Benazir Bhutto: Mächtige Politikerin polarisierte Pakistan Drei
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Benazir Bhutto: Mächtige Politikerin polarisierte Pakistan Drei
Benazir Bhutto: Mächtige Politikerin polarisierte Pakistan Drei Monate nach Rückkehr aus dem Exil bei Anschlag getötet Gut drei Monate nach ihrer bejubelten Rückkehr in ihre Heimat ist die pakistanische ExRegierungschefin und Oppositionsführerin Benazir Bhutto am Mittwoch bei einem Selbstmordanschlag in Rawalpindi ums Leben gekommen. Bhuttos drittes politisches Comeback stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Bereits am Tag der Heimkehr der Vorsitzenden der Pakistanischen Volkspartei (PPP) aus dem Exil am 18. Oktober waren bei einem Selbstmordanschlag auf ihre Wagenkolonne in Karachi fast 150 Menschen getötet worden. Zwei Wochen später ließ die Verhängung des Ausnahmezustands durch Militärmachthaber Pervez Musharraf den Traum Benazir Bhuttos von einer Rückkehr an die Macht zunächst in weite Ferne rücken. Die PPP-Chefin stand daraufhin zweimal unter Hausarrest. Als Musharraf Mitte Dezember den Ausnahmezustand wieder aufhebt und Parlamentswahlen für 8. Jänner ausschreiben lässt, scheint die Machtübernahme für Bhutto wieder in greifbarer Nähe. Mit Musharraf hatte sie sich nämlich vor ihrer Rückkehr aus dem Exil arrangiert. Auf Wunsch der USA ließ Musharraf die Korruptionsanklage gegen Bhutto streichen und ermöglichte so ihre Rückkehr. Laut Umfragen hatte die von Bhuttos Vater gegründete PPP gute Chancen auf einen Sieg bei der Parlamentswahl im Jänner. Benazirs Anziehungskraft war ungebrochen, ihr Charisma mobilisierte die pakistanischen Massen wie eh und je. 1988 war sie als erste Frau Regierungschef eines islamischen Landes geworden. Benazir Bhutto wurde am 26. Juni 1953 in Karachi geboren. Sie entstammte einer begüterten Politiker-Dynastie - und hat mehrfach bewiesen, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Ihr Vater Zulfikar Ali Khan Bhutto war Anfang der 70er Jahre Staatspräsident und Regierungschef und gab dem Land nach der Sezession Ostpakistans (Bangladesch) eine demokratische Verfassung. Kurz vor seiner Hinrichtung 1979 bat sie ihr Vater, sein politisches Erbe anzutreten. Die in Harvard und Oxford ausgebildete Benazir begann einen verbissenen Kampf gegen die Militärdiktatur des Generals Zia ul-Haq, unter dem sie mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte. 1984 folgte sie ihrer Mutter ins Londoner Exil, um 1986 nach Pakistan zurückzukehren und den Kampf gegen die Diktatur wieder aufzunehmen. 1988 erhielt Benazir Bhutto den Bruno-KreiskyMenschenrechtspreis. Bei der Entgegennahme dieser Auszeichnung in Wien brachte sie ihre Besorgnis über die politischen Verhältnisse in ihrem Land zum Ausdruck. Nach dem Tod des Diktators Zia ul-Haq - er starb bei einem nie aufgeklärten Flugzeugabsturz im August 1988 - gewann sie die Parlamentswahl, doch die von Nawaz Sharif aufgebaute islamische Rechts-Front paralysierte ihre Regierungstätigkeit durch Obstruktion. Im August 1990 musste sie das Amt des Premiers aufgeben. 1993 gelang ihr für drei Jahre die Rückkehr an die Regierungsspitze. 1990 und 1996 wurde Bhutto unter Korruptionsvorwürfen abgesetzt. Ihre Gegner werfen ihr und ihrem Ehemann vor, sich um rund eine Milliarde Dollar (0,7 Mrd. Euro) bereichert zu haben. Um einer Haftstrafe wegen der Korruptionsvorwürfe zu entgehen, setzte Bhutto sich 1999 ins selbst gewählte Exil nach Dubai und London ab - kurz bevor sich ihr späterer Kontrahent, der jetzige Staatschef Pervez Musharraf, unblutig an die Macht putschte. Ihr umstrittener Mann Ali Asif Zardari, den sie zeitweise zum Investitionsminister gemacht hatte, saß damals in Pakistan noch eine achtjährige Gefängnisstrafe wegen Korruption ab. Er folgte seiner Ehefrau und den drei gemeinsamen Kindern erst Jahre später ins Exil. Auch vom Ausland aus bestimmte Bhutto die Geschicke ihrer Partei maßgeblich. Sie ließ sich zur Vorsitzenden der PPP©auf Lebenszeit bestimmen - „in der Tradition alter afrikanischer Diktatoren“, wie ihr im Volk immer unbeliebterer Gegenspieler Musharraf meinte. (Quelle: APA)