Techniktraining im Klartraum. Theoretische und

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Techniktraining im Klartraum. Theoretische und
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Copyright 2001 by Daniel
Techniktraining im Klartraum. Theoretische und empirische
Annäherung an ein neues Feld der Bewegungswissenschaft
Daniel Erlacher
Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg
Der Klartraum und dessen Anwendung für Zwecke des sportmotorischen Lernens stehen im
Zentrum dieser Arbeit. Bei dem Phänomen Klartraum handelt es sich um REM-Träume, in
denen das phänomenal erlebte Traum-Ich seinen Zustand des Träumens reflektiert und daraufhin die Geschehnisse im Traum willkürlich verändern kann. Beim mentale Training trainiert
der Sportler eine Bewegungen nur in der Vorstellung. Die Effekte werden dabei hauptsächlich
auf die Verbesserung kognitiver Anteile einer Bewegung zurückgeführt, aber auch auf motorischer Anteile. Ein Klartraumtraining ist insofern dem mentalen Training gleichzusetzen, als
dass sich der physikalische Körper dabei nicht bewegt. Es zeigen sich jedoch qualitative und
physiologische Unterschiede, die die Vermutung plausibel erscheinen lassen, dass das Training im Klartraum dem mentalen Training deutlich überlegen ist. Das skizzierte experimentelle Gruppendesign, dass diese Vermutung überprüfen sollte konnte vor dem Hintergrund der
mangelnden Versuchsteilnehmer zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeführt werden. Statt dessen
erfolgten zwei Studie, die sich mit der Versuchspartnerfrage beschäftigten. Die Studien stellen
von daher erste Schritte dar, sich dem Untersuchungsfeld anzunähern. Beide Strategien, die
gewählt wurden, um die Problematik zu lösen, brachten nur mäßigen Erfolg. Dennoch war
in beiden Studien auch positive Aspekte zu vermerken, die hoffen lassen, dass sich positive
Effekte des Klartraumtrainings in zukünftigen Experimenten zeigen werden.
Einleitung
ließe sich beliebig fortführen. Dem Sportwissenschaftler auf
der anderen Seite würden sich neue Perspektiven im Bezug
auf theoretische Fragen der Bewegungswissenschaft eröffnen. Wenn sich durch das Training im Klartraum tatsächlich
Verbesserungen der Bewegung zeigen sollten, so würde z.B.
die Bedeutung von propriozeptivem Feedback beim Bewegungslernen neu überdacht werden müssen. Auf übergeordneter Ebene könnten sich neue fruchtbare Einblicke ergeben,
welche das Verhältnis von Bewusstsein und Bewegung betreffen, eine in jüngster Zeit auch in der Sportwissenschaft
viel diskutierte Thematik.1
Die hier skizzierten Überlegungen blicken weit in die Zukunft, wobei es das Ziel dieser Arbeit ist, in diese Richtung vorzustoßen und zumindest teilweise den Konjunktiv
aus den angeführten Ideen zu verbannen. Um dieses Unterfangen in Angriff zu nehmen, wird in einem ersten, dem
theoretischen Teil dieser Arbeit, ausführlich auf die eingangs
gestellten Fragen eingegangen. Im Abschnitt Das Phäno”
men Klartraum“ wird also das Problem der Handlungsfreiheit des Traum-Körpers während eines Klartraums im Mittelpunkt stehen. Im Bezug auf den Sport umformuliert stellt
sich die Frage folgendermaßen: Ist es einem Klarträumenden
möglich, sportliche Übungen im Klartraum auszuführen?
Hier gilt es zunächst, das Phänomen des Klarträumens näher
zu umreißen. Dieser Unterabschnitt wird relativ umfassend
ausfallen, da das Klarträumen in der scientific communi”
ty“ sowie in der breiten Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist und es deshalb einer sehr genauen Einführung
Diese Arbeit befasst sich mit zwei unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen: der Sportwissenschaft und der
Traumforschung – im Speziellen der Klartraumforschung.
Im Klartraum ist sich der Träumende bewusst, dass er träumt.
Mit diesem Wissen kann er den fortlaufenden Traum willentlich steuern. Es ergibt sich dadurch die Paradoxie, dass
sich ein Klarträumer frei mit seinem Traum-Körper bewegen kann, während sein physikalischer Körper schlafend im
Bett liegt. Für den Sportwissenschaftler ergeben sich hieraus
zwei interessante Fragen: Ist es – erstens – einem Klarträumenden möglich, sportliche Übungen im Klartraum zu trainieren? Und welche Transfereffekte ergeben sich gegebenfalls
– zweitens – von dem Training im Klartraum auf das Wachleben? Wenn also ein Klarträumer sportliche Bewegungen
übt und sich nach dem Erwachen Verbesserungen dieser Bewegungen feststellen ließen, dann könnte man berechtigterweise behaupten, dass diese Trainingsform völlig neue Perspektiven eröffnet – sowohl in praktischer Hinsicht für den
Sportler und Trainer als auch in theoretischer Hinsicht für
den grundlagenorientierten Sportwissenschaftler.
Dem Sportler würde sich auf der einen Seite ein Trai”
ningsraum“ bieten, in dem er neue, eventuell gefährliche Bewegungen ohne Angst vor Verletzungen einstudieren könnte. Oder es wäre ihm möglich, schon bekannte Techniken
während eines Klartraumtrainings zu verbessern. Weiterhin könnte man diese außergewöhnlichen Trainingseinheiten
dann nutzen, wenn ein physisches Üben – z.B. während einer Verletzung – nicht möglich ist. Die Auflistung möglicher
Anwendungen des Trainings im Klartraum für den Sportler
1
z.B. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportmotorik in Gießen
(2001) mit dem Thema: Bewusstsein, Bewegung, Lernen“.
”
1
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bedarf, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen. Dabei werde ich auf vier grundsätzliche Aspekte näher eingehen: die physiologischen Grundlagen des Schlafes, empirische Befunde aus der Klartraumforschung, KlartraumErwerbstechniken und schließlich wissenschafts- und erkenntnistheoretische Überlegungen. Im Abschnitt Motori”
sches Lernen im Klartraum“ wird der Fokus auf die Problematik der Transfereffekte gelenkt. Auf den Sport übertragen formuliert sich die Frage wie folgt: Wird das wiederholte Üben einer Bewegung im Klartraum zu Verbesserungen im Wachleben führen? Um sich dieser Fragestellung
zu nähern, wird der Blick zunächst auf grundsätzliche Bereiche des motorischen Lernens gerichtet. Näher eingegangen
wird auf das mentale Training im Sport, eine Übungsform,
bei der man sich nur gedanklich mit der Bewegungsaufgabe
auseinandersetzt. Da der Körper hierbei in Ruhe verbleibt,
ähnelt diese Trainingsart dem Training im Klartraum. Neben
solchen Parallelen werden jedoch auch wichtige Unterschiede zwischen mentalem Training und Klartraumtraining herauszustellen sein, die sich auf das subjektive Erleben so wie
auf kortikale Aktivitäten beziehen. Die Darstellung bisheriger Befunde zum motorischen Lernen im Klartraum rundet
den dritten Abschnitt ab.
Mit den Folgerungen des Theorieteils wird im zweiten
Teil der Arbeit der Weg in Richtung Empirie eingeschlagen. Hierzu müssen im Abschnitt Randbedingungen em”
pirischer Klartraumforschung“ einige Vorüberlegungen zur
Methodik der Klartraumforschung angestellt werden. Dazu wird zunächst ein kurzer Überblick über verschiedene
Perspektiven der Traumforschung und deren Forschungsmethoden erfolgen. Die Möglichkeiten der Traumberichtserfassung werden dabei besonders hervorgehoben. Danach wird
die experimentelle Phänomenologie vorgestellt. Dabei werden die phänomenologische“ Methode und die experimen”
”
telle“ Methode als sich ergänzende Untersuchungseinheiten
verstanden, die es ermöglichen, das Phänomen Klartraum
in seiner Gesamtheit zu erfassen. In einem weiteren Unterabschnitt wird das methodische Vorgehen bisheriger Klartraumuntersuchungen erörtert, um abschließend die zentralen Untersuchungsfragen zu formulieren. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Untersuchungen durchgeführt. Beide Studien befassen sich mit der Problematik der Versuch”
teilnehmerfindung“. In der ersten Studie wird ein direkter
Weg gewählt, um dieses Problem anzugehen: In Form eines
Kurses sollten bereitwillige Sportstudenten das Klarträumen erlernen. Die zweite Studie wird ein Untersuchungsdesign vorstellen, welches es ermöglichen sollte, über das Internet Klarträumer für Klartraumexperimente zu gewinnen.
Der letzte Abschnitt schließlich dient der Zusammenfassung
der wesentlichen Aspekte der vorliegenden Arbeit, sowie einem Ausblick auf zukünftige Forschungsmöglichkeiten zum
Thema Klartraumforschung und Sport“.
”
Das Phänomen Klartraum
Im zweiten Abschnitt steht die Frage im Vordergrund, ob
es einem Klarträumer möglich ist, sportliche Übungen im
Klartraum auszuführen. Um sich der Antwort anzunähern,
scheint es sehr sinnvoll, das Phänomen Klartraum zunächst
einmal näher zu beschreiben, denn aus eigener Erfahrung
weiß ich, dass viele Menschen sich unter dem Begriff Klartraum nichts vorstellen können. Auch eine kurze Definition
führt eher dazu, den Menschen zu verwirren als ihm die Charakteristik eines Klartraums näher zu bringen. Diese Unklarheiten lassen sich nur dann beheben, wenn das Phänomen
Klartraum eine eingehende Darstellung erfährt. Dabei sind
m. E. vier wesentliche Faktoren besonders hervorzuheben:
die physiologischen Grundkenntnisse des Schlafes, das Wissen um empirische Befunde aus der Klartraumforschung, die
Möglichkeiten, das Klarträumen selbst zu erleben und die
wissenschafts- und erkenntnistheoretische Einordnung des
Phänomens Klartraum. Auf diese vier Punkte werde ich in
den folgenden Unterabschnitten eingehen und damit zu erklären versuchen, dass es sich beim Klarträumen um eine
Fertigkeit handelt, die erlernt werden kann, und dass es dem
Klarträumer möglich ist, willentlich in das Traumgeschehen
einzugreifen.
Physiologische Merkmale des Schlafes
Wann, wie oft und wie lange der Mensch träumt, war bis
vor 50 Jahren noch ein vollkommenes Rätsel. In der Zeit
als z.B. Sigmund Freud sein Buch Die Traumdeutung“ im
”
Jahre 1898 zum ersten Mal veröffentlichte, konnte er noch
gar nicht wissen, dass jeder Mensch jede Nacht träumt. Erst
die neurophysiologische Schlafforschung der 50er und 60er
Jahre des letzten Jahrhunderts eröffnete die Möglichkeit, den
Schlaf in verschiedene Stadien einzuteilen und dabei u. a.
eine Traumphase zu klassifizieren – eine Tatsache, die man
beim Studium von Freuds Klassiker durchaus berücksichtigen sollte. Im Schlaflabor werden zu diesem Zweck verschiedene physiologische Merkmale gemessen. Unter der Stan”
dardableitung“ (Garskadon, 1980) versteht man dabei die
Aufzeichnung von Gehirnaktivität (Elektroenzephalogramm,
EEG), Augenbewegung (Elektrookulogramm, EOG) und Tonus der Körpermuskulatur (Elektromyogramm, EMG). Abbildung 1 verdeutlicht die Messpunkte einer Standardableitung.
Die entscheidende Rolle spielen die verschiedenen Frequenzen, die sich im Elektroenzephalogramm zeigen, wobei
folgende Kurvencharakteristika unterschieden werden (vgl.
Niedermeyer, 1987a, 1987b):
Delta-Aktivität (unter 3,5 Hz, für gewöhnlich 0,1 – 3,5 Hz)
entsteht im Tiefschlaf. Sie wird auf dem gesamten
Kopfbereich gemessen.
Theta-Aktivität (4 – 7,5 Hz) wird hauptsächlich bei Kindern gemessen, aber auch bei Erwachsenen während
des Schlafes. Ihr Ursprung wird im Thalamus vermutet.
Alpha-Aktivität (8 – 13 Hz) entsteht während entspannter
Wachsamkeit und bei geschlossenen Augen mit den
größten Amplituden über dem hinteren Kopfbereich.
Beta-Aktivität (größer als 13 Hz, für gewöhnlich 14 – 40
Hz) wird am deutlichsten über dem seitlichen und dem
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
Figure 1. EEG-, EOG- und EMG-Stromkurven geben Aufschluss
über den Schlaf. Das Elektroenzephalogramm ist die Aufzeichnung
von elektrischen Hirnströmen, das Elektrookulogramm von elektrischen Strömen, die durch Augenbewegungen entstehen, und das
Elektromyogramm von Strömen, die die Muskelspannung widerspiegeln (vgl. Borbèly, 1998).
vorderen Kopfbereich gemessen. Sie entsteht bei mentaler Aktivität.
Spindeln (11 – 15 Hz) werden nach dem Einschlafen gemessen. Sie sind von kurzer Dauer (ca. 1 Sekunde).
Ihr Ursprung liegt im vorderen Gehirnbereich.
K-Komplex besteht aus einer scharfen, großen Amplitude
und einer anschließenden spindelähnlichen Verlaufsform. Der Ursprung liegt über dem zentralen und dem
vorderen Gehirnbereich.
Neben diesen Standardmessungen können je nach Untersuchung noch weitere physiologische Merkmale aufgezeichnet werden (Atmung, Puls usw.). Die Aufzeichnungen erfolgen meist über eine ganze Nacht. Betrachtet man die aufgezeichneten Kurven, so stellt man fest, dass sich ihr Aussehen mehrmals im fortschreitenden Schlaf verändert. Anhand dieser Veränderungen kann man den Schlaf in verschiedene Stadien unterteilen. Die Identifikation von verschiedenen Schlafstadien richtet sich dabei nach speziellen Kriterien, die erstmals von Loomis, Harvey and Hobart (1937,
nach Borbèly, 1998) vorgeschlagen wurden. Eine heute immer noch gültige Einteilung liefern Rechtschaffen und Kales
(1968, nach Schredl, 1999; Übersicht bei Lavie, 1997). Sie
unterscheiden dabei den Schlaf in vier NREM-Stadien und
ein REM-Stadium. REM ist die Abkürzung für Rapid-EyeMovement. Dieses Stadium ist von schnellen Augenbewegungen begleitet. Das N“ (Non) bei den anderen Stadien be”
zeichnet das Fehlen der schnellen Augenbewegungen. Jede
dieser Phasen zeichnet sich durch charakteristische Kurvenmerkmale aus. In der Abbildung 2 sind die entsprechenden
Kurven abgebildet.
Im NREM-Stadium 1, das auch als Einschlafstadium bezeichnet wird, kann man ein Nachlassen der Alpha-Aktivität
im EEG, leichte Abnahme des Muskeltonus im EMG und
langsame, rollende Augenbewegungen im EOG beobachten.
3
Das NREM-Stadium 2 ist gekennzeichnet durch das Auftreten von K-Komplexen und Spindeln. Dieses Stadium wird
als eigentlicher Schlaf“ bezeichnet (Schredl, 1999, S. 10).
”
In den NREM-Stadien 3 und 4 treten vor allem Delta-Wellen
auf. Der Schlaf ist in diesen Stadien sehr tief, die Muskeln
sind erschlafft, und die Herz- und Atemfrequenz ist langsam und regelmäßig. Man bezeichnet diese Stadium auch
als Tiefschlafphase. Der REM-Schlaf ist, wie oben bereits
erwähnt, durch das Auftreten schneller Augenbewegungen
gekennzeichnet. Ein zweites charakteristisches Merkmal dieses Stadiums kann man im EEG ablesen. Die Hirnstromwellen ähneln verblüffend denen des NREM-Stadium 1, also
denen eines leichten Schlafes. Im Gegensatz zum Stadium
1 ist der Schlaf im REM-Stadium jedoch in der Regel viel
tiefer. Dieser Umstand hat dem REM-Schlaf einen seiner vielen Namen gegeben – paradoxer Schlaf (Lavie, 1997, S. 41).
Das dritte Merkmal, das den REM-Schlaf auszeichnet, ist ein
völliges Fehlen des Muskeltonus. Diese Muskelatonie wird
aktiv durch Zentren im Hirnstamm herbeigeführt.
Zeichnet man die Stromkurven der drei physiologischen
Parameter über die gesamte Nacht hinweg auf, so wird
man feststellen, dass NREM-Schlaf und REM-Schlaf in
Abständen von ca. 90 Minuten zyklisch aufeinanderfolgen.
Tiefschlaf (Stadium 3 und 4) tritt häufig nur in den ersten beiden Zyklen auf. REM-Schlaf-Episoden werden in der
zweiten Hälfte der Nacht typischerweise länger. Pro Nacht
durchschläft man je nach Schlafdauer bis zu sechs dieser Zyklen. Üblicherweise wird der Verlauf der Schlaftiefe in einem Hypnogramm (Schlafprofil) dargestellt, wie es in Abbildung 3 zu sehen ist.
Die REM-Phase ist nicht nur durch die eben genannten paradoxen physiologischen Merkmale bekannt geworden, sondern vor allem dadurch, dass sie in enger Verbindung mit
Träumen zu stehen scheint. Weckt man Versuchspersonen
Figure 2. Die Schlafstadien werden anhand von Stromkurven bestimmt, die vom Gehirn, den Augen und den Muskeln abgeleitet werden. Mit zunehmender Vertiefung des NREM-Schlafes (von
Stadium 1 bis Stadium 4) werden die Hirnstromkurven größer und
langsamer, wobei die Muskelspannung der Skelettmuskulatur abnimmt (vgl. Borbèly, 1998).
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dass man den ganzen Reichtum des Traumverhaltens zu Ge”
sicht bekommt“ (Jouvet, 1994, S. 78). Nachdem eine Katze
so präpariert in den paradoxen Schlaf eingetreten war, zeigte
sie sichtbare Verhaltensweisen, die sehr wahrscheinlich dem
Traumverhalten folgten:
Figure 3. Das idealisiert dargestellte Schlafprofil einer ganzen
Nacht. Nach dem Einschlafen gelangt man über Stadium 2 in den
Tiefschlaf (Stadium 3 und 4). Nach etwas mehr als einer Stunde tritt
die erste REM-Schlaf-Episode auf (vgl. Borbèly, 1998).
gezielt aus dem REM-Stadium auf und fragt sie unmittelbar
nach dem Erwachen, was ihnen davor durch den Kopf gegangen ist, werden sich 80 bis 85% der Befragten an einen
lebhaften Traum erinnern. Im Gegensatz dazu werden Versuchspersonen, die aus NREM-Stadien geweckt werden, zu
einem viel geringeren Prozentsatz von einem Traum berichten können (Lavie, 1997, S. 92). Der REM-Schlaf scheint
also ein direktes Korrelat für die Träume darzustellen. Seit
den ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen dieser Beobachtung vor gut 50 Jahren wurde diese Schlussfolgerung
jedoch immer wieder stark kritisiert, vor allem deswegen,
weil Versuchspersonen auch aus anderen Schlafstadien einen
Traumbericht erstatten konnten. Zwar waren diese in der Regel kürzer und nicht so detailgetreu, aber eine Gleichsetzung
von REM-Schlaf und Traumschlaf wollten einige Wissenschaftler nicht mehr akzeptieren (vgl. z.B. Antrobus, 1983).
Stattdessen wurden diese Beobachtungen von einigen Forschern als Beweis dafür gewertet, dass das Gehirn in allen
Stadien des Schlafens und Wachens kognitiv tätig ist (vgl.
Lavie, 1997, S. 96). Es scheint, als ob REM-Schlaf (physiologische Ebene) und Träume (psychische Ebene) zwei verschiedene Ebenen darstellen, die nur zum Teil Entsprechungen und/oder ähnliche Funktionen aufweisen (Schredl, 1999,
S. 7).
Nichtsdestoweniger gibt es einige Argumente dafür, ausschließlich die REM-Schlaf-Erlebnisse als Träume zu bezeichnen. In Untersuchungen, in denen Berichte aus dem
REM-Schlaf und dem Schlafstadium 2 verglichen wurden,
zeigte sich, dass sie sich in ihrem Wesen stark unterschieden.
Schilderungen von Versuchspersonen, die aus einem anderen Schlaf als dem REM-Schlaf erwachten, beziehen sich in
der Regel auf Fragmente von Gedanken und Ideen. Dagegen zeichneten sich die Berichte aus dem REM-Schlaf in der
Regel durch die Entwicklung einer Handlung und ein Übermaß an Details und Gefühlen aus (Lavie, 1997, S. 95). Ein
weiterer Grund für die qualitative Unterscheidung ist, dass
während der REM-Phase der Körper des Träumenden komplett gelähmt ist. In einem bemerkenswerten Experiment an
Katzen ist es Michel Jouvet (1994) gelungen, den für die
Muskelatonie verantwortlichen Bereich im Stammhirn durch
gezielte Läsion zu zerstören. Dieser Eingriff führte dazu,
Die Katze scheint mit Kopf und Augen einem
imaginären, vor ihr im Raum sich bewegenden Gegenstand zu folgen. Aber das Tier sieht
nicht im eigentlichen Sinne. Man kann sich dieser Form von Blindheit‘ vergewissern, indem
’
man es auf verschiedene Weise reizt [z.B. durch
Futter]: Keine dieser Reizungen verursacht eine
Verfolgungsreaktion. (Jouvet, 1994, S. 78)
Das Ausagieren der Träume (Oneirismus) ist auch beim
Menschen bekannt: unter Schlafstörungen findet man das
Schenck-Syndrom (Sturm & Clarenbach, 1997, S. 120).
Bei diesem Phänomen weicht die normalerweise beobachtete elektromyograpische Lähmung (Atonie) im REM-Schlaf
zeitweise einer motorischen Aktivität, die mit dem Trauminhalt zu tun hat, z.B. Rennen oder Stoßen. Im Gegensatz dazu
findet das Schlafwandeln (Somnambulismus) hauptsächlich
im Schlafstadium 3 oder 4 statt. Oft wandeln“ die Betroffe”
nen nicht, sondern richten sich nur auf und zupfen am Betttuch. Das Wandeln kann unter Umständen gefährlich werden, denn die sprichwörtliche Sicherheit des Schlafwandlers
gibt es nicht. Für die Handlungen besteht eine weitgehende
Amnesie (Sturm & Clarenbach, 1997, S. 103).
Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass das Erleben eines Traumes während der REM-Phase von einer ganz anderen Qualität ist als eventuelle kognitive Aktivitäten während
der anderen Schlafstadien. Während man im Wachzustand
über eine Bewegung nachdenken kann, ohne sie tatsächlich
auszuführen, scheint es im REM-Schlaf so zu sein, dass diese Bewegung in der Traumwelt tatsächlich stattfindet“. Im
”
Stammhirn bewirkt allerdings eine Neuronengruppe mit ihrer Aktivität eine Haltungsatonie durch Hemmung der Motoneuronen des Rückenmarks (Jouvet, 1994, S. 75). Dieser
Umstand hindert“ einen daran, den phänomenal erlebten
”
Geschehnissen des Traumes tatsächlich nachzugehen. Auch
dieser Mechanismus, der ausschließlich im REM-Schlaf anzutreffen ist, spricht dafür, dass es sich während der verschiedenen Schlafstadien um zwei grundsätzlich verschiedene kortikale Prozesse handelt – eben um die lebhaften
Träume im REM-Schlaf und die hiervon zu unterscheidenden kognitiven Aktivitäten während der NREM-Stadien. Um
der skizzierten Debatte aus dem Weg zu gehen, benutzen
viele Autoren den Begriff der NREM-Träume und REMTräume und verweisen damit auf die bereits oben angesprochene Ebenenunterscheidung von physiologischen und psychologischen Vorgängen während der Nacht (Strauch, 1999,
S. 554).
Klarträume entsprechen in ihrem Erscheinen den oben beschriebenen REM-Träumen. Deshalb werden im Folgenden
auch nur noch die REM-Träume von Interesse sein. Dies gilt
auch dann, wenn man nach der soeben geführten Diskussion eine eher quantitative Unterscheidung zwischen NREM-
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
und REM-Träumen favorisieren sollte. Schlagend wird an
dieser Stelle das methodische Argument, dass während der
NREM-Phasen durch die fehlende Muskelatonie eine bewusste Manipulation der Resultate von Traumstudien nur im
REM-Stadium auszuschließen sind. Und da viele Forscher
dem Phänomen des Klarträumens sehr skeptisch gegenüberstehen, ist man gezwungen, bei Untersuchungen von Klarträumen im Schlaflabor den Nachweis zu erbringen, dass sich
die Versuchsperson auch wirklich im REM-Stadium befunden haben. Dazu müssen alle drei physiologischen Kriterien
des REM-Schlafes erfüllt sein.
Zusammenfassend kann man sagen, dass jeder normale Mensch mehrere Zyklen von Schlafstadien pro Nacht
durchläuft. Das REM-Stadium scheint dabei eng mit lebhaften Träumen in Zusammenhang zu stehen. Geht man davon
aus, das der REM-Schlaf gleichbedeutend mit Traumschlaf
ist – und das legen die oben aufgeführten Befunde nahe –
dann kann man sagen, dass jeder Mensch ungefähr 90 Minuten pro Nacht träumt. Für die Erforschung der Klarträume ist
das Vorliegen der drei physiologischen Merkmale des REMSchlafes Voraussetzung: die aufgezeichneten Hirnwellen zeigen dieselbe Charakteristik des Schlafstadium 1 im EEG,
schnelle Augenbewegung im EOG und keine Aktivität im
EMG (Muskelatonie).
Empirische Befunde der Klartraumforschung
As I wandered through a high-vaulted corridor
deep within a mighty citadel, I paused to admire
the magnificent architecture. Somehow the contemplation of these majestic surroundings stimulated the realization that I was dreaming! In
the light of my lucid consciousness, the already impressive splendor of the castle appeared
even more of a marvel, and with great excitement I began to explore the imaginary reality of
my castle in the air“. Walking down the hall,
”
I could feel the cold hardness of the stones beneath my feet and hear the echo of my steps.
Every element of this enchanting spectacle seemed real – in spite of the fact that I remained perfectly aware it was all a dream! (LaBerge, 1985,
S. 1)
Dieses Beispiel von Stephen LaBerge spiegelt alles wieder, was einen Klartraum auszeichnet. In einem Klartraum
oder luziden Traum2 ist sich der Träumende der Tatsache
bewusst, dass er träumt. Durch diese Kenntnis erlebt er seinen Traum, während das Traumgeschehen fortschreitet. Er
kann auf die Traumhandlung Einfluss nehmen und die Geschehnisse manipulieren, genau so, wie er die Vorgänge im
wachen Zustand beeinflussen kann. Man fühlt sich in sol”
chen Träumen im Besitz seiner normalen Verstandes- und
Willensfunktionen und hat dabei eine klare Erinnerung an
das Wachleben. Es gibt Klarträume, die sich im Hinblick
auf die Erscheinungsweise von Körper-Ich und Umgebung
überhaupt nicht von der Wachwirklichkeit unterscheiden“
(Tholey, 1980a, S. 175). Celia Green und Charles McCreery
(1998) definieren den Klartraum folgendermaßen:
5
Luzide Träume sind solche, bei denen der
Träumende sich bewußt wird, daß er träumt. Indem er das erkennt, verändert sich der Charakter des Traumes und hält solange an, wie der
Träumende sich seines Zustandes bewußt bleibt.
Ein luzider Traum unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von einem gewöhnlichen: Er kann
außerordentlich realistisch sein und dem Träumenden eine äußerst überzeugende Nachbildung
seines wachen Daseins bieten; seine emotionale
Tonlage ist oftmals positiv, manchmal bis hinauf zu einer ausgesprochenen Hochstimmung.
(S. 13)
Die Paradoxie, dass man während des Schlafes wach“
”
sein kann, scheint für die meisten Menschen einen solchen Widerspruch darzustellen, dass sie das Klarträumen
schlicht ignorieren. Auch die Wissenschaft stand diesem
Phänomen lange Zeit mit großer Skepsis gegenüber. Frühere
Erfahrungsberichte wurden von den physiologisch orientierten Forschern belächelt, da sie diese Erlebnisse als Mikro”
Wachepisoden“ im Verlauf des Schlafes ansahen (Schredl,
1999, S. 124). Nur so ist es zu erklären, dass die Klarträume
eine so lange Zeit unbeachtet geblieben sind. Erst Ende der
siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts begannen Forscher damit, den Klartraum im Labor nachzuweisen. Keith
Hearne und Stephen LaBerge gelang es – völlig unabhängig
voneinander und ungefähr zur gleichen Zeit –, den Beweis zu
erbringen, dass es sich beim Klarträumen um ein tatsächliches Phänomen handelt (Überblick bei LaBerge, 1985). Beide folgten derselben Logik: Wenn der Träumer in seinem
Traum tatsächlich bei vollem Bewusstsein ist, sollte es ihm
möglich sein, dies auf irgendeine Art und Weise der Außenwelt mitzuteilen. Das Problem dabei besteht darin, dass –
wie wir bereits wissen – der Körper während der REM-Phase
vollkommen gelähmt und von daher unfähig ist, irgendwelche Informationen zu übermitteln. Die Muskellähmung des
Körpers kennt jedoch ganz offensichtlich eine Ausnahme:
Die Augen sind während des REM-Schlafes uneingeschränkt
beweglich, denn schließlich haben die schnellen Augenbewegungen dieser Schlafphase ihren Namen gegeben. Befunde aus der Schlaf- und Traumforschung ließen darüber
hinaus vermuten, dass die aufgezeichnete Augenbewegung
während des REM-Schlafes in Verbindung mit der Blickbewegung im Traum steht (Lavie, 1997, S. 114). Würde man
nun einen Klarträumer instruieren, eine vorher vereinbarte Augenbewegung während seines Traums durchzuführen,
und könnte man dieses Blickverhalten im EOG wiederfinden, wäre ein Beweis dafür geliefert, dass es sich beim Klartraum um ein Phänomen handelt, das sich experimentellen
Zugriffen nicht entzieht. Beide Forscher kamen bei der Anwendung dieser Strategie im Schlaflabor zu den gleichen positiven Ergebnissen: Deutlich waren in ihren Schlafaufzeich2
Im englischsprachigen Raum wird der Begriff lucid dream für
Klartraum verwendet. Entgegen der Unterscheidung von Tholey
und Utecht (1997) werden die beiden Begriffe in diesem Beitrag
als Synonyme verwendet.
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DANIEL ERLACHER
Figure 4. EEG, EOG und EMG Aufzeichnungen einer REMPhase. Es sind drei der 29 Kanäle des EEGs abgebildet. Das EOG ist
in horizontale und vertikale Augenbewegung aufgeteilt. Das EMG
wurde am Kinn des Probanden abgeleitet. Die schnellen Augenbewegungen des Träumenden sind gut zu erkennen (eigene, unveröffentlichte Aufzeichnungen, Stanford University, 1999).
Figure 5. Der selbe Traum im luziden Zustand. Drei deutliche
LRLR Augenbewegungen heben sich aus dem horizontalen EOG
ab. Ausschläge nach oben entsprechen einer Augenbewegung nach
links. Ausschläge nach unten entsprechen einer Augenbewegung
nach rechts (eigene, unveröffentlichte Aufzeichnung, Stanford University, 1999).
nungen die vorher genau vereinbarten Augenmuster wiederzufinden (LaBerge & Rheingold, 1990a, S. 114).
Inzwischen ist eine Vielzahl solcher Experimente durchgeführt worden, und es besteht kein Zweifel, dass es für einen
Menschen auf diese Weise möglich ist, aus seinen Träumen
heraus mit der Außenwelt zu kommunizieren“. Üblicher”
weise geht man bei solchen Untersuchungen folgendermaßen vor: Ein genau definiertes Augenbewegungsmuster (z.B.
eine deutliche LRLR-Augenbewegung für links – rechts –
links – rechts) dient als Information darüber, dass der Träumende erkannt hat, dass er träumt, mit einer bestimmten Aufgabe in seinen Träumen anfängt oder mit ihr aufhört. In den
Abbildungen 4 und 5 ist ein Ausschnitt aus einer Schlafaufzeichnung zu sehen.
In Abbildung 4 befindet sich der Proband deutlich in einer
REM-Phase, wie man an der Aufzeichnung der Gehirnwel-
len, der Augenbewegungen und des Muskeltonus leicht erkennen kann. Die gleiche Aufzeichnung desselben Traums,
jedoch zu einem etwas späteren Zeitpunkt, ist in Abbildung 5 zu sehen. Inzwischen hat der Träumer erkannt, dass
er sich in einem Traum befindet. Im EOG für die horizontale Augenbewegung der Aufzeichnung sieht man deutlich
drei hervorstechende LRLR-Signale. Mit der ersten LRLRAugenbewegung markiert er seinen Zustand in der Aufzeichnung. Die nachfolgende LRLR-Augenbewegung signalisiert,
dass der Träumer mit einer Aufgabe begonnen hat. Das dritte
Signal bedeutet das Ende der Aufgabe. In diesem Fall war es
die Aufgabe der Versuchsperson, in seinem Traumgeschehen
seine rechte Hand während des Intervalls zu öffnen und zu
schließen (Erlacher, 1999).
Die Möglichkeit, dass man Klarträumern gezielt Aufgaben stellen kann, welche sie im Traum durchführen können,
eröffnete der Schlaf- und Traumforschung ganz neue Perspektiven. So konnte die Klartraumforschung einige bis
dahin ungelöste Rätsel des Traums lösen. Unter anderem
konnte nachgewiesen werden, dass physiologische Merkmale (z.B. Atmung, Puls) einer träumenden Person durchaus von dem im Traum befindlichen Ich beeinflusst werden können. Die umfangreichsten Studien über die Zusammenhänge physiologischer Merkmale und Inhalte des Klartraums wurden von Stephen LaBerge (1985) durchgeführt.
Mit dem dargestellten Untersuchungsdesign konnte er u. a.
zeigen, dass Veränderungen der Atmung, des Pulses und der
sexuellen Erregung am schlafenden Körper vom Traum-Ich
herbeigeführt werden können. Durch die Möglichkeit der bewussten Augenbewegungen konnte er darüber hinaus nachweisen, dass die verstrichene Zeit im Traum mit der realen
Zeit übereinstimmt. Dazu instruierte er Probanden, im Klartraum eine LRLR-Augenbewegung zu tätigen, bis zehn zu
zählen und dann wieder eine LRLR-Augenbewegung durchzuführen. Das geschätzte Zeitintervall stimmte mit einem
geschätzten Zeitintervall aus dem Wachen überein. Eine umfassende Übersicht zu diesen und anderen Untersuchungen
findet sich bei LaBerge (1985), Gackenbach und LaBerge
(1988) und Schredl (1999).
Fassen wir diesen Unterabschnitt kurz zusammen. Klarträume sind bewusste, erlebnisreiche Träume. Sie lassen
sich im Schlaflabor wissenschaftlich mit vorher verabredeten Augenbewegungen im REM-Schlaf nachweisen. Dies
ist möglich, weil die Augen von der Muskellähmung der
REM-Phase ausgenommen sind. In verschiedenen Untersuchungen wurde u. a. gezeigt, dass physiologische Merkmale des schlafenden Körpers (wie z.B. Atmung und Puls)
durch das Traum-Ich beeinflusst werden können, und dass
die geschätzte Zeit in einem Klartraum mit der Schätzung
aus dem Wachen übereinstimmt.
Erlernen von Klarträumen
Das Klarträumen tritt normalerweise sehr selten auf. Nur
etwa 26% der Befragten einer repräsentativen Umfrage kennen das Phänomen Klartraum (nach Stepansky in Schredl,
1999), und auch bei diesen treten Klarträume nur wenige Male im Jahr spontan auf. Diese Befunde hören sich
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
zunächst entmutigend an, wenn der Klartraum zum Trainieren motorischer Fertigkeiten genutzt werden soll, denn nur
vereinzelte Klarträume wären keine besonders gute Basis für
eine solche Trainingsform. Allerdings gibt es verschiedene
Methoden, die das Auftreten von Klarträumen deutlich steigern können. Zusätzlich scheint es, dass die Fähigkeit zum
Klarträumen in jedem Menschen vorhanden ist. LaBerge war
es möglich, durch Übung mehrere Male pro Nacht einen
Klartraum zu erleben (LaBerge, 1980, S. 1040). Wenn also
ein Sportler die Trainingsmöglichkeit im Klartraum nutzen
möchte, so gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Klarträumen zu erlernen. Die diesem Zweck hilfreichen Lerntechniken lassen sich dabei grob in drei Klassen unterteilen
(Schredl, 1999, S. 125):
1. Klarheit gewinnende Techniken
2. Klarheit bewahrende Techniken
3. Einsatz von externen Reizen
Mittels der Klarheit gewinnenden Techniken“ versucht
”
der Träumende, während des Traumgeschehens zu erkennen,
dass es sich um einen Traum handelt, und erhält durch diese Erkenntnis ( Ah! Das ist ein Traum“) das Bewusstsein
”
im Traumzustand. Versucht man dagegen, während des Einschlafens das Wachbewusstsein aufrechtzuerhalten und auf
diese Weise unmittelbar vom Wachzustand in den Klartraumzustand zu gelangen, spricht man von Klarheit bewahren”
den Techniken“ (Tholey, 1981, S. 21). Seit einigen Jahren
wird auch mit Feedbackgeräten versucht, über externe Signale dem Träumenden mitzuteilen, dass er sich in einem
Traumzustand befindet, um ihm dadurch die nötige Information zu bieten, das Bewusstsein im Traum zu gewinnen. Für
alle drei Richtungen gibt es inzwischen viele Varianten. Im
folgenden werden drei erfolgversprechende Techniken näher
vorgestellt.
Bei der Reflexionstechnik (Tholey, 1982) handelt es sich
um eine Klarheit gewinnende Technik“. Prinzipiell versucht
”
man dabei, eine kritisch-reflektierende Einstellung im Alltag aufzubauen, indem man sich mehrmals am Tag die Frage stellt, ob man wach ist oder träumt. Diese Einstellung
überträgt sich irgendwann auch auf den Traum. Tholey gibt
drei Faktoren an, welche für die Herbeiführung von Klarträumen mit Hilfe der kritischen Frage verantwortlich zu sein
scheinen: der Faktor der Häufigkeit, der Faktor der zeitlichen Nähe und der Faktor der Ähnlichkeit. Dies bedeutet,
dass man zur Herbeiführung von Klarträumen, die kritische
”
Frage 1. möglichst häufig, 2. möglichst noch kurz vor dem
Einschlafen und 3. möglichst in solchen Zuständen oder Situationen stellen soll, die eine große Ähnlichkeit mit Traumerlebnissen besitzen“ (Tholey, 1980a, S. 185). Beim mir
selbst führte die Anwendung der Reflexionstechnik nach drei
Wochen zu folgendem Traumerlebnis:
Traumbeispiel: Ich spielte in der Küche Basketball mit anderen, mir fremden Personen, bis es
mir sehr eigentümlich vorkam, dass man in unserer Küche Basketball spielen kann. Dieser Gedanke reichte aus, um das Bewusstsein in diesem
Traum zu erlangen. (unveröffentlichtes Material
des Autors)
7
Figure 6. Einsatz von externen Techniken zum Induzieren von
Klarträumen: Der NOVA-Dreamer kann mit einem Sensor die Augenbewegung aufzeichnen. In einer REM-Phase beginnen zwei
Leuchtdioden zu blinken. Die Lichtsignale können vom Träumenden als Traumhinweise interpretiert werden.
Im Gegensatz dazu bietet Stephen LaBerge eine andere
Methode einer Klarheit gewinnenden Technik“ an. In der
”
von ihm entwickelten Mnemotic Induction of Lucid Dre”
ams“-Technik (MILD) empfiehlt er, nach dem Erwachen aus
einem Traum wesentliche Aspekte der Traumszenerie ( dre”
amsigns“; LaBerge, 1990) im Kopf zu behalten und an diese Aspekte das Vorhaben zu koppeln, das Bewusstsein im
nächsten Traum wiederzuerlangen (LaBerge, 1985). Hilfreiche dreamsigns“ sind vor allem bizarre Elemente des
”
Traums, die im Widerspruch zur Wachwelt stehen, wie z.B.
ein fliegender Elefant oder das weiter oben genannte Basketballspiel in der Küche. Mit der MILD-Technik ist es möglich,
sehr gezielt Klarträume zu erleben. Deshalb wird diese Technik auch bei der Klartraumforschung im Schlaflabor angewendet. Dem Versuchsleiter ist es dabei möglich, anhand der
Standardableitung den Schlafenden aus einer REM-Phase
zu wecken. Die Versuchsperson kann in der Regel nach
dem Erwachen einen Traum berichten. Die dreamsigns“ des
”
Traumberichts werden dann für die MILD-Technik verwendet. Dabei kann man die Prozedur mehrmals in der Nacht
wiederholen. Die Erfolgsquoten liegen dabei aus eigener Erfahrung bei über 50%, d.h. mit Hilfe der MILD-Technik
konnte in jeder zweiten Nacht im Schlaflabor ein Klartraum
aufgezeichnet werden.
Um gezielt Klarträume zu Hause zu erleben, bietet sich
schließlich der NOVA-Dreamer (Stephen LaBerge, Lucidity
Institute, Inc.) an. Dieses Feedbackgerät (siehe Abbildung 6)
ähnelt einer Schlafmaske. Der NOVA-Dreamer ist jedoch
zusätzlich mit einem Sensor und zwei Leuchtdioden ausgestattet. Der Sensor in der Maske registriert die Bewegungen
über dem Auge. Wenn schnelle Augenbewegungen (REMSchlaf) beginnen, fangen zwei Leuchtdioden in der Maske
an zu blinken. Diese Lichtimpulse können in verschiedensten
Formen im Traum auftauchen. Der Träumende hat nun die
Möglichkeit, diese Impulse zu erkennen und so zu deuten,
dass er sich gerade in einem Traum befindet. Untersuchungen
zeigen, dass der NOVA-Dreamer die Anzahl der Klarträume
deutlich steigern kann (vgl. LaBerge et al., 1988; LaBerge &
Levitan, 1995). Für den Sportler, der ein gezieltes Training
im Klartraum anstrebt, bietet dieses Feedbackgerät die ideale
Möglichkeit, Klarträume zu erleben. Hierin ist lediglich ein
gewisses Ausmaß an Geduld mitzubringen.
8
DANIEL ERLACHER
In diesem Unterabschnitt wurde beschrieben, dass das
Klarträumen grundsätzlich von jedem interessierten Menschen erlernt werden kann. Durch gezielte Übung kann man
pro Nacht mehrere Klarträume erleben. Neben der Reflexionstechnik und der MILD-Technik bieten vor allem Feedbackgeräte wie der NOVA-Dreamer geeignete Möglichkeiten, um Klarträume zu erleben.
Wissenschafts- und erkenntnistheoretische Überlegungen
Erkenntnistheoretische Annahmen bestimmen
in entscheidender Weise die wissenschaftstheoretische und damit auch die methodologische
Position eines Forschers, die gerade dort, wo es
um die Untersuchung menschlichen Handelns
geht, in hohem Maße dafür verantwortlich ist,
was man erforscht, wie man etwas erforscht und
auf welche Weise man die Forschungsergebnisse interpretiert. (Tholey, 1980b, S. 7)
Aufgrund dieser grundsätzlich hinterfragenden Haltung
hat sich Tholey um eine erkenntnistheoretische Begründung
der Traumforschung im allgemeinen und der Klartraumforschung im speziellen bemüht. Die von ihm geführte Argumentation mag am folgenden Gedankengang deutlich werden: Da sich Klarträume teilweise im Hinblick auf die
”
Erscheinungsweise von Körper-Ich und Umgebung überhaupt nicht von der Wachwirklichkeit“ unterscheiden (Tholey, 1980a, S. 175), stellt sich die Frage, welches Körper-Ich
sich bewegt und in welcher Wirklichkeit sich dieses KörperIch befindet – denn der träumende Körper liegt ja schlafend im Bett. Bei der Beantwortung der gestellten Fragen
mag man sich entweder auf die Suche nach esoterischen,
nicht-wissenschaftlichen Antworten begeben oder der Versuchung erliegen, das Phänomen Traum völlig zu ignorieren.
Um sich gegenüber solchen mythologischen und naiven Auffassungen abzugrenzen, bedarf es einer fundierten erkenntnistheoretischen Grundlage. Die Gestaltpsychologie, deren
Ursprünge auf Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt
Koffka zurückgehen, bietet ein solches komplexes Theoriensystem (Tholey, 1988, S. 178). Die Gestaltpsychologie geht
von der Annahme aus, dass alles naiv Gegebene Inhalt eines
möglichen Bewusstseins und demzufolge Phänomen oder
Erscheinung ist. Dies bringt ein Aussage von Köhler (1933)
sehr erhellend zum Ausdruck:
. . . und daß dann die objektive“ Welt, die mir
”
bisher so selbstverständlich als unabhängig vorhanden erschienen war, in Wirklichkeit auf
Grund höchst verwickelter, in meinem Nervensystem verlaufender Prozesse zustande kommt.
Jene physischen Gegenstände veranlassen also
diese Prozesse im Organismus; aber gerade deshalb ist es ganz unstatthaft, das Endergebnis,
anschauliche Dinge“, ihre Änderung und Be”
wegungen, wie ich sie unmittelbar konstatiere,
mit denjenigen physischen Gegenständen und
Änderungen zu identifizieren, von denen solche
Figure 7. Vereinfachtes Modell der Wahrnehmung und Motorik
aus kritisch-realistischer Sicht. Die Wahrnehmungswelt befindet
sich im PPN eines Organismus (aus Tholey, 1980b, S. 10).
Einflüsse ausgehen. Wenn, krass formuliert, ein
Lichtfleck auf dem Boden nicht die Sonne ist,
von der das Licht herstammt, dann ist auch ein
anschauliches, gesehenes und getastetes Ding“
”
nicht mit dem korrespondierenden physischen
Gegenstand identisch. (S. 14)
Der erkenntnistheoretische Ansatz, der in Köhlers Zitat
zum Ausdruck kommt, wurzelt dabei im kritischen Realismus. Tholey – selbst ein Schüler der Gestaltpsychologie –
lehnt sich bei seinen erkenntnistheoretischen Begründungen
daher stark an den kritischen Realismus an. Innerhalb des
kritischen Realismus wird streng zwischen einer phänomenalen und einer transphänomenalen Welt unterschieden. Dabei zählt man zur anschaulichen, phänomenalen Welt die gesamte vorgefundene Welt, einschließlich der als objektiv erscheinenden Gegenstände und Personen. Unter der physikalischen, transphänomenalen Welt versteht man hingegen die
gesamte erlebnisjenseitige Wirklichkeit. Der erkenntnistheoretische Ansatz der Gestaltpsychologie wurde vor allem auf
dem Gebiet der Wahrnehmung vorangetrieben. Die Nützlichkeit dieser Trennung lässt sich daher am einfachsten am Beispiel der Gegenstandswahrnehmung beschreiben:
Werden von einem bestimmten physikalischen Objekt
Lichtstrahlen ausgesandt oder reflektiert, die auf die Netzhaut des Auges fallen, leiten die erregten Sinneszellen über
afferente Nervenbahnen die Erregung an einen räumlich
nicht festgelegten Bereich der Großhirnrinde, das sogenannten Psycho-physische Niveau (PPN), weiter. Im PPN sind die
dort stattfindenden physischen Prozesse zugleich psychisch
bzw. bewusstseinsfähig“. Neben der physikalischen Umge”
bung wird auch der eigene physische Körper aufgrund seiner
inneren Sinnesorgane im PPN repräsentiert. Die phänomenale Welt gliedert sich also in die wahrgenommene Umgebung und das wahrgenommene Körper-Ich und bildet so ein
mehr oder weniger getreues Abbild des physischen Organismus und seiner physischen Umgebung (siehe Abbildung 7).
Dabei ist der Abbildungscharakter des Körper-Ichs sowie
der Gegenstände und Personen erlebnismäßig nicht gegeben, sondern sie erscheinen als objektiv (vgl. Tholey, 1980b).
Der Abbildungsbegriff ist somit nur in einem sehr weiten Sinn zu verstehen, da sich wahrgenommene und phy-
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
Figure 8. Müller-Lyer-Täuschung: Welche der horizontalen Linien
ist länger? Die Täuschung von Zöllner: Sind die vertikalen Linien
parallel? (vgl. Zimbardo, 1988/1995, S. 199).
sische Welt doch erheblich unterscheiden. Diese Diskrepanzen lassen sich besonders an den sogenannten Wahrnehmungstäuschungen veranschaulichen. So erscheinen z.B.
bei der Müller-Lyer-Täuschung zwei gleichlange Linien einer Figur in der Wahrnehmung als unterschiedlich lang und
bei der Täuschung von Zöllner die parallelen Linien als
nicht parallel (siehe Abbildung 8; vgl. Goldstein, 1997). Aus
kritisch-realistischer Sicht stellt dies kein Widerspruch dar,
weil sich die Strichlängen nur in der phänomenalen Welt unterscheiden. In der transphänomenalen Welt bleiben die Linien gleichlang. Im Gegensatz dazu können naiv-realistische
”
Sichtweisen“ (vgl. Tholey, 1986; z.B. Behaviorismus, ökologische Psychologie), in denen die Unterscheidung zwischen erlebter und physikalischer Welt nicht gemacht wird,
Wahrnehmungstäuschungen nur unter komplizierten Zusatzannahmen erklärt werden, wie z.B. der Annahme, dass die
Messinstrumente oder die gemessenen Objekte sich geändert
haben (Tholey, 1986, S. 146; für einen ausführlichen Vergleich des kritischen Realismus mit anderen erkenntnistheoretischen Positionen vgl. Bischof, 1966).
Mit der erkenntnistheoretischen Position des kritischen
Realismus ist es nun möglich zu erklären, daß es im Schlaf
”
zu Traumerlebnissen kommt, die den Wacherlebnissen sehr
ähnlich sein können – dies gilt für Klarträume im ganz besonderen Maß“ (Tholey, 1980a, S. 177). Die im Traum erlebte
Umgebung und das wahrgenommen Körper-Ich sind als ausschließlich phänomenale Erlebnisvorgänge zu verstehen. Der
Ursprung der Traumwelt ist dabei in den PPN-Prozessen des
Großhirnbereichs zu suchen, die den Prozessen des Wachzustandes sehr ähnlich sind. Damit ist auch geklärt, warum es
zur sogenannten Außenlage der Träume“ (Metzger, 1975,
”
S. 286) kommt, d.h. dass die im Traum angetroffenen Ereignisse außerhalb des eigenen erlebten Körpers stattfinden,
obwohl die physiologischen Grundlagen dieser Erscheinungen eigentlich im Gehirn zu suchen sind. Wie im Wachen
ist auch im Traum die phänomenale Erlebniswirklichkeit die
einzig erfahrbare, der Unterschied besteht lediglich darin,
dass die im Traum angetroffene phänomenale Wirklichkeit
kein momentanes Abbild der transphänomenalen Welt bietet, sondern eine mehr oder weniger zufällig erregte Welt
durch entsprechende Aktivitäten im PPN. Da man im Traumzustand nicht an physikalische Gesetzmäßigkeiten gebunden
ist, kann es deshalb auch zu bizarren Handlungen wie z.B.
dem Fliegen kommen.
9
Die Fruchtbarkeit des kritisch-realistischen Ansatzes der
Gestalttheorie im Hinblick auf die Erörterung des Klartraumphänomens soll abschließend noch einmal in Gegenüberstellung zu den Positionen verdeutlicht werden, die zu Beginn
dieses Unterabschnitts als naiv-realistisch“ bzw. mytholo”
”
gisch“ gekennzeichnet wurden. Aus dem Angebot der wissenschaftlichen Theorien ist an dieser Stelle vor allem auf
den Behaviorismus (z.B. Skinner, 1974) sowie die ökologische Psychologie hinzuweisen (z.B. Reed, 1996). Vertreter der erstgenannten Richtung betrachten interne Repräsentationen als methodisch unzugänglich, solche der zweitgenannten Richtung lehnen interne Repräsentationen aus ganz
grundsätzlichen Erwägungen heraus ab. Die Zweifel richten
sich dabei vor allem darauf, dass die Auswirkungen mentaler Repräsentation auf das menschliche Handeln nicht befriedigend erklärt werden könnten. Mit der Repräsentationsannahme findet daher nur eine Problemverschiebung in das
Innere des Menschen statt, die jedoch zu keinem befriedigenden Erkenntnisgewinn führt (vgl. Reed, 1996). Die zweite zu Beginn dieses Unterabschnitts genannte Alternative für
die Erklärung von Klarträumphänomenen besteht darin, diese mythologisch einzuordnen. Vor allem in Naturvölkern ist
es auf diese Weise sehr verbreitet, Träume als Botschaften
von guten und bösen Geistern aus anderen Welten anzusehen.
Innerhalb der westlichen esoterischen Literatur kann man
von Astralreisen“ lesen sowie von außerkörperlichen Er”
”
fahrungen“, wobei angenommen wird, dass der Astralleib im
Traum den Körper verlässt, um fremde Welten zu besuchen
(vgl. z.B. die Erlebnisberichte von Zurfluh3 , 2001; Beyer &
Wessel, 1987). Wie sind solche Ansätze zu bewerten, wenn
es um die wissenschaftliche Abschätzung der Möglichkeiten geht, im Klartraum motorische Fertigkeiten zu trainieren? Die Antwort auf diese Frage sollte auf der Hand liegen:
Wissenschaftliche Positionen, die die Existenz mentaler Repräsentationen verleugnen – und damit u. a. die oben aufgeführten Ergebnisse der Klartraumforschung ignorieren –,
erweisen sich als theoretische Grundlage für das hier angezielte Vorhaben als schlichtweg ungeeignet. Auf der anderen
Seite bilden mythologisch inspirierte Ansätze Traumphänomene zwar hinreichend ab, dies jedoch unter Rückgriff auf –
wenig sparsame – Vernebelungen, die sich ganz grundsätzlich dem wissenschaftlichen Zugriff entziehen. In beiden
Fällen ist also der hier favorisierten kritisch-realistischen Position der Vorzug einzuräumen, um eine wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit den Traumphänomenen zu gewährleisten.
In diesem Unterabschnitt wurde die erkenntnistheoretische Position des kritischen Realismus der Gestaltpsychologie eingeführt. Der Ansatz unterscheidet dabei strikt zwischen einer phänomenal-erlebten und einer physikalischen
Welt. Mit dieser Unterscheidung grenzt er sich gegenüber
naiv-realistischen Ansätzen ab, die entweder das Träumen
als untersuchbaren Gegenstand aus der Wissenschaft ausklammern oder das Traumphänomen als metaphysisches Ereignis auffassen, das grundsätzlich nicht wissenschaftlich
3
Internetseite von Werner Zurfluh Über den Zaun“ mit Bei”
trägen über außerkörperlichen Erfahrungen (AKE)
10
DANIEL ERLACHER
erfassbar erscheint. Aus der Sicht des kritischen Realismus werden Träume als kortikale Prozesse aufgefasst, die
im PPN, dem psycho-physischem Niveau, zu Erregungen
führen, die denen des Wachlebens gleichen. Dadurch kommt
es zu der phänomenalen Erlebniswelt, in der es durchaus
möglich ist, sich mit seinem phänomenalen Traum-Ich innerhalb der phänomenalen Traum-Umgebung zu bewegen.
Fassen wir den zweiten Abschnitt noch einmal zusammen. Nach den vier Unterabschnitten sollte das Phänomen
des Klartraums so weit verstanden worden sein, dass es sich
um REM-Träume handelt, in denen das phänomenal erlebte Traum-Ich seinen Zustand des Träumens reflektiert und
daraufhin die Geschehnisse im Traum willkürlich verändern
kann. Mit Hilfe der aufgezeichneten Augenbewegungen im
EOG kann der Klarträumer der Außenwelt mitteilen, dass er
gerade träumt. Beim Klarträumen handelt es sich um eine
erlernbare Fertigkeit, so dass es sich grundsätzlich als Methode für den Erwerb und die Optimierung motorischer Fertigkeiten anbietet. Im Bezug auf die eingangs gestellte Frage
können wir also resümieren, dass es prinzipiell jedem Menschen möglich ist, Klarträume zu nutzen, um darin sportliche Übungen auszuführen. Dass es sich dabei um eine nicht
zu verachtende Trainingszeit handelt, soll das folgende Rechenbeispiel verdeutlichen. Pro Nacht verbringt ein normaler
Mensch ca. 90 Minuten im REM-Schlaf, diese Zeit steht dem
versierten Klarträumer potentiell zur Verfügung, bewusst den
Traum zu nutzen. Addiert man die Zeiten auf, so ergeben
sich pro Woche ca. 10 Stunden, pro Monat knapp 2 Tage und
im Jahr ungefähr 3 Wochen REM-Schlaf – potentiell Zeit,
die für das Klarträumen und somit für das Klartraumtraining
genutzt werden könnte. Im nächsten Abschnitt soll nun überlegt werden, ob sich ein solches Training auch positiv auf
Bewegungen im Wachleben auswirken kann.
Motorisches Lernen im
Klartraum
Nachdem im Abschnitt 2 das Klartraumphänomen eingehend beschrieben wurde, wird in diesem Abschnitt der Blick
auf motorische Lernprozesse gelenkt. Es wird also die zweite eingangs gestellte Frage im Mittelpunkt findet, nämlich
die, ob Transfereffekte von einem Klartraumtraining auf das
Wachleben zu erwarten sind. Um sich dieser Problematik anzunähern, werden zunächst grundsätzliche Aspekte des motorischen Lernens erörtert. Dabei werden unter der Fülle der
motorischen Kontroll- und Lerntheorien die Informationsverarbeitungsansätze (IVA) angesprochen. Die Idee der zentral gespeicherten Bewegungsrepräsentationen, die im Rahmen der IVA diskutiert werden, spielen ebenfalls beim mentalen Training eine große Rolle. Auf diese besondere Art
des motorischen Lernens wird im nachfolgenden Unterabschnitt eingegangen. Dort wird auch die theoretische Grundlage diskutiert, wie sich das mentale Training auf die Bewegungsoptimierung auswirken kann. Von diesem Ausgangspunkt wird dann die Möglichkeit erörtert, wie im Klartraumtraining motorische Fertigkeiten verbessert werden können.
Dabei werden zunächst Ähnlichkeiten zwischen dem Training im Klartraum und dem mentalen Training herausge-
stellt, anschließend werden jedoch auch zwei wesentlichen
Unterschiede zwischen den beiden Trainingsformen hervorzuheben sein, wobei sich darin sogar ein wesentlicher Vorteil des Klartraumtrainings abzeichnen könnte. Abschließend
werden bisherige Untersuchungen zu diesem Thema vorgestellt.
Motorisches Lernen
Motorisches Lernen bezeichnet den Aufbau (Erwerb), den Erhalt und die Veränderung von spezifischen, primär sensorischen und motorischen,
aber auch kognitiven und emotionalen Strukturen und Funktionen sowie deren jeweilige Koordination hinsichtlich individueller Ziele sowie externer Umwelt- und Aufgabenanforderungen. (Mechling, 1992, S. 323)
Im Laufe des motorischen Lernens kommt es zur verbesserten Koordination der verschiedenen, an der Bewegung beteiligten Körperglieder. Subjektiv resultiert hieraus
das Gefühl, dass die Bewegung runder“ wird; von außen
”
betrachtet sieht sie im fortschreitenden Lernprozess immer
flüssiger“ aus. Die Grundlage für eine verfeinerte Bewe”
gungsausführung bietet das zielgerichtete Training. Während
des Trainings werden Bewegungsabläufe wiederholt ausgeführt bis es zu einem Zustand kommt, mit dem Trainer
und Trainierender mit der Qualität der Ausführung zufrieden
sind.
Innerhalb der Sportwissenschaft richten sich die Forschungsfragen zum einen auf die intern ablaufende Prozesse, die das motorische Lernen ermöglichen, zum anderen auf
die optimalen äußeren Bedingungen, unter denen das motorische Lernen zustande kommt. Diese beiden Fragenkomplexe werden auch als prozessorientierte und ergebnisorientierte Ansätze bezeichnet (Roth, 1987, S. 253). In beiden
Bereichen ist es inzwischen zu einer fast unüberschaubaren
Anzahl von Befunden und Theorien gekommen. Die Arbeiten zum ergebnisorientierten Ansatz, der eng mit der Trainingsplanung und Trainingsgestaltung in Verbindung steht,
werden in diesem Beitrag ausgeklammert. Vor dem Hintergrund der zentralen Fragestellung sind die prozessorientierten Ansätze interessant. Aus der Fülle der motorischen
Kontroll- und Lerntheorien sind die Informationsverarbeitungsansätze hervorzuheben. Der Ursprung dieser Ansätze
ist in der aufkommenden Computertechnologie der 50er und
60er Jahre zu suchen. Die Gemeinsamkeiten der Informationsverarbeitungsmodelle beruhen auf der Annahme, dass
interne, zentral gespeicherte Repräsentationen für das Zustandekommen von Bewegungen eine entscheidende Rolle
spielen. Dagegen abzugrenzen sind jene Ansätze, die nicht
von internen Repräsentationen als bewegungsbestimmende
Instanzen ausgehen. Diese nehmen an, dass Bewegungen direkt über Informationen aus der Umwelt spezifiziert werden.
Nach dieser Vorstellung sind Wahrnehmung und Verhalten
unmittelbar gekoppelt und bedürfen keiner zentralen Verarbeitung (vgl. Turvey, 1977). Auf die zu diesem Gegensatz in
der Bewegungswissenschaft geführte motor-action contro”
versy“ (siehe Meijer & Roth, 1988), wird hier kein Bezug
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
Figure 9. Invarianten und Parameterisierungen eines generalisierten motorischen Programms nach Schmidt (1975; nach Roth, 1990,
S. 15).
genommen. Statt dessen soll der Fokus auf die Informationsverarbeitungsansätze gelenkt werden, weil die mentalen Repräsentationen, die innerhalb dieser Ansätze postuliert werden, der erkenntnistheoretischen Sichtweise des kritischen
Realismus und damit den weiter oben genannten Vorzügen
am nächsten stehen.
Um zu verdeutlichen, was die Informationsverarbeitungsansätze auszeichnet, wird im folgenden kurz ein Klassiker“,
”
die Schematheorie von Richard A. Schmidt näher erläutert.
Schmidt (1975/1990) geht davon aus, dass ein Sportler auf
Bewegungsentwürfe“ zurückgreift (Roth, 1998, S. 28). Die”
se Repräsentationen, die wegen der Computermetapher auch
als motorische Programme bezeichnet werden, sollen im
zentralen Nervensystem gespeichert vorliegen. Wird ein motorisches Programm aufgerufen, sendet dieses absteigende
Impulse an die entsprechende Skelettmuskulatur. Dadurch
kommt es zur raum-zeitlichen Bewegungsausführung durch
die menschlichen Gliedmaßen. Um der unplausiblen Annahme entgegenzutreten, dass jeweils ein entsprechendes
Programm für jede erdenkliche Bewegung existiert, führt
Schmidt die Annahme ein, dass es generalisierte motorische
Programme für eine ganze Klasse von Bewegungen gibt (z.B.
für den Wurf). Diese generalisierten motorischen Programme
bestehen aus invarianten Programmmerkmalen und variablen
Parametern. Die Programminvarianten definieren sich als Sequenzierung, relative Zeiten und relative Kräfte der Bewegung. Die Ausführung des Programms wird durch die Programmparameter absolute Zeiten und absolute Kräfte spezifiziert. Durch die variablen Parameter kann auf diese Weise
das Bewegungsprogramm schnell oder langsam sowie stark
oder schwach ausgeführt werden (siehe Abbildung 9).
Bei der Ausführung einer Bewegung werden die gewählten Parameter, das Bewegungsergebnis, die sensorischen
Konsequenzen und die Ausgangsbedingungen in Form von
abstrakten Schemaregeln abgespeichert. Dabei wird zwischen dem Wiedergabeschema und dem Wiedererkennungsschema unterschieden. Das Wiedergabeschema spezifiziert
11
die Parameter bei Ausführungsbeginn. Dagegen stellt das
Wiedererkennungsschema Sollwerte für die Korrektur von
Bewegungen zur Verfügung. Das motorische Lernen entspricht auf der Basis dieser theoretischen Fassung erstens der
Anneigung eines motorischen Programms, in dem die strukturellen, fertigkeitsspezifischen Invarianten festgeschrieben
sind, nicht aber die variablen, austauschbaren Bewegungsparameter, und zweitens der Ausbildung von zugehörigen Schemata (vgl. Roth, 1998). Die Schematheorie von Schmidt wird
zwar durch neuere, differenziertere Theorien immer stärker
kritisiert (vgl. z.B. Roth & Hossner, 1999, S. 206–208), allerdings bleibt die Kernannahme der zentral gespeicherten Bewegungsmuster in allen Informationsverarbeitungsansätzen
erhalten.
Zusammenfassend wurde das motorische Lernen in diesem Unterabschnitt als Erwerb und Optimierung von Bewegungsmustern gekennzeichnet. In der Sportwissenschaft
sind ergebnis- und prozessorientierte Ansätze zu unterscheiden, wobei es bei ersteren um die optimalen Bedingungen
für das motorische Lernen geht und bei zweiteren die Frage nach den internen Vorgängen des motorischen Lernens
im Vordergrund steht. Ein Klassiker“ unter den prozess”
orientierten Ansätzen bildet die Schematheorie von Schmidt
(1975/1990). Sie zählt zu den Informationsverarbeitungsmodellen, die sich durch die Annahme zentral gespeicherter interner Repräsentationen von Bewegungen auszeichnet. Das
motorische Lernen wird nach Schmidts Ansatz als Erwerb
von (a) generalisierten motorischen Programmen und (b) zugehörigen Schemata verstanden.
Mentales Training
Beim mentalen Training werden sportmotorische Fertigkeiten nur gedanklich ausgeführt, also ohne tatsächliche Realisation. Die praktische Nutzbarkeit des mentalen Trainings
in Situationen, in denen physische Übung nicht möglich ist
(z.B. in der Rehabilitation; vgl. Herrmann & Eberspächer,
1994), ist dabei sehr geschätzt. Da es bei dieser Trainingsform also zu keinen tatsächlichen Bewegungen kommt, ist es
dem Training im Klartraum sehr nahe. Deshalb sind die Erkenntnisse der Sportwissenschaft über das mentale Training
für das Klartraumtraining von besonderer Bedeutung.
Während einer mentalen Trainingseinheit soll der Übende
zunächst die zu trainierende Bewegung ausführlich beschreiben. Danach werden die Bewegungssequenzen in Knotenpunkte strukturiert. Diese werden dann durch Symbole belegt, welche der Sportler für sich gedanklich vertiefen soll.
Dabei ist die Vorstellung der Bewegung in verschiedenen
Perspektiven möglich (Abbildung 10 veranschaulicht einige Variationen; für eine ausführliche Anleitung zum mentalen Training siehe Eberspächer, 1995). Ein typisches Untersuchungsdesign, um die Effektivität des mentalen Trainings
zu überprüfen, sieht folgendermaßen aus: Versuchsteilnehmer werden in drei Gruppen eingeteilt und sollen eine spezielle Fertigkeit erlernen (z.B. einen Basketballfreiwurf). Am
Anfang und am Ende der Untersuchung werden die Leistungen in der untersuchten Fertigkeit bei jedem Teilnehmer
gemessen (z.B. Trefferquote beim Freiwurf). In der Trai-
12
DANIEL ERLACHER
Figure 10. Die Abbildung zeigt die möglichen Perspektiven, die
man beim mentalen Training einnehmen kann. 1) Innenperspektive
2) Außenperspektive 3) Außenperspektive von einem Modell.
ningsphase zwischen den beiden Testzeitpunkten soll die erste Gruppe physisch üben, die Versuchspersonen der zweiten
Gruppe werden in der oben beschrieben Form instruiert, die
Bewegung nur mental zu trainieren, wobei es verschiedene
Perspektiven und Arten eines mentalen Trainings bestehen.
Die dritte Gruppe schließlich dient als Kontrollgruppe, die
während der Treatmentphase ohne Training verbleibt. Die
Ergebnisse, wie sie sich z.B. schon bei Vandell, Davis und
Clugston (1943) gezeigt haben, sind zum Teil verblüffend.
Es zeigt sich mitunter, dass mentales Üben genauso effektiv sein kann wie physisches Üben (für eine Übersicht vgl.
Heuer, 1985). Obwohl die Ergebnisse von weiteren Untersuchungen zum mentalen Training nicht immer solche eindeutigen Resultate erbrachten, kann man dennoch davon ausgehen, dass mentales Training eine positive Auswirkung auf
Bewegungslernen hat (vgl. Feltz & Landers, 1983; Driskell,
Copper & Moran, 1994).
3. Die räumlich-bildliche Beschreibung spezifiziert die
raum-zeitliche Verlaufsmerkmale der Bewegung. Dies entspricht einer externalen Perspektive bei einer Bewegungsbeschreibung.
4. Die symbolische oder sprachliche Beschreibung. Diese
entspricht den verbalen oder schriftlichen Bewegungsanweisungen.
Die Möglichkeit, Bewegungsmuster auf unterschiedliche
Arten zu beschreiben, impliziert die Möglichkeit, sie auch
auf unterschiedliche Arten zu lernen. Die naheliegendste Art
des motorischen Lernens ist dabei die im Unterabschnitt
Motorisches Lernen“ besprochene Möglichkeit der physi”
schen Übung eines motorischen Programms, denn diese Beschreibung stellt unmittelbar Muster absteigender Kommmandos zur Verfügung, die sich auf die Körpermuskulatur auswirken. Bildet man allerdings eine kinästhetische,
räumlich-bildhafte oder symbolische Beschreibung aus, ist
es zunächst fraglich, wie diese auf die motorischen Kommandos wirken können. Heuer nimmt hierzu an, dass zwischen
den kinästhetischen, räumlich-bildhaften, symbolischen und
den motorischen Beschreibungen immer dann eine Beziehung besteht, wenn bekannte Relationen zwischen ihnen vorkommen. Relationen (Kovariationen) könnten dabei in einem Korrelationsspeicher“ oder in Form eines Schemas“
”
”
gespeichert werden (Heuer, 1985, S. 194; vgl Abbildung 11).
Die räumlich-bildhaften und symbolischen Beschreibungen haben den Vorteil, dass sie dem Trainierenden direkt mitgeteilt werden können. Hat dieser ein entsprechendes Schema für diese Beschreibung vorliegen, kann er z.B. die sprachliche Beschreibung Heben Sie Ihren rechten Arm!“ direkt
”
in motorische Kommandos übersetzen und die Bewegung
ausführen. Schwieriger wird es hingegen, wenn man folgen4
Bei geschlossenen Fertigkeiten sind die Umfeld- und
Ausführungsanforderungen festgelegt und gleichbleibend im Gegensatz zu offenen Fertigkeiten, in denen eine Bewegung unter variierenden situativen Umfeldanforderungen realisiert werden muss
wie z.B. das Skifahren im freien Gelände (Brehm, 1998, S. 47).
Es stellt sich nun die Frage, wie dies möglich ist. Heuer
bringt die Problematik auf den Punkt: 1. Mentale Übung ko”
gnitiver Fertigkeiten ist eigentlich kein erstaunliches Phänomen. 2. Das gleiche gilt für physische Übung motorischer Fertigkeiten. 3. Rätselhaft ist dagegen die mentale
Übung motorischer Fertigkeiten.“ (Heuer, 1985, S. 193). Zur
Lösung des Problems bezieht sich Heuer auf die Annahme, dass Repräsentationen von Bewegungsmustern auf unterschiedliche Art und Weise beschrieben werden können.
Für geschlossene Fertigkeiten4 , wie z.B den BasketballFreiwurf, bietet er vier Arten der Beschreibung auf (Heuer,
1985, S. 193):
1. Die motorische Beschreibung spezifiziert das raumzeitliche Muster efferenter Kommandos. Dies würde nach
Schmidt (1975/1990) dem generalisierten motorischen Programm entsprechen.
2. Die kinästhetische Beschreibung spezifiziert die
kinästhetische Begleiterscheinungen des Bewegungsmusters, also das Bewegungsgefühl“. Dies entspricht einer
”
internalen Perspektive bei einer Bewegungsbeschreibung.
Figure 11. Der Basketballwurf lässt sich auf wenigstens vier Arten beschreiben: die motorische, die kinästhetische, die räumlichbildhafte und die symbolisch-sprachliche Beschreibung. Die
kinästhetische Beschreibung entspricht einer Innensicht dem Be”
wegungsgefühl“, und die räumlich-bildhafte Beschreibung einer
Außensicht. Die Relationen zwischen den Beschreibungen werden
in einem Schema gespeichert.
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
de Anweisung durchführen müsste:
Beispiel: Setzen Sie Ihren linken Fuß einen halben Schritt nach vorne und gehen dann mit dem
rechten Fuß einen Schritt auf der Stelle. Bringen
Sie den linken Fuß zurück in die Ausgangsposition. Kurze Pause. Nun den rechten Fuß einen
halben Schritt nach hinten setzen und mit dem
linken Fuß einen Schritt auf der Stelle gehen.
Danach bringen Sie ihren rechten Fuß zurück
in die Ausgangsposition. Kurze Pause – und von
vorne.
Diese Bewegung kann man sich vorstellen, ohne sie
tatsächlich auszuführen. Man könnte die Anweisung so lange
durchlesen – mental trainieren –, bis man die Abfolge fehlerfrei im Kopf hat. Würde man dann die Bewegung ausüben,
wäre zu erwarten, dass die Schrittfolge relativ fehlerfrei ist.
Erhielte man zusätzlich die Information, dass es sich bei der
oben beschriebenen Abfolge um den Salsa-Grundschritt handelt, hätte man zudem eine räumlich-bildhafte Repräsentation von der Bewegung zur Verfügung, die ebenfalls zur Verbesserung beitragen könnte.
In der kognitiven Hypothese des mentalen Trainings wird
angenommen, dass genau solche räumlich-bildhaften und
symbolischen , also die eher kognitiven Aspekte mental trainiert werden können. Die Verbesserungen sind dann darauf
zurückzuführen, dass die Relationen zwischen den sprachlichen, räumlich-bildhaften, kinästhetischen und motorischen
Beschreibungen weitgehend bekannt sind. Wenn diese Relationen fehlen, spricht man von eher motorischen Aufgaben
(z.B. Balancieren). Bei mentalem Training von eher motorischen Aufgaben fallen die Ergebnisse in der Regel schlechter
aus (Ryan & Simons, 1981, S. 41).
Dass es trotzdem – wenn auch zu schwachen – Erfolgen beim mentalen Training von eher motorischen Aufgaben kommt, führt Heuer auf die Programmierungshypothese zurück. Demnach werden bei vorgestellten Bewegungen
die motorischen Kommandos im zentralen Nervensystem bereitgestellt, aber nicht weitergeleitet. Die Studien von Roland, Larsen, Lassen und Skinhøj (1980) sprechen für diese
These. Sie konnten nachweisen, dass kortikale Aktivitäten
während mentaler Vorstellung einer Bewegung im supplementär-motorischen Areal5 vorhanden sind, allerdings nicht
im primär-motorischen Kortex. Führt die Versuchsperson die
Bewegung tatsächlich aus, ist auch der primär-motorische
Kortex aktiv. Anhand dieser Beobachtungen kann man argumentieren, dass es zu einer Programmierung der Bewegung
im supplementaren Kortex kommt, bevor die Bewegung ausgeführt wird. Kommt es zur tatsächlichen Bewegung, dann
werden die vorprogrammierten Impulse zum nachgeordneten motorischen Kortex übertragen und von dort über die absteigenden Nervenbahnen an die Skelettmuskulatur weitergeleitet. In diesem Sinne ist eine Bewegungsvorstellung eine
Bewegung mit blockierten Endgliedern. Postuliert man, dass
die wiederholte Ausführung oder Programmierung eines Bewegungsmuster mit der Bahnung neuronaler Verbindungen“
”
einhergeht, so ist etwa eine zunehmende Geschwindigkeit
13
und möglicherweise auch eine abnehmende Variabilität zu
erwarten (Heuer, 1985, S. 197).
Zusammenfassend kann man sagen, dass beim mentalen Training Bewegungen nur in der Vorstellung trainiert
werden. Dabei wird angenommen, dass es zur Ausbildung
bzw. Verstärkung von Relationen zwischen motorischen,
kinästhetischen, räumlich-zeitlichen und symbolischen Beschreibungen im sogenannten Schema kommt. Bei eher kognitiven Aufgaben sind diese Relationen bereits vorhanden.
Motorisches Lernen wird dann als rein kognitves Lernen von
symbolischen und räumlich-bildhaften Beschreibungen verstanden. Die Programmierungshypothese bietet eine mögliche Erklärung für das erfolgreiche mentale Trainieren von
eher motorischen Aufgaben, bei denen die Relationen unbekannt sind. Dabei werden bei jeder Bewegungsvorstellung
die motorischen Kommandos in einem speziellen Areal im
Gehirn programmiert, die Impulse aber nur bei tatsächlicher
Ausführung weitergeleitet.
Das Training im Klartraum
Das Training im Klartraum stellt in keiner Weise eine tradierte sportliche Trainingsmethode dar. Dies ist auch nicht
verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das Phänomen Klarträumen an sich relativ unbekannt ist. Allerdings ist es auch
nicht völlig unbeachtet. Aus persönlichen Mitteilungen von
Kommilitonen, die mit dem Klarträumen vertraut sind, geht
hervor, dass diese gezielt im Klartraum motorische Fertigkeiten trainieren. Besonders vor praktischen Prüfungen nutzen diese Sportstudierenden das Klartraumtraining aus, um
ihre Fertigkeiten zu verfeinern, sowie die Prüfungssituation
zu üben.
In der Klartraumliteratur lassen sich weitere Berichte über
das Training im Klartraum finden. Das folgende Beispiel
stammt von einem Kampfsportler, der nach jahrelangem
Karate-Training zu einem anderen Kampfstil, dem Aikido,
wechselte. Er stand vor dem Problem, lang einstudierte Bewegungsfolgen vom Karate in neue Aikidoelemente umzulernen:
An diesem Abend, nachdem ich im freien
Training immer noch nicht in der Lage war, den
Stockangreifer ohne Kontakt leerlaufen und zu
”
Fall bringen“ zu lassen, wie mein Trainer immer zu sagen pflegte, ging ich sehr mutlos zu
Bett. Während des Einschlafens hatte ich immer
wieder die Situation vor Augen, wie während
der Abwehr die eigentlich richtige Ausweichbewegung mit meinem inneren Impuls zu einem
harten Abwehrblock kollidierte, so daß ich letztlich immer wieder völig [sic!] ungeschützt und
wie ein Fragezeichen dastand. Eine lächerliche
und unwürdige Situation für einen Schwarzgurtträger.
5
Das supplementär-motorische Areal (SMA) und der primärmotorische Kortex (MI) sind zwei Areale im Gehirn, die den absteigenden Nervenbahnen zu den Muskeln vorgeschalten sind (vgl.
Birbaumer & Schmidt, 1996, Kapitel 13).
14
DANIEL ERLACHER
Während eines Traumes in dieser Nacht fiel
ich einmal zu Boden und schlug hart auf, statt
mich abzurollen. In dieser Situation, so hatte ich
mir vorgenommen, wollte ich mir die kritische
Frage stellen; das hatte ich während des Wachens schon oft eingeübt. Ich war sofort klar!
Ohne lange nachzudenken, wußte ich sofort,
was ich nun tun mußte: Ich ging sofort zu meinem Dojo, wo ich mit einem Traumpartner ein
freies Training von Stockabwehrtechniken begann. Immer und immer wieder übte ich den Ablauf locker und anstrengungslos durch. Es ging
mit jedem Mal besser.
Am nächsten Abend ging ich voller Erwartungen zu Bett, erreichte auch wieder den Klartraumstatus und übte weiter. So ging es die ganze Woche, bis ich wieder zum Mittwochstraining kam. Obwohl ich ganz gespannt und aufgeregt war, verblüffte ich meinen Trainer mit einer fast perfekten Stockabwehr, und obwohl wir
die Angriffsgeschwindigkeit immer weiter steigerten, bis zur realistischen Schnelligkeit und
Impulsabgabe, machte ich keinen gravierenden
Fehler mehr. Von da an lernte ich sehr schnell,
und nach einem weiteren Jahr hatte ich selbst die
Trainerlizenz erworben. (Tholey, 1997, S. 203)
Das Beispiel veranschaulicht, wie das Training im Klartraum aussehen kann. Dabei ist das Klartraumtraining mit
dem Training im Wachen vergleichbar, weil der im Traum
angetroffene Körper erlebnismäßig dem Körper gleicht, den
man im Wachen erlebt. Andererseits ist das Training im Klartraum als ein rein mentales Training aufzufassen, da sich der
physikalische Körper nicht bewegt. Prinzipiell lassen sich
von daher die Erkenntnisse aus dem mentalen Training auf
das Training im Klartraum übertragen. Vor allem die kognitive Hypothese des mentalen Trainings könnte uneingeschränkt für das Training im Klartraum übernommen werden. Da sich der Klarträumende seines Zustandes bewusst
ist, kann er während des Klartraums symbolisch-sprachliche
Beschreibungen durchdenken und wiederholen, und ebenso
ist es ihm möglich, räumlich-bildhafte Beschreibungen einer
Bewegung zu visualisieren. Diese Annahmen werden durch
Befunde von Tholey (1981) gestützt. In einer großangelegten
Studie wurden Klarträumer bezüglich ihrer kognitiven Fertigkeiten sich im Klartraum etwas vorzustellen befragt. Im
Hinblick auf die Vorstellungsprozesse konnten keinerlei Unterschiede zwischen Klartraum und Wachzustand festgestellt
werden. Es war also den Klarträumern möglich, sich im Klartraum optische oder akustische Eindrücke ebenso gut zu vergegenwärtigen wie im Wachzustand (Tholey, 1981, S. 26).
Die Tatsache, dass eher kognitive Aufgaben auch im Klartraum geübt werden können, wäre für sich allein genommen
noch nicht sehr beeindruckend. Interessant wird es hingegen dann, wenn wir die Unterschiede zwischen der mentalen Vorstellung und der phänomenal erlebten Traumwelt
näher betrachten. Hier sind m. E. zwei wesentliche Unterschiede hervorzuheben, nämlich zum ersten die qualitativen
Differenzen zwischen den subjektiven Erscheinungsweisen
der beiden Vorgänge und zum zweiten die verschiedenartigen kortikalen Aktivitäten. Beide Punkte sollen im folgendem ausführlich behandelt werden.
Zur Verdeutlichung des qualitativen Unterschieds zwischen mentalem Training und Training im Klartraum bietet
es sich an, zunächst einmal zwischen Vorstellung und Wahrnehmung im Wachzustand zu differenzieren. Obwohl die
Wahrnehmung und die Vorstellung einige Gemeinsamkeiten
aufweisen, ist dabei herauszustellen, dass die Vorstellung der
Wahrnehmung nachgeordnet ist. In der alltäglichen und allgemeinpsychologischen Auffassung rangiert dabei der Wahrheitsgehalt einer Wahrnehmung deutlich über dem einer Erinnerungsvorstellung (Hildebrandt, 1994, S. 172). Dies lässt
sich leicht an der Gegenstandswahrnehmung verdeutlichen.
Stellt man sich z.B. einen Apfel vor, der vor einem liegt,
dann können die meisten Menschen den Apfel tatsächlich
sehen“: seine Form, seine Farbe oder die Position auf dem
”
Tisch. Man kann sich vorstellen, wie er riechen und wohl
schmecken würde, wenn man hineinbiss. Nichtsdestoweniger: Wenn man den vorgestellten Apfel neben einen realen
Apfel projizieren würde, gäbe es keinen Zweifel, welchen
Apfel man tatsächlich essen könnte (LaBerge & Rheingold,
1990a, S. 185).
In dem Unterabschnitt Wissenschafts- und erkenntnis”
theoretische Überlegungen“ wurde – aufbauend auf dem kritische Realismus – argumentiert, dass die phänomenal erlebte Welt die tatsächliche Welt für den Menschen abbildet.
Weiterhin wurde festgestellt, dass in einem Klartraum die
Traumwelt und das Traum-Ich denen der phänomenal erlebten Welt entsprechen, mit dem Unterschied, dass die vorgefundene Traumwelt allein auf kortikalen Aktivitäten im PPN
basiert. Daraus folgt, dass das wahrgenommene Körper-Ich
und die wahrgenommene Umwelt in einem Traum den Wacherlebnissen viel näher steht als jede Vorstellung – phänomenal sind sie identisch. Während man auf diese Weise bei
der Vorstellung nicht auf den imaginären Apfel hereinfällt“,
”
kann man in einem Traum einen Apfel aufheben und ihn essen, und es wird sich so anfühlen, als ob man wirklich einen
Apfel essen würde. Wenn man sich allerdings in einem Klartraum befindet, hat man durchaus die Möglichkeit zu erkennen, dass der Apfel, obwohl er so aussieht, kein wirklicher
Apfel ist – er wird nämlich nicht meinen tatsächlichen Magen füllen. Jedoch mindert diese Erkenntnis nicht die Lebhaftigkeit dieser Erfahrung.
Die Übertragung des Apfelbeispiels auf den Bereich der
motorischen Kontrolle im Sport wird in den Abbildungen 12
und 13 veranschaulicht. Im Wachen kann ich auf einem
Sportplatz einen Basketballfreiwurf real oder allein in meiner
Vorstellung üben (vgl. Abbildung 10, Unterabschnitt Men”
tales Training“).
Ich werde dabei allerdings mit meinem Körper immer den
physikalischen Umweltbedingungen ausgesetzt bleiben, d.h.
die Vorstellung findet allein in der phänomenal erlebten Welt
statt (vgl. Abbildung 12). Im Klartraum allerdings ist die
Verbindung zur trans-phänomenalen Welt nahezu aufgelöst,
so dass man aus einer phänomenalen Innenperspektive heraus das Freiwurftraining durchführen kann und gleichzeitig
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
Figure 12. In Anlehnung an das Modell von Tholey (1980) werden
die unterschiedlichen Perspektiven bei der Wahrnehmung anhand
des Basketballfreiwurfs erläutert. Im Wachzustand basieren die Geschehnisse der Wahrnehmungswelt auf Ereignissen in der physikalischen Welt.
Figure 13. Im Traumzustand basieren die Erlebnisse in der Wahrnehmungswelt auf kortikalen Aktivitäten im PPN. Dem Klarträumer ist es möglich, aus einer phänomenalen erlebten Innenperspektive
heraus das Freiwurftraining durchzuführen.
den erlebten Körper als frei beweglich empfindet (vgl. Abbildung 13). Das qualitative Erleben des Trainings im Klartraum ist aus dieser Perspektive den mentalen Vorstellung im
Wachen definitiv überzuordnen.
Der zweite Unterschied zwischen mentalem Training und
Training im Klartraum ist eher hypothetischer Art und bezieht sich auf die physiologischen Vorgänge im Gehirn. Wie
in Unterabschnitt Mentales Training“ dargelegt wurde, wer”
den Bewegungsvorstellungen im supplementär-motorischen
Areal programmiert. Erst wenn die Ausführung der Bewegung stattfindet, werden weitere kortikale Areale aktiviert.
Anders verhält es sich im Traum. Die in dem Unterabschnitt
Physiologische Merkmale des Schlafes dargestellten Un”
”
tersuchungen von Michel Jouvet (1994) haben ergeben, dass
15
die Blockade der absteigenden motorischen Neuronen erst
im Stammhirn aktiv gehemmt werden – also kurz vor dem
Rückenmark. Folgt man der Programmierungshypothese von
Heuer, würde dies bedeuten, dass die postulierte Bahnung
der neuronalen Verbindungen im Kortex während des Trainings im Klartraum sehr viel umfangreicher ausfallen könnte. Dass die globale Gehirnaktivität während des Traums der
des Wachens gleicht, lässt dabei schon durch das rohe Elektroenzephalogramm während der REM-Phase vermuten. LaBerge (1982) konnte diese Vermutungen weiter stärken. Dazu instruierte er Klarträumer, während des Klartraums entweder zu singen oder zu zählen. Die beiden Aufgaben haben zur Folge, dass eher die linke bzw. eher die rechte Hemisphäre des Gehirns aktiv ist. Die Ergebnisse zeigen, dass
im Klartraum dieselben hemisphärenspezifischen Aktivierungen im EEG zu finden sind, wie während des Wachzustandes.
Diese Beobachtungen münden in die plausible Hypothese, dass sich Bewegungen im Klartraum und im Wachen
auf kortikalem Niveau entsprechen. Die dabei stattfindende neuronale Programmierung bezieht sich also auf den gesamten Kortex und nicht – wie im mentalen Training – nur
auf bestimmte Teilbereiche. Es ist daher zu erwarten, dass
die Programmierung von Bewegungen während des Trainings im Klartraum umfangreicher ausfällt als beim mentalen Training und ein Klartraumtraining mithin aus Effiktivitätsgründen zu bevorzugen ist.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Training im
Klartraum insofern dem mentalem Training gleicht, als dass
sich der physikalische Körper nicht bewegt. Die kognitive
Hypothese des mentalen Trainings lässt sich daher uneingeschränkt auf das Klartraumtraining übertragen. Allerdings
sind in zwei wesentlichen Punkten Unterschiede zwischen
dem Training im Klartraum und dem mentalen Training auszumachen. Der qualitative Unterschied bezieht sich auf die
Unterscheidung von Wahrnehmung und Vorstellung, wobei
die Vorstellung der Wahrnehmung in ihrer Klarheit eindeutig
nachzuordnen ist. Da die phänomenal erlebte Welt im Wachen und im Traum identisch sind, ist das qualitative Erleben
des Trainings im Klartraum den Vorstellung im Wachen definitiv überzuordnen. Der zweite Unterschied bezieht sich auf
die kortikalen Aktivitäten. Es kann begründet angenommen
werden, dass die neuronale Bahnung während des Trainings
im Klartraum deutlich überlegen ausfällt, da die Blockade
der motorischen Nervenbahnen erst kurz vor dem Rückenmark stattfindet und nicht – wie beim mentalen Training –
auf Kortexniveau.
Bisherige Befunde zum Training im Klartraum
Frühe Untersuchungen zum motorischen Lernen im Klartraum von Tholey, der Pionierarbeit bei der Erforschung von
Klarträumen und ihrem Bezug zum Sport geleistet hat, zeigten, dass es Klarträumern durchaus möglich war, verschiedene Arten von sportlichen Aktivitäten in ihren Klarträumen durchzuführen. Es wurde gezeigt, dass komplexe Bewegungen, wie z.B. das Skilaufen oder Turnen, die auch schon
im Wachzustand sicher beherrscht wurden, im Klartraum
16
DANIEL ERLACHER
meist ohne Schwierigkeiten durchzuführen waren (Tholey,
1981). Die Bewegungen wurden als in sich stimmig, leicht
und locker erlebt und waren meist von einem angenehmen
Gefühle begleitet. Darüber hinaus berichteten sämtliche Teilnehmer über deutliche Übungseffekte bei ihren Bewegungshandlungen im Traum sowie über positive Auswirkungen
im Hinblick auf ihr sportliches Können im Wachzustand.
Insbesondere führten rasche aufeinanderfolgende Drehungen
um die Körperlängs- und -querachse zur Verbesserung des
Lage- und Bewegungsgefühls“ bei unterschiedlichen Sport”
arten (Tholey, 1981, S. 40).
Über diese Einzelfallberichte hinaus liegen m.W. keinerlei Untersuchungen vor, die sich speziell mit dem Training
im Klartraum auseinandersetzen. Insbesondere mangelt es an
experimentellen Gruppenvergleichen, die eine inferenzstatistische Absicherung von Lerneffekten ermöglichen würden.
Dieser Mangel ist m. E. vor allem darauf zurückzuführen,
dass die Ergebnisse der Klartraumforschung in der scientific
”
community“ noch nahezu unbeachtet blieben. LaBerge – ein
Hauptvertreter der Klartraumforschung – hatte Anfang der
achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts große Schwierigkeiten, dass seine Forschungsergebnisse in der Wissenschaftswelt angenommen und anerkannt wurden. Er berichtet davon, dass renommierte Zeitschriften wie Science“
”
oder Nature“ sich weigerten, seine Forschungsarbeiten zu
”
veröffentlichen. Wissenschaft“ scheint als Forschungsge”
meinschaft eher konservativ zu sein und Widerstand gegen
neue, ungewöhnliche Theorien zu leisten. Inzwischen sind
20 Jahre vergangen, seit es LaBerge gelungen ist, die Mitglieder der APSS (Association for the Psychophysiological
Study of Sleep) davon zu überzeugen, dass es das Klartraumphänomen wirklich gibt (Beyer & Wessel, 1987, S. 45). Dass
der Boom“ in der Klartraumforschung dennoch ausgeblie”
ben ist, vermag nicht zuletzt für anwendungsorientierte Disziplinen – wie z.B. die Sportwissenschaft – zu überraschen.
Denn dass die Erkenntnisse der Klartraumforschung – in
theoretischer wie auch in praktischer Hinsicht – von großem
Nutzen sein könnten, scheint mir nach all dem Gesagten auf
der Hand zu liegen.
In diesem letzten Unterabschnitt wurden die Untersuchungsergebnisse zum Training im Klartraum von Tholey
(1981) dargestellt. Sie stellen derzeit die einzigen Resultate
dar, die sich explizit auf motorische Lernprozesse im Klartraum beziehen. Die positiven Befunde, nach denen Klarträumer in ihren Träumen sportliche Fertigkeiten trainieren
konnten und es zu subjektiven Verbesserungen im Traum wie
im Wachleben kam, lassen es lohnenswert erscheinen, Untersuchungen in diesem Bereich auch zukünftig weiterzuführen.
Zusammenfassend wurde im dritten Abschnitt zunächst
das motorische Lernen als Erwerb und Optimierung von
Bewegungsmustern gekennzeichnet. Nach der Schematheorie betrifft dies den Erwerb generalisierter motorischer Programme samt assoziierter Schemata. Beim mentalen Training werden Bewegungen nur in der Vorstellung trainiert.
Nach der kognitiven Hypothese werden dabei Lerneffekte auf verbesserte räumlich-bildhafte und symbolische Beschreibungen zurückgeführt, nach der Programmierungshypothese hingegen neuronale Programmierungen auf Kortex-
niveau postuliert, die sich positiv auf die motorischen Anteile einer Aufgabe auswirken. Zum Training im Klartraum
wurde zunächst festgestellt, dass die kognitive Hypothese
des mentalen Training uneingeschränkt übernommen werden kann. Da jedoch die Vorstellung eindeutig der Wahrnehmung nachzuordnen ist und die phänomenal erlebte Welt im
Wachen und im Traum identisch ist, ist das qualitative Erleben des Trainings im Klartraum den mentalen Vorstellung
im Wachen auf jeden Fall überzuordnen. Darüber hinaus ist
das Klartraumtraining dem mentalen Training vorzuziehen,
weil begründet angenommen werden kann, dass die neuronale Bahnung während des Trainings im Klartraum deutlich
überlegen ausfällt. Zum Schluss wurden Befunde von Tholey
vorgestellt, der bei Versuchspersonen subjektiv erlebte Verbesserungen des motorischen Lernens durch ein Klartraumtraining feststellen konnte.
Die angestellten Überlegungen lassen hoffen, dass die
Klartraumforschung wichtige Resultate für den Sport zu Tage fördern könnte. Gleichzeitig ist die Arbeit hiermit an eine
unsichtbare Grenze gestoßen, an der theoretische Überlegungen dem Tatbestand nichts mehr hinzufügen könnten. Der
nächste Schritt verlangt förmlich nach empirischer Bestätigung der aufgeführten Vermutungen. Es gilt also, den Weg
von der Theorie zur Empirie fortzusetzen.
Randbedingungen empirischer
Klartraumforschung
Nachdem im ersten Teil der Arbeit gezeigt wurde, dass
sich das Klartraumtraining als neue Trainingsform im Sportbereich bewähren könnte, soll nun im zweiten Teil der Arbeit
die Brücke von der Theorie zur Empirie geschlagen werden.
Es gilt also, einen Weg zu finden, die im ersten Teil aufgestellten Vermutungen zu überprüfen. Bei einer ersten empirische Annäherung an ein Forschungsfeld sollte man zunächst
im Vorfeld nach Besonderheiten“ des Untersuchungsgegen”
standes suchen. Bei der Durchsicht der bisherigen Literatur
zur Klartraumforschung kristallisieren sich Schwierigkeiten
heraus, von denen die Sportwissenschaft in experimenteller
Sicht auf den ersten Blick eher weniger betroffen ist, deshalb
werden in diesem Abschnitt zunächst Randbedingungen der
empirischer Klartraumforschung dargestellt. Dieser weitere
theoretische Rekurs betrifft jetzt allerdings die konkrete Forschungsrealisation.
Im ersten Unterabschnitt werden dazu die Besonderheiten der Traumforschung herauszuarbeiten sein. Die Traumforschung ist mit dem Problem konfrontiert, dass sich der eigentliche Untersuchungsgegenstand – der Traum – während
der Untersuchung nicht unmittelbar zeigt. Dem Traumbericht als Datenerhebungsmethode wird von daher eine große
Bedeutung zugeschrieben. Die Methode der Traumerhebung
wird deshalb näher erläutert. Im nächsten Unterabschnitt
wird auf das methodische Vorgehen der experimentellen
Phänomenologie eingegangen. Dabei werden die experi”
mentelle“ Methode und die phänomenologische“ Methode
”
nicht als gegensätzliche wissenschaftliche Werkzeuge verstanden, sondern als sich ergänzende Untersuchungseinheiten. Aus gestaltpsychologischer Sicht sind die Traumberichte
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
als Phänomenberichte aufzufassen, deshalb werden Aspekte der phänomenologischen Methode besonderes hervorzuheben zu sein. Im folgenden Unterabschnitt werden methodische Schritte der Klartraumforschung genauer dargestellt
und zuletzt sollen aus den bisherigen theoretischen Darstellungen differenziertere Fragestellungen für die weitere empirische Arbeit abgeleitet werden.
Traumforschung und Traumerhebung
Das bewußte Erleben unserer Sinneswahrnehmungen ist
”
das vertrauteste und zugleich rätselhafteste Geschehen überhaupt“ (Chalmers, 1996, S. 40). Die Rätselhaftigkeit“ auf
”
der einen Seite ergibt sich unter anderem aus der Frage, welche Funktion das subjektive Erleben“ für den Menschen
”
überhaupt erfüllt.6 Die Vertrautheit“ des bewussten Erle”
bens auf der anderen Seite wurzelt darin, dass dieses Geschehen sich prinzipiell nur aus der subjektiven Perspektive der ersten Person erschließt, d.h. es ist nur derjenigen
Person direkt zugänglich, die das Geschehen erlebt bzw. erlebt hat – einer dritten Person bleibt es für immer verschlossen. Für einen naturwissenschaftlichen Ansatz, der prinzipiell einer Perspektive der dritten Person folgt, ergibt sich
daraus, dass er keinen direkten Zugang zum subjektiven Erleben finden wird. Für Michael Pauen (1999) liegt dabei
das Problem nicht darin, dass der empirisch-analytische Zugang unvollständig oder unzulänglich wäre, sondern darin,
dass das subjektive Erleben gar kein Gegenstand der Naturwissenschaft ist. Mit dieser Problematik sind Bewusstseinsforscher aus den verschiedensten Disziplinen konfrontiert.
Die angeführten sonderbaren“ Gegebenheiten haben auch
”
für die Klartraumforschung Konsequenzen, weil die Erlebnisse während eines Klartraums, wie in dem Unterabschnitt
Wissenschafts- und erkenntnistheoretische Überlegungen“
”
beschrieben wurde, als rein phänomenal aufzufassen sind.
Nochmals: Es ist der heutigen Technik nicht möglich, bewusstes Erleben in irgendeiner Art und Weise aufzuzeichnen. Es gibt also keinen Rekorder“, um einen Traum fest”
zuhalten. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig, dass der eigentliche Forschungsgegenstand – nämlich das Traumgeschehen
– sich in den Untersuchungen zum Träumen dem Forscher
nicht unmittelbar zeigen wird.
Dass man den Traum dennoch zum Untersuchungsgegenstand erheben kann, hat die Geschichte der Traumforschung
gezeigt. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit
Träumen lassen sich mindestens drei große Strömungen unterscheiden (Schredl, 1999, S. 7):
1. die Psychoanalyse
2. die Neurophysiologie
3. die psychologisch orientierte Traumforschung
Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hatte Sigmund
Freud – mit dem bereits erwähnten Klassiker Die Traum”
deutung“ – den Startschuss dazu gegeben, den Traum als
Untersuchungsgegenstand in die Wissenschaft aufzunehmen.
Seit Freud wird der Traum als Ausdruck des Innenlebens eines Menschen verstanden. Die Traumberichte seiner Patienten und die eigenen spielten dabei eine große Rolle, um seine
Theorie der Traumdeutung zu entwickeln. Dabei unterschied
17
Freud zwischen den sogenannten manifesten Trauminhalte,
die sich während einer Sitzung mit einem Patienten oberflächlich offenbaren, und den latenten Trauminhalten, denen sein eigentliches Interesse galt. Die letztgenannten Trauminhalte waren seiner Ansicht nach die verborgenen Bedeutungen des Traums hinter den explizit geschilderten Bildern
des Traumberichts. Sie stellten für Freud den Zugang zum
Unterbewusstsein eines Menschen dar. Sie mussten gedeu”
tet“ werden, um die Botschaft des Traumes und somit die
geheimen Wünsche des Patienten zu entschlüsseln (Freud,
1900/1999). In dieser knappen Darstellung von Freuds Arbeit mit Träumen offenbart sich schon das wesentliche Mittel
der damaligen und heutigen Traumforschung – der Traumbericht einer Person. Es zeigt sich, dass der Bericht über einen
Traum von der Erinnerung des Patienten abhängt. Ob die latenten Trauminhalte tatsächlich als Königsweg zum Unbe”
wussten“ aufgefasst werden können, mag man dabei kontrovers diskutieren. Es sollte jedenfalls deutlich geworden sein,
dass sich aus der Sicht der Psychoanalyse im Traumbericht
des Patienten nur ein Bruchteil des Trauminhaltes zeigt und
es der zusätzlichen Deutung des Analytikers bedarf, um den
gesamten Traum zu verstehen.
In der physiologischen Traumforschung, deren Geburtsstunde mit der Entdeckung des REM-Schlafes durch Eugene
Aserinsky und Nathaniel Kleitman im Jahre 1953 einhergeht,
bedient man sich ebenfalls des Traumberichtes. Zwar wird
ihm dort kein analytischer Wert entgegengebracht, dennoch
dient er als Bestätigung dafür, dass ein Traum tatsächlich
stattgefunden hat. In späteren Experimenten versuchte man,
mit Hilfe des Traumberichts physiologische Korrelate für
das Traumgeschehen selbst zu finden. Das berichtete Erleben
des Träumers spielte bei diesen Untersuchungen wieder eine
größere Rolle (Strauch, 1999, S. 554). Schließlich findet der
Traumbericht seine Bedeutung auch in der psychologischen
Traumforschung. Im Gegensatz zur Psychoanalyse wird das
Träumen hier als Bewusstseinsphänomen aufgefasst. Die kognitiven Aktivitäten während des Schlafes werden dabei als
ganzheitliches Erleben (Gedanken, Gefühle, Wahrnehmung)
entsprechend dem Wachzustand aufgefasst. Die Trauminhaltsanalyse ist dabei die grundlegende Methode der psychologischen Traumforschung. Das wichtigste Ziel der Inhaltsanalyse ist es, über bestimmte Traumaspekte (z.B. Angsterleben im Traum) Aussagen zu treffen. Dabei werden anhand
von inhaltsanalytischen Skalen die Traumberichte von verschiedenen Versuchspersonen quantifiziert, um nachfolgend
statistische Analysen durchführen zu können. Die Trauminhaltsanalyse hat also den Vorteil, dass statistische Verfahren angewendet werden können, etwa für Gruppenvergleiche, zur Analyse langer Traumserien und für Korrelationsstudien zwischen Trauminhalten und psychometrisch erfassten Wachmerkmalen (Schredl, 1999, S. 37). Allerdings wird
durch die Anwendung spezifischer Skalen nur ein Ausschnitt
aus dem Gesamtmaterial eines Traums betrachtet, es findet
also ein beträchtlicher Informationsverlust statt. Das Einzigartige von Träumen einer Person kann nicht erfasst werden.
6
Für eine Diskussion über die Funktion von bewusstem Erleben
siehe Sabine Widmann und Daniel Durstewitz (2000).
18
DANIEL ERLACHER
Da der Traumbericht eine so zentrale Rolle in der Traumforschung spielt, stellt sich die Frage nach der Methode
der Traumerhebung. Grundsätzlich sollte man sich bei allen Erhebungsarten darüber bewusst sein, dass der Traumbericht eine Erinnerung über das ist, was vor dem Aufwachen
während des Schlafes gedacht, erlebt oder gesehen wurde.
Auf diesen Prozess können viele Einflüsse wirksam werden,
welche die Untersuchungsergebnisse verzerren können. Michael Schredl (1999, S. 39) benennt folgende Faktoren:
1. Erfassungsart (Erzählen, Aufschreiben, Zeichnen)
2. Einfluss von Instruktionen
3. Sozialpsychologische Aspekte
4. Auswahl der Versuchspersonen
5. Auswahl der Träume
Zunächst hat die Art, wie die Traumerfahrung aufgezeichnet wird einen wesentlichen Einfluss. Es können z.B.
Schwierigkeiten darin bestehen, visuelle Eindrücke des erlebten Traumgeschehens in Worte zu fassen und sie in eine
zeitliche Reihenfolge zu bringen, die für das Erzählen oder
Aufschreiben notwendig ist. Dies gilt besonders für Trauminhalte, die aus der alltäglichen Erfahrung nicht bekannt
sind, wie z.B. Fliegen, Metamorphosen, Mehrfachperspektiven oder Szenensprünge. Hier kann es unter Umständen
sinnvoll sein, die Versuchsteilnehmer zu bitten, eine Zeichnung von wichtigen Traumszenen anzufertigen.
Die Instruktion, die einem Versuchsteilnehmer gegeben
wird, kann ebenfalls zur Beeinträchtigung der Traumberichte führen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Versuchsteilnehmer sehr sensibel auf leicht unterschiedliche Instruktionen reagieren können (Stern et al., 1978, nach Schredl,
1999). Demnach ist es wichtig, dass eine Standardisierung
sowohl der Erhebungssituation als auch der Versuchspersonen erfolgt.
Untersuchungen zum Einfluss von sozialpsychologischen
Aspekten auf die Traumberichte konnten weiterhin zeigen,
dass die Beziehungen zwischen Versuchsteilnehmer und Versuchsleiter die Berichterstattung über den Traum beeinflussen können (Cartwright & Kaszniak, 1991, nach Schredl,
1999)
Ein wesentlicher Faktor im Bezug auf die Verallgemeinerbarkeit von Untersuchungsergebnissen spielt die Auswahl
der Versuchsteilnehmer. In Traumstudien werden häufig Versuchsteilnehmer ausgewählt, die über eine besonders gute
Traumerinnerung verfügen, um möglichst viele Traumberichte zu erhalten. Die Repräsentativität der Ergebnisse bei
dieser untersuchten Stichprobe ist dabei zu hinterfragen, da
viele Menschen wenig bis nie Träume im normalen Alltag
berichten können (Strauch & Meier, 1992).
Schließlich stellt sich die Frage, welche Traumberichte für
Untersuchungen zum Thema Traum herangezogen werden
sollen. Wie in dem Unterabschnitt Physiologische Merk”
male des Schlafes“ bereits diskutiert wurde, besteht eine
große Uneinigkeit darüber, ob Träume nur im REM-Schlaf
oder während der gesamten Nacht stattfinden. Je nach Betrachtungsweise und Untersuchungsmethode werden in den
verschiedenen Untersuchungen dann konsequent nur REMTräume erhoben oder aber jedes Erlebnis, das eine Person
nach einem Erwachen berichten kann. Desweiteren lässt sich
fragen, ob die erhobenen Träume repräsentativ für das gesamte Traumerleben einer Person sind. Laboruntersuchungen konnten beispielsweise zeigen, dass die systematisch
gesammelten Träume in einem Schlaflabor in Struktur und
Inhalt mehrheitlich viel alltäglicher sind als jene Träume,
an die man sich zu Hause spontan erinnert (Strauch, 1999,
S. 549). In der von Strauch beschriebenen Untersuchungsart
der Laborweckungen werden allerdings nur REM-Träume
berücksichtigt und man könnte spekulieren, ob sich diese Ergebnisse weiter ändern würden, wenn auch andere Erlebnisberichte einer Nacht in die Untersuchung mit eingeflossen
wären. Je nachdem, wie ein Traum erhoben wird, sind also
unterschiedliche Untersuchungsergebnisse zu erwarten.
Als wichtigste Methoden der Traumerhebung nennt
Schredl (1999) Fragebogen, Interview, Tagebuch und Laborweckung. Beim Erheben von Träumen mit einem standardisierten Fragebogen werden die Befragten gebeten, ihren zuletzt erinnerten Traum so ausführlich wie möglich wiederzugeben. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass mit geringem Aufwand eine Traumstichprobe von vielen Personen gewonnen werden kann. Allerdings weist die retrospektive Befragung den Nachteil auf, dass Verzerrungen im Prozess der
Rückerinnerung möglich sind (vgl. Baddeley,1990). Als Beispiel nennt Schredl (1999, S. 42) den Salience-Effekt“. Der
”
Effekt wirkt sich so aus, dass vorwiegend Träume oder Traumabschnitte berichtet werden, die besonders intensiv waren.
Die Interviewtechnik entspricht der Fragebogentechnik, nur
dass hier die Angabe der Versuchsteilnehmer in Form eines Interviews gegeben werden. Von daher weist diese Technik die gleichen Vor- bzw. Nachteile auf wie die Fragebogentechnik. Zusätzliche muss man allerdings mit Einflüssen
durch die soziale Interaktion rechnen. Bei der Tagebuchtechnik wird der Versuchteilnehmer gebeten, den Traum direkt nach dem Aufwachen in ein standardisiertes Traumtagebuch einzutragen. Verzerrungen der Rückerinnerungsprozesse können so weitgehend vermieden werden. Allerdings
unterliegt diese Erhebungsform den Motivationsschwankungen der Versuchsteilnehmer. Die Traumberichte fallen in der
Regel nach mehreren Tagen quantitativ ab (Schredl, 1991,
nach Schredl, 1999). Auch werden meist nur morgendliche
Träume nach dem Aufwachen notiert. Träume die in der ersten ersten Hälfte der Nacht stattfinden, bleiben weitgehend
unberücksichtigt.
Im Schlaflabor können mit Hilfe der aufgezeichneten
physiologischen Parameter die Versuchsteilnehmer aus jeder Schlafphase (REM bzw. NREM) geweckt und um einen
Traumbericht gebeten werden (z.B. Strauch & Meier, 1992).
Diese strukturierte Erhebungsmethode weist allerdings auch
Nachteile auf: die fremde Schlafumgebung, das Anlegen
und Schlafen mit Elektroden und die nächtlichen Weckungen durch eine fremde Person kann den Traumbericht beeinflussen (Schredl, 1999, S. 44). Um die Nachteile zumindest teilweise zu umgehen, gibt es die Möglichkeit der telefonischen Weckung, wobei der Versuchpartner in seiner gewohnten Umgebung schlafen kann und für die Traumberichte telefonisch geweckt wird (Heynick & de Jong, 1985, nach
Schredl, 1999).
Aufgrund der Vielzahl von Einflussfaktoren, die bei der
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
Erhebung von Träumen wirksam werden können, regen Winget und Kramer (1979, nach Schredl, 1999) dazu an, eine möglichst genaue Dokumentation der Erhebungsprozedur
und eine Standardisierung für alle Versuchspartner durchzuführen. Und Schredl (1999) zieht als Fazit, dass jede Methode Vor- und Nachteile aufweist, er empfiehlt daher, dass
je nach Fragestellung und finanziellen Möglichkeiten die
Methoden auszuwählen sind. Das Traumtagebuch bietet dabei die beste Möglichkeit für das Erfassen von Träumen in
natürlicher Umgebung. Laborstudien dagegen scheinen sinnvoll bei Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Physiologie und Trauminhalten. Generell kann allerdings keine
Methode bevorzugt werden.
Halten wir am Ende dieses Unterabschnittes folgendes
fest: Das Traumgeschehen offenbart sich in seiner Ganzheit
nur der Person, die es erlebt bzw. erlebt hat. Für die Traumforschung ergibt sich daraus, dass sich der Untersuchungsgegenstand nur indirekt – in Form eines Traumberichts – zeigt.
Die Traumforschung hat sich im Laufe ihrer Geschichte auf
unterschiedliche Art und Weise dieser Problematik genähert
und verschiedene Perspektiven des Traumes beleuchtet. Aus
der Sicht der psychologischen Traumforschung wurden vor
allem Gesichtspunkte der Traumerhebung erläutert. Einflussfaktoren können dabei die Erfassungsart, die Instruktion, sozialpsychologische Aspekte, die Auswahl der Versuchspartner und die Auswahl der Träume sein. Die wichtigsten Methoden der Traumerhebung sind dabei Fragebogen, Interview, Traumtagebuch und Laborweckungen. Jede Methode
weist Vor- und Nachteile auf und sollte deshalb je nach Fragestellung ausgewählt werden.
Phänomenologisch-experimentelle Methode
Deshalb Phänomenologie!“, so lautet der kämpferi”
sche Titel von Paul Tholeys Anmerkungen (1986) zur
phänomenologisch-experimentellen Methode im Anschluss
an Günther Kebeck und Manfred Sader (1984) sowie an
Manfred Bornewasser und Johannes Bober (1985). Ohne
hier die gesamte Polemik wiedergeben zu wollen, ging es
in der Auseinandersetzung darum, welcher Stellenwert der
phänomenologischen Methode in der aktuellen (psychologischen) Forschung zuzuschreiben ist. Tholey sowie Kebeck
und Sader sehen in der Ergänzung der experimentellen bzw.
operationalen Arbeitsweise durch die phänomenologische
Methode eine notwendige Erweiterung des bestehenden Methodenkanons der experimentellen Psychologie. Kebeck und
Sader (1984) begründen diesen methodischen Perspektivenwechsel folgendermaßen:
Wenn Verhalten und Erleben als Gegenstand
der Forschung gesehen werden, dann ist die
gründliche Auseinandersetzung mit der Erfassung phänomenaler Daten ein wichtiges
Stück Methodenlehre: Phänomenbeobachtung
und Phänomenbeschreibung sind der einzige direkte Zugangsweg zum unmittelbaren Erleben.
(S. 216)
Das subjektive Erleben wird damit nicht transparenter
19
für eine dritte Person, d.h. die Phänomenbeschreibung ist
nicht identisch mit dem Phänomen, das erlebt, beschrieben
oder beobachtet wird. Allerdings kann man durch geeignete Methoden versuchen, den Unterschied zwischen Phänomen und Phänomenbericht möglichst gering zu halten. Die
Schwierigkeiten, die dabei entstehen können, wenn man von
einem Versuchsteilnehmer einen phänomenentsprechenden
Bericht erhalten möchte, führen die Autoren auf eine er”
lernte naturwissenschaftlich-kritische Haltung“ (Kebeck &
Sader, 1984, S. 221) zurück. So argumentieren sie, dass Menschen etwa bei der optischen Wahrnehmung gewohnt sind,
von störenden Bedingungen zu abstrahieren. Diese Entglei”
sung ins vermeintlich Objektive“ (S. 221) ist ihrer Meinung
nach bei vielen Versuchsteilnehmern nur mit viel Mühe oder
gar nicht zu beseitigen. So wird z.B. ein Stück schwarze
Kohle im Sonnenlicht heller erscheinen als ein Stück weißes
Papier bei unzureichender Beleuchtung, und bei der MüllerLyer-Täuschung etwa wirkt eine Linie kürzer als die andere; diese Dinge phänomenentsprechend zu sehen und nicht
mit voreiligen Urteilen zu vermischen, kann ein langwieriger
Erziehungsprozess“ sein (Kebeck & Sader, 1984).
”
Bevor entsprechende methodische Hilfen für die phänomenale Datenerhebung gegeben werden, soll zunächst der
Kurs auf die phänomenologische Methode durch erkenntnistheoretische Grundannahmen der Gestaltpsychologie weiter
vertieft werden. Wie in dem Unterabschnitt Wissenschafts”
und erkenntnistheoretische Überlegungen“ dargestellt, stützt
man sich dabei auf den kritischen Realismus, der die strikte Trennung von einer phänomenalen und einer trans-phänomenalen Welt annimmt. Aus dieser Grundannahme heraus
ist alles Gegebene“ nur in der phänomenalen Welt erlebbar
”
und beschreibbar. Der Begriff Phänomenbericht“ wird also
”
im Rahmen der Gestalttheorie auf die erlebten Geschehnisse
in der phänomenalen Welt bezogen. Dies macht die so verstandene Phänomenologie7 zur grundlegenden Methode, an
”
der sich alle anderen empirischen Methoden zu messen haben“ (Tholey, 1986, S. 157). Im strengen Sinne ist die intersubjektive Beobachtung der experimentellen Forschung aus
kritisch-realistischer Sicht gar nicht möglich. Dies begründet
Tholey (1980a, S. 179) damit, dass auch ein als jedermann
zugänglich erscheinender Wahrnehmungsgegenstand immer
nur Bestandteil der phänomenalen Welt eines einzelnen Subjektes ist, und dieser darf nicht mit dem physikalischen Gegenstand, als dessen Abbild er zu betrachten ist, verwechselt werden. Dass in der Regel eine intersubjektive Übereinstimmung in den Aussagen über diesen Gegenstand erzielt
werden kann, führt Tholey darauf zurück, dass verschieden
Personen wegen des gleichartigen Aufbaus der menschlichen
Organismen strukturgleiche Wahrnehmungsbilder von ein
und demselben physikalischen Gegenstand haben. Darüberhinaus besitzen Menschen auch eine strukturgleiche Sprache,
mit der sie den Gegenstand beschreiben. Das Vorliegen einer intersubjektiven Übereinstimmung kann nach dieser Ar7
Der Begriff Phänomenologie bzw. phänomenologische Methode wird in der Psychologie uneinheitlich verwendet. Für eine Abgrenzung zu anderen Bedeutungen siehe Kebeck und Sader (1984,
S. 217ff).
20
DANIEL ERLACHER
gumentation nur subjektiv, d.h. innerhalb der phänomenalen Welt, festgestellt werden. Würde man nun darauf bestehen, nur intersubjektive Beobachtungen im strengen Sinn
als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zuzulassen, so folgert Tholey, müsste man vom kritisch-realistischen
Standpunkt aus konsequenterweise auf Wissenschaft gänz”
lich verzichten“ (Tholey, 1980a, S. 179). Will man das nicht,
kann es aus gestaltpsychologischer Sicht nur darum gehen,
eine subjektiv festzustellende intersubjektive Übereinstimmung zu erlangen. Deshalb kann auf die Frage Wozu Phäno”
menologie?“ der Kritiker Bornewasser und Bober (1985) ein
Gestaltpsychologe nur darauf hinweisen, dass Phänomenberichte der einzige und grundlegende Zugang zu dem zu untersuchenden Gegenstand darstellen.8 Vor diesem Hintergrund
ist die Forderung nach einer angemessenen Phänomenbeobachtung und Phänomenbeschreibung in der Wissenschaft von
Kebeck und Sader (1984) sowie Tholey (1986) vollkommen
zu verstehen.
In Bezug auf die Traum- bzw. Klartraumforschung ist anzumerken, dass der Traumbericht als ein besonderer Fall“
”
eines Phänomenberichts aufzufassen ist. Während z.B. die
Müller-Lyer-Täuschung als trans-phänomenaler Gegenstand
grundsätzlich für viele Personen zugänglich und beschreibbar ist – es also zu vielen vergleichbaren Phänomenberichten
kommen kann –, ist das Traumgeschehen auf Grund seines
privaten Charakters“ nur der träumenden Person zugäng”
lich und nur von ihr beschreibbar. Es ist also wünschenswert, dass diese phänomenalen Daten möglichst unverzerrt“
”
von der Versuchsperson wiedergegeben werden. Die phänomenologische Methode bietet dafür ein geeignetes Vorgehen, während die experimentelle bzw. operationale Methode
den Rahmen der Untersuchung erschließt. Da für das experimentelle Arbeiten ein relativ fester und expliziter Regelkanon existiert (z.B. Bortz, 1984), stellen Kebeck und Sader
(1984) in ihrem Artikel eine Art Anforderungskatalog für
die Erhebung phänomenaler Beobachtungen dem Anwender
zur Verfügung. Im Folgenden werden einige Ratschläge kurz
dargestellt (Kebeck & Sader, 1984, S. 225ff).
Die Art der personalen Beziehung zwischen Forscher und
Befragtem kann für die Qualität eines Phänomenberichtes
wichtig sein. Die Autoren fordern unter diesem Punkt auf,
Versuchsteilnehmer nicht als Versuchsmaterial“ zu sehen;
”
statt dessen sollten Teilnehmer einer Untersuchung partnerschaftlich in den Forschungsprozess mit einbezogen werden. Diese Vorgehen ist nicht nur aus moralischer Sicht zu
befürworten, sondern auch aus methodischer Sicht. Dies begründen die Autoren damit, dass ein involvierter Versuchsteilnehmer höher motiviert sein wird und sich dadurch die
Qualität der Forschungsergebnisse verbessert. Dabei muss
es nicht zu einer vollkommenen Gleichrangigkeit zwischen
Versuchsleiter und -teilnehmer kommen. Unter vielen Bedingungen wäre ein solcher Anspruch sogar unrealistisch hoch
und für die Sache unnötig. Eine vertrauensvolle Hilfsbereitschaft des Versuchsleiter kann auch in einer als zeitweise
asymmetrisch empfundenen Beziehung realisiert werden.
Die grundsätzliche Mangelhaftigkeit der Möglichkeit angemessener Verbalisierung vorher thematisieren. Dieser Ratschlag bezieht sich auf die Problematik, dass mit Sprache ein
Phänomen nicht vollkommen abzubilden ist. Eine identische
Abbildung ist aus gestaltpsychologischem Blickwinkel auch
gar nicht möglich. Dennoch sollte versucht werden, den Abstand zwischen Phänomen und Phänomenbericht möglichst
gering zu halten. Dies kann der Versuchsleiter nach Ansicht
der Autoren dadurch erreichen, dass er den Versuchspartner
auffordert
• vorläufige Formulierungen ausdrücklich zuzulassen,
• ungeordnete Bruchstücke oder Teilaspekte der Phänomene vorab herauszugreifen,
• mitzuteilen, wie nahe oder wie fern seine Aussage zu
dem ist, was er eigentlich sagen wollte, aber z.B. wegen der
Unzulänglichkeit unserer Sprache nicht ausdrücken konnte.
Die rasche Veränderlichkeit und Labilität der Phänomene
einbeziehen. Die Autoren gehen unter diesem Punkt auf das
Dilemma ein, dass ein Beobachter eines Phänomens dieses
Phänomen verändern oder möglicherweise zerstören kann.
Einen Vorschlag, um dieses Problem zu lösen, können die
Autoren leider nicht anbieten. Sie verweisen letztlich darauf, dass man zwischen stabilen und labilen Phänomen unterscheiden kann und sich das Problem nur in Bezug auf
die veränderlichen Phänomene zeigt. Wenn man derartige
Phänomene nicht generell aus der Forschung ausschließen
will, muss man wohl in Kauf nehmen, dass eine solche
Veränderung legitim ist.
N = 1 ist meist zu wenig. Hier fordern die Autoren die
phänomenologisch orientierte Forschung dazu auf, in ihren Untersuchungen nicht nur auf eigene Phänomenberichte
zurückzugreifen. Statt dessen sollte der Forscher versuchen,
andere phänomenologische Aussagen in die eigenen Beobachtungen zu integrieren, wobei sich hierzu die experimentelle Methode anbietet.
Einstimmungsphase für die Versuchsteilnehmer vorschalten. Bei diesem Ratschlag weisen Kebek und Sader darauf
hin, dass manche Dinge“ nur unter bestimmten Bedingun”
gen oder Voraussetzungen erinnert werden können. Um sich
methodisch dieser Thematik zu nähern schlagen sie vor, dass
der Versuchteilnehmer über das Rahmenthema der Untersuchung im Vorfeld informiert werden sollte und ihn auffordern, sich zu diesem Thema an ein konkretes Ereignis zu erinnern.
Man muss Komplexität stehen lassen können. Hier wird
darauf hingewiesen, dass Phänome in der Regel vielgestaltig
und unübersichtlich sind. Anstatt die zu hohe Komplexität eines Gegenstandes zu Gunsten des thematischen Sachverhaltes schlichtweg zu ignorieren, sollte man Komplexität unter
Umständen akzeptieren. Für den Versuchsteilnehmer sollte
der Hinweis nützlich sein, die Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit nicht voreilig zu reduzieren, sondern stehen zu lassen,
auch wenn die einzelnen Teile nicht recht zueinander passen,
einander sogar widersprechen und kein Ganzes ergeben.
Logische Konsistenz und Widerspruchsfreiheit können
8
Die Kritik von Bornewasser und Bober soll in dieser Arbeit
nicht aufgenommen werden. Siehe dazu Bornewasser und Bober
(1985) und Bober und Bornewasser (1986). Für weitere Kritik an
der phänomenologischen Methode siehe auch Wolfgang Stegmüller
(1958).
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
fehlen. Unter diesem Punkt erläutern Kebek und Sader, dass
logische Konsistenz und Widerspruchsfreiheit innerhalb des
Phänomenbestandes nicht notwendigerweise vorausgesetzt
werden können. So forderte Metzger (1954, nach Kebek
& Sader, 1984), das Vorgefundene zunächst einfach hin”
zunehmen wie es ist; auch wenn es ungewohnt, unlogisch,
widersinnig erscheint und unbezweifelten Annahmen oder
vertrauten Gedankengängen widerspricht“. Deshalb empfehlen die Verfasser im Bereich der phänomenologischen Datenerfassung, diesen Sachverhalt ausdrücklich mit dem Versuchspartner zu besprechen, um zu vermeiden, dass die Versuchsteilnehmer den Phänomenbericht in sich konsistent und
widerspruchsfrei machen und damit von dem eigentlichen
Phänomen abweichen.
Fassen wir diesen Unterabschnitt kurz zusammen. Es
wurde die phänomenologisch-experimentelle Methode näher
erläutert. Sie stellt eine Erweiterung der experimentellen
Forschung durch Phänomenberichte dar. Im Bezug auf
die kritisch-realistische Position der Gestaltpsychologie begründet sich diese Forderung darin, dass nur in der phänomenalen Wirklichkeit sich das Gegebene“ zeigt und daher
”
nur durch die phänomenologische Methode zu erfassen ist.
Da für das phänomenologische Vorgehen – im Gegensatz
zum experimentellen – kein fester und expliziter Regelkanon
existiert, wurden einige Ratschläge zur Erhebung phänomenaler Daten näher beschrieben. Diese sehen vor, dass man
den Teilnehmer an einer Studie partnerschaftlich in das Forschungsgeschehen mit einbeziehen und ihn über den Rahmen
der Untersuchung im Vorfeld informieren sollte. Die eingeschränkte Möglichkeit der Verbalisierung von Phänomen
sollte ebenso thematisiert werden, wie die Labilität dieser
Phänomen, wenn sie ins Zentrum der Beobachtung gerückt
werden. Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn mehr als
nur eine Person ein Phänomen beschreibt und zu Schlussfolgerungen gelangt. Dies kann zur Folge haben, dass bei unterschiedlichen Phänomenberichte die logische Konsistenz sowie Widerspruchsfreiheit im Bezug zum Untersuchungsgegenstand fehlen. Die zu hohe Komplexität eines Gegenstandes muss bei der phänomenologischen Datenerhebung teilweise akzeptiert werden.
Aspekte der Klartraumforschung
In diesem Unterabschnitt wird nun der Fokus auf das methodische Vorgehen in der aktuellen Klartraumforschung gelegt. Dazu sollen zunächst Parallelen und Unterschiede zur
Traumforschung herausgestellt werden. Im Anschluss daran
wird zu prüfen sein, in welchem Ausmaß die experimentelle Phänomenologie bei der Erforschung der Klarträume zur
Anwendung kommt und wie sie noch besser zu integrieren
ist.
Wie steht es mit dem Traumbericht in der Klartraumforschung? Natürlich spielt auch dort der Bericht über das
Traumgeschehen des Klarträumers eine zentrale Rolle. Wie
bereits dargestellt, unterscheidet sich das Klarträumen in
mehrfacher und bedeutender Hinsicht von dem gewöhnlichen Träumen. Das bewusste Erleben ist dabei der entscheidende Gegensatz. Die Fähigkeit, willentlich über den Traum
21
reflektieren zu können, scheint auch die Traumerinnerung
zu begünstigen. Gewöhnliche Träume werden normalerweise leicht vergessen. Soll ein Traum im Gedächtnis behalten werden, so muss der Traum so bald wie möglich nach
dem Erwachen schriftlich festgehalten werden. Eine geringe Ablenkung durch eine andere kognitive Aufgabe kann
schon zu deutlichen Beeinträchtigungen des Erinnerungsvermögens führen. Im Gegensatz dazu scheint hinreichend
deutlich zu sein, dass das Klarträumen nicht unter einer solchen tendenziellen Erinnerungseinbuße leidet (Green & McCreery, 1998, S. 30). Dies hat zur Folge, dass die Traumerhebung nicht so trickreich“ wie bei der normalen Traum”
forschung erfolgen muss. Tholey (1981) stellte bei seinen
umfangreichen Klartraumstudien fest, dass es nicht notwendig war, möglichst sofort nach dem Erwachen alle Klartrauminhalte festzuhalten. Es zeigte sich, dass man sich an Klarträume – gemäß der subjektiven Einschätzung – mindestens
ebenso gut erinnert wie an vergleichbar weit zurückliegende
Ereignisse aus dem Wachleben. Tholey (1981) forderte demnach seine Versuchteilnehmer auf, nur das Wichtigste unmittelbar nach dem Erwachen festzuhalten. Gegebenfalls mussten bestimmte Einzelheiten später detailliert berichtet werden. Die Traumberichte der Versuchspartner konnten dabei
durch schriftliche Berichte, Tonbandaufzeichnungen, mündliche Überlieferung und die Beantwortung gezielter Fragen
übermittelt werden.
Es bleibt anzumerken, dass das Wiedererinnern von Klarträumen auch hier grundsätzlich den Gesetzen der klassischen Gedächtnistheorie unterliegt, wie z.B. der bereits
erwähnte Salience-Effekt“ oder die Abnahme der Erinne”
rung über die Zeit (vgl. Baddeley, 1990). Vergleichende Studien zur Bestimmung dieser Einflüsse in der Klartraumforschung fehlen bisher. Allerdings kann man die Effekte als relativ gering einschätzen, denn die Bedeutung der Klarträume
für die Forschung liegt vor allem darin, während des Träumens Beobachtungen und Versuche anzustellen, die bereits
im Wachzustand geplant wurden. Sollen deshalb im Klartraum für Untersuchungen bestimmte Handlungen von Klarträumern durchgeführt werden, dann ist es dem Klarträumer möglich, sich kurz nach der Durchführung des Experiments selbst aus dem Klartraum zu wecken, um die Ergebnisse seiner Beobachtung möglichst frisch“ in einem Fragebo”
gen oder Traumbericht festzuhalten. Erinnerungsverzerrungen können so vermieden werden. Generell kann gesagt werden, dass die Erhebung von Klarträumen als weniger problematisch anzusehen ist als die Traumerhebung in der Traumforschung.9 Jedoch sollten die Einflussfaktoren, die in dem
Unterabeschnitt Traumforschung und Traumerhebung“ bei
”
der Traumerhebung aufgezählt wurden, auch bei der Klartraumforschung berücksichtigt werden. Untersuchungen zu
Einflüssen z.B. der sozialen Interaktion zwischen Versuchs9
Allerdings muss einschränkend angemerkt werden, dass die
Resultate der Klartraumforschung nicht uneingeschränkt auf das
normale“ Träumen übernommen werden können (Green & Mc”
Creery, 1998). Grundsätzlich muss in der Klartraumforschung mit
Verallgemeinerungen vorsichtig umgegangen werden, da meist
nur kleine Stichproben in den Untersuchungen verwendet werden
(Schredl, 1999).
22
DANIEL ERLACHER
leiter und Versuchspartner fehlen bisher.
Das methodische Vorgehen in Klartraumstudien wurde in
dem Unterabschnitt Empirische Befunde der Klartraumfor”
schung“ bereits geschildert. In den genannten Studien wurde gezeigt, dass ein Klarträumer objektiv messbare Merkmale (z.B. Augenbewegung oder Atmung) mit seinem TraumKörper durch entsprechende Handlungen verändern kann.
Weiterhin bieten sich Klartraumstudien dazu an, Aussagen
über Vorgänge im Klartraum zu gewinnen, die nicht von
außen“ zu beobachten sind. Man kann z.B. fragen, ob es
”
möglich ist, in einem Klartraum zu fliegen oder Schmerzen
zu spüren. Um diese Aussagen zu überprüfen, können in einer Untersuchung mehrere Versuchsteilnehmer nach einem
von dem Versuchsleiter festgelegten gemeinsamen Plan in
ihren Klarträumen bestimmte Beobachtungen und Experimente durchführen und über die dabei auftretenden Resultate dem Versuchsleiter nach dem Erwachen berichten (vgl.
Versuchsdesign der zweiten Studie). Mit diesem Studiendesign ist es möglich, auf experimentellem Weg zu Aussagen über phänomenale“ Beobachtungen im Traum zu ge”
langen. Eine Reihe von Experimenten dieser Art wurden bereits durchgeführt (siehe dazu Tholey, 1981, 1985, 1989b;
LaBerge, 1985; Übersicht bei Levitan, 1992; Gackenbach &
LaBerge, 1988). Das integrative Vorgehen von phänomenologischer und experimenteller Methode ist dabei unumgänglich. Von daher werden die Ratschläge, die in dem Unterabschnitt Phänomenologisch-experimentelle Methode“ darge”
stellt wurden, in der Klartraumforschung zum großen Teil im
methodischen Vorgehen beherzigt.
Die Forderung, dass man den Teilnehmer in den Forschungsprozess partnerschaftlich mit einbezieht, ist zwingend notwendig, denn in der Klartraumforschung ist der Versuchsteilnehmer kein passiver Akteur, der auf ein Signal hin
einen Knopf drücken muss oder Ähnliches. Der Versuchspartner ist statt dessen ein aktiver Teilnehmer an der Untersuchung, der dafür verantwortlich ist, wie genau das angestrebte Experiment im Klartraum durchgeführt wird. Ein solcher Beitrag ist von einem Versuchsteilnehmer nur dann zu
erwarten, wenn dieser entsprechend in die Untersuchung mit
einbezogen wird, d.h. dass er über den Rahmen der Untersuchung aufgeklärt ist. LaBerge macht diesen Punkt deutlich,
in dem er seine Probanden“ mit dem Begriff Oneironauten“
”
”
( Erforscher der Traumwelt“) benennt. Mit dieser Bezeich”
nung macht er klar, dass der Klarträumer selbst zum Forscher wird und damit ebenso wichtig ist wie der Versuchsleiter selbst.10
Die vorgeschaltete Einstimmungsphase“ ist demnach ein
”
wichtiger Bestandteil der Klartraumforschung. Ohne genaue Anleitung über den Versuch ist es einem Klarträumer nicht möglich, gezielte Beobachtungen im Klartraum
durchzuführen. In der Versuchsreihe Experiments in Lu”
cid Dreaming“ die vierteljährig in der Zeitschrift Night”
11
Light“ durchgeführt wurde (für einen Überblick siehe Levitan, 1992), lud LaBerge interessierte Klarträumer dazu ein,
an einem Experiment zu Hause mitzuwirken. Dazu war es
nötig, ausführlich in die Thematik des Versuchs einzuführen
und klare Versuchsanleitungen und Rückmeldebögen bereitzustellen. Ebenso wurde im Vorfeld darauf hingewiesen, dass
die Verbalisierung von Beobachtungen sich als durchaus
schwierig erweisen können. An Beispielen wurde versucht,
entsprechende Hinweise und Hilfsmittel für den Teilnehmer
zu erörtern.
Allerdings spiegelt sich hier das zuvor besprochene Dilemma wieder, dass ein Phänomen labil und veränderlich
sein kann, d.h. dass die Erwartungen oder Vorinformationen einen Einfluss auf die Phänomenbeobachtung haben
könnten. Methodische Kontrolle ist bei diesem Punkt nur
schwer möglich. Anstatt sich dem Phänomen jedoch völlig
zu verschließen, sollte man akzeptieren, dass Beobachtungen von verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Resultaten führen können. Dass logische Konsistenz und Widerspruchsfreiheit in der Klartraumforschung oftmals fehlen,
zeigen mehrere Untersuchungsergebnisse. So berichtet z.B.
Hearne (1981, nach Schredl, 1999), dass es Klarträumern
nicht möglich war, ein elektrisches Licht im Traum einzuschalten. Diese Einschränkung konnte allerdings durch andere Untersuchungen nicht bestätigt werden (z.B. Levitan
& LaBerge, 1993). Wodurch diese widersprüchlichen Untersuchungsergebnisse beeinflusst werden, muss zunächst als
zu hohe Komplexität des Forschungsobjekts stehen gelassen
werden und sollte als Untersuchungsgegenstand in weiteren
Studien thematisiert werden. Mögliche Erklärungen hierzu
wären z.B. die Erwartungen des Träumers oder die Erfahrung
des Versuchsteilnehmer im Umgang mit Klarträumen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in der Klartraumforschung die Traumerhebung einen zentralen Stellenwert besitzt. Sie ist allerdings nicht so problematisch
wie in der Traumforschung, weil in der Klartraumforschung
meist ein konkretes Experiment durchgeführt wird, nach
dem sich der Klarträumer selbst wecken kann. Weiterhin
scheint die Erinnerung an Klarträume besser zu sein als
an normale Träume. Im Bezug auf die phänomenologischexperimentelle Methode wurde festgestellt, dass die genannten Ratschläge aus dem Unterabschnitt davor größtenteils in
der Klartraumforschung angewendet werden, vor allem deshalb, weil der Klarträumer eine aktive Rolle bei den Untersuchungen spielt und von daher über den Rahmen der Studie
aufgeklärt sein muss.
Konkretisierung der Untersuchungsfragen
Die Untersuchungsfrage stellt sich nach den theoretischen Ausführungen der Abschnitte 2 und 3 folgendermaßen: Führt das Trainieren von motorischen Fertigkeiten im
Klartraum zu einer Verbesserung dieser Fertigkeiten im Wachen? Für die Überprüfung dieser Frage bietet sich ein ex10
In einer Arbeit von LaBerge kommt das partnerschaftliche Miteinbeziehen des Versuchpartners besonders zum Ausdruck, indem
er die Klarträumerin, die den Versuch durchgeführt hat, als CoAutorin angibt (LaBerge, Greenleaf & Kedzierski, 1983).
11
Die Zeitschrift NightLight“ ist das offizielle Mitteilungs”
schreiben des Lucidity Institute“ (Palo Alto, CA, USA), welches
”
von Stephen LaBerge gegründet wurde. Insgesamt erschienen 28
Hefte (1989-1996). Inzwischen wird die NightLight“-Information
”
in unregelmäßigen Abständen als E-Mail“ an die Mitglieder des
”
Instituts verschickt.
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
perimenteller Gruppenvergleich an, so wie er in vergleichbaren Untersuchungen zum mentalen Training bekannt ist.
Dabei werden drei Versuchsgruppen gebildet, die innerhalb
des Experiments eine neue motorische Aufgabe erlernen sollen. Die verschiedenen Gruppen erhalten unterschiedliche
Instruktionen: Die Klartraumgruppe soll die gestellte Aufgabe im Klartraum trainieren, die Teilnehmer der nächsten
Gruppe wird gebeten eine vergleichbare Aufgabe im Klartraum durchzuführen, die allerdings nichts mit der motorischen Kontrollaufgabe zu tun hat und die nicht übende Gruppe soll sich mit einer kognitiven Ablenkaufgabe auseinandersetzen. Aus den Ergebnissen eines Vor- und Nachtests der
motorischen Aufgabe können dann die Lerneffekte inferenzstatistisch errechnet werden. Innerhalb der Untersuchung ist
darauf zu achten, dass die Trainingszeiten in den unterschiedlichen Gruppen nicht variieren sollten. Die Interventionszeiten, der Kontrollgruppen ist deshalb an die Trainingszeiten
der Versuchsteilnehmer anzupassen, die die gestellte Aufgabe während eines Klartraums trainieren. Die Trainingsintensität und der Trainingsumfang der Klartraumgruppe müssen
mit den zuvor beschriebenen Erhebungsmethoden in Form
von Klartraumberichten erfasst werden. Die Hinweise über
die Traumerhebung und die Erfassung von phänomenalen
Daten sollten dazu beachtet werden. Eine objektive Beobachtung des tatsächlichen Trainings der Klartraumgruppe ist
nicht möglich.
In der Planungsphase der Untersuchung wurde klar, dass
vor der Realisierung dieses Forschungsvorhaben zunächst
noch einige Hindernisse zu überwinden sind. Das evidenteste Problem äußerte sich in der Versuchsteilnehmerfindung“,
”
d.h. Versuchpartner zu finden, die bereits die Fähigkeit besitzen Klarträume zu erleben. Blickt man in andere Kulturkreise, so stellt man fest, dass das Phänomen des Klartraums
seit alters her bekannt. So wird z.B. über die Volksgruppe der
Senoi“ in den malaysischen Urwäldern geschrieben, dass in
”
ihrer Kultur seit Generationen weder neurotische Störungen
noch Geisteskrankheiten beobachtet werden. Diebstahl, Gewalttaten wie Schlagen als aggressives Verhalten oder kriegerische Auseinandersetzung sind ebenfalls unbekannt. Die
Senoi nutzen dazu den Traum, um ihre Konflikte zu bewältigen. Schon die Kinder lernen, sich mit ihren Träumen auseinanderzusetzen (z.B. Faraday, 1997). In der buddhistischen
Religion wird dem Traum ebenfalls eine große Bedeutung
entgegengebracht. In der Übung des Traum-Yogas“ lernen
”
die Anhänger dieser Religion seit Jahrtausenden, in ihren
Träumen bewusst zu werden, um so der himmlischen Erleuchtung näher zu kommen (z.B. Varela, 2001). Auch bei
den Aboriginis, den australischen Ureinwohnern, wird dem
Traum eine wichtige Rolle zugeschrieben, welches sich in
der Mythologie der Traumzeit“ widerspiegelt (z.B. Tonkin”
son, 1978). In der westlichen Kultur bleibt die Nacht dagegen weitgehend unbeachtet. Nachts wird geschlafen und der
Schlaf dient der Regeneration des Körpers, um sich von den
Strapazen des Tages zu erholen, und er sollte deshalb nicht
gestört werden.
Mit diesen Bemerkungen soll nicht angedeutet werden,
dass in der westlichen Kultur durch bewusstes Träumen Kriege hätten vermieden werden können oder eine friedliche-
23
re Kultur entstanden wäre. Es geht vielmehr darum zu verdeutlichen, dass in unserer Zivilisation dem Schlaf und dem
Traum keine besondere Bedeutung beigemessen wird. Außer
dass der Schlaf störungsfrei ablaufen soll, findet man in den
seltensten Fällen Ratschläge, die sich auf den Schlaf selbst
beziehen, und eine Erziehung hin zum bewussten Träumen
ist ebenfalls nicht zu verzeichnen. Da aber eine gewisse Hinwendung zum Schlaf und zum Traum unerlässliche Voraussetzung ist, einen Traum bewusst zu erleben, ist es nicht verwunderlich, dass das Klarträumen in unserer Kreisen kaum
anzutreffen ist. In den oben genannten Kulturen ist dagegen
das bewusste Träumen keine Besonderheit. Für sie stellt vielmehr die Nacht ein zweites Dasein“ dar, welches nicht ver”
nachlässigt werden darf.
Der Mangel an potentiellen Klarträumern in unserer Gesellschaft hat zur Folge, dass die Erforschung der Klarträume
zunächst daran scheitern kann, dass keine Versuchspartner
für eine Untersuchung zur Verfügung stehen. Ein Experiment in der oben skizzierten Weise erscheint zum jetzigen
Zeitpunkt also vollkommen hoffnungslos, solange man nicht
die Versuchspartnerfrage“ gelöst hat. In dieser Arbeit sol”
len deshalb, mit Blick auf die angeführte Frage als eine
Annäherung an das Forschungsfeld zwei Strategien vorgestellt werden, diese Problematik anzugehen. In der ersten
Studie soll dazu in einem Kurs versucht werden, mit bereits vorhandenen Klartraumerwerbstechniken Studierenden
das Klarträumen beizubringen. In der zweiten Studie sollen
Klarträumer über das Internet gefunden und gebeten werden,
an einem Experiment teilzunehmen.
Für die Internetstudie war es darüber hinaus notwendig, eine sportliche Aufgabe für das Klartraumtraining anzubieten. An dieser stelle ergibt sich eine weitere Frage,
die auch in Bezug auf weitere Untersuchungen wichtig ist,
nämlich die Problematik der Handlungsmöglichkeiten von
Klarträumern. Dieses Problem resultiert aus Beobachtung,
dass selbst geübte Klarträumer oftmals Schwierigkeiten haben, eine gestellte Aufgabe im Traum richtig und komplett
auszuführen. Diese nicht zu unterschätzenden Schwierigkeiten umfassen z.B. das Vergessen der Aufgabe im Klartraum,
Klarträume von kurzer Dauer oder Instabilität des Klartraumes. Das folgende Traumbeispiel zeigt, dass auch Traumgestalten störenden Einfluss auf das Durchführen von Aufgaben haben können:
Traumbeispiel: Ich erlangte die Klarheit über
den Traumzustand, als ich von einer Traumperson bedrängt wurde. Ich sagte dann gleich:
Was bedrohst du mich? Dies ist mein Traum
”
und ich habe hier die Macht und nicht du.“
Die Traumperson antwortete dann nur: Ach,
”
meinst du? Dann sieh mal was passiert!“ Plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Es
fühlte sich dann wirklich an, als ob diese Traumperson stärker und mächtiger als ich selbst in
meinem Traum war. Dies erschreckte mich so
sehr, dass ich aufwachen wollte. Einen Augenblick später war ich wach.
Diese einschränkenden Faktoren wurden bisher noch
24
DANIEL ERLACHER
nicht explizit untersucht. Es scheinen jedenfalls genügend
Beispiele dafür zu geben, dass die Willens- und Handlungsfreiheiten im Klartraum zumindest in gewissen Situationen
eingeschränkt sind. Tholey (1985) versuchte mit Hilfe von
verschiedenen Kriterien, die unterschiedlichen Ausprägungen eines Klartraums zu umschreiben. So nennt er sieben
Klarheitsbegriffe, an Hand derer man verschiedene Traumzustände charakterisieren kann:
1. Klarheit über den Bewusstseinszustand – Klarheit
darüber, dass man träumt
2. Klarheit über die eigene Entscheidungsfreiheit – Klarheit darüber, ob man z.B. vor einer Albtraumfigur Reißaus
nimmt oder sich mit ihr anzufreunden versucht
3. Klarheit des Bewusstseins – im Gegensatz zum
Trübungs-, Verwirrtheits-, oder Dämmerungszustand
4. Klarheit über das Wachleben – Klarheit darüber, wer
man ist und was man sich für diesen Traum vorgenommen
hat
5. Klarheit der Wahrnehmung – Klarheit dessen, was man
sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt
6. Klarheit über den Sinn des Traums – Klarheit über die
Belehrung, die ein Mensch über sich und seine Lage aus der
Traumsymbolik schöpfen kann
7. Klarheit der Erinnerung an den Traum – man beachte,
dass sich dieser Klarheitsbegriff im Gegensatz zu den anderen nur indirekt auf den Traumzustand bezieht.
Für den Klartraumbegriff, wie er von Tholey eingeführt
und weiterentwickelt wurde, ist das Vorhandensein der Klarheit im Sinne von 1 bis 4 unerlässliche Voraussetzung. Die
Klarheit im Sinne von 5 bis 7 muss dagegen nicht unbedingt vorhanden sein. Z.B. wäre der erste Klarheitsbegriff
für ihn alleine nicht ausreichend, um von einem Klartraum
zu sprechen, da der Gedanke, dass man träumt, in normalen Träumen verhältnismäßig oft auftritt, ohne dass es dabei
zu einer wesentlichen Änderung des Traumerlebens kommt.
Erst durch die zusätzliche Erkenntnis der eigenen Entscheidungsfreiheit – so behauptet Tholey – nimmt der Traum eine
gänzlich andere Qualität an. Mit dieser Einteilung ist man
nun in der Lage, zwischen Klarträumen besser zu differenzieren, und es wäre durchaus denkbar, einige der geschilderten Einschränkungen in einem Klartraum darauf zurückzuführen, dass es sich im Grunde gar nicht um einen wahren
Klartraum (im Sinne von 1-4) gehandelt hat, sondern eben
nur, um den Begriff von Green and McCreery (1998) zu verwenden, um einen prä-luziden“ Traum. Allerdings gibt die
”
Taxonomie keine Antwort darauf, weshalb es zu diesen Unterschieden kommt. Außerdem gibt es, wie in dem obigen
Beispiel dargestellt, Behinderungen der Handlungsmöglichkeiten, die in dieser Einteilung nicht erfasst werden (z.B. Widerstand von Traumcharakteren). Vor dem Hintergrund, dass
im Klartraum weitere Experimente durchgeführt werden sollen, wäre es wünschenswert, ein differenzierteres Bild über
die Einschränkungen im Klartraum und eventuelle Faktoren,
die dafür verantwortlich sind, zu erhalten. Die zweite Studie
wird sich – über die Frage nach der Versuchspartnerfindung
hinaus – mit dieser Thematik auseinandersetzen.
In diesem letzten Unterabschnitt des vierten Abschnitts
wurde zunächst die Untersuchungsfrage folgendermaßen
formuliert: Führt das Trainieren von motorischen Fertigkeiten im Klartraum zu einer Verbesserung dieser Fertigkeiten im Wachen? Ein experimentelles Gruppendesign wurde
vorgestellt, um diese Fragestellung zu überprüfen. Es stellte sich heraus, dass die Realisierung einer Untersuchung
dieser Frage vorab daran scheitert, dass keine ausreichende Anzahl von Versuchsteilnehmer zur Verfügung steht. Der
Mangel an Klarträumern ist vor allem damit zu begründen,
dass in der westlichen Kultur der Traum keine große Aufmerksamkeit erfährt. Um die Versuchspartnerfrage anzugehen, wurden zwei Strategien vorgestellt, die in den folgenden
zwei Studien durchgeführt werden sollen. In der zweiten Studie soll als Nebenfrage die Problematik der eingeschränkten
Handlungsmöglichkeiten im Klartraum nachgegangen werden.
Zusammenfassend wurden im vierten Abschnitt methodische Grundfragen der Traum- bzw. Klartraumforschung diskutiert. Dazu wurde zunächst aus der Sicht der Traumforschung hervorgehoben, dass es sich beim Träumen um ein
subjektives Erleben handelt, das nur in Form eines Traumberichts – indirekt – erhoben werden kann. Im Folgenden
wurden Methoden und Einflussfaktoren der Traumerhebung
erläutert. Aus gestaltpsychologischer Sicht sind die Traumberichte als Phänomenberichte aufzufassen. Will man den
Klartraum erforschen, so muss man sich der experimentellen Phänomenologie bedienen. Erkenntnistheoretische Begründungen wurden hierzu erörtert. Für die Erfassung von
phänomenalen Daten bedarf es demnach der phänomenalen
Methode. Diese besitzt allerdings, im Gegensatz zum experimentellen Vorgehen, keinen expliziten Regelkanon, deshalb wurden einige Ratschläge von Kebeck und Sader für die
phänomenale Methode dargestellt. So soll z.B. der Versuchsteilnehmer in die Untersuchung mit einbezogen werden und
über den Rahmen der Studie im Vorfeld in größerem Maße aufgeklärt werden. In der Klartraumforschung werden die
meisten zuvor genannten Methoden angewandt. Im Gegensatz zur Traumforschung ist jedoch die Traumerhebung in
der Klartraumforschung leichter durchzuführen. Vor allem
wegen der besseren Erinnerung an einen Klartraum und der
gezielten Beobachtungen, die in einem Klartraum während
eines Experiments üblicherweise durchgeführt werden. Zuletzt wurde die Forschungsfrage konkretisiert und ein experimentelles Gruppendesign skizziert. Von der Untersuchung
musste zu diesem Zeitpunkt Abstand genommen werden, vor
allem wegen der Problematik, ausreichend Versuchsteilnehmer für die Untersuchung zu finden. Dieses Problem soll in
den folgenden zwei Studien in Angriff genommen werden.
Zusätzlich wird das Experiment der zweiten Studie das Problem der Handlungsmöglichkeiten im Klartraum thematisieren.
Studie 1 – Sportstudenten als
Klarträumer
Untersuchungsfragen
Wie in dem vorangegangenen Abschnitt dargestellt wurde, soll in der ersten Studie die Versuchsteilnehmerfindung
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
dadurch realisiert werden, dass Studenten innerhalb eines
Kurses das Klarträumen beigebracht werden soll. Aus dem
Unterabschnitt Erlernen von Klarträumen“ geht hervor, dass
”
geeignete Übungen existieren, um das Klarträumen zu erlernen. Allerdings ist die Vielfalt von erfolgsversprechenden Trainingsmethoden in einem wenig erforschten Grau”
bereich“ als kunterbunt“ zu bezeichnen, und viele der ange”
botenen Übungen taugen zu nicht mehr als sich der nächtlichen Ruhe zu berauben. Gute und zuverlässige Übungen sind
also selten. Eine besondere Ansammlung von solchen guten
”
Übungen“, zusammengefasst in einem Kursbuch, bietet Stephen LaBerge in A course in Lucid Dreaming“ (Levitan and
”
LaBerge, 1999). In Anlehnung an dieses Kursbuch wurde ein
eigener Kurs erstellt. Im Rahmen dieses Lehrgangs sollten
die Teilnehmer innerhalb von vier Wochen das Klarträumen erlernen. Der Kurs umfasste eine persönliche Betreuung
sowie verschiedene Hausaufgaben“, wie z.B. eine Traum”
tagebuch zu führen oder spezielle Übungen durchzuführen.
Stephen LaBerge stellte für den Kurs außerdem vier NOVADreamer zur Verfügung.
Untersuchungsdurchführung
Anfänglich wurden möglichst viele interessierte Personen über Aushänge am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg gesucht, die sich erstens
für die Thematik des Klarträumens interessierten und zweitens genügend motiviert erschienen, vier Wochen lang an einem Kurs teilzunehmen. Insgesamt gab es dreizehn Personen, die für den Kurs Interesse zeigten. Diese wurden jeweils gebeten, einen Fragebogen zum Thema Klarträumen
auszufüllen, um zu evaluieren, in wie fern sie mit dem Thema Klarträumen vertraut waren. Da insgesamt nur vier Teilnehmer an dem Kurs teilnehmen konnten, wurde in Einzelgesprächen geprüft, welche Personen besonders geeignet waren. Die geringe Anzahl der Teilnehmer begründet sich darin, dass der Kurs durch eine sehr intensive Einzelbetreuung
geprägt ist, welche mehr als vier Personen kaum zuließ. Außerdem standen nur vier NOVA-Dreamer zur Verfügung, die
ein fester Bestandteil des Kurses in den letzten zwei Wochen
darstellten.
Es wurden vier gut motivierte Sportstudenten für den
Kurs ausgewählt. Alle vier gaben an, zumindest einmal einen
Klartraum erlebt zu haben, aber nicht regelmäßig bewusst
zu träumen. Wie sich allerdings in späteren Gesprächen ergab, waren die genannten Klarträume alle als prä-luzide
”
Träume“ (Green & McCreery, 1998, S. 32f) einzustufen.
Dieser Traumtypus ist einem Klartraum nahe verwandt, allerdings meint der Träumende nur, dass er träumt oder er
versucht durch Tests“, sich über die wirkliche Situation Ge”
wissheit zu verschaffen. Der Träumer besitzt jedoch in diesem Zustand keine Willensfreiheit über das Traumgeschehen
(siehe dazu auch Studie 2). Manchmal stellt dieser Traumtyp ein Übergangsstadium zum tatsächlichen Klartraum dar,
doch meist fällt der Träumer nach kurzer Zeit in einen normalen Traum zurück. Daraus folgt, dass keiner der Teilnehmer bisher einen tatsächlichen Klartraum erlebt hatte. Die
Traumerinnerung war bei allen vier Studenten als relativ
25
hoch einzustufen (vgl. Tabelle ??).
Die Kursteilnehmer bekamen zu Begin des Kurses jeweils
ein Kursheft, das zum einen als Traumtagebuch genutzt werden sollte und zum anderen Anweisungen für die einzelnen
Klartraumübungen beinhaltete (siehe Anhang A). Innerhalb
der vier Wochen waren die Teilnehmer dazu angehalten, einmal pro Woche zu einem persönlichen Gespräch vorbeizukommen, um Erfahrungen zu berichten, neue Übungen zu
besprechen und über Probleme bzw. Schwierigkeiten zu diskutiert. Inhaltlich hatten die einzelnen Wochen verschiedene
Schwerpunkte, die im Folgenden kurz referiert werden sollen. Die verwendeten Techniken (Reflexionstechnik, MILD
und der NOVA-Dreamer) wurden bereits in Unterabschnitt
Erlernen von Klarträumen“ vorgestellt.
”
Schwerpunkte der ersten Woche: Am Anfang sollte
zunächst die Traumerinnerung gesteigert werden. Dies gelingt im allgemeinen dadurch, dass man beginnt, ein Traumtagebuch zu führen und darin möglichst viele Träume
durchgängig notiert. Weiterhin wurde die Reflexionstechnik eingeführt. Die kritische Frage, ob man wach ist oder
”
träumt“, sollte also mehrmals am Tag gestellt werden. Rea12
litätstests wurden erläutert.
Schwerpunkte der zweiten Woche: Wenn genügend normale Träume vorgelegen haben (ca. 5-10 Träume), wurden diese Traumberichte nach Hinweisen durchsucht, die
für einen Traum typisch sind ( dreamsigns“ hier als Traum”
hinweise). Diese Traumhinweise werden in vier Kategorien eingeteilt: ungewöhnliche Gedankengänge, ungewöhnliche Handlungen, ungewöhnlicher Kontext und ungewohnte
Umgebung.
Schwerpunkte der dritten Woche: Mit Hilfe der Traumhinweise konnte die Mnemotic Induction of Lucid Dreams“”
Technik (MILD) angewendet werden. An die Traumhinweise koppelt man dabei in Gedanken die Intention, dass man
erkennen wird, dass man träumt. Der NOVA-Dreamer wurde
eingeführt und die Einstellungen der Brille wurden erläutert.
Schwerpunkte der vierten Woche: In der letzten Woche
sollte in mehreren Nächten der NOVA-Dreamer getragen
werden. Die Brille speichert über eine Nacht hinweg jede
registrierte Augenbewegung. Diese Daten wurden an einen
PC übertragen und für weitere Einstellungen und Analysen
verwendet. Vor allem muss die Intensität der Leuchtdioden
und die Empfindlichkeit des Sensors in den ersten Nächten
angepasst werden. Techniken, um Klarträume zu verlängern,
wurden besprochen.
12
Mit einem Realitätstest kann man überprüfen, ob man gerade
träumt oder wach ist. In einem Traum stellt sich z.B. ein Schwebegefühl ein, wenn man in die Luft springt oder bei einer schnellen
Körperdrehung dreht die Umgebung nach dem stoppen ein wenig
nach. Der Lesetest ist ebenfalls ein guter Realitätscheck. Dazu liest
man einen beliebigen Satz, schaut kurz weg und liest den selben
Satz erneut. Danach wiederholt man den Vorgang kritisch ein zweites Mal. Bleibt das Geschriebene unverändert, so ist man sehr wahrscheinlich wach! Sind Sie gerade wach?
26
DANIEL ERLACHER
Ergebnisse
Die Begeisterung der Teilnehmer zu Beginn des Kurses
war groß, nahm aber kontinuierlich über die Wochen ab.
Das Nachlassen des Interesse zeigte sich am deutlichsten an
den Eintragungen im Traumtagbuch. Während in der ersten
Woche durchschnittlich zwei bis drei Träume pro Nacht notiert wurden, waren es in der dritten Woche nur noch durchschnittlich zwei Träume alle zwei Tage. Ebenfalls nahmen
die wöchentlichen Sitzungen ab. Allerdings war dieser Abfall auch zu erwarten und insgesamt gesehen konnte die Beteiligung am Kurs als sehr erfreulich bezeichnet werden,
wenn man bedenkt, dass die Teilnahme nur intrinsisch motiviert war, d.h. sie wurden für ihre Bemühungen in keiner
materiellen Form vergütet.
Nach der ersten Wochen notierte jeder Teilnehmer mehr
als acht Traumberichte. Diese Traumberichte wurden in der
ersten Sitzung gemeinsam durchgesehen, und – wie in dem
folgenden Beispiel13 dargestellt – Traumhinweis gekennzeichnet:
Traumbeispiel: Ich bin mit den anderen Skilehrern auf Fortbildungslehrgang im Stubaital
(Kontext). Das Wetter ist bewölkt und kalt. Aus
irgendeinem Grund lass ich mir meine Skikarte
an einer Liftstation verlängern, obwohl sie noch
gültig ist (Handlung), merke das aber erst, als
es zu spät ist und ich das Geld bezahlt habe.
Ich ärgere mich (Gedanke) über diese unnötige Geldausgabe, aber noch mehr ärgert mich
(Gedanke), dass der Rest der Gruppe mal wieder nicht auf mich gewartet hat, sondern einfach weitergefahren ist. Ich versuche, die Leute auf dem Hang wiederzufinden, wobei ich eine
ganze Reihe von Liften fahren muss. Es handelt
sich dabei um ziemlich seltsame Lifte (Form):
Zweier-Sessellifte, bei denen die Skier mal auf
dem Boden sind, mal in der Luft. Am Ende des
Lifts steht einer vom Liftpersonal und gurtet
dich ab (Handlung!) – sehr seltsam, aber im
Traum kam mir das wie die normalste Sache der
Welt vor. . .
In dieser Art wurden die Traumberichte auf ungewöhnliche Handlungen, Gedanken, Kontexten und Formen analysiert. Jeder Träumer erhielt so eine Auflistung von Traumhinweisen. Häuften sich in einer bestimmten Kategorie die
Hinweise besonders, so wie in dem Beispiel mehrmals Ärger
(Gedanke) im Traum empfunden wurde, bekam der Teilnehmer die Anweisung, jedesmal wenn er Ärger im Wachleben
verspürte, die kritische Frage Wach‘ ich oder träum‘ ich?“
”
zu stellen und einen Realitätstest durchzuführen. Mit Hilfe
der Traumhinweise konnte dann die MILD-Technik zur Anwendung kommen. Bei zwei Teilnehmern führte diese Technik zum Erfolg. So berichtet A.P. folgenden Klartraum:
Traumbeispiel: . . . sehe ich oben auf dem Display des Notebooks ein kleines Display hängen
und kann dort Fernsehprogramme sehen. Ich
denke: Das gibt‘s doch nicht! Mein Notebook
”
hat weder ein extra Display noch eine Videokarte. Träume ich vielleicht? Sofort schnappe ich
mir auf dem Tisch einen Art Schachtel, auf der
Zahlen stehen. Ich versuche, die Zahlen zu lesen, zu behalten, dann dreh ich die Schachtel
um und wieder zurück. Beim ersten Mal bleiben die Zahlen dieselben. Ich vermute, dass ich
träume, zweifle allerdings – alles ist so real! Ich
dreh die Schachtel nochmal rum, dann wieder
zurück. Jetzt stehen da andere Zahlen. Ich weiß
nun, dass ich träume. Darauf hin will ich irgendetwas verändern, anstellen oder steuern. Das
war wohl zu viel, denn im selben Moment wache
ich auf.14
Zuvor war der Teilnehmer in den frühen Morgenstunden
aus einem Traum aufgewacht, beim Wiedereinschlafen hatte
er die MILD-Technik angewandt. Der Realitätstest ermöglichte es ihm, im folgenden Traum zu erkennen, dass er
träumt. In der MILD-Technik ist es ebenfalls wichtig, sich
für den Traum eine ganz bestimmte Handlung vorzunehmen,
denn über die Erinnerung an die Handlungsvornahme kann
im Traum die Klarheit über den Bewustseinszustand gewonnen bzw. stabilisiert werden. Bei dem zweiten Klartraum von
N.B. half dieser Trick“, das Bewusstsein im Traum für kurze
”
Zeit zu stabilisieren:
Traumbeispiel: Um den Klartraum zu üben, sollte ich mir vor dem Einschlafen vornehmen, sobald ich träume und mir dies bewusst wird, zu einer Wand zu gehen. Ich träumte in dieser Nacht
davon, dass ich zusammen mit einigen anderen,
die aber kein Gesicht hatten, einen Vortag auf
einem freien Feld hörte. Der Vortrag wurde von
einem Mann gehalten, der ebenfalls kein Gesicht hatte, aber sehr groß und stabil war. Der
Vortrag handelte von Feldsalat. Ich war sehr
gefesselt von den Ausführungen des Dozenten.
Leider weiß ich nicht, warum mir bewusst wurde, dass ich träumte. Wie ich mir vorgenommen
hatte, lief ich zur Wand. Es war auf einmal eine
Wand da, die vorher in meinem Traum – zumindest in dem Teil, den ich bewusst träumte – nicht
vorgekommen war. Ich stand an der Wand und
bin leider aufgewacht, weil ich mich so sehr gefreut hatte, einen Klartraum erlebt zu haben und
die Handlung beeinflusst zu haben. Schade!
In der dritten und vierten Woche wurde der NOVADreamer eingesetzt, um Klarträume zu induzieren. In den
13
Die folgenden Traumberichte wurden von mir zur Wahrung
der Anonymität der Versuchsteilnehmer und auch aus sprachlichen
Gründen mehr oder weniger redigiert.
14
Auf der Rückseite des Kursheftes bzw. Traumtagebuch sind
drei Zahlenreihen gedruckt, mit denen man im Wachen einen Lesetest durchführen soll, um sich zu überzeugen, dass man nicht
träumt.
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
27
Uhrzeit, doch anstatt meines digitalen Weckers
stand dort nur eine Sanduhr. Ich träume!“,
”
sagte ich mir selbst und betrachtete nun mein
Zimmer genauer. Alles erschien so real. Als ich
zum Fenster hinaus schaute, began die Sonne auf einmal unheimlich hell zu leuchten. Ich
wachte auf, der NOVA-Dreamer blinkte. Mit einem Realitätstest vergewisserte ich mich, dass
ich tatsächlich wach war.15
Figure 14. Der NOVA-Dreamer speichert die gesendeten Lichtsignale einer Nacht. Diese Informationen können in dem Programm
SuperNova“ angezeigt werden. Die Einstellung ist aus der unteren
”
Spalte ersichtlich. Hier: cue duration: 15 (Anzahl der Lichtblitze),
cue intensity: 2 (Intensität 1=schwach bis 6=sehr hell), cue rate:
2 (Blinkfrequenz 1=1/sec bis 6=6/sec), cue type: 1 (verschiedene
Einstellung möglich, z.B abwechselndes Blinken oder mit akustischem Signal) (siehe NovaDreamer – Operation Manual“, Levi”
tan, 1999).
ersten beiden Nächten wurden dazu die Empfindlichkeit des
Sensors justiert und die Intensität der Leuchtdioden eingestellt. Bei falscher Einstellung des Sensors kann es dazu
kommen, dass von der Brille überhaupt keine oder nur wenige Augenbewegungen registriert und daher keine Lichtsignale gesendet werden, oder aber der Sensor ist zu empfindlich eingestellt und die Leuchtdioden blinken viel zu oft
und stören dadurch den Schlaf. Die Intensität der Leuchtdioden kann in Helligkeit und Blinkfrequenz verändert werden. Je nach Schlaftiefe des Nutzers kann bei einer zu hohen Intensität das Blinken der Leuchtdioden zum Erwachen
führen. Die Intensität muss dann erniedrigt werden. Nach einer Nacht kann man die Qualität der Einstellung grob überprüfen, in dem man die gespeicherten Werte an einen Computer überträgt und sich die Daten der Nacht näher betrachtet. In Abbildung 14 sieht man die Aufzeichnung des NOVADreamers über eine Nacht hinweg. Insgesamt wurden 19
Lichtsignale gesendet. Wie man an der Verteilung der Lichtsignale erkennen kann, war der Sensor der Brille optimal
eingestellt. Alle eineinhalb bis zwei Stunden registrierte er
Augenbewegungen (REM-Schlaf), d.h. die Leuchtdioden der
Brille wurden aktiv. Aus dem Traumbericht geht hervor, dass
keiner der Lichtblitze den Träumer aufweckte, aber auch keine Lichterscheinungen im Traumbericht auftauchten. Die Intensität der Leuchtdioden wurde also für das nächste Mal
erhöht. Wie das folgende Beispiel illustriert, war der NOVADreamer als Induktionshilfe von Klarträumen in einem Fall
erfolgreich:
Traumbeispiel: Ich lag in meinem Bett und
der NOVA-Dreamer leuchtet mir unangenehm
in meine Augen. Ich nahm die Brille ab und
drückte den Realitätsknopf an der Vorderseite
der Maske. Allerdings blieb das Leuchten und
Piepsen der Brille aus – ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dies ein Traum sein könnte. Ich
blickte zu meinem Wecker und schaute auf die
Ein Nachteil des NOVA-Dreamers wird in dem Beispiel
deutlich: die Brille kann nicht wissen, dass der Träumer den
Klartraumzustand erreicht hat und so kann es passieren, dass
durch weiteres Blinken der Träumer geweckt wird. Ein weiteres Problem mit dem NOVA-Dreamer besteht darin, dass
manche Menschen das Tragen der Maske als sehr unangenehm empfinden. Wenn diese Personen es dennoch schafften, mit der Brille einzuschlafen, stellen sie am Morgen meist
fest, dass sie die Brille während des Schlafes heruntergerissen hatten. Bei zwei der Teilnehmer kam deshalb der NOVADreamer nicht zum Einsatz.
Diskussion
Wie soll man die Ergebnisse des Kurses nun bewerten?
Auf der einen Seite war es möglich, dass drei von vier Teilnehmer in einem relativ kurzen Zeitraum einen Klartraum erleben konnten. Auf der anderen Seite waren es nur ein Klartraum pro Person innerhalb von vier Wochen und alle drei
Klarträume waren von sehr kurzer Dauer. In keinem dieser
genannten Träume wäre für den Träumer ausreichend Zeit
gewesen, um sportliche Aktivitäten, ein Klartraumtraining
oder ein Experiment durchzuführen. Mit diesen unbefriedigenden Ergebnissen bat ich Stephen LaBerge um einen Kommentar. Seine Antwort relativierten die Resultate des Kurses.
I wouldn’t call that a disaster, exactly. A disaster would be more like three students went crazy, two sued you, and one died ;-). A disap”
pointment“ yes! But now you know it isn’t easy teaching people to have Lucid Dreams unless they are already motivated. (S. LaBerge,
persönl. Mitteilung, 19.08.2001)
Er versicherte mir nochmals, dass ihm in den über 20 Jahren, in denen er sich mit den Klarträumen beschäftigt noch
nie eine einwandfrei funktionierende Induktionstechnik begegnet war, die innerhalb kurzer Zeit zu nächtlichen Klarträumen führte. Innerhalb seiner Workshops war der entscheidenste Faktor für das Herbeiführen von Klarträumen
die Motivation, die eine Person aufbrachte, um den Anweisungen der Techniken kontinuierlich Folge zu leisten. Erschwerend kommt zu dem Klartraumerwerb hinzu, dass –
15
Elektrische Geräte neigen in Klarträumen zu Fehlfunktionen.
Am NOVA-Dreamer ist deshalb ein Taster angebracht. Drückt man
diesen, so blinken die Leuchtdioden kurz auf und ein Piepsen ist
zu hören. Bleibt dies aus, sollte man sich mit einem weiteren Test
vergewissern, ob man träumt oder wacht.
28
DANIEL ERLACHER
so mühselig es erscheint einen Klartraum zu erleben – diese Fähigkeit auch wieder rasch verschwindet, wenn man sich
nicht mehr mit den Träumen auseinandersetzt. Im Moment
stellt das Induzieren von Klarträumen eines der größten Probleme in der Klartraumforschung dar und eine Lösung ist
noch nicht in Sicht. Zukünftige Forschung wird sich also vor
allem mit diesem Dilemma auseinander setzen müssen. Eine
Verbesserung von externen Induktionshilfen, wie z.B. dem
NOVA-Dreamer ist dabei in naher Zukunft zu erwarten.
Fassen wir die erste Studie zusammen. Schwerpunkt der
Untersuchung war es zu ergründen, wie einfach es Studierenden fallen würde, das Klarträumen zu erlernen. Diese Untersuchungsfrage entstand deshalb, weil es ein grundsätzliches
Problem ist, Klarträumer für Untersuchungen zu finden. Es
wurde ein vierwöchiger Kurs erstellt, an dem vier motivierte
Sportstudent bereit waren teilzunehmen. Drei der vier Teilnehmer konnten innerhalb der vier Wochen einen Klartraum
mit den im Kurs beschriebenen Techniken herbeiführen. Allerdings waren alle drei Klarträume von kurzer Dauer. Im
Bezug auf weiterführende Experimente im Klartraum waren diese Ergebnisse sehr ernüchternd. In Anbetracht dessen,
dass die Herbeiführung von Klarträumen ein großes Problem
für die Klartraumforschung darstellt, konnten die Ergebnisse
schließlich doch als Erfolg gewertet werden.
Studie 2 – Klarträumer als
Sportler
Untersuchungsfragen
Im dritten Abschnitt wurde erläutert, dass es mindestens
zwei Wege gibt, um die Versuchspartnerfrage“ zu lösen.
”
Während die erste Möglichkeit – das Erlernen von Klarträumen – in der Studie 1 im Mittelpunkt stand, soll nun
in der zweiten Studie der zweiten Strategie gefolgt werden.
Das Ziel hierbei ist es, dass man bereits erfahrene Klarträumer bittet, an einem Experiment über das Klarträumen teilzunehmen. Dies setzt voraus, dass man erstens weiß, wo
Klarträumer zu finden sind und zweitens ein experimentelles Design vorliegen hat, in dem die Klarträumer mitwirken
können. Beim ersten Punkt soll das WorldWideWeb“ wei”
terhelfen. Im Internet ist es inzwischen möglich, zu jedem
Thema eine sogenannte Mailingliste“ zu finden. So gibt es
”
auch eine deutsche Mailingliste zum Thema luzides (be”
16
wußtes) Träumen“ . In dieser Mailingliste kann sich jeder
interessierte Internetnutzer anmelden und über das Listenthema diskutieren. Die Liste eignet sich demnach für die Suche
nach potentiellen Klarträumern. Weiterhin kann man in sogenannten Webcrawlern“ Internetseiten ausfindig machen,
”
die sich mit dem Thema Klartraum befassen. Die Seitenbetreiber sind meist selbst Klarträumer und somit prinzipielle
Ansprechpartner für ein Klartraumexperiment, oder sie bieten ein Gästebuch“ an, in dem Hinweise auf weitere Klar”
träumer zu finden sind. Im Bezug auf das experimentelle
Design bietet die Untersuchungsreihe Experiments in Lu”
cid Dreaming“ von LaBerge eine geeignete Hilfestellung an.
Wie schon erwähnt, wurden die Leser der Zeitschrift Night”
Light“ vierteljährlich gebeten, sich an den Experiment zu be-
teiligen. Der Aufbau der Experiments in Lucid Dreaming“
”
wurde für einen eigenen Experimententwurf übernommen.
Das Experiment beschäftigt sich dabei mit der aufgeworfenen Problematik der Handlungsmöglichkeiten eines Klarträumers im Klartraum. Konkret stellt sich die Frage, wie
einfach es verschiedenen Klarträumern gelingen wird, in
ihren Klarträumen sportlich Aktivitäten durchzuführen, dabei soll über jeden Erfolg und Misserfolg berichtet werden.
Aus den Klartraumberichten sollen dann mehr Information
darüber gewonnen werden, wo Grenzen und Möglichkeiten
der Handlungsmöglichkeiten im Klartraum liegen.
Untersuchungsdurchführung
Als Vorlage für das Experiment wurde eine Untersuchung
von LaBerge (1992) gewählt. In dem Experiment Mirrors
”
and Light“ stellte er seinen Lesern die Aufgabe, in ihren
Klarträumen erstens ein elektrisches Licht ein bzw. auszuschalten und zweitens das eigene Spiegelbild zu betrachten. Wie üblich wurden die Teilnehmer ausführlich in die
Thematik eingeführt, außerdem gab es explizite Versuchsanweisungen und die eigenen Beobachtungen sollten in einem
Klartraumbericht festgehalten und an das Lucidity Institute“
”
zurückgeschickt werden. Mehrere Modifikationen wurden an
dem bestehenden Design vorgenommen:
Internetseite – Die gesamte Untersuchung wurde als Internetversion realisiert, d.h. alle erforderlichen Dokumente
(siehe Anlage B) waren unter der Internetadresse http://klar”
traum.uni-hd.de“ abzurufen. Das Layout ermöglichte es dem
Teilnehmer, in bequemen Schritt für Schritt“ Anweisungen
”
durch die Studie geführt zu werden (siehe Abbildung 15).
Unterlagen wie z.B. Anweisungen, Traumberichtsbögen und
Traumcheckliste, die vom Teilnehmer während des Abends
16
Die Adresse der Mailingliste lautet http://kyb.faveve.uni”
stuttgart.de/luCDT-l/“
Figure 15. Die Internetseite http://klartraum.uni-hd.de“ beinhal”
tete die gesamten Dokumente, die für eine Teilnahme wesentlich
waren. Die Navigationsleiste im linken Frame gewährleistete dem
Teilnehmer eine einfache Orientierung in der Seitenstruktur.
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
oder der Nacht benötigt wurden, konnten von ihm zu Hause ausgedruckt werden. Die entsprechenden Unterlagen lagen als pdf-Dateien“ in einem gesonderten Schritt zur
”
Verfügung.
Fragebogen – Zu Beginn der Studie sollte jeder Teilnehmer einen Online-Fragebogen ausfüllen. Der Fragebogen erfasste vor allem Daten über die Erfahrung der einzelnen Teilnehmer im Klarträumen. Der Fragebogen wird dabei als Formular am heimischen Rechner online“ vom Teilnehmer aus”
gefüllt und abgeschickt. Über ein sogenanntes Common Ga”
teway Interface“ werden die in das Formular eingetragenen
Daten auf dem Universitätsserver in einem Ordner gespeichert, der nur von dem Untersuchungsleiter zugänglich ist.
Die übertragenen Daten konnten für weitere statistische Auswertungen direkt in ein entsprechendes Programm (z.B. Excel) importiert werden.
Aufgaben – Die Teilnehmer sollten sich in die Unterlagen einlesen. Die Aufgabe, die der Versuchsteilnehmer
durchführen sollte, bestand darin, eine beliebige, selbstgewählte sportliche Übung im Klartraum durchzuführen.
Die von dem Teilnehmer gewählte Aufgabe sollte in einem
weiteren Formular genau beschrieben werden. Um einen
Überblick über die Häufigkeit der erlebten Klarträume bzw.
Träume des Teilnehmers zu bekommen, sollte dieser innerhalb der folgenden vier Wochen in einer Checkliste die Anzahl der erlebten Klarträume sowie Träume pro Nacht notieren. Im Falle eines Klartraums war der Klarträumer aufgefordert, die gewählte Übung durchzuführen. Nach einem Klartraum sollte ein Klartraumbericht geschrieben werden und
fünf weitere Fragen auf dem Traumberichtsbogen beantwortet werden, egal ob die Aufgabe durchgeführt werden konnte
oder nicht.
Rückmeldung – Nach jeder Woche sollte der Teilnehmer
auf die Internetseite zurückkehren und seine gesammelten
Resultate in ein gesondertes Internetformular übertragen. So
war es ihm möglich, seine Beobachtungen ohne großen Aufwand an mich zurückzusenden. Die Antwortformulare entsprachen dabei den gedruckten Vorlagen, in die der Träumer
seine Beobachtungen notierte.
Ergebnisse
In der Zeit vom 17. Juli bis zum 12. September 2001
war die Internetseite unter der angegebenen Adresse freigeschaltet und für jeden Internetnutzer zugänglich. Es wurde
an verschiedenen Stellen im Internet wiederholt dazu eingeladen, die Seite aufzusuchen, um an der Studie teilzunehmen. Weiterhin wurden mehrere E-Mails an unterschiedliche Klarträumer gesendet, mit der gleichen Aufforderung,
die Seite zu besuchen. Allein über die Mailingliste sollten
so schon über 40 potentielle Klarträumer erreicht werden.
Mit den direkt versendeten Mails müsste die Anzahl der angesprochenen Personen bei ca. 60 liegen. Einige der angeschriebenen Klarträumer haben unmittelbar zurückgeschrieben und mir mitgeteilt, dass sie gerne teilnehmen würden,
aber daran zweifelten, ob sie genügend Klarträume erfahren
würden, um an der Studie mitzuwirken. Diese wurden aufgefordert auf jeden Fall an der Studie teilzunehmen. Andere
29
sagten aus verschiedensten Gründen ab. Nach den ersten Wochen machten dann nur drei Klarträumer den ersten Schritt
und füllten den Online-Fragebogen aus. Zwei von den drei
Teilnehmern entschlossen sich dazu, weitere Schritte in der
Studie zu unternehmen. Tatsächlich beendete aber keiner der
Teilnehmer die Studie und kein einziger Wochenbericht oder
Klartraumbericht ist in dem Zeitraum der Datenerhebung“
”
zurückgekommen.
Diskussion
Ein weiteres Desaster“? Ja und Nein. Zum einen ist es
”
natürlich enttäuschend, wenn es nicht gelingt, auch nur einen
Klartraumbericht zu erheben, vor allem wenn man bedenkt,
wie viel Mühe und Anstrengung in die Realisierung der Studie gesteckt wurde. Zum anderen lernt man bekanntlich aus
Fehlern und es wurden einige Fehler begangen, die vorauszuahnen waren, aber durch eine gewisse Naivität übersehen
wurden. Naiv in dem Sinne, dass die Teilnehmer schon sehr
motiviert sein müssten, um über einen Zeitraum von vier Wochen freiwillig an einer Studie teilzunehmen, ohne dabei in
irgend einer Form vergütet zu werden. Der Umfang der Untersuchung war also viel zu groß gewählt worden. Ein einfacheres Experiment mit weniger Anweisungen und zeitlicher
Beanspruchung für den Teilnehmer hätte das Feedback sicher positiv beeinflusst.
Ein Punkt, der versöhnlich stimmte, war, dass die Realisierung von Internetexperimenten eine kaum verbreitet Methode darstellt. Allein die Umsetzung der Untersuchung in
ein Online-Format bedurfte mehrere Monate Arbeitszeit. Mit
dem gewonnenen Wissen ist es ein Leichtes, den Untersuchungsaufbau zu variieren; so kann z.B. das bestehende Experiment weniger umfangreich gestaltet werden. Damit wäre
es dann möglich, in kleineren Untersuchungseinheiten Klarträumer zu motivieren an einem Experiment teilzunehmen.
Ein weitere Möglichkeit, mehr Ergebnisse zu erzielen, bietet die Übersetzung der Online-Studie in die englische Sprache. Dadurch könnte man eine viel größere Population an
potentiellen Teilnehmer ansprechen. Allein die Mailingliste
des Lucidity Institute“ umfasst mehrere tausend Einträge.
”
Im Bezug auf die Versuchsteilnehmerfrage“, die ja von zen”
traler Bedeutung in den beiden Untersuchungen war, bleibt
zu sagen, dass die Online-Experiment in zukünftigen Experimenten ein durchaus vielversprechendes Potential aufweisen.
Fassen wir auch die zweite Untersuchung kurz zusammen. Ziel der Studie war es, die Versuchspartnerfrage mit der
zweiten Strategie anzugehen. Dabei wurde versucht, Klarträumer im Internet aufzuspüren. Diese wurden gebeten, an
einem Online-Experiment mitzuwirken. Das Design des Experiments wurde von LaBerges Untersuchung Mirrors and
”
Lights“ übernommen und in wesentlichen Punkten modifiziert. Innerhalb des Experiments waren die Teilnehmer dazu
aufgefordert, eine komplexe sportliche Übung im Klartraum
durchzuführen. Über spezielle Online-Formulare konnten die
Resultate der Beobachtungen zurückgesendet werden. Innerhalb der zwei Monaten, in denen die Studie online“ war,
”
beteiligten sich nur drei Personen am Experiment; keiner be-
30
DANIEL ERLACHER
endete es. In zukünftigen Online-Experimenten muss vor allem darauf geachtet werden, die Anforderungen an den Teilnehmer nicht zu groß werden zu lassen. Prinzipiell lässt das
Online-Design jedoch hoffen, in Zukunft mehr Daten erheben zu können.
Zusammenfassung und Ausblick
A man was walking home late one night
when he saw the Mulla Nasrudin searching
under a street light on hands and knees
for something on the ground.
Mulla, what have you lost“ he asked.
”
The key to my house,“ Nasrudin said.
”
I’ll help you look,“ the man said.
”
Soon, both men were down on their knees,
looking for the key.
After a number of minutes, the man asked,
Where exactly did you drop it?“
”
Nasrudin waved his arm back toward the
darkness.
Over there, in my house.“
”
The first man jumped up.
Then why are you looking for it here?“
”
Because there is more light here
”
than inside my house.“
— Nasrudin wisdom
Wie in der Einleitung begründet, legt diese Magisterarbeit zwei Schwerpunkte: den Klartraum und dessen Anwendung für Zwecke des sportmotorischen Lernens. Nach der
Einführung in das Thema im Abschnitt 1 wurde dementsprechend in Abschnitt 2 der Fokus zunächst auf das Phänomen Klartraum gerichtet. Dort wurde das Klarträumen so
beschrieben, dass es sich um REM-Träume handelt, in denen das phänomenal erlebte Traum-Ich seinen Zustand des
Träumens reflektiert und daraufhin die Geschehnisse im
Traum willkürlich verändern kann. Über die im EOG aufgezeichnete Augenbewegung des schlafenden Körpers kann
das Traum-Ich der Außenwelt mitteilen, dass es gerade
träumt. Beim Klarträumen handelt es sich um eine erlernbare Fertigkeit. Im Zentrum des Abschnitts 3 dieser Arbeit standen Aspekte des Bewegungslernens. Motorisches
Lernen wurde – informationstheoretisch – als Erwerb von
generalisierten motorischen Programmen und zugehörigen
Schemata definiert, wobei sich gezieltes Training in angestrebten Verbesserungen niederschlägt. Das mentale Training
nimmt im Sport eine Sonderstellung ein, weil es dem Sportler die Möglichkeit bietet, Bewegungen nur in der Vorstellung zu trainieren. Die Effekte werden dabei hauptsächlich
auf die Verbesserung kognitiver Anteile einer Bewegung
zurückgeführt. Die Programmierungshypothese bietet eine
Erklärung für die mentale Optimierung motorischer Anteile einer Bewegung. Ein Klartraumtraining ist insofern dem
mentalen Training gleichzusetzen, als dass sich der physikalische Körper dabei nicht bewegt. Beim näheren Hinsehen zeigen sich jedoch qualitative und physiologische Un-
terschiede, die die Vermutung plausibel erscheinen lassen,
dass das Training im Klartraum dem mentalen Training deutlich überlegen ist. Der Abschnitt 4 war geprägt durch methodische Vorüberlegungen, die zum einen aus der Traumforschung abgeleitet wurden und zum anderen aus der experimentellen Phänomenologie gewonnen werden konnten.
Ein zentraler Aspekt der Traumforschung bezieht sich darauf, dass sich das Träumen nur im subjektiven Erleben in seiner Ganzheit zeigt. Der Traumbericht, der das Traumerleben
indirekt umschreibt, spielt deshalb eine zentrale Rolle in der
Traumforschung. Traumerhebungsmethoden und Methoden
der phänomenalen Datenerhebung wurden ausführlich diskutiert, um ein möglichst unverzerrte Darstellung von Phänomenberichten zu gewährleisten. Letztendlich wurde die Untersuchungsfrage folgendermaßen formuliert: Führt das Trainieren von motorischen Fertigkeiten im Klartraum zu einer
Verbesserung dieser Fertigkeiten im Wachen? Das skizzierte experimentelle Gruppendesign konnte vor dem Hintergrund der mangelnden Versuchsteilnehmer zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeführt werden. Statt dessen erfolgten zwei
Studie, die sich mit der Versuchspartnerfrage beschäftigten.
Die Studien stellen von daher erste Schritte dar, sich dem Untersuchungsfeld anzunähern. Beide Strategien, die gewählt
wurden, um die Problematik zu lösen, brachten nur mäßigen
Erfolg. Dennoch war in beiden Studien auch positive Aspekte zu vermerken, die hoffen lassen, dass in zukünftigen Experimenten sich besser Resultate zeigen werden.
Im Hinblick auf motorische Lernprozesse im Klartraum
soll nach all dem Gesagten Folgendes festgehalten werden:
Geht es um die rein kognitiven Anteile von Bewegungsaufgaben, zeigen schon die umfassenden Forschungsresultate
zum mentalen Training, dass es Bewegungsleistungen auf
rein mentalem Weg zu optimieren sind. Entsprechende empirische Belege aus der Klartraumforschung stehen zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch aus; es ergeben sich jedoch starke
Hinweise für die Hypothese, dass ein Klartraumtraining auch
in motorischer Hinsicht leistungssteigernd wirkt. Vorausgesetzt wird dabei stets, dass zwischen phänomenalem KörperIch und physikalischem Körper enge Wechselbeziehungen
bestehen. Diese Annahme jedoch wird durch die skizzierte
Befundlage zum mentalen Training sowie durch vorliegende
Klartraumberichte gestützt. In weiteren Studien muss man
sich allerdings dazu wieder in das unbeleuchtete Haus“ be”
geben, um dort im Dunkeln nach weiteren empirischen Hinweisen für die Effektivität des Klartraumtrainings zu suchen.
Denn die Hoffnung im Licht“ weitere Erkenntnisse zu ge”
winnen sind wie bei Nasrudin aussichstslos.
Danksagung
Keiner ist so verrückt,
daß er nicht noch einen
Verrückteren fände,
der ihn versteht.
— Heinrich Heine
Am Ende möchte ich die Gelegenheit nutzen all denen
TECHNIKTRAINING IM KLARTRAUM
zu danken, die meine Verrücktheiten haben ertragen müssen
und daran beteiligt waren diese Arbeit zu ermöglichen.
Da sind zunächst die Versuchspartner“ der ersten Studie
”
zu nennen, die sich selbst vor den Fernsehkameras des
Südwestrundfunks nicht gescheut haben, meine Spinnerei”
en“ anzuerkennen. Danke also den offiziellen“ Teilnehmern
”
Sven, Nina, Andrè und Nicole, sowie den unzähligen
Inoffiziellen“. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Klaus
”
Roth für die Abnahme der Arbeit, Michael Schredl für
Ratschläge und Diskussionen sowie kritischen Tipps bei
der Erstellung der Internetstudie, dem Mensa-Stammtisch“
”
mit wechselnder Besetzung, allen voran Mario Vitacolonna,
Jochen Stüber, Holger Prestor, das mäßige Essen hat
der Qualität der 12 Uhr Diskussionen“ keinen Schaden
”
zugefügt, Jochen Baumann – ein weiterer Stammtischler“
”
– für seine unzähligen Korrekturen, Stephen LaBerge
für unvergessliche Monate im sonnigen Kalifornien, die
ich vor allem im dunklen Kellergewölben der Stanford
University verbringen durfte, um dort die Grundlagen der
Klartraumforschung zu erlernen, meinem Bruder Sascha
für Unterstützung am Computer und vieles mehr, meinen
Eltern für alle Freiheiten, die sie mir gegeben haben, um
meinen Verrücktheiten freien Lauf zu gewähren, Felix
Ehrlenspiel für phänomenale“ und trans-phänomenale“
”
”
Diskussion über Klarträume, Ernst-Joachim Hossner dafür,
dass er verrückt genug war, mir vor Jahren zuzuhören und
weiterhin, dass er diese Arbeit so umfassend betreut hat. Am
Ende gilt mein Dank meiner Traumfrau“ Carmen dafür,
”
dass sie alle Verrücktheiten bisher mit mir durchgestanden
hat.
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