Kapitalmarktausblick Dezember 2015

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Kapitalmarktausblick Dezember 2015
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Dezember 2015
von Dr. Ulrich Stephan
Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden
Inhalt
02
03
04
05
06
06
07
08
VOLKSWIRTSCHAFT Leicht stärkeres Wirtschaftswachstum erwartet
RENTEN Gegenläufige Trends in Europa und den USA
AKTIEN Aufschwung bleibt trotz Gegenwind intakt
ROHSTOFFE Angebotsüberhang dominiert die Preispolitik
LIQUIDITÄT Hohe Erwartungen an die Notenbanken
IMMOBILIEN Gute Kreditbedingungen stützen die Märkte
PROGNOSE Finanzmarktkennzahlen im Überblick
MARKTAUSBLICK Assetklassen in Kürze
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Volkswirtschaft: Leicht stärkeres Wirtschaftswachstum erwartet
Die US-Wirtschaft zeigt aktuell kaum Anzeichen von Schwäche. In Europa treibt eine starke
deutsche Wirtschaft die Konjunktur voran. Schwellenländer könnten sich 2016 erholen.
Das Jahr geht zu Ende, die globale Konjunkturstimmung steigt: In China zeigen die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung Wirkung. Der
Wachstumspfad der Volkswirtschaft in den USA
bleibt bislang intakt. Und auch in Europa ist trotz der
gestiegenen gesellschaftspolitischen Spannungen
Optimismus Trumpf. Auch die Verunsicherung der
Unternehmen hinsichtlich der weltwirtschaftlichen
Perspektiven scheint sich langsam aufzulösen.
IN KÜRZE
■■ In
Europa sollte sich die Konjunkturerholung
fortsetzen – Deutschland trägt erheblich dazu bei.
■■ Ein robuster Arbeitsmarkt und intakter Binnenkonsum sind gute Signale der US-Wirtschaft.
■■ Das Wachstum der Schwellenländer ist besser
als sein Ruf, mahnt die Bundesbank.
Konjunkturlokomotive Deutschland. In Europa
könnten zwar wachsende geopolitische Risiken mittelfristig zu einer Verunsicherung von Konsumenten
und Unternehmen führen. Dennoch erwartet die
Deutsche Bank für die Eurozone im kommenden Jahr
ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,6%.
Einen wichtigen Beitrag zur Konjunkturerholung leistet Deutschland. Europas größte Volkswirtschaft ist im
3. Quartal zwar nur um 0,3% (2. Schätzung) gewachsen
– im Vergleich zu den 0,4% vom Vorquartal eine leichte
Abschwächung. Im September waren die Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe und auch die
Industrieproduktion deutlich zurückgegangen. Für das
laufende Jahr rechnet die Deutsche Bank aber unverändert mit einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,7%
und 2016 mit einer Beschleunigung auf 1,9%. Primärer
Treiber ist voraussichtlich der private Konsum, der 2016
mit 1,8 % stärker als bislang erwartet zulegen sollte.
Überzeugender Arbeitsmarkt. In den USA könnten offenbar ein robuster Binnenkonsum, eine gute
Entwicklung des Weltwirtschaftswachstums
Angaben in Prozent zum Vorjahr, e = Erwartung Deutsche Bank
Stimmung am Immobilienmarkt und ein starker Arbeitsmarkt die US-Notenbank nun doch bewegen,
noch im Dezember nach sieben Jahren Nullzinspolitik die Leitzinsen anzuheben. So wurden im Oktober
in den USA 298.000 neue Jobs geschaffen – und
im November waren es 211.000 und damit mehr als
erwartet. Gleichzeitig fiel die Arbeitslosenquote von
5,1 auf 5,0% – so tief wie seit April 2008 nicht mehr.
Im Gegenzug kletterte die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden gegenüber September um 0,3%. Zu guter
Letzt legte der durchschnittlich gezahlte Stundenlohn
gegenüber dem Vormonat kräftig um 0,4% zu; die
Jahresrate von nun 2,5% markiert ein 7-Jahreshoch.
Berechtigte Hoffnung. Etwas Sorgen bereitet derzeit
Japan. Nach zwei Minus-Quartalen in Folge befindet
sich die japanische Volkswirtschaft technisch gesehen
in einer Rezession. Auf der anderen Seite erzielen japanische Unternehmen im laufenden Fiskaljahr Gewinne, die selbst das starke Vorjahr um 6,9% übertreffen
könnten. Zuversicht gibt auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe, der im November
um 0,4 auf 52,8 Zähler zulegte – und fest im Expansionsbereich (ab 50 Punkte) verankert zu sein scheint.
6
5,1
5
5,4 5,5
3,8
4
2,9
3
5,4
4,8
4,2
3,2 3,2
3,4
3,3
3,5
3,1
2,3
2
1
0
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015e 2016e
Übertriebene Sorge. Die Bundesbank hat unterdessen
in ihrem Monatsbericht davor gewarnt, unentwegt die
Wachstumsschwäche in den aufstrebenden Volkswirtschaften zu beklagen. Die Sorgen seien übertrieben.
China erhole sich – tatsächlich deutet einiges darauf hin,
dass die Wirtschaft im Reich der Mitte im 4. Quartal mit
über 7% Wachstum überraschen könnte. Auch Indiens
BIP steht nach Ansicht der Bundesbank auf solider Basis
und wird vom Konsum einer wachsenden Mittelschicht
getragen. Schon im kommenden Jahr könnten die
Schwellenländer das globale Wachstum wieder stützen.
Quelle: IMF / Prognosen Deutsche Bank Global Markets, Stand 23.11.2015;
Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
02
Kapitalmarktausblick 12/2015
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Renten: Gegenläufige Trends in Europa und den USA
Die Geldpolitik der EZB könnte zu einem Renditeanstieg bei Bundesanleihen führen.
US-Unternehmenspapiere erscheinen für Euro-Anleger interessant.
Die klaren Signale der Europäischen Zentralbank
(EZB), die Geldpolitik im Dezember zu lockern, haben
die Zinsen für kurze Laufzeiten erneut sinken
lassen. Mitte November rutschten die InterbankenTagesgeldderivate (EONIA Swaps) erstmals unter
-0,3%. Die Anleger hatten erwartet, dass die EZB
ihren Einlagenzins auf diese Marke absenkt – was
sich schließlich auch bewahrheiten sollte. Die Auktion von Schatzbriefen ergab eine Rendite auf
dem Rekordtief von -0,38% (18. November).
Das niedrige Zinsniveau dürfte in der Eurozone fest verankert bleiben. Dazu trägt auch
das Neuemissionsvolumen von Staatsanleihen
aus der Eurozone bei, das deutlich unter den geplanten EZB-Anleihekäufen liegen sollte.
Möglicher Renditeanstieg. Setzt sich die Konjunkturerholung in der Eurozone fort, könnten
steigende Inflationserwartungen vor allen Dingen
am langen Ende zu höheren Renditen führen. Die
Europäische Zentralbank hat im Dezember die Reduzierung des Einlagezinssatzes von -0,2% auf
-0,3% sowie eine Verlängerung des laufenden Anleihekaufprogramms bis März 2017 verkündet.
Im Gegensatz dazu und anders als von den
Anlegern erhofft wurde die Bindung der Zinsuntergrenze für Anleihekäufe an den Einlagenzinssatz nicht aufgehoben. Bis Ende 2016 erwartet
die Deutsche Bank nun einen Anstieg der 10-jährigen Bundrendite von 0,53% (23.11.) auf 1,0%.
Rendite 2-jähriger Staatsanleihen
Angaben in Prozent
2,0
Deutschland
USA
Japan
1,5
Interessante US-Anleihen. Die mögliche Leitzinserhöhung und ein guter Arbeitsmarktbericht
haben in den USA die Inflationserwartungen steigen lassen. Dies hat zu einem Anstieg der Renditen über alle Laufzeiten geführt. Dabei legte die
laufende Verzinsung von 10-jährigen Staatsanleihen stärker zu als die im 2-jährigen Bereich.
Sollte die Fed im Dezember wie erwartet den
Leitzins anheben, rechnet die Deutsche Bank mit
einer Verflachung der Zinsstrukturkurve. Ein stärkerer
US-Dollar dürfte den Anstieg der Inflationserwartungen bremsen. Die Deutsche Bank prognostiziert
bis Mitte 2016 einen Anstieg der Renditen 2-jähriger US-Treasuries auf 0,95% und nahezu unveränderte 2,25% für Laufzeiten von 10 Jahren.
Gute Chancen sieht die Deutsche Bank weiterhin bei Unternehmensanleihen mit Investment Grade
(IG). Die Renditen der defensiven Papiere sind zwar
vergleichsweise niedrig. Dafür ist aber das Kursrisiko insgesamt überschaubar. Besonders interessant
sind dabei US-Unternehmensanleihen. Diese bieten
Anlegern aus dem Euroraum zusätzliche Performancechancen auf der Währungsseite, wenn sie bereit
sind, das Wechselkursrisiko in Kauf zu nehmen.
Schwache Bilanz. Vor allem Schwellenländeranleihen mit langen Laufzeiten haben sich im zunehmend
Jahresverlauf für Anleger als schlechte Wahl herausgestellt. Positiv entwickelten sich hingegen Papiere mit kürzeren Laufzeiten. Die beste Performance
konnte mit 1-3-jährigen Anleihen erzielt werden.
Für 2016 erwartet die Deutsche Bank weitere Differenzierungen. In diesem Umfeld könnte
es Ländern wie Indien oder Indonesien gelingen,
sich positiv vom Gesamtmarkt abzuheben.
IN KÜRZE
Großbritannien
■■ Die
Anleger am Rentenmarkt hatten eine
stärkere Lockerung der Geldpolitik durch
die EZB erwartet.
■■ Die Kurse defensiver Unternehmensanleihen
mit hoher Bonität erscheinen weniger volatil.
■■ Vorsicht bei Schwellenländeranleihen: Ausgewählte Papiere sind interessant, bleiben aber riskant.
1,0
0,5
0,0
-0,5
JAN 10
JAN 11
JAN 12
JAN 13
JAN 14
JAN 15
Quelle: Bloomberg LP, Stand: 25.11.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 12/2015
03
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Aktien: Aufschwung bleibt trotz Gegenwind intakt
Auf regionaler Ebene erscheinen die entwickelten Märkte insgesamt aussichtsreicher
als die der Schwellenländer.
Der langfristig positive Trend in der Assetklasse Aktien
bleibt nach Ansicht der Deutschen Bank intakt – die
Risiken für Kursrückschläge werden aber größer. Anleger
müssen daher noch genauer als bisher zwischen den
Märkten unterscheiden und sollten größten Wert auf Diversifikation legen. Das erwartete Gewinnwachstum der
Unternehmen dürfte 2016 global im einstelligen Prozentbereich liegen. Dennoch könnten mangels renditestarker
Alternativen auch die hohen Bewertungen Bestand haben und zu einer strukturell größeren Nachfrage an den
Aktienmärkten führen. Anleger sollten ihre Erwartungen
etwas dämpfen – positive Renditen könnten aber mit
Aktien auch im kommenden Jahr zu erzielen sein.
IN KÜRZE
■■ Die
teils hohen Bewertungen an den Aktienmärkten erfordern noch stärker als bisher eine
konsequente Diversifizierung.
■■ Ein solides Gewinnwachstum könnte auch 2016
die Kurse von US-Aktien stützen.
■■ Zyklische Sektoren und Konsumgüter könnten
Anlegern in den kommenden Monaten interessante Alternativen bieten.
Sektoren Finanzen (insbesondere Banken) und Konsumgüter (insbesondere Auto, Medien, Reise und Freizeit).
Wachstum vor Substanz. Zu den bevorzugten Märkten der Deutschen Bank gehören auch 2016 die USA.
Den im marktbreiten Aktienindex S&P 500 gelisteten
Unternehmen traut die Deutsche Bank ein Gewinnwachstum von 5% bis 7% zu. Auch an ihren bisherigen
Sektorenfavoriten hält die Deutsche Bank fest: Gesundheitswesen (Health Care) und Technologie. Insbesondere die konsumorientierten Tech-Giganten haben ihrem
Sektor zuletzt eine Outperformance beschert – auch
wenn das kein Garant für die Zukunft ist. Auf Sektoren­
ebene dürften zunächst Zykliker und im weiteren Jahresverlauf defensivere Werte im Anlagefokus stehen.
In der abgelaufenen Berichtssaison haben die Firmen
aus dem S&P 500 im Vergleich zu den europäischen Indizes Stoxx 600 und Euro Stoxx 50 sowie zum japanischen
Topix am häufigsten die Gewinnerwartungen geschlagen. Immerhin drei von vier US-Unternehmen lagen beim
Gewinn je Aktie besser als vom Markt prognostiziert.
Zykliker im Fokus. Konjunkturell spricht für die europäischen Aktenmärkte der zwar noch schwächelnde,
aber durchaus verbesserte Außenhandel. Unternehmen der Eurozone profitieren im Export von einem
zum US-Dollar und auch handelsgewichtet schwachen
Euro. In den kommenden Monaten könnten insbesondere die zyklischen Branchen Chemie und Technologie
eine überdurchschnittliche Entwicklung aufweisen.
Den wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen
Erholung in der Eurozone leistet aber die starke Binnenkonjunktur, die von Einkommenszuwächsen und
steigendem Konsum profitiert. Besonders interessant
sind für Anleger deshalb voraussichtlich die zyklischen
Neue Impulse. Eine Option für entsprechend risikobereite Anleger bleibt der chinesische Aktienmarkt. Die
Deutsche Bank erwartet, dass die jüngsten fiskal- und
geldpolitischen Maßnahmen der Regierung die Kurse
noch durch das 2. Quartal 2016 stützen werden. Anleger
sollten in China weiterhin H-Aktien bevorzugen – also
solche, die an der Börse in Hongkong notiert sind.
Bis zum Jahresende sieht die Deutsche Bank noch
Kurspotenzial für den indischen Leitindex Sensex. Die
hohen Bewertungen bergen aber Rückschlagsrisiken.
So weisen Aktien aus den Schwellenländern (ohne
Indien)nach Berechnungen des Finanzdienstleisters
MSCI ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,2 auf.
Das KGV für den MSCI India liegt um mehr als 40%
höher. Anleger sollten bei ihren Indien-Investments vor
allem auf langfristige und nachhaltige Erträge setzen.
Durchschnittliche Gewinnerwartungen
ausgewählter Aktienmärkte für 2016
Angaben in Prozent zum Vorjahr
12
10,2
9,8
10
8,7
8
7,6
7,7
7,4
MSCI World
S&P 500
Stoxx 600
6
4
2
0
Euro Stoxx
Topix
MSCI EM
Quelle: IBES/Deutsche Bank Global Markets, Stand: 19.11.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
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Kapitalmarktausblick 12/2015
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Rohstoffe: Angebotsüberhang dominiert Preispolitik
Im Ölsektor und bei den Industriemetallen bleibt die Nachfrage zu gering und das Angebot
zu hoch. Die Erholung der Goldnotierungen erweist sich als wenig nachhaltig.
Die Bedeutung der chinesischen Nachfrage für den
Rohstoffsektor ist signifikant. Der Umbau der Wirtschaft hin zu einem nachhaltigeren Wachstum ist
besonders stark im Verarbeitenden Gewerbe zu spüren.
Trotz fiskal- und geldpolitischer Stützungsmaßnahmen
nach dem Einbruch im 1. Quartal 2015 verzeichnen die
Unternehmen der „Old Economy“, die durch eine rohstoffintensive Produktion gekennzeichnet sind, bislang
keine stabile Erholung. Die Auswirkungen auf die Rohstoffnachfrage im Allgemeinen und die von Industriemetallen im Speziellen bleiben entsprechend schwach.
Auch wenn fiskalische Lockerungsmaßnahmen
zeitverzögert wirken, dürfte sich höchstens eine Stabilisierung der chinesischen Industriemetallnachfrage
einstellen. Eine Balance von Angebot und Nachfrage bei Kupfer und Aluminium ist deshalb nicht in
Sicht. Trotz prominenter Produktionskürzungen (z.
B. Alcoa) verringert sich zwar das Überangebot –
aber eben nicht in dem Ausmaß, das erforderlich
wäre, um die Preise nachhaltig zu unterstützen.
Negativer Ausblick. Die Erholung der Goldnotierungen
hat sich – wie zu erwarten war – nicht als nachhaltig
erwiesen. Der Anstieg im Oktober war der Verzögerung
der Leitzinserhöhung in den USA und dem schwachen US-Arbeitsmarkt im September geschuldet. Die
Marktteilnehmer bauten sogar ihre Long-Positionen am
Futuremarkt aus. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch
bei physisch besicherten ETFs. Beides signalisierte
ein optimistischeres Stimmungsbild der Anleger.
Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass die USNotenbank Fed doch noch in diesem Jahr die Leitzinsen
erhöhen könnte. Der Preis für die Unze (31,1 Gramm)
Gold sank von 1.166 US-Dollar (USD) Ende Oktober
auf 1.084 USD Ende November – der tiefste Stand seit
sechs Jahren. Die Deutsche Bank hält vor dem Hintergrund der Zins- und Währungserwartungen in den USA
und Europa für das nächste Jahr an ihrem negativen
Ausblick für Gold fest. Die Jahresendprognose der
Deutschen Bank für 2016 lautet unverändert 1.085 USD.
Erneuter Rückschlag. Die Ölnotierungen haben nach
einer zweimonatigen Phase der Seitwärtsbewegung
im November nachgegeben – und entfernten sich
wieder deutlich von der 50-US-Dollar-Marke pro Barrel
(1 Fass = 159 Liter). Ein Fass Rohöl der US-Sorte WTI
IN KÜRZE
■■ Trotz
konjunktureller Stützungsmaßnahmen wird
die Rohstoffnachfrage in China aktuelle Angebotsüberhänge wohl nicht ausgleichen können.
■■ Der Performanceausblick für Gold bleibt
mittel- bis langfristig getrübt.
■■ Der Angebotsüberhang an den Ölmärkten hat
die Notierungen erneut belastet.
kostete zwischenzeitlich nur noch rund 41 USD, das
Nordsee-Öl Brent wurde mit rund 44 USD gehandelt.
Hauptursache für die niedrigen Preise ist ein
fortwährender Angebotsüberschuss an den internationalen Ölmärkten. Nach Prognose der Deutschen Bank
wird sich daran bis mindestens Mitte 2016 auch nichts
ändern. Die Organisation Erdöl produzierender Länder
(OPEC) ist weiterhin daran interessiert, ihre Marktanteile
zu verteidigen und möglichst noch auszubauen. Dabei
akzeptiert das Ölkartell auch unwirtschaftliche Preise.
Sinkende Produktion. In naher Zukunft könnte die
OPEC ihre Fördermengen sogar ausweiten, wenn
in den USA die Produktion rückläufig sein sollte.
Und danach sieht es aktuell aus. Die Deutsche Bank
erwartet, dass im Vergleich zu diesem Jahr die USÖlproduktion 2016 um durchschnittlich 650.000 Barrel
pro Tag geringer ausfallen könnte. Dadurch sollte sich
das Angebot der Nachfrage bis Jahresende annähern
– mit entsprechenden preisstabilisierenden Folgen.
Weltweites Angebot und Nachfrage nach Rohöl
linke Achse: Angaben in Millionen Barrel pro Tag
rechte Achse: Angebotsüberhang (ab 2. Quartal 2015 Prognose)
98
4
Angebotsüberhang
Angebot
96
3
Nachfrage
94
2
92
1
90
0
88
-1
86
-2
84
-3
82
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
-4
2016
Quelle: Deutsche Bank Global Markets, Stand 19.11.2015; Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen
Kapitalmarktausblick 12/2015
05
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Liquidität: Hohe Erwartungen an die Notenbanken
Die Geldpolitik in den USA und der Eurozone driftet weiter auseinander. Die Fed steht
unmittelbar vor der Zinswende, die EZB lockert die Zügel, enttäuscht aber die Anleger.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Märkte im
November auf eine zusätzliche Lockerung ihrer Geldpolitik im Dezember eingestimmt. Die Erwartungen
der Anleger waren sehr hoch – und wurden verfehlt.
EZB-Chef Mario Draghi verkündete zwar die Absenkung
des Einlagenzinssatzes von -0,2% auf -0,3% und eine
Verlängerung des laufenden Anleihekaufprogramms um
sechs Monate. Beide Maßnahmen hatten die Märkte
bereits eingepreist. Das monatliche Ankaufvolumen,
das nun auch Anleihen von Kommunen und Regionen
umfasst, blieb aber – anders als erhofft – unverändert.
Mehr Jobs, steigende Löhne, weniger Unterbeschäftigung und eine sinkende Arbeitslosenquote werden
als Zeichen einer starken US-Wirtschaft interpretiert.
Starker Arbeitsmarkt. Die US-Notenbank Federal
Reserve (Fed) scheint nun doch noch im Dezember
aktiv zu werden. Die mehrfach verschobenen Leitzinserhöhung wird von den Anlegern inzwischen als sehr
wahrscheinlich angesehen. Die deutlich veränderten
Markterwartungen basieren auf zwei positiven USArbeitsmarktberichten im Oktober und November:
Unterschiedliche Erwartungen. Eine Diskrepanz
zwischen den Erwartungen der Notenbank und der
Marktteilnehmer ist auch in Japan zu verzeichnen.
Dort spekulieren die Anleger darauf, dass die Bank of
Japan (BoJ) ihren Einlagenzins in den negativen Bereich
senken wird. Die bisherigen Statements von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda sprechen allerdings dagegen.
IN KÜRZE
■■ Die
EZB hat hohe Erwartungen an eine deutliche Lockerung ihrer Geldpolitik geschürt.
■■ Der starke Arbeitsmarkt könnte den Ausschlag
für eine US-Leitzinswende im Dezember geben.
Immobilien: Gute Kreditbedingungen stützen die Märkte
Niedrige Zinsen, begrenztes Angebot und veränderte Nutzungskonzepte sprechen für
Immobilien. Anleger sollten erwägen, ihre Investments geografisch breit zu streuen.
Die internationalen Immobilienmärkte bieten Anlegern eine Reihe interessanter Perspektiven. Die Deutsche Bank rät zu einer geografisch breiten Streuung,
mit einer leichten Übergewichtung europäischer
Immobilien. Für Europa spricht eine starke Nachfrage bei begrenztem Angebot. Das gilt vor allem
für die Metropolregionen – auch in Deutschland.
Moderate Preise. Das Risiko einer Blasenbildung erscheint weder in den USA noch in Europa aktuell besonders virulent. Gute Kreditkonditionen, die aus der aktuellen Niedrigzinspolitik der Notenbanken resultieren, sind
eher positiv für den Immobilienmarkt. Allerdings sollten
Investoren die Preisentwicklung aufmerksam verfolgen.
Im Bereich der Gewerbeimmobilien führt die
unaufhaltsame Digitalisierung von Gesellschaft und
Wirtschaft zu veränderten Anforderungen an die
Arbeitswelten. Zukunftssichere Bürokonzepte mit
06
Kapitalmarktausblick 12/2015
innovativen, offenen Arbeitsplätzen, die Kommunikation und Interaktion fördern und schon längst
von vielen Unternehmen der New Economy umgesetzt sind, bieten Immobilienanlegern ebenfalls
neue Alternativen. Der Technologiesektor nimmt
hier eine Vorreiterrolle ein und hat großen Einfluss
auf die Entwicklungen am US-Immobilienmarkt.
Investments in Asien erfordern eine besonders
ausgeprägte lokale Expertise. Dort sind die Immobilienmärkte volatiler als in Europa und den USA.
IN KÜRZE
■■ Das
Angebot an Immobilien in europäischen
Metropolregionen deckt nicht die Nachfrage.
■■ Der Technologiesektor hat in den USA einen
großen Einfluss auf die Immobilienmärkte.
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
Finanzmarktprognosen im Überblick: Die sehr gute Stimmung an den weltweite Aktienmärkte hat sich zuletzt wieder etwas eingetrübt. Die Europäische Zentralbank hat aus Sicht
der Anleger ihre Geldpolitik zu wenig gelockert. Niedrige Inflationserwartungen begrenzen
weiterhin den Anstieg der Marktzinsen, Rohstoffpreise bleiben unter Druck.
Marktzinsen
BIP-Wachstum
in %
2014
2015
2016
Welt
3,4
3,1
3,4
10J-Bonds in %
Aktueller Wert
Ende 2016
Deutschland
0,62
1,00
0,93
1,30
USA
2,4
2,4
2,4
Frankreich
Euroland
0,9
1,5
1,6
Italien
1,58
1,90
1,65
2,00
Deutschland
Japan
China
1,6
1,7
1,9
Spanien
-0,1
0,7
1,5
USA
2,27
2,25
6,7
UK
1,89
2,80
China
3,08
3,20
Indien
7,76
7,50
Russland
9,59
9,20
15,58
12,40
7,3
7,0
Inflation (CPI)
Brasilien (5J Bonds)
in %
2014
2015
2016
Welt
3,6
3,4
4,0
USA
1,6
0,2
2,0
Euroland
0,4
0,1
1,0
Deutschland
0,8
0,2
1,3
Indizes
Aktueller Wert
Ende 2016
2.092
2.200
3.394
3.650
Deutschland (DAX)
10.986
11.700
Italien (FTSE MIB)
22.135
24.000
Spanien (IBEX 35)
10.137
11.200
Japan (Topix in JPY)
1.585
1.750
Aktien
Japan
2,7
0,8
0,7
USA (S&P 500 in USD)
China
2,0
1,4
1,8
Euroland (Euro Stoxx 50)
Leitzinssätze
in %
3M-Euribor
Aktueller Wert
Ende 2016
-0,11
-0,30
Asien ex Japan (MSCI in USD)
Lateinamerika (MSCI in USD)
506
600
1.952
2.200
Euroland
0,05
-0,05
USA
0,25
1,00
Brasilien (MSCI in BRL)
166.298
185.000
0,10
China (MSCI in HKD)
61
80
Indien (MSCI in INR)
956
1.050
Russland (MSCI in USD)
429
530
Japan
0,10
Währungen
Aktueller Wert
Ende 2016
EUR/USD
1,08
0,90
EUR/GBP
0,72
0,71
EUR/JPY
133,41
115,00
EUR/CHF
1,08
1,15
Gold
EUR/NOK
9,34
9,72
Silber
Rohstoffe
in USD
Aktueller Wert
Rohöl (Brent)
Ende 2016
42,53
59,00
1.082,21
1.085,00
14,56
17,00
Quellen: Aktuelle Werte: Bloomberg LP, Stand: 07.12.2015, 13.21 Uhr; Prognosen: Deutsche Bank GM, Deutsche Bank CIO PBC, Stand: 07.12.2015
Kapitalmarktausblick 12/2015
07
Deutsche Bank
Kapitalmarktausblick
LIQUIDITÄT
IMMOBILIEN
Die Deutsche Bank
erwartet, dass die USNotenbank Fed nach
einem ersten Zinsschritt 2015 im
kommenden Jahr zwei weitere Anhebungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte folgen lässt. Die EZB setzt
dagegen ihre expansive Geldpolitik
mit der zeitlichen Ausweitung
ihres Anleihekaufprogramms bis
März 2017 fort. Dadurch sollten die
kurzfristigen Zinsen in der Eurozone auch 2016 niedrig bleiben.
RENTEN RK 3-5
In Deutschland versprechen die Metropolregionen aufgrund
des anhaltenden Zuzugs und der
daraus resultierenden steigenden
Nachfrage nach Immobilien weiteres Preispotenzial. Auch international gibt es interessante Renditechancen: zum Beispiel an den
Immobilienmärkten Asiens und der
USA. Ein breit gestreutes Immobilieninvestment stellt somit einen
wichtigen Portfoliobestanteil dar.
AKTIEN
US-Unternehmensanleihen mit guter Bonität
dürften auch weiterhin
ein interessantes Rendite-RisikoProfil aufweisen. Die erwartete Aufwertung des US-Dollars gegenüber
der europäischen Gemeinschaftswährung verspricht zusätzliches
Performancepotenzial für Euro-Anleger. Bei Schwellenländer-Anleihen
ist die Deutsche Bank nach wie
vor vorsichtig. Die Entwicklung der
Währungen und die Zinspolitik der
USA dürften diese Anlageklasse
weiterhin stark beeinflussen.
Jetzt
investieren
RENTEN RK 1-2
ROHSTOFFE
Unter den Industriestaaten gibt es für die
Deutsche Bank aktuell
keinen klar favorisierten Markt. Auf
Sektorenebene werden vor allem
die IT- und Gesundheitsbranche
sowie der Finanzsektor präferiert. In
den Schwellenländern stehen die an
der Börse in Hongkong gelisteten
chinesischen Aktien sowie indische
Papiere im Fokus. Auch wenn die
Volatilität hoch bleiben dürfte, bieten die Aktienmärkte auch im Jahr
2016 interessante Perspektiven. Dabei ist eine breite Streuung der Aktieninvestments wichtiger denn je.
In ausgewählte
Bereiche investieren
Keine Handlung
notwendig
Die zeitliche Ausweitung
der Anleihekäufe der
EZB und das durch die
geringere Neuverschuldung der
Euro-Mitgliedsstaten bedingte,
sinkende Angebot von europäischen Staatsanleihen, sollte die
Renditen in der Eurozone noch
auf längere Zeit niedrig halten.
Die erwartete Fortsetzung der US-Dollar-Stärke
und der immer noch
große strukturelle Angebotsüberhang dürfte das Preispotenzial von
Rohstoffen deutlich begrenzen.
Sollten Überproduktionen signifikant
abgebaut werden, könnten sich die
Preise einzelner Rohstoffe in der
zweiten Jahreshälfte leicht erholen.
Ausgewählte
Bereiche reduzieren
Investitionen
abbauen
Dieses Dokument enthält lediglich generelle Einschätzungen, welche auf der Grundlage einer fundamentalen sowie technischen Analyse der Deutsche Bank
AG getroffen wurden. Diese Einschätzungen stellen keine Anlageberatung dar. Sie sind insbesondere keine auf die individuellen Verhältnisse des Kunden
abgestimmte Handlungsempfehlung. Sie geben lediglich die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG wieder, die auch sehr kurzfristig und ohne vorherige Ankündigung geändert werden kann. Damit ist sie insbesondere nicht als Grundlage für eine mittel- oder langfristige Handlungsentscheidung geeignet.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Soweit die im Dokument enthaltenen Daten von
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Kapitalmarktausblick 12/2015

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