Wohnungsbau in Köln mit Qualität
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Wohnungsbau in Köln mit Qualität
Der Oberbürgermeister Wohnungsbau in Köln mit Qualität Wohnungsbau in Köln mit Qualität Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 2 Inhalt Vorwort Anlass der Dokumentation - Qualitätsdiskussion im Kölner Wohnungsbauformum Auswahl der Projekte Projekte - Rheinrefugium, Mülheim - Liebigstraße, Ehrenfeld - Hochbunker Werkstattstraße, Nippes - Altenzentrum Sülzer Bucht, Sülz - Piusstraße, Ehrenfeld - Krieler Straße, Lindenthal - Brüsseler Straße, Neustadt-Süd - Freiligrathstraße, Lindenthal - Ehemaliges Eisenbahnausbesserungswerk, Nippes - autofreie Siedlung - Trimbornstraße, Kalk - Vitalisblöcke, Bickendorf Der Oberbürgermeister Amt für Stadtentwicklung und Statistik Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stadtplanungsamt Druck: DFS Druck Gestaltung: Kariboo - Marketing & Service GmbH Bildnachweise: Almut Skriver, Dipl.Ing. Architektin AKNW bpa Busch-Architekten GmbH Cornelius Schmitz - Helbig, Dipl.Ing. Architekt BDA Hohr Immobilien GmbH Kariboo-Marketing & Service GmbH Luczak Architekten, Thomas Luczak Architekt BDA, DWB/ Molestina Architekten GmbH Planquadrat Elfers Gerkes Krämer Professor Coersmeier, Büro Köln Stadtarchitekten Walter Krause Stadt Köln Ute Piroeth Dipl.Ing. Architektin BDA Titelbild: Projekt Brüsseler Straße, Neustadt-Süd 13/18/RK/1000/12.2009 3 4 6 8 12 16 20 24 28 32 36 40 44 48 Seite 3 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Liebe Leserinnen und Leser, die aktuelle Bevölkerungsprognose hat bestätigt: Köln wird in den nächsten 15 bis 20 Jahren weiter wachsen. Wohnraum wird also weiterhin benötigt, wenn auch die nachgefragten Wohnformen vielfältig sind und einem raschen Wandel unterliegen. Deshalb setzt sich die Stadt Köln mit unterschiedlichen Maßnahmen dafür ein, den Bürgerinnen und Bürgern sowohl ein ausreichendes als auch ein attraktives, nachfragegerechtes und vielfältiges Wohnen zu ermöglichen. Ein wichtiger Baustein ist in diesem Zusammenhang das Wohnungsbauprogramm 2015, das die wesentlichen Leitlinien der Wohnungsbaupolitik enthält und die Flächenpotenziale darstellt, zu welchem Zeitpunkt Flächen zur Bebauung anstehen. Dabei wird immer deutlicher, dass das Wohnungsangebot als bedeutender Standortfaktor anzusehen ist und dass in diesem Zusammenhang die Qualität von Wohnobjekten einen immer größeren Stellenwert bei der Vermarktung einnimmt. Doch was bestimmt die Qualität eines Wohnungsobjekts und was macht sie aus? Auf diese Fragen gibt es vielschichtige Antworten. So vielfältig die Lebensstile der Menschen sind, so vielseitig sind auch die an den Wohnungsbau zu stellenden Qualitätskriterien. Diese Broschüre lädt Sie auf eine kleine Entdeckungsreise zu elf Objekten ein, bei denen es beispielhaft gelungen ist, zielgerichtet und kompetent „Wohnungsbau in Köln - mit Qualität“ zu realisieren. Selbstverständlich kann diese Dokumentation nur eine repräsentative Auswahl an vorbildlichen Wohnungsbauprojekten in Köln darstellen. Ich bin aber sicher, dass diese Broschüre auch dazu beiträgt, auf Qualitäten anderer Objekte aufmerksam zu machen, die hier nicht dargestellt werden konnten. Für künftige Wohnungsbauprojekte mit entsprechenden Qualitäten setze ich auf das Engagement von Bauherren, Investoren, Projektentwicklern und Architekten. Ihr Jürgen Roters Seite 4 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Anlass der Dokumentation - Qualitätsdiskussion im Kölner Wohnungsbauforum Im Jahr 2005 hat die Stadt Köln das Kölner Wohnungs bauforum als Vernetzung von öffentlichen und privaten Akteuren eingerichtet. Neben Politik und Verwaltung sind im Wohnungsbauforum verteten: Wohnungsunternehmen, Kreditwirtschaft, Projektentwickler und Interessenvertretungen wie der Kölner Mieterverein und der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. Aufgaben des Wohnungsbauforums sind unter anderem eine Einschätzung der Wohnungsmarktsituation, Empfehlungen zur Wohnungsmarktpolitik und die Entwicklung von Strategien und Konzepten zur Stärkung des Wohnstandortes Köln. Durch regelmäßige Austausche ist die Zusammenarbeit der Akteure auf dem Kölner Wohnungsmarkt verstetigt und intensiviert worden. Zu den Hauptleitlinien der städtischen Wohnungspolitik gehören neben den Mengenzielen die Schaffung eines Wohnungsangebotes in guter Qualität und Vielfalt. Die Wohnkultur in Köln wird sich zukünftig zwar nicht grundlegend verändern, aber bezogen auf Wohnungstypen, Wohnformen und Wohnstandorte noch vielfältiger und attraktiver auszugestalten sein. Von daher hat sich das Wohnungsbauforum auch in einer seiner Sitzungen mit der Qualität im Wohnungsbau beschäftigt. Die beste Veranschaulichung von qualitätsvollen Objekten sind gebaute Beispiele als „best-practice“ Beispiele. Hierfür wurden einige Projekte besichtigt, die sich in dieser Broschüre auch wiederfinden. Anhand dieser Beispiele wurden im Kölner Wohnungsbauforum Aspekte, Kriterien und Ansprüche für die Qualität im Wohnungsbau erörtert, die hier wiedergegeben sind. Um das Spektrum an qualitativ hohen Wohnungsbauprojekten in Köln aufzuzeigen, sind beispielhaft die in der Broschüre aufgenommenen elf Vorhaben dargestellt. Sie verdeutlichen auch die Vielfalt an attraktiven Wohnformen, die eine Großstadt wie Köln für unterschiedliche Nutzer anbieten muss. Aus der Diskussion im Wohnungsbauforum haben sich vielfältige Anregungen ergeben, welche Maßstäbe an qualitätsvolles Bauen anzulegen sind. Qualitätskriterien und Qualitätsziele im Wohnungsbau Das Wohnungsangebot einer Stadt ist ein zunehmend wichtiger Standortfaktor. Zielsetzung des Wohnungsgesamtplanes und des Wohnungsbauprogramms ist neben einer ausreichenden Bedarfsdeckung ein nachfragegerechter Wohnungsbau. Es gilt hierbei vor allem, vielfältigen Wohnungsbau zu schaffen und das Wohnungsangebot qualitätsvoll auszubauen. In Abgrenzung zur Quantität beschreibt die Qualität zunächst die Beschaffenheit, die Güte einer Sache. Welche Aspekte sind zu berücksichtigen, wenn wir über Gütekriterien im Wohnungsbau sprechen? Dieser Frage soll in dieser Broschüre an konkreten Wohnobjekten in Köln nachgegangen werden. Hierbei können nach den verschiedenen Sichtweisen der Beteiligten wie Nutzer, Bauherren, Stadt, Nachbarn unterschiedliche Aspekte eine Rolle spielen und bewertet werden. Qualitätsaspekte sind z.B. - ein nachfragegerechtes Angebot, das in die Entwick lung von Stadtteilen und Quartieren eingebunden ist und den Zielen der Stadtentwicklung entspricht - ein nach Erscheinungsbild und Gestaltung anspre- chendes Objekt - der Beitrag zur Deckung des lokalen Wohnungsbedarfs - die Lage der Projekte - identitätsstiftende Gebäude - nachbarschaftsfördernde Wohnformen und Architektur - ein hoher Gebrauchswert für die Nutzer zu erschwing- lichen Preisen und Mieten - niedrige Betriebskosten - ökologische Bauweisen - Barrierefreiheit Bei der Lage eines Wohnungsbauprojektes und bei der Herausarbeitung seiner städtebaulichen Qualitäten geht es vor allem um eine gute, einfühlsame Abstimmung mit der näheren, aber auch mit der weiteren Umgebung. Dabei spielen die jeweilige Bauform (freistehendes Einfamilienhaus, Doppel- oder Reihenhaus, Mehrfamilienhaus als Punkthaus, in Zeilen- oder Blockrandbebauung), die Anordnung der Gebäude und Freiflächen sowie die Architektur eine Rolle. Aber auch die topografischen und landschaftlichen Eigenschaften und Besonderheiten des Standortes selbst - wie etwa Wasserlage, alter Baumbestand, Geländetrassierung müssen berücksichtigt werden. Berücksichtigung finden müssen auch die städtebaulichen und nutzungsseitigen Gegebenheiten (urbane oder ländliche Lage, Bebauungsdichte, Nutzung, Art und Form der Nachbarbebauung, Lärmquellen, Infrastruktureinrichtungen) der näheren und weiteren Umgebung. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Doch nicht nur die Gegebenheiten der Lage sind zu beachten: Darüber hinaus ist das jeweilige Neubauprojekt in der Regel auch auf das soziale Umfeld abzustimmen das Quartier muss ein „Image“ bekommen. Dies lässt sich durch verschiedende Faktoren beeinflussen: etwa durch die Wahl des baulichen Standards oder durch Größe und Zuschnitt der Wohnungen und Grundstücke in Verbindung mit der Qualität der Baumaterialien. Im Allgemeinen versteht man unter den Lagequalitäten die äußeren Gegebenheiten eines Neubaustandortes. Dies bezieht sich auf die Nähe zu Kindergärten und Schulen, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Nahversorgung oder die Ausstattung mit Parks und Grünanlagen. Diese Lagekriterien stehen bei den hier vorgestellten Wohnungsbauprojekten jedoch nicht zwingend im Vordergrund. Oft erfolgt gerade bei großen Wohnungsbauobjekten eine spätere „Nachrüstung“. Hier soll es allerdings mehr darum gehen, zu zeigen, wie man mit den Schwächen, aber auch mit den Stärken eines - grundsätzlich bau- und planungsrechtlich für Wohnungsbau geeigneten - Standortes umgeht. Das Qualitätsmerkmal „Gestaltung von Nachbarschaften“ eines Wohnungsbauprojektes bezieht sich vor allem auf die Abstände und Ausrichtung der Gebäude und auf die Lage und Ausgestaltung von Eingängen, Balkonen, Terrassen. Weiterhin gehören hierzu die Zonierung, Anlage und Gestaltung der privaten und gemeinschaftlich genutzten Freiflächen. Dabei stellen sich viele Fragen: Sind private Rückzugsmöglichkeiten gegeben? Ist Raum für gewünschte Nachbarschaftskontakte vorhanden, gibt es Spielflächen für Kinder oder Ruhezonen für ältere Bewohnergruppen? Attraktiver Wohnungsbau wird in einem wenig ansprechenden oder gar nicht gestalteten Wohnumfeld deutlich schlechter als in einer auf die Bewohner ausgerichteten und gepflegten Umgebung angenommen. Die städtebauliche Planung sollte für Gebäude und Freiflächen eine enge Abstimmung zwischen den gestalterischen Qualitäten des öffentlichen, halböffentlichen und privaten Raums berücksichtigen. Wichtig für den Gebrauchswert ist ein kostenbewusstes Bebauungskonzept. So sollte etwa die Doppelerschließung von Grundstücken vermieden werden. Seite 5 Ein kosten- und flächensparendes, gleichwohl jedoch noch akzeptables Verhältnis von Grundstücksgröße und Haustyp (Reihenhaus oder freistehendes Einfamilienhaus) sollte gewählt werden. Wesentlich für den Gebrauchswert einer Wohnung ist die Ausrichtung der Gebäude. Bei möglichst vielen Hausgrundrissen eines Projektes sollten die Wohnräume und die Außen- und Freibereiche mit Terrasse, Balkon und Garten nach Süden oder Westen orientiert sein. Dies sind allgemein anerkannte Merkmale. Obligatorisch für einen hohen Gebrauchswert ist eine ausreichende Belichtung und Belüftung sowie ein zufrieden stellender Schallschutz der Wohnungen. Die Wünsche und Anforderungen der Nutzer bezüglich Zuschnitt, Belichtung und Funktionsabläufen in den Wohnungen ändern sich oftmals im Laufe der Jahre. Flexibel veränderbare Grundrisse können den Gebrauchswert eines Wohnobjektes nachhaltig steigern. Das Erscheinungsbild wird maßgeblich von der Gliederung und Gestalt des Baukörpers, von der Ausführung der Fassaden und Dächer, der Fenster- und Türformen sowie von der Farbgestaltung bestimmt. Für eine qualitätsvolle Architektur gibt es dabei objektive Regeln wie die Ausrichtung an den Proportionen. Zu den Qualitäten des Erscheinungsbildes gehört auch die Frage, inwieweit sich die Wohngebäude durch die Einhaltung von Baufluchten, Höhenvorgaben und ähnlichem in die Umgebung eingliedern und gestalterische Akzente zu setzen sind, um monotone Häuserzeilen ohne Strukturen zu vermeiden. Ein Mix verschiedener Bauformen kann den Gesamteindruck oftmals positiv auflockern. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass sich diese vielschichtigen Qualitätsaspekte gegenseitig beeinflussen können – möglicherweise schließt das Erreichen eines Qualitätsmerkmales sogar ein anderes aus. So kann etwa eine konsequente Süd- und Westorientierung oder eine komfortable Zonierung der Gebäude und Freiflächen einer maximalen baulichen Ausnutzung, die etwa die Erwerbskosten senkt oder dem Investor eine höhere Wertschöpfung erbringen kann, entgegenstehen. Zusätzlich sind auch die Angebots- und Versorgungsfunktionen städtischer Wohnungspolitik und stadtentwicklungspolitische Ziele zu berücksichtigen. Seite 6 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Angebots- und Versorgungsfunktion städtischer Wohnungsbaupolitik Auswahl der Projekte - - - - - - - - Immer stärker ausdifferenzierte Lebensstile erfordern neue Strategien und städtebauliche Lösungen – das gilt für den Bestand wie für den Neubau. Die vorliegende Broschüre zeigt am Beispiel von elf ausgewählten Wohnungsbauprojekten exemplarisch solche Strategien und Lösungen. Angesichts der vielen Vorhaben im Bereich Wohnungsbau, die in Köln in den letzten Jahren realisiert wurden, stellen sie nur eine Auswahl an qualitativ hochwertigen Projekten dar, die durch zahlreiche andere Objekte erweitert werden könnte. An diesen elf Wohnungsbauprojekten lässt sich jedoch sehr gut ablesen, wie unterschiedlich Qualitäten im Wohnungsbau entwickelt werden, wie sie entstehen und erlebt werden. Diese und viele weitere in Köln realisierte Projekte bilden differenzierte Wohnungsangebote, die für unterschiedlichste Nutzeranforderungen geschaffen wurden. Jedes der dargestellten Objekte ist auf seine Art einzigartig. Daher zeigen die ausgewählten Beispiele die ganze Bandbreite vielfältigster Gestaltungs- und Nutzungsqualitäten, die durch kreative Überlegungen und Planungen im modernen Wohnungsbau möglich sind. Schaffung eines attraktiven, nachfragegerechten und ausreichenden Wohnungsangebotes im Hinblick auf Menge, Qualität und Vielfalt Versorgung einkommensschwacher Haushalte mit preiswertem Wohnraum Bindung junger Familien und Paare durch Bereitstel- lung preiswerter Grundstücke (Verminderung des Wegzugs) Förderung des familien- und kinderfreundlichen Woh- nens seniorengerechtes Wohnen, Mehrgenerationenwoh- nen Förderung des behinderten- und rollstuhlfahrerge- rechten Wohnens hochwertiges Wohnen, besondere Wohnformen urbanes Wohnen z.B. Verbindung von Wohnen und Arbeiten Die städtische Wohnungsbaupolitik muss sich darüber hinaus messen lassen, inwieweit sie in der Lage ist, stadtentwicklungspolitische Zielvorgaben umzusetzen. Stadtentwicklungspolitische Ziele - Ausgewogene soziale Mischung im Wohnquartier - Wohnungsangebot als Standortfaktor - sparsamer Flächenverbrauch durch Innenentwicklung vor Außenentwicklung, Schließung von Baulücken und Flächenrecycling - ressourcensparende und umweltschonende Sied- lungsentwicklung - wirtschaftliche Auslastung der sozialen, technischen und verkehrlichen Infrastruktur - Stärkung bestehender Geschäftszentren - Schaffung eines attraktiven Stadtbildes Neben den hier genannten Gütekriterien spielen weitere Aspekte eine Rolle - etwa die möglichst zeitnahe Bereitstellung von Wohnungsbauflächen, aber auch finanzwirtschaftliche Gesichtspunkte. Die Zusammenstellung der gewählten Beispiele dokumentiert das breite Spektrum unterschiedlicher Lagen in der Stadt Köln und der verschiedenen Gebäudetypologien, in denen die Projekte realisiert worden sind: - - - - Blockrandbebauung (Vitalisblöcke/Bickendorf) Blockrandbebauung mit Zeilenbebauung (Liebigstras- se/Ehrenfeld, Piusstraße/Ehrenfeld, Trimbornstraße/ Kalk, Freiligrathstraße/Lindenthal) Zeilenbebauung (Ehemaliges Ausbesserungswerk Nippes, Rheinrefugium/Mülheim, Altenzentrum „Sülzer Bucht“/Sülz, Hochbunker Werkstattstraße/Nippes ) Solitär (Brüsseler Straße/ Neustadt-Süd) Für jedes Quartier und jede Wohnform galt es, individuelle Lösungen zu finden, die die örtlichen Besonderheiten berücksichtigten. Sie verdeutlichen die Vielfalt von Wohnungstypologien im Quartier und in den Nachbarschaften an den verschiedenen Standorten. Hierzu Wohnungsbau in Köln mit Qualität zählt auch die jeweilige Lagegunst wie z.B. bei dem Projekt Rheinrefugium in Mülheim die unmittelbare Nähe zum Rhein. Bei der Weiterentwicklung der bestehenden Quartiere wurde in besonderem Maße Wert darauf gelegt, identitätsbildende Gebäudekörper zu schaffen. Hierbei wurden bei den meisten Projekten flexible, nutzungsoffene Grundrissgestaltungen gesucht, die auf die unterschiedlichsten Wohnbedürfnisse eingehen und eine individuelle Wohnraumgestaltung ermöglichen. Im Rahmen der Innenentwicklung der Stadt können aufgegebene Standorte durch eine qualitätvolle Neubebauung revitalisiert und gleichzeitig bestehende städtebauliche Defizite aufgearbeitet werden. Die überwiegende Anzahl der Wohnungsbauprojekte ist auf Brachflächen oder aufgelassenen Industriestandorten entstanden – etwa die Projekte Liebigstrasse/Ehrenfeld, Piusstraße/Ehrenfeld, Trimbornstraße/Kalk, „Rheinrefugium“/Mülheim, Freiligrathstrasse/Lindenthal oder das ehemalige Ausbesserungswerk Nippes. Sie alle hatten sich – bei einer städtebaulich integrierten Lage – für das Wohnen in der Stadt angeboten. Hierbei sind vielfältige Wohnformen in Innenstadtnähe mit gut erreichbarer Infrastruktur geschaffen worden, die die Wohnversorgung für unterschiedliche Personengruppen ermöglichen. Vielfältige Lebensstile erfordern eine „pluralistische“ Wohnbauplanung. Bei vielen Projekten ist die Einteilung in Eigenheime, Wohneigentum und Mietwohnungen nicht streng durchgehend, sondern aufgelockert und gemischt. Mit dem Projekt „Autofreies Wohnen“ auf dem Gelände des ehemaligen Bahn-Ausbesserungswerk in Nippes wurde ein besonderes Wohnungsangebot geschaffen, das ein Gebiet ohne Beeinträchtigungen durch Autos schafft. Dank überdurchschnittlich guter ÖPNV-Anbindung wird die Mobilität der Bewohner dabei keineswegs eingeschränkt. Die Projekte Krieler Straße/Lindenthal, Freiligrathstrasse/Lindenthal und Brüsseler Straße/ Neustadt - Süd zeigen, wie Nachverdichtungspotenziale genutzt wurden und neue Bauteile gestalterisch in den Bestand integriert wurden. Die Ergänzungsbauten erweitern auf interessante Art die Wohnungstypen im Stadtteil. Auch die Tatsache, dass gerade bei der Entwicklung von städtischen Wohnformen in Gebieten mit stärkerer Verdichtung auf eine angemessene private Freifläche zu achten ist, um eine Alternative zum „Häuschen im Grünen“ zu haben, wurde hier berücksichtigt. Seite 7 Das Beispiel der Vitalisblöcke in Bickendorf verdeutlicht, dass Innenentwicklung aber auch Abriss und Neuerrichtung von Wohngebäuden bedeuten kann, wenn die vorhandenen Wohnungen in keiner Weise heutigen Wohnstandards und den aktuellen Vorstellungen von städtebaulicher Dichte entsprechen. Die Gestaltung der Wohnanlage im geförderten Mietwohnungsbau als Blockrandbebauung schirmt die Belastungen der innerstädtischen Lage ab und ermöglicht durch den begrünten Innenhof ein ruhiges und gesundes Wohnen. Das Beispiel des neugeschaffenen Altenzentrums „Sülzer Bucht“ im Stadtteil Sülz zeigt, wie das Angebot an betreutem Wohnen nach Abriss von bestehender, aber nicht erhaltenswerter Bausubstanz erhöht werden kann und in der Mischung mit anderen Wohnungstypen einen ganzen Stadtteil aufwertet. Die Umnutzung von Bestandsobjekten erfordert besondere Lösungen. Anhand des ehemaligen Hochbunkers an der Werkstattstrasse in Nippes wird gezeigt, wie durch Entkernung eines Baus und durch Schaffung innovativer Raumkonzepte ein Gebäude, das bisher eine gänzlich andere Funktion hatte, Wohnzwecken zugeführt werden kann. Der rasche gesellschaftliche Wandel und die stetig zunehmende Vielfalt an Lebensstilen erfordern auch zukünftig vielfältige und qualitätvolle Antworten im Bereich der Wohnbauplanung. Die ausgewählten Projekte in Köln zeigen hierfür Lösungen und Möglichkeiten auf. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 8 Projekt: „Rheinrefugium“, Mülheim Den Rhein direkt vor der Tür, nur ein Katzensprung bis zum Wasser, zwischen Haus und Fluss nur ein Fußweg – Standortvorteile, die man auch in einer Stadt wie Köln heute lange suchen muss. Im rechtsrheinischen Mülheim ist man fündig geworden, und das schon vor einigen Jahren. Auf einem ehemals gewerblich genutzten Gelände direkt am Rheinufer – hier lagerte die Firma Felten & Guilleaume lange Jahre ihre Spezialkabel – gab die LEG Rheinrefugium Köln GmbH, eine Tochter der Landesentwicklungsgesellschaft NRW, als Bauherr im Jahr 2002 den Startschuss für ein groß angelegtes Wohnbauprojekt, das nach der endgültigen Fertigstellung im Jahr 2010 insgesamt rund 600 Wohnungen umfassen wird. Für den Bauherrn entwarf der Kölner Architekt Ulrich Coersmeier den gesamten Komplex auf einem trapezförmigen Grundstück. Den Mittelpunkt bildet ein zentraler Platz zwischen dem bereits fertigen, nördlichen Bauabschnitt und der südlichen Verlängerung, die zur Zeit entsteht. Dieser soll, so die Planung des Architekten, das Rheinufer über einen vorhandenen Grünzug durch ein östlich anschließendes Wohngebiet mit dem Mülheimer Böcking-Park verbinden – eine charmante Verknüpfung, die den Wechsel vom Gewerbeareal zum Wohngebiet mit viel Grün deutlich symbolisiert. Das eigentliche Gelände weist eine ruhig rhythmisierte Bebauung mit vielen Freiflächen auf: Coersmeier schirmte die das Areal im Osten begrenzende Düsseldorfer Straße mit viergeschossiger Blockrandbebauung ab, um die Belästigung durch Verkehrslärm so weit wie möglich zu minimieren. Davor liegen, umgeben von großzügigen Grünflächen, heute bereits sechs, im endgültigen Zustand sogar acht Wohngebäude auf einer geschwungenen Linie, die den Bogen des Rheins nachzeichnet. Die siebengeschossigen Gebäude bestechen vor allem durch den großzügigen Blick auf den Fluss, den die Bewohner aus den weitgehend bodentiefen Fenstern, von den großen Balkonen und den Terrassen genießen. Die Wohnungsgrößen liegen in Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 9 diesen Gebäuden zwischen 66 und 108 Quadratmetern, im fünften Obergeschoss gibt es jeweils zwei PenthouseWohnungen mit 127 Quadratmetern Grundfläche. Die Farbgebung des Areals ist freundlich-zurückhaltend, rot abgesetzte Flächen an den flachgedeckten Häusern setzen deutliche Akzente, ebenso verschiedene Varianten der Fassadengestaltung. Zwischen den Häusern finden sich neben viel Grün auch Spielplätze und Sitzbänke – ruhige Plätze, denn das gesamte Areal ist autofrei, der Verkehr wurde komplett unter die Erde verbannt, wo sich eine Tiefgarage mit ca. 600 Stellplätzen befindet. Aufzüge stellen den Zugang zu den einzelnen Wohnungen direkt aus der Tiefgarage sicher. „Die unterschiedlichen Freiräume wie Spielplätze, private und gemeinschaftliche Gärten und Parkanlagen ermöglichen ein abwechslungsreiches und kommunikatives Wohnumfeld“, sagt Architekt Ulrich Coersmeier. mie und kulturellen Angeboten. Kindergärten, Grundund weiterführende Schulen finden sich ebenfalls in der Nähe. Viele Vorzüge also – das Alleinstellungsmerkmal ist aber der unverbaubare Blick auf den Rhein. Trotz der direkten Nachbarschaft zum Rhein: Angst vor Hochwasser muss hier niemand haben. Das gesamte Gelände inklusive der Tiefgaragen ist in das Kölner Hochwasserschutzkonzept einbezogen und so abgesichert, dass die Gebäude selbst solchen Pegelständen, wie sie Köln statistisch gesehen nur alle 200 Jahre erlebt, standhalten. Die Erdgeschossebene der Gebäude befindet sich heute etwa einen Meter oberhalb der einstigen Grundfläche des Terrains. Die Versorgung mit Heizungswärme und Warmwasser erfolgt ebenfalls nach modernsten Standards: Alle Gebäude sind an ein mit Gasbrennwerttechnik betriebenes Nahwärmenetz angeschlossen. Dem gesamten Gelände vorgelagert ist die Rheinpromenade – ein reiner Fußweg, unter schattenspendenden Bäumen in parkähnlicher Atmosphäre. Trotzdem liegt das Areal in unmittelbarer Nähe des Mülheimer Zentrums mit seinen zahlreichen Geschäften, mit Gastrono- Und wenn die zur Zeit laufende Gestaltung der südlichen Abschnitte des Geländes vollendet ist, wird es auch im Norden des Areals einen markanten räumlichen Abschluss geben. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 10 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 11 Der Stadtteil Mülheim gibt es bereits seit dem 11. Jahrhundert, zu Köln kam die bis dahin selbstständige Stadt erst 1914. Die Stadtrechte hatte der Ort, der zunächst als Fährplatz des Klosters Altenberg Bedeutung hatte, später dann als Vorposten der Grafen von Berg gegen Köln, schon 1322 erhalten. Im 19. Jahrhundert folgte die Industrialisierung: Zahlreiche auch überregional bekannte Unternehmen ließen sich hier nieder, etwa die Waggonfabrik van der Zypen & Charlier oder die Drahtseilerei Felten & Gullieaume. Durch die Errichtung einer Hängebrücke über den Rhein der heutigen Mülheimer Brücke, die mitten durch den alten Ortskern schnitt, veränderte sich das Bild des Stadtteils. Die zentrale Stelle ist heute der Wiener Platz. Für tiefgreifende Veränderungen sorgte der allmähliche Niedergang der Schwerindustrie. Viele Betriebe (und ihre Bauten) sind bereits verschwunden. Für weite Gebiete Mülheims wurden in den letzten 15 Jahren intensive Sanierungsplanungen mit einer Vielzahl von Entwicklungsmaßnahmen und Wohnungsmodernisierungen durchgeführt. Daneben erfolgten in hohem Umfang Umnutzungen wie z.B. die Einrichtung von Medienzentren und Konzerthallen („E-Werk“ oder „Palladium“) im einstigen Industriegebiet an der Schanzenstraße, die zur Attraktivität des Stadtteils beigetragen haben. Projektdaten Adresse: Köln-Mülheim, Düsseldorfer Straße 57-175 Bauherr: LEG Rheinrefugium Köln GmbH Architekt: Prof. Ulrich Coersmeier, Köln Projektvolumen: etwa 600 Wohnungen als Miet- und Eigentumswohnungen (zusätzlich Kindertagesstätte und Gewerbeeinheiten) Grundstücksgröße: ca. 40.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche: ca. 60.000 Quadratmeter Wohnfläche: ca. 46.000 Quadratmeter Grundflächenzahl: 0,4 (im Wohngebiet), 0,6 (im Mischgebiet) Geschossflächenzahl: 1,4 (im Wohngebiet), 3,3 (im Mischgebiet) Geschossigkeit: 3-7 (im Wohngebiet), 20 (im Mischgebiet) Bauzeit: 2002-2010 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 12 Projekt: Liebigstraße, Ehrenfeld Es ist nicht gerade das einfachste Umfeld für eine Wohnbebauung: Hier die Hauptverkehrsstrasse, dort der Schlachthof, dahinter die Eisenbahn – und doch ist es dem Kölner Architekten Professor Ulrich Coersmeier gelungen, mitten in dieser Umgebung eine Wohnanlage zu schaffen, die nicht nur eine ruhige Oase im Trubel ist, sondern mit ihrer Ausstrahlung auch das gesamte Umfeld beruhigt. Fertiggestellt 2001, ist das Quartier „Wohnen an der Liebigstraße“ im Stadtteil Ehrenfeld heute nicht mehr wegzudenken aus dem Viertel. Es dehnt gleichsam den Wohnstandort Neu-Ehrenfeld nach Osten aus. Dazu musste allerdings erst einmal die höchst verkehrsreiche Autobahn 57, die hier in Tieflage durch das Viertel schneidet, überdeckelt werden. Es verschwand nicht nur der Lärm, sondern es entstand gleichzeitig auch eine Parkanlage über der Autobahn und vor der Wohnbaufläche– eine grüne Oase, die bereits für eine deutliche Aufwertung der Nachbarschaft sorgte und auch als Teil der Grünverbindung zwischen Innerem und Äußerem Grüngürtel von Bedeutung ist. Nun konnte eine brach gefallene Fläche des Schlachthofes bebaut werden. Aus einem Wettbewerb mit insgesamt 80 Teilnehmern ging Coersmeier (zusammen mit seinem Kölner Kollegen Michael Hecker) als Sieger hervor. Ihr Entwurf basiert auf der Idee, die Bebauung möglichst schützend für die Bewohner zu gestalten. So entstand eine dreiflügelige Anlage als umfassender Rahmen, in dem sich insgesamt vier nach außen so weit wie möglich abgeschlossene Innenhöfe finden. Durch eine durchdachte Staffelung der Gebäudehöhen wächst die Gesamtanlage von dem im Südwesten liegenden Park in die Höhe bis hin zum markanten, viergeschossigen „Rücken“ des Gebäudes im Nordosten – eine eigentlich aus einzelnen, winkelförmigen Baukörpern bestehende Komposition, die durch ein leichtes Flugdach aus Beton über einem Staffelgeschoss zusammengehalten wird. Zum Park hin werden die Baumassen niedriger und umstehen die Innenhöfe, in denen sich neben privaten, umgrünten Terrassen auch öffentliches Grün sowie Spielgeräte für Kinder befinden. Dabei gelang es Ulrich Coersmeier, die meisten der Wohn- und Schlafräume in den Schallschatten der Mantel-Bebauung zu legen, sie zu Wohnungsbau in Köln mit Qualität den Höfen und zum Park hin zu orientieren. Im Südosten, hin zur Bahnlinie, wurden in einer vorgelagerten Stahlkonstruktion zusätzliche Wintergärten eingerichtet. Eine besondere Note erhalten die ruhigen Höfe durch die abschließenden Treppentürme und die vollverglasten, mehrgeschossigen Brücken, über die Teile der Obergeschosse erschlossen werden. Zudem sorgt diese Teil-Offenheit für einen großzügigen Sonneneinfall in die Innenhöfe. Seite 13 nungsbau; es gibt aber auch frei finanzierte Eigentumswohnungen, sogar einige Einfamilienhäuser sind in die Gesamtanlage integriert. Diese Vielfalt ist stadtentwicklungs- und wohnungspolitisch gewollt. In der Tat lässt es sich heute nur schwer sagen, welcher der Bewohner in einer Miet- und welcher in einer Eigentumswohnung lebt. Dies ist ein Grundsatz, der sich in der Architektur wiederfindet. Das Leitbild des Architekten Ulrich Coersmeier war eine auf den menschlichen Maßstab zurückgeführte Architektur. Dazu gehören auch geschickt gestaltete Außenanlagen, in die das Freigelände des Kindergartens eingebunden ist. Die sanft hügelige Topographie orientiert sich an der Parkanlage und bietet großzügige Möglichkeiten für innerstädtische Entspannung sowie Raum für vielfältiges Kinderspielen. Die Autos der Bewohner finden Platz in einer Tiefgarage, einer begrünten Parkpalette am Bahndamm sowie auf – hinter Hecken verborgenen – Parkplätzen entlang der Hans-Wild-Straße. Mit dem Licht spielen auch die eigentlichen Erkennungszeichen der Anlage: Jeweils über den in die Rückfront eingeschnittenen Zugängen hat der Architekt ein großes, kreisrundes Loch im Flachdach platziert – Einschnitte, durch die im Laufe des Tages wechselnde Bilder aus Sonnenlicht und Schatten auf die darunter liegenden Wände fallen. Doch auch die verwendeten Materialien sorgen bereits für Abwechslung: Die Sockelbereiche sind mit dunklen, widerstandsfähigen Ziegeln verkleidet, der Putz ist hell und heiter gestrichen, das oberste Geschoss in einem freundlichen Hellrot abgesetzt. Die (zahlreichen) Balkone weisen einheitliche Geländer aus silberfarbenen Lochblechen auf, während die Erker, die die Nordwestfassade rhythmisieren, mit Glasbausteinen gestaltet sind. Auch wenn der Autoverkehr in der Nachbarschaft durchaus rege ist – das Innere der Siedlung ist absolut verkehrsfrei und den Fußgängern vorbehalten. So konnte im ersten Block direkt an der Liebigstraße dann auch eine vierzügige Kindertagesstätte eingerichtet werden, die nicht nur Platz bietet für die Kinder aus diesen Häusern, sondern die auch das nähere Umfeld versorgt. Ebenfalls an der Liebigstraße finden sich Geschäfte und Cafés, Arztpraxen und Büroräume. Ähnlich gemischt sind auch die Wohnformen im Areal. So findet sich unter den insgesamt 189 Wohneinheiten geförderter Mietwoh- „Hier ist ein neues Stück Köln entstanden“, sagt der Architekt. In der Tat ist es ein neues Stück Stadt, das mit der schwierigen Ausgangslage souverän umgeht. Es schafft Ruhezonen in einer eher hektischen Umgebung. Es ist individuell, mit eigener Identität und bereichernd für den Stadtteil. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 14 Seite 15 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Der Stadtteil Ehrenfeld entstand bereits im 19. Jahrhundert, als es innerhalb der Stadtmauern vielfach zu eng wurde. Ab 1845 entstanden hier, auf freiem Feld, genutzt bis dahin lediglich landwirtschaftlich sowie von Ziegeleien, preiswerte Wohnungen für Arbeiter. Die schnell wachsende Siedlung gehörte anfangs zur Bürgermeisterei Müngersdorf im Landkreis Köln, wurde aber schon 1867 selbstständige Gemeinde. Damals erstreckte sich Ehrenfeld etwa zwischen der Vogelsanger Straße und der Subbelrather Straße mit der Venloer Straße als Hauptachse. 1879 erhielt Ehrenfeld die Stadtrechte, bevor es bereits 1888 nach Köln eingemeindet wurde. Der neue Stadtteil profitierte von Anfang an stark von der Industrialisierung. Große Firmen, von der Waggonfabrik über die Schiffsschraubenherstellung bis zur Chemie und Glasherstellung prägten Ehrenfeld über Jahrzehnte. Heute erinnern daran vielfach nur noch Straßennamen oder einzelne Relikte – der Strukturwandel, der bald nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und in den 70er Jahren seinen Höhepunkt fand, veränderte das Bild nachhaltig. Nach Jahren der Stagnation blühte der Stadtteil jedoch ab den 90er Jahren langsam wieder auf, nachdem die Stadterneuerungs- und Sanierungsplanung der Stadt zunehmend von privaten Akteuren im Viertel aufgegriffen und fortgeführt wurde: Heute zählt Ehrenfeld mit seiner Mischung aus Tradition, Industrieromantik und Selbstbewusstsein zu den gefragtesten Kölner Stadtteilen. Projektdaten Adresse: Bauherr: Architekt: Projektvolumen: Wohnfläche: Geschoss- flächenzahl: Bauzeit: Köln-Ehrenfeld, Hans-Wild-Straße 2-56 Grubo, Köln Prof. Ulrich Coersmeier, Köln (Wettbewerb mit Michael H ecker, Köln) 189 Wohnungen (Mischung geförderte Mietwoh- nungen/ freifinanzierte Eigentumswohnungen)/ 6 Einfamilien- häuser/ 4 -zügige Kindertagesstätte/ 2 Gewerbeeinheiten 13.253 Quadratmeter Block 1-4: 1,18; Block 5: 1,39 1999-2001 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 16 Projekt: Hochbunker Werkstattstraße, Nippes Rund 60 Jahre lang erinnerte der Hochbunker an der Werkstattstrasse in Nippes an die Schrecken des Krieges, selbst die farbige Bemalung der 80er Jahre konnte den Schutzbau nicht kaschieren: 1942 war der zweigeschossige, fensterlose Betonbau mit Flakturm im Kölner Stadtteil Nippes entstanden, ein Schutzraum für die Arbeiter des nahen Reichsbahn-Ausbesserungswerks. Heute sucht man vergeblich nach dem massiven Kasten, der einst Platz für rund 2000 Menschen bot – verschwunden ist er allerdings nicht: „Wir haben den Bunker aufgeschnitten, entkernt und integriert“, erklärt der Kölner Architekt Thomas Luczak, der die Umgestaltung des ehemaligen Bunkergeländes in ein Ensemble von insgesamt 17 Lofts und Stadthäusern als Eigentumsmaßnahme geplant hat. Damit wurde ein Bautyp, der sich einer neuen Nutzung über seinen eigentlichen Zweck hinaus gewöhnlich deutlich widersetzt, in eine spannende Demonstration urbaner Vielfalt verwandelt. Mit der Umwandlung einer Stadtbrache wird deutlich, wie ein trister Hochbunker auf wirtschaftlich vernünftige Weise für innovative Raumkonzepte umgenutzt werden kann. Die Vorteile des Reihenhauses werden mit denen des verdichteten, innerstädtischen Bauens verknüpft. Der Architekt verzichtete dabei glücklicherweise auf allzu deutliche Symbolik: „Wir wollten die Herkunft des Gebäudes durchaus bewusst machen, aber nicht lehrbuchhaft die Ästhetik des Unheils zelebrieren“, sagt Luczak. So sind die Einschnitte in den einstigen Bunker für Bewohner und Eingeweihte auch heute noch sichtbar, die einstigen Wanddicken durch außenbündige Fenster erlebbar. Diese Schnitte gingen tief: Insgesamt wurden rund 5000 Tonnen Stahlbeton aus dem Bunker herausgetrennt, eine Arbeit, die dreieinhalb Monate dauerte und alleine rund zehn Prozent der gesamten Baukosten verschlang. Die Verwandlung hat funktioniert: Von der einst massiven Präsenz des Betonbaus ist nichts mehr zu spüren. Nur wer weiß, dass hier einst ein Bunker stand, kann diesen überhaupt noch identifizieren. Vor allem von der Straße aus erinnert erst einmal gar nichts an den einstigen Schutzbau. Ein dreigeschossiges Haus – es schließt das gesamte Areal zur Straßenfront ab – besticht vor allem durch das im Wohnungsbau ungewohnte Tonnendach, das in Form und Material das Individuelle des Gebäudes betont - ansonsten gibt sich das Objekt aber ansonsten konventionell. Lediglich ein ungewohnt tiefer Fensterausschnitt im ersten Obergeschoss Wohnungsbau in Köln mit Qualität ist erster Hinweis auf den Bunker, dessen ursprüngliche Front allerdings viel weiter zurück lag und sich heute in der Überbauung verbirgt. Und dann wird es spannend: Bis zu 1,40 Meter dick sind die Betonwände und Decken des Bunkers, die aufgetrennt wurden, um Platz für Türen und große Fenster zu schaffen. Insgesamt wurden 17 Wohneinheiten mit Grundflächen zwischen 71 und 234 Quadratmetern geschaffen - aufgeteilt in sechs Einheiten im eigentlichen Bunker, ein Penthouse auf dem Dach des Schutzraums und zehn Wohnungen im straßenseitigen Neubau. Dank der durchdachten Einschnitte in die Bunkerwände erhielten alle Einheiten im Bunker zweigeschossige, glasgedeckte Atrien, die ein Maximum an Lichteinfall in die bis zu 14 Meter tiefen Wohnungen ermöglichen – von düsterer Bunker-Atmosphäre kann hier wahrlich keine Rede mehr sein. Stattdessen gilt das Prinzip größtmöglicher Offenheit, da den Architekten viel an weiten Lufträumen und offenen Emporen lag. Bei der Ausstattung war es Leitlinie, dem späteren Nutzer soviel Raum für die Betonung des eigenen Stils zu lassen wie möglich. Weiße Wände, Eichenparkett, Steinzeugfliesen sowie ein Sanitärprogramm in klarer Geometrie sollen, so der Architekt, „Werte von Solidität und klarer Eleganz“ betonen. Auch der Umgang mit den Kanten der Einschnitte blieb den Bewohnern überlassen: Mancher hat schließlich die Seite 17 Schnittkanten in den Beton unbehandelt gelassen und so das Besondere des Baus betont, andere verputzten die Stellen und fassten sie weiß oder farbig. Im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten gehen Bereiche zum Wohnen, Arbeiten oder flexible Nutzungen fliessend ineinander über und können bei Bedarf auch abgetrennt werden. Eigene Gärten oder große Terrassen haben alle Einheiten, einen ganz besonderen Außenraum aber genießen die Bewohner des 165 Quadratmeter großen Penthouses auf dem Bunkerdach: Der holzverkleidete, flachgedeckte Aufbau mit gleich mehreren, teils uneinsehbaren Dachterrassen bietet Rundumsicht in die reizvolle Nippeser Hinterhof-Landschaft. Die zur Werkstattstraße gewandten Wohnungen erstrecken sich meist über mehrere Geschosse, wobei sich gerade unter dem Tonnendach reizvolle, äußerst helle, oft mit Emporen ausgestattete Räume finden. Eine Tiefgarage unter dem Komplex bietet Raum für die Autos der Bewohner, teilweise sogar mit direktem Zugang aus der jeweiligen Einheit. Nun muss hier nicht nur und ausschließlich gewohnt werden. „Mein Ziel war es“, so Thomas Luczak, „einen fließenden Übergang zwischen Wohnen und Arbeiten zu schaffen.“ Ein Unterfangen, das gelungen scheint – und auf Gegenliebe stößt: Entgegen den Befürchtungen mancher Makler, die ursprünglich nicht an eine Vermarktbarkeit des Bunker-Umbaus glaubten, fand das „NippesLoft“ getaufte Ensemble sehr schnell Interessenten. Und wurde bereits mehrfach preisgekrönt: So erhielt der Umbau des Hochbunkers den Deutschen Bauherrenpreis 2005, die Auszeichnung vorbildlicher Bauten NRW 2005 und eine von drei Anerkennungen beim „Innovationspreis Wohnungsbau 2004“ des Landes. Zu Recht: Das Ensemble zählt zu den spannendsten Wohnungsbauten der letzten Jahre in Köln. Es demonstriert einen geschickten Umgang mit der historischen Substanz und ein Bewusstsein für die besonderen Anforderungen des urbanen Wohnens. Zudem sorgt das Projekt für eine deutliche städtebauliche Aufwertung der näheren Umgebung des Stadtteil. Eine Verwandlung also, die sich wirklich sehen lassen kann. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 18 Seite 19 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Der Name des Kölner Stadtteils Nippes taucht erstmals auf einer Urkunde aus dem Jahr 1549 auf: „Am Nippes“, wie es dort heißt, bezeichnete viele Jahrhunderte lang eine Siedlung an der nördlich aus der Innenstadt führenden Neusser Straße, etwa auf Höhe der Einmündungen von Mauenheimer Straße und Florastraße. Besiedelt worden war die Gegend bereits von den Römern, entlang der heutigen Niehler Straße führte eine römische Fernstraße nach Neuss und Xanten durch das Gebiet. 1888 schließlich erfolgte die Eingemeindung nach Köln, gleichzeitig wurde Nippes durch Eisenbahn und Straßenbahn eng mit dem Zentrum verbunden. Die Eisenbahn sollte schnell eine wichtige Rolle für den Stadtteil spielen: Im Westen entstand ein großes Ausbesserungswerk und ein Rangierbahnhof, in der Gegend um die Sechzigstraße folgten zahlreiche Hausbauten für die Angestellten und Arbeiter der Bahn. Die umfangreiche Stadterneuerung der achtziger und neunziger Jahre mit Wohnumfeldverbesserung, die Sicherung und dem Ausbau von Plätzen und Grünflächen und weiteren Infrastrukturmaßnahmen stärkte Nippes als gefragtes Wohnquartier. Nippes ist eines der wichtigen Außenzentren der Stadt mit zahlreichen Geschäften vor allem entlang der Neusser Straße – und dem täglichen Markt auf dem Wilhelmplatz. Projektdaten Adresse: Köln-Nippes, Werkstattstraße 9 Bauherr: Hohr Immobilien GmbH, Köln Architekt: Luczak Architekten, Senefelder Straße 42, 50825 Köln Projektvolumen: 17 Wohnungen Grundstücksgröße: 1712 Quadratmeter Bruttogeschossfläche: 2675 Quadratmeter Wohnfläche: 2085 Quadratmeter Bauzeit: 2003-2004 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 20 Projekt: Altenzentrum Sülzer Bucht, Sülz Es ist eine nicht alltägliche Kombination: Ein Seniorenzentrum mit allen erforderlichen Einrichtungen zur zeitgemäßen Altenpflege – und gleichzeitig eine Wohnanlage mit 41 hochwertigen Eigentumswohnungen in den unterschiedlichsten Wohnungsgrößen. Das alles findet sich seit Ende 2005 im Stadtteil Sülz, wo auf dem Gelände des einstigen Ernst-Schwering-Heims das Wohn- und Seniorenzentrum „Sülzer Bucht“ errichtet wurde, das seitdem einen städtebaulichen Schwerpunkt am belebten Auerbachplatz bildet. Eine weitere Besonderheit: Das Projekt entstand im Rahmen einer „Private Public Partnership“ – die Sozial-Betriebe-Köln (SBK gGmbH), eine Tochtergesellschaft der Stadt, hat sich für dieses Haus mit der Fay-Gruppe, einem Investor aus Mannheim, zusammengetan. Zwar stand der auf dem Grundstück vorhandene Altbau unter Denkmalschutz, doch die Substanz des Hauses war aus Altersgründen, aber auch aufgrund konstruktiver Mängel, nicht mehr zu realistischen Bedingungen zu halten. Dieser Meinung haben sich auch Stadt- und Landeskonservator als untere und obere Denkmalbehör- de angeschlossen. Denn selbst ein aufwändiger Umbau hätte die infrastrukturellen Probleme des Altbaus nicht beseitigt, was eine den heutigen Ansprüchen gerechte Altenpflege unmöglich machte. Und auch die Finanzierung des für die Belange eines Pflegeheimes geeigneten Neubaus sei, so die Betreiber, nur durch die Vermarktung zusätzlicher Privatwohnungen auf dem Grundstück möglich gewesen. Mit der Gestaltung des gesamten Komplexes wurde das Kölner Büro bpa Busch-Architekten beauftragt. Nanna und Stefan Busch entschieden sich für einen klar gegliederten Baukörper, der entlang der Blankenheimer Straße die dort vorherrschende Blockrandbebauung aufnimmt und fortsetzt. Dabei gliedern die Architekten die Fassade durch vorspringende Treppenhäuser und Erker, durch Versatz in den Fronten, durch Loggien und Balkone, aber auch durch die Materialwahl: So wechseln sich weiß verputzte Flächen ab mit aus horizontalen Holzlamellen gebildeten Flächen und mit Balkonen aus Metall. Zurückgesetzte Staffelgeschosse mit Flachdächern sorgen für einen überzeugenden Abschluss. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Hinter der Schauseite entwickelt sich das Haus jedoch weiter: Eine zweigeschossige Querspange verbindet den ersten Block mit einem zweiten, parallel angelegten. Dessen Struktur wird vom Wechsel zwischen hoch und niedrig, zwischen „Stadtvillen“ und eingeschobenen Flachbauten bestimmt. Der H-förmige Gesamtgrundriss sorgt dabei für eine sensible Einpassung in die bauliche Umgebung, weil er auf den geöffneten Schmalseiten jeweils die dort vorherrschende, aufgelockerte Bebauung aufnimmt. „Da der Abstand zwischen den Gebäudekörpern sehr großzügig bemessen ist, entsteht im Zusammenspiel mit dem gegliederten Blockinnenbereich eine transparente und sonnendurchflutete Gesamtanlage“, sagen die Architekten. Die Innenhöfe werden vor allem von den in 86 Altenpflegeplätzen und zwölf behindertengerechten Wohnungen lebenden Bewohnern des Altenzentrums genutzt. Dabei organisierten die Architekten die Pflegeplätze nach dem Wohngruppenmodell: Jeweils zwölf Bewohner nutzen zusammen einen der sich über zwei Geschosse erstreckenden Wohnbereiche und teilen sich einen gemeinsamen Gruppenraum, ein „Wohnzimmer“. Hier findet das gemeinschaftliche Leben statt, hier wird gegessen, die Freizeit verbracht und die Wohngemeinschaft gepflegt. Als Zentrum des gesamten Hauses ist die Cafeteria im Erdgeschoss gedacht, die auch von Gästen besucht werden kann – etwa von den Besitzern und Bewohnern der Eigentumswohnungen, die sich in den oberen Geschossen befinden. In diesem Bereich variieren die Wohnungsgrundrisse zwischen 55 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Wohnungen und 190 Quadratmeter messenden PenthouseMaisonette-Wohnungen. Ausgestattet sind sie sämtlich mit Balkonen oder Dachterrassen. Die Ausrichtung erfolgt vorzugsweise in Richtung Südwesten – dorthin, Seite 21 wo das Umfeld am grünsten ist. Unter dem Komplex liegt eine Tiefgarage mit 52 Stellplätzen. Durch die Mischnutzung kann man durchaus von einem Mehrgenerationenhaus sprechen. Das finden auch die Architekten: „Das inhaltliche Konzept bietet Raum für unterschiedliche Wohn- und Lebensformen und fördert das Zusammenleben verschiedener Generationen.“ Das ist genauso zeitgemäß wie die Tatsache, dass es hier gelungen ist, Senioren ins vitale Treiben der Stadt einzubinden. „Das Konzept hat Modellcharakter in einer Gesellschaft, in der schon heute jeder vierte Mensch über 60 Jahre alt ist“, sagte SBK gGmbH-Geschäftsführer Otto Ludorff zur Eröffnung der „Sülzer Bucht“. Fay-Vorstand Roland Reimuth ergänzte: „Alte Menschen werden hier integriert, statt ausgegrenzt und für jüngere Menschen wird statt steriler Monokultur an der Peripherie Wohnraum mitten in der Stadt geschaffen.“ Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 22 Seite 23 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Der ungewöhnliche Name des Stadtteils „Sülz“ geht zurück auf einen im Südwesten vor den Toren Kölns liegenden Hof, der zum innerstädtischen Kloster St. Pantaleon gehörte. Im Jahr 1145 erstmals als „Sulpece“ urkundlich erwähnt, wurde er 1474 niedergelegt, wenig später aber als „Villa Nova“, als „Neuenhof“ wiederaufgebaut – die Neuenhöfer Allee erinnert bis heute an ihn. Im 19. Jahrhundert begann dann der Abbau von Sand und Kies auf den bislang freien Feldern. Es entstanden Ziegeleien und bald auch kleine Gewerbebetriebe, die sich zwischen Zülpicher und Berrenrather Straße niederließen. Zwischen diesen Betrieben wurden dann kleine Wohnhäuser gebaut – dieses Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten ist noch heute im Kernbereich des Stadtteils ablesbar. 1888 wurde Sülz eingemeindet; es folgte eine zweite Entwicklungsstufe: Nun entstanden zwischen den großen Straßenachsen der Luxemburger, Berrenrather und Zülpicher Straße städtisch geprägte Wohnviertel, die sich in der Anlage an der Kölner Neustadt orientierten. Heute gehört Sülz zu den beliebtesten Wohnvierteln der Stadt – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Plätze, Parks und Grünanlagen, die den Stadtteil auflockern. Projektdaten Adresse: Köln Sülz, Altenzentrum und Wohnanlage „Sülzer Bucht“, Blankenheimer Straße 47-55/ Jünkerather Straße 2 a-c Bauherr: Fay-Gruppe, Mannheim und SBK Sozial-Betriebe-Köln gemeinnützige GmbH Architekt: bpa Busch-Architekten GmbH, Sürther Str. 104 c, 50996 Köln Projektvolumen: Altenzentrum mit 86 Pflegeplätzen und 12 Seniorenwohnungen, 41 Eigentumswoh- nungen, eine Gewerbeeinheit Wohnfläche: 4500 Quadratmeter im Pflege heim, 5500 Quadratmeter für die Wohnungen Grundflächenzahl: 0,55 Geschossflächenzahl: 1,3 Bauzeit: 2004-2005 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 24 Projekt: Piusstraße, Ehrenfeld Es ist eine Firma mit Weltruhm: Kein geringerer als der Kölner Parfümhersteller 4711 residierte seit den 50er Jahren im alten Kern des Kölner Stadtteils Ehrenfeld. Architekt Wilhelm Koep baute auf dem Gelände einer kriegszerstörten Seifenfabrik des Unternehmens eine hochmoderne Verwaltungs-, Lager- und Produktionsstätte in konsequent durchgehaltener, zeittypischer Anmutung – und natürlich unter reichlicher Verwendung der Firmenfarben Blau und Gold. In den 90er Jahren zogen Produktion und Verwaltung weiter, die Gebäude blieben jedoch erhalten und wurden, ergänzt und erweitert durch das Einkaufszentrum „Barthonia-Forum“ , zum neuen, attraktiven Fixpunkt an der Venloer Straße. Geht man jedoch nur wenige Schritte weiter, so findet man, direkt an die einstigen Produktionshallen angrenzend, seit 2004 das Wohngebiet „Pius Carrée“ – benannt nach der Piusstraße, die das zwischen Venloer und Vogelsanger Straße gelegene Areal nach Westen hin abschließt. Das Gelände war vor der Neubebauung jahrzehntelang von einem Autohaus genutzt worden. Insgesamt 116 Wohnungen errichtete der Bauherr Zeta Projektentwicklungs GmbH - zusammen mit dem Darmstädter Architekturbüro Planquadrat Elfers Geskes Krämer, die den vorgefundenen Raum zwischen Barthonia-Forum und Pius-Straße als teilöffentlich begriffen, stellte er doch einen viel benutzten Durchweg dar. Um den öffentlichen Charakter dieser Durchwegung etwas zu verringern, sie eher den Anwohnern dienbar zu machen, verlegten die Architekten die Wegeführung im Zickzack zwischen den in drei Baukörper aufgeteilten Wohnhäusern. Zudem entstanden längs der Durchwegungen stets auch private Vorzonen, aber auch begrünte Ruhe-, Sitz- und Spielplätze. Der markanteste Baukörper ist ein zweifach geknickter Block im Norden der Anlage. Mit einem siebengeschossigen Turmbau setzt er ein deutliches Zeichen in der zumeist niedrigeren Umgebungsbebauung. Hier finden sich unterschiedliche Wohnungs-Typen, die sämtlich besonders hell ausfallen und von deren Balkonen (manchmal gibt es gleich mehrere pro Wohnung) spannende Blickbeziehungen zur Umgebung entstehen. Direkt an die einstige 4711-Sheddachhalle angrenzend planten die Architekten einen kammartigen Körper mit insgesamt drei Blöcken, die sämtlich entweder Gärten (in den Erdgeschosswohnungen) oder großzügige Balkone und Dachterrassen aufweisen. Zudem haben alle ErdgeschossWohnungen ein separat zugängliches Arbeitszimmer und bieten so die Möglichkeit, Wohnen und Arbeiten zu kombinieren. Die besondere Situation an der Brandwand der Halle sorgte für ein spezielles System aus Terrassen und Wintergärten. Nach Einschätzung der Architekten ergeben sich räumliche und qualitative Neuerungen aus Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 25 zurückgesetzten Staffelgeschossen unter den leicht geneigten, blechgedeckten Flachdächern setzt eine horizontale Holzverschalung des Sockelbereichs weitere Akzente. In der Bauausführung wurden für die tragenden Wände KS-Elemente verwandt, um eine wirtschaftliche und schnelle Bauweise zu garantieren. Die Stärke der tragenden Wände misst in den unteren Geschossen je nach Situation zwischen 17,5 und 20 Zentimeter, im Dachgeschoss werden diese Wände entsprechend der verminderten Lasten dünner. Die Innenwände bestehen aus gespachtelten Gipsdielen, die entsprechend den Nutzerwünschen Änderungen hinsichtlich der Raumaufteilung ermöglichen. der Situation. Der südöstliche Baukörper verknüpft die Anlage mit der Piusstraße. Dieser Gebäudeteil ist nach Süden ausgerichtet, wobei die Gärten und Balkone an der Südseite einen sehr privaten Charakter aufweisen, da sie von den öffentlich zugänglichen Bereichen aus nicht einsehbar sind. Der Zugangsbereich an der Piusstraße selbst ist in die – aus kleinen Ein- und Zweifamilienhäusern bestehende – Bebauung dieser Straße integriert. Hier ist der Zugang stufenlos, auf der Nordseite dagegen erfolgt die Erschließung über eine leicht angehobene Ebene, um eine Schwelle zwischen dem öffentlichen Bereich und den Wohnungszugängen auszubilden. Dank ihrer hellen Farbigkeit – verwendet wurden weiß, rot und ocker – strahlt die gesamte Anlage eine fast mediterrane Heiterkeit aus. Lediglich die Erdgeschosse sind durch eine etwas dunklere Ziegelfassade abgesetzt. Die Balkonöffnungen sind leicht nach innen vertieft und verleihen den Wänden Tiefe und Struktur. In den In ihrer Gesamtwirkung zeigt die Anlage den ganzen Charme des innerstädtischen und doch ruhigen Wohnens – Autos nämlich fahren im gesamten Komplex keine, für die Anwohner gibt es eine (natürlich belüftete) Tiefgarage mit insgesamt 120 Plätzen – bei absolut zentraler Lage in einem – auch durch öffentliche und private Erneuerungsmaßnahmen - immer populärer werdenden Stadtteil. Eine rundum gelungene Umwidmung eines einstigen Fabrik-Standorts also. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 26 Seite 27 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Der Stadtteil Ehrenfeld entstand bereits im 19. Jahrhundert, als es innerhalb der Stadtmauern vielfach zu eng wurde. Ab 1845 entstanden hier, auf freiem Feld, genutzt bis dahin lediglich landwirtschaftlich sowie von Ziegeleien, preiswerte Wohnungen für Arbeiter. Die schnell wachsende Siedlung gehörte anfangs zur Bürgermeisterei Müngersdorf im Landkreis Köln, wurde aber schon 1867 selbstständige Gemeinde. Damals erstreckte sich Ehrenfeld etwa zwischen der Vogelsanger Straße und der Subbelrather Straße mit der Venloer Straße als Hauptachse. 1879 erhielt Ehrenfeld die Stadtrechte, bevor es bereits 1888 nach Köln eingemeindet wurde. Der neue Stadtteil profitierte von Anfang an stark von der Industrialisierung. Große Firmen, von der Waggonfabrik über die Schiffsschraubenherstellung bis zur Chemie und Glasherstellung prägten Ehrenfeld über Jahrzehnte. Heute erinnern daran vielfach nur noch Straßennamen oder einzelne Relikte – der Strukturwandel, der bald nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte und in den 70er Jahren seinen Höhepunkt fand, veränderte das Bild nachhaltig. Nach Jahren der Stagnation blühte der Stadtteil jedoch ab den 90er Jahren langsam wieder auf, nachdem die Stadterneuerungs- und Sanierungsplanung der Stadt zunehmend von privaten Akteuren im Viertel aufgegriffen und fortgeführt wurde: Heute zählt Ehrenfeld mit seiner Mischung aus Tradition, Industrieromantik und Selbstbewusstsein zu den gefragtesten Kölner Stadtteilen. Projektdaten Adresse: Köln-Ehrenfeld, Piusstraße Bauherr: Zeta Projektentwicklungs GmbH Durchführung: Bauwens GmbH und Co. KG, Köln Architekten: Planquadrat Elfers Geskes Krämer, Darmstadt Landschaftsarchitekten: Lill & Sparla, Köln Projektvolumen: 116 Wohnungen mit Gewerbe- einheiten Bruttogeschossfläche: 13.000 Quadratmeter Wohnfläche: 9021 Quadratmeter Bauzeit: 2002-2004 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 28 Projekt: Krieler Straße, Lindenthal Es ist ein Bau, hinter dem ein klarer Grundgedanke steht: „Es sollte“, so erklärt es der Kölner Architekt Pablo Molestina, „die Idee der Hofgemeinschaft als erweiterte Form der persönlichen und familiären Identität verbunden mit einem gemeinschaftlichen Raum als Ausdruck des Kollektivs verwirklicht werden.“ Dies ist ein hehres Ziel, hatte es Molestina als Baugrundstück doch mit einem von der Blockrandbebauung fast völlig umschlossenen einstigen Gewerbehof in zentraler Lage im gefragten Stadtteil Lindenthal zu tun. Die Aufgabe gelang: Heute findet sich hier ein innerstädtisches Idyll und ein schönes Beispiel für die Vielfalt urbaner Wohnformen. Die Umnutzung des Vorderhauses und die behutsame Nachverdichtung des Innenhofes ermöglichen den Bewohnern ein Wohngefühl, das dem eines Einfamilienhauses mit eigenem Garten in ruhiger und uneinsehbarer Lage gleicht. Auch der Wunsch nach Individualität sowie die durch die demographische wie gesellschaftliche Entwicklung verursachte Veränderung der traditionellen Familienstrukturen waren Faktoren, die bei der Planung der Gesamtanlage eine Rolle spielten, sagt Molestina. „So wie normale Straßen als soziale Räume in Stadtbereichen an Bedeutung verlieren, so wird es wichtig, über neue Formen von sozialen Gemeinschaften nachzudenken.“ Das gebaute Ergebnis all dieser Überlegungen gliedert sich in vier Bauteile: Der Altbau aus der Gründerzeit, eingefügt in die Bebauung entlang der Krieler Straße, ermöglicht durch eine große Toreinfahrt den Zugang zum Gebäude, bietet aber gleichzeitig Platz für insgesamt fünf Wohnungen. Er wurde zum Innenhof hin nachträglich mit Balkonen versehen und dient, verputzt und hell gefasst, als Abschluss der Hofanlage zur Straße hin. Er bildet die Trennung zwischen der herkömmlichen, straßenbegleitenden Bebauung und der rückwärtigen Neuanlage. Die Südseite des langgezogenen Grundstücks ist ebenfalls mit einem Bestandsgebäude besetzt: Der auf der Grundstücksgrenze stehende Backsteinbau diente einst als Werksbüro, heute wird er – saniert und mit einer neuen Dachkonstruktion ergänzt – von einer Familie als Wohnhaus genutzt. Auf der gegenüberliegenden Seite stehen zwei identische, so genannte „Lofthäuser“. Sie bestehen aus multifunktionalen Innenräumen, die sehr variabel sind. Zu beiden Häusern gehören jeweils kleine, Wohnungsbau in Köln mit Qualität aber intensiv genutzte Außenflächen inklusive zweier Dachgärten. Wie sämtliche Neubauten auf dem Gelände wurden sie in Holzbauweise errichtet und weisen flache Dächer auf. Von außen sorgt eine Verkleidung aus horizontal angeordneten, schmalen Hölzern für reizvollen Kontrast zu den weiten Glasflächen der Fenster und deren dunklen Rahmen. Seite 29 Mittelpunkt all dieser Häuser aber ist der gemeinsam genutzte Hof. Er dient als Spielplatz für Kinder, als Kommunikationszentrum, aber auch als Stellfläche für insgesamt fünf Autos. Reizvoll begrünt und bepflanzt, ist er das Bindeglied für die Einzelbauten und somit eine halböffentliche, allein den Bewohnern und ihren Besuchern zugängliche Fläche. Die gemeinschaftliche Nutzung ist dabei durch Sondereigentumsrechte geregelt, wobei jeder Bewohner auch noch seinen eigenen Garten hat. Dies ist ein klar geregeltes Miteinander. Genau so klar ist die Formensprache Molestinas, der hier trotz der Verwendung unterschiedlichster Fassadenelemente (Putz, Backstein, Holz, Aluminium) einen gemeinsamen Ausdruck erzielt: Warm, aber nicht aufdringlich. zurückhaltend, ohne langweilig zu sein, harmonisch, ohne harmoniesüchtig zu wirken. Es ist nicht nur eine innovative Form des Zusammenlebens, die hinter dem großen Tor an der Krieler Straße 109 entstanden ist, sondern auch ein Wohnquartier mit hoher architektonischer Qualität. Den Abschluss nach Westen schließlich bilden zwei große Atriumhäuser, die beide eine Wohnfläche von mehr als 230 Quadratmetern aufweisen. Mit silbergrauen Aluminiumplatten verkleidet, ergänzen sie sowohl den Backsteinbau als auch die Holzhäuser harmonisch. Das Besondere an diesen Häusern ist, dass sie geplant sind als Mehrgenerationenhäuser, die deswegen je zwei Eingänge und zwei Treppenhäuser haben und auf diese Weise unterschiedliche, voneinander unabhängige Wohnbereiche unter einem gemeinsamen Dach ermöglichen. Zur Zeit sind tatsächlich in beiden Häusern Einliegerwohnungen für die Eltern der Besitzer eingerichtet. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 30 Seite 31 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Schon 1888 wurde der Vorort Lindenthal nach Köln eingemeindet. Von einem geschlossenen Ort konnte man damals noch gar nicht allzu lange reden. Denn anders als die meisten anderen Stadtteile entwickelte sich Lindenthal nicht aus einem, sondern aus mehreren Siedlungskernen, deren Namen wie Kriel und Deckstein, Lind und Kitschburg heute noch genutzt werden. Rund um den Krieler Dom am heutigen Suitbert-Heimbach-Platz, dessen Grundzüge aus karolingischer Zeit, die Erweiterungen aus dem 13. Jahrhundert datieren, lag mit der „Herrlichkeit Kriel“ die bedeutendste Ansiedlung mit weitem Einflussbereich. Schon bald nach der Eingemeindung entwickelte sich Lindenthal zu einer der bevorzugten Kölner Wohnlagen. 1898 entstand nördlich der Dürener Straße der Stadtwald, der bis heute ein höchst beliebtes Ausflugsziel ist . Lindenthal ist zudem seit den 1930er Jahren auch Standort der Universität Köln, die Universitätskliniken finden sich ebenfalls hier. Die Kölner Universität ist mit rund 40.500 Studenten Wintersemester 2008/ 2009 eine der größten Hochschulen Deutschlands. Projektdaten Adresse: Bauherr: Architekt: Projektvolumen: Wohnfläche: Grundflächenzahl: Geschossflächenzahl: Bauzeit: Köln-Lindenthal, Krieler Straße 109 Stefan und Birgit Rüberg Prof. Pablo Molestina, Köln Fünf Wohneinheiten im Altbau, fünf Wohneinheiten (plus zwei Einliegerwohnungen) im Innenhof 1270 Quadratmeter (430 im Altbau, 840 in der Hofbebauung) 0,43 1,1 2000-2002 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 32 Projekt: Brüsseler Straße, Neustadt-Süd Nichts weist darauf hin, dass die unauffällige Hofeinfahrt an der Brüsseler Straße im zentral gelegenen Belgischen Viertel zu einem spannenden und hochaktuellen Beispiel innerstädtischen Bauens führt. Für das Gelände eines einstigen Innenhofs, mit eingeschossigen Gebäuden, in denen verschiedene Dienstleistungen und ein Fitnessstudio untergebracht waren, entwickelte die Kölner Architektin Ute Piroeth als Arge Piroeth/Heck ein neues Nutzungskonzept, das Platz bietet für insgesamt 14 attraktive innerstädtische Wohnungen bis zu vier Geschossen. Die Planung des 2007 fertig gestellten Projektes Q21 (für „Quartier 21“) hebt sich allerdings nachhaltig vom üblichen Wohnbaustandard ab: Unter Einbeziehung der Blockränder modellierte die Architektin eine Gebäudelandschaft aus insgesamt drei Baukörpern mit abwechslungsreich unterschiedlichen Höhen, die selbst den verbleibenden Brandmauern der Nachbarhäuser eine deutliche Aussage gibt. Das liegt nicht zuletzt am Mut zur Farbigkeit, den Bauherr und Architektin hatten: Von den grundsätzlich anthrazitfarbenen Fassaden heben sich Türen und Dachaufbauten in leuchtendem Orange ab, grün eingefärbte Glasscheiben im separat gestellten Aufzugturm setzen eine zusätzliche Marke. „Wir wollten den Gebäuden ein skulpturales Aussehen verschaffen“, erklärt Ute Piroeth ihre Intention. „Die schwarzen Fassaden bilden die absolute Ruhe in der permanenten Bewegung der Stadt, das Schwarz transzendiert das Licht in den Innenraum.“ Der Außenraum dagegen, um den sich die Neubauten gruppieren, hat mit rund 800 Quadratmetern überschaubare Ausmaße. Neben der Zufahrt zur eigenen Tiefgarage mit insgesamt 39 Stellplätzen und direkten Zugängen ins Haus finden sich vor den Erdgeschosswohnungen kleine, durch Rosenhecken abgetrennte Privatflächen. Sie sollen, so die Architektin, als „Abstandhalter gegenüber der Öffentlichkeit“ dienen. Die Restfläche ist ebenfalls begrünt, Streifen aus anthrazitfarbenem Beton ermöglichen die geforderte Aufstellfläche für die Feuerwehr, zudem konnte Raum für einen kleinen Kinderspielplatz gefunden werden. Genutzt werden die zwischen 65 und 145 Quadratmeter großen Wohnungen vor allem von Freiberuflern. Sie können sich über Geschosshöhen freuen, die zwischen 2,70 und 4,50 Meter (im Erdgeschoss) variieren. Die Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 33 Gebaut wurde nach gängigem Niedrigenergie-Standard, die Flachdächer sind begrünt. Wichtig war der Architektin die enge Vernetzung mit dem vorhandenen Baubestand – der Neubau sollte kein Fremdkörper sein. Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden: „Es ist eine urbane Verflechtung zwischen den vielfältigen Blickbeziehungen innerhalb der Neubebauung sowie zur bestehenden Blockstruktur entstanden.“ Und selbst der unauffälligen Hofeinfahrt gewinnt Ute Piroeth nur Gutes ab: „Die Zufahrt durch die Einfahrt bietet den Bewohnern Schutz und Ruhe.“ Grundrisse sind schon aufgrund der vielfältigen Belichtungssituation unterschiedlich organisiert. So gibt es neben Wohnungen mit mehreren Zwischenebenen auch solche über zwei komplette Etagen. Der Aufzugturm neben dem viergeschossigen und damit höchsten Gebäude ermöglicht die behindertengerechte Erschließung der hier angeschlossenen Wohnungen. In den Obergeschossen sorgen Zwischenterrassen und Dachterrassen für zusätzliche, private Freiräume. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 34 Seite 35 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Das Belgische Viertel entstand im Zuge der Errichtung der Kölner Neustadt ab 1880 auf dem Gelände der wenige Jahre zuvor geschleiften Stadtbefestigung. Stadtbaumeister Josef Stübben plante entlang der sechs Kilometer langen Ringstraße ein dichtes Netz von Wohnstraßen, die auf den Ring ausgerichtet waren. Die Straßen zwischen den beiden großen, nach Westen und Nordwesten führenden Ausfallstraßen Aachener Straße und Venloer Straße wurden sämtlich nach belgischen Städten benannt – daher der Name des Viertels. Bis heute ist das Belgische Viertel ein gefragter Wohnstandort, vor allem die geräumigen Wohnungen in den Gründerzeithäusern erfreuen sich größter Beliebtheit. Vorzugsweise an ein junges, trendbewusstes Publikum richten sich die Geschäfte im Viertel – unter den Mode-, Schmuck- und Möbelgeschäften findet sich mancher Geheimtipp. Auch im Nachtleben spielt das Belgische Viertel traditionell eine wichtige Rolle. In der jüngsten Vergangenheit hat sich vor allem die Aachener Straße zu einem höchst populären Standort für angesagte Restaurants, Cafés und Kneipen entwickelt, denn die in diesem Abschnitt neugestaltete Aachener Straße mit neuem Radweg, Baumpflanzungen und Neuordnung des Parkraumes hat eine wesentliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität erfahren. Projektdaten Adresse: Köln, Neustadt-Süd, Brüsseler Straße 21 Bauherr: Grundstücksgesellschaft Köln Brüsseler Str. mbH Architekt: Ute PIROETH ARCHITEKTUR I Architektin BDA I ARGE Piroeth/Heck Projektvolumen: 14 Wohnungen Grundstücksgröße: 1613 Quadratmeter Bruttogeschossfläche: 1777 Quadratmeter Wohnfläche: 1525 Quadratmeter Grundflächenzahl: 0,47 Geschossflächenzahl: 1,1 Bauzeit: 2006-2007 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 36 Projekt: Freiligrathstraße, Lindenthal Man mag es kaum glauben, dass hier früher die Fertigungshalle einer Maschinenfabrik stand: In bester Lage im begehrten Stadtteil Lindenthal, nahe der romanischen Kirche St. Stephanus („Krieler Dom“) entstand zwischen 2004 und 2006 auf einer Industriebrache ein kleines Ensemble aus insgesamt 21 Eigentumswohnungen und elf Stadthäusern. Der Kölner Architekt Walter Krause und sein Büro „Stadtarchitekten“ entwickelten für das in eine bestehende Wohnbebauung hineinragende Grundstück eine interessante Mischung aus Geschoss- und Einfamilienhauswohnungsbau. Und schufen eine ruhige Oase im sowieso schon ruhigen Viertel – die Freiligrathstraße, die das Areal im Westen begrenzt, schirmte Krause mit einem die Straße begleitenden, leicht gewinkelten Riegel ab. Dieser nimmt auf drei Geschossen nebst einem Staffelgeschoss die Eigentumswohnungen auf, während sich im Blockinnenbereich die jeweils zu dritt oder zu viert zusammengefassten Einfamilienhäuser – zweigeschossig plus Staffelgeschoss – befinden. Aufgrund des hochwertigen Grundstücks wurde auf maximale Raumausnutzung geachtet, daher ist die Bebauung vor allem der Stadthäuser stark verdichtet. Als private Freiräume wurden für jedes Haus sichtgeschützte Atrien und den jeweiligen Eingangsseiten vorgelagerten Küchenterrassen geschaffen. Darüber hinaus entstanden auch öffentliche Zonen – Wege, Grünflächen und Spielbereiche für Kinder, die nicht zuletzt der Kommunikation zwischen den Nachbarn und Hausbewohnern dienen. Maßgeblich für die Wirkung des Ensembles ist neben der Grundrissgestaltung vor allem die sorgfältige Wahl der Materialien: Ein heller dänischer Kohlebrandziegel deckt die Fassaden, Fenster und Türen sind in Holz ausgeführt, orange Farbelemente etwa unter Balkonen und Fenstern setzen zusätzliche Akzente. „Warme und natürliche Materialien schaffen trotz hoher Dichte eine wohnliche Atmosphäre“, so Architekt Walter Krause. Die zur Straße gerichteten Wohnungen besitzen geräumige, dem Haus vorgelagerte Balkondecks auf filigraner Stahlkonstruk- Wohnungsbau in Köln mit Qualität tion. „Sie können“, sagt der Architekt, „in geschützte Außenräume umgewandelt werden.“ Schiebeläden mit hölzernen Lamellen nämlich sorgen hier für Sicht- und Sonnenschutz genau wie an den bodentiefen Fenstern der Eigentumswohnungen. Auch den Außenwänden des Staffelgeschosses gibt eine Holzverkleidung eine warme, natürliche Anmutung. Die Vollverglasung der Treppenhäuser sorgt für eine hervorragende Belichtung der Aufgänge, die freiliegenden Aufzüge verleihen auch diesen gemeinschaftlich genutzten Bereichen eine hochwertige Anmutung. Das Fazit: Ingesamt eine stimmige Komposition. Eine Tiefgarage sorgt dafür, dass auf dem Grundstück kein PkW-Verkehr erfolgt. Durch das Vorhaben wurde die gesamte städtebauliche Situation in dem Bereich aufgewertet: Die Wohnanlage an der Freiligrathstraße bereichert dank ihrer Geschlossenheit und der souveränruhigen, aber konsequent durchgehaltenen Gestaltung, die auf vordergründige Gesten verzichtet, den gesamten Stadtteil. Seite 37 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 38 Seite 39 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Schon 1888 wurde der Vorort Lindenthal nach Köln eingemeindet. Von einem geschlossenen Ort konnte man damals noch gar nicht allzu lange reden. Denn anders als die meisten anderen Stadtteile entwickelte sich Lindenthal nicht aus einem, sondern aus mehreren Siedlungskernen, deren Namen wie Kriel und Deckstein, Lind und Kitschburg heute noch genutzt werden. Rund um den Krieler Dom am heutigen Suitbert-Heimbach-Platz, dessen Grundzüge aus karolingischer Zeit, die Erweiterungen aus dem 13. Jahrhundert datieren, lag mit der „Herrlichkeit Kriel“ die bedeutendste Ansiedlung mit weitem Einflussbereich. Schon bald nach der Eingemeindung entwickelte sich Lindenthal zu einer der bevorzugten Kölner Wohnlagen. 1898 entstand nördlich der Dürener Straße der Stadtwald, der bis heute ein höchst beliebtes Ausflugsziel ist . Lindenthal ist zudem seit den 1930er Jahren auch Standort der Universität Köln, die Universitätskliniken finden sich ebenfalls hier. Die Kölner Universität ist mit rund 40.500 Studenten Wintersemester 2008/ 2009 eine der größten Hochschulen Deutschlands. Projektdaten Adresse: Köln-Lindenthal, Freiligrath- straße 31-35 Bauherr: Corpus Projektentwicklung Wohnen GmbH Architekt: Stadtarchitekten Walter Krause, Köln Projektvolumen: 21 Eigentumswohnungen, 11 Stadthäuser Wohnfläche: 4236 Quadratmeter Grundflächenzahl: 0,4 Geschossflächenzahl: 1,0 (Mehrfamilienhäuser), 0,65 (Einfamilienhäuser) Bauzeit: 2004-2006 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 40 Projekt: Ehemaliges Eisenbahnausbesserungswerk, Nippes - autofreie Siedlung Für ein neues Wohngebiet klingt der Name eher ungewöhnlich: „Stellwerk 60“ nennen die Erbauer die rund vier Hektar große Siedlung im Stadtteil Nippes. Doch beschäftigt man sich mit der Geschichte des Geländes, klärt sich die Namensgebung schnell. Seit mehr als 100 Jahren befand sich auf dem Areal westlich der Kempener Straße ein Ausbesserungswerk der Eisenbahn. Nach der Aufgabe der Nutzung wurde beschlossen, das zentral gelegene Gelände zu einem Wohngebiet auszubauen. Bald stellte sich heraus, dass der Standort sich hervorragend für eine – schon länger geplante – Siedlung eigne, aus der jeglicher motorisierte Verkehr verbannt sein sollte. Ein Konzept, über das viel nachgedacht wurde und lange geredet. Doch es funktioniert tatsächlich: Seit der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes mit Einfamilienund Mehrfamilienhäusern im Jahr 2006 haben Autos hier nichts mehr zu suchen. Lediglich Notdienste wie Polizei, Feuerwehr und Rettungswagen dürfen fahren, der gesamte Grundriss des Areals ist auf eine Erschließung durch Fußgänger angelegt. Schließlich gibt es zahlreiche Alternativen zum Auto, die in einem eigenen Mobilitätskonzept niedergelegt sind: Davon profitieren vor allem Fahrradfahrer, die an allen Einfamilienhäusern gut gesicherte Abstellanlagen vorfinden. In den Mehrfamilienhäusern dagegen können die Fahrräder in Kellerräumen abgestellt werden, die über Rampen erreichbar sind. Auch die Autos von Besuchern müssen draußen bleiben – Parkplätze nämlich gibt es keine. Dafür aber eine CarSharing-Station am Zugang von der Kempener Straße, bei der den Anwohnern Sonderkonditionen eingeräumt werden. Zudem finden sich Haltestellen von S-Bahn und Stadtbahn in der Nähe der autofreien Siedlung. Von der durch all diese Maßnahmen erzielten Ruhe im Viertel profitieren Anwohner wie Besucher – und auch der zufällige Spaziergänger spürt, dass das „Stellwerk 60“ eine ganz besondere Anlage ist: Die Wegeführung innerhalb des Geländes fällt etwas verschlungener, etwas verspielter aus als bei vergleichbaren Siedlungen üblich. Immer wieder überrascht ein Innenhof, es gibt Sitzgelegenheiten und Spielecken sowie viel Grün. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 41 Die Siedlung „Stellwerk 60“ besticht indes nicht nur durch die Autofreiheit, sondern auch durch eine ökologisch besonders nachhaltige Bauweise: So gibt es insgesamt zwölf Solarpassivhäuser und 21 Eigentumswohnungen in gleicher Bauweise. Ziel ist es jeweils, einen möglichst großen Anteil an Wärme im Haus oder der Wohnung zurückzuhalten. Dabei helfen hocheffiziente Dämmmaterialien und Fenster mit Dreifachverglasung, zudem gewinnen spezielle Lüftungsanlagen bis zu 90 Prozent Wärme aus der verbrauchten Luft zurück, während gleichzeitig durch einen Filter gereinigte Außenluft einströmt. Im Winter wird diese Frischluft von einem Erdwärmetauscher vorgewärmt, im Sommer leicht gekühlt. Auf diese Weise gelingt es ohne Klimaanlage, selbst bei Außentemperaturen von 35 Grad im Inneren der Wohnungen Werte von 25 Grad zu erzielen. Vielfältig ist auch die Bebauung: So gibt es vier verschiedene Typen von Einfamilienhäusern mit Wohnflächen von 112 bis 185 Quadratmetern auf Grundstücksgrößen von 120 bis 219 Quadratmetern. In klaren, einfachen Formen gehalten, bestechen sie vor allem durch die Verwendung warmer Farben und durch die diesen Häusern zugeordneten Privatgärten. Diese Bauten werden ergänzt durch eine Auswahl an Eigentumswohnungen in dreigeschossigen Gebäuden, die durch ein Staffelgeschoß mit leicht geneigtem Dach abgeschlossen werden. Hier stehen insgesamt 15 verschiedene Grundrissformen zur Wahl, die Wohnungsgrößen bewegen sich zwischen 45 und 143 Quadratmetern Grundfläche. Die Farbigkeit spielt bei den Mehrfamilienhäusern ebenfalls eine große Rolle: Bunt ausgeführte Flächen zwischen den Fenstern oder die in farbigem Holz ausgeführte Verkleidung der Staffelgeschosse sorgen für eine fröhliche, lebendige Anmutung. Zusätzliche Akzente setzen die aufwändigen Metallverkleidungen der Balkone. Bemerkenswert ist das Engagement, das alle Beteiligten an den Tag legen: So gründeten die ersten Bewohner schon 2007 den Verein „Nachbarn 60“ und arbeiteten aktiv an der Gestaltung des Projektes mit. Sie haben ein Vorschlagsrecht etwa bei der Vergabe von Straßennamen oder bei der Begrünung des öffentlichen Raums. All das sorgt von Anfang an für ein lebendiges Wohnumfeld – ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil, wie ihn noch lange nicht jedes Neubaugebiet aufweisen kann. Das ist sogar preiswürdig: Das autofreie Siedlungsprojekt gehört zu den insgesamt sechs Preisträgern bei der bundesweiten „Qualitätsoffensive für Familien in Städten und Gemeinden“, die die Konrad-Adenauer-Stiftung ausgeschrieben hat. Auch die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ würdigte das „Stellwerk 60“ als „wegweisend“. „Wir sind Vorreiter in Deutschland“, sagt auch Manfred Schwerdtner, Geschäftsführer des Bauherrn „Kontrola“. Tatsächlich ist das „Stellwerk 60“ bundesweit bislang die größte Stadtteilerweiterung, die speziell für autofreies Wohnen vorgesehen ist. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 42 Seite 43 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Der Stadtteil Seit 1549 ist der Name des Kölner Stadtteils Nippes urkundlich vermerkt – ursprünglich stand die Flurbezeichnung für eine Siedlung an der nördlich aus der Innenstadt herausführenden Neusser Straße, etwa auf Höhe der Einmündungen von Mauenheimer Straße und Florastraße. Schon die Römer hatten diese Gegend besiedelt, entlang der heutigen Niehler Straße führte eine römische Fernstraße durch das Gebiet. Eine rasante Entwicklung nahm Nippes nach der 1888 erfolgten Eingemeindung nach Köln und der gleichzeitigen Anbindung durch Eisenbahn und Straßenbahn. Vor allem die Eisenbahn spielte schnell eine wichtige Rolle für den neuen Stadtteil: Im Westen entstand das große Ausbesserungswerk und ein Rangierbahnhof, in der Gegend um die Sechzigstraße folgten zahlreiche Hausbauten für die Angestellten und Arbeiter der Bahn. An diese lange Tradition erinnern auf dem Gelände des Neubaugebiets nicht nur der Name „Stellwerk 60“, sondern auch die Straßenbezeichnungen: Wagenhallenstraße, Kesselhausstraße, Am Alten Stellwerk, Bahnwärterweg, An der Alten Kantine, Am Ausbesserungswerk, Lokomotivstraße und An der Drehscheibe heißen die neuen Straßennamen. Die umfangreiche Stadterneuerung der achtziger und neunziger Jahre mit Wohnumfeldverbesserung, die Sicherung und dem Ausbau von Plätzen und Grünflächen und weiteren Infrastrukturmaßnahmen haben Nippes als gefragtes Wohnquartier nachhaltig gestärkt. Heute ist Nippes beliebter Wohnort und wichtiges Außenzentrum mit zahlreichen Geschäften vor allem entlang der Neusser Straße sowie einem täglichen Markt auf dem Wilhelmplatz. Projektdaten Adresse: Köln-Nippes, Kempener Straße, Eisenachstraße, W artburgplatz Bauherr: Kontrola Treuhandgesellschaft mbH & Co. KG, Köln Architekt: Andreas Schönborn, Josef Dzionsko, Manfred Brausem, Horst Hanrath Projektvolumen: 450 Wohnungen Grundstücksgröße: rund 60.000 Quadratmeter Grundflächenzahl: 0,4-0,8 Geschossflächenzahl: 0,8-1,4 Bauzeit: 2005-2009 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 44 Projekt: Trimbornstraße, Kalk Ein wichtiger Anstoß für das umfangreiche Wohnbauprojekt des Kölner Erbbauvereins an der Trimbornstraße im rechtsrheinischen Stadtteil Kalk war die Entscheidung, das Barmer Viertel zu überplanen. Als ein Ersatzgrundstück für dieses Wohnviertel direkt am Bahnhof Deutz, das einer geplanten Bebauung um den Messe-Südeingang weichen musste, stellte die Stadt ein Areal im Stadtteil Kalk zur Verfügung. Auf diesem Grundstück, welches einst zum Betriebsgelände der Chemischen Fabrik Kalk gehörte, entstand bis Ende 2005 eine Wohnanlage mit rund 130 Wohnungen – 60 davon waren Bestandteil der Umsiedlungsmaßnahme „Barmer Block“, in deren Zuge neue Wohnungen für die einstigen Bewohner des Deutzer Viertels geschaffen wurden. Der Stadtteil Kalk hatte nach der 1993 erfolgten, endgültigen Schließung der Chemischen Fabrik sein Gesicht umfänglich verändert. Auf dem Grundstück an der Trimbornstraße residierte zunächst der Malteser Hilfsdienst. Das Grundstück wurde Teil des Entwicklungs- konzeptes „Erweiterter Rechtsrheinischer Innenstadtbereich“ sowie des „Sanierungskonzeptes Köln-Kalk“. Ein 2005 verabschiedeter Vorhaben-Erschließungs-Plan formulierte die städtebauliche Zielsetzung für das Areal, nämlich die Bildung eines Quartiercharakters mit hohem Identifikationswert insbesondere in Bezug auf die geplante Wohnbebauung. Im Auftrag des Erbbauvereins übernahm der Kölner Architekt Cornelius Schmitz-Helbig die Planung. Er entwickelte für das parallel zu einer Bahnlinie verlaufende Grundstück eine aus vier Blöcken bestehende Struktur, die sich nach Süden hin zu einer intensiv begrünten, völlig autofreien Hofanlage öffnet. Drei der in charakteristischem, aber unaufdringlichem Blau gehaltenen Wohnhäuser sind parallel zueinander angeordnet, eines setzt die Straßenfront der Trimbornstraße fort und sorgt für eine enge Anbindung des Neubauprojektes an die vorhandenen Strukturen. Bestechend ist vor allem der große Freiraum um die Gebäude, auf dem Teile des alten Baumbestands erhalten werden konnten, der Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 45 Für den gewünschten Nutzwert sorgt auch die Tatsache, dass die einzelnen Zimmer einer Wohnung ähnliche Größen aufweisen, so dass jeder Bewohner die Aufteilung nach seinen Ansprüchen gestalten kann. „Viele Wohnungen besitzen eine Wohnküche oder einen zusammenhängenden Wohn-Essbereich“, erklärt der Architekt. Die Treppenhäuser sorgen für Durchlässigkeit und Transparenz zwischen den Gebäudeteilen – und ermöglichen eine schnelle und barrierefreie Erreichbarkeit der Gartenanlage. Unter dem Gelände befindet sich eine Tiefgarage mit 104 Stellplätzen. Die im hinteren Bereich des Geländes liegenden Blöcke sind viergeschossig mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss. Sie haben ein flaches Dach. Die straßenbegleitende Bebauung an der Trimbornstraße dagegen passt sich mit einem Giebeldach in die vorhandene Bebauung ein. An dieses Gebäude schließt sich ein ebenfalls viergeschossiges Gartenhaus mit Staffelgeschoss an. zudem durch Neupflanzungen ergänzt wurde. Dazu kommen Hecken, die die privaten Freiflächen vor den Erdgeschosswohnungen abschirmen, sowie zahlreiche Spielgeräte und Sitzgelegenheiten. Der Bahndamm selbst ist ebenfalls begrünt, ein Lärmschutzzaun begrenzt störende Geräusche von der stark befahrenen Bahnlinie. Die Wohnungen weisen bodentiefe Fenster auf und sind – mit Ausnahme der Erdgeschosswohnungen, zu denen eine Terrasse gehört – sämtlich mit Balkonen oder Loggien ausgestattet. „Wir wollten“, so Architekt Schmitz-Helbig, „einen qualitativ hohen Nutzwert für die Bewohner realisieren.“ So stand die Konzeption der Wohnungsgrundrisse von Anfang an mit der Erschließung und dem Außenraumkonzept in enger Verbindung. Realisiert wurden schließlich 25 unterschiedliche Wohnungstypen, wobei das Angebot vom kompakten Appartement (34 Quadratmeter) bis zur Fünfzimmerwohnung (mit 127 Quadratmetern) reicht. Der blaue Grundton aller Gebäude wird durch die weiß gehaltenen Staffelgeschosse und die grauen Erdgeschosszonen sowie durch hölzerne Schiebejalousien ergänzt. Details, die erfolgreich dazu beitragen, dass das vom Architekten formulierte Ziel einer „ablesbaren Identität der Gesamtanlage“ tatsächlich erreicht wird. Und auch die nicht einfache Lage direkt an der Bahnlinie hat unschätzbare Vorteile: Direkt vor den Toren der Wohnanlage befindet sich eine S-Bahn-Haltestelle – von dort ist man in sechs Minuten am Kölner Hauptbahnhof. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 46 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 47 Der Stadtteil Der Ursprung des heutigen, östlich an den an Deutz angrenzenden Stadtteils Kalk ist eine Ansammlung von Höfen im Bereich der Kirche St. Joseph. Erwähnt wurde der Name Kalk erstmal 1003. Vermutlich leitet er sich ab vom Wort „Kolk“ (Sumpf), denn die Siedlung befand sich am Rand einer feuchten Niederung. Durch die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung entwickelte sich der bis dahin unbedeutende Ort zu einem wichtigen Industriestandort – hier gab es günstigen Grund und Boden, der in der Innenstadt rar geworden war. Die Industrie, vor allem die Humboldt-Werke (später KHD) und die Chemische Fabrik Kalk (CFK), prägte den Stadtteil weit bis ins 20. Jahrhundert. Der Niedergang dieser Werke sorgte für eine völlige Neuausrichtung des Stadtteils. Künftig, so nach den Entwicklungszielen der Stadt, soll Kalk vor allem als Dienstleistungs-Standort neu erblühen. Die Neubebauung der Industriebrachen hat den Stadtteil bereits verändert: So findet sich auf dem einstigen CFK-Gelände inzwischen ein großes Einkaufszentrum („Köln-Arcaden“), auch der Neubau des Polizeipräsidiums fand hier Platz. Die Kalker Hauptstraße dient mit zahlreichen Geschäften jedoch weiterhin als lokales Zentrum. Die Stadterneuerungs- und Sanierungsplanung der Stadt haben zu einer Aufwertung in diesem Bereich geführt. Projektdaten Adresse: Bauherr: Architekt: Projektvolumen: Bruttogeschossfläche: Wohnfläche: Grundflächenzahl: Geschossflächenzahl: Bauzeit: Köln-Kalk, Wohnpark Trim- bornstraße, Grünebergstraße 11-31, Trimbornstraße 38, Erbbauverein Köln, Deutz- Kalker-Straße 37, 50679 Köln Cornelius Schmitz-Helbig 130 Wohneinheiten 21.684 Quadratmeter 10.637 Quadratmeter 0,4 1,30 März 2004 - Dezember 2005 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 48 Projekt: Vitalisblöcke, Bickendorf Es ist der Gesamteindruck des Areals, es sind aber auch die vielen durchdachten Details: Die Vitalishöfe im Stadtteil Bickendorf heben sich deutlich ab von der oft wenig inspirierten Gestaltung öffentlich geförderter Mietwohnungen und zeigen Haltung – selbstbewusst und doch zurückhaltend. Und das auf einem Areal, welches früher „Klein-Moskau“ genannt wurde. Der Name kommt, so geht die Legende, von den Bewohnern der in den 30er Jahren errichteten Vorgängerbauten zwischen Äußerer Kanalstraße und Vitalisstraße. Diese nämlich sollen sich, so heißt es, durch einen hohen Anteil an KPD-Wählern ausgezeichnet haben. Von ihren Häusern ist jedoch heute nichts mehr zu sehen: Rund 70 Jahre später entschied sich die GAG Immobilien AG für den Abriss der EinfachWohnhäuser. Und gegen eine Sanierung, die höchst unwirtschaftlich gewesen wäre. Beibehalten wurde allerdings die Blockstruktur: Wie die Vorgängerbauten sind die neuen Vitalishöfe rund um weite Innenflächen gruppiert – diese allerdings weisen dank vielfältiger Bepflanzung und Möblierung sowie dank neuer Wegeführungen eine hohe Qualität als Zonen der Ruhe, des Spiels und der Entspannung auf. Die Bauten selber gestaltete das Kölner Büro Luczak Ar- chitekten mit klarer Linie und unter Einsatz weniger, aber prägnanter Gestaltungsmerkmale. Dazu zählen etwa die in bunten Farben ausgeführten Fensterlaibungen an den Straßenfassaden, die dem gesamten Gebäude eine grundsätzlich fröhliche Anmutung zu geben. Ohne es dabei allerdings mit Farben zu überfrachten, denn ansonsten beschränkten sich die Planer weitgehend auf hellen Putz und auf Ziegel. Bewusst auffällig sind die Treppentürme gestaltet, die die Blockecken betonen: Abgesetzt von der ansonsten durchgängigen Fassade setzen sie hier eigene, spannende Akzente. Doch nicht nur von außen sprechen die zwischen 2001 und 2005 errichteten Vitalishöfe eine eigene, moderne Sprache. Die Grundstruktur der Wohnungen ist so ausgelegt, dass spätere Verwandlungen durchaus möglich sind – und das mit vertretbarem Aufwand: Es gibt keine tragenden Innenwände, die reguläre Dreiraumwohnung kommt mit lediglich vier Stützen aus. Wer also im Alter oder nach dem Auszug der Kinder auf die bisherige Raumteilung zu Gunsten einer eher offenen Wohnform verzichten will, kann das tun. „Damit kommt der Bau der Idee, in langfristiger Perspektive auch andere Wohn- und Lebensformen zu ermöglichen, Wohnungsbau in Köln mit Qualität sehr nahe“, erklärt Architekt Thomas Luczak. „Nachhaltige Stadtreparatur heißt auch, gesellschaftliche Wandlungsprozesse vorauszudenken.“ Ein Blick in die Zukunft, der nach Meinung der Architekten nicht nur dem hochpreisigen Bauen vorbehalten sein sollte. Erklärtes Ziel sei es bei den Vitalishöfen gewesen, zwar einfach, aber gut zu bauen, erklärt Luczaks Partnerin Almut Skriver: „Gutes Wohnen soll nicht nur dem prallen Geldbeutel vorbehalten sein.“ Seite 49 hängte Wäsche wirken auf der weißen Fassade nicht als Störung, sondern als Bereicherung des Bildes. Der Übergang zwischen dem „Privatgrün“ und den Gemeinschaftsflächen der großzügigen Blockinnenhöfe wirkt durchaus fließend. Den Architekten gelang es, den vorhandenen, alten Baumbestand zu integrieren, was der Gesamtanlage eine durchaus parkähnliche Prägung verleiht. Die konsequente Bebauung der Blockränder samt der spannend abgerundeten Innen-Ecken sorgt für größtmögliche Ruhe in den sonnigen, weiten Innenhöfen, viel Platz zum Entspannen und zum Spielen findet sich auf den verschiedenen Ebenen der mit Spielflächen und vielfältigen Sitzgelegenheiten ausgestatteten Gartenhöfe. Unter denen sich, man ahnt es von oben kaum, die ausgedehnten Tiefgaragen mit insgesamt 340 Stellplätzen befinden. Im Zusammenwirken von Bauherr und Architekt ist mit den Vitalishöfen eine Wohnform entstanden, die ihren Bewohnern Individualität ermöglicht, dabei aber – hier dienen vor allem die Innenhöfe als Kommunikationsforum – eine Anonymität zu verhindern sucht. Eine Wohnform, die eben nicht für alle Zeiten feste Vorgaben macht, sondern dank der flexiblen Grundrisse höchst zukunftstauglich scheint. Um dieses Ziel möglichst effektiv zu erreichen, entwickelten die Architekten einen optimierten „Hausbaustein“, der sich im Grundriss viele Male wiederholt und an die schiefen Winkel des Grundstücks angepasst ist. Ursprünglich war sogar an eine elementierte Bauweise gedacht worden, allerdings erwies sich die konventionelle Bauweise als günstiger. Um den Bewohnern schon jetzt vielfältige Nutzungen zu ermöglichen, fallen die einzelnen Zimmergrößen relativ ähnlich aus und sind in ihrer Belegung – ob Wohnraum oder Kinderzimmer, Schlafzimmer oder Büro – austauschbar. Die meisten Wohnungen weisen durchgängige Querachsen auf, so dass Sicht- und Bewegungszonen von Fassade zu Fassade entstehen. In den Ecken der Blöcke finden sich etwas kleinere Einheiten, die über kurze Laubengänge zugänglich sind. Sämtliche Wohnungen sind per Aufzug erreichbar und besitzen Balkone, die Erdgeschosse haben Terrassen und kleine Gärten – all das natürlich nicht zu den stark befahrenen Straßen, sondern zu den Innenhöfen gerichtet. Die Balkone sind versetzt angebracht, um die Wiederholung der identischen Grundrisse nach außen hin zu überspielen, bunte Sonnenschirme oder aufge- Gleichzeitig errichteten Bauherr und Architekten einen Gebäudekomplex, der eine nicht ganz einfache Umgebung nachhaltig aufwertet. Und der es schafft, durch eine konsequente Durchlässigkeit – für die Allgemeinheit zugängliche Fußwege innerhalb der Innenhöfe schaffen kleinräumig, aber wirksam neue Wegeführungen – sogar in die Binnenstrukturen des Viertels behutsam einzugreifen. Insgesamt eine Kombination, die den Vitalishöfen beim Deutschen Bauherrenpreis 2008 eine verdiente Anerkennung einbrachte. Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 50 Wohnungsbau in Köln mit Qualität Seite 51 Der Stadtteil Bickendorf, einst ein aus einem Klostergut des 13. Jahrhunderts entstandenes, beschauliches Bauerndorf im Nordwesten Kölns, veränderte seit Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Charakter rasant: Auf früherem Ackerland entstanden in schneller Folge Wohnsiedlungen für die stetig wachsende Arbeiterschaft Kölns. Vor allem die GAG wurde in Bickendorf tätig, sie baute von 1913 bis 1920 die Siedlung „Bickendorf I“ nach den Plänen der Architekten Caspar Maria Grod und Wilhelm Riphan. Hier entstanden unter dem Motto „Lich, Luff und Bäumcher“ (Licht, Luft und Bäumchen) vor allem Einfamilienhäuser, während die Siedlung „Bickendorf II“ (1925-38) , entworfen von den gleichen Architekten, vorwiegend aus Wohnblocks bestand. Beide Siedlungen existieren noch heute, Bickendorf II wird zur Zeit von der GAG in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz originalgetreu saniert. Bickendorf war nie reines Wohngebiet, sondern weist bis heute auch einen hohen Anteil an Industrie und Gewerbe auf – so eröffnete etwa 1922 die Elektro-Automobilfabrik Scheele in einem markanten Bau an der Vogelsanger Straße, der danach lange dem städtischen Fuhrpark als Betriebshof diente und nun zu modernen Bürolofts umgebaut werden soll. Heute hat Bickendorf rund 16.200 Einwohner auf einer Fläche von 2,3 Quadratkilometern. Wahrzeichen ist die ab 1733 erbaute Rochus-Kapelle an der Venloer Straße. Projektdaten Adresse: Köln-Bickendorf, Äußere Kanalstraße, Vogelsanger Straße, Vitalisstraße Bauherr: GAG/Grund und Boden Köln Architekt: Luczak Architekten, Senefelder Straße 42, 50825 Köln Anzahl der Wohnungen: 429 Grundstücksgröße: 20.709 Quadratmeter Bruttogeschossfläche: 34.420 Quadratmeter Wohnfläche: 29.134 Quadratmeter Bauzeit: 2001-2005