sind Erfolge gegen unzulässige Angebote möglich. Wenn eine Löschung oder Änderung der jugendgefährdenden Inhalte nicht gelingt, regt jugendschutz.net deren Indizierung an. • An ausländische Partner-Hotlines weiterleiten jugendschutz.net leitet Verstöße im Ausland • Bundeskriminalamt einschalten Kinderpornografische Angebote gibt jugendschutz.net immer an das BKA ab. Hier hat die Täterermittlung routinemäßig an Partner-Meldestellen weiter. Vorrang, weil hinter jedem Fall von Kinderporno- Hotlines aus dem INHOPE-Netzwerk wurden grafie ein sexueller Missbrauch von Kindern 2007 in über 500 Fällen informiert. Leider führen zu vermuten ist. 2007 ist die Zahl der an das BKA diese Weiterleitungen nur in Ausnahmefällen weitergeleiteten um über 20 % auf 417 Fälle zu einer Entfernung unzulässiger Angebote aus angestiegen. dem Netz, da die meisten Mitglieder des Verbundes nur gegen kinderpornografische Inhalte vorgehen. jugendschutz.net wirbt weiterhin dafür, bei jeder Art von „harmful content“ tätig zu werden. Die Kooperation im INACH-Netzwerk war effektiv. In fünf von sechs Fällen ist es gelungen, ausländische Neonazi-Angebote durch die Einschaltung einer Partnerorganisation schließen zu lassen. • Host-Provider um Entzug der Plattform bitten Im Ausland lässt sich die Einhaltung des Jugendschutzes am besten über die Kontaktaufnahme zu Host-Providern durchsetzen, die den Speicherplatz im Internet zur Verfügung stellen. Mit Hinweis auf deren Geschäftsbedingungen konnte jugendschutz.net 2007 insbesondere die Entfernung rechtsextremer Angebote erreichen. In 80 % der Fälle war das so genannte Notice-and-Take-Down-Verfahren erfolgreich. 16 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • jugendschutz.net erreicht Löschung von Nazi-Videos auf Web 2.0-Plattformen. • Betreiber auf unzulässige Beiträge im Web 2.0 hinweisen • Auffindbarkeit in Suchmaschinen reduzieren Betreiber von deutschen Web 2.0-Plattformen Bei unzulässigen Websites, gegen die sonst keine sind verpflichtet, zumindest die unzulässigen Handlungsmöglichkeiten bestehen, setzt Inhalte zu löschen, von denen sie Kenntnis jugendschutz.net auf deren Indizierung durch haben. Schwieriger ist es bei ausländischen Platt- die BPjM. Deutsche Suchmaschinen löschen formen, da die Betreiber nur eingeschränkt indizierte Angebote aus ihren Suchindizes, so deutscher Gesetzgebung unterliegen und die dass sie für Kinder und Jugendliche nicht mehr deutschen Verantwortlichkeitsregeln für sie so einfach zu finden sind. Die Liste der BPjM soll nicht gelten. auch in Jugendschutzfilter eingebunden werden, 2007 ist jugendschutz.net erstmals gezielt gegen jugendgefährdende Beiträge vorgegangen, die auf Videoplattformen bzw. in der Videosuche großer Suchdienste zu finden waren. Diese Maßnahme erwies sich als sehr effektiv. Mit dem größten Videoportal YouTube wurde 2007 eine Vereinbarung zur Löschung unzulässiger rechtsextremer Inhalte getroffen. jugendschutz.net konnte so die Entfernung von 316 unzulässigen rechtsextremen Videos erreichen. damit Eltern sich sicher sein können, dass indizierte Angebote auf jeden Fall blockiert werden. Je mehr Filterhersteller die Indizierungsliste einbinden, desto größer ist die Schutzwirkung. 2007 ging das Suchmaschinenprojekt gezielt gegen prominent platzierte Angebote vor. In 217 Fällen, in denen die Verstöße nicht durch subsidiäre Maßnahmen (z.B. Schließung durch Host-Provider) zu beseitigen waren, regte jugendschutz.net deren Indizierung an. Vorgehen bei Verstößen 17 Kooperationen im In- und Ausland Für einen effektiven Jugendschutz ist die Zusammenarbeit mit zuständigen Behörden, Institutionen, Anbietern und ihren Selbstkontrollen unerlässlich. Durch die intensive Vernetzung kann jugendschutz.net beim Vorgehen gegen unzulässige Angebote inzwischen in 9 von 10 Fällen auf Ansprechpartner im In- und Ausland zurückgreifen. 2007 baute jugendschutz.net vor allem die Kommunikation mit den Betreibern von Web 2.0- und Kommunikationsangeboten in Deutschland aus. Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit waren die Bekämpfung von Hass im Netz und technische Schutzlösungen. Der Austausch soll auf weitere Felder ausgedehnt werden (z.B. Verherrlichung von Magersucht, Chat, gute Kinderangebote). Neben der seit Jahren bestehenden internationalen Zusammenarbeit hat jugendschutz.net bei Veranstaltungen im Ausland (z.B. Taiwan) und Besuchen ausländischer Delegationen (z.B. Japan, China, Estland) die beispielhaften Regelungen des deutschen Jugendmedienschutzes kommuniziert und seine bewährten Verfahrensweisen gegen jugendgefährdende Inhalte im Internet präsentiert. 18 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 In Deutschland jugendschutz.net sucht insbesondere den Kontakt zu Anbietern, um sie zu sensibilisieren, Maßnahmen zur Verbesserung des Jugendschutzes anzuregen und Mindeststandards zu kodifizieren. • Chat-Betreiber: erforderliche Mindeststandards • Web 2.0-Dienste: pro-aktive Maßnahmen der Betreiber Gemeinsam mit FSM und KJM organisierte 2007 hat jugendschutz.net eine Zusammenarbeit jugendschutz.net eine Workshop-Reihe zu Best- mit den wichtigsten Web 2.0-Diensten begonnen. Practice-Methoden und Mindeststandards für Zu den neu gewonnenen Gesprächspartnern den Jugendschutz in kommunikativen Internet- gehören beispielsweise Betreiber populärer Video- diensten. Bei der letzten Veranstaltung 2007 in Plattformen und Anbieter von Social Communities, München wurden die rechtlichen Verpflichtungen die sich an Kinder und Jugendliche richten. der Chat-Betreiber diskutiert. Als Folge der Workshops wurden vereinzelt In den meisten Web 2.0-Diensten sind unzulässige Inhalte zu finden, das Gros der beanstandeten Verbesserungen vorgenommen, eine umfassende Beiträge wird jedoch umgehend gelöscht. Die Steigerung des Sicherheitsniveaus der Chat- Diskussion und Umsetzung von umfassenden Landschaft erfolgte jedoch noch nicht. Zwar ver- Sicherheitskonzepten, die auch eigenständige pflichteten sich vier Betreiber, Mindeststandards Maßnahmen der Betreiber umfassen, steht noch einzuhalten, doch haben bislang keine weiteren aus. Wie auch im Chat-Bereich ist hier eine Betreiber den Verhaltenskodex der FSM unter- Selbstverpflichtung der Betreiber zur Einhaltung zeichnet. von Mindestsicherheitsstandards wünschenswert. Kooperationen im In- und Ausland 19 • jugendschutz.net blickt zurück auf zehn erfolgreiche Jahre der Kooperationen im In- und Ausland. • Mobilfunkanbieter: direkte Ansprechpartner in akuten Fällen und sichere Grundkonfiguration gegenseitige Information wollen die Beteiligten Bei einem Runden Tisch des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums unterbreitete jugendschutz.net Vorschläge, wie Mobilfunkanbieter den technischen Jugendschutz auf Handys besser gewährleisten können. Bisher haben Eltern nur die Möglichkeit, den mobilen Internetzugang komplett zu sperren oder nur die Erwachseneninhalte zu blockieren, welche allen Formen der sexuellen Ausbeutung von Kindern im Internet noch wirksamer entgegentreten. Die Kooperation dient auch dem Ziel, gegen Darstellungen im Vorfeld der Kinderpornografie so effektiv wie möglich vorzugehen. • Klicksafe: Hotlines unter einem gemeinsamen Dach die Mobilfunkanbieter selbst vertreiben. Es fehlen Klicksafe ist eine wichtige Schnittstelle zur Ver- insbesondere Schutzmöglichkeiten, die eine netzung medienpädagogischer Initiativen. Sie altersdifferenzierte Filterung ungeeigneter Internet- wird von den Landesmedienanstalten Nordrhein- inhalte ermöglichen oder einen sicheren Surfraum Westfalen und Rheinland-Pfalz getragen und von für Kinder bieten. Auch die Auslieferung von der Europäischen Union als nationaler Netzwerk- onlinefähigen Handys in einer sicheren Grund- knoten gefördert. jugendschutz.net ist seit 2007 konfiguration ist weiter zu fordern. Mitglied im Klicksafe-Beirat und unterstützt die Initiative fachlich. Das Safer-Internet-Programm • BKA: gegen Kinderpornografie und „Posenangebote“ der EU-Kommission sieht vor, dass geförderte Online-Beschwerdestellen, telefonische Beratungsstellen und der Awareness Node zur Förderung Seit Jahren besteht zwischen dem Bundeskriminal- von Medienkompetenz künftig unter einem Dach amt und jugendschutz.net eine gute Kooperation agieren und intensiven Austausch pflegen. gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern im jugendschutz.net hat deshalb mit der Internet- Internet. Um diese auszubauen, vereinbarte das beschwerdestelle (FSM, eco), dem Deutschen BKA mit der BPjM und den deutschen Hotlines Kinderschutzbund und Klicksafe einen gemeinsamen jugendschutz.net, FSM und eco ein Memorandum Förderantrag für den Zeitraum 2008 bis 2010 of Understanding. Durch bessere Koordination, gestellt. 20 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • Auf der INACH-Konferenz diskutierten internationale Fachleute über Strategien gegen Hass im Netz. International Die enge Zusammenarbeit mit ausländischen Anbietern und Organisationen ist für wirksamen Jugendschutz im Internet unerlässlich. • INHOPE: gegen Kinderpornografie Österreich, Frankreich und Rumänien waren 2007 und „harmful content“ 16 Organisationen im Netzwerk vertreten. jugendschutz.net ist Gründungsmitglied der International Association of Internet HotlineProviders (INHOPE) zur Bekämpfung von “illegal and harmful content“. Das von der EU geförderte Netzwerk bestand 2007 aus 30 Beschwerdestellen. Japan, Slowenien, Portugal und Tschechien wurden neu aufgenommen. Die Mitglieder tauschen regelmäßig ihre Höhepunkt in 2007 war die von jugendschutz.net organisierte Jahreskonferenz in Berlin. INACH forderte die OSZE im Anschluss auf, den pädagogischen Ansatz bei der Bekämpfung von Hass im Netz zu stärken. (www.inach.net) • EU: verbesserter technischer Schutz Erfahrungen über wirksame Maßnahmen gegen jugendschutz.net ist an zwei EU-Projekten unzulässige Inhalte aus, ein Schwerpunkt zum technischen Jugendschutz beteiligt. waren dabei die neuen Entwicklungen im Als Berater im Beirat des europäischen Filtertest- Web 2.0. (www.inhope.org) Projektes SIP-Bench und als Partner des Youth Protection Round Table (YPRT) befindet sich die Stelle im Dialog mit Herstellern von Filter- • INACH: gegen Rassismus systemen, Jugendschutzorganisationen und und Rechtsextremismus Providern, um Anforderungen an technische Das International Network Against Cyber Hate (INACH) wurde ebenfalls durch jugendschutz.net Jugendschutzsysteme zu formulieren und für länderübergreifende Standards zu werben. mitbegründet. INACH ermöglicht den kontinuierlichen Austausch und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit antirassistischen OnlineMeldestellen. Mit den neuen Mitgliedern aus Kooperationen im In- und Ausland 21 Medienpädagogische Aktivitäten Damit Kinder und Jugendliche sich im Internet möglichst sicher bewegen können, müssen nicht nur Gefährdungen vermieden und beseitigt werden. Kinder brauchen anregende, vielfältige und geschützte Kommunikations- und Surfräume. Jugendliche müssen typische Internet-Risiken kennen und den kompetenten Umgang mit ihnen erlernen. Auf der Kontrolltätigkeit aufbauend erarbeitet jugendschutz.net Handreichungen und führt Workshops durch, um Eltern, pädagogische Fachkräfte, Jugendliche und Kinder für bestehende Risiken zu sensibilisieren und ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Darüber hinaus setzt jugendschutz.net seine Bemühungen fort, das Kinderangebot im Internet leichter auffindbar und in Form eines geschützten Surfraumes verfügbar zu machen. 22 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 Kinder zu geeigneten Angeboten führen In Deutschland existieren bereits zahlreiche Web-Angebote, die sich an Kinder richten. Diese Seiten sind für Kinder und deren Eltern oftmals schwer zu finden und zu beurteilen. Seit nunmehr acht Jahren liefert jugendschutz.net hier Hilfestellung. • Klick-Tipps: gute Kinderseiten empfehlen • Ein Netz für Kinder: sicheren Surfraum schaffen In Kooperation mit der Stiftung MedienKompetenz jugendschutz.net setzt sich seit Jahren für die Forum Südwest bietet jugendschutz.net einen Schaffung eines sicheren und interessanten Service, der wöchentlich ausgewählte Kinderseiten Surfraums für Kinder ein und unterstützt die präsentiert. Ein zentrales Qualitätsmerkmal der Initiative „Ein Netz für Kinder“, in deren Rahmen Klick-Tipps ist die redaktionelle Beteiligung von Politik, Wirtschaft und Jugendmedienschutz Kindern. 2007 konnte die Zahl der Portale sehr an der konkreten Umsetzung dieses Vorhabens stark erweitert werden, die den Service in ihr arbeiten. So entwickelte jugendschutz.net Angebot integrieren (von 20 in 2006 auf 80 in 2007). beispielsweise die Website und das Logo der Mit Bundesfamilienministerin von der Leyen Initiative und stellt ihrem Suchportal fragFINN.de und Ministerpräsident Beck wurden namhafte täglich aktualisierte Surftipps zur Verfügung. Unterstützer gewonnen, die Anbietern die Übernahme der Klick-Tipps empfehlen, um Kinder zu guten Seiten zu führen. Medienpädagogische Aktivitäten 23 • Kinder sind an der Beurteilung der Klick-Tipps beteiligt. Den kompetenten Umgang mit Risiken fördern Der kompetente Umgang mit den Inhalten und Diensten des Internets stellt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eine Herausforderung dar. jugendschutz.net erarbeitet deshalb Handreichungen mit praxisnahen Hilfestellungen und erprobt Möglichkeiten, wie nötige Kompetenzen vermittelt werden können. • Entdecke dein Internet: Surf-Tipps für Kinder • Chatten ohne Risiko? Lehrmodul und Website entwickelt Die Broschüre „Ein Netz für Kinder“, die jugend- Das Thema Chat-Sicherheit wird in Schulen bisher schutz.net seit 2000 regelmäßig für das Bundes- kaum behandelt, weil Lehrerinnen und Lehrern familienministerium erstellt, wurde 2007 häufig das nötige Praxiswissen fehlt. Im Rahmen komplett überarbeitet. Neben einem Teil, der des von der LFK finanzierten Chat-Projekts hat Eltern und pädagogische Fachkräfte über jugendschutz.net daher zwei Unterrichtseinheiten Risiken im Internet aufklärt und praktische für die Klassenstufen 4-7 und 7-10 entwickelt. Hilfestellung gibt, wurde erstmalig ein Extraheft Die Lehrmodule wurden vielfach erprobt und für Kinder erarbeitet, das ihnen die lustigsten stehen auf chatten-ohne-risiko.net zum Down- und interessantesten Seiten vorstellt, sie aber load zur Verfügung. auch zur Vorsicht ermahnt. Seit Februar 2007 veröffentlicht das Chat-Projekt seine Beurteilungen der wichtigsten Chats auch im Netz. Hohe Zugriffszahlen auf chatten-ohnerisiko.net mit bis zu 1.000 Besucherinnen und Besuchern täglich zeigen den großen Bedarf an aktuellen Risikobewertungen sowie an Tipps zur sicheren Nutzung von Chats und Instant Messengern. 24 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • Unterrichtsmaterialien zum Thema Chat-Sicherheit erstellt. • Handy ohne Risiko? Broschüre veröffentlicht • Ratgeber für Eltern gibt Tipps zum sicheren Umgang mit Handys. • Rassismus im Netz: in den Ausbildungskanon integriert Bei den unter 18-jährigen ist das Handy das am Ein wichtiges Ziel von jugendschutz.net ist, weitesten verbreitete Medium. Gleichzeitig Jugendliche präventiv für rechtsextreme setzt sich der Trend zur mobilen Nutzung des Propagandastrategien im Netz zu sensibilisieren Internets fort. jugendschutz.net erstellte deshalb und mit ihnen Formen der Zivilcourage im im Auftrag des Bundesfamilienministeriums Netz zu erproben. Das Rechtsextremismusprojekt die Broschüre „Handy ohne Risiko?“, die sich mit entwickelt dazu Konzepte für die praktische den neuen mobilen Risiken und den bestehenden Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen, führt Möglichkeiten auseinandersetzt, diese zu regelmäßig Workshops durch und erstellt reduzieren. Sie gibt Eltern konkrete Tipps für die Handreichungen. Gesammelte Erfahrungen wurden Auswahl kindgeeigneter Handys und für deren 2007 gemeinsam mit Partnern im Buch „Erlebnis- sichere Konfiguration. welt Rechtsextremismus – Menschenverachtung Für 2008 ist eine Aktualisierung geplant, in der neue Entwicklungen im Mobilfunksektor, mit Unterhaltungswert“ zusammengefasst und veröffentlicht. Selbstverpflichtungen der Industrie und neue Erstmals konnte 2007 das Thema Rechtsextremis- Schutzmöglichkeiten präsentiert werden sollen. mus im Internet exemplarisch in den pädagogischen Ausbildungskanon integriert werden: jugendschutz.net erprobte in Kooperation mit der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung ein Modul, das vom Institut für Qualitätsentwicklung in Hessen als offizielles Fortbildungsangebot für Lehrerinnen und Lehrer akkreditiert wurde. Medienpädagogische Aktivitäten 25 Zahlen im Überblick Die Zahl der neu erfassten Verstöße ist auch im Jahr 2007 weiter angestiegen, wesentlich mehr Fälle aus den vergangenen Jahren mussten erneut geprüft werden. Die meisten Verstöße bezogen sich auf Pornografie, die größte Steigerung war bei kinderpornografischen Angeboten zu verzeichnen. Das stark gestiegene Arbeitsaufkommen ist vor allem auf eine neue Höchstzahl an Hinweisen besorgter Internet-Nutzer sowie auf die erweiterte Recherchetätigkeit von jugendschutz.net zurückzuführen. Neuer Schwerpunkt waren Web 2.0-Dienste. Als besonders effektiv hat sich der Ansatz des Suchmaschinenprojektes erwiesen, systematisch in Suchdiensten und auf Plattformen nach unzulässigen Angeboten zu suchen und gezielt gegen prominent platzierte Fundstellen vorzugehen. Recherchiert wurde mit kinderaffinen und einschlägigen Suchbegriffen aus den Bereichen Pornografie, Gewalt und Rechtsextremismus. Die Entwicklungen zeigen, dass die Arbeit von jugendschutz.net zehn Jahre nach seiner Gründung allgemeine Anerkennung findet. Das Expertenwissen der Stelle wird von Eltern, Multiplikatoren, Institutionen und Behörden sowie Journalisten regelmäßig in Anspruch genommen. 26 jugendschutz.net Jahresbericht 2007 • 2.883 Verstöße gegen den Jugendschutz neu erfasst Insgesamt wurden 2.883 neue Verstöße dokumentiert (plus 10 %). Dabei pendelte sich die Zahl der deutschen Fälle mit 1.230 Angeboten auf dem hohen Vorjahresniveau ein. Die Steigerung um 20 % bei ausländischen Fällen ist auf vermehrte unzulässige Beiträge in Web 2.0-Diensten und einen Zuwachs kinderpornografischer Inhalte (plus 25 %) zurückzuführen. • Die Zahl der bearbeiteten unzulässigen Fälle steigt kontinuierlich an. • 51 % der unzulässigen • ausländischen Fälle aus den USA Impressum Autorinnen und Autoren: Stefan Glaser, Thomas Günter, Friedemann Schindler, Hanna Wittstadt unter Mitarbeit des Teams von jugendschutz.net verantwortlich: Friedemann Schindler 7.164 Websites auf Jugendschutzverstöße geprüft Von den 1.653 erfassten Verstößen im Ausland jugendschutz.net überprüfte 7.164 Angebote stammte die Hälfte aus den USA (Vorjahr: 43 %). (plus 32 %). Die Zahl der neu erfassten Angebote Insbesondere strafbare rechtsextreme Inhalte (4.079) stieg nur leicht, aber wesentlich mehr fanden sich auf US-amerikanischen Servern. 9 % Altfälle mussten erneut gesichtet werden, weil der Verstöße wurden in den Niederlanden Verstöße nicht beseitigt oder neue unzulässige registriert (v.a. Pornografie), 6 % in Russland Inhalte gefunden wurden. (die Hälfte davon Kinderpornografie). • • 52 % der unzulässigen Angebote pornografisch 9.200 Beschwerden und Anfragen bearbeitet Die Zahl der zu bearbeitenden Hinweise von Der größte Teil der Verstöße betraf das Zugänglich- Nutzerinnen und Nutzern erreichte mit 6.700 machen von Pornografie, 14 % entfielen auf die einen neuen Höchststand (plus 22 %). Auch das Verbreitung rechtsextremer Propaganda. Die Zahl Expertenwissen von jugendschutz.net wurde der Posenangebote ist auf 3 % zurückgegangen – häufiger denn je nachgefragt: 2007 wurden 2.500 ein Erfolg gezielter Kontrollen von jugendschutz.net Anfragen beantwortet (plus 13 %). und konsequenter Aufsichtstätigkeit von KJM und Landesmedienanstalten. • • Suchanfragen aus und dokumentierte dabei 842 70 % der Verstöße schnell beseitigt 1.700 Suchanfragen ausgewertet Das Suchmaschinen-Projekt wertete 1.700 Druck: 2007 konnten mehr als zwei Drittel der Verstöße unzulässige Fundstellen. Druckerei Fortmann in Deutschland bereits im Vorfeld von Aufsichts- • verfahren beseitigt werden. Bei pornografischen Grafische Gestaltung: Inhalten gelang dies in 82 % der Fälle, bei rechts- Designgruppe Fanz und Neumayer extremen Fällen lag die Erfolgsquote sogar bei 93 %. • 65 Chats, Messenger und Communities beobachtet Das Chat-Projekt prüfte die wichtigsten Chats, Messenger und Communities regelmäßig auf 730 unzulässige Beiträge Kontakt- und Konfrontationsrisiken. auf Videoplattformen gefunden • Auf den sechs größten Videoplattformen wurden 730 unzulässige Filme identifiziert, vor allem Exekutions- und Nazivideos. In 90 % der Fälle konnte jugendschutz.net zeitnah eine Löschung 2.100 Kinderangebote gesichtet Das Klick-Tipps-Projekt sichtete 2.100 Kinderangebote und wählte 400 Deeplinks für den wöchentlichen Empfehlungsdienst aus. erreichen. Zahlen im Überblick 27 Mehr Rücksicht auf Kinder und Jugendliche im Internet jugendschutz.net drängt auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern, löschen oder für Kinder und Jugendliche sperren. Die Jugendministerien haben die länderübergreifende Stelle 1997 gegründet. Sie ist seit 2003 an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden, um eine einheitliche Aufsicht über Rundfunk und Internet zu gewährleisten. Hinweise auf Jugendschutzverstöße im Internet Problematische Inhalte im Netz können gemeldet werden unter: www.jugendschutz.net/hotline [email protected] Ergebnisse der Recherchen und Kontrollen Wallstraße 11 55122 Mainz Fon: (06131) 32 85 20 Fax: (06131) 32 85 22 [email protected] www.jugendschutz.net November 2006 bis Oktober 2007 Jugendschutz im Internet