Gilmore girls goes extrem

Transcrição

Gilmore girls goes extrem
Warnung: Koile fällt aus der Rolle, aber Literatur muß auch mal grenzwertig sein!
Eine neue Geschichte aus „Koiles wunderbare Welt der Lauren Geschichten“.
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Fassungslos starrt sie auf das Skript.
„Das kann unmöglich euer Ernst sein… das geht nicht… das macht… alles… kaputt“.
Lauren blickt in die Augen des Ober-Produzenten und sieht etwas, was sie bei ihm
noch nie gesehen hatte: Entschlossenheit!
„Stell dich nicht so an, ich sagte dir schon, wir müssen was machen, die Quote,
Herrgottnochmal, jetzt zick nicht so rum“.
Lauren läßt nochmals ihre Augen über den Ablauf der Szenen und deren Dialoge
schweifen, aber das blanke Entsetzten packt sie schon wieder und sie legt das Skript
aus der Hand.
„Nein, unmöglich. Was sagt denn Alexis dazu?“
„Hör zu Baby, mich interessiert einen Scheiß, was Fräulein Bledel sagt, denkt oder
fühlt, die hat das gefälligst zu spielen, genauso, wie du das zu spielen hast. O.K.?“
Lauren schaut zwischenzeitlich schon sehr verärgert über ihre Brillenränder, denn
heute Morgen war mal wieder zu wenig Zeit die Kontaktlinsen einzusetzen.
„Gut, und gibt es eine Stellungsnahme von Ed Hermann oder interessiert dich das
auch nicht, immerhin wird seine Rolle ziemlich vergewaltigt… siehst du das nicht, ihr
macht einen Kinderschänder aus ihm. Das kann ihm doch nicht egal sein?“
„Nochmals zum mitschreiben für das minderbegabte Schauspieler-Hirn, es
interessiert hier keinen, o.k., du stehst auf der Gehaltsliste, du bekommst Geld dafür,
du machst, was wir denken, sagen und schreiben. Und wenn es nicht paßt, dann
heul doch“.
Der Ober-Produzent ragt zwischenzeitlich mit seinem schwitzigen Gesicht fast bis zu
ihrer Nasenspitze. Sie konnte sein billiges Aftershave riechen und sie wußte, sie
konnte ihn eigentlich überhaupt nicht riechen.
„Falls es dir entgangen sein sollte, ich bin Mit-Produzenten“.
Das Affengesicht des Ober-Produzenten verzieht sich zu einem grausigen Lachen.
„Du bist alles auf dem Blatt, Baby. Du bist Produzentin und wenn du willst, dann
schreibe ich auf ein anderes Blatt, daß du Präsidentin der Vereinigten Staaten bist.
Oder Päpstin oder was du willst. Hier bist du Mein und ich sage, setzte dich endlich
hin und lerne deinen Scheißtext. O.k.?“
„Wie Recht du hast“, kontert Lauren spitz, „Scheißtext“.
Zurück in ihrem Wohnwagen atmet sie ganz tief durch. Es ist unerträglich geworden,
seit dem die Führung des Teams und der Sender gewechselt wurde.
Wie hatten sie es genannt? „Gilmore girls“ bräuchte ein „Make-over“ und man müsse
das Publikum herausfordern. „Gilmore Girls Goes Extreme“ war die neue
Marschrichtung und das Skript bot alles, was nur erdenklich war.
Dabei waren die Charaktere fast nicht mehr zu erkennen: Rory war ein 1:1 Abklatsch
von einem Hollywood-Drogen-Starlet geworden. Hatte wieder mal Yale verlassen,
hang mit komischen Typen ab und sicher war, daß sie tief in den Drogensumpf
abgleiten würde.
In einer Szene zwischen Lorelai und Rory, wo Lorelai Rory erwischen würde, wie sie
sich gerade einen Schuß setzt, kommt es nicht nur zu einem heftigen Streit, sondern
Lorelai sollte Rory übelst verprügeln und Rory, geschwächt von ihren
Drogenexzessen, ließ sich mehr oder minder von der Mutter zusammenschlagen.
Lorelais Vater, Richard Gilmore, bekam einen Sex-Skandal besonderer Art
angehängt. Er sollte eine Schwäche für kleine Knaben haben und sich schon über
Jahre an Kindern vergangen haben. Emily hätte davon gewußt und jahrelang den
Mantel des Schweigens darüber gelegt, weil „so was in unserer Familie nicht
vorkommt“.
Lauren schloß die Augen und stellte sich vor, wie ihr Fernsehvater vor der ganzen
Nation als Kinderschänder vorgeführt wurde. Ed, ihr lieber Ed Hermann, eine Seele
von einem Menschen und dann so was. Allein bei dem Gedanken drehte sich ihr der
Magen um.
Aber auch anderen Charakteren war keine bessere Zukunft beschienen: Sookie
verlor Mann und Kinder bei einem Autounfall, Lane trennte sich von Zack und stürzte
sich ins Rock`n Roll-Leben, im Grunde wurde sie zu der Stars Hollow Hure
umfunktioniert. Ihre Mutter, Mrs. Kim, konnte die Schande und Schmach nicht
ertragen und sollte vor Scham gebrochen am Leben bleiben, aber nicht mehr das
Haus verlassen.
Kirk wurde Opfer einer Motorrad-Gang, die ihn wie einen Hasen durch den Ort
trieben und ihn dann einfach überfuhren.
Laurens Knie zitterten und sie mußte sich setzen, sie hatte das Gefühl, ihr würde
schwarz vor Augen werden.
Ihr eigenes Schicksal war nun auch nicht besser, für Lorelai hatten die Schreiber
verschiedene Horror-Szenarien entwickelt, aber nichts schien ihnen abartig genug zu
sein. Lauren befürchtete schon schlimmstes. Vielleicht noch ein bißchen Sodomie mit
Paul Anka, wer wußte es schon genau?
Feststand, sie sollte eine Abtreibung haben, nachdem sie doch von Luke schwanger
wurde. Aber nachdem Rory so aus der Spur gelaufen war, versank Lorelai in tiefste
Selbstzweifel. Eine so schlechte Mutter wie sie, sollte kein weiteres Kind bekommen.
Die Abtreibung verlief aber mit Komplikationen und sie würde danach nie mehr
Kinder bekommen können.
Als Luke von der Abtreibung hört, flippt er völlig aus und schlägt Lorelai
Krankenhaus -Reif (man hatte das Bestreben, das Gewaltpotential in der Serie um ein
Vielfaches zu steigern).
Nun war man sich aber nicht einig, ob er in seiner Wut sein Diner anzünden würde
oder nicht, das Feuer sollte auf Taylors Eisladen überspringen und Teile von Stars
Hollow könnten abbrennen.
Diese Variante erschien den Machern eigentlich zu brachial und würde zu sehr an
„Quo vadis“ erinnern, wobei man feststellte, daß Scott nicht wie Sir Peter Ustinov
aussehen und auch nicht „Oh lodernd Feuer“ singen würde.
Im Grund wäre es aber die perfekte Storyline, es war alles drin, was eine gute Show
heute brauchen würde: Sex, Drogen, Gewalt! Es war genial und endlich würde man
auch neue Zielgruppen erreichen, junge Männer zwischen 14 und 35 Jahre,
aufgewachsen mit grausamen Computerspielen und Actionhelden.
Lauren schaut auf ihren Tisch, ein Bild von ihr und Alexis, das in der 1. Staffel
gemacht wurde, lag vor ihr. Das liebe, kindliche Gesicht dieses jungen Mädchens
sollte zu einer zerstörten Fassade der Jugend werden.
Ihr stiegen Tränen in die Augen, was waren das für Zeiten, was waren das für
Momente, als sie noch versuchten, ihren Text in rasender Geschwindigkeit
aufzusagen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das alles spielen sollte und die Tränen
rollten über ihr Gesicht und ihre Wangen wurden naß.
Lauren blinzelte und öffnete die Augen, um in die großen Hundeaugen von Hannah
zu starren, die ihr gerade das Gesicht ablegte. Sie setzte sich auf, es war Mitten in
der Nacht und sie spürte, daß sie wohl geweint hatte.
Hannah schaut irritiert und rückte schon wieder näher, um die „Nasse-HundezungeSchleck-Aktion“ weiterzuführen.
„Ist ja gut“, beruhigte Lauren den winselnden Hund. „ich habe nur geträumt, bohh,
das war aber ein übler Traum. Na komm, raus aus dem Bett“. Der Hund schaute
weiterhin irritiert. Wieso raus aus dem Bett? Im Bett war es bemerkenswert nett und
weich und so schön kuschelig.
„Raus aus dem Bett“, erhob Lauren ihre Stimme, aber Hannah schaut hinter sich und
dann entrüstet auf den Boden und wieder zu Lauren. Irgendwie hatten sie eben arge
Kommunikationsprobleme.
Lauren machte das Licht an und packte Hannah am Halsband und zog sie aus dem
Bett raus.
Morgen früh würde sie gleich Alexis eine SMS schreiben und dann Kelly und dann
Ed und so spät Abends keine fritierten Shrimps mehr essen, die verursachen nur
Alpträume.
© Koile 2008

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