Wie maN sicH bettet, sO scHläft maN

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Wie maN sicH bettet, sO scHläft maN
KNOW-HOW Test Trekkingmatten
Test Trekkingmatten KNOW-HOW
Acht Modelle im Schlaf- und Labortest
Wie man sich bettet,
so schläft man
Im Freien zu schlafen macht vor allem dann Spass, wenn die
Trekkingmatte den nötigen Komfort und die gewünschte
Den Bereich zwischen 21 und 29 Grad Celsius nennt man
auch die «neutrale Temperatur». Unter diesen Verhältnissen muss der Körper wenig bis keinen Aufwand für
die Thermoregulierung leisten. Will man da im Freien
übernachten, kann man Schlafsack und Trekkingmatte
getrost zuhause lassen. Liegt die Temperatur tiefer, ist
an einen erholsamen Schlaf nur dann zu denken, wenn
der Körper vor Auskühlung geschützt wird. Durch einen
Schlafsack beispielsweise, der die Wärme am Körper
hält. Je kälter die Temperaturen jedoch sind, desto wichtiger ist eine gut isolierende Matte. Wo früher Packmass
und Gewicht linear mit der Isolationsleistung zugenommen haben, sind heute sehr leichte und trotzdem leistungsfähige Trekkingmatten erhältlich. Der outdoor
guide hat acht Modelle auf ihre Tauglichkeit geprüft.
Luft ist ein guter Isolator
Ein paar theoretische Betrachtungen vorneweg: Das
Funktionsprinzip einer Isolationsmatte ist einem Schlafsack sehr ähnlich. Dort wird die vom Körper produzierte Wärme zwischen den feinen Strukturen der Daunen
oder Kunstfasern zurückgehalten. So wird ein isolieren-
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des Luftkissen um den Schlafenden erzeugt. Je dicker die
isolierende Schicht, desto grösser der Wärmerückhalt.
Wie beim Schlafsack wird die Isolationswirkung ­einer
Matte meist durch eine ruhende Luftschicht erzeugt.
Luft ist ein sehr guter Isolator, da sich in einem verhältnismässig grossen Volumen nur wenige Moleküle
befinden und es so zu wenigen Berührungen kommt. Je
stärker sich die Luft in einer Matte aber bewegt, desto
einfacher wird es für die Luftmoleküle, miteinander in
Kontakt zu kommen oder die kalte Aussenseite zu erreichen – was gleichbedeutend mit einem Wärmeverlust
ist. Dieser Wärmetransport kann verlangsamt werden,
indem die Luftbewegung limitiert und die Distanz zwischen Körper und Boden maximiert wird, indem beispielsweise eine dickere Matte oder ein voluminöserer
Schlafsack eingesetzt wird.
Auf der Unterseite des Schlafsacks ist die Isolationswirkung jedoch eingeschränkt, weil die Daunen- oder
Kunstfaserfüllung durch das Körpergewicht komprimiert wird. Ohne Isolationsmatte würde der Körper sehr
schnell auskühlen. Je kälter der Untergrund ist, ­desto
wichtiger ist also die Matte. Gerade auf Schnee oder
Eis und in den Bereichen, in denen das Becken oder die
Schulter die Matte stark komprimieren, spürt man so-
FOTOS Lars Schneider, Produkte Alex Buschor
Isolation bietet. Der outdoor guide nennt die besten Modelle.
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KNOW-HOW Test Trekkingmatten
fort, wie die Kälte in den Körper kriecht. Wie effektiv die
Trekkingmatte diesen unerwünschten Wärmetransfer
vom Körper zum Boden verhindert, wird von gewissen
Herstellern mit dem Wärmedurchlasswiderstand beschrieben – dem so genannten R-Wert (siehe Kasten Seite 163). Je grösser der deklarierte R-Wert, desto besser
isoliert eine Matte gegen Wärmeverlust.
Welche Matten gibt es?
Grundsätzlich können Isolationsmatten in drei Kategorien eingeteilt werden: geschlossenporige Schaumstoffmatten (z.B. Therm-A-Rest «Z-Lite») oder Evazote Matten,
selbstaufblasbare Matten und aufblasbare Matten. Erstere haben den Vorteil, dass sie sehr robust sind und nicht
aufgeblasen werden müssen. Als Sitzunterlage im Vorzelt
oder am Feuer eignen sie sich sehr gut. Manchmal finden
sie auch Verwendung als Schutzunterlage von Ultraleichtmatten. Sie haben allerdings ein sehr grosses Packmass
und ein eingeschränktes Isolationsvermögen. Aus diesem
Grund haben wir keine Matten dieser Kategorie getestet.
Die Kategorie der selbstaufblasenden Matten hat der
US-Hersteller Therm-A-Rest vor rund 40 Jahren eingeführt. Bei der vom outdoor guide getesteten Kaikialla
«Stretch Mat» und der Therm-A-Rest «Trail Lite» wird
ein offenporiger Schaum mit Millionen kleinsten Hohlräumen von einer luftdichten Hülle umschlossen. Öffnet
man das Ventil, dehnt sich der Schaum aus und zieht
so zusätzliche Luft in die Matte. So bläst sich das Teil
nahe­zu selbstständig auf. Mit zwei bis drei zusätzlichen
Atemstössen ist die Matte dann schlafbereit. Beim Liegen
bleibt die Luft in den Kammern des Schaumstoffs hängen und sorgt so für eine ausreichende Isolation. Um Gewicht und Packvolumen zu reduzieren, werden teilweise
Löcher in den Schaumstoff gestanzt, die der Oberfläche
der Matte ihre charakteristische Form geben. Zudem verkürzen solche Löcher die Aufblaszeit. Dabei können die
Löcher sowohl vertikal als auch horizontal gestanzt werden. Vertikale Stanzungen haben den Nachteil, dass sie
kleine Kältebrücken zwischen Körper und Boden bilden,
die das Isolationsvermögen reduzieren. Genau deshalb
verfügt die Kaikialla «Stretch Mat» im Bereich des Torsos nur über horizontale Stanzungen. Weshalb trotzdem
einige Anbieter an der vertikalen Stanzung festhalten,
erklärt Ben Liechti, Product Manager Sleeping Systems
bei der Mammut Sports Group: «In der Herstellung ist es
deutlich aufwändiger, den Schaum in horizontaler Richtung zu durchlöchern».
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Test Trekkingmatten KNOW-HOW
Viel warme Luft
Zur dritten Kategorie gehören die aufblasbaren Matten,
die in ihrer Form an herkömmliche Luftmatratzen erinnern. Trotz tiefem Gewicht und kompaktem Packmass
erreichen solche Konstruktionen sehr hohe Isolationswerte. Mit der Einführung der «DownMat» vor fast zehn
Jahren hat Exped diese Art von Matten für den OutdoorBereich tauglich gemacht. Eine herkömmliche Luftmatratze hat wegen der freien Luftbewegungen in den
Kammern einen sehr geringen Isolationswert. Um die
unerwünschte Luftzirkulation zu unterbinden, sind bei
der «DownMat» die einzelnen Kanäle mit Daune gefüllt.
Die unzähligen, feinsten Verästelungen der Daunen­
federn füllen diese Kanäle im Idealfall vollständig aus
und verhindern so eine Bewegung der Luftmassen. Ähnlich funktioniert auch die «SynMat 7 UL M» von Exped,
wobei hier eine Kunstfaserfüllung verwendet wird, welche von oben und unten auf die Luftkammer laminiert
ist. So füllt sie beim Aufblasen den Hohlraum stets vollständig aus und kann nicht verrutschen.
Einen ähnlichen Weg beschreiten auch die Hersteller
Therm-A-Rest bei den Modellen «NeoAir All Season» und
«NeoAir Trekker», Mammut bei der «Light Pump Mat»
sowie Vaude mit der «Norrsken». Bei letzterer kommt
eine an die Stege der Matte verschweisste PrimaloftSchicht zum Einsatz. Diese füllt aber nicht die ganze
Kammer aus, sondern bildet eine Barriere, welche die
Durchmischung der kühlen bodennahen Luft und der
warmen, körpernahen verhindert. Die «Light Pump Mat»
von Mammut ist inwendig an der Oberseite mit einer ein
Zentimeter dicken, offenporigen Schaumstoff-Schicht laminiert. Dieser Schaum verringert das Wegbewegen der
vom Körper aufgewärmten Luft.
Grenzwertige Lärmbelastung
Bei der «NeoAir All Season» wird die Matte in über
150 Einzelkammern unterteilt. So kann die Luft nicht
vom kalten, unteren Teil der Matte in den warmen, körpernahen Teil zirkulieren. Zusätzlich sind drei Schichten
eingearbeitet, welche die abgestrahlte Wärme reflektieren. Die Kammerkonstruktion führt zu einer sehr stabilen Matte. Das teilweise bemängelte Schaukelgefühl bei
dickeren Matten ist bei den «NeoAir»-Modellen in keinster Weise feststellbar. Bei der «NeoAir Trekker» wurde
zwar die Kammerkonstruktion beibehalten, auf die reflektierenden Schichten aber verzichtet.
Exped «DownMat 9 LW»
Exped «SynMat 7 UL M»
Preis CHF 264.–
Verfügbare Grössen «7 XS» 120!52!7 cm,
«7 S» 163!52!7 cm, «7 M» 183!52!7 cm,
«7 LW» 197!65!7 cm, «9 M» 183!52!9 cm,
«9 LW» 197@65@9 cm
Gewicht 1282 g
Beschreibung Die extrem hohe Isolationskraft wird
durch eine grosse Liegefläche und Höhe ergänzt. Dies relativiert auch das hohe Gewicht und grosse Packmass. Die
Matte fühlt sich vor allem bei Wintercampings in extremen
Verhältnissen wohl, kann aber dank der grossen Liegefläche auch für gemütliche Campingtrips verwendet werden.
Infos Exped AG, Tel. 044 497 10 10
www exped.com
Preis CHF 149.–
Verfügbare Grössen «S» 163!52!7 cm,
«M» 183@52@7 cm
Gewicht 476 g
Beschreibung Leichteste und kleinste Isomatte
mit hohem Liegekomfort. Die Isolation reicht auch für
Winter­übernachtungen. Abstriche müssen in der Robustheit und der Rutschfestigkeit gemacht werden. Praktische Einweg-Flachventile erleichtern das Aufblasen.
Wenn jedes Gramm zählt, ist diese Matte eine gute Wahl.
Infos Exped AG, Tel. 044 497 10 10
www exped.com
Der Grund für den Verzicht ist schnell klar: Die alufolienähnlichen Schichten in der «NeoAir All Season» rascheln
und knistern bei jeder Bewegung. Das stört nicht nur
den eigenen Schlaf, sondern auch den aller anderen Zeltgenossen. Die Ingenieure von Therm-A-Rest haben uns
versprochen, dies noch zu verbessern. Die anderen Modelle verhielten sich auch bei sehr bewegten Schläfern
angenehm ruhig.
Neben der Geräuschkulisse ist auch die Oberfläche ein
wichtiges Detail für einen ruhigen Schlaf: Ist das Obermaterial so glatt wie beispielsweise bei der «­SynMat 7 UL M»,
rutscht man bei leichter Schräglage ständig von der
­Matte. Leicht aufgeraute oder strukturierte Oberflächen
wie bei den anderen Matten schaffen hier Abhilfe. Die
zwei äussersten Luftkammern der «Norrsken» von Vaude
sind zudem leicht grösser als diejenigen in der Mitte und
erschweren so das seitliche Wegrollen.
Liegekomfort = Länge mal Breite?
Von einer schmalen Matte zu rollen ist natürlich ein­
facher, als von einer breiten. Je breiter eine Matte, desto mehr Bewegungen und Schlafpositionen lässt diese
zu, ohne dass Arme oder Beine mit dem kalten Boden
in Kontakt kommen. Die Länge ist dabei weniger entscheidend, denn man kann auch einige Kleidungsstücke oder den Rucksack als Kopfkissen verwenden. Die
«­DownMat 9 LW», eine der schwersten Matten im Test,
erinnert mit ihren Dimensionen fast schon an ein Bett.
Dagegen wirkt die «NeoAir All Season» wie ein Schwebe­
balken, auf dem man es sich gemütlich machen sollte.
Mammut spart bei der «Light Pump Mat» durch eine
spezielle Form Gewicht und Platz, wo er nicht dringend
benötigt wird. Die «SynMat 7 UL M» hingegen spart vor
allem beim Material und ist so bei einer vernünftigen
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KNOW-HOW Test Trekkingmatten
Test Trekkingmatten KNOW-HOW
Kaikkialla «Stretch Mat 3.8»
Mammut «Light Pump Mat»
Therm-A-Rest «NeoAir All Season»
Therm-A-Rest «NeoAir Trekker»
Preis CHF 129.–
Verfügbare Grössen 183@51@3,8 cm,
168!51!3,8 cm
Gewicht 837 g
Beschreibung Leichtes, kompaktes Modell in der
Kategorie der selbstaufblasenden Matten. Eine StretchOberfläche sorgt für angenehmen Hautkontakt. Die Isolationskraft reicht für Winterübernachtungen auf Schnee
oder Eis. Das Ventil lässt sich mit einer Vierteldrehung
komplett schliessen. Eignet sich für überzeugte Nutzer
dieses Mattentyps für alle Unternehmungen, von alpinen
Touren bis zum Camping.
Infos Transa Backpacking AG, Tel. 044 278 90 40
www kaikkialla.com
Preis CHF 220.–
Verfügbare Grössen One size 183!55!7,5 cm
Gewicht 655 g
Beschreibung Leichte und robuste Isomatte, die im
Bein- und Kopfbereich sehr schmal geschnitten ist. In
kalten Winternächten werden ihr die Limiten hinsichtlich
Isolationsvermögen aufgezeigt. Eignet sich dort, wo das
Gewicht zwar tief, eine gewisse Robustheit aber gewährleistet sein muss.
Infos Mammut Sports Group AG, Tel. 062 769 81 81
www mammut.ch
Preis CHF 199.–
Verfügbare Grössen Medium 168!51!6,3 cm,
Regular 182@51@6,3 cm, Large 196!63!6,3 cm
Gewicht 585 g
Beschreibung Die schmale Matte weist das beste
Verhältnis von Isolation zu Gewicht und Packmass auf.
Trotzdem sind die verwendeten Materialien ausreichend
robust. Das Geknister und Geraschel bei jeder Bewegung
ist beim getesteten Vorserienmodell sehr störend. Wird
dies in der Serie verbessert, kann die Matte vom Schneebiwak bis hin zu alpinen Touren für fast alles verwendet
werden.
Infos Icon Outdoor AG, Tel. 044 388 41 21
www cascadedesigns.com
Preis CHF 169.–
Verfügbare Grössen Large Torso 119!63!6,3 cm,
Regular 182!51!6,3 cm, Large 196@63@6,3 cm
Gewicht 763 g
Beschreibung Der Verzicht auf die Reflexionsschichten
und die vergrösserte Breite erhöhen den Schlafkomfort
im Vergleich zur «NeoAir All Season» deutlich. Trotzdem
erzielte sie im Labortest gute Isolationswerte. Damit hat
sie neben der Haupteinsatzzeit von Mai bis Oktober auch
Reserven für den Winter.
Infos Icon Outdoor AG, Tel. 044 388 41 21
www cascadedesigns.com
Breite und Dicke die leichteste und am kleinsten verpackbare Matte im Test. Es ist klar, dass bei einer schmaleren
oder kürzeren Matte der Liegekomfort leidet. Gerade bei
Leuten, die sich stark bewegen, kommt es mit der «Light
Pump Mat» ab und zu vor, dass die Beine vom sehr schma­
len Beinbereich rutschen. Je dicker die Matte zudem ist,
desto besser kann durch aufpumpen oder Luft ablassen
der gewünschte persönliche Komfort angepasst werden.
Dies schlägt sich direkt auf den Liegekomfort nieder. In
der Benotung sieht man, dass die dünnen, selbst aufblasenden Matten gegen die voluminösen Luftmatten keine
Chance haben. Eine treue Anhängerschaft schwört aber
noch immer auf diesen Mattentyp. Es empfiehlt sich daher, jede Matte vor dem Kauf Probe zu liegen. Wenn die
Matten dann extrem schmal scheinen, sollte nicht vergessen werden, dass beim Liegen mit Schlafsack sowohl
die Arme wie auch die Beine eine stark eingeschränkte
Bewegungsfreiheit haben. Kurzvarianten von Matten mit
einer Länge von circa 120 Zentimetern liegen zwar beim
Packmass und Gewicht nochmals deutlich tiefer. Der von
ihnen nicht abgedeckte Teil muss aber mit Kleidern oder
sonstiger Ausrüstung unterlegt werden, was Komforteinbussen mit sich bringen kann und bei sehr tiefen Temperaturen unter Umständen der Isolation abträglich ist.
Im Sommer kann man aber gut eine dünne Schaumstoff­
matte mit einer kurzen Luftmatte kombinieren.
drei kräftigen Atemstössen noch ein wichtiger, letzter
Rest Luft dazugegeben werden. Trotzdem ist dies die
komfortabelste Lösung. Komplett mit dem Mund aufgeblasen werden die «SynMat 7 UL M» und die Vaude
«Norrsken». Dies geschieht zwar recht zügig, aber es
wird einem schnell schwindelig. Gerade in der Höhe, wo
die Atemluft oft sowieso schon knapp ist, wird das Aufblasen dann lästig und zeitintensiv. Die Therm-A-Rest
«NeoAir»-Matten können wahlweise mit dem Mund oder
mit dem Packsack aufgepustet werden – mit Packsack allerdings nur bis zu zwei Dritteln des Volumens. Der Rest
wird von Mund aufgeblasen. Leider sind an der ThermA-Rest-, der Vaude- und der Kaikkialla-Matte keine Einwegventile. Verschliesst man diese beim Aufblasen nicht
ständig mit dem Mund, entweicht die Luft rasch wieder.
Dies ist vor allem bei den letzten Atemstössen sehr mühsam, da in der Matte dann ein grosser Druck herrscht.
Überzeugend ist hier die «SynMat 7 UL M» mit einem
Einweg-Flachventil, das diese Problematik endgültig aus
der Welt schafft.
Neben den Schwindelanfällen hat das Aufblasen mit
dem Mund einen weiteren Nachteil: Die in der Atemluft
enthaltene Feuchtigkeit kann in der Matte kondensieren.
Dadurch kann sowohl das Isolationsmaterial wie auch
der inwendig aufgetragene, luftdichte PU-Film angegriffen werden. Um dies zu vermeiden, verwenden Exped
und Therm-A-Rest ausschliesslich wasserresistente PUEther-Filme auf der Innenseite. Die Isolation der Vaude
«Norrsken» ist zudem silikonisiert und mit Silberionen
gegen Bakterienbefall gerüstet. Ganz so schlimm wie
es klingt, ist es aber nicht: Der grösste Teil der Feuchtigkeit entweicht beim Ablassen der Luft wieder. «Wir
produzieren die ‹DownMat› seit zehn Jahren und haben
noch nie eine Matte gesehen, bei welcher die Daune
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Komfort top, Handling flop?
Matte ins Zelt, Ventil öffnen, warten, Ventil schliessen
– ganz so einfach funktioniert es auch bei den selbst
aufblasenden Matten nicht. Nachdem man das Ventil geöffnet und eine kurze Zeit gewartet hat, muss mit zwei,
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KNOW-HOW Test Trekkingmatten
Test Trekkingmatten KNOW-HOW
Therm-A-Rest «Trail Lite»
Vaude «Norrsken»
Preis CHF 98.–
Verfügbare Grössen Women’s Regular
168!51!5 cm, Regular 183@51@5 cm,
Large 196!63!5 cm
Gewicht 1145 g
Beschreibung Preiswerte Matte mit eingeschränkter
Isolation. Aufgrund des Packvolumens und Gewichts
nicht für längeres Tragen im Rucksack gemacht. Diese
Matte eignet sich daher vor allem für den Camping­
urlaub.
Infos Icon Outdoor AG, Tel. 044 388 41 21
www cascadedesigns.com
Preis CHF 170.–
Verfügbare Grössen Short 150!53!5,5 cm,
Long 183@53@55 cm
Gewicht 925 g
Beschreibung Komfortable Matte mit einer Isolationskraft, die auch in kälteren Nächten genügt. Das Packvolumen ist zwar gering, das Gewicht aber eher hoch.
Das Aufblasen per Mund ohne Einwegventil kann sehr
mühsam sein.
Infos Vaude Völkl (Schweiz) AG, Tel. 041 769 72 20
www vaude.com
mit. Generell aber lohnt es sich, zuerst spitze Gegenstände wie kleine Äste, Dornen oder Steine zu entfernen. Im
Einsatz sollte jedoch nicht bei 50 Gramm gespart werden, denn ohne Schlaf sinkt auch die Leistungsbereitschaft. Modelle wie die extrem leichte «SynMat 7 UL M»
sind am absoluten Limit konstruiert und bieten keinen
Spielraum für robuste Materialien. Direkt auf dem Boden
schlafen ist daher nicht zu empfehlen.
«Hat die Matte nicht gerade Bekanntschaft mit einem
Kaktus oder der Hauskatze gemacht, lohnt sich eine Reparatur in den meisten Fällen», meint Ralph van Hoek,
verantwortlich für Garantieabwicklungen und Reparaturen bei Therm-A-Rest. Eine Matte werde vor allem durch
Absicht oder Missgeschicke beschädigt. Die meisten
Defekte seien nämlich mechanisch verursachte Löcher
durch Messer oder Steigeisen. Die von Mammut und
­E xped verwendeten Flachventile sind besser geschützt
und dadurch weniger anfällig für Defekte als diejenigen
der anderen Hersteller. Ein Durchscheuern des Mate­r ials
sollte selbst bei ultraleichten Modellen innerhalb der
normalen Lebensdauer nicht vorkommen. Im Gegensatz
zum Schulterbereich einer Jacke sind die Matten nicht
ständiger Bewegung
mit viel09:55:15
Druck ausgesetzt.
Ex_MountainPro_210x146_ch_d.pdf
1 16.03.2011
Aus der Matte wird ein Luftballon
Ein häufiger Defekt, der dem Benutzer zur Last gelegt
werden muss, ist die Delamination. Die Matte wird dabei
mit geschlossenem Ventil in einem an der Sonne stehenden Zelt liegengelassen. Durch die Erwärmung dehnt
sich die Luft in den Kammern aus und die Verbindungen
zwischen Ober- und Unterseite reissen. Aus der komfortablen Matte entsteht ein unbrauchbarer Luftballon. Daher sollte man, schläft man nicht gerade auf der Matte,
die Ventile unbedingt offen lassen. Will man vor solchen
Defekten ganz verschont bleiben, hat man keine andere
Wahl, als auf eine geschlossenporige Schaumstoffmatte
zu setzen.
Haben sich früher die Aspekte «leicht», «warm» und
«komfortabel» noch gegenseitig ausgeschlossen, gibt
es heute einige Produkte, die diese vernünftig kombinieren. Aber die «eierlegende Wollmilchsau» gibt es
leider noch immer nicht, denn bei einigen Matten geht
man noch immer Kompromisse ein: Die extrem leichte
«­SynMat 7 UL M» ist zwar sehr bequem, die Robustheit
fällt aber fast vollständig dem Gewicht zum Opfer. Die
fast so kleine und leichte «NeoAir All Season» isoliert
EXPED-RUCKSÄCKE
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Antworten
Von: Norbert Blank
An: [email protected]
Betreff: EXPED-RUCKSÄCKE
Hallo Exped-Team
Hoher Preis für wenig Gewicht
Hat man die Luft erst mal in der Matte drin, muss man
hoffen, dass sie auch dort bleibt. Das kleine Gewicht und
geringe Packmass bei trotzdem hohen Isolationswerten
«erkaufen» sich die Matten mit einem grossen Handicap.
Bei einer Beschädigung fallen sie in sich zusammen und
bieten praktisch keine Isolation mehr. Nur ein gewisses
Mindestmass an Wärmedämmung ist durch die enthaltenen Isolierungen gewährleistet. Laut Herstellerangaben besitzt beispielsweise die Therm-A-Rest «NeoAir All
Season» selbst im flachen Zustand noch einen R-Wert
von 1,5. Die anderen Modelle können da nicht weit entfernt sein. Auf kalten Böden wird man aber trotzdem
nicht mehr schlafen können. Gerade auf längeren Touren
kann ein solcher Zwischenfall sehr unangenehm sein.
Die meisten Hersteller liefern daher ein Notfall-Flickset
Selvaggio Blu, Sardinien ... was für ein irres Trekking mitten in Europa!
Wir hatten von euch die Mountain Pro- und die neuen Backcountry-Rucksäcke dabei: Diese
wasserdichten Rucksäcke trotzen selbst der dichtesten, dornenbewehrten Macchia, sitzen perfekt
am Körper und bewährten sich bestens auch beim Klettern. „Make it easy and simple“ muss das
Motto gewesen sein, perfekt gemacht!
C
M
Herzliche Grüsse
Norbert Blank
Y
CM
OPINION #102
verklumpt war», sagt Kurt Gerber, Marketingleiter bei
Exped. Kritisch wird es erst bei extrem tiefen Temperaturen und sehr viel Feuchtigkeit. Diese könnte dann
kondensieren oder gar gefrieren und die Matte beschädigen. Doch auch solche Fälle sind laut Kurt Gerber noch
nie vorgekommen. Um Schimmelbefall oder ähnlichem
vorzubeugen, sollten Matten immer ausgerollt und mit
geöffneten Ventilen an einem trockenen, dunklen Ort
gelagert werden.
Elegante Lösungen finden sich bei der Exped «DownMat» und der Mammut «Light Pump Mat». Eine in der
Matte integrierte Pumpe wird mit den Händen betätigt.
Das Aufpumpen der Matte dauert so zwar ein wenig
länger, feuchte Luft bleibt aber garantiert draussen.
Das deutlich grössere Luftvolumen der «DownMat»
wird durch eine grössere Pumpe einigermassen wettgemacht.
MY
CY
CMY
K
Mehr über Produkte und Meinungen auf www.exped.com
160
Exped-Produkte sind im Fachhandel erhältlich. Die grösste Auswahl finden Sie in folgenden Geschäften:
Terre d’Aventures, Genève; Trango Sport, Bulle; Oxygène Montagne, Ependes; Le Nomade, Vevey; Follomi Sport, Sion; Defi Montagne, Peseux;
Primal Bikes & Outdoor, Bettlach; Atlas Travel Shop, Ins & Bern; Südstrasse, Münsingen; Swiss Fun Rent, Oppligen; Vertical Sport, Interlaken;
Landweg, Bubendorf; Bordogna Bergsport, Solothurn; Arcta Bergsport, Brugg; Von Moos Sport+Hobby, Luzern; Kaktus Outdoor, Zug; Spatz
Camping, Zürich; Scandinavian Outdoor Shop, Bachenbülach; Sport Trend Shop, Hinwil; Aventura-Travel, Uster.
KNOW-HOW Test Trekkingmatten
Test Trekkingmatten KNOW-HOW
tREKKINGMATTEN
Exped «Synmat 7 UL M»
Kaikkialla «Stretch Mat 3.8»
Therm-A-Rest
«NeoAir All Season»
Therm-A-Rest
«NeoAir Trekker»
Therm-A-Rest «Trail Lite»
Mammut «Light Pump Mat»
Vaude «Norrsken»
X
X
X
X
—
—
X
X
Packmass Länge
30,0
26,0
29,0
22
Durchmesser in cm
18,0
9,0
16,0
Packvolumen in Litern
7,6
1,7
Dicke in cm
10,5
Länge der Liegefläche in cm
Gewichtung Kriterium
Exped «DownMat 9 LW»
R-Wert: mit Vorsicht zu geniessen
Details
Reparaturkit im Lieferumfang
28,0 34,0 23,0
29,0
12,0
11,0
20,0
12,0
12,0
5,8
2,5
2,7
10,7
2,6
3,3
8,6
4,3
7,5
7,7
4,0
8,0
8,0
195
181
182
191
192
195
187
194
Breite der Liegefläche in cm
67,0
55,0
50,0
50
63,0 61/50 37/50 56,0
Herstellerangabe R-Wert 1
8,0
3,1
3,8
4,9
2,0
3,4
4,1
—
Gewicht
20% 2,3
5,0
3,3
4,8
3,5
2,5
4,5
3,0
Packmass
15%
2,5
5,0
3,0
4,5
4,3
2,0
4,5
3,8
Isolation
10%
5,0
4,0
4,0
5
4,0
3,0
3,5
4,0
Liegekomfort allgemein
35%
4,9
4,5
2,0
4,1
4,4
2,0
4,3
4,4
Stabilität beim Schlafen
5%
3,5
3,5
5,0
5,0
5,0
5,0
3,5
4,0
Rutschverhalten
5%
5,0
5,0
4,5
5,0
5,0
4,0
5,0
5,0
4,8
3,0
4,8
3,8
3,8
4,5
4,0
4,0
4,0
3,5
4,8
3,0
3,0
4,5
4,3
2,5
220
80
220
90
100
220
180
70
5,0
5,0
5,0
1,0
5,0
5,0
5,0
5,0
4,2
4,0
2,6
3,8
4,0
2,5
3,9
3,8
100% 3,9
4,6
3,2
4,3
4,2
2,7
4,3
3,9
Beurteilung
Beurteilung Komfort
Haptik bei Hautberührung
Benotung Aufblasen
5%
Zeit zum Aufblasen in Sekunden
Geräuschentwicklung bei Belastung
Gesamtergebnis Komfort
Gesamtbeurteilung 1
5%
Vaude gibt für seine Matten keine R-Werte an.
Bewertungen
5,0 sehr gut
4,0 gut
3,0 befriedigend
2,0 ausreichend
1,0 mangelhaft
162
Isolation
Wintertauglichkeit
5,0 sehr gut
4,0 gut
3,0 ungeeignet
Unter dem R-Wert versteht man den sogenannten Wärmedurchlasswiderstand. Einige Hersteller nutzen diesen
Wert, um die Isolationskraft ihrer Matten anzugeben. Je
höher dieser Wert, desto besser isoliert eine Matte gegen
Bodenkälte. Bei der Labormessung werden die Bewegungen des Schlafenden nicht simuliert. Auch die Kompression durch das Gewicht des Schlafenden wird oft vernachlässigt. Beides verursacht Wärmeverluste. So werden die
von Labors bestimmten R-Werte wohl meist höher liegen als die effektive Isolationskraft einer Matte. Für die
Messung des R-Wertes gibt es aber keine Normen oder
einheitlichen Testanlagen. Je nachdem unter welchen
Bedingungen getestet wurde, können die R-Werte stark
unter­schiedlich sein. Unzählige Faktoren wie Matten­
grösse, Volumen, Fläche der beim Test wärmenden Platte
etc. beeinflussen das Ergebnis. Daher sind die Herstellerangaben mit Vorsicht zu geniessen. Wir haben alle Matten
auf der gleichen Testanlage geprüft und die Isolationswirkung bestimmt. Es ist jedoch zu beachten, dass auch
diese gemessene Isolation stark von den Testbedingungen abhängt und nur als Richtwert gilt. Einige Hersteller
haben sich nun zusammengeschlossen, um sich auf ein
einheitliches Testverfahren zu einigen. So können die
Konsumenten besser informiert und die Isolationsmatten
direkt verglichen werden.
Eine Alternative zum R-Wert benutzt Vaude: Sie definieren
die Mindesttemperatur, bis zu welcher eine Isomatte mit
dem entsprechenden Schlafsack noch eingesetzt werden
kann. Diese Temperaturen gibt auch Exped auf seiner
Homepage an. Als Richtwert nimmt man zum Beispiel an,
dass für eine Winterübernachtung bei ca. –5 Grad Cel­sius
mindestens ein R-Wert von 3 oder höher benötigt wird.
R-Werte lassen sich addieren, so kann man bei kalten
Temperaturen auch zwei dünne Matten kombinieren.
äusserst gut, hält dafür auch das ganze Zelt wach. Die
sehr komfortable «DownMat 9 LW» schlägt dann wieder
mit einem gros­sen Packvolumen und grosszügigem Gewicht zu Buche. Die Mammut «Light Pump Mat» hingegen scheint einen guten Mittelweg gefunden zu haben:
Bei einem tiefen Gewicht ist sie trotzdem aus sehr robusten Materialien gefertigt und bietet gute Isolation. An
die reduzierte Breite im Beinbereich gewöhnt man sich
schnell. Die selbstaufblasenden Matten konnten unter
den Testern keine Anhänger finden. Sie bieten zwar eine
gute Isolation, weisen aber auch ein deutlich grösseres
Packmass und Gewicht auf. Trotzdem isolieren sie nicht
besser als eine aufblasbare Matte.
Jedem seine eigene Matte
Bei der Wahl einer neuen Matte spielen der Einsatzzweck und individuelle Vorlieben eine entscheidende Rolle. Hohe R-Werte werden nur zum Schlafen auf
Schnee und Eis benötigt. Ist eine Matte in der Tabelle
als «beschränkt wintertauglich» bezeichnet, heisst das,
dass sie in kalten Winternächten nicht genügend isoliert.
Für moderate Winterübernachtungen sind diese Matten aber ebenfalls geeignet, auch können sie durch die
Kombination mit einer EVA-Matte völlig wintertauglich
gemacht werden. Wer seine Matte nur zum Sommercamping einsetzt, den interessiert die Isolationskraft nur am
Rande. Das Augenmerk darf dann mehr auf den Komfort
und die Liegefläche oder – je nach Einsatzzweck – das
Gewicht gelegt werden. Die Gewichtung in der Noten­
tabelle ist als Vorschlag zu verstehen. Sie muss für jeden
Einsatzzweck neu vorgenommen werden. Wer auf längeren Touren unterwegs ist, sollte sich kein ultraleichtes
Modell zulegen. Trotz Reparaturkits sind Defekte sehr
ärgerlich. Auf alpinen Unternehmungen zählt zwar jedes
Gramm Gewicht, platte Matten können aber die Gesundheit gefährden. Aus diesem Grund nutzen viele ExtremAlpinisten eine EVA-Matte. Eine praktische Lösung wäre
beispielsweise die Kombination einer leichten Luftmatte
mit einer 0,4 Millimeter dünnen Schaumstoffmatte. Wie
auch immer man wählt und kombiniert, die heutigen Isomatten bieten viel Komfort für wenig Gewicht und Volumen. So machen sie vom Trekker bis zum Abenteurer
jeden glücklich – vorausgesetzt die Luft bleibt drin. ✸
Text
Angelo Brack
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