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Inhalt | BuB
Seite Eins
»Mit der ZLB wird der Schlossplatz
brummen« / Claudia Lux kämpft um
jeden Quadratmeter im neuen
Humboldt-Forum (Bernd Schleh) ______ 326
Nachruf: Hans Ulrich Katzenmayer –
Ein kompetenter Gesprächspartner
und liebenswürdiger Gastgeber
(Brigitte Robenek, Ronald Schneider) ___ 340
Katalanische Kultur zu Gast in
deutschen Bibliotheken _______________ 341
Protestbrief an Sachsens
Ministerpräsident ___________________ 326
Termine
Fortbildung Mai–Juli _________________ 342
Wissenschaftliche Bibliothek
E-Books bei Studenten gefragt /
ULB Darmstadt macht gute
Erfahrungen mit elektronischen Büchern
(Bettina Hammer) ___________________ 327
Hessischer Bibliothekstag 2007 ________ 342
Information digital
Franzosen machen Tempo /
Weiterer Schritt zur Europäischen
Digitalen Bibliothek _________________ 328
Fahrplan in die Zukunft des Lernens /
EU-Projekt OLCOS veröffentlicht
Bericht zu Open Content _____________ 329
Öffentliche Bibliothek
Kompetenz und Selbstbewusstsein
stärken / Recherchetraining für Hauptund Realschüler in Hamburg __________ 330
Auf den Flügeln des Pegasus /
Stadtbibliothek Berlin-Lichtenberg
fördert Fantasie der Kinder ____________ 331
Wenn die Bibliothek Bildungspartner
wird… / Leseförderung mit dem
Spiralcurriculum in Schule und Vorschule
(Ute Hachmann, Helga Hofmann) ______ 334
Wertvolle Tipps fürs Marketing ________ 334
w
Blickpunkt Recht
Schmutz und Schund in den Regalen /
Wie man mit verfassungs- und
jugendgefährdenden Medien umgeht
(Michael Haager) ____________________ 334
w
Ausbildung
Nur in jeder zweiten Stunde wird
Fachwissen vermittelt / Curriculum
für den »Geprüften Fachwirt für
Informationsdienste«
(Karin Holste-Flinspach) ______________ 336
Studenten nehmen Infodesk
unter die Lupe / Praxisprojekt der
HdM Stuttgart mit dem Südwestrundfunk (Volker Wüst) ______________ 337
Nachrichten ________________________ 338
BuB | 59 (2007) 05
Praxis
Milka, Cola, Tempo – Subito! /
Wie man eine Bibliothek als Marke
positioniert (Elke Bernsee)_____________ 374
.d
Bibliothekskongress Leipzig 2007
Der Weg auf die politische Tagesordnung ist steinig und steil / Fortbildungs-Höhepunkt des Jahres:
2 700 Bibliothekare diskutieren in
Leipzig – die Presse lockt das nicht
(Julia Hellmich, Bernd Schleh) _________ 346
»Ihre Bibliothek wird geschlossen!
Was nun?« / Workshop mit Claudia Lux
zum Üben kreativer politischer
Strategien (Wolfgang Ratzek) _________ 355
»Am Kerngeschäft der Bibliothekare
kann sich plötzlich jeder beteiligen« /
Der Wikipedia-Experte Jakob Voß
plädiert dafür, Opacs mit Inhalten
aus Wikis, Weblogs und BookmarkingDiensten anzureichern _______________ 356
Neue Technik für Bibliotheken gesichtet /
Rundgang durch die Firmenausstellung des
Leipziger Kongresses (Andreas Graupp,
Jens Lazarus, Eberhard Schneider) ______ 358
Viele Hürden auf dem Weg zu
den Fördertöpfen / Wunsch und
Wirklichkeit von Drittmitteln in
Bibliotheken (Bernd Schleh) ___________ 361
w
Ein Angebot das Schule macht / Erfolgreicher Wechsel von der Jugendtauschbücherei zur Mobilen Schülerbücherei
in Schleswig-Holstein (Cornelia Jetter) __ 332
Hilfe für den Bestandsaufbau /
Die Lektoratskooperation weitet ihre
Dienste aus (Heinz-Jürgen Lorenzen,
Haike Meinhardt, Frank Seeger) _______ 373
Geschichte
Erinnerungen eines Bücherjungen /
Der Bibliothekar Otto-Rudolf
Rothbart beschreibt seine ersten
Berufserfahrungen in Stralsund um
1940 (Otto-Rudolf Rothbart) __________ 381
Bildungspartner Bibliothek
Bücherkisten für die Leseschwachen /
An Oberhausens Hauptschulen gibt
es ein neues Förderprogramm
(Hans-Dietrich Kluge-Jindra) __________ 386
–B
Alles über Astrid Lindgren / Erfurter
Studenten erstellen Bibliografie und
Bestandsverzeichnis (Holger Schultka) __ 328
Lesesaal
–u
Preis für herausragende
akademische Arbeiten ________________ 327
Markt _____________________________ 344
.B
Zusammenarbeit über Grenzen
hinweg / »Bibliotheken der Regio
Bodensee« gründen Verein ____________ 327
Dieter Baacke-Preis –
Ausschreibung 2007 _________________ 343
Filmfestival bei den FaMIs /
Auszubildende setzen das eigene
Berufsbild in Szene (Cornelia Awenius,
Sabrina Scherner) ____________________ 372
e
Neues von IFLA _____________________ 339
Foyer
»Wir betreiben Existenzsicherung
für Bibliotheken in einer digitalisierten
Welt« – Ein Gespräch mit Geschäftsführer
Jörg Meyer und dem Bibliothekarischen
Direktor Henner Grube _______________ 362
Arbeiten abseits der klassischen
Laufbahn / Junge Bibliothekarinnen
behaupten sich in der freien Wirtschaft
(Karin Holste-Flinspach) ______________ 366
Herausragende Abschlussarbeiten
ausgezeichnet / Zehn Jahre
BIB-Innovationsforum
(Karin Holste-Flinspach) ______________ 367
Angesagte deutsche Kinder- und
Jugendliteratur auf einen Klick /
Neues Informationsportal freigeschaltet
(Kerstin Keller-Loibl) _________________ 368
Bibliotheken in Zeiten des Terrors /
Zensur und Selbstzensur – ein kritischer
Rückblick (Bernd Schleh)______________ 371
Magazin
Blickpunkt Internet
Bessere Orientierung im Netz /
Web-Ressourcen für einzelne
Bibliothekstypen (Jürgen Plieninger) ____ 388
Buchmarkt
Libris, coole Rechner und der Klimaschock / In Sean McMullens ScienceFiction-Roman reißt eine Bibliothekarin
die Weltherrschaft an sich
(Ulrich Kühne) ______________________ 389
Fachliteratur
Das »deutsche Buch« in der Debatte
um nationale Identität und kulturelles
Erbe (Peter Vodosek) _________________ 390
Neue Fachliteratur ___________________ 391
Aus dem
Berufsverband
Aus den Landesgruppen und Kommissionen:
Ergebnisse der Wahlen zum BIB-Landesvorstand Niedersachsen/Bremen und
Bayern • Vom BAT zum TVöD und TV-L –
was bleibt, was ist neu? (Landesgruppe
Rheinland Pfalz). – Aus den Kommissionen:
Jahresberichte der Fachkommissionen
(Teil 2). – Service: BIB-Fortbildungen •
Mitgliedernachrichten __________ (392–396)
Editorial ___________________________ 326
Impressum _________________________ 370
Summary · Résumé __________________ 396
Stellenmarkt ________________________ 398
325
BuB | Foyer
Editorial
.B
w
w
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
schaffen.« Vorgesehen ist unter
anderem, die außereuropäische
Sammlung der Berliner Museen
unterzubringen, die bislang noch
im Stadtteil Dahlem lagert.
Das Ganze wird nicht billig:
Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 480 Millionen Euro,
32 Millionen Euro davon wird
die Stadt Berlin tragen. Im Gegenzug erhält die Stadt 5 000
Quadratmeter Fläche im Humboldt-Forum und will dort sowohl die Humboldt-Sammlung
als auch einen Teil der ZLB unterbringen. Für die größte Öffentliche Bibliothek Berlins ist
das eine einmalige Chance, sich
im künftigen Herzen des deutschen Kulturbetriebs zu profilieren. Lux meldete sich deshalb
umgehend nach Bekanntgabe
der Pläne zu Wort: »Wir kämpfen um die 5 000 Quadratmeter!
Wir sind mit Tausenden von Besuchern täglich zentraler Publikumsmagnet.«
Die Zahlen sprechen in der
Tat für die ZLB. Im Vergleich zu
den Massen, die die Landesbibliothek besuchen, sind die Dahlemer Kulturinteressierten eine
verschwindende
Minderheit.
Das Verhältnis ist neun zu eins!
Lux ist sicher: »Mit der ZLB
wird der Schlossplatz brummen.
Deswegen gehört sie genau dort
hin!«
Bernd Schleh
.d
e
»Bibliotheken auf die Tagesordnung« heißt das Motto der
designierten IFLA-Präsidentin
Claudia Lux. Wie das Ringen
der Bibliothekare um politische
Aufmerksamkeit konkret aussehen kann, zeigt die Generaldirektorin der Zentral- und
Landesbibliothek Berlin (ZLB)
nun direkt vor ihrer Haustür.
Bei der Belegung des geplanten
Humboldt-Forums kämpft sie
um jeden Quadratmeter für ihre
Bibliothek: »Wir sind überzeugt
von unserem Nutzungskonzept und davon, dass wir den
Schlossplatz beleben k önnen.«
Nach langen Diskussionen
nimmt die Neugestaltung des
Berliner Schlossplatzes konkrete
Formen an. Ab dem Jahr 2010
soll nach vorherigem Abriss des
Palastes der Republik eine Rekonstruktion des Stadtschlosses
inklusive Kuppel als sogenanntes Humboldt-Forum gebaut
werden.
Bundesbauminister
Wolfgang Tiefensee sagte bei der
Vorstellung des Projekts Ende
April: »Hier wird ein Schaufenster der Kultur Deutschlands ge-
–u
kann man in diesem Jahr zuhauf: Mehr als 500 Feier-,
Gedenk- und Aktionstage stehen im Kalender, vom Weltkatzentag (8. August) über den Welttoilettentag (19. November) bis
zum Internationalen Tag des chronischen Erschöpfungssyndroms
(18. Mai). Und obwohl die Bibliothekare in dieser Hitliste bisher
nicht schlecht weggekommen sind – Welttag des Buches am
23. April sowie Tag der Bibliotheken am 24. Oktober – haben
pfiffige KollegInnen der Menschheit einen weiteren Gedenktag
geschenkt: den Tag der Bibliothekarin! Gefeiert wird er am
26. April.
Sie haben ihn verpasst? Na, da hätten Sie mal die Terminlisten der bibliothekarischen Fachstellen aufmerksamer lesen
sollen. Sowohl die Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken als auch die Landesfachstelle für Archive und öffentliche
Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv vermelden die Innovation auf Ihren Internetseiten und machen sich
damit zu Pionieren in Sachen »Tag der Bibliothekarin«. Zum
geschichtlichen Hintergrund des Gedenktages kann man in
Wiesbaden und Potsdam ohne Zögern Auskunft geben: Der
26. April ist der Geburtstag von Bona Peiser (1864 bis 1929),
der ersten deutschen Frau, die hauptberuflich und bezahlt
als Bibliothekarin gearbeitet hat.
Immerhin, das kann ein Grund zum Gedenken sein.
Bleibt die Frage: Wer hat den Tag ins Leben gerufen? Bei
den bibliothekarischen Großverbänden DBV und BIB weiß
man davon nichts, und auch die Antworten aus Wiesbaden
und Potsdam kommen in dieser Sache etwas verhaltener daher.
Irgendwo habe man darüber Ende des vergangenen Jahres im
Internet etwas gelesen, was jedoch jetzt nicht mehr zu finden
sei. Einig ist man sich: Die Spuren führen zur OnlineEnzyklopädie Wikipedia.
Dort ist der Tag der Bibliothekarin in der Tat unter der
Rubrik »Für 2007 erstmals proklamierte Gedenktage« aufgeführt. Freilich ebenfalls ohne Hinweis, wer denn nun proklamierte – aber auch ohne den Makel zur nachrangigen Kategorie
»Noch nicht geklärte Gedenktage« zu gehören. Dort werden
laut Wikipedia Gedenktage aufgeführt, bei denen »der genaue
Termin, die Regelmäßigkeit oder die Relevanz noch nicht endgültig geklärt« sind. Derzeit harren unter anderen noch der Tag
des Cholesterins (Ende Juni) und der Tag des Kusses (6. Juli) auf
den Aufstieg in die Liga der offiziellen Gedenktage. Das hat
der Tag der Bibliothekarin bei Wikipedia schon geschafft.
Hat denn nun auch jemand gefeiert? Und ob. In der
Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus stieg zum Anlass des
ersten Tages der Bibliothekarin am 26. April eine Party unter
dem Motto »WeibsBilder – Spiegel, Spott und Übermut«. In der
Ankündigung hieß es ganz undogmatisch: »Ein frecher Abend
zum Schmunzeln und Genießen für SIE! Für IHN aber auch!«
Na, solange die männlichen Kollegen mitfeiern dürfen,
kann man den »Tag des Bibliothekars« ja
noch etwas auf Eis legen.
»Mit der ZLB wird der
Schlossplatz brummen«
Claudia Lux kämpft um
jeden Quadratmeter im
neuen Humboldt-Forum
–B
Feste feiern
w
326
Protestbrief an Sachsens
Ministerpräsident
Deutsche Bibliothekare mischen
sich ganz im Sinne des künftigen IFLA-Mottos zusehends
in die Politik ein.
Auf das komplette Ignorieren
der Bibliotheken in den Festreden zur Eröffnung der Leipziger
Buchmesse (siehe dazu auch Seite 346 ff.) reagierte die Sprecherin von Bibliothek & Information Deutschland (BID), Barbara
Lison, mit einem deutlich formulierten Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbrandt. Darin heißt es
unter anderem: »Als Sprecherin
der nationalen Dachorganisation der Bibliotheks- und Informationsverbände in Deutschland, ›Bibliothek & Information
Deutschland‹ würde ich es sehr
begrüßen, wenn Sie die aktuellen und wichtigen Themen Leseförderung und Ausbau der persönlichen Medienkompetenz,
insbesondere von Kindern und
Jugendlichen, zukünftig mit
den Aktivitäten und Leistungen
der Öffentlichen Bibliotheken
in den Städten und Gemeinden
in Verbindung bringen. Die Öffentlichen Bibliotheken gehören
zu den bedeutendsten Institutionen der außerschulischen Leseförderung.«
slh
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Wissenschaftliche Bibliothek
w
w
BuB | 59 (2007) 05
e
sierten Arbeitsgruppe haben die
wissenschaftlichen und landeskundlich aktiven Bibliotheken
der Regio Bodensee Ende vergangenen Jahres einen Verein
gegründet: »Bibliotheken der
Regio Bodensee«. Es sind bereits
mehr als zwanzig Bibliotheken
aus Deutschland, Österreich,
Liechtenstein und der Schweiz
beigetreten. Der Vorstand setzt
sich aus Harald Weigel von der
Vorarlberger Landesbibliothek
in Bregenz, Bernd Hannemann
von der Hochschulbibliothek
Konstanz und Cornel Dora von
der Kantonsbibliothek St.Gallen
zusammen.
.d
–B
Den Grundstock bildeten circa
300 E-Books aller Fachrichtungen der Firma Ciando, die EBooks vieler namhafter Verlage
im Programm hat. Hinzu kamen in den vergangenen Monaten weitere 1 400 E-Books von
Taylor & Francis (CRCnetBase),
hauptsächlich zu den Fachgebieten Elektrotechnik, Technik
und Mathematik, 37 E-Books
von Wiley aus dem Bereich Mathematik und Technik, 67 Technik-Bücher von Safari der Firma
Proquest sowie 1 E-Book (Major
Reference Work) von Elsevier.
Zuletzt wurden 2 E-Books Collections von Springer gekauft:
Sie umfassen in den Fachgebieten »Technik/Informatik«
und »Naturwissenschaften« die
gesamte deutschsprachige Jahresproduktion des Verlages der
Jahre 2005 bis 2007, insgesamt
781 Titel.
Die E-Books der ULB werden
mit der Software »Eprints« präsentiert und verfügbar gemacht.
Die Recherche ist möglich über
eine einfache und erweiterte
Suchmaske, über die Fachsystematik nach RVK (im Aufbau)
und die nach Anbietern sortierten Titellisten. Außerdem sind
die Titeldaten mit DownloadURLs sämtlicher E-Books im
Online-Katalog verankert.
Die von der Firma Ciando
bereitgestellten E-Books werden
zur Ausleihe angeboten: Es kön-
Der neu gegründete Verein
»Bibliotheken der Regio Bodensee« mit Sitz in St. Gallen
hat sich zum Ziel gesetzt, sich
vermehrt Projekten mit Bezug
zur Region anzunehmen. Mit
grenzüberschreitenden Kooperationen wollen die mehr als
20 Regio-Bibliotheken aus vier
Ländern den Möglichkeiten der
modernen Informationsgesellschaft begegnen. Dies teilte das
Schweizer Vorstandsmitglied
Cornel Dora mit.
Beitrag zu Regionalgeschichte
Universitäts-, Hochschul-, Landes-, Kantons-, Stadt-, GemeinNach jahrzehntelanger Zusam- de- und Spezialbibliotheken:
menarbeit in einer lose organi- das Angebot der Bibliotheken
–u
Die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt bietet ihren Nutzern seit gut zwei Jahren
E-Books verschiedener Anbieter
in verschiedenen Formaten
an: http://E-Books.ulb.tu-darm
stadt.de – und macht damit
gute Erfahrungen.
Zusammenarbeit
über Grenzen hinweg
»Bibliotheken der
Regio Bodensee«
gründen Verein
Preis für herausragende
akademische Arbeiten
Der Verein zur Förderung der Informationswissenschaft (VFI) ist
ein Zusammenschluss einer Reihe österreichischer Informationsfachleute (überwiegend aus
dem bibliothekarischen Bereich),
denen es ein Anliegen ist, die
hinter ihrer praktischen Tätigkeit stehende wissenschaftliche
Fachdisziplin zu unterstützen
und zu fördern.
Im Jahr 2007 schreibt der VFI
zum zweiten Mal für den gesamten deutschsprachigen Raum
einen Förderungspreis für herausragende akademische Abschlussarbeiten auf bestimmten
Teilgebieten der Informationswissenschaft aus. Pro Jahr können bis zu drei Preise und insgesamt bis zu 1 000 Euro vergeben
werden; das Preisgeld für einen
einzelnen Preis beträgt maximal
500 Euro.
Für den Preis kommen universitäre Diplom- und Magisterarbeiten, postgraduale Magisterbeziehungsweise Masterarbeiten (auch FH) sowie Doktorarbeiten infrage, die im jeweils laufenden oder vorangegangenen
Jahr approbiert worden sind.
.B
E-Books bei
Studenten gefragt
ULB Darmstadt macht
gute Erfahrungen mit
elektronischen Büchern
nen jeweils für eine von der Bibliothek festgelegte Ausleihfrist
(hier: vier Tage) so viele Nutzer
gleichzeitig auf ein E-Book zugreifen, wie Lizenzen für dieses
Buch erworben wurden. Auf
die Datenbank der 67 bei Safari lizenzierten E-Books können
generell zwei Nutzer gleichzeitig
zugreifen.
Die Bücher aller anderen
Anbieter können simultan von
unbegrenzt vielen Nutzern heruntergeladen werden.
Ciando, Taylor & Francis
und Proquest verkaufen ihre
E-Books im Rahmen eines
Lizenzmodells. Nach Beendigung des Vertrags erlischt das
Zugriffsrecht und es gibt keine
Archivexemplare. Wiley, Springer und Elsevier bieten für den
Erwerb ihrer E-Books dagegen
unter anderem ein Kaufmodell
an, welches ein dauerhaftes Zugriffsrecht garantiert.
Die Ciando E-Books wurden
in den ersten zwei Jahren seit
ihrer Einführung in der ULB
insgesamt 8 303 Mal ausgeliehen (entspricht der Anzahl der
Downloads vom Februar 2005
bis Februar 2007). Die E-Books
von Taylor & Francis konnten
in der Zeit vom Januar 2006 bis
Januar 2007 insgesamt 43 730
Downloads von Kapiteln verzeichnen. Für die erst seit kurzer
Zeit verfügbaren anderen EBook-Sammlungen liegen noch
keine aussagekräftigen Nutzungsstatistiken vor.
Insgesamt kann man feststellen, dass die E-Books von den
Nutzern der ULB sehr gut angenommen werden. In vielen Fällen wurden E-Books zusätzlich
zu einer bereits vorhandenen
gedruckten Ausgabe eines Buches angeschaff t. Gerade diese
Fälle belegen, dass elektronische
und gedruckte Version sich gut
ergänzen und das elektronische
Buch das gedruckte nicht verdrängt: Die Nutzung etwa von
gedruckten Lehrbüchern nahm
trotz des Vorhandenseins der
elektronischen Variante deutlich zu. Möglicherweise hat jedes Medium seine eigene Nutzerschaft.
Bettina Hammer,
ULB Darmstadt
w
Wissenschaftliche Bibliothek
Auswahlkriterien für die Vergabe sind neben der wissenschaftlichen Qualität der Arbeit
vor allem Kriterien wie Originalität/Neuartigkeit des Themas,
Praxisrelevanz, Relevanz für die
theoretische
Weiterentwicklung des gewählten Teilgebietes, Qualität und Originalität
hinsichtlich Methodik und Themenbehandlung, Qualität der
Präsentation und des Stils und
Brauchbarkeit als Lehrtext oder
Übersichtsarbeit.
Endtermin für die Einreichung
der Arbeiten ist der 14. September 2007. Über die Vergabe wird bis zum 14. Dezember
2007 entschieden. Die Arbeiten
sind, gemeinsam mit einer Approbationsbestätigung der betreffenden Hochschule, in elektronischer Form einzusenden.
Die Vergabe eines Preises ist an
die Vorlage einer als Zeitschriftenaufsatz publizierbaren Kurzversion gebunden.
Weitere Informationen zum VFIFörderungspreis stehen unter
www.ub.tuwien.ac.at/vfi/VFI_
Preis.html im Nezt.
Bewerbungen gehen an:
[email protected].
327
BuB | Foyer
Information digital
Gemeinsame Projekte
w
Durch gezielte Projekte möchte
der Verein zur Aufarbeitung der
Regionalgeschichte beitragen.
Bereits im Vorfeld nahmen sich
die verschiedenen Bibliotheken
vor, ältere Quellen mit Bezug
zur Region zu rekatalogisieren
und in einem gemeinsamen Internetkatalog zu erschließen.
Denn noch immer ist eine Vielzahl von Büchern, die vor dem
Computer-Zeitalter erschienen
sind, erst auf Zetteln erfasst.
Als weiteres Projekt wird die
Digitalisierung der wichtigsten
Zeitschriften ins Auge gefasst,
die einen Bezug zur Bodenseeregion haben. Insgesamt sollen
500 000 Seiten eingescannt
und digitalisiert werden. Die
regionalen Jahrbücher und Zeitschriften sollen im Internet eingesehen werden können und so
den Zugang zur Geschichte um
den Bodensee erleichtern.
Information
digital
e
Franzosen machen Tempo
Weiterer Schritt zur
Europäischen Digitalen
Bibliothek
.d
–B
Die schwedische Erfolgsautorin
Astrid Lindgren hat unter anderem mit ihren Büchern von Pippi Langstrumpf, Karlsson vom
Dach, Ronja Räubertochter und
den Brüdern Löwenherz weltliterarische Bedeutung erlangt.
Empathie für die Belange der
Kinder, Humor und Weisheit
kennzeichnen ihr Werk. »Das
stört keinen großen Geist«, lässt
Lindgren ihre literarische Figur
Karlsson vom Dach sagen. Und
Pippi Langstrumpf weiß: »Aber
ich bin das stärkste Mädchen
der Welt, musst Du bedenken.«
Lindgrens Rede »Niemals Gewalt!« anlässlich der Verleihung
des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1978 besitzt heute noch Gültigkeit und
gemahnt an eine humanistische
Pädagogik.
Astrid Lindgren wurde am
14. November 1907 in Näs bei
Vimmerby geboren und starb
am 28. Januar 2002 in Stockholm. In diesem Jahr jährt sich
ihr 100. Geburtstag und ihr
5. Todestag.
Die Universitätsbibliothek
Erfurt führte im Wintersemester 2006/07 ein Berufsfeldseminar mit dem Titel »Wissenschaft
unterstützen – die Bibliografie
als Denkraum« durch. Die Seminarteilnehmerinnen Mariana Diersch, Claudia Jahn und
Berenike Schaak entschieden,
ein Astrid-Lindgren-Verzeichnis zu erarbeiten. Das Verzeichnis trägt den Titel »Kennst Du
Astrid Lindgren?« und ist Bibliografie und Bestandsverzeichnis zugleich.
–u
keiten der modernen Informationsgesellschaft begegnen. Die
besondere regionale Situation
des Vierländerecks rund um
den Bodensee mit seinen historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten bietet dafür eine
außergewöhnliche Chance. Angesichts der zentralen Rolle von
Bibliotheken als Kulturträger
und -vermittler eines Landes
wollen die Regio-Bibliotheken
einen Beitrag zur kulturellen
und gesellschaftlichen Entwicklung der Region leisten.
Der Geburtstag der berühmten
Kinder- und Jugendbuchautorin
Astrid Lindgren jährt sich in
diesem Jahr zum 100. Mal. Aus
diesem Anlass haben Studierende an der Universitätsbibliothek
Erfurt eine Astrid-LindgrenBibliografie erarbeitet, die online eingesehen werden kann.
Das entstandene Verzeichnis
enthält Informationen zu Leben, Werk und Wirkung sowie
einen bibliografischen Hauptteil. Dieser gliedert sich in die
Primär- und Sekundärliteratur
sowie Internetquellen.
Im Bereich Sekundärliteratur
wurden Bücher, Aufsätze, Zeitungsartikel und Lexikoneinträge erfasst.
Die Astrid-Lindgren-Bibliografie stellt gerade für weniger
geübte Suchende ein gutes Hilfsmittel für die Arbeit dar, weil die
in der Regel schwieriger auffindbaren Veröffentlichungsformen
Aufsatz und Artikel ebenso im
Verzeichnis nachgewiesen wurden.
Die Bibliografie nimmt den
Suchenden somit den notwendigen Rechercheschritt »Suche
in einer Literaturnachweisdatenbank mit anschließendem
Nachschauen im Bibliothekskatalog« ab.
Das Verzeichnis ist in der
Digitalen Bibliothek Thüringen
(DBT) oder direkt unter www.
bibliothek.uni-erfurt.de/service/
texte/BibliographieAstridLind
gren.pdf abrufbar.
Holger Schultka, UB Erfurt
.B
Durch gezielte Projekte
möchte der Verein zur
Aufarbeitung der Regionalgeschichte beitragen.
Alles über
Astrid Lindgren
Erfurter Studenten
erstellen Bibliografie und
Bestandsverzeichnis
w
im Bodenseeraum ist zahlreich
und vielfältig, vielleicht für den
Benutzer auch manchmal unübersichtlich. Der Verein »Bibliotheken der Regio Bodensee« will
nun noch intensiver das gemeinsame Anliegen der Bibliotheken
betonen und sich für die Belange
der Region einsetzen.
Mit grenzüberschreitenden
Kooperationen wollen die Regio-Bibliotheken den Möglich-
w
328
Mitglieder des BIB
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift
und der Beitragsgruppe, nicht
dem Verlag von BuB, sondern
der Geschäftsstelle des BIB
mitzuteilen.
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefax 0 71 21/30 04 33
E-Mail [email protected]
Die Europäische Digitale
Bibliothek, ein mehrsprachiges Zugangsportal zu Europas
Kulturerbe, ist laut Mitteilung
der Deutschen Nationalbibliothek ihrer Verwirklichung einen
Schritt näher gekommen: Die
Bibliothèque nationale de France (BnF) hat die Entwicklung
ihres neuen Portals Europeana
bekannt gegeben.
CENL, die Konferenz der europäischen Nationalbibliothekare,
begrüßt diese Initiative eines ihrer Gründungsmitglieder nachdrücklich als wichtigen Beitrag
zur Europäischen Digitalen Bibliothek. Die BnF trägt in zweifacher Hinsicht zum Aufbau einer
Europäischen Digitalen Bibliothek bei. Zum einen hat sie die
Finanzierung der Massendigitalisierung sichergestellt, sodass
ihre Gallica-Sammlung jährlich
um 80 bis 100 000 Objekte anwachsen wird, zum anderen hat
sie ein Beispiel dessen entworfen, wie eine Europäische Digitale Bibliothek einmal aussehen
könnte: die Europeana.
Parallel dazu hat CENL die
Initiative ergriffen, eine Stiftung
zu gründen, um – gemeinsam
mit anderen Kultureinrichtungen in Europa – die Europäische
Digitale Bibliothek juristisch zu
verankern und ihr eine starke
Handlungskompetenz zu geben.
Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek und Vorsitzende von CENL, betont die
Notwendigkeit, die Europäische
Digitale Bibliothek auf bereits
Vorhandenem aufzubauen. Sie
ergänzt: »Wir müssen auch die
bestehende Zusammenarbeit
mit den Kolleginnen und KolBuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Information digital
Das von der Europäischen Kommission im Rahmen des eLearning-Programms kofinanzierte Projekt OLCOS – Open ELearning Content Observatory
Services – hat deshalb das Ziel,
die Entwicklung offener digitaler Lerninhalte (OER, Open
Educational Resources) durch
Beobachtung, Analyse und Verbreitung zu fördern. Hierzu bauen die Projektpartner eine Informations- und Beobachtungs-
e
der. Des Weiteren finden sich
darin Empfehlungen zur Förderung freier Lerninhalte.
Auf der englischsprachigen
Internetplattform des Projekts
www.olcos.org kann die OLCOS Roadmap 2012 als PDFDatei online abgerufen und
auch in der Druckversion bestellt werden. Darüber hinaus
bietet die Plattform zahlreiche
Hintergrundinformationen und
Fallbeispiele zum Thema freie
digitale Lerninhalte. Anmerkungen zur Roadmap 2012 sowie Kooperationsanfragen interessierter Einrichtungen und
Experten sind willkommen.
Das europäische OLCOSProjektteam ist über die EMail-Adresse [email protected]
erreichbar. Ihm gehören sechs
Organisationen aus Österreich,
Spanien, Finnland, Ungarn und
Deutschland an, darunter die
ecmc Europäisches Zentrum
für Medienkompetenz GmbH
(Düsseldorf, Marl) und die
Fernuniversität Hagen.
.d
–B
Weltweit beteiligen sich Tausende Nutzer an der Gemeinschaftsproduktion von Open
Source Software und weit mehr
Endnutzer greifen gern auf die
daraus entstehenden SoftwareProdukte zurück. Die Entwicklung von Open Content verläuft
hingegen zögerlicher. Dabei sei
die Idee der »freien Inhalte«, die
– von den Urhebern ausdrücklich gewollt – weiterverbreitet
und sogar verändert werden
dürfen, gerade im Bildungsbereich ein wichtiges Element zur
Förderung des medial unterstützten und lebenslangen
Lernens, teilt das Europäische
Zentrum für Medienkompetenz
in Marl mit.
w
BuB | 59 (2007) 05
–u
Fahrplan in die
Zukunft des Lernens
EU-Projekt OLCOS
veröffentlicht Bericht
zu Open Content
w
Die Europäische Union (EU)
unterstützt den Aufbau der Europäischen Digitalen Bibliothek
mit einer Reihe von Projekten
zur Erweiterung von The European Library. Dieses Portal wird
von den CENL-Mitgliedsbibliotheken aufgebaut und von
der Koninklijke Bibliothek, der
Nationalbibliothek der Niederlande, betrieben. Es wird von
der EU als ein Kernstück der
Europäischen Digitalen Bibliothek betrachtet. Die Version
2.0 von The European Library
ist für Ende 2007 geplant. Die
Europäische Digitale Bibliothek
wird auch von Arbeiten anderer
europäischer Projekte und Initiativen wie zum Beispiel »Michael+« profitieren, ein Projekt, in
welchem digitale Sammlungen
von Bibliotheken, Archiven und
Museen in einigen Mitgliedsstaaten der EU beschrieben und
verlinkt werden.
CENL unterstreicht nachdrücklich die Dringlichkeit der
Massendigitalisierung. Die Anzahl der digitalen Objekte und
Ressourcen, die gegenwärtig
über The European Library zur
Verfügung stehen, sind nur ein
Bruchteil der Bestände der europäischen Nationalbibliotheken.
Einige
Nationalbibliotheken
stellen nationale Digitalisierungspläne auf und leisten zum
einen Überzeugungsarbeit bei
ihren Regierungen und suchen
zum anderen private Investoren
zur Umsetzung der Pläne.
In Europa existiert eine ganze
Reihe solcher nationalen Aktionspläne und Programme zur
Digitalisierung, die in den einzelnen Ländern oft unter der
Ägide der Nationalbibliotheken
umgesetzt werden, zum Beispiel
von der Polnischen Nationalbibliothek und von der Nationalbibliothek der Niederlande.
Mit Public Private Partnership-
plattform im Internet auf, die
das Konzept, die Herstellung
und den Gebrauch von OER beziehungsweise spezieller ODEC
(Open Digital Educational Content) in Europa fördern soll.
Die erste Veröffentlichung
im Rahmen von OLCOS ist
der englischsprachige Bericht
»Open Educational Practices
and
Resources:
OLCOS
Roadmap 2012«. Die Roadmap
richtet sich insbesondere an
Entscheidungsträger und untersucht mögliche Wege zu einer
verstärkten Herstellung und (gemeinschaftlichen) Nutzung von
offenen digitalen Lerninhalten.
Er basiert auf Bestandserhebungen, Expertengesprächen und
Zulieferungen internationaler
Projekte, welche die Schaff ung,
die gemeinsame Nutzung und
Wiederverwertung von OER
unterstützen und enthält Informationen über politische und
institutionelle Rahmenbedingungen, Zugangsmodelle, Einflussfaktoren sowie Einsatzfel-
.B
The European Library
Initiativen, wie etwa der Kooperation zwischen der British
Library und Microsoft, werden
Materialien digitalisiert und
für die Benutzung verfügbar
gemacht. Um sicherzustellen,
dass die europäische Kultur und
das kulturelle Erbe in Europa in
seiner ganzen Vielfalt in einer
künftigen Europäischen Digitalen Bibliothek repräsentiert
ist, hat CENL die Arbeitsgruppe
»Content« eingerichtet, die sich
mit Digitalisierungsstrategien
und Prioritätensetzung in den
europäischen Nationalbibliotheken befasst.
w
legen europäischer Archive und
Museen vertiefen, um zu einer
Europäischen Digitalen Bibliothek zu gelangen, die die Materialien verschiedenster Typen kultureller Einrichtungen Europas
umfasst.«
329
BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
des Themas »Sucht und Drogen« entwickeln und zu Papier
bringen. In einem zweiten Arbeitsschritt sollte jeder Schüler
nun einen Aspekt seiner Wahl
herausgreifen und drei Fragen
Kompetenz und Selbstentwickeln. Diese waren dann
durch Suche im Medienbestand,
bewusstsein stärken
durch Nachschlagen in Lexika
Recherchetraining für
und durch Internetrecherche
Haupt- und Realschüler
zu beantworten. Als zusätzliche
in Hamburg
Hilfe stand den Schülern ein
umfangreiches Sortiment an
Büchern rund um das Thema
Jugendliche stehen in Gruppen »Drogen und Sucht« zur Verfüvor ihren Plakaten und erläutern gung.
.d
–B
Noch Fragen? Auf der Grundlage der Rechercheprotokolle erläuterten
die Schülerinnen und Schüler in Kurzreferaten ihre Arbeitsergebnisse.
(Foto: Bücherhalle Niendorf)
informativen Unterrichtsdoppelstunde ein umfassendes Bild
möglicher Drogen- und Suchtformen.
Beinahe zeitgleich wurde
das gleiche Konzept mit einer
weiteren Klasse der Realschule
Sachsenweg durchgeführt, um
weitere Erfahrungen zu gewinnen. »Wir wollen mit der Schule
Sachsenweg und mit anderen
Schulen unseres Einzugsgebietes
diese Form der Lehrveranstaltung weiter ausbauen, mit neuen
Themen und für weitere Klassenstufen«, betont Michael Braun,
Leiter der Bücherhalle Niendorf.
»Das inhaltliche Arbeiten mit
Medien und Information ist für
die Schüler effektiv, sie können
die neu erworbenen Kenntnisse
für ihre weitere Schulzeit hervorragend gebrauchen.«
.B
–u
Der Ablauf der Recherche und
die Bewertung der recherchierten Ergebnisse wurde von Sarah
Vogel in einer Präsentation beispielhaft erläutert und schriftlich protokolliert. Jeder Schüler
erhielt ein Exemplar dieses »Recherche- und Bewertungsprotokollformulars« für die eigene Arbeit. Es erfasst die genauen Fragen, Suchbegriffe, den Suchweg
und die gefundenen Informationen in Form von Zitaten und
die Bewertung der Qualität der
Quellen. In einem zusätzlichen
Feld musste die Bewertung der
Quelle begründet werden.
»Wichtig ist, dass die Schüler
zu dem großen Themenkomplex
›Drogen und Sucht‹ eigene Fragen entwickeln, weil nur das eigene Interesse der Jugendlichen
dazu führt, dass sie die Arbeit
auch zu Ende bringen«, sagt
Hannelore Wittig, Deutschlehrerin am Sachsenweg. Die Schüler hatten zehn Tage Zeit, ihr
Rechercheprotokoll zu bearbeiten, ein Plakat zu entwickeln
und sich auf die Präsentation
vorzubereiten.
Die zweite Veranstaltung
fand im Klassenraum der 8a im
Sachsenweg statt. Jeder einzelne
Schüler erhielt Gelegenheit, seine Ergebnisse der Klasse vorzustellen. Auf der Grundlage der
Rechercheprotokolle erläuterten
die Schülerinnen und Schüler in
Kurzreferaten die Ergebnisse,
gaben Auskunft über Suchwege,
Benutzung von Printmedien,
Probleme bei der Internetrecherche. Es entstand im Lauf der
w
Mit der Präsentation wurde im
Januar 2007 ein Pilotprojekt zum
Recherchetraining und zur Bewertung von gewonnenen Informationen abgeschlossen, das die
Hamburger Bücherhalle Niendorf mit der genannten Schule im Rahmen eines Halbjahrespraktikums durchführte. Das
Projekt bestand aus zwei Veranstaltungen und wurde konzipiert
von Sarah Vogel, Studierende
am Department Information
der Hochschule für Angewandte
Wissenschaften Hamburg, mit
engagierter Unterstützung von
Detlev Dannenberg, Lehrassistent der Hochschule.
Die erste Veranstaltung zum
Recherchetraining fand in der
Bücherhalle statt. Sie wurde am
Beispiel des Themenkomplexes
»Sucht und Drogen« durchgeführt und in drei Arbeitsabschnitte gegliedert:
Wie finde und präzisiere ich
mein Recherchethema?
Wie suche ich Informationen
zu meinem Thema?
Wie bewerte ich die gefundenen Informationen?
Zu Beginn sollten die insgesamt
28 Schüler in einem Brainstorming verschiedene Aspekte
Quellen bewerten
w
gemeinsam die Inhalte. Zuvor
hat jeder der 28 Schülerinnen
und Schüler der Hamburger
Haupt- und Realschule Sachsenweg die Rechercheergebnisse
seines Themas vorgetragen.
Einige wirken ungeübt im freien
mündlichen Vortrag und sind
sehr aufgeregt, andere lesen
ihre Stichworte ab – für alle aber
ist es ohne Zweifel eine gute
Übung.
e
Öffentliche
Bibliothek
w
330
Medienpädagogische Aktivitäten
»Lernort Bibliothek«, »Teaching
Library«: Mit diesen Begriffen
werden derzeit bundesweit neue
Rollen und Arbeitsfelder für Öffentliche Bibliotheken beschrieben. Dabei wird eine stärkere
Positionierung der Öffentlichen
Bibliothek als Bildungspartner
gefordert und angestrebt. Im
Mai 2007 wird die Zentralbibliothek Kundenselbstverbuchung mit RFID anbieten, 17
Stadtteilbibliotheken werden
folgen. Es ist zu erwarten, dass
die Arbeitsbelastung der Kollegen im Bereich der Medienver-
buchung reduziert wird. Es wäre
Raum für Veränderung vorhanden, der auch für medienpädagogische Aktivitäten genutzt
werden sollte.
»Die Bibliothek muss in Kooperation mit der Schule das
Wissen um den Umgang mit den
Inhalten der Information vermitteln«, formuliert das Hamburger Bibliothekscurriculum
die Aufgaben der Bücherhallen
bei der Kooperation mit Schulen
ab Klasse 8 (das gesamte Curriculum steht unter www.schul
mediothek.de/oeb_und_schu
le/spiralcurriculum/Hamburg.
pdf).
Bei der Entwicklung der
Lernziele und Auswahl der
Methoden hat sich Sarah Vogel
stark an dieser Leitlinie orientiert. Als Abschluss ihres Praktikums hat sie eine ausführliche
Dokumentation und einen Leitfaden erarbeitet. »Diese Dokumentation ist eine große Hilfe«,
bemerkte Ingrid Lange-Bohaumilitzki, Leiterin der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle
der Bücherhalle Hamburg. »Es
soll auf der Basis dieser Projektarbeit ein themenunabhängiges
Methodenkonzept entwickelt
werden, das es den 34 Stadtteilbibliotheken
ermöglicht,
mit Schulklassen eine derartige
Unterrichtseinheit zum Thema
ihrer Wahl zu vereinbaren und
durchzuführen.«
Kontakt: michael.
[email protected]
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Ganz schön bunt: Werbeplakat für den Pegasus-Klub.
(Foto: Stadtbibliothek Berlin-Lichtenberg)
BuB | 59 (2007) 05
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w
Geweckt, gesammelt und als
Schatz gehütet wurden diese Fähigkeiten der Kinder von Annelie Streit, seit 1981 Leiterin des
Pegasus-Klubs, der 2000 in die
Stadtbibliothek Lichtenberg integriert wurde. Regelmäßig finden Schreib- und Kreativwerkstätten mit Schulklassen statt,
treffen sich die »Leselustigen«
am Nachmittag oder nutzen
Lehrer und Erzieher Weiterbildungsangebote.
Die Ausstellung zeigte zugleich ein Lebenswerk, gefüllt
mit Liebe, Phantasie und mit
der festen Überzeugung, dass
jeder Mensch seinen Zauber hat.
»Kinder lassen sich gern anstecken zum phantasievollen Umgang mit Sprache«, so Annelie
Streit. »Was ich dazu brauche,
ist vor allem viel Herz, ein lee-
.B
Schneckenglocke, Glockenschnecke… Gibt’s nicht? Doch
– in Berlin-Lichtenberg konnte
man sich davon überzeugen wie
die dortige Öffentliche Bibliothek mitteilte. Unter dem Logo
des farbenfrohen Pegasus zeigten Kinder in einer Ausstellung,
was aus Erzähllust und Wortspielfreude entstehen kann.
res Blatt und meine Truhe voll
Ideen, die im Laufe der Jahre
entstanden sind.«
Die Kinder staunen selbst,
was in ihnen steckt, wenn sie ihren Reim, ihr Gedicht oder ihre
Geschichte niedergeschrieben
haben. Sie sind stolz, erleben
Anerkennung, und das macht
sie stark: Wie Johanna, die auf
dem Schoß von Annelie Streit
ihre ersten Bilderbücher las, später die Freude am Schreiben entdeckte und nun als angehende
Journalistik-Studentin anrührende Worte zur Eröffnung der
Ausstellung fand.
Die Ausstellung gliederte sich in drei Teile: »Klein an
Groß«, in dem Kinder ihre
Forderungen an Erwachsene
stellen, die »Phantasiebonbons«
als Schreibanregungen, die
Kindern Vergnügen bereiten
und ihre Sprach-Spielfreude
wecken, und die ständig ausgebuchten Schreibwerkstätten für
Schüler sowie die Workshops
für Erwachsene. Die Anregungen, leicht nachnutzbar und das
Material ohne Aufwand selbst
herzustellen, konnten sofort
ausprobiert oder als Idee mitgenommen werden.
Betreut wurde dieser Bereich durch die Auszubildenden der Stadtbibliothek. Die
Ergebnisse der Werkstätten
sollen veröffentlicht werden,
und viele der Anregungen
sind unter www.stadtbibliothekberlin-lichtenberg.de zu finden.
w
Auf den Flügeln
des Pegasus
Stadtbibliothek BerlinLichtenberg fördert
Fantasie der Kinder
e
Öffentliche Bibliothek
331
BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
Ein Angebot das
Schule macht
Erfolgreicher Wechsel
von der Jugendtauschbücherei zur Mobilen
Schülerbücherei in
Schleswig-Holstein
nun landesweit unterwegs. Zum
Team der MobS gehören neben
dem bibliothekarischen Leiter
ein
Verwaltungsangestellter,
der gleichzeitig den Bücherbus
fährt sowie eine stundenweise
Kraft für Buchpflegearbeiten im
Stützpunkt.
Immer wieder zwang die notwendige Erneuerung des Busses
Ein maroder Bücherbus, verein Überdenken des gesamten
altete und zerschlissene Bestän- Konzepts. So stellte sich auch
de, sinkende Schülerzahlen,
im Herbst 2005 die Frage, wie es
fehlende Finanzmittel. Der
mit der Mobilen SchülerbücheDruck auf die Jugendtauschrei weitergehen kann?
e
Ausgangsschrift (Schreibschrift)
10 Bände Erstlesereihen
3 Bände Weihnachts-/Ostergeschichten (auch Bastelbücher)
2 Bände zum Vorlesen für die
Lehrkraft
10 Bände Sachbilderbücher
10 Bände Kindersachbücher
Sachbilderbücher und Kindersachbücher decken die Themen
Mein Körper, Tiere, Dinosaurier, Indianer, Ritter, Feuerwehr
sowie Fahrzeuge ab.2
Diese Module sollten klassenweise geliefert und aufgestellt
werden. Auch bei mehrzügigen
Klassenstufen erhielte jede Klasse ihre eigene Klassenbücherei,
die unter Verwaltung der Lehrkraft im Klassenraum aufgestellt
und eingesetzt werden würde.
Schulen hätten aber auch die
Möglichkeit, alle Klassenbüchereien zusammen in einem
Raum als Schulbücherei einzurichten. Dies wird vorwiegend von größeren Schulen mit
Mehrzügigkeit umgesetzt. Für
diese Schulen wurde ein spezielles Aufbaumodul entwickelt
für den spezialisierten ausführlichen Bedarf. Das Aufbaumodul
besteht aus 40 Medieneinheiten
und enthält neben Nachschlagewerken und Englisch für die
Grundschule auch zusätzliche
Kindersachbücher. Auch ein
Modul mit AV-Medien von 30
Medieneinheiten ist konzipiert,
kommt aber im Grundschulbereich noch nicht zum Einsatz.
.d
–B
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.B
w
Als die »Jugendtauschbücherei Schleswig« 1963 gegründet
wurde, lag ein Beweggrund
darin, die Schulkinder vor dem
»verderblichen Einfluss von
Schmutz- und Schundliteratur«
zu bewahren. Ein spezieller Bücherbus sollte die Schulen im
Landesteil Schleswig anfahren
und pro Klasse 60 Bände außerschulische Literatur bereitstellen, die die Schülerinnen
und Schüler zum Teil selbst im
Bus aussuchen konnten. Das
Angebot bestand aus Romanen
und Erzählungen, oft vielfach
gestaffelt, und einigen Sachbüchern für die ersten bis sechsten
Klassen. Regelmäßig, zweimal
im Jahr, wurden die Bestände
getauscht. Bereits 1967 verfügte die Jugendtauschbücherei
über einen Bestand von 26 000
Bänden und belieferte rund 300
Schulen.
Dieses Verfahren wurde über
die Jahre beibehalten, wobei
die Schulen und der Deutsche
Grenzverein1 die Kosten zu
gleichen Teilen finanzierten,
was vertraglich verbindlich geregelt war. Der Bestand wuchs
auf 75 000 Medien. Es wurden
grundsätzlich alle Schularten
durch die Jugendtauschbücherei versorgt, wobei der Schwerpunkt bei den Grundschulen
lag und liegt. Seit 1999 heißt die
Einrichtung »Mobile Schülerbücherei«, kurz MobS, und ist
an den Lernort Bücherei herangeführt werden? Diese Form des
Auswählens bindet zum einen
sehr viel Zeit vor Ort und ist
darüber hinaus recht personalintensiv.
Des Weiteren stellte sich die
Frage, ob der regelmäßige Austausch der Bestände und die
damit verbundenen zweimaligen Fahrten pro Jahr zu den
einzelnen Schulen unabdingbar
sind. Der Gedanke, den Schulen
Klassenbibliotheken oder auch
Schülerbibliotheken zu liefern,
die dann langfristig in der SchuQuo vadis MobS?
le verbleiben und einmal jährlich durch eine Erneuerungsrate
Nicht nur der Bus würde in ab- gepflegt werden, nahm immer
sehbarer Zukunft erneuert wer- mehr Gestalt an.
den müssen, es ist auch festzustellen, dass sich Schülerzahlen Standardeinheiten für die Mobile
verändern, teilweise rückläufig Schülerbücherei
sind und der gesamte Medienbestand nach einer grundlegenden Dieses Verfahren ermöglicht
Zäsur zur Hälfte gelöscht wer- eine stärkere Standardisierung.
den muss. Die Bestände entspre- Module für die unterschiedlichen größtenteils nicht der neu- chen Klassenstufen können enten Rechtschreibung und sind wickelt werden, die weitestgeteilweise regelrecht verschlissen. hend identisch sind und flächenKündigungen verschiedener deckend jeder Schule angeboten
Schulen zwangen uns zum Han- werden können. Dabei wurde
deln und zu einer innovativen, der Umfang von 60 Bänden beinachhaltigen Idee für die Mobi- behalten.
le Schülerbücherei. Kontrovers
Das beispielhafte Angebot für
wurde die Frage nach einem die 1. Klasse: 60 Bände, davon:
neuen Bus diskutiert. Sollten 10 Bände Lesebilderbücher
(zum Beispiel BildermausSchülerinnen und Schüler auch
Substantive werden durch
weiterhin die Gelegenheit hawiederkehrende Illustratioben, im Bücherbus selbst Titel
nen ersetzt)
auszusuchen? Können Kinder
auf diese Weise, unabhängig 5 Bände in Großbuchstaben
von ihrer häuslichen Prägung, 10 Bände in vereinfachter
w
bücherei in Schleswig-Holstein
wurde immer größer. Mit Mut
und Kreativität haben die Verantwortlichen das Konzept inzwischen radikal geändert und
die erfolgreiche Mobile Schülerbücherei ins Leben gerufen.
w
332
Die Pilotphase
Im Sommer 2006 hatten wir
das neue Konzept entwickelt.
Das zukünftige Fahrzeug (der
alte Bus musste tatsächlich im
Herbst 2006 außer Dienst gestellt werden) sollte mehr einem
1 1995 wurde der Büchereiverein
Schleswig-Holstein gegründet. Er
übernahm das Büchereiwesen im
Landesteil Schleswig vom Deutschen Grenzverein und damit
auch die Mobile Schülerbücherei.
2 Weiter standardisierte Module für
Das Team der Mobilen Schülerbücherei vor dem neuen Fahrzeug: Ulrich
die 2. bis 4. Klasse können unter
Leopold (links) und Georg Chluba.
www.bz-sh.de eingesehen werden.
(Foto: Büchereizentrale Schleswig-Holstein)
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
w
3 850 Einheiten à 60 Medien werden benötigt, um die vorhandenen Abonnenten auf das neue
System umzustellen. Ein Drittel
der Medien sind Neuerwerbungen. Das sind 17 000 Medien à 14
Euro (entspricht dem ermittelten
Durchschnittspreis eines Kinderbuches inklusive Bearbeitung),
das ergibt insgesamt 238 000
Euro.
BuB | 59 (2007) 05
.d
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–u
w
92 Euro. Aus diesen Einnahmen
muss sich langfristig der Medienetat der Mobilen Schülerbücherei finanzieren. Der Büchereiverein soll die Personal- und
übrigen Sachkosten tragen. Die
Umstellung auf das neue Konzept erfolgt sukzessive, wobei
vorrangig mit circa 100 Grundschulen begonnen wird. Danach
wird das neue Konzept auch auf
die Klassenstufen 5 bis 7 ausgeweitet. Eine offensive Werbung
für Schulen, die bisher noch
nicht von der Mobilen Schülerbücherei versorgt werden, kann
erst nach der Umstellung erfolgen.
Bei der Umsetzung unserer
Idee waren diverse Schwierigkeiten, die anfangs unüberwind-
Freuen sich über aktuellen Lesestoff: Die Schüler der Grundschule in
Klein-Jörl, die als erste Bildungseinrichtung an dem Projekt teilnahm.
(Foto: Büchereizentrale Schleswig-Holstein)
.B
Der Bestandsaufbau für
die verschiedenen Klassenstufen wird weitestgehend
standardisiert, das heißt neue
Titel werden in hoher Zahl
gestaffelt.
bar schienen, zu bewältigen.
Es errechnete sich ein immenser Finanzbedarf von 238 000
Euro3,der aus den Einnahmen
keinesfalls zu decken ist.
Unterschiedliche
Verwaltungsorgane mussten für das
neue Konzept gewonnen werden. Die Schulen wurden über
das neue Verfahren informiert.
Zahlreiche Gespräche, Telefonate und E-Mails waren notwendig, um die Schulträger für
die neue Idee zu gewinnen. Anfangs bestand die Sorge, Schulen könnten ihren Vertrag möglicherweise kündigen. Das hat
sich jedoch nicht bestätigt.
Und schließlich wurden
75 000 Bände, die ja größtenteils
in Schulen kursierten, gesichtet.
In der Umstellungsphase müsste
für einen Übergangszeitraum
von rund drei Jahren das neue
Verfahren neben dem herkömmlichen durchgeführt werden.
Wir entschieden uns, im
Herbst 2006 mit fünf Pilotschulen zu beginnen. In dieser Phase
haben wir 28 Kinder- und Jugendbuchverlage angeschrieben
und konkret um Buchspenden
gebeten. Wir konnten den Verlagen zusichern, dass wir die
von uns erbetenen Titel auch in
zukünftigen Klassen- und Schülerbüchereien bereitstellen würden. Die Resonanz der Kinderbuchverlage bezüglich unserer
Bitte war überwiegend positiv.
Unsere Idee, die Bücher direkt
zu ihrer Zielgruppe zu bringen,
ist einfach bestechend.
Am Freitag, dem 13. Oktober
2006, wurde die erste Grundschule in Klein-Jörl umgestellt.
Die Schulleiterin ist von dem
neuen Konzept begeistert. Früher ging der Büchertausch meist
nicht mit dem neuen Schuljahr
konform. Jetzt können die Bestände bei jedem neuen Schuljahr rotieren.
Die Umstrukturierung wurde
auch dem Vorstand des Büchereivereins Schleswig-Holstein
unterbreitet, der dieses Konzept
ausdrücklich gebilligt und mit
einer Investition von 24 600
Euro unterstützt hat.
Die Pilotphase ist inzwischen
abgeschlossen. Wir konnten
feststellen, dass unser neues
w
Lieferfahrzeug entsprechen. Das
eigenständige Aussuchen der
Kinder entfiele. Jede Klasse bekäme, je nach Klassenstufe, eine
Einheit von 60 Bänden in den
Unterrichtsraum geliefert. Die
Medien würden sich zu einem
Drittel aus neuen Titeln und zu
zwei Dritteln aus den vorhandenen Beständen der MobS zusammensetzen. Einmal im Jahr
würden die Bestände durch eine
zehnprozentige Erneuerungsrate ergänzt werden.
Der Bestandsaufbau für die
verschiedenen
Klassenstufen
wird weitestgehend standardisiert, das heißt neue Titel werden in hoher Zahl gestaffelt.
Die Schule entrichtet pro
Einheit jährlich den Betrag von
e
Öffentliche Bibliothek
Konzept aufgeht. Die bisherigen
Abonnenten haben ihre Kontingente eher leicht erhöht. Lehrkräfte und Schulleitungen betonen die Entlastung, die sie durch
dieses Angebot der Büchereizentrale in ihrer täglichen Arbeit erfahren. Die Zusammenstellung
der Module mit bibliothekarisch
Lehrkräfte und Schulleitungen betonen die Entlastung,
die sie durch dieses Angebot
der Büchereizentrale in ihrer
täglichen Arbeit erfahren.
fundiertem Know-how, stößt
auf breite Zustimmung. Außerdem werden die Medien ausleihfertig geliefert. Die Bücher
sind foliiert und signiert. Die
Schulen erhalten darüber hinaus
je nach Bedarf konventionelle
Materialien oder computerbasierte Daten zur Entleihung. So
können die Medien innerhalb
der Klasse beziehungsweise der
Schule entliehen werden.
Die Umstellung weiterer
Schulen ist in vollem Gang.
Für das Jahr 2007 werden voraussichtlich 170 Einheiten à 60
Medien, das entspricht 10 200
Medien in das neue System integriert. Ein Drittel der Medien
(3 400 Bände) wird neu angeschaff t.
Der nach wie vor große Finanzbedarf wird teilweise aus
den Rücklagen, die ursprünglich für einen größeren Bücherbus gebildet wurden sowie aus
Umstrukturierungsmitteln des
Büchereivereins, gedeckt.
Die Mobile Schülerbücherei
ist durch das neue Konzept auch
zukünftig eine tragende Säule
des Schulbibliothekswesens in
Schleswig-Holstein. Wir wünschen uns überzeugte Kunden
und ein Angebot, das im wahrsten Sinne Schule macht.
Cornelia Jetter, Büchereizentrale
Schleswig-Holstein
333
BuB | Foyer
Recht
.B
Neu ist nicht das gemeinsame
Engagement von BibliothekarInnen und PädagogInnen in der
Leseförderung beziehungsweise
der Vermittlung von Medienund Informationskompetenz
selbst, sondern die Verbindlichkeit, die mit der Entscheidung
für ein Spiralcurriculum einhergeht. Angelehnt an das Bild
einer Spirale vereinbart die Bibliothek (Schulbibliothek und/
oder Öffentliche beziehungsweise wissenschaftliche Bib-
w
Einblick, was Marketing ist und
wie es sich anwenden lässt. Besonderes Augenmerk wurde auf
die Praxisnähe gelegt – Werkzeuge, Tipps, Literaturempfehlungen, aber vor allem die zahlreichen Interviews sollen zeigen, dass mit Marketing mehr
als bisher möglich ist.
Inhalte sind: Was ist Marketing? Marketing-Konzepte und
Trends: Methoden und mehr.
Marketing-Strategien: Marketing braucht Planung und Analyse. Zielgruppen: An wen wendet sich unsere Bibliothek? Produkte: Was bieten wir an? Preise
und Konditionen: Was darf was
kosten? Werbung und Pressearbeit: Wie wird Ihre Bibliothek bekannt? Vertriebswege:
Wie vertreibt die Bibliothek ihre
Dienstleistungen?
Der kostenlose Donwload ist
unter www.buzinkay.net/bibmarketing.html möglich.
w
Wertvolle Tipps fürs
Marketing
Der österreichische Informationswissenschaftler Mark Buzinkay hat einen Marketing-Ratgeber für Bibliotheken herausgegeben. Die in erster Linie für
Öffentliche Bibliotheken verfassten 50 Seiten geben einen
e
Schmutz und Schund
in den Regalen
.d
Wie man mit verfassungs- und
jugendgefährdenden Medien umgeht
Welche Bücher aus der Nazi-Zeit
dürfen im Regal stehen? Wer darf
sie ausleihen? Wo beginnt harte
Pornografie? Welche Bücher können Jugendliche einsehen? Was
regelt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien? Wer
ist in der Bibliothek letztlich für
die Einhaltung geltenden Rechts
verantwortlich?
Rechtsanwalt
Michael Haager gibt Antworten
auf schwierige Fragen.
–B
Mit einer neuen Broschüre rund
um das Thema Leseförderung
präsentieren die beiden Expertengruppen »Bibliothek und
Schule« sowie »Kinder- und
Jugendbibliotheken« im Deutschen Bibliotheksverband (DBV)
einen Überblick über besonders
erfolgreiche Modelle der Kooperation von Bibliothek und Schule
beziehungsweise Vorschule.
liothek) mit ihren Partnern ein
aufeinander aufbauendes Baukastensystem. Darin wird festgeschrieben, wann, wie und mit
welcher Zielsetzung Kinder und
Jugendliche immer wieder dem
Lernort Bibliothek begegnen.
Die Broschüre stellt eine
Fülle an Kooperationsmodellen
vor. Diese reichen von schulbibliothekarischen Konzepten
über die Curricula Öffentlicher
Bibliotheken sowie die Vernetzung Öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken mit
Schulen bis zu Handreichungen
auf Landesebene. Begleitet wird
die Broschüre von der OnlineVeröffentlichung aller Spiralcurricula im Schulmediotheksportal der Expertengruppe »Bibliothek und Schule«
(www.schulmediothek.de/spiral
curriculum).
Interessenten können die
neue Veröffentlichung kostenlos
bei der Schulbibliothekarischen
Arbeitsstelle der Stadtbücherei
Frankfurt am Main beziehen
([email protected].
de).
Ute Hachmann, Stadtbibliothek
Brilon; Helga Hofmann, Stadtbücherei Frankfurt am Main
Alltägliche kleine Strafverfahren
vor den Amtsrichtern unserer Republik erreichen selten einen nennenswerten Grad öffentlichen Interesses. Und wenn, dann meist in
der Rubrik Vermischtes und Humor.
Sehr viel Humor brauchte man
vor einigen Monaten, um nicht in
Tränen auszubrechen, angesichts
eines Urteils wegen Verwendens
von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Vor dem
Gericht einer kleineren württembergischen Universitätsstadt wurde ein Mensch verurteilt, der ein
durchgestrichenes
Hakenkreuz
auf einem Button an der Jacke
trug. Nun ist die Symbolik eines
durchgestrichenen Gegenstandes
auf weißem Grund im roten Kreis,
zumal in Zeiten anschwellenden
Nichtraucherschutzes, jedem dahergelaufenen
Grundschulkind
klar. Der zuständige Vertreter der
–u
Wenn die Bibliothek
Bildungspartner wird…
Leseförderung mit dem
Spiralcurriculum in Schule
und Vorschule
w
334
Staatsanwaltschaft
allerdings
sorgte sich um japanische Touristen, denen die Symbolik möglicherweise nicht klar sein könnte.
Um mögliche Irritationen oder
diplomatische Konflikte gar nicht
erst entstehen zu lassen, wurde von Amts wegen eingeschritten und Anklage erhoben. Der
zuständige Richter sah die Sache
genauso und verurteilte. Nach
teils verwunderten, teils empörten Reaktionen in der Öffentlichkeit wurden allerhand Versuche gemacht, das Gesicht Justitias
zu wahren. Es half nichts. Politiker und Berufsbetroffene besorgten sich Buttons und schritten zur
Selbstanzeige,
Leserbriefspalten quollen über. Der Casus hatte
bundesweiten Nachrichtenwert,
spätestens dann, als in der Landeshauptstadt ein weiteres derartiges Urteil erging. Mittlerweile hat der Bundesgerichtshof in
letzter Instanz zu dem Stuttgarter
Fall erkannt, dass das Tragen eines
durchgestrichenen Hakenkreuzes
keinen Straftatbestand erfüllt.
Ich erinnere nur deshalb an den
Fall, um klar zu machen, dass man
auch vor deutschen Gerichten
nicht vor Überraschungen gefeit
ist – und sich allein hier, nebst der
hohen See, bekanntlich in Gottes
Hand befindet. Wobei dabei nicht
unerwähnt bleiben darf, dass die
deutsche Justiz nach wie vor eine
§
Michael Haager ist Bibliothekar und Rechtsanwalt;
er lebt in Tübingen – Kontakt:
[email protected]
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Recht
Blickpunkt Recht
w
findbar macht, ist Geschmackssache. Jedenfalls ist solches Vorgehen auch stets vom Recht gedeckt.
Allerdings dürfte es sinnvoll
sein, diese Bestände den wissenschaftlichen Bibliotheken zu überlassen. Öffentliche Bibliotheken,
sofern es nicht gerade um Landesbibliotheken oder andere ÖBs
mit wissenschaftlichem Anspruch
geht, brauchen keine Quellen aus
der Zeit vor 1945. Sie tun sich keinen Gefallen, wenn diese im Bestand bleiben, weil sie in der Regel nur Arbeit machen. Kein ernsthaftes wissenschaftliches Projekt
wird sich bei der Quellensuche an
die Stadtbücherei Hinterweilersdorf wenden.
w
Mit Fingerspitzengefühl
Wer es nicht übers Herz bringt,
sich von Beständen zu trennen
– volles Verständnis – sollte sich
aber drei Mal überlegen, für wen
und warum er welchen Band in
den Lesesaal herausgibt. Und
BuB | 59 (2007) 05
e
deutet auch, dass überraschend
und erst nach dem Erscheinen
von Medien indiziert wird. Die
zuständige Stelle zur Feststellung, was denn wohl geeignet
sei, »die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen oder ihre
Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden« (Paragraf 18, Jugendschutz-Gesetz), ist bekanntlich
die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Diese veröffentlicht eine Liste jugendgefährdender Medien. Bibliotheken
haben hiermit eine klare Linie,
was problemlos in den Bestand
kann und was der Alterskontrolle
unterliegt.
Neben der Bundesprüfstelle
agieren noch einige Selbstkontrollorganisationen. Die älteste
ist die FSK für Filme, derzeit aktuell aus traurigem Anlass ist die
USK, die sich mit Unterhaltungssoftware, insbesondere mit Spielen befasst. Anders als die Bundesprüfstelle, die letztlich nur ja
oder nein zur Jugendgefährdung
eines Mediums sagt, liefert die
Selbstkontrolle meist gleich die
Altersempfehlung mit.
Verantwortlich für die Einhaltung geltenden Rechts, den
Schutz unserer Jugend und unserer Verfassung sind dabei, in
dieser Reihenfolge, alle Mitarbeiter, in deren Entscheidungskompetenz der Erwerb, die Herausgabe oder die Makulierung
inkriminierter Medien liegen, danach die Leitung. Träger sind nur
dann verantwortlich, wenn inhaltliche Weisungsrechte gegenüber der Bibliotheksleitung bestehen.
Danach kommen gegebenenfalls noch Fach- und Dienstaufsicht. In groben Fällen
kann man noch auf die politische Verantwortung des zuständigen Ministers hoffen, dessen
Remission man sowieso schon
lange erhofft. Aber die dafür notwendigen Zustände wollen wir
keiner Bibliothek wünschen.
.d
–B
–u
§
Neben politischen Inhalten,
bei denen es letztlich stets um die
Frage geht, ob unsere freiheitlich
demokratische Verfassung in Gefahr ist, dürfte für die tägliche
Arbeit in Bibliotheken relevanter
sein, ob die psychische Verfassung unseres Nachwuchses gefährdet ist – Stichwort Jugendschutz.
Was die Jugend gefährdet,
ist ungleich schwerer zu bestimmen, als was den Staat gefährdet. Zumal der Staat, im Gegensatz zur Jugend, sich selbst
gerne schnell mal gefährdet sieht.
Fünf oder zehn Jahre Abstand
reichen mittlerweile, um beim
Betrachten früheren Schmuddelkrams nur noch zu schmunzeln.
Daher muss nun niemand Bestände durchforsten, auf der Suche nach Mutzenbacher und Sacher-Masoch.
Im Übrigen gelten die Vorschriften des Jugendschutzgesetzes sowie des Strafgesetzbuches.
Es ist danach zu unterscheiden,
ob Inhalte an sich schon strafbar
sind und deren Verbreitung damit absolut, mithin auch für Bibliotheken, oder bloß altersabhängig – nicht an Jugendliche – verboten ist.
Absolut verboten sind verfassungswidrige
Propaganda,
Volksverhetzung, Anleitung zu
Straftaten,
Gewaltdarstellung,
Rassenhass und harte Pornografie (Kinder, Tiere, Gewalt). Medien mit solchen Inhalten müssen aus dem Bestand. Im Zweifel entscheiden hier die Gerichte.
Nur relativ verboten ist einfache
Pornografie.
.B
§§
§ §
schon gar nicht ausleihen. Im Übrigen hilft Fingerspitzengefühl
am Tresen. Mit etwas Berufserfahrung lässt sich sicher unterscheiden, wem man das wissenschaftliche Interesse abnimmt.
Übertriebene Prozeduren verlangt das Recht nicht, Sorglosigkeit verbietet sich aber selbstverständlich. Meine ganz persönliche Einstellung hierzu ist, dass ein
Formblatt, in dem versichert wird,
man benötige den Band nur und
ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken, heute leider nicht
mehr reicht.
Neues Material erreicht Bibliotheken in der Regel durch unverlangte Zusendung. Hier flattern
eher die Elaborate von selbsternannten Kirchen, Sekten oder
sonstwie fragwürdigen Organisationen aus der Welt des Glaubens und Meinens ins Haus. Diese sogenannte aufgedrängte Bereicherung kann und sollte man
getrost wegwerfen. Es gibt, entgegen verbreiteter Ansicht, keine
rechtliche Verpflichtung zu Aufbewahrung, Rückgabe oder gar
Einarbeitung. Allenfalls wenn mal
ganze Nachlässe von Wert unverlangt ankommen, sollte man den
edlen Spender zur Rückholung
auffordern. Einmal, schriftlich unter klarer Fristsetzung reicht aus,
danach wegwerfen. Wegwerfen
heißt dann aber Schredder, vor
allem bei Schmutz und Schund,
und nicht Grabbeltischflohmarkt
vor dem Haus. Sonst kommt doch
noch der Staatsanwalt vorbei.
Die Erfahrung zeigt, dass diese
unverlangt eingereichten Medien
in der Regel zwar rechtlich zu beanstanden, aber nicht zu den verfassungsfeindlichen Bereichen zu
rechnen sind. Die Entwicklung
des Internet bringt es mit sich, das
sogenannte verfassungswidrige
Propagandamittel aus der linken,
rechten oder religiös-fanatischen
Ecke zunehmend nur noch virtuell existieren – was immerhin den
Bibliotheken ein paar Entscheidungen und Maßnahmen abnimmt.
w
der besten der Welt ist. Die Konsequenz ist jedenfalls, dass man
nicht vorsichtig genug sein kann,
wenn man mit dem Giftschrankschlüssel hantiert, verbotene Propagandamittel sind schnell verbreitet, selbst bei offensichtlich
anderer Intention. Und die Nerven, bis nach Karlsruhe zu ziehen,
hat man nicht immer.
Was also tun, wenn man auf
Nazischrifttum stößt? Es gilt zu
unterscheiden. Alles was als von
historischem Wert betrachtet
werden kann und sich ohnehin
schon im Bestand befindet, muss
natürlich gesammelt, erfasst und
erschlossen werden und der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur
Verfügung stehen. Wie leicht man
solche Bestände im Katalog auf-
Vieles ist Ansichtssache
Und spätestens hier hört es auf,
einfach zu sein. Denn einfache
Pornografie, sowie alles andere,
was gemäß Jugendschutzgesetz
als jugendgefährdend einzustufen, zu indizieren ist, ist eben Ansichtssache. Das bedeutet nicht
nur, dass sich Bewertungen über
die Zeit ändern, sondern es be-
335
BuB | Foyer
Ausbildung
w
Im Januar 2007 wurde der angekündigte Rahmenlehrplan1 zu
der im Juli 2005 fertiggestellten
Prüfungsordnung für die Fortbildung zum »Geprüften Fachwirt für Informationsdienste«
publiziert. Damit rückt der
prinzipiell bereits seit Sommer
2005 mögliche Erlass besonderer Rechtsvorschriften für die
Aufstiegsfortbildung durch die
regional zuständigen Stellen in
realistische Nähe.
Die Entstehungsgeschichte
der Fachwirtfortbildungsprüfung als berufliche Fortbildung
nach BBiG Paragraf 54 reicht
bis zu ersten Vorarbeiten durch
die Sozialpartner – Deutscher
Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und Dienstleistungsgewerkschaft
Verdi
– im Mai 2003 zurück. An den
(Teil-)Abschluss mit der Verabschiedung der Empfehlung zur
Fachwirtfortbildung und der
Prüfungsmodalitäten schloss
sich im Oktober 2005 der Beginn der Rahmenplanerstellung
durch den Deutschen Industrieund Handelstag (DIHT) und
Verdi an.
2. Ermitteln, Auswählen und
Bewerten von Quellen sowie Beschaff en von analogen und digitalen Informationen:
Einrichtungen und
Strukturen des nationalen
und internationalen Informationsmarktes
Recherchemethoden und
Retrievalstrategien
3. Konventionelle und elektronische Informationssysteme
4. Formale Erfassung und inhaltliche Erschließen von Informationen
5. Vermitteln von Informationen:
Ausleih- und Benutzerverwaltungssysteme
Benutzertrainings und
-beratungen
Aufbereiten und Vermitteln von Rechercheergebnissen
Informationsprodukte
und Informationsdienstleistungen
Marketing; Öffentlichkeitsarbeit
–B
.d
e
bungen/Angebote, als da wären eine demnächst mögliche
Fachwirtfortbildung als nichtakademische Aufstiegsweiterbildung, die Fernweiterbildung in
Potsdam, die Tarifrechtsreform
im öffentlichen Dienst, bereits
eingeführte beziehungsweise in
Planung begriffene Bachelorund Masterabschlüsse im Bibliotheks- und IuD-Bereich, ferner vereinzelt noch bestehende
verwaltungsinterne Vorbereitungsdienste.
Auch die Jahrestagung der
Zuständigen Stellen für die
Fachangestelltenausbildung
im öffentlichen Dienst lehnte
2005 die Fachwirtfortbildung
zunächst ab, konnte sich aber
in ihrer Aprilsitzung 2006 die
Unterstützung einzelner zur
Vorbereitung eines Fachwirtangebotes bereiter Bundesländer
vorstellen.
Im März 2007 nun wurde
durch die Zuständige Stelle für
die Berufsausbildung im öffentlichen Dienst des Landes Niedersachsen, im April 2007 des
Landes Hessen, eine Aufstiegsfortbildung für ausgebildete
Fachangestellte für Medienund Informationsdienste zum
Fachwirt, allerdings ohne generelle Öffnung für Seiteneinsteiger und mit deutlicherer Qualifizierung im engeren berufsfachlichen, hauptsächlich dem
Bibliotheksbereich, angestoßen.
Mit dem Inkrafttreten entsprechender Prüfungsordnungen ist
ab 2008 zu rechnen.
Der jetzt vorliegende Katalog
der handlungsspezifischen Qualifikation umfasst die nachfolgenden drei Handlungsbereiche
mit einem Ansatz von insgesamt
400 Stunden. Hinzu kommen
handlungsübergreifende Qualifikationen im Umfang von 230
Stunden. Ungefähr die gleiche
Stundenzahl sollte zudem laut
Vorwort für das Selbststudium
eingeplant werden.
–u
Auch wenn sich die Verbände
des Archiv- und Bibliotheksbereichs aus der Mitarbeit an
einer gemeinsamen Fachwirtausbildung mit der Wirtschaft
und den Gewerkschaften
zurückgezogen haben, geht die
Entwicklung weiter. Inzwischen
gibt es ein Curriculum für den
Geprüften Fachwirt für Informationsdienste. Karin HolsteFlinspach stellt den Lehrplan vor
und wirft gleichzeitig einen Blick
auf geplante und bestehende
alternative Weiterbildungsangebote in diesem Bereich.
.B
Nur in jeder zweiten
Stunde wird Fachwissen
vermittelt
Curriculum für den »Geprüften Fachwirt für
Informationsdienste«
An der Erstellung des Curriculums nahmen von Berufsverbandsseite aus lediglich die
Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft
und
Informationspraxis (DGI) und
der Fachverband für Berufstätige in der Medizinischen Dokumentation (DVMD) teil, die
Verbände aus dem Archiv- und
Bibliothekssektor hatten sich
zwischenzeitlich aus der Mitarbeit des Ordnungsverfahrens
zurückgezogen.
Die ablehnende Haltung
letztgenannter und die teilweise
skeptische Sicht der Fachöffentlichkeit basiert/e vorrangig auf:
der Zulassung auch fachfremder Interessenten beziehungsweise von Seiteneinsteigern;
der unklaren Einordnung/
Wertigkeit des Fachwirtabschlusses sowohl in Bezug auf
bestehende Ausbildungs- und
Studienabschlüsse in den Bereichen Archiv, Bibliothek und Dokumentation als auch tarif- und
laufbahnrechtlich im öffentlichen Dienst als dem Hauptarbeitgeber der Zielgruppe;
den Prüfungsinhalten, vor
allem der Dominanz des Anteils
berufsfeldübergreifender Inhalte
über die fachlichen Anteile.
In diesem Kontext ist auch
die im Herbst 2006 erfolgte
Einsetzung einer Arbeitsgruppe
der Konferenz informatorischer
und bibliothekarischer Ausbildungseinrichtungen (KIBA) zu
sehen, die ihre Hauptaufgabe in
der Unterstützung des Zugangs
von ausgebildeten Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in den verschiedenen Fachrichtungen zu
akkreditierten Studiengängen
und Fortbildungsangeboten unter Nutzung bereits vorhandener qualifizierter Hochschulund
Fortbildungsstrukturen
sieht.
Zeitgleich wurde an der Fachhochschule Potsdam ein auf vier
Jahre angelegtes berufsbegleitendes Fernstudienangebot für
die Fachrichtung Bibliothek
eingerichtet.2
Damit ist die Situation im
Frühjahr 2007 gekennzeichnet durch zeitgleich ablaufende
Reformen/Änderungsbestre-
w
Ausbildung
w
336
II Analoge und digitale
Techniken (80 Stunden)
6. Archivieren analoger Informationsträger; Bestandserhaltung
und Bestandssicherung
7. Formen der Speicherung
digitaler Informationen; Datensicherung, Datensicherheit
III Management und
Kommunikation (120 Stunden)
8. Personalauswahl, -führung
und -entwicklung; Aus- und
Fortbildung
9. Planungs-, Steuerungsund Kommunikationssysteme:
Aufbau- und Ablaufstrukturen
Produktions-, Mengen-,
Termin- und Kapazitätsplanungen
Arbeitsorganisation,
Planungstechnik, Analysemethoden
I Informationsprozesse
Dokumentations- und
und Informationssysteme
Visualisierungsverfahren,
(200 Stunden)
Präsentationstechnik
10. Kostenmanagement:
1. Analysieren des Informations Kosten, Budget,
bedarfs und Gestalten von InforSonder- und Drittmittel
mationsprozessen3
Betriebsabrechnung
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Ausbildung
1. Aspekte der Volks- und Betriebswirtschaft, Recht und
Steuern (70 Stunden)
2. Unternehmensführung,
Controlling und Rechnungswesen (80 Stunden)
3. Personalwirtschaft, Informationsmanagement und Kommunikation (80 Stunden)
Außerdem: Lern- und Arbeitsmethodik (10 Stunden)
Die handlungsübergreifenden Qualifikationen sind für
die gesamte sogenannte »IHKDienstleistungsfachwirte-Familie« – von Tourismus- bis
Energiefachwirt – identisch. Sie
sind als übergreifendes Modul
gedacht und Bestandteil eines
spezifischen Abschlusses, der
durch die handlungsspezifische
Qualifikation in drei bis sechs
branchenbezogenen
Handlungsfeldern erworben wird.
Der
handlungsspezifische
Rahmenlehrplan versteht sich
dabei als Empfehlung für die
in Vorbereitungskursen zu ver-
w
w
1 Geprüfter
Fachwirt/Geprüfte
Fachwirtin für Informationsdienste (IHK): Handlungsspezifische Qualifikationen. Rahmenlehrplan mit Lernzielen. Berlin:
DIHK, Verdi 2007
2 http://informationswissenschaften.fh-potsdam.de/fernweiterbildg_bibl.html
3 Die Überschriften der zwölf Bereiche wurden zum Teil verändert
und nur teilweise durch Unterpunkte ergänzt.
4 Auch da für das Fachhochschulangebot aus Potsdam nähere
Ausführungen zu den einzelnen
Modulen noch nicht öffentlich
zugänglich sind
BuB | 59 (2007) 05
e
Infodesk zugrunde liegen. Die
Gruppe analysierte die Arbeitsweise sowie die Personalstruktur
und Logistik. Die Projektgruppe entwickelte einen speziellen
Fragenkatalog, mit dem vor Ort
die Arbeitsabläufe beobachtet
und protokolliert wurden.
Die Gruppe »Mitarbeiter
und Kunden« beschäftigte sich
mit den Nutzern des InfodeskAngebots und den von ihnen
gestellten Rechercheanfragen.
Dazu starteten sie zwei umfangreiche Umfragen.
Ziel war es, herauszufinden,
wie zufrieden einerseits die Mitarbeiter, andererseits die Nutzer des Infodesks sind, wie die
Kommunikation zwischen Mitarbeitern des Infodesks und deren Kunden stattfindet und wo
eventuell noch Verbesserungsbedarf besteht.
Die dritte Projektgruppe
»Selbstmarketing und PR« setz-
.d
–B
Handlungsübergreifende
Qualifikationen (230 Stunden):
Um einen Beitrag zu erstellen
benötigen Journalisten viele
Hintergrundinformationen. Zur
effektiveren Informationsbeschaffung richtete der Südwestrundfunk (SWR) Stuttgart im
vergangenen Jahr eine zentrale
Anlaufstelle mit dem Titel »Infodesk« ein. Nach einjährigem Bestehen analysierten Studierende
der Hochschule der Medien
(HdM) Stuttgart den Infodesk
mit dem Ziel, Optimierungsvorschläge zu generieren.
Zu diesem Zweck wurde im
Wintersemester 2006/2007 ein
Seminar für die beiden Studiengänge Bibliotheks- und Informationsmanagement (Bachelor)
sowie Bibliotheks- und Medienmanagement (Diplom) mit dem
Titel »Mediendokumentation
Der SWR zeigte sich sehr
im Rundfunk« ins Leben geruzufrieden mit den Ergebnisfen.
sen der Studenten und
Professor Wolfgang Ratzek
signalisierte
Bereitschaft für
leitete diese Kooperation mit
weitere
Kooperationsrojekte
dem SWR in die Wege. Über
mit der HdM.
das erfolgreiche Projekt freut er
sich: »Dadurch entstand eine
klassische Win-Win-Situation
sowohl für den SWR als auch te ihren Schwerpunkt auf die
Pressearbeit und konzipierte
eine kundenorientierte Marketingstrategie, um die Nutzung
Die Projektgruppe legte
dem SWR schließlich Verbes- der Dienstleistungen weiter zu
steigern. Die Gruppe verfasste
serungsvorschläge vor.
zunächst eine Pressemitteilung,
um das Projekt der Fachwelt anfür die HdM. Die Studieren- zukündigen.
den hatten Gelegenheit, ihr erAnschließend untersuchten
worbenes Know-how in die Tat die Studierenden die Positioumzusetzen und erhielten somit nierung des Infodesks und des
einen praxisorientierten Ein- Wissensportals im Intranet. Die
blick in ein potenzielles Berufs- Projektgruppe legte dem SWR
feld. Der SWR profitiert von schließlich Verbesserungsvorder Consultingtätigkeit meiner schläge vor. So soll beispielsweiStudierenden.«
se ein sogenannter »Eyecatcher«
Zur Aufgabenerfüllung hat- (Blickfänger) die Präsenz des Inten die Studierenden des dritten, fodesks im Intranet erhöhen.
fünften und siebten FachsemesDer Südwestrundfunk zeigters drei Projektgruppen ge- te sich sehr zufrieden mit den
gründet.
Ergebnissen der Studenten und
Der Fokus der Gruppe »Lo- signalisierte Bereitschaft für
gistik und Strukturen« richte- weitere Kooperationsrojekte mit
te sich auf die Strukturen und der HdM.
immanenten Prozesse, die dem
Volker Wüst, HdM Stuttgart
–u
Dazu kommen:
Studenten nehmen
Infodesk unter die Lupe
Praxisprojekt der HdM mit
dem Südwestrundfunk
.B
11. Spezifisches Recht:
Allgemeine rechtliche
Rahmenbedingungen und
Persönlichkeitsrechte
Datenschutz
Methoden- und Informationsrecht, Spezialgesetzliche
Regelungen, Fachspezifische
Rechtsprechung
12. Projektmanagement
mittelnden Inhalte, auch als
Grundlage für die Erstellung
von Prüfungsarbeiten.
Bei den einzelnen Bestandteilen der Qualifikationsinhalte
werden sowohl handlungsorientierte Anwendungstaxonomien
angegeben als auch Stichpunkte
zur Vermittlung.
Im ersten und zweiten Teil des
Curriculums sind zu erwartende
fachliche Inhalte enthalten, die
120 Stunden des dritten Teils
jedoch fallen zum Großteil eher
in den Bereich allgemeiner Qualifikationen. Zusammen mit
den 230 Stunden handlungsübergreifender Qualifikationen
ergibt dies 350 Stunden für eine
eher nicht branchenbezogene Kenntnisvermittlung. Nur
knapp die Hälfte des Stundenansatzes ist der Vermittlung von
Fachwissen aus dem gesamten
ABD-Bereich vorbehalten, infolge der Orientierung an den
Vorgaben der Prüfungsanforderungen jedoch nur folgerichtig.
Da zum jetzigen Zeitpunkt
bereits der Versuch einer wertenden Gegenüberstellung zwischen Fernstudieninhalten und
Fachwirtcurriculum nur anmaßend erscheinen kann4 und der
Vergleich sich aufgrund unterschiedlichen Zuschnitts der Unterrichtsthemen/Schwerpunkte
schwierig gestalteten dürfte
– von der Ausrichtung auf eine
Fachrichtung (Bibliothek) in
Potsdam ganz zu schweigen – so
fällt doch auf, dass von den Potsdamer Fernstudieninhalten Fachenglisch, Informationsethik
sowie Bildungsdienstleistungen
in dem Fachwirtcurriculum fehlen, dagegen bei der Fachwirtfortbildung das Schwergewicht
auf Fächern und Themenbereichen wie BWL, Rechnungswesen,
Unternehmensführung,
Recht, Steuern und Personalwirtschaft liegt.
Nun liegt die Umsetzung,
gegebenenfalls Modifizierung,
dieses Rahmenlehrplanes bei
den Zuständigen Stellen in den
jeweiligen Bundesländern und
nachfolgend bei den Bildungsträgern der einzurichtenden
Vorbereitungskurse.
Karin Holste-Flinspach,
Frankfurt am Main
w
Kalkulationsmethoden
Zeitwirtschaft
337
BuB | Foyer
Nachrichten
Darmstadt. Für den Zeitraum
2006/2007 ist eine neue Ausgabe des Adressbuches »Erwerbung in Deutschen Bibliotheken« erschienen. Es ist
inzwischen die achte Auflage
der Veröffentlichung, die sich in
erster Linie an Praktiker in Bibliotheken und Verlagen wendet.
Neben den Angaben zu individuellen Zuständigkeiten der
einzelnen Bibliotheken, enthält
das Handbuch auch Informati-
und Jugendbibliotheken« im
Deutschen Bibliotheksverband
(DBV) erarbeitet und auf der didacta in Köln vorgestellt haben.
Hintergrund ist ein bundesweiter Aufruf nach bibliothekarischen Best-Practice-Modellen
zur Förderung der Lese-, Informations- und Medienkompetenz. Die Broschüre zeigt, dass
hier in den letzten Jahren eine
Reihe von Bibliotheken Pionierarbeit geleistet haben – sowohl
Öffentliche und wissenschaftliche als auch Schulbibliotheken.
Sie haben mit Schulen, aber auch
anderen Bildungseinrichtungen,
modellhafte Spiralcurricula beziehungsweise Konzepte entwickelt, um ihre Angebote zur Leseförderung aus der Zufälligkeit
in die Verlässlichkeit zu führen
und sie auf eine systematische
Basis zu stellen. Die Broschüre
ist über die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle der Stadtbücherei Frankfurt am Main
erhältlich (Zeil 17–21, 60313
Frankfurt am Main). Neben der
Broschüre werden die Konzepte
auch im Schulmediotheks-Portal präsentiert und stehen unter
www.schulmediothek.de/spiral
curriculum online zur Verfügung.
–B
.d
e
tauschten sich darüber aus, ob
ein solches Buch tatsächlich für
neun- bis zwölfjährige Kinder
geeignet sei. An vorderster Front
kämpfte Dana Nilsson, eine
Bibliothekarin aus Durango in
Colorado, gegen das Buch und
sprach sich auf einer Mailingliste, die über 16 000 Schulbibliothekare erreicht, gegen eine
Aufnahme in die Büchereien aus
– mit zumindest teilweisem Erfolg. Die Aktion erinnert an dem
Versuch konservativer Christen
in den USA, Harry Potter zu
boykottieren – wegen angeblichen Satanismus. Autorin Patron, selbst eine Bibliothekarin,
zeigte sich geschockt angesichts
der Anfeindungen. Sie gab sich
allerdings überzeugt, dass Kinder nun erst recht einen Weg
fänden, das Buch zu lesen.
Duisburg. Zeitlich und inhalt- Eichstätt. Im Auftrag des Baye-
rischen Staatsministeriums für
Wissenschaft, Forschung und
Kunst sowie im Auftrag der
Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt untersucht die
Bayerische Staatsbibliothek als
Fachbehörde für das Bibliothekswesen in Bayern derzeit die
Vorwürfe gegenüber der Universitätsbibliothek
Eichstätt,
wertvolle Bücher aus dem Bestand der übernommenen Zentralbibliothek der Bayerischen
Kapuziner in Altötting (ZBAÖ)
seien vernichtet oder unzulässigerweise verkauft worden (siehe auch die Nachricht in BuB
Heft 3/2007, Seite 272). Ziel
der Untersuchung, die unter
Mitwirkung der Katholischen
Universität
Eichstätt-Ingolstadt erfolgt, ist eine umfassende Sachverhaltsaufklärung der
gesamten Vorgänge, die bis ins
Jahr 1998 zurückreichen. Eine
abschließende Bewertung sei
erst nach Abschluss der Untersuchung möglich, so die Bayerische Staatsbibliothek.
.B
–u
lich mit den Lehrplänen der
Schulen abgestimmt, startete
in der Woche nach Karneval
die vierte Auflage des erfolgreichen Projekts »Leselust statt
Lesefrust«. Die Leseaktion
der Stadtbibliothek für den
Deutschunterricht an Duisburger Hauptschulen fand in der
Zeit vom 26. Februar bis zum
16. März statt. Diesmal haben
neun Hauptschulklassen der 7.
und 8. Jahrgangsstufe an dem
Leseprojekt teilgenommen. Der
ausgewählte Text, mit dem auf
vielfältige Weise Lesekompetenz erarbeitet wurde, war das
Jugendstück »Die Belagerung«
nach der gleichnamigen Erzählung von Martin Baltscheit.
Durango (USA). Ein preisge-
kröntes Kinderbuch hat laut
»Spiegel-Online« bei prüden
Amerikanern für Entsetzen gesorgt. Der Grund: Auf der ersten
Seite steht das Wort »scrotum«
(Hodensack). Viele Schulbibliotheken haben das Werk nun aus
ihren Regalen verbannt. »The
Higher Power of Lucky« heißt
das Buch von Susan Patron, in
dem es um ein zehn Jahre altes
Mädchen geht, das Antworten
auf die Fragen des Lebens sucht.
Dabei fällt auch das S-Wort.
Die Aufregung in einschlägigen
Blogs war groß. Bibliothekare
w
Bern (Schweiz). Der Dienst
»Publikumsinformation«
der
Schweizerischen Nationalbibliothek (NB) bietet den Benutzern – sowohl Privaten als auch
Firmen – seit Februar 2007 eine
»personalisierte Benachrichtigung« an. Diese neue Dienstleistung ist kostenpflichtig. Zudem
bietet die NB ein Jahresabonnement an für die verschiedenen
Angebote der »Publikumsinformation« (Recherchen, personalisierte Benachrichtigung
und so weiter). Der Dienst
»Publikumsinformation« wird
von qualifizierten Informationsspezialisten zusammengestellt.
Falls nötig ziehen sie NB-interne Spezialisten (im Schweizerischen Literaturarchiv und in der
Grafischen Sammlung) zu Rate,
aber auch die Partnerbibliotheken der Virtuellen Auskunft
über die Schweiz, welche weitere
fachliche Schwerpunkte abdecken. Die NB mit ihrem einzigartigen Wissensfundus zum
Thema Schweiz (3,6 Millionen
Dokumente, Datenbanken und
Zeitschriftenabonnemente) bietet eine breite Palette weiterer
Dienstleistungen an: Dokumenten-Ausleihe, Auskünfte und
Recherchen (vor Ort und auf
Distanz mittels SwissInfoDesk
und der Virtuellen Auskunft
über die Schweiz), Reproduktion von Dokumenten (Papieroder elektronische Kopien). Einzelheiten zum neuen Angebot
gibt es unter www.nb.admin.
ch/slb/dienstleistungen/swissinfodesk/00769/01461/index.
html?lang=de.
onen zu Sammelschwerpunkten
und den im Erwerbungsbereich
eingesetzten EDV-Systemen.
Das Buch wird von Holger
Bergmann von der Universitätsund Landesbibliothek Darmstadt herausgegeben und ist im
Harrassowitz Verlag erschienen.
Es kostet 25 Euro.
w
Nachrichten
w
338
Frankfurt am Main. »Wenn Bib-
Frankfurt am Main. Das Projekt
zur Langzeitarchivierung kopal hat ein neues Release seiner
Open Source-Softwarebibliothek koLibRI (kopal Library
for Retrieval and Ingest) veröffentlicht. Diese gemeinsam von
den Projektpartnern Deutsche
Nationalbibliothek und Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen entwickelten Module für
die Erstellung, Einspielung und
Abfrage von Archivpaketen sind
seit der ersten Version vom Frühjahr 2006 stetig erweitert und
verbessert worden. Die Bezeichnung koLibRI ist inzwischen als
Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt registriert.
Die Software steht unter http://
kopal.langzeitarchivierung.de/
index_koLibRI.php.de für den
Download zur Verfügung.
liothek Bildungspartner wird.
Leseförderung mit dem Spiralcurriculum in Schule und
Vorschule« lautet der Titel einer
neuen Broschüre, die die beiden
Expertengruppen »Bibliothek Frankfurt am Main. Stephanie
und Schule« sowie »Kinder- Jacobs (Foto: Deutsche NatiBuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Nachrichten
Noch drei Monate bis zum
IFLA-Weltkongress im südafrikanischen Durban: Inzwischen ist die erste Ausgabe der Kongresszeitschrift
»IFLA-Express« erschienen
(www.ifla.org/IV/ifla73
IFLA-express2007-en.htm).
–u
Koblenz. Zum 1. April ging Bib-
liotheksdirektor Ulrich Theuerkauf (65) in den Ruhestand.
Seit 1982 leitete der promovierte
Historiker und Altphilologe die
Stadtbibliothek Koblenz. Der
Nachfolger stand zum Redaktionsschluss noch nicht fest.
w
BuB | 59 (2007) 05
Neues von IFLA
.B
w
Göttingen. Die DINI-Geschäftsstelle an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek hat bekannt gegeben,
dass ab sofort die Möglichkeit
besteht, das DINI-Zertifikat
2007 zu beantragen. Das Zertifikat 2007 trägt aktuellen
internationalen
Entwicklungen Rechnung und fördert die
Positionierung der deutschen
Dokumentenserver als Institutional Repositories im Sinne von
vertrauenswürdigen, zukunftsorientierten Services, die auch
die Entwicklungen des Open
Access berücksichtigen. Da-
w
ersten Baumaßnahmen für den
4. Erweiterungsbau der Nationalbibliothek. Hier wird das
Museum neue Magazinflächen
und Büroräume, einen großzügigen Lesesaal und attraktive
Flächen für eine neue Dauerausstellung, für Wechselausstellungen und begleitende Veranstaltungen erhalten. Jacobs arbeitete zuvor viele Jahre im Haus der
Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland in Bonn und kann
auf eine vielseitige und profunde Ausstellungserfahrung und
Projekttätigkeit zurückblicken.
Damit hat sie einen Tätigkeitsschwerpunkt in dem Bereich,
den die Deutsche Nationalbibliothek im Zuge der Neugestaltung des Museums besonders
fördern möchte.
eröffnete die Staats- und Universitätsbibliothek die exzellent
ausgestattete Medienwerkstatt.
Mithilfe von Fördergeldern der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der Freien
und Hansestadt Hamburg hat
die Bibliothek eine Infrastruktur
aufgebaut, die das Digitalisieren
von Quellen unterschiedlichster Art in den Bibliotheksalltag
integriert. Die vielfältigen Digitalisierungsangebote richten
sich einerseits an Bibliotheksbenutzer: Nutzer können selbst
Material scannen und nachbearbeiten, außerdem werden sie
bei ihren wissenschaftlichen
Vorhaben unterstützt und beraten. Andererseits richten sich die
Angebote an bibliothekarische
Kooperationspartner: Quellenwerke können für das Internet
aufbereitet sowie Bücher und
Mikroformen bis zur Druckvorstufe bearbeitet werden. Bibliotheksdirektorin Prof. Gabriele
Beger sagte: »Neben dem Engagement für ein aktuelles Angebot an elektronischen Medien
stellt sich unsere Bibliothek damit auch der Herausforderung,
wertvolle Teile der gedruckten
Bibliotheksbestände ins digitale
Zeitalter zu holen.«
Mainz. Einen Fantasy-Helden
auf seinen Abenteuern begleiten
.d
Hamburg. Mit einem Empfang
Darin gibt es neben vielen
Hinweisen zum Kongressprogramm auch eine Einführung
durch den südafrikanischen
Kulturminister Pallo Jordan
und den noch amtierenden
IFLA-Präsidenten Alex Byrne.
Das Thema Urheberrecht wird
zurzeit nicht nur in Deutschland heftig diskutiert. Wer
sich einen kleinen Überblick
über die rechtliche Situation
auf diesem Gebiet in anderen
Ländern (zum Beispiel Frankreich, Dänemark, Niederland,
USA) verschaffen möchte,
kann dies unter www.ifla.
org/III/clm/copyr.htm tun.
Dort ist auch ein Kurzzusammenfassung zur Diskussion
um die Neufassung des Urheberrechts in Deutschland zu
finden.
e
durch ergeben sich eine Reihe
neuer Mindeststandards, zugleich gibt es neue Empfehlungen zur Weiterentwicklung der
Dokumentenservices. Das elektronische Formular zur Beantragung des DINI-Zertifikats 2007
steht unter www.dini.de/dini/
zertifikat2007/fragebogen.php.
Die Broschüre »DINI-Zertifikat
Dokumenten- und Publikationsservice 2007« ist erhältlich
unter http://nbn-resolving.de/
urn:nbn:de:kobv:11-10068508.
–B
onalbibliothek) leitet seit Anfang März 2007 das Deutsche
Buch- und Schriftmuseum der
Deutschen Nationalbibliothek
in Leipzig. Sie übernimmt das
Museum in einer Phase der
Neuorientierung, mitten in den
Planungen und kurz vor den
339
BuB | Foyer
Nachrichten
München. Die Kritik, die nach
der Bekanntgabe der Koopera-
e
wie über ihre Website und ihre
Internetangebote, ihren Nutzern
zur Verfügung stellen und zum
Beispiel indexieren. Vermittels
der Metadaten dieser Digitalisate ist zudem – wie auch bei den
sonstigen digitalen Angeboten
der Bayerischen Staatsbibliothek
– die Integration in regionale,
.d
–u
Hans Ulrich Katzenmayer, 1926
in Hamburg geboren, gehörte
noch zur Kriegsgeneration. Als
17-jähriger Gymnasiast wurde er
mit seiner Schulklasse zum Militär
eingezogen, seine schon damals
extrem starke Kurzsichtigkeit
verhinderte einen Einsatz an der
Front. Nach Kriegsende kam er
in französische Gefangenschaft,
wurde aber bald aufgrund seines
Augenleidens entlassen. So konnte er bereits 1946 in Freiburg – der
Krieg hatte seine Familie in den
Schwarzwald verschlagen – das
Abitur machen. Er studierte zunächst katholische Theologie in
Freiburg, dann Germanistik und
Geschichte in Bonn. Dort lernte er
die Engländerin Rona Martin kennen. Die beiden heirateten 1963,
es sollte eine lange und glückliche
Ehe werden.
Hans Ulrich Katzenmayer war
beruflich zunächst ganz anderes
als Bibliothekar, nämlich Redakteur beim Hörfunk, und kam erst
über eine langjährige Redakteurstätigkeit bei BuB (1966 bis 1974)
in ein immer engeres Verhältnis zum bibliothekarischen Beruf
und Berufsstand. Mit der hier in
acht Jahren gewonnenen Kompetenz wurde er 1974 zum Leiter
des Projektbüros der (erst noch
zu gründenden) Lektoratskooperation benannt. 1976 erfolgte die
Ernennung zum ekz-Lektor und
Sekretär des Arbeitsgremiums
der LK. Hans Ulrich Katzenmayer wurde für die nächsten 15 Jah-
–B
Hans Ulrich Katzenmayer:
Ein kompetenter
Gesprächspartner und
liebenswürdiger Gastgeber
w
weite Lesung in memoriam der
russischen Journalistin Anna
Politkovskaja fand an 80 Veranstaltungsorten in 21 Ländern
aller Kontinente statt. 15 Radiosender beteiligten sich mit der
Ausstrahlung von Lesungen,
Interviews und Berichten. Elfriede Jelineks Lesung von Politkovskajas Text »Machkety. Ein
Konzentrationslager mit kommerziellem Einschlag« wurde
von Deutschlandradio gesendet.
Über Radio Free Europe/Radio Liberty erreichte die Aktion
rund eine Million Zuhörer in
Russland, Georgien und Osteuropa. Weitere Radiostationen
sendeten in Australien, Österreich, der Schweiz, Kolumbien,
Polen, den USA und Luxemburg. An die meist ausverkauften Lesungen schlossen sich oft
Diskussionen über Menschenrechte und Presse- und Informationsfreiheit an.
erzeugten Digitalisate besitzt.
Die Einrichtung stellte hierzu
inzwischen klar: »Die Bayerische Staatsbibliothek erhält von
Google eine digitale Kopie der
erzeugten Daten. Das heißt, sie
besitzt diese Daten ›physisch‹
und kann sie uneingeschränkt,
im Rahmen ihres Opacs ebenso
re der unermüdliche Koordinator,
»Einfädler« und »gute Geist« der
LK. Er lieh allen Sorgen und Nöten der Lektoren sein Ohr, fand
Nachruf
.B
Moskau (Russland). Die welt-
tion in Sachen Bestandsdigitalsierung mit Google auf die Bayerische Staatsbibliothek einhagelte (siehe auch BuB Heft 4/07,
Seite 260), war nicht eben gering.
Ein Stein des Anstoßes war die
Frage, inwieweit die Bayerische
Staatsbibliothek Verfügungsgewalt über die durch Google
w
und mit ihm in seine Welt eintauchen: 14 600 Kinder sind diesem Aufruf gefolgt und haben
anschließend ihr Voting abgegeben. Welche Abenteuer-/Fantasy-Romane haben die 7- bis 12jährigen Wähler überzeugt? Die
gemeinsame Kampagne »Mein
Lieblingsbuch. Deine Stimme
zählt!« von Stiftung Lesen, Super RTL und den Kinderbuchverlagen Random House/cbj,
Ravensburger Buchverlag und
Verlagsgruppe Oetinger hat folgendes Ergebnis erbracht: Mit
Abstand wählten die Kinder
Christopher Paolinis »Eragon
– Das Vermächtnis der Drachenreiter« mit 3 582 Stimmen
zu ihrem Lieblingsbuch. Den
zweiten Platz belegte »Tintenherz« von Cornelia Funke (2 054
Stimmen). 867 Kinder gaben
ihre Stimme ab für »Gänsehaut
– Mumien sind unter uns« von
Robert Lawrence Stine. Den
vierten Platz belegte »Das große
Buch der 1 000 unheimlichen
Gefahren« von Edward Packard
(778), gefolgt von Geraldine
McCaughreans »Peter Pan und
der rote Pirat« (649).
w
340
Verständnis und Lösungen, wo
die Probleme festgefahren schienen, glättete, wo die Wogen
hochgingen, warb für das kollegiale Unternehmen LK mit seinerseits gewinnender Kollegialität. Jeder neu geworbene Lektor,
der nach Reutlingen eingeladen
wurde, um den »Reutlinger Apparat«, das ekz-Lektorat, genauer kennenzulernen, fand in ihm
nicht nur einen kompetenten Gesprächspartner, sondern vor allem auch einen hilfsbereiten und
liebenswürdigen Gastgeber.
Sein letzter größerer LK-Auftritt war die 3. Lektorentagung in
Bad Godesberg im Oktober 1991.
Es war für ihn (wie er dort sagte) ein freudiges Erlebnis, diese
von fast 70 Lektoren, Gästen und
Delegierten des Arbeitsgremiums
der LK besuchte Tagung noch mit
organisieren und leiten zu helfen. Frau Günther aus Hamburg
brachte es dann, in ihrer Funktion
als scheidende Lektorensprecherin, zum Abschluss der Tagung
auf den Punkt: Hans Ulrich Kat-
zenmayer sei einer der wenigen
steuernden und leitenden Vertreter unseres Berufsstandes, von
denen nach ihrer Pensionierung
nicht vor allem ihre Marotten im
Gedächtnis bleiben, sondern ihre
kollegialen, ihre menschlichen
Qualitäten. Und das hieß in seinem Falle: Entwicklungen nicht
durch Druck und Konfrontation auf den Weg zu bringen, sondern durch Verständnis für unterschiedliche Positionen und durch
vermittelnde Gespräche zu fördern und durch sanfte Überzeugungsarbeit für die Sache, der er
verbunden war, zu gewinnen.
Im Ruhestand zog er mit seiner Frau zurück in den Schwarzwald. Die letzten Jahre waren von
Krankheit überschattet; er litt unter Herzproblemen, seine Kurzsichtigkeit verstärkte sich bis zur
faktischen Blindheit. Aber er besaß die glückliche Gabe, sich einzurichten. Als er nicht mehr lesen konnte, beschäftigte er sich
noch intensiver mit seiner anderen großen Liebe, der klassischen
Musik. Diese Fähigkeit, trotz allem das Leben zu genießen, teilte
er mit seiner Frau. Besuche beim
Ehepaar Katzenmayer waren daher immer ein besonderes Vergnügen. Hans Ulrich Katzenmayer blieb auch privat der großartige Gastgeber und liebenswürdige
Plauderer, immer auch interessiert
an der weiteren Entwicklung »seiner« Lektoratskooperation. Das
Ende kam – trotz aller schlechten
Nachrichten über seinen Gesundheitszustand – doch unerwartet:
Am 4. März 2007 starb Hans Ulrich Katzenmayer in einem Freiburger Krankenhaus.
Brigitte Robenek, Reutlingen;
Dr. Ronald Schneider,
Oberhausen
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Nachrichten
liothek der Abtei Münsterschwarzach – bekannt durch
Pater Anselm Grün, wirtschaftlicher Leiter der Abtei und ErBuB | 59 (2007) 05
.d
–B
.B
folgsautor – hat auf einen elektronischen Katalog umgestellt.
Dazu mussten die rund 270 000
Bände, die bisher auf Papier
katalogisiert waren, neu erfasst
werden. Bei dem Projekt, in dessen Rahmen künftig auch die
Schulbibliothek des klostereigenen Egbert-Gymnasiums mitverwaltet werden soll, setzten
die Mitarbeiter auf die Software
und Beratung der Augsburger
IT-Firma Datronic.
Neustadt an der Weinstraße.
w
Münsterschwarzach. Die Bib-
sowie in der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen zu sehen.
Dann folgen: Universitätsbibliothek Braunschweig (7. Juni bis
7. Juli); Stadtbibliothek Freiburg
(4. bis 29. September); Stadtbücherei Heidelberg (2. bis 27. Oktober); Stadtbücherei Würzburg
(5. Oktober bis 3. November);
Stadtbibliothek Mühlheim an der
Ruhr (8. Oktober bis 3. November); Stadtbibliothek Reutlingen
(6. November bis 1. Dezember);
Bücherhallen Hamburg (10. November bis 8. Dezember).
Auf die Ausstellungsbesucher
warten 150 Bücher über die kata-
–u
Die Frankfurter Buchmesse 2007
mit der diesjährigen Gastregion Katalonien wirft ihre Schatten
voraus: Eine Wanderausstellung
über die katalanische Kultur tourt
bis Jahresende durch elf deutsche
Bibliotheken. Auf dem Programm
stand die Ausstellung »Bibliothek
Katalonien« bereits in der Stadtbücherei Stuttgart. Noch bis zum
12. Mai ist die Bücherschau in der
Stadtbibliothek Bremen, in der
Stadtbücherei Frankfurt am Main
w
Münster. Nach einigen bereits absolvierten Sparrunden
drohen der Stadtbücherei laut
»Münsterscher Zeitung« weitere
Einschnitte. Dem Rotstift zum
Opfer fallen, könnte als nächstes
die Zweigstelle am Hansaplatz.
Der Gemeinderat möchte für
die Zweigstelle eine ehrenamtliche Leitung einsetzen. Falls
dies bis Jahresende nicht gelingt,
droht die Schließung. Insgesamt
soll die Stadtbücherei bis 2009
gut 180 000 Euro aus dem Etat
streichen. Der Vorsitzende des
Kulturausschusses, Dietmar Erber (CDU), sieht darin kein Problem. Er wundere sich ohnehin,
mit wie vielen Büchern mancher
aus der Bibliothek komme: »Ich
glaube nicht, dass die Leute immer alles lesen.«
Katalanische Kultur
zu Gast in deutschen
Bibliotheken
w
München. Die richtige Buchauswahl ist entscheidend, um
Jugendliche für das Lesen zu begeistern. Aber der Griff nach dem
passenden Buch fällt aufgrund
der Fülle des Angebots nicht
immer leicht. Der neue Empfehlungskatalog des Arbeitskreises
für Jugendliteratur bietet Eltern,
Lehrern, Pädagogen und Bibliothekaren eine Orientierungshilfe. 150 Titel zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten
wurden von Fachleuten aus den
Bereichen Buchhandel, Literaturkritik, Bibliothek, Pädagogik
und Forschung sorgfältig zusammengestellt und ausführlich besprochen. Die Auswahl
umfasst sowohl literarisch anspruchsvolle Texte als auch Lesetipps für wenig geübte Leser
von 12 bis 16 Jahren und für
junge Erwachsene. Eine Fachbibliografie und umfassende
Register machen den Band zu
einem nützlichen Nachschlagewerk. Das Buch kostet 8 Euro.
Weitere Informationen unter
www.jungendliteratur.org.
e
nationale und internationale
Portale und Dienste uneingeschränkt möglich.«
Im Rahmen der rheinland-pfälzischen Leseförderaktion ist
eine CD erschienenen, auf der
sich zahlreiche Titelhelden von
Kinderbüchern ein Stelldichein
geben. Kinder können damit auf
musikalische Weise Lesewelten
entdecken. Produziert wurde die
CD zusammen mit dem Lieder-
macher Wolfgang Hering. Sie
kann von Bibliotheken und anderen Einrichtungen aus Rheinland-Pfalz zum Preis von fünf
Euro (zuzüglich Versandkosten)
über das Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle Neustadt,
Lindenstraße 7 bis 11, 67433
Neustadt, bezogen werden.
lanische Kultur in ihrer deutschen
Übersetzung.
Thematisch lassen sich die
Werke in sechs Kategorien einteilen: katalanische Literatur; Kunst,
Musik und Museen; Reiseführer, Landkarten und historische
Rundgänge, katalanische Küche
und Weinbau; Design und Architektur; katalanische Sprache und
Wörterbücher; Geschichte, Politik und Kultur, Bürgerkrieg und
Anarchismus in Katalonien.
Die Frankfurter Buchmesse
findet übrigens vom 10. bis zum
14 Oktober statt.
slh
Wirkungen, Auswirkungen auf
den Unterricht…). Fachwissenschaftler und an empirischer
Medienforschung interessierte
Praktiker, also auch Bibliothekare, können sich anhand von
Herzigs Studie einen guten
Überblick über den Stand der
Dinge verschaffen. Eine Kurzfassung steht im Internet unter
Paderborn. Eine neue Publikati- www.schulen-ans-netz.de/san/
on des Paderborner Erziehungs- 10jahreschulenansnetz/dokus/
wissenschaftlers Professor Bardo herzig.pdf
Herzig bietet eine Standortbestimmung zu der Frage: Wie ist Potsdam. »Sei (d) DABEI!«, so
der Verlauf und der Stand der lautet die Aufforderung des neu
Arbeit mit digitalen Medien in gegründeten Alumni-Vereins der
deutschen Schulen? Für die Stu- FH Potsdam. DABEI e.V. steht
die wurden keine eigenen Daten für (D)okumentation, (A)rchiv,
erhoben, sondern bereits vor- (B)ibliothek, (E)hemalige des
handene Untersuchungen aus- Fachbereichs
(I)nformations
gewertet (Medienausstattung, wissenschaften e.V. Der AufMediennutzung, Einstellung ruf richtet sich ausdrücklich an
gegenüber digitalen Medien, alle ehemaligen Studenten und
341
BuB | Foyer
Termine
Mai
Lesen am PC?! Lesemotivation und Lesetraining
im Medienverbund in der
weiterführenden Schule
3. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
· BuB 3/2007
Professionelle Jahresberichte
mit PowerPoint
7. Mai – Büchereizentrale
Lüneburg · BuB 3/2007
e
.d
Konflikt- und Gefahren9. Mai – Büchereizentrale
Schleswig Holstein, Rendsburg situationen in Bibliotheken
23. Mai – Brandenburgisches
· BuB 3/2007
Landeshauptarchiv ·
Professionelle Jahresberichte BuB 4/2007
mit PowerPoint
Dem Nachwuchs eine Chance
9. Mai – Volkshochschule
geben – Führungsseminar für
Hildesheim · BuB 4/2007
bibliothekarische Newcomer
29 – 30. Mai – UniversitätsKlappe, die erste! Drehbuch
bibliothek Johann Christian
schreiben als kreativer Zugang zu Texten (3./4. Klasse) Senckenberg, Frankfurt am
Main · BuB 4/2007
10. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
Bildungsstandards –
· BuB 3/2007
Kurzcurricula: Wie kann
Professionelle Jahresberichte die inhaltliche Umsetzung
schulintern gelingen? Entmit PowerPoint
wicklung eines Lesecurricu9. Mai – Volkshochschule
lums für die Sekundarstufe I
Delmenhorst · BuB 4/2007
30. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
Allegro-C (ÖB)-Anwender· BuB 3/2007
treffen – Workshop
23. Mai – Landesfachstelle
Bibliotheca2000für Öffentliche Bibliotheken,
Anwendertreffen
Erfurt · BuB 3/2007
30. Mai – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken,
Erfurt · BuB 3/2007
Hessischer
Bibliothekstag 2007
w
Initiierung und Aufbau eines
regionalen Lesenetzwerks
8. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
· BuB 3/2007
–B
Fortbildung
–u
Bibliotheksverband gemeinsam
mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ins
Leben gerufene »Thüringer Bibliothekspreis« geht 2007 in die
fünfte Runde. Die Ausschreibung richtet sich an hauptamtlich geleitete Öffentliche Bib-
riger Bau- und Planungszeit fertiggestellten Studienzentrums
erläutert und der Entwurf der
Architekten vorgestellt. Das
Studienzentrum bildet den
neuen wissenschaftlichen Mittelpunkt der Klassik Stiftung
Weimar. Das Buch präsentiert
das in den Weimarer Schlösserbezirk integrierte Gebäude mit
seinen architektonischen Besonderheiten. Es versammelt außerdem die Texte der Reden, die bei
der Einweihung gehalten wurden, darunter die viel beachtete
Festrede von Durs Grünbein.
Weimar. In dem Bildband »Die zentrum« wird die Vorgeschich- Das Buch ist im Berliner NicoHerzogin Anna Amalia Biblio- te und das Nutzungskonzept des lai-Verlag erschienen und kostet
thek in Weimar – Das Studien- im Februar 2005 nach fünfjäh- 19,90 Euro.
.B
Weimar. Der vom Thüringer
liotheken. Der mit 10 000 Euro
dotierte Hauptpreis soll die Gesamtleistung einer Bibliothek
würdigen. Der Hauptpreis wird
im Rahmen des 13. Thüringer
Bibliothekstages verliehen, der
am 10. Oktober in Greiz stattfindet. Auch in diesem Jahr gibt
es zudem zwei Förderpreise, um
die sich alle Öffentlichen Bibliotheken in Thüringen – auch neben- oder ehrenamtlich geleitete
– bewerben können. Die Förderpreise sind mit jeweils 2 500
Euro dotiert.
w
Studentinnen des FB Informationswissenschaften. DABEI
e.V. unterstützt nicht nur bei der
Kontaktpflege der Mitglieder,
sondern regt auch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen Studierenden und Alumni
an. Für weitere Informationen:
http://alumni-fb5.fh-potsdam.de.
Workshop für die
EDV-MitarbeiterInnen
der wissenschaftlichen
Bibliotheken in Thüringen
9. Mai – Universitätsbibliothek
Erfurt · BuB 3/2007
w
342
Eine alte Zielgruppe –
neu entdeckt! Serviceangebote für die Generation
50plus und Senioren
Juni
Der Hessische Bibliothekstag
2007 findet am 14. Mai in der
Stadtbibliothek
Offenbach
statt. Das Motto lautet: »Lernen in allen Lebensphasen«.
Kleine Buchbindearbeiten
für Kinder
4. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
· BuB 4/2007
Konflikt- und Gefahrensituationen in Bibliotheken
6. Juni – Brandenburgisches
Landeshauptarchiv ·
BuB 4/2007
»Von Web 2.0 bis
Social Software«
6. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 4/2007
Differenzierter Leseunterricht in der ersten und zweiten
Klasse mit dem LesebaumProgramm
7. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover
· BuB 4/2007
Von der Idee zum Artikel
– Pressearbeit in Theorie
und Praxis
9. Juni – Kulturzentrum PFL
Oldenburg · BuB 4/2007
Lernstandards für das Lernen
in der Schulbibliothek
12. Juni (2. Sitzung: 12. September) – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Koblenz
Referenten: Kurt Cron, Ulrike
Kalbitz, Gabriele Schütz
Inhalt: Die zweitägige Veranstaltung beschäftigt sich mit
den Standards, die die Kommission »Zentrale SchulbibBuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Termine
Klassenführungen in der
Bibliothek – altersgerecht
und mit System
13. Juni – Stadtbücherei
Frankenthal
Referentin: Heike Daume
Inhalt: In Theorie und
Praxis werden erprobte
und detailliert ausgearbeitete
Modelle für Klassenführungen und Bibliotheksrallyes vorgestellt.
Gebühr: 20 Euro
Anmeldung: Büchereistelle
Koblenz
Lebendig und nachhaltig
vorlesen
13. Juni – Regionalpädagogisches Zentrum Aurich
· BuB 4/2007
.B
»Jetzt seid aber mal leise!« –
Umgang mit Jugendlichen in
der Bibliothek
13. Juni – Büchereizentrale
Lüneburg · BuB 4/2007
w
Zeit- und Selbstmanagement
13. Juni – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken
Erfurt · BuB 4/2007
Computerspiele lesen lernen
19. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek Hannover ·
BuB 4/2007
w
Lebendiges Vorlesen
14. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 4/2007
Kleine Reparaturen an
Büchern für Bibliotheksmitarbeiter
20. Juni – Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt sowie
Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
· BuB 4/2007
w
Schöne neue Bibliothekswelt
– Welche Rolle spielt die IT in
der Bibliothek von heute und
morgen?
14. Juni – Landesbibliothekszentrum/Rheinische Landesbibliothek
Veranstalter: Fachkonferenz
der Bibliotheksfachstellen in
Deutschland
Programm: Bibliotheks-EDV
– Verwaltung durch EDV
(Selbstverbuchung, RFID,
BuB | 59 (2007) 05
Bildungspartnerschaft
Bibliothek und Schule:
Praxisbeispiel aus Dresden
25. Juni – Stadtbibliothek
Osnabrück · BuB 4/2007
ckenberg, Frankfurt am Main,
Geschäftsstelle für Aus- und
Fortbildung
Referent: Klaus Hochscheid
(Polizeibeamter)
Inhalt: Konflikte und deren
Entstehung, Weichenstellung
zur Deeskalation, Steigerung
der sozialen Kompetenz, Beschwerde- und Konfliktsituationen – Umgang mit besonderen Gruppen, Kriminalitäts- und Gewaltprävention,
Lösungsansätze.
Gebühr: 50 Euro
Anmeldung: www.hebis.de/
bib/geschaeftsstelle
e
Mit dem Dieter Baacke-Preis
zeichnet die Gesellschaft für
Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
bundesweit beispielhafte Projekte aus, die in der Bildungs-,
Sozial- und Kulturarbeit entstanden sind.
Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder
Einzelpersonen, die innovative, originelle oder mutige Projekte zur Förderung einer pädagogisch orientierten Medienkompetenz durchführen.
Das kann beispielsweise ein
kreatives Internetprojekt in
der Jugendarbeit sein, ein Kinderradioprojekt, ein Film- und
Fernsehworkshop für Familien
oder ein außergewöhnliches
multimediales
Fotoprojekt.
Im Zentrum der Preisvergabe
steht nicht allein das Produkt,
sondern auch der medienpädagogische Prozess.
Die Ausschreibung richtet sich
an Projekte außerschulischer
Träger und Kooperationsprojekte zwischen schulischen
und außerschulischen Trägern.
Das Projekt sollte entweder
im Jahr 2006 oder bis zum
31. August 2007 abgeschlossen sein. Die Preisträger erhalten eine Zuwendung für ihre
medienpädagogische Arbeit
in Höhe von: 3 000 Euro (1.
Preis ); 1 500 Euro (2. Preis);
500 Euro (3. Preis).
Bewerbungsschluss ist der 31.
August 2007; Information und
Anmeldung unter www.gmknet.de/wettbewerb/dieter_
baacke_preis.php.
–u
Lernstandards für das Lernen
in der Schulbibliothek
18. Juni (2. Sitzung: 19. September) – Landesbibliothekszentrum/Büchereistelle
Neustadt
Referenten: Kurt Cron, Gabriele Schütz, Michael Thomas
Inhalt: Die zweitägige Veranstaltung beschäftigt sich mit
den Standards, die die Kommission »Zentrale Schulbibliothek« für das Lernen in der
Schulbibliothek für die Klassen
5 bis 10 entwickelt hat.
Anmeldung (bis 4. Juni):
Büchereistelle Neustadt
Dieter Baacke-Preis –
Ausschreibung 2007
.d
»Da muss ich mal eben
googeln«
12. Juni – Büchereizentrale
Schleswig-Holstein, Rendsburg · BuB 4/2007
Rückgabeautomaten, EDVBibliothekssysteme); EDVAngebote von Bibliotheken
(Benutzerorientierte Computerangebote am Beispiel der
Stadtbücherei Lüdenscheid);
Homepage – Visitenkarte ein
Bibliothek und mehr (Homepage und andere Internetangebote eine Stadtbibliothek);
Bibliotheksnetze – Internetangebote für Bibliotheken (Bibliotheksportal des KNB); Fachstellenserver – Portale in den
Bundesländern (Erfahrungsberichte der Fachstellen).
Gebühr: 25 Euro
Anmeldung: (bis zum 1. Juni)
Hessische Fachstelle für
Öffentliche Bibliotheken
bei der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden;
Fax 06 11/3 34-26 55;
E-Mail fachstelle@hlb-wies
baden.de
–B
liothek« für das Lernen in der
Schulbibliothek für die Klassen
5 bis 10 entwickelt hat.
Anmeldung (bis 29. Mai):
Büchereistelle Koblenz
Ärger mit Bibliotheksbenutzern? Konflikte besser lösen
26. Juni – Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main
Veranstalter: Universitätsbibliothek Johann Christian Sen-
Reporting: Technische
Grundlagen des Bibliotheksmanagements
26. Juni – Bayerische
Staatsbibliothek München
· BuB 4/2007
Bildungspartnerschaft
Bibliothek und Schule:
Praxisbeispiele aus Dresden
26. Juni – Büchereizentrale
Lüneburg · BuB 4/2007
Bildungspartnerschaft
Bibliothek und Schule:
Praxisbeispiele aus Dresden
27. Juni – Beratungsstelle
Hildesheim · BuB 4/2007
Bibliotheksarbeit mit Kindern
und Jugendlichen
27. – 28. Juni – Kirchliche
Fort- und Ausbildungsstelle
Kassel · BuB 4/2007
Juli
RFID in Öffentlichen Bibliotheken – mit Praxisbericht aus
der Stadtbibliothek Stade
9. Juli – Stadtbibliothek Stade
Veranstalter: Büchereizentrale
Lüneburg
Referenten: Bernd Ingwersen,
Wilfried Weiß
Anmeldung: Büchereizentrale
Lüneburg, info@bz-lueneburg.
de; Telefon 0 41 31/95 01-0
343
BuB | Foyer
Markt
Bibliotheca RFID:
Sicherung und
Selbstbedienung bei
CDs und DVDs
pr. – Die CD- und DVD-Bestände nehmen in Bibliotheken
jährlich überproportional zu.
Generell ist die Ausleihfrequenz
dieser Medien sehr hoch. Mit
dem neuem Dispenser von
Bibliotheca RFID Library System
werden die populären Silberlinge bei optimaler Sicherung
effizient und kundenfreundlich
verwaltet.
w
Wie webbasierte Software
die Arbeit in Bibliotheken
revolutionieren kann, zeigt
dieser Vortrag von BOND.
liothekswesen abzeichnet. Wie
webbasierte Software die Arbeit
in Bibliotheken revolutionieren
kann, zeigt dieser Vortrag von
BOND. Am Beispiel »BIBLIOTHECA.net« in Kombination
mit »BCS« (BOND Community Service – die KatalogisateTauschbörse) zeigt der Vortrag
neue Perspektiven auf: mit Software EDV-Ballast abwerfen,
Viel diskutiert ist die perfekte
Sicherung von CDs und DVDs
mit RFID. Die Metallisierung
der Scheiben galt bislang als
technische Herausforderung,
die es zu überwinden galt. Meist
Springer:
Mehr Umsatz durch
Google Book Search
e
pr. – Nach Angaben von Springer Science+Business Media,
dem weltweit größten Verlag
auf dem Gebiet der Wissenschaft, Technologie und Medizin (STM), können ab sofort
mehr als 29 000 Springer-Bücher über Google Book Search
gefunden werden.
.d
–B
In der Bibliothek gibt’s was »auf
die Ohren«! – Audio-Services
als attraktive Ergänzung für den
Katalogbestand: Die Teilnehmer
werden die Audio-Services von
BLS (BOND Library Service
GmbH & Co. KG) als Bereicherung für ihre Katalog-Daten erleben. Mit dem neuen Angebot
von BLS finden die Benutzer
im Web-Opac jetzt auch Hörbeispiele, die sie per Mausklick
abrufen. BLS ist eine Tochter
der BOND Bibliothekssysteme
GmbH & Co. KG.
»Let’s work together!« – Die
webbasierte Revolution: »Software aus der Steckdose« – ein
Trend, der sich nicht nur im Bib-
war daher die Verbuchung und
Sicherung nicht ganz vom Personal loszulösen.
Mit dem CD-Dispenser
bietet Bibliotheca RFID eine
einzigartige und erstklassige
Lösung, die all diese Aspekte
hinfällig werden lässt. Die Ausleihe funktioniert einfach und
schnell; die Sicherung wird optimiert. CDs/DVDs jeder Art
können mit diesem Gerät diebstahlsicher aufbewahrt und vom
Benutzer eigenhändig ausgeliehen beziehungsweise verbucht
werden. Erst nachdem sich der
Benutzer mit seiner Bibliothekskarte in das System eingeloggt
Optisch tritt das Gerät
kaum in Erscheinung, da es
bündig in die Wand eingepasst wird. Form und Design
der Bildschirmfläche sind
zeitlos und schlicht.
–u
pr. – Im Mai und Juni tourt
die »Biblio-Trend 2007 – Bibliothekstagung in Ihrer Nähe«
mit neuen Themen durch acht
deutsche Großstädte. Die
Bibliothekstagung hatte 2006
bereits über 240 Teilnehmer. Bei
der diesjährigen Veranstaltung
erwarten die Teilnehmer wieder
drei Vorträge zum Motto
»Trends und Standards im
Bibliothekswesen«. Themen der
Vorträge sind: Audio-Services,
webbasierte Bibliothekssoftware und RFID-Technologie.
.B
Bond:
Auf zur »BiblioTrend 2007«
kostenlose Datenpools nutzen,
gegenseitige Unterstützung der
BOND-Anwender ohne Mehraufwand und mehr.
Zauberwort Selbstbedienung
– RFID von Selbstverbuchung
bis Rückgabesystem: Ausleihen,
zurückgeben, sortieren – alles automatisch? Was ist heute
bereits Standard? Was ist der
nächste Entwicklungsschritt?
Auf was müssen sich große und
kleinere Bibliotheken heute einstellen? Spezialisten der Firma
EasyCheck GmbH & Co. KG
liefern Antworten rund um die
RFID-Technologie: Selbstverbuchung, Transponder-Etiketten, Buchsicherung, Rückgabesysteme, Fördertechnik, Sortieranlagen.
Initiiert und ausgerichtet
wird die »Biblio-Trend 2007«
von der BOND Bibliothekssysteme GmbH & Co. KG (Bibliothekssoftware), der EasyCheck GmbH & Co. KG
(RFID-Technologie) und der
BOND Library Service GmbH
& Co. KG (Online-Dienstleistungen).
Weitere Informationen unter
www.biblio-trend.de.
w
Markt
w
344
hat, kann er sich die gewünschte
CD aussuchen. Die Bedienung
via Touchscreen ist einfach. Das
benutzerfreundliche Menü ist
bereits nach wenigen Schritten
abgeschlossen. Wird die CD
von dem Gerät ausgegeben,
ist diese automatisch auf dem
Benutzerkonto als ausgeliehen
registriert. Die Medien werden
mit den herkömmlichen RFIDLabels bestückt, um sie in der
automatischen Rückgabe und
den Sortierprozessen steuern zu
können.
Bis zu 1 000 Jewelcases oder
1 600 Slimcases können in der
Standardausführung des CDDispenser aufbewahrt werden.
Da das System modular erweiterbar ist, können je nach
tatsächlichem Medienbestand
entsprechende Geräte zur Verfügung gestellt werden.
Optisch tritt das Gerät kaum
in Erscheinung, da es bündig in
die Wand eingepasst wird. Form
und Design der Bildschirmfläche sind zeitlos und schlicht.
Generell sind kundenspezifische
Anpassungen möglich, um den
Dispenser optisch und technisch
in die Bibliotheksumgebung zu
integrieren.
www.bibliotheca-rfid.com
Durch die Einbindung in das
Buch-Programm von Google
lassen sich diese Springer-Bücher problemlos auffinden und
über den Buchhandel oder über
den Verlag direkt beziehen. Es
besteht ein wachsendes Interesse
an älteren Titeln aus dem Verlagsprogramm. Springer führt
dies unter anderem auf seine Beteiligung an dem Google Book
Search-Programm zurück.
»Anfangs waren wir bei der
Veröffentlichung von Auszügen
aus unseren Büchern in GoogleBook Search sehr zögerlich. Wir
dachten, dass die Leute die Seiten im Internet lesen und diese
dann ohne weiteres Interesse
Die Springer-Titel wurden bis
zu einer Million Mal innerhalb
eines Monats angeschaut.
einfach wieder verlassen,« so Paul
Manning, Vice President Book
Sales bei Springer. »Stattdessen
hat sich Google als mächtiges
Marketinginstrument erwiesen.
Nach der Bereitstellung unserer
Titel bei Google-Book Search
konnte Springer beispielsweise
den Umsatz unserer BacklistTitel im letzten Jahr steigern.«
Die Springer-Titel wurden
im Google-Programm bis zu
einer Million Mal innerhalb
eines Monats angeschaut. Mit
14 beziehungsweise 15 Prozent
der Klicks auf den Google-Link
»Buy this Book« waren die Bücher aus den Gebieten Technik
und Computerwissenschaften
stark gefragt. Der Anteil der vor
1997 veröffentlichten SpringerBücher betrug 20 Prozent.
www.springer.com
BuB | 59 (2007) 05
Foyer | BuB
Markt
SoBu GbR:
Bücher schonender
entsäuern
–u
w
.B
Zusätzlich gibt es keinen abrasiven Streifen an den Schnittkanten mehr, eine gleichmäßigere
Pulververteilung ist dadurch
gewährleistet. Es bildet sich ein
hoher, ovaler Pulverstahl. Dieser verteilt das Pulver gleichmäßiger auf das Papier als der
niedrige, ovale Strahl der bisherigen Runddüse.
Zu Testzwecken hat das
Unternehmen eine pH-WertMessreihe zum Nachweis der
gleichmäßigen Pulververteilung gestartet. Dazu wurde mit
den neuen Flachstrahldüsen
eine Entsäuerungsreihe durchgeführt. Wie gewohnt waren
die Bücher danach zehn Tage
in der Reifekammer eingelagert. Danach erfolgte auf jedem
Blatt eine pH-Wert-Messung
mit sieben Messpunkten auf jeder Seite. Ergebnis alte Düsen:
Durchschnittswert pH 7,0;
Ergebnis neue Düsen: Durchschnittswert pH 9,0.
Bisher niedrigster behandelter pH-Wert ist 2,6. Papiere mit
so niedrigen Werten konnten
vorher (wegen der Brüchigkeit)
nicht mehr entsäuert werden
und mussten der teureren Papierspaltung zugeführt werden.
w
w
Der Suchraum fasst mithilfe
modernster
Suchmaschinentechnologie viele unterschiedliche Datenquellen zu einem optimierten Index zusammen, der
von verschiedenen Suchanwendungen in Sekundenschnelle
abgefragt werden kann.
Zu den Datenbeständen des
Suchraums gehören die Kataloge der deutschsprachigen
Bibliotheken sowie Artikel aus
den Wissenschaftszeitschriften.
Hinzu kommen Abstracts, Inhaltsverzeichnisse und andere
Informationen. Ergänzt wird
dieser Suchindex durch einen
Zugriff auf Fachdatenbanken,
die zum Beispiel das vascodaProjekt zusammenträgt.
Die Suchanwendungen wie
beispielsweise die Portal-Lösung
»DigiBib – Die Digitale Bibliothek« müssen nur noch den
einheitlich aufgebauten Index
durchsuchen und erhalten die
Ergebnisse nach wenigen Millisekunden.
In der Realität existiert eine
solche virtuelle Metabibliothek
nur in den Anfängen. Der Dreiländerkatalog des hbz und das
Wissenschaftsportal
vascoda
sind ein großer Schritt auf dem
Weg zu diesem gemeinsamen
Suchraum. Er kann nur durch
eine – inhaltlich und geografisch – weiträumige Kooperation
der Universitäten, Bibliotheken,
Verlage und anderer Anbieter
von Fachinformationen der
deutschsprachigen Länder aufgebaut werden. Die Grundlagen
für dieses Ziel wurden bereits
vom hbz gelegt.
pr. – Die Sondermaschinenbau & Buchentsäuerung GbR
hat bei ihren Produkten das
Düsensystem umgestellt auf
Flachstrahldüsen. Dadurch
konnte der Einblasdruck um
0,6 bar gesenkt werden. Das
bedeutet für die behandelten
Bücher und Archivalien: Jetzt
arbeitet das SoBu-Trockenverfahren noch schonender als
vorher.
BuB | 59 (2007) 05
dierten Lieferservice SwetsWise
Consolidation hinzufügen.
Die
integrierte
Lösung
von SwetsWise ermöglicht es
den Kunden, die zusätzlichen
pr. – Swets präsentiert das
Dienstleistungen mit SwetsWise
neue SwetsWise-ProduktSubscriptions zu kombinieren
portfolio. Es bringt alle Swetsund hilft ihnen dabei, den indiDienstleistungen – sowohl die
viduellen Zielen ihrer Einrichtraditionellen als auch die neuen tung gerecht zu werden und die
– unter einen Hut: SwetsWise.
Produktivität derjenigen zu erhöhen, die diese Informationen
Als nach eigenen Angaben welt- nutzen.
weit führendes Unternehmen
www.swets.com
für Abonnement-Dienstleistungen arbeitet Swets an der Vereinfachung der Verfahren der
Abonnementverwaltung, das
neue SwetsWise-Produktportfolio ist dafür ein Beispiel.
SwetsWise bietet eine zentrale Umgebung, von der aus
der Kunde alle Bereiche des
Abonnement-Managements
schnell und effektiv verwalten
kann. Im Zentrum des neuen
Produktportfolios steht SwetsWise Subscriptions, eines der
umfassendsten und hochentwickeltsten Systeme für Abonnementsuche und -verwaltung, das
derzeit erhältlich ist. SwetsWise
Subscriptions wird in zwei Versionen angeboten: Die Corporate
Edition mit Bestellmöglichkeit
für Endnutzer und die Library
Edition für Bibliotheken.
Die Library Edition wird
nächstes Jahr an die Stelle des
von Swets über lange Zeit angebotenen Tools DataSwetsConnect treten. Das neue System
bietet eine verbesserte Technologie und eine ganze Reihe
Zusatzfunktionen. Die Schlüsselfunktionen des neuen Pakets
beinhalten eine umfassende
Reklamationsfunktion für elektronische und gedruckte Zeitschriften sowie downloadfähige
Statistiken und Reports. Mit der
übersichtlichen Verwaltung von
E-Lizenzen mit SwetsWise Subscriptions behalten die Kunden
alle wertvollen Informationen
im Blick. Swets plant, im Laufe
des Jahres alle seine Kunden auf
das neue System umzustellen
und in den nächsten Monaten
die Library Edition mit weiteren
Möglichkeiten für E-Lizenzen
und neuen Funktionen im Zusammenhang mit dem konsoli-
e
schine nicht weit. Auch Bibliothekskataloge und Datenbanken helfen nur begrenzt weiter,
da es zu viele Anlaufstellen im
Web gibt. Das Hochschulbibliothekszentrum NRW (hbz)
arbeitet deshalb an der technischen Infrastrukturlösung eines
gemeinsamen Suchraums.
Swets:
Abonnement-Management leicht gemacht
.d
Die Teilnahme am Suchraum
ist eine lohnende Aufgabe für
die Bibliotheken und Wissenschaftsorganisationen: Am Ende
pr. – Wer wissenschaftliche
steht eine wissenschaftliche
Informationen und Fachliteratur Suchmaschine, die alle wichtisucht, kommt mit einer hergen und nützlichen Datenquelkömmlichen Internet-Suchmalen erfasst.
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hbz:
Das Suchraum-Konzept
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Julia Hellmich, Bernd Schleh*
Der Weg auf die politische Tagesordnung
ist steinig und steil
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ier Tage lang gab es spannende
Diskussionen, ob über Bibliotheksgesetze oder soziale Bibliotheksarbeit, es gab Vorträge, etwa über
»Web 2.0«-Anwendungen, über E-Books,
über digitalen Auskunftsdienst und neue
Profile US-amerikanischer Kinderbibliotheken. Eine Gruppe dänischer Kollegen
präsentierte Trends aus dem hohen Norden. Mit Dänemark stellte sich erstmalig
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Wie hievt man Bibliotheken auf die
politische Tagesordnung? Wie bringt
man deren Anliegen in die Öffentlichkeit? Auf dem 3. Leipziger Kongress für
Information und Bibliothek diskutierten
mehr als 2 700 Teilnehmer über berufsfachliche und gesellschaftlich relevante,
mitunter brisante Themen, von der
Fortsetzung des politischen Strategiepapiers »Bibliothek 2007« bis zum
Streit zum Urheberrecht – jedoch trotz
professioneller Pressearbeit ganz »entre
nous«, im Kreis der Fachkollegen. Die
Berichterstattung in den Medien blieb
dürftig. Bis das Motto »Bibliotheken
auf die Tagesordnung« der designierten
deutschen IFLA-Präsidentin Claudia Lux
hierzulande Realität wird, bleibt einiges
zu tun. Viele attraktive Seminare und
Vorträge in den großzügigen Räumen
des Congress Centers, die Fachausstellung und die gute Gelegenheit, Bekannte zu treffen und Kontakte zu knüpfen,
machten die Tagung nichtsdestotrotz
zum erfolgreichen Fortbildungshöhepunkt des Jahres.
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Fortbildungs-Höhepunkt des Jahres: 2 700 Bibliothekare diskutieren
in Leipzig – die Presse lockt das nicht
In Sachen Public Relations haben
deutsche Bibliothekare ihr Vorbild mittlerweile gefunden: Die furiose nationale
Imagekampagne »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek« (ausführlicher Bericht
dazu in BuB Heft 3/2007, Seite 217 ff.)
sorgte in Leipzig für Gesprächsstoff, ob
in der Podiumsdiskussion über das Strategiepapier »Bibliothek 2007« oder im
Workshop von Claudia Lux zum Thema
Lobbyarbeit.
Eine solche Imagekampagne sollte man im Jahr 2008 starten, betonten
führende Bibliothekare mehrfach. »Wir
müssen Humor haben, wir müssen souverän sein, um gut aufzutreten«, so Claudia Lux. Es sei wichtig »Bibliotheken
nicht nur zu verteidigen«, sondern rüberzubringen, dass die Gesellschaft mithilfe
guter Bibliotheken viel erfolgreicher sein
kann: »Ich bin sicher, wir schaffen den
großen Sprung!«
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unter Mitarbeit von Michael Reisser
Vom 19. bis zum 22. März war das Leipziger Congress Center fest in der Hand der Bibliothekare und Informationsspezialisten.
(Foto: Bernd Schleh)
ein Gastland auf dem Bibliothekskongress vor, ein Konzept, das ankam.
Die Atmosphäre in den hellen Räumen auf vier großzügigen Ebenen summte von Gesprächen, Meinungsaustausch,
Klatsch und Tratsch. Es gibt heiße Themen in der Bibliothekswelt – virtuelle
Bibliotheksangebote zum Beispiel und
taufrische Bachelor- und Masterstudiengänge, aber auch die Suche nach Strategien, um Bibliotheken endlich auf der
politischen Agenda zu platzieren.
Gegen die Ignoranz der Politik
Dass ein PR-Erfolg gebraucht wird,
wurde von vielen Funktionären und Referenten betont. Dass er verflixt schwer
zu erzielen ist, zeigen die offenkundigen
1 Der deutsche »Code of Ethics« ist abrufbar
auf der BID-Website unter www.bideutschland.de, zu den Ethikgrundsätzen anderer
Länder siehe IFLA/FAIFE-Website unter
www.ifla.org/faife/ethics/codes.htm
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
rund 40 Ländern, die solche Grundsätze
bereits veröffentlicht haben.1
Diese Ethik für Bibliotheks- und Informationsberufe in Deutschland bezieht
sich einerseits auf den Umgang mit Nutzern, zum Beispiel: »Wir begegnen unseren Kundinnen und Kunden im Rahmen
unseres Auftrags und unserer rechtlichen
Grundlagen ohne Unterschied.« Außerdem geht es um ethische Grundlagen
für das allgemeine Aufgabenspektrum.
Dazu gehören Dinge wie der »Einsatz für
freie Meinungsäußerung«, das »Bewahren von Kulturgut im Rahmen des Sammelauftrages«, aber auch: »Wir begegnen
unseren Kolleginnen und Kollegen fair
und mit Respekt und fördern eine Kultur
der Kooperation, des selbst verantworteten Handelns und des gegenseitigen
Vertrauens.«
Die Bibliothekare wollen trotz mancher Widrigkeiten engagiert ihre Inte-
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zentrale bibliothekarische Felder ging,
von der Leseförderung über die Bedeutung des Buches in der Informationsgesellschaft bis zu modernen Medien. Dass
sich zeitgleich fast 3 000 Bibliothekare
in der Stadt mit genau solchen Fragen
beschäftigten, das hatten die Redenschreiber sowohl des sächsischen Ministerpräsidenten als auch des Leipziger
Oberbürgermeisters schlichtweg nicht
beachtet – trotz ausführlicher VorabInformationen durch die bibliothekarischen Verbände.
Die Veranstalter des Bibliothekskongresses waren entsprechend entsetzt. Die
Sprecherin der bibliothekarischen Dachorganisation Bibliothek und Information Deutschland (BID) Barbara Lison
erklärte: »Gegen diese Ignoranz müssen
wir ankämpfen!«
Etwas gänzlich Neues gab es in Leipzig zum Themenkomplex »Information
und Ethik«, dem Motto des Kongresses:
Zum Auftakt der Tagung präsentierte
Lison einen bibliothekarischen »Code of
Ethics«. Damit folgt Deutschland den
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Schwierigkeiten, den Kongress in die Berichterstattung der Medien zu heben.
Zur Pressekonferenz war ein Berichterstatter der Presseagentur ddp zugegen
(ansonsten waren dort bibliothekarische
Fach-Berichterstatter unter sich), aber der
Agenturbericht verhallte kaum gedruckt.
Eine kurze Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) erhielt nur wenig Echo.
Lediglich eine dpa-Meldung zur »bibliothekarischen Antwort auf Google« wurde von Online-Portalen einiger Tageszeitungen aufgegriffen. Eingekeilt zwischen
Cebit-Messe und Leipziger Buchmesse
geraten Bibliothekare schlichtweg in den
Schatten der Giganten, lautete eine mögliche Erklärung. Vielleicht fehlte aber
auch die prägnante Botschaft.
In der Eröffnungsrede zur Leipziger
Buchmesse jedenfalls fiel das Wort Bibliotheken nicht ein Mal; obwohl es um
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Trotzdem die Fahnen zum Strategiekonzept »Bibliothek 2007« auf Halbmast flattern, lassen sich die Diskutanten auf dem Podium nicht die
Laune verderben: Es geht darum, die Sache positiv und engagiert voranzutreiben, statt den Kopf in den Sand zu stecken.
(Foto: Julia Hellmich)
»Mit einem Praktikum im Ausland erweitert
man den Horizont – und sammelt wertvolle Praxiserfahrung. (Sebastian Letz, FaMIAuszubildender in Berlin und ehemaliger
Praktikant am Goethe-Institut in Barcelona)
(Foto: Bernd Schleh)
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»It is hard to say how much it influences
the politicians what we do – but we think it
does!« (Andrew Cranfield von EBLIDA, »European Bureau of Library, Information and
Documentation Associations«)
(Foto: Julia Hellmich)
»Ich kehre inspiriert, mit einer Fülle von
Ideen nach Österreich zurück – und hoffe
meine MitarbeiterInnen lassen mich nächstes Jahr wieder fahren.« (Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs BVÖ)
(Foto: Bernd Schleh)
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Neue Führungsriege beim DBV
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Wiesbaden; Jürgen Heeg, Direktor Universitätsbibliothek Rostock; Karl Südekum, Direktor der Universitätsbibliothek Würzburg; Carola Schelle-Wolff, Di-
Horst Köhler zu Gast waren. Köhler habe
in Aussicht gestellt, die Bibliotheken zukünftig in Reden zu Kultur und Bildung
häufiger einzubeziehen, wie Barbara Lison berichtete.
Fast alle Länder »rüsten auf« in Sachen
Bildung und Informationsdienstleistung, unterstrich Jens Thorhauge, Direktor der dänischen Steuerungsagentur
für Bibliotheken, Bibliotheksstyrelsen,
in seinem Grußwort. »Der Zugriff auf
Information ist zum Wettbewerbsparameter geworden.« Mit umfassenden
digitalen Angeboten, einem postmoder-
nen Bibliotheksraum und starken bibliothekarischen Kompetenzen gelte es, die
Entwicklung engagiert mitzugestalten.
»Die hybride Bibliothek ist die Zukunft«,
prophezeite Thorhauge, und Bibliothekare sollten heute mehr denn je nicht nur
Informationen und Wissen bereitstellen,
sondern tatkräftig vermitteln.
»Bibliothek 2007« ist nicht am Ende
Zur Bibliothekspolitik war die gewichtigste Veranstaltung das Podiumsgespräch zum Strategiepapier »Bibliothek
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ressen vorantreiben. Das Patronat des
Bundespräsidenten Horst Köhler für den
Kongress wird von vielen als Hinweis gewertet, dass ihre Belange politisch hoch
angesiedelt werden können. In diese
Richtung weisen auch die Erfahrungsberichte der 13 Bibliotheksvertreter, die
im Februar zum »Kulturfrühstück« bei
(Foto: Stadt Lörrach)
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der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, wurden
für eine weitere Amtszeit bestätigt. Mit großer Mehrheit wurde darüber hinaus Prof.
Gabriele Beger, Direktorin der Staats- und
rektorin der Stadtbibliothek Hannover;
Monika Ziller, Direktorin der Stadtbibliothek Heilbronn; Heinz-Jürgen Lorenzen,
Direktor der Büchereizentrale SchleswigHolstein.
Im DBV sind circa 2 000 Bibliotheken aller Sparten und Größenklassen zusammengeschlossen. Der gemeinnützige Verein
dient der Förderung des Bibliothekswesens
und der Kooperation aller Bibliotheken. Sein
Anliegen ist es, die Wirkung der Bibliotheken in Kultur und Bildung sichtbar zu machen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu
stärken. Zu den Aufgaben des DBV gehören
auch die Förderung des Buches und des Lesens als unentbehrliche Grundlage für Wissenschaft und Information sowie die Förderung des Einsatzes zeitgemäßer Informationstechniken.
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Universitätsbibliothek Hamburg zur neuen
DBV-Vorsitzenden gewählt.
Auf der Mitgliederversammlung des DeutDer DBV-Vorstand setzt sich nun wie
schen Bibliotheksverbandes (DBV) in Leip- folgt zusammen: Marianne Dörr, Direkzig ist Gudrun Heute-Bluhm (Foto), Ober- torin der Hessischen Landesbibliothek
bürgermeisterin von Lörrach, einstimmig
als neue DBV-Präsidentin für die vierjährige Amtszeit 2007 bis 2011 gewählt worden.
Sie ist Nachfolgerin von Brigitte Russ-Scherer, der ehemaligen Oberbürgermeisterin
Die Obervon Tübingen. Die beiden bisherigen Vizebürgermeisterin
von Lörrach ist
Präsidenten, Christiane Gaehtgens, Genebis 2011
ralsekretärin der Hochschulrektorenkonferenz und Jürgen Schlegel, Generalsekretär Präsidentin des DBV.
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»Bei den Jahrestagungen finde ich noch immer zahlreiche interessante Veranstaltungen, aber das Treffen mit ehemaligen Kollegen steht für mich im Vordergrund.« (Ingeborg Sobottke, Bibliothekarin im Ruhestand
und BIB-Ehrenmitglied)
(Foto: Bernd Schleh)
»Das Kongress-Motto ›Information und Ethik‹ ist ein Etikettenschwindel, weil ethische Aspekte der Informationsversorgung nur am Rande vorkommen.« (Norbert Cobabus [links],
Bibliothekar, Buchautor und Mitglied beim Arbeitskreis Kritischer BibliothekarInnen Akribie,
hier zusammen mit Johannes Feest, Professor an der Universität Bremen)
(Foto: Bernd Schleh)
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Nordrhein-Westfalen. Für das Gastland
Dänemark war Winnie Vitzansky dabei
und Georg Ruppelt moderierte; er war
als damaliger BID-Sprecher sechs Jahre
lang federführend an »Bibliothek 2007«
beteiligt.
Die Diskutanten einigten sich schnell
auf eine positive Sicht: Ohne das Strategiekonzept hätte es wichtige Erfolge,
wie den parlamentarischen Abend mit
Vertretern der Kultur-Enquete-Kommission in Berlin, nicht gegeben, unterstrich Lison den Wert von »2007«. Eine
Debatte im Bundestag zum Thema steht
im Herbst bevor. Medienwirksam unterfüttert, so die Hoffnung, könnte diese
Debatte die kultur- und bildungspolitischen Hebel im Sinne der BID umlegen.
Das Entscheidende sei dafür jedoch der
»homogene Auftritt und die einheitlichen Argumente« der Bibliotheksvertreter gegenüber der Politik, unterstrich Lison. Und hierfür liefere nicht zuletzt das
Strategiepapier eine Grundlage.
»›Bibliothek 2007‹ ist ein positiver,
konsistenter Zukunftsentwurf«, lobte
auch Helga Boldt von der Kultur-En-
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2007«. Was ist inzwischen, im Jahre
2007, aus dem gemeinsamen Projekt
der BID und der Bertelsmann Stiftung
geworden? Das zentrale Anliegen, die
Errichtung der BibliotheksEntwicklungsAgentur »BEA«, ist nicht realisiert;
nicht zuletzt aufgrund vorgezogener
Bundestagswahl und unvorhersehbarer
Föderalismusreform. Verpuff t das ganze
Vorhaben?
Dass die Fahnen zum Strategiekonzept
»Bibliothek 2007« auf Halbmast flattern,
war schon in der Ankündigung der Podiumsdiskussion im Kongressheft deutlich
geworden: Hinter dem Themenbeitrag:
»Perspektiven aus politischer Sicht« war
statt eines Redners nur ein »N.N.« vermerkt.
In Leipzig war das Podium aber vollständig: Barbara Lison sprach für die
BID, Andreas Mittrowann für die Bertelsmann Stiftung, Claudia Lux für den
Deutschen Bibliotheksverband (DBV),
Helga Boldt für die Enquete-Komission »Kultur in Deutschland« des Bundestages und Beate Möllers als Bibliotheksreferentin im Kulturministerium
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Die Atmosphäre im Congress Center summte von Meinungsaustausch, Diskussionen, Klatsch und Tratsch. Virtuelle Bibliotheksdienste, taufrische Bachelor- und Masterstudiengänge, Strategien, um Bibliotheken auf der politischen Agenda zu platzieren – jede Menge Gesprächsstoff!
(Foto: Julia Hellmich)
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»Mit Vorträgen zu meinem Buch ›Konfliktund Gefahrensituationen in Bibliotheken‹
bin ich in ganz Deutschland unterwegs und
erfahre in jeder Bibliothek so viel neue Fälle,
dass eine Fortsetzung kein Problem wäre.«
(Martin Eichhorn, wissenschaftlicher Bibliothekar und Buchautor aus Berlin)
(Foto: Bernd Schleh)
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
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Weiterer Wermuttropfen, wenn auch
absehbar: Die Bertelsmann Stiftung hat
ihr Engagement für die Bibliotheken
beendet, da das Förderprojekt regulär
ausgelaufen ist. Auf die Frage an Andreas Mittrowann, ob man dennoch weiter
mit Unterstützung durch den starken
Partner rechnen könne, antwortete er
folglich diplomatisch: »Ja, im Rahmen
unserer Möglichkeiten.« Das Label »Bertelsmann« stelle die Stiftung gerne weiter zur Unterstützung zur Verfügung,
ein aktives Engagement könne es jedoch
nach Abschluss des Projektzeitraums
nicht mehr geben.
»Wir sind nicht angekommen«, resümierte Mittrowann zu »Bibliothek 2007«,
»wir sind nicht da, wo wir sein wollten.«
Seine Empfehlung verpackte er in ein
Cicero-Zitat: »Fange nie an aufzuhören,
höre nie auf anzufangen.« Er plädierte
für ein Folgekonzept und unermüdliches
Engagement für ein Bibliotheksgesetz.
Diese Taktik unterstützte auch Claudia
Lux. Nützlich seien ein Folgekonzept,
eine rege Diskussion über gesetzliche Re-
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Allerdings wies Helga Boldt auch auf
eine Gefahr hin, auf die man sich in
der Bundestagsdebatte gefasst machen
müsse: »Die Alltagswahrnehmung von
Bibliotheksarbeit ist oft so, dass das jeder könne.« Das Thema Ehrenamt könne
zum Risiko in der politischen Debatte
werden. Auch eine zu einseitige Bildungsstrategie berge Risiken, ergänzte
Beate Möllers, Bibliotheksreferentin aus
NRW. Es werde auf kommunaler Ebene
mitunter bereits »laut darüber nachgedacht«, Personal aus Öffentlichen Bibliotheken abzuziehen, um stattdessen Lehrer in den Ganztagsschulen auch mit der
Betreuung von neuen Schulbibliotheken
und -mediotheken zu betrauen. Es sei geboten, nicht nur als Partner von Schulen
zu punkten. »Das kommt in ›Bibliothek
2007‹ zu kurz.«
Die Einzelkämpfer im Berufsverband Bibliothek Information (BIB) beschäftigten
sich in Leipzig unter anderem mit »Veränderungsmanagement« und »Informationskompetenz online für One-Person-Librarians«. Da die Kommission für One-Person
Librarians (KOPL) dieses Jahr zehnjähriges
Jubiläum feiert, kamen zudem alle in den
Genuss einer leckeren Torte – überreicht
vom BIB-Bundesvorstand.
Die Zeitschrift »Flaschenpost« gab es
zum Jubiläum auf CD-ROM. Eine Checkliste zum »Veränderungsmanagement«
ist unter http://www.bib-info.de/komm/
kopl/pub/check19.pdf abrufbar, die Liste zur Informationskompetenz-Veranstaltung ist in Arbeit.
Auch die Kommission verändert sich.
Nach zehnjähriger Arbeit ziehen sich die
Vorsitzende Regina Peeters sowie das Mitglied Marie-Rose Vorgrimler zurück. Frank
Merken (Stadtbücherei Wipperfürth) ist
neuer Vorsitzender. Weitere Mitglieder:
Regina von Berlepsch (Astrophysikalisches
Institut Potsdam), Jürgen Plieninger (Politikwissenschaftliches Institut, Universität Tübingen) und Werner Tussing (Landesamt für Zentrale Dienste / Statistisches
Amt Saarland).
Neue Mitstreiter sind willkommen, auch
um das Programm (Fortbildungen, Checklisten, Bibliothekartage, Flaschenpost)
fortsetzen zu können. Nehmen Sie mit uns
Kontakt auf: [email protected]
Frank Merken, BIB-Kommission
für One-Person Librarians
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»Fange nie an aufzuhören…«
Eine Geburtstagstorte für Einzelkämpfer
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quete-Kommisson, »er ist politisch
klug«. Bibliotheken seien »Vorreiter für
die Kultur in der Stadtentwicklung«,
ihre Vertreter zeigten »in viel höherem
Maße Geschlossenheit als andere Akteure der Kulturszene«. Nur so könne
man politisch etwas erreichen, pflichtete
sie Lison bei. Man müsse sich stark auf
das konzentrieren, was verbindet »und
das dann durch 27 000 Köpfe schieben,
und zwar Köpfe, die keine Bibliothekare
sind«. Dafür biete das Konzept eine passable Vorlage. Georg Ruppelt forderte sogleich: »Das was Sie gesagt haben, gehört
in Stein gemeißelt!«
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»Leipziger Nächte sind lang – vor allem in der Moritzbastei! Aber der Kaffee und die anregenden Vorträge und Diskussionen machen uns wieder hellwach!« (Isabell Leibing, Susanne
Häcker und Gesa Krauss, Absolventinnen der HdM Stuttgart)
(Foto: Julia Hellmich)
»Wir freuen uns auf die deutsche IFLA-Präsidentschaft mit Claudia Lux.« (Peter Lor,
Generalsekretär des Weltverbands der Bibliothekare und Bibliotheken IFLA)
(Foto: Bernd Schleh)
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üblichen Politikritualen. Entscheidend
dabei sei aber, so Frank Simon-Ritz, Leiter der UB Weimar und Thüringer DBVVorsitzender, dass »die Politik überhaupt
über uns spricht«.
Politiker interessierten sich nach seiner Erfahrung weder für wohlfeile, gut
gemeinte Werbung noch seien sie für
Klagelieder über den Zustand der Bibliotheken besonders empfänglich. Ganz
anders gehe die Politik mit konkreten
Forderungen um. Simon-Ritz: »Ein Bibliotheksgesetz ist ein solches Anliegen.«
Dass ein Bibliotheksgesetz dabei kein
Mehr an Bürokratie und staatlicher Reglementierung bedeuten würde, stellte
Eric W. Steinhauer (UB Ilmenau) in seinem Vortrag klar. »Es existiert in allen
Bundesländern bereits eine Vielzahl von
gesetzlichen Regelungen und Verwaltungsvorschriften.« Bibliotheksgesetze,
die Aufgaben und Funktionen der Bibliotheken klar definieren, würden »eine
wesentliche Vereinfachung bedeuten«.
Da sich viele Politiker kaum die Mühe
machen, sich inhaltlich mit der Frage zu
beschäftigen, statt dessen pauschal auf
das Fehlen von gesetzlichen Normen in
anderen Bundesländern verweisen (»Die
haben keines, dann brauchen wir auch
keines!«), zeigt, dass der Widerstand
auch in Zustimmung umschlagen könnte – vorausgesetzt, es gelingt, in einem
Bundesland ein solches Gesetz zu verabschieden.
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Während der Dachverband BID auf der
Bundesebene für die Bibliotheken trommelt – und dies gemessen am Standing
in der Kulturenquete des Bundestages
durchaus erfolgreich –, treiben in einigen
Bundesländern die BID-Mitgliedsverbände und dabei insbesondere der DBV
das Thema »Bibliotheksgesetzgebung«
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Auf dem Weg zum Bibliotheksgesetz?
voran. In Leipzig gab es gleich zwei Veranstaltungen zum Thema: eine zu aktuellen Entwicklungen in Deutschland
und eine zu den Erfahrungen in anderen
europäischen Ländern.
Das Thema brachte der DBV durch
einen Vorstoß in Thüringen wieder auf
die politische Tagesordnung, wo der dortige Landesverband im März 2006 einen
fertigen Gesetzentwurf zur Diskussion
vorgelegt hatte. Dass die CDU-Landesregierung den Entwurf bis dato ablehnt,
während die Oppositionsfraktionen von
SPD und PDS wohlwollende Unterstützung signalisieren, gehört wohl zu den
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gelungen, kreatives Marketing und nicht
zuletzt Optimismus: »Man muss immer
mit allem rechnen, aber auch mit dem
Guten.«
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Sie diskutierten über Strategien für Bibliotheksgesetze (von links): Der Thüringer DBV-Vorsitzende Frank Simon-Ritz, die IFLA-Präsidentin und DBV-Bundesvorsitzende Claudia Lux,
der Ministerialrat Joachim Link, Eric W. Steinerhauer (UB Ilmenau) und der hessische DBVVorsitzende und CDU-Landtagsabgeordnete Aloys Lenz.
(Foto: Michael Reisser)
»Ich hab mich total geärgert und gleichzeitig gefreut, dass die Veranstaltung zu ›Soziale Software‹ so voll war – ich bin nicht reingekommen, aber das Thema ist angekommen!« (Anne
Christensen, die in Leipzig den Chatbot Stella der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg präsentiert hat)
(Foto: Julia Hellmich)
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»Information und Ethik, das war das Motto
des Bibliothekskongresses in Leipzig 2007.
Klingt anspruchsvoll, oder? Es ging um freien und fairen Zugang zu Information und
Wissen. Wie das konkret aussehen kann,
zeige ich Ihnen gern. Unser Hochschulverlag ist dafür nämlich ein gutes Beispiel.«
(Chatbot Stella zum Motto des Kongresses)
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Unter dem Motto »Informationen schlagen Wellen, wir halten Kurs« haben Hamburger
Studenten ihren Fachbereich präsentiert – mit Zeitung, Film und Onlineauftritt.
(Foto: HAW)
Heißes Eisen:
Urheberrechts-Streit im DBV
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die im Vorfeld zu für den Berufsstand
ungewöhnlich scharfen Auseinandersetzungen geführt hatte. Zuschauerstrategisch betrachtet ein voller Erfolg: Der
Raum war bereits vor Beginn gut gefüllt,
die Spannung mit Händen zu greifen.
Zur Erinnerung: Stein des Anstoßes
bildeten vor allem die Regelungen zur
künftigen Gestaltung des Dokumentenlieferdienstes von Bibliotheken. Besonderes strittig waren die vereinbarten
Einschränkungen bei der Versendung
von elektronischen Dokumenten (siehe hierzu auch BuB Heft 3/2007, Seite
Viel erreicht oder fauler Kompromiss?
Das schien zu wirken. Zumindest ein
Kritiker wagte sich nun aus der Deckung.
Ulrich Korwitz, Direktor der Deutschen
Zentralbibliothek der Medizin in Köln,
ließ kein gutes Haar an der Vorgehensweise des DBV: »Über so wichtige Fragen, wie die, die hier verhandelt wurden,
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Ein anderes heißes Eisen wurde auf der
Mitgliederversammlung des DBV verhandelt. Diese Art der Veranstaltung
gilt bei Bibliothekskongressen nicht unbedingt als Publikumsmagnet. Freilich
hängt das auch davon ab, was auf der Tagesordnung steht. Der DBV hat in diesem
Jahr einen echten Knüller platziert – unfreiwillig: Der Streit um die gemeinsame
Stellungnahme mit dem Börsenverein in
Sachen Neufassung des Urheberrechts,
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Auch der bibliothekarische Nachwuchs
mischte in Leipzig eifrig mit – von allen
Hochschulen waren Studierende angereist,
um Kontakte zu knüpfen, noch mehr Fachwissen aufzunehmen als ohnehin schon
täglich, aber auch, um ihre Fachbereiche
mit eigenen Messeständen zu präsentieren. Die Hamburger zum Beispiel stellten
ihren Fachbereich, das »Department Information«, unter dem maritimen Motto »Informationen schlagen Wellen – wir halten
den Kurs« vor. Konzeption und Organisation wurden im Rahmen eines Studienprojektes gemeinsam von 22 angehenden Informationsprofis der Studiengänge »Bibliotheks- und Informationsmanagement«
(Diplom) und »Medien und Information«
(BA) mit den Dozenten Ute Krauß-Leichert, Rainer Klassen und Frauke Schade
entworfen und umgesetzt. Zu dem Auftritt
gehörten auch eine Zeitung, ein Film und
ein Online-Auftritt (www.informationenschlagen-wellen.de).
Friederike Hansmann und Anne Sapich
(Studierende im 7. Semester)
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Hamburger Studenten
schlagen Wellen
155 f.). Die Kritiker, darunter das Aktionsbündnis »Urheberrecht für Bildung
und Wissenschaft« sowie namhafte Bibliotheksdirektoren, unter anderen Rolf
Griebel von der Bayerischen Staatsbibliothek in München und Uwe Rosemann
von der Technischen Informationsbibliothek Hannover, hatten in erster Linie
moniert, dass die Vereinbarung den Interessen von Wissenschaft, Forschung und
wissenschaftlichen Bibliotheken Schaden zufüge, die Bibliothekare gegenüber den rein profitorientierten Verlagen
eingeknickt seien und die Informationspolitik innerhalb des DBV miserabel gewesen sei.
Die DBV-Verantwortlichen setzten die
Aussprache kurzfristig an die erste Stelle
der Tagesordnung. Verbandsvorsitzende
Claudia Lux nutzte die Gelegenheit, um
ihre Sicht der Dinge noch einmal klar
darzustellen, dann gab sie die Diskussion
frei. Jetzt sollte eigentlich die Welle der
Empörung gegen das Vorstandspodium
branden – doch es blieb ganz still im
Saal. Die Teilnehmer blickten sich fragend um: War das alles? Lux legte nach:
»Besonders problematisch finde ich, dass
die Kritiker gleich mit dem Austritt aus
dem Verband gedroht haben.«
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»Bei einer Bewerbung ist für mich der persönliche Eindruck wichtiger als gute Noten.« (Susanne Siems von der Deutschen Zentralbücherei für Blinde in Leipzig bei einer Fragestunde
mit Studentinnen der HdM Stuttgart)
(Foto: Bernd Schleh)
»Es gab dieses Mal eine perfekte Integration
der Fachausstellung in die Tagung – ansonsten gilt: Leipzig ist immer eine Reise wert!«
(Bernhard Wambach, Verlag Bock + Herchen)
(Foto: Michael Reisser)
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Paragrafen 53a um wichtige Einnahmen
der Bibliotheken. Im Übrigen müsse
die Diskussion im Vorfeld einer Stellungnahme und nicht danach geführt
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muss die Mitgliederversammlung selbst
entscheiden. Der Vorstand hat seine
Kompetenzen weit überschritten.« Immerhin gehe es bei der Neufassung des
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Auf der Firmenausstellung des Leipziger
Kongresses ist das »Fachwörterbuch Bibliothek – Deutsch-Englisch-Russisch-Georgisch« offiziell vorgestellt worden. Das
viersprachige Wörterbuch liefert aus jeder
Ausgangssprache die Übersetzung von circa 2 400 häufig vorkommenden Begriffen
aus dem Buch- und Bibliothekswesen. Besondere Berücksichtigung finden die Berei-
che Datenverarbeitung, Informationstechnik sowie die Verwaltung und das Hochschulwesen. Das Buch ist im Verlag Bock
+ Herchen erschienen und kostet 49,80
Euro. Auf dem Foto sind zu sehen: Prof.
Gerhard Hacker, der die Moderation übernommen hat, und die Herausgeber Tinatin
Dschatschwadse und Prof. Engelbert Plassmann sowie die Bearbeiter Arne Ackermann und Claus Spies (von links).
(Foto: Wambach)
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1 Buch – 4 Sprachen – 2 400 Begriffe
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werden. Das Fazit von Korwitz: »Die
Informationspolitik des Verbandes ist
mangelhaft!«
Dem widersprach Lux: »Es lag eine
wichtige, aber keine grundsätzliche Entscheidung vor.« Einige Bibliotheken, die
mit dem Dokumentenversand viel Geld
verdienen, seien hiervon in der Tat stark
betroffen. Der DBV müsse sich jedoch
für die Gesamtheit seiner Mitglieder
einsetzen und nicht nur für die SubitoBibliotheken.
So sah das auch DBV-Vorstandskollege Elmar Mittler, der zudem darauf
hinwies, dass mit dem nun vorliegenden
Kompromiss die Bibliotheken immerhin
die Chance hätten, weiterhin komplett
elektronisch zu liefern. Würde der ursprüngliche Gesetzesentwurf umgesetzt,
so Mittler, dann stünden Bibliothekare
zum allerersten Mal vor der Situation,
dass sie tatsächlich Kundenwünsche
nicht befriedigen könnten und Kunden mit ihrem Informationswunsch an
Buchhandlungen verweisen müssten.
Mittler betonte: »Diese ernsthafte Gefahr ist verhindert worden.« Das Vorstandsmitglied räumte jedoch ein: »Bei
der Öffentlichkeitsarbeit hat allein der
Börsenverein gepunktet. Da ist uns eine
Panne unterlaufen.«
Lux ergänzte, dass die gemeinsame
Vorgehensweise mit den Verlegern die
einzige Möglichkeit gewesen sei, den Gesetzesentwurf, der praktisch schon festgezurrt gewesen sei und für Bibliotheken
weit schlechtere Bedingungen impliziert
habe, noch einmal aufzuschnüren. Im
»Mit digitalen Inhalten kann eine Bibliothek ihr Angebot wesentlich erweitern und ihre Leistungen gerade für jene Nutzergruppen verbessern, die einen erschwerten Zugang zu einer
physischen Bibliothek haben.« (Christian Hasiewicz [Mitte], Bibliothekarischer Direktor der
DiViBib GmbH)
(Foto: Bernd Schleh)
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»Das Marketing für die Firmenvorträge auf
den großen Tagungen könnte besser sein,
da wird häufig weit mehr geboten als simple Produktpräsentation.« (Steffen Drayß,
Marketingleiter der Bibliothekssoftwarefirma Bond)
(Foto: Michael Reisser)
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Terrain preisgegeben worden sei, machte
sich Bernd Hagenau, Vorstandsmitglied
von Subito und Direktor der SULB Saarbrücken: »Gibt es eine Chance, die Situation später noch zu verbessern?« Gabriele
Beger, DBV-Rechtsexpertin und künftige DBV-Vorsitzende, war sich ganz sicher: »Wir haben mit dieser Stellungnahme nichts verbaut.« Die EU werde die
Ausgestaltungen des Urheberrechtsgesetzes in den einzelnen Mitgliedsländern
in den kommenden Jahren evaluieren.
Beger: »Dann gibt es durchaus die Möglichkeit, auch noch nachzuwirken.«
Eine halbe Stunde Diskussion, dann
waren die Wogen in Sachen Urheberrechtsstreit weitgehend geglättet. Die
DBV-Vorsitzende Lux zeigte sich erleichtert und betonte zum Schluss: »Wir
werden die Kritik ernst nehmen und
künftig die Mitglieder besser informieren.« Dann fügte sie verschmitzt hinzu,
dass die Kritik aus den eigenen Reihen
und die Protestbriefe durchaus auch ihr
Gutes hätten: »Das zeigt, unter welchem
Druck wir innerhalb des Verbandes stehen – und das ist für weitere Verhandlungen sicher förderlich.«
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Zwei Großereignisse kurz nacheinander in Leipzig: Der Löwenanteil an der öffentlichen Aufmerksamkeit gehörte der Buchmesse.
(Foto: Bernd Schleh)
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ten: »Alle Gesetzgebungsinitiativen im
Urheberrecht beruhen auf EU-Recht.«
Letztlich maßgeblich sei nicht, was bibliothekspolitisch erwünscht, sondern was
rechtlich konform sei. In diesem Rahmen
habe der DBV verhandeln müssen. Müller warnte: »Wir können uns nicht über
rechtliche Vorgaben hinwegsetzen.«
Sorgen, ob durch die Vereinbarung
mit dem Börsenverein nicht doch zuviel
w
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.B
Übrigen handele es sich bei der Vereinbarung mit dem Börsenverein lediglich um
eine Stellungnahme und keinen Vertrag.
Lux: »Mehr als dieser Kompromiss war
für die Bibliotheken nicht drin.«
Harald Müller, Jurist und Leiter der
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für
ausländisches öffentliches Recht und
Völkerrecht in Heidelberg, unterstützte
diese Position mit juristischen Argumen-
w
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BuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
bürgermeister, die Bibliotheksnutzer, die
allgemeine Bevölkerung und Prominente
infrage. Als »natürliche Verbündete« gelten für wissenschaftliche Bibliotheken
die Wissenschaftler und Institute, für
Öffentlichen Bibliotheken etwa Kirchen
und Schulen.
Workshop mit Claudia Lux
zum Üben kreativer politischer
Strategien
Argumente
.d
–B
–u
Strategien
Auch zu »Strategien« gab es viele Vorschläge: Öffentlichkeitswirksame Aktionen scheinen besonders aussichtsreich.
Partner
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w
w
Nach drei Impulsreferaten von IFLAGeneralsekretär Peter Lor, von EBLIDADirektor Andrew Cranfield und von der
BIB-Vorsitzenden Susanne Riedel ging
es zur Sache. »Es droht die Gefahr, dass
Ihre Bibliothek geschlossen wird – was
tun Sie? Mit welchen Partnern, Argumenten, mit welcher Strategie gehen Sie
dagegen an?«, fragte Claudia Lux. Es galt,
sich in Kleingruppen zusammenzutun
und Ideen zu entwickeln – und sogleich
verließ etwa ein Drittel der rund 120
Teilnehmer fluchtartig den Raum. Charakteristisch? Die verbleibenden Zuhörer
fanden sich zu Kleingruppen zusammen
und kamen zu folgenden Ergebnissen:
.B
Dank konzentrierter Lobbyarbeit gibt
es Anzeichen dafür, dass die designierte IFLA-Präsidentin Claudia Lux
mit dem Motto »Bibliotheken auf die
Tagungsordnung« auch außerhalb der
Bibliothekswelt ankommt: Das »Kulturfrühstück« der Bibliothekare beim
Bundespräsidenten Horst Köhler und
das Versprechen der Bundesbildungministerin Annette Schavan (CDU),
Claudia Lux zum nächsten IT-Gipfel
einzuladen, weisen in diese Richtung.
Doch nicht nur »große Politik« zählt,
auch die BibliothekarInnen im operativen Geschäft müssen abgeholt werden.
Claudia Lux will ihnen die Hilfestellung
anbieten, die sie brauchen, um eine
Wertschätzung zu erhalten, wie sie etwa
die IT-Branche längst genießt. Auf dem
Weg zur Hochachtung spielen Workshops und Erfolgsstorys eine wichtige
Rolle. Womit wir dann beim Leipziger
Workshop wären.
Nachdem die Partner identifiziert sind
und deren Unterstützung sichergestellt
ist müssen Argumente her: Wichtig erscheint Aufbau und Pflege eines internen
und externen Netzwerkes. Präventives
Arbeit ist die »halbe Miete«. Orientierung und Hilfe bei der Herstellung von
Öffentlichkeit und Pressekontakten bieten Berufsverband, Förderverein, Leseförderverein, aber auch das Strategiepapier »Bibliothek 2007« und der »BIX«.
Der Mehrwert für Politiker, Bürger und
Gemeinde könnte in »zehn Thesen für
die Bibliothek« herausgearbeitet werden.
Schaden kann es nicht, wenn sich Argumente mit (Kenn-)Zahlen untermauern
lassen.
Einig waren sich die TeilnehmerInnen
darin, dass der Wert der Bibliothek für
Kultur, Bildung (Pisa-Studie!) und Wirtschaft öffentlichkeitswirksam dargestellt
werden muss, wobei provoziert werden
darf, mit Slogans wie: »Postshop statt
Museum«, »Flohmarkt statt Heimatmuseum/Heimatverein«. Ein Vorschlag
lautete: Emotionale Bindung im Vorfeld
schaffen, etwa über Freiwilligenarbeit
(Freiwillige als Advokaten).
Partner der Bibliothek und der Förderverein könnten in die Pressearbeit einbezogen werden. Netzwerkmitglieder
könnten als »Botschaftern der Bibliothek« fungieren, insbesondere Partner
und Bibliotheksnutzer, die Mitglied im
Kulturausschuss oder parteipolitisch
aktiv sind oder gar »Promi-Status« besitzen; das gilt übrigens auch für deren
PartnerInnen. Möglicherweise ist gerade
jemand Ehepartner eines Landtagsabgeordneten?
In diesem Zusammenhang passt auch
der (Protest-)Besuch in politischen Gremiensitzungen. Dabei besteht die Möglichkeit, Parteien und Verwaltung gegeneinander auszuspielen oder einfach nur
den Dialog mit ihnen zu suchen.
Zwei konkrete Aktionen wurden erwähnt: Einen Flyer: »Ihr letztes Buch
– greifen Sie schnell zu!« an Studierende
verteilen und Wissenschaftlern erläutern,
dass es in Zukunft »Ihr Zeitschriftenabo«
und »Ihre Datenbanklizenz« nicht mehr
geben wird. Weitere Aktionen wären
Unterschriftenaktionen, Unterstützerfeste, Pressekonferenzen. Da einige Aktionen, wie ein Stammtisch, mit finanziellem Aufwand verbunden sind, wurde
vorgeschlagen, Gelder und Sachspenden
einzuwerben. Wie man strategisch vorzugehen hat, erklärte ein Teilnehmer so:
»Ich suche mir in meiner Bibliothek das
Handbuch für professionelles Lobbying
heraus.«
Es wird deutlich: Dieser Workshop hat
für die operative Ebene nützliche Ansätze vermittelt. Aus meiner Sicht müssten
nun Details in Form von Szenarien und
Checklisten folgen, wie: »Kampagnenplanung«, »organisierte Pressekontakte«,
»praktizierte Lobbyarbeit« und »Schlagkräftige Argumente für alle Fälle«.
Wolfgang Ratzek
e
»Ihre Bibliothek
wird geschlossen!
Was nun?«
Mehrfach wurde vorgeschlagen, Institutionen und Personengruppen einzubeziehen. Etwa: Bibliotheksverbände,
Bildungseinrichtungen, Kindergärten,
Vereine, Industrie- und Handelskammern, Buchhandel, Elternbeirat, Freundeskreise und Fördervereine, das örtliche
Handwerk. Außerdem kämen der OrtsBuB | 59 (2007) 05
Im Workshop von Claudia Lux (links) ging es zur Sache: In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmer über Strategien, um eine Bibliothek vor der Schließung zu bewahren.
(Foto: Julia Hellmich)
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
»Am Kerngeschäft der Bibliothekare
kann sich plötzlich jeder beteiligen«
Der Wikipedia-Experte Jakob Voß plädiert dafür, Opacs mit Inhalten
aus Wikis, Weblogs und Bookmarking-Diensten anzureichern
.d
–B
–u
Manche Bibliothekare fürchten, dass die
neue Technik eine Konkurrenz, sogar eine
Art Angriff auf ihre Dienste und Professionalität sein könnte – wenn etwa Nutzer
selber Schlagworte in die Opacs eingeben
dürfen…
Ich würde es nicht Angriff nennen. Es
ist aber eine Herausforderung, weil sich
nun am Kerngeschäft der Bibliothekare
– der Sammlung, der Erschließung, der
Verfügbarmachung von Informationen
– plötzlich jeder beteiligen kann. Bibliotheken sollten nicht so ängstlich sein, sie
haben ungeheure Schätze an Inhalten,
die schon zusammengetragen worden
sind. Sie haben noch einen großen Vorsprung. Wenn sie aber ihre Inhalte und
Fähigkeiten nicht einbringen, können
über kurz oder lang andere Anbieter
kommen und an ihre Stelle treten.
Welche Anbieter könnten das sein?
Beispielsweise freie Projekte wie Wikipedia. Aber auch kommerzielle Dienste,
die dann Informationen anbieten, wo
man sich fragen muss, welche Interessen
eigentlich dahinterstehen. Da sind Bibliotheken die besseren Lieferanten, weil
sie kein Interesse haben, bestimmte Informationen zu unterdrücken, sondern
alles sammeln, was produziert wird.
w
BuB: Um Soziale-Software-Techniken gibt
es unter dem Stichwort »Web 2.0« einen
ziemlichen Hype. Dabei gibt es Weblogs,
gemeinschaftliche Online-Lexika und off ene Foren schon seit einigen Jahren. Warum
die plötzliche Begeisterung?
Jakob Voß: Das sind eben Techniken,
die etwas Zeit brauchen, um sich als Massenmedien durchzusetzen. Der Nutzen
nimmt außerdem erst mit steigender Anzahl der Anwender richtig zu. Wenn eine
kritische Masse erreicht ist, dann wächst
die Anzahl immer schneller. Die Menge
der Weblogs weltweit beispielsweise erhöht sich exponentiell – es werden jede
Sekunde mehr.
Für Bibliotheken entsteht die Chance,
da sie ja bereits viele Informationsobjekte
verwalten, diese noch weiter verfügbar
zu machen und neue Nutzungsmöglichkeiten zu erschließen. Benutzer können
zum Beispiel zu Medien und Büchern
Anmerkungen machen, sie können eigene Schlagworte vergeben, Rezensionen
schreiben und über Bücher diskutieren.
.B
Auf dem Leipziger Bibliothekskongress hat Jakob Voß einen Vortrag
zum Thema »Soziale Software – Hype
oder Verheißung?« gehalten – und
damit eine der bestbesuchten Veranstaltungen eingeleitet. Der 28-Jährige
hat Informatik, Bibliothekswissenschaft
und Philosophie in Chemnitz und Berlin
studiert und arbeitet als Entwickler
beim Gemeinsamen Bibliotheksverbund
GBV in Göttingen. Seit 2002 gehört er
zum Vorstand von Wikimedia Deutschland, einem »Verein zur Förderung des
freien Wissens«, dessen prominentestes
Förderprojekt die Web-Enzyklopädie
Wikipedia ist. BuB-Redakteurin Julia
Hellmich hat Jakob Voß in Leipzig
interviewt.
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Worin besteht die Verheißung der Sozialen
Software?
Es geht um neue Techniken, über die
Menschen miteinander kommunizieren und sich austauschen können. Und
das auf ganz neue Art – übers Internet,
schneller, weiter verfügbar und nicht
zwischen einer geschlossenen Gruppe,
sondern offen. Jeder kann übers Internet teilhaben. Beispiele sind Weblogs,
Wikis, Mediensammlungen und Bookmarkingdienste wie »flickr«, »del.icio.
us« und »Youtube«, Kontaktbörsen und
vieles andere mehr.
Worin kann für Bibliotheken die Verheißung bestehen?
Gibt es Gruppen, die bei dieser Kommunikationsform unterrepräsentiert sind?
Es ist schon so, dass in den meisten
Bereichen leider mehr Männer vertreten
sind – nur in wenigen Foren dominieren
Frauen. Viele Nutzer sind überdurchschnittlich gebildet. Und es sind natürlich Personen, die mit dem Internet vertraut sind. Unterrepräsentiert sind Menschen über 50 Jahre, wobei Ausnahmen
die Regel bestätigen. Und wer sowieso
nichts mit Internet und Computer zu
tun hat, der hat auch keinen Zugang zur
Sozialen Software. Ich denke aber, das
Ganze wird sich entwickeln wie bei den
Handys. Die wurden vor zehn Jahren vor
allem von Geschäftsleuten benutzt und
heute hat fast jeder eins.
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BuB
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356
Wer nutzt Soziale Software, gibt es den »typischen Anwender«?
Das kann man nicht so einfach sagen.
Es gibt ja auch keinen typischen Studenten, sondern es kommt auf das Gebiet an.
Es gibt sehr viele verschiedene Formen
– Foto-Communities, private Web-Tagebücher, Erstellung einer Enzyklopädie,
Erschließung von Internet-Ressourcen.
Das Gemeinsame ist die offene Art der
Kommunikation.
Mit der Sozialen Software wird Wissen
demokratisiert, aber auch anfälliger für
Beeinflussung. Bibliotheken gelten traditionell als Hort der Seriosität. Wie lässt sich
das vereinbaren mit privaten und kommerziellen Interessen und extremen Meinungen?
Die verschiedenen Systeme eröffnen
Möglichkeiten, dass sich nicht nur Experten beteiligen. Natürlich gibt es Risiken,
aber auch große Chancen. Es herrscht
eine hohe Transparenz bei den einzelnen
Angeboten, es lässt sich nachverfolgen,
wer welche Inhalte eingestellt hat. Natürlich kommt es vor, dass Meinungen
durchgedrückt werden sollen, dass »getarnte« Werbung eingestellt wird. Aber
das lässt sich relativ leicht aufdecken und
dann geht das Ganze nach hinten los und
ist schädlich für den Ruf des Autors oder
der Firma.
Prinzipiell sehe ich bezüglich der Einflussnahme keinen Unterschied zu bisherigen Medien. Die bisherigen Medien
sind nur viel langsamer und eigentlich
sogar weniger transparent. Mit der Sozialen Software wird viel mehr publiziert,
es kann schneller reagiert werden, und
Manipulationsversuche sind meistens
leicht erkennbar.
Es gibt durch die neuen Techniken immer
mehr Informationen. Es gibt eigentlich kein
Ende mehr, das Wissen splittert sich auf, jeder entwickelt sein eigenes neues Angebot.
Mehr Konkurrenz um Aufmerksamkeit im
Netz war nie. Ist das noch nützlich?
Natürlich kann der Einzelne jetzt
nicht auf einmal viel mehr Informationen verarbeiten. Es werden im Netz aber
Hilfsmittel zum Filtern bereitgestellt.
Das ist genau wie bei anderen Medien:
Ich muss entscheiden, wann ich ein Buch
lesen möchte oder eine Zeitschrift. Ich
BuB | 59 (2007) 05
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
»Aha-Effekt« für Soziale
Software in Bibliotheken
.d
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Die Veranstaltung »Bibliotheken und
Soziale Software« der BIB-Kommissin
Neue Technologien war bestens besucht. Nach dem Referat zum Thema
»Hype oder Verheißung?« von Jakob
Voß zeigten Birgit Dressler und Thomas Kees, wie man aus dem frei verfügbaren »CMS Plone« eine Plattform
(ISIS) erstellt, die mehr bietet als das
übliche Intranet. Die Macht bibliothekarischer Weblogs demonstrierte Edlef
Stabenau: Linkdichte und Vernetzung
ermöglichen ein gutes SuchmaschinenRanking. Annekathrin Genest zeigte,
dass allein mit frei verfügbaren Diensten im Netz vieles möglich ist – sie stellte das Weblog des OPL-Arbeitskreises
Berlin-Brandenburg vor. Wie sich kleine niederländische Bibliotheken dem
Thema widmen, führte Nan van Schendel aus Gouda aus. Gemeinsam mit Archiv, Museum und interessierten Bürgern werden dort digitale Dossiers zur
Stadtgeschichte geschaffen. Zum Abschluss warb Patrick Danowski engagiert für die Gemeinfreiheit digitalisierter Werke.
Die Vorträge wurden begeistert präsentiert, aber mit Bodenhaftung. Kein
Hype also. Ist Soziale Software nun die
Verheißung? Nein, hier werden einfach
neue Techniken ausprobiert. So konnte die Frage, warum die wenigen bibliothekarischen »Web 2.0«-Angebote
kaum angenommen werden, nicht irritieren. Diese Software kann nicht mit
Werbung durchgesetzt werden. Sie
muss ausprobiert werden und braucht
den »Aha-Effekt«.
Manfred Nowak, TIB/UB Hannover
–u
Ist die Plattform »Second Life« auch ein
gutes Beispiel für Soziale Software?
Es ist eine soziale Plattform – aber
die Aufregung darum halte ich wirklich für übertrieben. Gegenüber solchen
Entwicklungen haben Bibliotheken den
großen Vorteil, dass sie mit Seriosität
punkten können. Sie haben keine kommerziellen Interessen. Sie verfügen über
jahrhundertelange Erfahrung.
Es besteht aber die Herausforderung,
moderne Angebote zu schaffen, damit
die Nutzer nicht eines Tages weglaufen.
Wenn die Qualität stimmt und die Benutzbarkeit, dann werden die Angebote
auch angenommen. Man darf nur nicht
erwarten, ebenso große Zugriffszahlen
wie YouTube zu erzielen, denn dort zieht
vor allem der Unterhaltungsaspekt. Und
Unterhaltung ist ja nicht die primäre
Aufgabe von Bibliotheken, auch wenn sie
ein sehr angenehmer Nebeneffekt ist.
w
w
Wie finanzieren Autoren, Grafiker, Lektoren und Fotografen ihr Einkommen, wenn
alles kosten- und werbefrei ins Netz gestellt
wird?
Die meisten Leute, die im Internet
Informationen produzieren, machen das
nebenbei und sind anderswo angestellt.
Wenn man das Ganze volkswirtschaftlich betrachtet, kann man dazu kommen,
dass ein bedingungsloses Grundeinkommen eine mögliche Antwort ist. Aber das
sind eher politische Fragen.
knüpft werden. Kataloge können mit
Inhalten aus Wikis, Weblogs und Bookmarkingdiensten angereichert werden.
Wenn die Inhalte unter freien Lizenzen
zur Verfügung stehen, ist das auch rechtlich möglich.
Ein sehr gelungenes Beispiel, das sich
jeder Bibliothekar mal angeschaut haben sollte, ist »Library Thing« (www.
librarything.com), eine amerikanische
Plattform, wo Nutzer selber Bücher erschließen, ihre Sammlungen darstellen
und sich über ihre Bücher austauschen.
Es gibt schon mehrere kleinere Bibliotheken, die dort ihre Neuerwerbungen
einspielen. Im Gegenzug können sie die
Kommentare und Schlagworte in ihre
Opacs übernehmen.
.B
kann mich auch im Netz entscheiden,
nur zwischen immer mehr Optionen.
Der Vorteil von Soziale-Software-Systemen ist, dass man schneller von einem
zum anderen springen und sich gezielt an
einzelnen Inhalten beteiligen kann.
Die Zunahme von Informationen
und die Klage darüber gibt es schon seit
Beginn des Buchdrucks – und es gab sie
sogar schon vorher. Dass die Menge der
publizierten Informationen seit jeher
exponentiell zunimmt, ist eine der verlässlichsten Gesetzmäßigkeiten der Bibliometrie.
–B
Die Ziele der offenen Soziale-Software-Projekte und die Ziele der Bibliotheken passen zusammen, ist Jakob Voß überzeugt: freier Zugang für alle, keine kommerziellen Interessen. In
seiner Magisterarbeit hat der 28-Jährige die Web-Enzyklopädie Wikipedia informetrisch untersucht.
(Foto: Julia Hellmich)
w
Wer sind aus Ihrer Sicht geeignete Partner
für Bibliotheken im »Web 2.0«?
Es gibt große Überschneidungen in
den Zielsetzungen von Bibliotheken und
den offenen Projekten Sozialer Software:
freier Zugang für alle, keine kommerziellen Interessen. Es gibt ja schon die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen
Nationalbibliothek und Wikipedia bei
den Personennormdaten, und es sind
noch viele Kooperationen denkbar. Beispielsweise könnten Literaturangaben
in Wikipedia-Artikeln mit Opacs verBuB | 59 (2007) 05
Wie erstellt man ein Wiki?
In der Deutschen Nationalbibliothek
fand ein Workshop der BIB-Kommission Neue Technologien mit Edlef Stabenau und Tibor Maxam zum Thema
»Wiki«-Erstellung statt. Dieses Seminar hat animiert, loszulegen und Wikis
dafür zu nutzen, wofür sie ideal sind:
interne Kommunikation und gemeinschaftliches Erarbeiten von Dokumentationen, Linklisten, FAQs und Ideensammlungen.
Dagmar Schobert, UB Potsdam
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
Selbstverbuchung BiblioBar
Die Firma Müller Hardware-Service,
in der Bibliothekswelt hauptsächlich
bekannt als Lieferant von Spezialdruckern, bietet seit einiger Zeit Selbstverbuchungssysteme in zweifacher Ausführung: BiblioBar zum Festeinbau und
BiblioBar mini als Desktop-Modell. Das
erste Modell eignet sich eher für größere Bibliotheken, sowohl für die separate
Ausleihe oder Rückgabe als auch für
den kombinierten Einsatz. Es ist modular aufgebaut, basiert auf StandardHardwarekomponenten und kann mit
einem individuellen Gehäuse versehen
werden.
Über die Sip2-Schnittstelle kommuniziert das System mit der jeweiligen
Bibliotheks-Software und verfügt über
eine Aktivierungs-/Deaktivierungseinheit der Buchsicherung. Für kleinere
Bibliotheken, die kein Buchsicherungssystem nutzen, bietet sich die BiblioBar
mini an, die an der Ausleihe aufgestellt
wird, wo das Personal sie im Blick hat.
Auch die Miniversion arbeitet mit der
gleichen Software wie die große BiblioBar und unterstützt mehrere Sprachen
sowie alle gängigen Barcodes
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.B
So wünschen sich das Aussteller und
Kunden: Die Firmenausstellung auf dem
3. Leipziger Kongress für Information
und Bibliothek war hervorragend in die
Veranstaltung integriert. In den Pausen
oder als Alternative zu den spannenden und daher manchmal überfüllten
Vortragsveranstaltungen bot sie eine
ideale Plattform für Gespräche und
Information oder auch für einen anregenden »Schaufensterbummel«. Neben
bekannten und bewährten Angeboten
fielen auch einige Neuheiten auf, die in
der Folge – und in durchaus subjektiver
Auswahl – ein wenig näher beleuchtet
werden.
e
Rundgang durch die
Firmenausstellung des
Leipziger Kongresses
Die Firma Schomäcker aus Köln war
bislang hauptsächlich bekannt als Kartenanbieter und durch die Netzwerkdrucklösung X-Print. Nun wartete sie
mit einer Neuheit auf: Safe-O-Tronic,
eine neue Lösung für Schrankschlösser.
Diese Schrankverschlüsse können problemlos in fast allen Schranktüren nachgerüstet werden.
Sie funktionieren auf TransponderBasis mit berührungslosen Datenträgern
(Karten), die mit unterschiedlichen Berechtigungen versehen werden können.
Der Schrankverschluss wird ohne jegliche Verkabelung eingebaut und bietet
eine effiziente Nutzung, da bei Schlüsselverlust die jeweilige Bibliothek selbst
durch Neukodierung die Sicherheit wiederherstellen kann, ohne auf Ersatzlieferungen oder Nachschlüssel warten zu
müssen. Ein Traum für jeden Schlüsselverwalter.
de verarbeitet werden können. Die effektive Verarbeitungsgeschwindigkeit liegt
bei 1 500 bis 1 700 Seiten.
Durch den speziellen Vorlagenhalter,
der die zu scannenden Werke in einem
schonenden Winkel von 110 Grad öffnet, wird die Seitenkrümmung und die
Beanspruchung älterer Bücher vermindert. Die SureTurn-Technologie bietet
ein schonendes, automatisiertes Umblättern. Der Einsatz zweier hochauflösender
Spiegelreflex-Digitalkameras ermöglicht
die Erfassung einer Doppelseite in einem
Arbeitsschritt.
Das unbeaufsichtigte Scannen selbst
von größeren Büchern ist durch die Verarbeitung im Batchbetrieb ohne Probleme möglich. Mit der automatischen Bildoptimierung und OCR-Erkennung wird
ein Komplettsystem geliefert, welches
schnell und preisgünstig große Mengen
an gebundenen Medien verarbeitet.
.d
Neue Technik
für Bibliotheken
gesichtet
Transponder-Schrankschlösser
–B
Andreas Graupp, Jens Lazarus,
Eberhard Schneider
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Automatische Digitalisierung:
bis zu 2 400 Seiten stündlich
Die Firma BancTec aus Langen stellte
mit dem Buchscanner APT Bookscan
2400 eine Digitalisierungslösung vor,
mit der bis zu 2 400 Buchseiten pro Stun-
Bookeye DIN-A1 Buchscanner
Im Bereich der Buchaufsichtsscanner ist
die Firma ImageWare Components aus
Bonn schon seit langem als anspruchsvoller Anbieter bekannt, der sich einerseits im Bereich der elektronischen Dokumentliefersysteme, es seien nur Medea3 und MyBib eDoc erwähnt, Meriten
erworben hat, sich andererseits auch beim
Scannen von Content bewährt hat.
Hier soll das 180 K Projekt zur Kataloganreicherung in NRW unter der
Federführung des Hochschulbibliothekszentrum (hbz) in Köln als Beispiel
dienen. Die Firma ImageWare legt bei
der Digitalisierung gesteigerten Wert auf
gute Scanqualität, davon zeugt der neue
Bookeye 3 Buchscanner mit integrierter
Buchwippe und Glasplatte für Vorlagen
bis zum DIN-A1 Format, der parallel in
Leipzig und auf der CeBIT vorgestellt
wurde. Bei einem Selbstversuch überzeugte die erzielte Qualität durch Schärfe
und Farbwiedergabe. Es handelt sich um
ein Gerät, das in Deutschland entwickelt
wurde und produziert wird.
Digital Peer Publishing – DiPP NRW
Das hbz in Köln bietet mit der DiPP-Initiative eine Plattform für wissenschaftliches Publizieren und Kommunizieren
auf der Basis von Open Access an. Durch
die speziell für den deutschsprachigen
Rechtsraum entwickelte Digital Peer Publishing Licence (DPPL) verbleiben die
Rechte an der Publikation beim Autor.
Die Ausbaustufen der modularen und
freien DPPL erlauben es dem Autor darBuB | 59 (2007) 05
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.d
–B
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über hinaus, auch Veränderungen und
einer kommerziellen Verwertung zustimmen.
Die DiPP-Plattform bietet Herausgebern, Redakteuren und Bibliothekaren
umfassende Workflows und Tools, um
den Publikations- und Kommunikationsprozess einer elektronischen Zeitschrift in optimaler Form zu steuern.
Integrierte Systeme zur Abbildung des
Peer-Reviews und des Publikationsvorgangs unterstützen die kooperative
Redaktionsarbeit, etwa in Form eines
Tandems aus Fachwissenschaftlern und
Bibliothekaren.
Das hbz bietet in diesem Rahmen
Support, Hosting und Langzeitarchivierung von eJournals an. Der Aufbau neuer Publikationsprojekte in einem individuellen Layout oder auch die Migration
von bereits vorhandenen Publikationen
werden unterstützend begleitet.
Die Verbreitung der Publikationen
erfolgt durch den Nachweis in Suchmaschinen und Datenbanken. Ebenso können interessierte Leser sich per RSS-Feed
oder Mails über neue Artikel informieren lassen.
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Der Scanner APT Bookscan kann bis zu 2400 Seiten stündlich verarbeiten. (Foto: BancTec)
Outsourcing einer Firmenbibliothek
.B
komplett aufgelöst hat (dies scheint bei
Großfirmen in Mode zu kommen).
Forscher und Entwickler benötigen
jedoch weiterhin den Zugang zur wissenschaftlichen Literatur. Dieser wird ihnen
über ein Rechercheportal mit integrierter
Bestellfunktion ermöglicht. Das Portal
fasst die Kataloge der Lieferbibliotheken
(ausgewählt nach den Schwerpunkten
w
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Es war nicht ganz einfach, das hbz in
der Vielfalt der Firmenausstellung zu
entdecken. Daher soll hier, auch auf die
Gefahr einer unausgewogen Berichterstattung hin, auf eine weitere interessante Dienstleitung hingewiesen werden.
Diese wurde vom hbz für eine große Firma entwickelt, die ihre eigene Bibliothek
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Technik und Wirtschaftswissenschaften) unter einer einheitlichen Oberfläche
zusammen.
Nach einer Recherche werden die Ergebnisse in einer Kurztitelliste angezeigt.
Bei der Auswahl des gewünschten Titels
wird im Hintergrund die Langanzeige angefordert und automatisch in das
Bestellformat eingetragen. Jedoch sind
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
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bindungen. Mit Zusatzfeatures wie RSSFeeds, Titelempfehlungen und Links
zu Online-Buchshops werden erfreulicherweise weitere Lücken im Leistungsspektrum von Web-Opacs geschlossen.
Bedauerlich bleibt nur, dass die in Pleidelsheim agierenden Systembetreuer
im australischen Mutterhaus die Bereinigung eines länger bekannten Fehlers
in der Suchfunktionalität (betriff t die
Trunkierung mehrerer Suchbegriffe)
noch nicht durchsetzen konnten.
Single Sign On und Social Networking
Neues auf dem Feld der Bibliothekssysteme gibt es auch von PICA OCLC zu
vermelden: Ein viel diskutiertes Thema
an den Universitäten ist im Moment
der Einsatz von Identity Management
Systemen (Stichwort: »single sign on«),
um den Studierenden Mehrfachanmeldungen zu ersparen beziehungsweise die
Andreas Graupp ist als Systemadministrator an
der UB Bielefeld tätig, Jens Lazarus ist Bereichsleiter der Buchbearbeitung an der UB Leipzig, Eberhard Schneider ist als Netzwerkadministrator an
der USB Köln tätig.
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Im Rahmen eines von den sächsischen
Universitäts- und Hochschulbibliotheken in Auftrag gegebenen Entwicklungspaketes hat die Firma LIB-IT an der
Barrierefreiheit seines LIBERO-WebOpacs gearbeitet und stellte in Leipzig
nun mit der Version 5.3 einen vollständig
WCAG-konformen Web-Opac vor.
Die Oberfläche und die Ausgabeformate können über CCS weitgehend den
institutionellen Look and Feel angepasst
werden, wobei es hier dann in der Verantwortung des Programmierers liegt,
die erreichten hohen Standards im Bereich Usability und Accessibility nicht
durch ein allzu ambitioniertes Layout
wieder zu beeinträchtigen. Die neu implementierten Funktionalitäten erlauben
auch unter Nutzung eines Screenreaders
Ein viel diskutiertes Thema an
den Universitäten ist im Moment
der Einsatz von Identity Management Systemen – Stichwort:
»single sign on«.
universitäre Benutzerverwaltung zu vereinfachen und zu vereinheitlichen.
Die Firma OCLC PICA ermöglicht
den Anschluss ihres klassischen Bibliothekssystems LBS/SunRise an eine
universitätsweite Benutzerverwaltung
mithilfe des IDM Connectors. Auch im
Bereich der lokalen Portale ergibt sich
durch die Einbindung der FAST-Suchmaschine ein messbarer Mehrwert für
die Nutzer, der durch die Einbindung
von Social Networking (Stichwort »Web
2.0«, Benutzerrezensionen et cetera)
noch erweitert werden soll.
Um Kataloganreicherungen (Inhaltsverzeichnisse, Titelblätter und so weiter)
oder auch digitale Sammlungen in den
Opac einzubinden, stellte OCLC PICA
als neue Anwendung CONTENTdm
vor, die sowohl in lokalen als auch in
Verbundsystemen einsetzbar ist. Wie aus
einem Anwenderbericht zu erfahren war,
wird die USB Köln als einer der ersten
Nutzer in Deutschland auftreten.
–B
Barrierefreier Web-Opac in
LIBERO (LIB-IT)
einen Internetzugriff auf die Medienbestände der Bibliothek.
Für Bibliotheken, die ihre Finanzverwaltung mit SAP realisieren, bietet
LIB-IT darüber hinaus ein erweitertes
Schnittstellenangebot für ePayment-An-
–u
auch freie Bestellungen möglich. Natürlich verfügt der einzelne Nutzer über ein
entsprechendes Konto zur Kontrolle seiner Bestellungen. Das bibliothekarische
Personal (das erfreulicherweise noch
anwesend ist) kann über ein Bearbeiterkonto alle Aktionen verfolgen.
Bestellung und Lieferung der gewünschten Literatur wird über ein eigenes Bestellsystem im hbz abgewickelt.
Die Abrechnung der Lieferbibliothek
mit der Firma erfolgt zum Teil direkt
– bei einer Bibliothek übernimmt dies
das hbz. Eine gute Alternative für weitere
bibliotheksbefreite Großfirmen.
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Die folgenden Referate zeigten dann
auch schnell: Der Weg zu den Fördertöpfen ist steil und steinig. Ganz besonders
gilt dies für die Förderinstrumente der
Europäischen Union (EU). Die sind zwar
hoch dotiert, aber deren Einwerbung ist
mit enormem administrativem Aufwand
verbunden. Darin sah Birgit Stumm von
der EU-Beratungsstelle an der Staatsbibliothek Berlin auch das Haupthindernis:
»Für die Betreuung eines größeren EU-
w
w
Projekts muss eine Bibliothek mindestens ein bis zwei Personalstellen einplanen.« Wer kann sich das schon erlauben?
Hinzu kommen weitere Schwierigkeiten: Alle EU-Projekte sind mit Eigenleistungen verbunden, das heißt Bibliotheken, die einen Zuschuss beantragen,
müssen in der Regel selbst noch mal dieselbe Summe für das Projekt beisteuern.
Wenn man bedenkt, dass die EU-Durchschnittsprojekte mit einer Fördersumme
von ein bis fünf Millionen Euro über
zwei bis drei Jahre laufen, ist das eine
ganze Menge Geld. Allerdings räumt
Stumm ein: »Die Eigenleistung kann
auch als Personaleinsatz erbracht oder
über eine Kofinanzierung – beispielsweise mit privaten Geldgebern – eingeworben werden.«
Steht schließlich die Finanzierung
ist man noch längst nicht am Ziel: DaBuB | 59 (2007) 05
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deutsche Bibliotheken? Diese Frage beantwortete Oliver Döschner, Chef der
Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS).
Laut Statistik erhöhten die Träger der
Öffentlichen Bibliotheken von 2004 auf
2005 ihre Zahlungen insgesamt von 670
Millionen Euro auf 688 Millionen Euro.
Die Entwicklung der Fördermittel war
jedoch gegenläufig. Sie sanken im selben
Zeitraum von 33,4 auf 31,9 Millionen
Euro. Das heißt, die Förderquote an der
Gesamtfinanzierung von Öffentlichen
Bibliotheken ging von 5 auf 4,6 Prozent
zurück.
Bei den wissenschaftlichen Bibliotheken rutschte die Quote im selben Zeitraum sogar von 9,4 auf 6,6 Prozent ab.
Die Träger wissenschaftlicher Bibliotheken stellten im Jahr 2004 insgesamt
561 Millionen Euro zur Verfügung, im
Folgejahr erhöhten sie die Zahlung auf
575 Millionen Euro. Die eingeworbenen Fremdmittel gingen jedoch von 53
Millionen Euro auf 37,9 Millionen Euro
zurück.
Betrachtet man die Fördermittel nach
der Herkunft, so ist leicht zu erkennen,
dass der Geldsegen aus Brüssel eher verhalten ist. Lediglich 8 Prozent der ÖBDrittmittel kamen 2005 von der EU.
Nur der Bund und die Kirchen liegen
mit jeweils 4 Prozent noch darunter. Den
Löwenanteil stellten die Länder mit 37
Prozent, dann folgten private Geldgeber
mit 27 Prozent und die Landkreise mit
20 Prozent.
Nutznießer von Drittmitteln sind
bei Öffentlichen Bibliotheken vor allem
Einrichtungen in mittelgroßen Städten
mit einer Einwohnerzahl von 10 000
bis 100 000 Einwohnern. Im wissenschaftlichen Bereich sind es vor allem die
Universitätsbibliotheken, die erfolgreich
Fördermittel akquirieren.
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Steht schließlich die Finanzierung
ist man noch längst nicht am Ziel:
Damit Fördermittel aus Brüssel
fließen, braucht man Projektpartner
in anderen EU-Ländern.
Betrachtet man die Fördermittel
nach der Herkunft, so ist leicht zu
erkennen, dass der Geldsegen aus
Brüssel doch eher verhalten ist.
Kurz zur Vergabepraxis: Grundsätzlich werden die EU-Finanzhilfeprogramme in zwei Kategorien unterteilt:
Europäische Strukturfonds (ESF,
EFRE, Interreg)
EU-Programme (eContentplus, 7.
Forschungsrahmenprogramm, Sokrates).
Die Mittel aus den Strukturfondsprogrammen werden regional durch die
Länderregierungen verwaltet und ebenfalls dort beantragt. Entsprechend der
einzelnen EU-Programme finden regelmäßig Ausschreibungen, sogenannte
»Calls for Proposals« statt, die im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. Die
Einreichung der meist formgebundenen
Anträge für die EU-Programme erfolgt
zu den angegebenen Terminen direkt bei
den zuständigen Dienststellen der EU.
Die exakten Angaben zu den einzelnen Programmen stehen ausführlich im
Bibliotheksportal des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken (www.bibliotheksportal.de) unter dem Link »Fördermöglichkeiten«. Dort gibt unter anderem Annette Kustos einen umfassenden
Überblick über die Projektfinanzierung
durch öffentliche Fördereinrichtungen
der Wissenschaft und Forschung, Bildung und Kultur. Ergänzt wird dieses
Angebot durch eine Liste der privaten
Förderer.
Wem das alles zu kompliziert ist, der
sollte es vielleicht zunächst mit einer personenbezogenen Förderung, zum Beispiel für einen Fachaufenthalt im Ausland, über die BID-Tochter Bibliothek
und Information International (BII)
versuchen. Hier ist die Antragstellung
–B
Ein paar Euro zusätzlich kann jede
Bibliothek gebrauchen. Kein Wunder
also, dass die Veranstaltung »Ran an
die (Förder-)Töpfe« des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken brechend
voll war. Allzu große Erwartungen
dämpfte die Moderatorin Ulla Wimmer
freilich gleich zu Beginn: »Den todsicheren Tipp für die Drittmittelakquise
gibt es hier nicht!«
–u
Wunsch und Wirklichkeit von
Drittmitteln in Bibliotheken
mit Fördermittel aus Brüssel fließen,
braucht man Projektpartner in anderen
EU-Ländern, in der Regel zwischen fünf
und acht. Stumm hat die Erfahrung gemacht: »Gerade diese Bedingung ist für
kleine und mittlere Bibliotheken schwer
zu erfüllen, weil auch hier sehr viel administrativer und organisatorischer Aufwand betrieben werden muss.«
Wenn die Hürden so hoch liegen,
fließen dann überhaupt Drittmittel an
.B
Viele Hürden auf
dem Weg zu den
Fördertöpfen
BII hat in den vergangenen sechs
Jahren 750 000 Euro für die Fortbildung deutscher Bibliothekare im
Ausland beziehungsweise für
die Fortbildung ausländischer Bibliothekare in Deutschland zur
Verfügung gestellt.
deutlich übersichtlicher. BII hat in den
vergangenen sechs Jahren 750 000 Euro
für die Fortbildung deutscher Bibliothekare im Ausland beziehungsweise für die
Fortbildung ausländischer Bibliothekare
in Deutschland zur Verfügung gestellt.
Wer genau zuschussberechtigt ist und
wie die Antragstellung funktioniert, ist
ebenfalls im Bibliotheksportal nachzulesen, unter dem Link »Bibliotheken International«.
Bernd Schleh
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
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.d
Welche Bedeutung haben der Bibliothekskongress beziehungsweise der Bibliothekartag und vor allem die damit verbundenen
Firmenausstellungen für die ekz?
Meyer: Für uns ist das die größte und
wichtigste Ausstellung im gesamten
Jahr, sie genießt deshalb einen sehr hohen Stellenwert. Das ist der Treff für die
Meinungsbilder im Bibliotheksbereich.
Es gibt viele zukunftsweisende Informationen und Veranstaltungen. Wir legen
Wert darauf, auch an den Kongressveranstaltungen teilzunehmen, dort Input
zu geben. Das haben wir beispielsweise
in Leipzig im Bereich der digitalen Bibliothek mit unserer Tochterfirma DiViBib getan, mit der wir Meinungsbilder
und Vordenker für die Öffentlichen Bibliotheken sind.
Henner Grube: Auch im traditionellen Angebotssegment haben wir Zeichen
gesetzt, beispielsweise mit ›Kid’s Case‹,
dem Einrichtungssystem für Kinderbibliotheken. Das ist bestens angekommen. Hier lag eine echte Marktlücke vor,
die wir nun geschlossen haben.
w
Bei der Firmenmesse des Leipziger
Bibliothekskongresses präsentierten 155
Unternehmen aus dem In- und Ausland
ihre Produkte und Dienstleistungen. Die
ekz.bibliotheksservice GmbH gehörte
zu den größten Ausstellern. Der Reutlinger Komplettanbieter für Bibliotheken
hat schwierige Zeiten hinter sich, fährt
jedoch seit 2004 einen strikten Konsolidierungskurs: Die ekz investierte in den
vergangenen drei Jahren mehr als fünf
Millionen Euro in die Modernisierung
ihrer Produktion und ihrer Angebote und
setzt verstärkt auf virtuelle Dienstleistungen wie die digitale Bibliothek. Über
die aktuelle Situation und die Pläne des
Unternehmens sprach BuB-Redakteur
Bernd Schleh mit ekz-Geschäftsführer
Jörg Meyer und dem Bibliothekarischen
Direktor Henner Grube.
Die Kosten für die Ausrichtung der
Tagungen steigen, immer weniger Bibliotheken sind bereit, den finanziellen und
zeitlichen Aufwand für die Organisation
zu übernehmen. Was würde es für die
ekz und andere Unternehmen im Bibliotheksbereich bedeuten, wenn die Kongresse beziehungsweise Bibliothekartage
nur noch alle zwei oder drei Jahre stattfinden würden?
Grube: Das wäre in der Tat ein Problem für uns, denn bei den Jahrestagungen treffen sich unsere Kunden, da müssen wir hin. Aber ich habe keine Sorge:
Die Besucherzahlen, an die 3 000 jetzt
in Leipzig, zeigen, dass eine große Nachfrage nach einem jährlich stattfindenden
Kongress besteht.
Meyer: Wir treten auf jeden Fall dafür
ein, dass die Kongresse beziehungsweise
Bibliothekartage jährlich stattfinden.
Das sind gesetzte Veranstaltungen. Im
Übrigen sind das günstige Möglichkeiten für die einzelnen Verbände, ihre
Hauptversammlungen abzuhalten. Und
nicht zu vergessen: Die Kongresse bieten
eine gute Austauschmöglichkeit zwischen wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken.
–B
Die ekz setzt auf virtuelle
Dienste, ohne traditionelle
Angebote zu vernachlässigen /
Ein Gespräch mit Geschäftsführer Jörg Meyer und dem
Bibliothekarischen Direktor
Henner Grube
BuB: Herr Dr. Meyer, wie dick ist Ihr Auftragsbuch nach dem Leipziger Bibliothekskongress?
Jörg Meyer: Genau so dick wie vor
dem Kongress, weil die Messe in Leipzig keine Auftragsmesse ist. Es werden
dort in erster Linie Gespräche geführt
und Aufträge vorbereitet, die aufgrund
der Vergabebedingungen in Deutschland über öffentliche Ausschreibungen
zustande kommen. Dennoch sind wir
sehr zufrieden mit der Messe. Es gab
Erfolg versprechende Gespräche. Unser
Eindruck ist: Die Medienetatsituation
bei den Bibliotheken scheint sich zu entspannen. Das heißt, wir gehen von einem
stabilen, vielleicht sogar leicht wachsenden Markt in der Zukunft aus.
–u
»Wir betreiben
Existenzsicherung
für Bibliotheken
in einer digitalisierten Welt«
.B
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BuB
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362
Komplettanbieter für Bibliotheken
Die ekz.bibliotheksservice GmbH in
Reutlingen ist nach eigenen Angaben
der führende Komplettanbieter für Bibliotheken in Deutschland. Auf Initiative von Bibliothekaren wurde die ekz
1947 als ein Wirtschaftsunternehmen
von Gebietskörperschaften gegründet.
Ihre mehr als 40 Eigentümer sind Bibliotheksträger und Bibliotheksförderer:
Städte, Landkreise, Bundesländer und
Stiftungen.
Sind Sie mit der Integration der Unternehmen und der Firmenausstellung in den
Kongress zufrieden?
Grube: Wir sind in diesem Jahr sehr
zufrieden. Es war gut, dass die Veranstaltungsräume um die Ausstellung gruppiert und nicht wie vor drei Jahren in einer separaten Halle untergebracht waren.
Günstig war sicher auch, dass während
der Mittagspause keine Veranstaltungen
angeboten wurden und so Zeit für den
Ausstellungsbesuch blieb. Wir gehen davon aus, dass das beim Bibliothekartag in
Mannheim im kommenden Jahr ähnlich
sein wird.
Die ekz hat Niederlassungen in Österreich und in Frankreich, außerdem
hält sie seit 2005 beziehungsweise 2006
Beteiligungen an der DiViBib GmbH
und der EasyChek library technologies
GmbH & Co.KG. Insgesamt hat das Unternehmen in Reutlingen 233 Mitarbeiter, darunter sind Architekten, Bibliothekare, Buchbinder, Buchhändler, Designer, EDV-Spezialisten, Kaufleute und Organisationsexperten. Die ekz arbeitet mit
mehr als 7 000 Lieferanten in unterschiedlichen Ländern zusammen.
slh
BuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
363 363
.d
2007 in den Markt gehen. Damit können wir die Geschäftsgänge bei den Bibliotheken weiter vereinfachen, ein Ziel,
das für uns an oberster Stelle steht. Und
schließlich noch das Thema DiViBib,
also die digitale Bibliothek mit zeitlich
befristeten Download-Möglichkeiten für
Bibliotheksnutzer, mit E-Books, Musik,
Software, Videos et cetera. Wir können
unseren Kunden zur Startphase der DiViBib bereits 24 000 Medien anbieten,
das geschieht aufgrund von Rahmenverträgen, die wir mit zahlreichen Verlagen
abgeschlossen haben. Dieses Angebot
möchten wir bereits in den nächsten
Monaten erheblich ausweiten, dazu haben wir im Anschluss an den Kongress
auf der Leipziger Buchmesse erfolgreiche
Gespräche mit Verlagen geführt.
Grube: Wichtig für den Erfolg in den
genannten Geschäftsfeldern war vor allem auch die solide Vorarbeit: Seminare,
Vorträge, Workshops, in denen wir Angebote zusammen mit Bibliothekaren
aus der Praxis entwickelt haben. Auf diese Weise konnten wir erfahren, was die
konkreten Anforderungen der Bibliotheken sind. Diesen engen Kontakt mit den
Bibliotheken bei der Entwicklung der
Produkte wollen wir auch künftig beibehalten.
e
Bibliothekskongress Leipzig 2007
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Wofür haben sich die Ausstellungsbesucher
am meisten interessiert?
Meyer: Neben dem neuen Einrichtungssystem für Kinderbibliotheken
waren es im Medienbereich vor allem
unsere Standing-Order-Angebote, die
auf Interesse stießen. Kundenorientierter
Bestandsaufbau ist Standard. Wir gehen
jetzt einen Schritt weiter und setzen ein
Modul obendrauf, mit dem Recherche,
Bestellung, Dubletten- und Budgetkontrolle in einer direkten Kommunikation
mit dem lokalen Bibliotheksmanagementsystem von unserer Online-Datenbank aus möglich sind. Die Rückmeldung der Besucher war äußerst positiv.
Wir werden damit ab Herbst/Winter
BuB | 59 (2007) 05
»Wir möchten auch künftig unsere Produkte zusammen mit den Bibliotheken entwickeln.« (Henner Grube)
(Foto: Klaus Necker / ekz)
–B
Was halten die Verlage davon, dass Sie sich
bei der digitalen Bibliothek als Unternehmen zusätzlich in die Verwertungskette
Verlag-Bibliothek-Nutzer zwischenschalten?
Meyer: Die Verlage begrüßen unser
Engagement. Wir treten als sogenannter
Aggregator auf. Das heißt, wir sind in
Deutschland die einzigen, die für die Öffentlichen Bibliotheken eine technische
Plattform für diese vielfältigen Download-Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Außerdem schätzen es die Verlage,
dass wir über unsere Digital-RightsManagement-Systeme das Urheberrecht
schützen. Das kann keine lokale Bibliothek alleine stemmen.
w
Meyer: Die Veranstaltungen sind so
dicht gedrängt, da bleibt den Teilnehmern nicht noch Zeit, um lange Strecken zur Ausstellung zurückzulegen.
Das muss auch bei künftigen Kongressen
und Tagungen beachtet werden.
–u
Dr. Jörg Meyer ist seit April 2004 Geschäftsführer der ekz.bibliotheksservice GmbH. Der 43-Jährige verfügt
über Erfahrungen sowohl in der Buchals auch in der Automobilbranche. Er
arbeitete bei Volkswagen, war zehn
Jahre in leitender Position für Bertelsmann, vor allem in den Bereichen Vertrieb und Marketing, tätig, und leitete
vor seinem Engagement bei der ekz als
Geschäftsführer einen Automobilzulieferer in Barcelona. Meyer ist verheiratet
und hat zwei Kinder. Seine Hobbys sind
Lesen (gerne auch E-Books) und Sport,
hier vor allem der Marathonlauf.
.B
»Die ekz ist seit 2004 wieder profitabel.«
(Jörg Meyer)
(Foto: Klaus Necker / ekz)
Nochmals zur digitalen Bibliothek: Die
ekz setzt stark auf den Vertrieb von digitalen Medien und hat dafür eigens das Tochterunternehmen DiViBib gegründet. Bisher herrscht in diesem Bereich zumindest
in Deutschland aber noch Flaute.
Meyer: Wir sind zuversichtlich, dass
sich das rasch ändert. Andere Länder
sind da viel weiter. Schauen Sie beispielsweise in die USA, aber auch bei uns ist in
Sachen Musik-Download schon einiges
los. In absehbarer Zukunft wird es eine
Vielzahl von Inhalten geben, die aus-
Henner Grube wurde 1946 geboren.
Er studierte Germanistik, Philosophie,
Kunstgeschichte und im Zweitstudium Bibliothekswesen. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Öffentlichen
und wissenschaftlichen Bibliothekswesen ist er gegenwärtig Bibliothekarischer Direktor der ekz. Grube hat Vorlieben für Wanderungen, Lesen, Briefe
schreiben, den Besuch von Ausstellungen, Museen, Kaffeehäusern und Cafés und außerdem Interesse an Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts, antiken Weisheitslehren, Essays, Lyrik nach
1945, Architektur und Design seit der
Arts-and-Crafts-Bewegung sowie an
zeitgenössischer Kunst.
schließlich über digitale Download-Portale zur Verfügung gestellt werden. Der
Fortschritt ist rasant: Ich gehe davon aus,
dass es DVDs bis in fünf oder zehn Jahren gar nicht mehr geben wird.
Das heißt, Bibliotheken müssen sich dann
fragen, was sie überhaupt noch ins Regal
stellen können?
Meyer: Hier setzt unsere Strategie an.
Wenn wir als ekz nicht in die digitale
Bibliothek eingestiegen wären, bestünde
die Gefahr, dass dieser Bereich für Öffentliche Bibliotheken überhaupt nicht
erschlossen werden könnte. Die Bibliotheken würden dann am Nutzungsverhalten der Kunden vorbei agieren, sie
würden sich von einer ganz wesentlichen
gesellschaftlichen Entwicklung ausgrenzen. Wir betreiben damit Existenzsiche-
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
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Die ekz hat wirtschaftlich schwierige Zeiten durchgemacht. Herr Meyer, Sie wurden vor drei Jahren nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Sanierer geholt.
Welches war die schwierigste Entscheidung,
die Sie als Geschäftsführer der ekz bisher
treff en mussten?
Meyer: Schwierige Entscheidungen
gab es bisher eigentlich nicht. Es gab
immer nur wichtige Entscheidungen.
Ich wurde nicht als Sanierer in die ekz
geholt, da muss ich widersprechen. Vor
mir gab es einen sogenannten Restrukturierungs-Geschäftsführer, der hatte
die richtig schwierigen Entscheidungen
bei der Personal- und Kostenreduzierung
zu treffen. Ich sehe mich daher eher als
Reorganisations-Geschäftsführer. Die
Prozessabläufe waren und sind zum Teil
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.d
Ist das Unternehmen inzwischen über den
Berg?
Meyer: Über den Berg kann man nie
sagen. Kein Unternehmen ist über den
Berg, denn es tauchen immer wieder
neue Berge auf, die es zu erklimmen gilt.
Aber die ekz ist inzwischen wieder sehr
stabil. Es gibt weniger Unwägbarkeiten
im täglichen Geschäft. Das heißt aber
nicht, dass wir nun viel Geld ausgeben
könnten. Die Umsatzrendite liegt im
Minimalbereich. Wir verdienen weit
»Wir haben Marktanteile von
unserem größten Mitwettbewerber,
dem lokalen Buchhandel, zurückgewonnen und wollen hieran weiter
arbeiten.« (Jörg Meyer)
weniger als ein Cent pro umgesetztem
Euro, da kann schon eine Personalstelle mehr oder weniger das Ergebnis entscheidend beeinflussen. Wir haben in
den Jahren 2005 bis 2007 insgesamt fünf
Millionen Euro aus eigenen Ressourcen
investiert und sind seit 2004 profitabel,
das ist höchst erfreulich.
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Stirbt dann die reale Bibliothek aus?
Meyer: Keineswegs. Beide Bereiche
ergänzen sich hervorragend, das zeigen
auch die Erfahrungen in Ländern, die
hier schon viel weiter sind. Bibliotheken
können mit digitalen Angeboten neue
Kunden hinzugewinnen, die beispielsweise zu den normalen Öffnungszeiten
gar nicht die Möglichkeit haben, etwas
auszuleihen.
Grube: Das gilt im Übrigen nicht nur
für große Bibliotheken, auch kleine Büchereien auf dem Land können von der
Entwicklung profitieren, beispielsweise
durch Zusammenschlüsse und gemeinsames Nutzen der neuen Technologie.
des Baden-Württemberg aus seiner Beteiligung an der ekz ausgesprochen. Das ist
nicht unbedingt ein gutes Zeichen.
Meyer: Diese Empfehlung hat nichts
mit der wirtschaftlichen Situation der
ekz zu tun. Das ist eine rein politische
Entscheidung. Derzeit überprüfen alle
Länder und Kommunen ihre Beteiligungen auf die wirtschaftliche Notwendigkeit. Der vor 60 Jahren noch notwendige
regulierende Eingriff der öffentlichen
Hand an dieser Stelle des Bibliothekswesens wird heute nicht mehr als politisch wichtig erachtet. Da Öffentliche
Bibliotheken ja kommunale Aufgabe
sind und nicht Landesaufgabe, ist der
Landesrechnungshof zu dem Schluss gekommen, dass die Beteiligung an der ekz
aufgegeben werden sollte. Das Land hält
allerdings nur neun Prozent an der ekz,
das heißt die Einflussmöglichkeiten sind
ohnehin begrenzt.
–B
Wie groß schätzen Sie das Potenzial des
Firmenbereichs digitale Medien im Vergleich mit den bisherigen Geschäftsfeldern
Buch und audiovisuelle Medien ein?
Meyer: Wir glauben grundsätzlich,
dass sich der Medienetat bei den Öffentlichen Bibliotheken nicht großartig verändern wird. Wir glauben aber, dass der
momentan noch steigende Etat für Nonbook-Medien irgendwann seinen Zenit
erreicht. Dann wird es eine Umschichtung geben zugunsten digitaler Download-Möglichkeiten. Der Charme dieser
digitalen Bibliotheken ist, dass eine Art
neue Zweigstelle betrieben werden kann,
mit einer Umkehr des Verhältnisses
zwischen administrativen Kosten und
Medienetats. Heute hat der Betreiber
einer Bibliothek 85 Prozent fi xe Kosten
in Form von Gebäuden, Personal, Unterhalt. Nur 10 bis 15 Prozent stehen für
Medien zur Verfügung. Dieses Verhältnis kehrt man mit digitalen Medien um.
noch nicht optimal. Bei der Warenflussoptimierung haben wir von heute auf
morgen 80 inhaltlich neue Arbeitsplätze
geschaffen und können nun mit weniger
Personal deutlich mehr Leistung erbringen. Das hat die Kosten gesenkt und die
Kundenzufriedenheit erhöht. Wir haben
Marktanteile von unserem größten Mitwettbewerber, dem lokalen Buchhandel,
zurückgewonnen und wollen hieran weiter arbeiten.
–u
rung für Bibliotheken in einer digitalisierten Welt.
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BuB
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Es wird also keinen weiteren Personalabbau geben?
Meyer: Das ist nicht vorgesehen. Im
Gegenteil: Mit den Tochterfirmen EasyCheck und DiViBib ist die ekz ja eigentlich schon wieder gewachsen. Wir haben
im vergangenen Jahr gemeinsam mit
Betriebsrat und Gewerkschaft einen Stabilitätspakt abgeschlossen. Darin sehen
wir bis Ende 2010 von betriebsbedingten
Kündigungen ab, im Gegenzug wurde die Wochenarbeitszeit von 35 auf 38
Stunden erhöht. Ich glaube, das Verhältnis Mitarbeiter/Umsatz stimmt derzeit
und müsste nur dann geändert werden,
wenn der Umsatz signifikant sinken
würde. Momentan ist das Gegenteil der
Fall, die Umsätze steigen leicht.
Der Landesrechnungshof hat sich im vergangenen Jahr für einen Rückzug des Lan-
Die Warenflussoptimierung war die größte
Investition der vergangenen Jahre und ist
mit einigen Problemen gestartet. Läuft inzwischen alles rund?
Grube: Vor elf Jahren haben wir in
der Produktion vom Eingang des Buches
in die Buchbinderei bis zum Ausgang
rund fünfzehn Tage gebraucht. Vor zehn
Jahren haben wir das auf acht Tage reduziert, im Laufe der Zeit dann auf fünf
beziehungsweise vier Tage. Heute sind
wir bei einem Tag für den kompletten
Durchgang durch die Produktion. Das
ist eine enorme Beschleunigung. Die gesamte ausleihfertige Bearbeitung dauert
nur noch zwei Tage.
Meyer: Bezieht man den gesamten Arbeitsprozess ein, dann kann man etwas
ketzerisch formulieren: Wir haben den
Durchlauf von sechs Wochen auf drei
bis zehn Tage reduziert. Verzögerungen
treten vor allem deshalb auf, weil uns
manche Verlage nicht zeitnah beliefern.
Wir haben mit 4 000 Verlagen Lieferantenbeziehungen, da sind auch viele kleine Unternehmen dabei, die nur einmal
die Woche oder noch seltener ausliefern.
Noch kurz zu den anfänglichen Problemen: Wir haben sozusagen am offenen
Herzen operiert. Wir mussten das System
von heute auf morgen komplett umstellen, es gab keine Möglichkeit für einen
Parallel- oder Probebetrieb. Die Arbeitsabläufe waren neu, ebenso die EDV. Wir
haben auf Lagerhaltung verzichtet. Das
hat natürlich zu Problemen geführt. Es
dauerte ein halbes bis dreiviertel Jahr, bis
alles ohne Störung lief. Es gab aber keine andere Möglichkeit der Umstellung
– und der Kraftakt hat sich gelohnt. Ein
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e
Hinweis
für unsere
Anzeigenkunden
Bitte beachten Sie, dass ab sofort
die Anzeigen direkt beim Verlag
Bock + Herchen bearbeitet werden.
.d
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie waren vor Ihrem Engagement bei
der ekz Geschäftsführer eines Automobilzulieferers in der Weltstadt Barcelona. Was
ist in Reutlingen schöner als in der katalanischen Kulturmetropole?
Meyer: Es liegt sicherlich in erster
Linie an der ekz, dass es mir in Reutlingen so gut gefällt – einen großen Teil
meiner Zeit verbringe ich im Unternehmen. Ansonsten fühle ich mich mit
meiner Familie in Reutlingen und Umgebung sehr wohl. Es gibt ein großartiges Angebot an Natur und Kultur.
Die Menschen sind freundlich und offen. Wir wurden hier warmherzig aufgenommen – natürlich hat auch der
Schwabe so seine Eigenheiten, aber das
ist bei den Katalanen nicht anders. Es
gibt in Reutlingen viele Sonnenstunden,
man kann abends im Freien sitzen, das
heißt ich vermisse Barcelona nur wenig.
Was in Reutlingen allerdings fehlt, ist
das Mittelmeer.
.B
Für viele Geschäftsfelder der ekz liefert
der Besprechungsdienst beziehungsweise
die Lektoratskooperation die Grundlage.
Welche Bedeutung messen Sie dem Besprechungsdienst, der ja auch erhebliche Kosten
verursacht, bei?
Meyer: Der Lektoratskooperation
messen wir eine extrem hohe Bedeutung
bei. Unsere Informationsdienste, der ID,
der BA und auch der neu auf den Markt
gebrachte Bibtipp sind für die Zukunft
der ekz zentral. Denn daraus wählen die
Bibliotheken ihren Bestand aus, daraus
generieren wir die Zusammenstellung
für unsere Standing-Order-Angebote.
Die Lektoratskooperation wird deshalb
über lange Jahre noch Bestand haben
– natürlich müssen wir uns auch hier den
Anforderungen der Bibliotheken anpassen.
–u
gutes Beispiel für unsere aktuelle Leistungsfähigkeit ist der Spiegel-BestsellerService: Wir versenden die ausgewählten
Bücher der kommenden Woche bereits
am Freitag davor. Das heißt, der SpiegelBestseller vom Montag kann bereits am
Samstag davor im Regal der Bibliothek
stehen.
Ansprechpartnerin in der
Anzeigenverwaltung ist
Gabi Bott
Telefon 0 22 24/57 75
Telefax 0 22 24/7 83 10
E-Mail buh@bock-net.
[email protected]
de
Bock + Herchen Verlag
Postfach 11 45/53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e
53604 Bad Honnef
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
Herausforderungen sind Selbstmanagement und Motivation, auch in
themenfremde Bereiche einzusteigen
und sich entsprechendes Wissen »on
the job« anzueignen – und natürlich
Englischkenntnisse.
mierten Bibliothekarin, Dokumentarin
beziehungsweise Medizinischen Dokumentarin gesucht wurde. Seitdem ist
sie in einem Team von zwei Personen in
der Buisiness Intelligence Unit, der Unternehmenskommunikation, von Ratiopharm tätig.
Ihr Aufgabenspektrum umfasst, ohne
dass ein typischer Tagesablauf ausgemacht werden könnte, die Konkurrenz- und Generikaüberwachung, das
Verfolgen politischer und gesetzlicher
Änderungen im Pharmabereich sowie
Recherchen nach Ländern, Branchen
und Marktdaten. Die gewonnenen Informationen werden je nach Kundenbedarf
aufbereitet und zur Verfügung gestellt.
Recherchewerkzeuge sind Alertservices,
zum Beispiel von Google, Websites von
Unternehmen, kostenpflichtige Informationsquellen wie Dialog, Datastar,
Genios, Factiva oder BvD.
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Den Anfang machte Tanja Haberkorn.
Sie studierte nach einer Berufsausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel und anschließenden Berufstätigkeit in diesem Bereich Bibliotheksund Informationsmanagement mit dem
Studienschwerpunkt Informationstechnologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg
und schloss dieses im Februar 2005 mit
dem diplom-bibliothekarischen Examen
ab.
Seit Frühjahr 2005 ist sie bei Exlibris
in Hamburg beschäftigt als Sales Consultant beziehungsweise Sales Assistent.
In der Firma Exlibris, die im Bibliotheksbereich durch das Angebot von
Softwarelösungen für Bibliotheks- und
Informationszentren bekannt ist und
weltweit über acht Niederlassungen verfügt, arbeiten von den insgesamt 233
Mitarbeitern 43 in Hamburg, darunter
auch viele Bibliothekare.
Unter dem Titel »Das Universium
des DiplBibl.: unendliche Weiten, grenzenlose Möglichkeiten« stellte Tanja
Haberkorn ihr Tätigkeitsspektrum und
einen typischen Tagesablauf vor. In der
Vertriebsberatung tätig, hat sie sowohl
mit Beratung, Schulungen, Installation,
Implementierung, Hotline-Support als
auch der Kunden-Akquise, der Erstellung von Angeboten und Zusammenstellung von Ausschreibungen zu tun.
Vor-Ort-Gespräche mit Beratungen und
Präsentationen sowie eine Konzepterstellung können sich anschließen.
Des Weiteren gehören zu ihren Tätigkeiten die Organisation, Durchführung,
Teilnahme und Nachbereitung von Messen, die Erstellung von Marketingmaterialien, Flyern, Borschüren sowie die
e
.d
Die BIB-Veranstaltung »Start-Up –
Alternative Berufsfelder« lockte
über 150 TeilnehmerInnen. Unter
der Moderation von Heike Brückner
präsentierten drei Kolleginnen ihre
Arbeit in einer Software-Firma, in
der Pharmaindustrie und als selbstständige Bibliothekarin.
Notwendig für den Einstieg in dieses Tätigkeitsfeld war die Qualifikation
durch das Studium, die das Rüstzeug für
Recherche, Wissensmanagement und
Informationssysteme vermittelte. Herausforderungen sind Selbstmanagement
und Motivation, auch in themenfremde
Bereiche einzusteigen und sich entsprechendes Wissen »on the job« anzueignen
– und natürlich Englischkenntnisse.
Nach zwei Arbeitnehmerinnen stellte Kirsten Heinrich aus Jena unter dem
Titel »Besser als Google? Informationsvermittlung als Beruf« erste Erfahrungen
mit der Selbstständigkeit als Informationsvermittlerin vor.
Basierend auf der Geschäftsidee
einer Ich-AG bietet die freiberufliche
Bibliothekarin vor allem Infodossiers,
Presse-, Literatur- und Datenbankrecherchen, aber auch die Einrichtung
von Weblogs mit Webdesign an.
–B
Junge Bibliothekarinnen
behaupten sich in der freien
Wirtschaft
regelmäßige Marktbeobachtung. Insgesamt eine Mischung aus Bürotätigkeit
und Reisen. Die Begeisterung war der
Referentin im lebhaften Vortrag anzumerken.
Gleichfalls in der Privatwirtschaft
tätig ist Andriana Bögel. »Arbeiten in
einem Pharmaunternehmen: Chancen
und Herausforderungen« lautete ihr Bericht über ihre Tätigkeit bei Ratiopharm
in Ulm, einem der beiden Stammsitze
des Unternehmens. Ratiopharm, einer
der großen Generikahersteller mit Niederlassungen in 25 Ländern, beschäftigt
allein in der BRD knapp 3 000 Mitarbeiter.
Ihr Studium im Bereich Bibliotheksund Informationsmanagement an der
Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg mit dem Schwerpunkt Informationspraxis und Technologie schloss die Vortragende im Sommer
2004 als Diplom-Bibliothekarin ab. Ihr
Praxissemester absolvierte sie im Buisiness Information Center der Dublin Public Libraries, Nebentätigkeiten auch als
Tutorin am Fachbereich kamen hinzu.
Den Weg in die pharmazeutische
Industrie fand sie über eine Stellenausschreibung auf der Website des Unternehmens, in dem nach einer diplo-
–u
Arbeiten abseits
der klassischen
Berufe
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366
Mit einem Magisterabschluss in Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft sowie mit einem Diplom als
Bibliothekarin machte sie sich 2006
selbstständig – vorherige Berufsstationen waren eine Tätigkeit in einer Public
Library in den USA, die Leitung der
Mitarbeiterbibliothek der Bertelsmann
Stiftung sowie Telearbeit während der
Elternzeit für Bertelsmann. Ihr »RDH
Recherchedienst Heinrich« bietet seitdem kundennahe Dienstleistungen,
auch im Sinne und im Zeitalter von »Bibliothek 2.0« an.
Basierend auf der Geschäftsidee einer
Ich-AG bietet die freiberufliche Bibliothekarin vor allem Infodossiers, Presse-,
Literatur- und Datenbankrecherchen,
aber auch die Einrichtung von Weblogs
mit Webdesign für Bildungseinrichtungen, Bibliotheken, Stiftungen und deren
inhaltliche und redaktionelle Betreuung.
Zielgruppen sind vor allem Studenten,
Freiberufler, Unternehmensberater oder
Wissenschaftler, kurzum alle, die wichtige Informationen zur richtigen Zeit
benötigen und sich diese nicht selbst beschaffen wollen oder können.
Fazit: Das Start-Up-Programm bot
einem überwiegend jungen Publikum
Einblicke in interessante, außerhalb der
üblichen Berufswege liegende Erwerbsmöglichkeiten als Bibliothekarin und
machte Mut, sich mit einem bibliothekarischen Abschluss auch auf Stellen zu
bewerben, die außerhalb des klassischen
Berufsfeldes liegen.
Karin Holste-Flinspach
BuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Gruppenbild mit Preisträgern (von links): Christina Bertram, Christoph-Hubert Schütte (BITOnline), Christiane Oehlke, Julia Hinz, Jochen Stier, Ute Krauss-Leichert (Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg) und Susanne Riedel (BIB).
(Foto: Ute Winter)
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Unter dem Titel »Vom Innovationsforum zum Promotionsvorhaben: Zukunft
der Bibliographie – Bibliographie der
Zukunft« erläuterte Jubiläumsreferent
Dirk Wissen seinen Weg von der einst im
Innovationsforum ausgezeichneten und
an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg geschriebenen
Diplomarbeit bis zum jetzigen Promotionsvorhaben – geplante Fertigstellung
im Oktober 2007. Im Rahmen seiner
Erhebung befragte Wissen spartenübergreifend Entscheidungsträger aus dem
Bibliothekswesen Deutschlands, der
Schweiz und Österreichs. Vorläufiges
Fazit der Untersuchung ist eine sich abzeichnende Ablösung der traditionellen
Bibliographie durch Mediographie, Wikigraphie, sogenannte Informationsräume und Literaturportale.
Anschließend kamen die aktuellen
Preisträger zu Wort.
Christiane Oehlke, Diplom-Informationswirtin von der Hochschule in
Darmstadt (Informations- und Wissensmanagement), zwischenzeitlich beim
Hebis-Konsortium tätig, begann mit der
anderen Bibliotheken des Landes, aber
auch als offenes Wiki für Schüler (zum
Beispiel als Klassenplattform) und andere Bibliotheksbenutzer, denkbar. Zur
Kundenbindung kann beispielsweise die
Bewertung von Medien oder die Erstellung von Rezensionen beitragen.
Als dritte Preisträger kamen Julia
Hinz und Jochen Stier, Absolventen des
Kölner Studienganges Bibliothekswesen
(Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften), zu Wort.
Sie untersuchten Open Access in der
deutschen Bibliotheks-, Informationsund Dokumentationsszene, Jochen Stier
mit dem Schwerpunkt der quantitativen
Untersuchung von Veröffentlichungen
der
informationswissenschaftlichen
Fachdiskussion in ausgewählten Zeitschriften, Tagungen und Mailinglisten
und Weblogs sowie Julia Hinz mit Open
Access aus der Perspektive der informationswissenschaftlichen Zeitschriften und
Fachtagungen.
Die Verbreitung des Themas in der
deutschen Fachpresse wurde per Handrecherche nach Hauptpublikationen
(Artikel oder Konferenzberichte) sowie
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Zehn Jahre Auszeichnung besonders
gelungener Abschlussarbeiten: Aufgrund des runden Geburtstages des
Innovationsforums, veranstaltet von der
Kommission für Aus- und Fortbildung
des BIB, stellten in Leipzig nicht nur
aktuelle, sondern auch einer der ersten
Preisträger ihre Arbeiten vor.
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Zehn Jahre
BIB-Innovationsforum
Präsentation ihrer im Sommersemester
2006 geschriebenen Arbeit zu »Digitalen
Buchformen in Bibliotheken«.
E-Books als digitale Variante eines
gedruckten Buches oder als Orginalpublikation bieten aus Sicht der Nutzer
sowohl organisatorische als auch funktionale Vorteile, da die technischen
Voraussetzungen bei den Zielgruppen
größtenteils vorhanden sind. Aus Sicht
der Bibliotheken kann als zusätzlicher
Vorteil die eventuelle Gewinnung neuer
Nutzergruppen, wie Sehbehinderte oder
hausgebundene Personen, gesehen werden.
Näher befragt beziehungsweise untersucht wurden im Rahmen der Diplomarbeit 35 Bibliotheken mit einem
E-Book-Bestand. Verglichen wurden
auch Titelangebot, Konditionen und
unterschiedliche Lizenzmodelle der 15
(Haupt)-Anbieter auf dem deutschen
Markt.
Christina Bertram mit ihrer Arbeit
»Online-Collaboration mit Wikis in
Bibliotheken. Konzept zur Nutzung eines WiKis im Projekt Lernort Bibliothek
des Goethe-Instituts Athen«, geschrieben in Hamburg an der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften (Fakultät
Design Medien Information), war die
zweite Preisträgerin.
Im Fokus der informationswissenschaftlich ausgerichteten Arbeit der zwischenzeitlich in der Internetabteilung
des Goethe-Instituts in München tätigen Kollegin standen zunächst die Vorstellung von Wikis als Software und die
damit verbundenen Vorteile bei der Einführung eines Tools, mit dem zeit- und
ortsunabhängig kollaborativ geschrieben
werden kann.
Für die Projektarbeit eines international tätigen Kulturinstituts sind die
Einsatzbereiche des WiKis intern für
eine geschlossene Nutzergruppe sowie
institutsübergreifend in Kooperation mit
.B
Herausragende
Abschlussarbeiten
ausgezeichnet
E-Books als digitale Variante eines
gedruckten Buches oder als Orginalpublikation bieten aus Sicht der
Nutzer sowohl organisatorische als
auch funktionale Vorteile.
Notizen (Kurzmeldung, Meinung) erfasst, mit dem Ergebnis, dass sich Publikationshäufigkeit und Fachdiskussion
seit 2000 in lediglich normalem Maß
entwickelt haben. Zudem wurde die
Positionierung der deutschen Verlage zu
Open Access mittels Telefoninterviews
abgefragt. Ein kostenloser, barrierefreier Zugriff auf elektronisch verfügbare,
wissenschaftliche Forschungsarbeiten
wird gemeinhin als Herausforderung
hinsichtlich der zukünftigen Informationsversorgung von Forschung und Lehre
gesehen und eher als positiv beziehungsweise sinnvoll betrachtet. Die Beteiligten
stehen dem Thema mehrheitlich offen
gegenüber. Die dauerhafte Finanzierbarkeit ist jedoch noch nicht gelöst.
Die Preisträger erhielten im Anschluss
an die Vorträge den mit jeweils 1 000
Euro dotierten B.I.T.online-Innovationspreis. Die Vorsitzende des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB),
Susanne Riedel, überreichte zudem eine
Gutschrift für eine einjährige kostenlose
BIB-Mitgliedschaft.
Karin Holste-Flinspach
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
w
w
Berühmte Autoren wie Erich Kästner
und Otfried Preußler sind auch im
Ausland bekannt. Doch wie sieht es mit
neueren Schriftstellern und Illustratoren
der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur aus? Bei Namen wie Alexa
Henning von Lange und Zoran Drvenkar
müssen ausländische Literaturvermittler
oft noch passen. Gleichzeitig wächst das
Interesse an Texten aus dem deutschsprachigen Raum. Mit einem brandneuen Kinder- und Jugendbuchportal,
mit der Webadresse www.goethe.
de/kinder-jugendbuch, gibt es nun ein
neues Rechercheinstrument. Das Portal
entstand in einem Kooperationsprojekt
des Goethe-Institus mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur
Leipzig und der ekz.bibliotheksservice
GmbH. Es bietet eine profunde Zusammenstellung deutschsprachiger Kinderund Jugendliteratur, recherchierbar nach
Autoren, Themen und Genres. Mehr als
500 Titel sind hier bereits zu finden.
Ansprechpartner für das Projekt:
e
Projektleitung Goethe-Institut: Dr. Brigitte Simon de Souza, Weberstr. 59,
53113 Bonn, E-Mail: Simon-de-Souza
@goethe.de; Projektleitung HTWK:
Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl, HTWK
Leipzig, Fachbereich Medien, Karl-Liebknecht-Str. 145, 04277 Leipzig, E-Mail:
[email protected]; Kooperationspartner
ekz.bibliotheksservice:
Frank Seeger, ekz.bibliotheksservice
GmbH, Bismarckstr. 3, 72764 Reutlingen, E-Mail: [email protected]
.d
Neues Informationsportal
mit mehr als 500 Titeln auf
dem Bibliothekskogress
freigeschaltet
D
Auswahlkriterien waren unter anderem die Repräsentativität von Autor und
Werk, die literarische beziehungsweise
künstlerische Qualität sowie die Rezeption und Nachfrage im In- und Ausland.
Von den ausgewählten Autoren mussten mindestens zwei Titel lieferbar sein.
Sachbuchautoren wurden vernachlässigt.*
Zielgruppen des Portals sind vorrangig
Vermittler von deutschsprachiger Literatur im Ausland, zum Beispiel Mitarbeiter
der Goethe-Institute weltweit, Dozenten
–B
Angesagte
deutsche Kinderund Jugendliteratur
auf einen Klick
as Interesse an deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur
wächst im Ausland. Namen wie
Erich Kästner, Otfried Preußler oder
Cornelia Funke sind meist bekannt. Aber
wie sieht es mit jüngeren deutschsprachigen Autoren und Illustratoren aus? Und
wo kann man sich schnell einen Überblick über deutschsprachige Autoren,
Illustratoren, repräsentative Titel oder
gar Themen und Genres verschaffen?
Sekundärliteratur hilft bei Fragen nach
lieferbaren Titeln nicht weiter. Auch die
Suche im Internet wird nicht immer zufriedenstellen: Webseiten, die sich ausschließlich mit deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur beschäftigen,
gibt es bis dato nur bei einigen GoetheInstituten, zum Beispiel in Hongkong,
Madrid und Nancy.
Sucht man mehr Informationen, sind
viele Umwege erforderlich, beispielsweise über die Homepages ausgewählter
Kinder- und Jugendbuchverlage, über
das Verzeichnis lieferbarer Bücher und
über verschiedene Rezensionsforen und
Seiten, die Buchtipps für Kinder und
Jugendliche geben. Eine gezielte Suche
nach Themen oder Genres ist bisher
nicht möglich.
Das Informationsportal zum deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuch entstand in einem Kooperationsprojekt des
Goethe-Instituts, der Hochschule für
Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
(HTWK Leipzig) und der ekz.bibliotheksservice GmbH. Das Portal wurde
anlässlich der Leipziger Buchmesse 2007
freigeschaltet und ist unter folgender
Internetadresse zu finden: www.goethe.
de/kinder-jugendbuch. Im Zentrum des
Angebots steht eine repräsentative Auswahl von 50 deutschsprachigen Kinderund Jugendbuchautoren sowie 20 Kinderbuchillustratoren der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts.
–u
Kerstin Keller-Loibl
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368
BuB
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368
Auswahl und Zielgruppen
Neben der Aufnahme von Klassikern
wie Michael Ende und Benno Pludra
und Autoren, die einen festen Platz in der
deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur haben, wie zum Beispiel Kirsten Boie oder Mirjam Pressler, wurde
ein besonderes Augenmerk auf jüngere
deutschsprachige Autoren und Illustratoren gerichtet, um auch diese im Ausland
bekannt zu machen. Namen wie Zoran
Drvenkar oder Alexa Hennig von Lange,
die für neue Trends in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur stehen, durften nicht fehlen.
Auswahlkriterien waren unter
anderem die Repräsentativität von
Autor und Werk, die literarische,
künstlerische Qualität sowie die
Rezeption und Nachfrage im
In- und Ausland.
an Hochschulen und Fremdsprachenlehrer, aber auch Bibliothekare, Buchhändler, Verleger und interessierte Eltern
sowie Deutsch-Lernende ab 16 Jahren.
*
Die Auswahl der Autoren und Illustratoren
nahm eine Expertenjury im März 2006 unter Leitung der Verfasserin vor. Mitglieder
der Jury waren renommierte Vertreter der
Kinder- und Jugendliteraturforschung, der
Literaturkritik und des Bibliothekswesens:
Roswitha Budeus-Budde (Süddeutsche
Zeitung), Hannelore Daubert (Institut für
Jugendbuchforschung, Frankfurt am Main
/ Arbeitskreis für Jugendliteratur), Barbara
Scharioth (Internationale Jugendbibliothek, München), Jens Thiele (Universität
Oldenburg) und Robert Elstner (Leipziger
Stadtbibliothek). Zudem gehörten der Jury
fachlich kompetente Mitarbeiter des Goethe-Instituts an: Brigitte Simon de Souza,
Christine von Hegel, Clemens-Peter Haase
und Regina Bohm vom Goethe-Institut
Nancy.
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
Praxisnahes Forschungsprojekt
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.d
e
Das Contentmanagement-Team erkundete anhand von Testdaten die Erfassungs- und Gestaltungsmöglichkeiten
des Contentmanagement-Systems und
begann schließlich mit der Erfassung
der von der Recherchegruppe erstellten
Texte und Daten. Das Einpflegen der Inhalte in das System war vor allem wegen
der Anlage zahlreicher Verknüpfungen,
die für die geplanten vielfältigen Recher-
Unter der Adresse www.goethe.de/kinder-jugendbuch ist das brandneue Portal zu finden,
über das bereits mehr als 500 Titel recherchierbar sind.
w
Die Entstehungsgeschichte des Kinder- und Jugendbuchportals zeigt, wie
Forschung, Ausbildung und Praxis eng
miteinander verknüpft werden können.
In einem Gespräch der Verfasserin mit
Mitarbeitern des Bereichs Medienvermittlung des Goethe-Instituts entstand
die Idee, ein solches Angebot in einem
Kooperationsprojekt zwischen GoetheInstitut und HTWK Leipzig zu erarbeiten.
Nach umfassenden Vorarbeiten konnten ab dem Sommersemester 2006 Studenten verschiedener Studiengänge des
Fachbereichs Medien an der Forschungsarbeit beteiligt werden. Entsprechend
der benötigten Kompetenzen wurden
drei Projektteams gegründet: das »Contentrecherche«-Team und das »Contentmanagement«-Team mit Studierenden
der Studiengänge Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie Buchhandel/Verlagswirtschaft, sowie das Team
»Webdesign« mit Studierenden der Verlagsherstellung und Medientechnik.
Wilka Siebrecht wurde als studentische
Projektleiterin ernannt, um den Austausch zwischen den Teams zu fördern.
Die Contentgruppe hatte die Aufgabe,
die gesamten Inhalte (Text- und Bilddaten) für das Portal zu recherchieren, kritisch zu prüfen und bereitzustellen. Es
galt, 70 Kurzbiografien zu verfassen und
über 500 lieferbare Titel auszuwählen,
nach formalen und inhaltlichen Kriteri-
.B
Die zunächst in deutscher Sprache erstellte Fassung wird vom Goethe-Institut
in naher Zukunft ins Englische übersetzt,
sodass perspektivisch in zwei Sprachen
recherchiert werden kann. Ziel ist es,
kompakte Informationen zu den wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und
Jugendbuchautoren der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts zur Verfügung zu
stellen. Mittels einer alphabetischen Erschließung können die Nutzer nach biografischen Daten und lieferbaren Titeln
recherchieren.
Zu jedem Autor und Illustrator wurden maximal zehn Titel ausgewählt,
um eine schnelle Orientierung zu gewährleisten. Die Auswahl erfolgte unter
verschiedenen Gesichtspunkten: Meist
wurde neben neueren oder prämierten
Titeln auch jenes Buch erfasst, welches
zum literarischen Durchbruch führte,
sofern es noch lieferbar war. Aber auch
Kriterien wie Themenvielfalt, Genrevielfalt und das Ziel, für alle Altersgruppen
geeignete Titel anzubieten, bestimmten
die Auswahl.
Alle Titel sind thematisch erschlossen
und mit einer Altersempfehlung versehen. Jeder Titel erhält zudem eine kurze,
sachliche Inhaltsbeschreibung. Die ekz
stellte als Projektpartner diese Annotationen freundlicherweise zur Verfügung.
Alle für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Titel erhielten zudem
einen entsprechenden Vermerk.
en zu erschließen und mit einer Altersempfehlung zu versehen. Die Bereitstellung der Bilddaten (Autorenporträts und
Coverabbildungen) erfolgte durch Verlage, die das Vorhaben nach einleitender
Korrespondenz in der Regel hilfreich unterstützten.
Die größte und langwierigste Aufgabe
war die Titelauswahl. Denn nicht nur die
Qualität des Werkes zählt, sondern auch
der Grad der Beliebtheit des jeweiligen
Titels bei Kindern und Jugendlichen.
Mit diesem Portal soll auch ein Beitrag
zur Leseförderung geleistet werden. Und
schließlich war es ein zentrales Anliegen,
mit der Auswahl die thematische Breite
und künstlerische Vielfalt der Kinderund Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum im Ausland zu präsentieren.
cheoptionen notwendig waren, sehr zeitintensiv.
Das Webdesign-Team war für die
Gestaltung des Portals zuständig. Mittels einer Konkurrenzanalyse wurden
Vergleichswebseiten untersucht und
Gestaltungsvarianten diskutiert. Die
Ergebnisse wurden in einer Sitemap
(Baumstruktur der gesamten Webseite)
und mehreren Wireframes (»Drahtgittermodelle« zur Festlegung des Layouts)
festgehalten. Drei Entwürfe wurden
dem Goethe-Institut in München in
Form einer Präsentation aller Vorarbeiten im Oktober 2006 vorgestellt.
Das Goethe-Institut setzte den ausgewählten Entwurf in enger Abstimmung
mit der Gestaltungsgruppe technisch
um.
370
BuB
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
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(www.b-u-b.de)
.d
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek e.V.
(www.bib-info.de)
59. Jahrgang, Nr. 05, Mai 2007
ISSN 0340-0301
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Kansas State University
Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann,
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und
Essen . Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen .
Dr. Horst Neißer, StadtBibliothek Köln .
Walburgis Otte, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven .
Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek/Niedersächsische
Landesbibliothek, Hannover . Barbara
Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel,
Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
–B
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Studierende der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig sichten Bilderbücher,
Kinder- und Jugendromane für das neue Literaturportal.
Foto: Kerstin Keller-Loibl
Zudem ist eine gezielte Recherche
nach beliebten Genres wie »Bücher
zum Vorlesen«, »Erstlesealter« und
»Fantasy«, »Krimi« und »Märchen«
möglich.
w
Das Kinder- und Jugendbuchportal bietet Literaturinteressierten und Vermittlern eine profunde Zusammenstellung
deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur nach Autoren, Themen und
Genres. Klar strukturierte Gestaltung
der Seiten, benutzerfreundliche Navigation, leicht zu handhabende Recherche nach mehr als 500 Titeln sowie der
Verzicht auf lange Textpassagen ermöglichen einen schnellen Einstieg. Das Portal ist nicht-kommerziell und enthält nur
geprüfte Informationen.
Der Nutzer kann entsprechend seines
Bedarfs eine eigene Auswahl an Titeln
.B
Das Ergebnis
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Prof. Dr. Kerstin
Keller-Loibl lehrt
am Fachbereich
Medien der Hochschule für Technik, Wirtschaft
und Kultur Leipzig
(FH) im Studiengang Bibliotheksund Informationswissenschaft. Sie ist
Initiatorin des Projektes und hat als
Dozentin für Kinder- und Jugendliteratur intensiv an den Inhalten des Portals gearbeitet. Ihre Spezialgebiete:
Deutschsprachige Gegenwartsliteratur, Kinder- und Jugendliteratur, Bibliotheksarbeit für Kinder und Jugendliche. – Kontakt: [email protected]
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370
zusammenstellen und auch ausdrucken.
Zu über 50 Themen wie »Abenteuer«,
»Berlin«, »Deutschland« »Geschichte«,
»Liebe«, »Tiere«, »Umwelt«, »Wissenschaft« und dergleichen sind lieferbare
Titel recherchierbar. Zudem ist eine gezielte Recherche nach beliebten Genres
wie »Bücher zum Vorlesen«, »Erstlesealter« und »Fantasy«, »Krimi« und »Märchen« möglich.
Redaktion:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Julia Hellmich (hel)
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter
Mitarbeit von Michael Reisser (rei)
Verlag und Anzeigenverwaltung:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
Telefon (0 22 24) 57 75
Telefax (0 22 24) 7 83 10
E-Mail: [email protected]
Anzeigenverwaltung: Gabi Bott
Herstellung:
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/
August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 44,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 7-8/2007: 16. Mai
Anzeigenschluss
für Heft 7-8/2007: 8. Juni
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
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Zensur als »Luxusproblem«
Bei der Beurteilung der tatsächlichen
Situation – gibt es Zensur beziehungsweise Selbstzensur in den Bibliotheken?
– gingen die Meinungen in jenen Jahren
weit auseinander. Dies zeigte Babendreier anhand von spannenden, manchmal
ernüchternden Vorfällen. So habe der
damalige Präsident der Deutschen Bibliothekskonferenz (DBK), Josef Daum,
beim Kongress behauptet: »Eine Zensur
findet nicht statt.«
Als sich jedoch in der abschließenden
Podiumsdiskussion der Kongressteilnehmer Norbert Cobabus zur Wort melden
wollte, um einen Zensurfall aus dem
Landkreis Wesermünde vorzutragen,
habe ihn Daum nicht sprechen lassen
wollen. Ein Eklat. Nach intensiver Diskussion darüber, ob Cobabus reden dürfe und gegen heftigen Widerspruch des
DBK-Präsidenten habe schließlich ein
überwältigendes Gegenvotum des Publikums dafür gesorgt, dass der Moderator
Cobabus das Wort erteilte. Das Veto von
Daum war vom Auditorium glatt niedergestimmt worden.
Eines von vielen Beispielen, die vor allem das verdeutlichten: Diese Zeit ist in-
w
Bei den Bibliothekskongressen in jener
Zeit wurde um Podiumsplätze, ja um
Wortmeldungen gekämpft, es wurden
Resolutionen eingebracht und Unterschriften gesammelt. Nein, ganz so wild
wie in anderen Bereichen der Gesellschaft ging es bei den Bibliothekaren
damals nicht zu. Aber die Bibliothekare
diskutierten, machten Politik und mischten sich ein.
Davon scheint sich der Berufsstand
heute wieder ein Stück entfernt zu haben.
Der Wandel in der Diskussions- und
Streitkultur wird vielleicht am besten
anhand des Stellenwerts des jeweiligen
Kongress-Mottos deutlich. Während
diskussionsfreudige Bibliothekare den
Stuttgarter Bibliothekskongress 1978
unter das Generalthema »Zensur und
Selbstzensur« hatten stellen wollen, firmierte die Tagung in jenem Jahr schließlich nach heftigen Auseinandersetzungen unter der beliebigen Überschrift
»Bibliotheken im Konjunkturverlauf«.
Die Ökonomen, nicht die Ethiker gewannen damals den Titelwettbewerb.
Aber immerhin: Das Motto hatte eine
Bedeutung und wurde bewusst wahrgenommen.
Beim Bibliothekskongress in Leipzig,
knapp 30 Jahre später, bot sich das umgekehrte Bild. Die Veranstalter einigten
sich auf das vielversprechende Motto
»Information und Ethik« und stellten
damit ein breites Forum für kritische
Diskussionen bereit, doch Beiträge und
Referate, die dieses wichtige Themenfeld
ausfüllen hätten können, wurden nur
zaghaft eingereicht.
Eine Ausnahme bildete die Veranstaltung »Bomben und Bibliotheken:
Zensur und Informationsfreiheit in Zeiten des Terrors«, die von Sven Kuttner,
Universitätsbibliothek München, moderiert wurde. Darin ging es um die Si-
nerhalb des Berufsstandes und der Berufsverbände wenn überhaupt, dann
ungenügend aufgearbeitet. Das Fazit Babendreiers: »Der bibliothekarische Diskurs war und ist immer auch ein machtpolitischer. Über Zensur zu sprechen bedeutete immer auch, Zensur auszuüben.
Selbstzensur zu negieren, bedeutete auch
immer, sie bei sich nicht wahrzunehmen.«
Im Anschluss entwickelte sich eine
kurze, aber lebhafte Diskussion. Ein
Bibliothekar, der bereits zu Zeiten der
ehemaligen DDR tätig war, sagte, dass
es sich angesichts von rund 50 dokumentierten Zensurfällen im Westdeutschland der Siebzigerjahre doch eher um ein
»Luxusproblem« handle, verglichen mit
dem komplett gelenkten Informationsangebot in der DDR. Babendreier sah
das ganz anders und stellte klar: »Das ist
kein marginales Problem. Die Informationsfreiheit ist ein Grundrecht. Davon
dürfen wir keinen Jota abweichen.«
–B
Der Leipziger Kongress beschäftigte
sich nicht nur mit aktuellen Themen,
sondern blickte auch in die jüngere
Vergangenheit zurück, beispielsweise
in die Siebzigerjahre. Das waren noch
Zeiten: lange Haare, Demonstrationen,
beschlagnahmte Bücher, hitzige Diskussionen um Zensur und Selbstzensur.
–u
Zensur und Selbstzensur –
ein kritischer Rückblick
tuation der Bibliotheken im Deutschen
Herbst. Die bevorstehende Freilassung
der ehemaligen RAF-Terroristin Brigitte
Monhaupt und die Diskussion um die
Hafterleichterungen bei Christian Klar
dürften das Interesse am Thema zusätzlich erhöht haben. So fanden sich doch
weit über 100 Zuhörer ein.
Unter anderem am Beispiel des bereits erwähnten Bibliothekskongresses
in Stuttgart im Jahr 1978 – der zweite
überhaupt, der alle Sparten des Bibliothekswesens zusammenführte – zeigte
Jürgen Babendreier von der Staats- und
Universitätsbibliothek Bremen Glanz
und Elend des Berufsstandes in einer unruhigen Zeit: Der in den Siebzigerjahren
vor allem von der »Roten Armee Fraktion« gegen den Staat und das »System«
geführte Kampf hatte als Gegenreaktion
unter anderem auch zur Verschärfung
im politischen Strafrecht und zu einem
Verbreitungsverbot für im weitesten
Sinne verfassungsfeindliches Schrifttum geführt. Auf einigen, aber nicht
auf allen Ebenen der bibliothekarischen
Berufsverbände wurde dieses Verbreitungsverbot als Angriff auf das von den
Bibliotheken zu wahrende Grundrecht
der Meinungs- und Informationsfreiheit
gewertet, als Zensur und Aufforderung
zur Selbstzensur.
.B
Bibliotheken in
Zeiten des Terrors
Amerika – Du hast es besser?
Wie schnell das Thema Zensur und
Selbstzensur wieder aktuell werden
kann, zeigte Helga Lüdtke von der
Hochschule der Medien in Stuttgart im
folgenden Referat, in dem sie sich auf
»Die Spuren des Patriot Act im amerikanischen Bibliothekswesen« begab.
Sie schilderte zahlreiche fantasievolle
Aktionen, mit denen US-Bibliothekare
gegen die Restriktionen des Anti-Terror-Gesetzes angehen. Die angespannte
politisch-gesellschaftliche
Situation,
so Lüdtke, habe unter Amerikas Bibliothekaren inzwischen zu einer wachsenden Politisierung geführt, für die sie,
wie auch ihre deutschen Kollegen, bisher nicht eben bekannt gewesen seien.
Als jedoch vor wenigen Wochen dem
US-amerikanischen
Bibliotheksverband ALA eine Resolution von gewerkschaftlich organisierten Bibliotheksmitarbeitern aus Seattle zur Abstimmung
vorgelegt worden sei, der es an Deutlichkeit gegenüber der Bush-Regierung
nicht gemangelt habe (Beendigung des
Irak-Kriegs, Verurteilung von Folter bis
hin zur Forderung nach Absetzung des
Präsidenten), habe das ALA-Council
entschieden, eine Abstimmung darüber
erst gar nicht auf die Tagesordnung der
nächsten Mitgliedervollversammlung zu
setzen. Begründung: Die Resolution sei
für die ALA nicht »relevant«. So haben
in den USA nun nicht wenige politisch
aktive Bibliothekare ihren eigenen Fall
von Zensur zu beklagen.
Bernd Schleh
| Lesesaal
Bibliothekskongress Leipzig 2007
tin Stallmann vom Berliner Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung für ihren Film »Der FaMI – 5 Wege
aus der Informationsflut«. Dieser sowie
der zweitplatzierte Film sind auf DVD
in der Geschäftsstelle des BIB (unter
[email protected]) gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro erhältlich. BIBMitglieder erhalten die DVDs kostenlos.
.d
Drei kurze Vorträge bildeten die Überleitung zum anschließenden Diskussionsforum.
Die Kommissionsvorsitzende der
KIFA, Wiltraut Zick, berichtete über den
im März 2007 im Verlag Bock+Herchen
erschienenen »Leitfaden FaMI-Ausbildung« (46 Seiten, kartoniert, 16,80
Euro). Diese Veröffentlichung entstand
als Ergebnis der Auswertung verschiedenster betrieblicher Ausbildungspläne
aus Öffentlichen und wissenschaftlichen
Bibliotheken. Der Leitfaden soll Ausbildern eine Hilfestellung bei der Planung
der betrieblichen Ausbildung von FaMIs
in der Fachrichtung Bibliothek geben.
Jan Harloff-Puhr, Ausbildungsleiter
an der Bundesanstalt für Materialprüfung und -forschung Berlin, schilderte
seine Erfahrungen mit dem »Leonardoda-Vinci«-Programm zur Förderung von
Auslandsaufenthalten. Er beantragte ein
Projekt, das sechs Auszubildenden ein
Praktikum in einer europäischen Bibliothek ermöglichte beziehungsweise noch
ermöglichen wird. Sein Fazit: vor allem
für die persönliche Entwicklung der
Auszubildenden war der Auslandsaufenthalt ein Gewinn. Jedoch stellte sich
die Antragstellung und Koordination
über das »Leonardo-da-Vinci«-Programm für eine kleine Einrichtung als
w
w
Nach den eindrucksvollen Projektberichten von FaMIs beim Dresdener Bibliothekartag 2006 entstand in der KIFA
die Idee, ein Filmprojekt zu initiieren.
Dafür sollte das kreative Potential der
FaMIs genutzt werden. Es ging für die
Auszubildenden darum, einen Kurzfilm
rund um ihren Beruf zu drehen, mit dem
Ziel, das vielseitige Berufsbild bekannter zu machen, die fünf Fachrichtungen
kurz vorzustellen und für den Beruf zu
werben. Auf die Ausschreibung des Projektes im Sommer 2006 meldeten sich
drei Berufsschulen, die insgesamt zehn
Filme einsandten: Schüler der Städtischen Berufsschule für Medienberufe
in München, der Thüringischen Bibliotheksschule in Sondershausen und des
Oberstufenzentrums
Bürowirtschaft
und Verwaltung in Berlin.
Eine unabhängige Jury wählte die drei
besten Filme aus. Diese wurden während
der Veranstaltung prämiert. Außerdem
wurde ein Sonderpreis für Originalität
verliehen. Der 1. Preis ging an Martin
Heidenreich, Andrea Schewe und Mar-
Vorträge
–B
Die Veranstaltungen der Kommission
zur Information von Fachangestellten
und Assistenten (KIFA) des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB)
boten über 250 Teilnehmern vielseitige
Einblicke in die Welt der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMIs).
–u
Auszubildende setzen das
eigene Berufsbild in Szene
aufwendig heraus. Um das AufwandNutzen-Verhältnis zu verbessern, empfahl er, größere Projekte einzureichen,
zum Beispiel für alle Auszubildenden
einer Berufsschule oder eines großen
Bibliothekssystems, oder standardisierte
Programme zu entwickeln.
Einen neuen Blickwinkel auf das Vermitteln von Lerninhalten ermöglichten
Janette Achberger und Grit Hoppenstock von den Hamburger Öffentlichen
Bücherhallen in ihrem Vortrag »Juniormodell bringt Spaß«. Ihre Auszubildenden übernehmen im zweiten Ausbildungsjahr die Verantwortung für die
Jugendbibliothek »hoeb4u«. Ausleihe,
Literaturauswahl, Bestellung, Katalogisierung und Präsentation der Medien sowie die Durchführung von Veranstaltungen liegen dabei ganz in den
Händen der Azubis, gemäß dem Motto
»Von Jugendlichen für Jugendliche«. Das
Stammpersonal steht bei Bedarf unterstützend zur Seite.
e
Filmfestival
bei den FaMIs
.B
372
BuB
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Einen neuen Blickwinkel auf das Vermitteln von Lerninhalten ermöglichten Janette Achberger und Grit Hoppenstock von den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen in ihrem Vortrag
»Juniormodell bringt Spaß«.
(Foto: KIFA)
Open-Space-Forum
In offenen Diskussionsrunden konnten
anschließend Fragen zu den drei Vorträgen gestellt werden. Beim gut besuchten
Themenkreis »Auslandspraktika« waren
verschiedene Auszubildende beziehungsweise FaMIs aus Berlin anwesend, die
von ihren Erfahrungen berichteten.
Zusätzlich zu den drei Themenkomplexen der Vorträge fanden sich weitere
Diskussionsrunden. Auszubildende des
Umweltbundesamtes präsentierten das
Berufsbild des FaMI mit selbstgestalteten Plakaten, Flyern und Ähnlichem.
Sie zeigten auch Beispiele von durchgeführten Projekten. Heike Stadler von der
Universitätsbibliothek Potsdam berichtete von ihrer Fernweiterbildung Bibliothekswissenschaften an der FH Potsdam.
Sandra Schütte von der KIFA führte eine
Umfrage durch, um ein Meinungsbild
zur Evaluation des Fachrichtungsmodells der FaMI-Ausbildung zu erhalten.
Mehrere Schülerinnen des Oberstufenzentrums Bürowirtschaft und Verwaltung stellten ihr Lesepatenprojekt an
einer Berliner Grundschule vor.
Insgesamt erhielten die Teilnehmer
gezielte Antworten zu ihren Fragen und
konnten in Folge des regen Gedankenaustauschs vielfältige Anregungen für
die tägliche Praxis mitnehmen.
Ein ausführlicher Bericht über die
Veranstaltung erscheint demnächst auf
der Homepage der KIFA: www.bib-info.
de/komm/kifa/veranst.htm.
Cornelia Awenius, Sabrina Scherner
BuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
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Bibliothekskongress Leipzig 2007
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BuB | 59 (2007) 05
theken der DBV-Sektionen 1,2 und 3a
verschickt. Als wesentlichstes Ergebnis
ist festzuhalten, dass alle Bibliotheken,
die antworteten, die Informationsdienste der Lektoratskooperation einsetzen.
Es gab eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen in den Bereichen Aktualität,
Umfang Struktur und Inhalte der Besprechungstexte, Preisgestaltung sowie
Besetzung der Gremien.
Mittlerweile ist es mit dieser Aktion gelungen, 13 neue Lektoren und 6
neue Bibliotheken überwiegend aus der
Sektion 3a zur Mitarbeit für den Lektoratsdienst zu gewinnen. Von besonderer
Bedeutung ist, dass keine Bibliothek ihre
Ablehnung einer Teilnahme am Lektoratsdienst mit dem Produkt oder der
Konstruktion begründete. Hauptablehnungsgrund in 31 Fällen war die schlechte Personalausstattung.
.d
–B
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Auch nach mehr als 30 Jahren Lektoratskooperation gilt die ursprüngliche
Konzeption weiter. Derzeit finden wir
einen fünffach gestuften Dienst vor:
Den großen ID mit einem Titelvolumen von rund 14 000 Begutachtungen
(wöchentlich, Zettelform oder elektronisch);
den Basis-ID, der ebenfalls wöchentlich in Zettelform und als elektronischer
Datendienst erscheint sowie monatlich
in Heftform; hier werden jährlich rund
10 000 Medien begutachtet;
den Auswahl-ID mit rund 8 000
Begutachtungen, auch er erscheint wöchentlich, genauso wie der
ID 3 000, beide ebenfalls als elektronischer Dienst in der Grundausgabe beziehungsweise der erweiterten Ausgabe
mit Besprechungstext.
Schließlich publiziert der kleine ID
1 000 Begutachtungen und erscheint
zweimonatlich in Zettelform;
ein Sonderdienst ist die Auswahl von
Titeln speziell für Schulen (Primarstufe,
Sekundarstufe I und II), der aus dem Basis-ID gefiltert wird (rund 400 Titel).
Eine Fachstellenliste gibt es nicht
mehr; zukünftig jedoch wieder einen
Bib-Tipp-Dienst, der etwa 1 500 Titel
anzeigen wird und in enger Kooperation
mit den Fachstellen konzipiert ist. Mit
dieser Entwicklung einher ging eine weitere Ausdifferenzierung der Angebote.
Die Informationsdienste leisten nun:
eine exakte bibliografische Aufnahme
mit Leserannotation;
die Systematisierung nach ASB,
KAB, SSD, SfB;
die Vergabe von Interessenkreisen
und Schlagwörtern;
Besprechung von 8 bis 12 Zeilen;
–u
Als die Lektoratskooperation 1976
startete hatte man sich für ein Modell entschieden, das an die historisch
gewachsenen Strukturen im Bereich der
bibliothekarischen Marktsichtung und
Buchkritik bewusst anknüpfte. Partner
waren damals wie heute die ekz, der
DBV sowie der BIB (vormals VBB), die
arbeitsteilig agieren. Auf dem Leipziger
Kongress stellten Vertreter der drei Partner die jüngsten Entwicklungen vor.
.B
Die Lektoratskooperation
weitet ihre Dienste aus
von 1 bis 3
die Bezeichnung S, G, J und A (Auskunft)
sowie die Angabe, in welchem der
Informationsdienste der Titel ebenfalls
publiziert wird.
Das nun allerdings wirklich qualitativ
Neue an den derzeitigen Bibliothekarischen Diensten ist etwas anderes: Sie
sind viel stärker als in der Vergangenheit
Reservoir für die Generierung zusätzlicher ekz-Services. Um den »Kern« der
Lektoratsdienste gruppieren sich heute
eine Vielzahl von Diensten, von denen
hier nur einige genannt werden können:
Da sind einmal die rund 45 Standing Orders (auf ID-Basis), die es den Bibliotheken ermöglichen, ihren Bestandsaufbau
fein getunt auf die eigenen Bedürfnisse
und auf das gewünschte Profil in Teilen
outzusourcen – mit einer Fülle von Kombinationsmöglichkeiten.
Da sind zum anderen die rund 40 Aktionen auf Grundlage oder mit Bezug
zum ID, die es der ekz ermöglichen, Sonderaktionen, Specials, Saisonales, Themenpakete zu schnüren, den Bibliotheken attraktiv zu offerieren und aus dem
gleichmäßigen Strom der angezeigten
Titel herauszuheben.
Die Lektoratsdienste haben damit ihre
Funktionen gewandelt und entscheidend
ausgeweitet. Die gestuften Kernangebote sind natürlich immer noch ein zwar
in sich differenziertes, aber doch relativ
kompaktes Instrument für die Bibliotheken, um einen bibliothekarisch hochwertigen und effektiven Bestandsaufbau
realisieren zu können. Sie sind zudem
wesentliches Instrument der Erschließung und – vor allem dank der elektronischen Form – des Datenmanagements
der Bibliotheken.
Die Zusatzdienste, die auf den Kernangeboten fußen, ermöglichen den Bibliotheken darüber hinaus ein teilweise
profilgenaues Outsourcing des Bestandsaufbaus (Standing Orders) und sind damit noch stärker als früher ein Mittel des
effektiven Bibliotheksmanagements. Die
Aktionen wiederum sind für die Bibliotheken vor allem unter Marketinggesichtspunkten von Bedeutung, da mit
ihnen der Bestandsaufbau flexibilisiert
wird: Relativ kurzfristig können Impulse
des Medienmarktes aufgenommen und
im Bestand sichtbar gemacht werden.
e
den gestuften Anschaff ungsvermerk
Hilfe für den
Bestandsaufbau
Ergebnisse einer DBV-Umfrage
Im Sommer 2006 wurde ein Fragebogen
zur Lektoratskooperation an alle Biblio-
Management der Lektoratsdienste
Die Anforderung der Lektoratskooperation ist es, mit dem Lektoratsdienst
ein zuverlässiges Arbeitsmittel für den
Bestandsaufbau zu bieten. Verschiedene Prozesse beeinflussen den Lektoratsdienst. So geht es vorderhand um
die kontinuierliche Marktsichtung und
Identifizierung bibliotheksrelevanter Titel sowie um die gleichzeitige Aktualität,
die sich vor allem auf Medienereignisse
bezieht. Mit dem Projekt »Neues Lektoratsmanagementsystem« verbindet die
ekz die grundlegende Revision und Modernisierung der Software-Infrastruktur.
Als herausragende Einzelmaßnahmen
in diesem Rahmen seien stellvertretend
folgende Punkte schlaglichtartig hervorgehoben:
Transparenz: Wo befindet sich welcher Titel in welchem Stadium?
Optimierte, zuverlässige, Autorensoftware für Rezensenten zur Sicherung
von Qualität und Aktualität;
Datenanreicherungen mit Verlagsangaben, Coverabbildungen et cetera;
Vorbereitung des neuen Datenaustauschformats MARC21;
Kommentarfeld für Anmerkungen/
Reaktionen auf Rezensionen.
Aufgrund der begrenzten Zeichen, die
auf einem üblichen DIN A6 Zettel Platz
finden, werden in Zukunft nur noch über
einen elektronischen ID Zusatzinformationen abrufbar sein. Dessen ungeachtet,
wird es aber auch weiterhin den Print-ID
geben.
Heinz-Jürgen Lorenzen,
Haike Meinhardt,
Frank Seeger
| Lesesaal
Praxis
Wie man eine Bibliothek als
Marke positioniert
.B
–u
In Deutschland wird oft argumentiert, Bibliotheken hätten kein Geld
und es fehle das nötige Know-how für
die Konzeption und Umsetzung von
Markenstrategien. Auch die Abhängigkeit von den Trägerinstitutionen wird
häufig als Hürde für ein »BibliotheksBranding« genannt. Dieser Beitrag will
Interesse und Sensibilität für das Thema
wecken, Wert, Nutzen und Bedeutung
von Markenstrategien für Bibliotheken
verdeutlichen und Wege aufzeigen,
wie mit relativ geringem Aufwand und
etwas Kreativität die eigene Bibliothek
als Marke positioniert werden kann.
W
w
Technologisch und von der
Kompetenz her sind Bibliotheken
im 21. Jahrhundert bereits weitgehend angekommen, jedoch häufig
noch nicht mit ihrem Image.
w
ihrem Image. Dies belegt auch die breit
angelegte OCLC-Studie »Perceptions of
Libraries and Information Resources«
aus dem Jahr 2005: Mehr als zwei Drittel
aller Befragten assoziierten den Begriff
»Bibliothek« spontan zuallererst mit Büchern.
Auch wenn die Umfrageergebnisse
und ihre Übertragbarkeit auf Deutschland hier nicht diskutiert werden können,
so ist wohl unstrittig, dass Bücher nach
wie vor in den Augen der Öffentlichkeit
den Hauptaspekt der »Marke Bibliothek«
ausmachen. Bibliotheken werden noch
nicht in angemessenem Maße gleichgesetzt mit webbasierten Angeboten und
elektronischen Ressourcen. Ihr breites,
zeitgemäßes Aufgaben- und Angebotsspektrum sind in der Öffentlichkeit noch
wenig bekannt.
Hier schlummert ein großes, bisher
zumeist ungenutztes Potenzial. Denn
Wahrnehmung und Wertschätzung in
der Öffentlichkeit lassen sich gezielt beeinflussen. Bibliotheken besitzen häufig
kein eindeutiges, klar kommuniziertes
Profil. Gelingt es ihnen, eine »unverwechselbare Persönlichkeit« zu entwickeln, diese auch nach innen und außen
adäquat zu kommunizieren und sich in
allen Bereichen dementsprechend zu verhalten, können sie ihr Image aktiv mitbestimmen.
Die Bibliotheken und ihr Leistungsspektrum werden so zur attraktiven,
zeitgemäßen Marke, die ein Gütesiegel
darstellt und eine schnelle Orientierung
in der Vielfalt bildungs-, informationsund unterhaltungsorientierter Angebote
ermöglicht.
Die Positionierungsmöglichkeiten der
Bibliothek liegen dabei auf zwei Hauptebenen: Die Bibliothek ist einerseits ein
wichtiger sozialer Raum. Sie ist ein Ort
der Bildung und des Lesens, aber auch
der Freizeitgestaltung und der Kommunikation. Internet und elektronische Medien bergen die Gefahr der Vereinzelung
und der »Virtualisierung des Lebens«.
Hier bietet die Bibliothek einen Gegenpol, sie ist nach wie vor realer Treffpunkt,
Ort der Gemeinschaft und des direkten
gegenseitigen Austausches, der Face-toFace-Kommunikation.
Andererseits treten die Funktionalitäten und Angebote der Bibliothek immer stärker aus ihrer Ortsgebundenheit
heraus. Bibliotheken haben ihr Angebot
bereits an die neuen technischen und
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
angepasst; zahlreiche bibliothekarische
Dienstleistungen stehen den Kunden via
Internet dezentral von zu Hause aus zur
e
Milka, Cola, Tempo
– Subito!
elche Vorstellungsbilder, Eigenschaften und Kompetenzen verbinden Sie mit den Namen »Boris Becker«, »Marilyn Monroe«,
»Albert Einstein« und »Angela Merkel«?
Welche Markennamen und Logos fallen
Ihnen bei den Begriffen »Papiertaschentuch«, »Aktenordner« und »koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk« sofort ein?
Menschen, Produkte und Dienstleistungen werden von ihrem Umfeld mit
bestimmten Assoziationen belegt, in eine
Schublade gesteckt und damit positioniert. Wird ihr Name mit besonderen
Eigenschaften, Leistungen oder Qualitätsmerkmalen in Verbindung gebracht,
so werden sie zur Marke. Wir alle orientieren uns in unserer Umwelt anhand
solcher Images und Vorstellungsbilder.
Dies gilt auch für Bibliotheken: Die
Kunden und (Noch-)Nicht-Kunden, Politiker, (potenzielle) Sponsoren, Förderer
und andere Bezugsgruppen verbinden
mit ihnen und ihren Dienstleistungen
bestimmte Bilder und Vorstellungen.
In vielen Fällen ist dieses Image in der
Öffentlichkeit jedoch sehr diff us beziehungsweise entspricht nicht den tatsächlichen Gegebenheiten und dem Selbstverständnis der Bibliothek.
In weiten Kreisen der Bevölkerung
gelten Bibliotheken nach wie vor als altmodisch und verstaubt. Oft bestehen
.d
Elke Bernsee
–B
374
BuB
w
374
Schwellenängste, die »heiligen Hallen«
der Bücher zu betreten. Gerade in Zeiten
von Google und Wikipedia, die jedem
den kompletten Zugang zum Universum
der Information und des Wissens vorgaukeln, erscheinen reale Bibliotheken
häufig als überholt und unzeitgemäß.
In der breiten Öffentlichkeit weniger
bekannt ist ihr Wandel zu innovativen
Dienstleistungszentren der Auswahl,
Bewertung und Bereitstellung von – in
verstärktem Maße auch digitaler – Information. Der sich andeutende Paradigmenwechsel zur »Bibliothek 2.0«, der
bereits in der Fachwelt diskutiert wird,
verspricht spannende Perspektiven für
die Zukunft.
Technologisch und von der Kompetenz her sind Bibliotheken im 21.
Jahrhundert bereits weitgehend angekommen, jedoch häufig noch nicht mit
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Lesesaal | BuB
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Praxis
Besonderheiten und Prämissen
.B
Du bist echt ’ne Marke! Beim Branding kommt es aufs Gesamtkonzept an – Farbgestaltung,
Typografie, Botschaft und Inhalt sollen zusammenpassen.
(Foto: Kraftfoods)
zu beachten: Maßgeblich ist immer die
Kundenperspektive, das heißt die Marke
Bibliothek wird geprägt durch das Bibliotheks-Image aus Sicht ihrer Bezugsgruppen.
Dienstleistungen sind das Kerngeschäft von Bibliotheken. Dienstleistungen sind immateriell, sie entstehen erst
durch ihre Nutzung und sind abhängig
von der Beteiligung des Nachfragers, daher wenig standardisierbar. Auch kann
ihre Kennzeichnung als Marke unter
Umständen ein Problem darstellen. Der
Nutzer ist in den Entstehungsprozess
der Dienstleistung eingebunden. Dies
bringt auch mit sich, dass die Bewertung
der Qualität von Dienstleistungen häufig subjektiv und von der Erwartungshaltung des Nutzers abhängig ist. Die
Dienstleistung wird häufig als selbstverständlich hingenommen beziehungsweise ihr tatsächlicher Wert wird nicht
erkannt und muss den Kunden und der
w
w
w
BuB | 59 (2007) 05
e
–B
Einige wichtige Aspekte sind beim
ganzheitlichen Branding unbedingt
Kommerzielle Information Consultants sowie Internet-Suchmaschinen,
Online-Angebote und Web-2.0Anwendungen markieren das
Umfeld und den wachsenden
Wettbewerb für Bibliotheken.
spielsweise Google, Amazon, Wikipedia,
»del.icio.us«, flickr und YouTube zu nennen. Die Herausforderung für Bibliotheken besteht darin, in diesem Umfeld ihre
»Marktnische« zu finden, auszubauen
und zu vermitteln.
Markenname und Markenzeichen
sind die augenfälligsten äußerlichen
Merkmale, mit denen ein Markenimage
transportiert wird. Jedoch reicht es nicht
aus, der Bibliothek einen eindeutigen
Namen, ein einprägsames Logo und
eventuell noch einen attraktiven »Claim«
zu geben. Gefragt ist ein ganzheitlicher
Markenansatz, der als verbindlicher
Orientierungsrahmen quer zum gesamten Bibliotheksmanagement angesiedelt
ist und alle internen und externen Dimensionen und Rahmenbedingungen
der Markenidentität berücksichtigt. Dabei werden klassische Corporate-Identity- und Branding-Strategien integriert.
Corporate Identity meint die Einheit
von Verhalten (Corporate Behaviour),
Erscheinungsbild (Corporate Design)
und Kommunikation (Corporate Communication) mit dem formulierten Leitbild, den Strategien und Zielsetzungen
Öffentlichkeit erst kommuniziert werden.
Image, Identität und Kundenzufriedenheit hängen eng zusammen. Grundvoraussetzungen für eine Etablierung der
Bibliothek als Marke sind die Kundenzufriedenheit und damit die stets gute
Qualität der bibliothekarischen Dienstleistungen. Leistungsversprechen und
die Qualität der tatsächlich erbrachten
Leistung müssen übereinstimmen, denn
jedes Versprechen, das nicht eingehalten
wird, führt zu Vertrauensverslust und
damit zu einem schlechten Image.
Die Mitarbeiter stellen das direkte
Bindeglied zwischen der Bibliothek und
.d
der Bibliothek. Klassisches Branding
konzentriert sich vor allem auf die Eckpunkte Markenname, Markenzeichen,
Markensprache (Brand Wording) und
Gestaltung des Angebots. Betont wird
dabei insbesondere die Unverwechselbarkeit und Einzigartigkeit der Marke
im Sinne eines Alleinstellungsmerkmals
gegenüber dem Wettbewerb sowie der
emotionale Markenaspekt, das heißt die
»Aura« oder »Seele« der Marke.
–u
Verfügung. Bibliotheken müssen sich
dementsprechend auch nach außen hin
als kompetente Dienstleister im Informations- und Bildungssektor, als zeitgemäße Institutionen des professionellen Informations- und Wissensmanagements
positionieren.
Auf diesen beiden Ebenen ist auch das
Umfeld der Bibliotheken beim Wettbewerb um Finanzierung und Kunden
angesiedelt. Der Markt, auf dem sich
Bibliotheken bewegen ist unter anderem
abgesteckt durch andere Bibliotheken,
Kulturinstitutionen, Freizeitstätten und
Medienanbieter. Auch große Buchläden
laden durch ihr Angebot von Leseecken,
Cafés und Arbeitstischen zum Verweilen
ein und veranstalten regelmäßig Lesungen und Diskussionsabende.
Kommerzielle Information Consultants sowie Internet-Suchmaschinen,
Online-Angebote und Web-2.0-Anwendungen markieren auf der anderen Seite
das Umfeld und den wachsenden Wettbewerb für Bibliotheken. Hier sind bei-
ihren Kunden dar. Der Kundenkontakt
nimmt daher eine Schlüsselrolle beim
ganzheitlichen Bibliotheksbranding ein.
Die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie und ihrer Anwendungen, auch in
Richtung Web 2.0, stellt Bibliotheken
vor große Herausforderungen. Um auch
in Zukunft marktfähig und als Marke
attraktiv zu bleiben sind Bibliotheken
gefordert, die Marktentwicklung stets im
Auge zu behalten, Trends frühzeitig zu
erkennen und – wo es sinnvoll erscheint
– für sich zu nutzen.
Gleichzeitig bieten RSS, Weblogs,
Podcasts und andere technische Anwendungen die Chance, ein aktiver Teil
neuer sozialer Netzwerke zu werden und
ihre Bezugsgruppen »passgenau« anzusprechen.
Markenbildung braucht Beständigkeit
und Ausdauer; es ist daher kein kurzfristig zu erreichendes Ziel. Der Markenma-
| Lesesaal
Praxis
ses Modell möglicher Markenstrategien
als eine Art Zwiebel mit konzentrischen
Ringen, so stehen im Kern einzelne Leistungen oder Dienste einer Bibliothek,
beziehungsweise eigenständige Themenbibliotheken. Da der Bezugsrahmen hier
eng auf die spezifische Leistung beziehungsweise auf ein Themengebiet eingegrenzt ist, ermöglicht das Branding auf
die Strategie, Bibliotheken und ihre
Leistungen als Teil einer übergeordneten Dachmarke zu integrieren.
Beispiele aus der Praxis
Die Job-Karriere-Bibliothek Bochum, die
Familienbibliothek Bochum, die Reisebibliothek Dresden und die »medien@age«
Dresden gingen als Themenbibliotheken aus einem Projekt der Bertelsmann
Stiftung mit der Stadtbücherei Bochum
und den Städtischen Bibliotheken Dresden hervor. Diese Zweigstellen wurden
innerhalb ihres jeweils übergeordneten
kommunalen Bibliothekssystems erfolgreich als Marke positioniert. Dies gelang
unter anderem durch:
den Aufbau eines eng auf die jeweiligen Themen beziehungsweise Zielgruppen individuell zugeschnittenen
Informations- und Dienstleistungsangebotes,
eine kundenorientierte Medienpräsentation,
den Aufbau mobiler und digitaler
Dienste (attraktive Website, SMSService, elektronische Newsletter und
Kundenmagazine),
die Kooperation mit externen Partnern,
die kommunikative Vermarktung als
»Marke« mit einer individuellen Corporate Identity, einem eigenständigen
Corporate Design und aktiver kontinuierlicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Auch die Stadtbücherei Würzburg hat
sich in den letzten Jahren durch konsequente Kundenorientierung, einen
ganzheitlichen Marketingansatz und
umfangreiche, aufeinander abgestimmte
Kommunikationsmaßnahmen erfolgreich als Marke etabliert. Die Münchner
–u
–B
.d
nagementprozess lässt sich vielmehr als
ein Regelkreis begreifen, der kontinuierlich durchgeführt werden muss und
dynamisch auf die Veränderungen im
Umfeld reagiert.
Hauptschritte dieses Regelkreises sind:
eine umfassende Ist-Analyse der
Ausgangssituation unter Berücksichtigung des gesamten Umfeldes (Er-
e
376
BuB
dieser Ebene auch eine eng gefasste Positionierung und Differenzierung.
Je weiter der Bezugsrahmen gefasst
wird, desto weniger liegt der Schwerpunkt der Markenführung auf der Abgrenzung gegenüber dem Wettbewerb.
Andere Zielsetzungen und Aspekte rücken in den Vordergrund, wie die Marke als Gütesiegel und Qualitätsmerkmal
oder – noch allgemeiner – die Steigerung
der Bekanntheit und Attraktivität von
Bibliotheken und ihrem Angebot durch
das Branding.
Mit zunehmender Entfernung vom
Kern ergeben sich daraus für die »Markenzwiebel« folgende weitere Schichten:
die Etablierung einer gesamten Bibliothek als Marke,
die Profilierung einer bibliothekarischen Dienstleistung in Kooperation
mehrerer Bibliotheken als Marke,
bibliothekarische Verbünde oder Verbände beziehungsweise die gesamte
Institution Bibliothek als Marke,
w
w
mittlung und Bewertung der eigenen
Stärken und Schwächen, Chancen
und Risiken am Markt),
die Festlegung präziser, messbarer
Markenziele, die Konkretisierung der
Zielgruppen und des Bezugsrahmens
der Markenstrategie, die Soll-Positionierung (etwa in Form eines Leitbildes),
die Ableitung von Instrumenten und
die Gestaltung der einzelnen Maßnahmen
sowie die Umsetzung und schließlich
die Erfolgskontrolle.
Markenpolitische Maßnahmen umfassen dabei das ganze Spektrum formeller
und informeller Marketing- und Kommunikationsinstrumentarien.1
.B
Die E-Lern-Bar der Zentral- und Landesbibliothek Berlin kann als Marke durchgehen: Namensgebung, Gestaltung und Angebot sind aufeinander abgestimmt.
(Foto: ZLB)
w
376
Markenstrategien für Bibliotheken
Bibliotheken lassen sich mit unterschiedlich weit gefassten Bezugsrahmen als
Marken aufbauen. Betrachtet man die-
1 Zum theoretischen Rahmen des ganzheitlichen Bibliotheks-Brandings vgl.: Elke
Bernsee: Bibliothek als Marke – Chancen
und Problemfelder des identitätsorientierten Markenmanagements. Berlin: Institut
für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin,
2006. (Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft; 176)
2 Eine ausführliche Darstellung des ganzheitlichen Markenmanagements, inklusive detaillierter Checklisten zu diesen Identitätsdimensionen, bietet der Artikel: Elke Bernsee: »Bibliothek als Marke – Branding«. In:
Hans-Christoph Hobohm, Konrad Umlauf
(Hrsg): Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen.
15. Ergänzungslieferung. Hamburg: Verlag
Dashöfer 2006.
BuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
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Praxis
w
w
BuB | 59 (2007) 05
Gestaltung und Umsetzung
einer Markenstrategie
e
Dreh- und Angelpunkt des ganzheitlichen Markenmanagements bilden die
eigene Positionierung und der Aufbau
eines eigenständigen Markenprofils auf
Basis der Markenidentität. Die Markenidentität setzt sich zusammen aus sechs
Dimensionen, die sich gegenseitig überschneiden und in Wechselwirkungen
miteinander stehen. Anhand der folgenden Dimensionen lassen sich alle wichtigen Aspekte der Identität einer Bibliothek erfassen und vermitteln:
Kultur,
Verhalten,
Produkte, (Dienst-)Leistungen, allgemeine Rahmenbedingungen und
Ressourcen,
Märkte und Kunden,
Design,
Kommunikation.
Zu Beginn jeder markenpolitischen
Überlegungen steht zunächst eine möglichst umfangreiche Analyse der Ist-Situation anhand dieser Kategorien. Auch
alle Maßnahmen, die im Zuge der Markenstrategie entwickelt und umgesetzt
werden, bewegen sich im Rahmen dieser
Identitätsdimensionen.2
Bei der Gestaltung und Umsetzung jeder Markenstrategie sind unter anderem
folgende weitere Schritte zu berücksichtigen: Auf der Grundlage der Ist-Analyse
und der Soll-Positionierung ist zunächst
ein Markenleitbild zu entwickeln. In
knapper, präziser Form werden hier die
.B
–u
–B
.d
Leseförderung und die Steigerung der
Wahrnehmung und Attraktivität von
Bibliotheken.
Solche Dachmarkenkampagnen können allgemein »Lust auf Bibliothek« machen, den Bibliotheken ein Gütesiegel
aufprägen und ihr angestaubtes Image
modernisieren. Gleichzeitig müssen
diese Kampagnen den einzelnen Bibliotheken aber auch Freiräume bieten, ihr
individuelles Profil zu entwickeln und zu
kommunizieren.
Auch die Kampagne »Berlin liest!« war
im Jahr 2005 als Dachmarke geplant für
die vielfältigen Aktivitäten rund um das
Thema Lesen in Berlin. Beteiligt waren
unter anderem nicht nur die Zentral- und
Landesbibliothek Berlin, sondern auch
Buchhandlungen, die Literaturhäuser
der Stadt, die großen Festivals, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels
mit dem Landesverband Berlin-Brandenburg sowie die Senatsverwaltung für
Bildung, Jugend und Sport. Die Kampagne wurde mit einem – vor allem farblich
– sehr aufmerksamkeitsstarken Corporate Design gestartet. Leider erwies sich jedoch die Hürde für die Finanzierung der
Kampagne über das Jahr 2005 hinaus als
zu hoch; sie konnte sich langfristig nicht
etablieren.
Wenn sich Bibliotheken an solchen
Dachmarken-Kampagnen beteiligen,
ist unbedingt darauf zu achten, dass die
Ziele, Zielgruppen und der Markenstil
der Dachmarkenkampagne nicht im Widerspruch zur Positionierung und Identität der eigenen Institution stehen.
w
Stadtbibliothek unternimmt mit ihrem
Leitbild, ihrem Angebotsspektrum, ihrem Corporate Design und einem ansprechenden Webauftritt ebenfalls wichtige Schritte in diese Richtung.
Hier kann nicht auf die aktuelle Diskussion zum Urheberrecht und auf den
»Dauerstreitfall Subito« eingegangen
werden. Unbestritten ist, dass sich »Subito« mit seiner Philosophie »Die Literatur soll zur rechten Zeit am rechten Ort
sein!« als Markenname für einen kooperativen Dokumentlieferdienst wissenschaftlicher Bibliotheken etabliert hat.
Die im April 2001 gestartete amerikanische Kampagne »@YourLibrary«
verfolgt das Hauptziel, das Image der
Bibliotheken gemäß den Anforderungen
des 21. Jahrhunderts zu modernisieren.
Im Rahmen der erfolgreichen nationalen
Kampagne wird den Bibliotheken eine
Vielzahl an Werkzeugen und Ideen für
die Öffentlichkeitsarbeit angeboten. Unter anderem steht ihnen ein registriertes
Markenzeichen zur Verfügung, mit dem
sie ihr jeweiliges Leistungsangebot einheitlich kennzeichnen können. Durch
diese übergeordnete, aufeinander abgestimmte Kampagne werden Ressourcenbündelung und Synergieeffekte erzielt.
Überregionale und nationale Imagekampagnen gibt es auch in Deutschland
(etwa eine Serie von Plakat- und Postkartenmotiven, die den Bibliotheken
auf der BID-Site zur eigenen Nutzung
zur Verfügung gestellt werden) und in
Österreich (»Österreich liest. Treffpunkt
Bibliothek«). Ihre Ziele sind vor allem die
| Lesesaal
Praxis
–u
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.d
e
378
BuB
Maßnahmenkatalog entwickelt werden,
der den gesamten Marketing-Mix berücksichtigt (Leistungsangebot, Verfügbarkeit des Angebots und Konditionen
der Zugänglichkeit, Kommunikation
nach innen und außen).
Häufig wird Markenführung gleichgesetzt mit einem einheitlichen Corporate Design; Marken sind jedoch weit
mehr. Starke Marken entfalten eine
Persönlichkeit, die über alle Sinne wahrgenommen wird und ihren Charakter
insbesondere auf der emotionalen Ebene zum Ausdruck bringt. Dementsprechend sollte der Maßnahmenkatalog so
gestaltet sein, dass möglichst viele Sinne
einbezogen werden und auch der Erlebnisaspekt nicht zu kurz kommt. Veranstaltungen und Ausstellungen bieten sich
dafür an.
Marken erreichen ihre Wirkung durch
den Wiedererkennungseffekt. Grundvoraussetzung ist deshalb ein individueller
Stil und eine einheitliche Tonalität der
Ansprache, die sich durch alle markenpolitischen Instrumente und Maßnahmen zieht.
w
w
grundlegenden Markenwerte festgelegt,
und es wird möglichst ein Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet. Hierzu
werden der Auftrag der Marke Bibliothek (Mission), also Tätigkeitsbereiche,
Kernkompetenzen, und Nutzen der Bibliothek für die Bezugsgruppen festgelegt
und die Zukunft der Marke (Vision) definiert.
Je nach Bezugsrahmen der angestrebten Markenstrategie kann dies auf unterschiedlichen Ebenen geschehen, zum
Beispiel als spezifisches Leitbild für eine
einzelne Bibliothek oder als übergeordneter Richtungsweiser für die Institution Bibliothek. Ohne die Diskussion an
dieser Stelle vertiefen zu können, müssen
sich Bibliotheken auch in diesem Rahmen die Frage stellen: Was haben die
Bibliothek und das gesamte Bibliothekswesen angesichts der neuen Entwicklungen von Google, anderen Suchmaschinen und von Web 2.0-Anwendungen zu
bieten und welche Strategien haben sie
für die Zukunft?
Darauf aufbauend kann dann ein
umfassender, aufeinander abgestimmter
.B
Eine Gefühlssache? Ja, aber messerscharf kalkuliert. Dieses Plakat verspricht Hipness, Lust, Jugend und Spaß in Form, Farbe und Text.
Foto: Coca-Cola Company
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378
Ein gutes Hilfsmittel zur Entwicklung
von Maßnahmen ist es, sich zu überlegen,
wann, wo und wie die Bibliothek in Kontakt zu ihren verschiedenen Bezugsgruppen tritt und an welchen Punkten sie mit
aufeinander abgestimmten markenpolitischen Maßnahmen aktiv werden kann.
Diese Punkte sollten zu Kontakt- und
Erlebnisketten verknüpft werden. So lassen sich eine stabile Kundenbindung und
eine ganzheitliche Markenbildung »mit
allen Sinnen« erreichen. Folgende Auflistung kann als Anhaltspunkt und Ideengeber für mögliche Anknüpfungspunkte
von Maßnahmen dienen:
Gestaltung des Bibliotheksbaus und
Ausstattung der Bibliothek, Parkmöglichkeiten, Außenfassade, Innenraumgestaltung, Arbeitsplätze, Cafeteria und so
weiter,
Kleidung der MitarbeiterInnen,
Zugänglichkeit zu den Medien und
Aufstellungssystematik,
Art und Umfang von Sonderveranstaltungen, Events, Kursen und Ausstellungen,
Einbindung in Netzwerke, KontinuBuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
379 379
Praxis
w
w
BuB | 59 (2007) 05
e
gelingen, im wahrsten Sinne des Wortes
»ins Bild« der Öffentlichkeit zu rücken
und zur »Marke« zu werden.
Alle Elemente des Corporate Designs,
wie zum Beispiel Farben, Schriften, Logo
und Gestaltungsraster, sollten so aufeinander abgestimmt werden, dass sie in ihrer Anmutung und Tonalität dem Markenstil der Bibliothek entsprechen, dabei
auch den Zeitgeist und die Sehgewohnheiten der Zielgruppen berücksichtigen.
Logos sollten überdies einfach, prägnant und leicht zu merken sein. Auch
müssen sie bestimmten technischen
Anforderungen genügen, das heißt sie
sollten skalierbar, in kleinen und großen Formaten gut erkennbar und für
den Schwarz-Weiß-Druck geeignet sein.
Die Entwicklung eines guten Corporate
Designs erfordert nicht nur Kreativität,
sondern auch eine Menge Erfahrung
und sollte, wenn möglich, in professionelle Hände gegeben werden. Wenn das
Budget dies nicht zulässt, bietet sich eine
Zusammenarbeit mit Grafik-DesignStudiengängen in Fachhochschulen und
Akademien an.
Markenzeichen werden unterteilt in
Bildmarken, wie zum Beispiel das Logo
der Berliner Öffentlichen Bibliotheken
oder der Reisebibliothek Dresden und
in Wort-Bildmarken, wie zum Beispiel
das Logo des Wissenschaftsportals »b2i«,
und, drittens, in reine Wortmarken, wie
etwa das Logo der »Virtuellen Fachbibliothek Gegenwartskunst«.
In zahlreichen Bibliothekslogos erscheint das Motiv »Buch« in den unter-
.d
Elke Bernsee ist
Kommunikationswirtin, Kunsthistorikerin und
hat einen Master
of Arts in Library and Information Science. Von
1996 bis 2001 war
sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an
der Universität der Künste Berlin, seit
2006 arbeitet sie mit beim Aufbau des
Wissenschaftsportals »b2i« – Bibliotheks-, Buch- und Informationswissenschaften. – Kontakt: [email protected]
–B
Wichtige Elemente des Markendesigns
.B
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Jeder Mensch hat seinen Namen, und
Marken besitzen ihr unverwechselbares
Markenzeichen. Es steht stellvertretend
für die Marke selbst und visualisiert deren Identität, Einzigartigkeit und Qualität. Neben dem Markennamen, den
Markenfarben und der Markenschrift,
das heißt der Typografie, ist das Logo das
eigentliche Marken-»Zeichen«.
Für Bibliotheken stellt die Markierung
ihrer Dienstleistungen eine besondere
Herausforderung dar, die einige kreative
Ideen erfordert. Denn nur, wenn die Bibliothek möglichst vielfältig und häufig in
ihrem Umfeld sichtbar wird, wenn alle
ihre Angebote und Leistungen buchstäblich »auf den ersten Blick« der Bibliothek
zugeordnet werden können, kann es ihr
w
ität und Intensität der Zusammenarbeit
mit Sponsoren, Förderern, anderen Bildungs-, Freizeit- und Kultureinrichtungen, Buchhandlungen und so weiter,
Abwicklung des Beschwerdemanagements,
Bearbeitung von telefonischen und
E-Mail-Anfragen,
Individuelles Verhalten der Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt,
Telefongruß,
Kontaktpflege mit Medienvertretern,
Öffnungszeiten,
Preispolitik, Kosten etwa für Leserausweis, Überschreitung der Leihfristen
und gesonderte Dienstleistungen,
Medienbestand, Datenbanken, elektronische Medien und so weiter,
Benutzerschulungen vor Ort,
Individuell personalisierte Dienste
wie zum Beispiel Information über Neuerwerbungen per SMS, E-Mail,
Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter,
Website,
Formale und informelle interne Kommunikationsmaßnahmen (regelmäßige
Besprechungen, Intranet, Schwarzes
Brett, Verhaltenskodex und so weiter),
Formale und informelle externe
Kommunikationsmaßnahmen wie zum
Beispiel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, klassische Werbung, Giveaways,
Einbindung von Web-2.0-Anwendungen, Leitsystem vor Ort,
Corporate Design wie Logo, Hausfarben und -schriften, Corporate Wording,
Webdesign.
| Lesesaal
Praxis
w
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Beantwortung von Anfragen und ein
aktives, professionelles Beschwerdemanagement. Auf der Website ist diese persönliche Komponente möglich – etwa
durch Kurzportraits aller Bibliotheksmitarbeiter und (monatlich wechselnde)
Buchempfehlungen der Mitarbeiter.
Als ein wichtiges Instrument zur Etablierung als Marke sollte die Bibliothek
auch versuchen, möglichst häufig redaktionelle Beiträge über sich und ihre
Arbeit in den Medien zu lancieren. Als
Themen bieten sich etwa besondere Neuerwerbungen, Veranstaltungen und Ausstellungen, aber auch Erfolgsgeschichten
von Bibliothekskunden und Interviews
mit Bibliotheksmitarbeitern an.
.d
Insbesondere wenn es für eine Bibliothek nicht möglich ist, einen eigenen
Markennamen zu kreieren, bietet sich
ein solcher Slogan zur individuellen Positionierung an. Die Cuyahoga County
Public Library wirbt beispielsweise mit
dem Claim: »browsing is just the beginning« und die Westerville Public Library
mit »delivering the future«.3
Identität erfordert eine klare und
eindeutige Sprache. Das gesamte Kommunikationsmaterial der Bibliothek
sollte deshalb im Sinne des einheitlichen
Markenstils verfasst sein. Alle Texte sollten den angestrebten Markencharakter
widerspiegeln. Auch beim Brand Wording sind Durchhaltevermögen und eine
langfristige Strategie gefragt.
Dabei sind zunächst die Fragen zu
beantworten: Welcher Sprachstil transportiert die Markenbotschaft optimal;
ist eher ein nüchterner, ein konservativer,
ein erlebnisreicher oder ein emotionaler
Sprachstil geeignet? Können bibliothe-
Fazit
–B
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Als ein wichtiges Instrument zur
Etablierung als Marke sollte die
Bibliothek auch versuchen, möglichst
häufig redaktionelle Beiträge über
sich und ihre Arbeit in den Medien
zu lancieren.
karische Fachbegriffe verwendet werden
beziehungsweise müssen diese erst erklärt werden, oder sollte eine möglichst
einfache Sprache gewählt werden?
Die Mitarbeiter der Bibliothek stellen auf allen Ebenen den direkten Kontakt zwischen der Bibliothek und ihren
Bezugsgruppen her, bilden also das
menschliche »Gesicht« und die Verkörperung der Marke Bibliothek. Gerade
die persönliche zwischenmenschliche
Komponente wirkt im Dienstleistungsmarketing besonders Image prägend.
Zahlreichen Studien zufolge berichten
zufriedene Kunden drei weiteren Personen von ihren positiven Erfahrungen,
unzufriedene Kunden erzählen ihre negativen Erfahrungen durchschnittlich
zwölfmal weiter.
Ein ganzheitliches Bibliotheks-Branding sollte in ihrer internen und externen Kommunikation diesem Aspekt der
Kundenzufriedenheit und der Kundenbindung besondere Bedeutung beimessen. Grundanforderungen an die Mitarbeiter sind neben der fachlichen Kompetenz eine gepflegte äußere Erscheinung
und Freundlichkeit. In dieses Spektrum
gehören auch die möglichst umgehende
w
schiedlichsten Variationen und Abstraktionsgraden. Dies wird häufig kritisiert,
denn Logos sollten Klischees möglichst
vermeiden und das Image von Bibliotheken soll ja gerade über das Buch hinaus
erweitert werden. Andererseits ist das
Buch nach wie vor der Begriff, der am
meisten mit Bibliothek und Bildung assoziiert wird und für »Information« existiert keine so klare und eindeutige visuelle Entsprechung.
Bücher lassen sich sehr gut abstrahieren, sind prägnant und schnell zu erkennen. Wenn also mit dem Buch als LogoMotiv gearbeitet wird, ist zumindest eine
originelle und von der Norm abweichende Darstellung zu suchen.
Selbst wenn die Bibliothek eng an ihre
Trägerinstitution gekoppelt ist und kein
eigenes Logo beziehungsweise Corporate
Design hat, so sollten doch zumindest
alle Leistungen, alle Briefe, E-Mails und
so weiter eindeutig gekennzeichnet sein,
zum Beispiel mit einem Vermerk beziehungsweise Stempel »aus Ihrer Bibliothek« oder einem »Claim«, der den Nutzen der Bibliothek hervorhebt. Denkbar
ist auch, dass die Bibliothek zwar das
Corporate Design ihrer Trägerorganisation übernimmt, aber ein eigenes Farbkonzept erhält.
Der Name einer Bibliothek steht in
der Regel fest und ist meistens auch nicht
besonders originell. Zum Erfolg einer
Marke trägt jedoch häufig auch ein individueller, leicht zu merkender und für positive Konnotationen offener Name bei.
Bibliotheken, die sich als Marke positionieren möchten, sollten deshalb darüber
nachdenken, ob sie eventuell zusätzlich
zu ihrer offiziellen Bezeichnung einen eigenen Markennamen kreieren – etwa für
einzelne ihrer Dienstleistungen wie der
»E-LernBar« der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB). Gerade für Virtuelle
Fachbibliotheken bietet sich die Markenbildung auch mit einem eigenständigen
Namen an. »Savifa«, die Virtuelle Fachbibliothek Südasien, ist hier ein Beispiel.
Auch ein Slogan beziehungsweise
»Claim«, der die wichtigste Kernaussage
der eigenen Positionierung enthält, ist
ein wirkungsvolles Element des Brandings. Als Zusatz zum (Marken-)Namen
kann die Bibliothek hier ihre wichtigste
Kernkompetenz knapp und präzise in
den Köpfen der Menschen verankern.
Voraussetzung ist aber, dass dieser Slogan häufig eingesetzt und über einen
langen Zeitraum genutzt wird. Ein guter
Slogan wird auch nach Jahrzehnten noch
erinnert; wer verbindet mit »er läuft und
läuft und läuft« nicht den VW Käfer?
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Es gibt kein allgemein gültiges Rezept
für die Etablierung der Bibliothek als
Marke. Jede Bibliothek ist gefordert,
ihren individuellen Weg zu finden und
konsequent zu gehen. Viele Ansatzpunkte und Branding-Maßnahmen konnten
hier nicht dargestellt oder nur kurz angerissen werden. Dennoch wurde hoffentlich deutlich: Bibliotheken können
es sich in Zukunft nicht leisten, eine
Mentalität nach dem Motto »Bis jetzt
ging alles gut, wir brauchen keine Veränderung« zu verfolgen. Denn sie brauchen ein zeitgemäßes Image und mehr
Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit,
um auch in Zukunft ihre vielfältigen
Aufgaben erfüllen zu können und im
Kampf um Finanzierung und Erhalt zu
bestehen.
»Ganzheitliches
Markenmanagement«, dieser umfassende Ansatz kann
zunächst vielleicht sogar abschreckend
wirken. Dies war aber nicht meine Absicht; ich plädiere lediglich dafür, beim
Markenmanagement möglichst strategisch und umfassend vorzugehen. Mit
kreativen Ideen kann auch ohne großen
finanziellen Aufwand und in kleinen
Schritten eine wirksame Markenstrategie realisiert werden.
3 Siehe dazu auch die Webseiten der beiden
Bibliotheken unter www.cuyahogalibrary.
org und unter www.westervillelibrary.org
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Wie er dazu kam, Bibliotheksnutzer zu
werden, weiß Otto-Rudolf Rothbart
nicht mehr so recht, »wahrscheinlich so,
wie man im Rahmen einer Schüleraktion
zu einem Sparbuch kam«. Warum er als
kleiner Junge, es muss um das Jahr 1940
herum gewesen sein, als »Bücherjunge«
in der Stadtbibliothek Stralsund anheuerte, auch daran kann sich der Bibliothekar und ehemalige Bibliothekarische
Direktor der ekz nicht mehr so genau
erinnern. Doch wie aufregend es sich
anfühlte, in die Tiefen des Büchermagazins einzutauchen, in das kein Leser
hineingelangte, und dass alle Bücherjungen die hübsche Ausleihbibliothekarin
verehrten, darauf besinnt er sich gut. Im
folgenden, autobiografisch gefärbten
Bericht skizziert Otto-Rudolf Rothbart
auch einige frühe bibliothekarische
Losungen, wie etwa »Wissen ist Macht«,
schildert die Anfänge der Bücherhallenbewegung und gibt einen Überblick
über die unterschiedlichen Denkrichtungen und Bibliothekskonzepte im Laufe
der Zeit.
–B
Der Bibliothekar Otto-Rudolf
Rothbart beschreibt seine ersten
Berufserfahrungen in Stralsund
um 1940
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Erinnerungen eines
Bücherjungen
ücherjungen nannten sie sich, bis
lange nach dem Krieg, wo es dann
auch »Büchermädchen« sein konnten. Es waren jene flinkfüßigen Helfer
in Bibliotheken, die sich als Schüler gerne nebenher ein Taschengeld verdienen
mochten, indem sie die von den Bibliothekaren empfohlenen Bücher der damals
Volksbüchereien genannten Bildungseinrichtungen aus den abgründigen
Magazinen ans Tageslicht beförderten.
Dass der Bibliotheksbenutzer selber,
wie heute selbstverständlich, in den Regalen suchen durfte (wenn auch nur, um
eventuell alles um- und umzudrehen)
– um Gottes willen! – das war damals
jenseits aller volksbibliothekarischen
Vorstellungen. Man wollte den Leser
schließlich »beraten« oder gar volksbildnerisch »fördern«. Es war auch zumeist
jenseits aller räumlichen Möglichkeiten
– wie es noch bis eben ansatzweise in der
Stadtbücherei meiner Jugendjahre zu
studieren war.
Der Bibliothekar packte deshalb die
sogenannten Buchkarten der ausgewählten Bücher an der Beratungstheke in das
»Leseheft«, in dem der Leser getreulich
anmerken sollte, was ihm wie und warum gefallen hatte; und als Bücherjunge
sauste man los, um das gewünschte (oder
anempfohlene oder gar oktroyierte) Objekt herbeizuschaffen.
Was so einfältig klingt, war es mitnichten: Die Bücherberge waren nämlich
rationell nicht nur nach Größengruppen,
sondern auch noch nach der erwarteten
Benutzungshäufigkeit sortiert – in meiner Bücherei gab es daraufhin zwölf verschiedene Standortmöglichkeiten, und
es gab natürlich Zweit- und Drittstücke
einzelner Titel.
Noch heute spüre ich den Schauer
ehrfürchtigen Staunens angesichts der
getürmten Weisheit, der beklemmend
zunahm, je tiefer oder weiter man gezwungen war, ins Magazin einzudringen: Je weiter hinten (oder tiefer), je edler
waren offensichtlich die Titel. Ganz zu
hinterst jedenfalls, dort wo schon der
Staub in den Lichtbahnen flimmerte wie
in Kathedralen, leuchteten von den Rücken die Namen der Klassiker in Goldbuchstaben.
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Otto-Rudolf Rothbart
Die »zwölfgeteilte«
Stralsunder Volksbücherei
Eine der fortschrittlichsten Ideen neuerer Bibliotheksprogrammatik nannte
sich Dreigeteilte Bibliothek; die brave
Volksbücherei meiner Bücherjungenzeit
war daran gemessen schon zwölfgeteilt!
Als kleiner Junge von etwa zwölf Jahren
heuerte Otto-Rudolf Rothbart in der Stralsunder Bücherei als »Bücherjunge« an. Dass
es der Beginn einer großen bibliothekarischen Karriere werden sollte, ahnte das Kind
natürlich nicht.
Foto: privat
Generell aber hatte die Stralsunder
Stadtbücherei, von der hier die Rede ist,
irgendwann wohl den zeitbezüglichen
Anschluss verpasst. Das, was man heute im Rückblick Volksbücherei nennen
würde, war in Stralsund erst 1919 mit der
sogenannten Ratsbibliothek vereinigt
worden und vom Katharinenberg (den
wir Schulbuben »Kotterberg« nannten,
weil es eine etwas anrüchige Adresse
war), in die Badenstraße umgezogen.
Dort domiziliert sie bis heute (siehe Foto
auf Seite 385).
Im Katharinenberg (es ist dies eine
Straße) hatte es sie seit 1898 gegeben,
und zwar angeblich ohne Belletristik,
vielleicht um sich von privaten Leihbibliotheken abzugrenzen, gegen die die
damaligen Volksbildungsbibliothekare
unentwegt massiv agitierten. Möglich
aber auch, dass hier noch die sozialpädagogischen Bestrebungen der Volksbibliotheken alter Schule wirksam waren,
die auf »Belehrung« des Volkes zielten,
»Wissen ist Macht« hieß es bei ihnen.
Dafür spricht, dass seit Sommer 1900
am Frankenwall eine weitere Volksbücherei existierte, eine der Comenius-Gesellschaft, die bereits die neuere
Programmatik propagierte, nach der es
weniger auf Wissen und Belehrung als
vielmehr auf Bildung ankomme: »harmonische Durchdringung der Person zur
sittlichen und geistigen Freiheit«. Der
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Geschichte
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Anfänge des berühmt-berüchtigten
Richtungsstreits
Stralsund war dann zwar Mitglied geworden der »Deutschen Zentralstelle«,
die Walter Hofmann (1879–1952) im
Jahre 1914 in Leipzig als Leitinstanz
und Agentur für bibliotheksspezifische
Dienstleistungen gegründet und eindrucksvoll entwickelt hatte; Adler glaubte aber doch, sich besser an der »Zweiten
Richtung« orientieren zu sollen, »denn
die erste schließt von vornherein den
e
te Ausleihe. Ihren Ausleihraum hatte die
Bibliothek 1928 neu gestaltet und mit
jener stolzen Theke versehen, die auch
1940 noch so aussah wie auf dem überlieferten Foto (siehe Foto auf Seite 383).
Bevor man da aber zu stehen kam,
hatte man ein nun wirklich altmodischdüsteres Treppenhaus zu bewältigen, in
dem die altersmorschen Stufen knarrten
und knackten und die gesamte Holzkonstruktion zu wackeln begann, wenn man
sich auch nur allzu temperamentvoll bewegte.
Auch intern, organisatorisch hatte sich in der Bücherei seit 1924 wohl
Entscheidendes geändert: 1937 war die
Öffentliche Stadtbücherei vom Stadtarchiv getrennt, der gesamte Buchbestand
(etwa 100 000 Bände) zwischen den
beiden Institutionen aufgeteilt worden;
die Öffentliche Bücherei besaß danach
rund 18 000 Bände und beschäftigte neben dem Leiter zwei Bibliothekare, drei
»technische« sowie drei ehrenamtliche
»Helfer«. Für Bücherkäufe standen ihr
im Jahre 1937/38 genau 5 265 Reichsmark zur Verfügung (bei einem Gesamthaushalt von 18 343 Reichsmark).4
Unsere Bezugsperson war und blieb
die junge schöne Ausleihbibliothekarin (die wir vermutlich alle heimlich
liebten), die sicherlich im Sinne der
Ackerknechtschen Hinauflesemethode
ausgebildet worden war, an der Berliner
Ausbildungsstätte, der jedenfalls Adler
nacheiferte, weil er es als »die vornehmste Aufgabe des modernen Bibliothekars«
ansah, »die noch ungeschulten Leser zu
erziehen und durch allmähliches Herauflesen vom Leichteren zum Schwereren
zu bilden«. Vor der jungen Frau, die in
Stralsund ihre ersten Berufserfahrungen
sammelte (schon vor Absolvierung ihres
Diplom-Examens!), standen wir vor der
Respekt einflößenden Ausleihtheke innerlich geradezu stramm.
Die Ausleihbibliothekarin war Margarete Ihnenfeldt (die nach 1945 in der
Lüneburger Ratsbibliothek wirkte), die
ihrerseits vor ihrem Chef nicht nur Respekt, sondern »richtig Angst« gehabt
hat: »Er konnte sehr sarkastisch sein!«
Als »gelehrter Mann« (»Ich habe Dr. Adler wegen seines großen Wissens, seines
Kunstverstandes, seiner Bildung sehr
bewundert und auch viel gelernt«) war
er denn wohl gar kein engagierter Volksbildungsbibliothekar! Frau Ihnenfeldt
urteilte sogar, er sei »absolut gegen die
Volksbücherei-Arbeit« gewesen; »aber
das durfte er damals nicht laut äußern«.
So schrieb sie mir in Briefen im Jahr
1997.
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größten Prozentsatz der bücherhungrigen, aber noch ungeschulten und noch
nicht herangebildeten Leserschaft aus«
– woran nun gewiss jeder historisch gebildete Bibliothekar erkennt, dass wir
uns hier bereits mitten im sagenhaften,
berühmt-berüchtigten »Richtungsstreit«
befinden – ein »Streit«, der mich dann
als Bibliothekar, kaum zu glauben, noch
Jahrzehnte getreulich begleiten sollte. Und ist er denn heute wenigstens in
der Sache entschieden? Oder heißt die
Frontstellung nur anders? Etwa: Informationsbibliothek versus Bespaßungsbücherei?
Adler hatte sich offensichtlich mit den
Abgründigkeiten dieser sicherlich fundamentalen Fragestellung aller volksbezogenen Initiativen noch gar nicht groß
befasst: die von ihm bevorzugte und favorisierte »Zweite Richtung« war ja doch
–u
Unsere Bezugsperson war und
blieb die junge schöne Ausleihbibliothekarin, die sicherlich im Sinne der
Ackerknechtschen Hinauflesemethode ausgebildet worden war.
eigentlich die erste, die sogenannte »Alte
Richtung«. Der junge Stralsunder Direktor hatte gewiss auch zunächst ganz
andere Sorgen und Probleme als sich theoretisch groß auf alle Eventualitäten seiner Aufgabe einlassen zu können, zumal
er in Personalunion auch noch Leiter der
Volkshochschule, des Städtischen Archivs und eines erst noch aufzubauenden
Museums sein sollte.
So hatte er sich argumentativ vermutlich schlicht am nächstgelegenen
»Leuchtturm« orientiert, und das war
zweifellos mit Erwin Ackerknecht
(1880–1960), der in der pommerschen
Landeshauptstadt Stettin operierende
Wortführer der nach Adler »Zweiten«,
nach Hofmann »Alten Richtung«. Ackerknecht war auch, wie man heute wohl
weiß, ein unermüdlicher Widersacher
des ungeliebten Sachsen, den Adler sogar
bezeichnenderweise falsch als Hoffmann
beschrieb.
Sicherlich bekamen wir »bücherhungrigen« Schulbuben als »noch ungeschulte
und noch nicht herangebildete Leserschaft« in der Stralsunder Ausleihe einen
Direktor nie zu sehen – ich erinnere mich
jedenfalls keiner bemerkenswert männlichen Amtsperson.
Es gab zwar auch zu meiner Zeit noch
immer keine eigene Jugendbücherei, immerhin aber doch eine eigens organisier-
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Kieler Universitätsbibliothekar Constantin Nörrenberg (1862–1937), einer der
Pioniere einer neuen Form öffentlicher
Allgemeinbibliotheken, empfahl zur Abgrenzung zu vorher sogar eine neue Bezeichnung: »Bücherhalle«.1
Zur Neueröffnung in der Badenstraße wurden eigens 600 Bände neu eingestellt, sodass »deren Zahl jetzt auf 2000
gestiegen ist«2. Ernst Uhsemann (1882–
1945), im Hauptberuf zuletzt Rektor
einer Stralsunder Schule, der in dem
Gemeinschaftswerk die »Geschichte«
(seit der Reformationszeit) auffächerte,
hat richtig erkannt und stolz formuliert,
was bis heute jeder Büchereileiter knauserigen Stadtvätern psychologisch geschickt und werbewirksam als Argument
zu verstehen geben könnte: »Jede Stadt
hat die Bibliothek, die sie verdient. Und
die Stralsunder Bürgerschaft wäre auch
heute in der Lage, ihre Stadtbibliothek
auszubauen zu einer allgemeinen Volksund Hochschule im wahrsten Sinne des
Wortes.«
Fritz Adler stellte programmatisch die
»Aufgaben« vor, die es zu erfüllen gäbe,
die er als Ziel glaubte erfüllen zu sollen:
eine »richtige« Jugendbücherei sollte hinzutreten (bis dahin hatte man mit einer
bescheidenen »Lesestube« eher fragwürdige Erfolge erzielt), Vorlesestunden
schienen ihm erstrebenswert (»vermögen
auch dem Sonntag des Städters, der nicht
die Kirche besucht, einen gewissen erhebenden Inhalt zu geben«).
Adler klagte über die Stadtväter, dass
man »damals« (gemeint war die Jahrhundertwende), das »Bibliotheksproblem in Stralsund nicht energischer in Angriff nahm und nicht schon damals eine
Vereinigung mit der alten Ratsbibliothek
zuwege gebracht hat«; vor Augen hatte er
vielleicht die nahe pommersche Universitätsstadt Greifswald, wo 1897 »eine der
ersten freien öffentlichen Bibliotheken
nach anglo-amerikanischen Vorbild in
Deutschland« eröffnet worden war, mit
einem Bestand von 4 150 Büchern.3
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pische Erlebnis der heutigen männlichen
Jugend aus eigenem Erleben«, attestierte
dem Autor der bibliothekarische Besprechungsdienst vor 1945.6
Den größten Erfolg hatte das Fräulein
Ausleihbibliothekarin bei uns seefahrtorientierten, morsezeichenvertrauten
Hafenstädtern mit dem Buch »Fabelhaft
Henrik« (von Trygve Hjorth Johansen), der Geschichte des wachsam-aufmerksamen Henrik, der entdeckt, dass
der Bankräuber seinen Komplizen das
Geldversteck im Gerichtssaal heimlich
durch Morsezeichen verrät, die er mit
den Ohren wackelnd zu vollführen vermochte: »Henrik gab es einen Ruck. Ja,
wahrhaftig, der saß da und bewegte das
Ohr wie ein Kaninchen! Und er begann
mit zitternder Hand zu notieren: Strich,
Punkt, Strich – Strich, Punkt – Punkt,
Strich –. Hurra, da hatte man es!« Die
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liniert waren oder gar »mir« und »mich«
verwechselten.
Da wir untereinander Plattdeutsch
sprachen, war uns der Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ nicht immer
so geläufig: in Platt steht da immer nur
mi (»give mi mol« oder »dat is för mi«).
Und es gab kaum ein Drucksen, wenn
sie uns nicht immer nur Indianergeschichten ausleihen mochte (der »Ren-
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Trotz (oder vielleicht gerade wegen)
ihrer Jugendlichkeit, sie war gerade
einmal 20 Jahre alt, vermochte uns das
»Fräulein Bibliothekarin« mit ihrem
akkurat-schönen Mundwerk (sie sprach
mit anderen Worten ein astreines Hochdeutsch, stammte aus Ratzeburg – wo
sie 2002 auch gestorben ist) ganz schnell
und bestimmt auf Vordermann zu bringen, wenn wir mal wieder zu undiszip-
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Ausleihtheke der Stralsunder Stadtbibliothek im Jahr 1928. Die Bibliotheksbenutzer an die
Regale zu lassen, war undenkbar – sie sollten schließlich beraten und gefördert werden!
Foto: Stadtarchiv Stralsund
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1 Fritz Adler (1889–1970), der 1919 das Direktorat der nun vereinigten Stralsunder
Sammlungen übernommen hatte (seit 1907
war selbst die Ratsbibliothek ohne hauptamtlichen Leiter gewesen, die beiden Volksbüchereien von Lehrern nebenamtlich betreut worden), berichtete über die Entwicklung unter anderem in einer Broschüre, die
er 1924 zusammen mit Ernst Uhsemann,
einem renommierten Autor heimatkundlicher Titel, veröffentlichte: Fritz Adler und
Ernst Uhsemann: Die Stralsunder StadtBibliothek. Stralsund 1924
2 Ebd. Seite 36
3 Vergleiche »Blätter für Volksbibliotheken
und Lesehallen« 1(1900), Seite 163–169
4 Alle Angaben laut Handbuch der Deutschen Volksbüchereien. Leipzig 1940
5 BuB 6(1954)1/2, Seite 144
6 Die Bücherei 4(1937), Seite 515 und
7(1940), Seite 359
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ner« waren die Tecumseh-Titel von Fritz
Steuben), sondern stattdessen »Kapitän
Bontekoes Schiffsjungen« (von Johann
Fabricius) in die Hand drückte oder
Detektivgeschichten wie »Das Rote U«
(von Wilhelm Matthießen) oder »Kapitän Ankersen und die Haifische« (von
Hanns Maria Lux).
Den »Gepäckschein 666« (von Alfred
Weidemann) – ein Nachkriegs-Bestseller
– gab es um 1940 noch nicht. »So wünschen wir uns unsere heutige Jugend«,
schrieb dazu der bibliothekarische Rezensent5; vielleicht lasen wir stattdessen
des Autors »Jungzug 2« oder »Jakko«: »In
allen Schwierigkeiten stehen ihm seine
Kameraden aus der HJ, treu und tapfer
zur Seite.« »Jeder Band gestaltet das ty-
»Schund« wurde unter der Hand
gehandelt: unappetitlich-schmuddelige Groschenhefte à la »Buffalo Bill«.
Allein von dieser erfolgreichen Serie
der Kolportageliteratur gab es
Tausende von Nummern.
pädagogisch-volksbildnerischen Hinauflesemethoden unserer altvorderen Volksbibliothekare hätten sicherlich allesamt
wirkungsvoll funktioniert, so sie nur
überall durch so tüchtige und charmante
Fräuleins an der Ausleihfront praktiziert
worden wären!
Ernst Uhsemann veröffentlichte damals (im Jahr 1938 bei Meincke in Stralsund) eine konzentrierte, jugendgerechte Nacherzählung von Philipp Galens
dickleibigem Historienschinken »Der
Strandvogt von Jasmund«; wir lasen diese spannende Geschichte aus dem Befreiungskampf Ferdinand von Schills gegen
Napoleon in Stralsund 1809 mit hochroten Ohren – erlebten Schills Kampf fast
schon wie den Kampf Winnetous gegen
die bösen Bleichgesichter.
Diesem geschätzten Deutschlehrer verdanke ich wahrscheinlich die
Vermittlung als »Bücherjunge« in die
Stadtbücherei. Als Belohnung für gute
schulische Leistungen? Oder gar in der
aufmerksam-sorgfältigen Absicht eines
guten Pädagogen, mir eine Gegenwelt zu
demonstrieren zu der marktbeherrschenden, die mit uns auf den Straßen stramm
schon marschierte? 1938 war ich ja doch,
wie es üblich war, »Pimpf« geworden, in
das »Jungvolk« eingetreten, der Vor-Organisation der Hitler-Jugend. Wir kann-
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das hatten wir erlebt, wenn wir unsere
Zelte aufschlugen an den Landenden bei
Barhöft oder Pramort und dort schauriggewaltige Nächte durchlebten mit Meeresrauschen, Mondschein und Vogelgeflattere die ganze Nacht hindurch; das
»Unstete Fahrt – habt acht, habt acht, die
Welt ist voller Morden«, drang erst langsam in unser Bewusstsein.
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War denn Karl Mays »alberne Mache« (so
nach dem Urteil Paul Ladewigs, einem
der einflussreichen Büchereitheoretiker) nicht bloß Kitsch (den Ackerknecht
noch tolerieren wollte)? Sondern schon
Schund, wo der Spaß für beide »Richtungen« aufhörte? Der Schund wurde
sowieso unter der Hand ganz woanders,
auf dem Schulhof, an der Straßenecke et
cetera, gehandelt: unappetitlich-schmuddelige Groschenhefte à la »Buffalo Bill«,
allein von dieser erfolgreichen Serie der
Kolportageliteratur gab es Tausende von
Nummern.7
Als Bücherjunge war man natürlich
des Schlangestehens vor der Theke enthoben; man konnte auch schon mal einen
Blick hinter die Kulissen, beispielsweise
in den vornehmen Lesesaal riskieren, der
sich ehrwürdig-steif hinter der Theke
verbarg – wo die Köpfe rauchten (oder
waren es doch bloß Pfeifen und Zigarren,
die da qualmten?).
Ehrlich bestaunt haben wir die angestellte Hilfskraft, die »mit der hölzernen
Hand« (wie Margarete Ihnenfeldt das
ausdrückte); sie hieß Grete Ehrke und
führte wohl insgeheim »das Regiment«!
Wir Buben bewunderten sie: ihres Handicaps wegen, mit dem sie trotzdem auch
die diffizilsten technischen Arbeiten,
selbst das Umblättern von Buch- oder
Leseheftseiten blitzschnell zu bewältigen
vermochte.
Vor allem hatte man als Bücherjunge
(»hinter der Theke«) immer mal wieder
Gelegenheit, seine Nase in eines jener
Bücher im Magazin zu stecken, die an
uns sicher noch nicht entliehen worden
wären. Ich erinnere mich an das »Buch
zum Film«: »Urlaub auf Ehrenwort« (Kilian Koll), das uns verlockte, oder auch
an den »Wanderer zwischen beiden Welten« (Walter Flex).
Was uns damals ansprach, war zweifellos gar nicht die im Hintergrund wabernde, von uns noch gar nicht verstandene
völkisch-emphatische Ideologie, sondern
schlicht die Poesie: »Wildgänse rauschen
durch die Nacht, mit schrillem Schrei
nach Norden…« Das verstanden wir,
Lesen bildet, sagt man, das glaubten
doch jedenfalls die Volksbildungsbibliothekare; kann es auch verbilden? In
der Schule behandelten wir in Stralsund
selbstverständlich Schillers »Wallenstein«. Die Stadt feiert auch heute wieder
alljährlich ihre erfolgreiche Gegenwehr
1628 mit einem »Hohnblasen«. Wir lasen ihn sogar mit verteilten Rollen: »Von
der Parteien Gunst und Hass verwirrt/
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte«, lernten wir dabei. Und galt
das nicht auch für die übrigen »Helden«
unserer Bücher und – unserer Zeit? Hieß
das nicht sogar, dass Fakten das eine,
Darstellungsweise und Interpretation
das andere sind?
Selbstverständlich kam auch der Freiheitsheld »Egmont« (Goethe) zur Sprache. Wie sagt da doch der finstere Alba:
»Ein Volk wird nicht alt, nicht klug: ein
Volk bleibt ewig dumm (immer kindisch).« Wir mochten das nicht glauben!
Und doch war das Volk der Kaiser und
Könige, der Dichter und Denker gerade
dabei, in den Abgrund zu marschieren:
in gleichem Schritt und Tritt, die »Reihen fest geschlossen«. Die Zeitgeschichte
holte uns langsam, aber sicher ein, heraus aus dem, was man wohl behütete
Kindheit nennt, grundierte zunächst
nur irritierend, dann schon grollend oder
heulend (bei Fliegeralarm), später gar
drohend unseren heimelig-bunten Alltag
– aus all den abenteuerlichen Heldenund Indianergeschichten wurde wahrhaft blutiger Ernst.
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Über Kitsch- und Schundliteratur
Otto-Rudolf Rothbart wurde 1928
in Stralsund geboren. Ausbildung zum Bibliothekar in Stuttgart
(Diplom-Examen
1950). Studium
der Germanistik in
Tübingen und Stuttgart. Als Bibliothekar tätig unter anderem an der Stadtbibliothek in Stuttgart, zuletzt (unter
Wolfgang Thauer) als Leiter des Lektorates und der Zentralen Beschaffungsstelle. Neun Jahre VBB-Funktionär,
von 1970 bis 1973 im Bundesvorstand;
Mitglied etlicher Kommissionen und
Projektgruppen der DBV-»Arbeitsstelle für das Büchereiwesen«. Seit 1964
(bis zum Eintritt in den Ruhestand
1991) bei der Einkaufszentrale für Bibliotheken (heute: ekz.bibliotheksservice GmbH) in Reutlingen, ab 1974 als
Bibliothekarischer Direktor. Zahlreiche
literarische und fachkundliche Veröffentlichungen, vorrangig zu Fragen
der bibliothekarischen Buchkritik und
Lektoratsarbeit, zuletzt »Deutsche Büchereizentralen als bibliothekarische
Dienstleistungsinstanz«, 2002 erschienen im Harrassowitz-Verlag. – Kontakt:
Otto-Rudolf Rothbart, Rembrandtstraße 36, 72800 Eningen
–u
ten also auch Winnetou – wir spielten ja
auch »Trapper und Indianer«, ehe sich
das bei den Pimpfen nur anders nannte;
in der hochwohllöblichen Volksbücherei
gab es Karl May indes nicht zu entleihen
– trotz aller Bekundungen ihres Direktors (und der Ideologen der angeblich
»Zweiten Richtung«), dass es auf jeden
Leser ankomme.
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Und doch war das Volk der Kaiser
und Könige, der Dichter und Denker
gerade dabei, in den Abgrund zu
marschieren: in gleichem Schritt und
Tritt, die »Reihen fest geschlossen«.
Wir lasen dann ja auch (bis 1945 wieder als »normale« Benutzer vor der Theke) stapelweise die vermutlich heroisch
akzentuierten Biografien von Kaisern
und Königen und die Geschichtsabenteuer wie den »Kampf um Rom« (Felix
Dahn). Gebildet hat sich dabei eine Vorstellung vom Lauf der Welt, von seinen
Abenteurern in Nerz und Robe, vom
ewig währenden Auf und Ab menschlicher Größe und Zerbrechlichkeit, von
Pflichterfüllung und Niedertracht.
Als »Pimpf« an der Oder
im Kriegseinsatz
Immer noch als harmlose »Pimpfe«
(oder Schüler) dampfte uns die Deutsche
Reichsbahn zunächst einmal 1944 an die
hinterpommersch-polnische Grenze, wo
wir einen »Ostwall« schippten, sinnloserweise, wie man heute weiß. Im Februar
1945 zogen wir sogar mit Panzerfäusten
und scharfer Munition an die Oder, um
Stettin zu schützen, alles vergebens, wie
sich zeigte. Im März kam Rudolf Joerden, der langjährige Hamburger Direktor (nach 1945 der erste Vorsitzende des
Bibliothekarvereins BIB, damals VDV)
durch Stralsund: »Die ganze Stadt überfüllt von Flüchtlingen, die nicht wissen,
wo sie hin sollen«, notierte er in seinem
Tagebuch. »Um einmal wieder Büchereiluft zu atmen«, landete er schließlich
7 Siehe u.a. bei Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 3 und 4.
München 1995 beziehungsweise 2003
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Geschichte
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in der Badenstraße beim Kollegen Adler:
»Apokalyptische Gespräche, vor allem
mit seinen Bibliothekarinnen«, so schrieb
er 1975 in Briefen an mich.
Das war Bücherjungen-Zeit denn
wohl gewesen, nichts hinterlassend als
eine schöne Erinnerung, eine lehrreiche
Phase vielleicht meiner Entwicklungsjahre – neben Schule, Pimpfendasein
–u
Rechts das Gebäude der Stadtbibliothek in Stralsund der Zwanzigerjahre
(Foto: Stadtarchiv Stralsund)
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lich bekam das Stichwort »Bücherjunge«
leuchtende Farben:
Im »amerikanischen« Stuttgart, so
hieß es (das lag damals hinter einer militärisch bewachten Zonengrenze), gäbe
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und jugendlichen Lustigkeiten. Als ich
1947, nach zweijähriger Internierung
in einem dänischen Flüchtlingslager,
nach Deutschland zurückkehrte, in die
französische Besatzungszone, war man
am Ende schon froh, anerkannt zu bekommen, dass man (ohne urkundlichen
Nachweis) der sei, für den man sich hielt
(ich rate also allen, bei einer Flucht gewiss auch die Geburtsurkunde einzupacken!).
Doch Studium? Ach nein: Das sei ohne
Abiturzeugnis eben doch nicht möglich
(weshalb unser Bildungssystem ja auch
das beste der Welt ist). Als ich dennoch
einmal mehr zum akademischen Berufsamt in Tübingen eilte, um trotz allem
Möglichkeiten zu eruieren – da plötz-
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Das war Bücherjungen-Zeit denn
wohl gewesen, nichts hinterlassend
als eine schöne Erinnerung, eine
lehrreiche Phase vielleicht meiner
Entwicklungsjahre.
Noch heute domiziliert die Stadtbibliothek Stralsund in der Badenstraße, wohin sie im Jahr
1919 gezogen war.
Foto: Stadtbibliothek Stralsund
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es vielleicht eine Übergangslösung, eine
vorläufige Einstiegsmöglichkeit: mithilfe von Ausnahmeregelungen. Ob denn
das nicht etwas sein könne: eine bibliothekarische Ausbildung (der ich doch
Germanistik studieren wolle). Und da
funkte es! Traten aus dem Nichtmehrbedachten sympathische Bilder: heimelige
Stralsunder Stadtbücherei, anregende
Und da funkte es! Traten aus
dem Nichtmehrbedachten sympathische Bilder: heimelige Stralsunder
Stadtbücherei, anregende Atmosphäre und – eine strahlende junge
Bibliothekarin.
Atmosphäre und – eine strahlende junge
Bibliothekarin.
Ich weiß also nicht so genau, wie ich
einstmals Leser in der Bücherei wurde –
wahrscheinlich so, wie man im Rahmen
einer Schüleraktion zu einem Sparbuch
kam; ich weiß auch nicht so genau, wie
ich »Bücherjunge« wurde – ich weiß aber
sehr genau, welch freundliche Assoziationen mich beflügelten, Bibliothekar zu
werden.
| Lesesaal
Bildungspartner Bibliothek
w
w
.B
Spezielle Förderung von Jugendlichen
mit Leseschwäche ist das Ziel eines
neuen Projektes an Oberhausens
Hauptschulen. »Lesen(d) Lernen«, so
der Name, unterstützt seit Beginn des
laufenden Schuljahres Schülerinnen und
Schüler der achten Klassen an allen sieben Hauptschulen der Stadt. Als Vorbild
diente ein Projekt des Bucerius-Lernwerks der Zeit-Stiftung Hamburg, das
vor gut zwei Jahren in der Hansestadt ins
Leben gerufen wurde. In Oberhausen
wurde das Angebot auf Initiative der
Stiftungsinitiative der Sparkasse unter
Beteiligung der Stadtbibliothek, der
Schulverwaltung und nicht zuletzt der
Schulen entwickelt und reiht sich ein
in die vielfältigen Anstrengungen auf
lokaler Ebene zur Förderung der Lesefähigkeit und der Leseangebote für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene.
e
An Oberhausens Hauptschulen
gibt es ein neues Förderprogramm
M
Hans-Dietrich Kluge-Jindra, geboren
1952, verheiratet,
zwei Kinder, lebt in
Oberhausen und
ist seit 1994 der
stellvertretende
Leiter des Bereiches Medien der
Stadt Oberhausen und der Stadtbibliothek Oberhausen. Nach Abschluss des
Studiums an der Universität Essen im
Jahr 1979 war Kluge-Jindra zunächst
in der Jugendbildungsarbeit tätig. Danach leitete er ab 1980 das damals
größte Jugendfilmfestival in Deutschland, die »Filmothek der Jugend« in
Oberhausen. Nach verschiedenen Stationen und vielfältigen Kultur- und
Medienprojekten wechselte er 1991
ins Kultur- und Medienbüro der Stadt.
Seit 1998 ist er zudem Vorsitzender
der Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit in Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Duisburg. – Kontakt:
[email protected]
.d
Bücherkisten für
die Leseschwachen
ithilfe der Germanistin Marion Bönninghausen von der
Universität Münster unterrichten in Oberhausen seit Schuljahresbeginn 26 Lehramtsstudenten der
Universität Duisburg-Essen jeweils zu
zweit ausgewählte Gruppen, bestehend
aus je maximal zehn Schülern. Parallel zum Hauptunterricht werden in vier
Unterrichtsstunden pro Woche in diesen
Arbeitsgruppen interaktiv und – schwerpunktmäßig – lesend Strategien erarbeitet, mit denen Texte, darunter auch
anspruchsvollere, eigenständig durch die
Schüler erschlossen werden können.
Ein Fundament des Projekts sind die
»Lesekisten« in den Projektgruppen, aus
denen sich die beteiligten Schüler und
Schülerinnen ihre Bücher ausleihen können. Die Attraktivität dieser Kisten wird
durch kleine Belohnungen erhöht: Für
fünf gelesene Bücher – dokumentiert in
einem »Lesepass« – gibt’s zum Beispiel
eine Kinokarte.
Zum anderen werden sogenannte
Fünf-Minuten-Hefte geführt, um über
eigenes Schreiben Lesen zu lernen und
zusätzlich die Kommunikation zwischen
Lehrer und Schüler zu fördern. In einem
solchen Heft stellen die Studenten ihren
Jugendlichen schriftlich eine Frage, die
jeweils in den ersten fünf Unterrichtsminuten schriftlich beantwortet wird.
Die Schüler können aber auch selbst Fragen stellen, Anregungen geben, Kritik
äußern und im Gegenzug die Studenten
um Antworten bitten.
Neben den Lesekisten stehen den
Schülerinnen und Schülern auch die
Angebote der Schulbibliotheken zur Verfügung. Lesungen, die in Kooperation
mit der Oberhausener Stadtbibliothek
mit renommierten Jugendbuchautoren
initiiert werden, gehören ebenfalls zum
Konzept. Die ersten beiden Lesungen
gab es Ende vergangenen Jahres. Die
Jugendbuch-Autorinnen Doris MeißnerJohannknecht – Trägerin des Literaturpreises Ruhrgebiet – und Nortrud BogeErli lasen aus ihren Werken. Und schon
fürs Frühjahr diesen Jahres stehen die
nächsten Literaten in den Startlöchern:
Paul Maar und Klaus Kordon konnten
dafür gewonnen werden, vorzulesen und
mit den Jugendlichen zu diskutieren.
Wie aber wird dieser »Zusatzunterricht« von Schülerinnen und Schülern
aufgenommen? Schüler berichten, dass
sie anfangs noch von den Mitschülern
ausgelacht wurden, weil sie nicht richtig
lesen könnten. Mittlerweile sei es aber
schon so weit, dass Klassenkameraden
neidisch fragten, ob sie auch mal mitma-
–B
Hans-Dietrich Kluge-Jindra
–u
386
BuB
w
386
chen dürften. Besonderes Highlight für
die Jugendlichen war eine in einer angesagten Diskothek gefeierte DankeschönParty auf Einladung der Stiftungsinitiative.
Die Jungen und Mädchen glauben fest
daran, ihre Ergebnisse durch den Förderunterricht auch in anderen Unterrichtsfächern zu verbessern und somit auch
bessere Zeugnisse zu bekommen. Dieses
bestätigen in vielen Fällen auch Fachlehrer. Eine bevorstehende Evaluation wird
weitere Ergebnisse bringen.
Hauptschüler statt Elite fördern
Dabei war es zunächst gar nicht so einfach, das Projekt zu starten. Klassische Schülerwettbewerbe, Mathematik-Olympiaden und Jugend-forschtProjekte wenden sich gern an den
Elitenachwuchs, Hauptschüler und
-schülerinnen werden von Stiftungen
und anderen Mäzenen selten wahrgenommen. Selbst die beteiligten Studenten gingen zunächst einmal davon aus,
dass »Zwangslesen« nicht gut ankommen könnte – wurden im Laufe der Zeit
aber eines Besseren belehrt.
»Ich denke«, so eine der Studentinnen,
»dass die Schüler den Unterricht als Anregung verstehen. Sie haben ihre Mängel
vielfach schon lange erkannt, sich aber
bisher nie motiviert gefühlt, diese zu
beheben.« Die Jugendlichen bemerken,
dass man sich im Projekt »Lesen(d) LerBuB | 59 (2007) 05
Lesesaal | BuB
387 387
Bildungspartner Bibliothek
.d
e
nen« wirklich um sie kümmert. Das ist
auch ein Verdienst der geringen Gruppengröße von maximal fünf Schützlingen pro Student.
Wie erwähnt diente das Hamburger Projekt des Bucerius-Lernwerks der
Zeit-Stiftung als Vorbild. Ähnlich wie
dort wird in Oberhausen auf den Erwerb
von Strategiewissen und Textverstehen
gesetzt. Dazu Projektleiterin Marion
Bönninghausen: »Das methodische
Trainieren dieser Textverständnisstrategien, die aufeinander aufbauen, ist in
–u
.B
Ein Fundament des Projekts sind »Lesekisten« in den Projektgruppen, aus denen sich die
Schüler und Schülerinnen ihre Bücher auswählen können.
13 Prozent erreichten gerade eben diese
Stufe. Das bedeutet, 23 Prozent der Jugendlichen gelten als »Risikoschüler«,
denen die wichtigste Voraussetzung zum
Lernen fehlt: das Lesen. Etwa die Hälfte
der Schüler, die zur Risikogruppe gehören, besucht Hauptschulen.
Das Ziel, das die Stiftungsinitiative der Stadtsparkasse Oberhausen mit
Lesen(d) Lernen verfolgt, ist identisch
w
w
w
gemeinsamen Sitzungen mit den Studenten entwickelt worden.« Dies stelle
einen wichtigen Pfeiler des Oberhausener
Modells dar, denn: »Die Kursleiterinnen
und -leiter sollten nicht nur Übungen im
Unterricht anwenden, sondern auf der
Grundlage eines vertieften theoretischen
Wissens selbstständig Materialien entwickeln. Auch Übungen zur Lesefertigkeit
werden in Form eines Stichwortschatztrainings oder Lautleseverfahrens systematisch eingesetzt.«
Auslöser dafür, dass »Lesen(d) Lernen« ins Leben zu gerufen worden ist, ist
die vielzitierte Pisa-Studie, die bei Schülern aller Schulformen gerade im Bereich
der Lesefertigkeit dramatische Lücken
aufdeckte. Danach erreichten nicht einmal 10 Prozent der deutschen Schüler
die erste Stufe der Lesefähigkeit, weitere
–B
Klassische Wettbewerbe, Mathematik-Olympiaden und Jugend-forschtProjekte wenden sich gern an den
Elitenachwuchs, Hauptschüler und –
schülerinnen werden von Stiftungen
und anderen Mäzenen selten
wahrgenommen.
BuB | 59 (2007) 05
mit dem vieler weiterer Aktivitäten der
Stadtbibliothek Oberhausen: Die Lesefertigkeit der Schüler zu verbessern,
um damit ihre Chancen zu steigern,
nach dem Hauptschulabschluss einen
adäquaten Ausbildungsplatz zu finden.
Regelmäßig herausgegebene Newsletter
informieren die Gremienmitglieder der
Stiftung über Fortschritt und Erfolg des
Projektes.
388
BuB
| Magazin
Internet
Blickpunkt Internet
Web-Ressourcen für einzelne Bibliothekstypen
Bemerkenswert ist das
Angebot der LAG Hessen unter
www.schulbibliothek.de, welches
ebenfalls ein reiches Angebot an
Materialien bereitstellt.
Kontaktmöglichkeiten
Literaturhinweise
Neuigkeiten.
w
.d
Praxisbeispiele
–B
Besonders hervorzuheben ist die Verknüpfung mit der Mailingliste Schulbibliothek-L,
eine sehr gehaltvolle Mailingliste, was insbesondere der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle der Stadt Frankfurt zu verdanken
ist, welche sich vorbildlich um die Weiterleitung von Informationen an die Abonnenten der Liste kümmert. Über die Mailingliste
wird auch periodisch der Newsletter »Bibliothek und Schule« verteilt.
Alles in allem ist jede/r, die/der Informationen zum Betrieb von Schulbibliotheken
sucht, mit diesem Portal, welches in Fortsetzung der Arbeit der Schulbibliothekarischen
Arbeitsstelle des DBI von der Expertengruppe Bibliothek und Schule des DBV gepflegt
wird, bestens bedient. Daneben gibt es zwei
weitere gehaltvolle Angebote, jeweils mit
»Schulbibliothek« in der WWW-Adresse:
Das österreichische Pendant zum oben
geschilderten Portal ist www.schulbibliothek.at, bei welchem mir besonders gefällt,
dass hier auch das Klientel von Schulbibliotheken als Zielgruppe in den Blick gefasst
wurde: In der Rubrik »Kinder und Jugendliche« werden Informationen und Anregungen zur Literatur und zum Lesen gegeben,
welche man sich in Deutschland eher mühsam im Netz zusammensuchen muss.
Bemerkenswert ist noch das Angebot der
LAG Hessen unter www.schulbibliothek.
w
Wie steht es in dieser Hinsicht mit Informationen zu bestimmten Bibliothekstypen?
Nehmen wir als Beispiel die Schulbibliooder mediatheken. Sie sind oft ehrenamtlich geführt, die Ausstattung weist ebenfalls
eine große Bandbreite auf – infolgedessen
dürfte der Bedarf an Informationen und Anleitungstexten groß sein. Hier gibt es beispielsweise das Portal www.schulmediothek.de, welches wirklich gut gepflegt wird.
Es bietet
lichen Rahmenbedingungen
Anleitungstexte
–u
Perlen findet man oft, aber selten gediegene
Angebote, welche ein breites Gebiet zuverlässig abdecken, wie man sie beispielsweise bei Referenzwerken zwischen zwei Buchdeckeln öfter antrifft. Da ist man dann froh,
wenn es für bestimmte Themen im Internet »Portale« gibt, welche den Ehrgeiz haben, relevante Informationen übersichtlich
strukturiert und stets aktuell anzubieten.
Informationen zu sachlichen und recht-
.B
Angeblich ist im Internet so gut wie alles
ohne Mühe zu finden. Wird immer behauptet. Zu Unrecht, wie wir Informationsprofis
wissen! Wenn man gut aufbereitete, systematisch strukturierte Informationen nutzen
möchte, dann ist es mit den Informationshäppchen, welche man mit Hilfe von Suchmaschinen findet, oft nicht weit her.
de, welches ebenfalls ein reiches Angebot
an Materialien bereitstellt.
Wenn Sie übrigens einmal ein aktuelles Angebot einer Schulbibliothek ansehen möchten, so lohnt sich der Besuch bei
schubinet.wordpress.com, dem Weblog der
Ernst-Abbe-Bücherei in Jena, in welchem
mannigfaltige Aktivitäten und Neuigkeiten
dokumentiert werden.
Wer Informationen und Materialien
gerne international zur Kenntnis nehmen
möchte, für die/den sind die Homepages
der School Library Association in Großbritannien www.sla.org.uk und des internationalen Verbandes IASL www.iasl-slo.org
gute Anlaufstellen.
Alles in allem haben Schulbibliothekare/-bibliothekarinnen gute Chancen,
e
Bessere Orientierung im Netz
@
w
388
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als
Informationsanbieter und Rechercheur aktiv.
Näheres zur Person unter http://homepages.
uni-tuebingen.de/juergen.plieninger
Alles in allem haben Schulbibliothekare gute Chancen, sich im Netz über
ihre Tätigkeit kundig zu machen.
sich im Netz über die Tätigkeit kundig zu
machen, Rahmenbedingungen und gute
Praxisbeispiele kennenzulernen. Das ist um
so notwendiger, als die schulbibliothekarische Arbeit kein Honigschlecken ist.
Wie sieht es mit vergleichbaren Ressourcen für andere Bibliothekstypen aus? Für
die ÖBs gibt es beispielsweise den Fachstellenserver www.lfs.bsb-muenchen.de/
fachstellenserver, welcher Materialien gesammelt zur Verfügung stellt. Verschiedene
Kolleginnen und Kollegen aus ÖBs sammeln
ihre Materialien im Bücherei-Wiki unter
buecherei.netbib.de. Für die Spezialbibliotheken gibt es ein Hannoveraner Angebot
www.spezialbibliotheken.de, welches auch
einen Part zu OPLs bietet (beispielsweise mit sehr schönen Praxisberichten), dann
aber einen Link zur Homepage der einschlägigen Kommission für OPLs beim BIB www.
bib-info.de/komm/kopl legt, welche Informationen, Materialien und einen Adressenpool anbietet.
Die FH-Bibliotheken haben auch einmal
einen viel versprechenden Anlauf zu einer
gemeinsamen Plattform gewagt www.fhsw.de/sw/bibliothek/website_dbv/FHBs_
laender, leider hat sich seitdem nichts mehr
bewegt. Das aktuellere Angebot der bayerischen FH-Bibliotheken www.fh-bibliothe
BuB | 59 (2007) 05
Magazin | BuB
389 389
Buchmarkt
McMullen, Sean: Seelen in der Großen
Maschine. Greatwinter 1. Stuttgart:
Klett-Cotta, 2006. 630 Seiten – broschiert 19,90 Euro
Fundstücke
.B
@@@@
–u
Das Weblog der Öffentlichen Bibliothek Nordenham www.stadtbuechereinordenham.de/wordpress kann als »Versuchsstation« für Web 2.0-Anwendungen für ÖBs angesehen werden. Kollege
Jochen Dudeck unternimmt hier die Integration verschiedener Dienste: Grundlage bietet das Weblog, von wo aus man
auch zu Podcasts, Links und einem Instant
Messaging-Angebot für Nutzer kommt.
Sehr gut ist beispielsweise die Einbindung
@
w
w
w
der Neuerwerbungen per RSS von LibraryThing aus, wo die Neuerwerbungsliste
der Bibliothek geführt wird. Wer denkt,
dass die Soziale-Software-Dienste aufwendig und kostenintensiv und sowieso
nichts für ÖBs sind, der sollte sich dieses
Blog einmal genauer ansehen!
Das Goethe-Institut bietet ein neues Kinder- und Jugendportal www.goe
the.de/kue/lit/prj/kju/deindex.htm an,
welches »kompakte Informationen über
deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren sowie Kinderbuchillustratoren der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
– vorrangig für Vermittler von deutschsprachiger Literatur im Ausland – zur
Verfügung« stellt. Auch inländische Vermittler werden sich über dieses Angebot
freuen!
Anschrift des Rezensenten: Ulrich Kühne, Stadtbibliothek Oberhausen, Postfach 10 14 40, 46045
Oberhausen; <[email protected]>
BuB | 59 (2007) 05
e
.d
In Sean McMullens Science-Fiction-Roman reißt eine Bibliothekarin die Weltherrschaft an sich
ustralien in einer postapokalyptischen fernen Zukunft. Nach
einem atomaren Krieg und dem
anschließend folgenden nuklearen Winter leben die Menschen in Stadtstaaten.
In Rochester, einem eher unbedeutenden
Staat der Südostallianz, liegt die Staatsbibliothek Libris, das Zentrum des Bibliotheksverbundes und die eigentliche
Schaltzentrale der Macht. An der Spitze dieses Imperium in imperio steht die
Hoheliber Zarvora Cybeline, oberste
Bibliothekarin von Rochester.
Durch Gelehrsamkeit, Protektion des
Bürgermeisters und einen ausgeprägten Machtinstinkt, gepaart mit ihren
kämpferischen Fähigkeiten als Duellantin, gelingt es ihr diese einflussreiche
Position innerhalb der Bibliothek schon
zu Beginn ihrer Karriere einzunehmen.
Entschlossen und rücksichtslos leitet
Zarvora durchgreifende Änderungen in
der Verwaltung und beim Personal ein.
Besonders die Katalogabteilung, deren
Rückstände stetig anwachsen und deren Mitarbeiter sich permanent über die
Feinheiten der Klassifizierung, Kategorisierung und Nummerierung von Büchern streiten, ist ihr ein Dorn im Auge.
Als die Traditionalisten in der Abteilung
den Aufstand proben, kommt es zum
Eklat. Die Palastrevolte wird von der
obersten Bibliothekarin erfolgreich niedergeschlagen und die Katalogisierung
daraufhin der Zugangsstelle untergeordnet.
Unter Zarvoras Herrschaft werden
»Bücher nicht mehr als Symbole der
ehemaligen Größe der Zivilisation und
Zeichen einer unerreichbaren Machtfülle verehrt, sondern waren nur mehr
Werkzeuge, die dazu dienten, Fragen zu
beantworten«. Ursprünglich entwickelt,
um die Buchverwaltungsarbeiten von Libris zu vereinfachen und nebenbei auch
Steuerhinterzieher für den Bürgermeister aufzuspüren, entwickelt die oberste
Bibliothekarin, die sich schon früh für
Astrologie und Mathematik interessiert
hat, den Kalkulor, eine archaische Rechenmaschine. In einer Welt ohne Elektrizität und höhere Technologie, bestehen die Komponenten dieser Maschine
nicht aus elektronischen Schaltkreisen,
sondern aus Menschen, die dort mathematische Kalkulationen durchführen.
Nach dem Willen seiner visionären
Erfinderin soll der Kalkulor, neben den
offiziellen Aufgaben, primär den Zeitpunkt der Wiederkehr des Großen Winters ermitteln, um so die Menschen vor
den katastrophalen Auswirkungen einer
neuen Eiszeit zu bewahren. Zarvora will
–B
ken-bayern.de kann man hier ergänzend
berücksichtigen.
Sollten Sie jetzt Ihren Bibliothekstyp
gar nicht gefunden haben, da Sie in einer
Behörden- oder Kunstbibliothek, in einer
medizinischen oder kirchlichen Bibliothek
arbeiten, dann ist Ihnen vielleicht mit der
Homepage oder dem Kontakt zu einer der
bibliothekarischen Arbeitsgemeinschaften gedient, welche zu speziellen Bibliothekstypen existieren. Eine Übersicht finden Sie unter www.bib-info.de/komm/
kopl/oplags.htm.
A
Libris, coole
Rechner und der
Klimaschock
| Magazin
Fachliteratur
e
Das »deutsche Buch« in der Debatte um
nationale Identität und kulturelles Erbe.
Herausgegeben im Auftrag der KlassikStiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia
Bibliothek von Michael Knoche, Justus H.
Ulbricht und Jürgen Weber. Göttingen:
Wallstein, 2006. 228 Seiten: Illustrationen. – broschiert 28,– Euro
w
Trotz deutlicher Schwächen bei der
Beschreibung der Protagonisten und
des recht eigenwilligen Plots, ist
»Seelen in der großen Maschine«
jedoch ein lesenswerter und facettenreicher Science-Fiction-Roman.
Ergebnis einer Tagung
zum Wechselverhältnis
von Kulturerbe, nationaler
Identität und Literatur
.d
Unter den Kalkulor-Sklaven ist auch der
Chemiestudent und notorische Schürzenjäger Johnny Glasken, dessen Reizen
auch die ehrgeizige Jungbibliothekarin
Lemorel Milderellen erliegt. Seine ausgeprägte Libido bringt ihn immer wieder
in Schwierigkeiten. Doch durch seine
mathematischen und chemischen Fähigkeiten trägt er entscheidend zur Lösung
anstehender Probleme bei. Nachdem
Glasken zahlreiche Abenteuer bestanden
hat, wird aus einem rastlosen Frauenhelden ein sesshafter Ehemann.
Die nicht nur im Umgang mit Schusswaffen zielsichere Lemorel, die geächtet
ihren Heimatstadtstaat verlassen muss,
legt in Libris erfolgreich die Prüfung als
Gründrachen-Bibliothekarin ab. Wegen ihrer guten Leistungen wird sie in
Deutsche Bücher
–B
Ausgeprägte Libido
Das ist nur der Auftakt des 630 Seiten
starken Buches, in dem die Bibliothekare
noch jede Menge Abenteuer bestehen
müssen.
Der australische Science-FictionAutor Sean McMullen (Abschluss in
Physik, Computerwissenschaften und
Geschichte), einige seiner Bücher sind
preisgekrönt, hat einen ideenreichen
und überaus komplexen Zukunftsroman geschrieben. Erst nach wiederholter
Lektüre erschließt sich dem geneigten
Leser McMullens fantasievolle Welt.
Berauscht vom sprudelnden Einfallsreichtum des Autors kann es passieren,
dass man den roten Faden im ersten Teil
der dreibändigen Saga »Greatwinter«
aus den Augen verliert. Wer geradlinige
Handlungsabläufe bevorzugt, sollte auf
die odyseeische Lesereise durch diesen
Science-Fiction-Roman verzichten.
Trotz deutlicher Schwächen bei der
Beschreibung der Protagonisten und
des recht eigenwilligen Plots, ist »Seelen in der großen Maschine« jedoch ein
lesenswerter und facettenreicher Science-Fiction-Roman. Er reiht sich in die
vergleichsweise kleine Liste derjenigen
Genretitel ein, in denen Bibliothekare
und/oder Bibliotheken als Motiv eine
Rolle spielen (zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema sei der Essay von
James Gunn »Libraries in Science Fiction«, online im Internet: www2.ku.edu/
~sfcenter/library.htm, empfohlen).
Ulrich Kühne
–u
ihre Macht auch auf die anderen Staaten
der Allianz ausdehnen und verfeindete
Reiche und Kleinstaaten mit militärischen Mitteln annektieren. Zu diesem
Zweck entwickelt sie mobile Kampfkalkuloren. Durch gesteigerte Anforderungen an die Rechenleistung werden immer
mehr Menschen benötigt. Der Bedarf
übersteigt das Angebot an Freiwilligen,
sodass viele Menschen zum Dienst im
Kalkulor zwangsrekrutiert werden.
.B
390
BuB
w
die Abteilung Systemplanung versetzt.
Nachdem sie eine Verschwörung auf einem Signalfeuerturm der Allianz aufdeckt, der manipulierte Meldungen über
Truppenbewegungen im Südmaurenreich sendete, wird sie in den Silberdrachenrang befördert und beauftragt, die
Sicherheit des Kalkulors weiter zu verbessern.
Zarvoras loyale Mitarbeiterin wandelt
sich im Laufe des Romans von einer geachteten Bibliothekarin zu der grausamen Kommandantin der Nimmerwälder, die schon bald die gesamte Mitte
des riesigen Kontinents unter ihre Herrschaft bringen. Lemorell stirbt während
eines Duells durch die Hand einer Kollegin und Ex-Freundin – welch Ironie des
Schicksals, dass ihre Gegnerin einst von
ihr im Schießen unterrichtet wurde.
w
390
Privatanschrift des Rezensenten: Prof. em. Dr.
Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart;
[email protected]
BuB | 59 (2007) 05
Magazin | BuB
391 391
Neue Fachliteratur
sich vier der fünf Texte auf das »deutsche Buch« in besonderen Umständen
beziehen: zum einen deutschnationale
Verlagspolitik, völkische (Buch-)Ideologie, die »Woche des deutschen Buches«
während der NS-Zeit in Weimar und
das »deutsche Buch« in der DDR (letzterer aus der Feder von Siegfried Lokatis); zum anderen von Andreas Herzog
mögen die knapp zusammengefassten
Äußerungen der die Tagung abschließenden Podiumsdiskussion gelten.
Somit bleibt die Eingangsfrage, »welche Rolle das ›deutsche Buch‹ für die
Definition und Erhaltung des nationalen
Erbes spielt und was in diesem Zusammenhang das Attribut ›deutsch‹ besagt«,
nach wie vor offen.
Peter Vodosek
e
U
m das Fazit Michael Knoches
vorwegzunehmen: Es geht heute nicht mehr um das deutsche
Buch, aber um die deutschen Bücher. Der
Begriff des »deutschen Buches« sei ein
Ideologem der Vergangenheit. WZBW
– »Was zu beweisen war«, um eine traditionell in der Mathematik gebräuchliche
Conclusio zu verwenden.
Traum und Wirklichkeit
w
w
Praktische Gesichtspunkte
Die Überschrift zu Themenblock 2 lässt
nicht auf den ersten Blick erkennen, dass
BuB | 59 (2007) 05
.d
Neue Fachliteratur
–B
Fragen bleiben
Dem Sammelband kommt das Verdienst
zu, Ansichten und Aussagen zu einem
Thema vereinigt zu haben, welches so relativ umfassend wohl noch nicht, zumindest nicht in jüngerer Zeit, angesprochen
worden ist, auch wenn die Herausgeber
feststellen, dass seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reihe von Anthologien,
Ausstellungskatalogen und Verzeichnissen erschienen sei, die »Das deutsche
Buch« im Titel tragen.
Dass dieser erste Versuch nicht ganz
befriedigt, dann wohl weil er fragmentarisch bleiben musste. Die Einleitung
nennt den Grund: An die sechs ursprünglich vorgesehene Beiträge wurden
entweder abgesagt, mussten ausfallen
oder konnten aus technischen Gründen
nicht in den Band aufgenommen werden, immerhin ein Drittel des geplanten Gesamtprogramms. Dass sie, sofern
sie tatsächlich vorgetragen wurden, die
Debatten sehr belebt haben, wie ausdrücklich betont wird, macht ihr Fehlen
besonders bedauerlich. Als kleiner Ersatz
w
»und« im Titel lässt ihn über die Art der
Relation der dergestalt mit einander verbundenen Begriffe reflektieren. In seiner
Tour d‘horizon werden individuelles und
kollektives Gedächtnis, die Bedeutung
der Artefakte, die Frage einer Nationalliteratur und einer Nationalbibliothek
ebenso thematisiert wie deutsche Erinnerungsorte.
Die nachfolgenden Beiträge wie
»Unesco und Weltkulturerbe« (MarieTheres Albert) und »The Book in Britain«
(Karen Limper) wenden sich dagegen
handfesteren – will sagen weniger theoretischen – Aspekten zu, bevor Friedrich Dieckmann mit einem Essay über
»Deutscher Traum und deutsche Wirklichkeit« im Wesentlichen Schiller zum
Gewährsmann macht.
»Perspektiven der Geschichtsschreibung
deutschsprachiger Literatur«, der eigene
Abschnitte der österreichischen Literatur
und der Migrantenliteratur widmet, ein
Beitrag, der den Blick weit über den zeitlichen und geografischen Horizont hinaus in die Weite lenkt.
Themenblock 3 nimmt, wie an den
Namen der Autoren, Jürgen Weber und
Michael Knoche, leicht erkennbar, die
praktischen und bibliothekarischen Gesichtspunkte ins Visier: Sammlungen in
virtuellen Netzen, Strategien zur Erhaltung des »deutschen Buches« sowie Organisation und Finanzierung der Erhaltung des schriftlichen Kulturerbes.
–u
Dem Sammelband kommt das
Verdienst zu, Ansichten und Aussagen zu einem Thema vereinigt zu
haben, welches so relativ umfassend
wohl noch nicht angesprochen
worden ist.
Die Frage, welche Rolle das
deutsche Buch für die Definition und
Erhaltung des nationalen Erbes spielt
und was in diesem Zusammenhang
das Attribut »deutsch« besagt,
bleibt nach wie vor offen.
.B
Die Beweisfindung suchte die erste
wissenschaftliche Konferenz des damals
noch neuen Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vom 9. bis
11. März 2005. Der Band ordnet 13 Beiträge um drei Themenblöcke: Nationales
Erbe und Weltkulturerbe – Das deutsche
Buch – Nationale Förderprogramme. Sie
deuten an, dass die Rolle des Buches im
Allgemeinen und die des deutschen im
Besonderen zwischen nationalem Erbe
und Weltkulturerbe verortet werden
soll.
Der am Anfang von Themenblock 1
platzierte Aufsatz von Bernhard Fabian
»Nationale Identität und kulturelles Gedächtnis« schaff t zuerst die Grundlage
für alle folgenden Texte. Das Bindewort
Die Bibliothek als öffentlicher Ort und
öffentlicher Raum = The Library as a Pu-
blic Place and Public Space. Hrsg. von P.
S. Ulrich. Berlin: BibSpider, 2006. 183
Seiten: grafische Darstellungen. – broschiert 26,– Euro
Building Area Studies Collections. Edited by Dan Hazen and James Henry
Spohrer. Wiesbaden: Harrassowitz, 2007
(Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; 52). VIII, 163 Seiten. – gebunden
68,– Euro
Geschichte der Buchkultur. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt.
Band 4. Romanik. Andreas Fingernagel
(Hg.) Teilband 4,1(2007). 472 Seiten:
zahlreiche Illustrationen
Teilband 4,2(2007). 443 Seiten: zahlreiche Illustrationen
Gebunden zusammen 110,– Euro (Reihenpreis 90,– Euro)
Lesen. Der neue Luxus. Wie Bibliotheken ihre NutzerInnen zur Kasse bitten.
Beiträge einer Akribie-Veranstaltung
am 23. März 2006 im Rahmen des BibliothekarInnentags »Netzwerk Bibliotheken« in Dresden mit ergänzenden
Texten aus Deutschland und EU-Europa. [Für den Arbeitskreis kritischer BibliothekarInnen – Akribie herausgegeben
von Maria Kühn-Ludewig]. 1. Auflage.
Nümbrecht: Kirsch, 2007 (Akribie-Publikation; 4). 136 Seiten: Tabellen, Illustrationen. – broschiert 11,50 Euro
Die Macht der Suchmaschinen = The Power of Search Engines. Marcel Machill/
Markus Beiler (Hrsg.). Köln: Halem,
2007. 350 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 28,50
Euro
| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
Ergebnis der Wahl zum
BIB-Landesvorstand
Niedersachsen/Bremen
für die Jahre 2007 bis 2010
.B
–u
Der Wahlausschuss hat die Stimmen
ausgezählt und dabei folgendes Ergebnis
festgestellt:
– Wahlberechtigte: 637 Mitglieder
– Abgegebene Stimmzettel: 238
– Davon ungültig: keine
– Wahlbeteiligung: 37,3 Prozent
w
Fünfzehn interessierte Kolleginnen und Kollegen aus wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken informierten sich eingehend über die wichtigsten Veränderungen
durch den neuen Tarifvertrag.
(Foto: BIB-LG RP)
Landesgruppe Rheinland-Pfalz:
Vom BAT zum TVöD und TV-L
– was bleibt, was ist neu?
w
Die Landesgruppe Rheinland-Pfalz bot
am Anfang Februar mit der sachkundigen
Referentin Kristina Lippold, Vorsitzende
der BIB-Kommission Eingruppierung und
Besoldung (KEB), eine Fortbildung über
das neue Tarifrecht an. Tagungsort war
die Anna-Seghers-Bücherei in Mainz, wo
15 interessierte Kolleginnen und Kollegen
aus wissenschaftlichen wie Öffentlichen
Bibliotheken sich einen Überblick über die
wichtigsten Veränderungen im Tarifgeflecht verschaffen wollten.
Die neuen Tarifverträge sind wesentlich
schlanker als der alte BAT, viele Regelun-
Ergebnis der Wahl zum
BIB-Landesvorstand Bayern
für die Jahre 2007 bis 2010
Aus Bayern liegt ebenfalls das Ergebnis
der diesjährigen Landesgruppenwahl
vor. Der Wahlausschuss hat wie folgt
ausgezählt:
– Wahlberechtigte: 783 Mitglieder
– Abgegebene Stimmzettel: 258
– Davon ungültig: 12
– Wahlbeteiligung: 32,9 Prozent
Auf die Kandidatinnen und Kandidaten
für den fünfköpfigen Landesvorstand
entfielen die Stimmen wie folgt:
– Christa Waltenberg (Münchner
Stadtbibliothek): 229 Stimmen (gewählt)
– Andrea Graf (Stadtbibliothek Kempten): 189 Stimmen (gewählt)
– Sabine Guhl (Regionalbibliothek
Weiden): 183 Stimmen (gewählt)
– Ute Kapuschinski (Gemeindebücherei Grünwald): 174 Stimmen (gewählt)
– Anette Hagenau (Stadtbücherei
Traunstein): 154 Stimmen (gewählt)
– Steffen Mollnow (Stadtbücherei
Dachau): 113 Stimmen.
Ulrike Saathoff (StB München),
Vorsitzende des Wahlausschusses
e
Landesgruppenwahlen
2007/2008:
Auf die Kandidatinnen und Kandidaten
für den fünfköpfigen Landesvorstand
entfielen die Stimmen wie folgt:
– Elke König-Gerdau (Stadtbibliothek
Neustadt am Rübenberge): 224 Stimmen (gewählt)
– Rita Dopheide (Universitätsbibliothek Braunschweig): 213 Stimmen
(gewählt)
– Christa Meyer (IBIT – Informations-,
Bibliotheks- und IT-Dienste der Carl
von Ossietzky Universität Oldenburg): 202 Stimmen (gewählt)
– Katrin Koball (Stadtbibliothek Verden): 196 Stimmen (gewählt)
– Bernd Stickfort (Bibliothek des MaxPlanck-Instituts für marine Mikrobiologie Bremen): 193 Stimmen (gewählt).
Ursula Eckert-Meier (UB Braunschweig),
Vorsitzende des Wahlausschusses)
.d
Aus den
Landesgruppen
Jahresbericht der Kommissionen
–B
392
BuB
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392
gen finden sich nicht mehr im Tarifvertrag,
sondern in den allgemein gültigen Gesetzen. Nachdem der Vormittag den Regelungen zur Überleitung in das neue Tarifrecht und im Manteltarifvertrag vorbehalten war, wurden am Nachmittag Ausblicke
in die Themen leistungsorientierte Vergütung und Eingruppierung behandelt.
Hervorragend betreut wurden die Anwesenden von Petra Tremmel und Petra
Pauly vom BIB-Landesgruppenvorstand
Rheinland Pfalz. Das Thema TVöD/TVL wird sicher noch länger auf der Agenda bleiben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten von dieser Fortbildung
zuverlässiges Rüstzeug mit nach Hause
nehmen.
Armi Roth-Bernstein,
Stadtbibliothek Göppingen
Jahresberichte
der Kommissionen
(Teil 2)
Von RFID bis zur
Sozialen Software
Jahresbericht 2006/2007
der Kommission
Neue Technologien (KNT)
Zu internen Sitzungen trafen sich die
Mitglieder der Kommission im Rahmen
des Bibliothekartages im März 2006 in
Dresden, Mitte Mai 2006 in Göttingen
sowie Anfang November in Erfurt.
Bibliothekartag 2006 und Fortbildungen
Auf dem Bibliothekartag 2006 in Dresden organisierte die Kommission Neue
Technologien eine VortragsveranstalBuB | 59 (2007) 05
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
393 393
w
w
Bibliothekskongress Leipzig
Für den Bibliothekskongress Leipzig hatte sich die Kommission das Thema »Bibliotheken und Soziale Software« für eine
Vortragsveranstaltung ausgesucht, die
von Andreas Graupp moderiert wurde.
Jakob Voß referierte über Hype oder
Verheißung der sozialen Software, Thomas Kees und Birgit Dressler über Wikis
BuB | 59 (2007) 05
.d
Fortbildungstermine
–B
– Heike Budnitz, Universitäts- und
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha,
als Kommissionsvorsitzende, parallel
dazu noch im Vorstand der BIB-Landesgruppe Thüringen;
– Christine Gläser, Universität Oldenburg, Informations-, Bibliotheksund IT-Dienste (IBIT);
– Andreas Graupp, Universitätsbibliothek Bielefeld, der unter anderem
auch die BIB-Geschäftsstelle bei der
Umstellung der EDV-Anwendungen
beraten hat;
– Axel Krißler, Bayerische Staatsbibliothek München;
– Jens Lazarus, Universitätsbibliothek
Leipzig;
– Tibor Maxam, Stadtbibliothek Springe, der noch in der Web-Redaktion,
im Vorstand der Landesgruppe Niedersachsen, am Strategie-Workshop
und der AG Lobbyarbeit beteiligt ist,
sowie
– Walburgis Otte, Hochschulbibliothek der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven,
w
Auch im vergangenen Jahr publizierte
die Kommission wieder unterschiedliche
Beiträge in der Zeitschrift BuB: Christine Gläser war mit RFID »auf einer Wellenlänge« (in BuB Heft 7-8/2006, Seite
545 f.). Darüber hinaus berichteten Axel
Krißler, Christine Gläser und Andreas
Graupp über neue Angebote auf der Firmenausstellung des Bibliothekartages
2006 (BuB Heft 7-8/2006, Seite 546 f.)
sowie Axel Krißler über Aktualisierungen der von der Kommission betreuten
Linkliste »Fundgrube« auf der BIB-Website (BuB Heft 11-12/2006, Seite 807).
Andreas Graupp steuerte einen Beitrag
über die InetBib-Tagung 2006 bei (BuB
Heft 11-12/2006, Seite 731).
die ebenfalls im Strategie-Workshop
und der AG Lobbyarbeit mitgearbeitet hat und Mitglied im BuB-Redaktionsbeirat ist.
Heike Budnitz, Vorsitzende der
Kommission Neue Technologien
Mitglieder der Kommission
waren 2006 …
–u
Veröffentlichungen der Kommission
in deutschen Bibliotheken, Edlef Stabenau über Fach-Weblogs und Annekathrin Genest über ein Weblog als ContentManagement-System für den OPL-Arbeitskreis Berlin-Brandenburg.
Als ausländische Vertreterin berichtete die niederländische Kollegin Nan
van Schendel über die Situation in ihrem
Land. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung von Patrick Danowski, der Wikisource und digitalisierte gemeinfreie
Werke behandelte.
Auch ein die Theorie begleitender
Workshop fehlte in diesem Jahr nicht.
Tibor Maxam gab mit Unterstützung
von Edlef Stabenau eine praktische Anleitung zur Erstellung von Wikis.
.B
tung zu RFID. Nach einem theoretischen
Überblick durch Stefan Niesner berichteten Marianne Pohl und Eva Schubert
aus der Stadtbibliothek München über
ihre Erfahrungen bei der Einführung
aus technischer, organisatorischer und
personalpolitischer Sicht.
Andreas Kluge aus der gastgebenden
SLUB Dresden erläuterte die Selbstbedienung für Benutzer an Ausleih- und
Rückgabeautomaten. Einen Ausblick
auf die Zukunft gab Rob Bruijnzeels
von den Vereniging van Openbare Bibliotheken (Niederlande), der über die
Kontextbibliothek mit ihren kreativen
Anwendungsmöglichkeiten in Bibliotheken referierte. Die Veranstaltung war
sehr gut besucht, und das Thema traf das
Interesse der zahlreichen Zuhörer.
Als Wokshop bot die Kommission im
vergangenen Jahr im Rahmen des Bibliothekartags »Download und was dann? –
praktischer Umgang mit Dateiformaten«
an, durchgeführt von Tibor Maxam.
Dieser Workshop wurde – traditionsgemäß – auch über die BIB-Landesgruppen offeriert und fand in Bayern und in
Thüringen reges Interesse.
Für die Landesgruppe Niedersachsen
führte Christine Gläser außerdem im
Juni 2006 eine Weiterbildung zur Digitalen Auskunft durch.
e
Termine
BIB-Kommission
Neue Technologien (KNT)
Kontakt: Heike Budnitz (Vorsitzende)
c/o Universitätsbibliothek und
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
Nordhäuser Straße 86, 99089 Erfurt
Telefon 03 61/737-58 21
Telefax 03 61/737-57 79
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bib-info.de/komm/
knt_neu/knt.htm
Juni
Nordrhein-Westfalen
»›Generation plus‹ – bibliothekarische
Serviceleistungen für älter werdende
Benutzer« (Fortbildungsveranstaltung)
Inhalt: Demografischer Wandel – ein
Schlagwort in aller Munde. Und auch
die Bibliotheken könnten sehr schnell
die Auswirkungen einer zukünftigen
Bevölkerungsentwicklung (Rückgang
und Veralterung der Bevölkerung) zu
spüren bekommen.
Die Fortbildungsveranstaltung, bei
der Ihre Mitwirkung gefragt sein wird,
möchte dazu dienen, Ihnen Tipps und
Anregungen zu liefern, wie Sie Ihr Medienangebot im Hinblick auf eine immer älter werdende Benutzerschaft
überprüfen, erweitern und ergänzen
können. Thematisiert werden eigene
Bibliotheksbestände für ältere Benutzer sowie der Einsatz von Hörmedien, Großdruckbüchern und speziellen Zeitschriften. Des Weiteren spielen
Veranstaltungsformen für ältere Mitbürger sowie Möglichkeiten der Kooperation mit sozialen Einrichtungen
eine Rolle.
Veranstalter: BIB-Kommission für
One-Person Librarians (OPL) in Kooperation mit der BIB-Landesgruppe
Nordrhein-Westfalen und dem Bibliotheksverein Ostwestfalen-Lippe
Zielgruppe: Beschäftigte in Bibliotheken, die sich über die Bibliotheksarbeit
mit älter werdenden Kundinnen und
Kunden informieren möchten
Referent: Frank Merken, Stadtbücherei Wipperfürth (OPL-Kommission
| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
Termine
Bayern
»Echte Kerle lesen nicht? JungenLeseförderung an Öffentlichen Bibliotheken« (Fortbildungsveranstaltung)
»BIB-Stammtisch Hannover«
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Inhalt: Für BIB-Mitglieder (und andere Kolleginnen und Kollegen) im Raum
Hannover gibt es einen regelmäßig tagenden Stammtisch. Alle zwei Monate
finden die Treffen statt – mal mit, mal
ohne Besichtigungen oder Vorträge.
Der Stammtisch ist offen für alle Beschäftigte in Bibliotheken, unabhängig von Ausbildung oder Position, für
Auszubildende und Studenten. Kennenlernen, gemütliches Beisammensein, Fortbildung und natürlich Erfahrungs- und Informationsaustausch
sollen im Mittelpunkt stehen.
Nächster Termin: Dienstag, 26. Juni,
18 Uhr
Ort: Hannover, Künstlerhaus,
Sophienstraße 2, Hannover
(www.maestro-hannover.de)
Anmeldung jeweils zwei Wochen
vor den Stammtischen bei Elke KönigGerdau, c/o Stadtbibliohtek
Neustadt a. Rbge, Schlossstraße 1,
31535 Neustadt a. Rbge; Telefon
0 50 32/93 97 19, Telefax 0 50 32/943 80;
[email protected].
w
w
Inhalt: Woran liegt es, dass wir das
Gefühl haben, Jungen würden immer
weniger lesen (können) und noch weniger unsere Bibliotheken besuchen?
Robert Elstner (Stadtbibliothek Leipzig) wird diese Problematik näher beleuchten: Zahlen und Fakten, Analyse
des Leseverhaltens von Jungen, Standardfehler in Bibliotheken, Verlagsprogrammen und Buchhandlungen. Der
Referent zeigt auch, wie durch Titelauswahl mit »Jungenfängern« Raumgestaltung, Buchpräsentation und
Veranstaltungsarbeit mit relativ wenig
Mitteln erste Erfolge erzielt werden
können.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe
Bayern in Zusammenarbeit mit der
Landesfachstelle
Zielgruppe: Alle interessierten
Kolleg(inn)en
Referent: Robert Elstner, Stadtbibliothek Leipzig
Niedersachsen
Lernziele: Den Teilnehmer/innen werden mittels Vortrag und praktischer
Übungen die notwendigen Kenntnisse
und Fähigkeiten vermittelt, um für die
Bibliotheksarbeit technisch und inhaltlich RSS-Feeds, Weblogs und Wikis
selbst zu nutzen, zu erstellen, zu konzipieren und zu pflegen.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe
Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der BIB-Kommission für OnePerson Librarians und der Hochschule
der Medien Stuttgart
Zielgruppe: Beschäftigte in wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken (insbesondere jene, welche mit
dem Webangebot ihrer Institution
betraut sind).
Referent: Dr. Jürgen Plieninger, Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft der Uni Tübingen (OPL-Kommission des BIB)
Termin: Samstag, 14. Juli 2007, 9.30
bis 16.30 Uhr
Ort: Stuttgart, Hochschule der Medien, Wolframstraße 32
Kosten: BIB-Mitglieder 40 Euro
(studentische Mitglieder kostenlos),
Nicht-Mitglieder 80 Euro (Betrag bitte
passend bar vor Ort bezahlen)
Teilnehmer: 20 (max.)
Anmeldung verbindlich bis 25. Juni
bei Carola Schoenfeldt, ekz.bibliotheksservice GmbH, Bismarckstraße 3, 72764 Reutlingen; Carola.
[email protected]
Besonderheiten: Bei begrenzter
Teilnehmerzahl werden Mitglieder
bevorzugt. Geben Sie deshalb bei der
Anmeldung unbedingt an, ob Sie bereits Mitglied sind oder die Mitgliedschaft beantragt haben! Bitte auch
die dienstliche und private Tel.-Nr.
sowie E-Mail-Adresse angeben, damit Sie ggf. bei kurzfristigen Änderungen noch benachrichtigt werden
e
Termin: Montag, 18. Juni 2007,
10 bis 16 Uhr
Ort: München, Bayerische Staatsbibliothek, Großer Sitzungssaal, Ludwigstraße 16
Kosten: 20 Euro
Teilnehmerzahl: 30 (max.)
Anmeldung bis 29. Mai bei Christa
Waltenberg; Telefon 089/233-927 07,
Telefax 089/76 77 29 59; christa.
[email protected].
.d
Termine/Orte: Montag, 11. Juni 2007,
10 bis 17 Uhr, Stadtbibliothek Detmold. Der weitereTermin für den Regierungsbezirk Münster stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Anfragen bei Elmar Bickar (siehe unten)
oder unter [email protected]
Kosten: BIB-Mitglieder und Mitglieder im Bibliotheksverein Ostwestfalen-Lippe 15 Euro, Nicht-Mitglieder
30 Euro
Teilnehmerzahl: 20 (max.)
Anmeldung bis 14 Tage vor der jeweiligen Veranstaltung bei Elmar Bickar,
Hochschulbibliothek RWTH Aachen,
Patentinformationszentrum, Templergraben 61, 52062 Aachen; Telefon
02 41/80 93 601; [email protected]
Besonderheiten: Geben Sie bei der
Anmeldung bitte an, ob Sie im Berufsverband Information Bibliothek (BIB)
oder im Bibliotheksverein Ostwestfalen-Lippe Mitglied sind. Sie erhalten nach Eingang Ihrer Anmeldung
eine Bestätigung. Die Teilnahmegebühren sind während der Veranstaltung zu entrichten. Bei Nicht-Teilnahme ohne Absage bis drei Tage
vor Veranstaltungsbeginn gilt die
Veranstaltung als besucht und wird
berechnet.
.B
394
BuB
w
394
Juli
Baden-Württemberg
»Weblogs. Wikis. RSS – Nutzung
und Einsatz in der Bibliotheksarbeit«
(Workshop)
Inhalt: Soziale Software wird immer
mehr ein Schlagwort für neue Möglichkeiten in der Bibliotheksarbeit –
vor allem im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Dieser Workshop soll den
Teilnehmern in einem ersten Einblick
ermöglichen, die wichtigsten Dienste
kennen zu lernen.
BIB-Fortbildungen
Die aktuelle Gesamtübersicht der vom
Berufsverband Information Bibliothek
angebotenen Fortbildungsveranstaltungen sowie weitere Informationen
und Links zur beruflichen Weiterbildung finden Sie auf der BIB-Website
unter www.bib-info.de/event. Fortbildungen anderer Anbieter sind in jeder
BuB-Ausgabe im Hauptteil unter »Termine« aufgeführt.
BuB | 59 (2007) 05
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
395 395
Mitglieder
Mitglieder
.d
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können. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung. In begründeten Fällen kann
die Teilnahme bis 14 Tage vor Veranstaltungsbeginn abgesagt werden. Bei
späterer Absage oder Nichtteilnahme
gilt die Veranstaltung als besucht und
wird berechnet.
Oktober
Sachsen-Anhalt
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Inhalt: In aller Regel finden wir in Bibliotheken eine entspannte bis lebendige Atmosphäre vor. Doch immer
wieder kommt es auch hier zu Konflikt- und sogar zu Gefahrensituationen. Damit Bibliotheken freundliche und friedliche Informations- und
Dienstleistungszentren bleiben, lautet
die Maxime: Begegnen Sie schwierigen, auffälligen oder gewaltbereiten
Nutzern ebenso professionell wie den
anderen. Themen: Beschwerde- und
Konfliktsituationen (Tipps und Tricks),
Umgang mit besonderen Nutzergruppen (psychisch auffälligen oder suchtkranken Menschen, Jugendgruppen
etc.), Kriminalitätsprävention (Diebstahl, Sachbeschädigung etc.), Innenarchitektur und Infrastruktur (So fühle
ich mich an meinem Arbeitsplatz wohl
und sicher!), Gewaltprävention, Lösungsansätze für bibliothekstypische
Probleme, praktische Übungen
Veranstalter: BIB-Landesgruppe
Sachsen-Anhalt
Zielgruppe: Beschäftigte in wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken
Referent: Dr. Martin Eichhorn, Berlin
(www.sicherheit-in-bibliotheken.de)
Termin: Donnerstag, 25. Oktober
2007, 9 bis 16 Uhr
Ort: Halle (Saale), Universitäts- und
Landesbibliothek, Ungarische Bibliothek, August-Bebel-Straße 13
Kosten: BIB-Mitglieder 10 Euro, NichtMitglieder 50 Euro (zahlbar vor Ort
am Tag der Veranstaltung in bar)
Teilnehmer: 12 (max.)
Anmeldung bis 31. Mai bei Kathrin
Todt-Wolff, ULB Halle, August-BebelStraße 13, Telefon 03 45/5 52 21 68;
[email protected].
–B
»Konflikt- und Gefahrensituationen in Bibliotheken«
(Fortbildungsveranstaltung)
BuB | 59 (2007) 05
| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
Mitglieder
Summary of
the Main Articles
Scaling a Place on the Agenda is Stony
and Steep: Training Highlight of the Year –
2,700 Librarians in Leipzig (Julia Hellmich,
Bernd Schleh)
(pp. 346–354)
.d
During the 3rd Leipzig Congress on Information and Libraries more than 2,700 participants discussed professional topics, and
societal issues, including such explosive issues as the strategic planning proposal »Library 2007« (Bibliothek 2007) to controversies over copyright. Many interesting seminars and speeches, a trade exhibit, and the
opportunity to meet old acquaintances and
make new ones, made this conference a successful training highlight for the year.
The four days were filled with dynamic
discussions, whether about library laws or
social library work, and lectures on a range of topics from »Web 2.0« applications,
to e-books, to digital reference services and
the new image of U.S. children’s libraries. A
group of library colleagues from Denmark
presented the trends from northern Europe.
Setting the focus on one guest country, this
time Denmark, was a new innovation at the
conference that was well-received.
There are some hot issues in the library
world, such as virtual libraries and the newly
introducted Bachelor and Master degree
programs, but also the continuing search for
strategies that would boost libraries onto
the political platform of public interest.
A thoroughly new theme in Leipzig involved »information and ethics«, which was
also the motto of the congress. In her inaugural speech Barbara Lison, the spokeswoman of the profession’s umbrella organization »Library and Information Germany (BID)« presented a code of ethics. With
it, Germany joins over 40 other countries
which have already published such guidelines. In Germany this professional code of
ethics covers, on the one hand, the relations
with users or patrons: »We treat all our customers equally within the scope of our mission and legal possibilities.« And, furthermore, it deals with the basic ethical principles of professional endeavor in general.
These include defending the freedom of expression and preserving cultural heritage
through library collection guidelines.
On the subject of public relations German libraries seem to have found a role model in nearby Austria. The elaborate national campaign »Austria Reads – Rendevous
Library« was a frequent topic of discussion.
Numerous prominent German librarians
expressed the need to launch a similar
campaign in Germany in 2008. »We need
humor and we need self-confidence to make
a stronger impression«, according to Clauda Lux, the chairwoman of the German Association of Library Organizations and designated president of the International Federation of Library Associations (IFLA). She
emphasized that it is important not only to
defend libraries but also to convey the idea
that a society can be even more successful
with the help of good libraries and concluded that »I am sure we can achieve a great
leap forward«.
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396
BuB
Milka, Cola, Tempo – Subito! How to Establish the Library as a Brand Name (Elke Bernsee)
(pp. 374–380)
–B
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Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
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396
Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/79 06-92/-93
Telefax 0 68 61/79 06-97
[email protected]
Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 7-8/2007: 16. Mai
In Germany one often hears it claimed that
libraries have no funds and are lacking the
know-how to design and successfully conduct brand marketing strategies. Moreover, their dependency on their supporting
institutions is often identified as a hurdle
that prevents library branding. In this article
Elke Bernsee hopes to awaken interest and
sensitize readers to this issue and show how
a library can be positioned as a brand with
relatively modest efforts and a touch of
creativity.
People, products and services are labeled
by those in their surroundings in terms of
certain associations, then pigeonholed and
locked into a certain position. If a name is
associated with certain characteristics and
services, it becomes a brand. We all orient
ourselves within our environments with
such images and stereotypes.
The same is true for the library. Customers and (potential) future customers, politicians and (potential) sponsors, donors and
other reference groups associate the library with certain images and concepts. But in
many cases these are still quite diffuse and
do not correspond to the actual facts and
the library’s own image. The transformation
of the library to an innovative service center
is too little known among the general public. The paradigmatic change which is expressed by the term »Bibliothek 2.0« (Library 2.0) and currently being discussed within
the profession, holds promise for an exciting future. Image, identity and customer
satisfaction are all closely related. A basic
prerequisite for establishing the library as a
brand is customer satisfaction and, with it,
the continually high quality of library services. Furthermore, the wider the frame of
reference, the less importance is attached to
differentiating a brand from its competitors.
BuB | 59 (2007) 05
Summary/Résumé | BuB
w
w
Au 3e congrès pour l’information et les bibliothèques de Leipzig, plus de 2 700 participants ont discuté de sujets importants
concernant leur métier et la société, et notamment de thèmes explosifs comme la
continuation du manifeste de stratégie politique »Bibliothek 2007« ou la querelle du
droit d’auteur. Beaucoup de séminaires et
d’exposés, l’exposition professionnelle et
une bonne occasion de rencontrer des connaissances ou de créer des contacts ont fait
de la manifestation le summum de l’année
en matière de formation.
Pendant 4 jours, il y eut des discussions
passionnantes à propos des lois sur les bibliothèques ou du travail social en bibliothèque, il y eut des exposés, notamment sur
l’utilisation de Web2.0, les livres électroniques, le service de renseignements en ligne
BuB | 59 (2007) 05
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e
éveiller l’intérêt et la sensibilité pour ce thème et montrer des voies pour positionner
une bibliothèque en tant que marque avec
peu de moyens et un peu de créativité.
Les gens, les produits et les services sont
classés par leur environnement en fonction
de certaines associations, mis dans un tiroir
et ainsi positionnés. Si leur nom est associé
à des succès ou des qualités particulières, il
devient une marque. Nous nous orientons
tous dans notre environnement à l’aide de
ces représentations et images.
Ça marche aussi pour les bibliothèques:
les clients et non (-encore-)-clients, les politiques, les sponsors (potentiels), les bienfaiteurs et d’autres relais d’opinion associent
la bibliothèque à des représentations et des
images. Souvent, ces images sont très imprécises et ne correspondent pas à la réalité effective des bibliothèques. En particulier la transformation des bibliothèques en
agences de services innovantes est trop peu
connue du grand public. Le changement de
paradigme qui s’annonce avec la »bibliothèque 2.0 « et qui est en discussion dans la
profession, promet des perspectives intéressantes dans l’avenir.
Image, identité et satisfaction du client
sont étroitement liées. Les conditions préalables fondamentales à la création d’une
marque »bibliothèque« sont la satisfaction
du client et donc la bonne qualité permanente des services rendus.
Autre postulat: plus le champ est vaste,
et moins l’accent du marketing sera mis sur
la définition de la frontière par rapport à la
concurrence. D’autres objectifs et d’autres
aspects deviennent prépondérants. Exemple: la marque en tant que gage de sérieux
et de qualité, ou de façon plus générale encore, l’accroissement de la notoriété et de
l’attractivité des bibliothèques et de leur
offre.
On peut envisager les étapes suivantes:
l’établissement d’une bibliothèque entière
en tant que marque, la mise en oeuvre d’une
offre de service de bibliothèque par la coopération de plusieurs d’entre elles en tant
que marque, des associations de bibliothécaires, voire l’ensemble de l’institution bibliothèque en tant que marque, ou encore
la stratégie d’intégration des bibliothèques
et de leur offre en tant que parties d’une
marque »chapeau«.
Ce concept de marque global nécessite
un corporate design, un corporate wording,
un nom qui convienne et un slogan. Un concept unitaire est nécessaire. Des messages
émotionnels, qui sont transmis par la couleur, la typographie et des slogans précis,
aident la marque à trouver »une personnalité« qui interpelle.
Traduit par Suzanne Rousselot
–B
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Le chemin vers l’ordre du jour est pierreux
et escarpé: Haut-lieu de la formation de
l’année – 2 700 bibliothécaires discutent à
Leipzig (Julia Hellmich, Bernd Schleh)
(pp. 346–354)
–u
Résumé des
principaux articles
et les nouvelles tendances des bibliothèques
pour la jeunesse aux Etats Unis. Un groupe
de bibliothécaires danois a présenté les tendances dans le grand nord. Le Danemark a
été le premier pays invité au congrès des bibliothèques, une nouveauté qui a connu un
franc succès. Il y a des thèmes brûlants dans
le monde des bibliothèques, par exemple les
offres virtuelles de bibliothèque en lien avec
la réforme LMD, mais aussi la recherche de
stratégies pour inscrire enfin les bibliothèques dans l’agenda politique.
Il y eut une grande nouveauté à Leipzig,
en lien avec le thème du congrès »bibliothèques et éthique«. En ouverture, Barbara Lison, représentante de l’organisation »chapeau« Bibliothek und Information Deutschland (BID), a présenté un »code of ethics«.
Désormais l’Allemagne rejoint les 40 pays
qui ont déjà publié ce type de charte.
Cette éthique des bibliothèques et des
métiers de l’information concerne d’une part
les relations avec les usagers. Par exemple,
»dans le cadre de notre mission et de nos
bases légales nous accueillons nos usagers
sans faire de différence entre eux«. D’autre
part, il s’agit des fondements éthiques de
l’ensemble de nos missions. Il s’agit par exemple de concepts comme »l’engagement
pour la liberté d’expression«, la »conservation du patrimoine culturel dans le cadre de
la mission de constitution de collections«.
Dans le domaine de la communication,
les bibliothécaires allemands ont désormais
trouvé leur modèle. La tapageuse campagne
publicitaire nationale »l’Autriche lit – Rendez-vous à la bibliothèque« a alimenté les
conversations à Leipzig. Il faudrait organiser une telle campagne à partir de 2008, ont
affirmé plusieurs bibliothécaires connus.
»Nous devons faire preuve d’humour, nous
devons être sûrs de nous pour bien nous présenter«, dit Claudia Lux, Présidente du DBV
et présidente désignée de l’association mondiale des bibliothécaires IFLA. »Il est important de ne pas seulement défendre les bibliothèques, mais de faire admettre qu’une société est beaucoup plus performante grâce
à de bonnes bibliothèques. Je suis sûre que
nous réussirons le grand saut.«
.B
Other goals and aspects of the brand then
shift to the foreground, such as seeing the
brand as a sign of quality or seal of approval, or, more generally, as a way of raising
the awareness to libraries and an interest in
what they have to offer.
A possible graduation of intensity would
range from establishing an entire library as a
brand; promoting one library service in cooperation with other libraries, a library network or a library association as a brand; or
the library as such as a brand; to, ultimately, the strategy of integrating the library
and its services within an overarching umbrella brand.
A holistic brand strategy involves a corporate design, corporate wording, a fitting
name or a slogan. Important, above all, is
a unified approach. Emotion evoking messages, which can be conveyed through color, typography and key expressions, help
the brand to acquire an appealing »personality«.
Translated by Martha Baker
Milka, Coca, Tempo – Subito! Comment
positionner une bibliothèque en tant que
marque (Elke Bernsee)
(pp. 374–380)
En Allemagne, on affirme souvent que les
bibliothèques n’ont pas d’argent et de toute
façon pas les compétences pour la conception et la mise en oeuvre de stratégies marketing. La dépendance par rapport aux tutelles est aussi invoquée comme un obstacle
au »Bibliotheks-branding«. Cet exposé veut
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