Screening Gender - ZAG
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Screening Gender - ZAG
Freiburger Frauenforschung Screening Gender An vielen Universitäten sind Filmwissenschaften schon lange ein eigenständiger Fachbereich, oder zumindest eine eigene Abteilung, die dann meist im Bereich der (germanistischen) Literaturwissenschaften angesiedelt ist. In Freiburg sind (universitäre) Veranstaltungen zum Thema Film dagegen bisher noch Mangelware. Die Vortragsreihe Freiburger Frauenforschung macht es sich einmal mehr zur Aufgabe, Veranstaltungen zu einem in Freiburg noch wenig etablierten Forschungsbereich anzubieten. Die Themenstellung ‚Screening Gender’ führt dabei zwei innovative Fachbereiche zusammen, eine Zusammenführung, die sich, wie die Reihe zeigen wird, ganz besonders anbietet. Geschlechterkonstruktionen, die im Kinofilm auf die Leinwand gebracht werden (to screen) sollen ‚gescreent’, d.h. analysiert und durchleuchtet werden. Gefragt wird des Weiteren, nach einem geschlechtstypischen, z.B. ‚weiblichen’ Blick, nach einer Filmsprache, ‚jenseits von Hollywood’, und auch das Thema crossdressing, wird erneut aufgegriffen. Geschlechtertausch spielt im Kino auch auf der Ebene der Zuschauenden eine wichtige Rolle: Durch Identifikation mit verschiedengeschlechtlichen Figuren wird ein gender-hopping ermöglicht – so führen es z.B. die amerikanischen Filmwissenschaftlerinnen Gaylyn Studlar und Inez Heddges aus – wodurch neue Erfahrungsräume eröffnet werden. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kino und dem Lichtspielhaus Friedrichsbau können Sie diesen Erfahrungsraum ganz besonders genussvoll erkunden: Dort können Sie sich die besprochenen Filme in voller Länge anschauen (in den Vorträgen selbst werden Filmausschnitte gezeigt). Wir sehen diese Reihe in besonderer Weise als Anregung zur Diskussion, hoffen, dass auf diese Veranstaltung ähnliche folgen werden und wünschen Ihnen einen schönen Kino-Sommer. Übersicht HS 2004 20 c.t. Uhr Dienstag, 24. April Elisabeth Bronfen HS 3044, 20 c.t. Uhr Mittwoch, 9. Mai Sven Brandenburg HS 3044, 20 c.t. Uhr Donnerstag, 17. Mai Marie-Luise Angerer 3044, 20 c.t. Uhr Mittwoch 23. Mai Joachim Pfeiffer HS 3044, 20 c.t. Uhr Donnerstag, 31. Mai Claudia Liebrand HS 3044, 20 c.t. Uhr Mittwoch, 13. Juni Rita Morrien Anpassung oder Intervention. Gedanken zu einer weiblichen Filmsprache der Erotik Filme: „Baise-moi”, „Romance”, „American Psycho”, „Body Heat” Brandon goes to Hollywood. Screening the Queer Unconscious Filme: „Glen or Glenda“, “Boys don’t cry” Das Leben der Maschinen – Anmerkungen zu Kubricks „2001 – A Space Odyssee“ Film: „2001 – A Space Odyssee “ Doppelte Fremde? Die Verbindung homosexueller und kultureller Fremdheit in Filmen der Gegenwart Filme: „Lola und Bilidikid“, „Drôle de Félix“, „Oi! Warning“, „In & Out“ Go east! Topographie und Ikonographie in Anthony Minghellas “The Talented Mr. Ripley” Film: “The Talented Mr. Ripley” Krise der Nation, Krise der Männlichkeit in Dominik Grafs Politthriller „Die Sieger“ Film: „Die Sieger“ HS 3044, 20 c.t. Uhr Donnerstag, 21. Juni Franziska Schößler und Ingeborg Villinger Mutter Rom und Vater Staat – Staats- und Geschlechtermodelle in Ridley Scotts „Gladiator“ Film: „Gladiator“ HS 3044, 20 c.t. Uhr Donnerstag, 28. Juni Franziska Lange HS 3044, 20 c.t. Uhr Donnerstag, 5. Juli Michael Flitner Den Tod im Blick – Heldinnen des Mainstream im Kino der Kathryn Bigelow Film: “Blue Steel” „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“. Über Sex und Ordnung in einem deutschen Filmhit der 1950er Jahre Film: „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ Kommentare Prof. Dr. Elisabeth Bronfen: Anpassung oder Intervention. Gedanken zu einer weiblichen Filmsprache der Erotik Filme: „Baise-moi”, „Romance”, „American Psycho”, „Body Heat” Von Drucilla Cornells Ausführungen über Pornografie als Chance, den imaginären Bereich weiblicher Subjektivität auszuloten und zu erweitern, soll in diesem Vortrag auf verschiedene Variationen des Bildes der erotisch gefährlichen Frau eingegangen werden: Von der klassischen femme fatale, über die Konfigurierung dieser im neo-noir (Linda Fiorentino in Last Seduction, Kathleen Turner in Body Heat, Carrie Anne Moss in Memento), zu der Verknüpfung von weiblichen erotischen Fantasien und Gewalt in Romance, Baise-moi und American Psycho, zu Madonnas Umschrift masochistischsadis-tischer Phantasien in ihren clips der späten 80er Jahre. Elisabeth Bronfen, Lehrstuhlinhaberin am Englischen Seminar der Universität Zürich. Promotion und Habilitation an der Universität München. Gastdozenturen u.a. an der Columbia University, der Princeton University, der Sheffield Hallam University, der Universität von Copenhagen und der Universität von Aarhus. Spezialgebiet: Anglo-Amerika-nische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Aufsätze in den Bereichen gender studies, Psychoanalyse, Film- und Kulturwissenschaften. Veröffentlichungen: Over Her Dead Body. Death Femininity and the Aesthetic / Nur über ihre Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik (Manchester Universtiy Press und Antje Kunstmann Verlag/ DTV 1993); The Knotted Subject. Hysteria and its Discontents / Das Verknotete Sub-jekt. Unbehagen in der Hysterie (Princeton University Press und Volk und Welt 1998); Monographie über Sylvia Plath (Northcote Press 1998); Heimweh. Illusionsspiele in Hollywood (Volk und Welt 1999); Der literarische Raum / Dorothy Richardson’s Art of Memory (Niemeyer 1986 / Manchester Universtiy Press 1999). Herausgeberin von: Death and Representation (Johns Hopkins University Press 1993) mit Sarah W. Goodwin.; deutschsprachige Gesamtausgabe der Gedichte und Briefe Anne Sextons (S. Fischer Verlag); Sammelband The Consequences of Gender Studies (Columbia University Press 2000) Sven J. Brandenburg: Brandon goes to Hollywood. Screening the Queer Unconscious Filme: „Glen or Glenda“, “Boys don’t cry” Spätestens nach dem erscheinen von J. Butlers Gender Trouble ist die Figur der ‘Transe’ in weiten Kreisen der Cultural Studies vom limit case zu dem universellen Signifikanten für postmoderne Subjektivität avanciert. Ob Befreiungsdiskurs oder apokalyptische Gegenwartsdiagnose, in einem scheinen sich Queer Theorists, Cyberhackers und Baudrillard inspirierte feministische Ansätze einig: “Wir sind alle Transsexuelle.” Nicht nur im akademischen Kontext hat “Trans” Konjuktur. Auf Independent Film Festivals tauchen von Jahr zu Jahr mehr Filme zu dieser Thematik auf und selbst in Hollywood wird “Trans” seit der Oscarverleihung 2000, bei der Hilary Swank für ihre Rolle des Brandon Teena in Boys do’t cry ausgezeichnet wurde, in aller Munde geführt. Während die Figur des Transsexuellen einerseits mit euphorischem Gestus zum Symbol der vielzitierten ‘Auflösung der Geschlechter’ erklärt, und als subversive Heldenfigur gefeiert wird, taucht sie interessanterweise ebenso häufig und oftmals im gleichen Atemzug als verblendeter “Dinosaurier der Postmoderne” auf. Paradoxerweise scheint mit der Einsicht, dass wir alle Transsexuelle sind, der Transsexuelle selbst zum Ewiggestrigen, wenn nicht gar komplett überflüssig geworden zu sein. Dieser Double-blind soll im Licht eines Paradoxes, welches im Kern von Butlers Projekt von Gender Trouble bis Psychic Life of Power zu liegen scheint betrachtet werden. Butler’s vorsichtiger Balanceakt zwischen einer allgemeinen Theorie der Subjektkonstitution und dem Entwurf einer besonderen queeren performativen Politik der Transgression, zwischen Psychoanalyse und Diskursanalyse wird von Kritikern als auch von Anhängern oft enggeführt und so paradoxerweise mal volontaristisch mal deterministisch gewendet. Queer-Filme wie Gendernauts sowie die Rezeption des Kinohits Boys don’t cry können als Ausdruck einer solchen idealistischen Engführung, in der Performativität Theatralität und Selbstentwurf gleichgesetzt wird, betrachtet werden. Es soll die Frage aufgeworfen werden, ob diesem ‚Transgender Diskurs‘, der sich selbst an einem magischen Ort „außerhalb der Macht” d.h. jenseits der Zweigeschlechtlichkeit und des medizinischen Diskurses über Transsexualität verortet, nicht letztendlich genau jene Allmachtsphantasie zugrunde liegt, auf der die moderne Wissenschaft seit eh und je ihr Subjekt gründet. Ein Subjekt, welches auch in Ed Woods B-Movie Glen or Glenda aus den 50er Jahren schon “herumgeistert”. Sven J. Brandenburg, geb. 1972. Seit 1993, Studium der Soziologie an der FU Berlin. Sein Interesse an der Nordamerikanischen Feministischen- und Queertheorie trieb ihn 1998 in die USA, wo er im interdisziplinären Studiengang ‘Liberal Studies’ an der State University of New York in Albany studierte. Hier beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Rolle, die eine bestimmte Art der Rezeption von französischem Poststrukturalismus und Lacanscher Psychoanalyse bei der Begründung der U.S. amerikanischen ‘Cultural Studies’ gespielt hat. Seit seiner Rückkehr nach Berlin arbeitet er bei einem Independent Film Verleih und schreibt an seiner Diplomarbeit über die aktuelle Transgender-Debatte in den USA. Dr. Marie-Luise Angerer: Das Leben der Maschinen - Anmerkungen zu Kubricks Space Odyssee 2001 Film: „2001 – A Space Odyssee “ In Kubricks Odyssee 2001 wird die Geschichte oder der Sprung vom Menschenaffen zur Rechenmaschine HAL inszeniert. Dazwischen befindet sich der Mensch. An beiden Polen existieren Gefühle – Aggression und Kampfwut auf Seiten der Menschenaffen - Angst, Neid und Ehrgeiz auf Seiten der Rechenmaschine. Der Mensch - in Gestalt der Astronauten - ist einer Maschine am ähnlichsten funktionstüchtig, pragmatisch, emotionslos. Diese Menschen sind ausnahmslos Männer, Frauen kommen nur hin und wieder als Hilfs-kräfte ins Bild. Für Kubrick war es auch klar, dass Frauen in diesem utopischen Entwurf keine Rolle spielen werden. Ich werde diese Filmgeschichte mit jener von Marge Piercy Er, Sie und Es kontrastieren. Bei Piercy gibt es den Golem und den Cyborg, beides Maschinenwesen in Gestalt von Männern - die verzweifelt versuchen, richtige Männer zu werden. Wer ist meschlicher? Und: was ist überhaupt menschlich? Dies sind die zentralen Fragen hierbei. Marie-Luise Angerer, Professorin für Gender & Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln; Publikationen u.a. body options. Körper.Spuren.Medien.Bilder. Wien 1999. (2. Aufl. 2000), Herausgeberin von The body of gender. Wien 1995. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Neuen Technologien, gender, Körper, Sexualität, Medien. Mehr Informationen siehe homepage: www.khm.de Prof. Dr. Joachim Pfeiffer: Doppelte Fremde? Die Verbindung homosexueller und kultureller Fremdheit in Filmen der Gegenwart Filme: „Lola und Bilidikid“, „Drôle de Félix“, „Oi! Warning“, „In & Out“ Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat zu einer gewissen Normalisierung in der Ein-schätzung homosexueller Beziehungen geführt und zugleich zu einer zunehmenden Ent-konventionalisierung traditioneller Beziehungsformen. In zahlreichen Gegenwartsfilmen - besonders Filmkomödien - kommt diese Entwicklung durch die selbstverständliche Einführung homosexueller Figuren zum Ausdruck, die nicht mehr ihr Außenseitertum zelebrieren, sondern die problematische Wahrnehmung von Sexualität (und deren Verdrängung) durch die anderen Figuren ins Licht setzen. Diese "Normalisierung" läuft jedoch im Film Gefahr, ins triviale Komödienschema mit entsprechenden Figurenklischees abzugleiten; durch die Koppelung der Homosexualität mit kultureller Fremdheit (schwule Türken in Berlin ...) findet in der letzten Zeit eine Redramatisierung dieser Normalität statt, wobei zugleich die Fixierung auf eine Identität als Illusion entlarvt wird. Die Filme zeigen nicht nur die Lust, sondern auch die Schwierigkeit auf, mit multiplen Identitäten zu leben. Joachim Pfeiffer, Studium der Philosophie, Theologie, Germanistik und Romanistik in München, Paris, Innsbruck und Freiburg. Drittmittelprojekt zur Literaturpsychologie an der Universität Freiburg. Habilitation zum Thema "Tod in der literarischen Moderne". Seit 1989 Herausgabe einer annotierten Bibliographie zur Literaturpsychologie. Zur Zeit Professor für Neuere deutsche Literatur und Literaturdidaktik an der Pädagagogischen Hochschule Freiburg. Forschungsschwerpunkte: Literatur der Moderne, Kleist, Literaturpsychologie, Gender Studies, Kulturwissenschaft und Germanistik, Literaturdidaktik und neue Medien. Publikationen: Die zerbrochenen Bilder. Gestörte Ordnungen im Werk Heinrich von Kleists. 1989. - Literaturpychologie 1945-1987. Eine systematische und annotierte Bibliographie. 1989. - Tod und Erzählen. Wege der literarischen Moderne um 1900. 1997. - Franz Kafkas Die Verwandlung, Brief an den Vater. 1998. - (Hrsg.) Konfigurationen der Gegenwart. 1998. - Einzelpublikationen zu Gender Studies, Till Eulenspiegel, Goethe, Kleist, Raabe, Th. Mann, Musil, Kafka, H.H. Jahnn, Th. Bernhard, Handke, J. Winkler, Hilbig, Süskind, zur interkulturellen Hermeneutik, zur Wendeliteratur, zur Literaturdidaktik. Prof. Dr. Claudia Liebrand: Go east! Topographie und Ikonographie in Anthony Minghellas „The Talented Mr. Ripley” Film: “The Talented Mr. Ripley” Anthony Minghella lässt in “The Talented Mr. Ripley” (dem Remake des ClementKlassi-kers “Plein Soleil” von 1960) seinen Titelhelden Tom die lange Reise von Amerika über Italien nach Griechenland absolvieren. Dem Protagonisten wird mithin ein Programm ver-ordnet, das als dezidiertes Gegenprogramm des genuin amerikanischen – im Western gefeierten – Helden-Initiationsprojekts angesehen werden kann. Aus Go west! wird Go east! Tom Ripley macht sich auf in das Land der antiken Homosexualität. Der Vortrag liest Minghellas hochkomplexen und präzise durchkomponierten Film als gays’ film – mit besonderem Blick auf topographische und ikonographische Verweissysteme. Claudia Liebrand, Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft/Medientheorie am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln sowie am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg „Medien und kulturelle Kommunikation“. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Freiburg, Promotion 1989 über das Romanwerk Fontanes. 1995 Habilitation über E.T.A. Hoffmann. Schwerpunkte ihrer Arbeit: Europäische Literatur des 18.-20. Jahrhunderts, v. a. Romantik und Klassische Moderne, gender studies, Psychoanalyse, Filmlektüren. PD Dr. Rita Morrien: Krise der Nation, Krise der Männlichkeit in Dominik Grafs Politthriller „Die Sieger“ Film: „Die Sieger“ Starke Männer, schöne Frauen, dunkle Verschwörungen, dazu eine kräftige Prise Action und Erotik – das ist der Stoff, aus dem Hollywood schon unzählige Kinohits gemacht hat. Dominik Graf hat sich dieses Rezeptes Anfang der 90er Jahre bedient und einen aufwendigen, von der Kritik überwiegend positiv aufgenommenen Politthriller inszeniert. An den Kinokassen fielen Die Sieger allerdings durch, der 12Millionen teure Film war ein Flop und damit ein finanzielles Desaster, wie die deutsche Filmindustrie es noch nicht oft erlebt hat. Über die Gründe für dieses Scheitern ließe sich lange spekulieren, vor allem aber ist darüber nachzudenken, inwiefern der dunkle Kern der Geschichte – ein brutaler Kindsmord, begangen von einem Mann, der von Berufs wegen das Verlieren verlernt hat – zu dem kommerziellen Mißerfolg der Sieger beigetragen haben könnte. Nach der hier vorgeschlagenen Filmlektüre ist Dominik Grafs Politthriller über elitäre Männerbündnisse und korrupte Politikerkreise nicht nur eine – von der bundesrepublikanischen Realität inzwischen eingeholte – warnende Vision, sondern auch eine subtile Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit bzw. mit bis in die Gegenwart fortwirkenden Versatzstücken der nationalsozialistischen Ideologie. Rita Morrien, geb. 1966, Privatdozentin an der Universität Freiburg, Studium der Germanistik, Politik und Kommunikationswissenschaften in Münster, München und Freiburg. 1995 Promotion über Ingeborg Bachmann, Marlen Haushofer und Unica Zürn (Würzburg 1996). 2000 Habilitation über Sinn und Sinnlichkeit. Der weibliche Körper in der deutschen Literatur der Bürgerzeit (Köln 2001). Publikationen zur Erzählliteratur des ausgehenden 18. bis 20. Jahrhunderts, zur Geschlechterdifferenz, zu verschiedenen Filmgenres u.a. PD Dr. Franziska Schößler, PD Dr. Ingeborg Villinger: Mutter Rom und Vater Staat Staats- und Geschlechtermodelle in Ridley Scotts Gladiator Film: „Gladiator“ Als der Gladiator nach Rom aufbricht, prophezeit ihm sein Mentor, dass die "große Hure uns säugen wird, bis wir dick und fett sind". Der Film verweist damit auf sein geheimes, abwesen-des Zentrum, auf eine geheime Sehnsucht - auf die Mutter (Rom), auf die säugende Wölfin, die die beiden Knaben Romulus und Remus nährte. Dieses leere Zentrum, diese "verlorene Heimat", um mit Bronfen zu sprechen, setzt die gesamte kulturelle Arbeit der männlichen Figuren in Gang. Es prägt ihre Riten und institutionalisierten Einrichtungen sowie die poli-tischen Ereignisse des Films, die sich aus politkwissenschaftlicher Sicht als Rückkehr des Opfers beschreiben lassen, das erst die Intaktheit des Staates im wiederholten Gründungsakt sicherzustellen vermag. Der Film Gladiator führt also die kulturelle (männliche) Phantasie-arbeit in ihrer Genese vor Augen, läßt deutlich werden, daß diese auf dem Ausschluß des phantasmagorisch umspielten Zentrums Weiblichkeit basiert. Diesem Prozeß der kulturellen Bedeutungsstiftung wird auf der formalen Ebene durch die ausgestellte Semiotisierung von Landschaften und Figuren sowie das differenzierte Rearrangement von ikonographischen Traditionen und kulturell verbindlichen Bildpools Rechnung getragen. Die enge Überlagerung von familialpsychoanalytischen und politisch-repräsentativen Mustern macht den Film in hohem Maße tauglich, grundsätzlicher über ein interdisziplinäres Lektüreverfahren von Filmen (Germanistik, Politikwissenschaft) nachzudenken. Franziska Schößler, Studium der Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Bonn und Freiburg, 1994 Promotion in Literaturwissenschaft an der Universität Freiburg, 2001 Habilitation (Titel der Arbeit: Goethes Lehr- und Wanderjahre. Eine Kulturgeschichte der Moderne), Dramaturgie- und Regieassistenz am Theater in Frei-urg und Berlin, derzeit Privatdozentin am Deutschen Seminar II der Universität Freiburg. Ingeborg Villinger, Privatdozentin für Politikwissenschaft an der Universität Freiburg, seit Januar 2000 Frauenbeauftragte. Studium der Politikwissenschaft, Germanistik und Komparatistik in Freiburg und Siegen. 1994 Promotion über Carl Schmitts Kulturkritik der Moderne, 1998 Habilitation mit einer Schrift über Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen und die Praxis symbolischen Handelns, seit 1998 Lehrstuhlvertretung am Seminar für Wissenschaftliche Politik. Franziska Lange, M.A.: Den Tod im Blick – Heldinnen des Mainstream im Kino der Kathryn Bigelow Film: “Blue Steel” Kathryn Bigelow gilt als eine der erfolgreichsten Regisseurinnen Hollywoods. Statt ver-meintliche gängige Frauenthemen (Romanze, Melodrama) oder Independents mit deutlich feministischer Ausrichtung zu produzieren, dreht sie Filme zwischen Horror und Western, Noir und Splatter. Als „Big Bad Bigelow“ betitelte sie daher die amerikanische Zeitschrift Interview. Tatsächlich sind aber ihre Filme weit weniger durch exessiven Gebrauch von Kunstblut gekennzeichnet, als durch eine vielschichtiger und artifizielle Bildsprache. Obwohl ihre Protagonisten nicht ausschließlich weiblich sind, haben die Frauenfiguren in ihren Filmen immer eine wichtige Rolle gespielt. Vor allem in den letzen Jahren haben sie mit Filmen wie Blue Steel oder Strange Days stetig an Bedeutung gewonnen. Neben Motiven wie Todesfaszination und Grenzüberschreitung tragen auch die ´neuen Heldinnen´ Bigelows zu dem sehr eigenen Stil der Regisserin bei: in den Subtexten brechen ihre Filme die Strukturen des Mainstream auf und verweisen auf das, was sie wirklich sind: visuelle Labyrinthe. Franziska Lange, Studium der Film- und Fernsehwissenschaften an der RuhrUniversität Bochum. Studienaufenthalte in Mexiko und Spanien. 1998 Magisterarbeit über Lust, Gewalt und Abhängigkeit in den Filmen Pedro Almodóvars. Vortrag in der Reihe Dimensionen von Gender Studies mit dem Titel „Der weibliche Blick – Jenseits von Hollywood?“. Michael Flitner: Liane, das Mädchen aus dem Urwald. Über Sex und Ordnung in einem deutschen Filmhit der 1950er Jahre Film: „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ “Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ war einer der erfolgreichsten Unterhaltungsfilme der späten 1950er Jahre. Von den beliebten Heimatfilmen jener Zeit unterscheidet sich der Film nicht nur durch den Bezug zum exotischen Ostafrika, sondern vor allem durch die damals sensationelle Freizügigkeit. Doch hat Liane aus dem Urwald mehr mit dem ›Schwarzwaldmädel‹ gemein, als es auf den ersten Blick scheinen will. Der Vortrag betrachtet die Inszenierungen geschlechtlicher und politischer Identität, die in dem Film angelegt sind, und spürt ihren Ursprüngen und Spätfolgen nach - vom deutschen Kolonial- und Heimatfilm bis zur Ökobewegung der letzten Jahre. Michael Flitner, Geograph, Assistent am Institut für Forstökonomie der Universität Freiburg, Schwerpunkte: Sozialwissenschaftliche Umweltforschung, Wissenschaftsgeschichte, Kulturund Wirtschaftsgeographie. Letzte Buchveröffentlichung (Hg.): Der deutsche Tropenwald: Bilder, Mythen, Politik. Frankfurt/New York, 2000. Filme zur Vortragsreihe im Kommunalen Kino und in den Friedrichsbau Lichtspielen Vortrag: Elisabeth Brofen, 24. April Kinofilme zum Vortrag Friedrichsbau Lichtspiele: Baise moi Do/19.4./17.00 Sa/21.4./17.00 Mi/25.4./19.00 BAISE MOI, Coralie Trinh Thi, Virginie Despentes, Frankreich 2000, OmU, 35mm, 73', ab 18 Jahren Romance Do/26.4./17.00 Sa/28.4./17.00 Di/1.5./19.00 ROMANCE, Catherine Breillat, Frankreich 1999, OmU, 35mm, 95', ab 18 Jahren American Psycho Do/3.5./17.00 Sa/5.5./17.00 Di/8.5./19.00 AMERICAN PSYCHO, Mary Harron, CDN/USA 2000, OmU, 35mm, 102', ab 16 Jahren „Body Heat” Kinofilm zum Vortrag im Kommunalen Kino: Eine heißkalte Frau Di/1.5./22.00 Do/3.5./20.00 Sa/5.5./18.00 EINE HEISSKALTE FRAU (BODY HEAT), Lawrence Kasdan, USA 1981, 113´ Vortrag: Sven Brandenburg, 9. Mai Kinofilme zum Vortrag im Kommunalen Kino: Glen or Glenda So/6.5./20.00 Di/8.5./22.00 GLEN OR GLENDA, Edward D. Wood Jr., USA 1953, 66´ Boys don’t cry Fr/11.5./20.00 Sa/12.5./22.00 BOY´S DON´T CRY, Kimberly Peirce, USA 1999 So/13.5./18.00 Vortrag : Marie-Luise Angerer, 17. Mai Kinofilme zum Vortrag Friedrichsbau Lichtspiele: 2001 – Odyssee Fr/18.5./19.00 Sa/19.5./19.00 Mo/21.5./19.00 im Weltraum 2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM, 2001 – A SPACE ODYSSEY, Stanley Kubrick, GB 1968, OV, 35mm, 156', ab 12 Jahren Vortrag: Joachim Pfeiffer, 23. Mai Kinofilme zum Vortrag Friedrichsbau Lichtspiele: Lola und Bilidikid Do/24.5./19.00 So/27.5./19.00 LOLA UND BILIDIKID, Kutlug Ataman, Deutschland 1999, 35mm, 90', ab 16 Jahren Felix Fr/25.5./19.00 Mo/28.5./19.00 Mi/30.5./19.00 DROLE DE FELIX, Olivier Ducastel, Jacques Martineau, Frankreich 2000, OmU, 35mm, 95', ab 6 Jahren In & Out Sa/26.5./19.00 Di/29.5./19.00 IN & OUT, Frank Oz, USA 1997, 35mm, 90', ab 6 Jahren Kinofilm zum Vortrag im Kommunalen Kino: Oi! Warning Fr/18.5./20.00 Sa/19.5./22.00 So/20.5./18.00 OI! WARNING, Ben & Dominik Reding, BR Deutschland, 90´ Vortrag: Claudia Liebrand, 31. Mai Kinofilm zum Vortrag Friedrichsbau Lichtspiele: The Talented Mr Sa/2.6./14.30 So/3.6./14.30 Mo/4.6./14.30 Ripley THE TALENTED MR. RIPLEY, Anthony Minghella, USA 1999, OmU, 35mm, 139', ab 12 Jahren Vortrag: Rita Morrien, 13. Juni Kinofilm zum Vortrag im Kommunalen Kino: Die Sieger Di/12.6./19.30 DIE SIEGER, Dominik Graf, BR Deutschland 1993, 137´ Vortrag: Franziska Schößler und Ingeborg Villinger, 21. Juni Kinofilm zum Vortrag Friedrichsbau Lichtspiele: Gladiator Sa/23.6./14.30 So/24.6./14.30 Mo/25.6./19.00 GLADIATOR, Ridley Scott, USA 2000, OV, 35mm, 155', ab 16 Jahren Vortrag: Franziska Lange, 28. Juni Kinofilm zum Vortrag im Kommunalen Kino: “Blue Steel” Di/26.6./20.00 Sa/30.6./18.00 So/1.7./22.00 BLUE STEEL, Kathryn Bigelow, USA 1990, 102´ Vortrag: Michael Flitner, 5. Juli Kinofilm zum Vortrag im Kommunalen Kino: „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ Fr/6.7./20.00 Sa/7.7./22.00 So/8.7./18.00 LINANE, DAS MÄDCHEN AUS DEM URWALD, Eduard von Borsody, BR Deutschland, 88´ Fettdruck der einzelnen Termine bedeutet: Der/die jeweilige Referierende ist an diesem Termin bei der Filmvorführung mit dabei, gibt vor Filmbeginn eine etwa 10minütige Einführung und ist im Anschluss an einer Diskussion über den Film interessiert. Friedrichsbau Lichtspiele Kaiser-Joseph-Str. 270 D-79098 Freiburg Tel.: 0761-36031 Kommunales Kino (im alten Wiehrebahnhof) Urachstr. 40 D-79102 Freiburg Tel.: 0761-709033 www.freiburger-medienforum.de Vortragsorte Hörsaal 3044 im Kollegiengebäude III (‚Aquarium’) Hörsaal 2004 im Kollegiengebäude II Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Werthmannplatz 3 79098 Freiburg Veranstaltungsbeginn der Vorträge Wenn nicht anders angegeben 20.00 c.t. Uhr. Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen und ReferentInnen: www.ruf.uni-freiburg.de/studium-generale/ und www.uni-freiburg.de/zag/ Gemeinsame Veranstaltungsreihe des Zentrums für Anthropologie und Gender Studies (Zag) der Universität Freiburg, des Büros der Frauenbeauftragten der Universität, das DAI/Carl-Schurz-Haus, der Initiative Freiburger Frauenforschung, der Frauenbeauftragten der Philosophischen Fakultät III, des Frauenreferats des AStA, der Frauenbeauftragten der PH und dem Studium Generale. In Zusammenarbeit mit: Lichtspiele Friedrichsbau und Kommunales Kino im alten Wiehrebahnhof. Organisation und Durchführung: Meike Penkwitt. Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (zag). Für ihre finanzielle Unterstützung bedanken wir uns bei der Buchhandlung Rombach. Freiburger FrauenStudien Zeitschrift für interdisziplinäre Frauenforschung Die Zeitschrift zur Vorlesungsreihe Freiburger Frauenforschung Im Januar 1994 gründete eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Studentinnen der Universität Freiburg die Reihe Freiburger FrauenStudien, die seit März 1995 halbjährlich erscheint. Das feministische Publikationsorgan bietet ein interdisziplinäres Forum für wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich der Frauen- und mittlerweile auch Geschlechterforschung und trägt damit dazu bei, dass diese Forschungsbereiche als Gebiete verankert und weiter ausgebaut werden. Ein anderes wichtiges Anliegen der Freiburger FrauenStudien besteht in der Frauenförderung: gerade auch jungen Wissenschaftlerinnen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Ergebnisse zu publizieren und damit zur Diskussion zu stellen. Seit 1997 arbeiten die Freiburger FrauenStudien eng mit der Initiative Freiburger Frauenforschung zusammen, die ungefähr gleichzeitig mit den FrauenStudien entstanden ist. Ein Großteil der Aufsätze geht inzwischen auf die jeweiligen Vortragsreihen zurück. 1998 bekamen die beiden Initiativen gemeinsam den ersten Frauenförderpreis der AlbertLudwigs-Universität verliehen. Institutionell waren die Zeitschrift und die Vortragsreihe von 1998 bis Ende 2000 an das Büro der Frauenbeauftragten der Universität Freiburg angebunden, seit Beginn 2001 sind sie nun Teil des Zentrum für Anthropologie und Gender Studies. Neben den Aufsätzen, die überwiegend dem Thema der entsprechenden Vortragsreihe untergeordnet sind, erscheinen in den Freiburger FrauenStudien Buchrezensionen. Auch diese entsprechen teilweise dem jeweiligen Schwerpunktthema und geben so – ergänzend – eine kommentierende Übersicht über Neuveröffentlichungen zum Thema. Außerdem werden Kongress- und andere Veranstaltungsberichte, Ankündigungen und gelegentlich Interviews abgedruckt. Bisher erschienene Hefte 1/95 2/95 1/96 2/96 1/97 1/98 2/98 1/99 1/99 2/99 Frauen und Wahnsinn (vergriffen) Frauenräume (168 Seiten), 15,-- DM Frauenalter-Lebensphasen (140 Seiten), 15,-- DM Frauen-Bildung-Wissenschaft (136 Seiten), 15,-- DM Frauen und Körper (130 Seiten), 15,-- DM Frauen und Mythos (302 Seiten), 19,80 DM Utopie und Gegenwart (237 Seiten), 19,80 DM Cross-dressing und Maskerade (190 Seiten), 19,80 DM Feminismen - Bewegungen und Theoriebildungen weltweit (304 Seiten), 19,80 DM Beziehungen (310 Seiten), 19,80 DM Die Bände sind über den Buchhandel oder auch direkt über das Zentrum für Anthropologie und Gender Studies erhältlich. E-mail: [email protected]