Tierarztpraxis Dr. Stephanie van Loosen

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Tierarztpraxis Dr. Stephanie van Loosen
Tierarztpraxis
Stephanie van Loosen
Am Rathaus 3 · 28816 Stuhr
Telefon: 0421 / 5659039 · Telefax: 0421 / 8783156
e-Mail: [email protected] · Internet: www.tierarztpraxisvanloosen.de
Thema: Trächtigkeit und Geburt bei Katzen
Mit Katzen zu züchten kann ein sehr befriedigendes Vorhaben sein. Es ist allerdings notwendig,
vor dem Beginn einer Zucht genau zu verstehen, was auf einen zukommt - von der Paarung bis zur
Entwöhnung der kleinen Katzen. Denken Sie bitte auch daran, dass es viele ungewollte Katzen
gibt, und dass Züchten auch bedeutet, für alle Kätzchen ein liebendes Zuhause zu finden.
Was passiert, wenn meine Katze rollig wird?
Weibliche Katzen werden oft im Jahr "rollig". In diesen Zeiten sind
sie sehr anhängig und geben viele Laute von sich, suchen nach
Aufmerksamkeit und rollen sich oft auf dem Boden. Beim streicheln
erheben sie ihr Hinterteil und treten den Boden mit ihren
Hinterbeinen.
Diese
Verhaltensänderungen
können
den
unerfahrenen Besitzer beunruhigen und als Zeichen einer Krankheit
gedeutet werden. Die Häufigkeit der Rolligkeiten ist sehr variabel
und kann saisonal sein.
Was passiert bei der Paarung?
Weibliche Katzen ovulieren spontan bei der Paarung, d.h. der
Eisprung wird durch die Paarung ausgelöst. Bei der Paarung beisst
der Kater in das Nackenfell der Katze. Bei der Ejakulation schreit
die Katze und wird manchmal aggressiv. Dies ist normal. Sie wird
sich dann säubern, eine Weile warten und dann ein neues Vorspiel
beginnen.
Wie lange wird meine Katze trächtig sein?
Die Trächtigkeit dauert zwischen 60 und 67 Tagen, normalerweise 63-65 Tage. Das Datum der
Paarung sollte vermerkt werden.
Muss die Ernährung der Katze während der Trächtigkeit geändert werden?
Während der Trächtigkeit erreicht der Nahrungsbedarf der Katze das 1.5-fache des normalen
Bedarfes. Zum Zeitpunkt der Entwöhnung kann er das 2-fache übersteigen. Steigern Sie
deshalb die Anzahl der Mahlzeiten und/oder nehmen Sie ein Futter für Katzenkinder, da es mehr
Energie und spezielle Nährstoffe enthält.
Ändert sich das Verhalten meiner Katze während der Trächtigkeit?
Während der Trächtigkeit ändert sich wenig am Verhalten der Katze, obwohl einzelen Katzen
mehr Zuwendung brauchen. Einige werden sogar aggressiv.
Während der letzten
Trächtigkeitswoche wird die Katze wahrscheinlich ein Bett für die Geburt suchen. Ab diesem
Zeitpunkt sollte die Katze auf einen bestimmten Raum begrenzt werden, da bei einer versteckten
Geburt Geburtsschwierigkeiten nicht erkannt werden können.
Was muss ich für die Geburt bereithalten?
Die Geburtsstätte kann viele Formen haben, aber ein Karton mit Zeitungen, alten Tüchern oder
Handtüchern ist ideal. Das Bett sollte warm, gemütlich und privat sein. muss aber eine freie
Beobachtung ermöglichen.
Erste Geburtsphase
Hier geschieht vor allem die Erschlaffung von Muttermund und Scheide und der Beginn von
einzelnen Kontraktionen der Gebärmutter. Die Beckenmuskulatur erschlafft und das Perineum
(der Bereich zwischen Anus und Vulva) wird lockerer und länger.
Man kann die
Gebärmutterkontraktionen noch nicht sehen, aber
manchmal die Bewegungen der Feten sehen oder
fühlen. Die Katze sucht in dieser Phase oft das
Geburtsbett auf. Bei anhänglichen Katzen ist eine
besondere Zuwendung durch den Besitzer hilfreich.
Die Katze kann im Bett herumkratzen und auch
hecheln. Das Fressen wird 24 Stunden vor der
Geburt eingestellt. Die Körpertemperatur fällt unter
37.8oC. Scheidenausfluss ist selten zu sehen. Bei
einer erstgebärenden Katze kann sich diese erste
Phase sehr hinziehen (bis zu 36 Stunden).
Zweite und Dritte Geburtsphase
In der zweiten Geburtsphase kontrahieren sich die Gebärmuttermuskeln stärker und öfter. Wenn
ein Fetus ins Becken gelangt, sieht man seine Eihäute kurz als "Wasserblase" in der Vulva. Diese
zerplatzt und wird von der Katze gefressen. Die inneren Schichten umhüllen weiter den Fetus
und wirken als Gleitmittel für den Geburtsweg.
Wenn der Kopf des Fetus ins Becken eintritt, löst sein Druck die bewusste Nauchpresse des
Muttertieres aus. Diese Austreibungskontrakturen helfen, den Fetus durch das Becken zu
bewegen. An diesem Punkt kann man deutlich die Muskelanspannungen der Katze sehen.
Normalerweise dauert es vom Beginn der zweiten Phase bis zur Geburt des Katzenbabys zwischen
5 und 30 Minuten.
Wenn der Kopf aus der Vulva austritt, reichen ein oder zwei
Bauchmuskelpressen aus, um den schmaleren Rest des Körpers des Katzenbabys auf die Welt zu
bringen.
Darauf folgt sofort die dritte Phase, in der die Eihäute mit einer grünlich-schwarzen
anhängenden Masse (Nachgeburt) abgehen. Jede Nachgeburt wird normalerweise sofort nach
dem zugehörigen Baby ausgestossen. Es kommt aber auch vor, dass zunächst ein zweites Baby
und dann erst die Nachgeburten erscheinen. Die Zeitabstände zwischen den einzelnen Geburten
sind unterschiedlich (im Durchschnitt zwischen 10 Minuten und 1 Stunde).
Unterbrochene Geburt
Eine unterbrochene Geburt kommt bei der Katze so häufig vor, dass sie als normales Geschehen
angesehen werden kann. Die Katze hört auf zu pressen und legt sich ruhig hin, lässt die Kleinen
saugen und nimmt Futter an, obwohl noch nicht alle Katzenkinder geboren sind. Diese Ruhephase
kann 24 oder sogar 36 Stunden dauern. Danach beginnt das Pressen wieder und die Geburt geht
ganz normal weiter.
Der Besitzer sollte die Katze in dieser Zeit genau überwachen, dabei aber die junge Familie nicht
stören. Die meisten Katzen haben keine Geburtsschwierigkeiten. Erstgebärende sollten dennoch
genau überwacht werden. Nachdem alle Kätzchen auf der Welt sind, können schmutzige
Unterlagen ausgetauscht werden.
Welche Probleme können während der Geburt auftreten?
Die meisten Katzen bringen ihre Jungen ohne Probleme auf die Welt.
Einzelfällen Geburtssschwierigkeiten auftreten.
Allerdings können in
Ein Züchter sollte Geburtsschwierigkeiten vermuten, wenn:
1.
Nach zwanzig Minuten angestrengten Pressens ist kein Junges geboren.
2.
Nach zehn Minuten angestrengten Pressens ist ein schon in der Vulva sichtbares Junge
nicht geboren.
3.
Ein sanfter Auszugversuch des Fetus löst bei der Katze Schmerzen aus.
4.
Die Katze ist lethargisch oder hat Fieber (Rektaltemperatur >39.4oC).
5.
Die Katze verliert frisches Blut aus der Vulva für mehr als 10 Minuten.
In diesen Fällen muss der Tierarzt sofort einschreiten.
Wie belebe ich ein nichtatmendes Neugeborenes?
1. Entfernen Sie die Membranen von der Nase des jungen Kätzchens, wischen die Nase aus und
öffnen das Maul. Halten Sie das Kätzchen mit dem Kopf nach unten und entfernen Sie dadurch
alle Flüssigkeit aus den Atemwegen.
2. Wenn die Nabelschnur noch intakt ist, müssen Sie sie etwa 2-3 cm von der Bauchwand entfernt
zerreissen. Abbinden und Schneiden sind nicht notwendig. Die Katze würde die Nabelschnur
durchkauen und damit durch das stumpfe Trauma eine Blutung verhindern. Ein Abreissen
zwischen den Fingern wirkt genau so.
3. Wenn das Kätzchen nicht atmet, oder mit den Hinterbeinen zuerst auf die Welt kam und
Flüssigkeit eingeatmet hat, müssen Sie die Atemwege frei machen. Halten Sie das Kätzchen in
Ihrer Handfläche und legen Sie Daumen und Zeigefinger um den Kopf. Der Kopf muss
festgehalten werden, wobei die andere Hand zur Unterstützung des Körpers genommen wird.
Schwingen Sie beide Hände mit dem Welpen in einer festen Bewegung nach unten. Die
Zentrifugalkraft wird Flüssigkeit und Schleim aus Lunge und Mund entfernen sowie die Atmung
anregen. Wiederholen Sie das einige Male und achten Sie auf die Farbe der Zunge und auf die
Atemgeräusche. Die Zungenfarbe sollte sich von einem Graublau in ein Rosa verwandeln, wenn Sie
erfolgreich sind.
4. Der nächste Schritt imitiert das Belecken der Bauchwand und stimuliert ebenfalls die Atmung.
Dabei halten Sie das Kätzchen in einer mit einem Handtuch ausgelegten Handfläche und reiben
Sie ihn sanft mit dem übrigen Handtuch ab, bis das Fell zu trocknen beginnt. Das Kätzchen sollte
zu wimmern beginnen und normal atmen. Wenn nicht, müssen Sie künstlich beatmen. Dazu müssen
zunächst die Atemwege wie oben beschrieben freigemacht werden. Es muss ebenfalls bedacht
werden, dass die Lungenkapazität bei einem Kätzchen gegenüber dem Menschen minimal ist.
Blasen Sie ganz vorsichtig etwas Luft in die Nase des Kätzchens und lassen Sie die Luft wieder
ausströmen. Wiederholen Sie dies alle 3-5 Sekunden. Idealerweise können Sie dazu einen
Strohhalm benutzen, da dies hygienischer und das Risiko einer Lungenschädigung für das
Neugeborene geringer ist.
Wärme ist lebenswichtig für ein Neugeborenes. Es kann nicht auf Kälte mit Zittern reagieren
und seine Körpertemperatur nicht selbst regeln. In der Natur erhält es Wärme durch direkten
Körperkontakt mit seiner Mutter im Neugeborenenbett. Sie müssen daran denken, dass ein
Neugeborenes sehr schnell seine Körperwärme verliert. Wenn die Katzenmutter krank oder nicht
kooperativ ist, müssen Sie eine eingewickelte Wärmflasche in die Geburtskiste legen und diese
dann mit einer Decke abdecken. Achten Sie besonders darauf, dass bei zu engem Kontakt mit
der Wärmflasche nkeine Verbrennungen entstehen können. Eine Alternativmethode ist eine
Rotlichtlampe. Der Nachteil in diesem Fall ist, dass viele Kätzchen die dafür notwendige
offengelassene Kiste nicht mögen. Ausserdem kann es für Mutter und Babies zu heiss werden
und dadurch den normalen Mutter-Kind-Kontakt behindern. Die ideale Temperatur in der Box liegt
bei 29.4-32.2oC. Die Geburtskiste sollte so gross sein, dass die Kätzchen sich auch von der
Hitzequelle wegbewegen können. Die Temperatur kann über die ersten 7-10 Tage allmählich auf
26.7oC und am Ende des ersten Monats auf 22.2oC gesenkt werden.
Muss ich meiner Katze helfen, Ihre Jungen aufzuziehen?
Zuweilen werden unreife Kätzchen zu früh
geboren. Sie sind klein, dünn und haben wenig
Haare. Um diese Kätzchen am Leben zu erhalten,
bedarf es intensiver Pflege. Die Kätzchen können
oft nicht selbst saugen und müssen deshalb mit
einer Spritze, einer Flasche oder einer
Magensonde gefüttert werden. Wenn die Katze
sie verstösst, müssen sie auch warmgehalten
werden (siehe unten).
Ein normales, lebhaftes Katzenkind braucht in
warmer und trockener Umgebung keine Hilfe beim Finden der Zitzen der Mutter. Selten kann eine
erschöpfte, unruhige, nervöse oder kranke Katze den Kätzchen ihre Hilfe verweigern. Eine Katze,
die ihre Jungen nicht saugen lässt, sollte dem Tierarzt vorgestellt werden. Dieser muss
entscheiden, ob die Katzenbabys mit der Hand aufgezogen werden müssen. Für weitere
Informationen hierüber gibt es einen eigenen Handzettel.
Gibt es Komplikationen nach der Geburt, die ich kennen sollte?
1. Zurückbleiben von Nachgeburten
Zuweilen bleiben nach der Geburt eine oder mehrere Nachgeburten in der Katze zurück. Die
Katze zeigt dann meist Unruhe und Bauchschmerzen und widmet sich in den ersten 1-3 Tagen
nach der Geburt nicht ihren Kindern. Der Appetit der Katze kann schlecht sein. Sie könnten
ausserdem einen bräunlichen Scheidenausfluss bemerken. Die Untersuchung zeigt eine erhöhte
Rektaltemperatur und eine verdickte Gebärmutter. Tierärztliche Hilfe ist gefordert. Der
Tierarzt gibt Antibiotika und Hormone, die die Gebärmutter dazu bringen, die Nachgeburten
auszustossen. Manchmal klappt es auch, die Gebärmutter durch sanfte Massage zur Kontraktion
anzuregen.
2. Metritis
Metritis (Entzündung der Gebärmutter) tritt normalerweise in den ersten drei Tagen nach der
Geburt auf. Die Katze ist deutlich kranker als bei der eben beschriebenen
Nachgeburtsverhaltung. Sie ist abgeschlagen und lustlos, ignoriert ihre Jungen komplett und
verweigert das Futter. Sie kann vermehrten Durst haben und erbrechen. Ein eitriger, schlecht
riechender Ausfluss kommt aus der Scheide. Die Katze hat ausserdem Fieber. Bei der Betastung
ist der Bauchraum angespannt und die Gebärmutter verdickt. Ihr Tierarzt muss Antibiotika
geben.
3. Mastitis
Mastitis kann in der frühen Stillphase als akute eitrige Infektion der Milchdrüse auftreten. Oft
ist nur ein Drüsenkomplex betroffen. Die Ursache ist meist ein Milchstau oder zu starkes
Besaugen dieser Zitze. Die betroffene Milchdrüse ist empfindlich, heiss, schmerzhaft und
vergrössert. Bei einem Milchstau wird etwas Wärme und eine leichte Massage normale Milch aus
der Zitze austreten lassen. Die Situation kann dann durch einfaches Ausmelken der Drüse
entspannt werden. Beim Vorliegen eines Eiterabszesses verweigert die Katze das Futter, ist
abgeschlagen und fiebert. Eiter kann aus der Zitze austreten oder sich im Gewebe ansammeln.
Ihr Tierarzt muss helfen.
4. Laktationstetanie (Milchfieber oder Eklampsie)
Die Eklampsie tritt meist zwischen dem 17. Tag und
der 8. Woche nach der Geburt auf. Es kann durch
das Stillen eines grossen Wurfes zu einem
dramatischen Abfall des Blutkalziums bei der Katze
kommen. Die ersten Anzeichen der Erkrankung sind
unkoordinierte Bewegungen und Muskelkrämpfe mit
anschliessendem Kollaps und Koma. Die Injektion
von Kalzium in die Vene beseitigt alle Symptome fast
sofort. Eine spätere Injektion unter die Haut kann
nötig sein, damit die Krankheit nicht wieder auftritt. Wenn die Kätzchen alt genug sind, sollten
sie entwöhnt werden. Ansonsten muss ihre Zahl reduziert oder zugefüttert werden. Eine
betroffene Katze sollte in den nächsten Würfen nur eine begrenzte Zahl an Jungen selbst säugen
dürfen, da die Eklampsie bei jedem Wurf neu zustande kommen kann. Dies sollte bei der Auswahl
von weiblichen Katzen zur Zucht beachtet werden.
Diese Kunden – Informationshandzettel basieren auf Material von
T J Gruffydd-Jones, BVetMed, PhD, DipECVIM(CA), MRCVS und Kollegen. Deutsche Übersetzung von Dr Michael Koch.
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