PC vs. Thin Client - Thin Client Software and Hardware

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PC vs. Thin Client - Thin Client Software and Hardware
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Version 1.2008
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Versionen
Datum
Anmerkung
Autor
22.06.2004
Ursprüngliche Version mit den Modellen »Unmanaged PC« und »Thin
Client / Server Based Computing«
Christoph Köchling,
Christian Knermann
15.12.2006
Einführung des dritten Betriebsmodells »Managed PC«, Neuberechnung
auf Basis aktualisierter Einstandspreise für Hard- und Software
Christian Knermann
16.08.2007
Neuberechnung aller Modelle auf Basis aktualisierter Einstandspreise für
Hard- und Software
Christian Knermann
20.02.2008
Entfall des Modells »Unmanaged PC«, Aktualisierung der verbliebenen
Modelle auf Basis von Listenpreisen von Hard- und Software für kleine
und mittelständische Unternehmen, Reduzierung des Aufwands für die
Beschaffung von PCs
Christian Knermann
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©Copyright Fraunhofer UMSICHT, 2008
Fraunhofer UMSICHT
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Inhalt
1
1.1
1.1.1
1.1.2
1.2
Einleitung
Kosten senken – die TCO-Diskussion
Beschaffungskosten nur ein Teil der Gesamtkosten
Reduzierung der TCO durch Server Based Computing
Zielsetzung
2
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
2.2.6
Management Summary
Im Überblick
Server Based Computing
Voraussetzungen
Einsatzmöglichkeiten
Risiken
Zusammenfassung
Rahmenbedingungen / Generischer Punktekatalog
Wirtschaftlichkeit
Kosten
Nutzen
Ergebnis der Gegenüberstellung
Umsetzung in die Praxis
9
9
9
11
13
16
17
17
19
20
22
23
26
3
3.1
3.2
3.3
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
3.4.5
Kostenmodell PC
Vorüberlegungen
Datenbasis
Annahmen
Gegenstand der Betrachtung
Beschaffung
Betriebskosten
Außerbetriebnahme
Serverseitige Kosten
Kumulierte Kostenauswertung
27
27
28
28
29
30
36
45
47
57
4
4.1
4.2
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
4.3.4
4.3.5
4.3.6
4.3.7
Kostenmodell Thin Client
Vorüberlegungen
Nutzungsszenarien
Individuelles Kostenmodell
Annahmen
Gegenstand der Betrachtung
Annahmen des Kostenmodells
Einsatz von Thin Clients
Einsatz von Arbeitsplatz PC
Clientseitige Kosten
Auswertung Client
60
60
61
62
62
62
63
64
65
66
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5
5
6
7
7
3
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4.3.8
4.3.9
4.3.10
Serverseitige Kosten
Kumulierte Kostenauswertung
Empfehlungen
83
104
108
5
5.1
5.2
Anhang
Fragebogen »Unmanaged PC«
Fragebogen »Managed PC«
111
111
112
Warenzeichen
113
Literaturverzeichnis
114
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
1
Einleitung
Steigende Anforderungen an die Unternehmens-IT bei gleichzeitig sinkenden
Budgets setzen die IT-Veranwortlichen zunehmend stärker unter Druck und
erfordern, die Kosten zu senken sowie die verfügbaren Mittel effizienter einzusetzen. Vor diesem Hintergrund wird der Begriff der Total Cost of Ownership
(TCO) diskutiert, die dem IT-Verantwortlichen in einer einzigen Maßzahl
angeben soll, wie teuer die Beschaffung und der Betrieb eines IT-Systems in
seinem Verantwortungsbereich ist.
Und die TCO ist es auch, die von Herstellern immer als »das« Argument für ihre
Produkte und Dienstleistungen ins Feld geführt wird. So steht auch das Server
Based Computing im Mittelpunkt der Kostendiskussion und wird von seinen
Befürwortern als ein sehr effektives Mittel gesehen, die Kosten der
Unternehmens-IT nachhaltig zu senken.
1.1
Kosten senken – die TCO-Diskussion
Der anhaltende Kostendruck zwingt IT-Verantwortliche vor dem Hintergrund
wachsender Anforderungen und sinkender Budgets immer mehr zur nachhaltigen Senkung ihrer Betriebs- und Beschaffungskosten. Vor diesem Hintergrund werden die Total Cost of Ownership (TCO), also die Gesamtkosten, die
durch die Beschaffung und den Betrieb eines IT-Systems verursacht werden,
intensiv, teilweise kontrovers zwischen Anwendern, Herstellern und Unternehmensberatungen diskutiert. Die Senkung der TCO wird im Marketing vieler
Hersteller als »das« Argument für das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung bemüht. Trotzdem oder gerade deshalb stellt sich die Frage, welchen
Nutzen das Wissen um die TCO für den einzelnen IT-Verantwortlichen hat und
welchen Schlüsse er daraus für seine Budgetplanung ziehen kann.
Grundsätzlich wird mit der Ermittlung der TCO versucht, alle in einem Zusammenhang mit einem PC entstehenden Kosten zu messen und in einem
einzigen Betrag auszudrücken. Hierzu haben namhafte Unternehmensberatungen wie Gartner Group oder Forrester Research über die Jahre hinweg
entsprechende Rechenmodelle und Verfahren entwickelt, die den
IT-Verantwortlichen passende Hilfsmittel an die Hand geben sollen.
Zu berücksichtigen sind nicht nur die direkten Kosten für Anschaffung, Inbetriebnahme, Support und Software, sondern auch indirekte Kosten beispielsweise für zentrale Dienste wie Email, File- und Printservices oder Personal-
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kosten operativer und strategischer IT-Abteilungen. Kosten für Peripheriegeräte
werden dabei anteilig auf den einzelnen Arbeitsplatz umgelegt.
Die TCO versucht auch, Produktivitätsverluste bei den Anwendern zu messen.
Solche Produktivitätsverluste werden beispielsweise durch Ausfälle der Hardware oder durch die Installation nicht autorisierter Software verursacht. In
neueren Untersuchungen geht Gartner Group beispielsweise davon aus, dass
die TCO auch bei einer langen Nutzungszeit von fünf Jahren nicht sinkt,
sondern sogar noch geringfügig steigt [CW 2003]. Begründet wird dies mit
einer Verlagerung der direkten Kosten zu den indirekten Kosten. Direkte
Kosten sind Ausgaben, die eindeutig der IT und dem Arbeitsplatz PC
zugeordnet werden können, also beispielsweise die Kosten für Beschaffung,
Support, Wartungsverträge usw. Weitere indirekte Kosten entstehen durch
Produktivitätsverluste bei Ausfällen und Wartungsmaßnahmen oder durch
eigene Support- und Selbsthilfeleistungen der Benutzer.
Auch Aufwände, die durch den permanenten Zwang zum Aufrüsten entstehen,
erhöhen die TCO. Viele PC sind teilweise nicht in der Lage, aktuelle Software,
wie beispielsweise die jeweils aktuelle Office Version, einzusetzen. Andererseits
sind diese PC aber auch noch nicht abgeschrieben und eine vorzeitige Ersatzbeschaffung ist daher in vielen Unternehmen gar nicht vorgesehen bzw. nicht
möglich. Stattdessen muss dann der Arbeitsspeicher aufgerüstet, die Festplatte
ausgetauscht oder die Grafikkarte erneuert werden. So fallen ungeplante,
teilweise erhebliche zusätzliche Kosten auch und gerade im Supportbereich an.
Die Modelle der einzelnen Unternehmensberatungen zur Berechnung der TCO
sind insgesamt sehr unterschiedlich und im Laufe der letzten Jahre den technischen Entwicklungen und gewonnenen Erkenntnissen entsprechend immer
wieder angepasst worden, was die Vergleichbarkeit einzelner Untersuchungen
untereinander erheblich beeinträchtigt.
Es muss aber eindringlich vor dem Versuch gewarnt werden, die Wirtschaftlichkeit von Technologien oder einzelnen IT-Entscheidungen ausschließlich über die
TCO zu beurteilen. TCO beurteilt Kosten, keinen Nutzen. Die TCO kann nur
monetäre Aussagen treffen, darüber hinaus gehende quantitative und gar
qualitative Aussagen bleiben außen vor.
1.1.1 Beschaffungskosten nur ein Teil der Gesamtkosten
Trotz aller teilweise berechtigten Kritik an der TCO sind bei allen Berechnungsmodellen aber die gleichen, unbestritten wichtigen Kernaussagen zu finden.
Die zunächst wichtigste Botschaft ist, dass Kosten für IT-Systeme ganzheitlich
und über den gesamten Einsatzzeitraum hinweg betrachtet werden müssen,
will man zu belastbaren und betriebswirtschaftlich sinnvollen Aussagen kommen. Die zweite wichtige Botschaft ist, dass die tatsächlichen Betriebskosten
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nur zu einem verhältnismäßig geringen Teil von den Anschaffungskosten bestimmt werden. In einer Untersuchung waren es gerade einmal 21 % (8 %
Hardware sowie 13 % Software). In derselben Untersuchung fallen stattdessen
43 % der Kosten auf Operating und Support und weitere 28 % als Aufwand
des Benutzers selbst an.
1.1.2 Reduzierung der TCO durch Server Based Computing
Viele Hersteller von Thin Clients und Server Based Computing Produkten versuchen, den Nutzen ihrer Produkte für den Kunden durch eine Senkung der
TCO zu begründen.
Der Einsatz von Server Based Computing und Thin Client Technologie ermöglicht nach einer Analyse von Zona Research aus dem Jahr 2003 beispielsweise
eine Reduzierung der TCO um 57 %, während Siemens Business Service im
gleichen Fall von 22 % ausgeht. Welche Einsparungen nun tatsächlich erzielt
werden können und welche Kosten sich dabei besonders reduzieren lassen,
muss im Einzelfall genau untersucht werden. Dies ist abhängig von der Größe
des Unternehmens, der Personalausstattung des IT-Bereichs, der Homogenität
der eingesetzten Softwarelandschaft, der vorwiegenden Art der Tätigkeit und
natürlich dem verwendetem Berechnungsmodell.
1.2
Zielsetzung
Ziel dieses Dokumentes ist es, das Thema Server Based Computing vor dem
Hintergrund wirtschaftlicher Fragestellungen zu beleuchten und dem Leser
näher zu bringen. Die einzelnen Kapitel sind dabei so strukturiert, dass sie
grundsätzlich unabhängig von einander erarbeitet werden können, je nachdem
wie tief greifend sich der Leser mit der Materie beschäftigen möchte.
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Dabei wird im folgenden Kapitel, der Management Summary, bewusst auf
technische Details verzichtet. Die weiteren Kapitel zu den Kostenmodellen für
Thin Clients und PC erläutern im Detail die jeweils spezifischen Kosten für den
Betrieb eines Arbeitsplatz PC und des Server Based Computing und geben
Hinweise über den fachlichen oder technischen Hintergrund bestimmter
Kosten.
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
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Management Summary
2.1
Im Überblick
2.1.1 Server Based Computing
Server Based Computing, kurz SBC genannt, greift ein bewährtes und seit
Jahrzehnten in der Großrechnerwelt praktiziertes Verfahren bei der
Informationsverarbeitung wieder auf.
Seit den sechziger Jahren bis zum Anfang der 80er waren auf den Schreibtischen vieler Mitarbeiter so genannte Terminals zu finden. Ein Terminal ist ein
Datensichtgerät mit angeschlossener Tastatur, das alle Tastendrücke des
Benutzers über eine Netzwerkverbindung an einen zentralen Großrechner
sendet. Auf dem Großrechner, in aller Regel ein Mainframe in einem
Rechenzentrum, werden die Benutzereingaben verarbeitet, die Programmverarbeitung durchgeführt und die daraus resultierende Datenmaske zurück
zum Terminal geschickt, das diese Maske lediglich anzeigt. Ein Terminal verfügt
demnach über keine nennenswerte eigene Rechenleistung oder
Verarbeitungskapazität.
Die Vorteile eines solchen Verfahrens liegen auf der Hand. Am Arbeitsplatz des
Benutzers können vergleichsweise preiswerte Endgeräte bereitgestellt werden,
die u. a. aufgrund fehlender lokaler Speicher über wesentlich weniger Bauteile
verfügen, die ausfallen können, als beispielsweise ein Arbeitsplatz PC. Lokale
Installationen von Software entfallen prinzipbedingt ebenfalls, was dazu führt,
dass Terminals wesentlich weniger wartungsintensiv und damit preiswerter als
PC zu betreiben sind.
Zum Zeitpunkt der Einführung von Terminals waren PC noch nicht bekannt und
graphische Benutzeroberflächen mit Mausbedienung oder anderen Eingabegeräten als der Tastatur noch gar nicht erfunden. Aber selbst heute, nach einer
Ära der lokalen Verarbeitung, einer Ära der Netzwerke und dem Einsatz von
Software in Client/Server-Umgebungen und in mitten des Internetzeitalters,
sind einige der Vorteile der damaligen Terminals gefragter denn je, wenn es
gilt, Kosten zu senken und Aufwand zu reduzieren.
SBC transportiert das Verarbeitungsprinzip der Terminals in das Zeitalter der
graphischen Benutzeroberflächen. Beim SBC werden alle Programme, die der
Anwender benutzt, alle Fenster, die er öffnet oder schließt, auf einen zentralen,
leistungsfähigen Serversystem ausgeführt. Lediglich das Ergebnis, der
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berechnete Bildschirminhalt wird durch ein Datensichtgerät, ähnlich den
früheren Terminals, dargestellt. Die lokalen Tastatureingaben und
Mausbewegungen inkl. aller Scroll-, Maus- und Extratasten werden an den
zentralen Server geschickt und dort verarbeitet.
Quelle: Citrix Systems (http://www.citrix.de)
Der wesentlichste Unterschied zwischen den Terminals und dem SBC ist der,
dass der zentrale Rechner kein Mainframe mehr ist, sondern ein leistungsstarker Server auf Basis der x86 oder x64 Architektur, der unter Microsoft®
Windows® betrieben wird. Und die Nutzung der durch diesen Server
angebotenen Rechenleistung ist entweder für eine spezielle Software oder ein
dediziertes Endgerät, den so genannten Thin Client möglich.
Quelle: Citrix Systems (http://www.citrix.de)
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Der Benutzer arbeitet also beim SBC genauso unter Windows® und mit den
gleichen Anwendungsprogrammen wie auf einem lokalen PC. Die Investitionen
in Software und die Schulungen der Mitarbeiter bleiben beim Einsatz von SBC
i. d. R. unverändert. Mehr noch: In vielen Anwendungsfällen merkt der
Benutzer nicht einmal, ob er ein Programm lokal auf seinem PC ausführt oder
remote über einen Terminalserver. Zusätzliche Schulungskosten oder Aufwände
für andere Programme fallen in der Regel nicht an.
Die primäre Aufgabe eines Clients ist die Anzeige von Bildschirminformationen, die es mit Hilfe eines speziellen Netzwerkprotokolles empfängt und die
Rücksendung der Tastatureingaben und Mausbewegungen des Benutzers an
den so genannten Terminalserver.
Aber Thin Clients gehen noch einen Schritt weiter als die klassischen Terminals.
Auch die Nutzung lokaler Laufwerke und Drucker sowie die Wiedergabe von
Klängen ist im Prinzip möglich, sofern der Thin Client dazu in der Lage ist, also
beispielsweise über einen lokalen Druckerport verfügt. Es gibt Thin Clients in
verschiedenen Ausprägungen. Dies reicht von einem Gerät mit lediglich der
Fähigkeit, die Bildschirmausgaben umzusetzen, bis hin zu Geräten mit
eingebautem Webbrowser, Multimedia Unterstützung oder Support für
biometrische Authentifizierungssysteme.
SBC ist nicht auf die Verwendung von Thin Clients angewiesen. Alternativ zu
Thin Clients lassen sich Dienste auf einem Terminalserver über entsprechende
Zusatzsoftware auch von einem PC, einer Workstation unter UNIX®/LINUX®
oder einem anderen Endgerät, z. B. einem PDA aus benutzen.
In Analogie zu den Thin Clients werden Arbeitsplatz PC aufgrund ihrer mehr
und weniger stark ausgeprägten lokalen Rechenkapazität auch als Fat Clients
bezeichnet.
2.1.2 Voraussetzungen
Um SBC anbieten und nutzen zu können, wird neben einem leistungsfähigen
Server auf x86 oder x64 Architektur und den Endgeräten, Thin Clients oder
Arbeitsplatz PC, natürlich auch Software benötigt. Die beiden wichtigsten
Softwarepakete in diesem Zusammenhang sind Microsoft® Windows® sowie
der Citrix Presentation Server™. Seit der Version Microsoft® Windows Server™
2000 kann Windows® in einem speziellen Modus betrieben werden, der die
Terminaldienste zur Verfügung stellt und die Abarbeitung von Anwendungsprogrammen für viele Benutzer gleichzeitig erlaubt. Vereinfacht gesagt wird
Windows® durch die Aktivierung der Terminaldienste multiuserfähig. In
früheren Versionen war dafür ein eigenständiges Produkt (Windows NT® 4.0
Terminal Server Edition) erforderlich. In der aktuellsten Version Microsoft®
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Windows Server™ 2003 R2 ist das Leistungsspektrum wiederum erweitert
worden und stellt damit eine industrieweit akzeptierte Plattform für SBC dar.
Microsoft® Windows Server™ 200x stellt dabei allerdings nur
Basisfunktionalitäten für den Betrieb eines Terminalservers zur Verfügung.
Werden mehr Funktionen benötigt, sollen die Terminaldienste transparent von
mehreren Servern im Lastverbund bereitgestellt, oder Netzwerkverbindungen
mit geringer Bandbreite, wie z. B. ISDN, genutzt werden, so ist darüber hinaus
der Einsatz des Softwareproduktes Citrix Presentation Server™ anzuraten. Der
Citrix Presentation Server™ setzt dabei mit dem Anwendungsprotokoll ICA®
unter anderem ein für den Einsatz über WAN-Verbindungen optimiertes
Protokoll ein.
Quelle: Citrix Systems (http://www.citrix.de)
Selbstverständlich wird zusätzlich die Netzwerkinfrastruktur mit LANVerkabelung, Routern und Switches benötigt. Erwähnenswert ist, dass mit Hilfe
des Protokolls ICA® auch die Nutzung von Netzwerkverbindungen mit geringer
Bandbreite wie Modem oder ISDN durchaus ausreichend ist.
Nicht jede Anwendungssoftware ist gleichermaßen gut für den Betrieb auf dem
Terminalserver geeignet. Sehr rechenintensive Anwendungen, wie z. B.
Simulationen und komplexe mathematische Berechnungen, die viel Rechenzeit
benötigen, sind ebenso wenig geeignet, wie grafikintensive Anwendungen,
Bildbearbeitungsysteme oder CAD. Weiterhin gilt es sicherzustellen, dass die
Anwendungssoftware überhaupt multiuser-fähig bzw. terminalservertauglich
ist. Dazu ist die Einhaltung einiger weniger, aber sehr entscheidender Programmierrichtlinien notwendig. Allgemein lässt sich feststellen, dass ein
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Großteil der am Markt befindlichen Anwendungssoftware terminalservertauglich ist. In vielen Fällen reichen auch kleinere Anpassungen der Software
aus, um diese terminalservertauglich zu machen – bei wenigen Anwendungen
ist dies jedoch nicht möglich. Sollte der Hersteller der Software die Terminalservertauglichkeit nicht ausdrücklich garantieren, ist im Vorfeld immer eine
entsprechende Evaluierung und Testinstallation erforderlich, um sicherzustellen,
dass die gewünschte Software auch unter Terminalserver betrieben werden
kann. Darüber hinaus müssen natürlich die Lizenzbedingungen der Software
eine Installation auf einem Terminalserver rechtlich zulassen.
2.1.3 Einsatzmöglichkeiten
Server Based Computing ist schon seit längerem keine neues Konzept mehr,
sondern hat sich als bewährte und industrieweit eingesetzte Technologie
etabliert. Dabei sind Kunden aus dem mittelständischen Umfeld mit vielleicht
50 Benutzern genauso vertreten wie Großkonzerne mit mehreren tausend
Benutzern. Es gibt viele Einsatzszenarien, die die besonderen Vorteile des Server
Based Computing nutzen. Einige sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Kostenreduzierung
In vielen Unternehmen lassen sich Arbeitsplätze finden, die mit einem vergleichsweise begrenzten Umfang an Software arbeiten, z. B. Microsoft® Office,
einem Webbrowser und einem Frontend für ein ERP-System. Die Mitarbeiter an
diesen Arbeitsplätzen erfüllen vergleichbare Aufgaben. Werden diesen
Mitarbeitern für die Erfüllung ihrer Aufgaben Arbeitsplatz PC zur Verfügung
gestellt, fallen typische Supportaufgaben an, die nichts mit dem Arbeitsinhalt
an sich, sondern mit dem Arbeitsplatz PC als technische Komponente zu tun
haben. Als Beispiele sind zu nennen der Support bei Ausfall von
Hardwarekomponenten, die lokale Installation von Anwendungsprogrammen,
Updates, Servicepacks und Patches, die Behebung von Funktionsstörungen die
durch Benutzereingriff oder die Installation nicht autorisierter Software
verursacht werden oder die Notwendigkeit zu lokalem Virenschutz.
Unternehmen versuchen, die damit verbundenen Kosten mit Hilfe von Richtlinien, administrativen Beschränkungen, Sicherheitskonzepten und Ähnlichem
in den Griff zu bekommen.
Eine Alternative zum Arbeitsplatz PC kann der Einsatz von Thin Clients sein.
Thin Clients bieten nicht nur Kostenvorteile bei der Beschaffung, sondern
insbesondere auch beim Betrieb. Diese Kostenvorteile entstehen hauptsächlich
durch den erheblich reduzierten Supportaufwand. Wird, wie in dem Beispiel
dargestellt, nur ein kleine, definierte Anzahl von Softwarepaketen benötigt, ist
dies ein guter Ansatzpunkt, die Arbeitsplatz PC durch Thin Clients zu ersetzen
und entsprechende Terminalserver zu betreiben. Damit nutzen die Anwender
die gesamte von ihnen benötigte Software über den Terminalserver.
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Anwendungsbereitstellung
Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, unternehmenskritische
Programme oder neue Versionen dieser Programme zeitgleich für eine große
Anzahl von Mitarbeitern an verschiedenen Standorten bereitstellen zu müssen.
Dabei kann es sich z. B. um ein neues Release eines ERP-Systems handeln.
Aufgrund der Abhängigkeiten zwischen der Client-GUI und dem Backend des
Anwendungssystems ist ein Mischbetrieb nicht möglich oder birgt die Gefahr
der Inkonsistenz der Daten in sich. Auf der anderen Seite ist es logistisch kaum
zu bewerkstelligen, eine Umstellung bei mehreren tausend Benutzer
gleichzeitig oder nur an einem Wochenende durchzuführen – zwar können
automatische Softwareverteilungssysteme dabei helfen, die Installation auch
remote und unbeaufsichtigt durchzuführen, aber die Voraussetzungen dafür
sind immens. Neben der Pflege und dem intensiven Test des
Softwareverteilungssystems müssen auch alle Clients, auf denen die Software
zu verteilen ist, mehr oder weniger identisch sein. D.h. die Betriebssysteme
müssen auf dem gleichen Stand sein, es müssen die gleichen Servicepacks und
Updates installiert sein, die Applikationspfade müssen standardisiert sein, es
muss genügend Platz auf den Laufwerken für die Installationen und den
späteren Betrieb zur Verfügung stehen usw. Alle diese Dinge gilt es vor dem
Beginn der Softwareverteilung sicherzustellen.
Die Durchführung der Installation selbst erfordert entweder für die unbeaufsichtigte Installation das Ein- und Ausschalten der Geräte über das Netzwerk
oder beim Einschalten durch Anwender am nächsten Arbeitstag wird die
Installation automatisch gestartet. Dieses Szenario mit der automatischen
Installation beim nächsten Start durch den Benutzer hat aber gleich zwei
Haken: erstens bedeutet die dann folgende Installation einen Arbeitsausfall für
den Mitarbeiter, der während des Ablaufes der Installation den
Fortschrittsbalken betrachten kann und zweitens kann die gleichzeitige
hundert- oder gar tausendfache Ausführung einer Installation zum selben
Zeitpunkt zu einer signifikanten Mehrbelastung der Netzwerke und der
gesamten Serverinfrastruktur, die für die Bereitstellung der Software eingesetzt
wird, führen.
Eine zeitgleiche Umstellung mit Hilfe manueller Installationen scheidet oft auch
aus, da dies nur mit sehr viel Personaleinsatz durchführbar ist.
Wann immer ein Rollout eines Anwendungssystems, basierend auf einer
lokalen Komponente und mit der Erfordernissen eines Fat Clients, durchzuführen ist, kann die Installation auf einem Terminalserver bzw. auf mehreren
Terminalservern, einer so genannten Terminalserverfarm, eine wirtschaftliche
und technische Alternative zu den anderen genannten Methoden sein.
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Dabei wird die Software auf dem Terminalserver installiert, die Benutzer, die
mit dieser Software arbeiten sollen, werden in eine Berechtigungsgruppe
aufgenommen und damit wird die Anwendung für diese Benutzer
veröffentlicht. Stehen entsprechende Thin Clients oder Arbeitsplatz PC mit
installiertem ICA® Protokoll bereit, kann die Anwendung sofort ohne weitere
lokale Maßnahmen am Arbeitsplatz des Anwenders benutzt werden.
Standardarbeitsplatz oder Spezialanwendungen
Aus dem o. g. Beispiel der Anwendungsbereitstellung lassen sich zwei weitere
Szenarien ableiten. In beiden Szenarien benutzt der Anwender einen
Arbeitsplatz PC. Jedoch unterscheiden sich die beiden Szenarien darin, welche
Software auf dem Arbeitsplatz PC installiert ist. Im ersten Fall wird der Arbeitsplatz PC benutzt, um einen Standardarbeitsplatz mit Anwendungen wie
Microsoft® Office, Email und einem Webbrowser zu benutzen. Diese
Programme sind lokal installiert und werden auch lokal verarbeitet. Einige
Spezialanwendungen hingegen nutzt der Anwender über den Terminalserver.
Solche Anwendungen können seltener genutzte oder teuere Produkte wie z. B.
eine Gefahrstoffdatenbank, ein elektronisches Lexikon oder eine spezielle Ausschreibungssoftware sein. Der Vorteil liegen nahe: Die Lizenzkosten für diese
Programme lassen sich begrenzen, die Aktualität der Informationen kann
zentral gesteuert werden und für den Support und die Bereitstellung fallen in
der Regel keine Kosten für lokale Installationen usw. an.
Die zweite Variante geht den umgekehrten Weg. Hier wird der Arbeitsplatz PC
eingesetzt, um Spezialanwendungen mit hohen Anforderungen an die lokale
Verarbeitungskapzität, z. B. ein CAD-System zu betreiben. Ein Standardarbeitsplatz mit Office wird hingegen über Terminalserver bereitgestellt. Der
Vorteil dieser Methode ist es, dass der Benutzer seine lokalen Anwendungen
mit den notwendigen Ressourcen betreiben kann und gleichzeitig bei der
Konfiguration des eigenen PC, ja sogar bei der Auswahl des Clientbetriebssystems keine Rücksicht auf die übrigen Standardapplikaitonen nehmen muss.
Investitionsschutz
Häufig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, neue Versionen von
Anwendungsprogrammen unternehmensweit einführen zu müssen, stellen
dabei aber fest, dass ein gewisser Teil der betroffenen Arbeitsplatz PC den
Anforderungen der neuen Software im Hinblick auf CPU, Speicher oder
Festplattenplatz nicht gewachsen ist. In einem solchen Fall würden
Aufrüstungen oder Neuinvestitionen anfallen. Alternativ kann das
Anwendungsprogramm auch über Terminalserver bereitgestellt werden. Auf
dem PC des Benutzers wird dann lediglich der ICA® Client installiert und der
Benutzer kann das veröffentlichte Programm auf dem Terminalserver benutzen.
Die Hardwareanforderungen des ICA® Clients sind so gering, dass auch sehr
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alte PC in die Lage versetzt werden, über den Terminalserver moderne
Programme zu nutzen, die hohe Anforderungen an die Hardware stellen.
Umgekehrt gibt es Investitionen in bestehende Programme, die beim Umstieg
der Arbeitsplatz PC auf neue Betriebssysteme geschützt werden müssen. Daher
sollen diese Programme auch weiter genutzt werden. Ein Beispiel wäre ein
Betriebssystemwechsel von Windows® auf Linux®. Ein solcher Wechsel könnte
dadurch unmöglich werden, dass es unternehmenskritische Anwendungsprogramme gibt, für die keine Linux®-Varianten auf dem Markt verfügbar sind
oder die als selbstgeschriebene Applikationen nur mit unverhältnismäßig
hohem Aufwand umgestellt werden könnten. Dann wäre es möglich, diese
weiterhin zu benutzenden Windows® Programme auf einem Terminalserver
bereitzustellen. Der zur Benutzung notwendige ICA® Client ist für breite
Anzahl von Betriebssystemen verfügbar.
2.1.4 Risiken
Wie mit jeder Technologie sind auch mit dem Server Based Computing Risiken
verbunden.
Da die Abhängigkeit der Anwender von der Verfügbarkeit der Terminalserver
sehr groß ist - schließlich können sie mit einem Thin Client ohne Terminalserver
gar nicht arbeiten - muss eine hohe Verfügbarkeit sichergestellt werden. Hierzu
ist neben hochwertiger, für den Einsatz als Server geeigneter Hardware auch
ein professionelles Management erforderlich. Die Einführung von Server Based
Computing wird neben den reinen Serverkosten auch zu Kosten für die
Ausbildung und ggf. Zertifizierung der Administratoren führen.
Weiterhin sind unter Umständen Vorbehalte und Skepsis der Anwender
gegenüber dem Server Based Computing zu überwinden. Der Verlust des
Arbeitsplatz PC wird bei vielen Anwendern als Verlust von Kontrolle und
Individualität empfunden. Dies führt bei einigen Anwendern soweit, dass ein
Thin Client anstelle eines PC als ein Arbeitsplatz zweiter Klasse empfunden
wird. Daher gilt es frühzeitig, die Anwender umfassend zu informieren, die
Ängste und Befürchtungen vor der neuen Technik ernst zu nehmen und diesen
angemessen zu begegnen. Es gibt tatsächlich in ganz speziellen Fällen gute
Gründe, die gegen die Nutzung von SBC im Einzelfall sprechen, doch in den
meisten Fällen kann den vorgetragenen Bedenken mit Hilfe technischer
Lösungen und entsprechender Konzepte wirkungsvoll begegnet werden. Ein
wichtiger Erfolgsfaktor für die Einführung des Server Based Computing ist die
erlebte Performance des Systems durch die Anwender. Bleibt diese hinter den
bisherigen Erfahrungen mit lokalen PC zurück oder ist das Antwortzeitverhalten
so bescheiden, dass sichtbare Verzögerungen zwischen Tastendruck und
Mausbewegung einerseits und der visuellen Rückmeldung durch den
Terminalserver anderseits auftreten, so kann dies zu ernsthaften
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Akzeptanzproblemen führen. Diesen Akzeptanzproblemen sollte durch
großzügige Dimensionierung der zu beschaffenden Hardware begegnet
werden.
Sonstige negative Auswirkungen auf eine langfristige IT-Strategie sind mit der
Einführung des Server Based Computing nicht zu erwarten. Sowohl die
Hersteller Microsoft und Citrix sind so im Markt aufgestellt, dass ein plötzliches
Verschwinden vom Markt und eine daraus resultierende fehlende Unterstützung für zukünftige Softwaregeneration nahezu ausgeschlossen werden
kann. Der Markt für Server Based Computing gilt immer noch als Wachstumsmarkt. Sowohl Microsoft als auch Citrix sind unbestrittene Markführer
innerhalb der jeweiligen Produktkategorien. Daher gilt Server Based Computing
auch langfristig nicht als technologische Sackgasse.
SBC ist eine Technologie, deren Einführung erhöhte Kosten zu Beginn
verursacht. Erst bei längerfristiger Nutzung amortisiert sich diese Investition.
Daher sollte SBC nur dann im Unternehmen eingeführt werden, wenn dies
auch der langfristigen Strategie entspricht und der Wille und die Möglichkeiten
zur Umsetzung gegeben sind. Kurzfristige Einsparungen lassen sich allenfalls in
großen Konzernen bei bestimmten Fällen der Anwendungsbereitstellung
realisieren.
2.2
Zusammenfassung
2.2.1 Rahmenbedingungen / Generischer Punktekatalog
Beim Aufstellen der vorliegenden Kostenmodelle wurde schnell ersichtlich, dass
es nicht ohne weiteres möglich ist, eine allgemeingültige Aussage pro oder
contra Server Based Computing zu treffen. Vielmehr müssen im Vorfeld der
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung in einem konkreten Umfeld zahlreiche
Parameter bekannt sein, die hier im Folgenden gelistet und in den Kapiteln zu
den Kostenmodellen konkretisiert werden:
Allgemeine Daten zur Umgebung
•
•
•
•
•
•
Anzahl Mitarbeiter/Arbeitsplätze gesamt
Anzahl Mitarbeiter/Arbeitsplätze, die komplett auf Thin Clients arbeiten
können.
an den relevanten Prozessen beteiligte Mitarbeitergruppen
jeweiliges Durchschnittsgehalt dieser Mitarbeitergruppen
Arbeitszeit pro Monat
Geplante Nutzungsdauer der Endgeräte
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Prozesse im Bezug auf Beschaffung / Bereitstellung
•
•
•
•
Prozess Erstbeschaffung:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Konfiguration
§ Bestellabwicklung
§ Erstinstallation
§ Bereitstellung beim Anwender
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe
o Kosten für Hardware / Software
Prozess Ergänzungs- / Ersatzbeschaffung Hardware:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Konfiguration
§ Bestellabwicklung
§ Installation beim Anwender
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe
o Kosten der Hardware
o Häufigkeit dieses Prozesses über den Lebenszyklus pro Gerät
Prozess Ergänzungs- / Ersatzbeschaffung Software:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Konfiguration
§ Bestellabwicklung
§ Installation beim Anwender
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe Kosten der Software
o Häufigkeit dieses Prozesses über den Lebenszyklus pro Gerät
Prozess Außerbetriebnahme:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Abholung beim Anwender
§ Demontage und Verschrottung
§ Aussonderungsmeldung
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe Kosten der Software
o Häufigkeit dieses Prozesses über den Lebenszyklus pro Gerät
Betriebsbezogene Prozesse
•
Prozess Servicepacks- und Patchinstallation:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Konfiguration
§ Bestellabwicklung
§ Installation beim Anwender
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
18
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
•
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe
o Häufigkeit dieses Prozesses über den Lebenszyklus pro Gerät
Prozess Umzug:
o beteiligte Mitarbeitergruppen
o Dauer eines Vorgangs inkl.
§ Abbau
§ Transport
§ Aufbau
§ Erforderliche Konfigurationsmaßnahmen
o Arbeitsaufwand je Mitarbeitergruppe
o Häufigkeit dieses Prozesses über den Lebenszyklus pro Gerät
Des Weiteren sind Faktoren wie allgemeine Supportaufwände, Aufwände und
Arbeitsausfälle durch Selbsthilfe des Anwender sowie Energiekosten zu
berücksichtigen.
2.2.2 Wirtschaftlichkeit
Will man die Wirtschaftlichkeit eines Vorhabens bestimmen, gilt es, die Kosten
dem erwarteten Nutzen gegenüberzustellen. D.h. auch, dass für das geplante
Vorhaben eine Alternative benannt sein muss, mit der ein Vergleich möglich ist.
Die Schwierigkeit hierbei ist zunächst, dass ohne eine konkrete Projektsituation
aus der Vielzahl der Einsatzmöglichkeiten für SBC eine ausgewählt werden
muss und dieser eine gedachte oder tatsächliche Alternative gegenübergestellt
werden muss. Diese Gegenüberstellung muss einerseits allgemein gehalten
werden, so dass sie auf eine spätere konkrete Projektsituation des Lesers
übertragbar bleibt, anderseits muss sie aber konkret genug sein, um Preise und
Kosten zu benennen.
Aus diesem Grunde gelten für die im Folgenden aufgeführten Betrachtungen
die folgenden Annahmen:
• Das Unternehmen oder Institut plant die Neuanschaffung der Arbeitsplatz
PC für eine große Anzahl von Mitarbeitern, weil die bisherigen PC den
kommenden Anforderungen der einzusetzenden Anwendungsprogramme
nicht gewachsen sind und darüber hinaus sind die vorhandenen PC bereits
abgeschrieben.
• Das Unternehmen oder Institut prüft die Möglichkeiten zur langfristigen
Senkung der Kosten, kurzfristige größere Anfangsinvestitionen sind möglich.
• Die durchschnittliche Nutzungszeit der Geräte bei beiden Alternativen
beträgt jeweils fünf Jahre.
• Die Homogenität der Anforderungen und die begrenzte Anzahl der
einzusetzenden Softwarepakete bei einer großen Anzahl von Mitarbeitern
lässt den Einsatz von SBC und den Einsatz von Thin Clients zu einer
Alternative werden.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
19
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
2.2.3 Kosten
Bei der Betrachtung der Kosten werden nur jene Kosten berücksichtigt, die im
Hinblick auf die beiden Alternativen als relevant erachtet werden müssen.
Relevant in diesem Sinne sind beispielsweise die Hardwarekosten oder die
individuellen Supportkosten, nicht relevant hingegen die Kosten für
Netzwerkinfrastruktur oder Support der eingesetzten Software.
Unter den genannten Voraussetzungen kostet ein zentral verwalteter
Arbeitplatz PC 2 339,49 € bezogen auf 175 zu unterstützende Clients und
über die angenommene Nutzungszeit von fünf Jahren1. Bei Einführung von
Server Based Computing und Thin Clients sinken diese Kosten auf 1 587,35 €
wiederum unter der Maßgabe, dass 150 Arbeitplätze zu unterstützen sind.
Anzahl User
35
70
105
140
175
210
245
280
315
350
Managed PC
2 728,55 €
2 485,39 €
2 404,33 €
2 363,81 €
2 339,49 €
2 323,28 €
2 311,70 €
2 303,02 €
2 296,26 €
2 290,86 €
Thin Client
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
Ersparnis
41,82%
36,13%
33,98%
32,85%
32,15%
31,68%
31,33%
31,08%
30,87%
30,71%
Die o.g. Werte beinhalten sowohl die Beschaffungskosten inkl. Gerätepreis als
auch die Betriebskosten. Nach dem Kostenmodell SBC lassen sich somit 31-42
% pro Arbeitsplatz sparen. Die konkrete Ersparnis hängt aber von einigen
Parametern ab.
Da Thin Clients Serverressourcen gemeinsam benutzen, werden die Fixkosten
pro Server anteilig auf alle Clients umgelegt mit der Konsequenz, dass der
einzelne Arbeitsplatz günstiger wird, je mehr Thin Clients eingesetzt werden.
Allerdings lassen sich auf einem Terminalserver nur eine bestimmte Anzahl von
Clients bedienen, sollen hingegen mehr Benutzer auf Dienste eines
Terminalservers zugreifen, so ist die Anschaffung zusätzlicher Server und somit
die Entstehung sprungfixer Kosten unumgänglich. Die Benutzerzahl pro Server
ist auf 35 Benutzer festgelegt worden.
1
Die gleiche Nutzungszeit dient insbesondere der besseren Vergleichbarkeit. Tendenziell ist davon auszugehen, dass eine kürzere
Nutzungszeit von drei Jahren bei PC wahrscheinlicher ist, während die Nutzungszeit von Thin Clients auf Grund ihrer
Unabhängigkeit von aktuellen Hardwareanforderungen der eingesetzten Softwarepakete einerseits und der geringen
Ausfallhäufigkeit auf Grund fehlender mechanischer Verschleißteile anderseits, deutlich länger ist. Die Nutzungszeit wurde
lediglich als kalkulatorische Größe definiert, um das Betriebsmodell mit dem der Thin Client Umgebung vergleichbar zu machen.
Fraunhofer UMSICHT
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20
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Wie in Kapitel 4 erläutert, sollte ein zusätzlicher Reserveserver vorgesehen
werden, um kurzfristig den Ausfall eines Servers kompensieren und auch im
laufenden Betrieb einen einzelnen Server zu Wartungszwecken abschalten zu
können.
Anzahl User
35
70
105
140
175
210
245
280
315
350
Managed PC
2 728,55 €
2 485,39 €
2 404,33 €
2 363,81 €
2 339,49 €
2 323,28 €
2 311,70 €
2 303,02 €
2 296,26 €
2 290,86 €
Thin Client
2 089,51 €
1 838,43 €
1 754,74 €
1 712,89 €
1 687,78 €
1 671,04 €
1 659,09 €
1 650,12 €
1 643,14 €
1 637,56 €
Ersparnis
23,42%
26,03%
27,02%
27,54%
27,86%
28,07%
28,23%
28,35%
28,44%
28,52%
Mit diesem realistischeren Rechenmodell ergibt sich ein Einsparpotential von
23-29 % gegenüber einem »Managed PC«.
PC vs. Thin Client (Beispielrechnung für 175 Clients)
2 500,00 €
2 000,00 €
1 500,00 €
Kosten
Entsorgung
Betrieb
Beschaffung
1 000,00 €
500,00 €
0,00 €
PC
Thin Client
Die Kostenmodelle sind hier in modellhaften Annahmen begründet worden.
Selbstverständlich bietet Fraunhofer UMSICHT weitere Beratung, so dass die
einzelnen Modelle flexibel auf eine konkrete Projektsituation in einem anderen
Unternehmen angepasst und variiert werden können.
Fraunhofer UMSICHT
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21
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
2.2.4 Nutzen
2.2.4.1 Quantitativer Nutzen
Quantifizierbarer Nutzen entsteht überall dort, wo im Terminal Server Umfeld
Kosten eingespart werden können, die im direkten Zusammenhang mit dem
Betrieb von PCs entstehen würden. Hier sind zum einen die geringeren
Anschaffungskosten anzuführen, die allerdings - wie die Modellrechnungen
von Fraunhofer UMSICHT belegen - nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten
ausmachen.
Auch der Großteil client-seitiger Personalkosten (nur ein geringer Teil wird auf
die Serverseite verlagert) für Erstinstallation, weitere Installationen, Austausch
defekter Teile mit ggf. erforderlicher Neuinstallation entfällt.
Nicht zu unterschätzen sind des Weiteren Personalkosten, die im Lebenszyklus
eines Arbeitsplatz PC auf Seiten des Anwenders anfallen. Diese betragen nach
dem vorliegenden Modell allein 64 % der Gesamtkosten nach
Mitarbeitergruppen. Muss der Endanwender während einer Wartung seines
PCs u. U. für einen Zeitraum von Stunden ohne Computernutzung
auskommen, kann er mit einem sauber implementierten Terminal Server
Konzept bei serverseitigen Problemen i. d. R. auf einen anderen Server
ausweichen und sofort weiterarbeiten. Defekte am Client sind durch den
simplen Austausch des Gerätes ebenfalls unverzüglich behoben.
2.2.4.2 Qualitativer Nutzen
Was beim Anwender zunächst als Gängelung und unnötige Einschränkung
empfunden wird, nämlich die stärkere Reglementierung und Standardisierung
einer Terminal Server Arbeitsumgebung, kann bei rationaler Betrachtung
durchaus als qualitativer Gewinn verbucht werden. Wo weniger Möglichkeiten
zur Selbst-Administration durch den Benutzer geboten sind, lauern
dementsprechend auch weniger Fallen, mit denen sich ein Endanwender durch
eigenmächtige Änderungen das Leben schwer machen kann.
Je nach Unternehmensrichtlinien fehlender oder eingeschränkter Zugriff auf
lokale Medien wie Disketten, Speicher-Sticks oder CD-ROMs führt zum einen
zu weniger Lücken, durch die kritische Daten das Unternehmen verlassen
können, sperrt aber vor allem Viren und nicht autorisierte Programme aus, so
dass die Arbeitsumgebung sicherer wird. Dies bezieht sich sowohl auf
Funktionsstörungen durch fehlerhafte Installationen als auch auf rechtliche
Probleme, die aus der Nutzung nicht lizenzierter Software erwachsen.
Des Weiteren kann durch den Terminal Server als zentralen
Administrationspunkt die Bereitstellung neuer Software-Pakete einheitlich und
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22
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
deutlich schneller erfolgen, was sowohl dem Endanwender als auch den
beteiligten Administratoren zu Gute kommt.
Das Fraunhofer IAO hat im Rahmen der Innovationsoffensive OFFICE21
untersucht, welchen Anforderungen ein Büroarbeitsplatz genügen muss, um
den Mitarbeitern zu möglichst hoher Produktivität zu verhelfen.
Aus der Studie [IAO 2004], in der die Ergebnisse der Erhebung
zusammengefasst sind, geht deutlich hervor, dass die Mehrheit der
Endanwender mit Abstand Stabilität, Fehlerfreiheit und Performance neuer
Technologien als akzeptanzfördernd in den Fordergrund stellt.
Dies sind gerade die Aspekte, bei denen das Terminal Server Konzept
gegenüber den herkömmlichen Arbeitsplatz PC Vorteile verspricht. Natürlich
brauchen auch bei der Benutzerfreundlichkeit - laut IAO immerhin
zweitwichtigster Gesichtspunkt - auf einem Terminal Server keine Abstriche
gemacht zu werden, da sich dem Benutzer die gewohnte Windows®
Oberfläche darbietet.
2.2.5 Ergebnis der Gegenüberstellung
Die zentrale Erkenntnis aus einem Vergleich unter Berücksichtigung nur der
technologie-spezifischen Parameter zeigt, dass die Argumentation allein über
Anschaffungskosten definitiv zu kurz greift.
Fraunhofer UMSICHT
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23
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten pro Nutzungsphase
44%
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
2%
54%
Zeitaufwand nach Nutzungsphase
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
68%
4%
28%
Beide Grafiken beziehen sich auf das Rechenmodell eines »Managed PC« bei
einer angenommenen Zahl von 175 zu unterstützenden Arbeitsplätzen.
Die Beschaffungskosten betragen 54 % der Gesamtkosten. Betrachtet man
hingegen nur den zeitlichen Aufwand, so zeigt sich, dass 68 % während der
Betriebsphase des PC anfallen. Dies ist auch die Phase, bei der sich potenziell
die meisten Einsparungen erzielen lassen. Eine anfangs teuere Investition in
eine Terminal Server Arbeitsumgebung amortisiert sich somit über geringere
Betriebskosten während der Nutzungszeit.
Schlüsselt man den oben dargestellten Zeitaufwand nach Mitarbeitergruppen
auf, was aus der Sicht des Gesamtunternehmens bzw. des Institutes
unabhängig von tatsächlich stattfindender interner Verrechnung zur
wirtschaftlichen Bewertung der Technologien erforderlich ist, muss festgehalten
werden, dass der Anteil von 59 % des Zeitaufwandes für den Anwender
verhältnismäßig hoch ist.
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24
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Zeitaufwand pro Mitarbeitergruppe
59%
34%
5%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
2%
Aufgrund der unterschiedlichen Personalkosten für verschiedene Mitarbeitergruppen liegt der kostenmäßige Anteil für die Anwender sogar bei 64 %.
Kosten pro Mitarbeitergruppe
64%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
28%
4%
4%
Umso attraktiver aus dem Gedanken der Kostenersparnis heraus ist es, den
Anwender soweit wie möglich von PC-typischem Supportaufwand zu entlasten.
Hier kann Server Based Computing z. B. durch Standardisierung und
Beschränkung des Anwenders bei den Möglichkeiten der »Personal
Administration«2 einen spürbaren Beitrag leisten.
2
Unter den Begriffen »Personal Administration« und Selbsthilfe werden im Kostenmodell all diejenigen Aufwände zusammengefasst,
die bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes oder beim Versuch der Störungsbeseitigung durch den Anwender selbst anfallen.
Fraunhofer UMSICHT
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25
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
2.2.6 Umsetzung in die Praxis
Da alle Aspekte des generischen Punktekataloges abhängig sind von der
Ausgestaltung innerbetrieblicher Prozesse und somit von Unternehmen zu
Unternehmen stark variieren können, fußen die Berechnungen der folgenden
Kapitel auf angenommenen Werten eines modellierten Beispielunternehmens.
Wo Annahmen getroffen wurden, ist dies explizit kenntlich gemacht und
erläutert.
Um die Modellrechnungen auf eine konkrete Situation zu übertragen, bedarf es
innerbetrieblicher Controlling-Mechanismen, die die erforderlichen Werte
liefern. So müsste z. B. ein Helpdesk-System mit Reporting-Funktion existieren,
dass es erlaubt, Support-Aufwände nicht nur zeitraumbezogen, sondern auch
problemspezifisch bzw. nach Verursacherprinzip zu ermitteln. Wie in den
Kostenmodellen erläutert, existieren nämlich durchaus Aufwände die
unabhängig vom verwendeten Konzept - PC oder SBC - in unverminderter
Höhe auftreten und für einen Vergleich herausgerechnet werden müssen.
Benchmarking als Controlling-Instrument zur Ermittlung der genannten
Aufwände ist oftmals an allen Standorten eines Unternehmens noch nicht
vollständig etabliert, geschweige denn auf einer einheitlichen Datenbasis.
Bestrebungen zur Etablierung ITIL-konformer Prozessabläufe können hier zur
Schaffung einer verlässlichen Datenbasis beitragen, setzen aber das
Vorhandensein entsprechender Werkzeuge voraus.
Fraunhofer UMSICHT
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3
Kostenmodell PC
3.1
Vorüberlegungen
Muss ein Unternehmen bzw. ein Institut die eigene TCO bestimmen, um entsprechende Strategien zu deren Reduzierung, beispielsweise durch den Einsatz
von Server Based Computing, zu entwickeln, so muss zunächst ermittelt
werden, welche Kosten in welchen Organisationseinheiten für welche Tätigkeiten anfallen. Ein eigenes IT-Controlling und entsprechendes Benchmarking
sind hierfür eine notwendige Voraussetzung.
Liegen genaue Informationen über die eigene Kostenstruktur hingegen nicht
vor, und gibt es keine verursachungsgemäße Aufschlüsselung der anfallenden
Kosten, so ist die Bestimmung der eigenen TCO nicht möglich. Um aber die
notwendige Diskussion um mögliche Einsparpotenziale durch Server Based
Computing und Thin Client Technologie aufgrund fehlender Vergleichszahlen
gar nicht oder nur auf der hypothetischen Ebene mit rein qualitativen
Argumenten führen zu müssen, wird ein Hilfskonstrukt – ein individuelles
Kostenmodell – benötigt.
Im Folgenden wird zunächst ein eigenes, an die Abläufe eines fiktiven
Unternehmens angelehntes, individuelles Kostenmodell für die bisher
vorherrschende Nutzung von Arbeitsplatz PC entwickelt. Dieses Modell wird in
erster Linie in Hinblick auf die Möglichkeit eines verstärkten Einsatzes von
Server Based Computing und Thin Client Technologie hin betrachtet. Es
konzentriert sich daher nicht auf alle Kosten und Aufwände, die mit dem
Betrieb von Arbeitsplatz PC einhergehen, sondern lediglich auf die Aufwände,
die im Unterschied zur Thin Client Technologie relevant sind. So werden
beispielsweise Kosten für die LAN-Infrastruktur nicht berücksichtigt, da sich hier
im Vergleich beider Technologien keine Unterschiede oder
Einsparungspotenziale erkennen lassen.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
27
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.2
Datenbasis
Das Kostenmodell stützt sich im Wesentlichen auf zwei Säulen:
3.3
•
Eine Umfrage mit Fragebogen beim IT-Management des Fraunhofer Institut
Umwelt-, Sicherheits-, Energietechnik UMSICHT in Oberhausen
•
Persönliche Beobachtungen und Erfahrungen aus dem Bereich des
IT-Supports und der Beschaffungsplanung mehrerer großer und
mittelständischer Unternehmen
Annahmen
Um auf Basis gemessener oder geschätzter Zeiten zu einer Kostenaussage zu
kommen, werden die entsprechenden Zeiten den nachfolgend angeführten
Personengruppen zugeordnet und für jede Personengruppe werden bestimmte
Personalkosten pro Jahr angenommen.
Personengruppe
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
Personalkosten/Jahr
65.000 €
84.000 €
115.000 €
60.000 €
Es wird weiterhin unterstellt, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Monat
bei 166 Stunden liegt.
Dem erstellten Kostenmodell liegen folgende Annahmen zugrunde:
•
•
•
•
•
Kosten für Infrastruktur wie LAN-Verkabelung, Switches, Router und
zentrale Netzwerkdienste werden nicht berücksichtigt.
Gemeinkosten wie Miete, Versicherungen, Sicherheitsdienst usw. werden
nicht berücksichtigt.
Berücksichtigt werden die folgenden Ereignisse im Lebenszyklus des PC:
o Erstbeschaffung
o 1 Hardwareergänzung oder Ersatzbeschaffung
o Softwarebeschaffungen gemäß Standard nach der
Erstinstallation
o 2 Softwarebeschaffungen außerhalb des Standards nach der
Erstinstallation
o aktives Patchmanagement
o ordnungsgemäße Außerbetriebnahme
Ein PC wird fünf Jahre verwendet.
Alle Werte sind Durchschnittswerte.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
•
Die Kosten für die Beschaffung von Peripheriegeräten wie Druckern oder
Monitoren werden nicht betrachtet, da diese keinen nennenswerten
Einfluss auf die Kosten bei Umstellung auf Thin Clients und Server Based
Computing haben würden.
Gültigkeit der Annahmen
Alle angenommen Zahlen, und dies trifft auf die Einsatzdauer des PC genauso
zu, wie auf Wegezeiten, die Beschaffungskosten des PC oder die Personalkosten, können im Einzelfall von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich
sein. Zur Benutzung in einem konkreten Projektumfeld können diese durch
besser zutreffende Zahlen ersetzt werden. Jedoch ändert dies nichts an der
Allgemeingültigkeit des Modells als solches.
Weiterhin sind die Annahmen nur für solche Arbeitsplätze gültig, deren Inhalt
und Schwerpunkt nicht die Beschäftigung und Untersuchung mit IT allgemein,
oder mit Hardware und Software selbst ist. Dazu zählen vor allen Dingen
Arbeitsplätze in der Verwaltung, im Dokumentationswesen oder andere
Arbeitsplätze mit allgemeiner Bürotätigkeit.
3.4
Gegenstand der Betrachtung
Es werden die folgenden Aufwände betrachtet:
Beschaffungskosten
• Konfiguration
• Bestellabwicklung
• Erstinstallation
• Bereitstellung beim Anwender
• Softwarelizenzen
• Anschaffungspreis der Hardware
Betriebskosten
• Support
• Servicepacks- und Patchinstallation
• Softwareinstallation
• Hardwareinstallation
• Selbsthilfe des Anwender
• Umzugskosten
• Energiekosten
Außerbetriebnahme
• Softwaredeinstallation
• Demontage und Verschrottung
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29
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.1 Beschaffung
3.4.1.1 Konfiguration
Bei einer Neu- oder Ergänzungsbeschaffung von Hard- und Software ist zu
prüfen, welche spezifischen Anforderungen dieser Arbeitsplatz hat und mit
welchen am Markt befindlichen Angeboten diese Anforderungen kostengünstig erfüllt werden können. Zu klärende Fragen sind, ob bestimmte Teile der
vorhandenen Hardware, wie beispielsweise teure Messkarten, vorhandene
Drucker u. Ä. übernommen werden oder welche Module bei einer Speicheraufrüstung verwendet werden können.
Vor der Beschaffung von Software ist zu überprüfen, ob der PC auf dem diese
Software eingesetzt werden soll, auch den Mindestanforderungen hierfür
entspricht.
Diese Tätigkeiten werden unter dem Begriff Konfiguration zusammengefasst.
Die kontinuierliche Verwendung von Standardwarenkörben mit vordefinierten
Leistungsklassen und Rechnerstandards sowie eine Inventardatenbank mit
aktuellen Daten sind hierfür eine notwendige Ausgangsbasis; allerdings fällt
auch hierfür ein teilweise nicht zu unterschätzender Aufwand für die Erhebung
und Aktualisierung der Daten an.
Rechenmodell
Gemäß den Annahmen werden für jeden PC während des gesamten Nutzungszeitraumes neben der Erstbeschaffung eine Hardwarebeschaffung, zwei Softwarebeschaffungen außerhalb des Standards sowie vier Softwarebeschaffungen innerhalb des Standards durchgeführt.
Unterstellt wird, dass ein Beschaffungsvorgang einen Aufwand von 5 Minuten
für Recherche und Zusammenstellung aller notwendigen Informationen erfordert. Bei der Erstbeschaffung beträgt dieser Aufwand dagegen 10 Minuten.
Tätigkeit
Erstbeschaffung
Hardwareergänzung/-ersatzbeschaffung
Softwarebeschaffung
Bezeichnung
Konfiguration
Aufwand pro Vorgang
10 min
5 min
5 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Aufwand pro PC Durchführung
45 min Techniker
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.1.2 Bestellabwicklung
Die Durchführung der Bestellung erfordert vorab die offizielle Genehmigung
des Vorgesetzten oder eines Kostenstellenverantwortlichen. Dieser Genehmigung folgt die Umsetzung durch Einholung eines konkreten Angebotes sowie
die Übergabe der Unterlagen an die kaufmännische Abteilung. Diese erteilt
dem Händler einen entsprechenden Auftrag. Insgesamt sind an diesem Vorgang i. d. R. mindestens drei Personen beteiligt.
Rechenmodell
Es kann unterstellt werden, dass für jeden Arbeitsgang im Schnitt ca. 5
Minuten, für die Einholung von Angeboten auch ggf. ein Mehraufwand von bis
zu 15 Minuten bei Hardware erforderlich ist. Dazu zählt auch die Verwaltung
der zu einem Vorgang gehörenden Unterlagen durch Kopieren, Scannen und
Ablage.
Tätigkeit
Genehmigung
Angebotseinholung Hardware
oder Angebotseinholung Software
Auftragsbearbeitung
Aufwand pro Vorgang
10 min
15 min
5 min
15 min
Durchführung
Vorgesetzter
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Basierend auf der Annahme, dass neben der Erstbeschaffung insgesamt drei
weitere zusätzliche Beschaffungsvorgänge (insgesamt 2x Hardware + 2x
Software) erforderlich sind, ergibt sich folgende Aufstellung:
Bezeichnung
Bestellabwicklung
Bestellabwicklung
Bestellabwicklung
Aufwand pro PC
40 min
40 min
60 min
Durchführung
Vorgesetzter
Techniker
kaufm. Personal
3.4.1.3 Erstinstallation
Typische Aufgaben, die der Erstinstallation zugerechnet werden können, sind
die Entgegennahme der Lieferung, die Überprüfung des Lieferscheins sowie die
Ergänzung der Vorgangsunterlagen. Anschließend sind das Betriebssystem inkl.
aller notwendigen Treiber sowie die Standardsoftware (Office, Acrobat Reader,
WinZip, Servicepacks usw.) zu installieren.
Der hierfür zu treibende Aufwand ist stark abhängig von der jeweils
eingesetzten Methode zur automatischen Softwareverteilung einerseits und der
Standardisierbarkeit der Installation aufgrund unterschiedlicher Hardware und
der dafür benötigten Treiber anderseits. Generell lassen sich die Kosten einer
einzelnen Installation durch automatische Softwareverteilung zwar signifikant
senken. Allerdings ist der dabei einsparbare Aufwand abhängig von der Häufig-
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31
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
keit der Nutzung der speziell vorbereiteten Installationspakete im Verhältnis zu
dem Aufwand seiner Erstellung. Darüber hinaus fallen Kosten für die Bereitstellung einer Softwareverteilungslösung insgesamt an.
Neben dem technischen Part sind Inventarlisten mit Seriennummern,
Gerätebezeichnungen und Ausstattungsmerkmalen sowie vergebene Lizenzen
in entsprechenden Listen oder Datenbanken zu pflegen. Dieser Pflegeaufwand
ist aufgrund der unterschiedlichen Datenhaltung sowohl in vergleichbarer
Weise im ERP-System, als auch beim IT-Management erforderlich.
Rechenmodell
Es wird unterstellt, dass die Entgegennahme der Lieferung ebenso einen
Aufwand von 15 Minuten erfordert, wie die Pflege der Inventarlisten und
Lizenzen. Kommt eine Software-Verteilung zum Einsatz, beläuft sich der
Zeitanteil der Installation, der durch einen Techniker überwacht und gesteuert
werden muss, auf 15 Minuten.
Tätigkeit
Lieferung entgegennehmen
Standardinstallation
Inventar und Lizenzen pflegen
Inventar und Lizenzen pflegen
Bezeichnung
Erstinstallation
Erstinstallation
Aufwand pro Vorgang
15 min
15 min
15 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Aufwand pro PC Durchführung
45 min Techniker
10 min kaufm. Personal
3.4.1.4 Bereitstellung beim Anwender
Der fertig konfigurierte PC oder die beschaffte Software müssen am Arbeitsplatz des Endanwenders in Betrieb genommen werden. Typische Aufgaben
hierbei sind die Terminkoordination, der Transport zum Arbeitsplatz, die
Demontage des Altsystems sowie das Aufstellen und Anschließen des Neusystems bzw. die Installation sowie die Übergabe an den Endanwender.
Hinzukommen das vorherige Sichern persönlicher Daten sowie deren spätere
Übertragung auf das neue System und die Einrichtung individueller Desktopeinstellungen u. ä., die vom Endanwender i. d. R. selbst durchgeführt werden.
Trotz eines zentralen Speichermanagements mit zentral gespeicherten Profilen
und der Maßgabe, Daten nicht auf lokalen Datenträgern zu speichern, zeigt die
Praxis doch immer wieder, dass Daten trotzdem lokal gespeichert werden, und
sei es nur, um Sie im Rahmen eines »persönlichen Sicherungskonzeptes« allabendlich durch einen manuellen Transfer auf den zentralen Fileserver zu
sichern. Mehraufwände durch eine evtl. Einweisung oder die Übernahme von
Hardware aus dem Altsystem werden hier nicht berücksichtigt.
Fraunhofer UMSICHT
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32
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell
Davon ausgehend, dass der Arbeitsplatz des Endanwenders sowie die Arbeitsplätze des IT-Managements sich am selben Standort befinden, wird zunächst
eine Wegezeit von fünf Minuten unterstellt. Weiterhin ist der Anwender
während der Aufstellung des Neugerätes anwesend. Die Demontage des
Altsystems sowie das Anschließen des Neusystems erfordern einen Aufwand
von weiteren 20 Minuten. Die Übergabe selbst dauert ebenfalls 15 Minuten,
genauso wie der Abtransport des Altsystems. Für die Übernahme der Altdaten
und die Neueinrichtung, verbunden mit dem Vertrautmachen mit dem neuen
Gerät, verwendet der Endanwender 40 Minuten.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Arbeitsausfall, Sicherung persönlicher Daten
Transport zum Arbeitsplatz
Abbau Altgerät
Arbeitsausfall wegen Abbau Altgerät
Arbeitsausfall wegen Aufbau Neugerät
Aufbau Neugerät
Arbeitsausfall wegen Aufbau Neugerät
Übergabe
Übergabe
Abtransport Altsystem
Rücksicherung der Daten und individuelle
Einrichtung
Bezeichnung
Bereitstellung beim Anwender
Bereitstellung beim Anwender
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
20 min
5 min
10 min
10 min
10 min
10 min
10 min
15 min
15 min
5 min
40 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Dauer pro PC Durchführung
35 min Techniker
125 min Anwender
3.4.1.5 Softwarelizenzen
Für die Ermittlung der gesamten Lizenzkosten eines Arbeitsplatz PC ist die
Auswertung entsprechender Inventardokumente und die wertmäßige Erfassung
der lizenzierten Software erforderlich.
Allerdings ist zu erwarten, dass die anfallenden Lizenzkosten im Wesentlichen
unverändert bleiben, wenn die Standardsoftware via Server Based Computing
genutzt wird. Von daher sind die absoluten Lizenzkosten in diesem
Kostenmodell unerheblich, sofern es sich nicht um Lizenzen handelt, die nur
deshalb anfallen, weil Server Based Computing genutzt wird (z. B. Citrix®
Lizenzen).
Aus diesem Grunde entfällt in diesem Kostenmodell die wertmäßige Berücksichtigung der Softwarelizenzen für Anwendungsprogramme.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.1.6 Anschaffungspreis der Hard- und Software
Für einen zukunftsfähigen Standardarbeitsplatz sind nach derzeitiger Marktlage
Kosten von ca. 600 € zu veranschlagen.
Auch während der Nutzungszeit von fünf Jahren fallen Hardwarebeschaffungskosten an, sei es für die Ersatzbeschaffung defekter Bauteile außerhalb der
Gewährleistungs- oder Garantiefristen oder, um die Leistungsfähigkeit des
Rechners zu steigern.
Bezeichnung
Kosten Erstbeschaffung
Kosten Aufrüstung/Ersatzbeschaffung
Kosten pro PC
600 €
150 €
Zusätzlich sind die Lizenzkosten für das Betriebssystem, eine Microsoft Server
Client Access License (CAL) und eine Lizenz für die automatische
Softwareverteilung zu berücksichtigen, die bereits ab fünf Clients rabattiert
nach dem Microsoft Open License Program bezogen werden können.
Bezeichnung
Microsoft Windows Vista Enterprise
Microsoft Windows Server 2003 Device CAL
Lizenz Softwaremanagementsystem
Kosten pro PC
140 €
20 €
50 €
3.4.1.7 Auswertung Beschaffung
Die nachstehende Grafik zeigt die Verteilung des Zeitaufwandes während der
Beschaffung.
Beschaffungsaufwand nach Zeit
Konfigurationskosten
35%
14%
Bestellabwicklung
Erstinstallation
11%
40%
Bereitstellung beim
Anwender
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34
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Konfiguration
Bestellabwicklung
Erstinstallation
Bereitstellung beim Anwender
Summe
Aufwand
45 min
140 min
55 min
160 min
400 min
Rund die Hälfte der Gesamtkosten entfällt auf die Hardware.
Beschaffungsaufwand nach Kosten
Konfigurationskosten
Bestellabwicklung
51%
Erstinstallation
12%
2%
17%
9%
2%
7%
Bereitstellung beim
Anwender
Software
Hardware
Aufrüstung/
Ersatzteilbeschaffung
Nur ungefähr ein Drittel der Arbeitskosten fallen auf Seiten der IT-Abteilung an.
Beschaffungsaufwand nach Kosten pro Mitarbeitergruppe
36%
15%
Techniker
Vorgesetzter
Anwender
kaufm. Personal
14%
35%
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35
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.2 Betriebskosten
3.4.2.1 Support
Unter dem Begriff Support lassen sich alle Unterstützungsleistungen zusammenfassen, die zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der vollen
Funktionalität eines Arbeitsplatz PC notwendig sind. Dazu zählt die Anwenderunterstützung bei Fragen zur Bedienung von Software im Rahmen des Service
Desk, die Beseitigung von Funktionsstörungen bei Arbeitsplatz PC oder
Peripheriegeräten, das Rücksetzen von Passwörtern u.v.m.
Vor dem Hintergrund eines Vergleiches mit Thin Client Technologie ist es
sinnvoll, spezifische Ausfallprobleme eines Arbeitsplatzes zu betrachten, die
Auswirkungen auf die Supportkosten haben könnten.
Hardwareausfälle bei Festplatten
Ein PC verfügt i. d. R. über bewegliche, mechanische Bauteile in Form lokaler
Laufwerke und Lüfter. Insbesondere in diesem Zusammenhang zu nennen sind
die Festplatten. Sie rotieren im Desktop Bereich mit Geschwindigkeiten von
5 400 UpM oder 7 200 UpM und unterliegen damit einem mechanischen
Verschleiß. Fällt die Festplatte aus, fallen erhebliche Arbeitsausfälle und
Supportaufwände an. Zunächst kann der Anwender aktuell nicht an seinem PC
arbeiten, Daten sind ggf. unwiederbringlich verloren und müssen, wenn dies
überhaupt möglich ist, nachgearbeitet werden.
Für das IT-Management fallen in einem solchen Fall weitere Aufgaben an. Eine
Ersatzbeschaffung muss eingeleitet, die alte Festplatte muss ausgebaut und die
neue eingebaut werden. Der Einbau der neuen Festplatte wird begleitet von
der Neuinstallation des Betriebssystems, dem Einspielen der Treiber, aller
Softwarepakete und der notwendigen Patches und Servicepacks. D. h. nichts
anderes, als dass sich die bisher geleisteten Aufwände wiederholen.
Ähnliches gilt für Netzteile. Auch hier zeigen sich Verschleißerscheinungen, die
zum Ausfall des PC führen und neben einer Ersatzbeschaffung vor allen Dingen
zu Arbeitsausfällen führen.
Wie hoch die konkrete Ausfallrate tatsächlich ist, hängt mitunter stark von der
Qualität der verwendeten Bauteile, dem Hersteller und neben dem Umgang
sowie den Umgebungsbedingungen zum Teil auch einfach vom Zufall ab. Auch
große namhafte Hersteller sind nicht davor gefeit, mit der einen oder anderen
Produktserie für eine höhere Ausfallrate verantwortlich zu sein. Wurden zum
fraglichen Zeitpunkt der Markpräsenz dieser besonders anfälligen Serie viele
Geräte mit diesen Komponenten angeschafft, können die Ausfallraten um
mehr als 500 % schwanken.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
36
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
In dem vorliegenden Kostenmodell wird diesem Umstand daher vereinfachend
dadurch Rechnung getragen, dass für jeden PC eine Hardwarebeschaffung und
für jeden zweiten PC eine Komplettneuinstallation innerhalb des Nutzungszeitraumes kalkuliert wird – unabhängig davon, ob diese Hardwarebeschaffung auf
Grund eines Defektes oder einer Leistungs- und Funktionserweiterung vorgenommen wird. Dies stellt jedoch keineswegs eine angenommene Ausfallwahrscheinlichkeit von 100 % dar. Vielmehr dürfte die Ausfallrate realistischerweise
bei ca. 2 % – 5 % liegen. Allerdings ist davon auszugehen, dass nahezu jeder
PC im Laufe seiner Nutzungsdauer im Hinblick auf seine Leistungsfähigkeit
aufgerüstet oder komplett neu installiert werden muss. Dies ist unter anderem
auch eine Folge der vergleichsweise langen (kalkulatorischen) Nutzungszeit von
fünf Jahren.
3.4.2.2 Installation von Servicepacks und Patches
Moderne Software ist, so zeigt es die tägliche Praxis leider immer wieder,
anfällig für Fehler. Viele dieser Fehler, beispielsweise in Browsern, Email- und
Anwendungsprogrammen, aber auch im Betriebssystem Windows®, sind nicht
nur ärgerlich oder reduzieren durch Abstürze die Produktivität, sondern
bedeuten auch teilweise sehr kritische Sicherheitslücken. Deshalb ist es trotz
zentraler Schutzmechanismen wie Firewall, Virenscanner usw. von hoher
Wichtigkeit, die durch die Hersteller zur Verfügung gestellten Servicepacks,
Patches und Programmaktualisierungen auch zeitnah zu installieren. Verdeutlichen sollte man sich hierbei, dass potenzielle Bedrohungen nicht nur über
das Netzwerk, sondern auch durch den Datenträgeraustausch mithilfe lokaler
Laufwerke oder die Inbetriebnahme eines ungeschützten Notebooks eines
externen Mitarbeiters verbreitet werden können.
Zeigt nun die Erfahrung mit automatisiertem Patch-Management, dass auf
Seiten der IT-Abteilung client-seitige Aufwände (server-seitige Kosten werden in
einem späteren Kapitel gesondert behandelt) entfallen, so bleiben weiterhin
zwei Probleme bestehen: Erstens können nur solche Arbeitsplatz PC
automatisch gepatcht werden, die auch regelmäßig im LAN betrieben werden
und automatisch installierte Patche erfordern meistens einen Neustart des
Systems und unterbrechen damit die Arbeit des Anwenders.
Tätigkeit
Patchinstallation
Patchinstallation
Dauer pro Vorgang Durchführung
0 min Techniker
5 min Anwender
Ausgehend davon, dass nach Einführung des sog. Patch-Day durch die Firma
Microsoft monatlich min. einmal ein Neustart erforderlich wird, ergeben sich
die nachstehenden Aufwände pro Anwender bzw. PC-Arbeitsplatz über die
genannte Nutzungsdauer von fünf Jahren.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
37
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Patchinstallation
Patchinstallation
Dauer pro PC Durchführung
0 min Techniker
300 min Anwender
Anmerkung zum Rechenmodell
Bei der Automatisierung wird angenommen, dass Patches zunächst in einer
Testumgebung getestet und erst dann freigegeben werden, so dass keine
weiteren unplanmäßigen Ausfallzeiten durch fehlerhafte Patches entstehen. Die
Verteilung von Anti-Viren-Pattern erfolgt im Hintergrund, ohne die Benutzer in
ihrem Arbeitsfluss zu beeinträchtigen.
3.4.2.3 Softwareinstallation
Die individuelle Installation von Software wird notwendig, wenn die entsprechende Software beschafft und auf dem Arbeitsplatz PC eines Anwenders
eingesetzt werden soll. Die Installation wird i. d. R. vom IT-Management durchgeführt. Dies ist u. a. deshalb erforderlich, weil die Anwender nicht über die
erforderlichen Administrationsberechtigungen verfügen.
Und es hat einen guten Grund, warum nur Mitarbeiter des IT-Managements die
Möglichkeit haben, Software auf den Arbeitsplätzen zu installieren. Obwohl
diese Maßnahme öfter kontrovers diskutiert und von manchen Anwendern als
Gängelung empfunden wird, ist sie doch die einzige Möglichkeit, die ungewollte Installation von Software und damit eine unzureichende Lizenzierung
oder die Ausbreitung ungewollter Software zu verhindern.
Rechenmodell
Die Häufigkeit und der individuelle Aufwand für die Installation von Software
ist abhängig von den Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes sowie der
Software selbst und daher höchst unterschiedlich.
In diesem Kostenmodell wird unterstellt, dass insgesamt sechs Softwarepakete,
beispielsweise neues Office, neue Adobe Reader Version usw. pro PC während
der gesamten Nutzungsdauer von fünf Jahren zu installieren sind. Nicht
inbegriffen dabei sind Servicepacks, Patches oder Updates. Vielmehr sind neue
Versionen von Anwendungsprogrammen gemeint, die zum Zeitpunkt der
Erstinstallation nicht verfügbar waren, und daher separat installiert werden
müssen.
Im Gegensatz zur Verteilung der Patches erübrigt sich der Arbeitseinsatz der
Techniker hier nicht vollends, da vorbereitend Installationspakete zugewiesen
und im Nachgang weiterhin Lizenzinformationen und Inventarlisten gepflegt
werden müssen.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
38
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Vorbereitung
Ausfallzeit während der Installation
Nachbereitung
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
7 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Sechs Installationen über fünf Jahre:
Tätigkeit
Softwareinstallation
Softwareinstallation
Dauer pro PC Durchführung
72 min Techniker
30 min Anwender
3.4.2.4 Hardwareinstallation
Eine individuelle Hardwareinstallation fällt immer dann an, wenn Teile der
ursprünglich beschafften Hardware wegen Defektes ausgetaucht werden
müssen oder eine Aufrüstung des PC zur Steigerung der Leistungsfähigkeit
oder Funktionalität erforderlich ist. Solche Hardwareaufrüstungen können
größere Festplatten, neue CD-ROM/DVD-Laufwerke, mehr Arbeitsspeicher usw.
sein. Durchgeführt wird die Hardwareinstallation i. d. R. durch Mitarbeiter des
IT-Managements, da solche Eingriffe grundsätzlich nur von entsprechend
unterwiesenen Mitarbeitern durchgeführt werden.
Rechenmodell
Es wird unterstellt, dass pro PC eine Hardwareinstallation innerhalb der
Nutzungszeit von fünf Jahren erforderlich ist. Damit werden sowohl Ersatzbeschaffungen für defekte Teile als auch Neubeschaffungen abgedeckt.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Vorbereitung
Wegezeit zum Arbeitsplatz
Installation der Hardware
Ausfallzeit während der Installation
Wegezeit zurück
Nachbereitung
Tätigkeit
Hardwareinstallation
Hardwareinstallation
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
3 min
5 min
25 min
25 min
5 min
5 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Dauer pro PC Durchführung
48 min Techniker
30 min Anwender
Naturgemäß lässt sich dieser Fall nicht automatisieren, sondern erfordert
grundsätzlich den manuellen Eingriff.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
39
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.2.5 Umzug
Mitarbeiter des IT-Managements begleiten Umzüge der Anwender. Dies kann
auf vielfältige Art und Weise erfolgen. Auf jeden Fall muss aber sichergestellt
sein, dass der PC des Anwenders auch nach dem Umzug noch im Netzwerk des
Institutes arbeitsfähig ist. Dazu muss bei der Verwendung von VLANS beispielsweise die Zuordnung der Ports auf dem Switch aktualisiert werden.
Darüber hinaus bieten IT-Abteilungen den Anwendern teilweise auch den
Service an, den PC abzubauen, zu transportieren und am neuen Arbeitsplatz
wieder aufzubauen.
Rechenmodell
Es wird davon ausgegangen, dass ein Arbeitsplatz PC ca. einmal in fünf Jahren
umzieht. Örtlich begrenzte Auswertungen hierzu haben zwar eine Häufigkeit
von 1,5x ergeben, allerdings dürften diese Werte nicht repräsentativ sein.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Wegezeit zum Arbeitsplatz
Durchführung
Arbeitsausfall
Wegezeit zurück
Aktualisierung Inventar
Tätigkeit
Hardwareinstallation
Hardwareinstallation
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
5 min
60 min
60 min
5 min
5 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Dauer pro PC Durchführung
80 min Techniker
65 min Anwender
Auch dieser Prozess kann nicht weiter automatisiert oder gar dem Anwender
überlassen werden.
3.4.2.6 Neuinstallation
Eine Neuinstallation wird immer dann notwendig, wenn auf Grund von Hardwarefehlern, insbesondere auch Defekten an der lokalen Festplatte, oder aufgrund von misslungenen Softwareinstallationen und –updates die Funktionalität des Arbeitsplatzes stark beeinträchtigt oder ein Arbeiten unmöglich
geworden ist.
Auch wenn ein neues Betriebssystem verwendet werden soll, entspricht dies
aufwandsmäßig einer Neuinstallation.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
40
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Eine Neuinstallation kann auch genutzt werden, um ein System auf einen
definierten Ausgangszustand zurückzusetzen und zuvor zahlreiche durchgeführte Softwareinstallation, die sich nicht sauber deinstallieren ließen oder
die zu einer korrupten Registrierungsdatenbank geführt haben, wieder rückgängig zu machen.
Die zu erledigenden Aufgaben entsprechen in erster Linie der einer Bereitstellung des PC. Zusätzlich jedoch müssen natürlich die bis dahin von Anwender genutzten Softwarepakete des alten Systems inkl. aller Servicepacks
und Patches installiert werden.
Rechenmodell
Im Schnitt werden etwas 10 % der Arbeitsplatz PC pro Jahr neu installiert. Dies
entspricht 50 % bei einer Nutzungszeit von 5 Jahren. Bei automatischer
Softwareverteilung ergibt sich das folgende Bild.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Vorbereitung
Standardinstallation
Ausfallzeit während der Installation
Nachbereitung
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
5 min
15 min
180 min
7 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Gesamtaufwand über fünf Jahre:
Tätigkeit
Neuinstallation
Neuinstallation
Dauer pro PC Durchführung
16 min Techniker
93 min Anwender
3.4.2.7 Personal Administration und Selbsthilfe
Unter den Begriffen Personal Administration und Selbsthilfe werden in diesem
Kostenmodell all diejenigen Aufwände zusammengefasst, die bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes oder bei der Störungsbeseitigung durch den
Anwender selbst anfallen.
Ob es um die Einrichtung und Gestaltung des Desktops oder die Selbsthilfe bei
der Beseitigung einer Störung geht, Anwender sind bestrebt kleinere Probleme
mithilfe ihrer Erfahrung mit PC aus dem privaten Umfeld zu beseitigen bzw.
auch ihre Arbeitskollegen dabei zu unterstützen.
In den USA wurde dafür der Ausdruck »Hey Joe Support« geprägt. Ein
Anwender, der mit seinem PC ein Problem hat, bittet zunächst seinen Kollegen
»Joe« um Unterstützung.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
41
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
So löblich und pragmatisch dieses Ansinnen auch im Einzelfall zu bewerten ist,
desto kritischer muss man dies im Gesamtzusammenhang und aus Unternehmenssicht bewerten. Unter Umständen wird durch Selbsthilfeversuche mehr
Schaden angerichtet als eigentlich ursächlich für eine Störung verantwortlich
war, es wird die eigentliche Diagnose bzw. Analyse durch die Fachkräfte ggf.
erschwert und Mitarbeiter tun in diesem Fall nicht das, wofür Sie eigentlich
angestellt sind. Selbst dann, wenn Sie das Problem selbstständig lösen, gehen
die damit gemachten Erfahrungen für eine zentrale Lösungsdatenbank i. d. R.
verloren und das Problem wird, sollte es öfter auftreten, nicht richtig als solches
wahrgenommen und die Möglichkeiten zu einer zentralen Gegensteuerung
werden unterlaufen.
Auch für die IT-Abteilungen birgt diese Lösung nur augenscheinlich einen
Vorteil. Einer kurzfristigen personellen Entlastung der IT-Abteilung stehen
langfristig Frust und Ablehnung seitens der Anwender gegenüber.
Dieses Problem würde sich mit Thin Client Technologie alleine natürlich nicht
beheben lassen. Hier muss schnelle und kompetente Hilfe seitens des offiziellen
Supports einerseits und »erzieherische« Maßnahmen anderseits entsprechend
zusammenwirken. Was aber Thin Client Technologie in diesem Problemfeld
gegenüber Arbeitsplatz PC zu leisten vermag, ist dem Anwender die Möglichkeit zu nehmen, den Schraubenzieher und die Problemlösung im Hardwarebereich in die eigene Hand zu nehmen.
Rechenmodell
Es wird angenommen, dass ein Anwender im Schnitt jeden Monat mindestens
fünf Minuten darauf verwendet, die Einstellungen seines Arbeitsplatz PC zu
verändern, lokale Störungen zu beseitigen, eigenmächtig Programme zu
installieren (Treiber, Patches) oder an der Hardware Veränderungen vorzunehmen (beispielsweise BIOS oder Firmware Updates).
Bei der Beurteilung des Wertes von fünf Minuten pro PC und Monat ist zu
berücksichtigen, dass es viele Anwender gibt, die wochen- oder monatelang
ohne irgendeine Störung oder Supportbedarf ihren PC einfach benutzen. In der
Regel sind es einige wenige »Power User« oder Personen mit erhöhtem
Supportbedarf, die teilweise stundenlang und dies durchaus auch öfter,
vermeintliche oder tatsächliche Probleme zu lösen versuchen. Je nach Institut
oder Fachbereich mag die Anzahl dieser Personen sowie die Dauer der
jeweiligen Selbsthilfe sehr unterschiedlich sein. Die fünf Minuten sind daher der
Versuch, einen realistischen Durchschnittswert zu definieren.
Eine weitere Schwierigkeit bei der Bestimmung eines solchen durchschnittlichen
Aufwandes liegt darin, dass eine saubere Trennung, ob ein Problem mit dem
Arbeitsplatz als solchem oder mit der Software alleine zu tun hat, oft sehr
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
42
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
schwierig ist. Die zu stellende Frage würde lauten: Würde das gleiche Problem
auch auftreten, wenn die gleiche Softwareumgebung auf einem Terminalserver
ausgeführt würde? Eine Messung ist nicht möglich, da es sich ja um Selbsthilfe
der Anwender handelt und diese Fälle nicht vom Service Desk erfasst oder
ausgewertet werden können.
Tätigkeit
Selbsthilfe
Dauer pro Vorgang Durchführung
5 min Anwender
Gesamtaufwand über fünf Jahre:
Tätigkeit
Selbsthilfe
Dauer pro PC Durchführung
300 min Anwender
Die Hochrechnung auf den kalkulatorischen Zeitrahmen von fünf Jahren ergibt
pro Anwender bzw. Arbeitsplatz 300 Minuten, die durch Selbsthilfe verloren
gehen. Dies ist unabhängig von der Frage, ob automatische Softwareverteilung
zum Einsatz kommt oder nicht.
3.4.2.8 Energiekosten
Wie jedes elektronische Gerät, so verbraucht auch ein Arbeitsplatz PC während
seines Betriebs elektrischen Strom. Je moderner der PC, desto leistungsfähiger
ist er, desto größer ist aber auch der Stromverbrauch. Dem Stromverbrauch
und den ökologischen Aspekten von PCs und Thin Clients widmet sich eine
separate Studie im Detail [UMSICHT 2008].
Rechenmodell
Im Rahmen dieser Studie wird angenommen, dass ein PC im Betrieb (»Idle«) 90
Watt und im ausgeschalteten Zustand (»Soft-Off«) 2,5 Watt verbraucht. Wird
der PC nach der Arbeit ausgeschaltet, ergibt sich ein Mittelwert von 35 Watt
über 24 Stunden. Weiterhin wird allerdings angenommen, dass 1/3 der
Systeme über Nacht und an freien Tagen nicht ausgeschaltet wird. Es werden
220 Arbeitstage pro Jahr angenommen.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
43
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Anzahl Arbeitstage pro Jahr
Watt
Preis (5 Jahre)
Energiekosten Betrieb
220
35
138,60 €
Energiekosten freie Zeit
145
2,5
6,53 €
Energiekosten Betrieb
220
90
356,40 €
Energiekosten freie Zeit
145
90
234,90 €
PC (wird ausgeschaltet)
PC (läuft durch)
Gesamtaufwand im Durchschnitt über fünf Jahre:
Bezeichnung
Energiekosten (Durchschnitt)
Kosten pro PC
293,85 €
3.4.2.9 Auswertung Betrieb
Die Tabelle zeigt die Kosten für den Betrieb.
Bezeichnung
Softwareinstallation
Patchinstallation
Hardwareinstallation
Umzug
Neuinstallation
Selbsthilfe
Energiekosten
Summe
Kosten
60,24 €
210,84 €
47,19 €
89,19 €
73,71 €
210,84 €
293,85 €
985,87 €
Die Tabelle zeigt den zeitlichen Aufwand je nach Tätigkeit.
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20.02.2008
44
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Softwareinstallation
Patchinstallation
Hardwareinstallation
Umzug
Neuinstallation
Selbsthilfe
Summe
Aufwand
102 min
300 min
78 min
145 min
109 min
300 min
1 034 min
Auffallend bei der Auswertung der Aufwände je Mitarbeitergruppe bei
automatisierter Installation ist, dass der Anwender bzw. seine Kostenstelle über
80 % der Kosten trägt, die der Betrieb eines Arbeitsplatz PC typischerweise mit
sich bringt. Diese Kosten sind aber nicht die Folge interner
Leistungsverrechnung, sondern sind größtenteils indirekte Kosten. Den
Hauptanteil des Aufwandes des Anwenders bilden dabei Produktivitätsverluste,
verursacht durch Wartezeiten bei Software- und Patchinstallation.
Betriebsaufwand nach Mitarbeitergruppe
83%
Techniker
Anwender
17%
Mitarbeitergruppe
Techniker
Anwender
Kosten
117,47 €
574,55 €
3.4.3 Außerbetriebnahme
Am Ende des Nutzungszeitraumes wird ein PC am Arbeitsplatz des Anwenders
abgebaut, außer Betrieb genommen und der Entsorgung zugeführt. Auf Grund
der in diesem Modell unterstellten Nutzungsdauer von fünf Jahren wird auf
Grund der gestiegenen Hardwareausfallwahrscheinlichkeit eine Zweitverwendung als Komplettgerät ausgeschlossen.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
45
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Mit der Außerbetriebnahme sind verschiedene Tätigkeiten verbunden. Zunächst
müssen die Inventardaten zu diesem Gerät aktualisiert werden. Auch verwendete Lizenzen müssen in den entsprechenden Listen gepflegt werden.
Zur Außerbetriebnahme gehört zudem die Bearbeitung der offiziellen Aussonderungsmeldung, die sowohl eine Bearbeitung durch das IT-Management
als auch durch das kaufm. Personal erfordert.
Vor der Entsorgung muss sichergestellt werden, dass die evtl. noch auf dem
Gerät befindlichen Daten definitiv und unumkehrbar unbrauchbar gemacht
werden. Das Löschen der Daten oder die einfache Formatierung der Festplatte
mit Bordmitteln des Betriebssystems sind hierfür nicht ausreichend sicher genug
und verhindern ein manuelles Rekonstruieren und Wiederherstellen der ursprünglich enthaltenen Daten nicht. Die Festplatte muss stattdessen mehrfach
vollständig mit Bitmustern überschrieben werden, die sicherstellen, dass jedes
einzelne Bit auf der zu entsorgenden Festplatte definitiv verändert wird.
Weiterhin sind vor der endgültigen Verschrottung evtl. solche Peripheriegeräte,
Steckkarten oder Bauteile aus dem Gerät auszubauen, die noch sinnvoll in
anderen PC eingesetzt werden können. Dazu können neben teueren
Messkarten auch andere, als Ersatzteile wieder verwertbare Komponenten
gehören.
Rechenmodell
Die Formatierung der Festplatte dauert zwar mit dem entsprechenden
Hilfsprogramm des BSI mehrere Stunden, da dieser Vorgang aber zeitweise
unbeaufsichtigt erfolgen kann, wird ein Aufwand von zehn Minuten im
Kostenmodell berücksichtigt.
Die zu entsorgenden PC müssen eingelagert werden. Hierfür wird eine
Zeitaufwand von zehn Minuten pro PC kalkuliert.
Tätigkeit
Inventarliste aktualisieren
Festplatte formatieren
Aussonderungsmeldung
Aussonderungsmeldung
Demontage
Lagerung
Bezeichnung
Außerbetriebnahme
Außerbetriebnahme
Aufwand pro Vorgang
10 min
10 min
10 min
10 min
15 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Techniker
Techniker
Aufwand pro PC Durchführung
55 min Techniker
10 min kaufm. Personal
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
46
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Hinzu kommen Entsorgungskosten für den Elektronikschrott, der derzeit nach
Gewicht bezahlt wird. Für dieses Kostenmodell wird eine Pauschale von 25 €
pro PC angenommen.
Bezeichnung
Entsorgungspauschale
Kosten pro PC
25 € -
3.4.4 Serverseitige Kosten
Im Rahmen automatischer Softwareverteilung ist ein entsprechender Server zu
berücksichtigen und anteilig auf die Clients umzulegen. Dabei werden folgende
Positionen betrachtet:
Beschaffungskosten
• Konfiguration
• Bestellabwicklung
• Erstinstallation
• Softwarelizenzen
• Anschaffungspreis der Hardware
Betriebskosten
• Support, Betreuungsaufwand
• Aufwände für Skriptierung bzw. Paketerstellung für
o Betriebssysteme
o Treiber
o Anwendungen
• Betreuungsaufwand (Wartung und regelm. Kontrolle) der Verteilung von
o Patches
o Anti-Viren-Pattern
• Energiekosten
Außerbetriebnahme
• Softwaredeinstallation
• Demontage und Verschrottung
3.4.4.1 Annahmen des Kostenmodells
Den serser-seitig zu berücksichtigenden Kosten liegen folgende Annahmen
zugrunde:
•
•
Kosten für Infrastruktur wie LAN-Verkabelung, Switches, Router und
zentrale Netzwerkdienste werden nicht berücksichtigt.
Gemeinkosten wie Miete, Versicherungen, Sicherheitsdienst usw. werden
nicht berücksichtigt.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
47
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
•
•
•
•
•
Es kommt ein Server mit entsprechend leistungsfähiger Hardware und VorOrt-Support zum Einsatz.
Alle Werte sind Durchschnittswerte.
Als Betriebssystem kommt Windows Server™ 2003 R2 Standard Edition
zum Einsatz.
Die Software-Verteilung erfolgt mittels Microsoft SMS oder einem
vergleichbaren System.
Die Patchverteilung wird realisiert über die Microsoft® Windows® Software
Update Services (WSUS).
3.4.4.2 Beschaffung
3.4.4.2.1 Konfiguration
Die Konfiguration ist in diesem Kontext der Vorgang, bei dem für einen neu zu
beschaffenden Server die Anforderungen und die notwendigen Spezifikationen
festgelegt werden. Eine Aufgabe dabei ist zunächst das Serversizing. Da in
unserem Szenario lediglich ein Server für die Softwareverteilung zum Einsatz
kommen soll, muss dieser entsprechend ausfallsicher ausgelegt sein, z. B. durch
redundante Netzteile und den Einsatz eines RAID-Systems.
Es müssen entsprechende Angebote auf dem Markt eingeholt werden. Die
dabei ermittelten Rahmendaten bzw. Produktspezifikationen müssen an
verschiedene Händler übermittelt und die eingehenden Angebote entsprechend
verglichen und bewertet werden. Das beste Angebot wird dann zur
Genehmigung vorgelegt.
Die Angebotseinholung wird im Gegensatz zur Beschaffung der Arbeitsplatz PC
oder Thin Clients bewusst in diese Phase vorgezogen, da es sich zusammen mit
dem Serversizing um einen sehr eng zusammenhängenden Vorgang handelt,
der ggf. iterativ wiederholt werden muss.
Rechenmodell
Tätigkeit
Serversizing
Angebote einholen
Angebote auswerten
Aufwand pro Vorgang
15 min
15 min
15 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Gesamtaufwand:
Bezeichnung
Konfiguration
Dauer pro Server Durchführung
45 min Techniker
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.4.2.2 Bestellabwicklung
Die Beschaffung eines Servers erfordert zunächst die Genehmigung durch
einen Vorgesetzten bzw. einen Kostenstellenverantwortlichen, i. d. R. durch
den Leiter des IT-Managements. Der Genehmigung folgt die Weitergabe der
Dokumente an die kaufmännische Abteilung sowie die Beauftragung des
Anbieters.
Rechenmodell
Bezeichnung
Genehmigung
Auftragsbearbeitung
Dauer pro Server Durchführung
10 min Vorgesetzter
15 min Kaufm. Personal
3.4.4.2.3 Erstinstallation
Die Erstinstallation umfasst zunächst die Entgegennahme der Lieferung, die
Überprüfung der Lieferscheine, die anschließende Montage des Servers in einen
19“ Schrank sowie die Installation des Betriebssystems inkl. der notwendigen
Treiber, aller aktuellen Servicepacks und Patches und die Einrichtung der zur
Softwareverteilung erforderlichen Dienste. Abgerundet wird die Installation
durch das Installieren aller relevanten Servicepacks, Patches und Hotfixes für
das Serverbetriebssystem
Der Lieferschein und sonstige kaufmännische Dokumente müssen an die
zuständigen Abteilungen weitergereicht und die Daten in den Inventarlisten
und im ERP-System gepflegt werden.
Rechenmodell
Die Montage und die Basisinstallation des Betriebssystems erfordert einen
Aufwand von ca. sechs Stunden. Hinzu kommt die anschließende Installation
der Softwareverteilungsmechanismen und die Bereitstellung von
Betriebssystem, Treibern und Applikationen zur Unterstützung eines StandardArbeitsplatzes.
Dabei wird unterstellt, dass das grundsätzliche Wissen darum, wie die Dienste
zu konfigurieren sowie Anwendungen zu paketieren sind, durch vorherige
Evaluierung und/oder entsprechende Dokumentation bereits genau bekannt ist.
Trotzdem entsteht durch die Anpassung des Betriebssystem auf eine bestimmte
Client-Hardware inkl. Integration aller Treiber ein nicht zu unterschätzender
Aufwand.
Gestützt auf die per Umfrage erhobenen Erfahrungen aus der Einführung der
Softwareverteilung bei Fraunhofer UMSICHT wird davon ausgegangen, dass zu
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
49
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Beginn der Software-Verteilung insgesamt etwas weniger als ein Mann-Monat
eingesetzt werden, um eine lauffähige Infrastruktur aufzubauen. Vereinfachend
wird allerdings dieser Aufwand nur einmalig angesetzt.
Tätigkeit
Lieferung entgegennehmen
Basisinstallation inkl. Montage
Dienste installieren und konfigurieren,
Anwendungen skriptieren
Inventar und Lizenzen pflegen
Inventar und Lizenzen pflegen
Bezeichnung
Erstinstallation
Erstinstallation
Aufwand pro Vorgang
15 min
360 min
9 360 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
15 min Techniker
10 min kaufm. Personal
Aufwand pro Server Durchführung
9 750 min Techniker
10 min kaufm. Personal
3.4.4.2.4 Softwarelizenzen
Der Server wird unter Microsoft Windows Server™ 2003 R2 Standard Edition
betrieben. Die Microsoft® Windows® Software Update Services sind kostenlos
verfügbar. Bei der Softwareverteilung wird angenommen, dass diese pro Client
lizensiert wird.
Software
Windows Server™ 2003 R2 Std. Edition
Kosten
475,00 €
3.4.4.2.5 Anschaffungspreis
Auf Grund der lediglich periodischen Nutzung des Managementservers werden
keine besonderen Anforderungen an dessen Rechenleistung gestellt. Es sollte
lediglich genügend Speicherplatz für die Installationsquellen der benötigten
Software eingeplant werden. Ein Server mit einem Prozessor, 2 GB
Hauptspeicher und 300 GB Nettospeicherkapazität im RAID 5 wird daher mit
2 500 € zum Ansatz gebracht.
3.4.4.3 Auswertung Beschaffungskosten
Bezeichnung
Konfiguration
Bestellabwicklung
Erstinstallation inkl. Skriptierung
Softwarelizenzen
Hardware
Summe
Dauer
45 min
25 min
9 760 min
9 803 min
Kosten
24,47 €
12,55 €
5 307,48 €
475,00 €
2500,00 €
8 319,50 €
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
50
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Die Beschaffungskosten des Management-Servers betragen somit inkl. initialem
Aufbau der Verteilung von Betriebssystem, Treibern und Anwendungen
8 319,50 €.
3.4.4.4 Betrieb
3.4.4.4.1 Support
Der Support des Servers umfasst die Sicherstellung, Überwachung oder
Wiederherstellung der vollen Funktionalität. Zu den konkreten Aufgaben
gehören hierbei die Überwachung der Eventlogs, die Messung und Auswertung
von Performance- und Betriebsparametern wie der CPU-Auslastung, der
Hauptspeicherbelegung, dem freien Speicherplatz usw. Auch hardwarenahe
Parameter wie Temperatur, Statusmeldungen einzelner Komponenten müssen
überwacht und regelmäßig kontrolliert werden. Diese unter dem Begriff
Servermonitoring zusammenfassbaren Aufgaben lassen sich mithilfe geeigneter
Tools wie z. B. dem LANrunner® sehr effizient und Zeit sparend
zusammenfassen.
Eingreifen muss der Administrator nur bei Abweichungen zu den normalen,
erwarteten Werten, also bei Ausfällen der Hardware, Fehlermeldungen im
Eventlog oder analogen, applikationsspezifischen Log-Dateien, mangelndem
Speicherplatz usw.. Bei Ausfällen der Hardware wird, einen entsprechenden
Wartungsvertrag vorausgesetzt, der Vertragspartner informiert und die
ordnungsgemäße Ausführung der Dienstleistung überwacht.
Rechenmodell
Der Aufwand für die genannten Aufgaben ist im Wesentlichen von der
Unterstützung durch die eingesetzten Managementwerkzeuge abhängig. Für
dieses Kostenmodell wird unterstellt, dass eine leistungsstarke Lösung
eingesetzt wird und der Server pro Woche einen durchschnittlichen
Überwachungs- und Administrationsaufwand von 30 Minuten verursacht. Bei
52 Wochen bzw. fünf-jähriger Nutzungszeit ergibt sich ein Supportaufwand
von 7.800 Minuten.
Tätigkeit
Serversupport
Aufwand pro Woche Durchführung
30 min Techniker
Tätigkeit
Serversupport
Aufwand pro Server Durchführung
7 800 min Techniker
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51
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.4.4.2 Installation von Servicepacks und Patches
Die Installation von Servicepacks und Patches ist natürlich auch für das
Betriebssystem und die Dienste des Management-Servers selbst zu
berücksichtigen. Es besteht die Notwendigkeit, alle von den Herstellern bereitgestellten Patches und Updates zu installieren. Dies gilt insbesondere natürlich
für alle sicherheitsrelevanten Updates.
Rechenmodell
Bei der Installation eines Patches sind vorbereitende Maßnahmen, die
Installation selbst sowie die Nachbereitung (z. B. Eintrag der durchgeführten
Arbeitsschritte im Server-Logbuch) zu berücksichtigen.
Tätigkeit
Installation vorbereiten
Installation des Servicepacks oder Patches
durchführen
Nachbereitung
Aufwand pro Vorgang Durchführung
15 min Techniker
15 min Techniker
10 min Techniker
Bei einer fünf-jährigen Nutzungszeit sind ausgehend von einer monatlichen
Wartung maximal 60 geplante Installationen vorzunehmen. Sollte ein Patch
einmal so schnell eingespielt werden müssen, dass ein Warten bis zur nächsten
geplanten Downtime bzw. zum Ende des Arbeitstages nicht möglich sein sollte,
so wird einer außerplanmäßige Installation notwendig. Es wird unterstellt, dass
eine solche zusätzliche Installation eines Patches oder Servicepacks, nur ca.
einmal im Jahr erforderlich ist.
Tätigkeit
Patchinstallation
Aufwand pro Server Durchführung
2 600 min Techniker
Es werden daher insgesamt 65 Installationsvorgänge angenommen, wobei
zwischen geplanten und ungeplanten Eingriffen nicht unterschieden wird, da
eine Wartung des Management-Servers die Arbeit der Benutzer nicht
unmittelbar beeinflusst.
3.4.4.4.3 Weitere Paketierung von Software
Ist eine zu installierende Software noch nicht bekannt, so muss die Software
evaluiert und anschließend komplett neu skriptiert werden.
Der Evaluierungsprozess soll klären, ob und wie die Software zu skriptieren ist,
wie sie zu installieren ist und welche Ressourcen im Hinblick auf CPU,
Hauptspeicher und Festplattenplatz für den regulären Betrieb notwendig sind.
In der Regel ist dazu mindestens eine Recherche beim Hersteller und in den
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20.02.2008
52
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Whitepapern der Software einerseits und eine Testinstallation anderseits
erforderlich.
Eine solche Evaluierung ist einmalig für jede Version der Software und in
Ausnahmefällen bei signifikanten Veränderungen der Management-Software
notwendig. Die Aufwände eines solchen Evaluierungsprozesses sind auf Grund
von Erfahrungswerten bekannt bzw. aus den Erfahrungen des IT-Managements
des Fraunhofer UMSICHT heraus ableitbar.
Tätigkeit
Recherche
Skriptierung und Testinstallation
Dokumentation der Ergebnisse
Aufwand pro Vorgang
60 min
240 min
60 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Diese konkreten Werte sind aber sehr stark abhängig von den individuellen
Erfahrungswerten einzelner Mitarbeiter, die sich mit der Skriptierung und
Installation von Applikationen besonders gut auskennen. Es ist daher zu prüfen,
ob die Werte beliebig auf andere Institute oder Unternehmen übertragen
werden können. Liegt die entsprechende Erfahrung nicht vor, so kann der
Aufwand auch leicht um den Faktor zehn steigen. Die Fragebögen zur
Erhebung einer Datenbasis finden sich im Anhang dieses Dokuments.
Zusätzlich zu diesem Aufwand sind die Kosten für notwendige, dedizierte
Testhardware, auf der die Testinstallation durchgeführt werden kann, zu
berücksichtigen. Wie hoch die Kosten für diese Hardware und Lizenzen der
Testumgebung aber sind, bzw. wie diese auf die einzelne Evaluierung und
damit einem einzelnen Arbeitsplatz zugerechnet werden können, ist derzeit
unklar.
Weiterhin ist derzeit unklar, wie die Kosten für den Evaluierungsprozess zu
beurteilen sind und wie diese auf einzelne PC, Abteilungen oder Institute
umgelegt werden können. Weder die Anwendung des Verursacherprinzips,
noch eine allgemeine Umlage ist im Sinne dieses Kostenmodells sachgemäß
oder führt zu sinnvollen Ergebnissen. Im Wesentlichen würden die Kosten pro
Arbeitsplatz davon abhängig sein, wie viel Software entsprechend evaluiert
werden müsste und dann, an wie vielen Arbeitsplätzen diese genutzt wird. Dies
ist evtl. schon auf Institutsebene schwierig zu kalkulieren, da sich die Anzahl
der Nutzer ja auch nachträglich verändern kann. Da die Ergebnisse einer
Evaluierung aber auf Grund ihrer Allgemeingültigkeit sinnvollerweise zentral
gesammelt und aufbereitet würden, und damit allen Instituten zur Verfügung
stünden, käme es in der Folge dann dazu, dass die ursprünglichen kalkulierten
Kosten theoretisch deshalb nachträglich sinken, weil andere Institute diese auch
benutzten. Eine Zuordnung der Kosten zum Erstanwender dieser Software wird
dem Ziel einer gerechten Kostenverteilung ebenfalls nicht gerecht, denn
solange keine interne Leistungsverrechnung und zwar zwischen der
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53
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Fachabteilung und der IT-Abteilung einerseits und zwischen Abteilungen
verschiedener Institute andererseits stattfindet, können IT-Abteilungen, die die
Evaluierung durchführen, eigentlich nur auf den Kosten sitzen bleiben.
Umgekehrt fährt besser, wer mit der Evaluierung wartet – vielleicht macht es ja
ein anderer. Diese Einstellung konsequent weitergedacht führt dazu, dass von
der Nutzung von evaluierungsbedürftiger Software abgesehen wird und damit
insgesamt von einer konsequenten Verwendung von Software-Verteilung
abgesehen wird. Dieser Entwicklung gilt es entgegenzuwirken. Daher ist es
anzuraten, eine zentrale, innerhalb der Institute und zwischen den Instituten
praktikable Lösung hierfür zu finden, wie es bei der Schaffung des
Dienstleistungszentrums zum Thema CCM der Fall war.
Dieser Aufwand für Evaluierung, Skriptierung und Testinstallation einer
Software fällt nun aber nur einmalig Um aber die anteiligen Kosten pro
Arbeitsplatz für eine Softwareinstallation zu ermitteln, muss auch geklärt
werden, wie viele unterschiedliche Softwarepakete jeweils insgesamt zu
installieren sind.
Es ist eben nicht davon auszugehen, dass 150 Arbeitsplätze, die jeweils zwei
Softwarepakete außerhalb des Standardwarenkorbes benutzen, gleich 300
unterschiedliche Softwareinstallationen nach sich ziehen. Die Frage, wie viele
jeweils bereits fertig skriptierte Programme einfach nur durch das Zuweisen
eines Installationspaketes zu einer Gruppe zur Verfügung gestellt werden
können bzw. wie viele unterschiedliche Installationen dann noch erforderlich
sind, ist auch deshalb nicht leicht zu beantworten, weil die Breite des genutzten
Softwarespektrums eines Institutes nicht bekannt ist.
Rechenmodell
Gemäß den Annahmen für dieses Kostenmodell, wird der Einsatz der
Softwareverteilung unter der Maßgabe kalkuliert, dass nur ein
Standardarbeitsplatz benötigt wird. Demzufolge wird die zusätzliche
Evaluierung, Skriptierung und Installation von Softwarepaketen auf dem Server
in diesem Kostenmodell nicht weiter berücksichtigt und auch nicht auf die
Clients umgelegt. Stattdessen wird vereinfachend davon ausgegangen, dass
alle benötigte Software seit der Erstinstallation auf dem Server bereits installiert
ist und nur noch verteilt werden muss.
3.4.4.4.4 Energiekosten
Der Betrieb eines Servers erfordert wesentlich mehr Strom, als der Betrieb eines
Arbeitsplatz PC. Der Grund hierfür ist neben der permanenten Verfügbarkeit
(24x7 an 365 Tagen) auch die Verwendung von Komponenten mit hohem
Strombedarf, wie zwei CPUs, viel RAM und schnell rotierenden Festplatten.
Hinzu kommt der Stromverbrauch für die Kühlung.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell
Es wird unterstellt, dass der Betrieb des Servers eine Leistung von 215 Watt und
ebensoviel Leistung für die Kühlung über die Klimaanlage erfordert. Bei einer
permanenten Verfügbarkeit von 43 800 Stunden innerhalb der 5-jährigen
Nutzungszeit und bei 0,15 € pro kWh ergibt sich ein finanzieller Aufwand von
2 825,10 €.
Bezeichnung
Energiekosten
Kosten pro Server
2 825,10 € -
3.4.4.5 Zusammenfassung Betriebskosten
Bezeichnung
Serverwartung
Patchinstallation
Energiekosten
Summe
Dauer
7 800 min
2 600 min
Kosten
4 241,97 €
1 413,99 €
2 825,10 €
8 481,06 €
10 400 min
Aus der Betriebsphase entstehen Gesamtkosten von 8 481,06 €.
3.4.4.6 Außerbetriebnahme
Nach einer Nutzungszeit von fünf Jahren wird der Server außer Betrieb
genommen. Eine weitere Verwendung danach ist denkbar, wird hier aber nicht
berücksichtigt.
Die Außerbetriebnahme zieht zunächst einmal das Löschen der Festplatten
gemäß der Bestimmungen des IT-Sicherheitshandbuches, die Aktualisierung der
Inventarlisten und Lizenzunterlagen sowie die Demontage aus dem 19“ Rack
und die Einlagerung bis zur endgültigen Verschrottung nach sich.
Zur Außerbetriebnahme gehört auch die Bearbeitung der offiziellen Aussonderungsmeldung, die sowohl eine Bearbeitung durch das IT-Management
als auch durch das kaufm. Personal erfordert.
Rechenmodell
Die Formatierung der sechs ebenfalls auszusondernden Festplatten dauert zwar
mehrere Stunden, da dieser Vorgang aber größtenteils unbeaufsichtigt erfolgen
kann, wird ein Aufwand von 30 Minuten im Kostenmodell berücksichtigt.
Der zu entsorgende Server muss eingelagert werden. Hier für wird ein
Zeitaufwand von zehn Minuten kalkuliert.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Inventarliste aktualisieren
Festplatte formatieren
Aussonderungsmeldung
Aussonderungsmeldung
Demontage aus 19“ Rack
Lagerung
Bezeichnung
Außerbetriebnahme
Außerbetriebnahme
Aufwand pro Vorgang
10 min
30 min
10 min
10 min
60 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Techniker
Techniker
Aufwand pro PC Durchführung
120 min Techniker
10 min kaufm. Personal
Hinzu kommen Entsorgungskosten für den Elektronikschrott, der derzeit nach
Gewicht bezahlt wird. Für dieses Kostenmodell wird eine Pauschale von 90 €
angenommen.
Bezeichnung
Entsorgungspauschale
Kosten pro PC
90 € -
3.4.4.7 Zusammenfassung der serverseitigen Kosten
Bezeichnung
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
Summe
Dauer
9 830 min
10 400 min
130 min
20 360 min
Kosten
8 319,50 €
8 481,06 €
154,84 €
16 955,40 €
Insgesamt ergeben sich somit für den Lebenszyklus des SoftwareVerteilungssystems Gesamtkosten von 16 955,40 €.
Bezeichnung
Techniker
Vorgesetzter
kaufm. Personal
Gerätekosten
Energiekosten
Entsorgungspauschale
Summe
Dauer
20 315 min
10 min
35 min
20 360 min
Kosten
11 042,71 €
5,02 €
17,57 €
2 975,00 €
2 825,10 €
90,00 €
16 955,40 €
Ein Großteil dieser Kosten entfällt auf Zeitaufwände in der Mitarbeitergruppe
der Techniker, die den Aufbau der erforderlichen Infrastruktur übernimmt. Es
fällt auf, dass die Gruppe der Anwender hier nicht direkt involviert ist, da die
Arbeitsplätze nur mittelbar von den Serverkosten betroffen sind bzw. die
direkten Kosten in Form von Arbeitsausfall z. B. durch Neustart bereits in der
Kostenaufstellung der Clients selbst berücksichtigt wurden.
Um zu einer Gesamtsicht der Kosten pro Arbeitsplatz zu gelangen, werden nun
im Folgenden die serverseitigen Kosten auf die Anzahl der Clients umgelegt.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
3.4.5 Kumulierte Kostenauswertung
Die Kosten für den Management-Server sind nun auf die Anzahl der Clients zu
verteilen, so dass unter der Annahme, dass 175 Arbeitsplätze zu unterstützten
sind, die folgenden Gesamtkosten für einen Arbeitsplatz entstehen.
Bezeichnung
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
Gerätekosten
Aufrüstung/ Ersatzbeschaffung
Energiekosten
Entsorgungspauschale
Summe
Dauer
552 min
943 min
40 min
80 min
1 615 min
Kosten
294,78 €
662,40 €
38,52 €
40,26 €
827,00 €
150,00 €
309,99 €
25,51 €
2 348,46 €
Der zeitliche Anteil der Betriebsphase beträgt 68 %,...
Zeitaufwand nach Nutzungsphase
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
68%
4%
28%
…während aber mehr als die Hälfte der Kosten in der Betriebsphase anfällt.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten pro Nutzungsphase
44%
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
2%
54%
Nach Mitarbeitergruppen gestaffelt erweist sich, dass durch die Entlastung der
Techniker von manuellen Eingriffen die zeitliche Belastung der Anwender mit
59 % signifikant hoch ausfällt.
Zeitaufwand pro Mitarbeitergruppe
59%
34%
5%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
2%
Aufgrund der unterschiedlichen Personalkostensätze für die verschiedenen
Mitarbeitergruppen liegt der kostenmäßige Anteil für die Anwender sogar bei
64 %.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten pro Mitarbeitergruppe
64%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
28%
4%
4%
Dies ergibt sich vor allem aus Wartezeiten wie auch aus den weiter oben
erläuterten Versuchen der Selbsthilfe. Umso attraktiver aus dem Gedanken der
Kostenersparnis heraus wird es, den Anwender weiter von PC-typischem
Supportaufwand zu entlasten. Ob und wie dies durch den Einsatz von Terminal
Servern und Thin Clients möglich wird, ist Gegenstand des nächsten Kapitels.
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59
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4
Kostenmodell Thin Client
4.1
Vorüberlegungen
Dieses Kapitel verfolgt das Ziel, Antworten auf die Frage zu geben, ob und
unter welchen Rahmenbedingungen der Einsatz von Server Based Computing,
wie von vielen Herstellern mit Verweis auf die TCO behauptet, ein Weg sein
kann, gegenüber herkömmlichen Arbeitsplatz PC Einsparpotenziale zu
realisieren. Dabei steht allerdings nicht die Bestimmung der eigenen TCO im
Fokus, sondern vielmehr die Ermittlung der Kosten, die erwartungsgemäß im
ursächlichen Zusammenhang mit der verwendeten Client-Technologie stehen
und die sich bei der Verwendung der einen oder anderen Technologie ändern
würden. Zu diesem Zweck wird in diesem Kapitel eigenes Kostenmodell für
Server Based Computing entwickelt. Das Kostenmodell wird dabei unter der
Annahme eines idealtypischen Institutes so allgemein gültig formuliert, dass es
flexibel an die jeweiligen konkreten Gegebenheiten anpassbar ist.
Im Zusammenhang mit Server Based Computing stellt sich immer auch die
Frage, ob Thin Client Technologie eingesetzt werden kann, oder ob die
vorhandenen Arbeitsplatz PC weiter benutzt und lediglich mit einer entsprechenden Software, z. B. dem ICA® Protokoll ausgerüstet werden sollen. Im
Gegensatz zum Einsatz von normalen Arbeitsplatz PC müssen die entstehenden
Kosten beim Server Based Computing daher differenzierter nach serverseitigen
und clientseitigen Kosten unterschieden werden.
Das in diesem Kapitel beschriebene Kostenmodell fokussiert lediglich die dem
Server Based Computing spezifisch zuordenbaren Kosten für den Betrieb von
Arbeitsplätzen lokal beim Benutzer sowie die dazugehörigen Backendsysteme.
D. h. dass Kosten für Infrastruktur, wie LAN, Firewall, Email oder Verkabelung
genauso unberücksichtigt bleiben wie Peripheriegeräte usw.
Weiterhin beschränkt sich das Kostenmodell auf den Einsatz von Anwendungssoftware auf Windows® Basis. D.h., dass auf der Serverseite ausschließlich
Microsoft® Terminal Server, ggf. zusammen mit weiteren Citrix® Produkten
eingesetzt werden. X11-basierte Systeme oder andere Terminalprotokolle
werden nicht berücksichtigt.
Die Annahmen und die betrachteten Einzelaufwände entsprechen sinngemäß
den Annahmen und Betrachtungsgegenständen des Kapitels zu den
spezifischen Kosten eines PC-Arbeitsplatzes. Damit wird eine weitestgehende
Vergleichbarkeit der jeweiligen Einzelaufwände erreicht.
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60
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.2
Nutzungsszenarien
Insgesamt gibt es drei verschiedene Szenarien, in denen Server Based
Computing zum Einsatz kommt.
Das erste Szenario geht davon aus, dass jede einzusetzende Software auf den
Terminalservern zu installieren ist und alle Benutzer nur Thin Clients benutzen.
Dies ist dann besonders sinnvoll, wenn eine vergleichsweise große Gruppe von
Mitarbeitern einen standardisierten, einheitlichen, mit wenigen
Softwareprodukten, z. B. nur Office, ausgestatteten Arbeitsplatz benötigen.
Ein zweites Szenario sieht ebenfalls vor, dass auf den Terminalservern nur ein
definierter Standardarbeitsplatz zur Verfügung gestellt wird. Jeder Benutzer,
der darüber hinaus Software nutzen will, verfügt über einen PC, auf dem diese
Software lokal installiert wird. Die Programme, die über den Terminalserver als
Standardarbeitsplatz bereitgestellt werden, werden mittels Citrix® Client
genutzt. In diesem Fall ist die Anzahl der notwendigen Softwareinstallationen
auf dem Terminalserver verhältnismäßig gering und somit sind natürlich auch
die Kosten hierfür besonders niedrig. Ein Nachteil ist aber ganz klar, dass die
Anzahl der Arbeitsplätze, die auf einen PC verzichten und stattdessen einen
Thin Client einsetzen können, definitiv kleiner als bei den anderen Szenarien ist.
Ein drittes Szenario sieht vor, dass jeder Benutzer einen Arbeitsplatz PC
benutzt. Häufig genutzte Programme werden lokal installiert. Selten genutzte,
aber teure Programme, z. B. eine Gefahrstoffdatenbank, spezielle Ausschreibungssoftware oder Wissensdatenbanken werden auf dem
Terminalserver zur Verfügung gestellt. Dieser Ansatz bringt zwar Vorteile bei
der Bereitstellung von Anwendungen an dezentralen Standorten, verspricht
aber zunächst keine Einsparungen gegenüber dem herkömmlichen Betrieb
ohne diese speziellen Softwarepakete.
In der betrieblichen Realität wird sich selten eines der drei Szenarien in
Reinkultur finden. Gerade Szenario 1 ist idealtypisch, aber nur unter
bestimmten Bedingungen für alle Mitarbeiter realisierbar.
Demnach wird in diesem Kostenmodell mit einer Variation von Szenario 1
gearbeitet. Dies erfolgt unter der zusätzlichen Annahme, dass sämtliche von
den Benutzern benötigte Software, auf dem Terminalserver installiert und
lizenziert ist. Es werden für Clients somit lediglich Handlingkosten bei der
Beschaffung, aber keine Installationskosten für diese Client-Software
berücksichtigt. Die Kosten, die für die Installation und Lizenzierung des Servers
an sich anfallen, werden dagegen als Bestandteil der Serverkosten anteilig auf
die Client umgelegt.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3
Individuelles Kostenmodell
4.3.1 Annahmen
Um auf Basis gemessener oder geschätzter Zeiten zu einer Kostenaussage zu
kommen, werden die entsprechenden Zeiten den nachfolgend angeführten
Personengruppen zugeordnet und für jede Personengruppe werden bestimmte
Personalkosten pro Jahr angenommen.
Personengruppe
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
Personalkosten/Jahr
65.000 €
84.000 €
115.000 €
60.000 €
Es wird weiterhin unterstellt, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Monat
bei 166 Stunden liegt.
4.3.2 Gegenstand der Betrachtung
Es werden die folgenden Aufwände betrachtet:
auf der Clientseite
Beschaffungskosten:
• Konfiguration
• Bestellabwicklung
• Erstinstallation
• Bereitstellung beim Anwender
• Softwarelizenzen
• Anschaffungspreis der Hardware
Betriebskosten:
• Support
• Patchmanagement
• Softwareinstallation
• Hardwareinstallation
• Umzugskosten
• Neuinstallationen
• Selbsthilfe durch den Endanwender
• Energiekosten
Außerbetriebnahme
• Softwaredeinstallation
• Demontage und Verschrottung
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62
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
auf der Serverseite
Beschaffungskosten
• Konfiguration
• Bestellabwicklung
• Erstinstallation
• Softwarelizenzen
• Anschaffungspreis der Hardware
Betriebskosten
• Support
• Patchmanagement
• Softwareinstallation
• Wartung, Backup
• Energiekosten
Außerbetriebnahme
• Softwaredeinstallation
• Demontage und Verschrottung
4.3.3 Annahmen des Kostenmodells
Dem erstellten Kostenmodell liegen folgende Annahmen zugrunde:
•
•
•
•
•
•
•
Kosten für Infrastruktur wie LAN-Verkabelung, Switches, Router und
zentrale Netzwerkdienste werden nicht berücksichtigt.
Gemeinkosten wie Miete, Versicherungen, Sicherheitsdienst usw. werden
nicht berücksichtigt.
Berücksichtigt werden die folgenden Ereignisse im Lebenszyklus des Clients:
o Erstbeschaffung
o zusätzliche Softwarebeschaffungen, davon 2 außerhalb des
Standardwarenkorbes
o aktives Patchmanagement
o ordnungsgemäße Außerbetriebnahme
Ein Thin Client wird fünf Jahre verwendet.
Alle Werte sind Durchschnittswerte.
Die Kosten für die Beschaffung von Peripheriegeräten wie Druckern oder
Monitoren werden nicht betrachtet, da diese keinen nennenswerten
Einfluss auf die Kosten bei Umstellung auf Thin Clients und Server Based
Computing haben werden.
Es werden Windows Server™ 2003 R2 Enterprise Edition sowie der Citrix
Presentation Server™ 4.0 ebenfalls in der Enterprise Edition eingesetzt.
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20.02.2008
63
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3.4 Einsatz von Thin Clients
Beim Einsatz von Thin Clients werden Geräte am Arbeitsplatz des Anwenders
genutzt, die entweder über keine oder nur eine vergleichsweise geringe eigene
Verarbeitungskapazität verfügen. Ressourcen wie CPU Rechenleistung oder
Hauptspeicher sind sehr beschränkt und die Geräte verfügen lediglich über ein
Betriebssystem mit beschränkten Möglichkeiten. In der einfachsten Form sind
Thin Clients lediglich in der Lage, Bildinformationen, die auf dem Server erzeugt
werden, zu empfangen, darzustellen und Tastatureingaben und
Mausbewegungen zum Server zu schicken. In höheren Ausbaustufen verfügen
Thin Clients auch über erweiterte Fähigkeiten, wie z. B. einen eingebauten
eigenen Webbrowser, Java™ Unterstützung usw. Damit nähern sich die Thin
Clients allerdings erheblich den Fat Clients, also den Arbeitsplatz PC mit lokaler
Verarbeitungskapazität, an. Dies gilt auch in Hinblick auf notwendige
Supportaufwände für Servicepacks, Updates und Patches.
Die in diesem Kostenmodell betrachteten Thin Clients gehören zur ersten
Gruppe ohne lokale Verarbeitungskapazitäten. Zuzüglich zu diversen
Kommunikationsprotokollen, Terminalemulationen sowie
Remotemanagementfunktionalität, wird davon ausgegangen, dass die Thin
Clients lediglich die beiden Anwendungsprotokolle ICA® von Citrix und RDP
von Microsoft unterstützen. Etwaige weitere Fähigkeiten werden
unberücksichtigt gelassen.
Geringere Ausfallwahrscheinlichkeit
Thin Clients verfügen in der Regel nicht über bewegliche Teile wie lokale
Laufwerke und Lüfter, insbesondere Festplatten. Damit sinkt einerseits die
Gefahr eines Ausfalls, frei nach dem Motto »Was nicht eingebaut ist, kann
auch nicht kaputtgehen«, andererseits sind die Folgen eines Ausfalls wesentlich
geringer als bei einem PC. Denn, wo keine lokalen Laufwerke sind, kann auch
nichts lokal installiert werden. Alle Programme werden vom Server aus zur
Verfügung gestellt, und wenn ein Thin Client ausfällt, kann er durch einen
anderen ersetzt werden. Es gibt damit auch nicht mehr den »Persönlichen
Computer« sondern, einen beliebigen Computer – beliebig austauschbar und
wartungsarm.
Sinnvoll ist der Einsatz von Thin Clients immer an standardisierten Arbeitsplätzen mit einer überschaubaren Anzahl an benötigten Softwareprodukten.
Kann die benötigte Software über den Terminalserver zur Verfügung gestellt
werden und wird keine andere Software benötigt, so ist der Einsatz von Thin
Clients anzustreben.
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64
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3.5 Einsatz von Arbeitsplatz PC
Der Einsatz von klassischen Arbeitsplatz PC in Zusammenhang mit Server Based
Computing kann verschiedene Ursachen und Auswirkungen auf die zu
erwartenden Kosten haben.
4.3.5.1 Aktiver PC
Der Terminus »aktiver PC« verdeutlicht in diesem Zusammenhang, dass der PC
auch als solcher genutzt wird. D. h. insbesondere, dass der PC noch über ein
Betriebssystem und eine Oberfläche verfügt, über die der Benutzer auch
individuelle Programme ausführen kann. Abzugrenzen ist der aktive PC vom
passiven PC.
Ein mögliches Einsatzszenario beim Server Based Computing geht davon aus,
dass ein herkömmlicher, aktiver Arbeitsplatz PC notwendig ist, um Spezialsoftware nutzen zu können. Dabei handelt es sich um solche Software, die auf
Grund hoher Ressourcenanforderungen, z. B. CAD-Systeme, oder auf Grund
mangelnder Kompatibilität nicht auf einem Terminal Server betrieben werden
kann. Der Anwender nutzt diese Software lokal und die sonstige
Standardsoftware, z. B. Office, wird über einen Terminalserver zur Verfügung
gestellt.
Ein anderes Einsatzszenario für Server Based Computing sieht vor, dass
spezielle, selten genutzte Software, z. B. eine Literaturdatenbank, zentral auf
einem Terminalserver installiert wird. Anwender benutzen diese Literaturdatenbank per Terminalsoftware von ihren Arbeitsplatz PC aus. Dieses
Szenario bietet sich immer dann an, wenn teure Software von verschiedensten
Personen an unterschiedlichen Standorten selten genutzt wird. Auf diese Art
und Weise lassen sich der Installationsaufwand und u. U. auch Lizenzkosten
sparen.
Selbstverständlich ist auch eine Mischform aller Nutzungsarten möglich. So
können sowohl Standardanwendungen als auch seltene Spezialsoftware von
verschiedenen Terminalservern gleichzeitig von einem Anwender benutzt
werden, der gerade vor seiner CAD-Workstation sitzt.
Ein Vorteil des Einsatzes von Arbeitsplatz PC im Zusammenspiel mit Server
Based Computing besteht darin, dass die Flexibilität ggf. größer ist. Weiterhin
können so eigentlich ausgediente PC einer Zweitverwendung zugeführt werden
und es entfällt die Investition für den Thin Client. Den genannten Vorteilen
stehen auch Nachteile gegenüber. So können viele Vorteile der Thin Client
Technologie nicht genutzt werden. Die PC brauchen weiterhin ein Betriebssystem, sie müssen installiert, mit Service Packs versehen und ggf. für
leistungsfähigere Software aufgerüstet werden. Im Falle eines Defektes stellt
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65
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
sich Unter Umständen nicht nur die Frage der Neuinstallation, sondern auch
des Datenverlustes.
4.3.5.2 Passiver PC
Ein »passiver PC« ist in diesem Kontext ein umgerüsteter PC, beim dem alle
lokalen Laufwerke entfernt wurden und dessen CPU, Arbeitsspeicher und
Grafikkarte von einer stattdessen installierten Hardware und/oder Software
dazu benutzt werden, sich exakt so zu verhalten wie ein Thin Client. Es gibt
hierfür zum Beispiel entsprechende Produkte von Thin Client Herstellern, so
genannte Thin Client Karten, die als Steckkarte in den PC eingebaut werden
und anstelle der Festplatte die notwendige Software von einer CF-Karte laden.
Solchermaßen umgerüstete PC verfügen weder über ein eigenes Betriebssystem
noch über eine vom Benutzer konfigurierbare Oberfläche oder die Möglichkeit
eigene Programme ausführen zu können.
Die Anschaffungskosten liegen unterhalb der Kosten für einen richtigen Thin
Client, aber natürlich deutlich höher als bei einer reinen Softwarelösung, wie
beispielsweise dem ICA® Client.
4.3.6 Clientseitige Kosten
4.3.6.1 Beschaffungskosten
4.3.6.1.1 Konfiguration
Hardware
In der Regel werden für die Beschaffung von Thin Clients ein bis zwei Standardmodelle mit exakter Spezifikation als Warenkorb definiert. Die Spezifikationen
werden dabei nicht anhand der Anforderungen einzelner Arbeitsplätze
individuell zusammengestellt, sondern aus Gründen einer einheitlichen
Administration, Beschaffungs- und Garantieabwicklung zentral festgelegt.
Im Falle einer konkreten Beschaffung wird ein Gerät aus diesem Warenkorb
ausgesucht und bestellt. Ein klassischer Konfigurationsvorgang, bei dem ein zu
den bestehenden Anforderungen individuell passendes Angebot am Markt
eingeholt und bewertet werden muss, ist nicht notwendig.
Software
Bei der Konfiguration von Software muss lediglich geprüft werden, ob die
zusätzliche Last durch die vorhandenen Server abgedeckt werden kann. Ist dies
nicht der Fall, ist die Beschaffung weiterer Server notwendig.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell
Der Aufwand für die Hardwarekonfiguration beträgt zehn Minuten und ist
genau nur einmal zu leisten. Der Aufwand für die Softwarebeschaffung wird
mit je fünf Minuten angenommen.
Tätigkeit
Hardware
Software
Aufwand pro Vorgang Durchführung
10 min Techniker
5 min Techniker
Insgesamt werden sechs Softwarebeschaffungen durchgeführt.
Bezeichnung
Konfiguration
Aufwand pro Thin Client Durchführung
40 min Techniker
4.3.6.1.2 Bestellabwicklung
Die Durchführung der Bestellung erfordert vorab die offizielle Genehmigung
seitens eines Vorgesetzten oder Kostenstellenverantwortlichen. Der
Genehmigung folgt die Einholung eines vereinfachten Angebotes und die
Übergabe der Unterlagen an die kaufm. Abteilung. Diese erteilt dem Händler
einen entsprechenden Auftrag. Insgesamt sind an diesem Vorgang in der Regel
mindestens drei Personen, bei der Weitergabe der Angebotsunterlagen an die
Zentrale in München auch vier Personen beteiligt.
Rechenmodell
Insgesamt wird unterstellt, dass jede Tätigkeit 10-15 Minuten in Anspruch
nimmt. Der Aufwand ist unabhängig davon, ob es sich um einen Thin Client,
eine Thin Client Karte zur Umrüstung eines PC oder Software handelt.
Bei der Weiterverwendung eines alten PC als Terminalserver Client entfällt die
Bestellabwicklung.
Tätigkeit
Genehmigung
Angebotseinholung
Auftragsbearbeitung
Aufwand pro Vorgang
10 min
15 min
15 min
Durchführung
Vorgesetzter
Techniker
kaufm. Personal
Basierend auf der Annahme, dass zusätzlich zur Erstbeschaffung (Hardware)
insgesamt zwei weitere Beschaffungsvorgänge (nur Software) außerhalb des
Standardwarenkorbes erforderlich sind, ergibt sich folgende Aufstellung:
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
67
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Bezeichnung
Bestellabwicklung
Bestellabwicklung
Bestellabwicklung
Aufwand pro Thin Client
30 min
45 min
45 min
Durchführung
Vorgesetzter
Techniker
kaufm. Personal
4.3.6.1.3 Erstinstallation
Typische Aufgaben, die der Erstinstallation zugerechnet werden können, sind
die Entgegennahme der Lieferung, die Überprüfung des Lieferscheins sowie die
Ergänzung der Vorgangsunterlagen. Anschließend ist die Grundkonfiguration
des Thin Clients nach einer Funktionsüberprüfung an die Institutsvorgaben
anzupassen. Dazu zählen u. a. die Ermittlung der MAC-Adresse, die Festlegung
der IP-Konfiguration sowie die Anmeldung des Gerätes bei einem
Remotemanager.
Abschließend sind Inventarlisten mit Seriennummern, Gerätebezeichnungen
und Ausstattungsmerkmalen sowie vergebene Lizenzen in entsprechenden
Listen oder Datenbanken zu pflegen. Dieser Pflegeaufwand ist aufgrund der
unterschiedlichen Datenhaltung sowohl in vergleichbarer Weise im zentralen
ERP-System, als auch beim IT-Management erforderlich.
Rechenmodell
Es wird unterstellt, dass die Entgegennahme der Lieferung ebenso einen
Aufwand von 15 Minuten erfordert wie die Pflege der Inventarlisten und
Lizenzen.
Praxiswerte haben ergeben, dass der Aufwand für die einzelnen Tätigkeiten bei
zehn bis 15 Minuten liegt. Eine Unterscheidung zwischen Thin Client und Thin
Client Karte ist nicht notwendig.
Tätigkeit
Lieferung entgegennehmen
Grundkonfiguration
Inventar und Lizenzen pflegen
Inventar und Lizenzen pflegen
Bezeichnung
Erstinstallation
Erstinstallation
Aufwand pro Vorgang
15 min
15 min
15 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Aufwand pro Thin Client Durchführung
45 min Techniker
10 min kaufm. Personal
4.3.6.1.4 Bereitstellung beim Anwender
Der Thin Client muss am Arbeitsplatz des Endanwenders in Betrieb genommen
werden. Typische Aufgaben hierbei sind die Terminkoordination, der Transport
zum Arbeitsplatz, die Demontage des Altsystems sowie das Aufstellen und An-
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
68
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
schließen des Neusystems sowie die Übergabe an den Endanwender. Die
weiteren anfallenden Aufgaben variieren je nach dem, ob auch zuvor bereits
ein Thin Client genutzt wurde.
Ist das vorherige Gerät ebenfalls ein Thin Client gewesen, so können beide
Geräte in der Regel problemlos gegeneinander ausgetauscht werden, ohne
dass besondere Aufwände entstehen.
Ist das alte Gerät hingegen ein PC, so sichert der Anwender zuvor sämtliche
lokal gespeicherten Daten zentral auf einem Server. Denn trotz eines zentralen
Speichermanagements mit zentral gespeicherten Profilen und der Maßgabe,
Daten nicht auf lokalen Datenträgern zu speichern, zeigt die Praxis doch immer
wieder, dass Daten trotzdem lokal gespeichert werden, und sei es nur, um sie
im Rahmen eines »persönlichen Sicherungskonzeptes« allabendlich durch einen
manuellen Transfer auf den zentralen Fileserver zu sichern. Auch wenn
natürlich in Form von Gruppenrichtlinien oder Dritthersteller-Tools technische
Möglichkeiten existieren, diese Form der lokalen Datenhaltung zu verhindern,
zeigt doch die Praxis, dass sich dies organisatorisch oftmals nicht
flächendeckend durchsetzen lässt. Falls der alte Arbeitsplatz mit einem PC
ausgestattet war, wird sich der Anwender zunächst mit dem Gerät vertraut
machen müssen und ggf. eine kurze Einweisung durch den Techniker erhalten.
Rechenmodell für Thin Clients
Davon ausgehend, dass der Arbeitsplatz des Endanwenders sowie die Arbeitsplätze des IT-Managements sich am selben Standort befinden, wird zunächst
eine Wegezeit von fünf Minuten unterstellt. Weiterhin ist der Anwender
während der Aufstellung des Neugerätes anwesend. Der Abbau des Altsystems
sowie das Anschließen des Neusystems erfordern einen Aufwand von weiteren
20 Minuten. Die Übergabe selbst dauert zehn Minuten, genauso wie der
Abtransport des Altsystems. Für das Vertrautmachen mit dem neuen Gerät und
ein erstes Zurechtfinden auf dem Terminalserver benötigt der Endanwender 20
Minuten.
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20.02.2008
69
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Szenario A geht davon aus, dass das Altgerät ein PC ist.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Arbeitsausfall während Sicherung
persönlicher Daten
Transport zum Arbeitsplatz
Abbau Altgerät
Arbeitsausfall wegen Abbau Altgerät
Aufbau Neugerät
Arbeitsausfall wegen Aufbau Neugerät
Übergabe
Übergabe
Abtransport Altsystem
Vertrautmachen mit Endgerät
Bezeichnung
Bereitstellung beim Anwender
Bereitstellung beim Anwender
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
20 min
5 min
10 min
10 min
10 min
10 min
10 min
10 min
5 min
20 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Dauer pro Thin Client Durchführung
45 min Techniker
75 min Anwender
Szenario B zeigt die Aufwände, wenn das abzulösende Gerät ebenfalls ein Thin
Client ist, und damit weder Aufwände für die Datensicherung, noch für das
Vertrautmachen mit dem Gerät anfallen.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Transport zum Arbeitsplatz
Abbau Altgerät
Arbeitsausfall wegen Abbau Altgerät
Aufbau Neugerät
Arbeitsausfall wegen Aufbau Neugerät
Übergabe
Übergabe
Abtransport Altsystem
Bezeichnung
Bereitstellung beim Anwender
Bereitstellung beim Anwender
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
5 min
10 min
10 min
10 min
10 min
5 min
5 min
5 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Dauer pro Thin Client Durchführung
40 min Techniker
30 min Anwender
Welches der beiden Szenarien nun häufiger zum Einsatz kommt, dürfte von
Institut zu Institut unterschiedlich sein und innerhalb eines Institutes auf lange
Sicht von Szenario A auf Szenario B wechseln.
In diesem Kostenmodell wird das Szenario A verwendet, da es derzeit bei einer
noch anstehenden Entscheidung für Server Based Computing in vielen
Instituten der gegenwärtigen Situation am ehesten entsprechen wird.
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20.02.2008
70
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell bei Thin Client Karten
Voraussetzung für den Einsatz von Thin Client Karten ist das Vorhandensein
eines alten PC, der entsprechend zum passiven PC umgerüstet werden kann.
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Arbeitsausfall durch Sicherung persönlicher
Daten
Wegezeit zum Arbeitsplatz
Umbau Altgerät
Arbeitsausfall wegen Umbau Altgerät
Übergabe
Übergabe
Wegezeit zurück
Vertrautmachen mit Endgerät
Bezeichnung
Bereitstellung beim Anwender
Bereitstellung beim Anwender
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
20 min
5 min
20 min
20 min
10 min
10 min
5 min
15 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Techniker
Anwender
Dauer pro Thin Client Durchführung
45 min Techniker
70 min Anwender
4.3.6.1.5 Softwarelizenzen
Es werden eine Microsoft Server Client Access License (CAL) und eine Microsoft
Terminal Server Client Access License (TS-CAL) benötigt. Beide Lizenzen können
wahlweise pro namentlich benanntem Geräte oder Benutzer beschafft werden.
Lediglich die Lizenzkosten für die Nutzung des Citrix Presentation Server™ und
das ICA® Protokoll werden auf einer concurrent-use Basis entrichtet.
Concurrent-use heißt, dass nur so viele Geräte bzw. Benutzer gleichzeitig den
Terminalserver nutzen können bzw. dürfen, wie Lizenzen zur Verfügung
stehen. Die Lizenz wird nur während der Benutzung belegt. Wird ein Gerät
eingeschaltet, belegt es eine Lizenz, wird es wieder ausgeschaltet, wird die
Lizenz wieder zurück in den Pool gelegt und steht für einen anderes Gerät zur
Verfügung. Unter der Annahme, dass jeder Benutzer genau ein Gerät benutzt
und alle Benutzer zeitgleich den Terminalserver nutzen müssen, müssen
entsprechend so viele Lizenzen wie Geräte beschafft werden. In diesem
Kostenmodell wird von dieser Annahme ausgegangen.
Denkbar sind jedoch auch andere Verfahrensweisen. Beispielsweise ist ein
bestimmter Teil der Mitarbeiter permanent auf Dienstreisen, im Urlaub oder
krank. Die Anzahl dieser Mitarbeiter beziehungsweise ihr Anteil an der
Gesamtzahl der Benutzer ist auf Grund statistischer Auswertungen bekannt
und vergleichsweise konstant. So wäre es auch, ohne die Lizenzbestimmungen
zu verletzten, denkbar, eine kleinere Anzahl von Lizenzen als Geräte zu
beschaffen.
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20.02.2008
71
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Weitere Lizenzkosten, insbesondere die für die Beschaffung der Anwendungssoftware, fallen zwar an, werden jedoch analog zum Kostenmodell PC in
diesem Kostenmodell nicht berücksichtigt (Annahme: Sie verändern sich in der
Regel nicht aufgrund der Client-Technologie).
Rechenmodell
Es wird konservativ davon ausgegangen, dass für alle Geräte eine Citrix Lizenz
benötigt wird. Damit entstehen pro Client die folgenden Lizenzkosten:
Bezeichnung
Microsoft Windows Server 2003 Device CAL
Microsoft Windows Server 2003 Terminal Server Device CAL
Citrix Presentation Server 4.5 Enterprise User Connection
Gesamt
Kosten pro Client
20,00 €
53,00 €
240,00 €
313,00 €
4.3.6.1.6 Anschaffungspreis Hardware
Thin Clients sind zu einem Listenpreis von ca. 300 € verfügbar. Sonstige
Hardwarekosten fallen in der Regel nicht an, da Thin Clients weder aufgerüstet
noch Ersatzteile bereitgestellt werden müssen.
Bezeichnung
Anschaffungspreis
Kosten pro Client
300 €
Wird stattdessen eine Thin Client Karte beschafft, liegt der Preis hierfür aktuell
bei ca. 120 €.
Bezeichnung
Anschaffungspreis
Kosten pro Thin Client Karte
120 €
4.3.6.1.7 Auswertung Beschaffungskosten Client
Die Beschaffungskosten sind u. a. von der Ausgangssituation abhängig.
Bestimmende Faktoren sind neben den konkreten Gerätepreisen auch die
Typen des zu ersetzenden Endgerätes (PC, Thin Client) und des neu zu
beschaffende n Endgerätes (Thin Client, Thin Client Karte).
Bezeichnung
Konfiguration
Bestellabwicklung
Erstinstallation
Bereitstellung beim Anwender
Softwarelizenzen
Hardware
Summe
Dauer
40 min
120 min
55 min
120 min
335 min
Kosten
21,75 €
75,93 €
29,49 €
77,18 €
313,00 €
300,00 €
817,36 €
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20.02.2008
72
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Die Tabelle zeigt den teuersten Fall: Ein Arbeitsplatz PC wird durch einen Thin
Client ersetzt. Dieser Fall wird bei der Einführung von Server Based Computing
der wahrscheinlichste Fall sein.
Sollten zu einem späteren Zeitpunkt ausgediente oder defekte Thin Clients
durch neue Thin Clients zu ersetzen sein, so sinken die Beschaffungskosten um
ca. 42 % auf 470 €. Der Grund hierfür sind die bereits vorhandenen Lizenzen
sowie die entfallende Notwendigkeit zur Archivierung lokaler Daten.
Kosten Thin-Client Beschaffung
Konfiguration
Bestellabwicklung
37%
Erstinstallation
3%
38%
9%
4%
9%
Bereitstellung beim
Anwender
Softwarelizenzen
Hardware
75 %der Beschaffungskosten entfallen auf Hardware und Softwarelizenzen.
Zeitaufwand Thin-Client Beschaffung nach Tätigkeit
Konfiguration
12%
36%
Bestellabwicklung
Erstinstallation
36%
16%
Bereitstellung beim
Anwender
Der Zeitaufwand für die Installation liegt gerade einmal bei 16%. Wesentlich
aufwendiger ist neben der Bestellabwicklung auch die Bereitstellung beim
Anwender. Dieser Zeitaufwand umfasst den Transport und die Inbetriebnahme
des neuen Gerätes vor Ort. Daher fallen in diesen Bereich auch die Ausfallzeiten
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20.02.2008
73
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
des Anwenders, der während dieser Zeit nicht arbeiten kann, persönliche Daten
zuvor vom PC auf den Server verschieben muss3 und der sich mit den neuen
Gerät erst vertraut machen muss.
Wie die folgende Tabelle zeigt, haben Mitarbeiter der Gruppe Techniker den
größten zeitlichen Aufwand bei der Beschaffung.
Mitarbeitergruppe
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
Summe
Dauer
175 min
75 min
30 min
55 min
335 min
Kosten
95,17 €
52,71 €
28,87 €
27,61 €
204,36 €
Zeitaufwand Thin-Client Beschaffung nach Mitarbeitergruppe
53%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
16%
9%
22%
Der prozentuale Anteil des Zeitwaufwands des IT-Managements bei der
Beschaffung beträgt 53%.
3
Trotz des Hinweises, Daten nicht lokal zu speichern, halten sich viele Anwender nicht daran, so dass bei einem Wechsel von einem
Arbeitsplatz PC auf einen Thin Client zusätzlicher Aufwand anfällt.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
74
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten Thin-Client Beschaffung nach Mitarbeitergruppe
46%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
14%
14%
26%
Aufgrund unterschiedlicher Personalkosten je Mitarbeitergruppe sinkt der
Kostenanteil bei der Mitarbeitergruppe der Techniker auf 46%.
4.3.6.2 Betriebskosten
4.3.6.2.1 Support
Aufwand für Support fällt regelmäßig dann an, wenn es um die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit des Arbeitsplatzes geht. Fällt ein Thin Client wegen eines Defekts aus, so wird dieser
normalerweise durch ein Neugerät ersetzt. Allerdings ist die Ausfallrate von
Thin Clients wesentlich geringer als die von normalen PC, da keine beweglichen
Teile verbaut sind.
Der durch Softwareprobleme verursachte Supportaufwand ist im Allgemeinen
erheblich. Dies wird durch eine Erhebung der Aufwände via Fragebogen belegt.
Ob dieser Supportaufwand allerdings dem Betrieb auf einer bestimmten
Plattform, beispielsweise PC oder Thin Client zuzuordnen ist, oder ob es sich
vielmehr um Bedienungsprobleme, Inkompatibilitäten oder Fehler der Software
selbst handelt, die unabhängig vom verwendeten Betriebssystem sind, kann auf
Grund der vorliegenden Erkenntnisse nicht bestimmt werden.
Im Rahmen des vorliegenden Modells spielen diese Kosten aber nur eine untergeordnete Rolle, da ein Einsatz von Server Based Computing sinnvollerweise
nur dann durchgeführt wird, wenn klar nachgewiesen ist, dass die Software
unter Terminalserver wie spezifiziert läuft. Wenn dies der Fall ist, bleiben die
anfallenden Kosten in Analogie zum Kostenmodell PC unverändert und damit
in diesem Kostenmodell ebenfalls unberücksichtigt.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
75
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Sollte dennoch ein Problem auftreten, so ergibt sich durch die zentrale
Administration ein weiterer Vorteil des Server Based Computing. Der Supportmitarbeiter muss sich nicht erst das Problem für Anwender und ihn selbst
mühsam schildern lassen, um dann in vielen Fällen doch zum PC des
Anwenders gehen zu müssen, um die Situation vor Ort zu beurteilen, sondern
er kann dies bequem mit Hilfe der administrativen Werkzeuge remote
erledigen, sich direkt auf die Session des Benutzers aufschalten und die
Aktionen des Benutzers ggf. entsprechend mitverfolgen.
Ein neu auftretendes Problem wird sein, dass die Zuordenbarkeit, ob es sich bei
einem aufgetretenen Supportfall um ein Problem des Clients oder ein Problem
des Servers handelt, anfänglich nicht immer eindeutig ist. Diese anfängliche
fehlende Zuordenbarkeit wird im Laufe der Zeit durch zunehmende Erfahrung
der Supporter kompensiert.
4.3.6.2.2 Installation von Servicepacks und Patches
Da bei Thin Clients Software nicht lokal installiert wird, ist ein clientseitiges
Einspielen von Servicepacks weder notwendig noch möglich. Die Installation
erfolgt daher auf dem Terminalserver.
Sollte es sich bei den Geräten, die Server Based Computing nutzen, dagegen
um einen aktiven PC handeln, so sind Aufwände analog zu denen notwendig,
die im Kostenmodell PC beschreiben sind. Die absolute Höhe dieser Aufwände
hängt dabei wiederum davon ab, welche Programme lokal installiert sind und
welche über den Terminalserver aufgerufen werden.
Rechenmodell
Bei der Berechnung der Installationskosten für Servicepacks und Patches pro
Client werden die Kosten pro Server anteilig auf die Clients umgelegt.
4.3.6.2.3 Softwareinstallation
Software wird beim Einsatz von Thin Clients ausschließlich auf dem
Terminalserver installiert. Eine lokale Installation ist weder notwendig noch
technisch möglich (s. o.).
Wenn das Programm bereits auf dem Terminalserver installiert ist (dies
entspricht der Annahme), wird ein Benutzer lediglich in eine zuvor bereits
definierte Gruppe aufgenommen, um ihm den Zugang zu dem Programm zu
ermöglichen. Darüber hinaus müssen entsprechende Lizenzunterlagen und
Inventarlisten geführt werden.
Fraunhofer UMSICHT
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76
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell
Bei der Aufnahme eines Benutzer in eine Gruppe fällt nur ein sehr geringer
Arbeitsaufwand an. Die Nachbereitung umfasst auch die Pflege der Lizenzen
sowie die Information des Benutzers über die erfolgte Einrichtung.
Tätigkeit
Programm freigeben
Nachbereitung
Dauer pro Vorgang Durchführung
5 min Techniker
5 min Techniker
Insgesamt werden 6 Softwarepakete benutzt.
Bezeichnung
Softwareinstallation
Aufwand pro Thin Client Durchführung
60 min Techniker
4.3.6.2.4 Hardwareinstallation
Hardwareinstallationen auf Thin Clients sind nicht nur nicht vorgesehen,
sondern in der Regel auch technisch nicht möglich. Bei Defekten werden Thin
Clients einfach durch neue Geräte ersetzt.
4.3.6.2.5 Umzug
Wenn ein Anwender, der einen Thin Client oder einen passiven PC benutzt,
den Arbeitsplatz wechselt und am neuen Arbeitsplatz wiederum ein Thin Client
zur Verfügung steht, muss keiner der beiden Thin Clients bewegt werden. Der
Benutzer nutzt einfach das am neuen Arbeitsplatz vorgefundene Gerät. Dabei
entstehen keinerlei Umzugskosten, die im Rahmen dieses Kostenmodells zu
berücksichtigen wären.
Anders verhält es sich, wenn am Zielarbeitsplatz kein Thin Client vorhanden ist.
Dann nimmt der Anwender seinen Thin Client in der Regel mit. Mögliche
Alternativen wie ein Ringtausch usw. bleiben unberücksichtigt. Nimmt der
Anwender seinen Thin Client mit, fallen Aufwände in gleicher Höhe an, wie sie
im Dokumente Kostenmodell PC genannt werden.
Rechenmodell
Es wird davon ausgegangen, dass bei jedem zweiten Umzug eines Anwenders
auch ein Thin Client mit umgezogen wird. Diese Annahme reflektiert die
Tatsache, dass in absehbarer Zukunft kaum ein Institut ausschließlich nur Thin
Clients einsetzen wird. Bei der Berechnung wird von einer Häufigkeit von einem
Umzug in fünf Jahren ausgegangen. Diese Annahme basiert auf den gleichen
Zahlen wie im Kostenmodell PC.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Terminkoordination
Terminkoordination
Wegezeit zum Arbeitsplatz
Durchführung Umzug
Arbeitsausfall während Umzug
Wegezeit zurück
Aktualisierung Inventar
Tätigkeit
Umzug
Umzug
Dauer pro Vorgang
5 min
5 min
5 min
60 min
60 min
5 min
5 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Anwender
Techniker
Techniker
Dauer pro Thin Client Durchführung
80 min Techniker
65 min Anwender
4.3.6.2.6 Neuinstallation
Eine Neuinstallation, wie bei einem PC auf Grund eines Hardwaredefektes,
einer fehlerhaften Softwareinstallation oder bei einem Betriebssystemwechsel,
ist bei Thin Clients nicht erforderlich.
4.3.6.2.7 Personal Administration und Selbsthilfe
Die persönliche Einrichtung des Desktops und der persönlichen Arbeitsumgebung unterliegt beim Server Based Computing strengeren Richtlinien als
beim Arbeitsplatz PC. Zunächst steht dem Anwender nicht zwingenderweise
überhaupt ein konfigurierbarer Desktop zur Verfügung. Ggf. werden auch nur
wenige Programme oder gar nur ein einziges Programm freigegeben. Dann
entfällt die Möglichkeit zur individuellen Konfiguration vollständig.
Selbst wenn ein Desktop zur Verfügung steht, sind in der Regel auf Grund
entsprechender Vorkonfiguration des Terminalservers die Möglichkeiten der
Anwender gegenüber verbindlichen Profilen auf lokalen PC noch weiter
eingeschränkt. So haben die Anwender keine Möglichkeit, andere als die
freigegebenen Programme aufzurufen. Auch die Möglichkeiten für bestimmte
Einstellungen wie beispielsweise Bildschirmschoner oder Desktophintergründe
sollten ebenfalls schon aus Gründen des sorgsamen Umgangs mit den
Serverressourcen durch die Administratoren deaktiviert werden. Auch besteht
keine Möglichkeit für einen Anwender, selbst Software zu installieren.
Ein nicht messbarer Effekt ist, welche Wechselwirkungen zwischen der lokalen
Einrichtung des PC und des Desktops sowie dem Supportaufwand bestehen. Es
kann aber grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass durch die mit den
genannten Beschränkungen zwangsweise einhergehende Vereinheitlichung
auch die Vielfalt der auftretenden Probleme begrenzt und gleichzeitig die
Erfahrung bei der Beseitigung der auftretenden Probleme gesteigert wird.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
78
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Beides führt im Endeffekt mittelfristig zu einer Reduzierung der Supportfälle
bzw. einer Beschleunigung der Lösung.
Rechenmodell
Aufgrund der reduzierten Möglichkeiten kann auch von einem erheblich
reduzierten Aufwand für die Einrichtung und Selbsthilfe bei den Anwendern
ausgegangen werden. In diesem Kostenmodell wird von einem Aufwand von
zwei Minuten pro Monat ausgegangen, was aber ein durchschnittlicher Wert
sein soll. Viel wahrscheinlicher ist, dass jeder zehnte Anwender pro Monat 20
Minuten mit der individuellen Einrichtung und Selbsthilfe verbringt.
Tätigkeit
Selbsthilfe
Dauer pro Vorgang Durchführung
2 min Anwender
Tätigkeit
Selbsthilfe
Dauer pro Thin Client Durchführung
120 min Anwender
4.3.6.2.8 Energiekosten
Wie jedes elektronische Gerät verbraucht auch ein Thin Client während seines
Betriebs elektrischen Strom. Auf Grund der geringeren Anzahl der Bauteile
sowie reduzierter Leistungsfähigkeit bei CPU, RAM und Grafikeinheit ist dieser
Stromverbrauch wesentlich geringer als bei einem modernen Arbeitsplatz PC.
Dies wird in [UMSICHT 2008] detailliert untersucht.
Rechenmodell
Ein durchschnittlicher Thin Client, kein passiver PC bzw. umgerüsteter
Arbeitsplatz PC, verbraucht ca. 17 Watt (ohne Monitor) im Betrieb und ca 1
Watt im Standby (»Soft-Off«). Bei einer täglichen Betriebszeit von ca. 9
Stunden (kaum ein Thin Client wird während der Pausen ausgeschaltet)
ergeben sich im Mittel 7 Watt über 24 Stunden an Arbeitstagen. Bei einem
Strompreis von 0,15 €/kWh Kosten verursacht der Thin Client entsprechend
Energiekosten von 30,33 € während der fünf-jährigen Nutzungszeit.
Bezeichnung
Energiekosten 220 Arbeitstage
Energiekosten 145 freie Tage (Standby)
Gesamt
Kosten pro Thin Client
27,72 €
2,61 €
30,33 €
4.3.6.2.9 Auswertung der Betriebskosten Client
Die Betriebskosten eines Thin Clients fallen im Gegensatz zu den Betriebskosten
eines Arbeitsplatz PC gering aus. Support bei Hardwaredefekten,
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
79
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Softwareinstallationen, Hardwareerweiterung oder Neuinstallation – alle diese
Tätigkeiten entfallen.
Sollte anstelle eines Thin Clients ein Arbeitsplatz PC verwendet werden, egal ob
der Standardarbeitsplatz oder Spezialapplikationen über Terminalserver genutzt
wird, so bleiben die Kosten unverändert wie im Kostenmodell PC beschrieben.
Betriebskosten Thin-Client
14%
13%
37%
Softwareinstallation
Umzug
Selbsthilfe
Energiekosten
36%
Trotz eingeschränkter Möglichkeiten sind die Selbsthilfeversuche der Anwender
nach der »Hey-Joe« Supportmethode4 immer noch der größte Aufwandsposten. Absolut gesehen sinkt der Anteil der Selbsthilfekosten natürlich
erheblich – wahrscheinlich bei der überwiegenden Anzahl von Benutzern auf
null. Daher werden für diejenigen, die es dennoch versuchen, selbst Hardware
anzuschließen, Treiber oder Software zu installieren oder dem Gerät mit dem
Schraubenzieher zu Leibe zu rücken, ein durchschnittlicher Aufwand von zwei
Minuten pro Person und Monat veranschlagt – immerhin ca. 60% weniger als
beim PC.
Steht am neuen Arbeitsplatz des Anwenders schon ein Thin Client, so entfallen
Umzugskosten möglicherweise ganz.
Die Softwareinstallation umfasst die Tätigkeit des Administrators, ein auf dem
Terminalserver installiertes Programm für den Benutzer dadurch freizugeben,
dass er den Benutzer in eine entsprechende Berechtigungsgruppe aufnimmt.
4
Der Ausdruck »Hey Joe Support« wurde in den USA geprägt. Ein Anwender, der mit seinem PC ein Problem hat, bittet zunächst
seinen Kollegen »Joe« um Unterstützung.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
80
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Softwareinstallation
Umzug
Selbsthilfe
Energiekosten
Summe
Dauer
60 min
145 min
120 min
325 min
Kosten
32,63 €
89,19 €
84,34 €
30,33 €
236,49 €
Kosten nach Mitarbeitergruppe
63%
37%
Techniker
Anwender
Die knapp 2/3 der Kosten beim Betrieb entfallen auf den Anwender selbst.
4.3.6.3 Außerbetriebnahme
Am Ende des Nutzungszeitraumes wird ein Thin Client am Arbeitsplatz des
Anwenders abgebaut, außer Betrieb genommen und der Entsorgung
zugeführt. Auf Grund der in diesem Modell unterstellten Nutzungsdauer von
fünf Jahren wird eine Zweitverwendung ausgeschlossen.
Mit der Außerbetriebnahme sind verschiedene Tätigkeiten verbunden. Zunächst
müssen die Inventardaten zu diesem Gerät aktualisiert werden. Verwendete
Lizenzen müssen, sofern diese nicht bereits auf ein Neugerät übertragen
wurden, in den entsprechenden Listen gepflegt werden.
Zur Außerbetriebnahme gehört auch die offizielle Aussonderungsmeldung, die
eine Bearbeitung durch das IT-Management als auch durch das kaufm. Personal
erfordert.
Rechenmodell
Die zu entsorgenden Thin Clients müssen eingelagert werden. Hier für wird ein
Zeitaufwand von zehn Minuten pro Gerät kalkuliert.
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Inventarliste aktualisieren
Aussonderungsmeldung
Aussonderungsmeldung
Lagerung
Aufwand pro Vorgang
10 min
10 min
10 min
10 min
Bezeichnung
Außerbetriebnahme
Außerbetriebnahme
Durchführung
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Techniker
Aufwand pro PC Durchführung
30 min Techniker
10 min kaufm. Personal
Hinzu kommen Entsorgungskosten für den Elektronikschrott, der derzeit nach
Gewicht bezahlt wird. Für dieses Kostenmodell wird eine Pauschale von 10 €
pro Thin Client angenommen.
Bezeichnung
Entsorgungspauschale
Kosten pro Thin Client
10 € -
4.3.7 Auswertung Client
Nutzungsphase
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
Summe
Dauer
335 min
325 min
50 min
710 min
Kosten
817,36 €
236,49 €
31,34 €
1 085,18 €
Kosten Thin-Client pro Nutzungsphase
75%
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
3%
22%
75 % der Gesamtkosten werden in der Beschaffung aufgewendet. Dieser Wert
ist natürlich hauptsächlich durch die Hardwarekosten und Softwarelizenzen
bestimmt.
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20.02.2008
82
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten Thin-Client pro Mitarbeitergruppe
43%
42%
8%
Techniker
Anwender
Vorgesetzter
kaufm. Personal
7%
Die Kosten bei Anwendern und Technikern sind etwa gleichmässig verteilt.
4.3.8 Serverseitige Kosten
4.3.8.1 Beschaffung
4.3.8.1.1 Serversizing
Ganz allgemein beschäftigt sich das Serversizing mit der Frage, mit wie viel Verarbeitungskapazität, mit wie viel Hauptspeicher und mit welchen Prozessoren
zu beschaffende Server ausgestattet sein müssen, um eine bestimmte Last
erfolgreich zu bewältigen. Damit sind leider gleich zwei weitere Fragen
aufgeworfen worden. Erstens, was ist eine bestimmte Last überhaupt und wie
lässt sich diese ermitteln? Und zweitens, was heißt erfolgreich bewältigen?
Selbstverständlich gibt es beim Thema Serversizing nicht nur den Ansatz zu
fragen, wie groß eine zu beschaffende Hardware sein muss, um eine
vorgegebene Last zu bewältigen, sondern umgekehrt die Frage zu beantworten, welche Last von einer vorgegebenen, möglicherweise schon
beschafften Hardware verarbeitet werden kann.
Bei beiden Ansätzen gelten die im Folgenden geschilderten Überlegungen.
Die Benutzer des Terminalservers müssen flüssig arbeiten können. D.h. zu
allererst, dass eine unmittelbare Reaktion auf Mausbewegungen und Tastatureingaben erfolgt, genauso wie das verzögerungsfreie Scrollen in Dokumenten
oder die sofortige Darstellung beliebiger Bildschirmausschnitte möglich sein
muss. Dies ist besonders wichtig, da sich schlechtes Antwortzeitverhalten in
diesen Basisfunktionen absolut negativ auf die Benutzerakzeptanz für die
Terminalservertechnologie im Allgemeinen auswirkt.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Darüber hinaus sollte das Durchführen von Berechnungen, die Rechtschreibkontrolle oder die Aktualisierung eines Spreadsheets ein flüssiges Arbeiten
erlauben und darf damit im Grunde nicht hinter den Leistungen eines
dedizierten Arbeitsplatz PC zurückbleiben.
Macht der Benutzer hier für einen auch nur verhältnismäßig kurzen Zeitraum
schlechte Erfahrungen, so zeigen es Praxisbeispiele leider immer wieder, wird er
die Verwendung von Thin Client Technologie und Server Based Computing
ablehnen und Möglichkeiten suchen, mit einem lokalen Arbeitsplatz PC
arbeiten zu können. Ein Benutzer ist erstaunlicherweise hier kritischer
gegenüber dem Server Based Computing, als dem eigenen, ggf. genauso
überforderten Arbeitsplatz PC. Es gibt jedoch auch positive Beispiele von
Instituten, bei denen die Anwender aufgrund der überlegenen Performance des
Terminalservers dort freiwillig auf ihre PC verzichtet haben und lieber mit einem
Thin Client arbeiten.
Einflussfaktoren auf die Rechenlast
Die erzeugte Last ist abhängig vom Benutzer und der verwendeten Software.
Zum einem gibt es unterschiedliche Benutzertypen, die nicht nur aufgrund
unterschiedlicher Aufgaben auch unterschiedliche Software einsetzen, sondern
auch das individuelle Verhalten einzelner Benutzer ist jeweils verschieden. So
öffnet der eine Benutzer immer nur die gerade benutzte Anwendung und
schließt diese vor der Verwendung der nächsten, während ein anderer Benutzer
mit den gleichen Aufgaben morgens alle Applikationen öffnet, um dann
beliebig zwischen diesen hin- und herzuschalten. Dieses unterschiedlichen
Verhaltensweisen wirken sich unterschiedlich auf den Speicherbedarf und die
Prozessorauslastung aus.
Zur Vereinfachung wird von einigen Herstellern eine Einteilung der Benutzer in
drei Gruppen vorgenommen zum Beispiel in Light User, Medium User und
Heavy User.
Benutzertyp
Light User
Medium User
Heavy User
Nutzung
Benutzt normalerweise nur jeweils eine
Anwendung. Es wird vornehmlich ein
Programm zur Datenerfassung oder für
Email eingesetzt.
Benutzt zwei oder drei Applikationen
gleichzeitig. Dazu zählen Client/ServerApplikation mit Datenbankzugriff aber
auch Werkzeuge wie MS Office.
Benutzt ständig mehrere Applikationen
gleichzeitig und bearbeitet große
Dokumente und arbeitet intensiv mit
Outlook® und Excel® inkl.
Diagrammerstellung usw.
Beschreibung
Hat nur sehr geringe Anforderungen
an die Rechenleistung.
Die Anforderungen an die
Rechenleistung sind höher als beim
Light User.
Höchste Rechenleistung gefordert
und hoher Hauptspeicherbedarf.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Ein weiterer Faktor für das Zustandekommen einer zu bewältigenden Last ist
die eingesetzte Software. Handelt es sich um ein Textverarbeitungssystem, das
nach Computermaßstäben gemessen unendlich lang auf den nächsten
Tastendruck des Anwenders warten muss, oder handelt es sich um eine
rechenintensive Aufgabe, z. B. eine wissenschaftliche Simulation?
Eine weitere Rolle spielt es, ob die Software eine 64-bit, 32-bit, eine 16-bit
Applikation oder gar eine DOS-Applikation ist. Grundsätzlich sind 64- und 32bit Applikationen zu bevorzugen, da 16-bit oder DOS-Applikationen
zusätzliche, teilweise erhebliche Ressourcen in Form von Hauptspeicher und
CPU-Zeit benötigen.
Aus Gründen der Vereinfachung und, da Fraunhofer UMSICHT zum
gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Erfahrungswerte aus einer längeren
produktiven Phase des Betriebs von 64-bit Servern vorliegen, wird in diesem
Kostenmodell ausschließlich mit 32-bit Applikationen kalkuliert.
RAM
Der Hauptspeicher spielt eine wichtige Rolle bei der Skalierbarkeit und der
Performance eines Terminalservers. Zu wenig Hauptspeicher zwingt das
Betriebssystem zum Auslagern auf die Festplatte, was mit einer spürbaren
Verschlechterung des Antwortzeitverhaltens und der gesamten Performance
des Systems einhergeht.
Zur Ermittlung des konkreten Speicherbedarfs reicht es nicht, diesen Parameter
bei einem Einzelplatz PC zu messen und auf die Anzahl der Benutzer zu
interpolieren. Leider führt dieser einfache Ansatz zu falschen, weil zu hohen
Zahlen. Beim Einsatz des Terminalservers wird ein Programm nur einmal in den
Speicher geladen, d. h., beim ersten Benutzer wird noch Speicher für den
Programmcode und lokale Daten benötigt, beim zweiten Benutzer, der das
Programm startet, wird lediglich Speicher für die lokalen Daten benötigt. Es
wäre daher einerseits falsch, den Hauptspeicherbedarf eines Einzelplatz PC mit
der Anzahl der Benutzer zu multiplizieren, um die Gesamtmenge des
benötigten Speichers für den Server zu ermitteln. Anderseits scheint es auch
angeraten, die Angaben der Hersteller kritisch zu hinterfragen. Diese geben
den Speicherbedarf teilweise in sehr kleinen Werten von wenigen MByte an.
Diese Werte scheinen aber nicht praxisgerecht zu sein, denn die getroffenen
Annahmen über die Größe der bearbeiteten Dokumente, die verwendete
Bildschirmauflösung oder Farbtiefe sowie weitere Einflussfaktoren auf den
Speicherbedarf sind bei diesen Empfehlungen nicht klar definiert.
Fraunhofer UMSICHT spricht daher aus eigener Erfahrung die Empfehlung aus,
dass für jeden Benutzer (Medium User) mindestens 64 MByte Speicher auf
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
dem Terminalserver zur Verfügung stehen sollten. Entsprechend wird beim
Serversizing auch von dieser Größe ausgegangen.
Hinzu kommt der Speicherbedarf für die Basisdienste und das Betriebssystem
des Servers selbst. Auch hier sind die Angaben des Herstellers Microsoft mit
Vorsicht zu genießen. 128 MByte (Minimum) bzw. 256 MByte (Empfohlen) sind
als Basis für Terminalserver, auch unter Windows® 2003, definitiv zu wenig.
Hier empfiehlt sich, dass 512 MByte Speicher für das Betriebssystem als Basis
zur Verfügung stehen sollten.
Speicher Anzahl Benutzer
512 MByte
0
1 024 MByte
8
1 536 MByte
16
2 048 MByte
24
2 560 MByte
32
3 072 MByte
40
3 584 MByte
48
4 096 MByte
56
Von einer Nutzung von mehr als 4094 MByte Speicher ist aus verschiedenen
Gründen zumindest auf 32-bit Servern abzuraten. Da Windows® 2003 als
aktuelles 32-Bit Betriebssystem lediglich 4096 MByte Speicher direkt
adressieren kann, ist die Nutzung zusätzlichen Speichers zwar generell möglich
(mit Hilfe von PAE, Physical Address Extension), aber aufgrund systeminhärenter
Einschränkungen im Bereich der Kernelressourcen nicht unbedingt für
Terminalserver zu empfehlen.
CPU
Die korrekte Bestimmung der benötigten CPU zum Betrieb eines
Terminalservers mit einer geplanten Last im Vorfeld einer
Beschaffungsentscheidung ist eigentlich unmöglich. Vielmehr müsste die
tatsächlich auftretende Last gemessen und dann entsprechend umgerechnet
werden. Dazu muss zusätzlich eine Ausgangsbasis definiert werden, die
festlegt, welche Verzögerung bei der Verarbeitung normaler Tastatureingaben
und Mausbewegungen akzeptabel ist, welche Zeit bis zum Öffnen einer
Dialogbox vergehen darf usw. Der gesamte Vorgang ist sehr aufwendig, ist nur
durchführbar für jeweils eine bestimmte Hardwarekonfiguration und die Tests
zur Erzeugung der Last als Basis für die Messung müssen automatisiert werden.
Um ihren Kunden diese Aufgaben zu erleichtern bzw. ganz abzunehmen bieten
Hersteller entsprechende Softwaretools an. Die dabei zugrunde gelegten
Annahmen sind aber i. d. R. nur bedingt übertragbar, was dann auch für die
Ergebnisse gilt. Aus diesem Grunde schätzt Fraunhofer UMSICHT die
notwendige Prozessorkapazität pro Benutzer deutlich höher ein, als die
Empfehlungen der Hersteller. So gibt Microsoft in einem Whitepaper [MS 2003]
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Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
zu diesem Thema als maximale Benutzeranzahl 200 Knowledge Worker
(entspricht der Gruppe Medium User) für einen 2,4 GHz Xeon Prozessor an.
Dieser Wert deckt sich allerdings nicht mit den Praxiserfahrungen und sollte
ähnlich wie die Hardwareempfehlungen zu Windows® Betriebssystemen
gehandhabt werden.
Es empfiehlt sich derzeit als Basisprozessor ein Intel® Xeon DP 3.4 GHz
Prozessor. Dieser Prozessor zählt zu den derzeit leistungsfähigsten Prozessoren
für Dualprozessorkonfigurationen und ist eine gute Ausgangsbasis, um eine
erwartete Last von minimal zehn Benutzern zu verarbeiten.
Netzwerk
Das Netzwerk ist für die gesamte Kommunikation zwischen Terminalserver und
Client zuständig. Es »transportiert« sowohl die Mausbewegungen und
Tastatureingaben als auch die Bildschirminhalte, die Druckdaten bei
Verwendung von lokalen Druckern oder die Datenströme lokal gemappter
Laufwerke. Damit hat das Netzwerk ganz entscheidenden Einfluss auf die
erlebte Performance durch den Anwender. Diese Performance wird durch zwei
Merkmale geprägt: die Datenübertragungsrate und die Latenz. Während die
Datenübertragungsrate die Menge der in einer Zeiteinheiten maximal
übertragbaren Daten bestimmt, beschreibt die Latenz die Zeit, die zwischen
dem Senden eines Datenpaketes und dem Empfang desselben Paketes durch
den Zielrechner vergeht. Auf Grund sehr effizienter Komprimierung sind die
Anforderungen an die Bandbreite beim Protokoll ICA® nicht besonders hoch,
sodass im Normalfall als Endanbindung des Clients schon eine einfache ISDNVerbindung ausreicht. Wichtig ist aber die Latenz. Sie wird u. a. durch die
Verarbeitungsgeschwindigkeit der aktiven Netzwerkkomponenten
mitbestimmt. Wenn das Netzwerk an sich überlastet ist, die Switches bereits
am Limit arbeiten oder die Backbone Verbindungen zwischen den Servern
bereits ausgelastet sind, so wird dies eindeutig zu einer steigenden Latenz und
damit direkt zu einer niedrigen gefühlten Performance führen.
Es ist nicht im Fokus dieses Kostenmodells, Vorschläge und Kostenberechnungen für ein performantes Netzwerk zu erarbeiten. Vielmehr sollten die
Verantwortlichen bei der Planung des Einsatzes von Server Based Computing
den Faktor Netzwerk angemessen berücksichtigen und prüfen, ob die
notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind.
Servergröße
Die empfohlene Maximalausstattung mit vier GByte Speicher sowie die
Verwendung von Xeon DP CPUs führt nach den Erfahrung aus dem Betrieb bei
Fraunhofer UMSICHT dazu, dass auf einem Server maximal 35 Benutzer
arbeiten sollten. Eine solche Konfiguration hat neben dem Potenzial für die
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
kalkulierte Anzahl an Benutzern zudem gewisse Reserven, um auch kurzfristig
mehr Benutzer zu bedienen oder die eine oder andere von wenigen Benutzern
genutzte rechenintensivere Anwendung zu betreiben. Wichtig ist eine solche
beschränkte Reservekapazität für die unbedingt zu berücksichtigende Notfallund Wartungsplanung.
Entsprechende Server haben eine Bauhöhe von 1U und sind in den
Anschaffungskosten verhältnismäßig preiswert. Die nächstgrößeren Server, vier
Prozessormaschinen mit acht, 16 GByte oder mehr RAM sind nicht nur
überproportional teuer, sondern bringen auch oft Features mit, die im
Terminalserverumfeld so nicht gebraucht werden, z. B. aufwendige SCSISubsysteme mit RAID 5 oder 1+0 –Funktionalität.
Diese Serverempfehlung folgt der Idee, »viele Kleine, statt wenige Große«. Der
Nachteil dabei ist der erhöhte Wartungsaufwand sowie die Lizenzkosten für das
Betriebssystem Windows Server™ 2003. Demgegenüber steht aber der große
Vorteil, dass die Einstiegskosten sowie die sprungfixen Kosten (also die Kosten,
die bei der Beschaffung eines zusätzlichen Servers, z. B. für den 36., den 73.
Benutzer usw.) entstehen, geringer sind.
Notfall- und Wartungsplanung
Der Ausfall eines einzelnen Arbeitsplatz PC, sei es wegen Defektes oder
aufgrund zu installierender Updates, Patches usw. führt zu einem Arbeitsausfall
eines einzelnen Benutzers und damit zu einer Verringerung der Produktivität
dieses einen Benutzers. Sollte ein einzelner Terminalserver oder gleich die
gesamte Terminalserverfarm ausfallen, so sind 35 oder mehr Benutzer, evtl.
sogar alle Benutzer betroffen. Der wirtschaftliche Schaden ist entsprechend
groß. Durch geeignete Maßnahmen kann dem aber entscheidend entgegen
gewirkt werden. Voraussetzung dafür ist die Schaffung von Redundanzen, die
Beseitigung relevanter Single Points of failure sowie die Verwendung
hochwertiger Komponenten.
Redundanzen können mehrfach aufgebaut werden. Eine erste Redundanz wird
durch die Verwendung gespiegelter Festplatten erreicht. Für diese wichtige
Komponente sollten im Serverbereich ausschließlich hochwertige SCSI
Festplatten eingesetzt werden. Die Festplatten sollten dabei unbedingt via RAID
1 gespiegelt werden. Dies hat nicht nur den Vorteil, dass der Ausfall einer
Festplatte den Betrieb des Terminalservers nicht wesentlich beeinträchtigt, es
hat auch den mindestens ebenso großen Vorteil, dass eine neue
Systemkonfiguration einfach dadurch gesichert werden kann, dass eine der
beiden Platten im laufenden Betrieb ausgetauscht und durch eine andere Platte
ersetzt wird. Die getauschte Platte wird in den Schrank gelegt und bildet ein
Backup der Systemkonfiguration.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Deshalb empfiehlt Fraunhofer UMSICHT die Beschaffung von drei SCSI Platten
mit mindestens 36 GByte Kapazität sowie von Servern, die über von außen
zugängliche Festplatten mit Hot-Swap Funktionalität verfügen.
Weiterhin muss für den Ausfall eines Servers bzw. für Updates, Softwareinstallationen immer mindestens ein Server mehr verfügbar und betriebsbereit
sein, als tatsächlich gebraucht wird. Damit kann dann die volle Betriebsbereitschaft der gesamten Terminalserverfarm auch für den Ausfall eines Servers
wegen Defektes oder Wartungsarbeiten sichergestellt werden. Dieser Server
muss als zusätzlicher, vollwertiger Produktivserver betrachtet werden. D. h.,
dass der Server nicht nur hardwaretechnisch ebenbürtig, sondern auch
softwaretechnisch jederzeit auf dem Stand der anderen Systeme sein muss. Alle
Server sind dabei Bestandteil einer Serverfarm und die Last wird z. B. via LoadBalancing auf alle Server gleichmäßig verteilt.
Anzahl
Server
1
Reserve- Benutzer/ Gesamtzahl
server
Server
Benutzer
1
35
35
Kapazität
200%
Gesamtkapazität
Benutzer
70
benötigte
Server
2
2
1
35
70
150%
105
3
3
1
35
105
133%
140
4
4
1
35
140
125%
175
5
5
1
35
175
120%
210
6
6
1
35
210
117%
245
7
7
1
35
245
114%
280
8
8
1
35
280
113%
315
9
9
1
35
315
111%
350
10
Dieses Modell funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass alle Server
dieselben Applikationen hosten. Sollte dies nicht der Fall sein, d. h., dass die
Terminalserverfarm so eingerichtet ist, dass eine Gruppe von Server jeweils
unterschiedliche Applikationen hostet, so reicht ein Reserveserver nicht aus,
vielmehr müsste dann pro Applikationsgruppe mindestens ein Reserveserver
beschafft werden.
Darüber hinaus ist der Abschluss eines Wartungsvertrages dringend anzuraten,
um im Falle eines Defektes möglichst schnell den Austausch oder die Reparatur
des ausgefallenen Servers durchführen lassen zu können.
Empfehlung
Insgesamt ist das Thema Serversizing höchst komplex und in einem konkreten
Projekt sollte nicht nur unbedingt entsprechende, aktuelle Literatur sondern
auch erfahrende Fachleute zur Rate gezogen werden. Die in diesem Rechenmodell angenommenen Annahmen und Vereinfachungen sind u. a. auch dazu
gedacht, die Komplexität dieses Dokumentes zu begrenzen. Daher versteht sich
diese Ausführung nicht als Leitfaden für das Serversizing.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3.8.1.2 Konfiguration
Die Konfiguration ist in diesem Kontext der Vorgang, bei dem für einen neu zu
beschaffenden Server die Anforderungen und die notwendigen Spezifikationen
festgelegt werden. Eine Aufgabe dabei ist zunächst das Serversizing. Da die
groben Empfehlungen des Serversizing durch die o. g. Empfehlungen im
Wesentlichen bekannt sind, ist der Aufwand bei der Beschaffung
verhältnismäßig gering.
Daraufhin müssen entsprechende Angebote auf dem Markt eingeholt werden.
Die dabei ermittelten Rahmendaten bzw. Produktspezifikationen müssen an
verschiedene Händler übermittelt und die eingehenden Angebote entsprechend
verglichen und bewertet werden. Das beste Angebot wird dann zur
Genehmigung vorgelegt.
Die Angebotseinholung wird im Gegensatz zur Beschaffung der Arbeitsplatz PC
oder Thin Clients bewusst in diese Phase vorgezogen, da es sich zusammen mit
dem Serversizing um einen sehr eng zusammenhängenden Vorgang handelt,
der ggf. iterativ wiederholt werden muss.
Rechenmodell
Der Konfigurationsaufwand ist nur einmalig notwendig, allerdings ist er dafür
höher als der Aufwand für die Erstbeschaffung eines Arbeitsplatz PC oder gar
eines Thin Client. Es ist von einem Aufwand von drei Stunden auszugehen.
Tätigkeit
Serversizing
Angebote einholen
Angebote auswerten
Bezeichnung
Konfiguration
Aufwand pro Vorgang
15 min
15 min
15 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Dauer pro Server Durchführung
45 min Techniker
4.3.8.1.3 Bestellabwicklung
Die Beschaffung eines Servers erfordert zunächst die Genehmigung durch
einen Vorgesetzten bzw. einen Kostenstellenverantwortlichen, i. d. R. durch
den Leiter des IT-Managements. Der Genehmigung folgt die Weitergabe der
Dokumente an die kaufmännische Abteilung sowie die Beauftragung des
Anbieters.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Rechenmodell
Bezeichnung
Genehmigung
Auftragsbearbeitung
Dauer pro Server Durchführung
10 min Vorgesetzter
15 min Kaufm. Personal
4.3.8.1.4 Erstinstallation
Die Erstinstallation umfasst zunächst die Entgegennahme der Lieferung, die
Überprüfung der Lieferscheine, die anschließende Montage des Servers in einen
19“ Schrank sowie die Installation des Betriebssystems inkl. der notwendigen
Treiber, aller aktuellen Servicepacks und Patches und die Einrichtung als
Terminalserver. Dazu zählt u.a. auch die Installation des Citrix Presentation
Server™.
In einem weiteren Schritt sind die zu hostenden Anwendungsprogramme auf
dem Terminalserver zu installieren. Abgerundet wird die Installation durch das
Installieren aller relevanten Servicepacks, Patches und Hotfixes.
Der Lieferschein und sonstige kaufmännische Dokumente müssen an die
zuständigen Abteilungen weitergereicht und die Daten in den Inventarlisten
und im ERP-System gepflegt werden.
Rechenmodell
Die Montage und die Basisinstallation des Betriebssystems erfordert einen
Aufwand von ca. sechs Stunden. Die anschließende Installation der zu
hostenden Anwendungssoftware ist aufwendiger, als bei einem Arbeitsplatz
PC, da hierfür nicht nur entsprechende Betriebsmodi (Installmode vs.
Applicationmode) berücksichtigt werden müssen, sondern ggf. auch eigene
Installationsverfahren z. B. Transformationsskripte angewendet werden
müssen. Der zusätzliche Aufwand aufgrund dieser notwendigen Maßnahmen
erhöht den Gesamtaufwand gegenüber einem Arbeitsplatz PC auf insgesamt
16 Std.
Dabei wird unterstellt, dass das grundsätzliche Wissen darum, wie eine
bestimmte Software auf dem Terminalserver zu installieren ist, durch vorherige
Evaluierung und/oder entsprechende Dokumentation genau bekannt ist.
Tätigkeit
Lieferung entgegennehmen
Basisinstallation mit Montage, Betriebssystem, Citrix Presentation Server™
Applikationen installieren
Inventar und Lizenzen pflegen
Inventar und Lizenzen pflegen
Aufwand pro Vorgang Durchführung
15 min Techniker
360 min Techniker
960 min Techniker
15 min Techniker
10 min kaufm. Personal
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Bezeichnung
Erstinstallation
Erstinstallation
Aufwand pro Server Durchführung
1 350 min Techniker
10 min kaufm. Personal
4.3.8.1.5 Softwarelizenzen
Für den Betrieb eines Terminalservers ist neben dem Betriebssystem Windows
Server™ 2003 R2 Enterprise Edition i.d.R. auch der Citrix Presentation Server™
4.5 notwendig.
Windows Server™ 2003 R2 sollte deshalb in der Enterprise Edition eingesetzt
werden, weil die optimierte Speicherverwaltung gegenüber Windows Server™
2003 Standard Edition gerade im Terminalserver Umfeld zu spürbaren
Geschwindigkeitsvorteilen führt.
Der Citrix Presentation Server™ wird ebenfalls in der Enterprise Edition
eingesetzt. Ein Grund hier ist, dass dieses Produkt gegenüber der Standard
Edition auch Load-Balancing beherrscht und dabei eine flexible Zuordnung von
Benutzern zu weniger ausgelasteten Servern ermöglicht. Dies erleichtert nicht
nur die Administration, sondern ist auch Voraussetzung für die
unterbrechungsfreie Verfügbarkeit (mit gewissen Einschränkungen) der
gesamten Terminalserverfarm im Falle eines temporären Deaktivierens eines
einzelnen Servers bei Wartungsarbeiten. Citrix Presentation Server™ muss nicht
pro Maschine lizenziert werden. Die Software wird stattdessen über ein frei
kopierbares Mediakit zur Verfügung gestellt und kann auf beliebig vielen
Servern installiert werden. Statt einer Lizenzierung der Server erfolgt eine
Lizenzierung der Clients durch ein Lizenzierungsmodell auf Concurrent User
Basis.
Darüber hinaus ist die Verwendung eines Online-Defragmentierungsprogramms
zu empfehlen. Durch den Einsatz eines solchen Programms wird die
Fragmentierung des Dateisystems, die durch das häufige Kopieren der
Benutzerprofile zwangsläufig auftritt, reduziert bzw. ganz beseitigt. Ohne
regelmäßige Defragmentierung liegen einzelne Dateien in verschiedenen
Bereichen der Festplatte, so dass vermehrte Bewegungen der Schreib/Leseköpfe der Festplatte erforderlich sind.
Rechenmodell
Software
Windows Server™ 2003 R2 Ent. Edition
Defragmentierungssoftware
Gesamt
Kosten pro Server
1 540,00 €
350,00 €
1 890,00 €
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20.02.2008
92
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3.8.1.6Anschaffungspreis
Der Anschaffungspreis des Servers setzt sich zusammen aus den Preisen für die
Hardware selbst sowie einen fünf-jährigen Wartungsvertrag mit Reaktionszeit
am nächsten Arbeitstag.
Zusätzliche Kosten für unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) werden im
Rahmen dieses Kostenmodell für den Server nicht berücksichtigt.
Rechenmodell
Es wird der Anschaffungspreis für ein Server-System zu Grunde gelegt, wie es
auch in der produktiven Terminal Server Umgebung von Fraunhofer UMSICHT
zum Einsatz kommt. Es wird ein aktueller HP ProLiant DL360 G4p mit 2x 3,4
GHz Intel Xeon CPU beschafft. Ausgerüstet wird der Server mit 3x SCSI 36,4
GByte Festplatten, wovon eine Festplatte mit aktueller Systemkonfiguration als
Reserveplatte verbleibt. Als Anschaffunfspreis werden 4 000 € veranschlagt.
4.3.8.2 Auswertung Beschaffungskosten
Bezeichnung
Konfiguration
Bestellabwicklung
Erstinstallation
Softwarelizenzen
Hardware
Summe
Dauer
45 min
25 min
1 360 min
1 430 min
Kosten
24,47 €
12,55 €
739,21 €
1 890,00 €
4 000,00 €
6 666,23 €
Die Beschaffungskosten für einen Server sind insgesamt ca. 5x größer als die
für einen Arbeitsplatz PC und sogar fast 10x größer als für einen Thin Client.
Kosten Serverbeschaffung
60,0%
28,4%
0,4%
11,1%
Konfiguration
Bestellabwicklung
Erstinstallation
Softwarelizenzen
Hardware
0,2%
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20.02.2008
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Ca. 88 % der Beschaffungskosten entfallen auf die Hardware und
Lizenzkosten.
4.3.8.3 Betrieb
4.3.8.3.1 Support
Der Support eines Servers umfasst die Sicherstellung, Überwachung oder
Wiederherstellung der vollen Funktionalität. Zu den konkreten Aufgaben
gehören hierbei die Überwachung der Eventlogs, die Messung und Auswertung
von Performance- und Betriebsparametern wie der CPU-Auslastung, der
Hauptspeicherbelegung, dem freien Speicherplatz usw. Auch hardwarenahe
Parameter wie Temperatur, Statusmeldungen einzelner Komponenten müssen
überwacht und regelmäßig kontrolliert werden. Diese unter dem Begriff
Servermonitoring zusammenfassbaren Aufgaben lassen sich mithilfe geeigneter
Tools wie z. B. dem LANrunner® sehr effizient und Zeit sparend
zusammenfassen.
Eingreifen muss der Administrator nur bei Abweichungen zu den normalen,
erwarteten Werten, also bei Ausfällen der Hardware, Fehlermeldungen im
Eventlog oder analogen, applikationsspezifischen Log-Dateien, mangelndem
Speicherplatz usw.. Bei Ausfällen der Hardware wird, einen entsprechenden
Wartungsvertrag vorausgesetzt, der Vertragspartner informiert und die
ordnungsgemäße Ausführung der Dienstleistung überwacht.
Die Durchführung von Backups ist i. d. R. nicht notwendig, falls der Terminalserver wie in diesem Kostenmodell impliziert, nicht auch gleichzeitig als Fileund Applikationsserver genutzt wird und nach jeder relevanten Systemänderung die eine Festplatte ausgetauscht, repliziert und eingelagert wird.
Rechenmodell
Der Aufwand für die genannten Aufgaben ist im Wesentlichen von der
Unterstützung durch die eingesetzten Managementwerkzeuge abhängig. Für
dieses Kostenmodell wird unterstellt, dass eine leistungsstarke Lösung
eingesetzt wird und daher jeder Server pro Woche einen durchschnittlichen
Überwachungs- und Administrationsaufwand von 30 Minuten verursacht. Bei
52 Wochen bzw. fünf-jähriger Nutzungszeit ergibt sich ein Supportaufwand
von 7.800 Minuten.
Tätigkeit
Serversupport
Aufwand pro Woche Durchführung
30 min Techniker
Tätigkeit
Serversupport
Aufwand pro Server Durchführung
7 800 min Techniker
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20.02.2008
94
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
4.3.8.3.2 Installation von Servicepacks und Patches
Die Installation von Servicepacks und Patches erfolgt naturgemäß zentral auf
dem Terminalserver. D.h. auch, dass alle Benutzer die aktualisierten Versionen
der Software sofort einheitlich nutzen können. Eine lokale Installation ist bei
Thin Clients weder notwendig noch möglich.
Es besteht selbstverständlich die Notwendigkeit, alle vom Hersteller bereitgestellten Patches und Updates zu installieren. Dies gilt insbesondere natürlich für
alle sicherheitsrelevanten Updates. Der Nachteil ist, dass es gerade bei aktuellen
Bedrohungen durch Viren und Würmer aus dem Internet nicht anzuraten ist,
mit dem Einspielen der Patches oder anderer Gegenmaßnahmen bis zu einer
geplanten Downtime zu warten. Ggf. muss in einem solchen Ausnahmefall
auch sofort eine entsprechende Installation durchgeführt werden. Diese
Installation ist regelmäßig mit einem Neustart des Servers verbunden, was
zwangsläufig zur Beendigung aller Benutzersitzungen führt. Wie oft dies
notwendig ist, hängt von der Anzahl und dem Schweregrad der jeweiligen
Bedrohung ab. Aus diesem Grund ist die absolute Anzahl der notwendigen
Patches nicht plan- oder vorhersagbar.
Bei der Installation von Servicepacks und anderen großen Updates ist ebenfalls
erhöhte Vorsicht geboten. Da alle Benutzer gleichermaßen betroffen sind, muss
auch sichergestellt sein, dass die ggf. mit neuen Versionen, Servicepacks einhergehenden Veränderungen in der Funktionalität keine Konflikte mit bestehenden Dokumenten, Makros, Programmen oder Software anderer Hersteller hervorrufen. Obwohl diese Anforderungen sinngemäß auch bei einem
Arbeitsplatz PC gelten, liegt die besondere Problematik hier darin, dass alle betroffen sind und es keine Ausnahmen gibt.
Rechenmodell
Bei der Installation eines Patches an einem Arbeitsplatz kann der Techniker den
betroffenen PC, auf dem er als Administrator eingeloggt ist, nicht unbeaufsichtigt lassen. Er muss teilweise tatenlos den Fortschritt der Installation überwachen. Bei der Wartung von Servern ist dies anders. Hier kann der
Administrator, nachdem er eine Installation angestoßen hat und diese
automatisch durchgeführt wird, die nächste Installation bereits vorbereiten oder
beginnen. Daher ist in diesem Rechenmodell zwischen Dauer und Aufwand zu
unterscheiden.
Weiterhin wird unterstellt, dass es pro Monat eine geplante Downtime gibt, die
für die Installation der Patches genutzt werden kann, ohne dass Arbeitsausfälle
seitens der Anwender auftreten.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Installation vorbereiten
restliche Sessions beenden
Installation des Servicepacks oder Patches
durchführen
Nachbereitung
Aufwand pro Vorgang
15 min
5 min
15 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
10 min Techniker
Bei einer fünf­jährigen Nutzungszeit sind maximal 60 Installationen
vorzunehmen.
Tätigkeit
geplante Patchinstallation
Aufwand pro Server Durchführung
2 700 min Techniker
Darüber hinaus wird unterstellt, dass jeweils ein Reserveserver zur Verfügung
steht, mit dessen Hilfe Benutzer weiterarbeiten können, falls ein Server außerplanmäßig während der normalen Arbeitszeit installiert bzw. gepatcht werden
muss.
Sollte ein Patch einmal so schnell eingespielt werden müssen, dass ein Warten
bis zur nächsten geplanten Downtime bzw. zum Ende des Arbeitstages nicht
möglich sein sollte, so müssen alle Benutzer, die aktuell auf diesem
Terminalserver arbeiten, darüber informiert werden. Die Benutzer müssen dann
ihre Sitzung beenden und können sich danach sofort wieder auf einem
anderen Server anmelden. Hierdurch entsteht den Benutzern ein Arbeitsausfall
von 15 min. Voraussetzung hierfür ist, dass alle gehosteten Applikationen auf
allen Terminalservern zur Verfügung stehen.
Tätigkeit
Benutzer informieren
Benutzer informieren
Session beenden
Session neu anmelden
Installation vorbereiten
restliche Sessions beenden
Installation des Servicepacks oder Patches
durchführen
Nachbereitung
Aufwand pro Vorgang
5 min
5 min
5 min
5 min
15 min
5 min
15 min
Durchführung
Techniker
Anwender
Anwender
Anwender
Techniker
Techniker
Techniker
10 min Techniker
Es wird unterstellt, dass eine außerplanmäßige Installation eines Patches oder
Servicepacks, die wie beschrieben zur temporären Unterbrechung der Arbeit
der Benutzer führt, nur ca. einmal im Jahr erforderlich ist. Pro Jahr sind je
Terminalserver 20 Benutzer betroffen, d. h. bei fünf-jähriger Nutzungszeit
ergibt sich ein Faktor von 100 für alle in der oberen Tabelle aufgelisteten
Aufwände der Anwender.
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20.02.2008
96
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
außerplanmäßige Patchinstallation
außerplanmäßige Patchinstallation
Aufwand pro Server Durchführung
250 min Techniker
2 625 min Anwender
4.3.8.3.3Installation von Software
Abgesehen von der Erstinstallation ist Software immer dann auf einem
Terminalserver zu installieren, wenn diese erstmalig einem einzelnen Benutzen
oder einer Gruppe zur Verfügung gestellt werden soll.
Zur Software, die auf einem Terminalserver zu installieren ist, gehören nicht nur
Anwendungsprogramme, sondern bei der Nutzung von lokalen Druckern auch
die entsprechenden Druckertreiber.
Serverseitige Softwareinstallationen können in diesem Kostenmodell nicht
berücksichtigt werden. Im Folgenden werden ein paar Hinweise zur
Komplexität des Themas gegeben.
Ist die zu installierende Software bekannt bzw. ihre Terminalservertauglichkeit
ist nachgewiesen und das genaue Installationsverfahren ist dokumentiert, so
kann die Installation durchgeführt werden. Voraussetzung darüber hinaus ist
aber auch die erfolgreiche Prüfung auf die Verträglichkeit mit anderer
Software, die ebenfalls auf dem Terminalserver betrieben wird. Unter
Umständen verlangen verschiedene Softwarepakete unterschiedliche Versionen
einer Laufzeitbibliothek, die sich gegenseitig ausschließen. Dieses Problem
verhindert dann den Einsatz der Software auf dem Terminalserver.
Nach dem Betriebskonzept heißt das, dass die Installation immer nur dann
erfolgen kann, wenn eine reguläre Downtime geplant und angekündigt ist. Je
nach Konfiguration der gesamten Terminalserverfarm muss sichergestellt sein,
dass die Software auf allen Terminalservern zeitgleich installiert wird, damit
beim Ausfall oder der geplanten Betriebsunterbrechung im Rahmen einer
Wartung und/oder Serviepackinstallation die Verfügbarkeit erhalten bleibt.
Ist die zu installierende Software hingegen nicht bekannt bzw. ihre Terminalservertauglichkeit ist nicht nachgewiesen, so muss die Software evaluiert
werden.
Evaluierung
Der Evaluierungsprozess soll klären, ob die Software auf dem Terminalserver
überhaupt lauffähig ist, wie sie zu installieren ist und welche Ressourcen im
Hinblick auf CPU, Hauptspeicher und Festplattenplatz für den regulären Betrieb
notwendig sind. In der Regel ist dazu mindestens eine Recherche beim
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Hersteller und in den Whitepapern der Software einerseits und eine Testinstallation anderseits erforderlich.
Eine solche Evaluierung ist einmalig für jede Version der Software und in
Ausnahmefällen bei signifikanten Veränderungen der Terminalserversoftware
notwendig. Die Aufwände eines solchen Evaluierungsprozesses sind auf Grund
von Erfahrungswerten bekannt bzw. aus den Erfahrungen des IT-Managements
des Fraunhofer UMSICHT heraus ableitbar.
Tätigkeit
Recherche
Testinstallation
Dokumentation der Ergebnisse
Aufwand pro Vorgang
60 min
180 min
60 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Diese konkreten Werte sind aber sehr stark abhängig von den individuellen
Erfahrungswerten einzelner Mitarbeiter, die sich mit der Installation von
Applikationen auf dem Terminalserver besonders gut auskennen. Es ist daher
zu prüfen, ob die Werte beliebig auf andere Institute übertragen werden
können. Liegt die entsprechende Erfahrung nicht vor, so kann der Aufwand
auch leicht um den Faktor zehn steigen.
Zusätzlich zu diesem Aufwand sind die Kosten für notwendige, dedizierte
Testhardware, auf der die Testinstallation durchgeführt werden kann, zu
berücksichtigen. Wie hoch die Kosten für diese Hardware und Lizenzen der
Testumgebung aber sind, bzw. wie diese auf die einzelne Evaluierung und
damit einem einzelnen Arbeitsplatz zugerechnet werden können, ist derzeit
unklar.
Außerdem muss in jedem Einzelfall geklärt werden, ob die Lizenzbedingungen
des Herstellers eine Installation und Nutzung der Software auf dem
Terminalserver überhaupt zulassen bzw. wie viele Lizenzen in einem solchen
Fall korrekterweise benötigt werden.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Es besteht die Gefahr, dass der Aufwand für die Evaluierung und die Kosten für
Lizenzen bei kleinen Installationen unter ungünstigen Bedingungen
überproportional und unangemessen steigen und das gesamte Vorhaben
dadurch unrentabel wird.
Wenn in einem ansonsten intensiv genutzten Terminalserverumfeld mit vielen
aktiven Servern für wenige Mitarbeiter die nur via Thin Client arbeiten, eine
Software zur Verfügung gestellt werden soll, so müsste diese unter
Beibehaltung der Vorschläge des Notfall- und Wartungsplanes auf allen Servern
zur Verfügung gestellt werden. Je nach dem, wie die Lizenzbedingungen für
die Software aussehen, kann dies dazu führen, dass u. U. wesentlich mehr
Lizenzen beschafft werden müssten, als eigentlich je gleichzeitig genutzt
würden – im Extremfall pro Server die Anzahl der Lizenzen, die der Anzahl der
Benutzer entspricht, die das Programm nutzen sollen. Bei fünf an der speziellen
Anwendungen interessierten Benutzern und zehn aktiven Servern, sind dies
ggf. 50 Lizenzen, anstelle von fünf Lizenzen bei lokaler Installation.
In solchen Fällen muss entweder die Verfügbarkeit aufgeweicht, oder die
Terminalserverfarm entsprechend nach Applikationen gruppiert und aufgeteilt
werden.
Weiterhin ist derzeit unklar, wie die Kosten für den Evaluierungsprozess zu
beurteilen sind und wie diese auf einzelne PC, Abteilungen oder Institute
umgelegt werden können. Weder die Anwendung des Verursacherprinzips,
noch eine allgemeine Umlage ist im Sinne dieses Kostenmodells sachgemäß
oder führt zu sinnvollen Ergebnissen. Im Wesentlichen würden die Kosten pro
Arbeitsplatz davon abhängig sein, wie viel Software entsprechend evaluiert
werden müsste und dann, an wie vielen Arbeitsplätzen diese genutzt wird. Dies
ist evtl. schon auf Institutsebene schwierig zu kalkulieren, da sich die Anzahl
der Nutzer ja auch nachträglich verändern kann. Da die Ergebnisse einer
Evaluierung aber auf Grund ihrer Allgemeingültigkeit sinnvollerweise zentral
gesammelt und aufbereitet würden, und damit allen Instituten zur Verfügung
stünden, käme es in der Folge dann dazu, dass die ursprünglichen kalkulierten
Kosten theoretisch deshalb nachträglich sinken, weil andere Institute diese auch
benutzten. Eine Zuordnung der Kosten zum Erstanwender dieser Software wird
dem Ziel einer gerechten Kostenverteilung ebenfalls nicht gerecht, denn
solange keine interne Leistungsverrechnung und zwar zwischen der
Fachabteilung und der IT-Abteilung einerseits und zwischen Abteilungen
verschiedener Institute andererseits stattfindet, können IT-Abteilungen, die die
Evaluierung durchführen, eigentlich nur auf den Kosten sitzen bleiben.
Umgekehrt fährt besser, wer mit der Evaluierung wartet – vielleicht macht es ja
ein anderer. Diese Einstellung konsequent weitergedacht führt dazu, dass von
der Nutzung von evaluierungsbedürftiger Software abgesehen wird und damit
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
von der Verwendung von Thin Clients zugunsten von Arbeitsplatz PC abgerückt
wird.
Dieser Entwicklung gilt es entgegenzuwirken. Daher ist es anzuraten, eine
zentrale, innerhalb der Institute und zwischen den Instituten praktikable Lösung
hierfür zu finden.
Installation
Es ist durchaus möglich, den Aufwand für eine einzelne Softwareinstallation
abzuschätzen. Demnach dauert eine einzelne Installation ca. 90 Minuten.
Tätigkeit
Installation vorbereiten
restliche Sessions beenden
Installation durchführen
Nachbereitung
Aufwand pro Vorgang
15 min
5 min
60 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
Techniker
Dieser Aufwand fällt aber nur einmalig bei der ersten Installation an – und
zwar, unter der Maßgabe, dass keine automatische Softwareverteilung
stattfindet, pro Terminalserver. Um aber die anteiligen Kosten pro Arbeitsplatz
für eine Softwareinstallation zu ermitteln, muss auch geklärt werden, wie viele
unterschiedliche Softwarepakete jeweils insgesamt zu installieren sind.
Es ist eben nicht davon auszugehen, dass 150 Thin Clients, die jeweils zwei
Softwarepakete außerhalb des Standardwarenkorbes benutzen, gleich 300
unterschiedliche Softwareinstallationen nach sich ziehen. Wenn dem so wäre,
und jede Installation auf beispielsweise zehn Terminalservern durchgeführt
werden müsste, ergäbe sich die sicherlich erschreckende Summe von 3.000
Installationen in fünf Jahren, also etwas 2,8 Installationen pro Arbeitstag.
Die Frage, wie viele jeweils bereits installierte Programme einfach nur durch das
Hinzufügen zu einer Gruppe zur Verfügung gestellt werden können bzw. wie
viele unterschiedliche Installationen dann noch erforderlich sind, ist auch
deshalb nicht leicht zu beantworten, weil die Breite des genutzten Softwarespektrums eines Institutes nicht bekannt ist.
Rechenmodell
Gemäß den Annahmen für dieses Kostenmodell, wird der Einsatz von Thin
Clients unter der Maßgabe kalkuliert, dass nur ein Standardarbeitsplatz benötigt wird. Demzufolge wird die zusätzliche Evaluierung und Installation von
Software auf dem Server in diesem Kostenmodell nicht weiter berücksichtigt
und auch nicht auf die Clients umgelegt. Stattdessen wird vereinfachend davon
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
ausgegangen, dass alle benötigte Software seit der Erstinstallation auf dem
Server bereits installiert ist und nur noch freigegeben werden muss.
4.3.8.3.4 Energiekosten
Der Betrieb eines Servers erfordert wesentlich mehr Strom, als der Betrieb eines
Arbeitsplatz PC. Der Grund hierfür ist neben der permanenten Verfügbarkeit
(24x7 an 365 Tagen) auch die Verwendung von Komponenten mit hohem
Strombedarf, wie zwei CPUs, viel RAM und schnell rotierenden Festplatten.
Hinzu kommt der Stromverbrauch für die Kühlung.
Rechenmodell
Ein bei Fraunhofer UMSICHT exemplarisch gemessener Terminal Server der
genannten Leistungsklasse nimmt ausgestattet mit zwei redundanten 460 W
Netzteilen an einem Arbeitstag in der Spitze bis zu 350 W Leistung auf, über 24
Stunden betrachtet im Mittel 247 W. An freien Tagen wird der Server wenig bis
nicht gefordert, daher sinkt die Leistungsaufnahme auf durchschnittlich 215 W.
Auf Grund der erforderlichen Klimatisierung verdoppelt sich der Wert jeweils.
Bei einer permanenten Verfügbarkeit über 5 Jahre ergeben sich bei 0,15 € pro
kWh die folgenden Kosten.
Anzahl Arbeitstage pro Jahr
Watt
Preis (5 Jahre)
Energiekosten Betrieb
220
494
1 956,24 €
Energiekosten freie Zeit
Gesamt
145
430
1 122,30 €
3 078,54 €
4.3.8.4 Auswertung Betriebskosten
Bezeichnung
Serverwartung
Patchinstallation geplant
Patchinstallation ungeplant
Energiekosten
Summe
Dauer
7 800 min
2 700 min
2 875 min
13 375 min
Kosten
4 241,97 €
1 468,37 €
1 980,84 €
3 078,54 €
10 769,72 €
Die 13.375 Minuten entsprechen ca. 28,5 Arbeitstage in der gesamten
Nutzungszeit oder 5,8 Arbeitstagen pro Jahr.
Bei den Energiekosten sind auch die Stromkosten für die Klimaanlage
berücksichtigt.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Zeitaufwand Serverbetrieb nach Tätigkeiten
59%
Serverwartung
20%
Patchinstallation
geplant
Patchinstallation
ungeplant
21%
Die Serverwartung wird im Kostenmodell mit sechs Minuten/Arbeitstag
angesetzt. Zu den Aufgaben gehören die Überprüfung des Eventlogs,
Logdateien, Performancecountern usw. Der geringe Zeitansatz ist nur mit Hilfe
entsprechender Servermanagement-Tools erreichbar.
41 % des gesamten Zeitaufwandes bzw. 32 % der gesamten Betriebskosten
müssen für die Installation von Updates, Servicepacks und Patches aufgewendet werden.
Kosten Serverbetrieb
Serverwartung
39%
14%
18%
Patchinstallation
geplant
Patchinstallation
ungeplant
Energiekosten
29%
Mitarbeitergruppe
Techniker
Anwender
Summe
Dauer
10 750 min
2625 min
13 375 min
Kosten
5 846,30 €
1 844,88 €
7 691,18 €
Der Zeitaufwand der Anwender beim Serverbetrieb ist ausschließlich auf
Ausfallzeiten während einer unplanmäßigen Wartung zurückzuführen.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten Serverbetrieb nach Mitarbeitergruppe
76%
Techniker
Anwender
24%
4.3.8.5 Außerbetriebnahme
Nach einer Nutzungszeit von fünf Jahren wird der Terminalserver außer Betrieb
genommen. Eine weitere Verwendung danach ist denkbar, wird hier aber nicht
berücksichtigt.
Die Außerbetriebnahme zieht zunächst einmal das Löschen der Festplatten
gemäß der Bestimmungen des IT-Sicherheitshandbuches, die Aktualisierung der
Inventarlisten und Lizenzunterlagen sowie die Demontage aus dem 19“ Rack
und die Einlagerung bis zur endgültigen Verschrottung nach sich.
Zur Außerbetriebnahme gehört auch die Bearbeitung der offiziellen Aussonderungsmeldung, die sowohl eine Bearbeitung durch das IT-Management
als auch durch das kaufm. Personal erfordert.
Rechenmodell
Die Formatierung der drei ebenfalls auszusondernden Festplatten dauert zwar
ca. 180 Minuten, da dieser Vorgang aber zeitweise unbeaufsichtigt erfolgen
kann, wird ein Aufwand von 30 Minuten im Kostenmodell berücksichtigt.
Der zu entsorgende Server muss eingelagert werden. Hier für wird ein
Zeitaufwand von zehn Minuten pro PC kalkuliert.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Tätigkeit
Inventarliste aktualisieren
Festplatte formatieren
Aussonderungsmeldung
Aussonderungsmeldung
Demontage aus 19“ Rack
Lagerung
Bezeichnung
Außerbetriebnahme
Außerbetriebnahme
Aufwand pro Vorgang
10 min
30 min
10 min
10 min
60 min
10 min
Durchführung
Techniker
Techniker
Techniker
kaufm. Personal
Techniker
Techniker
Aufwand pro PC Durchführung
120 min Techniker
10 min kaufm. Personal
Hinzu kommen Entsorgungskosten für den Elektronikschrott, der derzeit nach
Gewicht bezahlt wird. Für dieses Kostenmodell wird eine Pauschale von 75 €
pro Server angenommen.
Bezeichnung
Entsorgungspauschale
Kosten pro PC
75 € -
4.3.9 Kumulierte Kostenauswertung
Die Kosten für den Betrieb von Server Based Computing setzt sich zusammen
aus den Kosten der Client- und der Serverseite. Um die Gesamtkosten pro
Client zu ermitteln, werden die ermittelten Serverkosten auf die Anzahl der
Benutzer verteilt, die auf einem Terminalserver lt. Annahme arbeiten werden.
Dies sind derzeit 35 Benutzer pro Terminalserver.
Bei der Clientnutzung sind zunächst vier Betriebsarten zu unterscheiden, die
wesentlichen Einfluss auf die Gesamtkosten haben.
• Sämtliche Software wird über einen Thin Client auf einem oder mehreren
Terminalservern genutzt. Die Kosten sind hier am niedrigsten, auch im
Vergleich zu Arbeitsplatz PC.
• Standardsoftware wird über den Terminalserver, Spezialsoftware auf einen
lokalen Arbeitsplatz PC genutzt. Für diesem Fall ist zu erwarten, dass die
Kosten für die Beschaffung und den Betrieb des PC gegenüber dem
Kostenmodell PC leicht ansteigen. Ursache sind unveränderte
Supportaufwände und Beschaffungskosten einerseits und zusätzliche
anteilig umgelegte Serverkosten.
• Spezialsoftware wird über einen Terminalserver zur Verfügung gestellt, ein
Standardarbeitsplatz hingegen über den lokalen PC. Diese Variante kann
Kostenvorteile bei der unternehmensweiten Bereitstellung von Lösungen für
einen verhältnismäßig kleinen Benutzerkreis insbesondere bei der Nutzung
an verschiedenen Unternehmensstandorten genieren. Im Übrigen bleiben
aber nicht nur die Kosten für die Beschaffung und den Betrieb eines
Arbeitsplatz PC auf der Clientseite unverändert gegenüber dem
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kostenmodell PC erhalten, sondern die Gesamtkosten steigen aufgrund der
Ausgaben für die Server.
• Eine Mischform zwischen den drei zuerst genannten Varianten.
In diesem Kostenmodell wird der erste genannte Fall betrachtet, bei dem die
Software ausschließlich auf dem Terminalserver bereitgestellt wird und mit Hilfe
eines Thin Client genutzt wird.
Dabei können sprungfixe Kosten durch die notwendige Beschaffung und den
Betrieb zusätzlicher Server entstehen. Die Kosten für einen Server sind gleich,
egal ob ein oder 35 Benutzer darauf arbeiten. Dies wird bei der Betrachtung
der Gesamtkosten aus Gründen der Vereinfachung aber ignoriert.
Anzahl Benutzer
35
70
105
140
175
210
245
280
315
350
Serverkosten
35 151,59 €
52 727,38 €
70 303,18 €
87 878,97 €
105 454,76 €
123 030,56 €
140 606,35 €
158 182,15 €
175 757,94 €
193 333,73 €
Clientkosten
37 981,38 €
75 962,77 €
113 944,15 €
151 925,54 €
189 906,92 €
227 888,31 €
265 869,69 €
303 851,07 €
341 832,46 €
379 813,84 €
pro Arbeitsplatz
2 089,51 €
1 838,43 €
1 754,74 €
1 712,89 €
1 687,78 €
1 671,04 €
1 659,09 €
1 650,12 €
1 643,14 €
1 637,56 €
Ohne den hier eingeplanten Reserveserver würden sich die Kosten pro
Arbeitsplatz konstant auf 1 587,35 €belaufen.
Aufwand pro Arbeitsplatz
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
Summe
Zeit
Kosten
376 min
707 min
1 007,82 €
544,19 €
54 min
35,33 €
1 137 min
1 587,35 €
Die Tabelle zeigt die Aufteilung der kumulierten Kosten pro Arbeitsplatz je
Nutzungsphase anhand einer Berechnung ohne Reserveserver.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Kosten pro Arbeitsplatz je Nutzungsphase
64%
Beschaffung
Betrieb
Außerbetriebnahme
2%
34%
Das Diagramm zeigt die prozentuale Verteilung der Gesamtkosten je
Nutzungsphase.
Kosten pro Arbeitsplatz
2 500,00 €
Kosten
2 000,00 €
1 500,00 €
1 000,00 €
500,00 €
0,00 €
35
70
105
140
175
210
245
280
315
350
Benutzer
mit Reserveserver
ohne Reserveserver
Das Diagramm zeigt die Kostenentwicklung je Arbeitsplatz bei zunehmender
Anzahl der Benutzer. Gleichzeitig ist zu sehen, sich die Kosten für einen Einsatz
mit Reserveserver und ohne Reserverserver aneinander angleichen.
Reserverserver
Ein Reserveserver rentiert sich rein kaufmännisch also zunächst nur dann, wenn
die zu erwartenden Kosten bei einem Arbeitsausfall ohne Reserveserver höher
wären als die Kosten für den zusätzlichen Reserveserver.
Ein solcher vollständiger Ausfall kann dann eintreten, wenn ein Server ausfällt
und andere Server die Aufgaben des ausgefallenen Servers nicht mit
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106
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
übernehmen können. Wird die gesamte über Terminalserver genutzte Software
auf allen Terminalservern gleichermaßen zur Verfügung gestellt, kann dieser
Fall nur noch dann eintreten, wenn lediglich ein einziger Server als
Terminalserver eingesetzt wurde und dieser ausgefallen ist. In allen anderen
Fällen könnten die verbleibenden Terminalserver die Aufgaben theoretisch mit
übernehmen - zu Lasten des Antwortzeitverhaltens und damit zu Lasten aller
Benutzer. Die Möglichkeiten hierzu sind aber stark begrenzt, da die in diesem
Kostenmodell beim Thema Serversizing empfohlenen Serversysteme mit
begrenzten Überkapazitäten ausgestattet sind. Ein Server, der vorher 35
Benutzer bedient hat, und dabei eine normale CPU Auslastung von
beispielsweise 80% erreicht hat, kann ggf. für kurze Zeit fünf zusätzliche
Benutzer bedienen, aber keine zehn, 15 oder gar 20 zusätzliche Benutzer, ohne
dass im Endeffekt alle Benutzer nicht mehr vernünftig arbeiten können.
Bei der Überlegung, einen Reserveserver einzusetzen oder nicht, sollte man sich
die folgenden Kosten vergegenwärtigen.
• 30 Minuten Ausfall pro Jahr kosten pro Anwender in fünf Jahren 105,42 €
• 120 Minuten Ausfall pro Jahr kosten pro Anwender in fünf Jahren 421,69 €
• 480 Minuten Ausfall pro Jahr kosten pro Anwender in fünf Jahren
1.686,75 €
Anzahl
Benutzer
35
70
105
140
175
210
245
280
315
350
Clientkosten
mit Reserveserver
2 089,51 €
1 838,43 €
1 754,74 €
1 712,89 €
1 687,78 €
1 671,04 €
1 659,09 €
1 650,12 €
1 643,14 €
1 637,56 €
Clientkosten
ohne Reserveserver
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
1 587,35 €
Differenz
30 min
Ausfall
120 min
Ausfall
480 min
Ausfall
502,17
251,08
167,39
125,54
100,43
83,69
71,74
62,77
55,80
50,22
396,74
145,66
61,97
20,12
-4,99
-21,73
-33,68
-42,65
-49,63
-55,21
80,48
-170,60
-254,30
-296,15
-321,25
-337,99
-349,95
-358,92
-365,89
-371,47
-1 184,58
-1 435,66
-1 519,36
-1 561,21
-1 586,31
-1 603,05
-1 615,01
-1 623,98
-1 630,95
-1 636,53
Alle Angaben (Ausnahme: Spalte »Anzahl der Benutzer«) zeigen Beträge in € und geben Kosten pro Benutzer
auf einen Zeitraum von fünf Jahren an.
Die Tabelle zeigt, dass bei einem Ausfall eines Terminal Servers bereits bei
insgesamt 70 Benutzern und einem Arbeitsausfall von zwei Stunden pro Jahr
kein Geld mehr eingespart wird, sondern im Gegenteil zusätzliche Kosten
entstehen. Bei dieser Größenordnung von 70 Benutzern heißt dies auch, dass
entweder 35 Benutzer gar nicht arbeiten können oder es zu einer Überlastung
der verbleibenden zwei Server kommt und damit zumindest zu einer
Beeinträchtigung aller Benutzer.
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107
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Technisch gesehen ist übrigens weniger die CPU-Leistung im Falle eines Falles
ein kritischer Faktor, sondern vielmehr der nicht ausreichende Hauptspeicher,
der das Betriebssystem zur Auslagerung von Speicher auf die Festplatte zwingt.
Allerdings, und das gilt es zu betonen, sollten bei der Überlegung zu
Anschaffung eines Reserveservers nicht nur die quantifizierbaren, monetären
Argumente ins Felde geführt werden, sondern auch qualitative Argumente
müssen berücksichtigt werden. Der persönlich erlebte Arbeitsausfall eines Thin
Clients bzw. eines Terminal Servers durch einen Anwender wird subjektiv und
rational nicht immer nachvollziehbar als wesentlich ärgerlicher erlebt, als ein
gleich langer Ausfall des eigenen Arbeitsplatz PC. Dies steigert die besonders
anfänglich zu erwartende Skepsis gegenüber Server Based Computing und
kann zu offener Ablehnung führen. Dieser Effekt betrifft im Falle der
Übernahme der Serverlast durch andere Terminalserver alle anderen Benutzer in
gleichem Maße, sofern die Arbeitsbeeinträchtigung durch die Überlastung
signifikant ist.
4.3.10 Empfehlungen
Das vorliegende Kostenmodell wurde unter Zuhilfenahme verschiedener
Annahmen entwickelt. Die Annahmen betreffen einerseits die verwendeten
Rechengrößen wie Preise, Häufigkeit des Eintretens bestimmter Ereignisse oder
die Dauer bestimmter Tätigkeiten oder Personalkosten. Weitere Annahmen
betreffen den typischen Ablauf bestimmter Tätigkeiten oder die dabei
beteiligten Mitarbeiter. Bevor das Rechenmodell benutzt wird, um
Entscheidungen pro oder contra Server Based Computing im Allgemeinen oder
bestimmte wirtschaftliche Entscheidungen im Detail zu treffen, ist die
Überprüfung, ob die jeweils zugrunde gelegten Rahmenbedingungen auch im
Einzelfall zutreffend sind, zwingend erforderlich.
Insbesondere zu überprüfen sind:
• Sind die organisatorischen Abläufe in meinem Institut ähnlich zu denen im
•
•
•
•
•
•
Rechenmodell oder sind sie komplett anders?
Stimmt die Einteilung der Benutzer eines Standardarbeitsplatzes in meinem
Institut mit der Gruppe der Medium User überein oder habe ich es
vorwiegend mit anderen Benutzern mit durchweg höheren oder geringeren
Anforderungen zu tun?
Lege ich einen anderen Schwerpunkt beim Thema Verfügbarkeit?
Sind meine Benutzer in der Mehrheit disziplinierte Anwender oder ändern
diese selbständig bei jeder Gelegenheit die Systemkonfigurationen?
Sind meine Arbeitsplätze vorwiegend mobil und daher mit Notebooks
ausgestattet oder werden überwiegend normale Arbeitsplatz PC verwendet?
Sind die angenommen Personalkosten für mein Institut korrekt?
Sind die Beschaffungspreise für Hardware noch aktuell?
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Im Zweifelsfall ist Fraunhofer UMSICHT natürlich gerne bereit, die
Betrachtungen an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.
4.3.10.1Standardisierung durchsetzen
Den größten Nutzen kann Server Based Computing in Zusammenhang mit
standardisierten Arbeitsplätzen und beim Einsatz von Thin Clients erzielen.
Dieser Nutzen, der im vorliegenden Modell nur unter dem Gesichtspunkt der
Kosten betrachtet wurde, umfasst aber daneben auch Aspekte der
Arbeitsergonomie (Stichpunkte: Lüfterlärm und hochfrequente
Laufwerksgeräusche), der Datensicherheit, des Investitionsschutzes u.v.m. Diese
Aspekte dürfen bei einer Entscheidung pro oder contra Server Based
Computing jedoch nicht unberücksichtigt bleiben.
Jeder IT-Verantwortliche, der den Einsatz von Server Based Computing in
Erwägung zieht, sollte prüfen, wie viele Arbeitsplätze mit einem fest definierten
Funktionsumfang und einigen, wenigen Standardsoftwareprodukten
auskommen. Diese Prüfung sollte auch einschließen, welche Arbeitsplätze mit
Hilfe entsprechender Konsolidierungsmaßnahmen mittelfristig dazu gemacht
werden können. Je homogener die einzusetzende Software, je geringer die
Vielfalt der eingesetzten Produkte, desto größer die Chance eine ausreichend
große Anzahl von Arbeitsplätzen zu identifizieren, die durch eine Umstellung
auf Server Based Computing profitieren können. Ab einer Anzahl von ca. 40 bis
50 Arbeitsplätzen wird sich der Einsatz von SBC mittelfristig positiv auf die
Gesamtkostenentwicklung auswirken.
4.3.10.2Motivation fördern
Der Einsatz von SBC stößt vielfach auf Skepsis, teilweise auch offene
Ablehnung. Die Gründe dafür sind vielfältig und teilweise rational nicht
nachvollziehbar. Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze mit Thin Clients ausgerüstet
werden, betrachten diese Arbeitsplätze als zweitklassig und reflektieren dies in
vielen Fällen als eine geringere Form der Wertschätzung und ihrer
hierarchischen Position. Der Verlust des »persönlichen« an ihrem PC und die
geringere Kontrolle werden als Gängelung empfunden.
Häufig gebrauchte Argumente gegen Thin Clients, sind die tatsächliche oder
nur vorgeschobene Notwendigkeit zum Datenaustausch mit lokalen
Datenträgern, z. B. über CD-ROM Laufwerke oder Disketten. Weiterhin wird oft
das Argument ins Feld geführt, dass der Schaden durch den Arbeitsausfall, falls
die Terminalserver einmal alle komplett ausfallen sollten, besonders groß wäre
– mit dem lokalen PC könnte man ja weiterarbeiten. Allen Argumenten kann
mit technischen Lösungen und entsprechenden Konzepten begegnet werden.
Wichtig aber ist in diesem Zusammenhang sich im Vorfeld aktiv mit den
häufigsten Gegenargumenten auseinander zu setzen, Lösungen vorzubereiten
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
und die Mitarbeiter proaktiv zu informieren. Zu diesem Zweck kann es auch
nützlich sein, sich gruppendynamische Prozesse zu Eigen zu machen und
bekannte Meinungsführer, also Mitarbeiter mit Einfluss auf andere Kollegen
entsprechend frühzeitig ins Boot zu holen und zu überzeugen.
Ebenfalls wichtig ist es, dafür Sorge zu tragen, dass weder die Einführung noch
der spätere Betrieb der Terminalserver oder Thin Clients Anlass gibt, mögliche
Vorurteile aus dem Vorfeld der Einführung bestätigt zu finden. Es muss ein
positives Gesamtklima geschaffen werden, dass den betroffenen Mitarbeitern
erlaubt, sich vorurteilsfrei und unvorbelastet auf das Thema Server Based
Computing einzulassen. Wichtige Aspekte hierzu sind die Verfügbarkeit und
das Antwortzeitverhalten der Terminalserver. Diese sind sehr kritische Faktoren
und Beeinträchtigungen führen sehr schnell zur Ablehnung. Deshalb müssen
die Server ausreichend dimensioniert sein, um den zu erwartenden
Lastanforderungen gerecht zu werden. Denn die Testgruppe, mit der gestartet
wird, wird durch ihr frühes Urteil maßgeblich Einfluss auf die Einstellung
anderer Mitarbeiter zum Thema SBC haben. Mit zu klein ausgelegten oder zu
wenig Servern in den Betrieb zu starten und dann bei Bedarf nachzulegen, mag
zwar in vielen Fällen eine sinnvolle oder aus Kostengründen gebotene Strategie
sein, ist aber aus den genannten Gründen bei der Einführung von SBC
unbedingt zu vermeiden.
Dass es möglich ist, Anwender durch eine überlegene Performance der
Terminalserver auch gegenüber den lokalen Arbeitsplatz PC regelrecht zu
begeistern und zum »Überlaufen« zu motivieren, haben Institute der
Fraunhofer Gesellschaft schon erfolgreich unter Beweis gestellt. Aber es gibt
auch andere Möglichkeiten. Beispielsweise könnte die Benutzung moderner
oder exklusiver Softwarepakete wie z. B. die neueste Officeversion oder ein
Routenplanungssystem oder seltene, daher teure Fachlexika ausschließlich oder
wenigstens signifikant früher über Terminalserver angeboten werden.
Eine andere alternative ist die Koppelung der Bereitstellung der Thin Clients
zusammen mit anderen Komponenten z. B. einem TFT-LCD Monitor oder
externen Laufwerken für CD-ROM oder Disketten, um dem Problem des
lokalen Datenaustausches zu begegnen.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
5
Anhang
Im Folgenden finden sich die Fragebögen, mit denen die Datenbasis zu den PC
spezifischen Supportaufwänden erhoben wurde.
5.1
Fragebogen »Unmanaged PC«
Fragen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
letzte
Woche
letzten 3
Monate
letztes
Jahr
Wie viel Zeit wird insgesamt für Client und Anwendersupport aufgewandt?
Wie viele Neuinstallationen von PC wurden durchgeführt, die nicht mit einer
Neubeschaffung in Zusammenhang stehen (z. B. wegen Hardwareschadens,
Virenbefall, Treiberproblemen, regelmäßigen Bluescreens, Anwenderfehlern)?
Wie lange dauert eine solche Neuinstallation im Durchschnitt (inkl. Suche von
Datenträgern, Durchführung und Funktionstest)?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Suche nach Datenträgern,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele lokale Softwareinstallationen (ohne Patches) wurden durchgeführt?
Wie lange dauert eine Softwareinstallation im Durchschnitt (inkl. Suche evtl.
Datenträger, Durchführung, Funktionstest)?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Suche nach Datenträgern,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele Service Packs, Hotfixes, Patches usw. wurden installiert?
Wie lange dauert die Installation eines Servicepacks, Hotfixes, Patches pro
Arbeitsplatz-PC?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Suche nach Datenträgern,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele Hardwareergänzungen (bspw. Einbau CD-ROM, Arbeitsspeicher,
größere Festplatte) wurden durchgeführt?
Wie lange eine einzelne Hardwareergänzung im Schnitt?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Suche nach Datenträgern,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele Arbeitsplatz PC wurden bei einem Umzug begleitet?
Welcher Zeitaufwand ist pro Arbeitsplatz PC für einen Umzug zu
veranschlagen?
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111
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
5.2
Fragebogen »Managed PC«
Fragen (Client)
1
2
3a
3b
4
5
6a
6b
7a
7b
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
letzten 3
Monate
letztes
Jahr
letzte
Woche
letzten 3
Monate
letztes
Jahr
Wie viel Zeit wird insgesamt für Client und Anwendersupport aufgewandt?
Wie viele Neuinstallationen von PC wurden durchgeführt, die nicht mit einer
Neubeschaffung in Zusammenhang stehen (z. B. wegen Hardwareschadens,
Virenbefall, Treiberproblemen, regelmäßigen Bluescreens, Anwenderfehlern)?
Wie lange dauert eine solche Neuinstallation im Durchschnitt (tatsächliche
Zeit)?
Wie hoch ist im Durchschnitt der Zeitaufwand des Admins bei einer
Neuinstallation?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Überprüfen von Name/Adresse,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele lokale Softwareinstallationen (ohne Patches) wurden durchgeführt?
Wie viele davon manuell, d.h. ohne CCM?
Wie lange dauert eine Softwareinstallation mit CCM im Durchschnitt (inkl.
Suche evtl. Datenträger, Durchführung, Funktionstest)?
Wie lange eine ohne CCM?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (nur manuelle Installationen)
(Suche nach Datenträgern, Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele Service Packs, Hotfixes, Patches usw. wurden installiert?
Wie lange dauert die Installation eines Servicepacks, Hotfixes, Patches pro
Arbeitsplatz-PC?
Wie viele Hardwareergänzungen (bspw. Einbau CD-ROM, Arbeitsspeicher,
größere Festplatte) wurden durchgeführt?
Wie lange dauert eine einzelne Hardwareergänzung im Schnitt?
Wie lange hierfür dauert die Vorbereitung (Suche nach Datenträgern,
Recherche von Informationen usw.)
Wie lange hierfür dauert die Nachbereitung (Aktualisierung Help Desk
Datenbank, Inventardaten usw.)
Wie viele Arbeitsplatz PC wurden bei einem Umzug begleitet?
Welcher Zeitaufwand ist pro Arbeitsplatz PC für einen Umzug zu
veranschlagen?
Fragen (Server)
1
2
2a
2b
2c
3
4
letzte
Woche
Betreuungsaufwand CCM-Server (Wartung, regelm. Kontrolle)?
Wie lange dauert die Paketerstellung / Skriptierung für eine Neuinstallation?
Betriebssystem
Treiber
Anwendungen
Betreuungsaufwand SUS/WSUS (Wartung, regelm. Kontrolle)?
Betreuungsaufwand EPO (Wartung, regelm. Kontrolle)?
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20.02.2008
112
»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Warenzeichen
•
Excel, Microsoft, Outlook, Windows, Windows NT und Windows Server
sind Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen der Microsoft
Corporation in den USA und/oder anderen Ländern.
•
Citrix, Citrix Presentation Server und ICA sind Warenzeichen oder
eingetragene Warenzeichen von Citrix Systems, Inc. in den USA und/oder
anderen Ländern.
•
Java ist ein Warenzeichen von Sun Microsystems, Inc.
•
LANrunner ist eine in Deutschland eingetragene Marken von Fraunhofer
UMSICHT.
•
Linux ist eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds in den USA und
anderen Ländern.
•
UNIX ist ein eingetragenes Warenzeichen in den USA und anderen Ländern,
exklusiv lizenziert von X/Open Company Ltd.
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»PC vs. Thin Client«
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Literaturverzeichnis
[CW 2003]
Friedmann, Katharina. »Wenn alte PCs zu Kostentreibern
werden«, Computerwoche 2003,
<http://www.computerwoche.de/index.cfm?
pageid=256&artid=54102>
[IAO 2004]
Fraunhofer IAO (Hrsg.): Informations- und
Kommunikationstechnologien für flexible Arbeitskonzepte
http://www.office21.de/studie/E-Work-Studie.pdf
[MS 2003]
Microsoft Corporation (Hrsg.), 2003. »Windows Server 2003
Terminal Server Capacity and Scaling«
<http://www.microsoft.com/windowsserver2003/techinfo/
overview/tsscaling.mspx>
[UMSICHT 2008]
Fraunhofer-UMSICHT (Hrsg.), 2008. »Ökologischer Vergleich von
PC und Thin Client Arbeitsplatzgeräten«
Fraunhofer UMSICHT
20.02.2008
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