Synthesizer für jede Anwendung

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Synthesizer für jede Anwendung
SPECIAL: SYNTHESIZER
© PPVMEDIEN 2012
Auf zum Kauf
Synthesizer
für jede Anwendung
Ein Blick auf den Markt
Wer heute nach einem passenden Synthesizer sucht, kann sich für
Hardware- oder Software-Produkte entscheiden. Mittlerweile werden
jedoch auch viele Hybrid-Lösungen angeboten. In unserer Kaufberatung
stellen wir euch einige aktuelle Geräte und Programme vor.
A
uch wenn die wirklich einschneidenden
Entwicklungen schon etwas länger zurückliegen, tut sich doch immer noch einiges auf dem Synthesizer-Markt – sowohl Hardware- wie auch Software-seitig. Im Live-Bereich
dominieren weiterhin die großen Workstations,
die noch immer als beste Allround-Tools gelten
und dabei immer mächtiger werden. Gerade auf
der Plugin-Seite sorgen zudem viele neue Spezial-Tools für frischen Wind. Die Hersteller von
Hardware-Synthesizer setzen – konsequenterweise – auf gute Bedienbarkeit und statten ihre
Geräte etwa mit berührungsempfindlichen Drehreglern aus oder setzen gleich ganz auf Oberflä-
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Inhalt
SPECIAL
Die Macht der Synthese
So setzt ihr
Synthesizer richtig ein
chen, die ähnlich intuitiv zu handhaben sind wie
die guten alten analogen Synthesizer, also direkten Zugriff auf die Synthese-Engine und mehr
bieten.
Hardware
Die Firma Clavia hat in den 90er Jahren mit
dem Nord Lead nicht unwesentlich zum Boom
virtuell-analoger Synthesizer beigetragen. Der
Nord Lead X2 (UVP 1.307,81 g) emuliert den
Sound von analogen Kult-Klangerzeugern wie
Rolands TB-303 oder dem Minimoog und ist unter der Bezeichnung Rack 2X (UVP 831,81 g)
auch ohne Tastatur erhältlich. Mit dem Clavia
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Die 7 goldenen Regeln
...des Synthesizer-Einsatzes
Auf zum Kauf
Synthies für jede Anwendung
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Florian Zapf
Nord Electro 3 haben die Schweden aktuell einen
Synthie im Programm, der darauf spezialisiert ist,
Vintage-Orgeln und -E-Pianos sowie akustische
Pianos zu emulieren. Herzstück des Instruments
ist neben seinem Piano-Bereich eine höchst ge-
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Waterfall-Tastatur inbegriffen: Der Nord Electro von Clavia kommt, wie alle Clavia-Keyboards, ganz in rot.
lungene B3-Sektion mit einem hervorragenden
Tonewheel-Model. Auch Vox- und Farfisa-Orgeln
werden emuliert. Ebenso zählt eine Leslie-Simulation zur Ausstattung.
Der Nord Electro 3 ist mit einer semi-gewichteten Waterfall-Tastatur ausgestattet. Es wird
sowohl eine Variante mit 61 (UVP 1.902,81 g) als
auch eine mit 73 Tasten (UVP 2.140.81 g) angeboten. Das Nord Electro 3 HP (UVP 2.616,81 g)
verfügt über alle Merkmale des Nord-ElectroOriginals, ist allerdings zusätzlich mit Hammermechanik-Tastatur ausgestattet und besitzt vier
wählbare dynamische Response-Kurven. Mit le-
»
dulation-Control-Sets erweitern die SoundMöglichkeiten noch einmal erheblich. Erwirbt
man das separat erhältliche Pedal FC 3 (UVP
77,20 g), steht der Tongenerator überdies zur
Verfügung, um die Halb-Dämpfer-Funktion des
Motif XF zu nutzen. Wer bereits eine gute Tastatur besitzt, kann sich den Motif übrigens auch
als Rack-Version zulegen.
Auf der NAMM-Show 2012 hat auch Casio
einen neuen Synthesizer vorgestellt: Der Casio
XW-P1 (UVP 549 g) ist ein typischer Performance-Synthie und empfiehlt sich also vor allem für den Live-Einsatz. Ausgestattet ist das
Die Hersteller von Hardware-Synthesizern setzen
konsequenterweise auf gute Bedienbarkeit.«
diglich 11 kg handelt es sich bei diesem Instrument laut Hersteller um das leichteste HammerAction-Keyboard am Markt.
Noch vielseitiger als der Nord Electro zeigt
sich Yamahas Workstation-Reihe „Motif“. Aktuelles Spitzen-Modell ist der Motif XF 8 (UVP
4.247.11 g). Dieser Synthie bietet eine 88 Keys
umfassende, gewichtete BH-Tastatur (es sind aber
auch Modelle mit 61 und 76 Tasten erhältlich).
Der Motif XF 8 enthält 741 MB an Waveforms,
per Flash-Memory-Modul können bis zu 2 GB zusätzliche Samples nachgerüstet werden. Via 128
MB SD-RAM lassen sich außerdem eigene Samples aufnehmen. Pro Stimme können acht Klangelemente zugewiesen werden, was präzises Spielen sowie ausdrucksstarke Artikulationen akustischer Instrumente ermöglicht. So kann etwa das
Legato von Blasinstrumenten simuliert werden.
Auch Gitarren-Slides und -Harmonics sowie die
verschiedenen Spielarten von Streichinstrumenten (pizzicato und so weiter) lassen sich mit diesem Instrument nachempfinden.
In Sachen Synthese wurde die Motif-XF-Reihe
mit 18 Filtertypen, sechsstufigen Pitch-, Filter- und Amplituden-Hüllkurven ausgestattet.
Wave-Cycle-Funktionen und frei zuweisbare Mo-
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Instrument unter anderem mit 61 anschlagdynamischen Tasten und insgesamt 620 Presets,
darunter 100 Solo-Synth-Presets, um analoge
Vintage-Synthies zu reproduzieren, sowie 50
Hex-Layer-Presets, die sich aus bis zu sechs Einzelklängen zusammensetzen. Weitere 50 Zugriegel-Presets simulieren den Klang von Register-Orgeln (hierfür wurden neun Schieberegler
an den XW-P1 angebracht).
Für die Reproduktion der Vintage-Synthesizer
wurde der XW-P1 von Casio mit 311 Wellenformen ausgestattet. Dazu kommen noch einmal 2.158 PCM-Wellenformen, zu denen auch
die Wellenform-Daten der Sounds aus Casios
CZ-Reihe zählen. Eigene Patches lassen sich
durch das Übereinanderschichten von Wellenformen erzeugen. Im Performance-Modus können Live-Sets auf bis zu vier Tastaturzonen zugewiesen werden. Der XW-P1 verfügt ferner
über einen Step-Sequencer. Auch ein Arpeggiator fehlt natürlich nicht.
Ein echtes Schmuckstück ist der ebenfalls auf
der NAMM vorgestellte Studiologic Sledge
(UVP 1.099 g), ein knallgelber Synthie mit acht
Stimmen und einer Sound-Engine des renommierten Synthesizer-Herstellers Waldorf. Das gu-
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einflusst werden. Wie schon bei der ersten Version, dem Minimoog, lassen sich über einen Kanal
der Mischer-Sektion auch externe Audiosignale
einspeisen. An Bord befinden sich zudem zwei
resonanzfähige Filter, die im Dual-Lowpass- beziehungsweise Lowpass/Highpass-Modus betrieben werden können. Modulieren lassen sich die
Filter über ein oder zwei ADSR-Hüllkurven, den
integrierten LFO oder aber extern.
Orangener Retro-Synthesizer: Studiologics Sledge
te Stück mutet äußerlich wie ein Instrument aus
Analogzeiten an (auch wenn sich im Inneren moderne DSP-Technik verbirgt). Über und über mit
großen Drehreglern versehen, gestattet das Gerät
menüfreies Sound-Schrauben – wer mit der
Funktionsweise klassischer Analog-Synthies vertraut ist, befindet sich hier klar im Vorteil. Drei
Oszillatoren und ein Rauschgenerator laufen in
ein Waldorf-Multimode-Filter (24/12 dB). Modulieren lässt sich das Ganze dann über insgesamt
drei LFOs. Mit den zwei integrierten Effektsektionen können die Sounds per Chorus, Phaser, Flanger, Reverb oder Delay abgeschmeckt werden.
Apropos Vintage: Wenn ein Synthesizer dieses
Prädikat verdient, dann sicher der Minimoog.
1970 erstmals vorgestellt, hat dieses Instrument
den Sound von Generationen geprägt. 2002 legte
Robert Moog mit dem Minimoog Voyager eine
Neuauflage dieses klassischen Analog-Synthesizers vor. Der Voyager ist konsequent monophon
und monotimbral gehalten, Synthese und Routings erfolgen komplett analog – im Gegensatz
zu seinem mehr als berühmten Vorläufer werden
die Sound-Parameter jedoch ausschließlich digital gesteuert und lassen sich dementsprechend
abspeichern. Es wäre ja auch geradezu frech gewesen, im 21. Jahrhundert auf so ein grundlegendes Feature zu verzichten.
»
Mit dem Ultranova (UVP 679 g) präsentiert
Novation die neueste Generation der von vielen Keyboardern hochgeschätzten Nova-Reihe.
Das kompakte, auf Analog-Modelling spezialisierte Gerät wurde mit einem Zwölf-Band-Vocoder (inklusive Schwanenhalsmikrofon!), Wavetable-Synthese und einem Software-Editor ausgestattet. Außerdem kann der Anwender jetzt im
Performance-Modus über berührungsempfindliche Drehregler direkt auf die Synthese-Engine
zugreifen. Die 37 Tasten des Keyboards sind Velocity- und Aftertouch-fähig. 300 Onboard-Sounds
werden mitgeliefert, über 14 konventionelle Wellenformen und 36 Wavetables lassen sich aber
selbstverständlich auch eigene Klangkreationen
Das gute Stück mutet äußerlich wie ein
Instrument aus Analogzeiten an.«
Drei Oszillatoren und ein Rauschgenerator liefern das Klangmaterial des Voyager. Über ein
Pitch- und Modulationsrad sowie ein Touchpad
können verschiedene Parameter der Sounds be-
basteln. Dabei helfen dann noch fünf simultan
einsetzbare Effekte sowie Density- und DetuneFeatures, mit denen sich die Patches adäquat andicken lassen.
Software
Natürlich darf, wenn man sich heutzutage mit
Synthesizern beschäftigt, auch ein Blick auf
den Software-Markt nicht fehlen. Native Instruments Absynth 5 (UVP 179 g) bietet hier einen
guten Ausgangspunkt. Dieses virtuelle Instrument kommt als semi-modularer Synthesizer daher und überzeugt durch mehr als 2.100 hochwertige sowie nahezu grenzenlos modulierbare
Presets. Ohne detailliert in die Synthese-Architektur eintauchen zu müssen, ist die Kreation
neuer Klänge auch per „Sound Mutator“ drin.
Letzteres Feature erzeugt neue Sounds über die
Kombination der Klangmerkmale verschiedener
Sounds. Aber auch wer tiefergehende Synthese
betreiben will, hat mit dem Absynth das richtige
Tool zur Hand: Die Software verfügt über drei Oszillatorkanäle und verbindet diverse Klangerzeugungsverfahren wie etwa subtraktive Synthese,
FM, Wavetable und Granular-Sampling.
Der Absynth 5
von Native
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Die Hüllkurvensteuerung des Absynth besitzt
68-stufige Envelopes – so sind radikale, aber
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Gratissoftware
Waldorf Edition LE
Für unsere treuen Leser haben wir passend
zu unserem Synthesizer-Special eine LEVersion von Waldorfs Edition Plug-In-Bundle
zum Gratisdownload ergattern können. Im
Plug-In-Bundle enthalten sind der Drumsynthesizer Attack, die Emulation des legendären Synthesizers PPG Wave 2.3 und der Filter D-Pole.
Mit dem Attack lassen sich moderne Beats
für diverse elektronische Bedürfnisse erfüllen. In der LE-Version des Waldorf Attack ist
die Software auf die Sounds 1 bis 12 beschränkt, wodurch keine melodischen Sounds
möglich sind. Außerdem gibt es nur einen statt
sechs Stereo-Ausgänge. Mit maximal 12 anstatt 64 Stimmen sind trotzdem mehr als genug
Möglichkeiten der Sound-Formung gegeben.
auch sehr subtile Eingriffe möglich. In Version 5
hat das Plug-In außerdem den neuen GranularEffekt Aetherizer an Bord, der Klänge in winzige
Partikel (die so genannten Grains) zerlegt und
diese dann auf unterschiedliche Weise völlig neu
zusammensetzt. Neben Chorus-Effekten, PitchShifts, Delays und Vocoder-Klängen können so
»
Legendär und im Special schon oft erwähnt: Der PPG Wave 2.3. Dieser Synthesizern ist nicht nur für die Sounds von R2D2
aus Star Wars bekannt, er kam auch in
vielen Pop- und Rock-Produktionen zum
Einsatz. Die Emulation PPV Wave 2.V LE beschränkt sich auf nur einen Part statt acht,
bietet einen statt zwei Stereo-Ausgänge
und schafft maximal 8 statt 64 Stimmen.
Als einziger uneingeschränkt präsentiert
sich Waldorfs D-Pole. Dieser Filter überzeugt
mit seinem nichtlinearen Verhalten in allen musikalischen Gefilden. Das LE-Bundle ist kompatibel zu Windows (XP/Vista) sowie Mac OS X
und kann als VST und AU eingebunden werden.
Hier der kostenlose Downloadlink:
http://soundcheck.waldorfmusic.de
Mehr Infos gibt's unter: www.waldorfmusic.de
Ebenfalls aus dem Hause Native Instruments
stammt der Software-Sampler Kontakt 5 (UVP
379 g). Angekündigt wurde die neue Version vom
Hersteller vollmundig als „leistungsstärkster Sampler aller Zeiten“. Ob das nun stimmt, mag jeder Anwender für sich entscheiden. Was aber in jedem
Fall zutrifft: Dieser Sampler besitzt eine derart
200 Presets bieten eine erste Ausgangsplattform
für eigene Klangexperimente...«
auch Granularwolken und Reverbs realisiert werden. Der Aetherizer lässt sich – wie im Übrigen
alle Absynth-Effekte – auch auf externe Audiosignale legen. Wer auf total verrückt-klingende
Sounds abfährt, sollte hier mal reinhören.
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umfangreiche Sound-Design-Sektion, dass man
ihn ohne weiteres als sehr mächtigen Synthesizer
nutzen kann. 32-stufige Hüllkurven lassen sich
direkt in die Sample-Wellenform zeichnen; Edits,
Loops, Slices und Tempo-Synchronisationen sowie
Synthese via Plug-In-Bundle: Waldorfs Edition.
Time-Stretching können mit wenigen Klicks umgesetzt werden. Dazu gesellen sich dann noch 64
Effekte und Surround-Sound-Unterstützung. In
der fünften Version bietet Kontakt außerdem 37
neue Filter sowie 4 neue Studio-Effekte. Und natürlich ist auch die 43 GB umfassende Sound-Library nicht zu verachten.
Einen echten Spezialisten stellt Waldorf mit
dem Lector (UVP 169 g) vor. Dieses Plug-In für
PC und Mac ist ein Vocoder, dessen Analyse-Filterbank eingehende Audiosignale in bis zu 100 Frequenzbänder aufteilt, deren Intensitäten die Lautstärken der gleichen Anzahl von Bandpassfiltern
der Synthese-Filterbank steuern. Als Input kann
entweder der enthaltene 16-stimmige Synthesizer
oder ein externes Signal genutzt werden. Der integrierte Synthesizer verfügt über zwei Oszillatoren.
Per FM und Ringmodulation lässt sich das Vocoder-Signal noch einmal im Obertonspektrum erweitern. An Effekten finden sich eine OverdriveEinheit (Röhren- und Transistorverzerrung), ein
sechsfacher Chorus/Flanger sowie Reverb und ein
synchronisierbares Stereo-Delay.
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